Zum Inhalt der Seite

A Cats' Fishing Ground

von
Koautor:  Caracola

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

12. Kapitel

Viola war erschöpfter, als sie selbst zunächst angenommen hatte.

Es war zwar nicht ungewöhnlich, dass sie länger schlief, aber dass sie dabei beinahe drohte, ihre Spätschicht zu verschlafen, war ihr schon lange nicht mehr passiert. Gerade noch so brachte sie die Zeit auf, Zin und sich selbst etwas zu Essen zu kochen, sich noch ein bisschen mit ihm zu unterhalten, bis auf die Dinge, welche die gestrige Nacht angingen und noch rechtzeitig zur Arbeit zu fahren.

Wie auch schon gestern zogen sich die Stunden nur so hin, und obwohl sie eigentlich nicht mehr so müde hätte sein sollen, ging sie doch nicht lange nach dem sehr späten Abendessen wieder ins Bett.

Da sie wieder arbeitete, hatte Viola das Gefühl, die Zeit würde wie im Flug vergehen, vor allem da keine unerwarteten Besucher mehr vor der Tür standen, es Zin von Tag zu Tag besser zu gehen schien und sie langsam wieder so etwas wie einen Tagesrhythmus entwickelte.

Trotzdem war sie unendlich erleichtert, als sie ihr Motorrad in die Garage stellte, nachdem sie die letzte Schicht für diese Woche hinter sich gebracht hatte. Zudem war angekündigt, dass bald ein Taifun kommen würde. Erst recht ein Grund sich auf Heim und Herd zu freuen. Noch dazu, da sie nun noch bessere Gesellschaft hatte, um so ein Unwetter auszustehen, als Flocke, die sich davon nie wirklich beeindrucken ließ. Egal wie sehr es im Wald hinter ihrem Haus krachte, oder wenn wieder einmal ein Teil des Daches abgedeckt wurde.

Oh Gott. Hoffentlich wurde es nicht wieder so schlimm, wie vor zwei Jahren!

Damals hatte sie das Unwetter nicht einfach mehr ignorieren können, sondern war regelrecht vor Angst fast gestorben.

Dieses Mal sollte es nicht so schlimm sein. Aber schon ein kleiner Regenschauer machte sie reizbar und mürrisch.

Zin konnte sich schon einmal warm einpacken.

Trotzdem lag ein äußerst warmes Lächeln auf ihre Lippen, als sie ihren Schlüssel in das Schloss steckte, noch einmal in der bereits leicht aufgeladenen Luft schnupperte und schließlich mit einem Seufzen das Haus betrat.

„Bin wieder dahaaa!“, rief sie fröhlich durch den Flur und schloss die Tür sofort wieder hinter sich ab. Später würde sie noch einmal ums Haus gehen und alles sichern, was nicht niet- und nagelfest war.
 

„Hey!“

Zin steckte zuerst nur seinen Kopf aus der Tür des Gästezimmers und schenkte Viola ein Lächeln.

„Schön, dass du da bist. Wir warten schon sehnsüchtig.“

Was der zweite Part von ‚wir‘ sofort bestätigte, indem Flocke auf Viola zulief, um mit einem Maunzen die lang ersehnten Streicheleinheiten einzufordern, die Zin wohl irgendwie trotz aller Bemühungen nicht ausgleichen konnte.

Sein Lächeln vertiefte sich, als er – mit einer Hand fest an den Türrahmen gestützt – aus dem Zimmer trat. Am liebsten hätte er an sich herumgezerrt, aber er konnte sich gerade so beherrschen. Immerhin war die Jeans, die er trug, lang genug und passte einigermaßen. Vielleicht etwas tief auf den Hüften, aber damit kannte er sich ja ohnehin nicht aus. Ihm war nur wichtig gewesen, dass er in seinen Augen vor dem Spiegel und vor allem jetzt vor Violas Kritik nicht, wie ein Idiot im Kostüm wirkte.

Es war zwar nicht das erste Mal, dass er menschliche Kleidung trug, aber es war das erste Mal ... dass es ihm nicht egal war, was Andere von seinem Erscheinungsbild dachten. Zin wollte nicht ... in irgendeiner Menge untergehen. Eigentlich ... ganz im Gegenteil.

„Riecht nach Sturm, findest du nicht?“

Steif humpelte er zum Sofa hinüber, hielt sich an der Lehne fest und freute sich trotzdem unendlich, dass er wieder eigenständig laufen konnte. Noch nicht sehr gut, aber ohne Viola dabei belasten zu müssen und vor allem ohne größere Schmerzen. Wenn er sich nicht übernahm.
 

Wie immer ließ Viola sofort ihre Tasche auf dem Tischchen neben der Tür fallen und nahm Flocke hoch in ihre Arme, um ihre Süße ausgiebig zu streicheln und zu begrüßen. Mit Zin hätte sie bisweilen gerne das Gleiche getan, auch wenn sie es nicht zugab und ihn auch nicht so einfach hoch auf ihre Arme nehmen konnte. Aber sie wüsste da schon diverse Stellungen, wie es trotzdem möglich gewesen -

Als er ganz aus dem Zimmer trat, das sie inzwischen als das seine ansah, verstummte Viola nicht nur in Gedanken. Sie wollte Zin eigentlich wenigstens verbal anständig begrüßen, doch stattdessen glitt ihr Blick an seinem Körper auf und ab.

