Aller Anfang ist schwer von R1kku (Ron x Hermine) ================================================================================ Kapitel 1: Aller Anfang ist schwer ---------------------------------- Ich kann mich nicht erinnern, jemals in meinem Leben so aufgeregt gewesen zu sein. Ich bin im Alter von 11 Jahren nach Hogwarts gekommen, habe seitdem jedes Jahr Abenteuer erlebt und unzählige Male dem Tod ins Auge geblickt. Ich war in der Kammer des Schreckens gewesen, Bellatrix Lestrange hatte mich gefoltert und ich war monatelang ziellos durch das Land gestreift auf der Suche nach der Seele von Lord Voldemort. Doch das war im Vergleich hierzu der reinste Spaziergang gewesen. Denn heute Abend stand mir etwas bevor, das mich zittern ließ und meine Atmung durcheinander brachte: Ich hatte mein erstes offizielles Date mit Ron Weasley. Im Grund waren wir schon lange ineinander verliebt gewesen, obwohl wir es beide nicht gemerkt hatten. Dann hatten wir endlich Voldemort besiegt, Frieden in die Zaubererwelt gebracht und Ron hatte mich in der Kammer des Schreckens geküsst. Für alle anderen war klar, dass wir von diesem Zeitpunkt an ein Paar waren, aber wir wussten überhaupt nicht, wie wir miteinander umgehen sollten. Um diese angespannte Stimmung zwischen uns endlich zu lösen, hatte Ron mich kurzerhand zum Abendessen eingeladen. Und so stand ich nun frisch geduscht mit einem Handtuch um den Kopf gewickelt vor meinem Kleiderschrank und war absolut ratlos. Eigentlich hatte Ron mich schon in allen erdenklichen Kleidungsstücken gesehen: Schuluniform, Jeans, Schlafanzug, Ballkleid. Das machte es mir umso schwerer, mich für etwas zu entscheiden. Ich hatte bereits eine Auswahl auf mein Bett gelegt, doch irgendwie sagte mir das alles nicht zu. Ich verglich Oberteile miteinander, probierte Kombinationen aus und war zehn Minuten später genauso unzufrieden wie zuvor. Da Ron mich in einer halben Stunde abholen wollte und die Zeit daher drängte, entschied ich mich schließlich für einen schwarzen Bleistiftrock, eine weinrote Bluse und Ballerinas. Als ich dann zurück ins Bad ging und mein Handtuch vom Kopf wickelte, musste ich mit Entsetzen feststellen, dass meine Haare schon ein wenig getrocknet waren und in alle Himmelsrichtungen von meinem Kopf abstanden. „Verdammt“, entfuhr es mir. Ich hatte wohl doch zu lange vor dem Kleiderschrank gestanden. So würde ich meine Haare nie in eine passable Form bringen. Vor lauter Aufregung fiel mir auch der Zauber nicht mehr ein, den ich für den Weihnachtsball in unserem vierten Jahr verwendet hatte, um meine Haare zu glätten. Da half nur zusammenbinden und das Beste hoffen. Das ging ja schon gut los. Ein paar Minuten später klingelte es. Ich schnappte mir meine Jacke und meine Tasche und warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel im Flur. Muss wohl so gehen, dachte ich und eilte aus der Wohnung die Treppe hinunter. Vor dem Wohnhaus wartete Ron bereits auf mich. Er trug eine dunkle Jeans, die an den Knien schon ein bisschen ausgebeult war und ein Jackett, das wohl auch bessere Zeiten gesehen hatte, aber meiner Meinung nach hatte er nie besser ausgesehen. Ich strahlte ihn an, als ich auf ihn zuging. Er lächelte zurück und lehnte sich zu mir, um mich zu begrüßen. Ich wollte ihn auf die Wange küssen, er mich jedoch auf den Mund, sodass wir mit den Gesichtern so komisch zusammen stießen, dass wir mit einem Aufschrei wieder auseinanderfuhren. „Au!“, riefen wir beide gleichzeitig und hielten uns jeweils die Nase. Doch als wir uns ansahen, brachen wir beide in Lachen aus, so seltsam war die Szene. Es war so typisch ungeschickt von uns zweien, dass wir einfach nicht anders konnten. „Du siehst wirklich sehr hübsch aus“, sagte Ron, nachdem wir uns beruhigt hatten. Ich merkte, wie ich rot anlief und konnte nur noch schnell ein „Danke“ murmeln. Dann bot Ron mir seinen Arm an, und sobald ich ihn ergriffen hatte, apparierten wir. Als ich das nächste Mal meine Augen öffnete, standen wir in einer Gasse mit Kopfsteinpflaster, die der Länge nach durch bunte Reklameschilder erleuchtet wurde. Niemand war auf der Straße, aber ein melodisches Stimmengewirr drang aus den zahlreichen Restaurants und Bars. Ich hatte immer noch meine Hand um Rons Arm geschlungen, und während ich mich umsah, hatte er sie in seine Hand genommen. „Wo sind wir?