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Finding Love

Sasusaku Highschool Lovestory
von

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Bedrückende Gedanken

Der letzte Sonnenstrahl war schon seit einigen Minuten verschwunden. Immer länger wurden die Schatten in meiner neuen Wohnung und doch war es noch nicht so dunkel, dass ich mich bemüht hätte, von meinem Sofa aufzustehen und das Licht anzuschalten. Schon seit ungefähr zwanzig Minuten schaute ich träge auf meine nackten, zugegebenermaßen recht ansehnlichen Beine. Sie lagen auf dem Sofatisch vor mir und ich war so weit im Sofa heruntergerutscht, dass ich den Abstand zwischen Sofa und Sofatisch perfekt überbrücken konnte und irgendwie in eine bequeme Lage geraten war. Auch wenn es nicht so aussah. Ich bemühte mich meinen rechten großen Zeh so weit zu strecken, dass ich an die leere Cola Dose kommen würde. Ich versetzte ihr einen leichten Stoß und sie fiel auf der anderen Seite des Tisches auf den Teppich. Keine besonders große Glanzleistung, aber immerhin hatte ich mich ein klein wenig bewegt. Das eröffnete mir zumindest die Möglichkeit, dass ich nicht noch weitere zwei Stunden teilnahmslos im Dunkeln sitzen würde. Denn irgendwann würde ich wieder aufstehen müssen.
 

Kurz dachte ich darüber nach, dass ich es noch schaffen könnte etwas einkaufen zu gehen. Es war zwar schon spät, aber da es Sonntag war, hatten ohnehin keine Geschäfte geöffnet und ich müsste zum Kiosk um die Ecke gehen. Der hatte täglich bis um 22 Uhr geöffnet. Doch irgendwie konnte ich mich mit dem Gedanken nicht anfreunden. Nachdem ich noch eine Minute teilnahmslos dagesessen hatte, richtete ich mich plötzlich mit einem Ruck auf. Meine nackten Füße berührten den flauschigen Teppich und schon kurz darauf war ich auf den Beinen und die paar Schritte bis zum Kühlschrank gelaufen.
 

Ich lebte in einer Einzimmerwohnung, also war nicht besonders viel Platz zwischen meinen wenigen Möbeln. Ich hatte ein Sofa, einen Schreibtisch vor einem Fenster, von dem aus ich sogar auf den Park schauen konnte, eine kleine Küchenzeile, einen Kühlschrank und ein kleines Badezimmer sowie hier und da ein paar Topfpflanzen. Von dem zweiten, größeren Fenster aus konnte man auf einen winzigen Balkon hinaustreten auf den geradeso ein Stuhl passte. Falls jemandem aufgefallen ist, dass in der Aufzählung das Bett fehlt, liegt er damit genau richtig. Denn ich schlief auf besagtem Sofa. In dem kleinen Raum war einfach kein weiterer Platz gewesen und ich brauchte das Bett auch nicht unbedingt. Lieber wollte ich eine bequeme Sitzgelegenheit haben.
 

Meine Hand fand den Kühlschrankgriff und zog ihn auf. Wegen des hellen Lichts, das plötzlich die dunkle Wohnung flutete, musste ich die Augen zusammenkneifen und auch als ich sie wieder ein Stück öffnete, konnte ich nichts Spannendes entdecken. Der Kühlschrank war relativ leer und das hatte ich auch gewusst, bevor ich ihn geöffnet hatte. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Lustlos schnappte ich nach dem Sojajogurt und holte ihn heraus. Ein Blick bestätigte mir was ich schon geahnt hatte, der Becher war fast leer. Aus dem kleinen Schrank über der Spühlzeile holte ich ein paar Haferflocken heraus, schüttete sie in den fast leeren Joghurtbecher und verrührte alles. Das musste zum Abendessen reichen dachte ich, während ich mir einen Löffel in den Mund schob.
 

Morgen würde ich dann eben in der Schule etwas frühstücken müssen. Ganz wohl mal mir bei dem Gedanken nicht. Ich kannte die Schule noch nicht mal, das würde mein erster Tag werden und ich wusste nicht, ob es dort einen Kiosk, eine Mensa, eine Cafeteria oder etwas Derartiges gab. Aber zur Not würde es eben kein Frühstück geben. Ich war es gewohnt über längere Zeiten mal nichts zu Essen. Solange ich morgen früh noch einen Schluck Milch für meinen Kaffee hatte, war ich zufrieden. Also würde ich mir das Einkaufen wohl sparen. Ich ließ mich wieder auf mein kleines Sofa fallen, während ich die letzten Löffel meines kargen Abendessens vertilgte. Danach stellte ich den leeren Becher auf den Wohnzimmertisch. Aufgrund des Gewichts des Löffels fiel er um.
 

Resigniert rutschte ich wieder auf dem Sofa herunter und ließ meinen Kopf so weit nach hinten auf die Lehne fallen, dass ich an die Decke starren konnte. Viel gab es nicht zu sehen, es war jetzt fast ganz dunkel im Zimmer. Draußen schimmerte der Sommerhimmel noch leicht rosa und eigentlich war heute ein sehr schöner Tag gewesen, aber ich hatte mich nicht dazu überwinden können rauszugehen und eine Runde zu joggen. Obwohl ich wusste, dass es mir immer sehr gut tat. Vielleicht würde ich es tatsächlich morgen vor der Schule noch schaffen.

Einer der Gründe, warum ich diese kleine Einzimmerwohnung unbedingt hatte haben wollen war, dass sie so nah am Stadtpark lag. Einerseits liebte ich die Stadt und konnte mir nicht vorstellen auf dem Land zu leben, andererseits brauchte ich auch ein wenig Natur und der Park war sehr alt und sehr schön.
 

Wieder drehte ich meinen Kopf vom Fenster zur Decke und dachte an den morgigen Tag. Dabei entstand ein kleiner angespannter Knoten in meinem Bauch. Ja, ich, Sakura Haruno, war nervös. Ich kam zwar stets nach außen so rüber, als wäre mir alles egal aber das war es nicht. Es war eine Fassade hinter der ich mich verstecken konnte. Ich war nicht nur nervös eigentlich war ich sogar extrem aufgeregt und hatte Angst vor dem morgigen Tag.
 

Ich war schon auf der letzten Schule nicht besonders glücklich, aber es war in Ordnung gewesen. Ich hatte mich eben an das Umfeld gewöhnt und angepasst. Und jetzt würde ich auf eine Schule kommen, an der es nicht so leicht sein würde, sich irgendwie anzupassen. Der Unterschied zwischen mir und den Leuten dort würde so groß sein, dass er sich nicht einfach übergehen lassen würde. Nicht selten hatte ich mir den letzten Sommer über die Frage gestellt, ob ich eine kluge Entscheidung getroffen hatte, als ich das Stipendium für die Eliteoberschule angenommen hatte. Alle auf dieser Schule würden unglaublich reiche Familien haben und einen Namen, der wichtig war und gesellschaftliche Bedeutung hatte. Ich hatte gar nichts. Nur einen intelligenten Kopf. Naja und ich sah auch ganz gut aus mit meiner schlanken, sportlichen Figur und der ungewöhnlichen rosa Haar- und grünen Augenfarbe. Aber bisher hatte mir das meistens mehr Probleme als irgendwelche Vorteile gebracht.
 

Mit einem Seufzer erhob ich mich und ging Richtung Badezimmer. Ich würde duschen, schlafen und morgen früh aufstehen. Vielleicht könnte ich mich dann für einen Runde joggen begeistern, wenn ich eh schon nicht zum Frühstücken und daher Zeit hatte. Das würde vielleicht etwas die Anspannung abbauen.
 

Einschlafen konnte ich lange nicht, als ich unter meiner Decke lag. Mein Kopf funktionierte wirklich verdammt gut aber das hatte auch den Nachteil, dass er sich meistens nicht so leicht abschalten ließ. Ständig drehten sich meine Gedanken darum, wie der morgige Tag wohl werden würde, wie meine Mitschüler sein würden und ob sie mich akzeptieren würden.

Es gab noch andere Gedanken, die sich in den Vordergrund drängen wollten, doch die waren bloß noch unangenehmer. Ich war mittlerweile geübt darin sie zu unterdrücken. Als ich schließlich immer müder wurde und merkte, dass ich doch einschlafen würde, verspürte ich Erleichterung.

Neue Gesichter

Ich konnte Schuluniformen noch nie besonders gut leiden. Und genau jetzt wünschte ich mir, dass ich heute morgen eine würde anziehen können. Doch leider gab es auf dieser Elite Oberschule natürlich keine Schuluniform. Wahrscheinlich war es extrem wichtig, welche Markenklamotten man trug, damit man sich bestmöglich in Szene setzen könnte.

Markenklamotten hatte ich natürlich sowieso keine in meinem kleinen Kleiderschrank. Genau genommen war mein Kleiderschrank eher eine kleine Kommode und meine Klamotten passten in zwei mittelgroße Schubladen. Eigentlich interessierte mich Mode auch nicht übermäßig dolle, ich war schon zufrieden wenn ich das Gefühl hatte, einigermaßen passend angezogen zu sein und dass die Sachen gut geschnitten waren.
 

Doch obwohl ich nicht besonders viel Auswahl hatte, stand ich nun da und konnte mich nicht entscheiden, was ich tragen sollte.

Schließlich entschied ich mich dagegen einen Rock zu tragen, obwohl es bei dem warmen Wetter vermutlich bequem gewesen wäre. Doch plötzlich schienen mir alle meine Röcke ein wenig zu kurz geraten und ich wollte nicht so entblößt sein, wenn ich mich in eine unangenehme neue Situation begeben musste, in der ich mich möglichst sicher und selbstbewusst fühlen wollte. Schließlich griff ich nach einer engen schwarzen Hose und einem einfachen weißen T-Shirt. Und so schlicht beließ ich es auch, denn Schmuck trug ich selten.
 

Ich huschte zum Wohnzimmertisch und nahm den letzten Schluck aus meiner Kaffeetasse. Ich hatte es geschafft früh aufzustehen, die Joggingrunde zu drehen und zu duschen und das gab mir ein gutes Gefühl für den Tag. Nervös war ich natürlich immer noch. Aber ich fühlte mich gut vorbereitet.
 

Ich schlüpfte in meine schwarzen Ballerinas hängte mir meine schlichte braune Ledertasche um, in der einige Schreibutensilien, ein Block und ein Buch zum Lesen waren, schnappte meine Schlüssel vom Fensterbrett und zog nach einem letzten prüfenden Blick in mein kleines Reich die Wohnungstür hinter mir zu.

Zügig huschte ich die fünf Stockwerke im Treppenhaus hinunter, ohne mir erst die Mühe zu machen, den Aufzug zu bemühen. Ich war nicht gerne in Aufzügen oder generell in engen Räumen, weil ich in solch beengten Situationen verstärkt mit meinen Panikattacken zu kämpfen hatte. Außerdem hatte ein bisschen extra Bewegung noch niemandem geschadet.
 

Draußen auf der Straße angekommen atmete ich einmal tief durch. Vom Park her wehten einige Blätter durch die Luft, es war ein windiger aber warmer morgen. Ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht, ohne dass ich es verhindern konnte, denn trotz der Aufregung war ich irgendwie glücklich, dass ich einen Neuanfang bekam und mich auf der neuen Schule niemand kannte. Das war eine Chance vielleicht doch Freunde zu finden. Doch das Grinsen hielt nicht lange an. Bisher hatte ich nicht besonders viel Glück im Leben gehabt.

Genervt wischte ich meine Haare nach hinten, die mir durch den Wind ins Gesicht geflogen waren und trat den Weg zur Schule an. Letzte Woche hatte ich ausgekundschaftet wo ich würde lang gehen müssen und festgestellt, dass ich ein gutes Stück zu Fuß gehen konnte bevor ich noch drei Stationen mit dem Bus fahren musste. Nicht der schlechteste Schulweg.

Die Schule lag in einem ruhigen Bereich der Großstadt Konoha und war von schicken Villen und großen Anwesen umgeben. Die Schule selbst war ein sehr gepflegtes Gebäude im europäischen Stil und von beachtlicher Größe. Der erste Anblick hatte mich etwas ehrfürchtig werden lassen.
 

Je näher ich dem Schulgelände kam, desto mehr Schüler

sah ich. Zumindest nahm ich an, dass es Schüler waren. Einige wirkten wie normale Jugendliche in meinem Alter, andere wirken extrem blasiert und wieder andere fuhren in schicken Autos vor, wie ich feststellte, als ich am Schultor ankam.

Kurz hatte ich das Gefühl die beiden in schwarze Anzüge gekleideten Security Männer an den Seiten des Schultors würden mich irgendwie daran hindern das Gelände zu betreten, ich hatte plötzlich das Gefühl ich gehörte nicht hierher. Doch nichts geschah und kurz darauf stand ich schon mitten auf dem Schulhof.

Die meisten Schüler standen in Grüppchen auf dem Hof oder bewegten sich auf den Eingang zu. Lachen und belebte Gespräche drangen dumpf zu mir durch und ich hatte das Gefühl alles durch einen Schleier wahrzunehmen.
 

Die meisten der Schüler gingen schon seit der Unterstufe auf diese Schule, die in dem Nebenflügel angegliedert war. Dementsprechend kannten sie einander wohl schon seit Jahren, wahrscheinlich waren ihre Familien sogar teilweise miteinander befreundet. In jedem Fall war ich eine Außenseiterin und die Neue.
 

Ich nahm einen tiefen Atemzug und steuerte auf den Eingang zu. Das Innere der Eingangshalle war genauso beeindruckend wie die Außenansicht des Gebäudes. Doch damit konnte ich mich jetzt nicht weiter beschäftigen. Ich hatte Dringlicheres zu erledigen. Ich musste mich zusammenreißen mit die Initiative ergreifen und nicht wie ein verschrecktes Mäuschen herum stehen.
 

"Entschuldigung", wandte ich mich mit fester Stimme an eine Gruppe Mädchen neben mir. "Könntet ihr mir vielleicht sagen, wo ich das Zimmer der Direktorin finde?"
 

Kurz dachte ich, sie hätten mich gar nicht gehört, doch dann wandten sich die Mädchen zu mir um. Ein großes, hübsches Mädchen mit blonden, langen Haaren, die sie zu einem Zopf zusammengebunden hatte, blicke mich an. Doch sie sah mich nicht einfach nur an, vielmehr musterte sie mich von Kopf bis Fuß und setzte einen kritischen Blick auf.
 

"Bist du neu?", fragte sie nicht gerade freundlich.
 

Dieses Verhalten hatte ich schon öfter von anderen Mädchen erlebt, die mein gutes Aussehen als Konkurrenz für sich betrachteten. Meistens konnte ich damit umgehen indem ich besonders freundlich zu ihnen war. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dieses blonde Mädchen und ich keine Freunde werden würden. Sie mochte mich nicht, das sah man in ihrem Blick. Ich konnte nur hoffen, dass sie nicht in meiner Klasse sein würde.
 

Ich gab mir Mühe dem stechenden Blick des blonden Mädchens standzuhalten und sagte freundlich: "Ja richtig! Hi. Ich bin Sakura. Also, ich muss mich anmelden, kannst du mir vielleicht sagen, wo ich da hin muss?"
 

"Tja, wenn du glaubst, dass die Direktorin sich persönlich mit dir beschäftigen wird, irrst du dich meine Liebe." Der Ton des blonden Mädchens war abfällig.
 

"Ich denke bei der Direktorin bist du da falsch aber du solltest dich vielleicht ans Sekretariat wenden. Einfach die Treppe hoch und direkt die erste Tür rechts."
 

Sie hatte sich schon wieder umgedreht und mir den Rücken zugewandt, bevor sie richtig zu Ende gesprochen hatte. Ich hatte verstanden, dass ich hier nichts zu suchen hatte und hielt mich nicht länger auf.
 

"Danke...", murmelte ich und machte mich auf den Weg Richtung Treppe. Das lief ja schon mal super.
 

Glücklicherweise fand ich das Sekretariat tatsächlich dort wo sie es mir beschrieben hatte und die Anmeldung verlief auch problemlos. Die Leute dort waren zuvorkommend und freundlich und ich bekam einen Stundenplan mit einer Raumzuteilung und eine Wegbeschreibung zu meiner ersten Stunde und so ging ich nun den Flur im 2. Stock entlang zur letzten Tür rechts, um meinen neuen Klassenraum zu betreten.
 

Ich musste mich kurz sammeln ehe ich die Türklinke herunter drückte. Der Raum war fast völlig leer, scheinbar waren die meisten Schüler noch draußen auf dem Hof, um sich nach den Sommerferien wieder zu begrüßen und die neusten Geschichten auszutauschen.
 

"Ähm, hi!", sagte ich mutig zu dem Mädchen das der Tür am nächsten saß und sich bei meinem Eintreten zu mir umgesehen hatte. Nach kurzem Zögern ging ich ein paar Schritte auf sie zu.
 

"Ich bin Sakura, ich bin neu in eure Klasse gekommen."
 

Das Mädchen reagierte nicht wie die Blonde vom Eingang. Genau genommen reagierte sie gar nicht. Ihr Gesicht lief nur etwas rosa an und sie starrte mich an. Schließlich schien sie sich doch zu einer Reaktion zu überwinden.
 

"Hallo", erwiderte sie leise. "Mein Name ist Hinata."
 

"Freut mich!", sagte ich tapfer in dem Versuch die Unterhaltung aufrechtzuerhalten.
 

Am liebsten würde ich in meiner Wohnung unter der Bettdecke liegen und nicht mehr rauskommen. Mir war bewusst, dass mich die anderen Schüler, die schon im Raum waren, anschauten und unser Gespräch beobachteteten. Ich wandte mich auch ihnen zu.
 

"Hallo!", sagte ich in die Runde.
 

Kurz herrschte Stille dann ertönte von einem der Jungen ein anerkennender Pfiff.
 

"Naruto", grinste er mich an und strecke mir die Hand entgegen.
 

Er hatte blondes, strubbeliges Haar und auf jeder Wange drei feine Narben. Ich fragte mich sofort, wie er sich die hatte zuziehen können. Ich ignorierte den Pfiff, ging auf ihn zu und nahm seine Hand, froh, dass er die angespannte Stille etwas unterbrochen hatte.
 

Ein braunhaariger Junge neben ihm lachte. "Kiba", sagte er und betrachtete mich interessiert und mit einem grinsen.
 

Ein dritter brummte etwas wie "Shikamaru".
 

Nur der schwarzhaarige Junge, der neben ihnen stand, reagierte überhaupt nicht. Mit verschränkten Armen lehnte er an einem der Tische und blickte mich an.

Anders als Hinata wirkte er aber kein bisschen schüchtern und auch nicht so kritisch wie das blonde Mädchen von vorhin, vielmehr wirkte er so erhaben und desinteressiert, dass ich nicht das Gefühl hatte, dass er sich jemals dazu herablassen würde, auch nur ein Wort mit mir zu wechseln.

Auf seinem perfekten, markanten Gesicht war keine Regung zu erkennen, sein Blick war stechend, kühl und emotionslos.

Seine Haare waren pechschwarz, genauso wie seine Augen und bildeten einen krassen Gegensatz zu seiner hellen makellosen Haut. Er war groß, schlank und gut durchtrainiert. Warum ich ihn so genau beschreibe? Wohl einfach aus dem Grund, dass er der hübscheste junge Mann war, den ich jemals gesehen hatte.
 

Als er merkte, wie mein Blick etwas länger an ihm hängen blieb erwiederte er meinen mit einer Kälte und Verachtung, die mich sofort wegsehen ließ. Seine Schönheit hatte mich für einen Moment in seinen Bann geschlagen doch ich wollte nichts mit ihm zu tun haben. Das wusste ich sofort.

Neue Bekanntschaften

Niemandem war der Blickaustausch entgangen und um die Stille zu durchbrechen sagte ich rasch: "Es freut mich euch kennenzulernen!"
 

"Und uns erst!", grinste Naruto und der Junge Namens Kiba pflichtete ihm bei, indem er nickte.
 

Ich heftete meinen Blick auf den Blonden Wuschelkopf. Er schien mir ein typischer Aufreißer-Typ zu sein und ich mochte diese flirtartigen Bemerkungen nicht aber ich war sie gewohnt und es viel mir am leichtesten ihn anzusehen, er hatte eine offene, direkte Ausstrahlung und das war am einfachsten zu bewältigen.

Mir war klar, dass ich nach außen hin selbstbewusst rüber kam. So fühlte ich mich jedoch überhaupt nicht. Das war eine Fassade, die ich mir zugelegt hatte. Eigentlich fühlte ich mich schrecklich unwohl und wünschte mir nur wieder alleine zu sein.
 

"Also dann, gibt es hier irgendeinen freien Platz, wo ich mich hinsetzen kann?", fragte ich und sah mich etwas hilflos im Raum um.
 

"Irgendwas wirst du schon finden," ertönte eine gehässige Stimme hinter mir. "Es ist ja nicht so, dass hier schon alles belegt wäre und wir nach den Sommerferien alle eine feste Sitzordnung in einem neuen Raum hätten."
 

Ich drehte mich um, das blonde Mädchen samt Gefolge war hereingekommen. Mein Magen krampfte sich etwas zusammen, leider schien sie tatsächlich in meiner Klasse zu sein. Und natürlich war mir bewusst, dass es noch keine feste Sitzordnung gab. Ich hatte bloß gehofft, dass irgendjemand mir entgegenkommen und mir die Situation etwas erleichtern würde. Aber jetzt schien genau das Gegenteil eingetreten zu sein.

Die Mädchen hinter der Blonden lachten. Der Junge namens Shikamaru drehte sich mit einem genervten Stöhnen nach vorne und murmelte etwas wie "Jetzt geht das wieder los".
 

"Jetzt mach doch nicht so ein Drama, Ino", sprach Naruto sie an.
 

Sie warf ihm einen giftigen Blick zu, er grinste und wandte sich ebenfalls ab und begann ein Gespräch mit Kiba. Die beiden schienen befreundet zu sein und hatten offenbar keine Lust sich mit dem Mädchen auseinanderzusetzen. Ino war also ihr Name.
 

Ich zuckte etwas überfordert mit den Schultern und trat zur Seite, als sie an mir vorbeiging, direkt auf den Schwarzhaarigen zu.
 

"Wie waren deine Ferien, Sasuke?", flöte sie. Ihre Tonlage hatte sich vollkommen verändert und sie wirkt auf einmal viel freundlicher. Der Schwarzhaarige - offenbar Sasuke - stand immer noch mit verschränkten Armen an seinen Tisch gelehnt und schaute sie nur an. Es schien so, als würde er noch überlegen, ob er eine Antwort geben sollte.
 

Aber sie schien nicht damit zu rechnen, dass er antworten würde und sprach direkt weiter.
 

"Kommst du zur Semester-Opening-Party am Freitag?"
 

"Keine Ahnung...", antwortete er schließlich gedehnt und herablassend und drehte ihr demonstrativ den Rücken zu. Er zog seinen Stuhl unter dem Tisch hervor, ließ sich lässig aber anmutig darauf fallen, holte sein Smartphone aus der Hosentasche und begann dem Gerät seine volle Aufmerksamkeit zu widmen.

Ino schien davon keineswegs abgeschreckt zu sein, sie wandte sich mit zufriedener Miene ihrer Mädchengruppe zu und sie setzen sich auf ihre Plätze und fingen an zu plaudern.
 

Mir wurde klar, dass ich mich bald wieder würde bewegen müssen und eine Entscheidung treffen, wo ich mich jetzt hinsetzen sollte. Aktuell beachtete mich niemand und das war auch gut so, denn als ich die Stimme des Schwarzhaarigen vernommen hatte, überlief mich eine leichte Gänsehaut. Nicht nur sein Äußeres sondern auch seine Stimme waren wunderschön. Tief und ein wenig rau und irgendwie geheimnisvoll. Er war einfach sexy.

Und als ich mich verstohlen umsah, nahm ich wahr, dass nicht nur ich zu diesem Schluss gekommen war. Jede weibliche Person im Raum, egal was sie gerade machte und ob sie eigentlich mit irgendetwas beschäftigt war, schien ab und zu wieder zu ihm hin zu sehen.
 

Ich riss mich zusammen und steuerte entschieden einen Platz in einer Ecke an. Dort saß das schüchterne Mädchen namens Hinata.
 

"Entschuldigung, darf ich mich vielleicht neben dich setzen?", fragte ich sie freundlich.
 

Wieder schien sie damit überfordert zu sein, dass ich sie angesprochen hatte. Sie schaffte es nach einem kurzen Moment jedoch zu nicken und deutete auf den Platz neben sich.
 

"Klar", flüsterte sie so leise, dass ich sie kaum verstehen konnte.
 

Ich lächelte ihr zu, ließ mich auf den Stuhl fallen und stellte meine Tasche neben mir ab. Sie hatte sich wieder nach vorne gewandt und zeigte keine Anzeichen, dass sie gerne mit mir kommunizieren wollte. Mir war das ganz recht, gerade kamen immer mehr Schüler in den Raum und ich konnte mich einen Moment auf mich besinnen, da mich niemand beachtete. Vorsichtig, ohne dass es jemand bemerkte, atmete ich ein wenig aus. Das Schlimmste war wohl überstanden. Ich hatte mich vorgestellt und hatte mich dabei einigermaßen vernünftig angestellt. Jetzt konnte ich einfach abwarten, was passieren würde.

Ino konnte mich nicht leiden. Und der Schwarzhaarige brachte mich durcheinander. Aber von dem würde ich mich einfach fernhalten und dann würde es kein Problem geben.

Die anderen schienen ganz in Ordnung zu sein, das war bisher nicht besser zu beurteilen. Noch einmal atmete ich aus und hoffte, dass der Tag bald überstanden sein würde und ich alleine zu Hause in meiner Wohnung sein könnte. Doch jetzt würde ich mir bis zur Pause in zwei Stunden erst mal keine Gedanken darüber machen müssen, wo ich bleiben sollte. Ich konnte einfach hier sitzen.
 

Unser Klassenlehrer stellte sich als Hatake Kakashi vor und schien ein etwas unmotivierter Typ zu sein, wirkte aber ganz in Ordnung. Zumindest hatte sich bisher meine Sorge, dass alle Lehrer oder Schüler extrem elitär und arrogant wären, noch nicht bestätigt, die meisten waren völlig normal. Das erleichterte mich ungemein doch als es zur Pause klingelte, musste ich mich wieder damit auseinandersetzen, dass ich hier niemanden kannte und nicht wusste wohin mit mir.
 

