Der grimme Kreuzzug von SuperCraig (Dunkle Heimkehr) ================================================================================ Kapitel 2: Ein ehrloser Ritter ------------------------------ Auf einem prächtigen, braunen Ross ritt ein für Connor wohlbekanntes Gesicht heran. „Na, wen haben wir denn da?“, fragte der Reiter in silberner Rüstung. Sein spöttischer Unterton war nicht zu überhören. „Ist der ehrlose Sir Connor aufgetaucht, um seinen Eid doch noch zu erfüllen?“ Natürlich hatte Sir Elliot Stansfield, Ritter unter dem Banner der Schlange, seine Arroganz und seinen herablassenden Ton nicht verloren. Er und Connor waren einst so etwas wie freundschaftliche Rivalen gewesen. Damals hatte der junge Ritter diese Sticheleien noch genossen. „Geht mir aus dem Weg, Elliot“, entgegnete Connor leise und senkte dabei seine Waffen ein wenig. Der Leichenberg um den Ritter herum, genauso wie die verängstigten Blicke der Soldaten, ließen Sir Elliot innehalten. Connor war zwar ein guter Schwertkämpfer, aber nicht einmal er konnte sich einer solch erdrückenden Übermacht erwehren. Er schien noch nicht einmal verletzt zu sein. Elliot durfte sich die aufkeimende Furcht nicht anmerken lassen, oder würde als Gespött seines Herren enden. „Wie wollt Ihr mich denn verscheuchen, Connor? Mit Euren schmucken Zierwaffen?“ Mit dem Kopf nickte der großgewachsene, schlaksige Ritter auf die Schwerter seines Kontrahenten. „Elliot“, begann Connor erneut, wurde aber sogleich unterbrochen. „Die Zeit scheint es nicht gut mit Euch gemeint zu haben, Connor“, stichelte Elliot weiter. „Ihr seht noch schmächtiger aus als früher. Eure Aufmachung ist mehr als fraglich. Ist dies die neueste Rüstung für ehrlose Heckenritter?“ Wortlos schob Connor seine Schwerter in die Scheiden am Rücken und machte sich auf, die letzte Distanz zwischen ihm und Tor zu überbrücken. So einfach wollte es ihm Sir Elliot aber nicht machen. Dieser stieg vom Pferd und versperrte mit seinem Schwert in der Hand den Eingang zur Adlerwacht. „Ich kann Euch hier nicht durchlassen.“ Was er nicht sagte. Das hatte der vorige Haufen an Männern und Frauen auch geglaubt. „S-Sir, Ihr so-soll…“, stotterte eine völlig verängstigte Frau, wurde aber von ihrem Kommandanten mit einer Geste zum Schweigen gebracht. „Na, habt Ihr Angst, Connor?“, versuchte er ihn weiter zu einer Unachtsamkeit zu provozieren. Elliot war mit allen Wassern gewaschen, und sicherlich auch auf eine so groteske Situation einigermaßen vorbereitet. Zu Lebzeiten hatte ihn Connor für seine rasche Auffassungsgabe bewundert. Stumm griff Connor mit der linken Hand nach Elliots Klinge und zerbrach diese einfach zwischen seinen gepanzerten Fingern. Die rechte Hand ballte er zur Faust und donnerte sie seinem Kontrahenten gegen die Brust, wo er eine dicke Delle hinterließ. Ungläubig sackte Elliot nach hinten und lag auf dem Rücken. Wie ein hilfloser Käfer strampelte er, brüllte Befehle, man möge ihm helfen, sich auf Connor stürzen, doch seine Soldaten verharrten an Ort und Stelle. Als Connor über den tobenden Elliot hinweggestiegen war, bemerkte er, wie etwas seinen gewohnten Gang behinderte. Ein Blick nach unten zeigte, dass er einen Dolch in jene Stelle gerammt bekommen hatte, die nicht von der Rüstung geschützt war: die Kniekehle. Dort wo das Metall zwecks Beweglichkeit weichen musste, steckte die Waffe. Teilnahmslos sah Connor auf den Dolch, dann auf den grinsenden Elliot. „Ihr habt den Dolch vergiftet“, stellte der Blondschopf monoton fest und zog sich die schmale Klinge aus dem Fleisch. Mit ausdruckslosem Blick drehte er die Waffe in seiner Hand ein wenig, bevor er sie achtlos beiseite warf. „Ihr mögt Euch vielleicht verändert haben, Connor, aber nichts kann dem Gift der Waldspinnen auf Dauer widerstehen.