A Cats' Fishing Ground von Darklover ================================================================================ Kapitel 15: 15. Kapitel ----------------------- Viola begann zu zittern. Erst kaum merklich, während Zin seine Hände erneut unter ihr Shirt schob und es ihr dann langsam nach oben zu ziehen begann. Daraufhin wurde ihr Zittern stärker. Viola wusste nicht genau, was es zu bedeuten hatte. Sie war hin und her gerissen von ihren Gefühlen. Einerseits war es so unglaublich gut, Zin zu küssen und seine Hände auf sich zu fühlen, andererseits wollte sich da etwas in ihrem Bauch immer weiter zusammenziehen. Irgendetwas, das ihr sagte, dass sie beide damit aufhören sollten. Einfach, weil das gerade keine so gute Idee war. Doch Viola kannte diese Stimme in sich nicht. Das hier war das Tempo, das sie stets zu haben pflegte. Warum lange um den heißen Brei herum reden? Warum sich lange mit irgendwelchen Floskeln herumschlagen, wenn man doch den Körper für sich sprechen lassen konnte und Zin war wirklich gut darin, ihren Körper zum Sprechen zu bringen. Violas Brustwarzen waren steinhart und sie legte genussvoll den Kopf in den Nacken, nachdem er ihr das Shirt ausgezogen und seine Hände auf ihre Brüste gelegt hatte. Diese wunderbaren so vollkommen neuen Hände, mit der zarten Haut zwischen den Fingern, von der sie erst jetzt spürte, wie elastisch und nachgiebig sie war. Ein heiseres Seufzen entkam ihr, als Zin damit begann, seine Neugier an ihrer Oberweite zu stillen. Unter gesenkten Lidern sah sie ihm dabei zu, wie er seinen Blick starr auf sie gerichtet hatte. Als gäbe es da nur ihn, seine Hände und ihre Brüste, die er so aufreizend und wunderbar verwöhnte. Violas Herz raste wie wild, und obwohl ihr Nacktheit nicht im Geringsten etwas ausmachte, war ihr Atem leicht abgehakt und flach. Sie zitterte nun für sie ganz deutlich. Der Knoten in ihrem Bauch sagte ihr, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie kam nur einfach nicht darauf, was. Deshalb verdrängte sie das Gefühl, gab sich Zin so vollkommen hin, als er sie küsste, als gäbe es kein Morgen mehr und versuchte nicht zu sehr zu begreifen, was sie da in seinem Blick gelesen hatte. Es würde sich schon zeigen. Als Zin jedoch seine Arme um sie schlang und sie auf die Couch legte, er ganz dicht über ihr, schlug dieses neue Gefühl heftig zu. Für einen Moment erstarrte Viola vollkommen und wollte nur noch ihre Kleidung packen und vor diesem Gefühl fliehen, im nächsten allerdings, wurden ihre Fluchtgedanken von Sorge abgelöst. „Zin?“ Er hatte gestöhnt und das nicht vor Lust. Verdammt. Sein Rücken! Vorsichtig strich Viola ihm über die Wange, bis sein Blick nicht mehr so glasig war, dann half sie ihm, sich wieder langsam und vorsichtig aufzusetzen. Scheiße, sie war vollkommen durcheinander. „Hey, ganz ruhig", hauchte sie ihm leise zu, während sie über seine Seite streichelte und so lange für ihn da war, bis der Schmerz wohl langsam abebbte. Dann legte sie sanft ihre Stirn an seine, hielt mit beiden Händen sein Gesicht fest und küsste ihn hauchzart auf die Lippen. „Zu schnell ... Es tut mir leid. Wir sind zu schnell.“ Ja, irgendetwas sagte ihr, dass das nicht nur auf Zins Rücken bezogen war, doch sie war sich nicht sicher. Dieses Gefühl kannte sie nicht. „Geht’s wieder?“ Viola sah Zin voller Sorge an, während immer noch ein Zittern ihre Glieder vibrieren ließ. Dabei war ihr noch nicht einmal kalt. „Nein, mir ... mir tut es leid.“ Zin schluckte hart und holte flach Luft. Selbst Violas zarten Kuss zu erwidern, bereitete ihm Mühe und seine Hände lagen nur leicht auf ihren Oberschenkeln, kurz davor, sich an ihr festzuhalten. Diesmal machte sich Frust bei seinem Stöhnen bemerkbar, als Zin seinen Kopf nach hinten auf die Couchlehne sinken ließ und die Augen schloss. Vermutlich hätte er etwas sagen sollen. Aber das Einzige, was er jetzt wirklich tun wollte, war die Arme um Viola schließen, sie an seine Brust zu ziehen und zu spüren, dass sie da war. Er schenkte ihr einen vorsichtigen Blick unter den Wimpern hervor, ehe er sich tatsächlich traute, seine Hände auf ihren Rücken zu legen und sie vorsichtig an sich zu ziehen. Es konnte ja durchaus sein, dass sie das nicht wollte. Dass sie lieber das gehabt hätte, wonach es vor wenigen Minuten noch ausgesehen hatte. Selbst wenn Zin sich sicher war, dass er selbst mit viel Sturheit keinen Sex zustande gebracht hätte. Vielleicht nicht einmal alle Vorstufen dazu. Aber naja ... Mühe hätte er sich schon gegeben. „Dafür brauchst du dich nicht zu entschuldigen", flüsterte Viola leise an sein Ohr, als sie sich von ihm in den Arm und an seine Brust ziehen ließ. Danach kuschelte sie sich