Vorsichtig warf ich einen Blick zu Hinata. Wir hatten die ganze Zeit nicht miteinander gesprochen und neben mir auf der anderen Seite war nur der Gang, die Tische waren in 3 Reihen mit jeweils mehreren Zweierplätzen hintereinander aufgestellt.

Ich überlegte, ob ich sie fragen sollte, was sie so in der Pause machte und ob ich mitkommen könnte. Gerade als ich noch mit mir rang, wandte sie sich mir plötzlich vorsichtig zu.
 

"Also ähm, Sakura...wenn du möchtest, könnte ich dir ein bisschen die Schule zeigen. Vielleicht findest du dich dann ein wenig besser zurecht? Also natürlich nur wenn du möchtest ... du musst nicht...." Sie brach ab und schaut etwas hilflos zu mir.
 

Mein Herz jedoch machte einen kleinen erfreuten Hüpfer. Das war besser, als ich gehofft hatte!
 

"Gerne!", erwiderte ich mit einem strahlenden Lächeln und auch sie lächelte kurz unsicher.
 

Genau in dem Moment kamen Naruto und Kiba auf uns zu. Hinata zuckte zusammen und blickte die beiden an.
 

"Hey Sakura, hast du Lust mit uns auf den Hof zu kommen?", frage Kiba. Naruto stand hinter ihm und zwinkerte mir zu. Ich freute mich darüber nicht so, wie über Hinatas Angebot. Ich wusste, dass sie eher Interesse an meinem Aussehen hatten als an mir. Und ich wollte es mir auch nicht gleich mit irgendjemandem hier verscherzen, indem ich die Pause mit seinem Schwarm verbrachte. Einige Mädchen sahen etwas angeriffslustig zu uns herüber. Bevor ich den Mund öffnen konnte reagierte Hinata.
 

"Also geh ruhig mit, ich verstehe das, ich werde dann einfach..." Sie brach ab.
 

"Nein!", beeilte ich mich zu sagen. "Nein, ich will gerne mit dir kommen, wenn es okay ist!"
 

Sie sah überrascht aus. Naruto und Kiba wirkten enttäuscht. "Danke für das Angebot!", sagte ich rasch zu ihnen. "Ich komme auf jeden Fall drauf zurück! Hinata wollte mir gerade die Schule zeigen und ich würde mich gerne erstmal etwas umsehen."
 

Sie wirkten besänftigt.
 

"Klar, wie du meinst", sagte Naruto und er und Kiba setzten sich mit einer Gruppe Jungs in Richtung Tür in Bewegung, ohne Hinata nur eines Blickes zu würdigen. Unter ihnen auch war auch der Junge namens Shikamaru, der schon wieder genervt dreinblickte. Auch Sasuke folgte in einigem Abstand und hinter ihm Ino und die anderen Mädchen. Hinata und ich waren plötzlich alleine.
 

"Also, ich hoffe, ich störe dich nicht", setzte ich an.
 

"Nein!", sagte sie rasch. "Ich dachte nur du würdest lieber deine Pause mit denen verbringen."
 

"Würde ich nicht."
 

Wir schwiegen beide und sahen uns an. Sie war kleiner als ich und wirkte auf den ersten Blick unscheinbar. Aber das lag daran, dass ihre Körperhaltung so underwürfig war und sie sich schlecht stylte. Eigentlich war sie hübsch.
 

Die Pause verlief angenehm. Wir sprachen kaum aber ich bekam endlich eine Chance auf Frühstück, als ich mir in der Cafeteria ein Sandwich und einen Kaffee kaufte und sie zeigte mir die beachtliche Bibliothek und sagte, dass sie hier viel Zeit verbringe. Das Gelände und der Sportplatz waren nach hinten heraus gelegen und ziemlich weitläufig. Schließlich setzen wir uns unter einen Baum und ich aß mein Sandwich. Hinata sah mich an.
 

"Hm?", fragte ich.
 

"Ni-nichts!", sagte sie rasch. Dann fügte sie nach kurzem zögern hinzu: "Ich habe nur eben gedacht, dass ich mich gefreut habe, die Pause mit dir zu verbringen. Normalerweise bin ich meistens alleine in der Bibliothek und ..." Wieder brach sie ab und setzte erneut an: "Also versteh mich nicht falsch, ich wollte nicht sagen, dass ich erwarte, dass du jetzt ständig deine Pause mit mir verbringen möchtest."
 

Ich sah sie einen Moment an. "Also ich hätte nichts dagegen."
 

Wieder sah sie überrascht aus.
 

"Was?", fragte ich. Ich glaubte zu wissen, was jetzt kam.
 

"Naja, du wirkst nicht wie jemand, der Probleme hat Anschluss zu finden. Ich meine, du wirkst wie jemand, der mit den coolen Leuten rumhängt." Sie lief etwas rot an.
 

Ich lachte leise bitter auf. "Glaub mir, so toll ist das nicht! Die "Coolen" wie du sie nennst, sind nicht automatisch die besseren Menschen, mit denen man gerne Zeit verbingen will."
 

Sie lächelte. "Ja, da hast du wahrscheinlich recht."
 

Wir schwiegen eine Weile und die Pausenklocke klingelte. Der Rest des Tages verlief ruhig und eher ereignislos. Aber ich fühlte mich besser, viel besser. Hinata und ich verbrachten die nächste Pause in der Bücherei und die Ruhe tat gut. Wir sprachen kaum aber das Schweigen war nicht unangenehm und auf dem Heimweg lächelte ich ein wenig in mich hinein. Der Tag war viel viel besser gelaufen, als ich es mir hätte erhoffen können. Vielleicht hatte ich seit langem mal wieder die Chance auf eine Freundin gefunden und das machte mich glücklich.
 

Ich erledigte den Einkauf und brachte die Wohnung in Ordnung. Nach einem Abendessen aus Reis und Gemüse und einer heißen Dusche nahm das Adrenalin langsam ab und damit auch alles, was mich ablenken konnte. Die Stille und Einsamkeit der Wohung drückten mir aufs Gemüt und ich merkte, wie mir immer mehr angstvolle Gedanken kamen. Ich atmete gepresst aus, riss die Balkontür auf und zog die frische Luft ein. Die Panikattacken war ich seit einiger Zeit gewöhnt und sie machten mir nicht mehr so viel Angst wie ganz am Anfang, als ich einmal mitten in der Nacht den Notarzt hatte rufen müssen, weil ich glaubte keine Luft mehr zu bekommen.
 

Ich hatte gelernt damit umzugehen. Trotzdem brauchte ich einige Zeit, bis mich meine Atemübungen etwas beruhigten. Ich bekam mich wieder in den Griff bevor es hatte richtig schlimm werden können aber ich war traurig und fühlte mich schrecklich alleine auf der Welt. Was ich auch war.

Partypläne und Probleme

Ich konnte nicht atmen. Mein Körper war eingezwängt. Ich konnte mich nicht bewegen. Voller Anstrengung gelang es mir einen Luftzug in die Lunge zu bekommen. Gleich darauf musste ich husten, es roch nach Rauch, es schmeckte nach... nach...Die Angst war allgegenwärtig und die Hitze war kaum zu ertragen. Doch irgendetwas stimmte nicht. Etwas stimmte nicht. Ich konnte es nicht greifen, aber es war nicht real. Es war nicht wirklich real. Dieses Mal war es nicht real. Ich konnte immer noch nicht atmen. Aber ich musste, ich musste atmen! Ich musste...
 

Plötzlich saß ich kerzengerade im Bett. Ich war endlich aus dem Schlaf hochgeschreckt. Verzweifelt sog ich Luft in meine Lunge ein, immer und immer wieder. Ich wischte mir den Schweiß vom Gesicht. Es war nur ein Traum gewesen. Nur ein schlimmer schrecklicher Traum, ein Traum, den ich ständig hatte. Ich lächelte gequält, man sollte meinen, ich hätte mich mittlerweile an ihn gewöhnt.
 

Ich schüttelte den Kopf um die Gedanken loszuwerden. Mit wackligen Beinen stand ich auf, schleppte mich die paar Schritte zur Küchenanrichte und schenkte mir ein kaltes Glas Leitungswasser ein.

Nachdem ich es hinuntergestüzt hatte, stolperte ich zur Balkontür und trat in die kühle Luft hinaus. Ein Blick auf mein Handy sagte mir, dass es erst kurz nach 5 Uhr war. Aber ich würde jetzt nicht mehr einschlafen können, erschöpft ließ ich mich auf den kleinen Plastik Klappstuhl sinken, der auf dem Balkon stand.
 

Die Stadt wachte gerade auf, die ersten paar Vögel zwitscherten und ich konnte schon einige Autos unten fahren hören. Im Park waren kaum Leute zu sehen, nur ein, zwei konnte ich ausmachen und ein leichter Morgennebel lag noch zwischen den Wiesen und Bäumen.
 

Mein Herz klopfte immer noch sehr schnell. Ich konzentrierte mich auf meine Atemübungen und versuchte meinen Kopf frei zu bekommen. Darin hatte ich immerhin Übung und schließlich schaffte ich es einigermaßen. Früher war es leichter gewesen, früher hatte ich mich betäubt, mit Drogen, mit Alkohol. Doch das wollte ich nicht mehr. Ich musste es so ertragen.
 

Schließlich hatte ich mich so weit beruhigt, dass ich noch einmal auf mein Sofa kroch, mich zusammenrollte und versuchte noch ein wenig zu dösen. Es würde zwar nicht wirklich funktionieren aber vielleicht konnte ich mich ja noch ein wenig für den Tag ausruhen indem ich einfach die Augen schloss und mich entspannte.
 

Am Ende war ich doch nochmal eingeschlafen. Und das führte dazu, dass ich fast zu spät aufwachte und gerade noch duschen und mich anziehen konnte, um rechtzeitig loszurennen. Ich stolperte die Treppenstufen hinunter und wollte gerade zur Tür hinaus, als mir auffiel, dass etwas in meinem Briefkasten steckte. Fahrig griff ich nach der Ecke des Briefes, zog ihn heraus und riss ihn auf während ich zügig Richtung Bus lief. Mein Pulsschlag hatte sich schon beschleunigt, als ich die Absenderadresse gesehen hatte. Ich überflog den Brief kurz zweimal, damit mir ja nichts entging und stopft ihn wieder in seinen Umschlag. Damit konnte ich mich auch später noch beschäftigen. Umsichtig steckte ich ihn in meine Tasche, um ihn nicht zu verlieren. Ich atmete einmal aus und versuchte etwas ruhiger zu werden. Ich hatte es gerade noch geschafft rechtzeitig loszukommen und würde jetzt nicht zum Bus hetzen müssen, sondern würde ganz in Ruhe und gemütlich gehen können.
 

Der Herbst war noch nicht da und der Sommer war noch warm und mild und in den Bäumen hing immernoch ein leichter Nebel. Trotz der frühen Uhrzeit war es schon recht warm. Ich lächelte leicht, als ich ein paar kleine Vögel auf der Mauer ein paar Meter vor mir beobachtete. Sie betrachteten mich ebenfalls misstrauisch und flogen davon als ich näher kam. Diesen kurzen Spaziergang bis zur Bushaltestelle empfand ich jedesmal als sehr wohltuend. Ich konnte mich ein wenig auf den Tag einstellen, doch so sehr brauchte ich das heute gar nicht.
 

Tatsächlich hatte ich wenig Abneigung davor zu meiner neuen Schule zu gehen. Die Woche war wirklich angenehm verlaufen und den Freitag würde ich nun auch noch rum bekommen. Genau genommen belastete es mich tatsächlich mehr, dass ich wusste, dass ich das ganze Wochenende alleine in meiner Wohnung sein würde. Also konnte ich den Tag genauso gut bestmöglichst genießen. Ich hatte jeden Tag in der Schule mit Hinata verbringen können und das war etwas, worüber ich sehr glücklich war. Sie war wirklich nett und ich konnte nicht verstehen, dass sie keine Freunde hatte. Ich würde aber einen Teufel tun und sie darauf ansprechen! Jedenfalls tauten wir beide immer mehr auf und ich hoffe, dass wir vielleicht mit der Zeit eine Freundschaft entwickeln könnten, in der man sich auch ernste Dinge erzählen konnte. Auch wenn ich zugegebenermaßen darin nicht besonders gut war. Darin anderen Menschen Dinge zu erzählen. Den Wunsch hatte ich trotzdem manchmal.
 

Ino hatte bisweilen bissige Kommentare gegen mich fallen lassen aber es war nicht wirklich schlimm gewesen und ich hatte sie größtenteils einfach ignorieren können. Die anderen schien das auch nicht besonders zu interessieren, offenbar wollte niemand Ino unbedingt in die Quere kommen, wenn es sich vermeiden lies. Aber sie stiegen auch nicht auf ihre Sticheleien ein. Ino schien nur ein Thema zu kennen: Sasuke Uchiha. Mir war mittlerweile klar geworden, dass sie ihn komplett für sich beansprucht hatte und auch die ganzen Mädchen, die ihr nachliefen, hatten das scheinbar mehr oder weniger glücklich akzeptiert. Der einzige der das bisher nicht akzeptiert hatte, schien Sasuke Uchiha selbst zu sein. Der war nach wie vor ein Mysterium. Alles was ich bisher über ihn sagen konnte, war dass er unglaublich arrogant, unhöflich, kalt und unfreundlich war. Nicht mal vor den Lehrern hatte er so etwas wie Respekt und sein Ton war herablassend, wenn er mit ihnen sprach. Er war offenbar ein typischer Einzelgänger, obwohl es ihm an Gelegenheiten mit anderen rumzuhängen nicht mangelte. Meistens war er mit Naruto, Kiba und Shikamaru zusammen doch scheinbar wollte ihn jeder gerne um sich haben und mir war das nicht ganz begreiflich. So oberflächlich konnten die Leute doch nicht sein. Aber offenbar schien sein gutes Aussehen komplett wettzumachen, dass er einen absolut ekelhaften Charakter hatte. Ich schob die Gedanken beiseite. Er hatte es wirklich nicht verdient, dass ich mir jetzt auch noch Gedanken über ihn machte.
 

" Sakura?" Ich wandte mich Hinata zu. Wir saßen wieder unter dem Baum unter dem wir auch schon am ersten Tag gesessen hatten. Ich hatte sie überzeugen können, die Pause ein wenig in der Sonne zu verbringen. Sie schien wirklich meistens nur in der Bibliothek zu bleiben. Das war definitiv nicht der schlechteste Ort, aber ich fand, man müsste das Sommerwetter noch genießen bevor es in den Herbst überging.
 

"Also, ich...", druckste sie herum. Ich sah sie fragend an.
 

Sie atmete einmal tief ein und fragte dann entschlossen:
 

"Hast du vielleicht Lust, dass wir zusammen heute Abend auf die Semester-Opening-Party gehen?"
 

Nun war ich überrascht. Das hatte ich jetzt tatsächlich nicht erwartet.
 

"Klar! Von mir aus können wir das machen."
 

Sie wandte schnell den Blick ab. "Normalerweise gehe ich nicht zu Partys und alleine würde ich auch nicht gehen wollen. Aber irgendwie dachte ich, es wäre vielleicht nicht schlecht wenigstens mal kurz vorbeizuschauen."
 

Klar, können wir machen", wiederholte ich immer noch etwas irritiert, dann musste ich grinsen.
 

"Geht es um einen Jungen?"
 

Nachdem es raus war, hätte ich es am liebsten zurück genommen. Ich war mir gar nicht sicher ob wir schon soweit waren, dass ich so vertraute Fragen stellen konnte. Soweit ich ihr leicht abgewandtes Gesicht von der Seite sehen konnte, war sie etwas rosa angelaufen. Ich hatte also ins Schwarze getroffen.
 

Sie sagte eine Weile nichts. Ich befürchtete schon, ihr zu nahe getreten zu sein doch dann nahm sie sich zusammen:
 

"Ja", sagte sie sehr leise.
 

Ich wollte nicht weiter drängen und deshalb schwieg ich. Da sie auch nichts weiter dazu zu sagen wollen schien, fragte ich aufmunternd:
 

"Okay...also wann willst du dahin, wann wollen wir uns treffen?"
 

"Ich weiß nicht", sagte sie leicht verunsichert.
 

"Also, wie wäre es, wenn du vorher zu mir kommst?", fragte ich, damit wir etwas voran kamen.
 

"Wir können wir uns natürlich auch direkt dort treffen."
 

"Nein!", sagte sie sofort. "Das ist gut!"
 

Ich musste lachen, sie lächelte auch. Das passierte uns öfter, dass sich unsere Gespräche in Gestammel verloren. Aber ich schob es darauf, dass wir uns erst neu kennengelernt hatten und beide schienen wir dieses Glück nicht so ganz fassen zu können. Vielleicht wollten wir es beide nicht versauen und waren sehr vorsichtig mit dem anderen.
 

Die Party fand im Schulgebäude statt. Das klang erstmal nicht super berauschend doch wenn man bedachte, was wir für ein wunderschönes Gebäude hatten, war es durchaus ein sehenswerter Veranstaltungsort. Zudem hatten sich die Veranstalter große Mühe gegeben die Schule weniger nach Schule aussehen zu lassen und ihr einen leicht magischen Touch einzuhauchen. Die ganzen Laternen waren angezündet und einige Kerzenleuchter wurden aufgestellt worden, alles in allem wirkte die Party fast wie ein Ball für reiche Erwachsene und eher romantisch als cool. Doch da das eine von der Schule organisierte Party war, wollte wahrscheinlich niemand, das hier totale Eskalation stattfand.
 

Trotzdem war ich mir nicht sicher, ob sich das verhindern lassen würde. Wir waren um 22.30 Uhr angekommen und standen nun mit einem Bier in der Eingangshalle, ein bisschen unschlüssig wohin wir uns bewegen sollten. Die meisten meiner neuen Mitschüler schienen jedoch schon ziemlich angetrunken zu sein.
 

Hinata und ich hatten uns Zeit gelassen und einen schönen Abend bei mir gehabt. Es war ein gutes Gefühl gewesen eine Freundin einladen zu können und ich hatte mich auf den Abend irgendwie gefreut, nicht zuletzt, da das drohende Alleinsein am Wochenende damit noch weiter hinausgezögert werden konnte. Kurz hatte ich an den Brief gedacht, das würde ich morgen hinter mich bringen müssen, doch das würde ich auch trotz der Party bewältigen können. Jedenfalls war es mit Hinata wirklich nett gewesen. Als sie zu mir gekommen war hatte sie sehr hübsch ausgesehen, ganz anders als ich sie bisher in der Schule gesehen hatte. Wir hatten noch ein wenig herumprobiert mit ihrer Frisur mit dem Make-up, es war ein richtig guter Mädelsabend gewesen und am Ende waren wir beide zufrieden mit unserem Outfit. Wie immer hatte ich mich sehr schlicht angezogen und trug ein kurzes, eng anliegendes schwarzes Cocktailkleid. Gerade und elegant geschnitten aber auch lässig genug um nicht zu schick zu wirken. Dazu einfache schwarze Absatzschuhe. Ich hatte vermutet, dass man in dieser Schule erwarten würde, dass man sich schick zurecht machte und ich war froh, dass ich das befolgt hatte, denn die meisten Schüler trugen teuer und eher elegant aussehende Klamotten.

Mit Make-up war ich wie immer sparsam umgegangen und hatte mich auch entschieden keinen Lippenstift aufzutragen, da ich fand, dass meine ungewöhnliche Haarfarbe ohnehin schon wie ein Knallbonbon wirkte. Früher war es mir wirklich unangenehm gewesen. Seit ich dann beschlossen hatte, meinen Stil auf schlichte, dunkle Farben zu beschränken, fand ich sie immer besser, da es immer so war als würde ich ein Accessoire tragen, das zugleich ein Markenzeichen war. Hinata trug ebenfalls ein Kleid, es war fliederfarben und nicht so Figurbetont wie meins, es passte hervorragend zu ihren dunklen Haaren, ihrer weißen Haut und ihren fliederfarbenen Augen. Sie wirkte auf jeden Fall um einiges anziehender, als ich sie in der Schule bisher gesehen hatte.
 

"Also, was meinst du", fragte ich. "Sollen wir eine Runde drehen und uns umsehen?"
 

"Gute Idee", sagte sie erleichtert, dass ich ein wenig die Führung übernommen hatte. Sie schien sich ein wenig unwohl zu fühlen und man sah ihr an, dass sie nicht oft Partys besuchte. Mir war das egal. Ich hatte genug draufgemacht in den letzten Jahren und mich mehr ausgetobt als gut für mich war. Ich war nur allzu bereit, es ein wenig ruhiger angehen zu lassen. Wir gingen ein wenig durch die geöffneten Räume im Erdgeschoss, die oberen Etagen waren abgesperrt. Nach hinten hinaus über die Terrasse konnte man in den Garten gehen. Auch dort waren viele Schüler und der Springbrunnen glitzerte tatsächlich wunderschön und ziemlich kitschig im Mondschein. Für mich war dieser ganze Luxus ein wenig ungewohnt und komisch, so war ich nicht aufgewachsen. Letztendlich war ich fest davon überzeugt, dass sich der Wert eines Menschen nicht durch sein Geld definierte und trotzdem war es irgendwie bedrückend unter so vielen wohlhabenden Menschen zu sein.
 

Schließlich ließen wir uns auf der Steintreppe zwischen Terrasse und Garten nieder um in Ruhe unser Bier zu trinken und unser Geplauder vom Abend fortzusetzen. Wir waren bereits ein wenig angeheitert, da wir bei mir schon einen Glas Wein getrunken hatten. Keinen besonders teuren und ich war nicht sicher was Hinatas so gewohnt war von zu Hause doch sie hatte nichts gesagt zum Glück. Jedenfalls waren wir bereits in fröhlicher Stimmung und ich fand den Mut das Thema "Jungs" noch mal anzusprechen.
 

"Hinata, verrätst du mir, wen du interessant findest?"
 

Sie schaute prompt verunsichert auf den Boden und begann das Etikett ihrer Bierfalsche abzuknibbeln.
 

"Komm schon!", sagte ich mit einem ermutigenden Lächeln. Ich war echt neugierig. "Ich erzähle es auch niemandem, versprochen!"
 

Sie lachte verlegen. "Es ist sowieso aussichtslos!"
 

Sie hob den Kopf, sah mich direkt an und sagte mit festerer und lauterer Stimme:
 

"Es ist mir ein wenig peinlich es auszusprechen, denn es würde sowieso nie etwas daraus werden."
 

"Jetzt sag bitte nicht, dass es dieser Sasuke Uchiha ist!", platzte es aus mir heraus.
 

"Was?" Sie lief noch röter an. "Nein! Der natürlich nicht!" Sie räusperte sich. "Aber er ist auch in unserer Klasse und es ist ähnlich verrückt." Sie senkte die Stimme ein wenig: "Es ist Naruto."
 

Ich war überrascht. Mit diesem energiegeladenen Aufreißer hätte ich jetzt nicht gerechnet. Irgendwie hatte ich mir eher jemand Ruhigen mit ihr vorgestellt. Innerlich schalt ich mich für meine Voreingenommenheit.
 

"Naruto?", fragte ich interessiert.
 

"Ja", sie lachte verlegen. "Wir kennen uns eigentlich schon ziemlich lange, wir sind sogar zusammen im selben Kindergarten gewesen und früher waren wir mal befreundet. Aber da waren wir noch wirklich klein. Als wir in die siebte Klasse kamen und die ganze Pubertät Sache losging, haben wir uns irgendwie in unterschiedliche Richtungen entwickelt."
 

Hinata machte eine nachdenkliche Pause, bevor sie weiter sprach.
 

"Er ist eigentlich gar nicht so. Nicht so ein Typ, dem nichts etwas auszumachen scheint. Zumindest glaube ich das, denn früher war er anders und ich glaube nicht, dass Menschen sich so grundlegend ändern können. Ich glaube, er spielt eine Show, um sich wichtig zu machen und natürlich genießt er es auch irgendwie, dass er sehr beliebt ist und bei den Frauen gut ankommt. Aber ich mache mir trotzdem keine Illusionen, dass er mich auf irgendeine Art gut finden könnte, die auf eine Beziehung hinauslaufen würde. Eigentlich reden wir nicht einmal mehr miteinander."
 

Ich war überrascht, dass sie plötzlich so viel geredet hatte. Jedenfalls schien sie sich einige Gedanken darüber zu machen. Ich schwieg und dachte daran, wie Kiba und Naruto Hinata an meinem ersten Tag nicht eines Blickes gewürdigt hatten, als sie mich gefragt hatten, ob ich mit ihnen in die Pause kommen wollte. Aber wenn sie Recht hatte, dann war Naruto vielleicht nicht so oberflächlich wie ich angenommen hatte.
 

"Ich finde jedenfalls nicht, dass du das ganze als aussichtslos abschreiben solltest!", sagte ich schließlich mit Nachdruck. "Man weiß nie, was passieren kann."
 

Hinata lachte wieder etwas verlegen. "Na ja, man hat ja am Montag morgen gesehen was für Frauen er interessant findet. Frauen wie dich. Aber dich findet wahrscheinlich jeder toll, du bist einfach so wunderschön." Ihr Lächeln wurde ein wenig wehmütig.
 

Mein Herz krampfte sich zusammen. In ihren Worten hatte kein Neid mitgeklungen und doch hatte ich plötzlich Angst, dass so etwas zwischen uns stehen könnte. Ich warf ihr einen schnellen Blick zu, doch sie schaute nur lächelnd auf den Boden und wirkte kein bisschen verärgert. Wahrscheinlich war ich nur paranoid, weil mir das schon zwei mal passiert war. Meine jeweils besten Freundschaften waren daran kaputt gegangen, dass sich der falsche Typ, der für den sich meine Freundin interessierte, in mich verguckt hatte.
 

"Das hilft einem auch nicht wirklich weiter," sagte ich leise. "Es garantiert einem nicht, dass man am Ende glücklicher ist."
 

Ich wollte das Thema rasch beenden, ich hatte keine Lust darüber zu reden.
 

"Du bist super Hinata! Und du siehst toll aus heute Abend und ich weiß nicht, warum Naruto das nicht bemerken sollte!"
 

Entschieden stand ich auf und hielt ihr die Hand hin, um sie hoch zu ziehen. Sie starrte mich ein wenig erschrocken an, als ob sie Angst hätte, dass nun etwas Schlimmes passieren könnte.
 

