steampunk magicians von Mae_anima ================================================================================ Kapitel 2: 2. ------------- Von meinem Fenster in unserem Prager Anwesen konnte ich den Hradcany sehen, der Prag wie ein dunkler Wächter überragte und bestimmt von überall aus zu sehen war. Seit wir angekommen waren, hatte ich mein Zimmer nicht mehr verlassen. Ich verließ es nicht oft, meistens wurde ich angesehen, als sei ich der Feind. Sie verabscheuten mich, jedenfalls kam es mir so vor und seit Timothy auf dem Schiff zu mir gekommen war, war dieses Gefühl schlimmer geworden. Vor meinem Fenster floss die Moldau dahin und die vielen Gaslaternen erhellten die Dunkelheit. Es war schaurig und irgendwie auch schön. Einer dieser Abende, an denen ich gerne mit jemandem am Ufer entlang spazieren würde. Ja, hier war das Wetter schön und nicht so trügerisch wechselhaft, wie in London. Vielleicht sollte ich hinaus gehen und frische Luft schnappen. Ich nahm meinen Mantel und verließ das Haus schlenderte die Gassen entlang und stellte mir vor, wie ich begleitet wurde von einem edlem Herrn. Gut möglich, dass ich eine Träumerin war. Aber jemand wie ich hatte nichts anderes, als seine Träume, schließlich hatte ich eigentlich kein eigenes Leben. Ich durfte nicht tun was ich wollte, nicht mögen wen ich wollte. Also hatte ich hochmütig getan, was ich tun musste und meistens böse geguckt. Vielleicht weil ich bis gestern Abend damit hatte leben können, wie mein Leben gelaufen war. Aber nun fragte ich mich, was für ein Leben ich noch hätte führen können, wenn ich nicht so sehr auf die königlichen Hexenjäger angewiesen wäre. Wenn ich nicht Tag für Tag hoffte, dass Jiri Smatana mir gnädig sein würde. „Sie spazieren wieder?“, fragte eine Stimme aus dem Dunkel und dann zeichneten sich die Umrisse von Vivik ab. Er grinste nicht, er versuchte nicht ein mal fröhlich zu sein, mir begegnet zu sein. „Ja, ich fand dieser Abend sei wunderschön, um spazieren zu gehen.“, ich schloss die Augen, „Schöner natürlich, mit Begleitung.“ „Ich bin Euch gerne ein Begleiter.“, nun lächelte er doch, schmallippig und hinter den kreisrunden Gläsern seiner dunklen Brille kniff er belustigt die Augen zusammen, „Aber ich bin mir sicher, Ihr denkt an einen anderen, Eliska?“ „Ach, an wen ich denke, ist doch egal.“, brachte ich hervor und hakte mich bei dem Vampir ein, „Wenn ich mich nicht irre, ist er morgen eh nicht mehr. Sie reden schon von seiner Hinrichtung, deshalb versuch ich mir keine Hoffnungen mehr zu machen.“ Nachdenklich verzog Vivik die Mundwinkel und neigte den Kopf, als könnte er mich dann besser durch seine Brille erkennen. „Ein Magier?“ „Hm.“, ich seufzte. Ausgerechnet ein Magier spukte durch meine Sinne und ich konnte verstehen, dass Vivik nicht sonderlich glücklich über die Entwicklung unseres Gespräches war, als ich ihm erzählte, was auf der Fahrt von London hier her geschehen war. „Ich habe nie verstanden, wieso Ihr den Menschen dient.“, sagte er dann, „Sie sind schrecklich egoistisch und hochmütig. Sie treten uns alle. Vertreiben uns, jagen uns, töten uns auf tausend Weisen. Sehen jedoch nicht, dass sie das wahre Übel unserer Welt sind. Sonst würden sie aufhören Euch so zu behandeln, wie sie es tun.