The Light We Cast von Morwen (Steve/Tony) ================================================================================ Kapitel 2: The End Has Come And I Am Not Afraid ----------------------------------------------- „Okay“, sagte Steve am Morgen nach seiner Rückkehr aus New York. „Irgendwelche Beobachtungen oder Ideen?“ Rhodey und Scott tauschten einen kurzen Blick, bevor sie auf die Werkbank hinabsahen, auf der eine der hochmodernen Rüstungen ihres unbekannten Mitstreiters ausgebreitet lag, die Pepper ihnen ausgeliehen hatte. Der Brustpanzer war geöffnet und gab den Blick auf die darunterliegenden Schaltkreise frei. „Wonach genau suchen wir?“, fragte Scott, während er einen der Handschuhe der Rüstung näher inspizierte. „Nach allem, was uns Hinweise auf den Namen, das Aussehen oder den Verbleib des Vermissten geben könnte“, erwiderte Steve. Er hob den Blick und sah Rhodey an. „Deine War-Machine-Rüstung hat Ähnlichkeiten mit dieser. Ist es möglich, dass er sie gebaut hat?“ Rhodey überlegte einen Moment. „Das Grunddesign ist dasselbe, ausschließen würde ich es darum nicht“, entgegnete er dann. „Aber diese Rüstung hier hat ganz eindeutig einem anderen Zweck gedient.“ Steve sah ihn aufmerksam an. „Was meinst du damit?“ Rhodey zuckte mit den Schultern. „War Machine ist ein Schlachtschiff im Vergleich hierzu“, sagte er. „Meine Rüstung hat eine enorme Feuerkraft und eine dicke Panzerung. Diese hier hingegen? Sie ist wesentlich leichter und wendiger und besitzt weniger großkalibrige Munition, verfügt dafür jedoch über Waffensysteme, die ich noch nie zuvor gesehen habe.“ Er deutete auf die zahlreichen Klappen, die in der Panzerung der Rüstung verborgen waren und ein ganzes Arsenal von Lasern, Blastern und patronengroßen Bomben enthielten. „Er war zweifellos ein gefährlicher Gegner im Kampf, aber Kämpfen allein ist nicht alles, worauf diese Rüstung spezialisiert ist.“ „Multifunktionalität war ihm auf jeden Fall wichtig“, bestätigte Scott und klappte vorsichtig eine der Fingerkuppen des Handschuhs zur Seite, um mehrere USB-Ports freizulegen. „Der Typ war nicht nur eine lebende Waffe, er konnte mit dieser Rüstung auch elektronische Systeme anzapfen. Scheint, als wollte er jederzeit auf alles vorbereitet sein.“ Seine Augen leuchteten. „Mann, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr es mir in den Fingern juckt, dieses Baby auseinanderzunehmen... Der Ant-Man-Anzug könnte sehr von dieser Technologie profitieren.“ Doch Steve schüttelte nur mit einem kleinen Lächeln den Kopf. „Ich glaube, das würde uns unser Mitstreiter sehr übel nehmen“, erwiderte er. Rhodey sah ihn an und plötzlich trat ein nachdenklicher Ausdruck in seinen Augen. „Meinst du, er lebt noch?“, fragte er leise. „Es tut mir in der Seele weh, dass ich mich nicht an ihn erinnern kann... Etwas sagt mir, dass wir uns sehr nahestanden, anders kann ich mir nicht erklären, wieso ich als einziger im Team eine Rüstung besitze, die Ähnlichkeiten mit seiner hat. Ich meine – warum würde er mir eine Waffe mit einer solchen Zerstörungskraft geben, wenn er mir nicht voll und ganz vertraut...?“ Steve sah ihn voller Mitgefühl an. Er wusste genau, was in dem anderen Mann vorging. „Solange wir keine gegenteiligen Beweise haben, gehe ich davon aus, dass er noch lebt“, sagte er und legte eine Hand auf Rhodeys Schulter, um sie kurz zu drücken. Der andere nickte ihm dankbar zu. Dann sah er wieder auf die Rüstung hinab – und plötzlich weiteten sich seine Augen. „Oh, ich bin so ein Idiot“, murmelte er. Steve warf ihm einen fragenden Blick zu. „Was ist?“ „Dass mir das nicht sofort aufgefallen ist...“ Rhodey deutete auf den Brustpanzer. „War Machine besitzt einen ARC-Reaktor, der in die Rüstung eingebettet ist und alle Systeme mit Energie versorgt. Jede Version meiner Rüstung hat einen.“ Steves Blick folgte seiner ausgestreckten Hand und er verstand plötzlich, was der andere Mann damit sagen wollte. „Wo ist der Reaktor?“, fragte er leise. „Bingo“, sagte Rhodey.   