Wahrscheinlich hatte sie meinen Tatendrang richtig bewertet. Ich war plötzlich fest entschlossen, dass ich sie mit Naruto zusammen bringen wollte. Jedenfalls musste er sie zumindest bemerken. Ich würde nicht zulassen, dass unsere gerade erst begonnene Freundschaft darunter litt, dass er sie übersah. Sie war hübsch, unglaublich freundlich und klug und ich konnte nicht glauben, dass er das nicht erkennen würde.
 

"Also", sagte ich in geschäftsmäßigem Ton. "Da wir jetzt schon extra hergekommen sind und er auch da ist", ich nickte zu Naruto und Kiba hinüber, die mit einigen anderen Jungs an der Bar standen, die in der Durchgangshalle zwischen Garten und Eingangsbereich aufgebaut worden war, "kannst du uns ja gleich noch zwei neue Getränke holen. Und ich gehe derweil nach da hinten und setze mich auf diese Bank."
 

Ich bedeutete zu einer Bank die etwas abseits im Dunkeln unter einem Baum stand. "Dort kannst du ja dann mit den Getränken dort hinkommen. Aber sieh zu, dass er dich bemerkt!"
 

Ihr Gesicht war mittlerweile hochrot und sie wirkte überfordert. Doch ich gab nicht auf.
 

"Du musst ja nicht mit ihm sprechen!", sagte ich ermutigend. "Mach dich einfach nur ein wenig sichtbar. Du siehst wundervoll aus und er sollte dich so sehen. Dieses Kleid steht dir ausgezeichnet und dein Make-up ist perfekt geworden, das haben wir super hingekriegt!"
 

Vielleicht hatte ich es übertrieben. Ich setzte gerade an und wollte mich entschuldigen, doch da straffte sie die Schultern, nahm mir die leere Bierflasche aus der Hand, um sie zurückzubringen und sagte:
 

"Ok, ich mach's, du hast recht. Also ich komme dann gleich zu der Bank da!"
 

Kurz zuckte es in ihrem Gesicht, als ob sie sich vor ihrer eigenen Courage erschrecken würde. Dann drehte sie sich ohne ein weiteres Wort um und steuerte die Bar an.
 

Gerade hatte ich mich auf der Bank niedergelassen, mich etwas gemütlicher hingesetzt und mein Handy aus meiner Tasche gezogen um Hinata nicht zu aufdringlich zu beobachten, als ich sah, dass plötzlich ein Schatten vor mir aufragte.
 

Vor Schreck zuckte ich zusammen, mir fiel das Smartphone aus der Hand und ich griff vergebens danach. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass noch jemand hier hinten wäre.
 

Vor mir stand Sasuke Uchiha.
 

Er hatte mein Handy aufgefangen und blickte mit einem überheblichen Gesichtsausdruck auf mich herab. Leider sah er dabei umwerfend aus und ich ärgerte mich promt über diesen Gedanken.
 

"Angst?", höhnte er.
 

Die ganze Situation missfiel mir enorm. Ich mochte es nicht, dass ich saß und er so dicht vor mir stand, dass er mir keine Gelegenheit gab aufzustehen und zumindest annähernd auf Augenhöhe mit ihm zu kommen. Ich spannte mich an.
 

"Du hast mich erschreckt", sagte ich und streckt die Hand aus, um mein Smartphone entgegenzunehmen.
 

Er gab es mir nicht.
 

Ich kniff leicht die Augen zusammen und ließ die Hand langsam wieder sinken. Er sagte noch immer nichts. Er blickte mich bloß an und zwar genauer als mir lieb war.
 

"Was willst du?", fragte ich etwas angriffslustig.
 

Er reagierte nicht und fuhr fort mich zu betrachten, als wäre ich ein interessanter Gegenstand.
 

"Gib mir mein Smartphone!", sagte ich ruhig.
 

Er wandte den Blick zu dem Handy in seiner Hand und betrachtete nun das Ding.
 

"Besonders wertvoll sieht es ja nicht aus", sagte er in einem Ton, der überhaupt nicht erkennen ließ, ob er das scherzhaft meinte oder nicht.
 

Doch da konnte ich ihm nicht widersprechen, ich hatte es gebraucht gekauft. Etwas anderes hatte ich mir nicht leisten können.
 

"Ich möchte es trotzdem wieder haben. Und zwar jetzt!" Langsam war ich richtig genervt.
 

Er lehnte sich plötzlich zur Bank vor und stützte sich mit einem Arm an der Lehne direkt neben meiner Schulter ab.
 

Ich wich so weit zurück wie möglich. Er war mir nun wirklich viel zu nahe.
 

"Was gibst du mir im Austausch dafür?", raunte er und ich spürte, wie mich ein Schauer überlief. Seine Stimme, sein Geruch, seine Körperhaltung, alles an ihm wirkte anziehend. Ich hasste es.
 

"Hör auf damit!", sagte ich. "Sag mir was du von mir wi...", wollte ich meine Forderung wiederholen, doch er unterbrach mich, bevor ich meinen Satz beenden konnte.
 

"Ich will mit dir schlafen", sagte er nüchtern und blickte mir direkt ins Gesicht.
 

Mir entgleisten die Gesichtszüge.
 

"Bitte?!", fragte ich empört. So direkt war noch nie jemand gewesen.
 

"Du hast mich schon verstanden", sagte er ernst und ein leichtes Grinsen schlich auf seine perfekten Lippen.
 

Schnell riss ich den Blick von seinem Mund weg und schaute ihm wieder in die Augen. Das war auch nicht besonders leicht, denn diese Kälte konnte einen fast zu Eis erfrieren lassen.
 

"Ach und normalerweise funktioniert das einfach so, wenn du das forderst oder wie?", fragte ich und begann mich ein wenig zur Seite zu schieben, doch er stützte seine zweite Hand, in der er noch mein Smartphone hielt, auf der anderen Seite neben mir an der Banklehne ab.
 

"Ja. Normalerweise schon."
 

"Hör auf damit", sagte ich mittlerweile richtig wütend.
 

"Nein", sagte er und kam mir noch näher.
 

Hatte er ernsthaft vor mich zu küssen? Einfach so? Ich konnte es nicht fassen. Ich wusste nicht, wie ich in diese Situation hatte geraten können. Ich wusste nur, dass ich das nicht zulassen würde.
 

Ich kochte vor Wut und mit aller Kraft die ich aufbringen konnte, stieß ich ihn vor die Brust.
 

Damit hatte er nicht gerechnet. Er stolperte einen Schritt zurück und sah mich an. Nun wirkte er verärgert.
 

Bist du total bescheuert?", zischte ich und stand rasch auf.
 

Es war deutlich besser vor ihm zu stehen als zu sitzen und zu ihm hoch schauen zu müssen.
 

"Gib mir mein Smartphone", sagte ich und streckte die Hand aus.
 

Er blickte mich immer noch wütend an. Sein Versuch seine gleichgültige Miene aufzusetzen schien ihm nicht ganz geglückt zu sein.
 

"Hör mal", sagte ich ein wenig beschwichtigend. Die Aggressivität in seinem Blick und seiner Körperhaltung verunsicherte mich etwas.
 

"Ich schätze mal, dass du meistens bekommst, was du willst und ich muss dir sicher nicht sagen, dass du gut aussiehst und auf Frauen anziehend wirkst. Aber ich möchte das nicht und das wirst du akzeptieren! Ich will jetzt einfach nur mein Smartphone haben und gehen. Gib es mir bitte."
 

Mein Ton war etwas versöhnlicher geworden, ich wollte einfach nur raus aus dieser Situation und ich hatte überhaupt keine Lust mich mit ihm anzulegen. Er wirkte irgendwie gefährlich. Besser konnte ich es nicht ausdrücken.
 

Er hatte es geschafft, sich wieder in den Griff zu bekommen und seine Miene war wieder undurchschaubar und herablassend. Er warf mir das Smartphone zu und ich schaffe es gerade so es aufzufangen.
 

Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht.
 

"Gut gemacht", sagte er leise. "Alles andere wäre wirklich enttäuschend gewesen."
 

Damit wandte er sich ohne ein weiteres Wort um und ging. Ich stand da und war völlig perplex. Was zur Hölle war hier gerade passiert?
 

Mir blieb allerdings wenig Zeit darüber nachzudenken, denn bevor ich mich wieder gesammelt hatte, stand Ino vor mir. Im Schlepptau drei Mädchen aus ihrem Fanclub. Ihr Gesicht sah wutverzerrt aus und ich wusste sofort, dass ich mir gerade ein ernstes Problem eingehandelt hatte.
 

"Was glaubst du, was du da machst?", ihre Stimme war schneidend wie Glas. "Ich dachte ich hätte mittlerweile klargestellt, dass du dich hier besser nicht so wichtig machen solltest!", fauchte sie.
 

"ICH bin nicht zu ihm gegangen!", sagte ich nachdrücklich.
 

Sie überhörte es komplett. Sie war wütend und offenbar aktuell nicht besonders zugänglich für logische Argumente.
 

"Wenn du es auch nur wagst, mir in die Quere zu kommen," sagte sie mit der gleichen schneidenden Stimme wie am Anfang, "werde ich dich sowas von fertig machen."
 

Sie gab mir einen Stoß, ich stolperte zurück und mein linker Knöchel knackte hörbar. Ein schneidender Schmerz durchzuckte mein Bein und mein Smartphone fiel zu Boden, als ich mich an der Lehne der Bank abstützte, um nicht hinzufallen. Doch Ino war noch nicht fertig.
 

"Hast du mich verstanden?", fragte sie.
 

"Jetzt komm mal wieder runter!", sagte ich wütend und mit zusammengebissenen Zähnen. "Du regst dich völlig grundlos auf!"
 

"Das hoffe ich für dich", sagte sie, wandte sich endlich mit einem giftigen Blick ab und verschwand wieder Richtung des Gedränges.
 

Ich stöhnte und befühlte meinen Knöchel. Wahrscheinlich leicht verstaucht.
 

"Was war das denn?", fragte Hinata entgeistert, die gerade bei mir angekommen war, zwei Bierflaschen in der Hand hielt und Ino verwirrt nach sah.
 

"Nichts", sagte ich schnell und hob mein Smartphone auf.
 

Es war kaputt. Der Bildschirm war komplett zersprungen und es ließ sich nicht richtig anschalten.
 

Vollkommen fertig ließ ich mich auf die Bank fallen und vergrub mein Gesicht in den Händen. Hinata stellte sofort die Bierflaschen ab, setzte sich neben mich.
 

"Sakura, was ist denn passiert?" fragte sie noch einmal vorsichtig.
 

"Ich will nur noch nach Hause", sagte ich schwach und müde. "Es tut mir leid Hinata, aber ich will jetzt gehen."
 

"Natürlich!", sagte sie sofort. "Natürlich! Wir gehen!"
 

Sie fragte nicht nochmal, was passiert war und rief uns ein Taxi. Ich hatte eigentlich vorgehabt zu laufen, doch der Knöchel tat höllisch weh. Hinata sagte, ihre Mutter hätte ihr extra Geld gegeben, damit sie mit dem Taxi fahren könnte und es sei locker genug, um auch noch bei mir vorbei zu fahren.
 

Im Grunde war mir gerade alles egal. Ich war müde, ein bisschen angetrunken, vollkommen verwirrt und furchtbar wütend. Hauptsächlich darüber, dass mein Handy kaputt war. Als ob ich mir so einfach ein Neues leisten könnte! Ich war also nicht gewillt groß herumzudiskutieren und nahm Hinatas Angebot an.
 

Ich war heilfroh, als ich endlich zu Hause angekommen war und im Bett lag. Ich machte mir nicht die Mühe mich auszuziehen oder abzuschminken.
 

Kurz bevor ich einschlief, ärgerte ich mich noch mehr, weil ich Hinata hätte fragen sollen, wie es mit Naruto gelaufen war. Ich war so durch den Wind gewesen, weil mein Smartphone kaputt war und ich nicht wusste, wie ich mir ein Neues anschaffen sollte, dass ich völlig vergessen hatte, mich danach zu erkundigen. Ich würde es vielleicht am Montag in der Schule nachholen können. Schreiben konnte ich ihr ja schlecht - mit kaputtem Smartphone...
 

Diese vollkommen bescheuerte Ino-Zicke! Und dieser verfluchte Uchiha! Eigentlich war das alles seine Schuld!
 

Ich war müde... unglaublich müde... Von der Woche, von den ganzen neuen Eindrücken... Noch während ich einschlief hatte ich das Gefühl, irgendetwas Wichtiges vergessen zu haben.

Freundschaft

Ich konnte es kaum fassen, dass ich aus dieser Nummer einigermaßen unbeschadet herausgekommen war. Ich stand mit einer eiskalten Dose Cola in der Hand auf meinem kleinen Balkon. Auf das kühle Geländer gestützt schaute ich zu, wie Licht eines warmen Spätsommertages in dem angrenzenden Park hübsche Lichtflecken auf Bäume und Glasflächen zauberte. Langsam ließ das Adrenalin nach, das mir der Schreck am Morgen beschert hatte. Cola zu trinken, war natürlich eher kontraproduktiv, das war mir klar.
 

Das unterschwellige Gefühl etwas Wichtiges vergessen zu haben, das ich beim einschlafen noch dunkel wahrgenommen hatte, war mit grausamer Härte sofort präsent gewesen, sobald mich die Türklingel um Punkt 11 Uhr aus dem Schlaf gerissen hatte.

Im Bruchteil einer Sekunde war mir der Brief wieder eingefallen und in meinem Magen hatte sich alles zusammengezogen. Ich hatte wirklich geglaubt, dass ich nun meine Chance verspielt hatte.
 

Es waren nur noch ein paar Monate bis ich 18 werden würde und selbst für mich entscheiden dürfte aber bis dahin hatte das Jugendamt die Aufsicht. Im Heim war es mies gewesen und ich wollte auf keinen Fall zurück müssen, nichtmal für eine kurze Zeit. Eine Ewigkeit hatte ich mich bemüht unter Beweis zu stellen, dass ich nun erwachsen und reif genug war, um mich alleine um mich zu kümmern und schließlich hatte ich diese Wohnung bekommen unter der Bedingung, dass ich 3 Mal im Monat Besuch von einer Mitarbeiterin des Jugendamts bekam, die kontrollieren sollte, ob ich auch wirklich alleine zurecht kam. Und eben dieser Besuch war heute um 11 Uhr gewesen. Sie hatten sich sogar per Brief angekündigt.

In dem Moment, als ich in diesem eng anliegenden Kleid, mit verwischtem Make-Up und meinem gezerrten Knöchel zur Tür stürzte, war ich völlig sicher gewesen, dass es das mit dem alleine wohnen nun gewesen sein würde. Und dem Blick meiner Betreuerin nach zu urteilen, der erst über mein geheztes, unordentliches Äußeres und dann über das kaputte Handy auf dem Sofatisch huschte, lag ich mit dieser Einschätzung nicht daneben.
 

Doch dann war etwas Fantastisches passiert und zur Abwechslung war ich mal nicht auf mich alleine gestellt gewesen. Gerade als ich anfangen wollte, zu erklären, warum mein Auftreten gerade zu nach Verantwortungslosigkeit schrie, hatte es erneut geklingelt und Hinata hatte vor der Tür gestanden, wie sie sagte, um nach mir zu sehen, weil ich mir gestern den Knöchel verstaucht hätte und auch noch mein Handy runtergefallen wäre, sodass sie nicht hätte anrufen und nachfragen können, wie es mir ginge.

Mit ihrer unschuldigen, zurückhaltenden Art hatte sie meine Betreuerin direkt für sich eingenommen und plötzlich sah die Situation gleich viel mehr nach dem aus was es auch gewesen war. Ein blödes Missgeschick. Etwas völlig normales, was einem einfach passieren konnte. Und ich hatte gleichzeitig eine tolle neue Freundin vorweisen können, was bestimmt Punkte für soziale Stabilität oder sowas gab. Irgendwo tief in meinem Inneren flammte etwas Zorn auf, darüber, dass man mir etwas anderes unterstellte hätte, wäre Hinata nicht aufgetaucht. Aber ich schob das Gefühl beiseite. So wie ich mich die letzten Jahre verhalten hatte, konnte ich den Leuten vom Jugendamt nicht ganz verübeln, dass sie mir nicht hundertprozentig trauten.
 

Die warmen Sonnenstrahlen hinterließen eine angenehme Wärme auf meinem Gesicht und ich nahm den letzten Schluck aus der Dose. Er war immer noch angenehm kühl. Ich schloss die Augen und genoss den leichten Spätsommerwind.
 

Mit einem Ruck richtete ich mich auf. Es war erst 14 Uhr, ich sollte mich in die Innenstadt aufmachen und sehen, ob ich mein Smartphone irgendwo reparieren lassen könnte. Bei genauerer Betrachtung war mir aufgefallen, dass es mit einem neuen Display vielleicht doch noch funktionieren könnte. Bevor mich zu langes Grübeln wieder davon abhalten konnte, tauschte ich meine bequeme Jogginghose gegen ein einfaches schwarzes T-Shirt und einen kurzen schwarzen Jeansrock ein, warf mir meine Tasche über und nach einem kurzen Blick in den Spiegel, der mich davon überzeugte, dass meine Haare wie immer in großen natürlichen Wellen anmutig über meine Schultern fielen, verließ ich meine Wohnung und machte mich auf den Weg.
 

Der Rest des Tages sollte offenbar ebenfalls eine gute Wendung nehmen denn, mein Display schien günstig und schnell ausgetauscht werden zu können und so saß ich nun auf einer Bank in der Fußgängerzone vor einem entsprechenden Shop und wartete darauf, dass der Mitarbeiter damit fertig werden würde.
 

Ich warf einen Blick auf meinen rechten Knöchel, er war ganz leicht geschwollen aber es war trotz des Spaziergangs in die Einkaufszone nicht wirklich schlimmer geworden. In ein paar Tagen würde ich wieder Joggen gehen können. Und da meine Probleme somit fürs erste gelöst oder nicht weiter schlimm zu sein schienen, entspannte ich mich endlich und meine Gedanken schweifen zu Hinata.

Ich musste unwillkürlich lächeln. In meiner Sorge wegen des Jugendamtstermins hatte ich nur dumpf wahrgenommen, wie sehr ich mich eigentlich über ihren Besuch und ihre Salbe für meinen Knöchel gefreut hatte. Sie hatte sich nur rasch erkundigen wollen, ob es mir gut ginge, hatte sie gesagt, nachdem sie die Jugendamtmitarbeiterin erblickt hatte und nach ein paar höflichen Sätzen war wie wieder gegangen. Furchtbar schade, ich hätte lieber Zeit mit ihr verbracht aber schließlich hatte ich diesen blöden Termin hinter mich bringen müssen. Sobald mein Handy wieder richtig funktionierte, wollte ich ihr unbedingt schreiben. Mich interessierte, ob in Bezug auf diesen Naruto noch irgendetwas passiert war.
 

Hoffentlich hatte ich sie nicht zu sehr gedrängt, etwas zu unternehmen, damit sie sich für ihn sichtbarer machte. Im Nachhinein kam ich mir etwas übergriffig vor. Und wieso glaubte ich eigentlich eine Expertin in Sachen Beziehung zu sein?Nur weil es mir leicht fiel Aufmerksamkeit von Männern zu bekommen, wusste ich noch lange nicht, wie man eine vernünftige Beziehung führte. Und ich nahm an, das war es, was Hinata gerne mit diesem Typen haben wollte. Nein, im führen von funktionierenden Beziehungen war ich wirklich keine Expertin.
 

Von diesen ohnehin schon ein wenig frustrierenden Erkenntnissen schweifen meine Gedanken schließlich zu dem Thema, das ich die ganze Zeit erfolgreich ignoriert hatte. Ich wusste nichtmal wen von beiden ich mehr verabscheute. Auf jeden Fall wusste ich sicher, dass ich mit Ino Yamanaka und Sasuke Uchiha absolut nichts zu tun haben wollte. Leider hatte ich das aber irgendwie. Und das schlimmste daran war, ich wusste nicht einmal was eigentlich genau passiert war. Ich schnippte ein eben gelandetes Ahornblatt von meinem Oberschenkel. Die Bäume säumten die Einkaufmeile und verliehen ihr etwas mehr Ruhe, als man es sonst von hektischen Innenstädten gewohnt war.

Ino beanspruchte offenbar Sasuke Uchiha für sich, das war soweit offensichtlich. Ob die beiden wohl eine Vorgeschichte hatten? Oder war sie einfach zu blind, um zu sehen, dass er kein Interesse an ihr zu haben schien. Aber schließlich kannte ich beide überhaupt nicht und ich war daher definitiv in keiner Position irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen.
 

Soweit war das auch kein Problem, Inos Besitzansprüche in diesem Fall waren mir völlig gleichgültig, Sasuke Uchiha konnte mir gestohlen bleiben. Aber er war zu mir gekommen und hatte mich bedrängt und mich damit Inos Zorn ausgesetzt. Und das konnte ich wirklich nicht gebrauchen. Eine rachsüchtige, liebeskranke Zicke war das letzte, womit ich mich beschäftigen wollte. Ich verzog genervt den Mund.
 

Was hatte dieser Uchiha eigentlich von mir gewollt? Er hatte es gesagt oder? Er hatte ganz klar und deutlich gesagt, was er wollte. Ich war nun wirklich nicht verklemmt und schon lange nicht mehr unerfahren aber so eine Dreistigkeit und Arroganz war mir noch nicht begegnet.

Kurz kam mir der Gedanke, dass mir so eine klare Ansage lieber war als die üblichen Andeutungen und Komplimente. Aber er hatte nicht einfach nur eine Ansage gemacht sondern mich total überfallen und er schien einfach davon ausgegangen zu sein, dass das okay wäre. Für Ino wäre es das wahrscheinlich gewesen.
 

Ich schnaubte verächtlich und eine vorbeilaufende Taube warf mir einen kritischen Blick zu und fuhr dann fort auf dem Boden herumzupicken.

Was hatte er gesagt, bevor er verschwunden war? "Gut gemacht. Alles andere wäre enttäuschend gewesen." Das war aber darauf bezogen gewesen, dass ich gerade so mein Smartphone aufgefangen hatte, als er es mir endlich zuwarf. Oder? Ich schob den Gedanken ärgerlich beiseite. Jetzt saß ich doch tatsächlich hier und machte mir Gedanken über diesen Typen. Wahrscheinlich nur, weil er so gut aussah. Menschen waren doch wirklich lächerlich oberflächlich.
 

"So die Dame, bitte sehr!" Ich schreckte aus meinen Gedanken, vor mir stand der Mitarbeiter des Shops und hielt mir mein repariertes Smartphone entgegen. "Funktioniert wieder einwandfrei."
 

Schnell stand ich auf, bedankte mich, dass er extra vor die Tür gekommen war, um mir mitzuteilen, dass er fertig war und beglich im Laden die Rechnung.
 

Für den Nachhauseweg wählte ich die längere Route durch den Park, die Sonne warf mittlerweile schon längere Schatten und es war herrlich warm. Ohne die direkte Mittagssonne gefiel mir das Spätsommerwetter direkt noch besser und ich wollte noch ein bisschen im Park sitzen und vielleicht Hinata eine Nachricht schreiben. Alleine zuhause hocken tat ich jedenfalls genug. Und vielleicht ließ sich so die nächste Panikattacke noch etwas hinauszögern. Am Wochenende war es meist schlimmer.
 

Auf den Rasenflächen saßen verteilt einige Grüppchen und genossen die Sonnenstrahlen. Es herrschte ein angenehmes Gemisch aus Naturgeräuschen und Lachen oder Gesprächsfetzen. Ich erblickte eine freie Baumgruppe etwas abseits und ließ mich in das trockene Gras darunter sinken. Nachdem ich noch ein wenig abwesend die Umgebung beobachtet hatte, zog ich mein Smartphone aus meiner Tasche und tippte auf Hinatas Kontakt. Der Chatverlauf war noch leer. Wir hatten Nummern ausgetauscht, um uns erreichen zu können, als wir beschlossen hatten, uns vor der Party bei mir fertig zu machen. Aber geschrieben hatten wir uns bisher nicht, es war schlicht nicht nötig gewesen und immerhin kannten wir uns auch erst eine Woche. Trotzdem schrieb ich nun entschlossen drauf los.
 

"Hi Hinata! Mein Smartphone ist wieder funktionstüchtig. Danke nochmal für die Salbe und auch, dass du uns gestern Abend ein Taxi gerufen hast! Das war super nett von dir! Sorry, dass ich für so einen aprupten Abgang auf der Party gesorgt habe, mein Knöchel tat echt weh (jetzt geht es wieder) und ich war mega frustriert, dass mein Display kaputt war. Was ich die ganze Zeit schon fragen will: Bist du Naruto eigentlich an der Bar noch über den Weg gelaufen?"
 

Ich las es nochmal durch und drückte dann auf senden bevor ich es mir am Ende noch anders überlegen würde. Ich warf das Smartphone neben mich ins Gras und wollte mich gerade nach hinten lehnen, um die Wolken zu betrachten, als ich den Nachrichtenton vernahm und mich direkt wieder aufsetzte.
 

"Hi Sakura! Ich bin erleichtert, dass es dir wieder besser geht und das Display repariert ist! Gar kein Problem, dass wir so schnell von der Party weg sind! Naruto stand noch an der Bar, als ich dort war und ich glaube er hat mich sogar kurz überrascht angesehen. Vermutlich, weil ich noch nie auf einer Party aufgetaucht bin. Aber sicher bin ich mir nicht."
 

Ich grinste. "Haha, super! Ausbaufähig aber doch ein Anfang!"
 

Wieder schrieb sie rasch zurück. "Ich wollte gestern nicht damit nerven aber was ist eigentlich passiert? Ich habe gesehen, dass Sasuke von dir weg ging und dann Ino aufgetaucht ist und dich gestoßen hat. War sie ernsthaft sauer auf dich, weil du dich mit Sasuke unterhalten hast? Wie kam das eigentlich?"
 

Ich überlegte kurz und entschloss mich dann ihr zu erzählen, was passiert war. Im ein paar knappen Sätzen schilderte ich die Situation. Eine Weile kam keine Antwort.
 

"Total verrückt! Es klingt wie einen Geschichte aus einer Fernsehserie. Seit ich dich kenne, hat mein Leben bereits eindeutig an interessanten Entwicklungen gewonnen. :D"
 

Bevor ich antworten konnte kam eine weitere Nachricht.
 