einfach an ihn, barg ihren Kopf an seiner Schulter und schloss die Augen. Das hier ... fühlte sich schon besser an, als das Gefühl von gerade eben. Sehr viel besser. Sie wollte gar nicht mehr von Zin weg, was sie auch damit klar machte, dass sie sich gemütlicher hinsetzte und über seine Brust streichelte. Mhmm ... jetzt konnte von ihr aus die Zeit stehen bleiben. Viola wäre es nur recht gewesen. Allerdings war ihnen nur ein kurzer Moment in dieser vertraulichen Wärme gegönnt, ehe das Licht und die Musik mit einem Schlag ausgingen und plötzlich ein Krachen über den Himmel donnerte, das selbst bis durch ihre Knochen rollte. Viola fiel fast von der Couch, als sie vor Schreck aufsprang, die Krallen gewetzt, bereit auf jede Art von Angriff. Allerdings verrieten ihr flacher Atem und ihre geweiteten Pupillen, dass sie dabei gewaltig Schiss hatte. Beim nächsten Donner direkt über ihren Köpfen ging sie fast an die Decke, ehe sie sich wieder so weit beruhigen konnte, dass sie die Geistesgegenwart besaß, sich ihr Shirt überzuziehen. Ein kleiner Schutz vor dem Unwetter zwar, aber die wirkliche Angst davor saß ja auch in ihrem Kopf und nicht außerhalb, obwohl sich das Wetter wirklich redliche Mühe gab. Nur nicht aufregen. Blitz und Donner sind dein Freund. Regen ist der Feind. Nur nicht aufregen. Als wäre das nicht schon genug, grummelte es plötzlich lautstark in einer Windpause in ihrem Magen. Die ganze Situation war inzwischen so lächerlich, dass Viola nur auf ihren hungrigen Bauch schauen und zu lachen anfangen konnte. Vielleicht klang es etwas überdreht, aber darüber dachte sie nicht länger nach, als sie zur Anrichte hinüberging, sich noch einmal zwei Löffel und den Pudding schnappte und es sich dann dicht neben Zin auf der Couch gemütlich machte. "Ich hab ganz vergessen, wie hungrig ich eigentlich bin.“ Sie hielt Zin einen Löffel und die Schüssel hin. Viola war wirklich froh, dass er da war. Zin hatte sich nicht von der Couch gerührt, sondern gewartet, bis Viola sich wieder neben ihn setzte. Er hatte zugegeben nicht ganz mitbekommen, was eigentlich nach dem Stromausfall passiert war. Außer, dass Viola panisch aufgesprungen war, sich etwas übergezogen und dann etwas unsicher gelacht hatte. Da sie jetzt aber wieder neben ihm saß, er seinen Arm um sie legen und noch einmal mit geschlossenen Augen den Duft ihres Haares einatmen durfte, war wohl alles so weit in Ordnung. Zumindest zitterte sie nicht oder machte den Eindruck, als würde ihr das Gewitter noch so viel Angst machen, wie eben. Denn das war es offensichtlich gewesen. Viola hatte sich wegen des Donnerschlags ziemlich erschreckt. Aber dass ihm das aufgefallen war, würde er der stolzen Wildkatze nicht auf die Nase binden. „Dann ist es ja gut, dass ich Pudding gemacht habe.“ Wenn das auch ein etwas dürftiges Abendessen darstellte. Zwar besser als nichts, aber wenn der Strom wegblieb, konnten sie wohl ziemlich wenig machen. Im Dunkeln mit diesem seltsamen Herd zu hantieren traute Zin sich jedenfalls nicht so ohne weiteres zu. Aber auch das würde er erst einmal für sich behalten. „Grillst du eigentlich oft? Wo du doch so eine schöne Terrasse hast ... Ich stelle mir das gut vor. Mit ein paar Freunden ...“ Ja, das stellte er sich gut vor. Der Blick auf Strand und Meer. Man könnte Essen, dann ein bisschen schwimmen gehen – vielleicht unterm Sternenzelt. Seine Hand streichelte über Violas Arm und Zin steckte sich einen Löffel voll Pudding in den Mund. Wirklich gar nicht so schlecht für den ersten Versuch. „Nein. Ich habe eigentlich noch nie selbst auf der Terrasse gegrillt. Als meine Omi noch da war, gab’s fast jeden Sonntag Barbecue mit ihren Freundinnen. Sie hat immer unglaublich leckeren Kartoffelsalat gemacht und ihre Steaks waren nicht nur hammermäßig groß, sondern auch superlecker. Es gab auch ständig Kuchen und Gebäck. Damals hatte ich wirklich noch einen kleinen Babyspeck von dem vielen Essen.“ Viola lächelte, bei der Erinnerung daran, auch wenn es ihr einen Stich ins Herz gab. Nachdenklich löffelte sie noch etwas von dem Pudding. „Tess ist Vegetarierin und kann noch nicht einmal ein Stück blutiges Fleisch sehen, ehe sie austickt. Und noch einen Vortrag über Schlachthöfe und Tierquälerei will ich mir nicht anhören. Gerade weil meine Omi damals das Fleisch auch immer mal wieder selbst ... besorgt hat. Sie war wirklich noch sehr fit für ihr Alter.“ 62 ... Das war doch noch gar kein Alter! „Und was macht man bei euch so, da man nichts auf den Grill schmeißen kann?