Mehrmals.

Dann biss sie sich unwillkürlich auf die Unterlippe und zwang sich dazu, ihm nicht auf den Hintern zu starren, als er ins Wohnzimmer humpelte, sondern ihm zu folgen. Gott, er sah so ... sie hätte am liebsten gegurrt. Ja, tatsächlich gegurrt und nicht geknurrt, obwohl ihr das natürlich auch in den Sinn kam.

Wie war es eigentlich möglich, dass man manchmal in Kleidung besser aussah, als ohne? Vielleicht weil dadurch die Fantasie mehr angeregt wurde?

Zumindest Violas Fantasie begann sich auf ihrem Weg in die Wohnküche um Zins Hintern zu drehen und dass er ihr ausgesprochen gut in der Verpackung gefiel.

„Sitzt gut, wie ich sehe“, war alles, was sie sich am Ende zugestand. Eigentlich hätte sie gerne auch einmal eine Fühlprobe gemacht, um wirklich sicherzugehen, ob die Jeans gut saßen. Aber das wäre dann wohl zu viel des Guten gewesen.

Schade.

Erst verspätet kam ihre Reaktion auf den Sturm, den offenbar auch er riechen konnte und ihre Stimmung wurde etwas davon gedämpft, aber nicht vollkommen. Dafür freute sie sich einfach zu sehr, Zin wieder eingeständig laufen zu sehen und außerdem hatte sie dank des bevorstehenden Unwetters heute früher gehen dürfen.

„Viola, ich weiß, du hattest wahrscheinlich schon ziemlichen Stress heute, aber ... dürfte ich dich um etwas bitten?“, meinte Zin plötzlich.

„Hmm. Kommt darauf an, worum du mich bittest.“

Sie setzte Flocke auf der Küchenzeile ab und füllte etwas Katzenmilch in ihr Schälchen.

Danach lehnte sie sich gegen die Theke und lächelte Zin an, während sie noch einmal mit einem Blick seinen langen Körper nach unten glitt. Diese Jeans saßen wirklich verdammt tief.

Sie konnte sich gerade noch so davon abhalten, sich genüsslich über die Lippen zu lecken.
 

Letztendlich lehnte sich Zin gegen die Rückseite des Sofas und stützte sich zusätzlich mit den Armen hinter seinem Rücken darauf ab, um seine immer noch geschundenen Muskeln zu entlasten. Irgendwann demnächst würde er Viola einmal um einen kleinen Handspiegel bitten, damit er sich die Bescherung im Spiegel des Schrankes selbst ansehen konnte. So, wie es sich anfühlte, konnte er zu Hause wie mit einem Haiangriff angeben. Wenn es denn ... noch jemanden gab, vor dem er seine Narben zeigen konnte.

Den Trübsinn in das hinterste Eck seines Verstandes steckend, sah er Viola etwas zwiespältig an. Er rechnete eher damit, dass sie seine Bitte ablehnen würde. Immerhin war ihr Tag wirklich anstrengend gewesen, sie hatte schon viel um die Ohren und außerdem ... musste es nicht unbedingt sein. Trotzdem ...

„Ich weiß nicht, wie du das normalerweise mit solchem Wetter hältst, aber ich würde vorschlagen, dass wir uns ein paar Vorräte anschaffen. Vielleicht für ein paar Tage. Alles Mögliche, damit wir Gänge vor die Tür vermeiden können.“

Zin senkte leicht den Kopf und sah Viola mit einem Blick an, der zwar bei seiner Mum immer geholfen hatte, von dem er aber nicht wusste, ob er bei Viola zog. Einen Versuch war es wert.

„Ich wollte fragen, ob ich mit dir einkaufen gehen dürfte.“
 

Oh mein Gott. Dieser Blick ...

Wo zum Teufel hatte er den die ganze Zeit versteckt?

Viola nagte an ihrer Unterlippe, während sie Zin in die Augen sah und seine eher banale Bitte überdachte. Eigentlich hätte sie mit etwas ganz anderem gerechnet. Allerdings war die Bitte gar nicht so ohne, wenn sie länger darüber nachdachte.

„Du ... willst also mit mir einkaufen fahren? Was ist mit deinen ... Händen? Ich meine, ich mag deine Schwimmhäute. Die sind wirklich faszinierend, aber naja, fallen doch auch auf. Außer, du behältst die Hände vielleicht die ganze Zeit in deinen Taschen. Gut möglich. Hmm ... Ja, das müsste gehen, es sei denn, dir fällt noch was Besseres ein. Und wie viel sollen wir kaufen? Auf meinem Motorrad ist nur beschränkt Platz, andererseits könnten wir auch sicher zweimal fahren. Wäre nicht so schlimm. Bist du denn schon mal auf einem Motorrad mitgefahren?“

Wieder biss sich Viola auf die Unterlippe, als sie mitbekam, wie sehr sie Zin mit ihren Fragen bedrängte. Aber die waren schließlich nicht unerheblich.
 

