The Light We Cast von Morwen (Steve/Tony) ================================================================================ Kapitel 1: Now Everything Has Come to Rest ------------------------------------------ Seit dem Ende des Krieges gab es eine Reihe von Räumen im Hauptquartier der Avengers, auf die sich niemand einen Reim machen konnte. Ein ganzes Apartment – Wohnraum, Schlafzimmer und Bad – war plötzlich am Ende des Flurs aufgetaucht, dessen Existenz noch nie zuvor jemandem aufgefallen war. In der Garage stand seit Tagen ein halbes Dutzend hochmoderner Autos ohne Besitzer, von denen jedes für sich ein halbes Vermögen gekostet haben musste. (Scott behauptete im Scherz, es wären seine, aber als er versuchte, eines davon zu öffnen, verpasste ihm der Fingerabdruckscanner des Wagens einen leichten, elektrischen Schlag. Danach waren sie alle klüger und fassten die Autos nicht mehr an.) Außerdem gab es neben dem Hangar auf einmal eine Werkstatt voller hochkomplizierter Waffensysteme, Rüstungsteile und Maschinen, die aussah, als wäre sie jahrelang regelmäßig benutzt worden. Als Steve Bruce danach befragte, schüttelte dieser jedoch nur den Kopf. „Ich mag einiges über Computer wissen, aber wer auch immer hier gearbeitet hat, er hatte ein Verständnis von Maschinen, das ich niemals erreichen werde“, sagte er und hob eine unfertige Maske auf, die auf einer Werkbank lag, um sie genauer zu inspizieren. „Ich meine, sieh dir allein die Komplexität der Schaltkreise an! Die Eleganz dieses Designs! Sein Erschaffer gehört zweifellos zu den begnadetsten Ingenieuren, die die Welt je gesehen hat.“ Steve nickte knapp. „Wer ist er also?“, fragte er und ließ den Blick durch die Werkstatt schweifen. „Und wie konnte er sich praktisch über Nacht seinen eigenen Platz bei den Avengers schaffen, ohne dass irgendjemand es bemerkt hat?“ Bruce zuckte mit den Schultern. Dann schien ihm plötzlich ein Gedanke zu kommen und er erstarrte für einen Moment. Als er den Blick wieder hob und Steve ansah, waren seine Augen geweitet. „Ich glaube, die Frage ist eher – wir konnten wir ihn alle vergessen, wenn er so lange unter uns gelebt hat...?“ Es dauerte eine Weile, bis Steve die Tragweite seiner Worte bewusst wurde. „Das... das ist nicht möglich“, entgegnete er schließlich mit einer Stimme, die weniger fest war, als er es sich gewünscht hätte. Die Vorstellung war schlichtweg absurd. Sie würden niemals einen der ihren so vollständig und endgültig vergessen. Oder...? Doch Bruce begegnete nur ruhig seinem Blick. „Denk nach, Steve“, sagte er leise. „Was ist wahrscheinlicher: dass wir von einem Tag auf den anderen ein halbes Dutzend Räume dazubekommen haben, in denen ganz klar jahrelang jemand gelebt hat – oder dass wir im Kampf gegen Thanos mehr verloren haben, als uns allen bewusst ist...?“ Steve sah auf die Maske herab, die der andere immer noch in der Hand hielt. Er wusste nichts zu erwidern.   Es gab weder Fotos noch Videoaufnahmen, weder Zeitungsartikel noch Sprachnachrichten von ihm. Ihr ehemaliger Mitbewohner – den persönlichen Gegenständen in seinem Apartment nach zu schließen, war Steve sich mittlerweile sicher, dass es ein er war – war so sorgfältig aus dem Gedächtnis der Menschheit gelöscht worden, wie aus dem des Teams. Es gab jedoch andere Anhaltspunkte. Die halbfertige Rüstung in der Werkstatt beispielsweise, die keinem von ihnen passte, und die auf einen schlanken Mann schließen ließ, der ein Stück kleiner war als er. Oder die auffallend vielen Fotos von Pepper Potts, die an den Wänden seines Zimmers hingen, und die Steve vermuten ließen, dass die beiden mehr gewesen waren, als nur gute Freunde...   „Ich dachte schon, ich verliere den Verstand“, sagte Pepper, als Steve sie zwei Tage später im Stark Tower besuchte. Sie sah blass und übermüdet aus, als würde sie an jeder Ecke Gespenster sehen. „Anfangs habe ich noch geglaubt, jemand hätte sich einen schlechten Scherz erlaubt, indem er überall seine Spuren hinterlassen hat... ich war kurz davor, eine Anzeige wegen Stalkings und Einbruchs zu machen.“ Sie stieß ein Seufzen aus. „Aber dann gab mir das hier zu denken.“ Sie zeigte Steve ihre linke Hand und zog dann den Ring von ihrem Ringfinger. Die Haut darunter zeigte Spuren des langen Tragens. „Ich war verlobt, wenn nicht sogar verheiratet, Steve. Wie konnte ich nur den Mann vergessen, mit dem ich verheiratet war...?“ „Ich weiß es nicht“, sagte Steve voller Mitgefühl. „Aber ich verspreche, dass ich es herausfinden werde.“ Eine Durchsuchung der privaten Wohnräume des Stark Towers brachte weitere Details zum Vorschein. Der Mann, mit dem Pepper verlobt (verheiratet?) gewesen war, hatte ganz offensichtlich zu keinem Zeitpunkt seines Lebens mit Geld gespart. Das Ausmaß und die Qualität seiner Anschaffungen ließ Steve mittlerweile vermuten, dass der Unbekannte entweder sehr selbstverliebt gewesen war oder einen Haufen anderer Dinge hatte kompensieren wollen. Außerdem hatte Bruce mit seiner Vermutung Recht gehabt: der Mann war ein verdammtes Genie gewesen. Die Werkstatt im Hauptquartier der Avengers hatte Steve bereits einen Einblick in seine Arbeit gewährt, doch es war nichts im Vergleich zu den technologischen Wundern – den Anzügen und den Jets und den Robotern – die er im Stark Tower entdeckte. „Ich wünschte, ich könnte mich wenigstens an seinen Namen erinnern“, sagte Pepper, während sie ihm die neueste Reaktortechnik von Stark Industries vorstellte. „Es macht mich wahnsinnig, dass ich nicht mal seinen Namen weiß.“ „Stark“, sagte Steve leise. Sie blieb stehen und sah ihn überrascht an. „Was?“ Wie er es auch drehte und wendete, es war die einzige Erklärung, die Sinn machte. „Sein Nachname war Stark“, wiederholte er. „Er war Howards Erbe... Sohn... was auch immer.“ „Das ist unmöglich.“ Pepper schüttelte den Kopf. „Jeder weiß, dass Howard und Maria Stark keine Kinder hatten.“ „Bis vor ein paar Tagen dachte ich das auch“, entgegnete Steve. „Aber ich kannte Howard damals gut, und all das...“ Er machte eine Geste, die all die Errungenschaften einschloss, die im Labor des Stark Towers ausgestellt waren. „... trägt deutlich seine Handschrift. Wenn er nicht schon seit Jahrzehnten tot wäre, hätte ich dies sogar für sein Werk gehalten. Aber ein Sohn, der seine Brillanz und seinen Forscherdrang geerbt hat? Das wäre eine Möglichkeit.“ Pepper war mit jedem seiner Worte blasser geworden. „Ohh...“, machte sie und legte eine Hand an ihre Stirn. „Mir wird gerade ganz anders. Ich glaube, ich muss mich setzen.“ Steve half ihr zur nächstbesten Sitzgelegenheit und Pepper ließ sich mit einem tiefen Seufzen darauf nieder und schloss die Augen. „Ich habe jahrelang mit einem Stark geschlafen“, murmelte sie und rieb sich die Schläfen. „Kein Wunder, dass ich mich nicht daran erinnern will.“ Steve konnte ein kleines Lächeln nicht verbergen. „Wenn er ein Mitglied der Avengers gewesen ist, dann kann er kein so schlechter Mann gewesen sein. Meine Leute mögen ihre Ecken und Kanten haben, aber ich würde jedem einzelnen von ihnen mein Leben anvertrauen.“ „Das... macht es tatsächlich ein klein wenig besser“, sagte Pepper und öffnete wieder die Augen, um ihn anzusehen. „Die Frage ist: was tun wir jetzt?“ Steves Blick wanderte durch das Labor und blieb schließlich an einer der rotgold-glänzenden Rüstungen hängen. „Wir werden ihn finden“, erwiderte er entschlossen. „Koste es, was es wolle.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)