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Schatten der Gegenwart

von

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Sorge


 

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Gerade kam Aoko vom Flughafen zurück. Ihre Augen immer noch gerötet vom vielen Weinen. Keiko saß in diesen Minuten in einem Flugzeug, welches sie und Hakuba nach London brachte. In England würde Hakuba Jura und Keiko Medizin studieren.

Aoko hatte erst mal vier Tage Ferien, bevor auch bei ihr der Ernst des Lebens begann. Erholen konnte sie sich trotzdem nicht, denn Ran und Shinichi hatten überraschend schnell eine Wohnung gefunden und konnten diese sofort beziehen. Es war ihr immer noch ein Rätsel wie das klappen konnte und sie vermutete fast, das seine einflussreichen Eltern dabei eine Rolle gespielt haben.

Zumindest würde sie die nächsten Tage nicht sinnlos die Zeit totschlagen, während Kaito keine Zeit für sie hatte. Ran und Shinichi waren heute schon dort um den Wänden den letzten farbigen Anstrich zu verpassen, damit morgen der Möbeltransport beginnen konnte.

Sie näherte sich ihrem Haus. Ein schwarzer Geländewagen vor ihrem Grundstück fiel ihr, auf der sonst so leeren Straße, sofort auf. Das Kennzeichen eine wirre Reihenfolge an Zahlen. Die Scheiben waren rundherum getönt. Es war vom Gehsteig nicht auszumachen, ob jemand in diesem Wagen saß oder nicht. Ob es Zufall war, dass dieses Auto vor ihrem Grundstück parkte? Sie beachtete es nicht weiter und betrat den kleinen Vorgarten. Schritt für Schritt folgte sie dem Weg zur Haustüre, als sie hinter sich eine Autotüre zuschlagen hörte und Schritte erklangen.

„Aoko Nakamori?“, rief ihr jemand hinterher.

Überrascht drehte sie sich um und musterte den Mann, der ihren Vorgarten betrat und sich näherte. Schwarze kurze Haare umrandeten ein attraktives Männergesicht. Dunkle Augen und schmale Lippen mit einem Oberlippenbart. Das Gesicht kam ihr bekannt vor. Der schlanke und doch gut gebaute Körper steckte in einem Marken-Anzug, der sicherlich ein Vermögen gekostet hat. Aokos Blick huschte kurz zu dem schwarzen Geländewagen. Ein zweiter Mann mit schwarzem Anzug, schwarzen Handschuhe und einer schwarzen Sonnenbrille lehnte an der Beifahrertüre und behielt sie im Auge.

Mit großen Augen richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihr Gegenüber. Der Mann musterte sie unverhohlen und trug ein spöttisches Grinsen auf den Lippen. Erst jetzt fiel ihr auf, an wen Sie dieser Mann erinnerte. Automatisch versteifte sie sich, als ihr Verdacht sich auch noch offensichtlich bestätigte.

„Shinshiro Hino“, stellte er sich vor und hielt ihr eine Visitenkarte vor die Nase. „Sie waren mit meinem Sohn in der Schule und haben ihn fälschlicherweise der Körperverletzung angezeigt. Zudem wurde er aufgrund Ihrer falschen Anschuldigungen der Schule verwiesen.“

Aoko schluckte, sah in die kalten braunen Augen und ignorierte die kleine Karte. „Nicht fälschlicherweise“, widersprach sie. Jedoch war ihre Stimme bei weitem nicht fest und der innerliche Aufruhr legte sich auf ihre Stimmbänder nieder. Der Vater hatte die gleiche Ausstrahlung wie der Sohn und konnte sie regelrecht mit seiner Erscheinung in Angst und Schrecken versetzen.

„Ich bitte Sie, Fräulein Nakamori, oder darf ich Aoko sagen? Shiro hat mir alles erzählt. Er hat mir von Ihrem Unfall berichtet, wie sie gestolpert und gegen den Zaun gestürzt sind. Daher hatten sie auch die schlimme Platzwunde an der Stirn. Zudem hat er mir auch erzählt, dass sie seinen besten Freund gegen ihn aufgebracht haben.“ Der Mann überragte sie um ganze zwei Köpfe und wusste wie bedrohlich seine Erscheinung auf sie wirken musste. Genau das spielte er auch wissentlich aus.

Aoko war allein, unsicher und wusste nur allzu gut welche Position er in der Politik hatte. Sie ahnte, dass kein Richter der Welt gegen ihn und seinen Sohn arbeiten würde.

