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Arrangierte Liebe

von

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Kapitel 4

Danach wurde unsere Beziehung komplizierter. Wir gingen zwar sehr vorsichtig miteinander um und redeten mehr, aber es wollte sich kein Gefühl der Vertrautheit einstellen. Es herrschte eher eine gewisse Verunsicherung, da wir beide nichts falsch machen wollten.

Ein paar Wochen später erhielten wir eine Einladung zum Essen von meinen Eltern. Sie wollten am Sonntag einen Brunch mit ein paar Freunden veranstalten, und da wir uns seit der Hochzeit nur selten gesehen hatten – und immer ohne Draco – wollten sie uns diesmal wohl keinen Raum für Ausreden lassen.

Als der Tag dann kam, stand ich gerade in unserem begehbaren Kleiderschrank und schlüpfte in eine cremefarbene Bluse. Ich hatte gerade den ersten Knopf geschlossen, als Draco aus dem Badezimmer kam. Er trug eine dunkle Jeans und ein hellblaues Hemd und seine Haare waren noch nass vom Duschen. Er trat zu mir in den Kleiderschrank, um nach einem Jackett zu suchen, sodass ich leicht zurückweichen musste, um ihm Platz zu machen. Dabei wanderte sein Blick meinen Oberkörper hinab. Es gefiel mir, wie er mich ansah. Es war ein Verlangen in seinem Blick, das mir ein unglaublich gutes Gefühl gab. Er drehte sich zu mir und legte eine Hand ganz leicht an meine Wange. Wir waren uns so nah, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte, was einen Schauer über meinen Rücken jagte.

„Schade, dass wir jetzt keine Zeit haben“, flüsterte Draco. Er strich mit dem Daumen über meine Wange, dann seufzte er leise, schnappte sich seine Jacke und ging zur Zimmertür. Mit einem Blick über seine Schulter verließ er das Schlafzimmer. Schwer atmend und zitternd blieb ich zurück. Dieser blöde Brunch.
 

Wir apparierten in eine kleine Gasse nicht weit weg vom Stadthaus meiner Eltern in Notting Hill. Das Haus war eines dieser typischen Reihenhäuser, ganz in weiß gehalten und mit einem von Säulen gestützten Vordach versehen. Die Straße lag ganz ruhig da, nur am anderen Ende sahen wir eine Frau mit einem Kinderwagen spazieren gehen.

Als wir vor dem Haus ankamen und auf die Klingel drückten, legte Draco seinen Arm um meine Schultern. Bevor ich ihn fragend anschauen konnte, öffnete sich bereits die Haustür und meine Mutter begrüßte uns strahlend. Während sie uns beide umarmte und uns versicherte, wie schön es war uns zu sehen, wurde mir Dracos Geste klar. Er wollte den Schein wahren und gleichzeitig machte er meiner Mutter damit eine riesige Freude.

Mum scheuchte uns dann durch die Diele in den Garten hinter dem Haus, der zwar schmal war, aber sich in die Länge zog, bis er an das nächste Haus angrenzte. An den Seiten waren mehrere Blumenbeete angelegt, die in der Sonne bunt schimmerten. Da ich bezweifelte, dass das der Verdienst meiner Eltern war, zollte ich im Stillen dem Gärtner meinen Respekt. Mum selbst verschwand in der Küche, um sich um die kulinarische Versorgung zu kümmern.

Wir begrüßten die anderen Gäste mit Küsschen links und Küsschen rechts und blieben schließlich bei meinem Vater und meiner Schwester stehen. Draco hatte seinen Arm wieder um mich gelegt und ich legte meinen um seine Hüfte. Komischerweise fühlte sich das ziemlich gut an. Zuerst schauten Dad und Daphne uns verwundert an, doch dann schienen sie es zu akzeptieren und ich glaubte sogar, ein kleines Grinsen auf Daphnes Gesicht zu sehen.

Tatsächlich kamen wir ins Plaudern, als Dad Draco nach seiner Arbeit fragte. Ich wusste nicht, dass Draco so ein angenehmer Gesprächspartner sein konnte, doch er stellte interessierte Fragen und sprach in einem sehr höflichen Ton. Er bezog sogar meine Schwester und mich in die Unterhaltung ein. Alles in allem hatte ich mich lange nicht mehr so wohl gefühlt.

