Look at me von Feuchen ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Wie sehr hatte er sich gewünscht, mit Minato alleine zu sein? Es hatte sich ein wenig wie ein Traum angefühlt, als Minato ihn zu sich eingeladen hatte. Für einen Moment hatte es sich angefühlt, als wenn Minato ähnliche Gedanken hatte endlich einmal mit ihm alleine zu sein. ‚Ohne Seiya.‘ Shuu sah ein wenig nachdenklicher zu dem anderen. Es störte ihn, dass Minato nicht weiterhin mit ihm in einem Team war. Sie sollten gemeinsam auf der Kirisaki sein, so wie während der Mittelschule. Aber noch mehr störte ihn die Tatsache, dass Seiya ihn begleitet hatte und ebenfalls an der Kazemai war. Seiya, der ständig in Minatos Nähe war und ihn nicht aus den Augen ließ. „Shuu?“ Überrascht hob Shuu seinen Blick und sah überrascht in das Gesicht seines Freundes. Minatos Ausdruck hatte etwas verunsichertes, nachdenkliches. „Hm?“ „Du wirkst so nachdenklich“, murmelte Minato und drehte etwas seinen Kopf zur Seite. „War es falsch?“ Shuu legte den Kopf schief, bevor sich ein Lächeln auf seine Lippen legte. „Nein.“ „Wir sollten uns wieder häufiger sehen, meinst du nicht?“, fragte Minato leise nach und Shuu nickte etwas. Wie gerne hätte er es, wenn er Minato häufiger sah. „Zusammen mit Seiya.“ Shuu seufzte. Er wünschte sich, dass es nur Minato und ihn betraf. Es war nicht so, dass er Seiya nicht als Freund sah, aber er wünschte sich dennoch mehr Zeit mit Minato alleine. Wann hatte es eigentlich angefangen, dass er so empfand? Er wollte mehr für Minato sein, als nur dessen Freund. Er wollte, dass Minato nur ihn ansah. Früher hatte er es auch getan. Früher waren Minatos Augen auf ihn gerichtet, als sie gemeinsam Kyudo betrieben hatten. Shuu hatte diesen Blick auf sich genossen, so dass er es auch weiterhin haben wollte. Am liebsten wollte er mit ihm zusammen schießen. Es war ein Schock gewesen, als Minato mit Kyudo aufgehört hatte. Es fühlte sich an, als wenn ihm etwas entrissen worden war, was er gebraucht hatte. „Willst du etwas mit Seiya und mir unternehmen?“ Shuu wusste nicht, wieso diese Frage aus ihm herausgekommen war. „Natürlich. Immerhin sind wir doch Freunde, oder?“ Minatos Augen strahlten für einen Moment und Shuu fühlte, wie sich etwas in ihm verkrampfte. Freunde? War es das, was er für Minato war? Nur ein Freund? Er lächelte ein wenig gequält. Vermutlich war es das. Vermutlich würde er für Minato immer nur das sein. „Du hast recht, Minato.“ Auch, wenn es schmerzte, dass er für Minato nicht mehr war, Shuu würde sich damit zufriedengeben. Solange er für Seiya das Gleiche empfand. Seiya. Wenn Minato ihn nur als Freund sah, so sollte es Seiya auch nur sein. „Du wirkst nicht so glücklich damit, Shuu.“ Er blinzelte und sah wieder in die Augen des anderen. „Warum hast du mich vorhin eingeladen?“ „Was?“, erwiderte Minato überrascht, bevor er seinen Kopf wegdrehte, „uh, weil ... ich dachte, wir könnten mal wieder alleine sein? Also, uh, ich hätte ja Seiya gefragt, wenn dir das lieber gewesen wäre.“ „Nein, das war schon gut so“, entgegnete Shuu und seufzte etwas, „ich dachte nur ...“, wieso war es so schwierig, zu sagen, was er wollte? Wieso war es so schwierig, zu sagen, dass Minato mehr für ihn war als nur ein Freund? „Shuu?“ Shuu seufzte, als Minato ihn erneut angesprochen hatte und ihm nun so direkt entgegensah. „Ich mag dich, Minato“, flüsterte er ihm entgegen, bevor er langsam seinen Blick senkte. „Ich mag dich auch, Shuu. Warum sagst du das so plötzlich?“, entgegnete Minato und Shuu spürte, wie Minato leicht schmunzelte, selbst, wenn er ihn nicht ansah. „Nein, ich meine ...