Sterne sind zum Träumen da von Kyo_aka_Ne-chan ================================================================================ Kapitel 4: Anzeichen der Dunkelheit ----------------------------------- Niedergeschlagenheit war gar kein Ausdruck dafür, was Minako empfand, seit Zoisite wütend verschwunden war. Verschwunden konnte man wörtlich nehmen, denn seitdem hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Obwohl sein Abhandenkommen eine Verkettung vieler unglücklicher Umstände war, wurde Minako das Gefühl einfach nicht los, dass sie die Hauptschuld daran trug. „Er hat sich auch nicht bei Kunzite gemeldet?“, fragte sie jetzt am Telefon, während sie mit Makoto sprach. „Nein. Als ob er sich in Luft aufgelöst hätte“, antwortete ihre Freundin und wieder spürte Minako die Schuld wie eine drückende Last auf ihren Schultern. „Hoffentlich ist ihm nichts passiert.“ Makoto seufzte. „Das hoffe ich auch. Kunzite redet nicht darüber, aber ich glaube, dass es ihn sehr hart treffen würde. Wir müssen zuversichtlich bleiben und die Augen offenhalten. Luna und Artemis durchkämmen schon die Gegend, also wenn er irgendwo ist, dann finden sie ihn auf alle Fälle.“ Minako verabschiedete sich von ihrer Freundin und beendete das Gespräch, ehe sie versuchte, sich von ihren letzten Worten ermutigen zu lassen. Doch es gelang ihr einfach nicht und sie schaute betrübt vor sich hin. Sie wusste selbst nicht, warum es ihr so nahe ging, dass Zoisite weg war. Es fühlte sich einfach danach an, als ob er ein Stück von ihr mitgenommen hätte, obwohl das natürlich Quatsch war. Zusätzlich machte sich Minako Sorgen, da ihn die Macht des Silberkristalls noch nachhaltiger verändert hatte. Zoisite musste vollkommen verwirrt sein und vor allem war er nun in der für ihn doch fremden Menschenwelt auf sich allein gestellt. Minako machte sich Sorgen und das blieb nicht unbemerkt. „Lasst uns Pause machen“, sagte Emiko mitten in der Probe und auf ihren Vorschlag verstummten die Instrumente der anderen. Minako schaute verwundert auf und begegnete dem besorgten Blick Kazus. Daiki versuchte, sie strafend anzuschauen wie immer, doch es gelang ihm nicht. Oder vielmehr getraute er es sich nicht, so wie immer mit ihr zu schimpfen, was Minako sagte, dass man ihr ihre Niedergeschlagenheit deutlich ansehen konnte. Kazu verließ sein Keyboard, während Daiki und Emiko sich zurückzogen. Wenn jemand an Minako herankam, dann war es der optimistische, sanfte Keyboarder und sie verließen sich darauf, dass er die Dinge wieder richten würde. „Hey Mina, wo ist dein Strahlen abgeblieben?“, fragte er sanft und Minako wollte angesichts dieser Worte am liebsten in Tränen ausbrechen. Stattdessen schaute sie zu Boden und entschuldigte sich leise. „Ich bin heute einfach nicht bei der Sache. Ich... ich mache mir Sorgen um jemanden, der verschwunden ist. Ich bekomme das einfach nicht aus dem Kopf“, gestand sie und Kazu strich ihr beruhigend über den Rücken. „Hast du mit der Polizei gesprochen?“, fragte er und Minako schüttelte den Kopf. „Nein. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sie einfach verschwindet und irgendwann wieder auftaucht. Aber was mich eben so beschäftigt, ist, wie sie gegangen ist. Wir haben uns vorher gestritten und uns Gemeinheiten an den Kopf geworfen. Aber sie war bereits vorher schon verletzt und wütend und ich befürchte, ich habe es noch schlimmer gemacht“, erzählte sie und Kazu umarmte sie kurz und freundschaftlich. „Sieh mal, Mina. Du kannst vielleicht etwas dafür, aber sie hat auch eine Mitschuld. Und dass sie dir nun Sorgen bereitet, indem sie nicht auftaucht, ist definitiv ihre Schuld. Ich denke, du solltest abwarten. Wenn ihre Wut sich verflüchtigt hat, taucht sie vielleicht von alleine wieder auf und dann könnt ihr miteinander reden und die Sache wieder bereinigen. Niemand kann dir lange böse sein, das weißt du doch“, lächelte er und Minako schöpfte wieder ein wenig Mut. Kazus Worte waren wie ein kleiner, vorwitziger Sonnenstrahl, der sie auf der Nase kitzelte und das brachte sie zum Lächeln. „Da ist ja dein Strahlen wieder, Mina“, bemerkte Kazu und Minako lachte darüber. „Sehr gut, dann können wir ja weitermachen.“ Minako nickte und griff zum Mikrophon. Sie rief nach Emiko und Daiki und sie machten sich wieder an die Arbeit. Sie hatten noch einiges zu tun, denn der nächste Auftritt rückte immer näher und darauf wollten sie alle vorbereitet sein. Minako fühlte sich ein wenig besser nach ihrem Gespräch mit Kazu und sie war froh, dass er in ihrer Nähe war, ebenso wie Daiki und Emiko. Ohne die drei hätte sie sicher schon längst aufgegeben, was ihren großen Traum anbelangte und wohl einen normalen Beruf ausgeübt, der ihr aber nicht den Auftrieb gab wie das Singen. Sie hatte nun neuen Mut geschöpft und eine kleine Last war von ihren Schultern abgefallen, dass sie nun befreit alles geben konnte. Dieses Strahlen blieb nicht unbemerkt, denn Jedyte, der ganz in der Nähe ein paar Kabel aufrollte, erschauerte am ganzen Körper. Er knirschte mit den Zähnen, als er das Licht fühlte, dass seine innere Dunkelheit reizte und da er das Gespräch zwischen Kazu und Sailor Venus mitbekommen hatte, wusste er auch, was die Ursache war. Dieser Keyboarder hatte eine ausgleichende Wirkung auf sie und das lief seinem Plan völlig entgegen. Er musste diesen Mann loswerden, ehe durch ihn die Dunkelheit verflog, die gerade erst in Sailor Venus Fuß fassen wollte. Jedyte zog sich in einen dunklen Bereich zurück, wo ihn niemand wahrnahm. Er hatte den perfekten Blick auf die Bühne und war gleichzeitig von niemandem wahrnehmbar, so dass er seine Chance gekommen sah. Er schloss die Augen und konzentrierte sich das erste Mal willentlich auf die neue dunkle Energie in seinem Inneren. Er rief sie zu sich und als er seine Augen öffnete, spürte er das Pulsieren sehr starker dunkler Energie in seinen Händen. Dort waberte die Luft schwarz und elektrisierend zwischen seinen Fingern und mit einem einzigen Gedanken setzte er diese Macht frei. Blitzschnell schlugen die unsichtbaren Energiebälle in die Deckenkonstruktion ein und brachten diese zum Zusammenbruch. Unter Jedytes Blicken brach die Bühne in sich zusammen und begrub die gesamte Band darunter. Er beobachtete, wie Sailor Venus erschrocken die Hände über dem Kopf hielt und dadurch ein Quäntchen schwarze Macht freiließ. Die Konstruktion wurde von ihr zurückgestoßen, traf dafür aber den Keyboarder, welcher vollkommen unter den Stahlstangen begraben wurde. Jedyte unterdrückte ein Lachen und eilte dann scheinbar besorgt zu den anderen Bühnenmitarbeitern, um die Trümmer zu beseitigen. Minako war währenddessen vollkommen außer sich. Sie versuchte, Trümmer zu bewegen und sie atmete ein wenig auf, als sie Emiko sah, die sich gerade von allein befreien konnte. Sie hatte einen langen, blutigen Kratzer auf ihrer Wange, aber sonst schien es ihr gut zu gehen, wenn man vom Schrecken absah, der ihr in den Gliedern stecken musste. Daiki wurde von ein paar Bühnenarbeitern aus den Trümmern befreit und schien sich lediglich den Fuß verstaucht zu haben. Doch Kazu blieb lange verschwunden. Scheinbar ewig räumte man die Überbleibsel der Bühnendachkonstruktion beiseite und Minako hielt Emiko und Daiki an den Händen, damit sie einander Halt geben konnten. Angst machte sich in ihr breit und pochte immer stärker in ihrem Herzen, welche sich in Panik wandelte, als man endlich einen Arm inmitten der Überbleibsel sehen konnte. „Kazu!