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A Cat's Love

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
…meine Kapiteltitel sind bescheuert, ich weiß. Komplett anzeigen

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Ruf der Wildnis. Oder: Kekse, bringt euch in Sicherheit

GRoooOOOUUuuuurrRRRR.

BLOOOUUUuuuuUUURRRGH.
 

Tja, nun. Kein effektiverer Vorschlag für das Aktivitätsrepertoire der kommenden Stunden als ein gesund-forderndes Magenknurren.
 

Im Duett.
 

Verwirrt blinzelnd, wenngleich mächtig beeindruckt, betrachtete Nyan seinen plötzlich mit Artikulationsgewandtheit glänzenden Bauch.
 

(Dass Shinichis Bauch ebenfalls "reden" konnte, schien ihn überhaupt nicht stören - bei der fast vollständig ausgestorbenen homo sapiens shinillipsodea-Art waren Unterhaltungen von Körperteilen total normal. Vor allem das Hirn dieser Spezies neigte dazu, vollkommen unangemessenen Schwachmatismus daherzubrabbeln. Gut, dass sich wenigstens sein Magen nur auf das Notdürftigste bei der Nachrichtenweitergabe beschränkte.)
 

"Zur Küche hier lang", wandte sich der amüsiert grinsende detektivisch veranlagte Hausherr zur Tür, in der festen Annahme, seinen katerigen Zwangsgast nicht an die Leine- äh, der Hand nehmen zu müssen. Ein hungriger Magen fand immer den richtigen Weg.
 

Erst beim Kühlschrank fiel Shinichi ein hauptverdauungsorganvernichtender Umstand auf: Er hatte nicht eingekauft. Hurra. Die besten Voraussetzungen für eine haltlose Fressparty.
 

Abgesehen von mageren Innereien: Ein einsamer Joghurt (Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen), drei Packungen Kaffee, zwei Eier (Shinichi wusste nicht, wie viele Kudou-Generationen sie schon überlebt haben, er wagte es nicht einmal, sie anzufassen - die Vorstellung, die Zombieküken zu wecken, war nicht gerade einladend), ein verschrumpelter Apfel, etwas Braunes, was wohl vor Ewigkeiten eine Banane gewesen ist und eine halbvolle Tube Handcreme (Überbleibsel von seiner Mam), war der Kühlschrank vollkommen leer (gefressen). Nebst der Tiefkühltruhe. Sogar die Tiefkühlbohnen hatte der kochfaulste Detektiv unter der Sonne weggefuttert. Von seiner geliebten Pizza keine Spur und Lasagne, Hähnchen cordon bleu oder Tiefkühlmiso - was denn? Der Oberschüler knabberte eben gerne ab und zu daran herum - verblieben noch unerlaubterweise im nächsten Supermarkt. (Und ja! Er hatte eben einen gesunden Hand zu Westfood, was dagegen?!)
 

Mit einem Seufzen ging Shinichi dazu über, die übrigen Schränke nach etwas Essbarem durchzuforsten - seine Bemühungen forderten eine halbleere Chipstüte, Reiscracker und eine Kekspackung zutage. Das fest verschlossene Marmeladenglas ignorierte er. Seine Mutter hatte es mal in einem Obstkonservierungsanfall gemacht - vor fünf Jahren. Wahrscheinlich lebte es schon. Vielleicht sollte er das mal an Nyan verfüttern. Als Mutprobe.
 

Apropos, sein stubentigerisch Aufgemotzter...
 

Äh.
 

...spielte mit der Kühlschrankluft. Anders konnte der Oberschüler das Betasten von Sauerstoff im Inneren des Lebensmittelkühlapparates nicht nennen. Es drängte sich impertinent die Frage auf, wie lange sich der Kater an einem weltabgeschnittenen Ort aufgehalten hatte - oder gefangen gehalten wurde. Die beinahe kindliche Begeisterung, die sich auf seinem Gesicht spiegelte, ließ nur einen Schluss zu und der jagte Shinichi einen Kälteschauer über den Rücken. Diese unappetitlichen Überlegungen musste er allerdings vorerst auf einen späteren Zeitpunkt verschieben - die Grundbedürfnisse forderten ungeteilte Aufmerksamkeit.
 

Damit schüttete er die Chips in eine Schüssel, riss die Kekspackung auf und auch die Cracker wanderten in ein augenerfreuliches Habitat - sah irgendwie schon fast nach einem gut gedeckten Tisch aus. Vielleicht sollte er noch Salz und Pfeffer dazustellen? Dann würde das Ganze einen "volleren" Eindruck machen...
 