“ Wir setzten uns auf eine Bank und blickten auf die Moldau, die in der Dunkelheit kaum mehr auszumachen war. Vor uns hob sich deutlich der Hradcany. Wir waren so weit spaziert und hatten so viel geredet. „Ich weiß auch nicht mehr...“, brachte ich betrübt hervor und lehnte mich an meinen engsten Freund, den ich bei zahlreichen Spaziergängen kennen gelernt hatte. „Befreie ihn und brenn mit ihm durch.“, Vivik klang nicht so, als würde er es scherzhaft meinen. Er grinste nicht und er lachte nicht. Er starrte einfach voraus auf das alte Gemäuer und sagte, dass was mir selbst schon durch den Kopf gespukt war aber... „Wenn Alun doch nicht so ist, wie ich glaube?“, fragte ich leise, „Wenn er mich wegstößt und mich hasst?“ „Dann bist du trotzdem frei von den Menschen.“, er lächelte, legte mir einen Arm um die Schulter und tippte mir an das Pflaster auf der Stirn, „Dein erster Eindruck ist immer richtig, kleine Shee. Du täuscht dich nicht, dass weißt du. Die Menschen quälen dich doch nur, Tag für Tag.“ Er hatte recht. Aber könnte ich einfach fliehen und Alun vorher befreien und davon überzeugen, dass ich keine Verräterin war? Womöglich hatte er die selbe Anziehung gespürt und würde mir vertrauen... Er war böse, aber eigentlich waren doch alle böse. Nicht wahr? „Wieso unterscheidet man zwischen Böse und Gut?“ „Nur dumme Menschen unterscheiden zwischen diesen Dingen, Eliska.“, er strich mir über die Wange, „Wir wissen doch, dass böse und gut ein und das selbe sind.“ Er hatte recht. Böse und Gut waren das selbe. Sie zu unterscheiden, führte zu dem, was geschehen war. Es spaltete die Gesellschaft auf und führte zu Krieg. Er brachte mich nachhause, verabschiedete sich und ging. Vivik hatte recht, sagte ich mir, als ich die Tür hinter mir schloss und kurz durchatmete. Im Gebäude war es toten still. Vielleicht schliefen sie schon? Vielleicht waren auch einige in die Stadt Hexen jagen. Langsam tappte ich die steinernen Stufen in die Kellergewölbe hinunter. Sie waren leer, bis auf eines. In dem stand Alun. Wir ließen den Magiern nicht den Platz sich zu bewegen. Wir ketteten sie an Armen und Beinen an, schlangen ihnen die Ketten um den Hals und zwangen sie zu stehen. Die Wunde an seinem Kopf war verheilt und sein Gesicht so schön, wie bei unserer Begegnung. Er machte nicht den Eindruck ein Gefangener zu sein, das erstaunte mich. Sein Blick wurde dunkel, als ich mich langsam der Zellentür nährte und den Riegel aufschob. Leise quietschend schwang sie auf und dann ganz leise wieder zu. Ich wusste nicht, wieso ich zu ihm ging. Mir ansah, was man mit ihm tat. Er sagte nichts, als ich langsam auf ihn zu ging. Eine Hand nach seinem wunderbaren Gesicht ausstreckte und dann seine Wange berührte. Meine Augen registrierten jeden Millimeter seines Gesichts und meine Hände fühlten die weiche Haut. Dann berührte ich seine Lippen, stellte mich auf die Zehenspitzen und streckte mich ihm entgegen. Wieder küsste ich ihn und er ließ es zu. Allmählich fühlte sich das, was ich getan hatte, wie Verrat an. „Wieso seid Ihr deren Marionette?“, fragte er und beendete den Kuss abrupt, „Ihr seid kein Mensch, wieso arbeitet Ihr also mit denen?“ „Seid ich Euch kennen gelernt habe...“, begann ich vorsichtig, „Frag ich mich das auch... Ich hab nie kapiert, wohin ich gehöre. Als man mich hier her brachte, dachte ich, dass hier könnte mein Zuhause werden...