Sie dachte darüber nach! Oh ja und nicht nur im negativen Sinne oder wie sie Zin die Schnapsidee wieder ausreden könnte. Nein, Viola wies ihn nicht sofort in die nichtmenschliche Ecke, sondern fragte lediglich nach Kleinigkeiten, die sich bestimmt regeln ließen.

„Solange niemand in der Nähe ist, der sie sehen könnte, kann ich dir trotz der Schwimmhäute tragen helfen. Und selbst wenn jemand kommt, sieht mir nicht jeder auf die Hände. Ich habe auch an Handschuhe gedacht, aber das fällt sicher noch mehr auf.“

Er betrachtete eine seiner Hände und schob mit dem Zeigefinger der Anderen eine der dehnbaren Häute so weit nach unten, bis er unangenehm wurde. Hm. Handschuhe wären schon möglich, aber besonders toll war die Variante nicht. Außerdem müssten sie dafür erstmal welche auftreiben.

„Wie viel wir kaufen sollen, weiß ich nicht. Du hast ja schon viele Sachen hier. Es geht nur um ...“ Er sah sie an und schenkte ihr ein Lächeln, das schon seit ein paar Tagen immer wieder auf seinem Gesicht erschien. Es war ... neu und schien etwas allein mit Viola zu tun zu haben. Ein Lächeln ... speziell für sie.

„Darum, dass wir es gemütlich haben. Wir könnten deine Lieblingssachen besorgen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Egal was. Und ähm ... nein. Ich bin noch nie auf einem Motorrad mitgefahren.“
 

Ihre Lieblingssachen? Gemütlich?

Oh Mann. Wären Männer nicht so empfindlich deswegen, hätte sie ihn tatsächlich als süß bezeichnet. Leider fassten das die meisten nicht gerade als Kompliment auf und zugegeben, süß passte vielleicht immer wieder zu Zins Verhalten, aber wenn sie ihn so betrachtete, wie er sie anlächelte, dann kamen ihr ganz andere Adjektive in den Sinn.

„Okay“, meinte sie schließlich kurz und knapp und stieß sich von der Theke ab, während ihr Lächeln breiter wurde.

„Lass mich mal sehen, ob ich irgendwo Schuhe für dich habe, die dir passen, und zieh dir noch ein Hemd über, gegen den Fahrtwind und du wirst mir gefälligst sagen, wenn es dir zu viel wird. Dann fahren wir sofort Heim. Hast du mich verstanden?“

Eigentlich war das nicht wirklich eine Frage, sondern eine Forderung, denn Viola verschwand schon aus der Küche direkt in den ersten Stock, um nach passenden Schuhen für Zin zu suchen.

Er war recht groß, dementsprechend war - Viola musste lächeln - alles an ihm recht groß. Das konnte sie zwar nur mutmaßen, aber es gab da so diese eine gewisse Faustregel, die man eigentlich bei jedem Mann anwenden konnte. Passte fasst immer. Nur ... dass Zin, da etwas anders gebaut war, wie sich Viola schließlich wieder erinnerte. Sie vergaß es zwar immer wieder, weil er einfach nicht so aussah, als würde ihm etwas fehlen und laut seiner eigenen Aussage, war das auch nicht der Fall. Aber er war auf jeden Fall kein gewöhnlicher Mann.

Sie steckte ihn also grundsätzlich nicht in irgendeine passende Schublade, so wie sie es zum Beispiel bei Cid tat. Der gehörte zur verwöhnten Surferfraktion mit so viel Sexappeal, dass die Frauen Schlange bei ihm anstanden.

Kein Wunder, dass er auf sie aufmerksam geworden war. Diese Typen würde sie sicherlich nicht auch noch darin bestätigen, in denen sie sich in dieser Schlange anstellte, sondern sie so lange ignorierte, bis man sie selbst einfach nicht mehr übersehen konnte.

Sie hatte ihn immer noch nicht angerufen.
 

Solange Viola unterwegs war, um nach passendem Schuhwerk für ihn zu suchen, bewegte sich Zin ins Gästezimmer zurück und griff nach einem dünnen Sweatshirt, das er sich über den Kopf zog. Es war langärmlig, was die Musterung seiner Haut zum größten Teil verbergen würde. Was zwar noch ein zusätzliches Problem mit seinen Händen darstellen könnte, aber solange in dem Laden nicht die Sonne schien, war das zu vernachlässigen. Draußen würde er einfach die Hände in die Hosentaschen schieben. Selbst wenn ihn das bestimmt einiges an Überwindung kosten würde. Immerhin hieß das ja, dass Viola ihren gesamten Einkauf tragen musste.

„Wird Zeit, dass ich meinen Invalidenstatus loswerde.“
 

Ein paar Minuten später kam sie mit mehreren Paaren Turnschuhe zurück und gab sie Zin, damit er sie durchprobieren konnte, während sie einen großen Rucksack holte, in dem sie die Einkäufe verstauen könnten.