Nah, lieber nicht. Am Ende würde Nyan noch die Kekse salzen oder ähnlich Absurdes tun. Wenigstens war genug Kaffee da. Mit diesem erleichternden Gedanken machte sich der Jungdetektiv an der herrliche Schwarzbrühe spendenden Maschine zu schaffen.
 

Erst als er sich an den Tisch gesetzt hatte, um die von einem fröhlichen Gurgeln begleitete Wartezeit zu überbrücken, fiel Shinichi auf, dass etwas fehlte- ein schneller Blick - der Platz vor dem Kühlschrank wies beunruhigend gähnende Nyanleere auf. Die Blickwinkelverlagerung weiter nördlich erwies sich als aussagekräftiger: Nyan inspizierte das Innenleben von Shinichis Hängeschränken. Nun war so eine Tätigkeit natürlich nichts Ungewöhnliches (wenngleich auch etwas unhöflich, immerhin geht man als ein wohlerzogener Gast nicht an fremde Schränke, Kommoden, Unterwäsche und Zahnbürste - merkt euch das, Kinder!), bis auf den Umstand, dass Shinichis neuer Hauskater meinte, dabei eine bessere Perspektive zu bekommen, wenn er auf besagten oberen Schränken lag und kopfüber hängend ebenjene eingehend studierte.
 

Das leichte KRRrrraaack, das im Moment als unfreiwilliger Kratz- und Kletterbaum für kleine Forscherstubentiger fungierende Küchenmobiliar machte, behagte Shinichi ganz und gar nicht. Er konnte sich nämlich gut ausrechnen, worauf das Ganze hinauslief:
 

Dreifache Wurzel aus unter Nyans Gewicht zusammenkrachendem Schrank multipliziert mit 10 hoch 20 an Adrenalin-Ausstoß aufgrund des Schreckens dividiert durch das unsanfte Aufkommen auf dem Küchenboden (Gesichtsklatscher mit dem "Willkommen im Kudou-Haus! Freunde von Mister Badezimmerfliesenboden sind auch meine Freunde!"-Schild) addiert mit einer kopflosen Flucht = x hoch 8,9. Wobei x die Menge der Einzelteile von Shinichis Küche ist, potenziert mit der geschätzten Anzahl der Jahre, die es dauern würde, das Ganze wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Die Lösungsmenge des Katers K läuft dabei gegen null.
 

…Es war eindeutig Zeit für den Jungdetektiv, schlafen zu gehen.
 

Nyans Neugier zeigte sich von der Untergangsmathematik vollkommen unbeeindruckt, als der unter die Affen gegangene Kater weiterhin seine Erforschung der Kellogg's-Packung fortsetzte.
 

"Ah. Ähm", schüttete Shinichis rechenfreudiges Hirn aus verstaubten Windungen dieses vorzügliche Exemplar an sprachlicher Gewandtheit aus, "ich weiß, so eine Cornflakes-Packung ist unglaublich faszinierend - diese Farben und dieses...Huhn - aber vielleicht willst du wieder herunterkommen und etwas essen?" Als ein kleiner Anreiz auf das magenlich-zufriedenstellende Kommende griff Shinichi einen Keks und schickte ihn krümelhaft in den Kekshimmel.
 

"Meow? Mroooow!" In einem winzigen Anfall von subtil angehauchtem Futterneid wurde die an den Ecken nasse Packung sogleich zurück in den Küchenschrank gestopft - hat der Kerl sie etwa angenagt? Na klasse - die Beine eingesammelt und schon machte sich Nyan zu einem expertenhaft-katzigen und lautlosen Sprung nach unten bereit-

"NYAAAAAAARH!" Panisches Krallen in die offene Schranktür. Abrupt in alle Richtungen ruckender Kopf, als würde dem dummen Kater jetzt erst auffallen, dass er sich die ganze Zeit auf Shinichis Hängeschränken herumgelungert hat. Na, prima. Wie ein verängstigtes Katzenbaby, das von dem bösen hohen Baum nicht mehr runterkommen kann!
 

"Mit dir wird es aber auch nie langweilig, was?" Shinichi war sich nicht so ganz sicher, ob er sich darüber freuen sollte oder nicht. Schlussendlich entschied er sich für ein resigniertes Seufzen.
 