“ Das triumphierende Grinsen Elliots wandelte sich bald in blanken Schrecken, als Connor seinen Helm abnahm. Seine ausdruckslosen, leeren Augen – sie waren von einem kalten Blau erfüllt. Als es zu spät war, verstand der Narr endlich. „Aber, aber, aber…“, stotterte der Ritter des Barons und versuchte verzweifelt Abstand von Connor zu gewinnen. „Was habt Ihr denn geglaubt, Elliot?“ Die blutleeren, aufgesprungenen Lippen formten ein kaltes, grausames Lächeln. „Ich hätte Euch für klüger gehalten. Falscher Stolz, dazu Eure Gier, möglichst rasch aufzusteigen, wahrscheinlich sogar zu putschen, war es das wert?“ Connors Mundwinkel wanderten noch ein wenig mehr in die Höhe, als er das rechte Schwert wieder aus der Scheide zog und gen Himmel hielt. Schwarze Blitze, umrandet von einer grünen Aura, zuckten von der Waffenspitze, und fuhren in die Leiber der toten Soldaten, die sich langsam wieder erhoben. Trotz tödlicher Wunden, entstellten Leibern und teils fehlenden Gliedmaßen griffen die einstigen Soldaten der Schlange erneut nach ihren Waffen. Panik brach aus. Nun floh der klägliche Rest der einstigen Belagerungstruppe endgültig. Kreischend, schreiend und weinend stürmten sie den Abhang hinab, und ließen ihren Kommandanten hinter sich, genauso die lebendig gewordenen Schrecken ihrer einstigen Kameraden. Nichts konnte den fremden Ritter aufhalten, und nicht einmal der Zorn ihres Herren, ob ihrer Niederlage, konnte so grausam sein, als das Schicksal, welches ihnen bei weiterem Widerstand blühte. „Wisst Ihr Elliot“, setzte Connor an, während sich die lebenden Leichen langsam um die beiden versammelten. „Ich habe Euch für viel gehalten, aber nicht für so ehrlos. Ein vergifteter Dolch.“ Das Lächeln auf den Zügen des Blondschopfs erstarb augenblicklich. „Ihr wärt fast erfolgreich gewesen.“ Connor stieg über seinen besiegten Gegner hinweg, der sich mühsam herumdrehte, um seinem einstigen Rivalen nachzuschauen. „Und Ihr?“ Tatsächlich hielt der Ritter inne. Langsam drehte er sich um. Die schweren Stiefel hielten vor Elliot an, der sich zusammenkauerte, wie ein kleines Kind. Sein loses Mundwerk wurde ihm in diesem Moment wohl erst vollends bewusst. „Ich?“, wiederholte Connor die Frage. „Ich habe aus Liebe gehandelt.“ Wenn er etwas an Elliot gehasst hatte, dann war es dieser selbstsichere, triumphierende Blick. „Also doch!“, rief der Rivale und deutete anklagend mit dem Finger auf ihn. „Ja“, bestätigte Connor seine Vermutung und ging wieder auf das Tor zu. „Fresst ihn, wenn ihr wollt, und bewacht dann die Umgebung“, waren seine letzten Worte, bevor er sich, unter den Sterbensschreien seines Gegners, der von seinen einstigen Soldaten zerfleischt wurde, aufmachte, das Ziel seiner Reise endlich aufzusuchen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)