Mit Liebe und Blut von abgemeldet (Wichtelgeschichte für Calafinwe) ================================================================================ Kapitel 3: Blutrote Begierde ---------------------------- Die Welt versinkt in der Dunkelheit. Am Himmel zeigen sich die ersten Sterne und das weiß schimmernde Mondlicht spendet an diesen Abend ein Funken Licht. Gefangen, die Flügeln gestützt und von der Finsternis in Ketten gelegt – sieht Horn wie ein Engel mit Blutrausch aus. Zorn blitzt in den Augen hervor. Vor Lord Crowley als Marionette des Feindes benutzt zu werden, passt ihr nicht in den Kragen. Falls etwas noch Schmutzigeres gibt als das Vieh, dann sprengt der Schatten alle Register. „Lass mich los, sonst entreiße ich dir das dämliche Grinsen!“ Aus dem Schatten ragen Fäden raus, die sich an Horns Körper heften, einmal am Hinterkopf, an den Ellenbogen und Kniekehlen. Anschließend verliert sie die Kontrolle über ihren Körper. Sie fühlt sich widerstandslos, gewissermaßen auch erniedrigt. „Puppen beschweren sich nicht. Sie schweigen und gehorchen“, macht der Schatten klar. „Leider ist diese Schönheit schon vergeben“, lächelt Crowley, sein Gesicht bleibt jedoch hart. Innerhalb weniger Sekunden steht der adlige Vampir neben den Schatten, da Horn somit aus der Angriffsfläche ist und er die Fäden mit einem Hieb entfernen will. Solange er die Vampirin als Schutzschild benutzt, liegen seine Karten nicht so gut. Zudem bemerkt er kurz, wie Horn unter den einen Satz errötet. Ihr Kampfwille kehrt zurück. „Vampire“, faucht der Feind zurück. Crowley holt aus. Die scharfe Seite des Langschwertes schwingt auf die Fäden zu, bis der Schatten diese nach außen krümmt, um nicht abgetrennt zu werden. Fürwahr bleibt der Vampir gelassen. Beim nächsten Mal hat er mehr Erfolg. Wie aus dem Nichts rasen schwarze Pfeile aus der Kreatur und peilen Crowley an. Mit einfachen Handbewegungen zerstört er die Pfeile und das Schwert glänzt im Mondlicht silbrig. Er hat von dem Schatten mehr erwartet, stattdessen verläuft der Kampf bis jetzt leicht.   Mittendrin kämpft Horn mit eisernen Wille gegen die Kontrollmacht des Schattens, der über ihr ruht. Es ist wirkungslos und treibt sie zur Weißglut. Sie muss doch etwas dagegen unternehmen. Augenblicklich passiert ein Moment, der sie regelrecht schockiert. „Lord Crowley!“ Blut strömt über Crowleys rechten Unterarm, nach dem Horn ihn mit der Lanze zum Angriff übergeht und ihn dort unerwartet erwischt. Ab jetzt ist Horn nicht mehr die Herrin über den eigenen Körper. Die Arme fangen an, vor Wut und Sorge zu beben. „Das ist gar nichts“, übermittelt er zu Horns Erleichterung. „Du bist zäher, als du aussiehst.“ Eigentlich hat der Schatten vor, mit den Feinden kurzen Prozess zu machen. Falls die Vampire schneller und scharfsinniger sind, als angenommen, will es keine Zeit verschwenden, die wie Insekten zu zerquetschen. Gerne fädelt es dabei Intrigen ein und spielt noch eine Weile mit ihnen. In seinen Fängen kontrolliert es die Vampirin, die anscheint sich Sorgen, um den anderen Vampir macht. Vielleicht dauert das Spiel ein klein bisschen länger. Somit zieht er weiterhin die Fäden im Hintergrund. Geschwind hebt Horn ihre Lanze hoch und hetzt gegen den eigenen Willen auf Crowley zu, um gleich wieder ihn anzugreifen. Innerlich verflucht sie das Schattenwesen und der Hass juckt in ihren Fingern, es eigenhändig zu erwürgen. „Vorsicht“, warnt Horn und durchbohrt mit der Lanze ein Auto in zwei Hälften, bevor Crowley seitlich ausweicht. Der Lärm gleicht einem Blitzeinschlag auf die Erde samt Donnergrollen. Staub wirbelt und tanzt im Mondschein herum. „Das war ganz schön knapp“, sagt der Vampir und pfeift enthusiastisch. Die Bewunderung dauert nicht lange an, weil der Schatten keine Sekunde vergoldet, den Feind mit seiner Dienerin am laufenden Band