“ Einer Eingebung folgend, von der er nicht wusste, ob er dabei etwas falsch machte, kuschelte Zin seine Wange an Violas Scheitel und küsste sie auf ihr weiches Haar. Er mochte es gern, wie es sich anfühlte, sie so im Arm zu haben. Zuerst hatte er kurz befürchtet, sie würde sich nicht so ganz einfach von ihm an sich ziehen lassen. Aber scheinbar war es für Viola zumindest so angenehm, dass sie nicht das Bedürfnis hatte, sich zurückzuziehen. Was Zin in die Dunkelheit lächeln ließ. „Wie lange hast du mit deiner Großmutter zusammen hier gelebt?“, fragte er ruhig und ließ ihre Frage erst einmal beiseite. Dieses Thema schien sehr wichtig für Viola zu sein. Es war Zin aufgefallen, dass sie immer wieder über ihre Omi sprach und was diese für eine tolle Frau gewesen war. Was sie alles getan und wie gut sie sich um ihre Enkelin gekümmert hatte. Zin konnte sich kaum vorstellen, wie lange es her sein mochte, dass Viola sie hatte gehen lassen müssen. So furchtbar lange konnte es wohl noch nicht her sein. „Es hört sich so an, als wäre sie sehr nett gewesen.“ „Neun Jahre", war Violas von Gefühlen geschwängerte Antwort, ehe sie sich noch mehr an Zin kuschelte. Dass er ihr Halt und Schutz bot, rührte sie, auch wenn sie ihn nicht gebraucht hätte. Sie konnte sehr gut auf sich alleine aufpassen. Aber der Unterschied von blinder Sturheit und dezentem Zulassen war ihr sehr wohl bewusst. Weshalb sie sich auch nicht von ihm abwandte. Er bot es ihr an und sie war nicht so dumm, es abzulehnen, selbst wenn sie wusste, dass sie mit diesen Dingen alleine fertig geworden war und es wieder würde. Vielleicht badete sie deshalb so intensiv in Zins Nähe. „Ich kam mit zwölf zu ihr, da mein Vater mich nicht mehr bändigen konnte. Für Klapse auf dem Hintern war ich schon zu groß, und bloße Worte hatten bei mir keine Wirkung mehr. Als er mich dann beim Knutschen mit meinem ersten Freund erwischt hatte, war es endgültig vorbei. Er packte einfach meine ganzen Sachen und schickte mich zu einer mir bis dahin völlig fremden Frau - seiner Schwiegermutter. Am Anfang kamen wir überhaupt nicht zurecht. Ich habe gegen alles rebelliert, was sie gesagt hat und auch nur, weil sie es gesagt hat. Ich musste immer das Gegenteil von dem tun, was sie mir sagte und bin oft tagelang nicht nach Hause gekommen. Sie hat mir ihre Sorge darüber allerdings nie gezeigt, sondern mich immer mit einem herzlichen Lächeln empfangen, obwohl ich in ihren Augen sah, dass ihr meistens nicht nach diesem Empfang war. Ich versteh bis heute nicht, wie sie trotz meines Verhaltens hatte so nett sein können. Aber ich denke, genau das war es, was ich gebraucht habe. Keine Schimpftiraden, keinen Hausarrest und keine Strafen. Sie hat irgendwie gewusst, dass man mich nur noch wilder macht, je enger man meine Fesseln zuzieht und irgendwann, waren da überhaupt keine Fesseln mehr ihrerseits.“ Nun musste Viola wirklich lächeln. „Meine Omi war eine sehr weise Frau. Ich kann mir kaum vorstellen, wie schwer es für sie gewesen sein muss, mir bei meinen Unglückstaten zuzusehen, aber sie war immer da, um mich wieder aufzubauen und irgendwann wurde ich dann aus meinen eigenen Erfahrungen schlauer und etwas ruhiger. Ich hab dann zumindest nicht mehr so oft auswärts geschlafen und oft meine freie Zeit mit ihr verbracht.“ „Ich kann mir vorstellen, dass es schwierig für euch beide war.“ Was nur ansatzweise der Wahrheit entsprach. Zin kannte es nicht anders, als eine große Familie zu haben, in der alle etwas zu sagen und die Verantwortung hatten die Kinder mit zu erziehen. Er hatte eine Mutter und einen Vater – natürlich – aber Zin hatte auch Tanten, Onkel, ältere Geschwister, und als er ein Teenager gewesen war, hatte er das Gefühl gehabt, unter all den guten Ratschlägen ersticken zu müssen. Das war auch seine Zeit gewesen, in der er immer wieder ausgebrochen und seiner eigenen Wege geschwommen war. Nicht immer in die richtige Richtung, manchmal direkt in echte Schwierigkeiten. Aber immer war mehr als ein Mitglied seiner Familie da gewesen, um ihn willkommen zu heißen, wenn er sich entschied, wieder zurückzukommen. Daher war es schwierig für ihn, Violas Vater zu verstehen. Und auch die Beziehung zwischen den beiden Frauen, die sich zu Anfang nicht einmal gekannt hatten. Trotzdem war Blut wohl dicker als Wasser und ihre Omi genau das gewesen, was Viola gebraucht hatte. Mit einem Lächeln versuchte Zin sich vorzustellen, welch ein Wildfang Viola gewesen sein musste. Immerhin war sie auch jetzt noch voller Energie und bestimmt kaum zu bändigen, wenn sie wusste, dass man ihr nicht als Halbinvalide gegenüberstand. „Ich hätte sie gern kennengelernt. Es klingt so, als hättest du die starke Persönlichkeit ein bisschen von ihr.