„Ich verstehe es ja. Ein Mädchen das von meinem Sohn gekränkt wurde, möchte sich verständlicherweise an ihm rächen, aber finden Sie nicht, dass Sie hier ein wenig übertreiben?“

„Ich übertreibe nicht“, widersprach Aoko schockiert. Wenn er die Wahrheit verdrehte, würde Shiro ungestraft vor Gericht davon kommen. Dann war er auf freiem Fuß, das Annäherungsverbot aufgehoben und was dann passieren könnte, wollte sie sich nicht mal im Entferntesten vorstellen. Das durfte nicht passieren! „Ich habe ihn abgewiesen“, stellte sie klar.

Der Politiker sah sie mitleidig an, denn er glaubte ihr kein Wort. „Das sagen alle und als nächstes wollen Sie mir erklären, dass mein Sohn versucht hat Sie zu vergewaltigen.“

„Das hat er auch“, stimmte Aoko verzweifelt zu.

„Sie sind keinen Deut besser als alle anderen Menschen mit denen ich zu tun habe“, sprach Hino unbeeindruckt. „Wir sind reich und Sie erhoffen sich so an unser Geld heranzukommen.“ Er pausierte, musterte das Haus, die Siedlung und letztendlich Aoko. „Ihr Vater ist Kommissar? Die Frage stellt sich, wie lange noch, wenn Sie an dieser haarsträubenden Geschichte festhalten.“

„Herr Hino“, mischte sich plötzlich Eri überaus freundlich ein und eilte heran. „Welch Freude Sie in unserem bescheidenen Heim begrüßen zu dürfen. Mein Name ist Eri Nakamori und ich bin Aokos Stiefmutter wie auch ihre Anwältin.“ Sie ließ Shiros Vater nicht die Möglichkeit zu antworten, sondern sprach sofort weiter. „Ich hoffe Ihnen ist bewusst, dass man Ihnen diesen Auftritt durchaus als Bedrohung anlasten könnte. Immerhin sprechen Sie hier mit dem Opfer Ihres Sohnes.“

Finster ballte der Anzugträger seine Hände.

Eri entging das keineswegs, ließ sich aber auch nichts anmerken. „Aoko hat unter Shiro sehr gelitten und genau das werden wir vor Gericht auch kundtun.“

„Ich bitte Sie...“, setzte der Politiker erzürnt zur Wehr.

Jedoch hätte die Anwältin ihren Beruf verfehlt, wenn sie sich so leicht verschrecken ließ. Dreist fiel sie dem Mann einfach ins Wort. „Zeugenbeeinflussung und Ausnutzen der Machtposition könnte Ihnen und besonders Ihrem Sohn zur Last gelegt werden. Ich hoffe für Sie, dass Sie keines von beidem meiner Tochter gegenüber versucht haben, oder?“ Natürlich hatte sie etwas von dem Gespräch mitbekommen. Und das Gesicht ihres Gegners sprach sowieso für sich. „Schweigegeld nehmen wir im Übrigen auch nicht an. Ihr Sohn wird sich vor Gericht für seine schändlichen Taten verantworten müssen.“ Sie schob Aoko zur Haustüre. Ließ den Politiker eiskalt stehen und sperrte die Haustüre auf. Doch dann drehte sie sich nochmal um und bemerkte wie sehr sich der Mann zusammenriss um nicht die Beherrschung zu verlieren. „In Zukunft möchte ich nur noch mit Ihrem Anwalt sprechen, Herr Hino. Einen guten Tag wünsche ich Ihnen.“

Mit diesen Worten schob sie Aoko gänzlich ins Haus und schloss die Türe. Durch das Fenster beobachteten die Nakamoris wie der Mann aufgebracht zum Wagen zurückkehrte und wenig später davon brauste.
 

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Ein unbehagliches Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Aoko wusste nicht was sie sagen sollte, wie sie sich verhalten sollte. Auch Hiroshi schien komplett in Gedanken versunken.

Die Haustüre fiel ins Schloss.

Überrascht sah Aoko auf, denn eigentlich war ihr Vater zur Zeit irgendwo in Japan unterwegs und Eri noch bis einschließlich morgen vor Gericht. Nach dem Disput mit Shinichi konnte sie sich nicht vorstellen das Ran nochmal kam.