anzugreifen. Kinderleicht wehrt Crowley die Angriffe ab, muss aber sicher gehen, dabei Horn nicht zu verletzen. Einmal paradiert das Zweihandschwert haarscharf an Horns Wange vorbei. Er denkt nach, wie er zuerst Horn befreit und wie folgt den Schatten loswird. Tatsächlich liebt er Herausforderungen, aber seine Vertrauten will er nicht in Gefahr bringen. „Halt still, Vampir“, schmachtet der Schatten ungeduldig. „Deine Chancen liegen bei null“, fügt Horn selbstbewusst bei und formt die Lippen zu einem Lächeln. Ihm geht es durch den Strich, von seiner Dienerin so respektlos behandelt zu werden, eher plant er im Gedanken, ihre Kräfte sich anzueignen. Bestimmt schmeckt ihr Blut köstlich und der Kampf gegen sie zeigte schon, dass sie nicht vom schlechten Blut ist. „Genau wie deine jetzt, Vampir.“ Fest beißt Horn die Kiefer zusammen. Von dem Feind aus dringt die hohe, dünne Stimme tief in ihrem Unterbewusstsein ein und ihr wird klar, wenn sie zu lange an seinen Fäden hängt, dann endet ihr Leben an Crowleys und Chess´s Seite. „Was heckst du aus?“, zischt Horn. „Zerbreche dir darüber nicht den Kopf.“ Das Grinsen erweitert sich zu einem offenen Mund. „Du wirst es jetzt spüren.“ Der Freiheit beraubt, werden Horns Augen größer, als der Schatten sich mit spitzen Zähnen ihrem Hals nähert. Sie will nicht. Mit aller Kraft reißt sie an den Fäden, wehrt sich gegen das Vorhaben des Feindes. Kein Mensch oder andere Kreatur darf außer Lord Crowley ihr Blut kosten. Damals hat sie es geschworen. Hass spiegelt sich in den Augen Horns wider. „Ich lehne undankbar ab“, erwidert sie kalt und zögert nicht lange. „Also verzieh dich.“ Anstelle von Kapitulation kämpft Horn gegen den Schatten weiter. Solange der eiserne Wille in ihr brennt, gibt sie niemals auf. „Wie kannst du es wagen, du Miststück!“, tobt der Schatten vor Rage. Bevor er Horns Hals erreicht, drückt er die Kiefern zusammen und hat einen neuen Plan, der Vampirin Leid zuzufügen. So schnell entkommt sie ihm nicht. Ein tiefes Knurren dröhnt aus dem Munde des Schattens, sodass Horn bei dem Laut ein übelgesinntes Gefühl bekommt. Unmittelbar danach nutzt Horn diese Chance, ihm eine Lektion zu erteilen, die sich gewaschen hat. „Deine eigene Schuld“, wirft sie dem Feind vor. „Niemand kommt ungeschoren davon, wenn jemand uns Vampire beleidigt.“ Ihr Blick ist scharf und gleicht einer geschliffenen Klinge. „Ich werde dir…“, regt sich er sich auf und bis auf weiteres bildet sich Horns Lächeln in seinem Gedächtnis ab. „Die Konzentration lässt bei dir nach.“ Der Einfluss ihrer zarten, silberhellen Stimme dringt wie Gift in die Wachsamkeit des Feindes ein und lenkt das Geschehen aus einem Guss in die richtige Richtung. Standhaft baut Horn ihren Kampf gegen die Kontrolle neu auf, um schließlich aus diesen widerlichen Fängen zu entkommen. Auf jeden Fall darf sie nicht nachlassen, provoziert mit Absicht den Schatten, der den Blick nur auf sie hält, nirgends woanders hin. Bald fungiert sie keineswegs mehr als Marionette. „Kleine Blutzecke.“ Ungehalten schnaubt der Schatten. Genug mit den Beleidigungen fängt er an, durch die Fäden die Lebenskraft der Vampirin zu entziehen. Um den anderen Vampir schert er sich später. Zuerst hat er das Vergnügen, sie Stück für Stück zu quälen. „Ngh…verdammt“, japst Horn, als sie spürt, wie die Kraft ihren Körper verlässt. „Entspann dich und genieße deine verdiente Behandlung“, lacht er hämisch. Es brennt wie Feuer, während die Lebensenergie durch die Fäden davon schwindet. Entgegengesetzt fühlt sich der Kontakt mit den Fäden durchdringend an, vielmehr wie Stiche aus Eis. Horn wundert sich, dass sie hohe Temperaturunterschiede wahrnimmt. Augenblick holt sie tief Luft, nach dem der Schatten das Absorbieren beschleunigt, damit die Zeit noch unerträglicher wird. Furchtlos nimmt sie das Leid im Kauf, obwohl die eine große Schmerztoleranz hat. Aus ihrer Sicht ist der Schatten sehr stark. „Vergiss es…ich werde nicht schreien.