It took me by surprise von Naoki_Ichigo ================================================================================ Kapitel 1: It took Hakutoku by surprise --------------------------------------- Es überraschte Hakutoku maßlos, als er zum ersten Mal den hasserfüllten Blick seiner Frau Gyokuen sah. Es war nicht das erste Mal, dass seine Frau etwas oder jemanden hasste, aber normalerweise sah sie dabei noch immer ruhig und freundlich aus. Sie hatte noch immer ihre angenehmen Züge und ihre Augen reflektierten nicht nur ihren Hass. Gyokuen war im Allgemeinen eine sehr ruhige, beherrschte und vernünftige Person. Sie war freundlich, verständnisvoll, gnädig und sanft. Sie war die perfekte Kaiserin, eine perfekte Ehefrau und eine perfekte Mutter! Erst kürzlich hatte seine Frau ihr zweites Kind zu Welt gebracht. Ein gesunder kleiner Junge namens Hakuren. Hakutoku war sich sicher, dass sein erste Sohn, Hakuyuu, und sein zweiter Sohn beide zu herausragenden Männern heranwachsen würden, die eines Tages das Kaiserreich Kou in eine strahlende Zukunft führen würden. Eine Zukunft, die er mit ihnen zusammen aufbauen und sie erhalten würden. Aber das waren alles Dinge, die im Moment nicht relevant waren, da die beiden Jungen noch immer kleine Kinder waren. Viel zu jung, unschuldig und unwissend. Normalerweise, in den seltenen Fällen, in denen seine Frau ihren Hass Ausdruck für etwas oder jemanden verlieh, war sie noch immer ihr sanftes selbst. Da war noch immer eine Wärme in ihren Augen, da war noch immer Verständnis und Gnade, da war noch immer ihre Freundlichkeit. Hass war nie die einzige Emotion, die in ihren Augen oder ihrer Haltung reflektiert wurde. Meistens war ihr Hass nicht einmal wirklich Hass, sondern Enttäuschung, Unzufriedenheit und Wut. Aber als er zum ersten Mal nichts außer Hass in ihren Augen und ihrer Haltung wahrnahm, war er überrascht, schockiert und verwirrt. Zuerst dachte er, dass es seine Schuld war. In letzter Zeit hatte er nicht sonderlich viel Zeit mit ihr verbracht. Er war entweder bei Treffen mit Gos und Gais Herrschern oder musste an Besprechungen bezüglich seines eigenen Reiches teilnehmen. Wie sah es mit der künftigen Entwicklung aus? Was musste unternommen werden, um die Sicherheit der Bevölkerung und ihres täglichen Lebens zu gewährleisten? Für was sollten sie die Steuern nutzen? Alles was mit dem Regieren eines Reiches zu tun hatte, musste in diesen Treffen immer wieder besprochen und geregelt werden. Aber bald begriff er, dass seine Abwesenheit nicht der Grund war, denn selbst wenn er Zeit mit ihr verbachte, hatte sie manchmal diesen hasserfüllten Blick. Wenn er sich mit den Botschaftern anderer Länder traf, konnte er spüren wie ein kalter Schauer über seinen Rücken lief. In solchen Momenten sah er unauffällig zu seiner Frau. Manchmal sah sie aus ihren Augenwinkeln zu ihm, so wie er es ebenfalls tat. Manchmal hatte sie ein unheimliches Lächeln auf den Lippen, welches sie entweder hinter ihren Ärmeln verbarg oder als ein freundliches, warmes Lächeln für die Botschafter ausgab. Ihr Blick brannte sich tief in seine Erinnerungen. Ihr Lächeln ließ ihn sich unwohl fühlen und erinnerte ihn an die Dämonen aus den Geschichten seiner Kindheit. In solchen Momenten schien es, als wäre die Person neben ihm, die Person vor ihm, die Person, die seine Frau sein sollte, nicht seine geliebte Frau Ren Gyokuen. Es war jemand, der seine Frau nachahmte. Er hatte keinen Beweis und der Gedanke selbst war so lächerlich, dass er es selbst nicht glauben konnte. Es war nur ein plötzliches Gefühl, wenn er sie ansah. Es fühlte sich an als würde sich Säure in seine Haut brennen, ein Gefühl gegen das er nicht ankämpfen