I really have to go von SilverSerenity ================================================================================ Kapitel 1: Der letzte Geburtstag -------------------------------- Der letzte Geburtstag Die Abenddämmerung malte ihr tiefstes Lila an den Horizont. Es löste das helle Blau des Tages ab. Traurige Augen beobachteten während der Autofahrt das Farbenspiel des Abendhimmels. Sie liebten dieses strahlende Azurblau, aber es war das Lavendel, welches sie beruhigte. Es war das letzte was sie sehen würde, wenn sie endlich zurückkehren durfte. Harukas Stimme holte Setsuna aus ihren Gedanken. „Haben wir die Geschenke?“ „Natürlich!“, antwortete Michiru vom Beifahrersitz aus und schenkte ihrer Partnerin ein Lächeln. Während Setsuna die beiden beobachtete, realisierte sie das Tiefe Gefühl, welches sie für ihre beiden Gefährtinnen empfand. Es war mehr als die Verbundenheit einer der äußeren Kriegerinnen zu sein. Die Beiden waren ihre Familie. Mit ihnen hatte sie die letzten Jahre auf dieser Erde verbracht. Sie hatten jeden Tag und jede Nacht geteilt. Kein anderer Mensch wahr ihr so nah, wie Michiru und Haruka. Zu den anderen Frauen und zu Usagi selbst pflegte sie ein distanzierte Freundschaft. Diese bestand aus Ratschlägen, ein offenes Ohr und einem Lächeln zur Begrüßung. Michiru und Haruka hingegen hatten Setsunas unsichtbare Mauer aus Distanz einfach durchschritten. Noch vor zwei Stunden hatte Michiru das lange grüne Haar gekämmt und ihr liebevoll eine Kette umgehangen. Haruka überspannte gern den Bogen. Als Setsuna mit Michiru die Treppe hinab kam, regnete es Komplimente aus dem Mund der Sportlerin. Zudem zog sie Michiru an sich und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss. Setsuna wollte sich abwenden, um den beiden Privatsphäre zu schenken, da riss sie plötzlich eine Umarmung an Michiru und Haruka. „Ich bin eine sehr glückliche Frau, zwei wunderschöne Frauen um mich zu haben!“ Haruka hatte den Satz kaum ausgesprochen und dabei versucht Setsunas Wange zu küssen, da trat Setsuna ihr auf den Fuß. Michiru lachte und Haruka winselte schmerzerfüllt: „Komplimente verträgst du wohl nicht!“ „Oh doch, aber Komplimente verbaler Art!“ Jemand anderes hätte die Situation befremdlich gefunden. Doch für Setsuna gehörte es zu der Beziehung, die sie mit den beiden Frauen seit Jahren führte, dazu. Haruka flirtete gern mit ihr und nutzte jede Gelegenheit, Setsuna nah zu kommen. Setsuna hinterfragte dieses Verhalten nicht. Zum einen vermutete Setsuna, dass Haruka sie einfach gerne aus der Fassung brachte, zum anderen suchte auch Michiru ihre Nähe und wenn Setsuna ganz tief in ihre Herz schaute, so suchte auch sie Geborgenheit. Ihre Erinnerungen führten sie zu einem gemeinsamen Filmabend. Setsuna hatte für sich und die beiden Popcorn gemacht und war als erste im gemeinsamen Wohnzimmer. So ergab es sich, dass Haruka links und Michiru rechts von ihr saß. Im Laufe des Films kuschelte sich Michiru an ihren Arm und Setsuna ließ es zu. Haruka ließ sich natürlich die Gelegenheit nicht entgehen und kuschelte sich ebenfalls an. Zu Setsunas eigener Überraschung ließ sie sich fallen und erwiderte die angenehme Nähe. Am Ende des Films saßen alle drei Frauen eng umschlungen da, die Hände überkreuzt und ineinander verschlungen. Sogar das zarte Streicheln ihres Handrücken genoss Setsuna. Nur als Haruka einen Gute Nachtkuss anstrebte, fauchte Setsuna. „Wag es dir!“ Erneut wurde Setsuna aus ihren Gedanken gerissen. Traurig schaute Setsuna auf und betrachtete das Profil der beiden Menschen, die sie so sehr liebte. Ja sie liebte sie. Wie sollte sie ihnen das Bevorstehende nur erklären. Das gelbe Auto kam vor Usagis Haus zum stehen. Setsuna seufzte, sie würde ihre letzte Feier besuchen. Setsuna fragte sich, ob die anderen ihre Gedanken lesen konnten. Noch die Autofahrt über hatte sie darüber gegrübelt, dass sie nur mit Haruka und Michiru körperliche Nähe teilte. Usagis Geburtstag schien Anlass für ganz viel Nähe und Vertrautheit zu sein. Resignierend ließ sie sich von Makoto in die letzte Umarmung ziehen. Warum jetzt, wo sie doch gehen muss? Die laute Musik, die heiteren Gespräche waren der Beweis, wie zynisch das Leben sein konnte. Angestrengt versuchte Setsuna einem Gespräch über Kuchenrezepte zu folgen. Nach einer Weile gab sie die Anstrengung auf und versuchte einfach abseits der Party Ruhe zu finden. Lange sollte die Ruhe nicht währen, da stand Ami vor ihr, hielt ihr eine Hand hin und fragte nach einem Tanz. Setsuna gelang es erst gar nicht ihre Verwunderung zu verbergen. Trotzdem stimmte Setsuna zu und ließ sich auf die kleine Tanzfläche des Wohnzimmers ziehen. Wieder soviel Nähe und Heiterkeit. Ami schwärmte, wie gut Setsuna tanzen könne und ließ sich vertraut in jede Drehung wiegen. Als der Tanz endlich endete und Setsuna sich höflich bedankte, stand plötzlich Minako mit leuchtenden Augen vor ihr. „Chronos, du bist mehr als grausam!“, zischte Setsuna in ihren Gedanken und zog Minako resignierend in einen engen Tanz. Warum spielte man traurige Lieder auf einer Geburtstagsparty? Eigentlich dachte Setsuna, sie hätte ihre Tarnung aus Fröhlichkeit und Gelassenheit gelungen aufrecht erhalten. Doch sie sollte eines besseren belehrt werden. Im Verlauf des Abends war Usagi die traurigen Augen ihrer Gefährtin nicht entgangen. Es hatte sich jedoch nie die Gelegenheit ergeben, Setsuna anzusprechen. Immerzu waren ihre Freundinnen oder Mamoru um sie. Starke Arme umarmten Usagi plötzlich. Fragend blickte sie in Mamorus Gesicht, der sie liebevoll anlächelte. „Du siehst sehr Besorgt aus für ein Geburtstagskind.“ Usagi nickte und antwortete ehrlich: „Ich mache mir sorgen um Setsuna. Sie sieht sehr traurig aus. Trauriger als sonst!“ Mamorus Blick suchte die Kriegerin der Zeit und fand sie alleine an der Trassentür. In ihren schlanken Händen kreiste ein unangerührtes Glas Wein und die dunklen Augen haftete am klaren Sternenhimmel. Usagis Besorgnis war nicht grundlos. „Warum fragst du sie nicht?“ „Möchte ich doch. Aber...“ „Du möchtest sie unter vier Augen sprechen?“, ergänzte Mamoru Usagis Antwort. „Ja..“, vernahm er die trotzig traurige Stimme seiner Freundin. Mamoru lachte leise in ihr Ohr und sprach: „Wenn das einer deiner Geburtstagswünsche ist, dann kann ich ihn dir gerne erfüllen.“ Fragend schaute Usagi Mamoru an. Liebevoll strich er Usagi eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. „Ich werde sie bitten, mit dir ein paar Spiele aus dem Keller zu holen, damit du abgelenkt bist, während wir deine Geschenke aufbauen können. Ein vermeintlicher Vorwand, der dich ablenken soll, aber für dich gedacht ist, damit ihr reden könnt.“ Als die anfängliche Verwirrungen auf Usagis Gesicht dem begeisterten Verständnis wich, lachte Mamoru. Dann ging er zu Setsuna. Schnell wandte sich Usagi ab und ging zum Buffet. Es dauerte nicht lange, da stand Setsuna neben ihr. „Mamoru bittet mich, ein paar Partyspiele zu holen. Hilfst du mir, Usagi?“ Die Schwere in Setsunas Stimme lies Usagi fast ihr Vorhaben vergessen. Sie widerstand dem tiefen Bedürfnis Setsuna zu umarmen und ihr zu sagen, dass alles gut wird. Stattdessen lächelte Usagi, nahm Setsunas Hand und jubelte: „Gerne... komm mit, sie sind im Keller!“ Mit diesen Worten wurde Setsuna stürmisch aus dem Trubel der Party in die Stille des Kellers gezogen. Nichts ahnend folgte sie Usagi. Als diese in einem der kleinen Räume abrupt stehenblieb und sich zu ihr umdrehte. „Setsuna, darf ich dich etwas fragen?“ Überrascht von dieser Frage, antwortete Setsuna zögernd: „Natürlich...“ „Warum bist du so traurig?“ Usagis Aufmerksamkeit verwandelte den Boden des Kellers in weiche Watte und die Zweisamkeit mit ihr ließ die Wände enger zusammenrücken. Das Zittern in Setsunas gelassenen Antwort war unüberhörbar. „Ich bin nicht traurig, ich bin nur müde! Ich habe zu viel gearb...!“ „Setsuna!“, unterbrach sie Usagi forsch. „Ich bin 22 Jahre alt und kein kleines Kind mehr! Du musst nicht mit mir reden, wenn dir nicht der Sinn danach steht. Aber strafe meine Besorgnis nicht mit einer schlechten Ausrede ab!“ Setsuna verzog ihren Mund. Usagi bereute ihre Aussage in dem Augenblick, als sich Setsuna abwandte und flüsterte: „Niemand mehr als ich, weiß wie alt du heute wirst... Ich würde es dir so gerne sagen. Es gibt soviel, dass ich dir sagen möchte. Doch nicht hier und nicht jetzt, ich flehe dich an!“ Hastig wischte sich Setsuna die stummen Tränen fort. Usagi stand reglos da. Ihr Kopf und Herz rasten. Von Oben drangen leise Stimmen zu ihnen. „Du kannst mir alles sagen. Das weißt du, Setsuna-San!“ Ein schmerzliches Lächeln umspielte den kirschroten Mund. Wie sehr sie es liebte, wenn Usagi sie so nannte. „Das weiß ich. Ich werde mit dir sprechen. Noch vor allen anderen! Was ich sagen möchte, sei immer fröhlich!“ Mit diesen Worten schob sich Setsuna an Usagi vorbei. Diesmal nahm sie die Hand ihrer Prinzessin und zog sie der lauter werdenden Musik entgegen. Kaum hatten sie den Keller verlassen, tauchten sie in das Licht und die Geräusche der Party ein. Usagi drehte sich zu Setsuna um, um sie zu fragen, ob sie tanzen wolle, da zog Minako an ihr und trennte sie von Setsunas Hand. „Komm... Geschenke!“ Es gelang Usagi nicht mehr die Party zu genießen. Die Sorgen um Setsuna schnürten sie ein und Setsuna gelang es nicht mehr, ihre Traurigkeit zu verbergen. Jeden kläglichen Versuch durchschaute Usagi. Aber nicht nur Usagi bemerkte Setsunas Melancholie, die intensiver war als sonst. Sie schien sich um ihr aufzubauen und für alle greifbar zu werden. Der Abend schritt voran und es ergab sich keine weitere Gelegenheit Setsuna zu sprechen. Dabei waren Makoto und Ami schon gegangen. Schmerzlich musste Usagi feststellen, dass Setsuna ihr auswich. Sie schenkte ihr keine Möglichkeit ihre Nähe zu suchen. In dem Augenblick als Michiru eine Schüssel mit einer Salatschlüssel gefüllt von restlichem Salat griff und Haruka mit den Autoschlüsseln griff und verkündete: „Ich glaube es wird Zeit für uns zu fahren!“, öffnete Setsuna die Haustür. Usagi Begriff, dass sie sich ohne Abschied davon machen wollte. Es war der Moment, in dem Sorge, Unverständnis und Angst ihren Höhepunkt fanden. „Setsuna!“ Der schrille Ruf ihrer Prinzessin ließ Setsuna unweigerlich zusammenzucken. Doch es war der dumpfe Schlag gegen ihren Oberarm, der sie dazu bewegte, sich zu Usagi zu drehen. Erschrocken blickte sie in verweinte Augen. „Warum läufst du einfach weg? Warum redest du nicht mit uns? Was habe ich falsch gemacht, dass du mir aus du mir nicht vertraust? Warum lässt du dir nicht helfen?“ Usagis Fragen prasselten mit unkontrollierten Schlägen auf Setsuna ein. Das trommeln der Fäuste ließ nach und wich einem verzweifelten Weinen. Ängstlich klammerte sich Usagi an Setsuna. Diese wusste, dass alle Augen auf sie gerichtet waren und das keinem die Tränen beider Frauen entgingen. „Du hast gar nichts falsche gemacht...“, flüsterte Setsuna. „Ich muss gehen...“ Usagis schlimmste Befürchtung bestätigten sich in dem Augenblick, als hinter ihr die Salatschüssel splitternd zu Boden viel. „Nein...!“, flehte Usagi. Sie hatte, wie alle anderen, die Bedeutung der Worte ihrer Gefährtin sofort erfasst. Über ihr eigenes Schluchzen vernahm sie nicht Michirus bitterliches Weinen. „Ich muss gehen...“, wiederholte Setsuna die schweren Worte und schob Usagi von sich, die versuchte sie zu umarmen und an sich zu ziehen. Indem Usagi Setsuna wortlos widerstand leistete, versuchte Usagi ein Nein zu formen. Diese bot alle Kraft auf und schob Usagi von sich. „Bitte lass mich gehen... !“ Endlich gelang es Setsuna sich loszureißen. Hastig öffnete sie die Haustür und rannte in die Dunkelheit. Usagi, gefolgt von Haruka, rannte ihr augenblicklich nach. Aber nicht einmal die Kriegerin des Windes konnte Setsuna in dieser Nacht einholen. Resignierend und schwer atmend zog sie die weinende Usagi an sich. Kapitel 2: Wie schließt man mit einem Leben ab? ----------------------------------------------- Wie schließt man mit einem Leben ab? Obwohl sie wusste, dass ihr niemand mehr folgte, rannte Setsuna immer tiefer in die Dunkelheit. Längst hatte sie die lichtdurchfluteten Straßen Tokyos verlassen. Der schummerige Parkweg, in den sie einbog, mündete in einen düsteren Waldpfad. Hier umgab sie nichts, als das Keuchen ihres Atems und das Rascheln, welches ihr Schritte auf dem Laubboden verursachten. Erst als ihre Lungen brannten und ihr Körper um Rast flehte, ließ sie sich auf den weichen Erdboden fallen. Schlanke Finger gruben sich in die matschige Erde und suchten nach Halt, während ein lauter Schrei die Stille der Nacht zerriss. Darauf herrschte eine undurchdringbare Ruhe. Setsuna lag reglos auf der kalten Erde. Tiefe Atemzüge ließen sie wissen, dass sie lebte, dass sie noch im hier und jetzt war. Noch roch sie die lehmige Erde und schmeckte das Salz jener Tränen, die sich in ihren Mund verirrt hatten. Bald würde sie keine Vögel mehr hören, weder Hunger verspüren noch ihr geliebtes Azurblau sehen. Stille würde ihr letzter Begleiter werden, so wie er es immer gewesen war. Damals hatte es ihr nichts ausgemacht. Die Dunkelheit war ein alter Freund und ihre Pflicht hatte sie immer mit Stolz erfüllt. Aber jetzt, wo sie so lange mit ihren Gefährtinnen und ihrer Prinzessin zusammen gelebt hatte, schien die Dunkelheit sie zu umschließen und mit sich in die Tiefe ziehen. Dabei hatte sie gewusst, das jener Tag kommen musste. Es war ihre Bestimmung. „Warum...?“, wimmerte Usagi in Harukas Armen. Diese hatte ihre Prinzessin nach wenigen Metern hochgehoben und trug sie nun in ihren Armen. Sofort hatte sich Usagi an ihre Schulter gelehnt und ihren Tränen freien lauf gelassen. „Weil es ihre Bestimmung ist!“, hauchte Haruka leise. „Warum, läuft sie vor uns weg?“, schluchzte Usagi erneut. Haruka schwieg. Sie stellte sich die selbe Frage und wie Usagi wusste sie keine Antwort. Warum hatte Setsuna nicht vor der Party mit ihnen gesprochen. Seit wann trug sie die Gewissheit mit sich herum. Kaum hatten sie Usagis Haus erreicht, stürmten die verbliebenen Gäste auf sie zu. Mamoru wollte Haruka Usagi abnehmen, doch diese ließ sich auf ihre Füße gleiten und winkte ihn sanft ab. „Nicht... „ Verständnisvoll ließ er von ihr ab und fragte sanft: „Ihr habt sie nicht eingeholt?“ Haruka schüttelte den Kopf und antwortete: „Der Wind selbst hätte sie nicht mehr eingeholt. Sie wollte fort von uns...!“ „Ist sie ohne Abschied gegangen?“, fragte Ami erschüttert. „Das kann ich mir nicht vorstellen!“, entgegnete Michiru besorgt und blickte in die dunkle Ferne. „Nein, ich glaube das hätte sie uns wissen lassen. Sie ist weggelaufen, aber nicht vor unseren Augen verschwunden.“, erklärte Haruka und folgte Michirus Blick. „Warum muss sie gehen? Woher die Gewissheit?“, fragte Ami traurig. Michiru wandte ihren Blick ab. Mitleidig schaute sie Usagi an. Kummer und Sorgen, um ihre Wächterin, hatten sie schlagartig altern lassen. „Mit 22 Jahren besteigt Neo Königin Serenity den Thron und erschafft Neo Crystal Tokyo...“, begann Michiru leise und sprach dabei ebenso schwer wie Setsuna. Usagi spürte, wie ihre Eingeweide zu Eis erstarrten. Der letzte Hauch von Farbe wich aus ihrem blassen Gesicht. „Die Erschaffung des neuen Reiches bedeutet für Pluto ihren alten Posten einzunehmen...“ „Das lasse ich nicht zu! Ich bin die Königin...“, begann Usagi. Es war Michirus plötzliche Umarmung, die sie unterbrach. „Ich weiß, dass du sie daran hindern möchtest. Aber Setsunas Bestimmung sowie Pflicht ist es über Zeit und Raum zu wachen...“ Tränen erstickten die Stimme der Meereskriegerin, als sie krächzend weiter sprach. Sie sprach so leise, wie das Rauschen der Gischt, doch laut genug, für alle. „.... sowie es ihre Pflicht und Bestimmung ist, für uns zu sterben!“ „Nein!“, wimmerte Usagi. Halt suchend klammerte sie sich an Michiru und begann zu weinen. Zitternd wurde sie von Michiru umarmt, die ebenfalls weinte. Haruka kämpfte gegen ihre eigenen Tränen an, während sie ihre Hand auf Amis Rücken legte, die teilnahmslos in die Knie gegangen war. Mamoru blickte auf seine leeren Hände und war in jener Erinnerung gefangen, als er Zepter und Brosche seiner geliebten Usagi in den Händen hielt und um ihn herum die Zeit anhielt. Damals hatte Sailor Pluto die Zeit angehalten und so die Vernichtung allen Lebens verhindert. Dieser Augenblick war Mamorus und Usagis Vergangenheit sowie Zukunft. Endlich waren auch Haruka und Michiru gegangen. Usagi hatte zunächst beteuert, alleine sein zu wollen und am Ende befohlen, alleine gelassen zu werden. Das Haus war Still und die Erinnerung an eine ausgelassene Party längst verblasst. Zitternd stand Usagi vor dem großen Spiegel im Flur und betrachtete ihr Spiegelbild. Die Gedanken in ihrem Kopf rasten. „Mit 22 Jahren besteigt Neo Königin Serenity den Thron!“, halte Michirus sanfte Stimme durch ihren Kopf. „Ich bin noch ein Kind!“, schluchzte Usagi ihr Spiegelbild an. Plötzlich erblickte sie eine silberne Strähne in dem goldenen Haar. Übelkeit stieg in Usagi auf. Hastig rannte sie in die Küche, riss eine Schublade auf und holte ein scharfes Küchenmesser heraus. Der Raum wurde von einem sägenden Geräusch erfüllt, als Usagi begann die Strähne abzutrennen. „Ich bin Usagi Tsukino, ein ganz normales Mädchen!“, sprach sie dabei beruhigend zu sich selbst. Die Ruhe wurde von anderen Strähnen, die sie eindeckte, aufgewühlt. Wie in Trance schnitt Usagi Strähne um Strähne durch. So lange, bis vor ihr zwei große Haufen lagen. Das Messer fiel klirrend zu Boden, als Usagi realisierte, dass ihr Haar morgen nachgewachsen sein würde. Ihr Äußeres war vorherbestimmt, ebenso wie Setsunas Weg. Nun verstand sie Setsuna. Sie hatte Angst, Angst vor der Zukunft. Tiefe Sehnsucht, mit ihrer Gefährtin zu sprechen, erfüllte die zukünftige Königin. Sie schien in diesem Augenblick der einzige Mensch zu sein, der sie verstehen würde. „Warum lässt du mich alleine?“ Keine Klage kam aus Michirus Mund, als Haruka die dritte Ampel in Folge bei Rot überfuhr. Zu groß war die Hoffnung, dass Setsuna in ihrem gemeinsamen Haus anzutreffen war. Viel zu schnell fuhr Haruka den schmalen Weg hinauf und hielt nur knapp vor dem vertrauten Haus. Michiru war noch vor ihr ausgestiegen und rannte zur Haustür. Die dunklen Fenster und die abgeschlossene Haustür ließen ihre Hoffnung sterben. „Ich hatte gehofft, sie würde nicht vor uns weglaufen.“, hauchte Michiru Haruka zu, die sie eingeholt hatte und nun die Tür aufschloss. Schweigend betraten sie das leere Haus. Es wirkte kalt und groß. „Sie wird nach Hause kommen! Ich weiß es!“, sprach Haruka und hörte die Überzeugung in ihrer Stimme. „Was macht dich so sicher?“ „Ich glaube, sie ist nicht nur weggelaufen, weil sie zurück an ihren Posten kehren muss. Ich glaube...“ Das Klacken der Haustür lies beide Frauen innehalten. Die Tür öffnete sich und vor ihnen Stand ihre geliebte Gefährtin. Zitternd mit Schlamm beschmutzter Kleidung und strähnigen Haar stand Setsuna zitternd in der Eingangstür. „Setsuna!“, rief Michiru erleichtert auf. Ohne zu zögern sprang sie Setsuna in die Arme. Diese wehrte sich nicht und ließ die Nähe zu. Nicht nur das. Kaum spürte sie Harukas Arme um ihre Hüften, ließ sie sich fallen. „Ich habe Angst... Haruka, Michiru!“, gab die sonst so starke Frau beschämt zu und vergrub ihr Gesicht in das türkisgrüne Haar. „Du musst dich nicht schämen! Du hast alles Recht der Welt, Angst zu haben!“, sprach Haruka, während sie gemeinsam mit Michiru Setsuna in eine sichere Umarmung zog. Entgegen ihrer Natur ließ es Setsuna geschehen. Zwischen Uranus und Neptun existierte der einzige Ort, an dem sie sich fallen lassen konnte. Hier kämpfte sie nicht mehr gegen die Tränen an. „Ich war immer stolz die Kriegerin von Raum und Zeit zu sein...“, begann Setsuna. Michiru und Haruka legte ihre Arme um sie. Michiru lehnte ihren Kopf an das grüne Haar und Haruka ihren gegen den gebeugten Rücken. „... ich erinnere mich, wie mir Königin Serenity meinen einzigen Begleiter, den Garnet Orb, überreichte und mit die drei Tabus erläuterte. Mein Körper war erfüllt von stolz und...“ Haruka bemerkte, das Setsunas Stimme leiser wurde. Sie kannte diese Tonlage. Es waren jene seltene Momente, in denen Setsuna ihr Herz öffnete. „...als ich unsere Prinzessin am Saum des Kleides unserer Königin erblickte, in ihre azurblauen Augen eintauchte, verstand ich die Bedeutung meines Lebens. Ich lebte für sie. Für sie würde ich mein Leben geben. Damals hat mir ihr Bild gereicht und das wissen, dass ich aus der Ferne über sie wache.“ Schutz suchend vergrub Setsuna ihren Kopf an Michirus Schulter. Diese verstand und legte ihre Hand auf das strähnige Haar. „Doch jetzt, wo ich mit ihr gelebt habe, sie aus nächster Nähe habe lachen und weinen sehen, erdrückt mich die Vorstellung ohne sie zu sein. Ich akzeptiere die Stille und nehme die Dunkelheit hin, aber wie soll ich...“ Weinend brach Setsuna ab. Harukas Augen suchten die ihrer Geliebten. Michiru nickte, sie hatte verstanden, was Setsuna sagen wollte. Aber wie Haruka wusste sie keine tröstenden Worte. Denn es gab keinen Trost. Setsunas Schicksal war vorherbestimmt. Sie hatte alles Recht der Welt wütend und traurig zu sein. Statt tröstender Worte spürte Setsuna plötzlich sanfte Küsse auf ihrer Haut. Seufzend schloss sie ihre brennenden Augen und atmete die liebevollen Küsse auf ihrer Wange ein. Ihre Haut antwortete mit Gänsehaut, als Haruka ihren Hals küsste. Sie ließ sich in die Wärme der Zuneigung fallen. Haruka konnte spüren, wie die Anspannung von ihr wich. Der Atem der stolzen Frau wurde gleichmäßiger. Erst als ihr Körper schwer wurde und ihr Atem tiefer, lösten sie ihre Lippen von der braunen Haut. Zärtlich strich Michiru durch den dichten Pony und flüsterte: „Wir lieben dich, Setsuna. Wir sind eine Familie.“ „Wir werden dich so unendlich vermissen. Ohne dich werden wie nie mehr ganz sein!“, offenbarte Haruka. In den tiefen ihrer Träume drangen die vertrauten Stimmen zu ihr. Kapitel 3: Abschied ------------------- Abschied Als Setsuna aufwachte, lag Michiru links von ihr und Haruka rechts von ihr. Haruka schien sie nach oben getragen zu haben. Die Hände der drei Frauen waren miteinander verschlungen. Dankbarkeit erfüllte Setsunas Herz. „Ich liebe euch auch!“, antwortete sie endlich. Obwohl Michirus Augen geschlossen waren, kuschelte sie sich eng an sie. „Ich mache uns Frühstück!“, sprach Haruka unbeschwert. Bevor sie aufstand, küsste sie Setsuna sanft auf den Mund. Diese ließ es geschehen. Michirus kichern, schenkte Setsuna Normalität. „Haruka nutzt die traurige Gelegenheit aus und genießt es, dass du sie nicht ohrfeigst!“ Für Setsuna, Haruka und Michiru war es befreiend als Setsuna leise lachte. Für einen Augenblick erschien alles unbeschwert und leicht. Setsuna wollte diesen unbeschwerten Moment dehnen. „Haruka weiß noch nicht, dass ich die Tatsache ausnutzen möchte, dass ich jede Nähe verdient habe, wo ich doch bald gehe!“ Mit ihren provozierend ausgesprochenen Andeutungen zog sie die überraschte Michiru zu sich. Anerkennend pustete Haruka eine Strähne weg. „Die freche Setsuna gefällt mir!“ „Allerdings möchte ich keine Ohrfeige riskieren, um zu testen wie viel Nähe ich dir wirklich schenken darf. Aber Michiru wird mir bestimmt davon berichten!“ Mit diesen Worten verschwand die Sportlerin und ließ eine entsetzte Michiru zurück. „Hat sie mir grade die Erlaubnis geben...“, fragte sie mehr zu sich selbst als zu Setsuna. Leises Lachen lenkte Michirus Blick auf die Frau in dessen Armen sie lag. Mit geröteten Wangen betrachte sie die anmutige Frau, die neben Haruka ihre engst vertraute Freundin war. Zögernd suchte sie die braunen Hände. Als Michiru sie endlich fand. begann zwischen ihnen ein liebevoller Tanz. Setsuna genoss das warme Herzklopfen, die die Zärtlichkeit auslöste und sprach heiser: „Eigentlich ist es traurige Ironie, dass erst ein Abschied soviel Nähe erschafft!“ Michiru schüttelte den Kopf und sprach, ohne das Spiel ihrer Hände zu lösen: „Ich fand dich schon immer anziehend und sehr attraktiv, aber auch ich habe ein Ohrfeige befürchtet.“ Erneut wurde der Raum von Setsunas Lachen erfüllt. Dieser Klang war Musik in Michirus Ohren. Sie sehnte sich danach, den Moment für immer einzufrieren. Warum konnten sie nicht zusammenbleiben? Für immer eine Familie sein? Warum durfte Setsuna nicht immer lachen? „Schöne Frauen ohrfeige ich nicht!“, antwortete Setsuna ehrlich. Immer noch umspielten ihre Hände einander. Dann sprach Setsuna schwerer: „Ich habe mich nie gewagt nach Nähe zu sehnen...“ Nun löste Michiru ihre Hand, um über die geröteten Wangen zu streicheln. „Du hast jedes Recht auf Nähe!“ Nachdenklich blickte Setsuna in die ozean blauen Augen. Sie waren anders als ihr geliebtes Azurblau und doch wunderschön. „Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich es nicht bereue, wenigstens einmal zu fühlen, wie sich körperliche Liebe anfühlt. Ich war niemanden näher als eine Umarmung. Wenn man es genau nimmt, hat Haruka mir meinen ersten Kuss gestohlen!“, erläuterte sie mit schmollenden Mund. „Das war kein richtiger Kuss!“, wandte Michiru ein. Plötzliche Stille legte sich über die beiden Frauen, die mehr verband als eine Freundschaft. Die Erkenntnis, dass Setsuna niemals einen Menschen nah gewesen war, vermischte sich mit den bevorstehenden Abschied und dem Verlangen sie für immer um sich zu haben. „Bitte zeig mir, wie sich ein echter Kuss anfühlt... nur einmal!“, flehte Setsuna. Ohne zu zögern erfüllte Michiru ihre Bitte. Zärtlich umschloss sie die kirschroten Lippen mit den ihren. Zufrieden stellte sie fest, dass Setsuna den Kuss augenblicklich erwiderte. Neugierig erkundeten Michirus Hände Setsunas Körper. Ihre Haut war weich, weicher als Harukas. Ein Seufzen wich aus Setsunas Mund und Michiru nutzte die Gelegenheit ihre Zunge in Setsunas Mund gleiten zu lassen. Ein intensiver Kuss entfachte und auch Setsuna ließ es sich nicht nehmen Michirus Körper zu erkunden. Eng umschlungen rollten sie durch das große Bett. Es war mehr als die Suche nach Nähe. Beide Frauen wollten in den Rausch tauchen, in der Hoffnung, er würde nicht enden und ein Abschied wäre nur noch ein Flüstern. Michiru bewunderte Setsunas unendliche Selbstbeherrschung als sie den Kuss schwer atmend löste und sprach: „Danke, das war der schönste Kuss meines Lebens!“ Michiru widerstand dem Drang, Setsuna zu widersprechen, dass sie keinen Vergleich habe. Stattdessen lehnte sie sich auf und flüsterte sehnsuchtsvoll: „Ich würde dir noch viel mehr zeigen!“ Schwer atmend strich Setsuna über den bebenden Bauch. „Ich weiß... und ich sehne mich nach nichts anderem, als in diesen unbekannten Rausch zu fallen.“ Mit unendlicher Selbstbeherrschung küsste sie Michiru ein letztes Mal und ließ ihre Hand hinabgleiten. „Aber...“, begann sie und Michiru konnte in ihren Augen erkennen, wie sie nach einem Aber suchte. „Aber du möchtest diese Nähe für jemanden Aufsparen, der um deine Liebe nicht weiß...“, begann sie Setsunas Gedanken auszusprechen. Während sie Setsunas Bedenken aussprach wanderte Michirus Hand unter die verrutschte Bluse. Ein Keuchen entwich Setsuna als Michiru ihre Brust berührte. „Du wartest auf einen Menschen, der selbst wenn er wüsste, dass du ihn liebst, einen anderen Menschen gehört...?“, hauchte Michiru sehnsuchtsvoll gegen den verschlossen Mund. Ihre Lippen ruhten Millimeter über den kirschroten Mund. Für einen Moment befürchtete Michiru sie hätte den Bogen überspannt, als sie plötzlich stürmisch geküsst wurde. Zufrieden ließ sie sich in den leidenschaftlichen Kuss fallen. Erst als sie Setsunas Bluse aufknöpfte, hielt diese inne und flüsterte: „Warte... ich möchte euch beiden nah sein!“ Mit diesen Worten ließ sie die überraschte Michiru zurück und lief die Treppen zur Küche hinab. Verwundert drehte sich Haruka zu der zerzausten Setsuna um. „Na seid ihr schon...“, begann sie neckend, wurde jedoch je unterbrochen, als Setsunas Hände ihren Nacken umschlungen. Die Teller in ihren Händen fielen klirrend zu Boden, als Setsuna sie stürmisch küsste. Haruka war überrascht, wie fordernd Setsuna sie küsste und berührte. Verwirrt löste die Kriegerin des Windes den Kuss und suchte nach den dunklen Augen. Zum ersten Mal entdeckte sie mehr als Traurigkeit in ihnen. Wortlos ließ sie sich von Setsuna die Treppen hinaufziehen. Schmunzelnd betrachtete Haruka Michiru, die verlegen auf dem Bett saß. Am Bett angekommen kletterte Setsuna zu Michiru und zog Haruka mit sich. „Seid mir nah! Lasst mich eine Frau sein für einen Augenblick! Bitte lasst mich vergessen wer ich bin und was ich tun muss!“, flehte sie, bevor sie jenen Kuss und Moment mit Michiru aufnahm, den sie soeben unterbrochen hatte. Als Haruka ihre Hände über Setsunas Bauch gleiten ließ und zärtlich ihren Hals küsste, wusste die Kriegerin des Windes, das hier keine Erfüllung einer erotischen Fantasie war. Es war der Austausch und Beweis von unausgesprochener Liebe dreier Frauen füreinander, die nur einander hatten. Als Setsuna sich Haruka zuwandte und mit ihr erneut einen leidenschaftlichen Kuss aufnahm, vernahm sie ein zufriedenes Seufzen. Nie hatten Haruka und Michiru Setsuna so gelöst und zufrieden erlebt, wie in diesem Augenblick, da sie sich ihre Liebe zeigten. Beide hätten Setsunas Bitte für den Rest der Ewigkeit erfüllt. Alle drei vielen in den beruhigenden Rausch aus Liebe und Leidenschaft und jede von ihnen hoffte auf diese weise das Schicksal aufzuhalten. „Wie lange?“, wagte Michiru zu fragen, als Setsuna das zweite Brötchen schmierte. „Heute Mittag!“, antwortete Setsuna ruhig. Haruka bemerkte erleichtert, dass das zufriedene Lächeln nicht verschwand. Als sie keinen Protest vernahm, sprach Setsuna weiter: „Es ist mir Recht, wenn es keinen großen Wirbel verursacht.“ Zum erstaunen beider Frauen lachte Setsuna leise: „Eine Abschiedsparty wäre mehr als zynisch!“ Auch Haruka lachte und sprach neckend: „Deine neue Seite an dir gefällt mir! Hätte ich das eher gewusst, dann hätte ich dich eher in unser Schlafzimmer ge...“ Ein Brötchen, welches an ihren Kopf flog, unterbrach Harukas Frechheit. Michiru lachte auf und Setsuna stimmte ein. Als Michiru die geröteten Wangen entdeckte, sprach Setsuna verlegen: „Hätte ich gewusst, wie schön es ist, wäre ich wohl einfach zu euch gekommen!“ Viel zu schnell verflog der kurze Morgen. Die Sonne wanderte höher und als der unausweichliche Moment gekommen war wandte sich Setsuna ihren beiden Gefährtinnen zu. „Würdet ihr mich noch ein Stück begleiten? Ich würde gerne noch einmal spazieren gehen!“ „Natürlich!“ Doch sie sollten nicht weit kommen, kaum hatten sie das kleine Grundstück verlassen und waren die lange schmale Straße zu ihrem Haus hinab genangen, stand plötzlich Usagi vor Ihnen. Schwer atmend bleib sie vor den drei Frauen stehen. Michiru vernahm Setsunas schweren Atem. Haruka seufzte resignierend. „Kein Abschied ohne Tränen!“ Das Usagis dicke Tränen damit gemeint waren, wussten alle. Ein Schmunzeln huschte über Setsunas Lippen. „Schon gut... ich mach das das. Aber zuvor möchte ich mich von euch verabschieden!“ Mit diesen Worten wandte sie sich vom Anblick ihrer Prinzessin ab und suchte die Augen ihrer Gefährtinnen. „Ich danke euch für alles! Für eure Liebe und für eure Treue. Ihr wart und werdet immer meine Familie sein.“ Usagi war sichtlich verwirrt, das keine mit ihr sprach. Geduldig wollte sie warten, als Setsuna plötzlich Michiru küsste und dann Haruka. Die drei Frauen verabschieden sich zärtlicher und inniger voneinander, als Usagi es jemals erwartet hätte. Als nach einer kleinen Weile Setsuna plötzlich vor ihr stand, schloss sie endlich ihren geöffneten Mund. „Bist du gekommen, um Lebewohl zu sagen?“ Satt zu sprechen begann Usagi zu zittern. Die eben versiegten Tränen begannen wieder zu fließen. „Warum weinst du, Usagi?“, fragte Setsuna gewohnt sanft. Irritiert schaute Usagi auf. Wie konnte die große Frau das hinterfragen. „Weil du uns alleine lässt! Ich will nicht…“ „Was würdest du vermissen?“, fragte Setsuna abermals sanft weiter. Usagi schluckte schwer. Ihr Kopf war leer und wollte sich nicht füllen. Schmerzhaft musste Usagi eingestehen, dass sie keine Antwort wusste. Es war Setsuna, die die Wahrheit in einer erschreckenden Ruhe aussprach: „Du weißt keine Antwort, weil sie nicht jene ist, die du mir sagen willst. Dass du eine deiner Beschützerin vermissen würdest. Uns verbindet nicht mehr, als das ich dich schütze und mein Leben für dich geben werde. Ich habe mich an dich gebunden. Darum hast du mich nie gebeten und ich habe es nie hinterfragt. Ich gehe, weil ich weiterhin mein Leben für dich geben möchte. Ich bin in dieser Welt nicht lebensfähig. Sie ist so unerträglich laut und meine Seele so taub. Alles um mich herum ist so schnell und hektisch, dass ich stehenbleiben möchte. Sie ist voller Menschen, doch keiner ist wie du, keiner vollendet mich so wie du. Wenn ich zurückkehre, dann umgibt mich wieder Stille, sie und ich sind einander vertraut.“ Usagis Körper war regungslos. Setsuna sprach in einer sanftmütigen Güte, die sie fesselte. Ihre Lippen zitterten, wollten widersprechen, doch die junge Prinzessin fand den Mut nicht. „Wenn du in dein Herz blickst, dann weinst du nicht meinetwegen. Du weinst deinetwegen, du hast Angst vor deiner Zukunft. Du weinst, weil du glaubst ich gehe, weil ich böse bin, weil du befürchtest ich mache dich für meine Wahl verantwortlich. Du, die immer jemanden um sich hat, von jedem so bedingungslos geliebt wirst, kannst nicht nachvollziehen, dass ich nicht nach Liebe und Zuneigung suche. Ich habe sie, Usagi! Für mich ist Liebe weit mehr als ein Kribbeln, ein körperliches Gefühl. Die Liebe zu dir ist alles was ich brauche. Also halte mich nicht fest, wenn du für mich die Welt nicht zum Schweigen bringen willst und die Zeit anhalten willst!“ Plötzlich drehte sich Setsuna zu Usagi um und legte ihre Hand auf Usagis Wange. „Oder willst du das? Willst du für mich das Leben anhalten, die Welt in Stille und Nebel tauchen?“ Usagis Herz krampfte schmerzlich, als diese leise schluchzte und den Kopf schüttelte: „Nein… ich kann...“ „Nein, das willst du nicht, denn du liebst diese Welt.“ Usagis Gedanken rasten. In Setsunas Worten lag soviel Wahrheit und Bedeutung. In ihrem Kopf herrschten plötzlich mehr Fragen als Erkenntnis. „Was meinst du damit, die Liebe zu mir ist alles was du brauchst??“ Setsuna schloss ihre Augen und griff in ihre Manteltasche. Für eine Sekunde hielt sie inne. Ein Vogel sang in der Ferne seinen Gruß, ein Flugzeug wendete über ihnen und zwischen den Häusern erklang helles Kinderlachen. Die Luft roch nach Regen. „Ich werde diese hektische Welt vermissen!“, widersprach Setsuna sich selbst. Plötzlich hob sie ihren Verwandlungsfüller in die Luft und rief: „Pluto planet power make up!“ Angsterfüllt und mit geweitete Augen beobachtete Usagi die Verwandlung. Kaum stand die große dunkle Frau in Uniform vor ihr, flehte Usagi: „Bitte geh nicht, Setsuna-San!“ Ein melancholisches Lächeln schlich über die kirschroten Lippen. Wie sehr sie diesen Kosenamen liebte! „Ich sage es dir nur einmal, dann muss ich gehen!“ Mit entschlossenen Schritten ging sie auf Usagi zu, legte ihre Hand auf die blasse Wange und sprach: „Ich meine mit, meine Liebe zu dir ist alles was ich brauche, dass ich von jetzt an und bis zu meinem Tod an diesen Augenblick und an deine wunderschönen azurblauen Augen denken werde!“ Bevor Usagi antworten konnte, spürte sie warme Lippen auf den ihren. Sehnsucht und unausgesprochene Liebe durchströmte ihre Adern. In dem Augenblick als Usagi den Kuss erwidern wollte, lösten sich die Lippen von den ihren und die tiefe Stimme drang an ihr Ohr: „Lebewohl, meine Usagi!“ Verzweifelt griff Usagi nach Plutos Hand, doch ihre Hand tauchte ins Nichts. Das Bild der Frau vor ihr löste sich in kleine leuchtende Lichtpunkte auf. Obwohl Sailor Pluto längst verschwunden war, stand Usagi reglos da. Ihre Hand erstarrt in der Hoffnung, alles sei nur ein Traum. Als der Regen und die Tränen einsetzten, ließ sie ihren Arm sinken. „Ich kann nicht meine Bedürfnisse über das Wohl aller setzen...“, flüsterte Usagi ihre Antwort, die niemals gehört werden sollte. Kapitel 4: Auf einen Abschied folgt ein Lebewohl ------------------------------------------------ Auf einen Abschied folgt ein Lebewohl Sailor Pluto hatte jedes Zeitgefühl an der Pforte zu Raum und Zeit verloren. Tage, Jahre, Jahrzehnte verstrichen. Doch was blieb waren Erinnerungen. Zu ihrer Erleichterung erinnerte sie sich nicht nur an den geraubten Kuss. Auch die innige Liebe, die sie mit Michiru und Haruka verband und die sie am Ende so leidenschaftlich offenbart hatten, trugen sie durch die Jahrhunderte. Die Wächterin der Zeit war sich sicher, dass es eben diese letzte Nacht war, die sie in der Stille und Dunkelheit überdauern ließ. Neo Königin Serenity hatte sie niemals besucht und Pluto war dankbar dafür. Je länger sie alleine war, desto mehr verfiel sie in eine Art Winterschlaf, der ihr Herz vor der Kälte der Einsamkeit schütze. Erst als die kleine Lady vor ihr auftauchte, wusste Sailor Pluto, dass der Tag ganz nah wahr. Bald würde Chibi-Usa ihre den Schlüssel rauben. Sailor Moon würde in ihr Leben treten und dann endlich, darf sie ihr Leben geben. Seit dem Tag, als die kleine Lady vor ihr stand, sehnte Pluto ihren Tod entgegen. Ihre Gedanken wurden unterbrochen vom knarren der Tür. Mit einem melancholischen Lächeln drehte sie sich zu der kleinen Lady und erstarrte.Vor ihr stand kein kleines Mädchen, sondern eine wunderschöne Frau. Trotz weißem Haar erkannte Pluto sofort ihr geliebtes Azurblau. „Hoheit!“, begrüßte Sailor Pluto Neo Königin Serenity und ging dabei auf die Knie. „Nicht...“, flehte Serenity. Irritiert stand Sailor Pluto auf. „Du sollst nicht vor mir knien. Du hättest alles Recht der Welt mich mit deinen Stab zu schlagen!“ Verwirrt schwieg Pluto und beschloss abzuwarten. „Heute ist es soweit. Du und ich kennen unsere Zukunft und Bestimmung. Wir sind beide an sie gefesselt und sie schickt uns in einen ewigen Kreislauf. Das verbindet uns!“ Obwohl Jahrhunderte vergangen war, erinnerte sich Pluto an ihre Abschiedsworte an Usagi. „Uns verbindet nichts.“ Hier und jetzt widerlegte Serenity ihre Aussage. „Black Moon wird angreifen. Small Lady hat meinen Silberkristall und...“ Endlich schauten beide Frauen einander an. Die Königin sprach traurig weiter: „Du weißt, wie ich, was passieren muss. Aber eins weißt du nicht. Du kennst meine Antwort nicht!“ „Welche Antwort?“, fragte Pluto sichtlich verwirrt. „Halte mich nicht fest, wenn du für mich nicht die Welt zum Schweigen bringen willst und die Zeit anhalten willst! Oder willst du das? Willst du für mich das Leben anhalten, die Welt in Stille und Nebel tauchen?“ Wort für Wort wiederholte die König jene unbeantwortete Frage. „Immer noch kann ich nicht die Welt in Nebel und Stille tauchen. Es ist mir nicht möglich, meine Bedürfnisse über das Leben aller zu stellen...“ Sailor Plutos Augenbrauen zuckten fragend nach oben. „Denn ich wollte dich immer an meiner Seite wissen und ich beneide mein vergangenes Ich, dass sie dir nah sein darf!“ Ein Beben erschütterte die Raumzeitebene. Das Tor knarrte und beide Frauen wussten, dass die schwarzen Kristallufos über Neo Crystal Tokyo schwebten. Der Moment des Abschieds war gekommen. Pluto wollte das Wort an ihre Königin wenden. Die Worte wurden vom Pochen ihres Herzens verschlungen. Serenity hatte die Distanz zwischen Ihnen aufgehoben. Ihre schlanken Arme schlangen sich um den haselnussbraunen Hals. Bevor Pluto warme Lippen spürten, erblickte sie tiefe Sehnsucht in den azurblauen Augen. Die Zeit schien stehen zu bleiben. Selbst die Erschütterungen und der mit ihnen einhergehende Krach schien zu verstummen. Alles vermischte sich mit dem süßen fordernden Kuss. Achtlos fiel das Granatzepter zu Boden, als die Wächterin der Zeit ihre Arme um ihre Königin legte. Diese vertiefte den Kuss, wie eine Ertrinkende, die nach dem letzten Rettungsring griff. Ein warmer Schauer ergoss sich über Pluto, als Serenitys Zunge über ihre Lippen strich. Ohne zu zögern erwiderte sie die Forderung und fiel mit ihrer Prinzessin in einen Kuss voller Sehnsucht. Chronos selbst schien für sie die Zeit angehalten zu haben. Erst als Serenity den Kuss löste und das tiefe Rot suchte, setzten die Erschütterungen wieder ein. Ein melancholisches Lächeln, das Pluto nur von sich kannte, um malte die rosa Lippen der Königin. „Ich muss gehen. Die Geschichte verlangt, dass ich in einen Sarg aus weißem Kristall gesperrt werde...“ Pluto nickte und flüsterte: „Die Geschichte verlangt, dass ich sterbe...doch ich sterbe für dich!“ Serenity hatte sich während der Abschiedsworte langsam entfernt. Nur ihre Fingerspitzen ruhten aufeinander. Kurz glaubte Pluto ein Zögern wahrzunehmen. „Lebewohl!“, hauchte die Königin unter Tränen. Dann wandte sie sich ab, öffnete das Tor und verschwand für immer. Pluto blieb einsamer als zuvor zurück und flüsterte. „Lebewohl, meine Usagi!“ Eine heftige Druckwelle schenkte Setsuna die bittersüße Gewissheit, dass die Geschichte ihren Lauf nahm. Sie konnte es kaum erwarten, die Zeit anzuhalten, zu sterben und endlich wieder bei ihrer Familie und Usagi zu sein. Neo Königin Serenity rannte den langen Gang hinab, ohne sich umzublicken. Sie wusste, würde sie langsamer werden, würde sie stehenbleiben und würde damit die Geschichte verändern. Die Erkenntnis hatte sich schon lange in ihr offenbart. Doch Plutos letzten Worte hatte sie gefestigt. Kurz bevor sich ihre Fingerspitzen trennt hatten, hatte sie gezögert. Mit aller letzter Kraft hatte Serenity sich ihrem vorherbestimmten Schicksal gefügt und ihre verdrängten Gefühle verborgen. Die schwarzen Kristalllufos waren das erste, was sie erblickte, als sie den Palast verließ. Ihr letzter Gedanke, als der Kristall sie umschloss galt Pluto. Weder ihr, ihrem Mann oder einen der Kriegerinnen, hatte sie verraten, wie es ihr gelingen wird, Plutos ausgelöschter Seele Leben einzuhauchen und in die Vergangenheit zu schicken. Obwohl sie den Preis kannte, sehnte sie sich zu jenem Augenblick, indem sie den Silberkristall auf die Kriegerin der Zeit übergehen lassen würde und jene Frau die sie liebte, retten würde und zugleich sich selbst von den Fesseln der Unsterblichkeit lösen würde. Die Sehnsucht vermischte sich mit der Frage, wie viele Zeitschleifen es brauchen würde, bis sie dem Zögern, und damit ihrer Sehnsucht, nachgeben würde. 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