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A Cats' Fishing Ground

von
Koautor:  Caracola

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7. Kapitel

Nachdem sie auch noch gleich das Geschirr weggeräumt hatte, suchte Viola ein paar Sachen für Zin zusammen. Modezeitschriften würden ihn zwar nicht so unbedingt interessieren, aber es waren auch Motorradmagazine darunter. Sogar ein paar GEO-Hefte, die sie immer wieder total interessant fand. Von einem davon hatte sie auch die Geschichte mit den Lachsen.

Da sie selbst keine große Auswahl an Büchern hatte, die Zin interessieren könnten, höchstens ein paar Krimis, Horrorschinken und Fantasyschnulzen, packte sie jeweils eines von den Besten oben drauf und trug alles in sein Zimmer.

Sie lud alles auf dem Stuhl neben dem Bett ab und schenkte Zin ein kleines Lächeln. „Bin gleich wieder da.“

Als Nächstes suchte sie ihm Kleidung heraus. Nicht, dass er sie in nächster Zeit brauchen würde, aber so konnte er ihr wenigstens sagen, was ihm davon gefiel und was nicht. Ein paar gewaschene T-Shirts und Shorts. Auch die eine oder andere Jeans war dabei. Diesen Stapel hängte sie über die Sessellehne, ehe sie schon wieder verschwand, um ihre Nagelpflegeutensilien zu holen.

Mit dem kleinen Kästchen pflanzte Viola sich schließlich vollkommen selbstverständlich zu Zins Füßen.

„Falls es Magazine gibt, die dich mehr interessieren, als ich zu bieten habe. Sag es ruhig. Was unser örtlicher Laden hergibt, kann ich dir besorgen.“ Sie begann ihre Nägel sauber zu feilen und nahm sich für dieses Mal fest vor, nicht ihre Krallen auszufahren und somit alles wieder zu ruinieren.

Mal wieder.
 

Es war wirklich grässlich, wie anstrengend und langwierig es war, sich nur zu dem Stuhl hinüber zu schieben, den Arm auszustrecken und das Möbelstück ein paar Zentimeter weiter an den Bettrahmen heranzuziehen. Aber im Sitzen wäre es auch nicht einfacher vonstattengegangen und Zin wollte sich auch nicht von Viola dabei erwischen lassen, wie er seine Energie damit verschwendete, sich wieder in sitzende Position zu bringen. Also blieb er liegen, zerrte den Stuhl heran und drehte den Stapel an Büchern und Zeitschriften so herum, dass er die Titel auf den Rücken lesen konnte. Die grünen Magazine gefielen ihm. Da gab es etwas über Wüsten und Vögel zu lesen. Und über Roboter.

Zin krauste die Stirn und überlegte, ob wohl etwas über Schwachstellen bei diesen Dingern in dem Heft stehen könnte. Auch wenn es sich nicht direkt um Bohrgeräte und Unterseeboote handelte, konnte man vielleicht -

Er zuckte innerlich zusammen, als Viola einen Stapel an Kleidung auf den Sessel warf und sich kurz darauf zu ihm aufs Bett setzte, um anzufangen, ihre Fingernägel mit irgendeinem Werkzeug zu bearbeiten.

Zin rollte sich ein Stück weiter zusammen und schob sich so das Bett hinauf, dass er fast quer darin lag und Viola besser ansehen konnte. Er fühlte sich wirklich, wie eine Schildkröte, die auf dem Rücken lag. Bloß ... anders herum. Ach egal.

„Das ist schon ein ziemlich guter Anfang. Danke. So schnell lese ich auch nicht.“
 

„Oh, ich auch nicht“, gab Viola ehrlich zu.

"Ich lese zwar gerne, aber meistens fehlt mir die Zeit dazu und dann werden die Wartepausen wieder so lange, dass ich ein Buch oder so etwas derart langes, fast schon wieder von vorne anfangen muss, weil ich den Faden verloren habe. Da sind mir die Zeitschriften lieber, weil man sich da von einem Artikel zum Anderen bewegen kann, egal wie viel Pause dazwischen liegt.“

Da es an Violas Fingernägel nicht sehr viel zum Feilen gab, da sie immer auf gepflegte Nägel achtete, ging sie ziemlich bald zum Polieren über.

„Wenn du dich einmal kräftiger fühlst, kannst du einmal die Sachen durchsehen, die ich dir hingelegt habe. Bei dieser Hitze ist zwar jedes überflüssige Kleidungsstück reine Quälerei. Aber was tut man nicht alles, um den Anstand zu wahren.“

Ein Gedanke brachte sie dabei zum Schmunzeln.

Wie oft sie früher schon von Sheriff Durell wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet worden war, weil sie mal wieder nackt im Wald herumlaufen musste, konnte sie schon gar nicht mehr zählen.

Mein Gott, damals war sie 16 gewesen. Da hatten Regeln noch gar nichts für sie bedeutet und wieso sollte sie bei Ausflügen in ihrem Pelz Kleidung mit sich herumschleppen?

Etwas unschlüssig kramte Viola in ihrem Kästchen herum und hielt dann schließlich drei Nagellackfläschchen hoch, so dass auch Zin sie sehen konnte.

„Welche Farbe soll ich nehmen? Perlmutt, Strass oder doch lieber den, der schon zu meinen Zehennägeln passt?“
 

Zin hatte ihr eine Weile bei der für ihn unsinnigen Arbeit an ihren Nägeln zugesehen und war gerade dabei, sich eines der grünen Magazine aus dem Stapel zu fischen, als er in seiner Bewegung einfror und es nur wagte, seinen Kopf etwas zu senken, um Viola ansehen zu können. Sein Hals war auf einmal etwas trocken, so dass er sich räuspern musste und trotzdem brauchte es weitere Sekunden, bis er sich aus seiner Starre lösen konnte. So unauffällig wie möglich - was Schwachsinn war, da er vor Viola wie auf einem Silbertablett lag - zog er sein oberes Bein ein Stück nach vorn und legte es so auf der Matratze ab, dass es zumindest den Anschein dessen erweckte, was Viola gerade nicht unbedingt durch die Blume von ihm verlangt hatte.

Er würde sich verdammt nochmal so schnell wie möglich eine Hose anziehen, sobald sie aus dem Zimmer war!

Scheiße, warum hatte er nicht daran gedacht? Sie war nun einmal keine von ihnen, und selbst wenn sie sein bestes Stück nicht so ohne Weiteres sehen konnte, bedeutete das nicht, dass sie sich von seiner Nacktheit nicht gestört fühlte. Vor allem jetzt, wo er sich schon wieder einigermaßen bewegen konnte und seine Verletzungen keinen wirklichen Grund mehr darstellten.

„Okay.“

Er nickte grabesernst und fingerte dann wieder an dem Stapel mit Lesefutter herum, bevor Viola ihm nun tatsächlich noch eine größere Kopfnuss verpasste und Zins Augen sich weiteten. Irritiert sah er zwischen ihrem Gesicht und den Fläschchen in ihrer Hand hin und her und versuchte den Witz zu verstehen. Es misslang.

„Ich ... habe keine Ahnung.“

Für was hielt sie ihn? Für ihren asexuellen besten Freund? Er hätte ihr sagen können, dass es eine verdammt gute Wahl gewesen war, auch nach ihrem unfreiwilligen Bad keinen BH anzuziehen, aber doch nicht ... welcher Glitzerlack nun besser zu ihren Fingernägeln passte!
 

Oh Mann. Da hatte sie einmal einen nicht menschlichen Kerl auf ihrem Bett und selbst dieser stellte sich, wie alle anderen Männer an.

Darum waren schwule Männer so toll. Die nahmen so etwas wie Schönheitspflege wenigstens ernster, weil sie genau wussten, wie viel Aufwand das war und warum man diesen Aufwand eigentlich betrieb.

„Okay. Noch einmal von vorne“, begann Viola geduldig, musste sich allerdings ein Schmunzeln verkneifen.

„Ich will hübsch aussehen und du als Mann könntest mir dabei helfen, in dem du mir sagst, was du lieber an mir sehen würdest. Also, Perlmutt, Strass oder den Silbernen?“ Sie legte ihre Hand flach vor ihm hin und hielt die drei Fläschchen dazu, um die Auswahl womöglich etwas zu erleichtern.
 

Eine seiner Augenbrauen kräuselte sich leicht und Zin sah schließlich immer noch mit gemischten Gefühlen auf dem Gesicht auf Violas Hand und ihre Fingernägel hinunter. Innerlich seufzte er.

„Dann zeig mir deine Zehen.“

Sie tat, wie ihr geheißen und Zin nahm vorsichtig Violas Fuß in seine Hand. Gerade so, als könnten die kleinen Zehen mit den lackierten Nägeln einfach abbrechen, wenn er sie zu fest anpackte. Zins Daumen streichelte vorsichtig über den Rist und blieb dann leicht über den Zehen liegen, bevor er Violas Fuß auf der Matratze absetzte und sie ansah.

„Der Silberne ist hübsch. Aber für die Finger würde ich Perlmutt nehmen.“
 

Als Viola ihm ihren Fuß zeigte, hatte sie nicht damit gerechnet, dass Zin ihn berühren würde. Da er es aber doch tat, erstarrte sie für einen Moment und musste schwer schlucken.

Ein warmer Schauder rieselte ihre Wirbelsäule herab, während sie seinen Daumen auf ihrer Haut spürte und obwohl er sie so leicht hielt, als könne er ihr wehtun, fühlte es sich unglaublich ... gut an.

Hätte Zin sie noch länger berührt, sie vielleicht sogar noch mehr gestreichelt, hätte Viola zu schnurren begonnen.

Nicht wie eine Katze, aber sehr wohl eindeutig als das meinend, was es war - Wohlbehagen.

Solche Berührungen waren Violas absolute Schwachstelle. Sie war ebenso süchtig danach, wie sie nach Luft lechzte. Nach Freiheit und Aufregung.

Ja, wenn er sie noch länger auf diese Art berührt hätte, wäre vermutlich alles möglich gewesen.

So aber zog Viola ihren Fuß langsam wieder zurück, obwohl sie ihn Zin gerne noch mehr hingestreckt hätte, um vielleicht weitere Streicheleinheiten zu bekommen.

Züchtig richtete sie wieder den Stoff ihres Rocks, so dass er zumindest ihre Oberschenkel bedeckte, als sie sich wieder in einen Schneidersitz hinsetzte, und nahm dann das Perlmuttfläschchen zur Hand, nachdem sie die anderen zurückgestellt hatte.

„Du hast sehr angenehme Hände“, meinte sie schließlich leise, ohne von ihren Nägeln hochzusehen, die sie gekonnt, einem nach den anderen lackierte.

„Jetzt weiß ich wenigstens, was ich mir als Gegenleistung von dir wünsche.“ Sie lächelte warm, wenn auch immer noch leicht irritiert über das nachprickelnde Gefühl in ihrem Fuß.
 

Diesmal war sein Gesichtsausdruck eindeutig und fragend. Denn Zin war das kurze Schweigen nicht entgangen, das sich über die Szene gelegt hatte und das ihm so untypisch für dieses Haus schien. So hauchzart es auch nur gewesen war. Trotzdem war es gar nicht so schlecht, denn vielleicht hätte er sonst Violas anschließende Worte gar nicht hören können.

Ja? Hatte er? Obwohl er sich schon im nächsten Moment dumm dabei vorkam, musterte Zin seine Hand, in der Violas Fuß gerade noch gelegen hatte.

Noch irritierter als von der Nagellack-Frage, öffnete er auf ihren Hinweis hin den Mund. Allerdings kamen seine Worte ungewollt warm und mit einem gewissen ... Unterton über seine Lippen, der Zin selbst überraschte. „Dass ich deine Füße streichle?“

Von unten herauf versuchte er ihren Blick einzufangen, der so unglaublich konzentriert auf ihre Nägel gerichtet war. Er ... konnte diese Frau einfach überhaupt nicht einschätzen.
 

Violas Hand zuckte bei den Worten nur leicht zusammen, aber es reichte, um den Lack über ihren Nagel hinaus auf ihre Haut zu klecksen. Trotzdem unternahm sie nichts dagegen, sondern starrte nur auf die winzige Bescherung.

Er hatte ... Dieser Tonfall ... Es ...

Scheiße. Ihr Herz begann zu rasen, bei dem Gedanken, er könnte sie noch einmal so anfassen.

Entschlossen sah Viola hoch, bekam aber keinen Ton heraus, sondern leckte sich nur etwas verwirrt über die Lippen.

Ihr Blick traf den von Zin und bei seinen Augen begann es, noch mehr in ihr zu kribbeln.

Kurzerhand schraubte sie ihr Fläschchen zu, nahm den Nagellackentferner und einen Wattebausch zur Hand, um sich den versauten Nagel noch einmal neu zu streichen.

„Die Füße. Die Waden. Meinen verspannten Rücken. Alles, wonach ich eben dann das Bedürfnis habe. Bist du damit einverstanden?“

Ihr Tonfall war nüchtern, um das Zittern darin zu verbergen, welches sie bei dem Gedanken, er würde sie tatsächlich massieren, noch stärker verspürte.
 

„Selbstverständlich.“

Er freute sich sogar darauf und das zeigte auch sein Lächeln, das er nicht einmal vor Viola verbergen wollte.

Sie hatte einen Wunsch und er hatte verdammt große Schulden. Da würde er sich nicht lumpen lassen, wenn es um deren Erfüllung ging. Schon gar nicht, wenn es so etwas Angenehmes war, wo er doch mit Holzhacken, Kamine- und Regenrinnenreinigen oder nackt das Haus putzen gerechnet hatte.

Auch das alles würde er tun. Wenn sie es denn von ihm verlangte.

Nachdem eine Minute später immer noch Schweigen zwischen ihnen herrschte und Zin sich nicht sicher war, ob es sich diesmal ins Negative verkehren könnte, suchte er nach einem neuen Thema. Etwas, das sie noch nicht besprochen hatten. Vielleicht ...

„Dieser Wald, der zu deinem Haus gehört. Wie groß ist der? Hier in diesen Regionen kann man wahrscheinlich fast schon von Urwald sprechen. Gibt es viele Tiere dort?“
 

Selbstverständlich?

Oh Gott. Wäre Zin nicht verletzt, sie hätte ihm sofort befohlen, er solle ihr anständig den Rücken durchkneten und bloß mehrere Stunden lang nicht mehr damit aufhören. Wie gut, dass er derzeit nicht dazu in der Lage war. Vielleicht hätte er sich sein Angebot danach noch einmal überlegt.

Trotzdem, allein die Aussicht auf diese Gegenleistung, ließ sie bereits jetzt ungeduldig werden.

Es war nicht so, dass es nicht auch noch andere Männer gegeben hätte, die ihr den Rücken massieren würden, aber Typen wie zum Beispiel Cid, nutzten ihre Offenheit dabei ziemlich schnell aus, und wenn man dann das Gefühl hatte, man wurde nur massiert, um schneller die Beine breitzumachen, ging das Vergnügen dabei ziemlich schnell verloren.

Viola wollte massiert werden, damit man ihr etwas Gutes tat und das freiwillig und nicht, um sie schneller rumzukriegen. Wenn sie mehr daraus machte, dann, weil sie es so wollte und nicht umgekehrt.

„Er ist einige Hektar groß, auch wenn der Großteil davon nicht mir gehört. Aber er ist unberührt, bis auf die wenigen bekannten Plätzchen, an denen sich Liebespaare tummeln oder Grillpartys veranstaltet werden. Die sind zum Glück nicht hier in der Nähe.“

Während sie einfach draufloserzählte, lackierte sich Viola den letzten Fingernagel und räumte dann ganz vorsichtig alles zur Seite, ehe sie sich auf den Bauch legte, um gemütlicher mit Zin sprechen zu können. So musste er zumindest nicht so weit zu ihr hochsehen und sie konnte in Ruhe ihre Nägel trocknen lassen.

„Es sind einige Tiere unterwegs. Vor allem Nagetiere, Insekten und Wild. Auch sehr viele exotische Vögel. Aber manchmal trifft man sogar ... Wildkatzen.“

Nun lächelte sie wieder. Denn die einzige Wildkatze, die sich hier in der Nähe herumtummelte, lag bei Zin auf dem Bett.
 

Er hatte schon den Mund offen, um ihr begeistert zu erzählen, dass er Insekten ziemlich lecker fand. Aber gerade noch so besann er sich eines Besseren und schmunzelte in sich hinein. Bestimmt nicht die Art von Reaktion, die man einer hübschen Menschenfrau vor den Latz knallen sollte.

Weil es ihm in immer der gleichen Lage unbequem wurde, versuchte Zin sich etwas auszustrecken und schob seine Beine nun doch wieder von sich, sodass seine Füße frei über den Rand des Bettes hinausschauten. Er spreizte die Zehen und klemmte an seinem rechten Fuß die Schwimmhaut zwischen großem und zweitem Zeh so ein, dass er daran herum knubbeln konnte. Das tat er oft, wenn er sich entspannt fühlte.

„Nagetiere haben auch Fell, nicht wahr? Eigentlich so ziemlich alles, was nicht Vogel oder Insekt ist und an Land lebt.“

Das Blitzen, das wohl keinen bestimmten Grund hatte, ließ Violas Augen für einen Moment sogar noch mehr leuchten und Zin legte seinen Kopf auf seinem Unterarm ab, um sie anzusehen und in diesem Blau zu versinken. Er mochte es wirklich, sich mit Viola zu unterhalten.

„Meinst du, ich habe Chancen, dass Flocke mich irgendwann an sich heranlässt? Ihr Fell sieht wirklich ungemein weich aus und ich bin neugierig, wie sich trockenes Fell anfühlt. Könntest du ein gutes Wort bei ihr für mich einlegen? Denn ansonsten muss ich mich irgendwann an die Wildkatzen da draußen heranmachen und ich weiß nicht, wie gefährlich das für mich als Riesenfisch auf zwei Beinen werden könnte.“

Er grinste.
 

Viola blieb ... etwas undamenhaft der Mund offen stehen, als Zin sich so anhörte, als würde er sie persönlich necken, was die Wildkatze anging. Aber das konnte er doch gar nicht ...

Nein, er wusste es nicht. Das war einfach unmöglich. Er hätte schon irgendetwas gesagt und außerdem konnte sie sich mit nichts verraten haben. Sie war schon lange nicht mehr vollkommen verwandelt gewesen.

Aus ihrem offenen Mund wurde schließlich ein so breites Grinsen, dass nun Viola drohte, ihre Ohren zu verspeisen. „Also. Zum einen gäbe es da auch noch Reptilien. Vor allem die Haut von Schlangen finde ich sehr interessant. Was Flocke angeht, kann ich dir nur raten, sie wie jede Frau zu behandeln, die in den Augen vieler anderer, einen Schönheitsfehler hat: Schmeichel ihr! Dass dir ihr Fell gefällt, findet sie sicher toll, schließlich ist es wirklich verdammt weich und sie mag es, Aufmerksamkeit zu bekommen. Vor allem von einem Fischmann wie dir.“

Vorsichtig stupste Viola Zin neckend gegen die Schulter und lächelte weiter. „Und ich rate dir, nicht nach den Wildkatzen da draußen zu suchen. So wie du in der Nase einer Katze duftest, könnten sie dich mit Haut und Haar verspeisen.“

Allerdings sagte ihr Tonfall nicht unbedingt, dass er dann als Futter im Magen endete, sondern eher ... woanders.
 

„Stimmt. Die hatte ich vergessen. Reptilien und Amphibien zähle ich meistens zu den Wassertieren, weil ich recht oft welche sehe. Und dir gefallen Schlangen? Oder nur ihre Haut? Die meisten Schlangen, die ich unter Wasser sehe ... bei denen ist es ratsam, einen weiten Bogen um sie zu machen. Viel zu giftig, um sie anfassen zu wollen.

Magst du eigentlich Frösche? Die gefallen mir. Schön bunt und eine irre große Klappe.“

Wieder lächelte er und sein Grinsen wurde noch breiter, als Viola ihn spielend auf die Schulter boxte.

„Ich werde mich an beide Ratschläge halten. Allerdings befürchte ich, dass ich weder bei Flocke noch bei einer Wildkatze so schnell in die Verlegenheit kommen werde. Was im Moment nicht zu mir kommt, dem kann ich nicht schmeicheln. Selbst wenn ich es gern täte.“
 

„Oh, ja! Frösche sind toll. Vor allem, wenn die so herumspringen.“ Viola gestikulierte passend mit ihren Händen, ehe sie ihren Spieltrieb wieder unter Kontrolle hatte und sie sorgfältig wieder auf dem Bett ablegte.

Bei Zins nächsten Worten konnte sie einfach nicht anders. Er reizte sie geradezu so etwas zu sagen, wenn er so unwissend von Wildkatzen sprach. Viola rutschte ein Stück näher und sah ihm tief in die Augen, während ein etwas anderes Lächeln um ihre Lippen spielte.

„Da ist natürlich etwas dran. Aber du hast eine Sache vergessen.“ Sie drehte sich etwas zur Seite, Zin zugewandt und stützte ihren Kopf auf ihrer Hand, während sie mit der anderen ein paar Falten auf der Decke glatt strich. „Ich bin hier und Flocke wird sicher auch noch kommen.“
 

Zins Blick wurde weich und ein Schmunzeln umspielte seine Lippen, als er Viola dabei beobachtete, wie sie begeistert einen springenden Frosch mit der Hand imitierte. Eine Amphibie war in seinen Augen noch nie so ... reizend gewesen.

Selbst als sie näher rutschte, verspannte Zin sich nicht. Was ihn ... wunderte. Normalerweise regte sich sein Fluchtinstinkt, wenn ihm eine hübsche Frau, wie Viola auf einmal so nahekam. Noch dazu mit so einem gewissen Glitzern in den Augen, das unter Umständen etwas von ihm verlangen könnte. Etwas ... zu dem er sich gerade überhaupt nicht imstande gefühlt hätte.

Vielleicht war das der Grund, weswegen er immer noch locker lächelte und sogar auf das Spielchen einsteigen konnte, das er von Violas Standpunkt aus für vollkommen harmlos hielt.

„Dir zu schmeicheln ist aber schwieriger. Immerhin ...“ Zins Lächeln wurde tiefer und seine Stimme spielte ihm schon wieder einen Streich, als sie so weich über seine Lippen kam und seine Augen sich an denen von Viola festhielten, als wäre das hier doch kein ... so harmloses ... Spielchen.

„Immerhin weißt du ganz genau, wie schön du bist.“
 

Bedeutete das, dass er sie für schön hielt?

Und da war er wieder, dieser Tonfall, der ihr bis in die Zehenspitzen kribbelte, dabei wusste Viola, dass er ihr nur Konter gab. Sie wusste selbst, dass sie nicht zu verachten war. Trotzdem, es aus Zins Mund zu hören war ... etwas anderes.

Da Viola nicht genau wusste, was sie darauf erwidern konnte, ohne sich einzugestehen, wie sehr ihr seine Worte gefielen und sie sowieso nicht ohne triftigen Grund von seinen Augen ablassen konnte, versuchte sie es anders.

„Für einen Menschen, möglicherweise“, erklärte sie, ohne jedoch eingebildet zu klingen. „Allerdings weiß ich nicht, wie es bei anderen ... Arten aussieht. Immerhin habe ich keinen so schön stromlinienförmigen Körper wie du. Ich habe auch keine ... Schwimmhäute ...“

Bei dem Wort Schwimmhäute streckte Viola ihre Hand aus und strich vorsichtig mit ihren Fingerspitzen über Zins Handfläche, wagte jedoch nicht, die Schwimmhäute zu berühren, die für sie immer noch ein kleines Mysterium darstellten.

„Ich bin auch unfähig, unter Wasser zu atmen und ... ich weiß auch nicht, in welchem Sinne ich mich noch von euren Frauen unterscheide.“

Sie zuckte schwach mit den Schultern und zog ihre Hand wieder zurück. Als Violas Augen wieder Zins Blick trafen, lächelte sie erneut.

„Zum Glück ist mir auch Persönlichkeit wichtig.“ Und das meinte sie mit vollem Ernst.
 

Herr im Himmel, warum legte es diese Frau bloß so darauf an, ihn zu verwirren? Da hatte er gedacht, er würde für seinen Kommentar – den er im Nachhinein betrachtet, mehr als ernst gemeint hatte – eine kalte Dusche bekommen und jetzt das. Wäre er der Situation gegenüber nicht so skeptisch, Zin hätte meinen können, Viola wäre es wichtig, herauszubekommen, ob sie seinen Ansprüchen an Frauen genügte.

Aber nein, da nahm er sich eindeutig zu viel heraus. Nur, weil sie neugierig darauf war, wie Frauen seiner Art aussahen, hieß das noch überhaupt nichts. Das war wie der Nagellack. Nur eine Frage, die sie gern beantwortet hätte. Und er war derjenige, der ihr dabei weiterhelfen konnte.

Trotzdem hatte seine Stimme nicht mehr dieses Lockere an sich, das Viola so leicht wieder zurückgewonnen zu haben schien. Und seine Augen klebten immer noch an den ihren, wie Motten am Licht. Schon seltsam ...

„Dann haben wir etwas gemeinsam“, sagte er leise und hätte sich am liebsten geräuspert, um den Honig ein wenig aus seiner Stimmlage zu schütteln. Aber ... er wollte ja, dass ... Ja, was denn eigentlich?

„Du unterscheidest dich sehr wohl von den Frauen meiner Art. Sie sind ...“ Nun musste er doch scherzhafter lächeln. „Stromlinienförmiger, haben Schwimmhäute und können unter Wasser atmen.“

Einer Intuition folgend, von der er absolut nicht sagen konnte, woher sie so plötzlich gekommen war, schob er ihr eine der dicken, schwarzen Haarsträhnen über die Schulter auf ihren Rücken. Ein wenig aus ihrem schönen Gesicht.

„Trotzdem bist du auch ... mit den Augen eines Fischmenschen gesehen ... sehr schön.“
 

Viola wollte gerade erwidern, dass sie bei den Unterschieden nie mithalten könnte, als Zin sie plötzlich noch mehr überraschte.

Er streckte seine Hand aus, um ihr eine Haarsträhne über die Schulter zu streichen, woraufhin ihre Welt für einen Augenblick lang stehen blieb.

Da waren nur noch Zins Augen und die Worte, die er zu ihr sagte. Worte, die umso mehr an Bedeutung hatten, weil sie noch immer seinen Blick erwiderte und beinahe darin lesen konnte.

Die Zeit begann sich schließlich wieder weiter zu bewegen und Zin war dabei, seine Hand wieder zurückzuziehen.

Ohne es bewusst zu wollen, fing Viola seine Hand ein und hielt sie dicht an ihrer Wange fest.

Er war so ... angenehm kühl, was ihre erhöhte Körpertemperatur nur noch deutlicher machte und seine Hand erschien unter ihrer so viel größer zu sein.

Viola schloss die Augen und schnurrte einmal kurz, während sie sich in seine Handfläche schmiegte, so dass ihre Haut unter seiner Berührung kribbelte.

„Ich sollte dich warnen“, hauchte sie leise, ehe ihre Augen sich langsam wieder öffneten und Zins Blick auffingen.

„Ich bin ziemlich genusssüchtig und das hier ...“

Sie strich mit ihren Fingern zärtlich über seinen Handrücken.

„... fühlt sich richtig gut an. Du fühlst dich richtig gut an.“

Viola lächelte ihn für einen Augenblick lang voller Wärme an, ehe sie sich langsam wieder zurückzuziehen begann.

„Bevor ich jetzt also noch auf dumme Gedanken komme, werde ich dir wieder dein Bett zurückgeben, damit du dich noch erholen kannst. Weil - auch wenn ich es hin und wieder vergesse - du bist immer noch schwer verletzt.“

Noch ein letztes Mal strich sie über Zins Hand, ehe Viola sie langsam wieder losließ und aufstand, um ihre Sachen zu packen. Es war kein übereilter Rückzug, als wäre ihr etwas peinlich oder so, es war lediglich klüger, das hier nicht weiter auf die Spitze zu treiben.

„Ich schau dann wieder rein, wenn es Zeit fürs Mittagessen wird. Bis später dann.“
 

Ihre Wange war ... unglaublich weich, glatt und warm. Zins Lippen kräuselten sich ohne sein bewusstes Zutun, während sich sein Blick fasziniert über Violas feine Züge bewegte. Für einen kurzen Moment war er irritiert über das Geräusch, das sie von sich gab und das er zuvor noch nie gehört hatte. Aber dann brachte es ihn sogar noch mehr zum Lächeln. Es hörte sich ... mitreißend an.

Als sie ihn mit ihren blitzenden Augen unter dunklen Wimpern wieder einfing, versuchte Zin ihr zuzuhören. Aber ihr Mund ... die Art, wie sich diese geschwungene Oberlippe bewegte, hatten es ihm so vollkommen angetan, dass Zin eine Weile brauchte, um die Worte in seinem Hirn zu sinnvollen Sätzen zusammenzubauen. Sätze, die zusammen mit Violas Lächeln für Anspannung in seinem Körper sorgten.

Zins Nacken protestierte und wies damit darauf hin, dass er schon seit einer Weile seinen Kopf ein Stück angehoben hatte. Viola entgegen, die ... zusammenpackte und ging.

Als hätte er mehr als nur irgendeine Pointe verpasst, sah Zin wortlos hinter ihr her, nickte ihr sogar zu, bevor sie den Raum ganz verließ und er allein zurückblieb.

Erst dann ... Erst, nachdem er eine Weile seine Hand angesehen hatte, deren Innenfläche noch ein wenig die Wärme zu spüren schien, die Violas Wange ausgestrahlt hatte, ließ er sich mit einem Seufzen wieder gänzlich auf die Matratze sinken.

Verpasste Gelegenheiten.

Eine seiner absoluten Spezialitäten.



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