The Light We Cast von Morwen (Steve/Tony) ================================================================================ Kapitel 5: The Light We Cast Creates a Bridge --------------------------------------------- „Okay“, sagte Rocket, als er mit Steve und Tony am nächsten Tag durch den Hangar ging, der der königlichen Familie Wakandas gehörte. „Zuerst einmal müssen wir von diesem Planeten runter.“ „Wir haben immer noch nicht spezifiziert, wer alles unter ‚wir‘ fällt“, merkte Tony an. „Alle, die jemals Teil der Avengers waren“, erwiderte Steve, „und die fähig und willig sind, uns zu begleiten.“ „Also grob geschätzt ein Dutzend Leute“, stellte Tony nüchtern fest. „Falls wir überhaupt noch auf ein Dutzend kommen.“ Steve seufzte. „Es könnte knapp werden.“ „Was zur Hölle ist ein Avenger?“, fragte Rocket. „Du, mein haariger Freund“, entgegnete Tony „In Ermangelung von Mitgliedern erkläre ich dich hiermit zu einem. Enttäusche mich nicht.“ „Yay?“, machte Rocket. „Und tu nichts, was ich nicht auch tun würde“, fügte Tony hinzu. Rocket schenkte ihm als Antwort nur ein Lächeln voller scharfer Zähne. „Tony, du kannst nicht einfach jeden, den du triffst, zum Avenger machen“, meinte Steve kopfschüttelnd. „Wir vertreten bestimmte Werte und Ideale...“ „Okay, halt“, unterbrach ihn Tony. „Erstens: kann ich wohl, denn du bist nicht länger mein Boss, schon vergessen? Und zweitens: ich denke, in Zeiten wie diesen sollten wir alle fähigen Leuten nehmen, die wir kriegen können.“ „Tony...“ „Steve.“ Der andere Mann stieß ein Seufzen aus und rieb sich kurz das Gesicht. „... na schön“, lenkte er ein. „Es ist schließlich nicht so, als wäre er nicht eh schon in diesen Konflikt verwickelt.“ „Meinst du den Konflikt, bei dem meine gesamte Crew draufgegangen ist?“, fragte Rocket. „Es ist schwer, so etwas nicht persönlich zu nehmen, weißt du. Thanos kann sich auf was gefasst machen, sobald ich erst mal diesen Planeten hinter mir gelassen habe.“ „Schon gut, in Ordnung, ihr habt mich ja überzeugt.“ Steve hob ergeben die Hände. Tony und Rocket tauschten einen kurzen Blick. „Ich würde dir ein High Five geben, aber ich weiß nicht, ob du Flöhe hast“, sagte Tony. Rocket zeigte ihm nur den Mittelfinger. „Okay“, fuhr Steve fort. „Also das alte Team, soweit es noch existiert. Bleibt weiterhin die Frage des Transports. Nebula meinte, dass es das sicherste ist, auf die konventionelle Art zu reisen, der Bifröst fällt damit also aus. Rocket, was kannst du uns anbieten?“ „Ein Raumschiff“, erwiderte Rocket. „Oder vielmehr drei.“ Eine Reihe kleinerer Flugschiffe kam in Sicht, an denen in den letzten Tagen eindeutig eine Menge verändert worden war. Die Außenhüllen waren mit zusätzlichen Vibraniumplatten verstärkt worden und Steve entdeckte eine Reihe von technischen Anbauten, auf die er sich keinen Reim machen konnte. „Diese Wakanda-Leute wären überrascht, wenn sie wüssten, wie kurz sie davor sind, den Hyperantrieb zu erfinden“, sagte Rocket und schwang lässig einen Schraubenschlüssel über die Schulter. „Die Antriebe umzubauen war ein Kinderspiel.“ „Das ist... beeindruckend“, gab Tony zu. „Und ich verwende dieses Wort nicht leichtfertig. Was war noch mal dein Job?“ Rocket grinste. „Inoffiziell oder laut den Akten auf Xandar?“ „Uh“, machte Steve. „Ich will euch ja nur ungern stören, aber es wäre schön, wenn wir uns für einen Moment wieder auf das Wesentliche konzentrieren könnten.“ Er wandte sich an Rocket. „Sind die Raumschiffe flugfähig oder brauchst du noch mehr Zeit?“ Rocket kratzte sich am Ohr. „Nun... ich muss die Software noch überarbeiten, und um ganz auf Nummer sicher zu gehen, sollte ich die Schiffe eine Runde in eurem Sonnensystem testfliegen. Danach können wir aber gerne starten. Gebt mir noch einen Tag.“ „In Ordnung“, sagte Steve und nickte. „Sollte alles klappen, können wir also übermorgen aufbrechen.“ „Das ist der Plan“, entgegnete Rocket. Dann machte er eine ungeduldige Geste mit der Pfote. „Okay, Leute, die Show ist vorbei. Jetzt haut schon ab, ich habe zu tun.“   „Warum drei Schiffe?“, fragte Tony, als er wenig später mit Steve den Hangar wieder verließ. „Bitte sag mir nicht, dass es aus dem Grund ist, den ich vermute.“ Steve blieb stehen, sah ihn jedoch nicht an. „Wir befinden uns immer noch im Krieg, Tony.“ Tony nickte nur langsam, als würde ihn die Antwort nicht sonderlich überraschen. „Also ist es aus dem Grund, den ich vermute... Verdammt, Steve, wie viel mehr sollen wir noch verlieren? Wie viel mehr können wir noch verlieren?“ „Um alle, die uns genommen wurden, zu retten?“ Steve hob den Blick und sah ihn ernst an. „So viel, wie nötig ist, Tony. Denn wenn wir diesen Kampf nicht gewinnen... dann sind sie für immer verloren.“ Tony ballte hilflos die Hände zu Fäusten. „Ich hatte vergessen, was für eine Frohnatur du bist, Rogers.“ „Ich denke, ich tue dir keinen Gefallen, wenn ich es unnötig beschönige“, erwiderte Steve. „Es geht um alles oder nichts, das ist eine Tatsache, die wir uns bei diesem Krieg immer wieder bewusst machen müssen.“ Tony nickte nur stumm. „Aber“, fuhr Steve sanft fort und legte die Hände auf Tonys Schultern, „du musst das nicht allein durchstehen. Wo auch immer uns die Reise hinführen wird, ich werde bis zum Ende an deiner Seite sein.“ Tony lachte leise. „Witzig, das hat Rhodey einst auch zu mir gesagt. Und was hat es ihm gebracht? Nichts als Schmerzen...“ „Supersoldat, schon vergessen?“ Steve hob eine Augenbraue. „Mit Schmerzen kannst du mich nicht abwimmeln.“ „Ohhh, kinky“, erwiderte Tony. „Bring mich ja nicht auf Ideen...“ „Tony. Du weißt, wie ich das meine.“ Tony schwieg für einen Moment. „Ja, das weiß ich“, sagte er dann leise. Steve lächelte. Dann ließ er ihn wieder los und wandte sich ab. „Komm, lass uns zu den anderen zurückkehren und sie über den Zeitplan informieren.“ „Das kannst du gerne machen“, meinte Tony. „Ich werde mich in der Zwischenzeit betrinken, solange ich noch auf einem Planeten mit vernünftigem Alkohol bin.“ Steve warf ihm einen ergebenen Blick zu. „Was?“, fragte Tony. „Es ist unser letzter Tag auf der Erde, bevor wir zu einer Reise ohne Wiederkehr aufbrechen. Verurteile mich nicht.“ „Das würde ich niemals wagen.“ „Dein Blick verurteilt mich aber gerade, Steve.“ „... na gut, vielleicht ein bisschen.“ „Hah!“ „Okay, okay... Aber dann sei so nett und heb mir was von dem guten Zeug auf, damit ich mittrinken kann.“ „Ich dachte, du kannst nicht betrunken werden?“ „Das heißt nicht, dass ich dir keine Gesellschaft leisten kann.“ Tony lachte auf. „Na schön. Dann lass uns hoffen, dass T’Challa einen vernünftigen Vorrat angelegt hat, den wir plündern können...“   Clint traf am nächsten Vormittag in Wakanda ein. Ein flüchtiger Blick in seine Richtung machte den meisten von ihnen klar, dass es keine gute Idee war, ihn auf die Ereignisse der letzten Zeit anzusprechen. Tony versuchte gar nicht erst, mit ihm zu reden, und Clint behandelte ihn seinerseits wie Luft. Steve war nicht überrascht. Nach dem Sokovia-Abkommen war Clint wie viele von ihnen ein gesuchter Mann gewesen, und Tony, der die Regierung damals offenbar über den Wohnort seiner Familie informiert hatte, trug die Hauptschuld daran, dass Clint sie seitdem nicht hatte sehen können. Die jahrelange Trennung von seiner Frau und seinen Kindern hatte ihn noch schweigsamer und zynischer gemacht, als er zuvor schon gewesen war, und jetzt, da Thanos auch sie mit einem Fingerschnippen ausradiert hatte, gab es für Clint nichts mehr zu verlieren. Innerlich war er ein toter Mann, und das machte ihn zu einem umso gefährlicheren Gegner. Steve bedauerte jeden, der sich mit ihm anlegen würde.   Sie waren zehn, kein Dutzend. Zehn Überlebende von Thanos‘ Dezimierung, die die lange Reise antreten würden, um sich ihm ein weiteres Mal entgegenzustellen.   Neben Clint hatte sich ihnen auch Okoye angeschlossen, wenn auch hauptsächlich auf Bitte von Shuri hin. „Geh schon“, sagte die junge Frau sanft. „Sie können jede Hilfe gebrauchen.“ „Aber die Sicherheit von Wakanda–!“, wollte Okoye widersprechen, doch die Königin unterbrach sie. „Was für eine Rolle spielt die Sicherheit einer einzelnen Nation, wenn die des ganzen Universums auf dem Spiel steht?“, fragte sie. „Geh mit ihnen, Okoye. M’Baku und ich werden in der Zwischenzeit gemeinsam dafür sorgen, dass Wakanda geeint bleibt und im Chaos der neuen Welt nicht untergeht.“ Sie umarmte die andere Frau zum Abschied. „Bring meinen Bruder zurück“, sagte sie leise. „Bring sie alle wieder zurück, Okoye.“ Okoye wischte sich mit der Hand über die Augen. Shuris Worte schienen ihren Widerstand endgültig zu brechen. „Wie Ihr wünscht, meine Königin“, erwiderte sie mit rauer Stimme. Dann nahm sie ihren Speer und ging. „Danke, eure Majestät“, sagte Steve, nachdem Okoye den Saal verlassen hatte, und neigte kurz den Kopf vor ihr. „Für Eure Gastfreundschaft und Eure Unterstützung.“ „Es war das Mindeste, was ich tun konnte“, entgegnete Shuri und nickte ihm zu. „Außerdem seid ihr diejenigen, vor denen die wirklich schwere Aufgabe liegt. Ich wünsche euch viel Glück auf eurer Reise – und viel Erfolg.“ „Vor allem Erfolg“, murmelte Tony. Er hatte am Tag zuvor nach einem heftigen Kater das Trinken vorerst aufgegeben und war stattdessen in Shuris Labor eingezogen, in dem er sich sofort heimisch gefühlt hatte. Steve verstand kein Wort von den technischen Begriffen, die Tony bei der Arbeit vor sich hingemurmelt hatte, doch es freute ihn, dass der andere so produktiv war, und er zum ersten Mal, seitdem er die Reise in die Vergangenheit angetreten hatte, die Gelegenheit bekam, dem Mann beim Arbeiten zuzusehen. Schon nach wenigen Minuten hatte Tony die letzten Zweifel daran ausgeräumt, dass er der Erschaffer der Iron-Man-Rüstung war. Er nahm die Waffen seiner Mitstreiter mit der Geduld und Präzision eines Chirurgen auseinander, um sie mit den technologischen Mitteln Wakandas zu verbessern und sie danach wieder zusammenzubauen, schlagkräftiger und tödlicher als je zuvor. Zwischendurch löcherte er Shuris Assistenten immer wieder mit höchst spezifischen, wissenschaftlichen Fragen, und geduldig gaben sie ihm Auskunft zu allem, was er wissen wollte. Steve begriff plötzlich, dass Tonys Intellekt kombiniert mit dem technologischen Fortschritt Wakandas eine gefährliche Waffe war, und dass Shuri ihm vermutlich niemals den Zutritt zu ihrem Labor erlaubt hätte, würde nicht das Schicksal des halben Universums davon abhängen. In einer Umgebung wie dieser war Tony wie ein experimentierfreudiges Kind, das seinen ersten Chemiebaukasten geschenkt bekommen hatte: einerseits fähig zu neuen Erkenntnissen und Errungenschaften, andererseits auch dazu, den halben Raum in die Luft zu jagen. Und wie bei einem Kind wusste man auch bei Tony nie, was von beidem passieren würde.   „Okay“, sagte Tony, als sie sich wenig später im Hangar versammelt hatten. Er gab jedem von ihnen einen neuen Kommunikator. „Ich habe ein bisschen mit T’Challas Anzugtechnik herumgespielt und sie mit der meiner Rüstung kombiniert. Außerhalb des Hyperraums sollten wir damit in Verbindung bleiben können, solange die Distanzen nicht zu groß sind. Außerdem wird euch das Gerät im luftleeren Raum mit einer schützenden Hülle umgeben, die euch für kurze Zeit mit Wärme und Sauerstoff versorgt, nur für den Fall, dass eines der Schiffe beschädigt werden sollte.“ „Darüber hinaus werden wir uns so aufteilen, dass sich auf jedem Raumschiff mindestens eine Person befindet, die auch über einen längeren Zeitraum hinweg im Weltraum überlebensfähig ist. Vergesst nicht: nach der Aktion von Thanos herrscht Chaos dort draußen, und wenn es hart auf hart kommt und wir angegriffen werden, ist diese Person dafür verantwortlich, ihre Mitpassagiere einzusammeln und zu einem der anderen Schiffe zu bringen.“ Tony und er hatten lange darüber diskutiert und dies schließlich für die sinnvollste Lösung erachtet. „Aus diesem Grund werden Tony, Rhodey und Thor jeweils auf einem der Schiffe mitfliegen“, fuhr Steve fort. „Iron Man und War Machine sind beide weltraumtauglich, und ich weiß nicht, ob es irgendetwas im Universum gibt, was Thor ernsthaft Schaden zufügen kann, insofern war er die logische Wahl. Der Rest von euch kann sich wie er will auf die Schiffe aufteilen.“ Es tat ein bisschen weh zu sehen, dass Nebula die einzige war, die sich für Tony entschied. Rocket blieb bei Thor, was niemanden wirklich überraschte, und nach einem kurzen Blickwechsel schlossen sich ihm auch Clint und Natasha an. Okoye entschied sich für Rhodey, ebenso wie Steve. Doch als er an Bord des Schiffes gehen wollte, schüttelte Rhodey nur den Kopf. „Nah-ah, nope, nein“, sagte er. „Sorry, Cap, aber das kommt nicht in Frage. Ich glaube, ich tue allen hier einen Gefallen, wenn ich dich darum bitte, mit Tony zu fliegen.“ Steve sah ihn überrascht an. „Wenn es dir unangenehm ist, dass ich dir Gesellschaft leiste...“, begann er, doch Natasha unterbrach ihn. „Es geht eher darum, dass niemand von uns euren Ehestreit über Funk mitverfolgen möchte“, sagte sie. „Ich denke, ihr habt einiges zu klären, und das solltet ihr besser im Privaten tun.“ Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln. „Geh schon“, ermutigte sie ihn. „Es wird euch beiden guttun.“ „Reden?“, fragte Tony mit halb gespielter, halb echter Verzweiflung. „Wir? Über unsere Gefühle? Du bist der Teufel, Romanoff. Wenn wir uns gegenseitig zerfleischen, schiebe ich alle Schuld auf dich, das ist dir hoffentlich klar.“ Natasha warf ihm einen Luftkuss zu, dann nahm sie ihre Tasche und folgte Thor an Bord seines Schiffes. Am Ende war es Bruce, der sich Rhodey und Okoye anschloss, während Steve bei Tony und Nebula blieb. Nachdem die Aufteilung geklärt war, gab es nicht mehr viel für sie zu tun. Sie brachten die restlichen Vorräte an Bord, dann starteten sie die Maschinen und ließen den blauen Planeten hinter sich. „Okay, Leute“, meldete sich Rocket nach einer Weile über den Kommunikationskanal. „Wenn wir euren Mond passiert haben, werde ich die Berechnungen für den Hyperraumsprung durchführen, der uns direkt zur Türschwelle des nächstgrößeren Weltraumhafens bringen sollte. Ihr müsst dann einfach nur die Koordinaten eingeben, die ich euch durchsage, und beten, dass eure Antriebe während des Sprungs nicht ausfallen und explodieren. Wir sehen uns auf der anderen Seite.“ Während Nebula, die das Steuer übernommen hatte, kurze Zeit später die Koordinaten von Rocket eingab, tauschten Steve und Tony einen Blick. „Alles okay?“, fragte Steve leise. Tony atmete tief durch. „Noch nicht“, erwiderte er ebenso leise. „Aber ich hoffe, das ändert sich bald.“ Steve schenkte ihm ein warmes Lächeln, bevor er den Blick wieder auf die Dunkelheit des Weltraums vor ihnen richtete. „Das wird es“, sagte er mit ruhiger Überzeugung. Dann machten sie den Sprung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)