“, rief Minako entsetzt und wollte zu ihm stürzen, doch Daiki hielt sie geistesgegenwärtig fest. Man holte den jungen Mann aus den Trümmern. Er regte sich nicht und blutete aus einer Kopfwunde. Ein Arm war seltsam verdreht, ebenso sein Bein, während eine weitere blutige Wunde an seiner Brust wahrzunehmen war. Das sah nicht gut aus und Minako wusste das so sicher, dass es ihr alle Kraft aus den Beinen nahm. Sie sank zusammen und starrte fassungslos auf Kazus bewusstlose Gestalt. Konnte das Zufall sein, dass das geschah, gerade als sie mit ihm geredet und gerade neuen Mut gefasst hatte? Jedyte hingegen zog sich im allgemeinen Trubel zurück und kehrte mithilfe der Schatten zurück zu Neflite. Immer wieder schaute er hingerissen auf seine Hände und spürte die nun stärker pulsierende Macht in seinem Inneren, die ihm nach willentlichen Gebrauch nun kaum noch Unbehagen oder Angst bereitete. Vielmehr war sie ein willkommenes Instrument, um sein Ziel zu erreichen. Es stand fest, er würde sich den Silberkristall holen und damit das mächtigste Wesen in diesem Universum werden. Er würde Neflite erwecken, er würde Zoisite und Kunzite eine Lektion erteilen, die ihn aufgrund seiner Jugend immer unterschätzt hatten. Er würde sich um die Sailorkriegerinnen kümmern und sie erledigen und er würde mit all diesen Dingen seinen Wert beweisen, der all die Zeit untergraben worden war. „Warte nur, Neflite. Bald gibt es ein neues Kapitel in dieser Geschichte“, lächelte Jedyte siegessicher und nun endlich brach das Lachen aus ihm hervor, welches er die ganze Zeit zurückgehalten hatte. Es regnete unaufhörlich und Zoisites Haare klebten an seinem Kopf. Er hüllte sich tiefer in seine Jacke, während er unermüdlich einen Schritt vor den anderen setzte. Er dachte seit Tagen darüber nach, was er tun sollte und vor allem darüber, was geschehen war. Immer wieder kam er zu der Erkenntnis, dass er ein Idiot gewesen war und diese Erkenntnis ärgerte ihn maßlos. Er war zu unbeherrscht gewesen und hatte damit seinen Zustand noch verschlimmert. Wenn es ganz schlecht für ihn lief, würde er sich nie wieder zurückverwandeln und auf ewig in diesem Frauenkörper herumlaufen müssen, der noch dazu aus purer Lichtenergie bestand. Er war nun selbst eine Art Sailorkriegerin, wenn er es sich genau überlegte und dieser Gedanke ließ ihn zusätzlich erschaudern. Zoisite dachte an Kunzite, den er einfach so zurückgelassen hatte und sein Herz schmerzte. Er vermisste den anderen, der wie ein Bruder für ihn war und er verfluchte sich selbst dafür, auf dessen Worte so unbedacht reagiert zu haben. Kunzite war verliebt und das sollte Zoisite eher freuen. Dass ein ehemaliger General des Bösen die Liebe und sein Glück fand, war ausgesprochen selten und genau deshalb musste der andere es unbedingt festhalten. Zoisite verstand es, auch, wenn er es noch nicht gänzlich wahrhaben wollte, dass es in Kunzites Leben nun mehr geliebte Personen als ihn selbst gab. //Das Wichtigste ist, dass er glücklich ist//, bekannte Zoisite und er blieb stehen und sah zum wolkenverhangenen Himmel hinauf. Der Regen klatschte ihm nun unbarmherzig ins Angesicht, aber