Wenig später erschien Eri im Wohnzimmer. Ihr schlanker Körper steckte in einem teuren Anzug, die sonst so streng hochgesteckten Haare fielen ihr offen über den Rücken. Sie zog sich erschöpft die Brille von der Nase um sich über ihre Augen zu wischen. Erst als sie ganz ins Zimmer trat bemerkte sie den jungen Mann, der neben ihrer Tochter auf dem Boden saß und sie ertappt anstarrte. „Guten Abend“, begrüßte ihn die Anwältin unbefangen und dennoch erstaunt, dass Aoko sich in männlicher Begleitung befand. Sie näherte sich, reichte dem Fremden ihre Hand und stellte sich vor. „Eri Nakamori, ich bin Aokos Stiefmutter.“

Hiroshi beeilte sich aufzustehen um nicht als völliger Idiot abgestempelt zu werden, jedoch kniete sich Eri schon zu ihnen auf den Boden. „Hiroshi Jokusa, ich bin ein Kommilitone von Aoko.“

„Das freut mich.“ Ein freundliches Lächeln trat auf ihre Lippen. Ein kurzer verwunderter Ausdruck zu ihrer Tochter, dann erhielt Taro die gesamte Aufmerksamkeit. Seit sie den Raum betreten hatte, ruderte er vor Aufregung und Freude mit den Armen und strampelte wild mit seinen Beinen. „Da ist ja mein kleiner süßer Spatz!“ Im nächsten Moment hob Eri Taro hoch und drückte den kleinen Spross fest an sich. „Und so groß bist du in einer Woche geworden. Hast du die Oma sehr vermisst?“

Aoko, der alles zu schnell ging um es überhaupt fassen zu können, fand ihre Sprache wieder und hakte perplex nach. „Du bist schon zurück? Wolltest du nicht übermorgen zurückkommen?“

Eri nickte. „Ja, so der Plan. Aber ich bin schon die letzten Tage so erschöpft und müde. Kenji meinte, er würde den Rest alleine schaffen und hat mich nach Hause geschickt.“ Müde wischte sie sich wieder über die Augen und unterdrückte ein Gähnen. „So, ich werde dann mal auspacken und ins Bett verschwinden. Aber morgen, mein Schatz, hat die Oma ganz viel Zeit für dich“, versprach sie Taro, der wieder fröhlich gluckste. Im nächsten Moment überreichte Eri ihren Enkel Aoko und stand wieder auf. „Macht euch noch einen schönen Abend und lasst euch von mir nicht stören.“ Schon verschwand sie aus dem Wohnzimmer und hievte wenig später ihren Reisekoffer ins Obergeschoss.

„Das war nicht geplant“, erklärte Aoko, immer noch verunsichert wie sie sich ihrem Mitstudent nun gegenüber verhalten sollte.

Auch Hiroshi schien verunsichert. „Aoko, ich wollte dich nicht überrumpeln, aber ich kann auch meine Gefühle nicht abschalten.“

Überrascht schluckte sie. Hatte sie ihm vorhin nicht gesagt, dass sie es nicht hören will?

„Ich möchte nicht, dass etwas zwischen uns steht und wenn du noch Zeit brauchst, dann warte ich. Mir ist das Ernst mit dir... und Taro“, wobei er etwas unbeholfen auf das Baby blickte. „Aber ich möchte es versuchen, ich möchte dass das zwischen uns etwas wird.“

„Hiroshi“, stammelte Aoko überfahren. Dass der Abend so endet hatte sie nicht einmal im Ansatz erwartet oder angenommen. Für sie war er immer nur ein Freund. Dass von seiner Seite aus Gefühle im Spiel waren, war ihr bisher komplett entgangen.

„Lass dir Zeit, Aoko. Ich möchte nicht, dass du dich durch mich bedrängt fühlst. Du sollst nur wissen, dass es jemanden gibt, der dich liebt. Ich hoffe, du wirst das auch so sehen.“ Unsicher lächelte er, dann stand er auf. „Ich sollte jetzt gehen.“

Aoko stand ebenso auf, ließ Taro alleine auf der Krabbeldecke liegen und folgte Hiroshi in den Eingangsbereich. Dieser zog sich seine Schuhe und die Jacke an und drehte sich nochmals der jungen Frau zu. Im nächsten Moment umfasste er ihr Gesicht, hob es seinem entgegen und küsste sie vorsichtig und zärtlich.