konnte. Der Moment in dem er begriff, dass seine lächerliche Annahme, sein lächerliches Gefühl, nicht lächerlich war, sondern bittere Realität, war auch der Augenblick, in dem er zum ersten Mal in seinem Leben, sich derartig vor einer anderen Person fürchtete, dass er sich nicht einmal mehr bewegen konnte. Es war der Moment, in dem er ermordet wurde. Es überraschte ihn, als er das Schlafzimmer, das seine Frau und er sich teilten, eines Nachts betrat. Dabei hatte er erwartete, dass sie auf ihn gewartet hatte und erhoffte sich eine erholsame Nacht mit ihr zu verbringen. Was er stattdessen bekam war seine Frau, die ihn mit einem hasserfüllten Blick anstarrte und mit einem missverständlichem Lächeln, dass lieblich aussah, aber eigentlich ein Ausdruck des Ekels, den sie fühlte, war und zeigte, wie sehr sie doch auf Hakutoku herab sah, bedachte. Süße Worte, so süß, dass man Kotzen wollte, weil es zu viel war; ein leicht laszive Pose, die ihn unter normalen Umständen erregt hätte; ein angenehmer Geruch, der wohl zu ihrem üblichen Parfüm gehörte, dass in diesem Moment aber ein wenig zu deutlich hervorstach. An jedem anderen Tag, zu jedem anderen Zeitpunkt hätte er das alles wohl anderes interpretiert und ihre süßen Worte, ihre leicht laszive Pose und den angenehmen Geruch als ein eindeutiges Zeichen für eine vergnügliche Nacht verstanden. Doch zu diesem Zeitpunkt wusste er, dass seine Zeit gekommen war. Hakutoku hatte viele Schlachten geschlagen und wusste daher, wenn der Tod an der Tür klopfte. Hakutoku hatte genug Kämpfe hinter sich und wusste, wann es besser war wegzulaufen. Hakutoku hatte genug Schlachten hinter sich, um zu wissen, wann er verloren hatte. Er fragte sich, wann die Dinge angefangen hatten in die falsche Richtung zu laufen. Er fragte sich, wann er seine Frau aus den Augen verloren hatte. War es, als der Konflikt zwischen Go, Gai und Kou in Krieg ausartete? War es als seine beiden ältesten Söhne auf das Schlachtfeld gerufen worden waren? Oder war es als ihre beiden jüngeren Kinder geboren worden waren? Oder war es, als seine Frau anfing mit diesen fragwürdigen Priestern zu interagieren? Er hatte zu spät realisiert, dass diese Priester nichts Gutes im Schilde führten. Er sah, dass seine Frau sich mit ihnen umgab und es schien, als käme sie gut mit ihnen aus. Er dachte, diese Priester würden seine Frau in irgendwas hineinziehen. Er wollte diese Gestalten loswerden. Aber offensichtlich hatte er versagt. Niemals in seinem Leben hätte er gedacht, dass seine Frau die Anführerin dieses bösen Kults war. Niemals in seinem Leben hätte er gedacht, dass seine Frau ihm den Tod wünschte und Zerstörung über die Welt bringen wollte. Wenn er die Zeit zurückdrehen könnte, hätte er diese Priester niemals in sein Land gelassen, hätte seiner Frau mehr Aufmerksamkeit geschenkt, hätte mehr Zeit mit seinen Kindern verbracht, insbesondere mit seinen beiden jüngsten Hakuei und Hakuryuu – er hatte sich kaum mit ihnen beschäftigt, insbesondere mit Hakuryuu, den er eigentlich nur vom Sehen her kannte –, und er würde es nicht noch einmal so weit kommen lassen. Aber er hatte seine Entscheidungen getroffen und nun musste er den Preis dafür zahlen. Ihr Lächeln verwandelte sich in ein erfreutes, amüsiertes und glückliches, alsbald Hakutoku tot auf dem Boden in seinem eigenen Blut lag. Sie würde jede Sekunde genießen und über diesen dümmlichen Menschen lachen, der meinte, er könnte sich ihr und ihrem Kult in den Weg stellen. Und danach würde sie die trauernde Witwe des großartigen Kaisers Ren Hakutoku, der von einem Assassinen eines anderen Landes ermordet worden war, mimen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)