“ Eine Träne stahl sich aus meinem Auge. „Sie sind ein armes, junges Ding.“, er küsste meine Stirn, „Ihr seid Euer Leben lang nur geschubst und geschlagen worden, nicht wahr?“ „Ich bin eine Hure.“ „Das kümmert mich nicht.“, antwortete er, „Aber Ihr habt mich schon einmal getäuscht. Vielleicht lügt Ihr auch nur, um mich wieder zu täuschen.“ „Nein, ich will Euch nicht täuschen.“, ich schluckte, „Nie wieder. Am liebsten würde ich mit euch fort gehen und...“ „Dann beweist mir, dass Ihr mich nicht mehr täuschen werdet.“, sein Blick wurde tiefer, seine Stimme dunkel und leise, „Zeigt mir, dass Ihr wirklich eine Shee seid und wir verlassen diesen Ort gemeinsam.“ Ich verstand diese Forderung, auch wenn ich nicht erwartet hatte, dass er es sehen wollte. Langsam machte ich einen Schritt zurück, öffnete die Knöpfe meines Mantels und streifte ihn ab. Dann öffnete ich meinen Miedergürtel und ließ auch ihn zu Boden fallen. Dann zog ich die Schleife auf die meinen Rock hielt, dumpf fiel die erste Lage Stoff zu Boden, ich löste das cul de Paris und begann damit mein Korsett zu öffnen, löste die Träger meines Unterkleides und stand fast vollkommen nackt vor ihm. Nur noch in Strumpfhose. Ich hätte mich gerne mit meinen Armen vor seinen Blicken geschützt aber dann hatte ich ihm auch den Blick auf das verwehrt, was er sehen wollte. Das Symbol, mit dem Hexen gezeichnet wurden, die nicht fähig waren, Magie zu verwenden. Das signum diabolus wie es genannt wurde, zog sich über Brust und Bauch. Es war nicht hinein gebrannt, sondern bei einem Ritual, hineingeschnitten worden, als ich ein Kind war. Es handelte sich dabei um ein umgekehrtes Pentagramm, dessen Linien sich von einer Brustwarze zur anderen zogen, sich über meine Rippen erstrecken und dessen tiefste Zacke in meinem Bauchnarbel endete. „Du trägst es mit mehr Stolz, als andere, die ich kenne.“, sagte er und winkte mich heran, „Es ist ein Teil von dir geworden, nicht wahr?“ „Ich kann es verbergen, aber spüren werde ich es immer.“, erwiderte ich und spürte wie sein Blick meinen Körper abtastete, dann zuckte sein Kopf zur Seite. Etwas schepperte. „Versteck dich.“, zischte er, „Und komm nicht aus dem Versteck heraus, bis ich dich rufe.“ Ich raffte meine Kleidung zusammen, und huschte aus der Zelle und tiefer in das Gewölbe hinein, dann versteckte ich mich hinter ein paar Kisten und betete, dass mich so niemand finden würde. Schwere Schritte ertönten. Timothy ahnte ich sofort und wagte es aus meinem Versteck zu gucken. Er war alleine. „Hallo Abschaum.“, grüßte er ihn und sah sich kurz um, „Es riecht nach Eliskas Parfüm, findest du auch?“ „Wessen Parfüm?“, fragte Alun scheinheilig und starrte zur Tür. Noch war Timothy nicht in die Zelle hineingegangen, noch stand er unschlüssig davor. „Eliskas. Du wolltest sie doch in der Kutsche nehmen, nicht wahr?“, Timothy ging hinein und auf ihn zu, „Sie hat die Beine für dich breit gemacht,wie eine billige Hure. Erinnerst du dich?“ „Miss Smatana ist keine Hure.“, gab Alun zurück, „Sie hat besseres verdient, als euch. Wieso arbeitet sie überhaupt für euch? Erpresst ihr sie?“ „Sie hat niemanden außer uns.