“, fing Shuu an, bevor er kurz tief durchatmete und seinen Freund ansah, „ich würde dich gerade gerne küssen.“ Minatos Augen weiteten sich eine Spur und er drehte seinen Kopf von ihm weg. In dem Moment, als er diesen Blick gesehen hatte, wusste Shuu, dass er das nicht hätte sagen sollen. Aber er konnte es nicht länger für sich behalten, wenn er genau wusste, dass er mehr für Minato sein wollte, als nur ein Freund. „Entschuldige Minato“, sagte er schließlich und schüttelte den Kopf, „ich wollte nicht–“, Shuu seufzte. War es immer so schwierig, darüber zu reden, wenn man jemanden mochte? „Ich muss darüber nachdenken, Shuu“, sagte Minato leise und sah ein wenig in Shuus Richtung, auch, wenn er seinen Kopf eher gesenkt hielt, um ihm nicht in die Augen zu blicken. Shuu nickte, auch, wenn er wusste, dass Minato es nicht sehen konnte. Was konnte er auch anderes erwarten? „Ich sollte gehen.“ „Ja“, hörte er noch Minatos Stimme, nachdem er sich erhoben hatte und das Zimmer des anderen verlassen wollte, „ich– uh– melde mich.“ Shuu seufzte, blieb einen Moment vor der Zimmertür stehen, ohne sich zu Minato umzudrehen. „Lass uns demnächst mal wieder treffen. Auch mit Seiya, wenn du magst. Entschuldige nochmal.“ Er erwartete nicht, dass Minato noch etwas sagte, aber er wollte auch nicht, dass diese Anspannung von vorher zwischen ihnen war. Selbst, wenn Minato nicht das Gleiche empfand, so wollte er nicht, dass diese Sache ihre Freundschaft zerstörte.     Es vergingen einige Tage, in denen Shuu nichts von Minato hörte, aber er versuchte nicht länger, darüber nachzudenken, was sein konnte. Er konzentrierte sich auf das, was er tun sollte und lenkte sich mit Kyudo ab. Er wollte nicht zu lange darüber nachdenken, was sich zwischen Minato und ihm verändern konnte. Außerdem blieb ihm immer noch Kyudo, wo er Minato sehen konnte. Das, was sie verband. Es war zwar nicht mehr genug, wenn er darüber nachdachte, was er wollte, aber es reichte, wenn Minato ansonsten nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Oder nur Freundschaft zwischen ihnen wollte.     Es war das nächste Turnier, was dafür sorgte, dass Shuu wieder mehr darüber nachdachte, was er wollte. Minatos Blick, der nicht auf ihm und seiner Form lag, sondern auf Kazemais neuem Trainer. Er hatte so ein Gefühl, dass er in diesem Trainer einen viel zu starken Konkurrenten bekommen hatte. Es war anders, als mit Seiya. Auch, wenn er sich nicht sicher war, wie Seiya gegenüber Minato empfand. Für Minato war es vermutlich nur Freundschaft. Zu Seiya, wie zu ihm. Shuu schluckte, wenn er darüber nachdachte. Was war an diesem Trainer, dass Minato ihn so sehr musterte? Was war es, dass Minatos Augen strahlten, wenn er diesen Trainer des Kazemai Kyudo Clubs ansah? Es war vermutlich einer dieser Gründe, wieso er diesen Trainer gebeten hatte, ihn zu unterrichten, wenn er mit seinem Team dieses Turnier gewann. Er wollte wissen, was Minato an ihm fand. Warum hatte Minato inzwischen mehr Augen für ihn als für Shuu? Shuu konnte sich genau daran erinnern, wie Minato ihn damals angesehen hatte, als sie sich das erste Mal getroffen hatten. Es hatte für ein unbeschreibliches Kribbeln gesorgt und es hatte Shuu nur noch mehr angespornt, als er zusammen mit Minato trainiert hatte. Dieser Blick, mit dem Minato nun Kazemais Trainer ansah, sorgte dafür, dass er noch motivierter war, dieses Turnier zu gewinnen. Er wollte es wissen. Er wollte wissen, was so besonders an ihm war.     