"Ich mache nur Spaß, es ist total unfassbar. Wie bescheuert, dass die beiden dich in so eine blöde Situation gebracht haben! Aber eigentlich hätte man sowas bei denen fast erwarten können."
 

"Wieso?", tippte ich rasch. Ich war neugierig.
 

"Naja, dass Ino gerne mit Sasuke ein Paar wäre, ist ja irgendwie offensichtlich. Ich glaube am liebsten würde sie ihn heiraten. Er sieht gut aus und seine Familie ist total reich und anerkannt. Und sie erzählt gerne herum, dass sie manchmal was mit einander haben. So eine Art Affäre vielleicht. Ich weiß es nicht, das habe ich mal aufgeschnappt. Aber ich glaube nicht, dass Sasuke Interesse an einer festen Beziehung hat. Er sucht sich wohl öfter Frauen aus mit denen er dann kurz was hat. Zumindest habe ich das gehört. Und es hat Ino wohl nicht gepasst, als sie mitbekommen hat, dass er jetzt auch ein Auge auf dich geworfen hat."
 

Ich seufzte. "Na super, so etwas in der Art habe ich mir fast schon gedacht. Danke für die Erläuterung!"
 

"So eine blöde Kuh!"
 

Ich grinste. Es war toll sie auf meiner Seite zu wissen.
 

"Jep!", schrieb ich nur.
 

"Also wenn du dich darüber auslassen möchtest oder es neues Soap Material gibt, kannst du es mich gerne jederzeit wissen lassen! :D"
 

"Mache ich definitiv!" Mit einem ungewohnt leichten Gefühl im Magen, ließ ich mich mit ausgebreiteten Armen nach hinten ins Gras fallen und schaute entspannt in den Himmel und als ich schließlich im Abendlicht den Nachauseweg antrat, war ich zur Abwechslung wirklich glücklich. Wer hätte das heute morgen ahnen können.

Überrumpelt

"Hi!"
 

Ich ließ mich schwungvoll auf meinen Platz fallen und stellte die Tasche neben dem Tisch ab.
 

"Guten Morgen!" Hinata strahle mich an.
 

"Wie war dein Wochenende noch?", fragte ich sie.
 

"Recht unspektakulär, wir haben mit der Familie Freunde besucht und ich habe mich die meiste Zeit ziemlich gelangweilt. Wie sowas halt so ist."
 

"Klingt doch gar nicht so schlecht, oder?", fragte ich ehrlich interessiert.
 

Tatsächlich würde ich mir wünschen, ich könnte langweilige normale Dinge mit meiner Familie tun.

Hinata warf mir einen schnellen Blick zu. Ich hatte ihr bei ihrem Besuch vor der Party erzählt, dass ich die letzten Jahre im Heim gewesen war und sie hatte natürlich auch den Besuch der Betreuerin vom Jugendamt mitbekommen. Wegen der Art wie sie mich nun ansah, vorsichtig und mitfühlend, vermutete ich, dass sie sich nun fragte, ob ihre Bemerkung über langweilige Familiensachen mich verletzt hatte. Und tatsächlich fügte sie kleinlaut hinzu: "Ja klar, ich bin dankbar, dass ich sie habe."
 

Ich überlegte fieberhaft, wie ich schnell das Thema wechseln könnte, irgendwie waren solche Gespräche immer unangenehm. Ich mochte es nicht bemitleidet zu werden, dann fühlte ich mich immer noch kleiner und einsamer.
 

Doch bevor ich ein anderes Thema anschneiden konnte, wurden wir vom Eintreten unserer Lateinlehrerin unterbrochen. Sie schien immer überpünktlich zu sein und keine Sekunde verschwenden zu wollen. Sie knallte einen Stapel Bücher auf ihr Pult, was für Schweigen sorgte und verkündete uns ohne Umschweife, dass sie Referatsthemen zu verteilen habe und wir uns in Dreiergruppen zusammensetzen sollten. Sofort brach wieder Lärm los, weil Leute anfingen sich umzusetzen oder einander lautstark kundzutun, dass sie eine Gruppe bilden wollten.
 

"Zweiergruppen wären mir lieber gewesen," seufzte ich leise Hinata zu. Sie kicherte etwas nervös.
 

"Ja, mir auch! Ähm, also wen sollen wir fragen?"
 

"Keine Ahnung, ich kenne doch niemanden," sagte ich und fügte rasch hinzu: "Ich nehme jeden außer Ino!"
 

Doch bevor wir dieses unerwartete Problem diskutieren konnten, stand plötzlich Sasuke Uchiha vor uns, blickte kurz schweigend auf uns herab und setzte sich dann neben mich.
 

"Wir bilden eine Gruppe", informierte er uns knapp.
 

Er steckte die Hände in die Hosentaschen und schaute desinteressiert nach vorne zur Lehrerin, die sich anschickte, Zettel mit Projekthemen an diejenigen Schüler zu verteilen, die sich bereits zu Gruppen zusammengefunden hatten.

Allerdings war er da der einzige. Alle anderen schauten mit mindestens mäßigem Interesse zu uns herüber und als ich einen schnellen Blick auf Inos Miene riskierte, sah ich schnell wieder weg. Ich tauschte eine Blick mit Hinata bevor ich Sasuke ansah. Er drehte uns den Kopf zu und hob höhnisch eine Augenbraue, als wollte er fragen: "Gibt es ein Problem?"

Doch für Weiteres war keine Zeit, denn Frau Hanabi fing gerade an uns mit scheidender Stimme die Aufgabenstellung für die Projektarbeit zu erklären.

Den Rest der Stunde sprachen wir wenig miteinander. Trotzdem klappte das erste Einarbeiten in die Aufgabenstellung gut. Was Intelligenz und Effektivität anging, hatte ich es mit meinem Team offenbar gut getroffen. Hinata war aufgeweckt, fleißig und gewissenhaft, das wusste ich schon. Und auch Sasuke Uchiha schien gut in der Schule zu sein.
 

Als es zur Pause läutete sagte er: "Wir treffen uns Freitag Nachmittag in der Bibliothek und machen das in ein paar Stunden fertig. Ich habe keine Lust darauf mehr als einen Nachmittag zu verwenden."
 

Damit stand er auf und ging aus dem Raum. Naruto, Kiba und Shikamaru folgten ihm, nicht ohne uns dabei neugierig anzuschauen.
 

Ich wandte mich Hinata zu: "Hast du denn Freitag Nachmittag Zeit?"
 

Sie nickte. "Ja schon. Du?"
 

"Habe ich", bestätigte ich ihr. "Ich finde allerdings er hätte das fragen sollen." Ich runzelte die Stirn. Das konnte ja lustig werden.
 

"Jep", sagte Hinata in einem Ton, der anzeigte, dass sie gerade vermutlich das gleiche gedacht hatte.
 

"Lass uns ein Sandwich und etwas Kaffee holen und uns in die Bibliothek verziehen," schlug ich vor, was Hinata erfreut bejahte. An der Tür fing ich mir einen wütenden Blick von Ino ein.
 

"Ziemlich unfair, dass sie dich so behandelt, " platzte es aus Hinata heraus, als wir mit Sandwichs und Kaffee den Gang zur Bibliothek entlangschlenderten. "Ist ja nicht so, dass du dich an Sasuke ranschmeißen würdest. Er ist doch derjenige, der dir auf die Pelle rückt!"
 

"Logik und Liebe sind zwei Dinge die nicht zusammen passen!", sagte ich altklug im Tonfall einer alten weisen Frau, die schon so manches erlebt hatte. Wir prusteten beide los und Hinata verschüttete ein klein wenig Kaffee.
 

"Gut, dass wir noch nicht in der Bibliothek waren, die hätten uns rausgeschmissen!", lachte ich, während ich ihr ein Taschentuch reichte.
 

"Halt das mal, ich spüle schnell den Fleck aus", sagte Hinata amüsiert und nickte mit dem Kopf zu einer Tür mit der Aufschrift "Damen" direkt neben uns. Ich nahm ihre Sachen entgegen und lehnte mich an die Wand, um dort zu warten, während ich die Schüler beobachtete, die an mir vorbeiliefen.
 

Weiter hinten im Hof saß Sasuke zusammen mit ein paar anderen Jungs aus unserer Klasse unter einem Baum. Ich spürte Ärger in mir aufsteigen. Ich hatte gehofft, nach seiner völlig bescheuerten Aktion auf der Party würde er mir unangenehm berührt aus dem Weg gehen oder sowas.
 

"Hey Sakura!"
 

Ich schreckte aus meinen Grübeleien. Vor mir stand Naruto, der offenbar gerade aus dem Herren WC gekommen war.
 

"An was hast du denn gerade gedacht, dein hübsches Gesicht so grimmig zu sehen bricht einem ja das Herz!" Er grinste mich an.
 

"Daran musst du dich wohl gewöhnen. Ich kann schließlich nicht immer gut gelaunt herumspazieren, nur damit keines deiner Organe Schaden nimmt", erwiderte ich theatralisch aber mit einem Lächeln.

Eigentlich war mir jedoch nicht nach lächeln zumute. Ich wollte nicht, dass gleich Hinata auftauchte und sah, wie ich mit ihrem Schwarm scherzte.
 

Naruto lachte. "Schlagfertig! Also warum stehst du hier? Komm doch mit rüber zu uns!" Er nickte mit dem Kopf hinüber zu meinen Klassenkameraden, die ich eben noch beobachtet hatte.
 

"Danke, aber ich warte auf Hinata", beeilte ich mich zu sagen und nickte mit dem Kopf zur Tür des Damen WCs, die sich genau in diesem Moment öffnete. "Wenn man vom Teufel spricht", fügte ich hinzu und hielt ihr ihre Tasche hin. Ihr Blick wanderte fragend zwischen Naruto und mir hin und her.
 

"Perfektes Timing, Hinata!", sagte Naruto, griff sich ihre Tasche, bevor sie sie entgegennehmen konnte, legte uns beiden den Arm fest um die Schultern und buxierte uns entschieden in Richtung seiner Freunde.

Hinatas Gesicht schien, vermutlich aufgrund des unterwarteten Körperkontakts mit ihrem langjährigen Schwarm, leicht rosa angelaufen zu sein und sie schaute überfordert zu Boden, während Naruto uns mit sanftem Druck vorwärts schob.
 

"Hey Jungs!", rief er seinen Freunden zu, "Ich habe fette Beute gemacht und uns etwas weibliche Gesellschaft organisiert!" Kiba applaudierte ihm begeistert und Shikamaru und er rückten etwas zusammen, um uns Platz zu machen.
 

"Na, die sehen ja total begeistert aus," ertönte Sasukes höhnische Stimme in einem ungemein herablassenden Tonfall. "Hast du auch gefragt, ob sie deine Gesellschaft überhaupt wollen?" Er lehnte mit hinter dem Kopf verschränkten Händen an dem Baum unter dem sie alle saßen und hatte ein Auge geöffnet, um die neue Situation zu begutachten.
 

Sein Tonfall verstärkte meinen Ärger auf ihn plötzlich noch mehr, sodass ich ihm ebenso höhnisch entgegnete: "Weil du so gut darin bist, alle immer höflich zu fragen, was sie wollen?"
 

Einen Moment herrschte Stille und alle sahen uns an. Sasuke öffnete das andere Auge ebenfalls und fixierte mich. Ansonsten rührte er sich nicht und ich starrte bewegungslos zurück. Dann kam er offenbar zu dem Schluss, dass ich weiterer Kommunikation unwürdig war und schloss beide Augen wieder, als wäre nichts gewesen.
 

Naruto lachte. "Tja, ich sag ja, schlagfertig! Kommt, setzt euch!" Er stellte Hinatas Tasche ab und bot ihr mit einer Handbewegung einen Platz an. Sie ließ sich nach kurzem Zögern gehorsam nieder. Also war das wohl nun entschieden. Ich nahm ebenfalls Platz.
 

"Keks zum Kaffee die Dame?", fragte Kiba und warf mir eine Packung Oreos, aus der er sich gerade bedient hatte, in den Schoß. Ich bedankte mich, nahm einen und reichte sie an Shikamaru weiter, der die Hand danach ausstreckte.
 

"Ist jedenfalls gut, dass Naruto euch davon abgehalten hat, euch wieder in der Bibliothek zu verstecken, ihr bekommt zu wenig Sonne!", merkte Kiba kauend an.
 

Naruto lachte munter und Shikamaru legte sich entspannt im Gras zurecht und sagte: "Wahrscheinlich wollen die da bloß eurem Gebrüll entgehen, ich kann es irgendwie verstehen, ich würde das auch machen aber der Weg ist mir einfach zu weit und beschwerlich. Ist ne einfache Kosten- und Nutzenabwägung." Naruto warf mit einem leeren Kaffeebecher nach ihm. Hinata und ich tauschten einen Blick und mussten grinsen.
 

"Also, was ist so toll an der Bibliothek?", fragte Naruto mich ernsthaft interessiert.
 

"Da kann man sich ganz in Ruhe in netter Gesellschaft unterhalten!", erwiederte ich charmant und machte eine leichte Verbeugung in Hinatas Richtung hin. Sie kicherte. "Und es gibt außerdem bequeme Sessel", fügte ich hinzu.
 

"Von der Seite habe ich es noch gar nicht betrachtet, vielleicht sollten wir das auch mal probieren!", lachte Kiba und tat so, als würde er furchtbar unter der unbequemen Sitzgelegenheit "Boden" leiden, indem er sich den Hintern rieb.
 

"Tss. Da müsste es euch beiden erstmal gelingen eure Lautstärke runterzuschrauben, sonst lassen die euch gar nicht rein", kam ein bissiger Seitenhieb von Sasuke. Er hatte nach wie vor die Augen geschlossen. Schnell schaute ich wieder weg. Sein ansprechendes Äußeres sorgte immer dafür, dass man ihn den Bruchteil einer Sekunde länger betrachtete, als man eigentlich vorgehabt hatte.
 

Naruto, Kiba und Shikamaru lachten und schienen seinen Kommentar wie einen ihrer offenbar üblichen Scherze zu behandeln. Auch wenn ich mir gar nicht sicher war, ob er es wirklich als Scherz gemeint hatte. Aus seinem Mund schienen nur Befehle oder höhnische Anmerkungen zu kommen. Ich fragte mich ernsthaft, wieso sie freiwillig Zeit mit diesem miesgelaunten, arroganten Idioten verbrachten.
 

"Na aber du warst auch schon immer in der Bibliothek, bevor es dort gute Gesellschaft gab, oder?", fragte Kiba Hinata. "Du stehst einfach auf Bücher, was?"
 

Hinata nickte bloß. Die ganze Situation schien sie ein wenig zu überfordern.
 

"Jep, sie stand schon im Kindergarten auf Bücher!", sagte Naruto und lachte munter, während er Shikamaru die Kekspackung wegschnappte, der gerade wieder danach greifen wollte. Alle bis auf Sasuke sahen ihn irritiert an. "Habe ich euch nie erzählt, dass wir zusammen im Kindergarten und der Grundschule waren?", erwiederte er auf die fragenden Blicke. Ich war sogar öfter bei den Hyuugas Zuhause, unsere Eltern sind befreundet. Er stopfte sich einen Keks in den Mund und kaute selbstzufrieden.
 

"Echt?", fragte Shikamaru leicht überrascht.
 

"Bist du dann da auch immer dem Arschloch Neji begegnet?", hakte Kiba neugierig nach.
 

"Wem?", meldete ich mich ahnungslos zu Wort.
 

"Dem da!", sagte Kiba und deutete auf eine Gruppe etwas entfernt von uns. Hinatas Cousin aus unserer Parallelklasse, die Hyuugas wohnen alle auf einem gemeinsamen Anwesen. Ekelhafter Typ, halt dich lieber fern von ihm, meine Hübsche!"
 

Naruto seuftze gedehnt. "Ja Mann, das waren schwere Zeiten sag ich dir", antwortete er Kiba theatralisch auf dessen Frage. Dieser tätschelte ihm mitleidig die Schulter und alle außer Sasuke brachen in Gelächter aus.
 

"Das wird uns aber nicht davon abhalten am Freitag seine Party zu besuchen, oder?", warf Shikamaru schließlich ein und hörte auf zu Lachen. "Ich wette nämlich da werden ein paar heiße Mädels da sein!"
 

Naruto und Kiba sagten wie aus einem Mund: "Klar gehen wir hin!"
 

"Ihr auch?", fragte Naruto und sah mich an.
 

"Ich bin nicht eingeladen, ich kenne den ja nicht mal", sagte ich abwehrend.
 

"Ich bin auch nicht eingeladen", sagte Hinata leise aber niemand beachtete sie so recht. "Tja da habt ihr es, pflichtete ich ihr rasch bei. Dann hätte ich keine gute Gesellschaft, keine Chance!"
 

"Ach ihr kommt einfach mit uns!", sagte Naruto sofort. "Hinata, du wohnst doch eh schon da und musst dich nur einen paar Räume weiter bewegen. Und dich Sakura holen wir Freitag Abend um 21 Uhr ab und dann sehen wir uns alle dort!"
 

"Ich kann da auch alleine hinfinden", sagte ich sofort. "Ich muss nicht abgeholt werden! Hast du da überhaupt Lust drauf Hinata?", fragte ich an sie gewandt.
 

"Klar holen wir dich ab, stimmt's Sasuke?", fragte Naruto über seine Schulter in Richtung des Uchihas. "Er ist der einzige von uns der schon 18 ist und Auto fahren darf", erklärte Naruto mir. Sasuke schwieg noch einen Moment und knurrte dann mit immer noch geschlossenen Augen: "Von mir aus." Und damit schien das nun beschlossene Sache zu sein.
 

Super, so machen wir es!", sagte Naruto selbstzufrieden und gab mir einen Klaps auf den Rücken.
 

Ich blickte Hinata an, die hilflos mit den Schultern zuckte und nickte.
 

"Okay", sagte ich gedehnt und war dann in der blöden Situation Naruto meine Handynummer geben zu müssen, weil er mir Freitag schreiben wollte, wann sie kommen und mich abholen würden.
 

In meinem Magen breitete sich ein schweres Gefühl aus. Ich hoffte bitterlich, dass Hinata nun nicht wütend auf mich sein würde.

Sorgen

Den Rest der Woche hatten Hinata und ich das Thema Party bis auf ein paar beiläufige Bemerkungen nicht mehr wirklich angesprochen. Am Montag hatte ich mich nach der Pause unwohl gefühlt und die ganze Zeit damit gerechnet, dass Hinata das Thema "Naruto" in irgendeiner Weise ansprechen würde und mir vorwerfen, dass ich nicht versucht hatte, aus der Situation herauszukommen, dass er offenbar Kontakt zu mir suchte.

Aber das hatte sie nicht getan und sich auch ansonsten gewohnt freundlich verhalten, außer, dass ich mir einbildete, dass sie am Montag ein wenig stiller als sonst gewesen war.
 

Je mehr Tage vergingen, desto mehr hoffte ich, dass ich bloß überreagierte, weil ich es schon erlebt hatte, dass meine Freundschaften daran kaputt gegangen waren, dass sich der falsche Typ für mich interessierte.

Und war das überhaupt so? Interessierte sich Naruto für mich oder war er einfach generell freundlich und zuvorkommend?

Auf jeden Fall waren Hinata und ich die Woche über in den Pausen wieder zu zweit in der Bibliothek gewesen. Alleine schon, weil Ino und ihre Freundinnen offenbar oft bei Naruto und den anderen Typen aus unserer Klasse rumhingen. Vermutlich nicht zuletzt, weil Sasuke meistens ebenfalls dabei war.
 

Ich schreckte aus meinen Gedanken, als das Leuten das Ende der letzten Stunde ankündigte. Umgehend brach Lärm los, weil jeder sich zu freuen schien, dass Freitag Nachmittag war und das Wochenende bevorstand. Also fast.
 

Für mich und Hinata hieß das, dass wir uns erst noch mit Sasuke in der Bibliothek treffen mussten, um an unserer Projektarbeit zu schreiben, woran er uns auch gerade in diesem Moment erinnerte, indem er sich vor uns aufbaute und sagte:
 

"Abmarsch!"
 

Hinata warf ihm einen scheuen Blick zu und beeilte sich ihre Sachen einzupacken. Ich achtete darauf mir extra Zeit dabei zu lassen. Gleichzeitig ärgerte ich mich darüber, dass sein Verhalten mich zu solch kindischen Trotzreaktionen provozierte. Er schien es zu bemerken und verengte die Augen, sagte aber nichts.
 

Die nächsten zweieinhalb Stunden saßen wir in der Bibliothek an einem der hinteren Arbeitstische und sprachen nur über den Inhalt unserer Projektarbeit und ich musste mir widerwillig eingestehen, dass die Gruppenarbeit gut funktionierte. Was natürlich auch daran lag, dass keiner von uns dreien besonders erpicht darauf war, private Unterhaltungen zu beginnen und wir somit effektiv vorankamen. Und so waren wir gerade fertig, als Hinatas Smartphone klingelte und ihre Mutter sie anrief, um zu fragen, wo sie denn stecke, da sie offenbar auf dem Parkplatz erwartet wurde.
 

"Tut mir leid, ich muss los", murmelte Hinata verlegen und fing an ihre Unterlagen hastig in ihre Tasche zu stopfen. "Wenn ich noch was machen soll, sagt mir bescheid, ich kann das übers Wochenende fertig machen."
 

"Ich glaube wir sind durch", sagte ich. "Oder?", fügte ich an Sasuke gewandt hinzu.
 

"Ja", sagte er und klappte entschieden sein Buch zu.
 

"Okay!", sagte Hinata erleichtert und griff sich den Laptop, auf dem sie alles getippt und gespeichert hatte. "Ich sehe es nochmal nach Schreibfehlern durch und schicke euch Sonntag die endgültige Version, dann könnt ihr auch nochmal drüberschauen."
 

"Super, danke! Ich schreib dir nochmal wegen heute Abend, ja?", sagte ich zu ihr.
 

"Perfekt!" Sie lächelte mich an, murmelte "bis später" und eilte Richtung Ausgang.
 

Sasuke und ich fingen ebenfalls an unsere Sachen zusammenzupacken und schweigend liefen wir Richtung Schultor. Er machte keine Anstalten ein Gespräch zu beginnen und ich fragte mich gerade, ob er vielleicht einfach eine Gruppe mit uns gebildet hatte, weil er gewusst hatte, dass man mit Hinata gut arbeiten konnte und ihm klar gewesen war, dass Naruto, Kiba und Shikamaru zu dritt eine Gruppe bilden würden und er sich logischerweise zu der einzigen Zweiergruppe gesellt hatte. Plötzlich kam ich mir total blöd vor, dass ich glaube er oder Naruto hätten in irgendeiner Form Interesse an mir. Auf dem Parkplatz war nichts mehr von Hinata oder ihrer Mutter zu sehen, sie musste sich wirklich beeilt haben.
 

"Ich fahre dich", teilte mir Sasuke mit, als ich mich ihm gerade zuwandte und den Mund aufmachte, um mich zu verabschieden. Er nickte zu einem extrem teuer aussehenden schwarzen Wagen hin, der ziemlich verwaist auf dem beinahe leeren Parkplatz stand.
 

"Danke, nicht nötig!", sagte ich sofort und blieb stehen. Ich hatte keine Lust darauf weiter Zeit in seiner Gesellschaft zu verbringen.
 

Er zog spöttisch eine Augenbraue hoch. "Du musst mich ja wirklich verabscheuen", höhnte er. "Keine Sorge, das Angebot hat keinerlei Hintergedanken. Aber da Naruto offenbar will, dass wir dich nachher einsammeln, kann ich mir auch direkt zeigen lassen, wo du wohnst."
 

Das klang leider logisch und meine prompte Ablehnung klang vor diesem Hintergrund nun etwas albern. "Ich verabscheue dich nicht", sagte ich, "ich gehe einfach gern zu Fuß."
 

"Sieht aber nach Regen aus." Er deutete auf ein paar Wolken am Horizont.
 

"Ist ja nicht weit", antwortete ich mit entschiedener Stimme. Ich konnte es überhaupt nicht leiden, wenn jemand versuchte mich zu etwas zu überreden.
 

"Bist du immer so zickig?", fragte er und nun schwang etwas Ärger in seiner Stimme mit.
 

"Ich bin nicht zickig", sagte ich leise aber deutlich. Nun war ich ebenfalls ärgerlich. "Ich mag es einfach nicht, wenn man mir vorschreibt, was ich tun soll. Vielleicht könntest du auch einfach ein wenig respektvoller und höflicher mit deinen Mitmenschen umgehen und mal Fragen stellen statt Befehle zu erteilen!"
 

Er verengte die Augen. Plötzlich wurde mir bewusst, dass wir ganz alleine waren und er etwas Bedrohliches an sich hatte und ich erinnerte mich wieder deutlich daran, wie er mich auf der Bank in die Enge getrieben und seine Arme neben mir so abgestüzt hatte, dass ich quasi gefangen gewesen war. Er hatte das vielleicht lustig gefunden. Ich nicht.
 

"Habe ich dir irgendwas getan, dass du mich so anfährst?", fragte er ruhig aber ich nahm nun deutlich unterdrückten Zorn in seiner Stimme wahr. Ich wollte nur noch weg.
 

"Lass mich einfach in Ruhe, Sasuke Uchiha. Ich meine es ernst!" Ich blickte ihm fest in die Augen, was mich einiges an Überwindung kostete. Dann, ohne ihm Zeit für eine Antwort zu geben, drehte ich mich um und ging rasch davon ohne mich noch einmal umzusehen.
 

Ich verlangsamte meine Schritte erst, als ich den Park in der Nähe meiner Wohnung durchquerte. Die fernen Regenwolken grollten ein wenig aber es sah nicht so aus, als würde es in näherer Zukunft anfangen zu regnen. Ich holte mein Smartphone aus der Tasche und tippte beim Laufen eine Nachricht an Hinata.
 

"Hey! Ich bin eben auf dem Parkplatz etwas mit Sasuke aneinandergeraten. Jetzt bin ich nicht mehr sicher, ob die mich wirklich einsammeln, wenn sie zur Party fahren. Schickst du mir eure Adresse? Ich glaube ich würde sowieso lieber eigenständig hinkommen."
 