Nachdem Dracos Eltern auch eingetroffen waren, setzten wir uns an die aufgestellten Gartentische und bewunderten, was meine Mutter gezaubert hatte. Es gab Caprese, verschiedene Salate, Käse- und Wurstplatten, frische Baguettes, Lachs, gebratenes Hähnchen, Gemüse, Kartoffeln, Kroketten und noch vieles mehr. Meine Mutter hatte sich wieder einmal selbst übertroffen und ich fragte mich, wie viele Leute wohl noch kommen mochten. Mein Vater als Herr des Hauses saß am Kopf des gedeckten Tisches, rechts neben ihm meine Mutter, links neben ihm meine Schwester. Draco und ich saßen neben meiner Mutter und Dracos Eltern saßen uns gegenüber. Die anderen Gäste verteilten sich an weiteren Tischen.

„Habt ihr euch gut in eurer Wohnung eingelebt, Astoria?“, fragte meine Mutter, als ich gerade ein Stück Mozzarella aß.

„Oh ja“, sagte ich und fing an, von meinem Arbeitszimmer und der großen Küche zu schwärmen.

„Benutzt du deine Küche denn regelmäßig?“, fragte Dad. „Bei uns hast du immer gern gekocht.“

Ich versuchte den Gedanken zu verdrängen, dass ich meistens nur etwas für mich selbst zubereitete, da Draco auswärts aß. Am Wochenende aßen wir manchmal zusammen, aber das war nicht so regelmäßig, wie man es sich in einer Ehe wünschen würde. In meinem Kopf legte ich mir eine diplomatische Antwort auf Dads Frage zurecht, aber Draco kam mir zuvor.

„Astoria ist eine hervorragende Köchin“, sagte er. „Einmal hat sie ein wahres Festessen gezaubert mit allem, was das Herz begehrt.“

Erstaunt schaute ich ihn an, nur um zu sehen, dass er mich mit einem warmen Gesichtsausdruck anlächelte. Ich konnte nicht anders, als zurückzulächeln und meine Eltern schienen zufrieden zu sein.

„Aber habt ihr durch eure Jobs denn genug Zeit füreinander?“, fragte meine Mutter besorgt.

„Ich muss zugeben, dass ich zuerst überrascht war, als ich erfahren habe, dass Astoria arbeiten geht“, antwortete Draco „Da war ich in meinen Ansichten offensichtlich sehr altmodisch. Ich war immer fest davon überzeugt, dass der Ehemann die Brötchen verdient. Doch dann hat sie mir davon erzählt und ihre Begeisterung war absolut ansteckend. Ich bewundere sie dafür, dass sie mit so viel Herzblut dabei ist.“

Lächelnd drehte ich mich zu meiner Mum. „Wir sind beide den ganzen Tag unterwegs, aber abends sehen wir uns ja“ sagte ich.

Das Gespräch ging noch einige Zeit weiter. Draco hatte seinen Arm über die Lehne meines Stuhles gelegt und ich lehnte mich leicht gegen seine Schulter. Er war warm und er roch gut. Daran hätte ich mich tatsächlich gewöhnen können. Nach dem Essen verteilten wir uns wieder im Garten. Daphne und ich halfen Mum beim Aufräumen und beim Abwasch und die Männer saßen draußen, unterhielten sich und einige rauchten. Ich beobachtete Draco, wie er sich mit einem Glas Wein in der Hand mit unseren Vätern unterhielt. Alle drei wirkten locker, als würden sie sich jedes Wochenende auf ein Butterbier treffen. So entspannt hatte ich Draco noch nie gesehen.

„Pass auf, dass dir nicht die Augen rausfallen“, sagte meine Schwester und stupste mich mit dem Ellenbogen an.

„Lass sie in Ruhe, Daphne“, sagte meine Mutter streng, wofür ich ihr einen dankbaren Blick zuwarf. „Astoria ist eben verliebt“, fügte sie an, woraufhin meine Dankbarkeit schwand und meine Gesichtszüge entgleisten. Daphne brach in schallendes Gelächter aus.

Ich ließ mich nicht zu einer Antwort herab, sondern wusch stoisch die letzten Teller ab, die ich meiner Schwester dann zum Abtrocknen hinknallte. Glücklicherweise sah sie meinen Blick und enthielt sich weiterer Kommentare, doch für den Rest des Nachmittags versuchte ich mich, soweit wie möglich von ihr und Draco fernzuhalten.
 

„Was du beim Essen zu meinen Eltern gesagt hast…“, sagte ich vorsichtig, als wir abends wieder zu Hause waren und ich gerade aus dem Bad kam. Draco lag schon im Bett und las. Das hatte er sich in den letzten Wochen angewöhnt.

Jetzt blickte er auf. „Was meinst du?“, fragte er.

„Na ja, über meinen… meinen Job und… meine Kochkünste…“, fuhr ich stotternd fort.

„Das war alles ernst gemeint“, sagte er und sah mich durchdringend an.