Die junge Mutter ließ es geschehen, befand sich in einem Zustand des absoluten Gefühlschaos. Sie wusste nicht mehr was richtig und was falsch war. Sie wusste nicht mehr was sie fühlen sollte, was sie überhaupt empfand. Zu plötzlich wurde sie mit Gefühlen konfrontiert, zu unvorbereitet kam alles. Kaitos Gesicht erschien plötzlich in ihrem Kopf. Der attraktive junge Mann, selbstbewusst und zielstrebig, leicht arrogant und doch erkannte sie in ihm immer noch ihren besten Freund, ihre erste große Liebe.

Hiroshi löste sich wieder von Aoko und blickte in die großen blauen Augen der Studentin. „Wir sehen uns morgen in der Uni. Gute Nacht.“

„Danke fürs Babysitten.“

Er lächelte und verließ das Haus. Aoko räumte noch schnell die Küche auf, holte Taro und schaltete alle Lichter aus, dann ging sie auch mit ihm in ihr Zimmer, bereitete ihn für die Nacht vor und legte ihn schlafen. Zuletzt ging auch sie ins Bett. Während Taro friedlich schlummerte, lag Aoko wach und fand nicht in den Schlaf, bis die Augen immer schwerer wurden und schließlich zufielen.
 

Taro hatte seit langem die Nacht durchgeschlafen. Kein Schreien, kein Weinen. Aber nun meldete er sich und verlangte nach seinem Milchfläschchen. Aoko hatte ganze sechs Stunden am Stück geschlafen und fühlte sich erholt wie schon lange nicht mehr. Schnell war die Flasche gemacht und das Baby glücklich. Während sie ihren Sohn fütterte, kehrten die Gedanken zum Vorabend zurück. Wieder dachte sie an die weichen warmen Lippen von Hiroshi. Und immer noch wusste sie nicht, wie sie ihm gegenüber fühlte oder fühlen sollte. Zu plötzlich kam diese Annäherung, zu überraschend. Er brachte sie vollkommen durcheinander. Dann kehrten ihre Gedanken wie automatisch zu Kaito, doch schon schüttelte sie ihren Kopf. Er selbst hatte eine Freundin und wer wusste schon wie lange. Er zerbrach sich sicherlich nicht den Kopf über solche Banalitäten. Zudem hatten sie sich vor über einem Jahr getrennt. Das Leben ging schließlich weiter.

Taro war satt und Aoko ließ ihn erst aufstoßen, ehe sie ihn nochmal ins Bett legte, in der Hoffnung dass er weiterschlief. Sie selbst legte sich auch nochmal hin und verschränkte ihre Arme hinter ihrem Kopf. Dann starrte sie die weiße Decke an, während ihre Gedanken sich im Kreis drehten.

Taro schlief tatsächlich nochmal tief und fest.

Aoko hingegen blieb wach. Sie schaltete das Babyfon ein und schlich ins Erdgeschoss. Sie würde schon mal für sich und Eri das Frühstück vorbereiten. Dann entschied sie kurzerhand die Uni zu schwänzen und Taro in der Kita zu entschuldigen. Immerhin war Freitag und sie hatte keine wichtigen Vorlesungen. Die Unterlagen könnte sie sich dann von Sanjo holen.

Zwei Stunden später betrat Eri die Küche. Sie sah unnatürlich blass aus, wirkte erschöpft und ausgelaugt. Sofort keimte Sorge in Aoko auf. Sie würde doch wohl nicht krank werden? Wundern täte es die junge Mutter aber nicht. Eri war ebenso wie Ginzo in den letzten Wochen viel unterwegs. Keiner von beiden kam wirklich zur Ruhe. „Wie geht es dir?“

„Ich fühle mich ausgelaugt“, antwortete Eri und lächelte dann beruhigend. „Der Kunde in Hokkaido war recht anstrengend. Sicherlich liegt es nur daran.“

Aoko hoffte, dass ihre Stiefmutter die Wahrheit sagte. „Du solltest langsam etwas weniger machen. Können dir nicht andere Kollegen etwas abnehmen?“

„Ach mein Schatz, die Arbeit macht mir doch Spaß“, beschwichtigte Eri. „Mach dir keine Sorgen, Aoko.“

Sie würde die Aussage erst einmal so hinnehmen und Eri weiterhin beobachten. Sollte sich ihr Zustand aber verschlechtern, so würde sie darauf drängen einen Arzt aufzusuchen.

„War Hiroshi noch lange da?“, wechselte Eri neugierig das Thema.

„Nein.“

„Und dieser junge Mann ist dein...“

„Studienkollege“, antwortete Aoko sofort um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Dass er sie zweimal geküsst hatte verschwieg sie.