Ich steckte mein Smartphone wieder ein und setzte meinen Nachhauseweg fort. Ich wusste zwar, dass Hinata gerade erst von ihrer Mutter abgeholt worden war und vielleicht keine Zeit hatte Nachrichten zu schreiben, trotzdem horchte ich sehnsüchtig auf den Messengerton. Irgendwie hatte ich gar keine Lust mehr auf die Party. Ich kickte verärgert einen Stein beiseite. Aber die Alternative war alleine in meiner kleinen Wohnung zu hocken. Und wahrscheinlich würde ich dann früher oder später wieder eine Panikattacke bekommen. Dass ich mittlerweile routiniert damit umgehen konnte, erleichterte zwar Einiges aber machte das Ganze auch nicht gerade angenehm.
 

Glücklicherweise musste ich nicht lange auf Hinatas Antwort warten. Nachdem ich gekocht, gegessen und abgewaschen hatte, ließ ich mich gerade auf mein Sofa fallen, als ich das ersehnte Messengersignal hörte. Rasch zog ich mein Smartphone hervor, es war tatsächlich eine Nachricht von Hinata. Das war keine Überraschung, sonst schrieb mir niemand.
 

"Oh nein, alles okay bei dir?"
 

Ich musste lächeln, sie war wirklich nett!
 

"Jaa alles gut, danke dir! Tut mir leid, es provoziert mich, wie er ständig so herablassend Befehle erteilt. Ich bin leider etwas zickig geworden und habe ihm gesagt, dass er mich in Ruhe lassen soll und dann habe ich ihn einfach stehen lassen."
 

"Haha! Du bist echt super, das hätte ich gerne gesehen! Finde ich richtig, dass es ihm mal jemand sagt!", kam es sofort zurück.
 

Und dann: "Sie werden dich dennoch abholen, da bin ich sicher."
 

"Ich weiß nicht, ich glaube er war sauer."
 

Sie tippte lange aber schien es dann nicht abschicken zu wollen. Schließlich kam doch eine Nachricht.
 

"Naruto wird ihn bestimmt überreden. Ich sehe doch, wie er dich ansieht, ich glaube Naruto findet dich toll."
 

Mir krampfte sich der Magen zusammen. Jetzt waren wir also doch bei dem Thema angelangt und ich hatte es mir wohl nicht nur eingebildet. Was sollte ich nun tun? Was? Was sollte ich nun sagen? Aber ich musste reagieren, irgendwas schreiben. Sicher saß sie da und wartete. Kurz vergrub ich das Gesicht in beiden Händen. Die letzten zwei Wochen mit Hinata als meiner Freundin waren für mich so toll gewesen, ich wollte das auf gar keinen Fall verlieren. Ich musste mich zusammenreißen. Noch immer ohne wirklich zu wissen, was ich schreiben sollte, nahm ich wieder mein Smartphone und tippte dann:
 

"Ich habe auch bemerkt, dass er mich attraktiv findet aber das heißt ja nicht das er mich mag. Er kennt mich überhaupt nicht."
 

"Ich glaube, wenn man so aussieht wie du, ist das für die meisten Typen erstmal zweitrangig. Und ihr habt so eine lockere Art miteinander umzugehen. Wenn man euch so ansieht, passt ihr sogar irgendwie zusammen."
 

Ich musste etwas tun. Kurz starrte ich auf ihre letzte Nachricht und hörte dem Rauschen in meinen Ohren zu. Zeit verging. Und dann entschloss ich mich plötzlich. Ich würde einfach vollkommen ehrlich sein und seit vielen Jahren mal wieder riskieren, jemandem meine Gefühle anzuvertrauen. Riskieren, dass ich verletzt werden könnte. Wenn ich mit Hinata eine echte Freundschaft wollte, konnte ich nicht hier sitzen und überlegen, was ich am besten sagen sollte, um ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen. Ich musste ehrlich sein und es dann ihr überlassen eine Entscheidung zu treffen. Und das musste ich dann akzeptieren. War es normal auch seinen Puls in den Ohren pochen zu hören?
 

Ich tippte: "Ehrlich gesagt hatte ich seit Montag befürchtet, dass du vielleicht nicht mehr mit mir befreundet sein möchtest, wenn derjenige, der dir schon so lange wichtig ist, Interesse an mir haben könnte. Und das würde ich auch verstehen. Vor allem, da wir uns erst seit zwei Wochen kennen. Ich will nur, dass du weißt, dass ich dich sehr mag und super gerne mit dir befreundet sein möchte. Ich hatte länger keine richtige Freundin mehr, weil es in den letzten Jahren in meinem Leben irgendwie etwas drunter und drüber ging, daran war ich auch selbst nicht ganz unschuldig. Und dass wir uns (so empfinde ich es) auf Anhieb so gut verstanden haben, kann ich immer noch kaum glauben. Ich finde Naruto sehr nett soweit ich das bisher beurteilen kann und ich sehe keinen Grund, warum er nicht auch feststellen sollte, dass du gut zum ihm passen würdest. Ich würde ihn jedenfalls NIEMALS näher kennenlernen wollen, wenn ich weiß, dass du ihn magst."
 

Ich schickte den Text ab, bevor ich es mir anders überlegen konnte und wartete mit klopfendem Herzen. Sie reagierte eine Weile nicht. Dann:
 

"Oh Sakura, mach dir bitte keine Sorgen!! Natürlich will ich trotzdem mit dir befreundet sein!! Ich freue mich doch genauso, dass wir uns kennengelernt haben! Und ich freue mich total, dass es dir offenbar auch so wichtig ist wie mir! Natürlich ist es schwer auszuhalten, dass jemand, den man mag, jemand anderen toll findet. Aber ehrlich gesagt gucke ich seit Jahren zu, wie Naruto mit irgendwelchen Mädchen flirtet, die er heiß findet. Und ich will deswegen garantiert nicht, dass du dich schlecht fühlst. Du kannst ja nichts dafür. Ich würde dich nur bitten, dass du immer ehrlich zu mir bist, was das Thema angeht. Es wäre schwer auszuhalten, wenn ihr euch doch irgendwann näher kommen würdet und ich dann viel später irgendwie davon erfahren würde. Mir ist auch klar, dass ich ihn nicht "reservieren" kann oder sowas. Ich will es dann nur wissen, sonst würde ich mir wahrscheinlich ziemlich blöd vorkommen..."
 

Ich hatte den Text mit angehaltenem Atem gelesen und stieß ihn nun erleichtert aus. Hinata schien wirklich ein wunderbarer Mensch zu sein. Schnell tippte ich:
 

"Das wird nicht passieren, da wird sich nichts annähern!!!"
 

"Das weißt du nicht. Er kann sehr charmant sein."
 

Da hatte sie wahrscheinlich recht. Trotzdem war mir daran gelegen ihr klar zu machen, dass es mir ernst war.
 

"Okay dann verspreche ich dir bei allem, was mir wichtig ist, dass ich immer offen zu dir sein und dir nie was verheimlichen werde, was Naruto betrifft. Ich glaube sogar fest, dass ihr zusammenkommen könnt! Du bist klug und freundlich und einfühlsam und hübsch und wärst als Freundin ein Hauptgewinn!"
 

"Hihi, danke du bist süß. Ich muss sagen du kannst auch ziemlich charmant sein! ;) :D", schrieb sie.
 

":D:D"
 

":)"
 

Ich lachte und drückte grinsend das Gesicht in das weiche Sofapolster. So erleichtert war ich seit der Mittagspause am Montag nicht gewesen. Vielleicht war ich in all den letzten Jahren nie so erleichtert gewesen. In dem Moment, öffnete sich ein weiteres Nachrichtenfenster mit einer unbekannten Nummer. Ich tippte darauf.
 

"Hi Sakura, Naruto hier! Steht der Plan mit Nejis Party? Wir könnten um 21.15 Uhr bei dir sein, passt das?"
 

Ohne zu überlegen, machte ich einen Screenshot für Hinata und schickte ihn ihr. Nicht ganz fair Naruto gegenüber aber das war mir gerade leider herzlich egal. Ich würde Hinata über ALLES auf dem Laufenden halten.
 

Sie antwortete sofort: "Uhh gut, hab ich doch gesagt! Sagst du zu? Ich finde du solltest! Ich gehe nie auf Partys und mit dir habe ich endlich mal Lust dazu. Dann schreibst du mir, wenn ihr ankommt und ich komme sofort zu dir rüber, okay?"
 

So langsam bekam ich doch wieder Lust auf den Abend also schrieb ich Naruto "Hi! Super, passt! Dann bis nachher!" und schickte meine Adresse hinterher. Ich hoffte, das war neutral genug. Er antwortete "Nice, bis gleich!". Ich schickte Hinata wieder einen Screenshot.
 

"Toll!! Ahhh nun bin ich aufgeregt Sakura, was soll ich anziehen. Ich wünschte du wärst hier und könntest mir wieder Empfehlungen geben."
 

Ich war Feuer und Flamme. Und fest entschlossen Naruto erkennen zu lassen, wie toll Hinata war. Zumindest würde ich versuchen alles dafür zu tun. Und würde Hinata sich etwas herauszuputzen war das bestimmt für den Anfang nicht das Schlechteste.
 

"Also bei mir wird es wieder das schwarze Kleid von letztens. Ich habe gar nicht so viele Klamotten", antwortete ich. "Was für Optionen gibt es denn so? Zieh mal was an und schick mir Fotos, wenn du Lust hast!"
 

Ich fing an richtig Spaß zu haben. Ich warf mein Smartphone zur Seite, krabbelt über das Sofa zu meiner Komode und wühlte das knappe schwarze Kleid heraus. Ich zog es an, zusammen mit meinen schwarzen Highheels und meiner kurzen hellblauen Jeansjacke, um dem Outfit einen legeren Touch zu verleihen. Außerdem band ich mir die Haare locker hoch und trug etwas roten Lippenstift auf. Glücklicherweise hatte ich letztens eine Farbe entdeckt, die zu meiner rosa Haarfarbe passte.
 

Die nächste Stunde verbrachten Hinata und ich damit uns gegenseitig Fotos zu schicken, Outfits zu optimieren und uns über Frisuren, Makeup und Jungs zu unterhalten. Ich liebte es. Und als ich kurz nach 21 Uhr die Wohnung verließ, war ich richtig glücklich.
 

Ich stellte mich unten vor das Haus und checkte die Uhrzeit. Acht Minuten nach 9. Und erst da dachte ich wieder an Sasuke Uchiha. Und dass es vielleicht irgendwie komisch werden würde ihm zu begegnen nach meinem überdramatischen Abgang nach der Schule.

Party (Teil 1)

Ich musste nur ein paar Minuten warten bevor Sasukes Wagen um die Straßenecke bog und vor mir hielt. Bevor ich zwei Schritte hatte gehen können, war Naruto schon ausgestiegen.
 

"Hallo, schöne Frau!", rief er mir entgegen, und hielt mir dann mit einer kleinen Verbeugung die hintere Tür auf.
 

"Darf ich bitten?"
 

"Danke!", lachte ich und setze mich. Er war wirklich charmant, da hatte Hinata recht.
 

"Hallo", sagte ich in Richtung Sasuke, der lässig hinter dem Lenkrad saß und stur nach vorne auf die Straße blickte ohne mich zu beachten. Auf meine Begrüßung hin gab er bloß ein leises, verächtliches Schnauben von sich. Auch gut. War mir recht, wenn er mich einfach ignorierte. Vor allem falls Ino auch auf der Party sein sollte.
 

Naruto bekam davon nichts mit und hatte inzwischen wieder gut gelaunt auf dem Beifahrersitz platzgenommen.
 

Sasuke gab Gas und fuhr los, kaum dass Naruto die Tür zu gezogen hatte. Naruto drehte sich zu mir um.
 

"Und, alles klar? Angenehmen Nachmittag gehabt?"
 

Er machte es einem wirklich leicht, peinlich berührtes Schweigen gab es wohl nicht in seiner Nähe. Das war angenehm.
 

"War okay! Hinata, Sasuke und ich haben ja noch in der Bibliothek was für das Lateinprojekt gemacht also bin ich eigentlich gar nicht lange zuhause gewesen."
 

"Ihr seid doch echt Streber!", lachte er. "Hast du mir gar nicht erzählt," wandte sich Naruto sofort leicht vorwurfsvoll an Sasuke. Der bremste, um an einer roten Ampel anzuhalten. Wie mir schien etwas aggressiver als nötig gewesen wäre.
 

"Und seit wann erzähle ich dir alles, du Idiot?", erwiderte er auf eine Weise, die keinen scherzhaften Unterton erkennen ließ.
 

Naruto schien diese offensichtliche Beleidigung nicht weiter zu stören. Er überging es einfach und wandte sich wieder mir zu.
 

"Also dafür, dass du den halben Nachmittag mit diesem Arsch verbracht hast, siehst du jedenfalls ganz gut gelaunt aus!", grinste er. "Sasuke ist heute noch schlechter drauf als sonst aber er will mir natürlich nicht sagen warum." Er warf Sasuke einen prüfenden Blick zu.
 

"Lass mich in Ruhe," knurrte Sasuke und gab wieder Gas, als die Ampel auf grün sprang.
 

Obwohl er ein wenig aggressiver fuhr als nötig fühlte ich mich in seinem Auto seltsam sicher. Sasuke wirkte total entspannt und als hätte er alles im Griff. Ich hatte mit meinem Führerschein noch nichtmal angefangen und hätte auch nicht gewusst, wo ich das Geld dafür hätte hernehmen sollen.

Aber auch, wenn ich das Geld gehabt hätte, wäre ich nicht sonderlich erpicht darauf gewesen, Fahrstunden zu nehmen. Autos und ich würden in diesem Leben keine Freunde mehr werden.
 

Sasuke schwieg den Rest der Fahrt und ich führte mit Naruto eine angenehme, entspannte Unterhaltung über Belanglosigkeiten. Ich verstand immer mehr, warum er so beliebt war. Vielleicht war er manchmal ein ganz klein wenig zu energiegeladen und sprach ständig mit einem flirtenden Unterton, doch er schien immer offen und freundlich zu sein und sich zu bemühen, dass es allen in seiner Umgebung gut ging.
 

Schließlich hielt Sasuke vor einem riesigen Anwesen. Ich sah zu dem Tor und dem großen Gebäude dahinter.
 

"Hier wohnt Hinata?", fragte ich wobei man den staunenden Ton in meiner Stimme deutlich heraushören konnte.
 

"Jep, hier wohnen die Hyuugas" sagte Naruto fröhlich und stieg aus. Sasuke und ich folgten seinem Beispiel. "Aber du solltest mal Sasukes zuhause sehen, das ist noch krasser."
 

Sasuke gab so etwas wie "tss" von sich, ging um sein Auto herum auf das Tor zu und drückte auf die Klingel. Kurz darauf öffnete sich mit einem Summen eine Tür und Naruto trat als erster hindurch. Jemand rief seinen Namen und er wurde lauthals begrüßt. Gerade wollte ich ihm folgen, als Sasuke plötzlich seinen Arm ausstreckte und mir den Weg versperrte. Ich sah ihn irritiert an.
 

Er blickte mir ausdruckslos in die Augen und sagte dann schlicht:"Halte dich von Neji fern."
 

"Was?", fragte ich.
 

"Tu es einfach", zischte er.
 

"Gibt mir keine Befehle!", fauchte ich und tauchte blitzschnell unter seinem Arm hindurch, um Naruto zu folgen. Der hatte sich offenbar gerade umgesehen, wo ich blieb und winkte mich heran. Kiba, Shikamaru und ein paar andere aus meiner Klasse waren bei ihm und begrüßten nun auch mich lauthals und anschließend Sasuke, der mir gefolgt war. Sie schienen mir alle schon etwas angetrunken zu sein.
 

Ich erledigte ein wenig Begrüßungssmalltalk, holte dann eilig mein Smartphone aus der Tasche und schrieb Hinata, dass ich nun da war und wo sie hinkommen sollte. Danach sah ich mich neugierig um. Es war wirklich ein schöner Hof und es waren schon viele Leute da, die gerade wie wir auch auf den Hauseingang zusteuerten. Die meisten erkannte ich zumindest vom sehen her aus der Schule aber ein paar Leute schienen auch schon ein paar Jahre älter zu sein.
 

"Sakura!" Ich wandte mich um und sah Hinata auf mich zueilen.
 

"Hi!", strahle ich ihr entgegen, froh, dass sie mich gleich gefunden hatte. Sie schien darüber ebenfalls erleichtert.
 

"Hi Hinata!", rief Naruto fröhlich und legte ihr kumpelhaft den Arm um die Schultern. "Du bist ja tatsächlich erschienen, ich war mir nicht sicher, ob du es wirklich über dich bringst, deine Bücher alleine zu lassen!"
 

Hinata war wieder ganz leicht rosa angelaufen aber ich glaubte nicht, dass jemand außer mir es bemerken würde. Sie lächelte und sagte: "Das schaffen die schon mal, sie können ja nicht weglaufen."
 

"Wohl wahr!", rief Naruto, ließ sie los und klatschte in die Hände. Also ab nach drinnen, ich will was trinken!"
 

Also setzte sich unsere Gruppe wieder in Gang und wir betraten Hinatas Zuhause.
 

"Du hast nie erwähnt, dass ihr SO reich seid!", sagte ich zu Hinata. "Das ist schon beeindruckend hier."
 

Sie sah mich an und zuckte mit den Schultern. "Ich will nicht so tun, als wäre es mir egal, natürlich ist es angenehm viel Geld zu haben. Für dich muss sich das extrem dekadent anhören aber ehrlich gesagt kann ich darauf ja nicht wirklich stolz sein. Nichts davon ist mein Verdienst, das ist alles über Generationen im Familienbesitz, verstehst du?"
 

"Jaa ich weiß, was du meinst aber beeindruckend ist es trotzdem!" Ich sah mich weiter staunend im ausladenden Innenhof um. In der abendlichen Beleuchtung wirkte alles wunderbar magisch.
 

Hinata kicherte. "Ja wahrscheinlich. Ich bin es einfach gewöhnt. Aber ich weiß, wie versnobt das klingt. Da drüben wohne ich mit meinen Eltern und auf der Seite wohnen mein Onkel, meine Tante und Neji." Sie deutete auf die beiden Gebäudeteile jenseits des Innenhofes.
 

"Hier, bitte sehr die Damen!", Naruto hielt uns zwei Flaschen Bier entgegen, das er offenbar gerade irgendwo organisiert hatte. Hinter ihm verteilte Kiba gerade noch mehr Getränke an unsere Klassenkameraden.
 

In diesem Moment tauchte Ino mit zwei ihrer Freundinnen auf und tat ihr bestes die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich zu ziehen. Sie hatte sich noch mehr herausgeputzt als schon immer in der Schule und genoss offensichtlich die interessierten Blicke der Jungs in ihrer Umgebung. Hinata und mich überging sie bei ihren Umarmungen zur Begrüßung. Wir blickten einander an und mussten grinsen.

Danach fing sie an, Sasuke in ein Gespräch zu verwickeln, der wirkte jedoch eher genervt als erfreut. Allerdings war das auch irgendwie sein dauerhafter Zustand, sodass sich daraus eigentlich nicht wirklich etwas ablesen ließ. Ino schien es jedenfalls nicht abzuschrecken.
 

"Hey, wollen wir uns vielleicht einen ruhigeren Fleck suchen?", fragte ich an Hinata gewandt.
 

Sie betrachtete gerade skeptisch wie eine von Inos Freundinnen Naruto schöne Augen machte. "Jaaa", sagte sie, "das klingt gut."
 

Sie wandte sich mir zu. "Lass uns nach hinten auf die Terrasse gehen, da wird kaum jemand sein.
 

Wir durchquerten ein pompös eingerichtetes Wohnzimmer voller angetrunkener Leute und traten auf eine Terrasse, deren Eingang ich auf den ersten Blick nicht bemerkt hatte. Hier war tatsächlich niemand. Wir nahmen auf dem breiten steinernen Geländer Platz und nahmen beide einen Schluck Bier.
 

"Meinst du, das geht irgendwann vorbei? Ich meine, dass alle ständig nur am flirten sind und sich aneinander ranschmeißen?", fragte Hinata plötzlich.
 

Ich lachte. "Ich hoffe es! Wäre ja schrecklich, wenn man sein Leben lang so oberflächlich und triebgesteuert wäre wie mit 17. Ich glaube irgendwann werden bestimmt andere Dinge wichtiger. Dinge die mehr eine Rolle spielen, wenn man vor hat eine langjährige Beziehung zu führen."
 

"Hattest du mal eine Beziehung?"
 

"Ja, ich hatte mit 14 einen Freund und direkt danach einen mit 15. Aber beide male hat es nur ein paar Monate gehalten. Es war ehrlich gesagt nicht besonders berauschend und seitdem interessiert mich das Thema auch irgendwie nicht so richtig. Zumindest momentan will ich irgendwie mein Leben auf die Reihe bekommen, die Schule gut abschließen und sowas."
 

"Ich habe noch überhaupt keine Erfahrung", sagte Hinata ein wenig sehnsüchtig.
 

Ich sah sie an und schwieg einen Moment. "Ich glaube das kommt dir im Moment vielleicht wie ein Problem vor. Aber so hast du auch die Chance, direkt eine positive Erfahrung zu machen, wenn du schon ein paar Jahre älter bist und etwas mehr weißt, wer du bist und was du eigentlich willst. Mit 14 wusste ich das jedenfalls noch nichtmal ansatzweise."
 

"Vielleicht hast du recht," sagte sie wieder etwas munterer.
 

"Sag mal, hat Sasuke eigentlich noch auf eure kleine Auseinandersetzung reagiert?"
 

"Nee, er hat es einfach übergangen, als wäre nichts gewesen. Ich werde aus dem Typen irgendwie nicht schlau", fügte ich nach einer kurzen Pause noch hinzu.
 

"Dachte ich mir", sagte Hinata. "Er war immer schon verschlossen und hat nie viel geredet, glaube ich. Aber die letzten zwei oder drei Jahre ist es noch schlimmer geworden. Aber vielleicht habe ich davor auch nur nie so drauf geachtet." Sie zuckte mit den Schultern. "Er sieht zwar unglaublich gut aus aber ich glaube ich mag ihn nicht besonders."
 

Ich dachte an die Szene vor dem Tor. "Sag mal, Hinata, wie ist denn dein Cousin so?"
 

"Wieso fragst du?", fragte sie und sah mich aufmerksam an.
 

"Am Montag in der Pause haben Naruto und Kiba so schlecht von ihm geredet. Ich fand es irgendwie komisch, dass sie das vor dir taten."
 

Hinata schaute nachdenklich auf ihre Flasche. "Hmm verstehe. Also das hat mich nicht gestört, er ist ein ziemlicher Idiot finde ich. Wir verstehen uns nicht besonderes gut und ich gehe ihm meistens einfach aus dem Weg."
 

Ich lachte. "Na wenn du das sagst, wird das wohl auch mein Umgang mit ihm werden."
 

"Heeeey, da sind sie ja!" Kiba und Shikamaru waren am Eingang zur Terrasse aufgetaucht. "Wir haben euch schon gesucht! Kommt mit rein tanzen!"
 

Naruto tauchte hinter ihnen auf. "Ja los!", rief er beschwingt, quetschte sich an seinen beiden Freunden vorbei und hielt jedem von uns eine Hand hin, um uns von der Mauer aufzuhelfen.
 

Hinata ergriff sie etwas zögerlich, schaute aber schon wieder etwas überfordert drein. Ich zog mein Smartphone raus und hielt es hoch. "Ich komme in einer Minute nach, geht schon mal vor. Ich will kurz jemandem schreiben!" Das war natürlich Quatsch, in Wahrheit witterte ich hier eine Chance Hinata etwas Zeit mit Naruto zu verschaffen.
 

Naruto stieß ein übertrieben theatralisches Seufzen aus und zog dann Hinata hoch. "Gut! Wir gehen schonmal und du kommst gleich nach!"
 

Hinata hatte noch Zeit, mir einen leicht panischen Blick zuzuwerfen, den ich aufmunternd erwiderte, dann war sie von Naruto und Kiba auch schon nach drinnen geschoben worden.
 

Shikamaru stand mit den Händen in den Hosentaschen an der Tür und betrachtete mich nachdenklich. "Alles gut bei dir?", fragte er schließlich freundlich. "Die beiden haben echt viel Energie, was?"
 

"Allerdings!", lachte ich. "Aber ja, alles gut, danke! Ich wollte nur einen Moment alleine sein."
 

"Alles klar, dann bis gleich!", sagte er und folgte seinen Freunden nach drinnen.
 

Ich ließ den Kopf in den Nacken fallen und betrachtete die Sterne über mir. Die Weite des Universums wirkte auf mich, anders als auf die meisten Menschen, immer tröstlich. Diese schiere Unendlichkeit sorgte dafür, dass mir alle Probleme irgendwie klein und unbedeutend vorkamen. Eine Weile saß ich nur da und spürte wie das Bier ein leicht mattes Gefühl in meinem Kopf bewirkte.
 

Hinter mir raschelte es und ich schreckte zusammen. Ein junger Mann war zwischen den Büschen hinter mir aufgetaucht und schwang sich soeben gekonnt neben mir über das steinerne Terassengeländer.
 

"Oh, hallo! Was hat sich denn da hübsches in meinen Vorgarten verirrt?", sagte er beschwingt und betrachtete mich interessiert.
 

Er sah gut aus, seine langen dunkelbraunen Haare verleihen ihm etwas geheimnisvolles. Seine hellen Augen erinnerten mich an Hinata.
 

"Sorry für den blöden Spruch und den unerwarteten Auftritt!", sagte er freundlich, als ich nicht gleich antwortete und ihn nur überrascht anschaute. Er streckte mir die Hand entgegen. "Ich bin Neji Hyuuga und heute Abend der Gastgeber. Ich nehme immer diese Abkürzung." Er nickte zu den Büschen hinüber.
 

"Hi, ich bin Sakura!", sagte ich höflich und nahm schließlich seine ausgestreckte Hand. Das war also Hinatas Cousin. Ich hatte ihn schon in der Schule gesehen, er schien ziemlich beliebt zu sein, zumindest war er immer wie Naruto, Sasuke oder Ino von einer Traube Leute umgeben gewesen.
 

"Da du auf meiner Party aufgetaucht bist, nehme ich an, du hast meine Einladung also ausgerichtet bekommen?"
 

Ich sah ihn irritiert an. "Was?"
 