“, fragte ich, während ich mich immer noch begeistert umsah. „In London“, antwortete Ron, als ob es das Normalste auf der Welt wäre. Sachte zog er mich hinter sich her bis zu einem kleinen italienischen Restaurant, das durch eine rot-weiß-grüne Reklametafel gekennzeichnet war. Skeptisch blickte ich die Fassade an, die an einigen Stellen bereits bröckelte. Hinzu kamen dunkle Fenster, die das schmale Haus noch kleiner wirken ließen. Hier wollte Ron mit mir Essen gehen? Es gab sicherlich hunderte italienische Restaurants in London und anscheinend hatte Ron es fertig gebracht, das absolut heruntergekommenste auszusuchen. Mein Blick musste mich verraten haben, denn Ron drückte kurz meine Hand. „Es macht von außen nicht viel her, aber hier arbeitet der beste Koch, den du dir vorstellen kannst“, sagte er. Na ja, einen Versuch war es wohl wert, dachte ich mir und ließ mich in das kleine Gebäude führen. Als wir durch die Tür gingen, schienen wir tatsächlich in einer anderen Welt gelandet zu sein. Nachdem wir den schmalen Flur hinter uns gelassen hatten, öffnete sich vor uns ein großer runder Raum, in dem in einigem Abstand zueinander Esstische und Sitzecken standen. Im hinteren Bereich stand eine beeindruckende Bar, die überaus gut ausgestattet war. Der Kellner, der dort stand und Gläser polierte, nickte uns zur Begrüßung lächelnd zu. Dahinter führte eine Tür in die Küche. An den Wänden waren Landschaftsbilder aufgehängt, die wahrscheinlich italienische Orte und Wahrzeichen zeigten. Der ganze Raum war durch Deckenlampen schwach beleuchtet, was dem Ganzen etwas Geheimnisvolles verlieh. Einige Tische waren bereits besetzt, mehrheitlich durch Paare, die sich leise miteinander unterhielten. Ich musste zugeben, dass ich das gesamte Ambiente nur als gemütlich und romantisch bezeichnen konnte. „Na, was hab ich gesagt?“, fragte Ron neben mir, der meinen Gesichtsausdruck wieder richtig gedeutet hatte. Doch so einfach wollte ich es ihm nicht machen. „Abwarten, was dein berühmter Koch zu bieten hat“, sagte ich mit einem Lächeln. Er lächelte nur siegessicher zurück und führte mich zu einer freien Sitzecke. Wir hatten uns gerade gesetzt und unsere Jacken ausgezogen, als der Kellner zu uns geeilt kam und uns Speisekarten reichte. Die Karte hatte nicht unendlich viel zu bieten, allerdings klangen die Speisen überaus interessant. Im Grunde gab es alles, was es in jedem richtigen italienischen Restaurant geben sollte, doch bei jedem Gericht war mindestens eine Zutat hinzugefügt, die irgendwie aus dem Rahmen fiel und die das Gericht besonders machte. Schlussendlich entschied ich mich für Tagliatelle und Ron bestellte eine Pizza, von der er sagte, es sei die beste in ganz England. Nachdem der Kellner mit unserer Bestellung in die Küche gerannt war, brachte er uns Rotwein auf Kosten des Hauses und Brot mit Kräuterbutter zum Probieren. Dann entfernte er sich wieder und zwischen Ron und mir kehrte Ruhe ein. Eine Weile sahen wir uns einfach nur an. Ich dachte an all die Sachen, die wir gemeinsam erlebt und durchgestanden hatten, wie mutig er gewesen war und wie er Harry und mich immer beschützt hatte. Ich überlegte, wieso unsere Beziehung so angespannt gewesen war, nachdem wir Voldemort besiegt hatten und was uns davon abhielt, wirklich zusammen zu sein. Als ich ihn so betrachtete, fiel mir kein vernünftiger Grund, warum wir nicht miteinander alt werden konnten. Auf einmal merkte ich, dass meine Hand zu kribbeln begann. Als ich hinschaute, sah ich, wie Ron seine Hand vorsichtig über meine legte. Das Kribbeln breitete sich über meinen Arm aus bis in meinen Magen, der merkwürdig zu flattern anfing. Langsam lehnte Ron sich zu mir herüber. Wie durch einen Magneten fühlte ich, wie auch ich mich ihm näherte. Doch kurz bevor wir uns erreichten, hörte ich ein merkwürdiges Klirren auf unserem Tisch und gleich darauf merkte ich, wie mir etwas Nasses den Oberkörper hinunter lief. Ich wich zurück und schaute verwirrt auf meine Bluse und auf den Tisch. Ehe ich verstand, was gerade passiert war, hörte ich, wie Ron sich tausendfach entschuldigte und mir alle Servietten in die Hand drückte, die er zu fassen bekam. Während ich mich notdürftig sauber machte, hatte ich Zeit zu verarbeiten, was gerade passiert war. Anscheinend