Zin würde ihn nicht auf den Rücken tragen können, aber es müsste gehen, wenn sie ihn sich verkehrt herum, vor dem Bauch schnallte. So wie sie sich auf die Maschine legte, wenn sie fuhr, würde das gerade noch so gehen.

„Start klar?“, fragte sie schließlich mit dem Schlüssel in der einen und einem zweiten Schutzhelm für Zin in der anderen Hand.
 

Nachdem er ein Paar Schuhe ausgesucht hatte, in denen er zwar vorn anstieß, bei denen es aber nicht zu schlimm war, um laufen zu können, richtete Zin sich langsam auf und grinste Viola so breit an, dass seine gute Laune sich wohl im ganzen Raum ausbreitete.

„Auf jeden Fall.“

Motiviert nahm er ihr den zweiten Helm ab und humpelte hinter ihr her aus der Tür, die paar Stufen von der Terrasse hinunter und schließlich zu dem Motorrad, das Zin mit einem interessierten Blick betrachtete. Und jetzt? Er entschied sich dafür, auf Violas Anweisungen zu warten.

Sie stieg auf, ließ den Motor an, der Zin ganz schön in den Ohren dröhnte, und zeigte dann, dass er sich hinten auf das Gefährt schwingen sollte.

Das mit dem Schwingen war gar nicht so einfach, obwohl die Maschine nicht sonderlich hoch war. Seine mahlenden Kiefer konnte Zin gut hinter dem Visier des Helmes verstecken, und als er schließlich doch leicht außer Atem auf dem wummernden Motorrad saß, hielt er grinsend den Daumen nach oben.
 

Viola schärfte Zin noch einmal ein, dass er ihr ein Zeichen geben sollte, wenn etwas während der Fahrt bei ihm nicht stimmte. Dass ihm zum Beispiel schlecht wurde, oder er sich plötzlich schwach fühlte. Denn das Letzte, das sie wollte, war, ihn vom Asphalt kratzen zu müssen.

Deshalb nahm sie auch seine Arme, schlang sie unter dem leeren Rucksack um ihren Bauch und brachte ihn dabei dazu, dass er sich auch wirklich an ihr festhielt, während sie sich langsam nach vorbeugte, damit sie seinen Rücken so gut wie möglich nicht beleidigte.

Noch einmal überprüfte sie, ob er die Beine auch wirklich angelegt hatte und sie ihr nicht in das Hinterrad hängen ließ, ehe sie losfuhr.

Zunächst langsam, bis sie den Kies ihrer Einfahrt verlassen hatten und auf die Hauptstraße fuhren. Danach legte sie etwas an Tempo zu, aber noch lange nicht so schnell, wie sie es für gewöhnlich tat.

Viola wollte erst einmal sehen, wie er mit dieser Geschwindigkeit zurechtkam, weshalb sie auch keine Zeit hatte, daran zu denken, wie sich seine Brust an ihren Rücken schmiegte und er sie mit seiner Größe fast umspannte. Ganz so, als wäre er eine weitere Sicherheitsmaßnahme auf ihrem Motorrad.

Da er einkaufen wollte, fuhr sie zu dem einzigen Laden, der so ziemlich alles hatte, den das Kaff hier bieten konnte. So ersparten sie sich viel Fußmarsch, auch wenn es dem Laden natürlich deutlich an Charme fehlte, so wie ihn die kleineren spezialisierten Läden besaßen.

Viola stellte die Maschine ab, zog sich ihren Helm vom Kopf und schüttelte erst einmal ihre Haare durch, ehe sie sich voll und ganz auf Zin konzentrierte.
 

Die Fahrt war eigentlich recht angenehm. Einmal von dem anfänglichen Problem abgesehen, dass Zin jedes Mal von hinten mit seinem eigenen gegen Violas Helm knallte, wenn sie bremste oder sie nach einem Halt wieder losfuhren. Das bekam Zin selbst nach einer Weile noch nicht vollkommen in den Griff, obwohl er sich sonst auf dem Motorrad recht wohl fühlte. Er war hohe Geschwindigkeiten gewohnt. Auch wenn er sie normalerweise nicht über dem Wasser erreicht. Und dass er spüren konnte, wie Viola nach einem oder zwei Kilometern auch entspannter mit ihrem Passagier klarkam, machte es umso leichter. Er hielt sich gut an ihr fest, genoss durchaus, dass er dabei das Gefühl haben durfte, sie ihm Arm zu halten und sah dabei zu, wie die Landschaft an ihnen vorbei zog. Eigentlich wirklich ganz schön an Land. Nicht so, wie seine Heimat, aber durchaus sehenswert.

Was sich Zins Meinung nach allerdings wesentlich änderte, als sie an den Stadtrand kamen und Viola nach kurzer Zeit auf eine Betonwüste von Parkplatz einbog und vor einem grauen Quader stehen blieb, dessen große, gelb leuchtende Lettern zeigten, dass sie am Ziel waren.