"Nyaoorooow..." Mit einem Klagelaut rutschte der Kater soweit von dem Abgrund weg wie nur möglich, griff mit den Fingern fest in die Kante, presste sein Gesicht in das Holz und wagte vorsichtig in die todbringende Tiefe (...ein Meter...) hinabzuschauen.
 

Ein höfliches Räuspern seitens des katerbelegten Küchenschranks (so jedenfalls interpretierte Shinichi das ausdrucksvolle "Kraack, krack") deutete dezent daraufhin, dass es sowohl im Interesse des nyanbeanspruchten Mobiliars als auch in dem des Besitzers wäre, so schnell wie möglich etwas zu unternehmen. Shinichi seufzte zur Sicherheit noch einmal. (Wer wusste schon, wann er das nächste Mal Gelegenheit dazu bekommen würde.)
 

Der Oberschüler schob ein Stuhl zum besagten Schrank, stellte sich darauf und streckte die Arme nach Nyan aus.
 

"Komm her."
 

Weiteres Wegrutschen. Kopfschütteln.
 

"Dir ist schon klar, dass du nicht ewig-"
 

Kopfschütteln.
 

"Hör mal, wenn der-"
 

Kopfschütteln!
 

"Gut, wenn du mir deine Arme nicht geben willst, dann gib mir deine Beine!"
 

Kopfsch-
 

"Versuchs gar nicht erst!" Ohne auf weitere Proteste non-verbaler Art einzugehen, griff der Detektiv nach Nyans langen (hü- NEIN!) Beinen und zog sie kurzerhand runter auf die Anrichte, sodass der Kater nun mit dem Rücken zu ihm stand - die Arme fest um dessen Bauch geschlungen, um ein Abrutschen zu verhindern.
 

"...meow?", wurde die plötzliche senkrechte Lage seines Körpers vom Kater kommentiert (was ihn jedoch nicht genug überzeugte, um auch die obere Schrankkante loszulassen).
 

"Ich denke, jetzt solltest du in der Lage sein, allein den Boden zu erreichen." Damit ließ der Oberschüler den (warmen, festen- ARGH!) Körper vor ihm los und sprang vom Stuhl. Kaum wieder am Tisch sitzend -
 

"Nyaaooorooow..." Der Kater hockte am Rand der Anrichte und flutete Shinichis Gehirn mit einem dermaßen erweichenden Bettelblick, dass sogar "Jackass"-Moderatoren in Tränen ausbrechen würden. Der Oberschüler war schon halbwegs dabei, das arme Kätzchen von der böse beißenden Anrichte Huckepack zu nehmen, als eine Erkenntnis fies grinsend einen Baseballschläger zur Hand nahm und gnadenlos auf das Unschuldsbild eindrosch.
 

Machte...machte der das etwa MIT ABSICHT?!
 

Shinichi starrte fassungslos den grenzfrechen Kater an, woraufhin dieser noch einen drauflegte - den Kopf leicht zur Seite geneigt, die Ohren hängend und ein leises "Meoow...?" gratis dazu. (Diese Aktion sprengte beinahe Shinichis Schädeldecke weg. HimmellHERRGOTT noch mal!)
 

Der Oberschüler riss sich (mit großer Mühe) von dem Bild eines harmlosen zuckrig-unschuldigen Katzenbabys auf seiner Anrichte weg und schüttelte den Kopf.
 

"Vergiss es."
 

"Nyaoow...?"
 

"Vergiss es!"
 

"Nyaoooow..."
 

"Keks!"
 

Äh, was?
 

"Genau! Ich ess jetzt einen Keks und du kannst zusehen, wo du bleibst!" Puh. Shinichi versuchte, sein pochendes Herz und seine schwere Atmung unter Kontrolle zu kriegen - im Kampf gegen Niedlichkeit war er seit jeher ein ewiger Verlierer, sei es ein Welpe, Katzenbaby oder Küken - aber das durfte keiner erfahren! Das wäre ein gefundenes Fressen für die Presse: "Shinichi Kudou, der eisgekühlte geniale Detektiv mit dem größten Fanclub Japans - wird bei Welpenaugen und Katzenohren zur GLUCKE!" Oder "Oberschüler im Zuckerkoma! Regierung will gegen unautorisierte Tierbabys vorgehen!" Ouh. Mit solchen Schlagzeilen konnte er seiner Karriere Arrivederci sagen. (Und dieses Wort konnte er nicht einmal aussprechen!)
 