“ Timothy lehnte sich ihm gegenüber an das Gitter, „Die Shee, die sie aufgezogen, die sie an fremde Männer verschacherte um Geld einzubringen, die haben wir getötet. Eliska geht es besser, dank uns. Ich dachte, sie hat aufgehört herum zu huren, aber man sieht ja, dass sie alles vögelt, was sie begehrt.“ Ich verkniff mir die Tränen und hielt mir eine Hand vor den Mund. Wieder dachte ich an die Überfahrt, an seine großen, dicken Finger in mir. Die schmerzten und wehtaten und sich in mir bewegten. Ich wollte nicht wissen, was geschehen würde, wenn er mich hier fand, halb nackt. Entblößt. Er würde eins und eins zusammenzählen und mich totschlagen. „Ich glaube, dass Miss Smatana nicht alles vögelt. Sie ist wählerisch und sie hat guten Geschmack, sonst hätte sie mich vielleicht weggestoßen.“, er lächelte selbstgefällig in Timothys Gesicht, „Gib zu, Mensch, dass du dich daran störst, dass sie es mit mir machen wollte aber nie mit dir. Du bist grob, du hältst nicht viel von Frauen. Du schlägst bestimmt gerne zu und...“ Er stockte. Sein Blick zuckte kurz in meine Richtung. „Ich nehme mir was ich will.“, gab Timothy zu, „Gut möglich, dass Eliska mich nicht ran lässt, aber dass sie den Feind ficken würde...“ „Ich bin der Feind.“, Alun grinste. Sein Tonfall hatte sich verändert, „Ich weiß.“ Timothy ging ein paar Schritte auf ihn zu, verschränkte die Arme vor der Brust. „Du wirst morgen früh hingerichtet.“, er knackte mit dem Kiefer, „Ich werde dafür sorgen, dass Eliska zu sieht. Egal, was Eliska an dir mag, sie wird sehen wie es...“ Er redete nicht zu endete. Wieso schwieg er? Wieso redete er nicht. Timothy Smith streckte eine Hand aus und griff nach etwas feinem, dass sich in den Ketten verfangen hatte. Ich konnte nicht erkennen, was, dafür war ich zu weit weg. „Ein flachsfarbenes Haar.“, Timothy schnupperte, „Das Parfüm. Das Haar. Sie war hier.“ Als Alun nicht sofort etwas erwiderte, schien er zu begreifen. „Sie ist immer noch hier, nicht wahr?“ Timothy ging ein paar Schritte zurück und sah sich um, „Wo hat sie sich wohl versteckt.“ Er verließ die Zelle, kam tiefer in den Keller hinein, „Eliska! Komm heraus. Hure.“ Er blieb ein paar Meter vor meinem Versteck stehen und schnupperte nach meinem Parfüm. Zum erstem Mal verfluchte ich den Geruch von Lilien. „Da steckst du also.“, zischte er, packte mich an den Haaren und zehrte mich zurück, dann drückte er mich gegen das kalte Gitter der Zelle. „Eine Hure.“, sagte Timothy und spuckte mich an, „Sie kommt sogar hier her, um dich zu vögeln.“ „Lass mich los.“, drückte ich hervor, als er begann meine Brüste mit seinen Händen zusammenzudrücken. Ich schlug nach ihm, ich kratzte ihn mit meinen Fingernägeln durchs Gesicht. „Halt, still.“, murrte Timothy und zwang meine Arme durch das Gitter, dann begann er sie mit seinem Gürtel festzuziehen. „Hör auf.“, brachte ich hervor als seine Hände meine Taille entlang wanderten, meine Hüften und dann meine Strumpfhose herunter schob, bis er meine Beine auseinander schieben konnte. Ich starrte in Aluns besorgte und fassungslose Augen. „Lass sie los.“, brachte er hervor und zog kurz an seinen Fesseln, doch die um seinen Hals schnürten sich zu, „Du Widerling!“ „Du kannst mich nicht aufhalten.