“ „Sie hätte dich auf alle Fälle gemocht", meinte Viola und war sich da absolut sicher, weil ihre Omi keine dieser rückständigen älteren Damen, sondern stets neugierig auf Neues war. Zin hätte sie total fasziniert, und während sie ihn mit Essen vollgestopft hätte, hätte er alles über sich erzählen müssen. Zu Zins zweiten Satz konnte Viola allerdings zunächst gar nichts sagen, außer ihn nur lange ansehen, bis es fast peinlich wurde. „Weißt du ...“, begann sie schließlich doch vorsichtig. „... du bist der Erste, der mir sagt, ich hätte etwas von meiner Omi. Alle anderen haben mich immer mit meiner Mutter verglichen. Dass ich genau wie sie sei. Dass ich die jüngere Ausführung von ihr wäre. Dass ich total nach ihr schlage usw. Immer wieder die gleichen Worte, nur anders gesagt.“ Viola senkte den Blick und auch ihren Puddinglöffel. Mit ihrer Mutter verglichen zu werden, war die schlimmste Beleidigung, die man ihr an den Kopf werfen konnte. Und das hatte man viele Male getan. Sie hätte sich mit Zähnen und Krallen gegen diesen Vorwurf gewehrt, wenn sie nicht tief in sich drin ein bisschen dran glauben würde, dass die anderen vielleicht doch damit recht hatten. Er hätte wirklich ein Holzklotz sein müssen, um den Stimmungsumschwung nicht in der Magengrube zu spüren. Violas Stimme schwankte so deutlich, wie ihr Körper ein bisschen in Zins Umarmung zusammensank und sie leiser wurde, je mehr sie über ihre Mutter erzählte. Einen Menschen, den sie bis jetzt noch nie erwähnt hatte. Noch nicht einmal ansatzweise. „Ich kenne deine Mutter nicht, daher kann ich nichts dazu sagen. Aber meiner Meinung nach bestimmt man zu einem großen Teil selbst, an wem man sich orientiert. Und da du deine Großmutter sehr geliebt und sie respektiert hast ... wirst du dir bestimmt an ihr ein Vorbild genommen haben.“ Mit dem Arm, den er immer noch um sie geschlungen hatte, drückte er Viola einmal sanft. „Ich jedenfalls kann sehr große Parallelen entdecken. Du bist fürsorglich, wie sie. Du kochst unheimlich gut und hast ein großes Herz. Also mach dir mal keine Sorgen. Deine Omi kann stolz auf dich sein und du auch.“ Einen Moment lang dachte sie über Zins Worte nach, ehe sie sich langsam von ihm löste, die Puddingschüssel ganz auf seinem Schoß verfrachtete und aufstand. Sie schlich durchs Zimmer, während sie aus kleinen Verstecken überall Duftkerzen ans Licht oder eben ins Dämmerlicht beförderte und sie an ausgewählten Plätzen aufstellte. Es war noch dunkel, als sie zu sprechen begann, doch während sie redete, wurde es allmählich immer heller. „Du hast recht. Du kennst meine Mutter nicht. Sie hat mich und meinen Vater verlassen, als ich vier war. Für einen anderen Kerl. Hat einfach ihre Sachen gepackt und sich mitten in der Nacht hinaus geschlichen, um nie wieder zu kommen. Aber auch wenn ich noch klein war, so weiß ich doch noch ganz genau, wie es sich angefühlt hat, wenn sie in meiner Nähe war. Sie roch nach unterschiedlichen Männern. Nur ganz selten nach meinem Vater, der ständig arbeitete. Wenn sie mich ansah, dann mit dieser gewissen unzufriedenen Gleichgültigkeit. Als wäre ich nichts weiter als ein unerwünschter Pickel, gegen den man sowieso nichts machen kann. Ich nehme stark an, dass das mit ihr und meinem Vater nur deshalb so lange gehalten hat, weil ich - der Unfall - sie dazu zwang. Sie ist auch der Grund, warum ich keine Kinder will. Allein bei dem Gedanken, ich könnte auch nur annähernd so wie sie werden ...“ Viola schüttelte es. Der Hass auf diese Frau saß sehr tief, aber zumindest wurde sie nicht mehr fuchsteufelswild, wenn sie über ihre Mutter sprach. Auch wenn sie sich immer noch erbärmlich dabei fühlte, wenn sie daran dachte, wie sie früher immer um die Aufmerksamkeit ihrer Mutter gebettelt hatte. Nun, zumindest war das schon lange vorbei. „Und jetzt erzähl mal. Was macht man bei euch, wenn man nicht grillen kann?“ Viola stellte die letzte Duftkerze in die Mitte des Couchtisches, wo sie ein kleines Fleckchen hatte freimachen können und schenkte Zin ein warmes Lächeln. Nun, sie mochte vielleicht in einigen Dingen ihrer Mutter ähneln, aber zumindest hatte sie dieses eine Mal einen verteufelt guten Geschmack. Zin sah zuerst im Halbdunkel ungefähr in die Richtung, in der er Violas Schatten erahnen konnte. Seine Augen mochten bei diesen Lichtverhältnissen nicht so schlecht sein, wie die eines Menschen. Aber er konnte trotzdem eher Schemen wahrnehmen und zuordnen, wie weit sich Gegenstände von ihm entfernt befanden. Dreidimensional sehen, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Der eben leider nicht zuließ, dass er Viola genauso gut betrachten konnte, als wäre es hell gewesen. Ein wenig machte er sich Sorgen darüber, dass Violas Verhältnis zu ihrer Mutter sie so belastete. Immerhin war aus ihrer Stimme