True Heart von yamimaru ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Diana! Diana, wo bist du? In Gottes Namen, sag doch etwas!“   Lange Strähnen ihres feuerroten Haares hatten sich aus dem festen Knoten gelöst, den sie zur Arbeit immer trug, und hingen ihr nun wirr im verschwitzten Gesicht. Unwirsch wischte sich Faye über die Stirn und blinzelte gegen den Schweiß an, der ihr die Tränen in die Augen treiben wollte. Verdammt, wo war Diana nur abgeblieben? Sie wusste doch, dass sie Ärger bekommen würden, würden sie nicht rechtzeitig wieder zurück auf dem Feld sein. Die Arbeit dort machte sich schließlich nicht von allein und würden sie ihr Tagesziel heute nicht erreichen, hätten sie abends wieder einmal nichts zu essen. Und das, wo Dianas arme Mutter doch jeden Bissen Nahrung dringend nötig hatte, um wieder gesund zu werden.   „Diana! Wir müssen zurück aufs Feld, sonst bekommen wir Ärger!“ In einem Gebüsch, nur wenige Meter von ihr entfernt, raschelte es, aber sie war viel zu aufgewühlt, um darauf zu achten.   Dianas blassgrüne Augen beobachteten traurig ihre Freundin, die nun schon eine geraume Weile nach ihr rief und immer verzweifelter wurde. Fest presste sie ihre bebenden Lippen aufeinander, um auch ja keinen Laut von sich zu geben, als sich eine erste Träne aus ihrem Augenwinkel löste. Es tat ihr so unendlich leid, sich vor ihr verstecken zu müssen, aber Faye durfte sie einfach nicht finden, wusste sie doch, dass die Ältere sie niemals gehen lassen würde. Als sie ihrem Versteck immer näher kam, duckte sie sich tiefer ins Gebüsch, ignorierte, dass die Äste ihre bloßen Arme zerkratzten und traute sich kaum zu atmen.   Fayes Rufe indes wurden immer verzweifelter, bis sie stolperte und sich das Knie an einem spitzen Stein aufschlug.   „Mist“, fluchte sie und schniefte, als nun doch eine erste Träne über ihre Wange rollte. Sie war so wütend. Wütend auf ihre Freundin, die sie einfach im Stich gelassen hatte und wütend auf sich selbst, weil sie nicht besser auf sie aufgepasst hatte. Der ersten Träne folgten weitere und sie musste sich fest auf die Unterlippe beißen, um ihrem Ärger und der Angst nicht hier und jetzt zu erliegen.   Diana konnte sehen, wie Faye sich unwirsch über die Augen wischte, so nahe war sie ihr mittlerweile.   „Bitte, sag doch was. Ich muss zurück …“ Faye schniefte erneut und sie konnte den Zwiespalt aus der Stimme ihrer Freundin heraushören und wäre sie an ihrer Stelle gewesen, hätte auch sie es kaum ertragen können, ihre Suche unverrichteter Dinge abbrechen zu müssen. Aber Faye musste wieder ins Dorf, wollte sie sich keine Schläge für ihr Zuspätkommen einfangen und auch wenn ihr Herz schmerzte, blieb sie auch weiterhin still in ihrem Versteck und hoffte, dass ihre Freundin bald aufgeben würde.   „Wo bist du nur?“, wisperte Faye immer verzweifelter und versuchte nicht einmal mehr ihre Schluchzer zu unterdrücken. Unschlüssig kniete sie hier, am Fuße der Bergkette, die ihr kleines Dorf wie ein Schutzwall umgab und versuchte an ihrer Wut festzuhalten. Alles war besser als die Alternative – die Angst davor, dass Diana etwas zugestoßen war.  Schwerfällig erhob sie sich wieder, holte ein schon recht vergilbtes Stofftaschentuch aus ihrer Kittelschürze und tupfte damit notdürftig das Blut von ihrem Knie, bevor sie sich mit der anderen Seite die Tränenspuren aus dem Gesicht wischte. Würde die garstige Frau des Bauern sehen, dass sie geweint hatte, würde diese sie nur verspotten oder schlimmer noch, sie mit dem Stock schlagen. Wieder wollten die Tränen in ihr hochsteigen, aber diesmal schluckte sie sie herunter und straffte die Schultern.   „Diana!