Eri trank einen Schluck von ihrem Kaffee und musterte aufmerksam ihre Stieftochter. „Die Trennung von Kaito ist schon so lange her. Es ist in Ordnung wenn du Interesse an anderen Männern zeigst. Du kannst schließlich nicht ewig alleine bleiben.“

Aoko setzte ebenso an zu trinken um nicht antworten zu müssen.

„Hiroshi ist ein netter junger Mann und studiert auch Psychologie. Auf jeden Fall ist er mir sehr sympathisch.“

„Wir sind Freunde.“

„Nur Freunde?“

„Eri!“

„Es hatte den Anschein, dass ich etwas ungelegen komme.“

„Das täuscht.“

„Aoko, wenn du ein schlechtes Gewissen hast, so kann ich dich wirklich beruhigen. Es ist in Ordnung, wenn du dich neu verliebst. Für Taro ist es doch nur ein Segen, wenn er endlich einen Vater bekommt.“

Aoko schluckte. Das wusste sie doch alles selbst und dennoch schien es an einem Punkt zu scheitern – sie war nicht verliebt. Zu dieser Erkenntnis war sie nach langer und reiflicher Überlegung gekommen. Mit dem Erfolg, dass sie nun einem guten Freund eine Abfuhr erteilen musste und ihn vermutlich verlieren würde. „Ich liebe Hiroshi nicht. Er hat Gefühle für mich, aber ich nicht für ihn“, murrte Aoko. Sie starrte in ihre Kaffeetasse in dem Glauben eine Antwort auf alles zu finden. Aber dem war nicht so. „Ich werde wieder einmal einen Freund verlieren.“

Eri lauschte den verzweifelten Worten und suchte nach passendem Trost für Aoko. „Eine gute Freundschaft übersteht solche Krisen.“

Die junge Mutter glaubte es nicht. Sie konnte es sich nicht vorstellen, wie Hiroshi mit einer Abfuhr klar kommen sollte, wenn sie selbst nicht einmal wusste, wie sie ihm gegenüber treten soll. Das Geständnis stand zwischen ihnen.

„Oder du wartest noch etwas. Vielleicht fühlst du ja doch etwas mehr als Freundschaft und diese Gefühle können ja immer noch zu Liebe werden“, bemerkte Eri weiter.

Aoko sagte dazu nichts mehr, konzentrierte sich auf ihr Frühstück.

Eri lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Ich habe mit Chikage telefoniert. Wie du sicherlich weißt, kommt Kaito zur Hochzeit und wird danach seinen dreiwöchigen Urlaub bei ihr in Amerika verbringen. Zudem hat er im Anschluss seine Show in Tokio, die ist auch schon vorbereitet. Er wird ganze zwei Wochen in der Stadt verbringen und über diesen Zeitraum wieder im Nachbarhaus einziehen.“

Aoko schluckte schwer. Warum erzählte Eri ihr das alles?

„Chikage und ich sind der Meinung, dass du die zwei Wochen vielleicht nutzen könntest um mit Kaito in Ruhe über Taro zu reden.“

Daher wehte der Wind. Aoko umfasste ihre Kaffeetasse fester.

„Zudem bin ich der Meinung, dass du ihm noch vor der Hochzeit von seinem Sohn erzählen solltest. Immerhin steht Ran und Shinichi ein großer, sehr wichtiger Schritt bevor. Es sollte an diesem Tag einfach alles glatt laufen und sie sollen diesen Tag als eine schöne Erinnerung behalten.“

Aoko schwieg. So sehr sie Eris Standpunkt verstand, so sehr sie auch Chikages Sorgen nachvollziehen konnte und so sehr sie auch Ran und Shinichi einen glücklichen und wundervollen Tag gönnte, sie konnte Kaito nichts sagen. Zu groß war die Angst vor seiner Reaktion. Immerhin konnte sie überhaupt nicht einschätzen wie er reagieren würde. Und im Gegensatz zu ihr, hatte er auch die finanziellen Mittel ihr Taro für immer wegnehmen zu können, sollte er es darauf anlegen und seinen Sohn mit seiner Freundin zusammen aufziehen wollen. Beim besten Willen würde Aoko ihren Sohn nicht hergeben. Taro ist alles was ihr noch geblieben ist. Es musste eine andere Lösung her. Kaito durfte nicht von seinem Sohn erfahren und Aoko würde alle Hebel in Bewegung setzen, dass es auch so blieb.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hallostern2014
2019-05-09T20:42:12+00:00 09.05.2019 22:42
Huhu.