"Offenbar doch nicht!" Er nahm neben mir Platz. "Ich hatte Sasuke gestern nach dem Training gebeten, dir auszurichten, dass du herzlich eingeladen bist."
 

"Hat er nicht erwähnt", erwiederte ich mit einem Stirnrunzeln.
 

Er grinste. "Ahh naja, du hast es ja dennoch hergeschafft. Er deutete mit einer ausladenden Bewegung um sich. "Wie gefällt dir mein Reich?"
 

Anderes als Hinata schien er kein Problem damit zu haben, dass er wahrscheinlich ebenfalls nichts von all dem hier selbst erreicht hatte.
 

"Ist ziemlich beeindruckend", sagte ich ehrlich aber knapp. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich mich mit ihm unterhalten wollte. Bisher schien er ganz in Ordnung zu sein, etwas arrogant vielleicht.
 

Ich nahm den letzten Schluck aus meinem Bier und hielt die Falsche hoch, um anzuzeigen, dass sie leer war. "Ich glaube, ich hole mir noch was zu trinken und suche mal die anderen. Hat mich aber gefreut dich kennenzulernen." Ich rutschte vom Geländer.
 

Sofort stand Neji ebenfalls auf. "Warte doch hier, ich hole uns was zu trinken und wir unterhalten uns noch ein wenig!" Er warf mir ein verführerisches Lächeln zu, was mich aber aus irgendeinem Grund eher darin bestätigte, dass ich wieder zu Hinata gehen sollte.
 

Bevor mir eingefallen war, wie ich seinen Vorschlag möglichst höflich ablehnen konnte, trat plötzlich Sasuke durch die Terassentür. Hinter ihm konnte man Gespräche, Lachen und die gröhlenden Stimmen von betrunkenen aber gut gelaunten Menschen hören.
 

"Ahh hallo Sasuke!", begrüßte Neji ihn entspannt. Allerdings kam mir sein Ton plötzlich weniger freundlich vor.
 

Sasukes Ton hingegen war offensichtlich unfreundlich, als er an Neji gewandt schlicht sagte: "Verpiss dich, Neji."
 

Neji lachte freudlos. "Glaubst du wirklich, ich lasse mich von dir in meinem eigenen Haus herumkommenandieren?"
 

Sasuke verengte die Augen und machte zwei schnelle Schritte auf Neji zu, sodass er nun dicht vor ihm stand. Neji wich zwar nicht zurück aber spannte sich an, als Sasuke leise und in bedrohlichem Tonfall sagte: "Jaaa, das glaube ich."
 

"Tja, dann hast du dich aber geirrt," zischte Neji. Die beiden schienen mich völlig vergessen zu haben. Und ich stand einfach nur da und blickte völlig irritiert auf das Geschehen. Sollte ich etwas sagen? Die beiden wirkten, als würden sie gleich anfangen sich zu prügeln.
 

Bevor ich entscheiden konnte, was ich tun sollte, machte Neji einen Schritt zurück. "Das ist mir echt zu blöd!", sagte er und ging um Sasuke herum zur Terassentür. Dort angekommen drehte er sich nochmal zu mir um. "Möchtest du mit reinkommen, Sakura?"
 

Ich schüttelte den Kopf. Klar, eigentlich wollte ich rein und nach Hinata suchen aber ich wollte Neji nicht das Gefühl geben, Zeit mit ihm verbringen zu wollen. "Danke aber ich will kurz was klären, ich komme nach", sagte ich.
 

Neji grinste und sah Sasuke an, der ihn immernoch aggressiv musterte. "Glaubst du wirklich, Sakura ist eine Frau, die sich von dir vorschreiben lässt, was sie tun und lassen oder mit wem sie sich unterhalten soll, Uchiha?"
 

Sasuke antwortete nicht.
 

Neji warf ihm einen letzten verächtlichen Blick zu, dann schob er die Tür zu und war verschwunden. Gleichzeitig wurden die Geräusche von drinnen leiser. Dafür hörte man irgendwo in der Dunkelheit nun munter Grillen zirpen. Das passte so überhaupt nicht zu der Anspannung, die in der Luft lag.
 

Sasuke stieß genervt die Luft aus, stecke die Hände lässig in die Hosentaschen und wandte sich mir zu.
 

"Also?", fragte er betont gleichgültig. "Was möchtest du klären?"
 

Ich spürte Zorn in mir aufsteigen. "Nun", sagte ich mit unterdrückter Wut, "ich frage mich tatsächlich, wieso du ständig zu glauben scheinst, mir etwas vorschreiben zu können? Und was sollte dieser bescheuerte Auftritt gerade?"
 

Sasuke schwieg einen Moment und sah mich an.
 

"Willst du streiten und wütend davonstürmen oder willst du ernsthaft darüber sprechen?", fragte er schließlich ohne zu lächeln.
 

Ich machte verdutzt den Mund auf ohne genau zu wissen, was ich sagen sollte. Ich hätte mit einem blöden Kommentar gerechnet aber nicht mit dieser Antwort. Ich gab mir Mühe meiner Ärger herunterzuschlucken und setzte mich wieder auf das Geländer. Ich nickte mit dem Kopf neben mich. "Ich hätte nicht gedacht, dass das eine Option ist, aber ja, ich würde mich gerne vernünftig darüber unterhalten." Ich merkte, dass ich immer noch ziemlich ärgerlich klang.
 

Er kam näher, lehnte sich neben mich ans Geländer, verschränkte die Arme und blickte nachdenklich in den Himmel.
 

Ich wartete.
 

Schließlich sagte er: "Ich glaube nicht, dir etwas vorschreiben zu können. Ich habe bereits gecheckt, dass du dir das nicht gefallen lässt."
 

Ich war nach wie vor irritiert. "Warum tust du es dann ständig?"
 

Er blickte weiter in den Himmel während er antwortete: "Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, so rede ich ständig mit jedem und meistens kriege ich auch, was ich will, also wüsste ich nicht, wieso ich damit aufhören sollte."
 

Ich schnaubte verächtlich. "Und was sollte dieser Auftritt gerade? Was hast du für ein Problem mit Neji?"
 

Nun sah er mich an. Irgendwie sah er im Mondlicht besonders anziehend aus.
 

"Ich wollte dir helfen."
 

"Darum hatte ich nicht gebeten."
 

"Du wolltest also gerne Zeit mit ihm verbringen?"
 

"Das habe ich nicht gesagt. Ich wollte gerade rein gehen und nach Hinata suchen. Glaubst du ich bin so naiv und lasse mich von ihm verführen und lande dann direkt mit ihm im Bett, oder was?"
 

Sasuke sagte nichts aber seine Kiefermuskeln spannten sich an.
 

"Und weißt du was, Sasuke Uchiha? Selbst wenn es so wäre, geht es dich absolut gar nichts an!", stellte ich entschieden klar.
 

Er sagte immer noch nichts. Allerdings wirkte er wieder wütend.
 

"Warum hast du seine Einladung zur Party nicht erwähnt?", fuhr ich verärgert fort. "Du hättest heute viel Gelegenheit dazu gehabt. In der Bibliothek zum Beispiel."
 

"Mir war nicht danach," sagte er schlicht.
 

"Was habt ihr überhaupt für Training zusammen?"
 

"Taekwondo."
 

Ich verschränkte ebenfalls die Arme. "Okay. Können wir uns dann jetzt darauf einigen, dass du dich aus meinem Leben raushältst und ich meine Entscheidungen wieder alleine treffe?"
 

Er stöhnte genervt. "Wir werden sehen."
 

Wütend stand ich auf und stellte mich direkt vor ihn. "Das war nicht die richtige Antwort, Uchiha!", zischte ich.
 

Er stellte sich ebenfalls aufrecht hin, trat noch einen Schritt an mich heran und blickte auf mich herab.
 

Ich registrierte widerwillig, wie mich ein Schauer überlief. Unsere Gesichter berührten sich fast.
 

"Mir ist egal, was du hören willst, Prinzessin. Ich tue was ich will. Neji hat sich beim Training ziemlich unangenehm vor dem ganzen Dojo darüber geäußert, was er gerne alles mit dir anfangen würde. Ich werde jetzt sicher nicht ins Detail gehen aber es würde dir nicht gefallen. Und glaub mir, er ist einfach nicht der Typ, der beim ersten "Nein" kapiert, dass er unerwünscht ist. Darum wollte ich nicht, dass du mit ihm alleine bist."
 

Ich unterdrückte ein Schaudern und sagte dann mit fester, leiser Stimme: "Danke für deine Fürsorge aber damit wäre ich alleine fertig geworden."
 

Einen Moment sahen wir uns noch an, dann machte Sasuke plötzlich einen Schritt zurück und ging um mich herum in Richtung Terassentür. Dort wandte er sich nochmal um. "Ich wollte aber nicht, dass du damit fertig werden musst", sagte er schlicht. Dann war er verschwunden.
 

Ich stand völlig perplex da und wusste nicht recht, was ich denken sollte.

Party (Teil 2)

Dieser Abend hatte jetzt schon mehr Wendungen gehabt, als ich in der Kürze der Zeit verarbeiten konnte. Das aktuell vorherrschende Gefühl war neben Verwirrung definitiv Wut.
 

Wut darauf, dass ich nicht einfach ein ruhiges, entspanntes Leben haben konnte und ständig in solche seltsamen Situationen geriet.

Wut auf Neji, sollte er wirklich so ein Ekeltyp sein, wie Sasuke es gerade behauptet hatte.

Wut auf Sasuke und seine komische Art jeden ständig total zu überfahren und dieses völlig übergriffige Verhalten dann auch noch damit zu rechtfertigen, dass er bloß "helfen" wollte.
 

Gerade bahnte ich mir einen Weg durch die Menge und versuchte Hinata wiederzufinden. Schließlich machte ich sie tatsächlich auf der Tanzfläche aus, wo sie ein wenig zur Musik wippte und sich mit andern meiner Klassenkameraden darüber zu amüsieren schien, dass Naruto und Kiba sich gerade beim Tanzen total lächerlich machten.

Ich vergaß augenblicklich meine bisher vorherrschende Gefühlslage und musste grinsen. Irgendwie schafften sie es bei ihren offenbar absichtlich übertriebenen Tanzmoves so lässig zu sein, dass sie trotz der Albernheit total cool wirkten.

Und vorallem schienen sie dabei richtig viel Spaß zu haben. Das war für Jungs nicht gerade selbstverständlich. Nicht selten standen sie eher mit ihrem Getränk am Rand und versuchten mit Coolness zu verschleiern, dass sie Angst hatten, sich beim Tanzen zu blamieren. Naruto und Kiba gehören definitiv nicht zu diesem Schlag Mann.
 

Ich winkte Hinata zu, als sie gerade zufällig in meine Richtung blickte und versuchte ihr zu bedeuten, dass sie ruhig da bleiben sollte und ich mich ein paar Meter weiter auf ein Sofa setzen würde. Ich wollte sie garantiert nicht davon abhalten, ein wenig Zeit mit Naruto zu verbringen. Vielleicht würden sie sich näher kommen und dann am Montag ein gemeinsames Gesprächsthema haben über irgendetwas, was auf der Party passiert war.
 

Ich steuerte ein Sofa an auf dem ich zu meiner Freude einen freien Platz neben Shikamaru erblickte. Als ich näher kam merkte ich, das er jedoch alles andere als erfreut aussah und ziemlich genervt weiter hinten in den Raum starrte. Ich folgte seinemBlick, um herauszufinden, was es dort zu sehen gab. Ich konnte nichts besonderes erkennen, außer dass Ino dort tanzte und wie immer alle Aufmerksamkeit zu genießen schien, die sie dafür erntete. Ich musste zugeben, dass sie dabei recht heiß aussah. Zumindest, wenn ich mir vorstellte, ich würde auf Frauen stehen.
 

"Hi, darf ich?", fragte ich Shikamaru, als ich bei ihm angekommen war und deutete auf den Platz neben ihm. Eigentlich war es mehr ein halber Platz. Auf seiner anderen Seite saßen zwei Mädchen, die ich nicht kannte, sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und besprachen offenbar etwas, das ihnen wahrscheinlich nur aufgrund ihres Alkoholpegels so bedeutsam vorkam.
 

Shikamaru blickte auf. Seine Augen verrieten mir, dass er ebenfalls schon einiges getrunken haben musste.
 

"Setz dich!", sagte er freundlich und rückte so gut es ging zur Seite,um mir mehr Platz zu machen. "Ich bin allerdings ziemlich dicht und keine gute Gesellschaft." Er lächelte. "Ich bade gerade in Selbstmittleid."
 

"Wieso?", fragte ich gerade heraus und trank noch einen Schluck von dem neuen Bier, dass ich mir auf dem Weg zum Sofa von einem Tisch mit Getränken geschnappt hatte. Kurz dachte ich, dass ich völlig nüchtern wahrscheinlich nicht so unverblümt nachgefragt hätte.
 

Shikamaru schaute frustriert drein. "Ich glaube, dass erzähle ich lieber nicht. Damit mache ich mich dann offiziell zum größten Volltrottel aller Zeiten."
 

Ich lachte. "Geht es um Ino?", riet ich. Verdammter Alkohol! Seit wann war ich so direkt?
 

Shikamaru stöhnte gequält und vergrub für ein paar Sekunden das Gesicht in den Händen. Als er wieder auftauchte, fragte er: "Ist das so offensichtlich?"
 

"War nur so geraten!", log ich grinsend. "Stehst du auf sie?"
 

Shikamaru zuckte halbherzig mit den Schultern. Erst dachte ich, er würde nicht antworten doch dann schien er plötzlich darüber reden zu wollen. Zumindest sprach er nun mehr, als ich bisher jemals von ihm vernommen hatte.
 

"Es ist wirklich schrecklich! Ich weiß gar nicht, warum ich mir das antue! Klar, sie ist heiß aber darum geht es nicht. Nicht nur. Das Ding ist, eigentlich kann sie echt ganz nett sein. Wenn man mal zufällig mit ihr alleine ist, kann man sich sogar ganz vernünftig mit ihr unterhalten. Aber sobald Leute in der Nähe sind zieht sie einfach immer diese dämliche 'ich brauch Aufmerksamkeit' Show ab. Das ist echt zum Kotzen. Sie ist so unglaublich nervig. Ihr Getue nervt, ihre Stimme nervt, ihr Rumgezicke nervt und am nervigsten ist, dass ich sie trotzdem mag!"
 

Er schwieg einen Moment. "Aber eigentlich spielt das eh keine Rolle. Sie hat ja nur Augen für Sasuke. Bloß checkt sie nicht, dass er sich überhaupt nicht für sie interessiert und er sie bestenfalls mal einen Abend ausnutzt, wenn sie sich an ihn ranschmeißt und ihm danach ist." Er machte eine kurz Pause. "Und morgen, werde ich es sowas von bereuen, dass ich dir das alles erzählt habe", schloss er schließlich.
 

"Ich leide gelegentlich unter Gedächtnisverlust und werde morgen nichts mehr davon wissen, versprochen!", lachte ich aufmunternd.
 

"Danke!", murrte er deprimiert. Wir schwiegen einen Moment und beobachteten beide Ino.
 

"Und was hat dir die Stimmung verhagelt? Du siehst auch nicht gerade glücklich aus!", stellte er fest und gab sich Mühe mich aufmerksam zu mustern. Dabei musste er sich offenbar in seinem Zustand ziemlich anstrengen, was mich zum Lachen brachte.
 

"Alles okay, bin nur etwas mit Sasuke aneinander geraten. Wie haltet ihr ihn bloß die ganze Zeit aus?", fragte ich scherzhaft.
 

"Ahh verstehe", grinste Shikamaru. "Also Kiba hat diese Theorie das er uns Vorteile bringt, weil er so ein Weibermagnet ist. Weil er die Damen meist alle abblitzen lässt, meint Kiba, die könnte man sich dann krallen und ihr Selbstwertgefühl wieder aufbauen." Er lachte.
 

"Ich mache nur Spaß!", fügte er rasch hinzu, als er meinen skeptischen Gesichtsausdruck sah. "Naruto mag ihn irgendwie und man gewöhnt sich an ihn." Er zuckte mit den Schultern. Er kann sogar ganz nett sein, wenn er will. Er will nur leider meistens nicht."
 

"Ja, das habe ich auch schon festgestellt", sagte ich säuerlich.
 

Shikamaru sah mich neugierig an: "Was hat er denn gemacht?"
 

Nun war es an mir mit den Schultern zu zucken. Wirklich etwas gemacht hatte er ja nicht. Und ich hatte auch keine Lust, das jetzt im Detail zu erläutern. "Es ist mehr so seine allgemeine Art, die mich nervt."
 

Shikamaru musterte mich interessiert von der Seite. "Da bist du aber die einzige weibliche Person, die ich kenne. Sehr sympathisch!", grinste er und prostete mir zu.
 

Ich deutete eine gönnerhafte Verbeugung an um das Kompliment gebührend entgegenzunehmen.
 

"Du bist mir auch sehr sympathisch mit deinem tragischen Schicksal!", lachte ich und prostete ihm ebenfalls zu, was er ebenso mit einer Verbeugung entgegennahm. Dann brachen wir beide in Lachen aus, gerade als Naruto, Kiba und Hinata ankamen und Kiba forderte sofort lautstark, informiert zu werden, worüber wir uns amüsierten.
 

"Top secret!", sagten Shikamaru und ich gleichzeitig und brachen wieder in Gelächter aus.
 

Mein Kopf fühlte sich durch den Alkohol angenehm schwer an und hier einfach zu sitzen und zu lachen, tat so unglaublich gut. Wieder nahm ich wahr, dass ich mich für diesen kleinen Moment glücklich fühlte. In letzter Zeit schien sich das zu häufen.
 

Die zwei Mädchen neben Shikamaru fühlten sich offenbar nach ein paar Minuten weniger glücklich und etwas belagert, jedenfalls standen sie auf und machten sich in Richtung Tanzfläche davon.
 

Sofort ließen sich Naruto und Kiba neben ihn aufs Sofa fallen und verwickelten Shikamaru in ein Gespräch. Hinata setzte sich neben mich auf die Lehne.
 

"Danke!", flüsterte sie mir strahlend zu.
 

"Wofür?", lächelte ich.
 

"Das weißt ganz genau, du bist echt die Beste!"
 

Ich lächelte sie an.
 

"Was hast du in der Zwischenzeit gemacht?", fragte sie dann.
 

"Ich war einen Moment draußen und habe mir dann noch ein Bier organisiert und bin hierher gekommen", sagte ich.

Es war nicht so, dass ich ihr nicht von Sasuke und Neji erzählen wollte, aber hier war es ziemlich laut und ich hatte das Gefühl ihr das lieber irgendwann in Ruhe unter vier Augen berichten zu wollen.
 

"Heeey Sasuke!", brüllte Naruto plötzlich durch die laute Musik und winkte übertrieben, um auf sich aufmerksam zu machen. Ich folgte seinem Blick und sah wie Sasuke gerade in der gegenüberliegenden Tür erschienen war und auf uns zusteuerte, als er Naruto erblickte.
 

Als er an Ino vorbei kam, griff sie nach seiner Hand, wohl um ihn auf die Tanzfläche zu ziehen aber er machte sich los, ohne sie dabei auch nur anzusehen. Durch den Lärm hörte ich, wie Shikamaru schnaubte.
 

Inos Blick folgte Sasuke einen Moment, sie sah, dass er auf uns zukam und als sie Hinata und mich erkannte, verdüsterte sich ihre Miene erheblich.
 

"Hängen wir jetzt immer mit denen rum, oder was?", fragte Sasuke gewohnt mies gelaunt, als er bei uns ankam und nickte mit dem Kopf in Richtung von Hinata und mir.
 

"Von mir aus ja!", lachte Shikamaru sofort und legte mir kumpelhaft den Arm um die Schultern. "Sakura ist schwer in Ordnung!"
 

"Sehe ich genauso!", rief Naruto fröhlich. "Und ich und Hinata sind ja eigentlich eh schon seit dem Kindergarten befreundet, stimmts Hinata?" Er streckte ihr hinter Shikamaru und mir die Hand zum einklatschen entgegen, was sie mit unsicherem Lachen auch tat.
 

"Davon war aber bisher nichts mitzubekommen", sagte Sasuke ziemlich gehässig.
 

"Also von mir aus auch!", warf Kiba gut gelaunt ein und ignorierte Sasukes Aussage. "Hast du ein Problem damit?"
 

"Tss. Solange sie mir vom Hals bleiben, solls mir recht sein", sagte er überheblich.
 

"Sei völlig unbesorgt, nicht jeder findet dich toll!", sagte ich und schenkte ihm mein liebenswürdigstes Lächeln. "Aber da wir anwesend sind und dich hören können, wäre es doch nett, wenn du aufhören würdest, in der dritten Person über uns zu sprechen."
 

Er warf mir einen verächtlichen Blick zu, schnappte sich einen herumstehenden Stuhl von jemandem, der gerade aufgestanden war, um seinem Kumpel etwas ins Ohr zu brüllen und stellte ihn vors Sofa. Dann setzte er sich lässig vor uns und betrachtete, wie Kiba Naruto zu überreden versuchte, dass er mehr Bier holen sollte. "Hey, Mann!", sagte Shikamaru und deutete auf den Typen, der sich gerade wieder hatte setzen wollen und dessen Stuhl nun weg war. "Das war seiner!"
 

Sasuke drehte sich um und musterte den Typen. "Ist das so?", fragte er gleichgültig. Der Angesprochene schien kurz zu überlegen, dann zuckte er mit den Schultern und er und sein Freund standen auf und verschwanden.
 

"Du bist so ein Arsch!", sagte Shikamaru.
 

Sasuke sagte nichts und fuhr fort uns alle zu beobachten.
 

"Lass uns Tanzen gehen!", sagte ich entschieden zu Hinata und zog sie an der Hand hoch. Ich hatte keine Lust, dazusitzen und mich von Sasuke betrachten zu lassen. Sie stimmte zu und folgte mir.
 

"Heeyyy!", rief Naruto uns empört nach! "Kommt dann aber wieder her!"
 

"Uhhh, er ist so unheimlich!", sagte Hinata. "Ich fühle mich immer irgendwie unwohl, wenn er da ist!"
 

"Sasuke?"
 

"Jaa!"
 

"Ich find ihn eher total nervig. Mit seinem lächerlichen Alphatiergehabe."
 

Sie kicherte.
 

Wir waren auf der Tanzfläche angekommen und ließen uns ein wenig von den Bewegungen der Menge mit reißen, bis wir uns schließlich auch im Rythmus der Musik bewegten.
 

"Was hälst du davon?", fragte Hinata. "Willst du mit denen befreundet sein?"
 

Ich zuckte mit den Schultern. "Ich finde sie auf jeden Fall alle nett und hätte nichts dagegen. Du?"
 

Sie kicherte wieder. "Sie wollen zwar nur deinentwegen auch mit mir befreudet sein aber ich freue mich trotzdem, ich finde sie toll."
 

"Naruto ist ja offenbar der Meinung, dass ihr eh schon befreundet seid", lachte ich. Sie kicherte wieder und erwiederte amüsiert: "Jaaa und wir bloß einfach nur zufällig die letzten Jahre nie miteinander geredet haben." Wir brachen beide in Lachen aus.
 

"Hi!", sagte ein Typ neben uns, den ich noch nie gesehen hatte. "Ich bin Zouri und das ist Yuukimaru!", stellte er sich und seinen Kumpel vor. "Wie heißt ihr?"
 

Er streckte Hinata die Hand entgegen.
 

"Hinata", sagte sie vorsichtig und nahm seine Hand.
 

"Und du?" fragte er mich.
 

"Sakura", sagte ich knapp. Seine Hand überging ich.
 

"Können wir euch was zu trinken holen?", fragte Yuukimaru.
 

Ich warf Hinata einen Blick zu. Sie sah überfordert aus. Da ich keine Lust hatte, angeflirtet zu werden, sagte ich: "Danke, nett von euch aber wir wollten nur tanzen."
 

"Okay, tanzen wir! Sagte Zouri sofort.
 

"Allein!", sagte ich entschieden aber mit einem Lächeln.
 

"Okaaay!", sagte Zouri gedehnt und drehte sich mit einem abfälligen Blick weg von uns. Ich glaubte zu hören, wie er seinem Kumpel irgendetwas wie "was für ne arrogante Zicke" zumurmelte.
 

Hinata kicherte wieder. Wenn sie angetrunken war, war sie wirklich niedlich. "Gut gelöst!", sagte sie bewundernd. "Ich hätte gar nicht gewusste, wie man sie losgeworden wäre. Aber da hast du bestimmt Übung darin."
 

Ich lächelte ein wenig gequält.
 

Sie lachte wieder und ich stimmte mit ein. So fröhlich hatte ich Hinata bisher noch nicht oft gesehen und es machte mich ebenfalls froh. Wenn sie lachte, funktelten ihre Augen und sie wirkte ganz anders als sonst.
 

Eine ganze Weile verbrachten wir mit Tanzen und es war herrlich. Beim Tanzen konnte man wunderbar in eine Art Trance verfallen und sich einfach von der Musik treiben lassen. Alles um einen herum vergessen und einfach genießen anonym in der Menge zu treiben. Und dass Hinata ebenfalls Spaß dabei zu haben schien, machte es noch besser. Am Anfang war sie zwar noch etwas unsicher und zögerlich gewesen aber bald darauf war sie ausgelassener geworden. Wahrscheinlich war unser leicht alkoholisierter Zustand daran auch nicht ganz unschuldig.
 

"Ich brauch ne Pause", schnaufte ich schließlich und Hinata stimmte zu. "Gehen wir schauen, ob Naruto und die anderen noch das Sofa in Beschlag genommen haben?"
 

"Jaa, wollte ich auch vorschlagen!"
 

Wir bahnten uns einen Weg durch einige unserer Mitschüler und stellten fest, dass Naruto und Sasuke nach wie vor das Sofa besetzten.
 

"Na, genug ausgepowert?", rief Kiba uns winkend entgegen. Er kam gerade mit Shikamaru aus der anderen Richtung wieder beim Sofa an, den Arm voller Flaschen. Offenbar hatten sie sich schließlich doch dazu aufgerafft, noch mehr zu trinken zu holen. Shikamaru drückte Hinata, die ihm am nächsten war, eine Flasche in die Hand und Kiba sagte: "Ladies first!" und deutete aufs Sofa, während er sich noch einen weiteren Stuhl heranzog und Shikamaru auf dem Stuhl Platz nahm, den Sasuke vorher geholt hatte.
 