genauso gut zu hören, was an ihrer Körpersprache abzulesen war. Sie fühlte sich nicht wohl, wenn sie von dieser Frau sprach, die ihr eigenes Kind als ‚Unfall‘ angesehen hatte. Zwar war sich Zin nicht zu hundert Prozent sicher, dass Violas Gedächtnis sie nicht sogar schlimmer drangsalierte, als ihre Mutter es gekonnt hatte, aber es kam auf das gleiche Ergebnis. Nämlich auf einen Themenwechsel ihrerseits, den Zin annahm. So gut kannten sie sich nicht, dass er sich einmischen durfte, mit dem Ziel, dass es Viola besser ging. Natürlich würde er ihr gut zureden, wenn sie sich in ein Loch zog, aber das schien gerade nicht unbedingt der Fall zu sein. Zumindest hoffte er, ihr Lächeln richtig zu interpretieren. „Komm wieder her ...“, verlangte er sanft und streckte Viola seine Arme entgegen, bevor er weiter sprach und versuchte, ihre Frage nicht so zu beantworten, dass sie sich vor der Wahrheit ekelte. Er hatte wahrlich Glück, dass sie kein normaler Mensch war. Sonst hätte er vermutlich so ziemlich alles an seinem Leben beschönigen müssen. „Wir sind ziemlich viele, weißt du? An die hundert. Zumindest ... waren wir das.“ Vor der Explosion. „Jetzt weiß ich es nicht genau.“ Bevor seine Stimmung sinken konnte, konzentrierte er sich lieber darauf, was er Viola hatte erzählen wollen. Etwas Positives. „Ich habe dir doch schon erzählt, dass wir in der Nähe eines sehr alten und großen Riffs leben. Einige der Korallenbänke sind so hoch, dass sie aus dem Wasser herausragen. Sand fängt sich daran, hat sich im Laufe der Jahre aufgeschichtet und kleine, flache Inseln hinterlassen. Nicht solche, wie diese hier, aber Sandbänke. Es ist schön dort, wenn es Abend wird und nicht mehr so heiß ist. Viele Mitglieder meines Schwarms treffen sich fast immer vor Einbruch der Nacht dort. Man unterhält sich, es wird zusammen gegessen. Eine Art ... Familientreffen.“ Viola kam wieder um den Couchtisch herum, nahm Zin die so gut wie leere Puddingschüssel ab und machte es sich nicht nur an seiner Brust, sondern wieder auf seinem Schoß gemütlich. Doch dieses Mal einfach nur, um sich für einen Moment an ihn zu kuscheln, ehe sie ihm verblüfft ins Gesicht sah. „Wirklich, so viele? Erstaunlich. Du musst eine ganz schön fleißige Familie haben.“ Viola grinste und knuffte Zin sanft in den Bauch, während sie selbst zu verdrängen versuchte, dass vermutlich viele davon ... nicht mehr da waren. Gott, es tat ihr so leid für Zin. „Das ist dann wirklich ein riesiges Familientreffen. Hast du denn viele Geschwister? Ältere oder Jüngere? Geht man da als Einzelner nicht irgendwie unter?“ Mit einem breiten Grinsen blickte Zin Viola in die großen, blauen Augen und nickte. Das mit dem ‚fleißig‘ war für menschliche Verhältnisse bestimmt richtig. Andererseits war sein Schwarm nicht wirklich einer der Größten. Sogar eher klein, wenn er so darüber nachdachte. „Ja, ich würde schon sagen, dass ich viele Geschwister habe. Fünf ältere Brüder, eine kleine Schwester.“ Ein Kloß wollte sich in seinem Hals bilden und sein Lächeln schwankte leicht, als er an sie dachte. Aber nicht nur deshalb, weil Zin nicht wusste, wie viele es ähnlich glimpflich wie er aus der Explosion geschafft hatten. Es ... brachte ihn zu dem Thema, das er heute noch gar nicht hatte ansprechen wollen. Und schon gar nicht, nach dem Kuss und dem ... mehr, das vorhin hier auf der Couch stattgefunden hatte. Nein. Zin beschloss, jetzt noch nicht daran zu denken. Es war ... noch Zeit. „Und nein, für meinen Geschmack ging ich eigentlich immer zu wenig unter. Jüngster Sohn, immer nur Flausen im Kopf und für meine Brüder nie wirklich ernst zu nehmen. Der Älteste hat zehn Jahre Vorsprung vor mir. Ich glaube, er hat sich immer in der Rolle des Elternteils gefühlt, ob nun beabsichtigt, oder nicht.“ Zin zwinkerte leicht. „Wir kamen noch nie wirklich richtig gut klar.“ „Wow. So viele Geschwister kann ich mir gar nicht vorstellen.“ Das war Violas voller Ernst. Wenn sie bedachte, dass ihr Vater und ihre Omi schon eine von ihrer Sorte hatten aushalten müssen, wie mussten dann erst sechs davon sein? Vermutlich hätte ihr Vater sich dann schon längst die Kugel gegeben. Ihre Omi hingegen ... hätte sicher auch das auf die Reihe bekommen. „Wie ist das eigentlich. Lebt ihr da alle eng auf einem Haufen, oder habt ihr da auch mehr ... Privatsphäre. Ich meine, so ein Riff kann ganz schöne Ausmaße annehmen, glaube ich, aber habt ihr da auch sowas wie ... keine Ahnung. Behausungen? Viola fiel gerade nicht das richtige Wort dafür ein und vermutlich kannte sie es auch gar nicht. Zins Welt war so anders als ihre, das hinderte sie aber trotzdem nicht daran, mit seinen Brustmuskeln unter den Verbänden zu spielen