Inzwischen – und vor allem durch die Umgebung – etwas verunsichert, stieg Zin ab, hielt sich dabei kurz an Viola fest, bevor er sich den Helm vom Kopf zog und sich einmal mit der Hand über das stoppelkurze Haar fuhr.

„Alles in Ordnung bei dir?“, wollte sie von ihm wissen, bevor es losgehen konnte.

„Ja. Alles klar.“

Er achtete penibel darauf, dass beim Sprechen auch nicht einmal das Zittern seiner Kieferkiemen zu erkennen war. Jetzt wäre eine andere Frisur wohl von Vorteil gewesen, aber wenn er nicht weiter auffiel ...

„Lass‘ uns rein gehen“, meinte Zin etwas kurz angebunden, während eine Bö als Vorbote des Unwetters über sie hinweg zog.

Drinnen erwartete sie heilloses Durcheinander. Zumindest empfand Zin die Mischung an Farben, Waren, Menschen und dem Rest als schwer verdaubare Mischung. Aber es war seine Idee gewesen, hier herzukommen. Also würde er jetzt sicher keinen Rückzieher machen. Stattdessen nahm er Viola den kleinen, grünen Plastikeinkaufskorb ab, auf dem das Logo des Supermarktes erneut prangte, und ging hinter seiner Begleiterin her durch die kleinen Drehschranken.

Als Erstes öffnete sich vor ihnen ein Platz, vollgestopft mit Obst und Gemüse. In allen Farben des Regenbogens und taugleich angesprüht durch irgendwelche Düsen, die Zin erst auf den zweiten Blick über den verspiegelten Regalen entdecken konnte.

„Ist das nicht unpraktisch, wenn man sie nachher einpacken will?“, fragte er in der Lautstärke, die eher zu einem Besuch in einer Kathedrale gepasst hätte, als in einen schnöden Supermarkt.
 

„Nur, wenn man auch was von dem Zeug kauft“, konterte Viola und ging schnurgerade an dem verpesteten Obst und Gemüse vorbei.

Klar, es gäbe auch noch eine Bio-Abteilung. Aber wieso mehr Geld für Bio ausgeben, wenn sie ebenso gute Qualität auf dem Markt bekam. Außerdem hatte sie genug Obst zuhause und von Gemüse war sie nur mäßig begeistert.

Tomaten, Gurken, Paprika, Salat, alles noch okay. Aber sobald man ihr mit Kohl kam, stellten sich ihre Nackenhaare auf und sie musste ein angewidertes Fauchen unterdrücken.

Zin war zwar so nett gewesen, ihr einfach den Tragekorb abzunehmen, aber sobald dieser mehr als drei oder vier Kilo übersteigen sollte, würde sie ihm den wieder abnehmen. Mit seinen Verletzungen sollte er überhaupt nichts heben.

Nur erklär' das Mal einem sturen Meermann, der noch nicht einmal davor zurückscheute, aus ihrem Fenster zu springen.

„Hier entlang.“

Viola nahm Zins kühle Hand, weil sie ihn nicht mit den ganzen Angeboten überfordern wollte, die selbst ihr zusetzten. Es waren nicht die Artikel selbst, oder die angepriesenen Preise, sondern viel mehr die Unsumme von allem. Die vielen Gerüche, der nervige Einkaufssong im Hintergrund. Ein Kind, das irgendwo loskreischte. Das Piepen der Barcodescanner.

Das alles machte sie immer ganz kirre und dann die vielen grellen Farben und unzähligen vollgestopften Regale.

Sie führte Zin zuerst zu der Cornflakes-Abteilung, da ihre Lieblingsschokopops gefährlich nahe daran waren, alle zu werden.

Hinzu kamen dann noch Rollmöpse im Glas. Geräucherter Lachs. Ein paar Süßigkeiten und noch eine Packung Heißwachs.

Ein Unwetter stand bevor. Da konnte sie von dem Zeug nie genug haben.

Viola war schon einmal gespannt, was Zin dazu sagen würde. Er selbst schien ja nie an Brazilian-waxing denken zu müssen. Auch ein Punkt, der eindeutig für ihn sprach.

Sie mochte vielleicht selbst in einem Pelz herumlaufen, aber das hieß nicht, dass sie das auch an Männern mochte. Zumindest nicht überall. Stattdessen liebte sie das Gefühl von feinem Haarflaum oder nackter Haut.

Ja, Zin war ein richtiges Sahneschnittchen, nun, da er immer aktiver wurde.

Ehe sie es noch vergaß, warf Viola auch eine Packung Tampons in den Einkaufskorb, allerdings nicht, ohne innerlich zu seufzen. Wenn sie könnte, sie würde auf diesen Mist vollkommen verzichten, aber andererseits war sie doch sehr froh über diese Erfindung. Nur nicht über den Grund, warum sie überhaupt nötig war.

In der Medikamentenabteilung blieb sie schließlich am Längsten, lud ein paar frische Verbände und Mullbinden ein und überlegte, was sie noch alles brauchen könnten, um Zins weitere Besserung zu gewährleisten.