Zoisite genoss es einfach. Er kam endlich ein wenig zur Ruhe, nachdem er sich mit seiner Situation langsam angefreundet hatte. Er musste es hinnehmen, schließlich war es ihm selbst zu verdanken, dass er nun in diesem Schlamassel steckte. //Niemand kann etwas dafür, außer mir//, ging es ihm durch den Kopf und er dachte an Minako, die er mit seinen Worten verletzt hatte. Sie konnte am wenigsten dafür, schließlich hatte sie sich seiner angenommen, hatte ihn bei sich aufgenommen und war ihm sogar noch nachgelaufen, wann immer er sich aus ihrer Wohnung geflüchtet hatte. Und er hatte es ihr gedankt, indem er sie herunterputzte und ihre Träume mit Füßen trat. Zoisite seufzte und ließ den Kopf hängen. Es war wirklich nicht seine Glanzleistung gewesen und er war nicht stolz darauf. Sein Temperament ging zwar gerne mal mit ihm durch, doch er hatte sich noch nie dazu herabgelassen, jemandem mit Worten derart wehzutun, dass es ihm selbst schon wehgetan hatte. „Ich muss mich entschuldigen...“, sagte er leise zu sich selbst und verzog das Gesicht. Entschuldigungen lagen ihm einfach nicht, aber da musste er jetzt durch. Er schaute sich um und erkannte, dass er in der Nähe des Ortes war, wo Minako ihre Proben durchführte, so als ob ihn sein schlechtes Gewissen ihn wieder einmal hierher geführt hatte. Tatsächlich war er die letzten drei Tage durch Tokyo gelaufen und immer wieder hier gelandet oder in der Gegend, wo Makoto und Kunzite ihren Laden hatten. Es war, als ob ihn sein schlechtes Gewissen immer wieder daran erinnern wollte, dass er sich entschuldigen musste und erst jetzt gab Zoisite nach. Er setzte gerade wieder einen Fuß vor den anderen, um es hinter sich zu bringen, als ein plötzlicher Impuls aus schwarzer Macht ihn zusammenzucken ließ. Sein Magen krampfte sich zusammen, ein Schauder überlief ihn und machte ihn ganz schwach. „Verdammt, was-?“, fragte er alarmiert, als er einen ohrenbetäubenden Lärm hörte und Schreie von Menschen. Ohne weiter darüber nachzudenken stürmte Zoisite in jene Richtung und fand sich recht bald in einem kleinen Konzertsaal wieder. Er sah, wie man einen bewusstlosen Mann wegtrug, der heftig aus einer Kopf- und einer Brustwunde blutete, während man Trümmer von einer Bühne beseitigte. All das war untermalt von dem süßlich-schwerem Geruch nach Dunkelheit, der langsam aber sicher verflog. Irgendetwas daran erinnerte Zoisite an seine Vergangenheit, auch, wenn er nicht klar bestimmen konnte, warum. Sein Blick flog umher, er suchte nach Hinweisen, doch die Dunkelheit verflog immer mehr und war letztlich nicht mehr zu spüren. Wahrscheinlich lag es auch daran, dass er nun in einem lichtdurchfluteten Körper steckte, denn das erschwerte es ihm zusätzlich, der dunklen Macht nachzuspüren. Schließlich gab Zoisite es auf und suchte lieber nach Minako. Er entdeckte sie schließlich umgeben von ein paar anderen Leuten, die genauso mitgenommen aussahen wie sie selbst. Es ging ihr auf den ersten Blick gut, aber sie war blass und angeschlagen, das sah er deutlich. Er wollte am liebsten zu ihr, aber er sah, dass es jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, also zog Zoisite sich zurück. Er verließ das Gebäude wieder, während sich Polizei- und Krankenwagensirenen näherten und nach einer Weile rannte er los. Er musste zu Kunzite, denn die Chance bestand, dass der andere es vielleicht auch gespürt hatte und wenn jemand nun diese Gefühle verstehen konnte, die in Zoisite tobten, dann nur der andere. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)