und sie mit den Fingern nachzuzeichnen. Unwillkürlich fragte sie sich, ob er wohl eine Freundin hatte. Vermutlich nicht, da er dann wohl sicher nicht so vertraut mit ihr sein würde und Zin nicht der Menschenschlag war, zu dem sie offenbar wohl oder übel gehörte. Trotzdem würde es sie interessieren. So wie alles von seinem Leben. Ohne groß darüber nachzudenken, dass er Viola damit vielleicht unangenehme Gefühle bereitete, lachte Zin leise auf ihre Frage mit der ‚Behausung‘ hin. Es war nicht so, dass er sich durch diesen Ausdruck beleidigt fühlte, aber es hörte sich schon ein bisschen so an ... „Wir leben leider nicht in einem Schloss aus Muscheln, Perlen und längst vergessenen Schätzen gesunkener Schiffe, wenn du das meinst. Aber ein Stück des Zeichentrickfilms habe ich einmal gesehen.“ Das stimmte. Bei seinem Ausflug in die Stadt hatte er ein Mädchen getroffen, die ihm den Film gezeigt hatte. Auf einem kleinen Bildschirm in einem Laden voller Spielzeuge. Zin musste lächeln bei dem Gedanken an das Mädchen. Sie hatte ihn nach seinen Schwimmhäuten gefragt und ob er vielleicht Arielle kenne. Niemandem sonst war seine Andersartigkeit aufgefallen. Kein Erwachsener hatte die Zeit gehabt, einem Fremden ins Gesicht, geschweige denn auf die Hände zu sehen. „Aber ja ...“ Wieder, als würden sie ihn magisch anziehen, hatten es Zin Violas Haare angetan. Er spielte mit einer der dicken dunklen Strähnen und versuchte Viola zu erklären, wie er lebte. Dort ... wo er herkam. „Wir leben in unterschiedlichen Teilen des Riffs. Teilweise im Riff selbst, aber die meisten von uns in einer Höhle, nicht weit davon entfernt. Es gibt einen alten Vulkankegel, der von innen ziemlich durchlöchert ist. Teilweise geflutet, teilweise auch mit Luft gefüllt. Ich habe dort auch einen Raum für mich allein.“ Er hätte es ihr gern gezeigt. Nicht unbedingt seine kleine Höhle, aber doch ... sein Zuhause. Aber dazu würde es wohl nie kommen. Wo Viola ... Wasser doch so verabscheute. „Würde bei dir auch so 'ne rothaarige Arielle herumschwimmen, müsste ich auch ganz schön eifersüchtig sein.“ Viola grinste verhalten, ehe sie Zin einen kleinen Kuss auf die Lippen hauchte und ihn weitererzählen ließ. Was gar nicht so einfach war. Schließlich machte dieser kleine Kuss schon wieder Lust auf mehr. Zwar nicht so viel mehr, wie es bei ihr sonst so üblich war, aber Zin zu küssen war einfach schön. Das konnte sie gar nicht leugnen. Nach Zins Erzählungen lebte er in einer für Viola so unbekannten Welt, wie sie es sich nur vorstellen konnte. Er könnte ihr genauso gut erzählen, er käme vom Mond und sie würde ihm das glauben müssen. Denn genauso unerreichbar schien ihr seine Heimat zu sein. Es war ja nicht nur ihre Wasserphobie, sondern auch ihre ganze Anatomie. Sie könnte all die Dinge niemals sehen, weil sie unter Wasser nicht atmen konnte. Klar, es gäbe noch Taucherausrüstung und das alles, aber damit kannte sie sich überhaupt nicht aus und so etwas musste man auch erst einmal auftreiben. So weit Viola wusste, war so etwas teuer, es sei denn, man begleitete einen Tauchkurs und schwamm brav hinter dem Lehrer her. Ach ja, das brachte sie gleich zum nächsten Problem ... Viola konnte nicht schwimmen. Mit einem unterdrückten Riesenseufzer schmiegte sie sich schließlich an Zin, weil es sie beruhigte, wenn er so ihr Haar streichelte und sie ihn so dicht bei sich spürte. Irgendwie schien dann die Welt da draußen ein bisschen von ihr abzurücken. Sie bekam noch nicht einmal wirklich das Unwetter mit, obwohl es wohl gerade direkt über ihnen tobte. „Warum muss nur immer alles so kompliziert sein?“, dachte sie bei sich, merkte aber nicht, dass sie es laut ausgesprochen hatte. Stattdessen kuschelte sie ihren Kopf an Zins Halsbeuge und streichelte weiter über seine Brust, während sie mit geschlossenen Augen tief seinen herrlichen Duft in sich aufnahm. Sie könnte ihn wirklich mit Haut und Haar fressen. „Ich weiß nicht", antwortete er sehr leise und nachdenklich. Denn dass Viola dasselbe meinte, wie er sich dachte, war für Zin klar. Selbst eine Freundschaft zwischen ihnen beiden würde schwierig werden. Geschweige denn ... etwas mehr als das. Sehr viel mehr, wenn es nach Zin ging. Ein wenig hob er seinen Kopf und wandte sich Viola so zu, dass er ihr Profil sehen konnte. Vorsichtig und sanft streichelte er mit seinen Fingern über ihre Wange und gab ihr dann einen Kuss auf die warme Stirn. „Angeblich ist es so, weil das Leben sonst langweilig wäre", meinte er lächelnd. Dabei konnte er sich wegen Langeweile bestimmt nicht beschweren. Schon gar nicht, wenn Viola auch nur in der Nähe war. Bei Zins zartem Kuss musste Viola lächeln und sie öffnete die Augen, um ihn ansehen zu können. „Also langweilig war mir in letzter Zeit nie.