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A Cat's Love

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß, eigentlich vertragen Katzen nach neuesten Erkenntnissen gar keine Milch. (Das hat mich wirklich geschockt - jahrelang einem derben Irrtum erlegen zu sein!) Shinichi ist noch weniger Experte - verzeiht ihm also diesen unwissentlichen Versuch, Kaito zu vergiften. Komplett anzeigen

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Don't feed the tro- err, cat.

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Das aufregende Rätsel erwies sich vorerst jedoch als ziemlich langschläfrig.
 

Nyan - wie ihn Shinichi kurzerhand getauft hatte - verpennte zwei Tage, in denen der Oberschüler immer unruhiger wurde und sich immer öfter fragte, ob es nicht klüger wäre, einen Arzt aufzusuchen. Ein Blick auf den friedlich Dahinratzenden - vor allem auf seine netten kleinen Katzenöhrchen - überzeugte den Jungdetektiv jedoch immer wieder vom Gegenteil. Es war nicht ausgeschlossen, dass einige Quacksalber die Chance ergriffen, der Wissenschaft auf die Sprünge zu helfen - sei es auch mit tiermenschlichen Versuchen. Nyan wäre ein gefundenes Fressen für die Medien, Forscher, Psychotherapeuten, Zahnärzte, Friseure, Merchandise-Hersteller und anderes Gesocks, die nur auf eine Möglichkeit lauerten, sich an einem ungewöhnlichen Wesen dumm und dämlich zu verdienen. (Besonders Zahnärzte - diese waren ganz hinterhältig und gemein! Shinichis eigene Erfahrung.)
 

Die leise Vermutung, dass Nyan wahrscheinlich bereits Opfer von Versuchen geworden ist, hinterließ bei Shinichi einen bitteren Beigeschmack. Dass der Körper des Pseudo-Katers keine offensichtlichen Merkmale von Misshandlung oder (jedenfalls ihm) sichtbare Einstichstellen von Nadeln aufwies, beruhigte ihn nur bedingt. Nämlich gar nicht.
 

Wer überhaupt ein Interesse daran haben könnte, einen Menschen mit Katzenohren und Schweif zu erschaff- der Oberschüler verzog angewidert das Gesicht bei dem Gedanken. Nein, es war nicht genug, wenn sich Menschen zu Richtern über Leben und Tod anderer machten, es mussten sich natürlich ein paar Wahnsinnige einfinden, die unbedingt mal Gott spielen wollten.
 

Er schüttelte den Kopf, um diesen wieder einigermaßen freizubekommen und seine grauen Zellen wieder zu ordnen. Es ging doch nichts über Chaosbeseitigung im eigenen Oberstübchen: Ein junger Mann unbekannter Herkunft, etwa gleich alt wie Shinichi selbst. Bewusstlos in einer Gosse (irgendwie schien es ein bevorzugtes Hobby von Bewusstseinsurlaubern zu sein, an solchen wohlduftenden und warmen Aufenthaltsorten zu nächtigen) vom Oberschüler aufgelesen, seine Kleidung gab keinerlei Ruckschlüsse auf seine Lebensumstände - außer etwas alt und schäbig zu sein. Keine sichtbaren körperlichen Merkmale oder Besonderheiten - von den Stubentigerattributen mal abgesehen. Hat Angst vor Wasser. Schnurrt. Hm.
 

Nicht gerade die größte Ausbeute an Hinweisen, aber er hatte auch schon weniger zur Verfügung. Zumal der größte Hinweis nebenan selig pennte. Nun, der Detektiv war geduldig (auch wenn der Gedanke an einen Eimer kalten Wassers, der sich frech grinsend über dem katzenohrigen Strubbelkopf ergoss, immer verlockender wurde). Dennoch kam Shinichi nicht umhin, das ausgesprochen katzig-induzierte Verhalten, das sein neuer Mitbewohner für die paar Sekunden, in denen er bei Bewusstsein war, an den Tag legte, zu bemerken. Miau. Katzenlaute.
 

Na, toll. Da hatte seine Gossenbekanntschaft sicher viel erzählen!
 

Hoffentlich fing er sich keine Ratten zum Frühstück und war stubenrein.
 

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Als Shinichi am frühen Morgen des dritten Tages sein ununterbrochen in Anspruch genommenes Gästezimmer betrat, wurde er von einem misstrauischen Blick zweier indigoblauen Augen, skeptisch zuckenden Ohren (Bildete sich das Shinichi nur ein oder zucken die menschlichen Ohren auch gleich mit?) und einer entspannten Körperhaltung eines sich auf Kampf um Leben und Tod Vorbereitenden in Empfang genommen.
 

Nicht, dass Shinichi ein breites Grinsen, freudestrahlende Umarmung und einen Katzenschmatzer auf die Backe erwarten würde, aber ein angedeutetes Danke wäre durchaus nett gewesen. Immerhin hatte er den stubentigerisch Aufgemotzten aus reiner Herzensgüte (Scheiß Handy!) aus dem Müllgässchen geholt und ihm sogar erlaubt, sein Badezimmer einzusauen - freundlicher ging's doch gar nicht mehr.
 

Dennoch blieb der Detektiv angesichts dieser puren Willkommenswärme in der Tür stehen - Vorsicht war schließlich die Mutter der Porzellankiste. (Zumal er es unglaublich schade finden würde, sollte die beste Stütze der hiesigen Polizei ihr vorzeitiges Ende finden...) Wer wusste schon, wozu ein in die Ecke gedrängter Katzenfan imstande war.
 

"Ähm... Hallo." Nicht gerade Nietzsche, aber immerhin ein Anfang. Diese zwei kleinen Bestandteile der normalen zwischenmenschlichen (inwiefern dieser Tatbestand auf sein Gegenüber zutraf, vermochte Shinichi nicht wirklich zu sagen) Konversation, brachten Nyan dazu, erschrocken zusammenzuzucken und sich mit aufgerissenen Augen der hintersten Zimmerecke zuzuschieben.
 

Uwah, das böse Monster in der Zimmertür da konnte sprechen! Der Oberschüler konnte sich diesen kleinen innerlichen Erguss an Sarkasmus einfach nicht verkneifen. Oh, Mann. Irgendwie fühlte sich Shinichi von der Wirklichkeit verarscht - so etwas gab es doch einfach nicht. (Ein Menschkater? Haben wir bald die Invasion der intelligenten Stubentiger am Hals?! Planet der Katzen! Miau, verdammt noch mal! Warum musste ausgerechnet er immer an so etwas geraten?!)
 

Und überfordert.
 

Er verstand sich blendend mit Leichen, Forensikern und sich Polizeigewahrsam widersetzenden Schwerverbrechern (Shinichi, die geballte Gesellschaftsgranate) - Pseudo-Kater (oder doch besser "Pseudo-Menschen"?), die anscheinend von Japanisch keine Ahnung hatten, waren gänzlich anderes Kaliber.
 

...Eindeutig überfordert.
 

Und was jetzt? "Ich tu dir nichts, hab keine Angst", erschien dem Jungdetektiv noch sinnloser als die Begrüßung noch mal auf Chinesisch zu wiederholen. Aber vielleicht war es ja eine besondere tibetanische Katzenart - sollte er es mal auf Persisch versuchen?
 

"Hast du Hunger?" Oh, ja. Da war mal wieder sein Mund schneller als sein Hirn. Zumal Nyan ihm absolut nicht wie ein Dalai-Lama-Kater vorkam. Wobei, bei solchen konnte man eigentlich sowieso nie wissen. Die Frage veranlasste seinen Besucher auf noch größeren Sicherheitsabstand zu gehen - wie das möglich war (Shinichis Gästezimmer gehörte zwar nicht zu den Winzlingen dieser Rassenvertreter - Scheiße noch mal, jetzt ist schon Züchterjargon hinzugekommen, wie weit kann so etwas eigentlich gehen? - aber so groß war es nun auch wieder nicht), blieb dem Oberschuldetektiv ein Rätsel. Das lange Schweigen, das daraufhin folgte, deutete Shinichi einfach mal als ein "ja". (War im Übrigen auch nicht gerade schwer zu erraten, wenn der Betreffende mindestens drei Tage lang nichts in den Magen bekommen hatte.)
 

Ohne eine weitere Reaktion von seinem Mitbewohner abzuwarten - nicht, dass es ein großes Repertoire an diesen zu geben schien - drehte sich Shinichi um und verließ das Zimmer Richtung Küche. Nach näherer Inspektion des Kühlschranks und nach etwas längerem Kramen nach dem Gedächtniskrümel, der für die Mammalia-Kategorisierung verantwortlich war, wurde die Wahl der Mahlzeit auch schnell getroffen - Fisch und Milch.
 

Eine Reisschüssel mit weißer Flüssigkeit in der einen und einen Teller mit frischem Lachs (Sushi-Abend ade) in der anderen Hand balancierend stieg der Oberschüler langsam die Treppen zum fremdbewohnten Raum hoch. Entgegen seiner Erwartung war die Tür nicht mehr sperrlangweit offen, wie er sie zurückgelassen hatte, sondern befand sich in einem angelehnt-unverschlossenen Zustand und verdeckte zu einem guten Stück die Sicht in das Zimmer. Und stellte ein hölzernes Hindernis für einen essensbepackten Shinichi dar, der mit seinen analytischen Talenten den Spalt zwischen Tür und Rahmen für unpassierbar befand- kurzum, er versetzte der Tür einen herzhaften Tritt, damit das dumme Teil (Welcher Blödmann hat sie auch angerührt?!) endlich den Weg freimachte - Shinichi war hier nicht das Hausmädchen und hatte auch noch andere Dinge zu tun, klar?!
 

Dass diese unfaire Behandlung seitens des Hausherrn der besagten Tür ganz und gar nicht behagte, machte sie durch ein erschrocken-empörtes "Nyarh!" deutlich und schwang sogleich zum Gegenangriff über. Diese - von einem Raumbestandteil höchst unerwartete - Reaktion traf Shinichi unvorbereitet und ziemlich schmerzhaft am Kopf, sodass er in einem leichten Anflug planetarischer Naherfahrung (lies: Er sah kurzzeitig nur Sterne) ein paar unbeholfene Schritte ins Zimmerinnere stolperte, mit etwas Weichem zusammenprallte und seine Mitbringsel unter musikalischer Begleitung von klirrendem Porzellan über ebendieses Etwas verteilte.
 

"GYAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHR!" Der Urschrei geballter Panik zerrte den Detektiv sehr effektiv in das Hier und Jetzt zurück - eine flüchtende Gestalt Richtung Fenster-
 

"Nein, HALT!" Ein gehechteter Sprung nach vorn, doch die ausgestreckte Hand verfehlte diesmal den wehenden Schweif (nicht, dass Shinichi mit Absicht danach greifen wollte - auch wenn es ihm bisher gute Dienste erwiesen hat)-
 

DRSCH!
 

Shinichi blieb das Herz stehen, als der zutiefst verängstigte und panische Pseudo-Kater sich geradewegs aus dem Fenster warf.
 

Um Himmels Willen, sie befanden sich hier im zweiten Stock! Ein paar Schritte nur bis zum scherbenbesetzen Verzweiflungsnotausgang, die doch viel zu lange Zeit in Anspruch nahmen, wie Shinichi vorkam - Himmel, bitte nicht, warum hat er das nur getan, warum hat er-
 

Niemand da.
 

Mit wild klopfendem Herzen suchte Shinichi mit hin und her zuckendem Blick die nähere Umgebung ab. Keine blutende Gestalt unter seinem Fenster, nirgendwo jemand zu sehen, war das gerade eine Einbildung gewesen?
 

Nein, die rote Flüssigkeit an den im Fensterrahmen stecken gebliebenen Glassplittern war eindeutig Blut.
 

"Scheiße!", fluchte Shinichi und lief so schnell er konnte aus dem Haus. Das durfte doch alles nicht wahr sein!
 

TBC



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yuna_musume_satan
2019-07-12T18:42:52+00:00 12.07.2019 20:42
Na klasse da ist shinichi mal vollkommen überfordert
Antwort von:  Leiser_Tod
23.07.2019 18:00
Na ja, Shinichi konnte schließlich nicht wissen, dass sein Gossenkater Angst vor Sushi hat. XD
Danke für deinen Kommentar!


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