Sie untersuchten auch die anderen Rüstungen in der Werkstatt, doch selbst die alten Modelle konnten keine erkennbare Energiequelle aufweisen. Sie alle besaßen jedoch eine runde Fassung im Brustpanzer, die wie geschaffen für einen ARC-Reaktor war, und nach Rhodeys Einschätzung war auch mindestens die Leistung eines solchen nötig, um alle Systeme am Laufen zu halten. „Vielleicht war er einfach nur paranoid und hatte Angst, dass jemand seine Rüstungen stehlen würde, weshalb er sie standardmäßig nicht mit Reaktoren ausgestattet hat“, spekulierte Scott, nachdem sie sich schließlich wieder um die Rüstung versammelt hatten. „Dann würde trotzdem die Frage bleiben, wo sie sind“, sagte Steve. „Irgendwo muss er sie ja gelagert haben, aber wir haben nichts gefunden, nicht mal Prototypen.“ Rhodey überlegte. „Vielleicht hat er seinen Reaktor die ganze Zeit über bei sich getragen.“ „Als was – als Kette?“, erwiderte Scott. „Sieh dir den Durchmesser der Fassung an, das Ding muss mindestens ein Kilo gewogen haben! Nicht gut für den Nacken auf Dauer, wenn du mich fragst.“ Rhodey zuckte mit den Schultern. „War auch nur eine Idee.“ „Aber vielleicht liegst du gar nicht so daneben“, sagte Steve plötzlich und berührte vorsichtig die Fassung für den ARC-Reaktor in dem vor ihnen ausgebreiteten Brustpanzer. Sie trug deutliche Spuren der Abnutzung. „Können wir mit absoluter Sicherheit sagen, dass er zu hundert Prozent Mensch war?“ Rhodey hob den Blick. Unwillkürlich wanderte seine Hand zu dem Mechanismus, der sich von seiner Hüfte zu seinen Beinen hinabzog und ihn beim Laufen stützte. „Willst du damit andeuten, dass er den ARC-Reaktor als... als eine Art von Prothese getragen hat?“ Er sah erneut auf den Brustpanzer hinab. „Was muss ihm zugestoßen sein, dass er freiwillig etwas so Gefährliches in seinem Körper getragen hat...?“ Steve konnte ihm keine Antwort geben, doch er spürte, dass sie langsam anfingen, die richtigen Fragen zu stellen. „Also fällt Flash Gordon damit wohl als Codename weg“, meinte Scott. Steve sah ihn verwirrt an. „Bitte was?“ „Ich überlege schon die ganze Zeit, welchen Superheldennamen er getragen haben könnte“, erklärte Scott. „Bei dem gelb-roten Farbschema musste ich zuerst an Flash Gordon denken, aber eure neue Theorie passt nicht länger dazu.“ Steve konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Er mochte alt sein, aber die Comics waren selbst ihm noch bekannt. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass er mit dem Namen gegen diverse Copyrights verstoßen hätte“, sagte er. Rhodey stieß ein leises Schnauben aus. „Und ich werde das Gefühl nicht los, dass er zu der Sorte Mensch gehört, die das nicht interessiert hätte.“ Scotts Augen leuchteten auf. „Also bleibt es doch bei Flash Gordon?“ Steve seufzte.   Nach jemandem zu fahnden, von dem man nicht mal ein Phantombild besaß, geschweige denn den vollständigen Namen kannte, war ein schier unmögliches Unterfangen. Doch Unmögliches hatte die Avengers noch nie aufgehalten. Sie gaben noch am selben Nachmittag eine Vermisstenanzeige beim Bundesstaat New York auf und kontaktierten darüber hinaus das FBI und S.H.I.E.L.D. „Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun, Captain“, sagte Nick Fury, als Steve ihm und einer Reihe weiterer hochrangiger S.H.I.E.L.D.-Agenten die Details per Videokonferenz mitteilte. „Ich würde Sie nicht um Ihre Hilfe bei einem solchen Unterfangen bitten, wenn ich mir nicht sicher wäre, Sir“, entgegnete Steve. „Aber der Mann ist ein Avenger. Er leidet möglicherweise an Gedächtnisverlust und weiß nicht, wer oder wo er ist. Wir wollen ihn einfach wieder nach Hause zurückholen. Nicht mehr und nicht weniger.“ „Und was, wenn er sich weigert zurückzukehren?“ „Dann werden wir damit leben müssen“, erwiderte Steve. „Aber was für Gründe er auch immer dafür hat, ich will vorher wenigstens seine Seite der Geschichte hören.“ Fury seufzte leise, dann nickte er. „Na schön, Captain“, sagte er. „Wir werden unsere Augen und Ohren offenhalten.“ Steve nickte ihm zu. „Danke, Sir.