“, Timothys Hände fuhren wieder über meine Haut und ich wünschte mir, dass er aufhören würde. Vielleicht war ich eine Hure gewesen, aber auch eine Hure musste nicht zu so etwas gezwungen werden. Sie tat es freiwillig. Aber er war noch nicht fertig, er hatte noch nicht einmal angefangen. Langsam sorgte er dafür dass ich verstummte. Er stopfte mir ein Tuch in den Mund und damit ich es nicht ausspuckte und doch schrie, band er mir ein Tau um, als wäre es eine Trense und ich bloss ein Pferd. „Du solltest sie gehen lassen.“, Aluns Blick war düsterer geworden und seine Haltung hatte sich verändert, „Ich warne dich.“ Aber Timothy würde auf keine Warnung der Welt hören, niemals. Dazu war er noch nie fähig gewesen. Selbst Jiri hatte Probleme ihm etwas auszureden, wenn er es sich selbst in den Kopf gesetzt hatte und nun stand ich hier und verfluchte ihn, nur waren meine Flüche nutzlos und Alun konnte zur Zeit keine Magie verwenden. Ich sollte mich also meinem Schicksal hingeben und es geschehen lassen. Ich kniff die Augen zusammen und wartete. Wieder schob er mir die Hand in den Schritt und begann mit seinen Fingern. Alun unternahm einen neuen Versuch gegen seine Fesseln aufzubegehren aber wir wussten schon, warum wir einen der gefährlichsten Magier der Welt, ausgerechnet hier angekettet hatten. Ich wünschte mir, ich hätte ihm in der Kutsche gesagt, für wen ich arbeite, dann wäre das alles hier nicht passiert. Hinter mir ließ Timothy die Hose herunter und berührte mich sachte mit seinem besten Stück. Ich zuckte zurück, wollte es nicht spüren und zehrte an meinen eigenen Fesseln. „Halt still.“, brüllte Timothy und schlug meinen Kopf gegen das Gitter. Vom Schmerz benommen hielt ich still, als er meine Hüfte packte und in mich hineinstoßen wollte. Ich sah zu Alun, der stumm den Mund bewegte und das Tat, was er vermutlich am besten konnte. So wie wir Frauen das Verführen und Locken perfektioniert hatten, hatte er vermutlich das Töten pefektioniert. Es knackte und Timothys Körper kippte nach vorne, gegen mich und sackte dann zu Boden. Ist er tot, wollte ich fragen, aber es ging nicht. Ich konnte nicht sprechen oder mich bewegen. Ich stand einfach da und starrte Alun an, der die Augen schloss und müde aussah. Dann verdrehte er die Augen nach oben und murmelte noch etwas und mit einem Klirren fielen die Ketten von ihm ab und er schlug unsanft auf den Boden. Ich starrte ihn an. Eigentlich müsste die Wirkung des Äthoskops noch anhalten, er dürfte keine Magie verwenden können. Schwerfällig erhob er sich auf die Beine und kam auf mich zu getaumelt. Er löste meine Fesseln und zog den Knebel aus meinem Mund. „Ist er-“ „Nein.“, er schüttelte den Kopf, „Geh auf dein Zimmer und schließe dich ein, komm vor morgen früh nicht heraus, verstanden?“ Er klang außer Atem und seine Lider flatterten. „Alun, Ihr...“ Er streckte keine Hand nach mir aus, um mich zu berühren. Vermutlich weil er ahnte, dass ich seine Berührung nicht ertragen hätte. „Geh, schon.