Langsam ging ich um das Bett herum auf meine Seite, schlug die Decke zurück und setzte mich im Schneidersitz auf das Laken, sodass ich ihn ansehen konnte.

„Ich weiß nicht, wann du etwas ernst meinst und wann du nur eine Rolle spielst“, sagte ich. „Ich kann das nicht unterscheiden.“

Er legte ein Lesezeichen in sein Buch, klappte es zu und legte es auf den Nachttisch. Dabei beobachtete ich die Bewegungen seiner schlanken Finger. Mir fiel wieder ein, was morgens zwischen uns passiert war, beziehungsweise fast passiert wäre. Er wandte sich mir zu und sah mir direkt in die Augen.

„Ehrlich gesagt, weiß ich das im Moment selbst nicht so genau“, sagte er.

Eine Weile ließ ich mich von seinen Augen gefangen nehmen, dann begann ich, meinen Blick schweifen zu lassen. Er trug ein schwarzes Tank Top und die Decke hatte er bis zu seiner Hüfte hinaufgezogen. Er stützte sich mit den Unterarmen auf dem Bett ab, sodass die Muskeln in seinen Schultern und seinen Armen angespannt waren. Zögernd legte ich meine Hand auf seinen Arm und beobachtete staunend, wie sich eine Gänsehaut bildete.

„Wie weit kann ich bei dir gehen?“, fragte ich leise.

„Probier es aus“, antwortete er.

Meinen Gefühlen folgend lehnte ich mich nach vorn und krabbelte langsam auf Draco zu, bis ich meinen Arm über ihn legen und mich auf der anderen Seite abstützen konnte. Er ließ mich keine Sekunde aus den Augen und saß ganz still da. Dann küsste ich ihn, und ohne zu zögern erwiderte Draco den Kuss. Er richtete sich ein wenig auf, legte eine Hand auf meine Hüfte und griff mit der anderen meinen Oberschenkel. So zog er mich auf sich, während er sich wieder zurückfallen ließ. Ich legte meine Hände an seinen Hals und küsste ihn weiter.

Meine Hände wanderten nach unten bis zum Saum seines Tank Tops und schoben es nach oben. Mit den Fingerspitzen fuhr ich über seinen Bauch, sodass sich seine Muskeln anspannten. Langsam schob ich sein Shirt immer weiter nach oben, bis er mir half, es komplett auszuziehen. Dann wanderten meine Hände wieder nach unten und streiften seine Stoffhose ab. Nun lag er komplett nackt unter mir, allerdings ließ er sich das nicht lange gefallen. Innerhalb kurzer Zeit gesellten sich meine Schlafsachen zu seinen auf den Boden.

Dann setzte er sich plötzlich auf, hob mich hoch und zog mich mit sich zum Kopfende, sodass er sich an der Rückwand des Bettes anlehnen konnte. Einen kurzen Moment sahen wir uns direkt in die Augen und etwas machte in meinem Kopf „klick“. Dann begann er wieder mich zu küssen. Während er mich mit einem Arm weiterhin festhielt, wanderte seine andere Hand nach unten und zwischen meine Beine. Ich atmete scharf ein, als er mit zwei Fingern in mich eindrang und sie sachte zu bewegen begann. Meine Reaktion erregte wiederum ihn und er passte seine Bewegungen entsprechend an. Als ich es nicht mehr aushielt, packte ich seine Hand, sodass seine Finger aus mir heraus glitten. Stattdessen hob ich meine Hüfte, brachte mich in Position und ließ mich langsam auf Draco herabsinken. Dann begann ich mich zu bewegen, und wir verbrachten die nächste Stunde damit, einen gemeinsamen Rhythmus zu finden.

Danach lagen wir schweißgebadet nebeneinander und versuchten, unsere Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Ich fühlte mich ganz leicht und spürte noch den Nachhall von Dracos Berührungen. Mein Bauch kribbelte wohlig und ich konnte mir mein Grinsen nicht verkneifen. Doch als ich mich gerade zu Draco drehen und mich an ihn kuscheln wollte, wischte er mir mit seinen Worten das Grinsen aus dem Gesicht.

„Du musst wissen, dass ich nicht glaube, dass ich dich liebe. Ich glaube nicht, dass ich das kann.“ Ich spürte, wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich. Mir wurde zugleich heiß und kalt, und in meinem Kopf herrschte gähnende Leere. Es dauerte eine Weile, bis mich seine Worte wirklich erreichten und mir das Herz zerrissen.

Denn in diesem Moment wurde mir klar, dass mir das genaue Gegenteil passiert war. Meine Mutter hatte Recht.

Ich hatte mich in ihn verliebt.

Verdammt.
 

Fortsetzung folgt



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