Naruto rutschte sofort zur Seite, damit Hinata und ich uns zwischen ihn und Sasuke aufs Sofa setzen konnten. Schnell tat ich so, als würde ich ein Stück zur Seite stolpern, damit ich mich neben Sasuke auf das Polster fallen lassen konnte. Nicht weil ich neben ihm sitzen wollte, sondern, weil ich wollte, dass Hinata neben Naruto sitzen konnte. Sie nahm auch sogleich Platz und warf mir einen dankbaren Blick zu. Naruto wirkte leicht enttäuscht. Aber er wurde sogleich wieder von Kiba in ein Gepräch verwickelt und Shikamaru tauschte gerade seine Flasche mit Hinata aus, da er ihr wohl die Falsche gereicht hatte, sodass Hinata Narutos Blick zum Glück nicht bemerkt hatte.
 

Ich blickte Sasuke an. Er saß nämlich einfach nur da und musterte mich nachdenklich, ohne dass es ihm unangenehm schien, dass ich ihn dabei ertappt hatte.
 

"Was?", fragte ich ein wenig angriffslustiger, als ich vorgehabt hatte.
 

Sasuke hielt mir das Bier hin, dass Shikamaru ihm gereicht hatte. "Willst du das?" Er klang fast schon freundlich.
 

Irritiert sah ich ihn an.
 

"Ich trinke nichts, ich will noch fahren", sagte er schulterzuckend.
 

Ich nahm es ihm ab. "Danke!" Ich nahm mir fest vor, dass es für heute das letzte sein würde. Vor ein paar Jahren hatte ich mir einen anderen Pegel angewöhnt aber seit ich damit wieder aufgehört hatte, vertrug ich nicht mehr viel und mochte es am liebsten mich immer nur leicht angetrunken zu fühlen.
 

Ich zog mein Smartphone heraus, um einen Blick auf die Uhr zu werfen. Halb 2. Ich hätte mit 12 gerechnet. Niemals hätte ich gedacht, dass wir schon so lange hier waren. Ich schob es wieder in die Tasche. Bevor ich das ganz geschafft hatte, schnappte es Sasuke mir plötzlich aus der Hand.
 

"Sah das nicht letztens noch anders aus?"
 

Ich riss es ihm wieder weg. "Du meinst, als du es mir das letzte Mal weggenommen hast?", fragte ich sarkastisch. "Hast du kein Eigenes?"
 

Er sah mich weiter an. "Soweit ich mich erinnere, hast du es fallen lassen und ich habe es aufgefangen," sagte er kühl.
 

"Weil du so plötzlich aufgetaucht bist und mich total erschreckt hast!"
 

Er sah mich weiter an und ignorierte meine letzte Aussage.
 

"Das Display war kaputt und wurde ausgetauscht", antworte ich ihm schließlich auf seine Frage. "Das ist eigentlich auch deine Schuld gewesen. Vielleicht solltest du dein Verhältnis mit Ino mal klären, sie hat es nämlich auf mich abgesehen, und zwar deinentwegen."
 

Er zog leicht überrascht die Augenbrauen hoch. "Wie bitte?"
 

"Komm schon, du weißt doch genau, wovon ich rede", lachte ich verächtlich.
 

"Ich habe kein Verhältnis mit Ino", sagte er schlicht. "Nicht mein Problem, wenn sie sich was anderes einbildet."
 

"Mag sein", sagte ich. "Aber mein Problem sollte es auch nicht sein, oder?"
 

Er stöhnte genervt. "Eure Weiberzickereien sind mir total egal!"
 

"Du bist echt ein Arsch!", stellte ich nüchtern fest.
 

"Gut so Sakura!", lachte Naruto und Shikamaru reckte den Daumen bejahend nach oben. "Genau so musst du mir ihm umgehen, dann lässt es sich aushalten!"
 

Offenbar hatten sie den letzten Satz mitbekommen. Kiba und Hinata stimmten in ihr Lachen mit ein, in Hinatas Fall allerdings sehr zögerlich und mit einem vorsichtigen Blick auf Sasuke.
 

Der verzog keine Miene und zeigte Naruto bloß den Mittelfinger.
 

"Ich geh mal schnell auf Toilette!", sagte Hinata zu mir und eilte davon bevor ich ihr sagen konnte, dass ich mitkommen wollte. Offenbar war es dringend.
 

Naruto nutzte leider direkt die Gelegenheit und rutschte zu mir rüber. Er legte den Arm hinter mir auf die Sofalehne und umarmte mich damit beinahe.
 

"Und, wie gefällt es dir bisher so bei uns auf der Schule, Sakura? Hast du dich schon etwas eingelebt?"
 

"Jaa danke, ist ziemlich super bisher!", sagte ich freundlich. "Ihr seid wirklich nett und die Schule ist toll! Also das Gebäude und alles. Meine vorherige Schule, war nicht so schick."
 

"Wieso bist du denn überhaupt zu uns gekommen?", fragte er interessiert.
 

"Ich hab ein Stipendium bekommen", antwortete ich und hoffte, dass nicht gleich das Gespräch auf meine Eltern kommen würde. Aber Naruto sagte nur "Ahh, cool, dann bist du wohl ziemlich schlau, was?"
 

"Jaa, schätze schon," lächelte ich und sah wie Hinata gerade zurück kam.
 

"Also", ich stand auf. "Ich glaube ich mache mich mal auf den Weg nach Hause." Kiba, Naruto und Shikamaru brachen promt in Protestrufe aus.
 

"Ist ja schön, dass meine Gesellschaft euch so viel bedeutet, aber ich will morgen noch einiges Erledigen!", lachte ich. Das war gelogen. Außer Einkaufen hatte ich rein gar nichts zu tun. Aber ich wollte nicht, dass Naruto noch mehr trank und dann am Ende irgendwas Unangenehmes passieren würde.
 

"Bleib ruhig noch," sagte ich zu Hinata. "Du musste ja nur ein paar Zimmer weiter gehen, oder? Wir schreiben morgen?"
 

Sie stand auf und umarmte mich fest. "Du musst nicht meinentwegen gehen, Sakura!", flüsterte sie mir ins Ohr.
 

"Alles gut, ich bin wirklich müde!", antwortete ich ihr leise.
 

"Ich fahre dich," sagte Sasuke plötzlich. Ich ließ Hinata los und blickte ihn überrascht an. Alle anderen ebenso.
 

"Ich komme auch mit!", sagte Naruto sofort und stand auf. Sasuke stand ebenfalls auf. "Nein tust du nicht", sagte er ruhig. "Du wolltest bei Kiba übernachten."
 

"Alter...", Naruto breitete vorwurfsvoll die Arme aus und starrte Sasuke wütend an als wollte er sagen: "Was soll das?"
 

"Komm wir gehen", sagte Sasuke an mich gewandt und packte mich am Oberarm, um mich Richtung Ausgang zu ziehen.
 

"Sasuke...", sagte Naruto leise und drohend. Sasuke blieb nochmal stehen und einen Moment blickten sie sich in die Augen. Naruto wirkte enttäuscht und wütend. Sasuke kalt und emotionslos wie immer.
 

"Äh, ich wollte eigentlich einfach laufen", setze ich an. Die Situation war schrecklich unangenehm.
 

"Ich fahre dich", wiederholte Sasuke entschieden und zog mich am Arm weiter.
 

"Tschüss!", rief ich Hinata und den anderen über die Schulter zu bevor wir außer Reichweite waren. Naruto stand immer noch da und sah uns hinterher. Hinata sah mich überordert an und Kiba und Shikamaru tauschten einen Blick, den ich nicht deuten konnte.
 

"Lass mich los!" Wir waren draußen angekommen und ich riss verärgert meinen Arm aus seinem Griff. Draußen hielt sich kaum jemand auf, es war ruhig. Die Nacht war kühl aber es war noch nicht unangenehm.
 

Sasuke blieb stehen und sah mich an. "Was?", fragte er. "Wolltest du etwa bei Naruto bleiben?"
 

"Nein, das wollte ich nicht", erwiderte ich gepresst.
 

"Dann habe ich dir geholfen. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass er nicht mitgekommen wäre, oder? Er hätte dich niemals alleine nach Hause laufen lassen."
 

"Vielleicht nicht", gab ich verärgert zu.
 

"Schön, dann fahren wir", sagte er und ging über den Hof auf seinen Wagen zu.
 

"Hey!", ich lief ihm nach und hielt ihn am Arm fest. Er blieb wieder stehen und sah mich fragend an.
 

"Und warum hilfst du mir?", fragte ich. "Du scheinst ja nicht gerade ein Menschenfreund zu sein, der sowas aus purer Nettigkeit tut."
 

Er sah mich einen Moment an und schien zu überlegen, was er antworten sollte. "Ich stimme wohl einfach mit Naruto darin überein, dass du Nachts nicht alleine rumlaufen solltest." Er deutete auf mein kurzes Kleid. "Schon gar nicht so!"
 

Ich funkelte ihn bloß wütend an.
 

"Jetzt komm schon!", sagte er ein wenig sanfter. "Ich verspreche, ich fahre dich einfach nur zu deiner Wohnung, setze dich ab und bin wieder weg."
 

Ich sagte immer noch nichts. Wollte ich wirklich mit ihm alleine im Auto sein? Vertraute ich ihm dafür genug? "Okay", hörte ich mich plötzlich selbst sagen, bevor ich registriert hatte, dass ich überhaupt zu einer Entscheidung gekommen war.
 

"Schön!", sagte er zufrieden, ging auf sein Auto zu und hielt mir die Beifahrertür auf.
 

Ich zögerte noch einen Moment, dann ging ich auf ihn zu und setze mich. Er schloss die Tür und stieg ebenfalls ein. Er startete den Motor, parkte aus und fuhr los. Ein paar Minuten schwiegen wir beide.
 

Dann fragte er: "Du hast also kapiert, dass Naruto auf dich steht?"
 

Ich sah ihn an. Er schaute entspannt auf die Straße.
 

"Ja", sagte ich leise.
 

"Und du hast kein Interesse an ihm?"
 

Ich schwieg einen Moment. "Nein", sagte ich.
 

"Wegen Hinata?"
 

Überrascht sah ich ihn wieder an.
 

"Ich bin nicht so ein Idiot wie Naruto", sagte er. "Ich sehe, wie sie ihn ansieht. Und du versuchst krampfhaft ihm auszuweichen, besonders, wenn sie dabei ist."
 

Ich sagte nichts und schaute auf meine Hände. Ich hätte nicht gedacht, dass er genug Empathie besaß, um seine Mitmenschen so genau zu beobachten.
 

"Kann sein", sagte ich schließlich ausweichend. "Bitte behalte das für dich, okay?", fügte ich plötzlich hinzu. "Du machst es Hinata sonst vielleicht kaputt!"
 

Er warf mir einen kurzen Blick zu. "Du magst sie wirklich, was?"
 

"Ja", sagte ich leise.
 

Er zuckte mit den Schultern. "Das können die von mir aus unter sich ausmachen."
 

Wir schwiegen wieder. "Ich glaube Naruto ist jetzt ziemlich wütend auf dich", stellte ich schließlich fest.
 

"Ja", sagte Sasuke schlicht. Ich warf ihm einen forschenden Blick zu.
 

"Er wird sich wieder einkriegen", fügte er schließlich hinzu. Ich glaubte, ein ganz klein wenig Unsicherheit in seiner Stimme zu hören.
 

"Danke", sagte ich nach einer weiteren Pause schließlich leise.
 

"Reiner Eigennutz", erwiederte er und grinste. Dieses Grinsen machte ihn noch viel anziehender. Ich schaute schnell wieder weg und versuchte nicht darüber nachzudenken, was das bedeuten sollte.
 

Er hielt schließlich vor dem Haus, in dem mein Appartment war.
 

"Wohnst du hier ganz alleine?", fragte er und warf einen Blick zu dem Gebäude hinüber. Im Vergleich zu dem Anwesen der Hyuugas wirkte es runtergekommen, wie mir gerade nur allzu bewusst wurde.
 

"Wie kommst du darauf?", fragte ich. Ich war wirklich neugierig.
 

Er deutete an mir vorbei zu den Klingelschildern. "Bei den vielen Parteien müssen es sehr kleine Wohnungen sein. Vermutlich Ein-Zimmer-Appartments."
 

Er zog seinen Arm wieder zurück. Wieso nahm ich plötzlich wahr, dass er gut roch? War ich so betrunken?
 

"Ja, ich lebe alleine", sagte ich schließlich.
 

"Was ist mit deinen Eltern?", fragte er. Seine gleichgültige Tonlage passte so gar nicht zu seinen ganzen Fragen.
 

Ich sah ihn nachdenklich an. "Vielleicht erzähle ich dir das irgendwann mal." Scherzhaft fügte ich hinzu: "Ich bin mir noch unschlüssig, ob man dir vertrauen kann."
 

Er sah mich weiter an und wieder schlich sich ein Gedanke in meinen Kopf, den ich nicht haben wollte. Nämlich, dass er wirklich unheimlich gut aussah.
 

"Wie beweise ich dir, dass du mir vertrauen kannst?", fragte er.
 

Was machten wir hier eigentlich? Warum war ich immer noch nicht ausgestiegen?
 

"Du könntest mir zum Beispiel sagen, was Neji über mich gesagt hat und mir erklären, warum dich das überhaupt interessiert. Ich kaufe dir nicht ab, dass du mir einfach nur aus Nettigkeit helfen willst."
 

Er grinste wieder. "Mag sein."
 

"Was hat er gesagt?", fragte ich beharrlich.
 

"Dass du nen geilen Arsch hast. Und dass er dich gerne so richtig ordentlich nehmen würde, bis du nur noch lustvoll seinen Namen stöhnen kannst", sagte Sasuke in völlig neutralem Tonfall.
 

Ich ballte die Fäuste. "Ekelhaft", erwiderte ich nüchtern. In mir kochte es und ich hatte große Lust Neji dafür meine Faust mitten ins Gesicht zu schlagen.
 

"Sowas würdest du natürlich niemals sagen", stellte ich sarkastisch fest.
 

"Doch." Er grinste. "Ich sage es dir aber gerne direkt ins Gesicht und stelle mich nicht vor 20 Typen in der Umkleide hin und klopfe Sprüche."
 

Ich funkelte ihn wütend an. "Ich glaube, ich gehe besser!" Ich öffnete die Tür. "Danke fürs Fahren", sagte ich noch, dann stieg ich aus.
 

Er lehnte sich ein Stück rüber, um mich nach wie vor im Blick haben zu können. "Schlaf gut und träum von mir!", er grinste dreckig und ziemlich umwerfend.
 

Ich knallte ohne ein weiteres Wort die Tür zu, drehte mich um und ging entschieden auf die Haustür zu. Dort kramte ich meinen Schlüssel heraus und schloss auf. Ich hörte ihn erst wegfahren, nachdem die Tür hinter mir ins Schloss gefallen war.
 

Verärgert stieß ich meinen Atem aus. Ich hatte absolut keine Ahnung, was ich von Sasuke Uchiha halten sollte.

Streit?

"Hi!", japste ich, und blieb stehen. Ich drückte mir die Hand auf die schmerzende Seite und brauchte noch ein paar Atemzüge, bis ich wieder genug Luft für einen längeren Satz hatte.
 

"Sorry, dass du warten musstest!"
 

Hinata hob abwehrend die Hände und lächelte. "Ich bin doch diejenige, die dich so überfallen hat!" Sie warf einen Blick auf meine Jogginghose und mein durchgeschwitztes Top. Wie kannst du nach gestern nur schon um 11 Uhr Joggen gehen? Mir schien es schon fast unmöglich überhaupt bis in die Dusche und ins Taxi zu kommen!" Sie musterte mich nochmal. "Aber so eine Figur bekommt man wahrscheinlich nicht durchs nichts tun, oder?"
 

Ich lächelte. Aber Figursorgen waren eigentlich nicht der Grund gewesen, warum ich mich zu der Joggingrunde aufgerafft hatte.
 

Es hatte damit angefangen, dass ich erst nicht hatte einschlafen können und dann viel zu früh wieder aufgewacht war. Nachdem ich geschlagene zwei Stunden versucht hatte, noch weiterzuschlafen, hatte ich es schließlich aufgegeben.

Und weil ich gespürt hatte, wie mir aufkommende Ängste immer mehr den Hals zuschnürrten und ich vergeblich versucht hatte, mich abzulenken, hatte ich mich schließlich gezwungen, meine Sportklamotten anzuziehen und mich zu bewegen. Sich richtig auszupowern half, das hatte es auch diesmal. Aber mehr noch hatte Hinatas Anruf mir geholfen.
 

Auf der Hälfte meiner Runde hatte mein Smartphone geklingelt und eine noch etwas müde aber gut gelaunt klingende Hinata hatte mich gefragt, ob wir uns nicht treffen wollten und über die Geschehnisse des gestrigen Abends plaudern. Das hatte mir gleichermaßen Freude und Erleichterung verschafft.

Der Grund, warum ich so wenig Schlaf bekommen hatte, war nämlich, dass ich immer wieder im Kopf durchspielte, wie der Abend geendet hatte.
 

Der gestrige Abend hatte mich wieder an das unbeschreiblich tolle Gefühl erinnert, einen richtigen Freundeskreis zu haben. Ich hatte die Witzeleien und das gemeinsame Lachen so genossen. Und zugleich fragte ich mich, seit ich gestern im Bett gelegen hatte, ob diese gerade aufkeimende Freundschaft nun in Gefahr war, ob es nur eine trügerische Hoffnung gewesen war, dass wir alle befreundet sein konnten.

Mir ging Narutos wütender und verletzter Blick nicht aus dem Kopf.

Würden Sasuke und er sich wirklich einfach so wieder vertragen? Wie würden Kiba und Shikamaru reagieren, wenn es nun meinentwegen Streit in ihrer Freundesgruppe gab? War Naruto vielleicht sogar unfreundlich zu Hinata gewesen, weil er schlecht drauf gewesen war? Würde sie denken, ich sei daran Schuld? Würde Sasuke es bereuen, dass er nun meinentwegen Stress mit seinem besten Freund hatte? Würde ich am Ende wieder ganz alleine sein? Auf diese letzte Frage liefen alle meine Ängste hinaus. Nachdem ich endlich einmal wieder von dem Gefühl gekostet hatte, Freunde zu haben und einen Platz zu dem ich gehörte, glaube ich das nicht ertragen zu können.
 

Und Hinatas Anruf, ihr Interesse, mit mir über den Abend zu plaudern, ihr fröhlicher Tonfall, die Selbstverständlichkeit, mit der sie uns mittlerweile als Freundinnen zu betrachten schien, all das hatte meine Sorgen beiseite gewischt. Total erleichtert war ich so schnell ich konnte zurückgejoggt und als ich auf den Hauseingang zugerannt war, hatte sie schon dagestanden mit zwei Bechern Kaffee und einer Tüte mit herrlich duftenden Croissants.
 

Während ich schnell unter sie Dusche gehüpft war, mir ein frisches schwarzes T-Shirt übergeworfen hatte und in meinen schwarzen Jeansrock geschlüpft war, hatte Hinata es sich schon auf dem Sofa gemütlich gemacht und dann waren wir Kaffee schlürfend dazu übergegangen alle Details des Abends durchzugehen. Sie sagte, wie glücklich sie gewesen sei, einfach so entspannt Zeit in Narutos Nähe verbringen zu können und ich hatte ihr nach kurzem Zögern von Neji erzählt und auch von Sasukes komischer Art mir zu helfen. Ich erzählte ihr sogar, dass Sasuke vermutete, dass sie auf Naruto stand. Ich brauchte eine Viertelstunde, um ihr zu versichern, dass ich wirklich sicher war, dass er Naruto nichts davon sagen würde. Zumindest hoffte ich das inständig.
 

"Aber ich kann nicht fassen, wie widerlich Neji einfach ist!", schimpfte sie wieder los, nachdem sie einen Moment nachdenklich auf einem Croissant herumgekaut hatte. "Ich sagte dir ja, dass ich ihn nicht besonders leiden kann, aber jetzt finde ich ihn noch schrecklicher!"
 

"Falls Sasuke wirklich die Wahrheit gesagt hat", warf ich ein.
 

"Ich kaufe es ihm ab. Wenn ich so drüber nachdenke, passt genau sowas zu meinem lieben Cousin!" Sie schüttelte sich angewidert. "Und du hast doch gesagt, Sasuke sei dir auf der Fahrt verhältnismäßig freundlich und ehrlich interessiert vorgekommen. Wieso hätte er das dann erfinden sollen? Und sowas muss man sich erstmal ausdenken, das wäre schon eine wirklich fette Lüge! Und Neji hätte bestimmt auf der Terrasse anders reagiert, wenn er nicht irgendwie gewusst hätte, warum Sasuke ihn so angegangen ist."
 

"Vielleicht!", sagte ich nachdenklich und nahm noch einem Schluck Kaffee. "Bleibt nur noch die Frage, was er eigentlich von mir will. Sich mit seinem besten Freund zu streiten, nur weil er mich ins Bett kriegen will ist doch nicht logisch, oder?"
 

"Neee", stimmte Hinata zu. "Aber für so uneigennützig, dass er dir einfach nur helfen wollte, damit Naruto dich nicht anflirtet halte ich ihn einfach nicht. Besonders würde er dafür doch erst recht keinen Streit mit seinem Freund riskieren. Vielleicht steht er auf dich? Also so richtig, nicht nur für eine Affäre."
 

"Ich weiß nicht," sagte ich zweifelnd. "Du sagst doch er hat öfter seinen Spaß mit irgendwelchen Mädchen und ist nie auf eine richtige Beziehung aus."
 

"Jaaa, schon", sagte Hinata.
 

"Tja, da müssen wir wohl einfach abwarten, was weiter passiert", sagte ich schulterzuckend. "Am liebsten wäre mir ja, es würde absolut gar nichts passieren und das Thema wäre jetzt einfach erledigt. Ich weiß nämlich nicht mal, ob ich ihn überhaupt leiden kann."
 

Hinata kicherte. "Also mir wäre es recht, wenn er auf dich steht, dann würde Naruto es vielleicht aufgeben!"
 

"War er wirklich so sauer?", fragte ich nochmal nach. "Was hat er denn ganz genau gesagt, nachdem wir weg waren?"
 

Hinata nahm noch einen Schluck Kaffee, bevor sie antwortete. "Naja gesagt hat er eigentlich nicht viel. Erst hat er euch noch fassungslos nachgesehen und dann hat Kiba angefangen ziemlich über Sasuke herzuziehen. So nach dem Motto, er sei ja wohl der mieseste Freund aller Zeiten aber Naruto hat ihn abgewürgt und meinte nur, er hätte keinen Bock mehr und wolle ins Bett. Er schien ziemlich verstimmt. Naruto und Shikamaru hatten wohl geplant bei Kiba zu schlafen, der wohnt wohl irgendwo in der Nähe, weswegen dann irgendwie klar war, dass wir nun alle gehen."
 

"Hm!", sagte ich ein wenig betreten.
 

"Fühl dich jetzt bloß nicht schuldig!", sagte Hinata auf einmal streng. "Ich wäre ohne dich nie auf diese Party gegangen oder hätte auch nur mit ihm geredet. Das ist aber nun ein Ansatzpunkt, etwas worüber man bei Gelegenheit mal sprechen kann. Und vielleicht gibt es dann mit etwas Glück irgendwann ja doch die Chance, dass er mich nochmal anders wahrnimmt und wir uns wieder mehr kennenlernen. Und du hast selbst gesagt, dass ich eine tolle Freundin wäre!"
 

"Das wärst du!", bestätigte ich sofort und lachte. "Definitiv!"
 

Hinata lächelte und sagte: "Eine gute Sache ist nämlich auch noch passiert! Als wir uns verabschiedet haben, hat er gesagt, dass es cool war, mal wieder wie früher mit mir rumzuhängen und dass er gar nicht weiß, warum wir eigentlich damit aufgehört haben."
 

Nachdem Hinata schließlich gegangen war, hatte ich die Wohnung geputzt, Lebensmittel eingekauft, gekocht, gegessen, abgewaschen, alles erledigt, was es an Aufgaben für die Schule zu tun gab und meine Wäsche zu dem kleinen Waschsalon gebracht, den ich zwei Straßen weiter entdeckt hatte. Nun lag sie, vom Trockner noch leicht warm, ordentlich gefaltet in der Komode.
 

Ich ließ mich aufs Sofa fallen und blickte aus dem Fenster. Der Himmel hatte sich blass rosa verfärbt und es wurde schon dunkel. Die Uhr auf meinem Smartphone Display zeigte 20.30 an.
 

Ich spürte plötzlich, wie müde und erschöpft ich war. Das Gefühl von Einsamkeit umschloss mich wieder mit festem Griff und lange saß ich in meinem kleinen, immer dunkler werdenden Zimmer und tat gar nichts. "Bis Montag morgen", dachte ich. Ich musste es nur bis Montag morgen ertragen. Dann würde ich Hinata wieder sehen.
 

Montag vor der Schule war ich dann gleichermaßen in freudiger Erwartung und nervös gewesen. Einerseits konnte ich wieder in Gesellschaft sein, andererseits musste ich mich nun mit dem Thema "Naruto" auseinandersetzen.

Ich hatte eine Weile hin und her überlegt und war zu dem Schluss gekommen, dass ich einfach so tun würde, als wäre nichts und ich wäre mir keines Problems bewusst. Halb hoffte ich, dass ich einfach alles überdramatisierte und es tatsächlich kein Problem gab.
 

Und so steuerte ich entschlossen auf Naruto, Shikamaru und Kiba zu, als ich sie vor dem Schulgebäude stehen sah.
 

"Hallo!", sagte ich betont fröhlich. "Habt ihr noch ein schönes Wochenende gehabt?"
 

"Heyhey", sagte Shikamaru freundlich. "Wie läuft es mit deiner Amnesie?"
 

Ich grinste. "Ist wie erwarte eingetreten!"
 

Er lachte und Kiba sagte vorwurfsvoll:" Alter, wie kann es sein, dass ihr euch mal zwei Minuten unterhaltet und nun Geheimnisse vor uns habt?"
 

"Ich nicht!", warf ich ein. "Ich habe keine Ahnung wovon er eigentlich redet!"
 

"Wie war dein Wochenende noch?", fragte Naruto freundlich aber nicht mit seiner gewohnt guten Laune.
 