“ Ich ging- Nein, ich rannte eher. Durch die Flure, die Korridore und dann in mein Zimmer. Ich schlug die Tür zu, schob zur Sicherheit sogar noch einen Stuhl davor und floh in mein Badezimmer. Ich setzte mich in meine Wanne und zog die Knie an, während sich der Schock in mir ausbreitete. Was hätte passieren können und was letztenendes geschehen war. Meine Hand zitterte, als ich den Wasserhahn aufdrehte. Ich war mir sicher, dass die Sonne aufging, als ich aus der Wanne kletterte und zu meinem Schrank lief, um ein neues Kleid herauszuholen. Meine Wahl fiel auf eines der Reisekleider, sie waren nicht so schwer und auch nicht so aufwendig geschneidert. Dann zog ich Stiefel an und schlich aus meinem Zimmer. Die großen Säle waren leer und im Kerker war es ganz still. Also waren sie womöglich schon draußen auf dem Hof. Das bedeutete, dass ich mich beeilen musste. Draußen standen die Hexenjäger im Kreis. Ich war noch nicht zu spät, Alun lebte noch. Gerade zwang man ihn auf die Knie, drückte sein Kinn auf den Bock und trug das Beil heran, mit dem traditionell Magier getötet wurden. Man konnte auf sie schießen, sie ertränken, sie verbrennen aber einzig das Enthäupten tötete sie. Alun warf einen Blick in meine Richtung, dann zum Himmel und in die Richtung von Timothy, der aussah, als hätte er schlecht geträumt. Ich schluckte, als er auf mich zu kam. Es sich dann aber doch anders überlegte. Schweigend machte ich ein paar Schritte näher und warf einen Blick zur Seite. Jiri stand auf einmal nehmen mir. „Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr.“, begrüßte er mich und nickte in Aluns Richtung, „Dieses Mal hast du wirklich gute Arbeit geleistet. Wir sind stolz auf dich.“ „Seid ihr das?“, fragte ich träge und wünschte ich wäre nie hier gelandet. Mag sein, dass mein Leben davor nicht so gut war. Aber hier war es so schrecklich kompliziert geworden. „Lasst es hinter uns bringen.“, stieß Jiri aus und warf ein Blick auf Timothy, er nickte. Timothy würde das Beil nehmen und zu schlagen. Alun würde sterben und wir würden weiterleben wie bisher, jedenfalls gingen alle davon aus. Meine Hoffnung von hier fliehen zu können, schwand jedoch, als Timothy das Beil hob. Das Blatt glänzte im wenigem Sonnenlicht, das durch die dunklen Wolken brach. Mir stockte der Atem, als das Beil niedersauste und Alun den Kopf hätte abtrennen müssen, aber es zerbarst einfach. Es platzte und zersplitterte und die Splitter flogen in alle Richtungen, wie Geschosse. Jiri riss mich zu Boden, was wir womöglich das Leben rettete. Wir harrten aus, bis es still wurde. Dann wagten wir es uns zu erheben. Alun schüttelte gerade seine Fesseln ab und richtete seine Kleidung, dann warf er einen sanften Blick in meine Richtung. „Ihr könnt mich nicht töten.“, stieß er aus, als jemand auf ihn schoss, „Nicht einmal durch Enthäuptung.“ Er kam ein paar Schritte auf uns zu und grinste, „Kommt, Miss Smatana. Begleiten Sie mich.“ Mein Herz setzte ein paar Schläge lang aus, bevor es wieder begann zu schlagen. Es raste. „Miss Smatana?“ Er lächelte. Sein Gesicht hellte ein wenig auf, der giftige Farbton verschwand aus seinen grünen Augen. Warum stand ich hier noch? Warum ging ich nicht einfach zu ihm und... „Eliska? Was hat das zu bedeuten?“ „Ich werde endlich glücklich sein.“, antwortete ich Jiri und hob meinen Rock, dann ging ich in großen Schritten auf Alun zu. Er würde mich fortbringen. Von all dem Leid meiner Vergangenheit. Von all dem Schmerz, den ich hatte erleiden müssen. Ich streckte meine Hand nach seiner aus, ergriff sie und ließ mich in seine Arme ziehen. Bevor wir in den Sog eines magischen Portals gezogen wurden, zerriss ein Schuss die Stille. Jemand hatte auf mich, die Verräterin geschossen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)