“   Die Wochen vergingen, ohne dass es Neuigkeiten gab. Mit jedem Tag wurde Steves Herz schwerer. Er wusste, wozu S.H.I.E.L.D. fähig war, und dass sie ihren vermissten Kameraden selbst nach einem Monat noch nicht gefunden hatten, konnte nur eines von zwei Dingen bedeuten: entweder war er tatsächlich untergetaucht und hatte nicht das Bedürfnis zurückzukehren... oder der schlimmste Fall war bereits eingetreten. Steve mochte gar nicht erst daran denken. Ein Mitglied ihres Teams zu verlieren traf ihn immer schwer – er würde niemals aufhören, sich Vorwürfe wegen Pietro zu machen – doch jemanden zu verlieren, bevor er die Möglichkeit hatte, ihn richtig kennenzulernen, war besonders bitter. Und doch hatten sie sich einst gekannt. Und offenbar sogar besser, als selbst Steve es je vermutet hätte. Einen Hinweis darauf hatte er nur durch Zufall beim Aufräumen entdeckt, als er in einer Box unter seinem Bett einen Glaswürfel gefunden hatte, der einen ausgebrannten ARC-Reaktor enthielt. Für Steve, stand auf einem Zettel, der dem Reaktor beigelegt war. Weil ich dir jederzeit mein Herz anvertrauen kann. Es ergab keinen Sinn. Wieso sollte der andere Mann ihm etwas so Persönliches schenken? Was war Steve für ihn gewesen, dass er ihm so viel Vertrauen entgegengebracht hatte...? Es waren Fragen, die ihn wochenlang beschäftigten und ihn nachts kaum schlafen ließen.   „Steve“, sagte Natasha eines Vormittags und setzte sich zu ihm auf die Couch im Gemeinschaftsraum. „Bist du dir sicher, dass du diese Suche fortsetzen willst? Ich kann sehen, wie viel Kraft sie dir abverlangt, und ich-... das Team und ich, wir machen uns Sorgen um dich.“ Steve fuhr sich müde mit der Hand durch seine Haare. Er hatte seit zwei Tagen kein Auge zugemacht. „Es ist keine Frage des Wollens, sondern der Pflicht, Natasha“, erwiderte er. „Ich muss ihn finden. – Ich muss.“ „Und das verstehe ich auch“, sagte Natasha. „Aber wir haben keine weiteren Anhaltspunkte und selbst Fury hat zugegeben, dass wir ihn auf diese Weise niemals finden werden. Wäre es vielleicht nicht langsam an der Zeit, die Suche einzustellen...?“ Steve stieß nur ein freudloses Lachen aus. „Was, wenn es Clint wäre?“, fragte er plötzlich und sah sie aufmerksam an. „Oder Bruce? Würdest du dann dasselbe sagen?“ Natasha hielt seinem Blick für einen Moment stand. Dann wandte sie die Augen ab. „Ich würde für jeden einzelnen von euch das Gleiche tun“, fuhr Steve fort. „Weil wir ein Team sind und aufeinander achtgeben.“ Natasha nickte, dann erhob sie sich. „Wie gesagt, ich verstehe, wieso du es tun musst“, sagte sie leise. „Aber das macht es nicht einfacher, dir dabei zuzusehen.“ Sie beugte sich vor und küsste ihn auf die Stirn, dann wandte sie sich ab und verließ den Raum. Steve sah ihr nicht nach.   Zweieinhalb Monate waren vergangen, seitdem sie die Suche begonnen hatten, und Steve war kurz davor, Natashas Bitte nachzugeben und die ganze Aktion einzustellen, als er eines Tages einen seltsamen Besucher in der Eingangshalle des Hauptquartiers antraf. „Doctor... Strange?“, fragte er. Er war dem Mann noch nie persönlich begegnet, sondern kannte ihn nur aus den Erzählungen von Peter und Bruce. „Eben dieser“, erwiderte der andere, dessen Cape ein seltsames Eigenleben zu besitzen schien und Steve zur Begrüßung einen Zipfel hinhielt, um ihm die Hand zu schütteln. „Ignorieren Sie bitte meinen, ah, Begleiter. Ich befürchte, er ist ein großer Fan von Ihnen.“ Steve starrte den Umhang an. „Ich sehe schon.“ Dann richtete er den Blick wieder auf Strange. „Was kann ich für Sie tun, Doctor?“, fragte er. Strange sah ihn ruhig an. „Ich habe gehört, dass Sie ein Mitglied Ihres Teams vermissen“, erwiderte er. „Ich habe lange überlegt, ob ich Sie kontaktieren soll, doch ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich ihm zumindest das schuldig bin...“ Plötzlich begann Steves Herz schneller zu klopfen und es gelang ihm nicht ganz, seine Aufregung zu verbergen, als er fragte: „Sie wissen, wer er ist?“ Strange schmunzelte. „Oh, ich weiß ganz genau, wer Tony Stark war...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)