“ Sie hob ihre Hand an Zins Wange, zeichnete mit ihrem Daumen seine Unterlippe nach und küsste ihn dann ebenso sanft auf seinen Mund zurück. Wie schon vorhin reichte ihr der kleine Kuss nicht. Es war lediglich ein Vorgeschmack und als würde sie das nur zu genau wissen, schmiegten sich ihre Lippen beim zweiten Kuss schon ein bisschen enger an seinen Mund. Zärtlich und voller Genuss aber ohne Eile sog sie an seiner Unterlippe, knabberte sich von einem Mundwinkel zum anderen und streichelte seine Lippen mit den ihren. Viola strich auch an seinem Kinn entlang, stupste mit ihrer Nasenspitze an seiner und lächelte immer wieder, wenn sich ihre Blicke ab und zu begegneten, doch meistens flatterten ihre Lider nur einmal kurz auf, um dann wieder das Gefühl genießend, geschlossen zu werden. „Mhmm ... Du schmeckst so gut, wie du duftest", hauchte sie gegen seine Lippen und leckte mit ihrer Zungenspitze neckisch an ihnen. „Und das will schon was heißen.“ „Dann muss ich wohl wirklich aufpassen, dass du mich nicht irgendwann aus Versehen anknabberst, hm?“ Anstatt auf eine Antwort auf seine scherzhaft gemeinte Frage zu warten, schlang Zin seine Arme neu um Violas Körper, zog sie noch enger an sich und umarmte sie zuerst kurz und fest, bevor er in ihr überraschtes Gesicht sah und ihr dann einen Kuss gab. Die Berührung dehnte sich, ließ Zin darin versinken und war doch viel zu schnell wieder vorbei, als er sich von Viola lösen musste, um etwas Sauerstoff in seine Lungen zu lassen und gleichzeitig den fast schon klammernden Griff um sie zu lockern. So tat er sich bei ihr bestimmt keinen Gefallen. „Sag mal, was würdest du von einem unmoralischen Angebot meinerseits halten?“ Es gefiel ihr. Es gefiel ihr sogar sehr, wie Zin sie festhielt. So besitzergreifend und einnehmend. Ja, genau so wollte sie von ihm gehalten werden, denn dann könnte sie glauben, dass das hier noch länger andauern würde. Zumindest wollte sie es glauben. Als Zin ihr dann doch wieder Luft zum Atmen ließ und ihr diese merkwürdige Frage stellte, sah sie ihn für einen Moment nachdenklich an, ehe sich ihr Lächeln zu einem breiten Grinsen verzog. „Hm ... Sex gegen Bezahlung ... Das muss aber 'ne verdammt gute Bezahlung sein", scherzte nun sie weiter und stibitzte sich einen Kuss von Zins Lippen. „Oder meinst du ein anderes unmoralisches Angebot, als das aus dem gleichnamigen Film?“ Sie schaffte es doch immer wieder, dass Zin sich fast an seiner eigenen Atemluft verschluckte und Viola so entgeistert ansah, dass er wie ein Trampel wirken musste. Nein, natürlich hatte er nicht Sex gegen Bezahlung gemeint. Und den Film kannte er auch nicht. Aber da das nicht das gewesen war, was er hatte vorschlagen wollen, räusperte sich Zin lediglich ein bisschen betroffen. Er konnte zwar nicht sagen, ob Viola so ein Angebot besser gefunden hätte, aber in jedem Fall wirkte das, was er eigentlich hatte sagen wollen, dagegen absolut langweilig. „Nein ... keinen Sex.“ Schon gar nicht gegen Bezahlung. Zin holte tief Luft, seine Arme immer noch um Viola geschlungen und versuchte ein bisschen selbstsicher zu lächeln. Mehr als nein sagen konnte sie sowieso nicht. „Aber ich dachte ... es wäre vielleicht nett, wenn wir heute trotzdem die Nacht zusammen verbringen könnten.“ Interessiert an ihrer Reaktion, verfolgte Zin jede Veränderung in Violas Miene. Im schlimmsten Fall würde sie ihn auslachen. Aber für die winzige Chance, dass sie ja sagte, wollte er die Frage trotzdem riskieren. „Auf der Couch oder ... in einem Bett. Ist mir egal. Aber ...“ Er schmiegte seine Wange an ihre und schloss die Augen, bevor er leise in Violas Ohr flüsterte. „Ich würde die Nacht gern mit dir in meinen Armen verbringen.“ Er wollte ... was? Viola starrte Zin für einen Moment ausdruckslos an, während langsam ihre Augenbrauen in die Höhe wanderten, je mehr seine Nachricht bei ihr ankam. Es war ja an sich nicht ungewöhnlich für sie, die Nacht mit einem Mann zu verbringen, nur lief das ziemlich sicher ganz anders ab, als so wie Zin es gerade meinte. Hatte sie denn überhaupt schon mal so etwas gemacht, ohne vorher mit einem Mann intim gewesen zu sein? So schlimm es langsam auch war, Viola konnte sich nicht daran erinnern. Daher stellte seine Frage eine kleine Herausforderung für sie dar. Als er ihr jedoch noch deutlicher sein Angebot ins Ohr flüsterte, wurde ihr ganz anders. Mit einem Schlag war da wieder das intensive Kribbeln in ihrem Bauch, das Blut rauschte in ihren Ohren und sie wusste kurz nicht, was sie darauf sagen sollte. Sie ... freute sich ... irgendwie total wie blöde darüber. Fest schlang Viola ihre Arme um Zins Nacken und umarmte ihn lange und eindringlich. Auch sie konnte verdammt besitzergreifend sein. „Ja. Darauf hätte ich große Lust", war ihre geflüsterte Antwort direkt an der Stelle unterhalb seines Ohrläppchens. Sie sah ihn wieder an. „Wir könnten doch die kleine Pyjamaparty in mein Zimmer verlegen. Ist zwar ein bisschen unordentlich dort, aber du hast mein Zimmer ja, glaube ich, ohnehin noch nie gesehen.