„Wenn du etwas brauchst, sieh dich ruhig um. Ich bin hier noch eine Weile beschäftigt“, meinte sie schließlich, da ihr einfiel, wie viel sie Zin einfach nur durch die Gegend geschleift hatte, ohne ihm die Möglichkeit zu schenken, sich umzusehen. Herrgott noch mal, dabei war er doch kein Kind mehr!

Trotzdem war sie durchaus auch deshalb angespannt, weil sie mit ihm in der Öffentlichkeit war. Nicht nur, weil sie Supermärkte dieses Ausmaßes nicht ausstehen konnte.
 

„Okay. Wir finden uns dann schon.“

Sie musste ja nicht hier an Ort und Stelle auf ihn warten. Allein die Vorstellung sorgte dafür, dass Zin sich gar nicht darauf konzentrieren konnte, was er alles hatte hier im Supermarkt finden wollen. Zuerst steuerte er den Gang zurück, um das nächste Eck herum und warf einen kurzen Blick in die Kühlfächer, in denen sich haufenweise leicht blutige Fleischbrocken stapelten. Die Art, mit Essen umzugehen, das einmal ein lebendes Tier gewesen war, ließ Zin die Nase rümpfen und die Abteilung schnell hinter sich lassen.

Irgendwann schien sich der Dschungel aus Lebensmitteln zu lichten und machte anderen Dingen Platz, die ihm noch seltsamer erschienen. Reihenweise bunte Flaschen mit Flüssigkeiten, die offensichtlich zum Reinigen von verschiedenen Dingen gedacht waren. Menschen, Kleidungsstücken ... Geschirr. Zin lief daran vorbei, verlagerte den Korb von einer zur anderen Hand und blieb schließlich vor einer Regalreihe stehen, in der er das fand, was er gesucht hatte.

Blöderweise waren gerade die Kerzen, die ihm wegen ihrer Schlichtheit gefielen, ganz unten in einer Art Hängekorb. Er würde sich bücken müssen, um sie zu erreichen.

„Hi!“

Beinahe ließ er den Korb fallen, während sein Kopf zur Seite zuckte und Zin sich sehr beherrschen musste, seinem Gegenüber nicht die Zähne zu zeigen.

„Hallo?“

„Kann ich was für Sie tun?“

Die junge Frau, die bestimmt zwei Köpfe kleiner war als Zin, hatte pinke Haare und ziemlich viele Ringe in ihrem linken Ohr. Das passte zwar zu ihren sehr deutlich dunkel geschminkten Augen, aber Zin konnte sich irgendwie nicht so leicht von dem Anblick losreißen. Das musste wehgetan haben.

„Nein, danke. Ich komme zurecht. Ich wollte nur ein paar Kerzen.“

Deshalb stand er doch auch hier. Vor dem Regal. Mit den Kerzen.

„Glauben Sie, dass wir die in den nächsten Tagen brauchen werden? Wegen des Sturms? Letztes Mal ist ja ziemlich lange der Strom ausgefallen.“

So, wie die Frau ihn musterte, war Zin sich nicht sicher, ob sie nur über den Sturm mit ihm sprechen wollte. Vorsichtshalber schob er seine Finger am Griff des Plastikkorbs enger zusammen und steckte die andere Hand in seine Hosentasche.

„Ich war beim letzten Sturm ... noch nicht hier“, meinte er abwehrend und kurz angebunden.

„Oh, dann sind Sie neu auf der Insel? Cool. Warum hat es Sie denn hierher verschlagen?“

Weil mich eine Explosion fast in Stücke gerissen hat und ich glücklicherweise ohnmächtig in die passende Strömung geraten bin, die mich halbtot an den Strand geschwemmt hat.

„Nichts Besonderes“, sagte er und griff sich die nächstbesten Kerzen aus einem der oberen Fächer des Regals. „Okay, dann ...“

„Wenn Sie neu sind und Leute kennenlernen möchten, sollten Sie mal in den Pub kommen. Da bin ich auch oft.“

Zin sah die junge Frau an, die sich ihren pinken Pony zurechtstrich und ihn Kaugummi kauend angrinste.

„Das ist ... nett.“
 

Viola hielt es nicht lange ohne Zin aus und entschied dann, dass sie einfach noch einmal herfahren würde, sollte ihr wirklich noch etwas Wichtiges fehlen, das sie jetzt vergessen hatte. Wichtiger war für sie, dass sie Zin wieder fand, weil sie sich einfach nicht wohl dabei fühlte, ihn alleine zu lassen.

Eigentlich fühlte sie sich ganz und gar nicht gut dabei und das wurde noch schlimmer, als sie ihn in dem großen Kaufhaus auch nicht mehr allzu schnell finden konnte. Letztendlich war es dann doch seine unverkennbare Witterung, die sie direkt zu ihm führte und am Ende eines Regals stehen bleiben ließ.

Er sprach mit Cindy Mason.

Sie wollte fauchen und der Schnepfe die Krallen ins Gesicht schlagen.