Die Zähne krampfhaft gegen diesen Schwall an ohrenzuckendhängender Zuckrigkeit zusammengebissen, fischte Shinichi blind nach einem Keks und mampfte ihn gnadenlos ins Nirwana. Nur nicht ablenken lassen- ein kurzer Blick zur Anrichte- verschwunden. Der Oberschüler blinzelte. Wie jetzt? Wo ist der dumme Kater jetzt schon-
 

CRUNCH. MAMPF. CRUNCHcrunchchrunchCRUNCH. NYAM.
 

Das...ging ja schnell. Von shinichivernichtender Niedlichkeit keine Spur klebte Nyan an seinem Stuhl fest und schaufelte sich alles, was sich in seiner Reichweite befand, in den Mund. Kauen schien ihm eher ein Fremdbegriff zu sein. Binnen weniger Augenblicke war alles verschwunden. (Der Oberschüler konnte Nyan gerade noch so davon abhalten, auch die Kekspackung zu verschlingen.)
 

Stille.
 

Umrahmt von hoffnungsvollen Blicken Richtung des halben Kekses, den Shinichi vor dem Angriff retten konnte und der sich als letzter Überlebender des hinterhältigen Massakers nun in der Hand des Oberschülers befand und sein Ende in-
 

Ohrenzucken.
 

Leichtes Wedeln mit dem Schweif.
 

Indigo-blaue Augen wanderten von Shinichi zu dessen Keks und wieder zurück.
 

Noch mehr Ohrenzucken.
 

Shinichi schloss die Augen. Seufzte. Und hielt den halben Keks Nyan hin, der ihn sogleich mit einem begeisterten "Meow!" verschlang. (Beinah mit Shinichis Fingern zusammen, der Oberschüler schaffte es knapp, seine Hand in Sicherheit zu bringen.)
 

BURP.
 

"Freut mich sehr, dass es Ihnen gemundet hat, werter Herr. Beehren Sie uns bald wieder. Und vergessen Sie nicht, das nächste Mal Manieren mitzubringen." Doch auch der sarkastische Ton vermochte nichts gegen das belustigte Grinsen, das sich auf Shinichis Gesicht ausgebreitet hatte, auszurichten.
 

Die Bemerkung brachte ein tiefes und langes Gähnen zutage.
 

"Ja, damit wäre wohl alles klar." Der Oberschüler stand zum gefühlten 100sten Mal vom Tisch auf und winkte Nyan, ihm zu folgen. Gut, dass das Kudou-Anwesen mit mehreren Gästezimmern ausgestattet war - die Fenster im katerdemolierten Raum hatte Shinichi vorerst notdürftig mit Papier zugeklebt und die Rollläden heruntergelassen - den Anruf beim Reparaturdienst wurde brav vor sich her geschoben. Als sie jedoch an dem besagten Raum vorbeikamen, kroch dem Oberschüler ein sorgenvoller Gedanke in den Kopf - was, wenn nun der Kater wieder solche Stunts machen und sich erneut verletzen würde? Irgendwie musste Shinichi ihm klar machen, dass fremde Fenster auf ihre Sprungfestigkeit mit solchen radikalen Mitteln zu prüfen, nicht gerade ein gesunder Umgangston war. Vielleicht...
 

Der Detektiv hielt den gehorsam hinter ihm her schlurfenden Kater zurück und betrat den unheilvoll-kalten Raum des Schicksals... okay, okay, das arme, in fenstermitleidenschaft gezogene und reparaturbedürftige Zimmer.
 

"Da, siehst du?" Damit zeigte er auf die papierverklebten Löcher, wo früher Glas gewesen ist und berührte dann Nyan, der neben ihn getreten war und ihn etwas verwirrt anblinzelte, an den verletzten Oberarmen. Kurzes Zusammenzucken.
 

"Wenn du durch Fenster springst, tust du dir weh." Der Kater runzelte leicht die Stirn.
 

"Aber es geht doch viel einfacher und schmerzloser", fuhr Shinichi fort, in der Hoffnung, dass Nyan ihn irgendwie verstand, "du kannst doch einfach die Tür benutzen. Du bist doch kein Gefangener, du kannst jederzeit gehen, wenn du willst." Zur Verdeutlichung schritt der Oberschüler zur Haustür und öffnete sie, den Schwall nachtkalter Luft in das warme Innere ignorierend.
 