Der Sieg des Turniers ging an Kirisaki und er befand sich die Tage danach bei dem Training des Kazemai Kyudo Clubs. Allerdings bemerkte er auch, dass Minato nicht dort war. Warum? Wieso interessierte es Shuu, wo er in erster Linie wissen wollte, was so toll an diesem Trainer war, dass Minato ihn so sehr ansah? Hatte er gehofft, dass er durch dieses Training wieder für eine kurze Zeit mehr in Minatos Nähe war? Wieder mit ihm zusammen trainieren konnte? Er schüttelte den Kopf, als er darüber nachdachte, konzentrierte sich wieder darauf, wieso er hier war. Was war so besonders an Kazemais Trainer?     Er seufzte, als er sich auf den Heimweg machte. Wieso war Minato nicht dort gewesen? Wieso kümmerte es ihn in diesem Moment so sehr? „Shuu.“ Überrascht hob er seinen Kopf und blieb stehen, bemerkte, wie Minato auf ihn zukam und nun vor ihm stoppte. „Minato?“ „Können wir ... irgendwo alleine reden?“ Shuu nickte still und ging dann neben ihm her, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Worüber wollte Minato mit ihm reden? Darüber, dass er lieber nur Freundschaft zwischen ihnen wollte? Innerlich seufzte Shuu, auch, wenn er wusste, dass es das war, womit er zufrieden sein sollte. Freundschaft war besser, als wenn er Minato komplett von sich gestoßen hatte. Auch, wenn er so viel mehr wollte, es wäre das Beste. „Ich habe darüber nachgedacht, was du gesagt hast“, sagte Minato leise, als sie langsam nebeneinander hergingen. Shuu nickte still, ohne etwas zu sagen. Es war okay, solange sie Freunde bleiben konnten. Es wäre alles okay, solange er Minato nicht als Freund verlor. „Ich habe mit Seiya darüber gesprochen“, erzählte Minato weiter. Shuu schluckte, als er spürte, wie sich etwas in ihm verkrampfte. Seiya. „Hör zu, Minato“, fing Shuu an, ohne zu ihm zu blicken, „ich wollte dich nicht verunsichern oder so. Wenn du willst, bin ich glücklich damit, einfach nur mit dir befreundet zu sein.“ „Shuu“, sagte Minato kurz darauf und blieb stehen, so dass Shuu sich zu ihm drehte und ebenfalls stehenblieb, „ich denke, ich mag dich wirklich.“ Verwirrt blickte Shuu ihm entgegen, bevor er einen Schritt auf ihn zumachte, seine Hand zu Minatos Wange gleiten ließ. Sah er es falsch oder sagte Minato ihm gerade, dass er es ihm erlaubte, ihn zu küssen? Vorsichtig bewegte er seine Lippen auf die des anderen zu, stoppte kurz vor Minatos. „Minato ...?“ Minato entgegnete seinen Blick so ruhig und nickte etwas vorsichtig. Seit wann hatte er eigentlich das Gefühl, dass Minatos Augen dieses Funkeln besaßen? Shuu überbrückte die letzten Zentimeter und verschloss Minatos Lippen mit seinen. Seine Augen musterten jede Regung in dem Gesicht seines Freundes, während er ihn küsste. Auch, wenn es nur für wenige Sekunden war, in denen sie sich wirklich küssten, bevor er sich wieder von Minato löste, es fühlte sich an, als wenn es eine halbe Ewigkeit war. Alles andere, an das er sonst denken konnte, hatte sich für diesen Moment verflüchtigt. Ein Lächeln legte sich auf Shuus Lippen, als er seine Hand langsam zurückzog, mit der er Minato für einen Moment an sich gedrückt hatte. „Shuu“, hörte er Minatos Stimme seinen Namen flüstern, worauf er einfach nur zurücksehen konnte. Dieser Blick, mit dem Minato ihn ansah. Es fühlte sich an, wie damals, als sie zusammen Kyudo bestritten hatten. Warum konnte er nur nicht genug von ihm bekommen? Er wusste, wieso er nicht wollte, dass Minato jemand anderen mit diesem ganz bestimmten Blick ansah. ‚Ich liebe ihn.‘ Auch, wenn er wusste, dass er es noch nicht aussprechen konnte, wollte, so spürte er, dass sein Lächeln mehr sagte, als jedes Wort, was er Minato gerade entgegnen konnte. Der Blick, den er von Minato bekam, fühlte sich ähnlich an. Er wollte absolut nicht, dass Minato sonst jemanden so ansah. Weder Seiya, noch Kazemais Trainer. Niemanden sonst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)