Eigentlich eine total übertriebene Reaktion. Cindy war im Grunde ganz okay und wies sie immer mal wieder auf Rabatte hin, obwohl sie das eigentlich gar nicht müsste. Trotzdem.

Zin mit ... einer anderen zu sehen, und wenn es auch nur eine bloße Unterhaltung war ... löste etwas in ihr aus. Etwas Bösartiges mit spitzen Krallen und Zähnen.

Erst recht, da sie Cindys Gesichtsausdruck und die Art wie sie lächelte, nicht missverstehen konnte.

Zum Teufel noch mal, sie setzte diese Waffen auch jedes Mal ein, wenn ihr ein Kerl gefiel, fehlte nur noch, dass sie sich die Haare nach hinten warf und -

„Ah, da bist du ja!“, platzte Viola mitten in die Unterhaltung und hakte sich bei Zin ein, während sie ihm ein strahlendes und durch und durch echtes Lächeln schenkte. Nur ihre Anspannung galt der Frau, die sich gerade an ihren Meermann heranmachen wollte.

„Hi, Cindy. Neue Frisur? Steht dir echt gut. Wie geht’s eigentlich deinem Freund? Wie hieß er doch gleich ... Bill? Naja, egal. Wir müssen los. Du weißt ja. Das Unwetter und so. Ich will nach Hause, bevor es uns komplett einnässt. Man sieht sich.“

Viola zog Zin mit sich, ohne sich noch einmal zu Cindy herumzudrehen, denn dann hätte sie vermutlich nicht mehr länger ihr fröhliches Lächeln aufrechterhalten können.

Sie bemerkte dabei noch nicht einmal, wie sie seinen Arm besitzergreifend umklammert hielt und mit ihm schnurstracks direkt zu den Kassen gehen wollte. Doch dann beschloss sie doch noch einmal stehen zu bleiben und ihn unschuldig lächelnd anzusehen, als hätte sie nicht gerade eine Konkurrentin ausgestochen, obwohl sie sich selbst nicht einmal in so einer Rolle sehen sollte.

Allerdings tat sie das.

Eigentlich sogar zu Recht. Schließlich hatte sie Zins Leben gerettet, versorgte ihn, gab ihm zu essen, einen Platz zum Schlafen, Kleider und doch war er ... kein Objekt, das ihr gehörte.

Langsam ließ sie ihn wieder los und nagte wieder auf ihrer Unterlippe herum.

„Hmm ... brauchst du vielleicht noch was, oder können wir gehen?“, fragte sie schließlich, nicht mehr ganz so übertrieben selbstsicher, wie gerade eben noch.
 

Zin ließ sich von Viola aus dem Gang und dann auch ein Stück in Richtung der piepsenden Kassen führen, bis sie auf einmal abrupt stehen blieb und ihn vollkommen unschuldig anlächelte. Zumindest versuchte sie es, wie Zin mit einem innerlichen Schmunzeln registrierte.

„Keine besonders gute Freundin von dir nehme ich an?“

Zumindest hatte es eher so ausgesehen, als hätte diese Cindy Viola einmal in den Kaffee gespuckt. Die beiden mussten eine Meinungsverschiedenheit am Laufen haben. Warum sonst sollte sich Viola so verhalten? Sie hatte ja gerade so gewirkt, als könne Zin sich an dieser fremden Frau vergiften? Oder war es allein die Tatsache, dass ihn der Mensch erkennen und sofort die Polizei holen könnte. Das war natürlich möglich und so schnell, wie hier alle Türen verriegelt und Kameras auf ihn gerichtet werden konnten. Nicht auszudenken -

Zins Augenbrauen arbeiteten sich nach oben und er sah für eine Sekunde so aus, als müsse gleich eine Glühbirne über seinem Kopf erstrahlen. Dann allerdings runzelte er die Stirn wieder, griff mit seinem Arm um Violas Schultern und schob sie in Richtung Kasse.

„Nein, Schatz, wir haben alles. Lass‘ uns nach Hause fahren.“
 

Schatz? Was zum -

Viola wollte Zin tatsächlich fragen, was das jetzt sollte, allerdings riet ihr ein wahnsinnig selbstsüchtiger Teil von ihr, das auf später zu verschieben und lieber das Gefühl zu genießen, wie er seinen Arm um sie geschlungen hatte.

Mann, er war so groß und sie ... verschwand förmlich an seiner Seite.

Viola würde es vermutlich niemals so offen zugeben, da das bedeutete, sie würde Schwäche zeigen, aber sie fand es wirklich sehr schön, wie er sie da so hielt. Ganz so, als könne ihr nichts und niemand etwas anhaben, wenn er an ihrer Seite war.

Während Viola mit Zin an der kurzen Schlange vor der besetzten Kassa anstand, wagte sie kaum zu atmen. Das Gefühl dauerte und dauerte, bis sie schließlich an der Reihe waren und Zin sie loslassen musste, damit sie den mitgebrachten Rucksack mit den Einkäufen füllen konnte.