“, versuchte sie es noch einmal und mittlerweile machte sie sich wirklich Sorgen um ihre Freundin. Auch wenn es nicht ungewöhnlich war, dass die Jüngere sich zurückzog, wenn sie die Feldarbeit zur Mittagshitze unterbrechen durften, saß sie dann doch normalerweise hier, auf einem der großen Felsen im Schatten der Bäume und träumte vor sich hin. Noch nie hatte Diana nicht auf ihre Rufe reagiert, egal wie tief sie mal wieder in ihrer eigenen Fantasiewelt versunken war.   „Ich muss zurück, sonst bekomme ich Ärger“, murmelte sie zu sich und schaute nach oben in den Himmel, wo die Sonne ihren Zenit längst überschritten hatte. Sie konnte nun nichts mehr tun außer hoffen, dass ihrer Freundin nichts zugestoßen war. Hin- und hergerissen blickte sie den Berghang nach oben, dann wieder zwischen den Bäumen hinunter zum Dorf. Sie musste sich nun wirklich beeilen, wollte sie nicht zu spät kommen. „Diana!“ Ein letztes Mal rief sie aus vollem Halse, aber wie auch schon die Male zuvor antwortete ihr nur das Zwitschern der Vögel und das Zirpen der Grillen in der Sommerhitze. Aber von der anderen fehlte einfach jede Spur.   ~*~   Erst als sie Fayes feuerroten Schopf in der Ferne nicht mehr ausmachen konnte, erhob sich Diana aus dem Gebüsch und seufzte abgrundtief. Bereits jetzt nagte das schlechte Gewissen an ihr, wenn sie daran dachte, welch große Sorgen sich die andere nun um sie machen würde. Am liebsten wäre sie ihr nun hinterhergelaufen, nur damit sie beide keine Schwierigkeiten bekommen würden, aber auch das konnte sie nicht tun. Sie musste auf den Berg, musste nach dem Heilmittel suchen, von dem der Schmied gestern in der Taverne erzählt hatte. Der alte Brennan war zwar nicht mehr gerade nüchtern gewesen und vermutlich waren seine Erzählungen von den Dracheneiern, die jedes Leiden heilen konnten, nur das dumme Geschwätz eines Betrunkenen, aber irgendetwas musste sie doch tun. Sie hatten kein Geld für den Arzt und ohne Medizin würde ihre Mutter diesen schlimmen Husten womöglich nicht überleben. Und selbst wenn sie die Krankheit nicht dahinraffen würde, der Hunger würde diese Aufgabe nur zu gerne übernehmen, so geschwächt wie sie mittlerweile war. Die Arbeit auf dem Feld brachte einfach nicht genug ein, um zwei Münder zu stopfen.   „Es tut mir leid, Faye“, murmelte sie und ließ für einen schwachen Moment die Schultern hängen. Eine Windböe erfasste ihr langes Haar, spielte mit den hellblonden Strähnen und fast war es ihr, als würde der Wind sie streicheln, ihr Mut zusprechen wollen. Wie von selbst schlossen sich ihre Lider und ein zögerliches Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Aber ich weiß einfach, dass ich das Richtige tue.“   Entschlossen kämpfte sie sich aus den dichten Zweigen des Busches hervor und klopfte sich Blätter und kleine Insekten vom zerschlissenen Schürzenkleid, bevor sie sich auf den beschwerlichen Weg den Berg hinauf machte. Sie musste auf den Gipfel, denn dort, tief in den Drachenhöhlen, würde sie etwas finden, das ihrer Mutter helfen konnte. Ganz sicher.   ~*~   Stunde um Stunde erklomm sie den Berg und war es anfangs noch unerträglich heiß gewesen, hatte ihr die Sonne Gesicht und Schultern verbrannt, blies nun ein kühler Wind vom Gipfel zu ihr herab und ließ sie frösteln. Ihr notdürftiges Schuhwerk, geflochten aus Stroh und verschiedenen Gräsern, schaffte es kaum den Druck der Spitzen Steine abzumildern und so war jeder weitere Schritt schmerzhafter, als der Vorangegangene. Mehr als einmal war sie gestürzt, hatte sich Knie und Handflächen aufgeschlagen und obwohl sie sich am liebsten einfach hier zusammengerollt und vor Erschöpfung geweint hätte, war an Aufgeben oder gar Umkehren nicht zu denken. Keuchend wischte sie sich über die Stirn, schleppte sich mühsam den Berg weiter hinauf, bis sich ganz unerwartet ein kleines Plateau vor ihr erstreckte. Dünne Fichten mit nur spärlichen Nadeln trotzten hier und da dem kargen Boden und dem ständigen Wind, der mit leisem Rauschen durch die Äste fuhr. In einigen Metern Entfernung glitzerte etwas und als Diana ein ganzes Stück näher heranging, konnte sie das muntere Plätschern eines schmalen Bachlaufs hören, der sich durch die zerklüfteten Felsen schlängelte.   „Oh Himmel, danke“, stieß sie hervor und beschleunigte ihre Schritte, bis sie sich mit einem leisen Stöhnen vor das Wasser hockte und die schmerzenden Hände hineinhielt. In diesem Augenblick fühlte sie sich unglaublich erleichtert und fast war ihr, als hätte sie noch nie etwas Schöneres gespürt. Das Wasser war wunderbar kühlend, tanzte zwischen ihren Fingern hindurch und als sie es mit beiden Händen schöpfte, es ihre ausgetrocknete Kehle herab rinnen ließ, konnte sie nicht anders als leise zu lachen, so gut fühlte sich das an. Langsam trank sie, bis sie nicht mehr konnte, wusch sich den klebrigen Schweiß und den Staub aus dem Gesicht und säuberte die Wunden an ihren Knien. Nur mit den Füßen traute sie sich nicht ins Wasser, denn die waren mittlerweile derart geschunden, dass sie es vermutlich nicht mehr zustande bringen würde die Schuhe wieder anzuziehen, hätte sie sich erst einmal aus ihnen befreit; und ohne Schuhwerk würde sie den Rest des Weges nie schaffen. So erhob sie sich, hatte ohnehin schon viel zu viel Zeit vergeudet, denn am Horizont färbte sich der Himmel schon in dunklem Violett und bereits jetzt, im schwindenden Tageslicht, fiel es ihr immer schwerer ihre Umgebung noch ausreichend zu erkennen.   ~*~   Je weiter sie den Berg nach oben stieg, desto kühler und dunkler wurde es. Sie versuchte vorsichtig zu sein, ihre Schritte gezielt zu setzen, aber mittlerweile war es ihr unmöglich den steinigen Untergrund noch zu erkennen.    Ihre Augen waren noch nie die besten gewesen, besonders nicht im Vergleich zu denen Fayes, die sehen konnte wie ein Adler. Aber je älter sie wurde, desto schlechter wurde ihre Sehkraft und nachts, selbst bei Kerzenschein waren ihre Augen kaum noch zu gebrauchen. Trotzdem ging sie immer weiter voran und als sie einfach nichts mehr erkennen konnte, tastete sie sich mit den Händen vorwärts. Mittlerweile war der Weg so steil geworden, dass sie kaum noch aufrecht gehen konnte und wer würde sie hier oben schon sehen, wie sie gelegentlich sogar auf allen Vieren über den steinigen Untergrund kroch.   Das Herz schlug ihr bis zum Hals und die Angst davor, einen falschen Schritt zu tun und in die Tiefe zu stürzen, schnürte ihr mehr und mehr die Kehle zu. Immer hektischer atmete sie, immer stärker wurde die Panik in ihr und dann passierte das, wovor sie sich so gefürchtet hatte: Ihr nächster Schritt ging ins Leere und noch bevor sie hätte schreien können, fiel sie.   ~*~   Der Aufprall musste ihr die Sinne geraubt haben, denn als sie sich nun stöhnend aufrichtete, durchfuhr sie ein eiskalter Schauer und ihre Glieder schmerzten, fühlten sich wie steifgefroren an. Wie lange sie hier wohl gelegen hatte? Aber sie lebte noch und konnte sich bewegen, das war das Wichtigste. Nur war es nun um sie herum wirklich stockdunkel und Tränen der Verzweiflung wollten in ihr hochsteigen, einfach, weil sie nicht wusste, was sie nun tun sollte. Wo war sie? War sie schon weit genug nach oben gestiegen? Der Boden unter ihr war eisig kalt und als sie ihn forschend betastete, verflüssigte sich die Kälte, wurde zu Wasser und benetzte ihre Fingerkuppen. Schnee. Hier lag tatsächlich noch Schnee, obwohl es die letzten Wochen über doch immer so unerträglich heiß gewesen war. Was, wenn sie in eine Felsspalte geraten war? Daraus würde sie sich doch nie befreien können.   