“ Unerschrockenheit strahlt sie aus. Keine 100 Jahre zwingen sie dazu, dem menschlichen Vieh das Knie zu beugen oder durch den Schatten zu einem Dämon zu werden. Solange sie Lord Crowley und ihre beste Freundin Chess hat, kämpft sie stets weiter. „Hmh. Das ist viel zu Schade“, raunt er. „Ich will deinen Todesschrei hören.“ „Eher wirst du schreien“, sagt Horn direkt. „Unmöglich. Du kleines Insekt kannst mir nicht das Wasser reichen. Wie willst du mich erledigen?“ „Mit einem sauberen Schnitt.“ In derselben Sekunde sticht die Schwertspitze von Crowley durch die Brust des Schattens, als er wie aus dem Nichts zwischen ihm und Horn auftaucht. Die schwarzen Stiefel berühren den Boden federleicht und seine Bewegungen sind flüssig. Horn wusste, dass sie etwas Zeit schinden muss, damit Crowley genügend Zeit hat, den Feind aus dem Hinterhalt anzugreifen. Als ein Team arbeiten die beiden erstklassig zusammen. Vorab realisiert der Schatten nicht, wie sehr sich das Blatt wendet. „Woher…“, versteht der Schatten nicht. „Wie hast du…?“ Anfänglich wächst das Grinsen des Feindes zu einem Grinsen. Derzeitig ragen spitze Zähne raus und graue Wolken steigen aus dem Mund. Im Brustkorb spürt er den Stich, der tiefer hineingeht. Laut schreit er auf und die Fäden werden lose. „Erschaffen von den Menschen“, erklärt der adlige Vampir. „Verfügst du auch über deren Herrschsucht und Dummheit.“ Schmerzhaft grollt der Schatten auf, als Crowley in groben Zügen das Schwert herauszieht. Blut fließt aus der Wunde und beschmutzt den Boden mit dunklen Flecken. Mit ein paar Sprüngen weicht er den Vampiren aus. „Verfluchte Vampire“, nimmt er es ihnen übel. Jedoch ignoriert Crowley ihn, indem er Horn sicher auffängt und auf Händen trägt. Vom Gewicht wiegt sie leichter als sonst, bestimmt hängt es mit den Fäden des Schattens ab. Ansonsten scheint es ihr wohl aufzugehen. „Ausgezeichnet, Lord.“ „Ich hatte auch Unterstützung. Das Lob gebührt auch dir, Horn.“ Horns Gesicht wechselt die Farbe. Komplimente aus seinem Munde zu hören, ehren sie zu tiefst. Hingegen blickt sie dann zum Schatten, der sich nicht von der Stelle rührt. Sie empfindet für diese Kreatur absolute Abscheu. „Er lebt noch.“ „Das ist eindeutig ein Problem“, stimmt Crowley ihr zu. Die Finsternis verschafft dem Schatten ein Vorteil. Ein Schritt weiter nach hinten und schon verlieren die Vampire ihn aus den Augen. Durch die Straße hallen ein unheimliches Geflüster und ein leises Fluchen. Helle Flächen meidet er, die vom Mondlicht stammen. Er sehnt sich nach Rache. Dafür nutzt er auch jede Gelegenheit. Hauptsache das Blut der Vampire fließt bis zum Ende leer aus. Für eine Waffe der Menschen ist er ziemlich nachtragend und weist nicht, wann er aufgeben muss. „Dafür werdet ihr büßen, Vampire“, schäumt der Schatten vor Wut. Davon unbeeindruckt setzt Crowley Horn ab und schärft seine Sinne. Weit kommt der Feind nicht, denn er will Rache. Zu seinem Bedauern ist der Kampf in die Langeweile gerutscht. Letztlich hat er von dem Schatten mehr erwartet, doch auf dem schwachen Niveau kann niemand ihn eine Gefahr darstellen. Am Ende treibt der Kampf ihn nicht mal zum Kampfrausch. „Überlass mir die Kreatur, Lord Crowley. Ich habe eine Rechnung mit ihm offen.“ Nach eigenem Ermessen bittet sie ihn, den Kampf zu beenden. Entschlossenheit ruht auf ihr Gesicht. „Ich überlasse dir den Vortritt“, sagt er und zwinkert ihr zu. Die Blondine nickt und schreitet voran. Danach setzt sie einen gefassten, kampfwilligen Blick auf und stolziert gewandt über den Asphalt. Als Dame kennt sie Manieren und die Waffen einer Vampirin einzusetzen. An ihr weht ein lauwarmer Wind vorbei und von Weiten rascheln die Blätter der Bäume. Es dehnt sich eine Stille aus. Fest umgreift sie ihre Lanze. „Dann komm raus und kämpfe, du Feigling.