Trotzdem, da sie da gerade irgendeine Pointe verpasst hatte, nahm sie wieder seine Hand und verließ mit Zin zusammen das Geschäft. Ganz so, als wären sie tatsächlich ein Pärchen und als wolle sie Cindy noch einmal einen Dämpfer verpassen.

Ja, zugegeben, sie war vorhin kurz eifersüchtig gewesen. Aber was hätte sie auch großartig machen können? Zusehen, wie Cindy Zin noch mehr anbaggerte? Vorher hätte sie irgendein Regal verwüstet, als dem noch länger beizuwohnen.

Auf alle Fälle würde sie die Szene nicht noch einmal erwähnen. Das war nur ein kurzer Ausrutscher gewesen. Ein Filmriss sozusagen. Denn im Grunde ging es sie gar nichts an, solange es Zins Sicherheit nicht gefährdete und eine Anmache von Cindy würde ihn wohl kaum stark genug beeindrucken, dass es das könnte.

„Macht’s dir was aus, wenn wir bei der Heimfahrt etwas mehr an Tempo zulegen?“, fragte sie daher schließlich, um endlich das Thema zu wechseln.
 

Auf dem Weg nach draußen sah Zin sich so unauffällig wie möglich um. Dabei hielt er Violas Hand fest, als könne gleich irgendein Kommando mit Betäubungsgewehren aus den dünn gesäten Büschen auf sie stürzen. Überall waren Kameras, und selbst als sie den Parkplatz erreichten, schien es Zin so, dass sie beobachtet werden könnten. Zwar war niemand hier, aber Viola wirkte irgendwie noch immer angespannt. Ein Zeichen, das Zin so las, dass sie immer noch vorsichtig sein mussten. Immerhin war das hier ihre Welt. Er hatte sich anzupassen, wenn er sich nicht in Gefahr bringen wollte. Deshalb nickte er auch abgehackt auf Violas Frage hin und stieg hinter ihr auf das Motorrad, dessen lautes Motorengeräusch Zin sogar etwas beruhigte.

Sie fuhren wirklich sehr viel schneller und Zin ignorierte nur schwerlich das Bedürfnis, sich immer wieder umzusehen, ob ihnen nicht jemand folgte. Aber das hätte vermutlich bloß noch mehr Aufmerksamkeit auf sie beide gezogen. Also starrte er geradeaus, über Violas Schulter hinweg und war bloß froh, als sie die Kieseinfahrt und schließlich den Parkplatz für Violas fahrbaren Untersatz erreichten, wo er absteigen konnte.

Zins Rücken fühlte sich von dem kleinen Ausflug ein bisschen taub an und er überlegte, ob es wohl sinnvoller wäre, sich für eine Weile ins Bett zu legen. Andererseits ... wollte er Viola noch helfen, das Haus sturmfest zu machen. Zwar lebte er nicht an Land, aber die Ausmaße eines Sturms und was er verursachen konnte, waren Zin sehr wohl geläufig. Daher nahm er Viola den Rucksack ab, humpelte recht schnell auf ihr Haus zu und sah dann skeptisch in den dunkler werdenden Himmel, während Viola die Tür aufschloss.

„Gibt es noch etwas zu tun? Das Dach sichern? Ein paar Sachen hereinräumen? Das sollten wir jetzt noch machen, bevor es losgeht.“
 

Viola überlegte nur kurz. Sie hatte nicht viel, was man von draußen wegräumen musste, da sie sich jedes Mal, wenn ein Sturm aufzog, gar nicht erst die Mühe machen wollte. Obwohl sich das natürlich ausgezahlt hätte, aber das, was sie draußen brauchte, war für gewöhnlich leicht von drinnen mitzunehmen.

„Hinterm Haus zwischen den Bäumen hängt noch meine Hängematte. Wenn du die reinholen und dann die Einkäufe auspacken könntest, während ich das Motorrad in die Garage stelle, wäre super.“

Sie schenkte Zin ein dankbares Lächeln und machte sich gleich auf den Weg.

Je dunkler der Himmel und je größer die Spannung in der Luft wurde, desto unruhiger und gereizter wurde sie selbst. Sie wollte auf keinen Fall auch noch einen Regentropfen oder einen ganzen Eimer davon abbekommen. Also beeilte sie sich und machte dann noch die Fensterläden rund um das Haus zu, was sie inzwischen in einem ziemlich beachtlichen Tempo fertigbrachte.

Wer nicht nass werden wollte, musste sich eben beeilen.

Keine Sekunde zu spät, kam sie bei der Tür herein, gerade als ein lautes Donnergrollen über sie hinweg rollte und Viola es rasch aussperrte.

Ein Schauder fuhr durch ihren Leib und für einen Moment wollte sie fast schon panisch zu hyperventilieren beginnen, ehe sie sich selbst am Riemen riss, zielstrebig ins Wohnzimmer ging und ihre liebsten Unwetterhits einlegte, bis die Musik so laut durch das Haus dröhnte, dass sie nichts mehr von dem herannahenden Unwetter hören konnte.

Solange sie Strom hatte, würde das auch so bleiben. Danach ... wurde es richtig ungemütlich.



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück