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Schatten der Gegenwart

von

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Freundschaften


 

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Langsam trat sie näher. Sie blieb neben ihrem Freund stehen, betrachtete den Grabstein mit den goldenen Lettern. Sie verbeugte sich vor der Ruhestätte und bückte sich um die Rose auf den im Boden eingelassenen Grabstein zu legen. Danach richtete sie sich wieder auf und faltete ihre Hände zum Gebet.

Schweigend standen die beiden Oberschüler und einst beste Freunde allein auf dem großen Friedhof. Jeder schwelgte für sich in den Gedanken und den Erinnerungen an den hier in Ewigkeit Schlafenden.

Die ersten Schneeflocken lösten sich aus dem grauen wolkenverhangenen Himmel und segelten lautlos auf den Boden hinab.

„Ich war ein Riesenidiot und du hast jeden Grund dazu mich jetzt zu hassen“, durchbrach Kaito plötzlich die Stille. Er klang traurig und verletzt.

Aoko zog sich das Herz zusammen. So hatte sie ihn bisher nicht oft erlebt. „Ich hasse dich nicht.“

Überrascht sah er sie an und dennoch schien er ihr nicht ganz glauben zu können. Er senkte wieder die Augen zum Grabstein und ballte seine Hände zu Fäusten. „Ich wünschte, ich könnte all das rückgängig und ungeschehen machen was Shiro und die anderen dir erneut angetan haben. Ich wünschte, ich wäre nicht so blind gewesen und hätte dich nicht solch einer großen Gefahr ausgesetzt. Ich wünschte, ich hätte einen anderen Weg gefunden um einen Beweis zu erhalten.“

Aoko sagte nichts, denn genau das wünschte sie sich ebenso sehr wie er selbst. Warum sollte sie ihm sagen, das es nicht mehr ungeschehen machen ging? Das wussten sie schließlich beide. „Ich war ein genauso großer Idiot! Ich hätte dir wirklich vertrauen müssen.“

Er stutzte überrascht, hatte wohl mit diesen Worten nicht gerechnet.

Aoko sah ebenso zu ihm auf. „Direktor Hayato hat mir heute das gesamte Band vorgespielt. Nur eine Frage hab ich noch: wie hat Akako das gemeint: Hast du es dir doch nochmal überlegt?“

Kaito schluckte, dann schien er zu verstehen: „Akako wollte mich zurück haben. Nicht nur weil sie mich liebt, sondern auch und besonders, weil wir sicherlich Ballkönigin und Ballkönig würden und zusammen zum Winterball gehen sollten. Das war an dem Tag, an dem Shiro und du auf dem Schuldach standet. Du müsstest uns gesehen haben, wenn du zu dem Zeitpunkt schon auf dem Dach warst.“ Er sah das Mädchen neben sich an. „Ich war noch auf dem Fußballplatz trainieren.“ Er korrigierte sich selber: „Eher um den Kopf frei zu kriegen. Akako kam hinzu. Ich habe ihr gesagt, dass es keine Chance mehr für uns gibt. Sie wollte es weder verstehen noch akzeptieren. Wir haben uns gestritten, bis sie plötzlich in Tränen ausbrach und mir um den Hals fiel. Du weißt ja, dass ich nicht besonders gut darin bin Mädchen weinen zu sehen, also hab ich versucht sie zu trösten.“ Er sah von Aoko wieder zum Grabstein seines Vater: „Ich habe ihr nochmal alles in Ruhe erklärt und sie verstand es letztendlich.“ Er schüttelte seinen Kopf. „Ich dachte wirklich sie hätte es akzeptiert.“ Er ballte wütend seine Hände zu Fäusten und mit schmerzhaftem Blick suchte er Aokos blauen Augen. „Ich habe mich getäuscht. Als Hitomi uns hat hängen lassen entschieden Shinichi und ich Akako eine Falle zu stellen. Aber während ich ihr etwas vorspielte, hat sie mich reingelegt. Sie war mir einen Schritt voraus und hat letztendlich gewonnen.“ Tieftraurig sah er Aoko an. „Ich habe den wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren.“

Aoko hörte anhand seiner Stimmlage wie sehr ihn alles mitnahm, wie groß die Vorwürfe waren, die er sich selbst machte. Sie sah zu ihm auf, blickte in den verletzten Gesichtsausdruck, die traurigen und doch sehnsuchtsvollen ozeanblauen Augen. Entschieden schüttelte sie den Kopf. Ihre Stimme klang fest und überzeugt und das spiegelte sich in ihren kommenden Worten: „Hast du nicht und merke dir eins: Akako wird niemals gewinnen!“

„Aber...“ Wieder überraschte sie ihn sichtlich.

Aoko nickte bestätigend. „Entschuldige bitte, dass ich dir nicht vertraut habe. Shinichi hat mir alles erklärt und auch wenn ich mir wünschte du wärst ehrlich gewesen, so hätte Akako dir wohl niemals vertraut, wenn ich davon gewusst hätte. Und dann wäre es vielleicht niemals zu einem Ende gekommen.“

Hoffnungsvoll drehte sich Kaito ihr ganz zu. „Ich verspreche dir, dass ich alles tun werde um dich nur noch glücklich zu machen. Ich liebe dich, Aoko! Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr.“ Schon beugte er sich zu ihr. Dennoch zögerte er sie zu küssen. Unsicher hielt er inne, hatte Bedenken etwas zu überstürzen oder sie zu überfordern.

Aoko lauschte in sich selbst, aber es gab keine Zweifel mehr. Sie lächelte ihn an und nickte. „Worauf wartest du noch?“ Und schloss erwartungsvoll ihre Augen.

„Nur bei dir...“,immer noch verharrte er, jedoch betonte er sehr ernst die folgenden Worte: „... fühle ich mich wohl,...“ Er legte seine Lippen auf ihre, nur kurz und löste sich wieder. „...kann ich so sein wie ich bin,...“ Wieder ein kurzer sanfter Kuss. „... bin ich zuhause!“ Und nun folgte der wohl zärtlichste Kuss, der all die Liebe ausdrückte, die sie füreinander empfanden.
 

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Absolut übermüdet beeilte sie sich zur Universität zu kommen. Sie rannte so schnell sie konnte, wich den entgegenkommenden Passanten aus und hoffte dadurch wenigstens ein paar Minuten gut machen zu können. Ausgerechnet heute musste sich alles verzögern. Und das nur, weil sie den Wecker nicht gehört hatte. Zu erschöpft und übernächtigt war sie. Wären Eri und Ginzo zuhause gewesen so hätten die beiden sie sicherlich geweckt. Aber sie waren bereits die ganze Woche unterwegs. Eri hatte einen wichtigen gerichtlichen Fall in Hokkaido und würde erst Sonnabend heimkommen und Ginzo war schon seit drei Wochen nicht mehr zuhause gewesen. Er reiste dem Meisterdieb 1412 hinterher, der durch die Lande zog und in inzwischen in fast jeder japanischen Stadt zuschlug. Ein Gähnen unterdrückend, kurz schwand ihr die Sicht, und schnell rieb sie sich über die zufallenden Augen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie es sich anfühlte, wenn man ganz alleine war, niemanden hatte der einen unterstützte und einem die gesamte Verantwortung nicht mal zum Teil und für einen Moment abnehmen konnte.

Sie sah in der Ferne das Universitätsgebäude, legte einen Zahn zu und stürmte über den Campus, die vielen Stufen hinauf, in das imposante Gebäude und nahm direkten Kurs auf ihren Vorlesungssaal.

Erst vor der geschlossenen Türe, bremste sie ab, atmete rasselnd, verfluchte ihre miserable Kondition und wagte einen Blick auf die Uhr. Seufzend atmete sie nochmals tief ein, dann aus und schlich sich in den Saal. Zum Glück war der Platz neben der Türe frei und sie schob sich ungesehen in die durchgängige Sitzreihe.

Immer noch schlug ihr Herz so wild als würde es jeden Moment aus der Brust herausspringen. Ein schmerzhaftes Ziehen breitete sich in ihrem Brustkorb aus und langsam nahm sie das Seitenstechen wahr. Erneut kam ihr der Gedanke sich irgendein Hobby zu suchen, eine Sportart auszuführen um ihre Kondition zu verbessern, kurz danach aber auch schon die Frage: Wann? Ihr Tag hatte nur 24 Stunden. Im schlechtesten Fall schlief sie, wie letzte Nacht nur zwei Stunden, im besten Fall sechs Stunden. Lernen und Haushalt musste auch noch irgendwann erledigt werden. Zumal sie jetzt nicht mehr nur für sich selbst sorgen musste.

Am Ende der Vorlesung verabschiedete sich der Professor und die Studenten strebten zu den großen Türen, die sich zur rechten, wie auch zur linken Seite befanden des großen Hörsaals befanden.

„Guten Morgen, Aoko“, begrüßte Hiroshi sie freundlich. Seine braunen Augen strahlten wie immer gutmütig und fröhlich.

Sie stand auf, lächelte den jungen Mann an und musste dabei ihren Kopf etwas in den Nacken legen, da er sie um einige Zentimeter überragte. „Guten Morgen.“

„Stress?“

Aoko nickte. „Meine Eltern sind diese Woche nicht da und ich habe kaum geschlafen. Mein Körper hat heute morgen gestreikt.“

Hiroshi nickte verständnisvoll und gemeinsam verließen sie den Hörsaal. „Ich kann dir später meine Notizen geben.“

„Vielen Dank!“, strahlte sie ihn dankbar an.

Gemeinsam strebten sie den nächsten Kurs an, als eine junge Frau mit kurzen rotem Haarschopf auf sie zusteuerte und aufgeregt von einem Bein auf das andere hüpfte. „Ihr werdet es nicht glauben, was mir eben passiert ist.“

„Du wirst es uns sicherlich gleich verraten“, zwinkerte Hiroshi wissend und schmunzelte.

„Kawasaki hat...“, sie pausierte um extra Spannung zu erzeugen, „...die einzigartige und unwiderstehliche Sanjo,...“, damit meinte sie sich selbst, während sie schon wieder vor Freude von einem Bein auf das andere hüpfte und ihre Fäuste vor den breit grinsenden Mund hielt um jeden noch so möglichen quietschenden Laut zu unterbinden. „...auf ein Date eingeladen!“ Sie strahlte, die Augen glänzten und vor Freude hüpfte sie nun auf und ab. „Ist das nicht toll?“, strahlte sie Aoko und Hiroshi an, während sie das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht brachte.

Aoko nickte begeistert. „Das freut mich für dich, Sanjo! Wohin geht ihr denn?“

„Oh, er meinte das wäre ein Überraschung“, erklärte die Rothaarige und hakte sich sofort an Aokos Arm ein. „Und das ist auch irgendwie ein Problem, denn ich weiß gar nicht was ich anziehen soll. Wenn wir ins Kino gehen, könnte ich mich ganz leger kleiden, wenn wir essen gehen muss ich mich aber schick machen.“

„Ich bin mir sicher, dass er es dir noch verraten wird“, beschwichtigte Aoko ihre Freundin.

„Ansonsten frag ihn, was du am besten anziehen sollst“, bemerkte Hiroshi pragmatisch und stopfte sich seine Hände in die Hosentaschen.

Entsetzt starrte Sanjo ihren Studienkollegen an. „Das geht doch nicht.“

Hiroshi, der dieser Logik nicht ganz folgen konnte, sah irritiert zu den beiden jungen Frauen und runzelte die Stirn.

Aoko überlegte. „Dann ziehst du etwas an, dass zu jedem Anlass passt.“

Sanjo hüpfte schon wieder begeistert auf und ab. „Au ja, lass uns einkaufen gehen“, drängte sie. „Gleich nach der Uni.“

Aoko sah sie entschuldigend an. „Das würde ich ja wirklich gern, aber ich habe mit Taro einen Arzttermin und Ran wollte heute Abend auch noch vorbei kommen.“

„Jetzt wo du es sagst, fällt mir auf, dass du ziemlich tiefe Augenringe hast.“ Sanjo sah besorgt Aoko an. „Hält dich der Kleine sehr auf Trab?“

Aoko zuckte mit den Schultern. „Er schreit die Nächte durch, drei Stunden Schlaf wie letzte Nacht ist fast schon erholsam.“ Sie unterdrückte ein erneutes Gähnen und grinste ihre Freundin an. „Wenn meine Eltern zurück sind, kann ich bestimmt mal raus.“

Hiroshi mischte sich ein. „Können wir dir irgendwie helfen?“

Sanjo nickte begeistert. „Ja, das ist doch eine gute Idee. Hiroshi und ich passen auf den Kleinen auf und du legst dich mal aufs Ohr und holst ein bisschen Schlaf nach.“

Aoko stockte. Sie wusste dieses Angebot sehr zu schätzen. Dennoch wollte sie ihren Freunden keine Last sein oder sie mit ihren Problemen belästigen. „Ihr müsst das nicht tun.“

„Oh doch und wie wir das müssen“, bekräftigte Sanjo. „Also abgemacht, Aoko. Wir holen Taro morgen gemeinsam von der Kita ab und gehen zu dir. Dann erholst du dich mal richtig“, bestimmte die Freundin und Hiroshi nickte. „Wir können mit dem Kleinen auf den Spielplatz gehen, oder Eis essen, oder...“, schlug sie auch sogleich ihre Ideen vor, als Aoko sich lächelnd einmischte. „... oder einfach nur spazieren gehen.“ Immerhin war ihr kleiner Sohnemann erst drei Monate alt und noch viel zu klein für größere Unternehmungen.

„Oder wir schieben den Kinderwagen“, stimmte Sanjo ergebend zu und zog Aoko etwas fester am Arm hinter sich her. Hiroshi schloss sich den beiden Freundinnen an und gemeinsam suchten sie den nächsten Hörsaal auf.
 

Der Tag verging dann doch sehr schnell. Um den Termin beim Kinderarzt pünktlich wahrnehmen zu können, ließ Aoko die letzte Vorlesung ausfallen. Sanjo würde ihr die Unterlagen dann mitbringen und sie beeilte sich zur Kindertagesstätte zu kommen um ihren Sohn abzuholen. Der kleine Mann mit stolzen drei Monaten wurde ihr von der Erzieherin überreicht. Nach einem kurzen Update über den Tagesablauf ihres Sohnes bedankte sich Aoko und packte Taro in den Kinderwagen. Schon wenig später spazierte sie die Straßen entlang. Selig schlummerte er, genoss das sanfte Schunkeln der Fahrt und sah ganz friedlich aus. „Schlaf lieber mal nachts“, murmelte sie müde und dennoch lächelte sie glücklich. Das alles war es wert. Ihr ganzes Leben hatte sich mit der Geburt ihres Sohnes auf den Kopf gestellt und dennoch war er ihr ganz besonderes kleines Wunder. Ein kleiner lebendiger Mensch, der in ihr heranwuchs, das Licht der Welt erblickte und mit jedem neuen Tag alles erforschte und kennenlernte. Auch wenn er ihr zur Zeit nächtelang den Schlaf raubte, einfach nicht zur Ruhe kam und Aoko mehrfach an die Grenze der Belastbarkeit brachte, so liebte sie Taro abgöttisch. Niemals hatte sie angenommen so starke Gefühle für jemanden zu empfinden, solch starke Beschützerinstinkte zu entwickeln und sich so viele Sorgen um jemanden machen zu können. Es war wohl wirklich etwas wahres dran, wenn man sagte: Ein Kind zu haben bedeutet, ab nun sein Herz außerhalb des Körpers zu tragen. Ihre Augen glitten über die noch kurzen dunklen Haare, die weichen Gesichtszüge, die rosigen Pausbäckchen, verfolgten die nuckelnde Bewegung des zahnlosen leicht geöffneten Mundes. Eine Stirnfalte hatte sich auf Taros sonst so glattem Gesicht gebildet, die Augen friedlich geschlossen, die Hände zu Fäusten geballt. Auch er war müde. Die ganze Nacht durch zuschreien war auch für ihn anstrengend. Ob sie den Kinderarzt fragen sollte, warum er so viel brüllte? Vielleicht wusste er ja was Taro quälte. Kaum erreichte sie die Praxis und parkte den Kinderwagen davor, öffneten sich die Augen. Noch etwas schlaftrunken und verwirrt blickte sich der kleine Mann um, doch dann entdeckte er seine Mama. Das Strahlen in dem kleinen Gesicht wurde groß, das Lachen breit und die ozeanblauen Augen ließen Aokos Herz schmelzen.

Familienzeit


 

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Die restlichen Monate verliefen beschaulich und ruhig. Hitomi ließ sie fortan in Ruhe. Die Fotos, die Gerüchte, die Geschichten und die Erlebnisse gerieten in Vergessenheit und machten schnell anderen Themen Platz. Die Winterferien standen an, das Skilager, die Abschlussprüfungen und der Abschlussball waren die letzten großen Aktionen in der Oberstufe.

Das große Ende der Schulzeit würde schlussendlich die Abschlussfeier darstellen. Alle Oberschüler im Abschlussjahrgang freuten sich auf das größte Ereignis der Schulgeschichte und dennoch spürten sie den schulischen Druck, die verstärkten Lernzeiten, die Nachmittagseinheiten, die strengeren Lehrkräfte, den auf sie einprasselnden Schulstoff und die verkürzte Freizeit. Die Schule forderte von allen höchste Disziplin und Aufmerksamkeit. Lerngruppen wurden gebildet um sich gemeinsam den kommenden Prüfungen im Frühjahr zu stellen.

Zusätzlich saß Aoko sehr oft mit dem Kollegen ihrer Stiefmutter zusammen. Er bot an, weil Eri zu sehr involviert war, die Anzeigen gegen Akako, Shiho und besonders gegen Shiro zu übernehmen.

Kenji Hakoi war sehr nett. Mitte vierzig, geschieden, Vater eines pubertierenden Mädchen, aufgeschlossen, engagiert, freundlich und offensichtlich auch ein wenig verliebt in Eri. Da aber ihre Stiefmutter glücklich verheiratet war, entgingen dieser sämtliche Anzeichen und Andeutungen.

Aokos Vater hingegen entging gar nichts und nicht zum ersten Mal ballte er an diesem Tag knurrend seine Hände zu Fäuste und hielt sich nur schwerlich im Zaum.

Aoko saß am Esstisch, ihr gegenüber Kenji, der wieder einmal ungeniert Eri anflirtete, die jede witzige, charmante oder liebevolle Bemerkung als freundlichen Plausch unter Kollegen abtat. Beide Anwälte saßen mit der Oberschülerin am Tisch über den Akten und besprachen das weitere Vorgehen.

Ginzo hielt sich dezent im Hintergrund, versuchte sich seine Eifersucht nicht anmerken zu lassen und überspielte seinen Missmut mit Ignoranz, das aber mehr schlecht als recht.

„Mit diesen Aussagen könnten wir es schaffen diesem eingebildeten und arroganten Geldsack mal so richtig eins auszuwischen.“

Eri zog ihre Augenbrauen hoch. „Du willst Politiker Hino eins auswischen, indem du seinen Sohn bestrafst?“

„Natürlich, das hat dieser Affe redlich verdient. Wenn der Sohn mal unter Freiheitsstrafe steht ist Hinos schöner Ruf dahin. Die Presse wirft sich sowieso schon auf ihn, wie ein ausgehungertes Wolfsrudel auf die lahme Beute.“ Die Augen des Anwalts leuchteten diebisch.

„In erster Linie geht es um Aoko“, brummte Ginzo finster.

Aoko, die alle Erwachsenen im Blick hatte, lächelte ihren Vater dankend wie auch beruhigend zu. Eri bekam absolut nichts davon mit, dass sich ihr Kollege extra für sie so ins Zeug legte und mit Hingabe an diesem Fall arbeitete um ihr zu imponieren.

Die hübsche Anwältin drehte sich irritiert ihrem Göttergatten zu, konnte seine Aussage nicht richtig einordnen und fragte: „Was hast du gesagt, Schatz?“

„Sein Sohn hat eine Strafe verdient. In erster Linie geht es um die Gerechtigkeit Aoko gegenüber, nicht um den Politiker.“

Auch Kenji drehte sich auf dem Stuhl und bedachte Ginzo mit einem langen nachdenklichen Blick. „Wenn mein Plan aufgeht, sind wir beide bald los.“ Dann grinste er siegessicher.
 

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Es klingelte kurz und schon sperrte Ran die Türe auf und betrat das Elternhaus. „Hey, du siehst müde aus“, begrüßte sie schon kurz darauf ihre Stiefschwester.

Aoko kam ihr erschöpft entgegen. „Es geht schon. Taro macht zur Zeit die Nächte zum Tag.“

„Du Ärmste“, bemitleidete Ran aufrichtig, zog sich ihre Schuhe aus und begab sich auf den Weg ins Wohnzimmer. „Woran liegt das?“

„Schwer zu sagen.“

„Wo ist denn überhaupt mein kleiner Lieblingsneffe?“

Das Baby lag auf der Decke am Wohnzimmerboden und erforschte sich selbst. Die Hände ineinander gegriffen, drehte er seinen Kopf zur Seite und strampelte fröhlich mit den Beinen.

Ran trat näher, kniete sich zu dem kleinen Jungen und grinste ihn fröhlich an. „Hallo, mein Süßer, hast du deine Hände entdeckt?“

Aoko folgte ihrer Schwester wenig später mit zwei Gläsern Wasser. Aufmerksam blieb sie dann aber in der Türe stehen und beobachtete wie unbefangen Ran mit Taro umging, mit ihm spielte und sich mit ihm unterhielt. Dem Kleinen gefiel das auch sichtlich, denn er strahlte seine Tante ganz begeistert an, während die Arme wie wild ruderten. „Du wirst mal eine tolle Mutter“, rutschte es Aoko heraus.

Ran drehte ihren Kopf und beobachtete Aoko. „Du bist auch eine tolle Mutter“, stellte sie sofort klar. „Du liebst Taro und du machst das großartig mit ihm. Wenn man die Situation bedenkt... Ich finde es bewundernswert.“ Ran hob ihren kleinen Neffen auf die Arme und setzte sich mit ihm auf die Couch zu Aoko. „Ich hoffe sehr, dass Shinichi und ich auch mal einen kleinen süßen Schlingel bekommen, aber noch haben wir Zeit.“

Die braunhaarige junge Mutter lächelte zaghaft. „Du machst es richtig und ich habe es mal wieder falsch gemacht.“

Entsetzt sah Ran auf. „Was ist an Taro denn nicht richtig?!“

„Der Weg ist falsch“, antwortete Aoko niedergeschlagen. „Es war schon immer so. Ich mache den zweiten Schritt vor dem Ersten. Ihr geht den richtigen Weg. Ihr seid eine Beziehung eingegangen, ihr seid zusammengezogen, ihr habt euch verlobt und werdet heiraten. Dann bekommt ihr irgendwann Kinder. Ihr macht alles in der richtigen Reihenfolge.“ Die Müdigkeit schlug sich auf ihr gesamtes Wohlbefinden nieder und die Hormone drückten auf die Tränendrüse. Jedoch schluckte Aoko tapfer all die Traurigkeit hinunter. „Die richtige Reihenfolge hab ich noch nie eingehalten.“

„Aoko.“ Ran legte mitfühlend ihre Hand auf Aokos. „Es ist doch egal wie die Reihenfolge ist. Taro ist euch absolut gelungen. Ich kann mir ein Leben ohne meinen kleinen Neffen nicht mehr vorstellen.“

Dem musste Aoko zustimmen. Auch für sie gab es kein Leben mehr ohne Taro. Er war ihr Lebensmittelpunkt und ihre ganze Welt.

Ran stand auf. „Und jetzt legst du dich mal aufs Ohr. Ich kümmere mich um den kleinen Mann. Und ich will dich vor dem Abendessen nicht mehr hier unten sehen.“

Aoko sah verblüfft auf, dann folgte sie der Aufforderung und verschwand in ihr Schlafzimmer. Die Augen wichen durch das Zimmer, welches so viele Erinnerungen barg und dennoch durch kleine Veränderungen zeigte, dass ein Baby hier eingezogen ist. Der Wickeltisch in der Ecke, das Beistellbett neben ihrem Bett. In ihrem Kleiderschrank hatte sie Platz geschaffen für die Babykleidung.

Ihre Augen wanderten zum Fenster hinaus und trafen auf das Nachbarhaus. Das Zimmer, welches ihrem gegenüber lag, war dunkel. Tränen stiegen ihr in die Augen. Erinnerungen wollten sich hervor drängen. Schnell schloss sie die Vorhänge, verdrängte die Vergangenheit und dann verschwand sie ins Bett. Sie sollte wirklich dringend schlafen.
 

Es klingelte und Ran ging mit Taro auf dem Arm zur Türe. Überrascht begrüßte sie ihr Gegenüber an. „Was machst du denn hier? Ich dachte du wolltest dich noch mit Heiji treffen?“

„So der Plan, aber Kazuha ist in der Stadt“, begrüßte Shinichi seine Verlobte und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. „Guten Abend, Taro“, grinste er das Baby in Rans Arm an. Ein versonnenes Lächeln trat auf seine Lippen. Das war ein Bild an das Shinichi sich gewöhnen könnte. „Wo ist Aoko?“

„Sie schläft“, antwortete Ran. „Der Dickkopf hält seine Mama nachts wach. Sie ist gerade sehr nah am Wasser gebaut und ziemlich down.“

„Das glaube ich“, antwortete ihr Verlobter und zog seine Schuhe aus. Gemeinsam gingen sie in die Küche. Ran überreichte ihrem Schatz das Baby und kümmerte sich um das Abendessen.

Shinichi grinste das glucksende Kind in seinem Arm an, als er sich an die Küchenzeile lehnte, hob er dann doch leicht besorgt den Blick. „Warum hat sie ihm immer noch nichts gesagt?“

„Du weißt wie stur sie sein kann“, antwortete Ran und schnitt das Gemüse.

„Er hat ein Recht darauf es zu erfahren.“

Ran drehte sich um und betrachtete das süße Bild. Seit Taro auf der Welt ist, wünschte sie sich selbst ein Kind. Dennoch wusste sie allzu gut, dass es vernünftiger war noch etwas zu warten. Die Hochzeit stand vor der Türe, sie befand sich mitten im Studium. Ein Kind würde gerade nicht passen. Sie sah an Aoko wie sehr diese unter den Umständen litt. Wobei Ran nicht ganz alleine wäre. Sie hatte Shinichi an ihrer Seite. „Wir haben kein Recht uns da einzumischen.“ Sie drehte sich wieder der Arbeitsplatte zu. „Mir wäre es auch lieber sie würde mit ihm reden.“

„Spätestens an der Hochzeit wird sie ihm nicht mehr ausweichen können.“

Ran verspannte sich. „Ja, spätestens dann wird sie es nicht mehr verbergen können. Und seine Reaktion darauf möchte ich mir gar nicht erst ausmalen.“ Sie hielt inne, drehte sich wieder Shinichi zu und musterte ihn argwöhnisch. „Warum hat er sich denn auch nie bei Aoko gemeldet?“

Der junge Mann reichte Taro seinen Finger und sofort spürte er den Schraubstock-artigen Griff der kleinen Hand. „Sie hat Schluss gemacht, warum hätte er sich melden sollen?“

Ran runzelte die Stirn. „Ich hatte gehofft, nach allem was wir gemeinsam erlebt haben, dass er um Aoko kämpft.“

Shinichi blickte besorgt auf. „Er hat mich heute angerufen.“ Er sah Ran direkt an, doch dann senkten sich seine blauen Augen zu Taro. „Er hat gefragt, ob er jemanden zu unserer Hochzeit mitbringen darf.“ Er pausierte kurz und fügte hinzu: „Seine Freundin.“

„Das können wir Aoko nicht antun“, widersprach die brünette Studentin sofort. Sie wandte sich wieder dem Kochen zu, ließ dennoch ihre Gedanken kreisen. Aoko behauptete über ihn hinweg zu sein und betonte immer wieder, dass er sein Leben lebte und sie ihres. Die einzige Überschneidung stellte Taro dar und solange er nichts von seinem Sohn wusste, würde es hier auch keinerlei Berührungspunkte geben.

Shinichi stellte sich zu Ran und sah sie eindringlich an. „Aoko hat sich für diesen Weg entschieden und Kaito hat es akzeptiert. Vielleicht ist es an der Zeit das auch wir akzeptieren, dass sein Leben weiter geht.“

Ran ahnte was eine Begegnung für Folgen nach sich ziehen könnte. „Unsere Hochzeit wird zum Desaster“, klagte sie.

Shinichi schüttelte lächelnd den Kopf. „Lass uns einen Abend vorher mit unseren Freunden zusammen sitzen. Keiko und Saguru kommen doch zwei Tage früher aus London angereist. Wir laden alle zu uns nach Hause ein, feiern ein bisschen vor.“

Ran legte das Messer beiseite und umarmte ihren Verlobten um die Taille herum und kuschelte sich an seine Schulter. Sie wollte sich der Illusion hingeben, dass ihre Hochzeit ohne Probleme verlaufen und wunderschön würde. Den innerlichen Zweifel, dass es weder ruhig noch friedlich zu gehen könnte, verdrängte sie und die Vorfreude kam auf. „Auch wenn ich nicht glaube, dass es so einfach wird, so freue ich mich auf unseren großen Tag.“

Das Essen musste noch eine Weile kochen und die beiden gingen mit Taro ins Wohnzimmer und beschäftigten ihn. Als er Hunger bekam, kümmerte sich Ran um die Flasche und Shinichi fütterte seinen kleinen Neffen.

Beide waren ganz fasziniert von dem kleinen Wunder, wozu nur die Menschen fähig waren ein solches zu erschaffen.
 

Aoko schlug die Augen auf und suchte ihren Wecker. Zwei Stunden. Immerhin ein bisschen Schlaf. Sie richtete sich auf. Ran musste sich schon lange genug um Taro kümmern und der Kleine würde auch bald hunger bekommen. Sie stand auf, öffnete ihre Fenster um durchzulüften und verließ wenig später ihr Zimmer. Sie trat die Treppe hinunter und hörte Stimmen aus dem Wohnzimmer. Schon entdeckte sie Shinichi, der Taro die Flasche gab, und Ran, die immer wieder mit einem Mulltuch den kleinen sabbernden Mund abtupfte, sich leise unterhaltend auf der Couch sitzen.

Die beiden hätten Eltern werden sollen. Auch wenn Aoko Taro nie wieder hergeben würde, hätte sie sich für ihren Sohn eine intakte Familie gewünscht. Sie lehnte sich in den Türrahmen und beobachtete das familiäre Bild, welches sich ihr in diesem Moment bot und zu bewusst vor Augen führte, jede Chance auf eine mögliche Familie zunichte gemacht zu haben.

verhärtete Fronten


 

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Der Abschlussball war wunderschön. Eine Live-Band sorgte für die musikalische Untermalung. Die Turnhalle war bunt geschmückt und nach der Begrüßung durch Direktor Hayato, wie auch allen Lehrkräften, wurde die große Feier eröffnet. Die Abschlussprüfungen waren geschrieben und die Übergabe der Zeugnisse würde nächste Woche stattfinden. Dann waren sie offiziell mit der Oberstufe fertig und der Ernst des Lebens begann.

Die Wege würden sich trennen.

Ein paar wenige Schüler wollten sich direkt dem Arbeitsleben widmen, wie Hitomi. Erst in den letzten Monaten kam heraus, dass sie aus einer recht armen Familie stammte, die sich die Universitätsgebühren nicht leisten konnte. Und für ein Stipendium reichte die schulische Leistung einfach nicht aus. Sie würde eine Ausbildung beginnen und schon bald Geld verdienen um ihre Familie finanziell unterstützen zu können.

Erstaunlich viele Schüler würden ein Jahr im Ausland verbringen, ehe sie mit dem Studium beginnen oder sich um einen Ausbildungsplatz zu kümmern. Viele wollten nach Amerika, Australien oder Europa reisen.

Und der Rest hatte sich an Universitäten, über ganz Japan verteilt, beworben. Je nachdem welchen Studiengang und welchen Abschluss man bevorzugte.

Die letzten Klänge der Musik verhallten und nach vielen Tänzen führte Kaito Aoko von der Tanzfläche, reichte ihr an der Getränkebar ein Glas Wasser, welches Aoko in nur einem Zug hinunterkippte, und führte sie schließlich ganz hinaus, in den nur spärlich beleuchteten Schulhof. Der Sternenhimmel leuchtete über ihnen und sorgte für einen ganz romantischen Flair in dieser besonderen Nacht.

Aoko betrachtete wie gebannt die leuchtenden Punkte, die Sternenbilder und suchte unbewusst den Polarstern, den hellsten Punkt am Firmament.

Kaito näherte sich von hinten, schlang seine Arme um ihren Körper und zog sie fest an sich. Schon platzierte er sanfte Küsse auf ihrer nackten Schulter. „Ich liebe dich!“

Aoko, die dieses Prickeln in sich spürte, seufzte kurz, lehnte ihren Kopf an seine Brust und schloss die Augen. „Ich liebe dich auch.“

Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, das spürte sie zu deutlich, während er weiterhin ihre Schulter bearbeitete. „Du bist die heißeste Oberschülerin auf dieser Veranstaltung! Am liebsten würde ich dich hier und jetzt sofort vernaschen.“

„Übertreib mal nicht“, mahnte sie ihn. „Alle Mädchen präsentieren heute neue Kleider. Nur Ran und ich sind die Ausnahme und tragen das Kleid vom Winterball ein zweites Mal.“

„Dennoch verliert es nicht seinen Reiz“, hauchte er heißer und rau.

Die Erregung, die ihn füllte, sprang auf sie über. Seine Hände fuhren ihren Bauch hinab zu ihrer Hüfte, platzierten sich geschickt zu ihren Seiten und drückten ihren Po an seinen Unterleib. Heiße Schauer durchliefen sie und Aoko kämpfte mit sich selbst. Es wäre zu leicht sich in seinen Armen umzudrehen, seinen Küssen nachzugeben, sich in eine dunkle Ecke drängen zu lassen und der Leidenschaft vollkommen nachzugeben.

„Hey, ihr zwei! Genießt ihr den schönen Nachthimmel?“

Überrascht und aus dem intensiven Moment gerissen, blickten sie auf und direkt Ran entgegen, die an Shinichis Arm hing.

„Für Ende März haben wir einen wunderschönen Abend erwischt, wenn auch noch etwas frisch“, bemerkte Makoto, der sich mit Sonoko dazugesellte.

Aoko drehte sich nun doch in Kaitos Armen und kuschelte sich an seine starke Brust. Sie war so aufgewärmt vom vielen Tanzen, dass sie die kühle Nachtluft auf ihrer erhitzten Haut als angenehm empfand, doch langsam begann sie zu frösteln. Ihre Jacke hing noch in der Garderobe.

„Heute ist eine ganz besondere Nacht“, bemerkte Saguru, der mit Keiko im Arm ebenfalls näher trat.

Seine Freundin nickte und erklärte: „Heute sollen Sternschnuppen zu sehen sein.“

Sonoko strahlte und hob einen Zeigefinger um diesen an ihr Kinn zu legen: „Vielleicht haben wir Glück und können uns was wünschen!“ Dabei zwinkerte die Kurzhaarige ihren Freundinnen verschwörerisch zu.

Erst jetzt bemerkte Aoko, das alle an ihre Jacken gedacht hatten nur sie selbst mal wieder nicht. Doch schon spürte sie, wie Kaito sich aus seiner Anzugjacke schälte und ihr diese um die Schultern legte. Im nächsten Moment zog er sie fest an seinen Brustkorb und hielt sie einfach nur fest. So sicher und geborgen hatte sie sich noch nie zuvor gefühlt und sie würde dieses Gefühl nie wieder missen wollen. Auch war sie der festen Überzeugung, dass ihr kein anderer Mann jemals solche Gefühle vermitteln könnte.

„Dort ist eine“, rief Ran plötzlich, die bereits den Blick in den Nachthimmel gerichtet hatte, und alle folgten dem Fingerzeig. Nach und nach tauchten vereinzelt Sternschnuppen auf, zogen einen leuchtenden Schweif hinter sich her und verschwanden am dunklen Nachthimmel.

„Ich wünsche mir, dass die Zeit stehen bleibt. So wie jetzt soll es für immer bleiben“, flüsterte Aoko.

Kaito, der ihren Wunsch durchaus gehört hatte, verstärkte seinen Griff um ihren Oberkörper und legte liebevoll seine Lippen an ihren Schopf.
 

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Gemeinsam saßen sie beim Abendessen und Aoko bedankte sich bei ihrer Schwester, wie auch ihrem Schwager in Spe für die Unterstützung. „Morgen kommen Hiroshi und Sanjo und wollen mit Taro etwas spazieren gehen. Dann komm ich mal zum Aufräumen“, grinste Aoko verlegen und entschuldigte sich fast schon für die liegengebliebenen Dinge.

„Du weißt, dass du uns Taro jederzeit auch vorbei bringen kannst“, bemerkte Ran eindringlich, während Shinichi nickte. „Wir helfen dir so gut wir können.“

„Ich weiß und ich bin euch sehr dankbar.“

„Dafür hat man eine Familie“, bestätigte Ran liebevoll und strich Taro, der in Aokos Arm lag und kuschelte, über die kleinen Hände.

„Familie ist ein gutes Stichwort“, bemerkte Shinichi ernsthaft.

Ran schüttelte sofort alarmiert den Kopf, während Aoko überrascht aufsah.

„Findest du nicht, dass es langsam an der Zeit ist Kaito die Wahrheit zu sagen?“

Sofort versteifte sich Aoko.

„Du kannst ihm nicht sein Kind vorenthalten. Taro ist schon drei Monate alt. Kaito hat das Recht von seinem Sohn zu erfahren und irgendwann wird Taro sowieso Fragen stellen.“

Aoko blickte Shinichi in die Augen. „Das ist meine Sache.“

„Was willst du Taro denn erzählen? Er wird sicherlich wissen wollen wo und vor allem wer sein Vater ist.“

„Noch stellt er keine Fragen und bis dahin hab ich noch Zeit mir was zu überlegen.“

„Er ist mein Freund, Aoko, und ich werde ihn nicht länger anlügen.“

„Niemand hat gesagt, dass du lügen sollst. Du sollst Taro nur nicht in seiner Anwesenheit erwähnen.“

„Wenn er mich nach dir befragt, dann muss ich ihm ausweichen – das kommt einer Lüge gleich.“

Aoko hielt überrascht inne.

Ran ebenso und bohrte sofort neugierig nach: „Er hat nach ihr gefragt? Wann?!“ Dass Shinichi und Kaito hin und wieder telefonierten oder sich Nachrichten schickten wusste sie bereits. Aber dass die beiden sich über Aoko austauschten war ihr neu.

„Nein, hat er nicht“, antwortete der Student ehrlich und schüttelte mitfühlend seinen Kopf. Er seufzte, ärgerte sich über seine Wortwahl und korrigierte seine Aussage: „Aber wenn er mich nach Aoko fragt, bin ich gezwungen ihn anzulügen.“

Traurig senkte Aoko ihren Kopf und betrachtete ihren kleinen Schatz, der schlummerte. „Aus diesem Grund wird er nichts von seinem Sohn erfahren“, bestimmte sie entschlossen. „Er hat nie Interesse gezeigt, er hat sich nie nach mir erkundigt. Schon bevor wir uns getrennt haben, war er so abweisend und mit dem Kopf ständig woanders.“ Sie sah zu Shinichi. „Er hat sich von mir abgewandt als wir noch zusammen waren und darum ist die Sache für mich erledigt.“

„Er kommt zur Hochzeit“, stellte Shinichi trocken fest.

„Ich weiß“, stimmte Aoko zu.

„Er wird Taro kennen lernen und Fragen stellen“, bemerkte Shinichi erneut.

„Mir wird bis dahin schon was einfallen.“

„Aoko!“

„Vergiss es, Shinichi! Kaito wird von seinem Sohn nichts erfahren! Er wird mir nur Ärger machen und das können wir nicht brauchen. Taro und ich sind ein Zwei-Mann-Team und wir haben es bis jetzt geschafft, dann schaffen wir alles andere auch.“

Shinichi musterte sie skeptisch. Ihr Sturkopf ärgerte ihn maßlos. Sauer und enttäuscht knurrte er: „Ich kann verstehen, dass er sich nach einer neuen Freundin umgesehen hat.“

„Shinichi!“ Ran sprang empört auf und schlug ihre Hände auf die Tischplatte, dass das Geschirr klirrte.

Taro erschrak so sehr, dass er auch sofort losbrüllte, während Aoko ihren zukünftigen Schwager nur fassungslos anstarren konnte. Ein schmerzhafter Stich durchfuhr sie. Kaito hatte also eine Freundin. Schnell schob sie die Gedanken daran zur Seite und kümmerte sich um das schreiende Baby. „Ich wünsche ihm viel Glück mit ihr und hoffe für sie, dass sie nicht so dumm ist und sich ein Kind anhängen lässt“, knurrte sie, stand auf und versuchte ihren Sohn zu beruhigen. Der spürte aber die innere Zerrissenheit seiner Mama zu deutlich und steigerte sich weiter in sein kleines persönliches Elend.

Shinichi stand auch auf, die mahnenden Blicke seiner Verlobten ignorierend, fixierte er seine Schwägerin. „Er würde auch für sein Kind gerade stehen und Verantwortung übernehmen, wenn man ihm die Chance gibt.“

Aoko drehte sich dem jungen Mann zu und fauchte: „Was würde mir das bringen? Er tingelt durch Japan, ist nie fest und für längere Zeit an einem Ort. Es wäre doch nicht anders als jetzt. So hat er ein ungebundenes Leben, kann machen was er will und muss niemandem eine Rechenschaft ablegen.“

„Vielleicht würde er alles auch überdenken und sich an einen Ort fest binden“, bemerkte Shinichi ebenso finster.

„Um Taro vor diesem ‚Vielleicht‘ zu beschützen, wird Kaito nichts von seinem Sohn erfahren. Diesen verletzten und einsamen Ausdruck in seinen Augen mit ansehen zu müssen, wenn er feststellt dass sein Vater keine Zeit für ihn hat und immer nur durch Abwesenheit glänzt...“ Sie schüttelte den Kopf. „So ist es besser.“

Shinichi zog seine Augenbrauen zusammen. „Besser für wen?!“ Er erwartete keine Antwort und Aoko würde diese auch nicht geben.

Die Fronten waren verhärtet. Ein letzter Blickaustausch bevor Aoko mit dem schreienden Baby auf dem Arm die Küche verließ.
 

Der Abend war gelaufen. Auf dem Rückweg schmollte Ran und ließ ihren Verlobten zu deutlich spüren, dass sie mit seiner Handlungsweise nicht zufrieden war. Schweigend betrat Ran die Wohnung und Shinichi folgte ihr. Er legte seinen Schlüsselbund auf die kleine Kommode und entledigte sich seiner Schuhe. Die Türe fiel ins Schloss. Entnervt strich sich der Student über die Augen, als Ran sich auch schon zu ihm drehte und ihn vorwurfsvoll ansah. „Du weißt, dass das nicht besonders geschickt war.“

„Du weißt, dass es ausgesprochen werden muss“, rechtfertigte er sich.

Ran stemmte ihre Hände in die Hüfte. „Du hast kein Recht dich in Aokos Leben einzumischen. Es ist ihre Entscheidung und Vorhaltungen jeder Art sind nicht angemessen.“

„Du weißt, dass sie falsch handelt“, beharrte Shinichi.

„Und doch kann ich ihre Reaktion verstehen.“ Ran verschränkte ihre Arme vor der Brust und senkte mitfühlend den Kopf. „Wer möchte schon einen Mann an sich binden, der einen nicht mehr liebt und nur der Verantwortung wegen bleibt.“ Sie sah ihren Verlobten ernst an. „Kaito war wirklich selten zuhause und Aoko viel alleine. Die Beziehung ist letztendlich daran zerbrochen. Wir müssen die Entscheidung akzeptieren.“

Shinichi verschränkte seine Arme vor der Brust. „Ein Kind zu verheimlichen ist keine akzeptable Lösung. Es ist nicht richtig, fair schon mal gar nicht. Vielleicht wäre er ja in Tokio geblieben?“

Ran funkelte zornig. „Glaubst du das? Wirklich?! Er ist so erfolgreich, du siehst ja wie lange er an einem Ort bleibt.“ Sie wartete einen Moment, dann fügte sie bitter hinzu: „Er hat es endlich geschafft – sein beruflicher Erfolg ist gigantisch. Die Presse schreibt inzwischen, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis er seinen Vater übertrumpfen wird. Er hat sich einen Namen gemacht, er ist berühmt.“ Ran musterte Shinichi. „Ein zu frühes Karriereende, wäre sein Untergang und die dümmste Entscheidung überhaupt.“

„Er kann das trennen“, behauptete Shinichi.

„Er wird nie zuhause sein. Taro wird seinen Vater nicht als solchen kennenlernen und wahrnehmen. Die Presse, die Pendelei, der Ruhm, das alles würde nur für einen noch größeren Scherbenhaufen sorgen.“

Schnell bemerkten sie, dass sie an diesem Punkt nicht weiter kamen. Jeder wünschte sich doch nur das Beste für die Freunde und dennoch schien es keine Lösung zu geben.

Shinichi seufzte auf, rieb sich müde über die Augen und trat auf seine Verlobte zu. Versöhnlich schloss er sie in seine Arme und drückte ihr sanft die Lippen an die Schläfe. „Es war ein langer Tag.“

Ran kuschelte sich an den starken Brustkorb und lauschte dem kräftigen Herzschlag. Dann nickte sie zustimmend.
 

Wieder eine durchwachte Nacht. Aber an diesem Nachmittag würden Sanjo und Hiroshi mit Taro spazieren gehen. So käme Aoko zumindest einmal zum Aufräumen, bevor Eri wieder nach Hause kam. Nach der Uni gingen die Freunde gemeinsam zur Kindertagesstätte. Während Aoko ihren Sohn abholte, warteten die Studenten draußen vor dem Eingang. Keine zehn Minuten später schob die junge Mutter den Kinderwagen zur Türe hinaus und Taro betrachtete die beiden neugierigen, jungen Erwachsenen mit großen tiefblauen Augen. Dann lachte er fröhlich und begann zu quietschen.

„Du bist so ein süßer Knopf“, quietschte Sanjo begeistert und hielt ihm ihren Finger entgegen, den der kleine Junge sofort in seine Hand schloss und fröhlich lachte. „Oh, dutzidutziduuuuu!“

Hiroshi und Aoko betrachteten verwirrt die Freundin, die ganz automatisch in die Babysprache verfiel und damit Taro einen freudigen Laut nach dem anderen entlockte. Der einzige männliche Student in der Runde grinste plötzlich und legte aufmunternd seine Hand auf Aokos Schulter. „Du kannst alles in Ruhe erledigen. Sanjo und Taro sind schon Freunde. Wir kriegen das auf jeden Fall hin.“

Aoko nickte und gemeinsam gingen sie zu Nakamoris. Vor der Türe trennten sie sich dann. Die junge Mutter deutete auf eine Tasche. „Da ist ein Milchfläschchen vorbereitet. Wasser ist auch in der Tasche. Wenn er Hunger hat und ihr nicht schnell genug zurück seid, könnt ihr ihm das geben.“

Sanjo schob Aoko zur Haustüre. „Mach dir nicht so viele Gedanken, wir machen das schon! Und jetzt leg dich mal aufs Ohr. Seit Tagen siehst du aus wie eine Schlafwandlerin.“ Natürlich war diese Beschreibung keinesfalls bösartig gemeint, aber sie zeigte Aoko auch ganz deutlich das sie unbesorgt sein konnte. Ihre Freunde würden das schon schaffen und notfalls konnten sie jederzeit zurückkommen.

Aoko lächelte, winkte kurz und die beiden Studenten spazierten mit dem Kinderwagen davon.

Ganz allein fand Aoko sich im Hausflur wieder. Eine ungewohnte Situation. Seit Taros Geburt war sie nicht mehr allein. Sie zog ihre Schuhe aus und begann Stück für Stück Ordnung zu schaffen. Zwischen drin setzte sie das Essen auf, denn ihre Studienkollegen hatten sich eine Belohnung für das Babysitten verdient.

Die Zeit verging dann auch wie im Fluge und die Wohnung war seit einer Woche endlich wieder aufgeräumt und annähernd blitzeblank. Das Essen würde auch in wenigen Minuten fertig sein und die Freunde könnten so langsam kommen.

Wie auf Kommando läutete es an der Haustüre.

Sanjo hielt Taro auf dem Arm. Und Hiroshi, der scheinbar den Kinderwagen geschoben hatte, stand vom vielen laufen etwas ermüdet vor der Türe.

Aoko lächelte, als sie ihre Freundin mit dem schlafendem Baby an der Schulter vorfand und ließ ihre Freunde eintreten. „Das Essen ist auch gleich fertig“, verkündete sie und nahm ihren Sohn entgegen. Im nächsten Moment legte sie ihn in den Stubenwagen, der im Wohnzimmer stand. Dann kehrte sie zurück und führte ihre Freunde in die Küche. Die letzten Handgriffe und der Tisch war gedeckt wie auch das Essen auf den Tellern verteilt. „War alles okay?“

„Ein ganz braves Baby“, bestätigte Sanjo, streckte aber unter dem Tisch ihre Beine. „Er hat vor sich hin gegluckst und ist dann eingeschlafen. Wir sind ewig gelaufen und haben hier in der Nähe sogar einen kleinen Spielplatz entdeckt.“

Hiroshi nickte. „Dieses Viertel kennen wir nun in- und auswendig. Jetzt finden wir uns hier zurecht.“ Er lachte, denn normalerweise wohnte er in einem ganz anderen Stadtteil von Tokio, mehrere Minuten mit der Bahn entfernt. Auch Sanjo wohnte im Norden der Stadt und hatte eine weitere Anreise mit der Bahn. So gesehen hatte Aoko Glück, dass die Universität gar nicht so weit weg von ihrem zuhause lag.

„Übrigens hab ich diesen Flyer gefunden“, verkündete Sanjo plötzlich ganz aufgeregt. Sie zog etwas aus ihrer Hosentasche hervor und präsentierte ihren Fund. „Magic Kaito kommt Mitte November nach Tokio. Ist das zu fassen? Zwei Wochen wird die beste Zaubershow ever in unserer Stadt verweilen. Ich werde uns gleich morgen Tickets besorgen.“ Sie legte den Flyer auf die Tischplatte zu Aoko und Hiroshi gedreht.

Ein junger Mann, in einem grauen Anzug mit blauem Hemd und einer grauen Fliege, grinste von dem Titelblatt entgegen. Die Hände in weißen Handschuhen versteckt, hielt er einen Zylinder verkehrt herum und aus diesem flog eine Taube heraus. Die Haare fielen wie es ihnen beliebte und wirkten verstrubbelt, wild und unzähmbar. Das spielerische Grinsen, leicht arrogant und überheblich. Die ozeanblauen Augen blitzten regelrecht aus dem hübschen Gesicht hervor.

Aokos Herz raste in ihrer Brust, als ihre Augen auf das erwachsene Ebenbild ihres Sohnes trafen. Sie fühlte eine Beklemmung in ihrem Brustkorb, spürte wie sich ihr Hals zuschnürte. Sie sollte das Bild nicht ansehen, das wusste sie zu gut, aber ihre Augen konnte sie auch nicht von der Erscheinung des jungen Mann lösen.

„Kaito Kuroba ist der Sohn des bekannten Magier und Illusionisten Toichi Kuroba und befindet sich auf großer Japan-Tournee. Er ist ein sehr talentierter Jungmagier, der bereits jetzt schon mit internationalen und weltbekannten Magiern und Illusionisten mithalten kann“, las Hiroshi aus dem Flyer vor.

Aoko schluckte schwer. Sie musste sich regelrecht zwingen, den Blick von dem Flyer abzuwenden.

„Ist das nicht ein heißer Typ?“, schwärmte Sanjo. Dann drehte sie den Flyer zu sich und betrachtete den Mann intensiv. Auf der Rückseite, war ein kleineres Foto, das während einer der Shows aufgenommen wurde. Sanjo zeigte zielstrebig auf eine kleinere, sehr zierliche Japanerin mit rötlichen Haaren. Sie trug ein dunkelgraues glitzerndes Minikleid und ihre schlanken Beine schienen trotz der kurzen Körpergröße endlos. „Das hier ist seine Freundin“, erklärte Sanjo. „Zu schade, dass dieser Typ in festen Händen ist. Aber was soll man bei solch einem Bild von Mann auch anderes erwarten? So einer bleibt nicht lange allein.“

Aoko wurde blass. Dass er eine Freundin hatte wusste sie bereits von Shinichi, aber dass diese ausgerechnet seine Assistentin Rui war, schockierte sie. War er deswegen so abwesend in den letzten Wochen vor ihrer Trennung? Lief da bereits etwas, von dem sie nichts wissen sollte? Ihre Gedanken rotierten plötzlich.

Freunde


 

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Die Abschlussschüler standen in Reih und Glied auf dem Fußballplatz. Die Mitschüler und Eltern standen außen herum. Direktor Hayato hielt seine Abschlussrede. Als die letzten Worte verklangen, rief er die Schüler dem Alphabet nach auf. Diese traten auf das Lehrerkollegium zu und bekamen ihr Abschlusszeugnis überreicht. Zum Schluss wurde ein Gruppenfoto aufgenommen, dann wurden die Schüler in den Ernst des Lebens entlassen. Jeder würde nun seinen eigenen Weg gehen. Die Lehrer, welche ihre Schützlinge bis hierher begleitet, gelenkt und geführt haben, haben ihr Ziel erreicht. Die jungen Vögel waren bereit das Nest zu verlassen, breiteten nun ihre Flügel aus um die weite Welt zu erkunden.

Überaus erleichtert, endlich das Zeugnis in Händen zu halten, fielen Aoko und Keiko sich in die Arme. Besonders schwer fiel ihnen der heutige Abschied, denn Keiko würde nicht nur an einer anderen Universität studieren als Aoko, sondern mit Saguru nach England ziehen und Japan für lange Zeit Lebewohl sagen. Bis zu diesem Tag haben die beiden versucht so viel Zeit wie möglich zu verbringen, denn beide wussten, dass ihnen über kurz oder lang nur noch der Handykontakt bleiben würde.

Mit Tränen in den Augen flüsterte Aoko. „Ich hab dich lieb!“

„Ich hab dich auch lieb“, hauchte Keiko traurig zurück. Beide wollten nicht weinen, beide wussten, dass ihre Freundschaft hier kein Ende nahm. Und dennoch würden schon sehr bald sehr viele Kilometer zwischen ihnen liegen.

Saguru und Kaito näherten sich und trösteten ihre Freundinnen.

„Wie läuft die Vorbereitung für deine eigene Show?“, hakte Saguru neugierig nach.

Kaito grinste leicht überheblich. „Läuft. Ich brauche nur noch einen Assistenten. Die Anzeige ist schon geschaltet.“

Aoko wischte sich die Tränen aus den Augen. „Wann reist ihr ab?“

„Morgen“, murmelte Keiko traurig und doch spürte sie die Vorfreude.

„Ich begleite euch zum Flughafen“, versprach Aoko.

In diesem Moment klingelte Kaitos Handy. Eine unbekannte Nummer leuchtete ihm auf dem Handydisplay entgegen. Mit einem schnellen Gruß verabschiedete er die kleine Runde, drückte Aoko ein Küsschen an die Schläfe und entfernte sich.

Shinichi, Ran und Makoto kamen hinzu, als Kaito sich eben entfernte. „Vielleicht ist das jemand, der sich auf die Annonce hin bewerben möchte“, mutmaßte Shinichi, während er auf das Telefonat anspielte.

„Wir müssen auch los“, entschied Hakuba und verabschiedete sich. „Besucht uns doch mal in London.“

„Und ihr uns in Tokio“, gab Ran die Einladung postwendend zurück.

„Bis bald! Wir hören uns“, stimmte Keiko zu und verschwand das Pärchen.

Makotos Handy piepste. Er zeigte das eben erhaltene Foto von Sonoko. Ran erkannte die Schuluniform ihrer alten Schule und las die Grüße an die Abschlussschüler. „Und das ist unser Zeichen“, grinste er in die Runde. Die Freunde würden sich gleich noch mit Sonoko treffen und zusammen feiern.

„Viel Spaß und viele Grüße an Sonoko“, wünschte Aoko und sah ihren Freunden nach, wie auch sie von dannen zogen. Schließlich stand sie etwas verloren und einsam inmitten des Fußballplatzes, als Eri und Ginzo an sie heran traten, in ihrer Begleitung war Chikage.

„Ran und Shinichi sind schon los. Was ist mit dir?“, bohrte Eri etwas besorgt nach.

„Kaito telefoniert noch. Wir werden dann auch gleich gehen.“

„Wir müssen nun auch in die Arbeit“, sprach Ginzo. Drückte seine Tochter stolz an sich und verabschiedete sich. „Wir reden dann heute Abend.“ Auch Eri verabschiedete sich und die beiden verließen das Schulgelände.

Chikage wartete noch mit Aoko auf ihren Sohn, der ein paar Minuten später das Telefonat beendete und mit einem zuversichtlichen Gesichtsausdruck zurückkam. „Ich glaube, ich habe eine Assistentin.“

„Oh, so schnell? Das freut mich“, staunte Chikage und freute sich für ihren Sohn. Dass er in die Fußstapfen seines verstorbenen Vaters treten wollte und ebenso eine Show auf die Beine stellen würde, machte sie sehr stolz.

„Sie ist die Tochter eines Zauberers, kennt viele Tricks und Illusionen und hat ihrem Vater oft assistiert. Sie kommt heute noch vorbei und stellt sich vor.“

Damit war der restliche Tag verplant und gemeinsam verließen sie zum letzten Mal diese Schule.
 

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„Ist alles in Ordnung, Aoko?“, hakte Hiroshi besorgt nach.

Aoko stutzte. „Ja, warum fragst du?“

„Du siehst so blass und müde aus. Sollen wir lieber nach Hause gehen?“

Die junge Mutter schüttelte den Kopf. „Nein, mir geht’s gut. Ich freue mich, dass ihr hier seid.“ Sie lächelte aufmunternd. Die Gedanken hingegen rotierten, versuchten aus Kaitos Verhalten ihr gegenüber die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Sanjo erklärte: „Rui ist nicht nur seine Freundin, sondern auch schon seine langjährige Assistentin. Von Anfang an ist sie an seiner Seite und wohl auch die einzige, die jemals so nah an ihn herankommen wird.“

Aoko schluckte bitter. Sie hatte alles mit erlebt, wie er schon vor seinem Schulabschluss an seiner Zaubershow feilte, aber sich erst nach den Prüfungen komplett darauf konzentrierte und einen Assistenten suchte, auf den er sich hundertprozentig verlassen konnte. Schnell stellte sich Rui vor und Kaito fand sie sofort sympathisch und sie arbeiteten die ersten Tricks durch. Dabei stellten sie fest, wie gut sie harmonierten. Sie hatten sich schnell als Team eingespielt. Aoko hatte sich nie etwas dabei gedacht und Rui immer als Freundin nie als Konkurrentin betrachtet.

„Magic Kaito“, grübelte Hiroshi. „Gehört hab ich davon schon, aber hingehen werde ich nicht.“

„Er ist ein Traum von einem Mann“, schwärmte Sanjo erneut. „Ich wünschte, ich würde ihm mal persönlich gegenüberstehen.“ Sie blickte zu ihrer Freundin. „Du sagst ja gar nichts, Aoko. Ist der Typ nicht unglaublich attraktiv?“

Aoko, aus den Gedanken gerissen erstarrte innerlich, doch dann nickte sie schnell.

Taro erlöste sie aus dieser seltsamen Situation. Er wurde wach und begann herzhaft zu brüllen. Durchaus erleichtert kurzzeitig entkommen zu können, verschwand sie ins Wohnzimmer um ihr hungriges Kind zu holen und es zu versorgen. Als sie wieder in die Küche kam, plante Sanjo bereits: „Hiroshi, du passt auf Taro auf und Aoko und ich besuchen die Show.“

„Die Show?!“ Beinahe entsetzt wiederholten Hiroshi und Aoko die letzten zwei Worte synchron.

„Wir gehen dort hin oder interessiert dich das auch nicht?“

Aoko steckte wieder in der Zwickmühle. Anlügen wollte sie ihre Freunde zwar nicht, aber sie hatte ihnen auch nie erzählt wer der Vater ihres Kindes ist. Um ihr auszuweichen, drückte Aoko Sanjo das Baby in die Arme und kümmerte sich schnell um das Fläschchen.

Sofort verstummte Taro in den Armen der rothaarigen Studentin, die wieder ein absolut kindisches Dutzidutziduuuu verkündete.

Wenig später übernahm Aoko ihren Sohn wieder und begann ihn zu füttern.

Hiroshi musterte aufmerksam Aoko und Taro, während Sanjo sich den Flyer zurückholte und nochmal ganz genau inspizierte, wo sie die Tickets bekommen könnte und sich gleichzeitig fragte, ob es überhaupt noch Eintrittskarten zu kaufen gab.

Gerade als Taro fertig war und Aoko ihn an die Schulter nahm um ihn aufstoßen zu lassen, packte Sanjo den Flyer ein und stand auf. „Ich kümmere mich um Karten. Aoko, organisiere schon mal einen Babysitter!“ Allerdings stöhnte sie unter der Belastung ihrer Füße leicht auf. „So viel bin ich schon lange nicht mehr gelaufen“, gestand sie noch schief grinsend. Dann beugte sie sich zu dem Baby und grinste es an. „Aber du bist wirklich ein ganz Süßer. So hübsch! Und so schöne Augen.“

Aoko stand ebenso auf um die Freundin noch zur Türe zu bringen.

Die Mädchen drehten sich etwas verwundert um, weil Hiroshi keine Anstalten machte zu folgen. „Wenn ich darf, bleib ich noch ein bisschen.“

Aoko nickte ihm kurz zu und begleitete die Freundin zur Haustüre. „Ehrlich gesagt, mag ich Zaubershows nicht“, versuchte sie ihrer Freundin die Idee wieder auszureden.

„Ach, komm, das wird dir ganz sicher gefallen“, drängte die Studienkollegin und drückte Aoko zum Abschied kurz. „Wir sehen uns morgen in der Uni!“ Dann löste sie sich und zwinkerte verschwörerisch: „Und anständig bleiben.“ Schon lachte sie und verschwand.

Aoko verstand nicht, worauf Sanjo hinaus wollte, schloss die Türe und wollte zur Küche gehen, als Hiroshi ihr schon entgegen kam. „Lass uns doch im Wohnzimmer weiter quatschen.“

Ihr Gast nickte und zu dritt wechselten sie den Raum. Aoko legte den wachen und aufmerksamen Taro auf seiner Krabbeldecke ab. Dann drückte sie ihm ein Spielzeug in die kleinen Finger. Sie selbst setzte sich automatisch und ohne nachzudenken dazu und Hiroshi folgte ihrem Beispiel.

„Kümmert sich dein Exfreund überhaupt nicht um Taro?“

Irgendwann musste diese Frage ja mal gestellt werden. Aoko konzentrierte sich auf die kleinen Finger ihres Babys. Sie spürte aber zu deutlich den aufmerksamen Blick aus treuen braunen Augen ihres Kollegen. Zögerlich setzte sie zum Reden an. „Er weiß nichts von ihm.“ Unsicher blickte sie in die wandelnde Mimik ihres Gegenüber, die erst von Überraschung dann von Entsetzen überzogen war. Schnell fügte sie erklärend hinzu: „Taros Vater und ich waren damals nicht ganz ein Jahr zusammen und haben uns in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Ich habe selbst erst gemerkt, dass ich schwanger bin, als die Beziehung schon längst beendet war.“

„Du hast ihm nie etwas gesagt?“

Aoko schüttelte ihren Kopf und ahnte, dass er ihr nun ebenso eine Predigt halten würde, wie Shinichi es bereits getan hat. Oder er würde ihr ins Gewissen reden, wie ihr Vater und ihre Mutter, wie auch Ran und Chikage es bereits mehrfach versucht haben.

Hiroshi aber äußerte sich nicht, schwieg stattdessen einen Moment.

Taro lag vor den Erwachsenen, die sich mit den Rücken an der Couch anlehnten, und gluckste zufrieden. Aoko strich ihrem Sohn durch die dunklen Haare.

„Hast du keine Angst, dass er es irgendwann mal herausfindet und sauer werden könnte?“

Aoko erstarrte in ihren Bewegungen. „Doch“, gestand sie. Schüttelte aber schnell ihren Kopf um die damit verbunden Konsequenzen abzuschütteln und zu verdrängen. „Aber so kann er ungestört sein Leben leben.“ Sie sah Hiroshi an. Unsicher und verzweifelt. „Er wird zur Hochzeit meiner Schwester kommen...“, sie stockte wieder, bevor sie ergänzte: „...mit seiner Freundin.“

Hiroshi zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Deine Schwester hat deinen Ex eingeladen?“

„Er ist der beste Freund meines Schwagers.“

„Und er hat eine Freundin?“

„So heißt es“, antwortete sie unbehaglich. Ihre Hände verschränkte sie in ihrem Schoß, als sie plötzlich eine größere warme Hand auf ihren spürte.

„Stört dich das?“

Er sah sie so mitfühlend an und seine Berührung tat in diesem Moment so gut, das Aoko sich am liebsten alles von der Seele geredet hätte. Für einen kurzen Moment wollte sie sich einfach fallen lassen, nicht die starke und selbstbewusste Frau sein, die für ihr Kind funktionieren musste. Aber dann schob sie all diese Gefühle wieder in eine Schublade, tief in ihrem Herzen und verschloss sie. „Er kann machen was er will.“

„Und du?“ Sanft rutschte Hiroshi näher, überbrückte den Abstand zunehmend ermutigt, je weiter das Gespräch voranschritt.

Aokos Herz begann schlagartig zu rasen. Ihr Kopf drohte sich abzuschalten. Wie lange hatte sie sich dem männlichen Geschlecht nicht mehr genähert? Wie schwer war es jemanden zu finden, der vor einer Schwangeren oder einem kleinen Baby nicht gleich kehrt machte und verschwand?

Hiroshi näherte sich noch etwas, beugte sich dann schließlich ganz zu ihr und legte ganz vorsichtig seine Lippen auf ihre. Behutsam, als wäre sie aus Porzellan, vertiefte er den Kuss, dabei aber aufmerksam und lauernd ob es Widerstand von ihrer Seite gab.

Aoko klopfte das Herz bis zum Hals. Hiroshi hatte sich als guter Freund offenbart. Seit Beginn ihres Studiums, war er ihr hilfsbereit zur Seite gestanden. Sie spürte die hauchzarte Berührung, wie er vorsichtig den Kuss vertiefte. Ihre Augen schlossen sich. Ihre Sinne waren ganz auf ihr Gegenüber gerichtet. Seine Lippen begannen sich zu bewegen um mit ihren zu spielen, bis sich neckisch seine Zunge einschaltete und neugierig den Weg suchte. Hiroshi küsste ganz anders als Kaito. Er war nicht forsch, sondern ging sehr zärtlich beinahe ehrfürchtig vor. Er drängte sich nicht auf, überfiel sie nicht gleich. Mit Kaito wäre sie schon längst in einem Strudel aus Leidenschaft verschmolzen. Hiroshi hingegen gab ihr Zeit sich mit der Situation in Ruhe zu befassen. Auch wenn es mit Kaito immer prickelnd und aufregend war, so fühlte sie sich bei Hiroshi in diesem Moment einfach nur sehr wohl. Nach einem zaghaften und doch innigen Kuss, löste sich der Psychologiestudent ebenso langsam wieder, wie er sich ihr genähert hatte. Erst als er etwas auf Abstand ging, schaltete sich ihr Kopf an und ihr Gehirn nahm wieder die Arbeit auf. Und nun wurde ihr bewusst was sie eben getan hatte. Entsetzen trat in ihre Gesichtszüge. „Hiroshi“, keuchte sie.

„Aoko, ich bereue das nicht und du musst mir wirklich glauben, wenn ich dir jetzt sage...“, beschwichtigte er sie sofort und auch leicht verwirrt über ihre Reaktion.

„Sag es nicht“, rief sie panisch dazwischen.

Überrascht hielt er inne, musterte das Mädchen aufmerksam, das vollkommen durcheinander um Fassung rang. Dann leuchtete ihm ihre Reaktion ein. „Verstehe, du liebst ihn immer noch.“

Verwirrt richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf ihr Gegenüber. „Was?! Nein, das ist es nicht.“ Sie fuhr sich entgeistert durch die Haare. „Wir sind Freunde“, stellte sie entsetzt fest. Sie tat es schon wieder. Als habe sie nichts aus der Vergangenheit gelernt. Sie hatte doch schon einmal eine Freundschaft leichtfertig aufs Spiel gesetzt und dann verloren. Wie konnte sie nur so dumm sein und diesen Fehler nun wiederholen?

Sorge


 

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Gerade kam Aoko vom Flughafen zurück. Ihre Augen immer noch gerötet vom vielen Weinen. Keiko saß in diesen Minuten in einem Flugzeug, welches sie und Hakuba nach London brachte. In England würde Hakuba Jura und Keiko Medizin studieren.

Aoko hatte erst mal vier Tage Ferien, bevor auch bei ihr der Ernst des Lebens begann. Erholen konnte sie sich trotzdem nicht, denn Ran und Shinichi hatten überraschend schnell eine Wohnung gefunden und konnten diese sofort beziehen. Es war ihr immer noch ein Rätsel wie das klappen konnte und sie vermutete fast, das seine einflussreichen Eltern dabei eine Rolle gespielt haben.

Zumindest würde sie die nächsten Tage nicht sinnlos die Zeit totschlagen, während Kaito keine Zeit für sie hatte. Ran und Shinichi waren heute schon dort um den Wänden den letzten farbigen Anstrich zu verpassen, damit morgen der Möbeltransport beginnen konnte.

Sie näherte sich ihrem Haus. Ein schwarzer Geländewagen vor ihrem Grundstück fiel ihr, auf der sonst so leeren Straße, sofort auf. Das Kennzeichen eine wirre Reihenfolge an Zahlen. Die Scheiben waren rundherum getönt. Es war vom Gehsteig nicht auszumachen, ob jemand in diesem Wagen saß oder nicht. Ob es Zufall war, dass dieses Auto vor ihrem Grundstück parkte? Sie beachtete es nicht weiter und betrat den kleinen Vorgarten. Schritt für Schritt folgte sie dem Weg zur Haustüre, als sie hinter sich eine Autotüre zuschlagen hörte und Schritte erklangen.

„Aoko Nakamori?“, rief ihr jemand hinterher.

Überrascht drehte sie sich um und musterte den Mann, der ihren Vorgarten betrat und sich näherte. Schwarze kurze Haare umrandeten ein attraktives Männergesicht. Dunkle Augen und schmale Lippen mit einem Oberlippenbart. Das Gesicht kam ihr bekannt vor. Der schlanke und doch gut gebaute Körper steckte in einem Marken-Anzug, der sicherlich ein Vermögen gekostet hat. Aokos Blick huschte kurz zu dem schwarzen Geländewagen. Ein zweiter Mann mit schwarzem Anzug, schwarzen Handschuhe und einer schwarzen Sonnenbrille lehnte an der Beifahrertüre und behielt sie im Auge.

Mit großen Augen richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihr Gegenüber. Der Mann musterte sie unverhohlen und trug ein spöttisches Grinsen auf den Lippen. Erst jetzt fiel ihr auf, an wen Sie dieser Mann erinnerte. Automatisch versteifte sie sich, als ihr Verdacht sich auch noch offensichtlich bestätigte.

„Shinshiro Hino“, stellte er sich vor und hielt ihr eine Visitenkarte vor die Nase. „Sie waren mit meinem Sohn in der Schule und haben ihn fälschlicherweise der Körperverletzung angezeigt. Zudem wurde er aufgrund Ihrer falschen Anschuldigungen der Schule verwiesen.“

Aoko schluckte, sah in die kalten braunen Augen und ignorierte die kleine Karte. „Nicht fälschlicherweise“, widersprach sie. Jedoch war ihre Stimme bei weitem nicht fest und der innerliche Aufruhr legte sich auf ihre Stimmbänder nieder. Der Vater hatte die gleiche Ausstrahlung wie der Sohn und konnte sie regelrecht mit seiner Erscheinung in Angst und Schrecken versetzen.

„Ich bitte Sie, Fräulein Nakamori, oder darf ich Aoko sagen? Shiro hat mir alles erzählt. Er hat mir von Ihrem Unfall berichtet, wie sie gestolpert und gegen den Zaun gestürzt sind. Daher hatten sie auch die schlimme Platzwunde an der Stirn. Zudem hat er mir auch erzählt, dass sie seinen besten Freund gegen ihn aufgebracht haben.“ Der Mann überragte sie um ganze zwei Köpfe und wusste wie bedrohlich seine Erscheinung auf sie wirken musste. Genau das spielte er auch wissentlich aus.

Aoko war allein, unsicher und wusste nur allzu gut welche Position er in der Politik hatte. Sie ahnte, dass kein Richter der Welt gegen ihn und seinen Sohn arbeiten würde.

„Ich verstehe es ja. Ein Mädchen das von meinem Sohn gekränkt wurde, möchte sich verständlicherweise an ihm rächen, aber finden Sie nicht, dass Sie hier ein wenig übertreiben?“

„Ich übertreibe nicht“, widersprach Aoko schockiert. Wenn er die Wahrheit verdrehte, würde Shiro ungestraft vor Gericht davon kommen. Dann war er auf freiem Fuß, das Annäherungsverbot aufgehoben und was dann passieren könnte, wollte sie sich nicht mal im Entferntesten vorstellen. Das durfte nicht passieren! „Ich habe ihn abgewiesen“, stellte sie klar.

Der Politiker sah sie mitleidig an, denn er glaubte ihr kein Wort. „Das sagen alle und als nächstes wollen Sie mir erklären, dass mein Sohn versucht hat Sie zu vergewaltigen.“

„Das hat er auch“, stimmte Aoko verzweifelt zu.

„Sie sind keinen Deut besser als alle anderen Menschen mit denen ich zu tun habe“, sprach Hino unbeeindruckt. „Wir sind reich und Sie erhoffen sich so an unser Geld heranzukommen.“ Er pausierte, musterte das Haus, die Siedlung und letztendlich Aoko. „Ihr Vater ist Kommissar? Die Frage stellt sich, wie lange noch, wenn Sie an dieser haarsträubenden Geschichte festhalten.“

„Herr Hino“, mischte sich plötzlich Eri überaus freundlich ein und eilte heran. „Welch Freude Sie in unserem bescheidenen Heim begrüßen zu dürfen. Mein Name ist Eri Nakamori und ich bin Aokos Stiefmutter wie auch ihre Anwältin.“ Sie ließ Shiros Vater nicht die Möglichkeit zu antworten, sondern sprach sofort weiter. „Ich hoffe Ihnen ist bewusst, dass man Ihnen diesen Auftritt durchaus als Bedrohung anlasten könnte. Immerhin sprechen Sie hier mit dem Opfer Ihres Sohnes.“

Finster ballte der Anzugträger seine Hände.

Eri entging das keineswegs, ließ sich aber auch nichts anmerken. „Aoko hat unter Shiro sehr gelitten und genau das werden wir vor Gericht auch kundtun.“

„Ich bitte Sie...“, setzte der Politiker erzürnt zur Wehr.

Jedoch hätte die Anwältin ihren Beruf verfehlt, wenn sie sich so leicht verschrecken ließ. Dreist fiel sie dem Mann einfach ins Wort. „Zeugenbeeinflussung und Ausnutzen der Machtposition könnte Ihnen und besonders Ihrem Sohn zur Last gelegt werden. Ich hoffe für Sie, dass Sie keines von beidem meiner Tochter gegenüber versucht haben, oder?“ Natürlich hatte sie etwas von dem Gespräch mitbekommen. Und das Gesicht ihres Gegners sprach sowieso für sich. „Schweigegeld nehmen wir im Übrigen auch nicht an. Ihr Sohn wird sich vor Gericht für seine schändlichen Taten verantworten müssen.“ Sie schob Aoko zur Haustüre. Ließ den Politiker eiskalt stehen und sperrte die Haustüre auf. Doch dann drehte sie sich nochmal um und bemerkte wie sehr sich der Mann zusammenriss um nicht die Beherrschung zu verlieren. „In Zukunft möchte ich nur noch mit Ihrem Anwalt sprechen, Herr Hino. Einen guten Tag wünsche ich Ihnen.“

Mit diesen Worten schob sie Aoko gänzlich ins Haus und schloss die Türe. Durch das Fenster beobachteten die Nakamoris wie der Mann aufgebracht zum Wagen zurückkehrte und wenig später davon brauste.
 

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Ein unbehagliches Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Aoko wusste nicht was sie sagen sollte, wie sie sich verhalten sollte. Auch Hiroshi schien komplett in Gedanken versunken.

Die Haustüre fiel ins Schloss.

Überrascht sah Aoko auf, denn eigentlich war ihr Vater zur Zeit irgendwo in Japan unterwegs und Eri noch bis einschließlich morgen vor Gericht. Nach dem Disput mit Shinichi konnte sie sich nicht vorstellen das Ran nochmal kam.

Wenig später erschien Eri im Wohnzimmer. Ihr schlanker Körper steckte in einem teuren Anzug, die sonst so streng hochgesteckten Haare fielen ihr offen über den Rücken. Sie zog sich erschöpft die Brille von der Nase um sich über ihre Augen zu wischen. Erst als sie ganz ins Zimmer trat bemerkte sie den jungen Mann, der neben ihrer Tochter auf dem Boden saß und sie ertappt anstarrte. „Guten Abend“, begrüßte ihn die Anwältin unbefangen und dennoch erstaunt, dass Aoko sich in männlicher Begleitung befand. Sie näherte sich, reichte dem Fremden ihre Hand und stellte sich vor. „Eri Nakamori, ich bin Aokos Stiefmutter.“

Hiroshi beeilte sich aufzustehen um nicht als völliger Idiot abgestempelt zu werden, jedoch kniete sich Eri schon zu ihnen auf den Boden. „Hiroshi Jokusa, ich bin ein Kommilitone von Aoko.“

„Das freut mich.“ Ein freundliches Lächeln trat auf ihre Lippen. Ein kurzer verwunderter Ausdruck zu ihrer Tochter, dann erhielt Taro die gesamte Aufmerksamkeit. Seit sie den Raum betreten hatte, ruderte er vor Aufregung und Freude mit den Armen und strampelte wild mit seinen Beinen. „Da ist ja mein kleiner süßer Spatz!“ Im nächsten Moment hob Eri Taro hoch und drückte den kleinen Spross fest an sich. „Und so groß bist du in einer Woche geworden. Hast du die Oma sehr vermisst?“

Aoko, der alles zu schnell ging um es überhaupt fassen zu können, fand ihre Sprache wieder und hakte perplex nach. „Du bist schon zurück? Wolltest du nicht übermorgen zurückkommen?“

Eri nickte. „Ja, so der Plan. Aber ich bin schon die letzten Tage so erschöpft und müde. Kenji meinte, er würde den Rest alleine schaffen und hat mich nach Hause geschickt.“ Müde wischte sie sich wieder über die Augen und unterdrückte ein Gähnen. „So, ich werde dann mal auspacken und ins Bett verschwinden. Aber morgen, mein Schatz, hat die Oma ganz viel Zeit für dich“, versprach sie Taro, der wieder fröhlich gluckste. Im nächsten Moment überreichte Eri ihren Enkel Aoko und stand wieder auf. „Macht euch noch einen schönen Abend und lasst euch von mir nicht stören.“ Schon verschwand sie aus dem Wohnzimmer und hievte wenig später ihren Reisekoffer ins Obergeschoss.

„Das war nicht geplant“, erklärte Aoko, immer noch verunsichert wie sie sich ihrem Mitstudent nun gegenüber verhalten sollte.

Auch Hiroshi schien verunsichert. „Aoko, ich wollte dich nicht überrumpeln, aber ich kann auch meine Gefühle nicht abschalten.“

Überrascht schluckte sie. Hatte sie ihm vorhin nicht gesagt, dass sie es nicht hören will?

„Ich möchte nicht, dass etwas zwischen uns steht und wenn du noch Zeit brauchst, dann warte ich. Mir ist das Ernst mit dir... und Taro“, wobei er etwas unbeholfen auf das Baby blickte. „Aber ich möchte es versuchen, ich möchte dass das zwischen uns etwas wird.“

„Hiroshi“, stammelte Aoko überfahren. Dass der Abend so endet hatte sie nicht einmal im Ansatz erwartet oder angenommen. Für sie war er immer nur ein Freund. Dass von seiner Seite aus Gefühle im Spiel waren, war ihr bisher komplett entgangen.

„Lass dir Zeit, Aoko. Ich möchte nicht, dass du dich durch mich bedrängt fühlst. Du sollst nur wissen, dass es jemanden gibt, der dich liebt. Ich hoffe, du wirst das auch so sehen.“ Unsicher lächelte er, dann stand er auf. „Ich sollte jetzt gehen.“

Aoko stand ebenso auf, ließ Taro alleine auf der Krabbeldecke liegen und folgte Hiroshi in den Eingangsbereich. Dieser zog sich seine Schuhe und die Jacke an und drehte sich nochmals der jungen Frau zu. Im nächsten Moment umfasste er ihr Gesicht, hob es seinem entgegen und küsste sie vorsichtig und zärtlich.

Die junge Mutter ließ es geschehen, befand sich in einem Zustand des absoluten Gefühlschaos. Sie wusste nicht mehr was richtig und was falsch war. Sie wusste nicht mehr was sie fühlen sollte, was sie überhaupt empfand. Zu plötzlich wurde sie mit Gefühlen konfrontiert, zu unvorbereitet kam alles. Kaitos Gesicht erschien plötzlich in ihrem Kopf. Der attraktive junge Mann, selbstbewusst und zielstrebig, leicht arrogant und doch erkannte sie in ihm immer noch ihren besten Freund, ihre erste große Liebe.

Hiroshi löste sich wieder von Aoko und blickte in die großen blauen Augen der Studentin. „Wir sehen uns morgen in der Uni. Gute Nacht.“

„Danke fürs Babysitten.“

Er lächelte und verließ das Haus. Aoko räumte noch schnell die Küche auf, holte Taro und schaltete alle Lichter aus, dann ging sie auch mit ihm in ihr Zimmer, bereitete ihn für die Nacht vor und legte ihn schlafen. Zuletzt ging auch sie ins Bett. Während Taro friedlich schlummerte, lag Aoko wach und fand nicht in den Schlaf, bis die Augen immer schwerer wurden und schließlich zufielen.
 

Taro hatte seit langem die Nacht durchgeschlafen. Kein Schreien, kein Weinen. Aber nun meldete er sich und verlangte nach seinem Milchfläschchen. Aoko hatte ganze sechs Stunden am Stück geschlafen und fühlte sich erholt wie schon lange nicht mehr. Schnell war die Flasche gemacht und das Baby glücklich. Während sie ihren Sohn fütterte, kehrten die Gedanken zum Vorabend zurück. Wieder dachte sie an die weichen warmen Lippen von Hiroshi. Und immer noch wusste sie nicht, wie sie ihm gegenüber fühlte oder fühlen sollte. Zu plötzlich kam diese Annäherung, zu überraschend. Er brachte sie vollkommen durcheinander. Dann kehrten ihre Gedanken wie automatisch zu Kaito, doch schon schüttelte sie ihren Kopf. Er selbst hatte eine Freundin und wer wusste schon wie lange. Er zerbrach sich sicherlich nicht den Kopf über solche Banalitäten. Zudem hatten sie sich vor über einem Jahr getrennt. Das Leben ging schließlich weiter.

Taro war satt und Aoko ließ ihn erst aufstoßen, ehe sie ihn nochmal ins Bett legte, in der Hoffnung dass er weiterschlief. Sie selbst legte sich auch nochmal hin und verschränkte ihre Arme hinter ihrem Kopf. Dann starrte sie die weiße Decke an, während ihre Gedanken sich im Kreis drehten.

Taro schlief tatsächlich nochmal tief und fest.

Aoko hingegen blieb wach. Sie schaltete das Babyfon ein und schlich ins Erdgeschoss. Sie würde schon mal für sich und Eri das Frühstück vorbereiten. Dann entschied sie kurzerhand die Uni zu schwänzen und Taro in der Kita zu entschuldigen. Immerhin war Freitag und sie hatte keine wichtigen Vorlesungen. Die Unterlagen könnte sie sich dann von Sanjo holen.

Zwei Stunden später betrat Eri die Küche. Sie sah unnatürlich blass aus, wirkte erschöpft und ausgelaugt. Sofort keimte Sorge in Aoko auf. Sie würde doch wohl nicht krank werden? Wundern täte es die junge Mutter aber nicht. Eri war ebenso wie Ginzo in den letzten Wochen viel unterwegs. Keiner von beiden kam wirklich zur Ruhe. „Wie geht es dir?“

„Ich fühle mich ausgelaugt“, antwortete Eri und lächelte dann beruhigend. „Der Kunde in Hokkaido war recht anstrengend. Sicherlich liegt es nur daran.“

Aoko hoffte, dass ihre Stiefmutter die Wahrheit sagte. „Du solltest langsam etwas weniger machen. Können dir nicht andere Kollegen etwas abnehmen?“

„Ach mein Schatz, die Arbeit macht mir doch Spaß“, beschwichtigte Eri. „Mach dir keine Sorgen, Aoko.“

Sie würde die Aussage erst einmal so hinnehmen und Eri weiterhin beobachten. Sollte sich ihr Zustand aber verschlechtern, so würde sie darauf drängen einen Arzt aufzusuchen.

„War Hiroshi noch lange da?“, wechselte Eri neugierig das Thema.

„Nein.“

„Und dieser junge Mann ist dein...“

„Studienkollege“, antwortete Aoko sofort um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Dass er sie zweimal geküsst hatte verschwieg sie.

Eri trank einen Schluck von ihrem Kaffee und musterte aufmerksam ihre Stieftochter. „Die Trennung von Kaito ist schon so lange her. Es ist in Ordnung wenn du Interesse an anderen Männern zeigst. Du kannst schließlich nicht ewig alleine bleiben.“

Aoko setzte ebenso an zu trinken um nicht antworten zu müssen.

„Hiroshi ist ein netter junger Mann und studiert auch Psychologie. Auf jeden Fall ist er mir sehr sympathisch.“

„Wir sind Freunde.“

„Nur Freunde?“

„Eri!“

„Es hatte den Anschein, dass ich etwas ungelegen komme.“

„Das täuscht.“

„Aoko, wenn du ein schlechtes Gewissen hast, so kann ich dich wirklich beruhigen. Es ist in Ordnung, wenn du dich neu verliebst. Für Taro ist es doch nur ein Segen, wenn er endlich einen Vater bekommt.“

Aoko schluckte. Das wusste sie doch alles selbst und dennoch schien es an einem Punkt zu scheitern – sie war nicht verliebt. Zu dieser Erkenntnis war sie nach langer und reiflicher Überlegung gekommen. Mit dem Erfolg, dass sie nun einem guten Freund eine Abfuhr erteilen musste und ihn vermutlich verlieren würde. „Ich liebe Hiroshi nicht. Er hat Gefühle für mich, aber ich nicht für ihn“, murrte Aoko. Sie starrte in ihre Kaffeetasse in dem Glauben eine Antwort auf alles zu finden. Aber dem war nicht so. „Ich werde wieder einmal einen Freund verlieren.“

Eri lauschte den verzweifelten Worten und suchte nach passendem Trost für Aoko. „Eine gute Freundschaft übersteht solche Krisen.“

Die junge Mutter glaubte es nicht. Sie konnte es sich nicht vorstellen, wie Hiroshi mit einer Abfuhr klar kommen sollte, wenn sie selbst nicht einmal wusste, wie sie ihm gegenüber treten soll. Das Geständnis stand zwischen ihnen.

„Oder du wartest noch etwas. Vielleicht fühlst du ja doch etwas mehr als Freundschaft und diese Gefühle können ja immer noch zu Liebe werden“, bemerkte Eri weiter.

Aoko sagte dazu nichts mehr, konzentrierte sich auf ihr Frühstück.

Eri lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Ich habe mit Chikage telefoniert. Wie du sicherlich weißt, kommt Kaito zur Hochzeit und wird danach seinen dreiwöchigen Urlaub bei ihr in Amerika verbringen. Zudem hat er im Anschluss seine Show in Tokio, die ist auch schon vorbereitet. Er wird ganze zwei Wochen in der Stadt verbringen und über diesen Zeitraum wieder im Nachbarhaus einziehen.“

Aoko schluckte schwer. Warum erzählte Eri ihr das alles?

„Chikage und ich sind der Meinung, dass du die zwei Wochen vielleicht nutzen könntest um mit Kaito in Ruhe über Taro zu reden.“

Daher wehte der Wind. Aoko umfasste ihre Kaffeetasse fester.

„Zudem bin ich der Meinung, dass du ihm noch vor der Hochzeit von seinem Sohn erzählen solltest. Immerhin steht Ran und Shinichi ein großer, sehr wichtiger Schritt bevor. Es sollte an diesem Tag einfach alles glatt laufen und sie sollen diesen Tag als eine schöne Erinnerung behalten.“

Aoko schwieg. So sehr sie Eris Standpunkt verstand, so sehr sie auch Chikages Sorgen nachvollziehen konnte und so sehr sie auch Ran und Shinichi einen glücklichen und wundervollen Tag gönnte, sie konnte Kaito nichts sagen. Zu groß war die Angst vor seiner Reaktion. Immerhin konnte sie überhaupt nicht einschätzen wie er reagieren würde. Und im Gegensatz zu ihr, hatte er auch die finanziellen Mittel ihr Taro für immer wegnehmen zu können, sollte er es darauf anlegen und seinen Sohn mit seiner Freundin zusammen aufziehen wollen. Beim besten Willen würde Aoko ihren Sohn nicht hergeben. Taro ist alles was ihr noch geblieben ist. Es musste eine andere Lösung her. Kaito durfte nicht von seinem Sohn erfahren und Aoko würde alle Hebel in Bewegung setzen, dass es auch so blieb.

Pläne


 

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Die nächsten drei Tage brachten sie Rans und Shinichis Hausstand in die neue Wohnung. Das Appartementhaus lag in der Nähe einer Bahnstation und beide Studenten hatten in etwa den gleichen Weg zur Universität.

Aoko staunte über die große und helle Wohnung. Sie trug einen Umzugskarton, der wie alle anderen Kartons seinen vorübergehenden Platz im Büro Schrägstrich Kinderzimmer finden würde. Zumindest wurde das dritte Zimmer der Wohnung fürs erste zur Abstellkammer degradiert. Ran würde sich in den nächsten Wochen ans Auspacken machen um die noch karge und leere Wohnung aufzuhübschen.

Aoko trat durch die kleine Diele ins dritte Zimmer hinein. Es lag direkt neben dem Raum, den Shinichi und Ran als ihr Schlafzimmer auserkoren hatten. Sollte in ein paar Jahren Nachwuchs einziehen wären sie schnell beim Kind.

Gegenüber der Schlafräume, befanden sich die Küche und das Badezimmer. Das Wohnzimmer lag am Ende des Ganges und erstreckte sich über die gesamte Breite. Eine große Glasfront sorgte für viel Licht in der Wohnung und ein kleiner Balkon lud zum Verweilen ein.

Jedes Zimmer hatte verschiedene, freundliche und helle Farben an den Wänden und die ersten Möbel gaben einen Einblick, wie es in den nächsten Wochen aussehen wird.

Shinichi nahm ihr den Karton ab. „Danke für deine Hilfe, Aoko.“

„Keine Ursache“, entgegnete sie und wollte sich umdrehen um den nächsten Karton aus dem Lieferwagen zu holen, als Shinichi sie zurückhielt.

„Kaito wollte ja auch helfen, aber er schafft es wohl nicht.“

Aoko senkte traurig die Augen. Wie lange hatte sie ihren Freund nun nicht mehr gesehen? Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, dabei waren es erst ein paar Tage. Kaito war mit Rui im Blue Parrot und testete einige Tricks durch. Die erste Show würde in wenigen Wochen starten. Die Aufmerksamkeit vieler Magier und der Presse lagen bereits jetzt schon auf Kaito. Es hat große Wellen geschlagen, als es hieß, dass der Sohn des berühmten Toichi Kuroba seine erste Zaubershow präsentieren wird. Die Show war bereits ausgebucht, auch viele Presseleute haben sich schriftlich angemeldet.

Das Blue Parrot war eine Billiard-Bar und gehörte Jii Konosuke, dem ehemaligen Assistenten von Toichi. Der inzwischen 65-jährige war früher selbst in alle Tricks involviert und konnte sicherlich bei dem ein oder anderen Mal hilfreiche Tipps geben und Rui helfen sich zurecht zu finden.

Die rothaarige Japanerin war kleiner als Aoko, schlank und sehr sympathisch. Sie hatten die selben Interessen und verstanden sich auf Anhieb. Kaito hatte ihr einige Aufgaben gestellt, die sie mit Bravour bestand. Man merkte ihr auch an, dass sie ihrem Vater oft half. Sie war talentiert, geschickt und konnte sich schnell auf unerwartete Situationen einlassen, improvisieren und verfügte über ein schauspielerisches Talent.

Für Kaito stand schnell fest, dass sie den Job hatte und seitdem feilten sie an der Show.

Aoko verstand ihren Freund. Er wollte, dass die Show ein Erfolg wird. Niemals würde er den Ruf seines Vater beschmutzen oder ihm Schande bereiten wollen. Er wollte auch seiner Mutter zeigen, dass er das Zeug dazu hatte. Sie sollte stolz auf ihn sein.

„Wer schafft es nicht?“, hörte sie dann plötzlich eine vertraute Stimme hinter sich.

Ein Karton schob sich an Aoko vorbei und wurde kurz darauf zu den anderen abgestellt. Mit einem ganz eigenen Handschlag, den die Jungs immer noch aus der Schule inne hatten, begrüßten die Freunde sich

„Kaito“, murmelte Aoko ungläubig.

„Natürlich, hast du wen anderes erwartet, Ahoko?“, neckte er charmant grinsend.

Für die Neckerei hatte sie keinen Kopf. Zu sehr hatte sie ihren Freund in den letzten Tagen vermisst. Sie stürmte auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. Bevor er noch irgendwas sagen konnte, presste sie ihren Mund auf seinen und drückte ihren Körper noch enger an ihn. Sofort vergaßen sie alles um sich herum, konzentrierten sich nur aufeinander, bis Shinichi sich räusperte und spaßend anmerkte: „Ihr könnt ja das Bett im Schlafzimmer schon mal aufbauen.“

Aoko löste sich verlegen von ihrem Freund, während Kaito schelmisch grinste. „Gar keine schlechte Idee.“

Sie boxte empört ihrem Freund an den Brustkorb und errötete unter Shinichis wissendem Blick. „Wir sind nur hier um beim Umzug zu helfen. Und nun los, du großer Magier, pack mit an, damit wir schneller fertig werden.“

Kaito zwinkerte Shinichi zu, dann feixte er wieder: „Und danach bauen wir das Bett auf um es gleich auf die Standfestigkeit zu prüfen.“

„Bakaito“, schimpfte Aoko puterrot, während Kaito und Shinichi schallend lachten.
 

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Eri döste auf der Couch, während Taro auf seiner Krabbeldecke lag und das Zimmer bestaunte. Aoko kochte für ihre Stiefmutter einen Tee und kümmerte sich um den Rest. Der Ruhetag zuhause tat allen gut, allerdings trudelten vermehrt Nachrichten auf ihrem Handy ein.

Aoko setzte sich mit ihrem Mobiltelefon zu Taro und öffnete den Nachrichtenverlauf.

Ran, Hiroshi und auch Sanjo hatten ihr geschrieben. Aoko öffnete die Nachricht von Sanjo. Hey, Aoko, du bist ja heut gar nicht da. Stell dir vor, die Show ist komplett ausgebucht. Keine Chance mehr an Tickets zu kommen. Echt schade. :( Wann hast du Zeit zum Shoppen? Kawasaki möchte mich morgen treffen. Wir gehen ins Kino und vorher noch Abendessen. Ich brauche deinen Rat :)

Aoko tippte schnell eine Antwort ein. Eri fühlt sich nicht gut und kam überraschend nach Hause. Kann leider nicht. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass Kawasaki dich in jedem Kleidungsstück heiß findet ;)

Dann öffnete sie die eingegangene Nachricht von Ran. Es tut mir leid, wie sich Shinichi verhalten hat. Er ist manchmal echt ein Holzkopf. Natürlich ist die Situation nicht einfach. Lass uns nochmal in Ruhe drüber reden.

Aoko schluckte schwer. Reden half auch nichts. Ihr Blick fiel zu Eri, die auf der Couch lag und eingeschlafen ist. Die unnatürliche Blässe behagte Aoko nicht. Aber wenn sie das Ran schrieb, würde sich ihre Schwester nur Sorgen machen. Eri ist überraschend heimgekommen, fühlt sich nicht gut. Ich hoffe sie wird nicht krank. Hab die Uni heute sausen lassen und kümmere mich um sie.

Sie atmete tief durch bevor sie Hiroshis Nachricht öffnete. Hallo Aoko, ich hoffe es ist bei dir alles in Ordnung? Ich wollte dich wirklich nicht überrumpeln. Wir sehen uns dann nächste Woche in der Uni. Hiroshi

Aoko tippte schnell eine Antwort ein: Eri fühlt sich noch nicht besser. Ich kümmere mich heute um sie. Bis nächste Woche.

Nun kam Taro dran und sie würde die gemeinsame freie Zeit mit ihrem Sohn genießen.

So der Vorsatz bis das Telefon klingelte.

Sie stand auf und eilte hin um den Anruf entgegen zu nehmen. „Nakamori“, stellte sie sich vor und lauschte auf die Antwort.

„Hier auch“, drang die tiefe Stimme ihres Vaters durch die Leitung. „Aoko, wie geht’s dir? Steht das Haus noch?“

„Ich bin kein Baby mehr, Papa“, knurrte sie zurück und schnaubte.

Ihr Vater begann zu lachen. „Nein, bist du nicht, aber dennoch ist eines zuhause. Wie geht’s meinem Enkelchen?“

„Gut, er hält mich ganz schön auf Trab.“ Aoko blickte zu ihrem kleinen Sonnenschein und lächelte liebevoll.

„Da habe ich kein Mitleid“, bemerkte ihr Vater halb spaßend und doch auch halb ernst. Er hatte ihr damals gesagt, was er von einer frühzeitigen Schwangerschaft hielt. Dass sie sich von dem Vater des Kindes getrennt hatte und sich auch weigerte diesem die Wahrheit zu sagen, sorgte immer wieder für Diskussionen innerhalb der Familie. „Aber zu was anderem. Ich erreiche Eri auf ihrem Handy nicht.“

Aokos Blick wanderte weiter zu der immer noch schlafenden Eri. „Sie ist hier. Kam gestern Abend überraschend nach Hause. Ihr geht’s nicht besonders gut, du weißt ja, viel Stress. Sie ist müde und schläft gerade.“ Sie wollte ihren Vater nicht in Sorge versetzen, aber belügen wollte sie ihn auch nicht. „Wann kommst du eigentlich wieder nach Hause?“

„Darüber wollte ich mit Eri sprechen“, seufzte er ins Telefon.

„Du wirst doch nicht noch länger weg bleiben?“, hakte Aoko sofort bestürzt nach.

„Wir haben eine neue Ankündigung aus Fukuoka. KID will Ende der Woche dort zuschlagen. Wir sind nochmals beauftragt worden ihm nachzureisen.“

„Eri wird nicht begeistert sein“, bemerkte Aoko.

„Glaubst du, mir gefällt das?“

Ihre Stiefmutter würde ganz und gar nicht über diese Neuigkeit erfreut sein. „Wann kommst du dann nach Hause?“

„Womöglich nächstes Wochenende, es sei denn mein Chef entschließt sich spontan zur Weiterreise.“

„Papa, pass auf dich auf! Deine Gesundheit ist wichtiger als dieser dämliche Dieb.“

„Ich weiß, Aoko, bis bald“, verabschiedete sich Ginzo und legte auf.

Sie lauschte noch kurz dem Tuten, dann stellte auch sie das Telefon weg. Ihr sorgenvoller Blick glitt zu Eri und zum ersten Mal in ihrem Leben stellte sie sich die Frage, was aus ihr würde, wenn ihr Vater und ihre Stiefmutter ebenso plötzlich aus dem Leben gerissen wären, wie ihre leibliche Mutter damals.
 

„Endlich Wochenende“, freute sich Naomi und warf ihre langen schokoladenbraunen Haare in den Nacken. Ihre eisblauen Augen funkelten aufgeregt: „Wollen wir morgen was unternehmen?“

„Wir können in die Disko“, stimmte Yuri begeistert zu und ihre kurzen blondgesträhnten Haare wippten regelrecht mit der Kopfbewegung.

„Wir können auch zum Billard“, erwiderte Sasuke, der einzige Junge in der Runde, trocken. Dabei richtete er seine eisblauen Augen auf Ran. „Shinichi schuldet mir noch eine Runde.“

Die angesprochene Studentin mit den langen braunen Haaren zwinkerte: „Du wirst gegen ihn nicht gewinnen. Shinichi ist unschlagbar.“

„Das kann nicht sein“, konterte Sasuke. „Es muss einen Weg geben.“

„Vergiss es“, kicherte Ran.

„Und jetzt kommen wir zurück zum Thema: Disko?“, hakte Naomi nach.

„Billard, Schwesterchen“, grinste Sasuke zurück.

„Disko“, überstimmte Yuri den Studenten und grinste ebenso breit. „Zwei zu eins. Du hast verloren.“

Flehend suchte Sasuke bei Ran Unterstützung. „Ra-a-an.“

Diese zuckte jedoch nur mit den Schultern: „Ich werde dir die Schmach ersparen. Sorry, mir ist mehr nach Tanzen.“ Im nächsten Moment verließen die vier Studenten das Universitätsgebäude und traten in den sonnigen Tag hinaus. Als Ran ihren Blick auf den großen Brunnen richtete, der inmitten des Campus thronte, staunte sie überrascht.

„Da ist ja dein Angebeteter“, grinste Naomi und stieß die Braunhaarige mit dem Ellbogen in die Seite. „Du hast gar nicht gesagt, dass er dich abholt.“

Ran schüttelte ungläubig und dennoch überglücklich den Kopf. „Das wusste ich auch nicht.“

Schnell näherte sich die Gruppe Shinichi, der vor dem Brunnen stand und wartete. Fröhlich wurde er begrüßt und reichte einem nach dem anderen die Hand.

Sasuke grinste: „Das wir dich auch mal wieder zu Gesicht bekommen.“

Shinichi nickte. „Wir treffen uns wirklich viel zu selten“, räumte er ein. Schon drehte er sich seiner Verlobten zu und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen.

„Ooouuuh, wir sollten das Liebespaar lieber mal alleine lassen“, witzelte Sasuke.

Naomi stimmte zu. „Wir sehen uns ja morgen.“ Sie grinste ihren Bruder an: „Dann bist du nicht allein unter Frauen.“ Schon umarmte sie Ran. „Und wir telefonieren und machen noch was aus.“

Auch Yuri verabschiedete sich schnell, während Sasuke den Braunhaarigen herausfordernd an griente. „Du schuldest mir noch eine Revanche beim Billard.“

Shinichi nickte und grinste. „Das hab ich nicht vergessen. Morgen?“

„Nein, morgen gehen wir tanzen“, erklärte Naomi schnell.

„Ich bin überstimmt worden“, klagte Sasuke spielerisch.

„Wir sehen uns dann morgen“, stimmte Shinichi grinsend zu und die Freunde trennten sich.

Kaum allein fragte Ran neugierig: „Was machst du hier?“

„Dich abholen.“ Er legte den Arm um ihre Schulter und gemeinsam schlenderten sie den Weg entlang. „Unser Professor ist krank und die letzten Stunden sind ausgefallen. Da dachte ich mir ich überrasche dich.“

„Das ist dir wirklich gelungen.“ Sie sah ihn neugierig an. „Und was hast du jetzt vor?“

„Wir könnten etwas unternehmen und danach eine Kleinigkeit essen.“

„Wir müssen aber auch nachher nochmal kurz nach Hause. Mom ist wohl etwas krank und früher aus Hokkaido zurückgekommen.“ Bei dieser Erklärung prüfte Ran die Uhrzeit. „Lass uns doch das Essen auf zuhause verschieben.“

Shinichi nickte. „Wir können nachher für alle etwas mitbringen.“

Gemeinsam fuhren sie mit der Bahn und entschieden das schöne Wetter im Stadtparkt zu genießen.

„Wann hast du denn vor mit Sasuke zum Billard zu gehen?“

„Weiß noch nicht genau. Warum fragst du?“

„Wir könnten Aoko mitnehmen. Sie kommt kaum noch raus. Es schadet ihr sicherlich nicht, mal wieder unter Leute zu kommen.“

Shinichi antwortete nicht sofort.

„Sie kennt Sasuke und Naomi und wenn Heiji und Kazuha auch mit kommen wird es sicherlich lustig. Wir könnten auch Sonoko und Makoto fragen. Wir haben so lange nichts mehr zusammen unternommen. Aoko könnte auch Hiroshi und Sanjo mitbringen. Dann bringen wir mal alle Freunde zusammen.“

„Und wer passt auf Taro auf?“

„Mom wird sicherlich mal einen Abend auf ihn schauen.“

Shinichi sah Ran lange an, dann nickte er. „Ja, klar, klingt nach einem Plan.“

„Super und jetzt lass uns was zum Essen holen und ab nach Hause. Eri und Aoko haben sicherlich auch schon Hunger“, klatschte Ran freudig in die Hände.

Familiendiskussion


 

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Shinichis neunzehnter Geburtstag stand an. Dies verbanden er und Ran gleich mit einer Einweihungsparty. Aoko war schon am frühen Nachmittag gekommen um ihrer Schwester bei den Vorbereitungen zu helfen. Ein paar wenige Gäste würden heute kommen und die Mädchen bereiteten Häppchen vor, während der Herr des Hauses sich um die Getränke und die Musik kümmerte.

So standen Ran und Aoko zusammen in der Küche und unterhielten sich wie schon lange nicht mehr. Ihre Schwester fehlte zuhause. Auch Ginzo und Eri waren beruflich immer öfter und länger von zuhause weg und Aoko fühlte sich langsam einsam. „Wie läuft das Zusammenleben?“

„Ganz gut. Der letzte Umzugskarton ist ausgepackt und nächste Woche kommen endlich die Büromöbel.“

„Wie läuft es bei dir und Kaito?“

Aoko zuckte mit den Schultern. „Seit seiner ersten Show reißen sich die Veranstalter um Kaito. Er ist kaum noch zuhause. Rui, Jii und er planen bereits neue Tricks und Illusionen. Er möchte das alles noch viel größer und spektakulärer aufziehen, als sein Vater es damals getan hat. Chikage unterstützt das natürlich.“

„Ich bin froh, dass sein Plan aufgeht und sein Erfolg zunimmt. Es wäre ein Desaster, wenn dem nicht so wäre.“

„Manchmal wünschte ich es wäre das Desaster“, gestand Aoko leise. Sie war einsam und alleine und das drückte ihr aufs Gemüt. Auch wenn sie in der Uni neue Freunde gefunden hatte, Hiroshi und Sanjo hatte sie sofort in ihr Herz geschlossen, so fehlten ihr dennoch Keiko, Saguru und Ran. Es war einfach nicht mehr dasselbe wie früher. Jeder ging inzwischen seinen eigenen Weg.

„Du bist viel allein“, stellte Ran bedauernd fest. Sie wusste auf Anhieb auch keine Lösung für ihre Schwester.

Aoko lenkte ab, wollte nicht für trübe Stimmung sorgen. „Wer kommt denn nachher alles?“

„Heiji, ein Studienkollege von Shinichi. Er bringt seine Freundin Kazuha mit. Makoto und Sonoko kommen auch. Du bist da und Kaito hat leider abgesagt, aber das weißt du sicherlich schon.“

Aoko liebte Kaito sehr, aber in letzter Zeit fragte sie sich öfter, ob das mit ihnen überhaupt noch eine Zukunft hatte. Vier Wochen waren vergangen seit sie ihn zuletzt gesehen hatte. Er wohnte immer noch im Nachbarhaus, durch die Shows reiste er aber vermehrt in andere Städte. Sie wusste, dass seine Karriere gerade erst begann und fragte sich, wie oft sie ihn in Zukunft überhaupt noch sehen würde, wenn er noch erfolgreicher wäre.

„Du weißt doch, Kaito versucht immer zu kommen. Vielleicht überrascht er dich ja heute noch. Außerdem ist Shinichi sein bester Freund. Er würde doch nicht freiwillig den Geburtstag seines besten Freund verpassen.“

Sie wurden mit den Vorbereitungen gerade so fertig, als die Gäste eintrudelten.

Sonoko und Makoto setzten sich sofort mit dem Geburtstagskind auf die Couch und tranken ein Bier zusammen. Auch wenn die beiden noch nicht zusammen gezogen waren, so waren sie immer noch verliebt wie am ersten Tag.

Während Aoko den Tisch mit den Häppchen deckte, läutete es erneut und Ran ging öffnen. Wenig später betrat Heiji mit seiner Freundin die Wohnung. Ein dunkelhäutiger junger Mann, der eine Baseballkappe trug linste auf dem Weg ins Wohnzimmer kurz in die Küche und rief Aoko ein knappes: „He!“ zu. Dann verschwand er ins Wohnzimmer und gratulierte dem Geburtstagskind. Schon setzte er sich mit einer Bierflasche in der Hand dazu.

Ran und Kazuha betraten die Küche hingegen ganz und unterhielten sich bereits angeregt als würden sie sich schon Jahre kennen. „Das ist meine Schwester, Aoko.“

„Freut mich, Aoko, ich bin Kazuha“, begrüßte die grünäugige mit der Schleife im Haar. „Entschuldige bitte, aber Heiji ist immer kurz angebunden. Ich hoffe er hat wenigstens „Hallo“, gesagt, als er hier vorbei stürmte.“

„Wenn „He“ als „Hallo“ zählt, dann ja“, antwortete Aoko und deckte weiterhin ein.

„Seine Mutter hat die Erziehung verkorkst und ich muss es jetzt richten“, erklärte Kazuha belustigt zwinkernd und schlug sich dabei theatralisch die Hand an die Stirn. Dann ließ sie ihren Blick schweifen. „Schöne Wohnung habt ihr. Heiji hat erzählt, dass ihr seit einem Monat zusammenlebt?“

„Ja, wir sind direkt nach unserem Schulabschluss zusammen gezogen“, erklärte Ran und bot Kazuha etwas zu trinken an. „Unsere Unis sind zu weit von zuhause entfernt und wir hätten uns sonst gar nicht mehr richtig sehen können. Da stand die Entscheidung schnell fest. Shinichis Eltern haben uns ihre Unterstützung zugesagt und diese Wohnung aus dem Hut gezaubert.“

„Glück muss man haben“, staunte Kazuha begeistert.

Aoko sah sich in ihrem Verdacht bestätigt. Wer so reich und bekannt war wie die Familie Kudo, dem standen alle Türen offen. Die Mädchen setzten sich an den Küchentisch und unterhielten sich weiter.

„Und wie ist das Zusammenleben? Wie lange seid ihr überhaupt schon zusammen?“

Ran überlegte einen Moment: „Etwas über ein dreiviertel Jahr sind wir zusammen und es läuft wirklich gut. Wie ist das bei euch?“

„Heiji und ich wohnen nicht zusammen. Wir sind seit unserer Kindheit beste Freunde, haben Tür und Tür gewohnt. Ich lebe noch in Osaka. Im Moment führen wir eine Wochenendbeziehung.“

Aoko fühlte sich Kazuha verbunden, wobei sie ihre Beziehung nicht mal als Wochenendbeziehung titulieren konnte.

„Das wollen wir natürlich noch ändern, aber ich habe keinen Platz in Tokio bekommen und stehe an meiner Wunsch-Uni auf der Warteliste. Bis dahin studiere ich in Osaka.“

Die grünen Augen richteten sich auf Aoko. „Und du? Hast du auch einen Freund? Wohnt ihr zusammen?“

„Nein, wir wohnen nicht zusammen. Kaito ist zur Zeit sehr viel unterwegs.“

„Schade“, bemerkte Kazuha und Aoko spürte, dass sie es ernst meinte und nicht einfach nur so daher sagte.

Shinichi betrat die Küche und ihm folgten die anderen drei Gäste. „Nachdem wir vollzählig sind, eröffne ich das Buffet.“

Kaito kam nicht mehr an diesem Abend und Aoko versuchte die gesamte Zeit sich nicht anmerken zu lassen, wie einsam man sich alleine unter Pärchen fühlte.
 

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Nach Rücksprache mit Aoko besorgten Ran und Shinichi das Abendessen und trafen mit Einbruch der Dunkelheit bei den Nakamoris ein. Aoko begrüßte Shinichi und Ran mit einer Umarmung und nahm die Essenstüte entgegen um sie in die Küche zu bringen. Eri trat auch heran und umarmte ihren Schwiegersohn.

„Blass siehst du aus“, stellte Shinichi besorgt fest.

Auch Ran musterte ihre Mutter besorgt. „Du solltest zum Arzt gehen und dich nächste Woche krankschreiben lassen. Nicht dass du noch ernsthaft krank wirst.“

Eri drückte ihrer Tochter einen Kuss auf die Wange und tätschelte ihr liebevoll die Schulter. „Hokkaido war recht anstrengend, aber nächste Woche bin ich nur im Büro.“ Sie folgte Aoko in die Küche.

Shinichi und Ran sahen sich kurz besorgt an, dann folgten sie ebenso.

„Im Ernst, Mama, du und Ginzo seit wochenlang unterwegs. Ihr seid kaum noch zuhause, seht euch überhaupt nicht mehr und jetzt bist du so kränklich. Du solltest wirklich kürzer treten. Du musst nicht mehr durch Japan reisen um deine Mandanten zu vertreten. Dafür sind schließlich auch deine Kollegen da.“

Sie setzten sich an den Tisch.

Aoko verteilte gerade das Essen. „Das hab ich ihr auch gesagt.“

Eri setzte sich. „Und ich habe gesagt, dass mir die Arbeit Spaß macht.“

„Du sollst sie ja nicht komplett aufgeben, aber etwas kürzer treten.“

Die Anwältin schüttelte den Kopf und rieb sich kurz über die Augen. Für sie war die Arbeit kein Diskussionspunkt. „Am Wochenende kommt Ginzo nach Hause, dann können wir einen Familientag machen.“

Ran nickte, Shinichi nickte, jedoch Aoko blickte unsicher auf. „Was das betrifft, müssten wir den Familientag um eine Woche verschieben.“ Drei Augenpaare richteten sich auf die Psychologie-Studentin. Aoko fügte erklärend hinzu: „Papa hat heute angerufen. Sein Chef hat den Auftrag zur Weiterreise erteilt. Er kommt erst nächstes Wochenende nach Hause.“

Eri zog verärgert die Augenbrauen zusammen. „Er hat Überstunden ohne Ende. Wann soll er denn diese abbauen? Wenn das so weiter geht, kann er zwei Jahre früher in Rente gehen.“ Schon stocherte sie mit der Gabel im Essen herum und piesackte eine Karotte.

„Das gleiche könnten wir auch dich fragen“, wagte Ran einen Einwurf.

„Ich kann mir jederzeit frei nehmen. Mein Chef ist sehr entgegenkommend.“

„Dann tu es doch auch mal und ruhe dich aus. Gönne dir einen Tag im Wellness-Center und komm wieder zu Kräften“, beschwor Ran besorgt.

Aoko nickte zustimmend. „Deine Gesundheit geht vor.“

Eri sah in die besorgten Gesichter und lächelte beruhigend. „Mir geht es wirklich gut. Ich bin nicht krank. Der Kunde war sehr anstrengend. In den nächsten Tagen wird es mir wieder besser gehen. Macht euch keine Sorgen.“ Sie lächelte. „Wie läuft die Hochzeitsvorbereitung?“

Ran antwortete: „Sehr gut. Die letzten Feinabsprachen stehen noch an, aber im Grunde haben wir alles.“ Sie strahlte Shinichi an. „Der große Tag kann kommen.“

Shinichi lächelte seine Verlobte an, dann allerdings fixierte er Aoko. „Ich hoffe nur, dass der Tag reibungslos verläuft.“

Aoko senkte das Besteck und sah Shinichi misstrauisch an. „Ich mach dir deinen Tag schon nicht kaputt.“

„Wie kannst du dir da so sicher sein?“ Herausfordernd sah er seine Schwägerin an. „Immerhin verschweigst du deinem Ex ein wahrhaft großes und wichtiges Detail aus eurer vergangenen Beziehung.“

„Shinichi“, mischte Ran sich verärgert ein. „Wir hatten das Thema schon.“

„Schon gut, Ran“, beschwichtigte Aoko ihre Stiefschwester, fixierte aber ebenso deren Verlobten. „Dir lässt das ganze keine Ruhe, was?“

„Er ist mein bester Freund“, erklärte Shinichi erneut.

„Und er ist mein Ex.“

„Du musst es ihm sagen, Aoko. Er hat die Wahrheit verdient“, beharrte Shinichi.

Aoko legte das Besteck weg. „Wie stellst du dir das vor? Soll ich ihn anrufen? Und was soll ich ihm sagen?! Hey, Kaito, hier ist Aoko, die Mutter deines Kindes.“

„Zum Beispiel.“

„Vergiss es, Shinichi, das ist doch schwachsinnig.“

„Dann findest du sicherlich auch noch andere Möglichkeiten Kaito die Wahrheit zu sagen.“

„Du verstehst das nicht“, knurrte Aoko. Der Appetit war ihr gründlich vergangen. Je näher die Hochzeit rückte, desto hartnäckiger verlangte Shinichi von ihr mit Kaito zu reden.

„Ich verstehe das sogar sehr gut“, erwiderte Shinichi ernsthaft. „Du flüchtest wieder und igelst dich ein. Das machst du immer, wenn es unangenehm wird.“

„Was weißt du schon von mir“, fauchte Aoko. „Du weißt überhaupt nichts. Du hast keine Ahnung wie es ist die ganze Zeit allein zu sein, nicht zu wissen was der Freund in seiner wochenlangen Abwesenheit treibt.“ Sie schluckte kurz, dann fasste sie sich wieder. „Wie lange ist er überhaupt schon mit Rui zusammen? Hat er dir wenigstens erzählt, wie sehr er mich die ganze Zeit an der Nase herumgeführt hat? Hat es ihm Spaß gemacht mit mir zu spielen?!“

Shinichi hielt überrascht inne. „Rui?“

Aoko zog ihre Augenbrauen zusammen. „Natürlich, wer denn sonst? Wie lange weißt du schon davon? Wann hat er dir gesagt, dass er mich gegen sie eingetauscht hat und noch nicht mal den Mumm dazu hatte sich von mir zu trennen?!“

„Aoko“, erwiderte Ran entsetzt über diese Neuigkeiten.

Shinichi schluckte und starrte sie ausdruckslos an.

„Dass wir einmal nicht aufgepasst haben, ist mir zum Verhängnis geworden, aber ich habe mich mit dieser Situation abgefunden. Nach allem was geschehen ist und ich womöglich einen langen Zeitraum angelogen und betrogen wurde, verlangst du von mir ihm die Wahrheit zu sagen? Hat er diese wirklich so sehr verdient?“

Der Student schwieg immer noch gedankenverloren.

Ran hingegen starrte Aoko besorgt an. „Du hast mir nie davon erzählt, warum nicht?“

„Ich habe es selbst erst vor kurzem erfahren“, gestand Aoko. „Aber seitdem bin ich nur fester davon überzeugt ihm nichts zu sagen.“ Ihre blauen Augen richteten sich wieder auf ihren Schwager. „Ich werde eure Hochzeit nicht ruinieren. Aber auch wird Kaito nichts von Taro erfahren.“

Shinichi schwieg immer noch, ließ jedoch Aoko nicht eine Sekunde aus den Augen.

Dafür übernahm Eri nun das Wort. „Ich weiß wie schwer die Situation für uns alle ist.“ Dabei sah sie von Aoko zu Shinichi und wieder zurück. „Seit der Schwangerschaft kommt dieses Thema regelmäßig auf den Tisch und es muss ein für alle Mal eine Lösung gefunden werden.“ Ihre blauen Augen richteten sich auf Shinichi. „Es ist und bleibt Aokos Entscheidung, auch wenn es mir lieber wäre sie würde mit Kaito endlich reinen Tisch machen.“ Dann sah sie zu Aoko. „Ich wusste nicht, dass Rui und Kaito ein Paar sind. Chikage hat zwar was erwähnt, dass er seine Freundin mit bringt, aber ich dachte wirklich es wäre eine Freundin und nicht eine Partnerin. Natürlich verstehe ich, dass du unter diesen Umständen keinen Kontakt mehr suchst.“ Eri hielt inne. „Aber um Taro einen Vater zu geben, solltest du dir einen Partner suchen, der dich entlastet und unterstützt.“

„Erst mal finden“, murmelte Aoko. Sie dachte an die Vergangenheit zurück. Es gab mal einen Jungen, der ihr gefallen hätte, aber als dieser alleine das Wort Baby hörte, erfand er immer wieder Ausreden und verschob die Treffen auf unbestimmte Zeit. Verletzt brach sie schließlich den Kontakt ab und entschied sich alleine zu bleiben.

„Hiroshi ist eine gute Wahl“, bemerkte Eri, woraufhin Aoko verunsichert den Blick senkte.

„Hiroshi?“, betonte Ran neugierig.

„Er war gestern hier“, erklärte Eri und lächelte aufmunternd. „Ein sehr netter, junger Mann.“

Ran grinste plötzlich, als ihr eine Idee kam. Sie sah zu ihrer Mutter. „Ist es möglich, dass du morgen Abend auf Taro aufpasst? Wir wollen morgen mit ein paar Freunden feiern gehen.“ Zu Aoko sprach sie: „Du kommst morgen mal mit. Ein bisschen Ablenkung schadet dir nicht und Hiroshi bringst du auch mit.“

„Ran“, widersprach Aoko wurde aber von Eri direkt unterbrochen.

„Natürlich passe ich auf meinen Enkel auf.“ An Aoko gewandt lächelte sie aufmunternd. „Ein Abend unter gleichaltrigen wird dir auch gut tun. Du gehst so selten aus.“

„Eri“, setzte Aoko erneut zum Widerspruch an, wurde dieses Mal von Ran unterbrochen.

„Super, dass du mitkommst und mit Hiroshi wird der Abend auf jeden Fall angenehm.“

„Ran“, erklang es plötzlich zweistimmig mahnend. Über das gleichzeitige Aufbegehren, richtete Shinichi überrascht seinen Blick auf Aoko, die wiederum unsicher zu ihm sah.

Allerdings ignorierte die Braunhaarige den Einwand. Ernst sah sie zu Shinichi. „Du hast Aoko gehört. Wenn Kaito wirklich so etwas mieses abgezogen hat, dann ist es, so wie es jetzt ist, für alle Beteiligten besser.“

Shinichi schien immer noch skeptisch.

Aufmunternd sah Ran zu ihrer Stiefschwester. „Schreib Hiroshi, dass er sich morgen Abend freihalten soll. Ich meld mich morgen bei dir, wenn ich weiß wohin wir genau gehen.“

Zögerlich stimmte Aoko zu, wollte das ganze später erledigen, doch Ran drängte sie ihrem Studienkollegen sofort zu schreiben. Nachgebend zog sie das Handy hervor und tippte verunsichert ein: Hi Hiroshi, möchtest du morgen Abend mit feiern kommen? Meine Schwester und ihr Verlobter sind auch mit dabei. Wird bestimmt lustig. Lg Aoko

Unter dem wachsamen Blick ihrer Schwester versendete sie die Nachricht. Es dauerte keine Minute, da kam auch schon die Antwort. Neugierig wie Ran war, las sie die eingegangene Nachricht mit und grinste prompt. „Morgen wird phänomenal. Du wirst schon sehen.“

Aoko starrte hingegen mit starkem Herzklopfen auf die geöffnete Nachricht in ihrem Display. Sehr gerne! Ich freue mich dich morgen wiederzusehen. Gute Nacht und süße Träume.

Party


 

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Die Zeit verging und Kaito hatte es in geschlagenen sechs Wochen ganze zwei Tage nach Hause verschlagen. Die kurze Zeit war intensiv, denn es gab einiges zum Nachholen und Aokos Gefühlswelt wurde in dieser Zeit für die nächsten Wochen wieder aufgeladen. Dennoch musste eine dauerhafte Lösung her und sie hatte lange Zeit sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Immer wieder kam sie auf eine gemeinsame Wohnung – einen Ort, an dem Kaito sich zurückziehen und sich zuhause fühlen konnte. Denn wenn er kam, wohnte er bei seiner Mutter oder er schlich sich zu ihr ins Bett. Aber so konnte es doch nicht für immer weitergehen. Sie sah an Ran und Shinichi wie gut die Beziehung lief, seit die beiden zusammen wohnten. Sie waren einander noch näher gekommen, bildeten eine Einheit und sind glücklicher als jemals zuvor. Wenn sie Kaito das nächste Mal sah, würde sie ihn darauf ansprechen. Aoko hatte sogar Zeit gehabt eine Pro und Kontra Liste zu erstellen. Der größte und für sie wichtigste Punkt war die gemeinsame Zeit. Ihre Beziehung blieb, so wie es aktuell lief, komplett auf der Strecke. Sie war einsam und fühlte sich vernachlässigt.

Immer mehr Städte in Japan fragten nach Kaito und wollten den Jungmagier, der einen steilen Aufwärtstrend verfolgte, buchen. Er konnte sich vor Aufträgen nicht retten und reiste mit Rui und Jii von einer Stadt zur nächsten. Wenn das so weiter ginge, würde Aoko ihn irgendwann gar nicht mehr sehen. Aber ihm in jede Stadt nachreisen konnte sie nicht, weder vom zeitlichen noch vom finanziellen Aspekt. Zu sehr vereinnahmte sie das Studium.

Wieder mal waren auch ihre Eltern für ein paar Tage weg und sie hatte das gesamte Haus für sich allein. Sie stand auf ihrem Balkon und blickte in die sternenklare Nacht.

Morgen hat ihr Freund Geburtstag und sie hatte bereits eine Party für ihn geplant. Ihre Freunde würden kommen und mit Kaito zusammen seinen neunzehnten Geburtstag feiern.

Sie hatte mit ihm vor ein paar Wochen gesprochen, als sie das letzte Mal zusammen waren. Er war aufrichtig erfreut und gestand selbst, dass er überhaupt nicht daran gedacht hatte, sich aber diesen Tag frei nehmen würde um seine eigene Party nicht zu verpassen.

Sie schickte ihm noch eine Kurznachricht, dass sie sich auf ihn freute, und betrachtete das hübsch eingepackte Geschenk, welches auf ihrem Schreibtisch lag. Aoko freute sich schon auf seinen Gesichtsausdruck. Es war ein Gutschein für ein Wochenende in den Bergen. Nur sie beide in einem kleinen familiären Hotel. Ein Liebeswochenende für zwei, denn das brauchte ihre Beziehung ganz dringend. Sie wusste oft gar nicht mehr, ob er sie überhaupt noch liebte und sie nicht längst vergessen hatte. Jeden Abend kam zwar eine kurze Nachricht mit einem „Ich liebe dich“ oder „Ich vermisse dich“, aber sonst lief alles eher auf Sparflamme.

Sie konnte die ganze Nacht vor Aufregung kaum schlafen.

Den ganzen vormittag bis hin zum späten Nachmittag bereitete sie alles für die Party vor und betrachtete stolz ihr vollbrachtes Werk. Sie hatte die gesamte Wohnung dekoriert, Kuchen gebacken und Essen vorbereitet. Zudem war es aufgeräumt und blitzblank geputzt.

Die Gäste kamen schon bald – nur einer ließ auf sich warten. Bald vermuteten die Freunde dass der Flieger Verspätung hat. Die Zeit rückte voran, aber das Geburtstagskind erschien einfach nicht.

Mehrmals versuchte Aoko ihren Freund übers Handy zu erreichen, jedoch ging immer nur die Mailbox ran.

Sie hatte weder die Telefonnummer von Jii noch von Rui, somit sah sie keine andere Möglichkeit ihn auf anderem Wege zu erreichen.

Nach und nach begannen sie zu Essen, verbrachten trotz des fehlenden Geburtstagskindes einen schönen Abend.

Bis die Türe aufging und Eri und Ginzo im Wohnzimmer erschienen. „Oh, ihr feiert eine Party?“, fragte Eri überrascht und setzte sich sogleich dazu.

„Eine Geburtstagsparty“, korrigierte Ran.

„Wer hat denn Geburtstag?“, hakte Eri neugierig nach und ging in Gedanken blitzschnell die Geburtstage in der Familie durch, ob sie sich vielleicht in einem Datum geirrt haben könnte.

„Kaito“, antwortete Sonoko.

„Der ist aber gar nicht hier“, erklärte Ran.

„Das versteh ich nicht“, hakte Eri verwirrt nach. „Warum feiert ihr seinen Geburtstag ohne ihn?“

„Er ist nicht gekommen und wir erreichen ihn nicht“, antwortete Shinichi.

Aoko, die den ganzen Abend immer wieder versuchte ihren Freund zu erreichen, erhielt zum wiederholten Male die Mailbox-Ansage. Große Sorge trieb sie innerlich schon um, ob ihm etwas zugestoßen war, ein Unfall oder ein Flugzeugabsturz, aber davon hätten sie sicherlich etwas in den Nachrichten gehört. Gerade drückte sie wieder auf die Wahlwiederholung, als plötzlich ein Freizeichen ertönte und Kaitos Stimme ihr fröhlich entgegen trällerte: „Kaito Kuroba.“

Tränen traten ihr in die Augen vor Erleichterung, dass ihm scheinbar nichts zugestoßen war, und auch vor Enttäuschung, weil sie nicht wusste wo er steckte und warum er nicht mal zu seiner eigenen Party kam. „Wo bist du?“ Ihre Stimme klang brüchig.

„Ich bin immer noch in Sapporo. Die Show heute Abend war gigantisch und alles lief wie am Schnürchen. Jetzt gehen wir noch eine Kleinigkeit essen. Warum fragst du? Ist etwas passiert?“, antwortete ihr der Junge, den sie so sehr liebte.

„Du bist in Sapporo und hattest heute eine Show?!“, rief sie entsetzt und alles um sie herum verstummte plötzlich. „Hast du vergessen welcher Tag heute ist?“

Kaito verstummte, schien zu überlegen und dann plötzlich fiel es ihm wohl doch noch siedend heiß ein. „Die Party!“

Aoko konnte die ersten Tränen nicht mehr verdrücken. „Schick mir doch in Zukunft deine Hoteladressen, dann schick ich dir zukünftig alles per Post“, zischte sie enttäuscht und verletzt.

„Aoko“, versuchte er sie zu besänftigen. „Es tut mir leid. Es ist so viel los. Wir hetzen von einer Show zur anderen und da hab ich es einfach übersehen.“

„Weißt du was?!“, unterbrach sie ihn zornig, hielt dann plötzlich inne und schluckte ihren Ärger hinunter. „Ach, vergiss es einfach. Alles Gute zum Geburtstag.“ Dann löste sie das Telefon von ihrem Ohr, hörte Kaitos Stimme noch durch den Apparat ihren Namen rufen und legte einfach auf.
 

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Unsicher betrachtete Aoko ihr Spiegelbild. Das blaue Sommerkleid umspielte ihre schlanke Figur, die braunen Haare hatte sie sich zu einem Dutt gebunden und zur Feier des Tages etwas Schminke aufgetragen. Seit langer Zeit war sie nicht mehr um die Häuser gezogen und haderte wirklich mit der Idee ihrer Schwester. Es stand zu viel unausgesprochenes zwischen ihr und Hiroshi und auch zu Shinichi fehlte ihr zur Zeit der richtige Draht. Bevor sie sich umentscheiden konnte, erschien Eri mit Taro auf dem Arm im Türrahmen. Sie sah immer noch blass aus, wirkte aber wieder etwas erholter.

„Hübsch siehst du aus“, sprach Eri sanft und musterte Aoko lächelnd. „Genieße mal deinen Kinderfreien Abend und gib Hiroshi eine Chance. Vielleicht ist er ja der Richtige und du weißt es nur noch nicht.“

Aoko drehte sich Eri zu. „Danke, dass du dich um Taro kümmerst.“

Eri nickte.

Gemeinsam traten sie ins Erdgeschoss und Aoko schlüpfte in flache Schuhe, die farblich zum Kleid passten.

„Viel Spaß!“

Aoko nickte, zog sich noch eine Jacke an und verließ das Haus. Wenig später folgte sie dem Weg zur nächsten Bahnstation und fuhr mit dem Zug zum Treffpunkt. Am Zielbahnhof warteten bereits Ran und Shinichi und Aoko umarmte die beiden zur Begrüßung.

„Wo ist Hiroshi?“, hakte Ran verwirrt nach.

„Er kommt mit einer anderen Linie. Wir treffen ihn in der Disko“, erklärte Aoko.

„Dann sind wir ja vollzählig und können los“, sprach Ran und drehte sich den drei wartenden Studenten zu, die im Hintergrund standen und sich fröhlich unterhielten.

„Hallo, Aoko, schön dass du uns heute begleitest“, sprach Naomi freundlich und umarmte Rans Schwester herzlich.

Yuri hob zur Begrüßung ihre Hand, während Sasuke sie aufmerksam musterte.

„Hallo zusammen“, begrüßte Aoko etwas überrumpelt, wusste sie ja nicht, dass Rans Studienkollegen ebenfalls mit von der Partie waren.

Shinichi legte seinen Arm um Ran und schob sie zur Treppe um den Bahnhof zu verlassen. Sofort folgten Yuri und Naomi fröhlich plappernd.

Sasuke und Aoko standen sich noch einen Augenblick allein gegenüber. „Wie schön dich wieder zu sehen, Aoko“, begrüßte sie der Blonde. „Gut siehst du aus“, stellte er noch anerkennend fest, als seine Augen über ihre Figur glitten.

„Sasuke, lang ist es her“, murmelte Aoko und fühlte sich schlagartig unwohl. Wäre sie doch bloß nie mitgegangen. Langsam setzten sie sich in Bewegung und folgten den anderen. „Wie geht es dir?“

„Gut“, antwortete Sasuke und ließ sie nicht aus den Augen. „Ehrlich gesagt, jetzt sogar sehr gut.“ Dabei grinste er schelmisch. „Und wie geht es dir?“

Sie spürte seinen aufmerksamen Blick aus eisblauen Augen. Unsicher sah sie zu ihm auf. „Ganz gut.“

Die anderen vier warteten bereits vor dem Bahnhof an der Straße. Und sie konnten wieder aufschließen.

„Wo bleibt ihr denn so lange?“, bohrte Naomi genervt nach. „Wenn wir in diesem Tempo weiter gehen, kommen wir nie an.“

„Sei nicht so ungeduldig, Schwesterchen“, erwiderte Sasuke unbeeindruckt. Gemeinsam gingen sie dann weiter und erreichten nach einem zehnminütigen Fußmarsch die Diskothek. Eine lange Schlange bildete sich bereits vor dem Eingang.

Ein weiterer Punkt, der Aoko Unbehagen bereitete. Wie sollte sie überhaupt in diesem Gedränge Hiroshi finden?

Yuri ging zielstrebig an der Schlange vorbei. „Wir versuchen unser Glück. Vielleicht lassen sie uns direkt rein.“

„Warum sollten sie uns vor allen anderen reinlassen?“, hakte Shinichi skeptisch nach.

„Wenn wir mit entsprechender Überzeugungsarbeit rangehen, haben wir vielleicht Glück und müssen nicht zwei Stunden in der Schlange stehen.“

Die Freunde folgten Yuri und diese ging zielstrebig auf einen Türsteher zu. „Hi“, begrüßte die Studentin lasziv.

Der zwei-mal-zwei Meter Schrank verschränkte die Arme und ignorierte die Blondgesträhnte.

„Hey, Großer, ich kenne den Besitzer und er hat gesagt, meine Freunde und ich können direkt rein.“

„Was du nicht sagst“, spottete der mit Muskeln bepackte Schrank und ließ erneut eine kleine Gruppe rein.

„Yuri, lass uns hinten anstellen“, flüsterte Ran.

Aber die Freundin ignorierte den leisen Einwand und baute sich vor dem Schrank auf. Es sah aus als stände David Goliath gegenüber. Die zarte kleine Yuri gegen den großen muskulösen Typen. „Wenn ich mich über dich beschwere gibt’s Ärger, das ist dir hoffentlich klar“, drohte sie ernst, wurde aber wieder ignoriert.

Unbemerkt trat Hiroshi näher an die Gruppe. „Hier seid ihr“, begrüßte er die kleine Gruppe und musterte Aoko aufmerksam. Dann wanderte sein Blick über die anderen Anwesenden bis hin zum Türsteher. „Josh“, begrüßte er den Schrank und reichte ihm die Hand.

„Hiroshi“, lächelte der Türsteher plötzlich zurück. Die beiden schlugen ein. „Wie geht’s dir altes Haus? Wir haben uns ewig nicht mehr gesehen.“

„Ich studiere jetzt Psychologie“, antwortete Aokos Bekannter. „Und du?“

„Ich verdiene hier mir ein bisschen Geld dazu“, grinste der Türsteher und deutete mit seinem Daumen hinter sich. „Willst du rein?“

Hiroshi nickte, spürte die überraschten Blicke aller anderen auf sich. „Klar, wenn das geht?“

„Logo, für meinen Kumpel immer. Sind das deine Freunde?“

Hiroshi musterte die Runde von unbekannten um sich herum, die alle ungläubig das Gespräch verfolgten. „Ja, die gehören alle zu mir.“

„Na, dann viel Spaß euch.“

„Danke!“

„Meld dich mal bei mir. Die Nummer ist noch die gleiche“, verabschiedete sich Josh und trat zur Seite. Die Gruppe konnte eintreten, begleitet wurde dies allerdings unter Protest, der Wartenden.

Nacheinander traten sie in den Eingangsbereich und standen dort wieder in einer Schlange. „Wow, danke“, sprach Naomi begeistert zu dem Unbekannten, der sie alle rein brachte.

„Gerne“, antwortete Hiroshi und begrüßte die Runde. „Ich bin Hiroshi.“

„Naomi“, reichte ihm die Studentin mit den Schokobraunen Haaren die Hand.

„Yuri“, grinste auch die blondgesträhnte ihm entgegen. „Da hätte ich mir ja die ganze Geschichte sparen können.“

„Die hat er dir eh nicht geglaubt“, rollte Sasuke genervt die Augen und begrüßte Hiroshi ebenso. „Danke, Mann, ohne dich wären wir noch ewig draußen angestanden. Ich bin Sasuke.“

Aoko, die immer noch nicht glauben konnte, wie ihr Kommilitone sie eingeschleust hatte, sah ihn mit großen Augen an. „Woher kennst du den Türsteher?“

„Oh, lange Geschichte. Ich gebe dir die Kurzfassung. Wir haben im Sandkasten zusammen gespielt“, erklärte er lachend und leicht verlegen. „Wir waren die gesamte Schulzeit über befreundet. Aber dann haben sich unsere Wege getrennt.“

„Danke“, murmelte Aoko.

„Nicht dafür“, lächelte er und suchte ihren Blick.

Ran beobachtete die beiden aufmerksam, dann grinste sie. „Vielen Dank, Hiroshi. Und schön, dass du kommen konntest, wir haben uns lange nicht mehr gesehen.“

„Das stimmt, Ran“, begrüßte er Aokos Stiefschwester und reichte auch deren Verlobtem die Hand. „Hallo, Shinichi.“

„Cool, dass du dabei bist.“

Wenig später zahlten sie Eintritt und gaben ihre Jacken ab. Dann betraten sie die erste Halle, in der einige Schlager liefen. Sie gingen durch die Menschenmassen hindurch, besahen sich die dunkle Halle, in der flackernde bunte Scheinwerfer ein farbenfrohes Lichtspiel zauberten.

„Schlager ist nicht so meins“, schrie Sasuke aufgrund der lauten Musik um überhaupt von seinen Begleitern verstanden zu werden und strebte eine weitere Türe an. Diese führte in die nächste Halle. Die Gruppe folgten dem Weg und sie kamen in einen weiteren Raum, der aktuelle Hits spielte.

„Hier bleiben wir“, schrie Yuri allen zu und zog Naomi sofort zur Tanzfläche.

Shinichi beugte sich zum Rest. „Ich hol was zum Trinken.“ Ran nickte. „Ich komme mit“, stimmte sie zu. Schon drehte sie sich Aoko zu. „Und du?“

„Ich warte hier“, antwortete Aoko und sah ihrer Schwester nach, die in der Masse feier-freudiger Menschen verschwand. Dann hob sie den Blick und sah zu ihren zwei noch übrig gebliebenen männlichen Begleiter.

Beide musterten sie.

„Wie geht es Eri?“, hakte Hiroshi besorgt nach.

„Es geht ihr etwas besser.“ Sie sah in die treuen braunen Augen. „Sie passt heute Abend auf Taro auf.“

„Taro“, wiederholte Sasuke, während er Aoko die gesamte Zeit über im Auge behielt. „Richtig, du hast ja ein Kind bekommen.“

Ein ungutes Gefühl stieg wieder in ihr auf. Unbewusst rückte sie näher an Hiroshi und nahm dadurch etwas mehr Abstand zu Sasuke ein.

„Ja“, stimmte sie zu. „Einen Sohn. Er ist drei Monate alt.“

Sasuke sah sie unergründlich an, dann nickte er langsam. „Sieht man dir gar nicht an.“

Aoko errötete unter dem intensiven Blick aus eisblauen Augen.

„Ich werde mir auch noch schnell was zum Trinken holen.“ Und der Blonde verschwand ebenso.

Zurück blieben Aoko und Hiroshi. Unsicher sah sie zu ihrem Verehrer auf. Er überragte sie um einen halben Kopf und näherte sich ihr langsam. „Ich freue mich, dass du dich gemeldet hast und mich eingeladen hast.“

Aoko sah zu ihm auf. „Schön, dass du mit gekommen bist.“ Sie versuchte sich Eris Rat zu Herzen zu nehmen. Und selbst wenn sich keine Gefühle ihm gegenüber einstellten, so wollte sie ihm zeigen, wie wichtig ihr die Freundschaft zu ihm war.

„Wollen wir tanzen?“

„Gerne“, lächelte sie ihm zu. Im nächsten Moment umfasste er ihre Hand und zog sie mit. Sie drängten sich durch die Masse hindurch und bewegten sich wenig später zum Takt der Musik.
 

Ran lehnte an der Theke und beobachtete erfreut ihre Schwester und deren Kommilitone. „Ist das nicht süß?“

Shinichi, der einen Blick zur Tanzfläche warf, wandte sich seiner Freundin zu. „Warum willst du sie verkuppeln?“

„Na hör mal. Sie braucht ganz dringend einen Freund. Sie ist schon viel zu lange allein.“

Sasuke kam hinzu, orderte einen Drink und warf einen Blick zur Tanzfläche. „Ist das da ihr Freund?“

„Studienkollege“, erklärte Shinichi, der sich nun endgültig dem Barkeeper zu drehte und auf sein Getränk wartete.

Die gefüllten Gläser wurden ihnen gereicht und Shinichi stieß mit Sasuke an. „Auf einen schönen Abend. Das nächste Mal gehen wir Billard spielen.“

„Sehr gute Idee, Shin“, grinste Sasuke und beide prosteten sich zu.

Ran hingegen ließ Aoko nicht mehr aus den Augen. Auch wanderte ihr Blick zu ihren Freundinnen, die eben eine heiße Tanzeinlage auf dem Parkett darboten und sämtliche Männeraugen auf sich zogen.

Auch Hiroshi und Aoko beobachteten die beiden, ehe sie die Köpfe zusammen steckten und selbst in eine gemeinsame Choreographie fanden.

Alles in allem ging Rans Plan auf. Aoko hatte seit langem mal wieder einen spaßigen Abend unter Freunden und in netter männlicher Gesellschaft. Innerlich jubelte sie, denn vielleicht würde aus den beiden wirklich noch ein Paar werden. Auch wenn sie sich bisher immer erhoffte, dass Kaito zurückkam und Aoko um Verzeihung bitten würde. Aber nachdem er nun mit Rui zusammen war, sah sie hier keine Zukunft mehr.

Sasuke beobachtete die gesamte Zeit die Tanzfläche, dann grinste er Shinichi an. „Ich reiß mir mal eine Süße auf.“

„Übertreib es nicht“, grinste Shinichi zurück.

Ran schüttelte nur schmunzelnd den Kopf und sah Sasuke nach, der in der Menge verschwand. Schon drehte sie sich ihrem Verlobten zu. „Wir sollten Hiroshi zur Hochzeit einladen.“

Shinichi starrte sie ungläubig an. „Hältst du das wirklich für eine gute Idee?“

Seine Verlobte nickte zur Tanzfläche. „Sie hat keinen Begleiter und es hilft ihr sicherlich Kaito nicht allein gegenüber treten zu müssen.“ Sie sah zu ihrem Schatz auf. „Hat Kaito dir nie erzählt, dass er mit Rui zusammen ist? Hat er dir nicht gesagt, dass er Rui mit zur Hochzeit mitbringt?“

Shinichi überlegte einen Moment, während seine Augen an Aoko hingen und sie beobachteten. Sie schien sich wirklich zu amüsieren und verstand sich mit Hiroshi wirklich gut. „Er hat nur gesagt, dass er seine Freundin mit bringt.“ Nachdenklich musterte er seine Schwägerin.

Ran fühlte sich bestätigt. „Wenn Kaito seine Freundin mit bringt, kann Aoko Hiroshi mitbringen. Ich werde ihn einladen.“ Schon schnappte sie sich die Hand von Shinichi und zog ihn zur Tanzfläche. „Jetzt lass uns Spaß haben.“

Töpfe und ihre Deckel


 

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Auch in den Wochen drauf, schaffte Kaito es nicht nach Hause. Er versuchte sie spät abends immer wieder zu erreichen, aber sie war sauer auf ihren Freund und ging nicht mehr ans Telefon. Wie konnte er nur seinen eigenen Geburtstag vergessen? Und was noch viel mehr weh tat als ihn nicht mehr zu sehen, war die Tatsache dass er regelrecht aufblühte. Diese ganze Show, die Reisen, das alles war Kaito. Er hatte eine Aufgabe und diese machte ihm Spaß.

An manchen Tagen fand sie sich mit der Situation ab. Und dann gab es Tage an denen ihr Tränen in die Augen traten, vor Enttäuschung, Wut, Kummer und Einsamkeit. Heute war wieder einer dieser Tage, als es plötzlich läutete. Aoko wischte sich die Augen trocken und tapste unbeholfen in den Eingangsbereich.

Politiker Hino würde sich sicherlich nicht mehr her trauen, denn Eris Worte waren zu deutlich. Seither kommunizierten nur noch die Anwälte miteinander. Jemand anderen erwartete sie nicht.

Aoko öffnete die Türe und starrte auf einen großen Strauß roter Rosen. Sie versuchte das Gesicht hinter dem Blumenstrauß zu erkennen, hoffte bereits ihrem Freund persönlich gegenüber zu stehen, aber entdeckte nur einen wildfremden jungen Mann, in einem grünen Anzug und einer grüne Kappe auf dem Kopf, der sie fröhlich angrinste. Auf Brusthöhe, wie auch mittig auf der Kappe, präsentierte sich das Logo eines örtlichen Blumenladen.

„Aoko Nakamori?“

Ein unsicheres Kopfnicken gab Antwort auf die Frage.

„Sie bestellen Blumen, wir liefern diese. Diese wurden schon bezahlt.“ Er drückte den Strauß Aoko in die Hände und verabschiedete sich schnell.

Überrumpelt blieb sie in der offenen Türe stehen, da entdeckte sie eine kleine Karte. Auf der Vorderseite prangte das Logo des Blumenladens, auf der Rückseite stand ein Text in einer wunderschönen Handschrift geschrieben. Sie betrachtete die Handschrift genauer und würde dieser sofort einer Frau zuordnen. Dann aber las sie die Worte:
 

Jede einzelne Blüte soll dir sagen,

blick nach vorne statt zu verzagen.

Rieche an ihnen und denk an mich!

Ich liebe dich, vergiss das nicht!

Jedes Rosenblatt steht für eine Sekunde in der ich dich vermisse.

In Liebe, dein Kaito.


 

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Wenig später näherten sie sich dem vermeintlichen Pärchen und Ran sprach so laut sie konnte, damit man sie auch gut verstand: „Habt ihr Spaß?“

Aoko drehte sich ihrer Stiefschwester zu und nickte. Es war so laut, dass man kaum sein eigenes Wort verstand. Die Musik riss sie förmlich mit und sie hatte sich lange nicht mehr so gut amüsiert. Hiroshi legte seine Hand auf ihre Schulter, schob sein Gesicht nahe an ihr Ohr und eine Gänsehaut überzog schlagartig Aokos Körper. Sein Atem kribbelte sie und ihr Herz setzte für einen Moment aus, als sie schon seine Stimme hörte. „Ich hole mir was zu trinken.“ Aoko suchte seine Augen und nickte ihm zu.

Auch er hielt den Blickkontakt aufrecht, dann lächelte er: „Bin gleich wieder zurück.“ Schon schob er sich durch die Masse und verschwand aus ihrem Blickfeld.

Ran und Shinichi tanzten, wobei die Brünette ein breites Grinsen auf ihren Lippen trug. Sie drehte sich ihrer Schwester zu und beugte sich vor. „Ich werde Hiroshi zur Hochzeit einladen. Ihr könnt zusammen kommen.“

Aoko riss ihre Augen auf, nicht sicher ob sie Ran richtig verstanden hatte. Überrumpelt antwortete sie: „Das musst du nicht. Mach dir keine Gedanken. Ich habe Keiko, Saguru, Sonoko und Makoto. Oma Kisaki wird kommen. Eri und Papa. Ich habe genügend Leute, die ich kenne, und zur Not bleibe ich einfach bei Yuudai.“

„Nein, du brauchst eine Begleitung und Hiroshi ist genau der Richtige dafür“, widersprach Ran. „Wie er dich ansieht...“, schwärmte sie plötzlich und kicherte: „... als wärst du die Sahne auf einem Schokoeisbecher.“

Schon entdeckte sie Sasuke, der sich zur Musik bewegend näherte. Er klopfte Shinichi aufs Schulterblatt und beugte sich zu den Freunden vor. „Amüsiert ihr euch?“

„Und du? Schon eine Süße gesichtet?“, hakte Shinichi herausfordernd nach und spielte damit auf die Aussage an der Bar an.

Sasuke musterte Aoko aufmerksam, während die Musik wechselte und ein rhythmischer Beat dazu verlockte die Hüften zu schwingen. Er grinste kurz zu seiner Studienkollegin und deren Verlobten, die nach dem Musikwechsel sofort das Parkett zum Beben brachten, dann drehte er sich Aoko zu, schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie in einen Paartanz.

Auch wenn die junge Mutter keine Ahnung von den Schritten hatte, so spürte sie den festen Griff und die Bewegungen. Schnell fand sie sich in den Rhythmus ein und ließ sich komplett von dem blonden Studenten führen. Er war ein guter Tänzer, da fiel es ihr nicht schwer in den Takt zu finden. Aokos Augen wichen zu Ran und Shinichi, aber die beiden waren so auf einander konzentriert, dass sie nichts um sich herum wahrnahmen. Sie sah wieder zu ihrem Tanzpartner. Er war größer als sie und sein Körper bereits erhitzt vom Tanzen. Er konzentrierte sich komplett auf den Beat und seine eisblauen Augen hielten Aoko in seinem Blick gefangen. Ihr Herz wummerte mit dem Bass, sie spürte den Zustand ihres Körpers, der zwischen Erschöpfung und Adrenalin schwankte. Ihr fiel das Atmen langsam schwerer.

Die schnelle Musik forderte die tanzende Menge heraus.

Sasukes Finger lagen an ihrem Rücken und drückten sie näher an seinen Körper und sie folgte der Aufforderung, verließ sich komplett auf seine Führung. Angeheizt von der Atmosphäre und der Spannung in der Luft, drückte sich sein Körper noch enger an ihren. Die letzten Töne verklangen und außer Atem sahen sie sich in die Augen.

Als würde der DJ ahnen, dass alle eine Pause brauchten, stimmten plötzlich sanfte ruhige Klänge ein langsames Lied an.

Aoko wollte sich von ihrem Tanzpartner lösen, doch der verstärkte die Umarmung. Ihre Hände ruhten auf seiner Brust, während er sie sanft zur Musik schunkelte. Er näherte sich langsam ihrem Ohr: „Ich war ein ziemlicher Idiot. Darf ich dich zur Entschädigung zum Essen einladen?“

Aokos Augen wurden größer. Unsicher, was sie zu der Einladung sagen sollte, senkte sie die Augen auf ihre Fingerspitzen, die auf dem weißen Hemd lagen und die starke männliche Brust darunter spürten.

„Ich weiß was du denkst“, sprach er weiter und klang doch auch etwas belustigt. „Dieser Idiot hatte seine Chance und hat sie nicht genutzt. Und trotzdem bitte ich dich um einen Neuanfang.“ Er zog sich zurück, löste zeitgleich eine Hand um ihr diese unter ihr Kinn zu legen. Dann hob er ihr Gesicht sanft seinem entgegen. „Ein unverfängliches Essen, dagegen kannst du doch keine Einwände haben.“

„Ich weiß nicht“, zögerte Aoko. Sie dachte an die letzten Treffen und je mehr die Schwangerschaft fortschritt desto weniger Interesse zeigte er an ihr.

„Wir haben uns immer gut verstanden, das kannst du doch nicht abstreiten.“

„Das stimmt“, nickte sie, denn sie hatten bereits beim ersten Kennenlernen eine Sympathie für einander entwickelt.

„Warum zögerst du dann immer noch?“, grinste Sasuke schief und blickte ihr tief in die Augen.

„Du hast dich plötzlich nicht mehr gemeldet und mich jedes Mal versetzt oder vertröstet.“

Er sah beschämt drein. „Ich hab mich wirklich wie ein Vollidiot benommen.“ Dann schob er ein schelmisches Grinsen auf seine Lippen. „Lass uns Essen gehen. Wir reden in Ruhe drüber und sehen was daraus wird.“

Mit großen Augen sah sie ihn an, wägte ab, dann stimmte sie zögerlich zu. „Ich melde mich bei dir.“

„Aber du sagst das nicht einfach so?“, hakte er sofort prüfend nach.

Aoko schüttelte ihren Kopf. „Ich melde mich, ehrlich.“

Sasuke nickte zufrieden und näherte seinen Kopf dem ihren. Ganz vorsichtig berührte er ihre Stirn mit seiner ohne den Blickkontakt zu lösen.

Die Braunhaarige wusste nicht was sie tun sollte. Die Nähe zu Sasuke verunsicherte und verwirrte sie zugleich. Zudem kam Hiroshi überhaupt nicht wieder. Langsam machte sie sich Sorgen um ihren Studienfreund.

Die Musik wechselte wieder in einen schnelleren Hit.

Sasuke begann Aoko erneut in einen Tanz zu ziehen, aber sie löste sich von ihm. „Ich brauche eine Pause.“ Schon quetschte sie sich durch die tanzende Masse und begab sich auf die Suche nach Hiroshi. Allerdings konnte sie ihren Kommilitonen in dieser dunklen Halle nicht sehen. Sie schob sich gerade an einer kleinen Gruppe vorbei als sie einen Druck an ihrem Handgelenk spürte und erschrocken aufsah.

Mit ernstem Gesichtsausdruck stand Hiroshi ihr gegenüber. Schon verfestigte er seinen Griff und ging ohne ein weiteres Wort in Richtung Ausgang. Dabei zog er sie einfach mit. Erst in einem ruhigeren Bereich blieb er so plötzlich stehen, das Aoko in ihn hineinlief. Schon drehte er sich ihr zu und suchte ihre blauen Augen. „Ich kenne eure Vorgeschichte nicht, aber wenn du Interesse an ihm hast, dann sag es mir gleich.“ Er sah sie durchdringend an, ließ sie aber immer noch nicht los.

Aokos Blut rauschte durch ihre Adern, hallte in ihren Ohren nach und überrascht wie auch verwirrt starrte sie ihr Gegenüber an. Sie setzte an etwas zu sagen, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken. Sie bewegte tonlos ihre Lippen.

Hiroshi hielt ihren Blick und wartete vergebens auf eine Antwort. Dann fasste er seinen Mut zusammen und fügte hinzu: „Ich will dich wirklich nicht überrumpeln und schon gar nicht bedrängen, aber du bedeutest mir sehr viel, Aoko. Wie ich dir schon mal sagte: Ich bin bereit zu warten. Besteht für mich die Hoffnung dass sich das Warten lohnt?“

Ihre Gedanken rasten. Sie war noch nicht bereit diese Frage zu beantworten. Sie war sich ihrer Gefühle nicht sicher und sie wollte ihn weder als Freund verlieren noch ihm falsche Hoffnungen machen. Wieder setzte sie an etwas zu sagen, aber die Worte wollten ihr einfach nicht über die Lippen. Aoko schluckte den Frosch im Hals hinunter, räusperte sich, aber ihre Lippen bewegten sich erneut tonlos.

Hiroshi wartete wieder vergebens. Dann senkte er den Blick und nickte verständnisvoll. Er löste seine Finger von ihrem Handgelenk und suchte geknickt ihre blauen Augen. „Wir sehen uns Montag in der Uni.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und wollte schon gehen, als zaghaft sein Name erklang. Überrascht drehte er sich um und ein hoffnungsvolles Leuchten trat in seine Augen. Aufmerksam glitten seine Augen über den schmalen Körper seiner Mitstudentin und blieb zuletzt an ihren blauen Augen hängen. Gebannt wartete er auf ihre Antwort.

„Das mit Sasuke und mir ist nichts ernstes. Aber du“, sie trat einen Schritt auf ihn zu. Es war ihr unangenehm solch ein Thema in aller Öffentlichkeit zu besprechen. „Aber du bist mein Freund. Du bist ein sehr wichtiger Mensch in meinem Leben. Ich möchte dich auf keinen Fall verlieren. Ob sich das Warten lohnt oder nicht...“, sie brach ab, biss sich unsicher auf die Lippe, dann nahm sie ihren Mut zusammen und suchte seine Augen. „Ich möchte dir keine falschen Hoffnungen machen oder dich verletzen.“

Hiroshi ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen. Im nächsten Moment trat er auf sie zu, lächelte liebevoll und zog Aoko an sich heran. Er drückte ihr ein Küsschen auf die Stirn, ehe er antwortete: „Ich habe Zeit.“ Schon suchte er ihren Blick: „Dann lass uns noch ein bisschen feiern, aber dieses Mal lass ich dich nicht mehr in seine Nähe“, versprach er ihr schmunzelnd.

Sie fanden einen freien Tisch nicht weit von der Tanzfläche entfernt und setzten sich. Nach und nach kamen die anderen dazu, sie alle tranken ihre Cocktails und waren schon bald in ein Gespräch verstrickt. Ihnen allen tat die Tanzpause gut, bis Yuri Hiroshi an die Hand nahm und den jungen Mann mit sich auf die Tanzfläche zog.

Aoko trank einen Schluck, als Naomi Shinichi zum Tanzen aufforderte und Ran mit Sasuke auf die Tanzfläche verschwand. Sie spürte wie der Alkohol ihr in den Kopf stieg, ihren Körper von innen erwärmte und sich ein leichter Nebel bildete. Das war ihr zweiter Cocktail und dennoch stieg ihr der Alkohol dermaßen schnell zu Kopf, dass sie sentimental wurde. Zum ersten Mal seit so langer Zeit ließ sie die Gedanken zu, die ihr durch den Kopf gingen. Was genau hatte sie nur angestellt, dass sie so ein Pech in der Liebe hatte? Warum war es so schwer den richtigen Mann fürs Leben zu finden? Es hieß doch immer für jeden Topf gibt es auch einen passenden Deckel. Dann müsste es doch auch einen Partner für sie geben. Nur wann und wo würde sie diesen treffen? In ihrer Naivität dachte sie wirklich, dass Kaito ihr vorherbestimmt war, aber ganz offensichtlich war das ein Trugschluss. Hätte er sie sonst einfach so vernachlässigt und letztendlich ersetzt?

Ihre Augen wichen zu Ran und Shinichi. Wie Keiko und Hakuba, Sonoko und Makoto, Kazuha und Heiji hat sich das künftige Brautpaar gefunden und waren wie geschaffen füreinander. Ihre Augen wanderten von Sasuke zu Hiroshi. Zwei junge attraktive Männer die ihr Interesse bekundet hatten. Während Sasuke die Chance bekam, nutzte er sie nicht und ihrem Studienkollegen räumte sie nicht mal die Möglichkeit eines Versuches ein. War sie wirklich ein so komplizierter Mensch, der nicht für die Liebe geboren war? War es ihr vorherbestimmt für immer allein zu bleiben? Über diesen Gedanken schmunzelte Aoko wehmütig. Egal was die Zukunft noch bringt, sie war nicht mehr allein. Es gab bereits einen Mann in ihrem Leben und er war der kostbarste Schatz den es für sie überhaupt geben konnte.

Streit


 

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Aoko saß inmitten einiger Lehramtsstudenten. Ran würde sich später auf die Grundschule fokussieren, die anderen strebten verschiedene Fachrichtungen und Altersstufen an. Es war eine gesellige Runde.

Sonoko und Makoto, wie auch das Geburtstagskind selbst und Shinichi tanzten mit ein paar anderen Pärchen auf der Tanzfläche zu einer rockigen Musik und hatten sichtlich Spaß. Nun war also auch Rans neunzehnter Geburtstag und Aoko kam sich wieder einmal etwas verloren vor. Ihren Freund hatte sie Wochenlang nicht mehr zu Gesicht bekommen. Der Strauß Rosen war so ziemlich das letzte romantische Lebenszeichen. Weiterhin kamen jeden Abend kurze Nachrichten in Form eines 'Liebe dich! Vermisse dich!', aber kein 'Wie geht’s dir? Wie läufts? Wie geht’s dir in der Uni? Was machst du so?' Nein, nichts verfängliches, woraufhin sie ihm Vorwürfe machen könnte. Nichts provokantes, das ihr vor Augen führte, wie sehr er sein Leben genoss und sie einfach nicht mehr dazu gehörte. Allerdings klangen die wenigen Worte, die dafür immer wieder kamen inzwischen abgedroschen und Aoko zweifelte ob er die Bedeutung überhaupt noch ernst meinen konnte.

Gerade befand sie sich in einer angenehmen Unterhaltung mit einem jungen Studenten, der später gerne in einer Oberschule unterrichten würde. Ein sympathischer junger Mann mit blonden Haaren und eisblauen Augen. Optisch war er eine Augenweide und scheinbar fiel auch sie in sein Beuteschema. Wäre sie Single, so hätte sie sich durchaus auf ein weiteres Treffen mit ihm eingelassen. Jedoch glaubte sie noch an ihre Beziehung, darum lehnte sie freundlich seine eben ausgesprochene Einladung ab.

„Schade, kann ich dich mal wann anders ausführen?“, fragte der Blonde mit dem Namen Sasuke nochmal nach und lächelte so charmant, dass Aokos Herzschlag einen Aussetzer tat. Er wusste definitiv mit seinem Charme umzugehen.

„Sie hat keinen Bedarf!“

Überrascht, über diese ihr so bekannte Stimme, drehte Aoko sich in ihrem Stuhl um, hob ihren Blick und folgte dem Oberkörper, der in einem weißen Hemd steckte, weiter hinauf zu dem ihr so vertrauten Gesicht. Sein Mund wirkte etwas verzerrt, der Blick eisern und ausdruckslos auf den blonden Studenten gerichtet. Seine Augen so dunkel und ... bedrohlich? Überrascht nahm Aoko die angespannte Körperhaltung wahr. Es erstaunte sie, dass er so plötzlich hier auftauchte und den eifersüchtigen Freund mimte. Nach wochenlanger Abwesenheit, in der sie mehr als nur einmal an seinen Gefühlen zu ihr zweifelte, stand er plötzlich vor ihr und brodelte vor Eifersucht, weil sie sich mit einem anderen Mann unterhielt. „Kaito.“ Auch jetzt wo es ausgesprochen war, konnte sie es immer noch nicht glauben, so unverhofft stand er plötzlich da.

Im nächsten Moment umfasste er ihre Hand, verstärkte den Griff und zog sie etwas ruppig vom Stuhl. Ehe sie wusste was vor sich ging, presste er demonstrativ seine Lippen auf ihre um deutlich zu machen, zu wem sie gehörte. Wie in Trance ließ sie es geschehen, spürte ihn wie schon lange nicht mehr. Die Sehnsucht nach ihm und seiner Nähe überrollte sie wie eine Welle und sie erwiderte sofort seinen Kuss. Automatisch schlang sie ihre Arme um seinen Nacken, drückte sich ein wenig enger an ihn und ließ seine Zunge in ihrem Mund eintauchen und sie beide miteinander verschmelzen. Vergessen war der Ort, vergessen war die Feier. Es gab nur noch sie beide, die sich nach so langer Zeit endlich wieder in den Armen hielten.
 

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Mit dröhnenden Kopfschmerzen wachte Aoko auf. Ihre Augen klebten regelrecht und es fiel ihr schwer diese zu öffnen. Immer wieder hämmerte es in ihrem Kopf und ein schmerzhaftes Ziehen zog sich quer über die gesamte Stirn. Sie konnte sich kaum rühren, so schwer fühlte sich ihr Körper an.

Langsam rieb sie sich über die mit Schlafsand verklebten Augen. Mühselig blinzelte sie die Zimmerdecke und hielt für einen Moment inne. Vorsichtig drehte sie ihren Kopf um ihren Wecker zu suchen und einen Blick auf die Uhrzeit zu erhaschen. Dabei entstand ein stechender Schmerz und sie glaubte ihr Kopf müsse explodieren. Als ob das nicht reichen würde stieg ein flaues Gefühl in ihrem Magen auf und ließ sie inne halten. Wie viel hatte sie bloß getrunken, dass sie sich so schlecht fühlte? Das war wohl der Kater ihres Lebens.

So behutsam wie es nur ging, richtete sie sich auf und blickte sich in dem Zimmer um. Es war nicht ihr Zimmer.

Unsicher kramte sie in ihrem Hirn. Sie konnte sich noch daran erinnern wie sie sich mit Hiroshi ausgesprochen hat und danach mit allen an einem Tisch saß. Aber danach war alles so verschwommen und sie konnte nicht sagen, wie der Abend weiter verlief.

Vorsichtig blickte sie sich um. Es war definitiv nicht ihr Zimmer, aber wo war sie dann?

Immer noch mit einem flauen Gefühl im Bauch stand sie auf, spürte die weichen Beine und den dröhnenden Kopf. Nie wieder Alkohol. Sie biss die Zähne zusammen und setzte einen Schritt vor den anderen.

Bevor sie die Türklinke herunter drücken konnte wurde die Türe schon von der anderen Seite geöffnet und ein junger Mann erschien, der sie um einen Kopf überragte. Ihre Augen weiteten sich, ihr Herzschlag verdoppelte sich innerhalb einer Sekunde und überrascht wich sie einige Schritte zurück.

„Inzwischen solltest du deine Grenzen kennen, Ahoko“, grinste er ihr selbstgefällig entgegen, während er komplett eintrat und ein Tablett auf seine Händen balancierte. „Katerfrühstück“, präsentierte er ihr das befüllte Tablett und musterte sie argwöhnisch. „Warum bist du überhaupt schon auf?“

Absolut perplex starrte sie ihn an. „Kaito?“, hauchte sie fast tonlos. Er sah immer noch so aus wie in der Oberstufe. Ihr Herz wummerte so fest, dass es beinahe weh tat. Ungläubig und zu keiner weiteren Wortbildung fähig starrte sie ihr gegenüber an. Wie zum Teufel kam sie zu ihm? Wie viel hatte sie nur getrunken? Sie konnte sich an keine Begegnung erinnern und warum war sie dann auch ausgerechnet mit zu ihm gegangen?

In Gedanken verstrickt bemerkte sie nicht, wie er das Tablett abstellte und auf sie zu trat. Wie ein Raubtier näherte er sich, grinste dabei teuflisch und herausfordernd, dann raunte er mit tiefer erregter Stimme: „Weißt du eigentlich wie anhänglich du sein kannst, wenn du betrunken bist?“ Er beugte sich zu ihr vor, näherte sich ihrem Mund und leckte sich genussvoll über die Lippen.

...

Ihr Herz schlug noch fester gegen die Rippen und ein Rumoren ging durch ihren Magen. Alles zog sich in ihr schmerzhaft zusammen und dennoch klammerte sie sich an das Bild in ihrem Kopf.

...

Jedoch stieg die Übelkeit so schlagartig in ihr an, dass sie diese nicht mehr ignorieren konnte. Aoko riss ihre Augen auf, sprang regelrecht aus dem Bett, stürzte zur Türe, orientierte sich kurz, entdeckte das Badezimmer und verschwand darin.

Die Türe schlug hinter ihr laut polternd zu, während sie sich in die Toilette übergab und den schier explodierenden Kopf umfasst hielt, als auch schon eine neue Welle der Übelkeit sie erfasste.

„Aoko, ist alles in Ordnung?“ Ran steckte besorgt ihren Kopf zur Türe herein, dann kniete sie sich hinter ihre Stiefschwester und strich ihr beruhigend über den Rücken.

Erst als sich ihr Magen komplett entleert hatte, verschnaufte Aoko erschöpft.

„Wie geht es dir?“

„Geht so...“ Aoko sah sich um, erkannte das Badezimmer ihrer Schwester und runzelte verwirrt die Stirn. „Wo ist …?“

„Hiroshi? Der ist letzte Nacht nach Hause gefahren“, antwortete Ran sofort erklärend.

Aoko stand langsam auf und spülte, bevor sie sich dem Waschbecken zudrehte um sich den Mund auszuspülen. Verwirrt und mit dröhnendem Kopfschmerz hörte sie Ran zu.

„Es war wirklich schön und die Zeit verging auch wie im Flug. Wir sind ja erst um vier nach Hause gefahren.“

Verwirrt versuchte Aoko einen klaren Gedanken zu fassen. „Sasuke?“

„Sturz besoffen. Naomi und Yuri hatten alle Hände voll zu tun, ihn unfallfrei nach Hause zu bringen.“

„Haben wir sonst noch jemanden getroffen?“ Sie dachte an die Begegnung mit Kaito, die sich so real angefühlt hatte, aber scheinbar nur ein Traum gewesen ist.

„Nein...“, Ran sah sie überrascht an: „... warum fragst du?“

„Nur so...“, und Aoko hielt sich erneut den Kopf, der ihr immer noch schmerzhaft dröhnte. Der Traum hatte sie innerlich total aufgewühlt.

Ran kramte in einer Schublade und reichte ihr eine Schmerztablette. „Sag mal, Aoko, wie viel hast du denn gestern Abend getrunken?“

„Ich weiß nicht. Nicht viel... dachte ich. Aber trinkfest bin ich ja noch nie gewesen“, gestand sie und versuchte immer noch einen klaren Gedanken zu fassen. Es gelang ihr nur schwerlich.

Wenig später saß sie mit Shinichi und Ran am Frühstückstisch und trank einen Kaffee. Zur Nahrungsaufnahme war ihr Magen noch nicht bereit. Auch Shinichi und Ran aßen fast nichts und es herrschte absolute Stille.

Aoko ließ der Traum nicht los. So lange hatte sie weder an Kaito gedacht noch etwas von ihm gehört. Warum träumte sie nun von ihm? Und das schlimme daran: ihr Körper reagierte immer noch auf seine Anwesenheit. Alles hatte sich so echt angefühlt und das machte ihr Angst. Sie war doch über ihn hinweg – das Thema Kaito war abgeschlossen. Hatte sie nur etwas aufgearbeitet? Würde ihr Verstand nun das Thema endgültig ad acta legen?

„Es war so ein schöner Abend“, durchbrach Ran die Stille. „Hiroshi hab ich gestern zur Hochzeit eingeladen. Er hat sich sehr gefreut.“ Sie grinste zu ihrer Schwester. „Er wird neben dir sitzen. Die Tischordnung steht sowieso und bisher war der Platz neben dir noch unbesetzt.“

„Ran“, brummte Shinichi genervt.

Aoko sah entsetzt auf. „Ich habe doch gesagt, dass ich alleine komme“, beharrte sie und blickte unsicher zu Shinichi, dem es offensichtlich ebenso nicht gefiel.

„Aoko braucht eine Begleitung. Meine Schwester kann doch nicht alleine zu einer Hochzeit gehen.“

„Ich bin schon einmal alleine zu einer Hochzeit gegangen, falls du dich daran erinnerst.“

„Natürlich weiß ich das noch. Es war der Abend an dem du aber definitiv nicht alleine nach Hause gegangen bist.“ Ran erwiderte den Blick und war versucht noch mehr zu sagen.

Bevor sie es aber tun konnte, unterbrach Aoko sie hektisch und versuchte dabei die Erinnerungen zu verdrängen. „Das war damals auch nicht geplant.“ Mehr würde sie dazu auch nicht mehr sagen und lenkte vom Thema ab: „Trotzdem hättest du Hiroshi nicht einladen müssen.“

„Er ist nett“, stellte Ran fest.

Shinichi mischte sich ein: „Weiß er von wem das Kind ist?“

Aoko zuckte zusammen. Immer wenn ihr Schwager das Thema auf Taro lenkte bekam sie ein schlechtes Gewissen und fühlte sich wie eine Versagerin. Nur weil sie es für das Beste hielt ihr Kind zu beschützen und vor der Welt und insbesondere vor seinem Vater geheimzuhalten. „Nein.“

„Du hast es nicht einmal Hiroshi erzählt? Was willst du denn machen wenn dein Ex und dein Aktueller aufeinander treffen und Taro wie ein Pinball hin und her gerissen wird?“

„Keiner wird Taro wie einen Pinball behandeln. Er ist mein Sohn!“

„Hast du es Kaito inzwischen gesagt?“

„Wann denn, Shinichi?!“

„Hattest ja nun schon mehr Gelegenheiten“, stimmte er zu.

„Okay, können wir unsere Gemüter beruhigen und mal tief durchatmen?“, mischte Ran sich ein. „Ich glaube wir haben inzwischen alle verstanden, dass du erwartest, das Aoko reinen Tisch mit Kaito macht. Aber du hast noch nicht verstanden, dass es Aokos Entscheidung ist und niemand, auch du nicht, erwarten kann das sie es sofort tut. Wir wissen alle, dass es für Taro nicht so weitergehen kann. Und wenn Aoko Hiroshi als Vater für ihren Sohn sieht, so ist es auch ihr gutes Recht das so zu handhaben.“

Shinichi zog wütend die Augenbrauen zusammen. „Kaito ist mein Freund und wenn er es nicht bald erfährt und du...“, er funkelte Aoko an. „... es ihm nicht sagst, werde ich das tun.“

„Das kannst du nicht tun“, giftete Aoko Shinichi an, sprang dabei vom Stuhl auf und fixierte ihn ernst. „Es ist mein Leben, meine Entscheidung und mein Kind!“

„Irgendwann wird er es erfahren. Wenn nicht von dir, dann von jemand anderem.“

„Wag es nicht, Shinichi Kudo!“ Aoko fragte sich seit wann ihr Verhältnis zu dem jungen Mann so schlecht geworden ist. Sie hatten zwar nicht viele ernsthafte Gespräche gehabt, dennoch liefen diese immer besonnen und bedacht ab mit gegenseitigem Respekt über die Meinung des anderen. Ihr Kopf brummte stärker denn je und Aoko spürte, dass die Tablette nichts half. Sie stand auf, sollte nun besser gehen, bevor der Morgen endgültig eskalierte. „Es ist mein Leben, halt dich da raus“, verkündete sie. „Ich mische mich in dein Leben auch nicht ein.“ Sie sah entschuldigend zu Ran, dann verließ sie die Küche.

Ran warf ihrem Verlobten einen vorwurfsvollen Blick zu, schüttelte den Kopf und eilte Aoko nach.

Die Braunhaarige zog sich schon die Schuhe an, als ihre Stiefschwester sich für das Verhalten ihres Verlobten entschuldigte. „Lass es gut sein, Ran. Alle sind angespannt, je näher euer Tag rückt.“ Aoko umarmte ihre Stiefschwester und drückte sie fest. „Danke für den schönen Abend und dass ich hier übernachten durfte. Und jetzt geh und kümmer dich um deinen Mann.“ Sie drückte ihr noch einen Kuss auf die Wange und verschwand.
 

Ran schloss die Türe und eine unbändige Wut stieg in ihr auf. Sie atmete tief durch, ehe sie zu ihrem Verlobten in die Küche zurück ging und ihn bitterböse ansah. „Bist du jetzt zufrieden?!“

Shinichi sah überrascht auf. „Nein, erst wenn sie Kaito die Wahrheit sagt.“

„Das ist IHRE Entscheidung. Hör endlich auf dich in IHRE Angelegenheit einzumischen. Verdammt, Shinichi!“, fluchte Ran, während sie den Tisch abdeckte. Sie wusste nicht wohin mit sich. „Die ganze Situation ist beschissen, aber durch deine ständigen Sticheleien macht es das nicht unbedingt besser.“

„Ich weiß, aber ich habe keine Lust mehr auf dieses Schmierentheater, Ran!“ Shinichi stand auf und tigerte nun auch in der Küche umher. „In zwei Wochen heiraten wir und es ist nichts, aber auch gar nichts geklärt. In zwei Wochen treffen die beiden aufeinander und das Chaos ist vorprogrammiert. Sie muss es ihm vorher sagen.“

„Sie muss gar nichts“, erwiderte Ran. „Wann verstehst du endlich, dass nicht jeder so ist wie du?!“ Sie atmete ein und aus um sich selbst zu beruhigen. „Aoko hat es schon immer mit sich selbst ausgemacht und jedes Mal wenn man ihr gute Ratschläge gegeben hat, hat sie sich mehr und mehr verschlossen.“

„Ich weiß das, Ran, und deswegen müssen wir ihr den richtigen Weg zeigen.“ Shinichi hielt inne. „Sie hat es mit Shiro alleine aufgenommen und du hast gesehen was dabei herauskam. Ebenso hat sie auch ihre Probleme mit Akako und Shiho vor allen geheim gehalten. Sie kann nicht alles verheimlichen. Sie muss lernen, dass sie sich ihren Problemen stellen und vor allem mit jemanden darüber reden muss!“

„Und doch sollte es ihr überlassen sein, wann sie wen einweiht.“

Shinichi schnaubte wütend, während Ran ihn böse ansah. Sie standen wieder einmal an einem Punkt an dem es kein Vor und Zurück gab und auch keine Lösung parat hatten.

„Wir sollten nicht streiten“, murmelte Shinichi nachgebend.

„Dann fang nicht jedes Mal wieder damit an“, stimmte Ran enttäuscht zu.

„Ich finde es einfach nicht richtig“, beharrte er auf seinen Standpunkt.

„Und Aoko hat ihren Standpunkt, akzeptiere das doch bitte“, widersprach Ran.

Shinichi schob seine Hände in die Hosentasche und warf seiner Verlobten einen langen Blick zu. Doch dann sagte er: „Ich gehe jetzt duschen.“

Ran nickte nur und drehte sich von ihm weg: „Ich räume die Küche auf.“

So gingen die beiden vorerst getrennte Wege an diesem Sonntagmorgen.
 

In der Bahn ergatterte Aoko einen Sitzplatz. Der stechende Schmerz in ihrer Stirn würde sie noch in den Wahnsinn treiben. Sie lehnte ihren Kopf zurück, schloss die Augen und verdrängte die Gedanken an den unnötigen Streit. So sehr sie Shinichi mochte, so sehr sie seinen klugen Kopf und seinen Gerechtigkeitssinn bewunderte, verfluchte sie ihn auch deswegen. Sie konzentrierte sich darauf keinen Gedanken mehr zuzulassen und nickte durch das Schunkeln des Zuges ein.

Hier stand sie mit ihm in einem fremden Zimmer. Während die ozeanblauen Augen sie fixierten näherte er sich stetig. Sie hingegen wich unsicher und beladen mit verworrenen Gefühlen jeden Schritt weiter zurück zurück. Allerdings ging das nicht lange so, denn schon bald spürte sie das Bett in ihren Kniekehlen.

Kaito hingegen störte das keineswegs und trat noch einen Schritt auf sie zu und gab ihr einen Schubs.

Aoko fiel zurück, landete in einem weichen Bett und versank im Kissen und der Decke des Bettes. Ehe sie überhaupt noch einen klaren Gedanken fassen konnte, beugte sich Kaito schon über sie und näherte sich so schnell, dass sie seinen heißen Atem an ihren Lippen spüren konnte.

Ihr Körper und ihre Sinne drehten vollkommen durch und rissen sie in einen Strudel verschiedenster Emotionen mit. Sein Mund schwebte über ihren, die Anspannung stieg und ihr Körper reagierte freudig erregt auf seine Nähe. Die knisternde Spannung war nicht mehr auszuhalten und sie sehnte sich seine Lippen endlich zu spüren, von ihm in einen Strudel aus Leidenschaft gesogen zu werden, da öffnete sich die Türe und Hiroshi erschien im Zimmer. „Lohnt sich das Warten wirklich, Aoko?“

Erschrocken riss sie ihre Augen auf, fühlte den starken penetranten Schmerz in ihrer Stirn und zeitgleich das vor Aufregung pochende Herz in ihrer Brust. Sie sah sich orientierungslos um. Eben fuhr der Zug in einem Bahnhof ein und Aoko erkannte, dass sie die übernächste Haltestelle aussteigen musste. Sie ließ ihren Blick schweifen und erfasste im nächsten Moment einen Fahrgast, der ihr gegenüber saß und sie aufmerksam beobachtete.

Sofort stieg ihr die Röte auf die Wangen, wenn sie an den kurzen intensiven Traum zurück dachte und sich vorstellte, dass dieser Fremde ihr gegenüber irgendwas davon mitbekommen haben könnte. Sie wandte beschämt den Blick ab, starrte auf ihre im Schoß verschränkten Finger. Sie konnte es nun kaum erwarten endlich auszusteigen. Die Gedanken an diesen wirren Traum verdrängte sie strikt.

Aussprache


 

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Eine große Überraschung, denn der seltene Gast kam so überraschend, dass wirklich niemand mit ihm gerechnet hat. Sasuke hielt sich den gesamten Abend über bedeckt, beobachtete Aoko und ihren Freund und suchte mit seinen Mitstudenten das Gespräch.

Kaito wich Aoko nicht mehr von der Seite. Er unterhielt sich auch mit den Lehramtsstudenten, behielt insbesondere aber auch seinen blonden Rivalen immer im Blick.

Aoko fühlte sich wie in einem Traum. Sie konnte es immer noch nicht glauben, dass Kaito neben ihr saß, seinen Arm auf ihrer Stuhllehne gelegt während sein Daumen ihr sanft über den Oberarm streichelte. Wie kam er so plötzlich hier her und woher wusste er, dass sie heute hier, in dieser Tanzbar, Rans Geburtstag feierten?

Sonoko, die hinter Aokos Stuhl stand, beugte sich zum Tisch vor um ihren Cocktail zu greifen. Dabei näherte sie sich unauffällig dem Ohr der Brünetten und flüsterte: „Er ist auf der Durchreise und macht hier einen Zwischenstopp. Da habe ich ihm natürlich geschrieben wo wir sind.“ Überrascht sah Aoko zu der kurzhaarigen Japanerin auf. Diese begann zu kichern und erklärte: „Du hast schon wieder vergessen, dass

Kaito und Makoto Kumpels sind.“ Sonoko stellte sich wieder aufrecht hin, nuckelte an ihrem Getränk und drehte sich ihrem Freund zu. „Ich brauch Nachschub.“

Makoto grinste und die beiden verschwanden zur Bar.

Die Nacht ging voran und nach und nach löste sich die Geburtstagsfeier auf.

Auch Aoko und Kaito verließen die kleine Tanzbar, in der sie gefeiert hatten. Schon bald stand sie mit ihrem Freund alleine auf dem schlecht beleuchteten Gehweg und sah ihn an. „Warum...?“ Eine Frage, die für alles stand, was sie in den letzten drei Monaten durchlebt hatte. Eine Frage, die ihr vor Augen führte, wie sehr sie ihn vermisste. Eine Frage, die ihr allzu bewusst ins Gedächtnis rief, wie mies er sich ihr gegenüber verhalten hatte.

Statt einer Antwort, trat er auf sie zu, umfasste ihr Gesicht, strich ihr die offenen Haare zur Seite und küsste sie wieder. „Du weißt gar nicht wie sehr du mir gefehlt hast“, raunte er zwischen den Küssen und arbeitete sich von ihren Lippen über ihr Kinn zu ihrem Hals weiter vor.

Von seiner Leidenschaft angesteckt bereitete sich in ihrem Körper eine wohlige Anspannung aus und sie genoss seine ganze Aufmerksamkeit. Wie sehr er ihr doch gefehlt hatte. Auch wenn die Vernunft aufbegehrte wurde sie von dem zärtlichen Kribbeln und dem stark klopfendem Herzen zum Schweigen verbannt.

Im nächsten Moment drehte er sich mit ihr und schob sie rückwärts an ein Auto. Eingekeilt, zwischen dem kühlen Blech und dem erhitzten Körper, seufzte Aoko auf. Immer wieder schaffte er es sie um den Verstand zu bringen, dabei gab es so viele Punkte zu besprechen, Lösungen zu finden, weil die Situation in den letzten Monaten untragbar wurde.

Kaito, der sie ganz für sich einnahm, drückte einen kleinen Knopf und entriegelte das Fahrzeug. Im nächsten Moment öffnete er die Beifahrertüre und schob sich selbst auf den Sitz. Während er Aoko mit sich zog. Seine Finger fanden eine Verriegelung unter dem Sitz und lösten diese und fuhr bis auf Anschlag zurück.

Aoko, die halb auf ihm lag, staunte. Zum einen über das Auto, zum anderen über sein Vorhaben. Als sie aber seine Lippen wieder auf ihren fühlte, vergaß sie alles und zog die Türe zu.

Während sie auf dem Beifahrersitz knutschten, blieben die Finger nicht untätig. Kaitos Hände streiften ihr immer wieder über die nackten Oberschenkel entlang, bis zu ihrem Rocksaum, während Aokos Finger sich in seinen Haaren verfingen.

Das Licht im Fahrzeug schaltete sich mit einem leisen Klick ab und alles um sie herum wurde dunkel. Als gäbe es nun kein Halten mehr, nahm Kaito an Fahrt auf und riss seine Freundin in den Sog der Leidenschaft mit. Immer mehr Kleidungsstücke fanden ihren Weg durchs Wageninnere und zuletzt beobachtete Aoko, wie er sich noch ein Kondom überstreifte, bevor er sich in ihr versenkte und sie sich dem Rausch der Gefühle und der Sehnsucht völlig hingaben.
 

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Der Sonntag verging mehr oder weniger schweigend. Sie hatten nicht mehr über den Streit gesprochen. Zwar stritten sie sich auch nicht mehr, dennoch hatten sie sich auch nicht sonderlich viel zu sagen.

Ran saß in der Universität und lauschte der Vorlesung. Doch immer wieder drifteten ihre Gedanken ab. Leise fragte sie sich was sie anders hätte tun können oder machen sollen.

Sasuke drehte sich ihr zu. „Samstag war ein super Abend. Das müssen wir unbedingt wiederholen.“

Ran nickte zwar lächelnd, dennoch blieb sie unschlüssig ob sie das wirklich wiederholen sollten. „Mal sehen“, antwortete sie flüsternd. „Nach der Hochzeit.“ Ihre Gesichtsausdruck wurde traurig. Die Hochzeit näherte sich mit rasender Geschwindigkeit und sie und Shinichi stritten sich mehr und mehr. Lag es an dem Stress? Den Vorbereitungen? Der Nervosität? Der Angst, dass alles schief ging und der eigentlich schönste Tag in ihrem Leben in einem einzigen Desaster endete?

Sie seufzte kurz auf, stützte ihren Kopf in die Handfläche und starrte auf die Tischplatte. Gedankenverloren malte sie Blumenranken um ihre Notizen.

Was konnte sie nur tun? Sie verstand Shinichis Ansicht, aber sie verstand auch Aoko und ihr Handeln. Sie fühlte sich zwischen die Stühle gesetzt und wusste auch nicht was sie für richtig oder falsch erachten sollte. Gab es in diesem speziellen Fall überhaupt ein richtiges Handeln? Konnte man wirklich behaupten, dass Aoko sich falsch verhielt?

Ihre Stiefschwester war noch nie ein Mensch der großen Worte, machte in erster Linie alles mit sich allein aus. Natürlich sollte Kaito die Wahrheit erfahren. Wenn sie sich in seine Situation versetzte, sie würde es wissen wollen und wäre mehr als enttäuscht es nicht zu erfahren. Taro war ein Goldstück und die Entwicklung ging so schnell voran. Jedes Mal wenn Ran ihn sah, war er ein Stück gewachsen und zeigte neue Fertigkeiten. Das Kaito seinen Sohn und dessen Entwicklung verpasste, stimmte Ran traurig. Und dennoch war sie sich nicht sicher, ob Aoko nicht doch recht hatte. Er war dabei die Karriereleiter empor zu klettern. Er war ungebunden und viel auf Reisen. Würde er sich überhaupt so um sein Kind kümmern können wie Taro es verdiente? Er stand oft in der Presse, wurde auf Schritt und Tritt verfolgt, immer wieder wurde über ihn berichtet, sein Talent beleuchtet, über dessen Vater berichtet, dem er in nichts nachstand. Nie war er für längere Zeit an einem Ort, ständig reiste er in Japan umher.

Chikage hatte ihnen mal erzählt, dass Toichi auch international unterwegs war, bevor Kaito geboren war. Sie hatte damals ihr Studium geschmissen und war mit ihm gereist. Zusammen haben sie die Welt bereist. Erst als Kaito auf der Welt war kauften sie sich das Häuschen in Ekoda und wurden sesshaft. Toichi beschränkte sich von da an nur noch auf Tokio. Er hatte seine eigene Zaubershow in einem kleinen Theater und ihm reichte das vollkommen.

Ran drückte die Miene ihres Kugelschreibers fester in den Block.

Das war wohl der Unterschied. Toichi konnte sich vor der Geburt seines Kindes austoben und die Welt entdecken. Er konnte seinen Erfolg erleben und ausleben, um sich danach dem Familienglück voll und ganz zu widmen.

Kaito hingegen befand sich am Anfang seines Erfolgs, musste sich das alles erst mühsam aufbauen. Das Kind kam viel zu früh und Aoko hat sich von Anfang an für ihr Studium entschieden. Wenn sie die Uni abgebrochen hätte, wäre sie immer noch mit Kaito zusammen... dafür wäre sie dann aber mit Ginzo verkracht.

Niemals hätte er es zugelassen dass sie ihr Studium hinwirft. Er hatte immer an ihre Vernunft und ihren klugen Kopf appelliert, hatte ihr eingebläut dass ein guter Schulabschluss und eine gute Ausbildung für die Berufswahl entscheidend waren.

„Wovon träumst du nur?“, kicherte Naomi neben ihr.

„Total verliebt“, säuselte Sasuke und deutete auf die vielen Blumen auf ihrem halbleeren Blatt.

„Ran, ich weiß ja, dass du heiratest und mit dem Kopf in den Wolken steckst, aber du solltest nicht ganz so auffällig träumen“, bemerkte Naomi belehrend, während sie aufstand und ihre Sachen einpackte.

Überrascht blickte sich die Braunhaarige um und sah wie alle Studenten ihre Sachen packten und sich vom Acker machten. Schnell packte sie auch ein.

„Shinichi ist wirklich ein toller Kerl und wer wird schon nicht schwach wenn er jemanden mit diesen blauen Augen ansieht“, schwärmte Yuri kichernd. Im nächsten Moment drehte sie sich Ran zu und zwinkerte: „Nichts für ungut, Ran.“ Und als sie den entsetzten Blick ihrer Freundin sah, fügte sie noch hinzu: „Ich wollte nur sagen, dass es absolut verständlich ist, wenn du an deinen Verlobten denkst.“

Naomi schnalzte tadelnd mit der Zunge. „Sie kann ihn doch rund um die Uhr anschmachten.“

Ran errötete. Wann war das Gespräch eigentlich auf sie und Shinichi gewandert? Hatte sie etwas nicht mitbekommen? „Ich weiß nicht wovon ihr redet.“ Sie stand auf, schnappte sich ihre Tasche und verließ den Hörsaal.

Sasuke, Yuri und Naomi folgten ihr schnell. „Ich geb dir meine Notizen“, bot Yuri an und grinste. „Hätte ich so einen tollen Mann würde ich mich auch lieber mit ihm beschäftigen, als mit dem ollen Professor da.“ Dabei spielte sie auf ihre Vorlesung an, die ein älterer Herr leitete und die Schule noch vom alten Schlag her kannte. „Aber sag mal, Ran, wer war denn der Typ, der uns Samstag in die Disko gebracht hat“, hakte sie nun doch neugierig nach. „Wie hieß er? Ach ja Hiroshi.“

Ran nickte. „Er ist ein Kommilitone und Freund von meiner Schwester.“

„Der war ja auch heiß. Ist Aoko mit ihm zusammen?“, bohrte Yuri sofort nach.

„Nein.“

„Das heißt er ist noch zu haben?“

„Er ist an Aoko interessiert“, mischte sich Naomi ein.

Yuri riss ihre Augen zu ihrer Freundin. „Was?“

„Hast du nicht gesehen, wie er an Aoko hing? Er ist ihr ja kaum von der Seite gewichen.“

Sasuke kniff während dem Gespräch seine Augenbrauen zusammen. Seine Hände stopfte er in die Hosentaschen und folgte teilnahmslos den Mädchen.

„Wieder ein Kerl, der vergeben ist“, seufzte Yuri mürrisch. „Wie soll man sich denn da noch einen Typen angeln?“

Der blonde junge Mann reagierte sofort. „Männer mögen es zu jagen. Gejagt zu werden schreckt sie ab.“

Yuri sah zu ihm auf und zog ihre Augenbrauen ungläubig hoch. „Und was soll ich deiner Meinung nach machen?“

„Mach dich interessant, geh nicht auf die Pirsch sondern lass dich finden.“

„Und du glaubst wirklich, dass man so 'nen Mann findet?“

„Ich bin einer, daher werd ich das wohl wissen“, erklärte er mit stolz geschwellter Brust überzeugt und deutete verbildlicht mit seinem Daumen auf sich.

„Naja, ich probier es mal aus“, bemerkte Yuri skeptisch.

Ran schüttelte den Kopf über dieses Gespräch. Im nächsten Moment biss sie sich auf die Lippen als ihr bewusst wurde, dass sie nun nach Hause müsste. Shinichi würde dort sein. Ob er sich freute wenn sie kam? Oder würde er sie nur mit belanglosen Dingen abspeisen und sie weiterhin mit Schweigen strafen? Ein ganz mulmiges Gefühl breitete sich in ihr aus, als sie sich der Bahnstation näherte.
 

Aoko saß in ihrer Vorlesung und versuchte ihre Gedanken auf den Dozenten zu richten, aber es gelang ihr nicht. Letzte Nacht hatte sie wieder von Kaito geträumt. Wenn sie das ihrem Professor erzählte, würde er sie anstarren, dabei gedanklich sämtliche Möglichkeiten durchspielen und sie dann auseinander pflücken. Ihr innerstes Seelenwohl würde er auseinander nehmen wie eine Zwiebel. Schicht für Schicht würde er sich in ihre Psyche einarbeiten um sie dann vor all ihren Mitstudenten bloß zu stellen, nur weil sie in seinem Unterricht nicht aufpasste.

Hiroshi beugte sich zu ihr und schob ihr seine Notizen zu. Er deutete auf eine Textpassage und Aoko schrieb schnell ab.

Wenn das so weiter ging würde sie das Semester wiederholen müssen. Sie bekam fast nichts mehr mit. Auch müsste sie noch so viel nacharbeiten und mit dem Lernen hinkte sie ebenso hinterher. Sie setzte einen Punkt, während sie gleichzeitig seufzte. Dann allerdings richtete sie ihren Blick auf ihren Professor.

„Bedenken Sie, dass wir uns der Prüfungsphase nähern.“ Sein Blick streifte die Studenten und blieb an Aoko etwas länger hängen, ehe er weiter den Saal scannte. „Seien Sie fleißig und bereiten Sie sich gut vor.“ Er richtete seinen Blick wieder auf die Unterlagen. „Das war es für heute.“

Aoko ließ ihren Kopf hängen. Wie sollte sie das alles nur noch schaffen?

Als könnte er ihre Gedanken lesen, beugte sich Hiroshi zu ihr. „Ich kann dir lernen helfen.“

„Wirklich?“

„Natürlich. Lass uns einen Nachmittag in der Woche fest ausmachen“, stimmte Hiroshi zu.

„Ich denke ein Tag wird mir nicht reichen“, seufzte Aoko resigniert.

Die beiden packten ihre Unterlagen zusammen und verließen den Hörsaal.

Hiroshi musterte sie hoffnungsvoll. „Sollen wir mehrere Tage fest einplanen?“

Aoko sah zu ihm auf. „Ich will dir keine Umstände bereiten.“

„Ich muss so oder so lernen. Zu zweit macht es aber mehr Spaß“, grinste er zuversichtlich.

Die Braunhaarige nickte dankbar. „Vielleicht kann ich mich dann eher konzentrieren. Allein mit Taro...“, sie pausierte kurz: „... ich finde tausend andere Dinge, die zu machen sind.“

Hiroshi lächelte, legte seinen Arm um ihre Schulter und drückte sie leicht an sich. „Dann wird es höchste Zeit, dass wir gemeinsam lernen.“

Sanjo sprang ihnen freudig entgegen. Wieder einmal wippten die Rotblondgesträhnten Haare mit den Bewegungen mit. „Aoko“, rief sie schon von weitem und winkte aufgeregt. „Du wirst es nicht glauben“, flötete sie. „Kawasaki und ich...“, begann sie doch dann stockte sie. Sie blieb vor den Kommilitonen überrascht stehen und musterte das Bild vor sich aufmerksam. „Wow, das hätte ich ja nicht erwartet“, stieß sie aus, doch dann lachte sie und um ihre Augen bildeten sich kleine Lachfältchen. „Andererseits war es ja nur noch eine Frage der Zeit“, korrigierte sie ihre Aussage selbst und sprang erst Hiroshi und dann Aoko freudig um den Hals. „Ich gratuliere euch. Das ist soooo cool, dann können wir mal etwas zu viert unternehmen. Ich meine Kawasaki, ihr und ich“, strahlte sie begeistert, während sie sich von Aoko, die in diesem Moment sichtlich überfordert war, wieder löste. Schon hopste Sanjo wieder von einem Bein aufs andere. „Kawasaki ist ja so romantisch. Wir waren Essen und er schenkte mir Blumen.“

Aoko kam gar nicht zu Wort, denn ihre Freundin befand sich aktuell in einem Redeschwall und war nur schwer zu bremsen. „Es freut mich dass dein Date so gut gelaufen ist, aber ich muss jetzt los.“

Hiroshi löste seinen Arm von ihr. „Wir besprechen morgen welche Tage wir zum Lernen einplanen wollen.“

Die junge Mutter nickte Hiroshi dankend zu und umarmte Sanjo noch einmal zum Abschied, dann verließ sie die Uni.
 

Ran stand unentschlossen vor ihrer Wohnungstüre. Sie atmete tief durch und schloss auf. Schnell schlüpfte aus ihren Schuhen, stellte ihre Tasche ab und trat durch den Flur hindurch. „Shinichi? Ich bin wieder zuhause.“

Es kam keine Antwort. Mit einem mulmigen Gefühl sah sie in jedem Raum nach, aber ihr Verlobter war nicht auffindbar. Sie überlegte ob er noch etwas vor hatte, doch sie konnte sich nicht daran erinnern, dass er etwas gesagt hatte. Sie setzte sich auf die Couch, schaltete den Fernseher ein und wartete, den ganzen Abend über, aber Shinichi kam nicht nach Hause. Je weiter der Abend voranschritt, desto größer wurden die Sorgen. Alle paar Minuten prüfte sie ihr Handy, aber kein Lebenszeichen. Eben nahm sie sich ihr Handy um ihn anzurufen, als sie einen Schlüssel im Schloss umdrehen hörte. Sofort stand sie auf und eilte in den Flur. Mit großen sorgenvollen Augen musterte sie ihren Verlobten, der sich die Schuhe auszog und ihr nur einen kurzen Blick zu warf bevor er ins Bad verschwand.

„Wo bist du gewesen?“, fragte sie sofort, erleichtert dass es ihm gut ging. Sie trat zur Badtüre.

Shinichi putzte sich die Zähne und nachdem er ausgespült hatte, warf er ihr einen Blick durch den Spiegel zu. „Mit Heiji noch einen Trinken.“

Er schob sich an Ran vorbei zum Schlafzimmer. Diese sah ihm verletzt nach. „Ich habe mir Sorgen gemacht.“

„Hab ich dir nichts gesagt?“ Shinichi schlüpfte aus seiner Kleidung.

„Nein.“ Ran senkte verletzt den Blick, dann drehte sie sich dem Badezimmer zu und machte sich nun auch fürs Bett fertig. Die brodelnde Wut in sich unterdrückte sie und versuchte sich selbst zu beruhigen, da es ihm offensichtlich gut ging. Wenige Minuten später zog sie sich ebenfalls um und trat ins Schlafzimmer.

Ihr Verlobter lag bereits im Bett. Ran schlüpfte unter ihre Decke und schaltete das Licht aus. Rücken an Rücken gewandt lagen die beiden schweigend nebeneinander und fanden nicht in den Schlaf.

„Tut mir leid.“ Shinichi drehte sich ihr zu und streichelte sanft über ihren Arm.

„Was denn? Wie du mich behandelst oder wie du meine Schwester behandelst?“, fauchte Ran.

Er seufzte und drehte sich auf den Rücken. Seine blauen Augen starrten in die Dunkelheit. „Ich musste den Kopf frei bekommen.“

„Du redest also lieber mit Heiji als mit mir?!“, stellte sie enttäuscht fest.

„Du stehst voll und ganz auf Aokos Seite. Ich brauchte mal eine neutrale Meinung“, rechtfertigte er sich.

Ran schnaubte.

Shinichi drehte sich ihr wieder zu. Seine Finger verfingen sich in einer abstehenden Haarsträhne und er zwirbelte das braune, lange Haar um seinen Finger. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Kaito und Rui ein Paar sind. Er hat nie eine Andeutung gemacht. Und wenn Aoko Hiroshi mitbringt, dann ist doch schon ein Streit vorprogrammiert. Es ist allein wegen Taro schon kompliziert genug.“

Ran seufzte, dann drehte sie sich ihrem Freund zu und suchte seinen blauen Augen. „Hab doch ein bisschen mehr Vertrauen in deine Freunde. Meinst du nicht, dass sie alle erwachsen genug sind, um zu wissen, wann ein Streitthema auf den Tisch kommt und wann nicht?“ Sie suchte in seinen Augen nach einer Antwort, die er mündlich schuldig blieb. Ran hob ihre Hand und streichelte ihm sanft eine Haarsträhne aus der Stirn. „Mir behagt das ganze auch nicht, aber wenn wir nicht ein bisschen optimistischer an die Sache herangehen, können wir es gleich sein lassen.“

Shinichi umfasste ihre Hand mit seiner und drückte ihr einen Kuss in die Handfläche. „Ich werde dich heiraten, Ran Mori, komme was wolle.“

Ran lächelte wieder: „Und ich kann es kaum erwarten Ran Kudo genannt zu werden.“

Seine Augen begannen regelrecht zu leuchten. „Sag das nochmal“, bat er.

„Was? Ran Kudo?“, kicherte sie und beobachtete fasziniert das Blitzen in den blauen Augen.

„Ran Kudo“, wiederholte Shinichi es auch nochmal genüsslich. Er beugte sich zu ihr und küsste sie sanft auf die Lippen. „Bald gehörst du mir ganz allein“, versprach er und fing sie einen verheißungsvollen Kuss ein.



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Kommentare zu dieser Fanfic (21)
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Von:  Irischka25
2023-11-10T13:49:10+00:00 10.11.2023 14:49
Bitte bitte mach weiter, ich will wissen wie es weiter geht😇😇
Von:  Irischka25
2023-10-22T14:43:00+00:00 22.10.2023 16:43
Tolle Geschichte, wurde es jetzt vergessen die zu beenden? Seid mehr als 4 Jahren kommt nix mehr😭
Von:  Hallostern2014
2022-02-08T06:43:20+00:00 08.02.2022 07:43
Huhu meine Liebe

Ja ich bin's wieder. Ich hoffe das es dir gut geht. Und du bald weiter schreiben kannst. Ich bin einfach so neugierig wie Kaito auf sein Kind reagieren tut. Und ob er sie wirklich nicht betrogen hat. Außerdem hoffe ich ja immer noch das er die alte für Aoko verlassen tut.

Ich würde mich auf jedenfall freuen bald wieder von dir zu lesen:)
Antwort von:  Kittykate
07.05.2022 19:59
Hallöchen,
vielen Dank für deine Worte.
Ich hab schon so ein schlechtes Gewissen.

Tatsächlich habe ich die Arbeit an der Geschichte wieder aufgenommen. Es ist noch ein bisschen holprig aber so langsam gehts voran.

So viele Fragen :-) Tja ich hoffe wir werden die Antworten schon bald erfahren.

LG Kitty
Von:  Hallostern2014
2021-09-07T15:42:44+00:00 07.09.2021 17:42
Huhu meine Liebe,

lange nichts mehr gehört von dir. Na, wie geht es dir ? Ich hoffe ja gut.

Ich habe mal wieder deine schöne FFs gelesen. Ich hoffe ja sehr das es bald wieder los geht..

Glg:)
Von:  Hallostern2014
2019-09-12T10:37:24+00:00 12.09.2019 12:37
Huhu😁

Kaito ist bestimmt sofort nach dem er das bekommen hat was er wollte sofort verschwunden. Ohne mit Aoko weiter übers ihre Beziehungsproblemen zu reden. Oder wenn redet er sich da doch eh nur raus.

Arme Ran, sie steht richtig zwischen den Stühlen. Aber ich finde es gut, dass sie dennoch bisschen auf Aoko's Seite steht. Wer weiß den wirklich ob er überhaupt Zeit nimmt für seinen Sohn. Er hat ja nicht mal Zeit für seine Beziehung. In der Hinsicht ist er ganz anderes als sein Vater.

Sasuke wirkt etwas eifersüchtig. Ich bin gespannt ob es stimmt oder nicht. Ist er eigentlich auch auf der Hochzeit 🤣. Den wird es ja erst recht spannend.

Uiii, Hiroshi möchte mit Aoko zusammen lernen. Na wenn er es nicht auch gleich ausnutzen will um in ihrer Nähe zusein. Ihr dabei für die Prüfung noch zu helfen macht es für ihn gleich leichter. Ich hoffe das beide sich durch das gemeinsamen lernen näher kommen. Und hoffentlich sieht sie auch bald ein wie gut er ihr doch tut.

Ran und Shinichi müssen sich erstmal um sich kümmern. Die anderen außen vor lassen..ist zwar leicht gesagt als getan aber immoment gibt es wichtigeres und das ist ihre Hochzeit. Ich kann aber auch Shinichi verstehen, dass er sich mit jemanden anderen darüber unterhalten will. Eine andere Meinung zu holen mit einer Person die nicht zur Familie gehört ist immer gut. Ich bin mal gespannt ob Shinichi Verdacht bestätig wird oder nicht. Oder ob er von seinen ach so tollen Kaito enttäuscht wird. Wie die beiden sich zum Schluss vertragen haben war einfach nur toll und ja Ran Kudo hört sich wirklich Prima an 😁.

Ich freue mich schon aufs nächste Kapitel. Auch wann endlich Kaito wirklich auftaucht.

Ich wünsche dir noch eine schöne rest Woche und ganz liebe Grüße


Von:  Hallostern2014
2019-08-22T10:51:05+00:00 22.08.2019 12:51
Huhu.

Schön das wir wieder ei Kap lesen konnten.

Für mich bleibt Kaito immoment ein Arsch. Erst meldet er sich nur kurz und knapp Interessiert sich null dafür wie es ihr geht. Dann macht er auf Eifersüchtiger Freund. Hätte er mal früher sie da sein sollen. Aber klar das Aoko sich auf den Kuss einlässt. Schließlich liebt sie ihn von ganzen Herzen. Wahrscheinlich wurde sie da schwanger, den beim Kuss ist wohl auch nicht geblieben.


Da hätte aber Aoko richtig gebechert. Die Arme und den Träumt sie auch auch noch von Kaito.
Shinichi geht langsam zu weit. Es ist nicht seine Sache. Es ist eine zwischen Kaito und Aoko. Da hat er nichts zu sagen, auch wenn dieser der beste Freund ist. Er versteht wohl nicht wie Aoko sich in der Beziehung und danach gefühlt hatte. Und ich bin mir sicher Kaito wird schon wissen, dass er der Vater ist. Und wird sie selber darauf ansprechen. Und zwar nach der Hochzeit oder evtl schon vorher. Ich habe ja immer noch das Bild im Kopf wenn er bei Aoko klingelt, dass Hiroshi in mit Taro die Tür auf macht. Aber lass bitte Aoko ihn sagen wer der Vater ist. Ich denke Hiroshi kann sie verstehen.

Ich bin sehr gespannt auf nächste Kapitel und freue mich sehr darauf.

Glg:)
Antwort von:  Kittykate
01.09.2019 03:03
Hi,
ja, zur Zeit macht er es auch einem echt schwer ihn zu mögen. Ich versteh dich da absolut und wenn ich dir sage, dass es das immer noch nicht war?
Ja, Aoko liebt ihn und glaubt noch daran dass es halten kann. Auch wenn es ihr selbst von Mal zu Mal schwerer fällt. Und dennoch nun hat sie ihn wieder. Ob sie schwanger wird, bleibt abzuwarten :-)

Ja, vielleicht hat sie das mal. Wobei wenn man so aus der Übung ist, dann hilft ja schon ein bisschen Alkohol um betrunken zu werden. Ja, es beschäftigt sie und natürlich hat sie auch Angst vor der Begegnung. Sie will wirklich das aller Beste für Ran, Shinichi aber auch für Taro. Und sie kann Kaitos Reaktion absolut nicht einschätzen.

Du darfst gespannt bleiben, wann, von wem und ob er überhaupt etwas erfährt :-)

Das neue Kapitel ist schon da.

Vielen lieben Dank für deine Worte und Gedanken.
Kitty
Von:  Mayachan_
2019-07-06T11:08:16+00:00 06.07.2019 13:08
Ja Halli Hallo^^
Mein Kommi kommt zwar spät aber besser als nie xD
Ich fand das kap sehr schön.

Das Kaito Aoko so vernachlässigt ist echt gemein und das hat sie nun wirklich nicht verdient. zumal sie schon so viel durchmachen musste wie wir ja wissen.
Die Blumen und die Karte waren eine nette geste aber er hätte sie besser selbst bringen sollen. Aber wenn er auf karriere aus ist kann man wohl nichts machen.


Dieser Sasuke ist echt unglaublich. Aoko sitzen lassen nur wiel sie ein kind hat. aber so sind manche männer wollen keine verantwortung tragen.Also ich finde aoko und Hroshi sollten ein paar werden. vielleicht wird kaito dann mega eifersüchtig ;)

Ich freue mich auf dein nächstes kap^^


lg Mayachan

Antwort von:  Kittykate
14.07.2019 00:30
Hi,
und noch später kommt meine Antwort und das Kapitel kommt irgendwann. T_T
Ich komm nicht so recht weiter. Doof...

Ja, total gemein und natürlich wäre es besser selbst aufzutauchen, nach dem er seine eigene Party vergessen hat. Da ist mehr gut zu machen als einen Strauß Rosen zu schicken.

Ja, das ist er :-) Seine Gründe erfahren wir noch. Wenn ich mal mit dem nächsten Kapitel weiter komme. Hiroshi und Aoko ein Paar um Kaito eifersüchtig zu machen? ;-)

Ich bedanke mich für deine Worte.

Viele Grüße
Kitty
Von:  Hallostern2014
2019-06-25T19:01:18+00:00 25.06.2019 21:01
Huhu 😊

Also Kaito hätte sich die Rosen sparen können. Er liebt sie ? Aber seine Karriere ist wichtiger viel Wichtiger. Ich hätte die Rosen gleich in den Müll geworfen. Wäre er jedenfalls hinter den Strauß aber nein. Und gut das sie nie ran gegangen ist. Soll er doch mal merken, dass er was Falsch gemacht hat.

Die Party verlief ja bis Sasuke sich eingemischt hat toll. Was wir jetzt wissen. Er war der Arsch, der Aoko sitzen lassen hat nur weil sie ein Kind hat. Ich würde mit ihn gar nichts mehr machen.

Das Ran, Aoko gesagt hat, sie könnte Hiroshi eingeladen hat ihre Begleitung der Hochzeit zu sein. Sie sollte es annehmen. Und allen Zeigen, dass sie nicht um ihren Ex hinter Trauert. Wobei ich ja bei Kaito hoffe, dass er doch alleine kommen muss weil seine Tussi krank wurde. Lustig wäre es auf jedenfall.

Hiroshi war ja mal gar nicht Eifersüchtig 🙈. Aber das zeigt mal wieder das er es ernst meint. Auch das er so offen über seine Gefühle reden kann sagt alles über ihn. Und Aoko soll ihn endlich eine Chance geben. Erst dann kann sie sagen, sie liebt ihn nicht. Denn ganz abgeneigt scheint sie nicht zu sein.

Ich freue mich riesig aufs neue Kapitel. Ich hoffe du gehst nicht bei der Hitze ein.🙈

Ganz liebe Grüße
Antwort von:  Kittykate
04.07.2019 12:30
Hey,
da bin ich wieder :-). Meinst du? Ich glaube eher er hat da wirklich ein schlechtes Gewissen gehabt. Besser wäre es alle mal gewesen sich persönlich zu melden, aber die Termine lassen es ja nicht zu.

Die Party war schön :-) Sasukes Standpunkt zu der damaligen Situation erfahren wir sogar schon bald. Dauert nicht mehr allzu lange. Ja, ein Arsch war er durchaus, mal sehen was du nach seiner Erklärung dazu sagst :-)

Aoko sollte es wirklich annehmen. Es tut gut einen Stütze zu haben, die im Zweifelsfall auch einfach mal eingreifen kann oder sie aus einer unangenehmen Situation herausholen kann. Aber durch das Gefühlschaos ist die Situation aktuelle nicht so einfach und noch mehr Probleme möchte Aoko nun auch nicht heraufbeschwören. Immerhin weiß sie ja, dass sie keine Unruhe oder Ärger machen möchte und sie weiß auch dass Shinichi ihr den Kopf abreißt wenn irgendwas nicht perfekt läuft :-)

Nein Eifersucht, was ist das ? Lol ;-) Ja, er meint es wirklich ernst und er will sich selbst auch schützen. Immerhin sind sie auch Freunde und das hat er wohlwissend mit aufs Spiel gesetzt. Für ihn ist das auch nicht einfach er riskiert dabei ziemlich viel und das ist ihm, vermutlich war es Kaito das im ersten Teil nicht, auch bewusst.

Aoko selbst ist überfordert in dieser gesamten Situation.

Das nächste Kapitel ist leider noch in Arbeit. Die Arbeit, der Nebenjob die sonstigen Aktivitäten, ich komm grad zu nichts. Nerv...

Bis hoffentlich bald.
Lg
Kitty
Von:  Hallostern2014
2019-06-19T19:05:53+00:00 19.06.2019 21:05
Huhu.

Ich hoffe du hast dich gut erholt in deinem Urlaub😊. Das Kapitel ist dir mal wieder sehr gut gelungen.


Kaito ist echt ein Arsch. Erst vernachlässigt er Aoko. Dann bricht er sein Versprechen. Und das an seinen eigenen Geburtstag. Mich würde es nicht wundern, wenn sie ihn jetzt erstmal Ignoriert. Aber ich glaube das würde ihn nicht mal stören..

Dass Aoko nervös auf das aufeinander treffen mit Hiroshi ist kann ich sehr gut verstehen. Aber ich gebe immer wieder gerne Eri recht sie sollte ihn eine Chance geben. Sie hat es verdient wieder glücklich zu sein.

Sasuke kann ich jetzt schon nicht leiden 🤣. Der kommt so Arrogant rüber.

Hiroshi allerdings das Gegenteil. Einfach geil wie er einfach zum Türsteher ging . Hat doch einen Vorteil jemanden zu kennen der vor der Tür steht.

Das Ran ihn zur Hochzeit einladen will ist Klasse. Shinichi gefällt es wohl nicht. Aber Ran hat recht. Kaito nimmt seine Olle mit also wieso darf Aoko keine Begleitung haben. So sieht Kaito, dass sie auch jemanden gefunden hat. Und Kaito wird sehen wie sehr Hiroshi sie liebt. Und ich hoffe das es den merkt es er da verloren hat.

Ich freue mich riesig aufs neue Kapitel. Kann es kaum erwarten 🤣🙈.

Gsnz liebe Grüße und eine schöne rest Woche😊

Antwort von:  Kittykate
04.07.2019 12:24
Hallöchen,
ich schäme mich. Hab mich hierzu gar nicht gemeldet. Vielen lieben Dank für deine Worte und deine Gedanken.
Ja, leider leider. Ich würde glatt sagen er hats vergessen. Und vermutlich hat er auch weder Jii noch Rui Bescheid gesagt und dadurch wusste es keiner. Ob es ihn stört oder nicht? Wer weiß wer weiß.

Ja, nervös ist sie allemal. Ist auch eine schwierige Situation. Er ist ein guter Freund in den letzten Jahren gewesen und war beständig an ihrer Seite, aber plötzlich sind da Gefühle im Weg und sie hat Angst die Freundschaft zu verlieren. Sie weiß ja nicht einmal wie sie ihm gegenüber fühlt. Es war doch bisher nur Freundschaft.
Ob es sie wirklich glücklich macht ggf. nur kurzzeitig mit Hiroshi zusammen zu kommen? Es steht viel auf dem Spiel. Und aus der Vergangenheit wissen wir ja, was aus einer guten Freundschaft passieren kann, besonders wenn etwas schief läuft, was Aoko durchaus ja mal erlebt hat.

;-) Das stimmt. Er ist etwas arrogant, genießt sein Leben und seine Unabhängigkeit und will noch nicht Verantwortung übernehmen :-) Wer kann es ihm verübeln? Er ist jung :-)

Das stimmt Hiroshi ist das absolute Gegenteil, aber ob er die Verantwortung für ein kleines Baby wirklich übernehmen kann und will? Ja, es hat defintiv Vorteile jemanden zu kennen :-)

Süß gell? Naja, Shinichi wird in diesem Moment etwas überfahren und sieht womöglich noch mehr Probleme auf sich zu kommen. Erst bringt Kaito seine Freundin mit und nun soll Aoko mit ihrem "Freund" kommen. Wenn man 1+1 zusammen zählt und Taro dazu multipliziert kann das ja fast nicht gut ausgehen. ;-)

Das nächste Kapitel hast du ja bereits kommentiert ^^ Ich wechsel mal rüber.
Bis gleich.
Lg Kitty
Von:  Hallostern2014
2019-05-30T19:03:18+00:00 30.05.2019 21:03
Huhu.

Kaito sammelt immer mehr minus Punkte. Er kümmert sich null um seine Beziehung nur sein Erfolg interessiert ihn mehr. Ich kann mir immer mehr vorstellen wie Taro entstanden ist. Aoko sagte ja sie haben einmal nicht aufgepasst. Vielleicht waren beide voll gewesen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen. Dass Aoko im nüchtern Zustand sich drauf eingelassen hat nicht zu verhüten. Oder die war Krank. Und somit hat die Pille versagt. Dass sie sich null wohl gefühlt hat war klar. Sie war alleine und alle anderen hatten einen Partner an ihrer Seite. Ich wäre glaubig gegangen.

Ich finde die beide Mädels haben recht. Eri sollte nicht so viel Arbeiten. Und mal zum Arzt gehen.

Shinichi sollte Aoko nicht in die Ecke drägen. Es könnte denn erst recht chaotisch laufen. Und wer sagt, dass sie es ist der den Tag versauen kann. Kaito kann es auch.

Hat Shinichi wirklich nichts gewusst? Wäre auch wahrscheinlich besser. Sonst kann er wohl die Ehe gleich vergessen. Ich glaube nicht das Ran ihn es verzeihen würde. Wenn er es gewusst hätte. Er war jedenfalls sehr still.

Ich freue mich so für Aoko, Hiroshi wird also mit dabei sein. Das wird ein interessanter Abend. Sie sollte ihn auf jedenfall eine Chance geben. Er will ja beide haben. Nicht wie der Trottel den sie nach Kaito kennengelernt hatte. Und wenn es wirklich klappt, hätte sie eine Begleitung für die Hochzeit. Aufs Kaitos Gesicht bin ich echt gespannt. Ich meine er müsste ihn ja schon gesehen habe. Aber wahrscheinlich war er zu beschäftig. Lustig wäre es auf jedenfall wenn er Klingel würde und statt Aoko macht Hiroschi die Tür auf mit seinem Sohn.🙈

Ich freue mich sehr aufs nächste Kapitel und hoffe du hattest einen schönen Urlaub gehabt.
Gsnz liebe Grüße
Antwort von:  Kittykate
16.06.2019 23:54
Hallöchen :-),
ja, das stimmt leider. Bin gespannt was du zum nächsten Kapitel sagst. Leider hat er keine Zeit für Aoko. Ja, die Vorstellung liegt nahe wie das letztendlich passieren konnte.
Ist eine blöde Situation und ich wüsste ehrlich gesagt nicht ob ich gegangen wäre oder doch auch geblieben wäre.

Ja, Eri könnte wirklich weniger machen. Auch Ginzo müsste einen Gang zurückschalten.

Die Hochzeit rückt näher und die Nervosität kommt auf. Er möchte doch nur, dass der große Tag nicht gestört wird. Kaito ist aktuell nicht greifbar und Aoko ist nun mal der "Störfaktor", dadurch dass sie Kaito Taro verheimlicht.
Natürlich könnte Kaito auch den Tag versauen ... man weiß es nicht und Shinichi möchte einem Desaster vorbeugen.

Das ist die Frage. Hat er es gewusst? Hat Kaito überhaupt etwas erzählt?

Ja, der Abend wird auf jeden Fall interessant. Das Bild hat sich jetzt bei mir fest gebrannt. ^^

Vielen lieben Dank für deine Worte.
Viele Grüße
Kitty


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