hatte Ron mein Weinglas umgestoßen, als wir uns fast geküsst hatten und das Ergebnis trug ich jetzt auf Rock und Bluse. Ich beglückwünschte mich zu meiner Entscheidung, eine rote Bluse anzuziehen, so sah man die Flecken wenigstens nicht zu sehr. Das schummrige Licht tat sein Übriges. Ich versicherte Ron, dass alles nur halb so wild war, doch es dauerte eine Weile, bis er sich wieder beruhigt hatte. Als der Kellner ein neues Glas Wein brachte, hatte Ron wenigstens aufgehört, sich ständig zu entschuldigen. Unser romantischer Moment war allerdings dahin. Glücklicherweise brachte der Kellner nur kurze Zeit später unser Essen, sodass wir beschäftigt und von der peinlichen Situation abgelenkt waren. Als ich den ersten Bissen nahm, breiteten sich erneut Glücksgefühle in mir aus. Das Essen zerlief quasi auf der Zunge und hinterließ einen nicht definierbaren Nachgeschmack. Es war wirklich unglaublich lecker und das musste ich Ron auch sofort mitteilen. „Wow, du hattest ausnahmslos Recht mit dem Koch“, sagte ich. Freudestrahlend sah er mich an und damit war das Eis zwischen uns wieder gebrochen. Zwischen zwei Bissen redeten wir ununterbrochen miteinander. Wir schwelgten in Erinnerungen an die Schulzeit, an Freunde und an die vielen tapferen Menschen, die von uns gegangen waren. Die Zeit verging wie im Flug, sodass ich gar nicht merkte, wie der Kellner unser Geschirr abräumte und sich das Restaurant immer mehr leerte. Schließlich waren wir die letzten, die noch in ihrer Nische saßen. „Ich glaube, wir sollten langsam gehen“, sagte Ron, als er dies bemerkte. Enttäuschung machte sich in mir breit. Der Abend war gerade so gut gelaufen. Andererseits konnte ich auch verstehen, dass das Personal endlich nach Hause wollte. Also zahlten wir – wobei Ron darauf bestand, die gesamte Rechnung zu übernehmen – und verließen das kleine gemütliche Restaurant. Draußen war es kälter geworden und der Wind hatte aufgefrischt, sodass ich meine Jacke eng um meinen Körper schlang. Ron bekam das sofort mit. „Frierst du?“, fragte er und bevor ich etwas antworten konnte, hatte er seine Jacke ausgezogen und mir um die Schultern gelegt. Sie roch nach ihm und eine angenehme Wärme breitete sich in mir aus. Da sich die Gasse mit Menschen gefüllt hatte, die noch irgendwo etwas trinken wollten, mussten wir noch ein Stück gehen, um einen geeigneten Platz zum Apparieren zu finden. Ich ging mit Absicht so langsam wie es mir möglich war, um noch ein bisschen mehr Zeit mit Ron herauszuschlagen. Ihm schien es genauso zu gehen, da er langsam neben mir her schlenderte. Allerdings wussten wir beide nicht, was wir sagen sollten, und als wir irgendwann eine abgelegene Seitenstraße fanden, hatten wir auch keine Ausrede mehr. Seufzend nahm ich Rons Arm und apparierte uns in eine Gasse nahe meiner Wohnung. Genauso langsam wie vorher spazierten wir zur Eingangstür des Gebäudes und noch immer sagte niemand etwas. Als wir vor der Tür standen, wollte ich mich schweren Herzens von Ron verabschieden, doch so weit ließ er mich gar nicht kommen. Bevor ich etwas sagen konnte, machte Ron einen Schritt auf mich zu, legte seine Hand an meine Wange und küsste mich. Zuerst war ich zu erschrocken, um irgendwie zu reagieren, doch dann erwiderte ich den Kuss. Ich schlang meine Arme um seine Hüfte und drückte ihn an mich und er legte seine freie Hand auf meinen Rücken. Eng umschlungen standen wir eine halbe Ewigkeit vor dem Gebäude und küssten uns, während es sich für mich nur wie ein paar Sekunden anfühlte. Als wir uns voneinander lösten, schaute Ron mich mit einem glasigen Blick an, der sich wahrscheinlich in meinen Augen spiegelte. „Hermine“, sagte er leise, „wahrscheinlich kann man das subtiler sagen, aber ich weiß im Moment nicht wie. Ich liebe dich und ich möchte den Rest meines Lebens mit dir verbringen.“ Tränen stiegen mir in die Augen und ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich versuchte, etwas zu sagen, aber meine Stimme versagte und ich hätte sowieso nicht gewusst, was ich hätte antworten sollen. Mit seinem Daumen wischte Ron mir zärtlich die Tränen von der Wange und lächelte mich liebevoll an. „Schön, dass du das auch so siehst“, flüsterte er und küsste mich noch einmal. Und damit war alles gesagt. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)