“ Bei all den Klamotten die dort verstreut herumlagen kein Wunder. Unter normalen Umständen ließ sie dort niemanden rein. Aber zumindest hatte mit ihr dort noch nie ein Mann die Nacht verbracht. Okay, sie war schon mehrmals mit einem dort Zugange gewesen, aber die waren alle immer schon weg gewesen, ehe der Morgen gegraut hatte. Mit Zin wäre das also sozusagen eine Premiere. Kein Sex, dafür seine Nähe die ganze Nacht lang. Das klang fast zu schön, um wahr zu sein. Zumindest fühlte es sich unheimlich gut an, wenn sie nur daran dachte. „Sollen wir uns dann schon mal bettfertig machen?“ War das etwa ... ein ‚Ja‘? Violas warmer Atem und ihre Worte kribbelten immer noch unter seinem Ohrläppchen und Zin merkte nur nebenbei, wie unheimlich doof er bei dieser Erkenntnis grinste, bis er sich wieder einigermaßen im Griff hatte. Aber es war doch auch irgendwie eine große Sache. Nicht nur, dass Viola die Nacht mit ihm verbringen wollte, nein, sie hatte gesagt, sie habe ‚große Lust‘ dazu. Es war also nicht nur so etwas wie ein Mitleids-‚ja‘, sondern ein Echtes. Ein gewolltes und so gemeintes Ja. Etwas, über das er sich wirklich so sehr freuen durfte, wie er es gerade tat. „Nein, habe ich nicht. Selbst wenn ich hätte spionieren wollen, während du arbeiten warst ... war mir die Treppe bis jetzt immer im Weg.“ Viola würde auch jetzt noch etwas Geduld mit ihm haben müssen, wenn er ihr in den ersten Stock folgen sollte. Aber das machte nichts. Zin würde die Zähne zusammenbeißen und sich mit den Zähnen nach oben ziehen, wenn es sein musste und bedeutete, dass er in dieser Nacht neben Viola einschlafen durfte! „In Ordnung, dann ...“ Noch einmal drückte er sie an sich, küsste ihren Scheitel, ihre Stirn, ihre unheimlich süße Nase hinab und schließlich ihre Lippen, bis er sich Minuten später erst von ihr lösen und sie anstrahlen konnte. „Dann nichts wie Zähne putzen und dann ... sehen wir uns bei dir.“ Und bei allen Weltmeeren, heute würde Zin das erste Mal in seinem Leben Unterwäsche zum Schlafen tragen! Wären Männer doch immer so leicht zu handhaben, wenn Zin schon eine einzige Treppe davon abhalten konnte, etwas zu tun. Aber um ehrlich zu sein, Viola hätte es ihm sowieso nicht zugetraut, dass er bei ihr spionierte und selbst wenn ihm danach gewesen wäre, er hätte nichts Interessantes gefunden. Klar hatte sie auch ein paar Sachen im Schrank, die man nicht gleich jedem zeigte. Aber das würde höchstens dem Finder peinlich werden, sicherlich nicht ihr. „Okay, dann bis gleich.“ Viola gab Zin noch einmal einen dicken Kuss auf die Lippen, ehe sie es endlich schaffte, von seinem Schoß zu rutschen und aufzustehen. Für Zin ließ sie die Kerzen stehen, sie selbst brauchte kein Licht, um bei den Verhältnissen etwas zu sehen, also flitzte sie rasch die Treppe hoch in ihr notdürftig eingerichtetes Zweitbad, das aber immer noch einfach nur ein kleines WC mit Waschbecken war. Für ihre Katzenwäsche reichte es jedoch vollkommen aus. Rasch bürstete sie sich dann auch noch schnell die Haare aus, putzte sich die Zähne und lief nackt über den Flur, doch zuvor hatte sie noch gelauscht, ob Zin vielleicht schon auf dem Weg hierher war. Ihr blieb aber noch Zeit, sich schnell ein frisches Höschen in schlichtem Schwarz mit Spitze dran und ein knappes Spagettitop anzuziehen. Normalerweise schlief sie ohne Oberbekleidung, aber da Zin heute bei ihr schlafen würde, musste sie wohl einfach eine Ausnahme machen. So lange, bis es nicht mehr nötig sein würde. Als Viola fix und fertig hergerichtet auf dem oberen Treppenansatz auf Zin wartete, fragte sie sich, was da vorhin eigentlich auf der Couch mit ihr los gewesen war. Zin sah nicht nur unglaublich gut aus, er wusste auch, was ihre zweite Natur war und sie fühlte sich wohl bei ihm. Eigentlich die perfekte Kombination um sich bei ihm vollkommen gehen lassen zu können. Nur dass sich allein bei dem Gedanken, sie könnten Sex haben, ein Knoten in ihrem Bauch bildete. Viola konnte es sich einfach nicht erklären. Sie küsste ihn doch auch so unheimlich gerne und ließ sich voller Genuss von ihm berühren. Was also stimmte nicht mit ihr? Vielleicht war es auch nur bloße Einbildung gewesen ... Ja, das war es wohl. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)