“ „Ich falle kein zweites Mal auf eure Tricks rein“, ruft er in die Dunkelheit hinein. Mit hoher Geschwindigkeit dreht sich Horn um. Auch Crowley regt sich, fliegt förmlich auf das Ziel zu, genau wie Horn. Darauf folgend spritzt Blut durch die Luft und ein raues Röcheln folgt nach dem Angriff. Durchbohrt von dem Schwert und der Lanze, steht der Schatten in der Falle. Links und rechts halten die Vampire ihn fest, damit er nicht erneut flieht. Mehrmals zuckt der Schatten zusammen und glaubt nicht, dass sein Ende naht. „Verdammt…“, spuckt er erzürnt aus. „Dein Blut riecht widerlich“, informiert Crowley ihn. Ohne ein weiteres Wort löst sich der Schatten auf. Als Schwachstelle dient der Brustkorb, weshalb der Schatten immer im Hinterhalt agiert und Horn als lebendigen Schutzschild verwendete. Zufriedenheit zeichnet sich bei Horn aus und säubert mit einem Tuch ihre Waffe. Dagegen zieht Crowley sein Schwert zurück. „Der Gestank wird eine Weile vorhanden sein“, seufzt Horn und betrachtet die Lanze. „Wir haben aber gewonnen“, merkt er an. „Wohl war. Der Sieg ist unser, aber die Ideen der Menschen werden…verrückter.“ Ein amüsanter Laut entweicht Crowleys Kehle. Einmal fährt er sich durch die Haare und schaut hoch zum Sternenhimmel. „Dann wird es nie langweilig. Menschen sind recht interessantes Nutzvieh.“ Stutzig hebt Horn die Augenbrauen hoch. Sie respektiert, bewundert und liebt ihren Lord, aber seine Vorlieben sind oft sehr ungewöhnlich. Besonders genießt er die Gesellschaft von Ferid, der andauernd Intrigen und Aktionen auf exzentrischer Weise plant. Chess und sie haben keine Sympathie für ihn. Allerdings sorgt sie sich mehr um Crowley, als um andere. Falls er wirklich von dem Mensch eine unglaubliche Neugier entwickelt, kann das seinen Tod bedeutet. Schnell verwirft sie den Gedanken weg. „Lasst uns umkehren. Chess wartet bestimmt schon auf uns“, schlägt Horn vor. „Ich erfülle dir gerne diesen Wunsch“, lächelt er und geht auf sie zu. Kurz blinzelt sie verblüfft. Irgendwie hört sich seine Stimmlage anders an. Vielleicht täuscht sie sich auch und braucht nach dem ganzen Drama eine Pause. Trotzdem ist sie stark genug, sich auf den Beinen zu halten und weiterzukämpfen. „Dankeschön“, äußert sich Horn höflich und ihre Augen fangen seinen Blick ein. „Eigentlich muss ich mich bedanken. Du hast mehrmals gegen dieses Wesen gekämpft und unseren Stolz bewahrt.“ Soeben werden Horns Augen groß und hält ihren Mund einen Spalt offen. Dem Geschmack vom edlen Blut schmeckt sie im Mund, obwohl sie das Gefühl eher woanders spürt. Crowley schenkt ihr einen Kuss auf der Wange. Hätte sie ein schlagendes Herz, dann schlägt es ihr bis zum Hals. Als er sich von ihr entfernt, steigt die Röte ihr ins Gesicht und legt die Hand auf die Wange. „Schließlich ist es mir eine Ehre, ihnen zu dienen, Lord Crowley.“ „Dann lasst uns umkehren und eine kleine Feier planen“, besteht er darauf. „Wir haben das allemal verdient.“ Stumm nickt sie. Gerade streuen ihre Gedanken woanders herum und hält den Moment des Kusses mit Ehren fest. Ihn so nah zu fühlen, gleicht einem Wunder. Sie lächelt. Als Crowley losmarschiert, folgt sie ihm. „Zudem verdanke ich auch dir mein Leben, als du über mich gewacht hast.“ „Zu einem Teil sage ich ja“, erzählt er. „An erster Stelle reagierte Chess zuerst, schrie dich dauerhaft an und verpasste dir einige Ohrfeigen.“ „Daher kamen diese Schläge also“, murmelt sie und erinnert sich gut an die Wucht. „Dass ich dich aus dem Schlaf küsse, war auch ihre Idee und hat am Ende sogar geklappt“, fügt er hinzu. „Wie bitte?“, empört sich Horn und empfindet ein Kribbeln auf ihre Lippen. Hat sie ihren ersten Kuss an Lord Crowley verloren? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)