Tut mir leid. Das ich erst jetzt dazu komme zu kommentieren. Wollte es eigentlich schon längst machen aber es kam leider was dazwischen.

Auf jedenfall ist die das Kapitel wieder sehr gut gelungen.

Kaito ist ein Arsch. Lässt Aoko alleine die Freunde verabschieden. Klar er hat nicht viel mit denen zu tun. Aber als Beistand hätte er ruhig mit gehen können. Er war wohl mit seiner Assistentin beschäftig. Man kann immer Zeit für seine Freundin haben, wenn man es wirklich will. Wäre er mit gekommen, hätte er sie vor Shiros Vater beschützen können. Der sie ja nicht mal alle Tassen im Schrank hat. Wegen seinen Ansehen seinen Sohn weiterhin im Schutz nimmt. Er soll dafür bestraft werden und gut ist. Zum Glück war Eri da.

Hiroshi mag ich immer mehr. Hoffentlich bleibt er so. Er ist so Sympathisch, er bedrängt Aoko nicht. Er würde Taro als seinen Sohn ansehen. Aber ich kann Aoko verstehen, wenn sie wirklich keine Gefühle für ihn hat soll sie es ihn in Ruhe sagen. Er wird es verstehen.

Ist Eri villeicht schwanger :)
Aber toll, dass sie Aoko so aufmunternde Worte sagt. Und sie hat recht. Aoko hat es verdient glücklich zu sein. So wie Taro es verdient hat ein Papa zu haben. Sei es Kaito oder sonst wenn.

Oje, Kaito zieht für 2 Wochen in sein Altes Haus ein. Die Arme Aoko. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass seine Neue mit da wohnt. Und sie wird wohl Aoko zeigen, das Kaito nun zu ihr gehört. Ich an ihrerStelle würde solange irgendwo anderes wohnen. Wer will schon sein Ex beim Liebesspoel zuhören. Und da die Zimmer nah bei einander sind. Wäre es gut vorstellbar. Warum sollte er auch Auf Aoko Rücksicht nehmen, sind ja schließlich nicht zusammen ( Arsch).

Und das Sie Angst hat, dass er ihr Taro weg nimmt wenn er weiß das er der Vater ist. Kann ich verstehen. Zu zutrauen wäre es ja ihn. Dennoch sollte Aoko keine dummheiten machen, wenn er es raus bekommt.

Ich freue mich auf jedenfall aufs nächste Kapitel und bin sehr gespannt darauf.

Ganz liebe Grüße

Antwort von:  Kittykate
22.05.2019 21:30
Hi,
vielen Dank für dein Review. Ich hab mich riesig gefreut. Leider hab ich einiges um die Ohren und wir starten nun bald auch noch in den Urlaub. Ich hoffe danach kehrt wieder etwas ruhe ein und ich komme zum weiterschreiben. :-)
Tja, das ist er wohl. Ja, er hätte wirklich mit gehen können. Und wenn er sie begleitet hätte, wäre die Begegnung mit Shiros Dad wohl anders verlaufen. Immerhin kam Eri rechtzeitig.

Ich mag Hiroshi auch, er ist in dieser Geschichte mein Lieblingschara. Ein treuer Kerl, der sein Herz am rechten Fleck trägt. Ich freu mich so, dass er bei den Lesern so gut ankommt. Damit hatte ich nicht wirklich gerechnet :-)

Tja, Eri und ihre Erkrankung. Burnout, Schwanger oder einfach erkrankt? Wer weiß wer weiß. :-)
Ja, sie findet die richtigen Worte. Und stimmt für Taro ist ein Vater wichtig, aber wer das letztendlich werden wird...?

Oha, ja, er kommt zurück. Bleibt spannend und ob seine Neue mit einzieht, womöglich schon. Schön wird das definitiv nicht ^_^ Ha, du bist cool. Ja, bleibt wohl nicht aus, wenn man Balkon an Balkon wohnt :-)

Ja, die Angst ist begründet und wer weiß wie Kaito überhaupt auf die Nachricht reagiert. Ob sie Dummheiten macht oder nicht. - ich kann nicht versprechen dass sie besonnen reagieren wird ;-)

Das nächste Kapitel ist nun (endlich) da.
Viel Spaß beim Lesen.
Lg
Kitty


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