Wimmernd kauerte sie sich zusammen. Sie war so dumm gewesen. Warum hatte sie auch geglaubt die Höhlen heil erreichen zu können? Die Leute aus ihrem Dorf hatten eben doch recht behalten, sie war einfach zu nichts zu gebrauchen. Zitternd versuchte sie sich noch kleiner zu machen, presste sich gegen den rauen Fels in ihrem Rücken und bemühte sich einfach nur gleichmäßig weiterzuatmen. Ihr ganzer Körper schmerzte und die Erschöpfung zehrte an ihrem Bewusstsein, aber irgendwo tief in sich wusste sie, dass sie nicht mehr aufwachen würde, würde sie nun einschlafen. So versuchte sie sich in ihre Fantasiewelten zu flüchten, wie sie es immer tat, wenn sich die Welt um sie herum wieder einmal zu schmerzhaft anfühlte.   Derart versunken war sie in ihren eigenen Gedanken, in denen es ihrer Mutter wieder gut ging, in denen sie nicht hungern und nicht in einer winzigen, zugigen Hütte hausen mussten, dass ihr die Veränderungen um sie herum erst gar nicht auffielen. Doch als es langsam immer heller wurde, blinzelte sie und rieb sich ungläubig übers Gesicht. Spielten ihr ihre Augen Streiche oder leuchtete da tatsächlich etwas? Immer mehr bläulich schimmernde Punkte tauchten in ihrem Blickfeld auf, huschten von hier nach da, verschwanden kurz, nur um an anderer Stelle wieder aufzutauchen. Waren das etwa …?   „Glühwürmchen?“, murmelte sie fragend, auch wenn niemand hier war, der ihr diese Frage hätte beantworten können. Aber ja, die kleinen Punkte mussten so etwas wie Glühwürmchen sein – entweder das oder ihre Augen sahen wieder einmal Dinge, die es gar nicht gab. Trotzdem erhob sie sich vorsichtig aus ihrer kauernden Haltung, um die glühenden Wesen ja nicht zu vertreiben. Immer mehr wurden es, aber sie hielten Abstand, sodass sie nicht geblendet wurde, sondern tatsächlich einigermaßen erkennen konnte, was sich um sie herum befand. Sie musste diesen steinigen Abhang dort herabgestürzt sein, stellte sie schaudernd fest, aber zumindest schien sie hier nicht gefangen zu sein, denn vor ihr teilte ein breiter Riss den Fels. Ein Ausweg … oder hatte sie gar den Eingang der Drachenhöhlen gefunden? Ein plötzlicher Adrenalinschub jagte Hitze durch ihren Körper und vertrieb die bleierne Müdigkeit ebenso erfolgreich, wie die Schmerzen. Zögerlich trat sie einen Schritt nach vorn und obwohl die kleinen Geschöpfe vor ihr zurückwichen, flohen sie doch nicht, sondern hielten den Abstand bei und leuchteten ihr wie eine lebendige Fackel den Weg.    ~*~   Diana hatte sich das Innere einer Höhle ganz anders vorgestellt, kalt und feucht, erst recht wenn sie so tief im Berg lag wie diese hier. Aber seltsamerweise war es warm, trocken und sie hätte sich nach den Strapazen der letzten Stunden sogar nur zu gerne hinlegen und ausruhen wollen, würde sie die Hoffnung das Heilmittel zu finden nicht unnachgiebig vorwärtstreiben. Ihre leuchtenden Begleiter hatten sich ihren bedachten Schritten angepasst, schwebten in gleichmäßigem Abstand vor ihr her und hätten beinahe eine gewisse Sicherheit ausgestrahlt, hätte sie nicht die bedrohliche Dunkelheit im Nacken. Den Höhleneingang hatte sie schon eine ganze Weile hinter sich gelassen und der vor ihr liegende Weg war leicht abschüssig, führte sie so immer tiefer und tiefer in den Berg hinein.   Mit einem Mal verlangsamte sie ihre Schritte, als sie ein Gedanke durchzuckte, der eine unangenehme Gänsehaut mit sich brachte. Was, wenn die Glühwürmchen ihr nicht den Weg leuchteten, weil sie eben nette Wesen waren, sondern ihr schaden wollten? Was, wenn sie sie direkt in ihr Verderben lockten? Wer wusste schon, was sich dort unten befand. Unschlüssig grub sie die Zähne in ihre Unterlippe und schaute über die Schulter. Vielleicht sollte sie umkehren und versuchen den Abhang wieder nach oben zu klettern? Vermutlich war das hier nicht einmal die richtige Höhle und sie vergeudete nur wertvolle Zeit. Kaum war sie gänzlich stehengeblieben, schien es, als würde der blau leuchtende Schwarm unruhig werden. Immer öfter verließen einzelne Glühwürmchen ihre Formation, schwebten näher zu ihr, nur um sich, fast ängstlich anmutend, wieder zurückzuziehen.   „Was soll ich jetzt machen? Ich bin doch schon so weit gekommen, aber was, wenn das gar nicht der richtige Weg ist?“ Faye würde sie nun wieder necken, weil sie wie so oft mit sich selbst sprach, aber ihre Freundin war nicht hier, konnte ihr diesmal nicht bei ihrer Entscheidung helfen. Wieder blickte sie sich nach hinten um und zuckte zusammen, als sie glaubte, ihren Namen zu hören. „Was? Wer ist da?“   „Diana“, wisperte es erneut, aber auch ein weiterer Blick bestätigte ihr, dass sie alleine hier war. „Diana, komm mit uns.“ Sie musste sich vorhin bei ihrem Sturz den Kopf gestoßen haben – das, oder sie war verrückt geworden. Beides würde jedoch erklären, warum sie allen Ernstes glaubte, die Glühwürmchen würden mit ihr reden.   „Das gibt es doch nicht.“ Ungläubig schüttelte sie den Kopf und ging langsam rückwärts, entfernte sich immer weiter von dem blauen Leuchten.   „Diana, komm mit uns.“ Plötzlich stob der Schwarm auseinander, flog in unglaublicher Geschwindigkeit auf sie zu, bis sie vollends umringt war.   Kreischend hatte sie die Hände nach oben gerissen, um ihr Gesicht zu schützen und sich ganz klein zusammengekauert. Aber auch nach mehreren zitternden Atemzügen passierte nichts weiter. Langsam blinzelte sie durch ihre gespreizten Finger hindurch, brauchte jedoch einen Moment, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen, die mit einem Mal um sie herum herrschte.   „Komm mit uns, wir bringen dich zu ihr.“   „Zu ihr?“ Derart bedrängt wagte sie kaum den Mund aufzumachen, nicht dass sie aus Versehen eines der Wesen verschlucken würde – ein derart alberner Gedanke in dieser Situation, dass sie sich ein amüsiertes Schnauben nicht verkneifen konnte.   „Hab keine Angst, Diana, wir bringen dich zu ihr.“ Verständnislos schüttelte sie den Kopf und dachte nicht einmal daran sich nun von der Stelle zu rühren.   „Zu wem wollt ihr mich bringen? Wer … was seid ihr überhaupt und warum kennt ihr meinen Namen?“   „Wir sind die Bewahrer. Komm mit uns.“ Täuschte sie sich oder wollten ihr diese Bewahrer nicht wirklich die Antworten geben, nach denen es sie verlangte? Aber wenigstens schienen sie doch nicht die menschenfressenden Insekten zu sein, für die sie sie einen Moment lang gehalten hatte, auch wenn sie sich trotz dieser doch sehr positiven Erkenntnis noch immer wie in einem schlechten Traum fühlte. Sprechende Glühwürmchen, so etwas gab es doch gar nicht. Allerdings gab es auch keine Drachen … und dennoch hatte sie sich ohne zu zögern auf den Weg gemacht, um nach den Eiern zu suchen.   „Hoffentlich bereue ich das nicht“, sprach sie leise zu sich selbst und atmete noch einmal tief durch, um sich Mut zu machen. Sie musste an ihre Mutter denken, alles andere war nun nebensächlich. Ohne, dass sie es wollte, schwoll erneut die Hoffnung in ihr an. Vielleicht war sie ja das Heilmittel, nach dem sie suchte? Für eine Sekunde schloss sie die Augen, sammelte sich, bevor sie sich aufrichtete und dem Schwarm entschlossen zunickte. „In Ordnung, führt mich zu ihr.“   Faye sagte immer, wer nicht wagt, der nicht gewinnt und so würde sie das nun auch halten. Sie straffte ihre Schultern, machte einen Schritt nach vorn und als wäre dies das Zeichen gewesen, auf das ihre Begleiter gewartet hatten, flogen sie erneut in die Höhe und schwebten in ihrer komplizierten Formation vor ihr her. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)