"Sie ist nicht verschlossen. Du kannst rausgehen, wann immer du möchtest. Du musst keine waghalsigen Sprünge durch die Fenster machen, wenn du nur frische Luft schnappen willst." Mit einem dumpfen Geräusch schloss sich die schwere Holztür wieder. Der Jungdetektiv lächelte seinen Gast aufmunternd an. Nyan trat näher und versuchte sich nun selbst an der schwierigen Konstruktion - diese gehorchte ohne Proteste. Erstauntes Blinzeln in die freie Wildbahn.
 

"Umhauende Erfindung, nicht?", grinste der Detektiv. "Du solltest jedoch nicht vergessen, deine Schuhe anzuziehen, wenn du rausgehst. Bei diesem Wetter sind Hauslatschen nicht gerade empfehlenswert." Mit diesem weisen Rat drehte sich Shinichi um und schritt den Flur zur Treppe, die sie zu ihrem ursprünglichen Ziel bringen würde, dem Gästezimmer, entlang.
 

Die Tür war wieder ins Schloss gefallen.
 

"Kommst du?", drehte sich Shinichi zu seinem Stubentiger um, "Es ist ziemlich sp-" Keiner da. Der Eingangsbereich war leer.
 

"Na, toll. Hat sich der Idiot jetzt ausgesperrt, oder was?" Der Oberschüler rollte die Augen und legte die kurze Distanz zur Eingangstür mit schnellen Schritten zurück, riss diese auf und war gerade dabei, den vor Kälte zitternden Kater mit ironischen Bemerkungen wieder ins Warme zu ziehen- Keiner da.
 

"Nyan?" Besorgt lief Shinichi ein paar Meter von der Tür weg, die Augen in die Dunkelheit gerichtet, in der Hoffnung eine mit Katzenohren und Schweif ausgestattete Silhouette zu erkennen. Vielleicht spielte der Kater ja auch nur irgendwo im Schnee, zuzutrauen wäre es ihm, er war sicher irgendwo in der Nähe-
 

"Nyan!" Bestimmt. Gleich wird er kommen und den Kopf schief legen und sich wundern, warum Shinichi so einen Aufstand machte-
 

"Nyaaan!" Oder er würde mal ganz spontan vom Dach fallen, weil er damit dem guten Detektiv einen halben Herzinfarkt bereiten würde und das wäre unglaublich witzig-
 

Niemand da.
 

Auch nach zehn Minuten des Wartens und Absuchens in der Kälte - niemand da.
 

Als Shinichi wieder sein Haus betrat, beschlich ihn die surreale Erkenntnis, wie groß dieses war, groß und irgendwie...leer. Als hätte jemand seinen Finger zum Schalter ausgestreckt und ein Stückchen Leben ausgeknipst. Er saß in seiner Küche, dem gleichen Raum wie er es immer gewesen ist und doch auf einmal so trostlos wirkte, vor seiner Tasse lauwarmen Kaffee und wunderte sich.
 

Dass er gar nicht daran gedacht hatte, nicht einmal einen Moment lang, dass es Nyan bei ihm möglicherweise nicht gefallen würde. Dass der Kater nicht hier sein wollte, dass er sich vielleicht an den Schrecken, den der Oberschüler ihm eingejagt hatte und die Schmerzen erinnert fühlte, dass er nur auf eine Gelegenheit gewartet hatte, um endlich weglaufen zu können. Dass er Shinichis Samariter-Anfall gehorsam erduldet hatte, weil er keine andere Möglichkeit gesehen hatte, um seine Freiheit wiederzuerlangen. Dass er Shinichi...Shinichi nicht mochte und Angst vor ihm hatte.
 

Abwesender Blick auf die Küchenuhr an der gegenüberliegenden Wand - kurz nach Mitternacht. Ein Schluck von der braunen Koffeinbrühe - verzogene Mundwinkel. Und Shinichi wunderte sich immer noch, als er aufstand, seinen Kaffee wegkippte, und nach einem kurzen Umweg ins Bad in sein Bett kroch, warum er automatisch angenommen hatte, dass Nyan bei ihm bleiben würde. Warum ihm das nichts ausgemacht hätte.
 

Und warum er sich jetzt so einsam fühlte.
 

TBC



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yuna_musume_satan
2020-02-18T05:18:02+00:00 18.02.2020 06:18
Armer shinichi jetzt ist er in der großen Villa wieder alleine. Hach wie es wohl weiter geht
Antwort von:  Leiser_Tod
18.02.2020 15:32
Och, der wird nicht lang allein bleiben, dessen sei versichert. XD

Wie immer danke fürs Lesen und Kommentieren! :)


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