"Ziemlich langweilig eigentlich", ich zuckte mit den Schultern. "Mit euch ist mein Leben auf jeden Fall unterhaltsamer!"
 

"Morgen!", sagte eine Stimme hinter mir und ich wusste ohne mich umzudrehen, dass es Sasuke war.
 

Shikamaru und Kiba grüßten unbeschwert zurück aber Naruto gab nur eine Art Brummen von sich und sagte dann: "Lasst uns reingehen." Er drehte sich um und steuerte auf den Eingang zu. Kiba und Shikamaru folgen ihm und ich setzte mich ebenfalls in Bewegung.
 

Ich warf Sasuke, der schweigend neben mir herging, einen Seitenblick zu und ich musste ein Zusammenzucken unterdrücken. Sein linker Kiefer wies einen ziemlich schmerzhaft aussehenden Bluterguss auf und seine Unterlippe war auf der linken Seite offenbar gerissen und erst leicht verheilt. Sie sah aus, als könnte sie jeden Moment wieder anfangen zu bluten.
 

Er merkte, dass ich ihn ansah und hob fragend eine Augenbraue. Schnell wandte ich wieder den Blick ab. Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass ich gar nicht wissen wollte, was passiert war, weil ich Angst hatte, dass es vielleicht mit mir zu tun haben könnte. Oder nahm ich mich nun zu wichtig? Hatte er sich vielleicht einfach bei seinem Taekwondo Training verletzt?
 

Als wir den Flur entlanggingen, bekam ich allerdings den Beweis, dass es nicht beim Training passiert sein konnte. Neji und zwei seiner Freunde kamen uns entgegen, als wir gerade auf unseren Klassenraum zusteuerten und sobald sie Sasuke sahen, fingen sie an zu grinsen.

"Wer hat dir denn den Schlag verpasst, Sasuke?", rief Neji höhnisch. Die meisten Schüler im Flur hielten in ihren Aktiviäten inne und beobachteten mehr oder weniger offensichtlich das Geschehen. Sasuke ging einfach weiter neben mir her. "Solltest du nach dem ganzen Training nicht eigentlich in der Lage sein, solche Schläge mit Leichtigkeit abzuwehren?", fragte Neji weiter, als wir an ihm vorbeikamen.
 

"Den hatte ich verdient", sagte Sasuke schlicht ohne sein Tempo zu verlangsamen. Schnell sah ich nach vorne zu Naruto aber der ließ sich keine Regung anmerken und betrat das Klassenzimmer ohne sich umzusehen.
 

Als ich ebenfalls den Raum betrat, sah ich, dass Hinata schon da war. "Was ist denn mit Sasuke passiert", fragte sie mich sofort schockiert, sobald ich mich gesetzt hatte.
 

Flüsternd berichtete ich ihr, was passiert war, seit ich das Schulgelände betreten hatte.
 

"Du vermutest also, sie haben sich geprügelt?", fragte Hinata entsetzt.
 

"Nein", sagte ich. "Ich glaube nur, dass Naruto ihm eine verpasst hat. Naruto ist ja unversehrt."
 

Sie schwieg einen Moment. "Wahrscheinlich hast du recht, es klingt tatsächlich alles danach", sagte sie schließlich.
 

"Was ist denn mir dir passiert?" Ino hatte soeben den Klassenraum betreten, und starrte Sasuke schockiert an, was dazu führte, dass alle, die ihn vorher nur möglichst unauffällig beobachtet hatten, nun neugierig auf eine Reaktion seinerseits warteten.
 

Er stöhnte genervt und reagierte ansonsten nicht, sondern zog sein Smartphone aus der Tasche und fing an, darauf herumzutippen. Kiba und Shikamaru warfen sich einen Blick zu. Naruto saß stumm neben Sasuke und blätterte lustlos und scheinbar ohne rechtes Ziel in seinem Mathebuch umher.
 

Bevor Ino noch etwas anderes tun oder sagen konnte, kam unser Mathelehrer herein und forderte alle auf, Platz zu nehmen, weil er mit dem Unterricht beginnen wollte. Als er Sasuke erblickte, schien er ebenfalls fragen zu wollen, was passiert war, überlegte es sich dann jedoch offenbar anders und tat als wäre nichts.
 

Die nächsten Stunden saß ich größtenteils nur da und grübelte oder unterhielt mich in den kleinen Pausen mit Hinata über Belanglosigkeiten. Auf den Unterricht hatte ich mich kaum konzentrieren können. Hinata schien es ähnlich zu gehen, ich bemerkte wie sie manchmal zu Naruto und Sasuke hinüberblickte, die still nebeneinander saßen und sich in Ruhe ließen.
 

Kiba und Shikamaru verhielten sich jedoch wie immer. Offenbar hatten sie beschlossen, die Sache zu übergehen. Und so blieb es mir erspart, lange darüber nachzugrübeln, wie ich mich in der Mittagspause verhalten sollte. Nach dem Läuten, hatte Hinata gerade gefragt, ob wir vielleicht einfach in die Bibliothek gehen sollten aber genau in diesem Moment tauchten Kiba und Shikamaru vor unserem Tisch auf und Kiba fragte beschwingt: "Ich steeerbe vor Hunger! Kommt ihr zwei mit in die Cafeteria?"
 

"Ehmm", sagte ich zögerlich und warf einen Blick zu Naruto und Sasuke hinüber. Sie standen beide bei der Tür und schienen auf Kiba und Shikamaru zu warten.
 

"Los kommt schon", sagte Shikamaru. "Die beiden sind heute nicht besonders gesprächig, wie ihr wahrscheinlich schon bemerkt habt. Ihr könnt uns doch nicht mit denen alleine lassen!"
 

Ich tauschte einen Blick mit Hinata und sie nickte aufmunternd. "Okay!", sagte ich. Wir kommen gerne mit!"
 

Also schulterte ich meine Tasche und folgte den anderen zu Naruto und Sasuke hinüber, die sich in Bewegung setzten, als sie sahen, dass wir auf sie zukamen und unseren kleinen Trupp in Richtung Cafeteria anführten.
 

Tatsächlich war ich nach wie vor entschlossen, mich aus allem rauszuhalten und so zu tun, als wäre nichts und da offenbar jeder die selbe Strategie verfolgte, witzelten ich und Hinata schon bald mit Kiba und Shikamaru herum und das einzig unnormale war, dass Naruto ungewöhnlich schweigsam war.
 

Und so verging auch der restliche Tag damit, dass Hinata und ich uns hauptsächlich mit Shikamaru und Kiba unterhielten. Sasuke schien sich heute sogar seine sonst üblichen hämischen Kommentare zu verkneifen.

Allerdings, so dachte ich, als ich auf dem Nachauseweg durch den Park schlenderte, wäre es wirklich schön, wenn Naruto wieder fröhlich wäre, wenn Sasuke und er beide so schweigsam und missgelaunt waren, waren sie irgendwie etwas gruselig. Aber was sollte ich dagegen unternehmen? Sollte ich überhaupt etwas unternehmen? Eigentlich wusste ich ja nichtmal genau was los war.
 

Ich hatte Narutos Nummer, sollte ich ihm schreiben? Aber was?
 

Ich verschob den Gedanken und zwang mich schließlich, mich auf die Hausaufgaben zu konzentrieren. Danach ging ich Joggen und aß etwas. Nach dem Abwasch hatte ich nun wieder nichts mehr zu tun.
 

In diesem Moment gab mein Smartphone ein Signal von sich und als ich nachsah, stellte ich fest, dass Hinata eine Gruppe mit Sasuke und mir gegründet hatte, in die sie den fertigen Text für die Lateinprojektarbeit geschickt hatte. Stimmt, sie hatte ihn nach der Schule deswegen nach seiner Nummer gefragt und erklärt, dass sie uns das Dokument eigentlich Sonntag hatte schicken wollen aber keinen Kontakt von ihm gehabt hätte.
 

Hinata tippte: "Ich hab alles gegengelesen. Aber guckt ihr bitte nochmal drüber, ob wir das so abgeben wollen?"
 

Ich klickte auf das Dokument und ging unseren Text nochmal durch. Hinata hatte gute Arbeit geleistet, ich hatte nichts zu beanstanden.
 

Ich schrieb: "Danke Hinata! Ich finde es gut so!"
 

Sekunden später schrieb Sasuke: "Passt."
 

"Okay, toll, dann drucke ich es jetzt aus und gebe es morgen ab!", schrieb Hinata ein paar Sekunden später.
 

"Du bist die Beste!", antwortete ich, ließ wieder den Kopf nach hinten auf die Sofalehne sinken und schaute an die Decke. Diese Gruppenarbeit hatte wirklich gut funktioniert.
 

Ich nahm wieder mein Smartphone in die Hand, klickte auf die Nummer von Sasuke und speichert sie als Kontakt unter "Sasuke Uchiha" ein.
 

Bevor ich zu viel darüber nachdenken und es mir wieder anders überlegen konnte, öffnete ich einen neuen Chat und schrieb ihm.
 

"Hey, hier ist Sakura. Hast du meinetwegen Streit mit Naruto?"
 

Ich schickte es ab. Ich musste es einfach wissen. War das dumm? Ich starrte auf den Chat. Würde er darauf antworten?
 

"Ich habe MEINETWEGEN Streit mit Naruto. Aber ja, es geht um dich."
 

Ich starrte auf seinen Satz. Ich hatte es befürchtet aber es schwarz auf weiß zu lesen rief dennoch ein unangenehmes Gefühl in meiner Bauchgegend hervor. Aber hieß sein Satz nicht auch, dass er mir dafür nicht die Schuld gab?
 

"Tut mir leid", schrieb ich schließlich.
 

"Der kriegt sich wieder ein."
 

Eine Weile saß ich da und sah auf die Buchstaben ohne zu wissen, was ich nun schreiben sollte. Schließlich fragte ich bloß:
 

"Hast du ihm von Hinatas Gefühlen erzählt?"
 

"Nein", schrieb er zurück.
 

Erleichtert warf ich das Smartphone auf das Sofapolster. Das war gut. Sehr gut sogar. Solange Naruto noch Interesse an mir hatte, würde er vielleicht nicht offen für Anderes sein und dann würde es keine so gute Chance geben, dass er mit der Zeit erkannte, dass Hinata wunderbar zu ihm passen würde.
 

Mein Smartphone klingelte und ich schrak zusammen, als das Geräusch die Stille zerriss. Auf dem Display stand: Eingehender Anruf: Naruto.
 

Kurz überlegte ich, nicht ranzugehen aber die Neugier siegte schließlich und ich nahm ab.
 

"Hallo?", fragte ich.
 

"Hi Sakura, ich bins!", sagte Naruto. "Bist du gerade zuhause?"
 

"Ja, wieso?", antwortete ich nach kurzem Zögern.
 

"Ich würde gerne kurz mit dir reden, wenn es geht. Dauert nur zwei Minuten."
 

Was sollte ich sagen? Aber ich konnte ja nun schlecht nein sagen, und mich rausreden konnte ich auch nicht, schließlich hatte ich gerade gesagt, dass ich zuhause war. Aber mir behagte die Vorstellung auch nicht, dass wir nur zu zweit in meiner Wohnung waren.
 

"Klar!", sagte ich schließlich freundlich. "Klingel mich dann einfach an und ich komme runter."
 

"Super, bis gleich!" Er legte auf.
 

Unnötig zu sagen, dass ich mich die nächsten 20 Minuten ständig fragte, was er bloß wollen könnte. Dann klingelte es an der Tür und ich schnappte mir meinen Schlüssel, schlüpfte in meine Schuhe und eilte nach unten.
 

"Hi!", sagte er grinsend und wir umarmten uns kurz zur Begrüßung.
 

"Was gibt's?", fragte ich. Ich dachte es wäre am besten direkt zur Sache zu kommen.
 

"Also, ich machs kurz," sagte er und vergrub ein wenig verlegen die Hände in den Hosentaschen. "Tut mir leid, dass ich dich in den letzten zwei Wochen dauernd in Verlegenheit gebracht habe."
 

"Was?", fragte ich verdutzt. Damit hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet.
 

"Jaa das war blöd. Ich hab schon verstanden dass du mir ständig freundlich zu verstehen gegeben hast, dass du uns als Freunde betrachtest."
 

Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte, ich war von seiner Offenheit überfordert. "Ich will wirklich gerne mit euch allen befreundet sein, ich finde euch alle total super und nach einer Beziehung bin ich einfach nicht auf der Suche", sagte ich schließlich etwas vorsichtig. Hoffentlich machte ich nicht alles kaputt, wenn ich mich jetzt falsch verhielt.
 

Er lächelte. "Ich weiß, das hat mir Sasuke am Samstag auch versucht klarzumachen. Er meinte, du bist neu und willst einfach nur Anschluss finden und ich würde dich mit meinem Verhalten bloß in Verlegenheit bringen. Also, sorry dafür."
 

Ich lachte verlegen. "Naja, also entschuldigen, musst du dich bei mir nicht. Wenn jemand wie du sich für einen interessiert, fühlt man sich ziemlich geschmeichelt!" Ich lächelte ihn vorsichtig an. "Du bist nämlich wirklich toll, aber Sasuke hat recht, ich wünsche mir momentan einfach Freunde zu finden und nichts weiter."
 

"Ist angekommen", er lächelte. "Dann gehe ich jetzt wohl mal zu Sasuke und vertrage mich wieder mit ihm."
 

Er hielt mir die Hand hin. "Freunde?", fragte er mit seinem üblichen grinsen.
 

Ich schlug ein. "Freunde!", strahlte ich ihn an.
 

Und nachdem wir noch ein paar scherzhafte Bemerkungen darüber ausgetauscht hatten, dass wir diese dramatische Phase unserer Beziehung so glorreich und ohne Mord und Totschlag überwunden hatten, machte er sich auf den Weg und ich düste nach oben, um sofort Hinata von dieser Entwicklung zu unterrichten.

Freunde

Der Rest der Woche war einfach toll gewesen. Sasukes Bluterguss und Lippe waren bis Freitag soweit verheilt, dass sein Gesicht wieder absolut makellos aussah. Naruto hatte sich wieder verhalten wie immer und verbreitete gute Laune, überall wo er sich aufhielt. Sasuke schien sich daher wieder entspannt genug zu fühlen, um seine üblichen Gemeinheiten zu verteilen aber das störte keinen der Jungs und auch Hinata und ich waren mittlerweile irgendwie daran gewöhnt.

Wir hatte die ganze Woche über alle Pausen zusammen verbracht und lernten uns immer besser kennen. Mittlerweile schien es für alle ganz klar zu sein, dass wir Freunde waren. Ich konnte es kaum fassen, wie schnell eine zwanglose Selbstverständlichkeit entstehen konnte, wenn man sich gut verstand.
 

Es war Freitag Nachmittag und eben hatten wir unsere letzte Stunde für diese Woche hinter uns gebracht. Nun standen wir in der Nachmittagssonne auf dem Parkplatz neben Sasukes Auto.
 

"Jetzt bleibt mal beim Thema!", forderte Kiba lautstark. "Das ist ne ernste Sache. Eine falsche Entscheidung könnte katastrophale Konsequenzen nach sich ziehen!"
 

Eine katastrophale Konsequenz war für Kiba wohl ein langweiliges Wochenende, denn die wichtige Sache war, zu entscheiden, ob wir heute Abend ausgehen sollten und wenn ja in welchen Club.
 

Da ich mich in der Gegend nicht auskannte, fühlte ich mich allerdings nicht berufen einen Vorschlag zu machen und Hinata schien es genauso zu gehen.
 

Sasuke lies bloß ein "tss" hören, was wohl so viel hieß wie "ist mir doch egal".
 

Naruto und Shikamaru wogen nun allerdings mit Kiba die Vor- und Nachteile einiger Optionen ab und schließlich hatten sie sich auf eine Location geeinigt und die Abendplanung war beschlossene Sache.
 

"Lasst mal vorher noch treffen und schonmal ein bisschen was trinken und abhängen!", schlug Naruto motiviert vor.
 

"Bei mir zuhause geht's nicht", sagte Kiba promt. "Meine Mutter hat schon die ganze Woche total miese Laune."
 

Kurz stellte ich mir vor, wie ich uns alle in meinem kleinen Appartment unterbringen sollte, das führte dazu, dass ich den Gedanken sofort wieder verwarf.
 

Naruto sagte: "Gehen wir zu dir, Sasuke? Von dir aus können wir hinhaufen!"
 

Sasuke gab ein für mich undeutbares Brummen von sich, drehte sich um und öffnete seine Autotür. Für Naruto schien das jedoch nach so etwas wie "Ja aber gerne doch, ihr seid alle herzlich willkommen" geklungen haben. "Nice!", rief er erfreut. "Bringt euch alle was zu trinken mit!"
 

"Willst du jetzt mitfahren oder nicht, Naruto?", ertönte Sasukes genervte Stimme aus dem Auto.
 

Sagen wir 22 Uhr?", grinste Naruto und nahm sich noch die Zeit Hinata und mich zu umarmen und einen Handschlag mit Kiba und Shikamaru auszutauschen, bevor er einstieg.
 

Nachdem sie wegfahren waren und ich mich auch von den anderen verabschiedet hatte, machte ich mich mit ziemlich guter Laune auf den Nachhauseweg. Denn bis zu unserem Treffen bei Sasuke, würde ich mich mit Einkaufen und Hausaufgaben beschäftigen können und danach hatte ich Aussicht auf einen tollen Abend, das hieß, vorerst konnte ich dem Alleine sein entfliehen.
 

Und so beschäftigte ich mich schließlich erfolgreich bis 21 Uhr und fing dann an, mich zurechtzumachen. Als ich aus der Dusche kam, fiel mir plötzlich ein, dass ich vergessen hatte, zu fragen, wo ich überhaupt hin musste.
 

Ich tippte eine Nachricht an Sasuke.
 

"Hey, schickst du mir nochmal deine Adresse?"
 

Ich warf das Smartphone aufs Sofa und schlüpfte in meine schwarze enge Jeans, zog ein schwarzes Top an und darüber meine blaue Jeansjacke. Prüfend drehte ich mich vorm Spiegel und fuhr mit den Fingern durch meine Haare. Praktischerweise lagen sie auch heute in großen hübschen Wellen über meinen Schultern und ich musste sie nicht stylen. Ich brauchte dringend mal neue Klamotten, mit den Highheels würde das Outfit aber schick genug aussehen. Zum Glück konnte ich in denen gut laufen ohne nach zwei Metern Schmerzen zu bekommen. Der Vorteil daran, das ich mir nicht ständig neue Sachen leisten konnte, war, dass alles perfekt eingetragen und bequem war.
 

Gerade als ich überlegte, einen der Anderen nach Sasukes Adresse zu fragen, klingelte mein Smartphone und zeigte "Eingehender Anruf: Sasuke Uchiha" an.
 

"Hallo?", meldete ich mich ein wenig überrascht.
 

"Ich bin gerade auf dem Rückweg vom Training und komme ohnehin bei dir vorbei, ich kann dich also direkt mitnehmen."
 

"Oh!", sagte ich etwas aufgeschreckt und fing an, meinen Geldbeutel, die Wohnungsschlüssel und ein paar andere Utensilien in meine Tasche zu stopfen. Eigentlich war das gut. Gemessen an der Absatzhöhe waren die Schuhe zwar bequem aber es schadete auch nicht, unnötige Wege zu vermeiden. "Okay, ich bin so gut wie fertig", sagte ich.
 

"Bin in 2 Minuten da, ich warte unten." Er legte auf und ich düste ins Bad um noch etwas Lippenstift aufzutragen. Danach hielt ich kurz inne und überlegte, ob ich etwas vergessen hatte. Als mir nichts einfiel, schnappte ich mir den Sixer Bier, den ich gekauft hatte, und machte mich auf den Weg nach unten.
 

Sasuke war schon da, als ich unten ankam. Ich lief auf sein Auto zu, öffnete die Beifahrertür und lächelte ihn an. "Hi!"

Ich setzte mich und er quittiert meine Begrüßung mit einem "Hn".
 

Naruto oder die anderen hätte ich zur Begrüßung vermutlich ganz selbstverständlich umarmt, aber irgendwie war klar, dass Sasuke dafür nicht der Typ war, darum ließ ich es. Was okay war, eigentlich war diese ganze Umarmerei sowieso lästig. Ich war ein Freund davon, nicht zu viel unnötigen Körperkontakt zu anderen zu haben.
 

"Danke fürs mitnehmen!", sagte ich und schnallte mich an.
 

Er parkte aus und fuhr los. "Kein Ding", antwortete er.
 

Wir schwiegen einen Moment, dann platze ich mit dem heraus, was ich ihm eigentlich schon die ganze Woche hatte sagen wollen.
 

"Danke, dass du mit Naruto geredet hast. Er war bei mir und hat gesagt, du hättest ihm klar gemacht, dass er mich in Verlegenheit bringt. Ich bin wirklich froh, dass wir nun einfach alle entspannt befreundet sein können!"
 

Er warf mir einen prüfenden Blick zu und sah dann wieder auf die Straße.
 

"Gerne", antwortete er ruhig.
 

Wir schwiegen wieder und ich schaute aus dem Fenster. Leicht verwundert nahm ich wahr, dass ich dieses Schweigen nicht als unangenehm empfand und es sogar genoss, ganz in Ruhe neben ihm im Auto zu sitzen und die Gegend zu betrachten, durch die wir fuhren. Es war nicht die Art von Stille, bei der man die ganze Zeit verzweifelt versuchte, ein Gespräch am Laufen zu halten, weil das Schweigen noch unangenehmer wäre.
 

Ihm schien es ähnlich zu gehen, oder zumindest wirkte es so. Er sah vollkommen entspannt aus.
 

Nach einer Weile brach ich das Schweigen doch. Ich war neugierig.
 

"Du hattest eben Taekwondo Training?"
 

"Ja."
 

"Machst du das schon lange?"
 

"10 Jahre."
 

"Krass", sagte ich ein wenig beeindruckt. In meinem Leben hatte es viel zu viele unterschiedliche Phasen gegeben, als dass ich mir vorstellen könnte, so einen ruhigen, geregelten Alltag zu haben, dass ich 10 Jahre seelenruhig einer Aktivität hätte nachgehen können.
 

Er zuckte mit den Schultern. "Ist gut zum Stressabbau."
 

"Wieso, weil man Leute verprügeln kann?", fragte ich halb lachend, halb skeptisch.
 

Er schnaubte. "Ich mache nicht die wettkampforientierte Variante sondern den ursprünglichen Stil, der früher für ernsthafte Kämpfe entwickelt wurde. Dabei trainiert man sich allerdings Reflexe und Techniken an, mit denen man jemanden schnell ernsthaft verletzen oder umbringen könnte. Daher ist die Regel eigentlich, dass jeder Kampf zu vermeiden ist und auch im Training muss man viel beachten, um sich nicht zu verletzen. Man lernt jedenfalls sich zu kontrollieren. Ums verprügeln geht es dabei also nicht."
 

"Verstehe", sagte ich. "Und du machst das mit Neji zusammen?"
 

"Ja, schon von Anfang an." Er warf mir einen Blick zu. "Wieso?"
 

"Keine Ahnung", sagte ich zögerlich. "Bei allem, was ich so von ihm mitbekommen habe, fragte ich mich gerade, ob er das auch so verantwortungsvoll sieht. Er hat irgendwie was Fieses an sich. Aber ich kann das natürlich eigentlich nicht beurteilen, ich kenne ihn ja nicht besonders gut."
 

"Das wird auch so bleiben", sagte Sasuke in plötzlich härterem Tonfall.
 

Ich sah ihn irritiert an. Er blickte weiter ruhig auf die Straße.
 

"Machst du mir jetzt wieder Vorschriften?", fragte ich verärgert. Er war wirklich bescheuert, gerade hatte ich das Gefühl gehabt, dass wir uns völlig normal unterhalten hatten.
 

"Was das Thema angeht schon", antwortete er schlicht, offenbar beeindruckte ihn meine Verärgerung nicht im mindesten.
 

Ich zog die Augenbrauen hoch. "Ich habe ohnehin kein Interesse daran, Kontakt zu ihm zu haben, du kannst dich also wieder entspannen, okay? Ich will nur klarstellen, dass ich das selbst entscheide und nicht du."
 

"Das darfst du dir gerne einbilden, wenn du dich dann besser fühlst", antwortete er gleichgültig.
 

Gerade öffnete ich den Mund, um ihm gehörig die Meinung zu sagen und ihm zu erklären, dass er sich so einfach nicht verhalten konnte, als er mich abwürgte in dem er sagte: "Wir sind da."
 

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir in eine Einfahrt eingebogen waren und nun im Innenhof eines riesigen Anwesens parkten. Das war tatsächlich nochmal beeindruckender, als das Zuhause von Hinatas Familie.

Bevor ich mich von dem Anblick erholt hatte, war er ausgestiegen und lief auf die Treppen vor dem Eingang zu. Obwohl ich noch verärgert war, beeilte mich ihm zu folgen. Alleine kam ich mir hier ziemlich fehl am Platz vor.
 

Er schloss die Haustür auf und betrat das Haus und als ich ihm folgte, konnte ich nicht anders, als mich staunend umzusehen. Wieder wurde mir klar, in was für einer anderen Welt meine neuen Freunde zu leben schienen.
 

"Beeindruckt?", fragte Sasuke spöttisch und nahm mir das Bier aus dem Arm.
 

Er nickte zu einem Raum rechts von mir hinüber. "Wir können ins Wohnzimmer, meine Eltern sind nicht da."
 

Als ich nicht sofort reagierte, ging er voran und ich folgte ihm mit einer Sekunde Verzögerung.
 

"Tja, ist schon beeindruckend", gestand ich und sah mich nun im Wohnzimmer um.
 

"Keine Sorge, du bist nicht die Einzige, die das so sieht. Die ganzen Weiber sind nicht nur wegen meinem Aussehen hinter mir her, sondern, weil ich ne gute Partie bin und das alles mal erben werde." In seiner Stimme klang einiges an Verbitterung mit.
 

Ich warf ihm einen prüfenden Blick zu. Er stellte das Bier auf dem Wohnzimmertisch ab, ließ sich dann in einen Sessel fallen und betrachtete mich. "Willst du da weiter so rumstehen oder dich setzen?", fragte er.
 

Ich nahm auf einem Sofa platz und sah mich immer noch um. Dann riss ich mich wieder zusammen.
 

"Also für mich wärst du definitiv keine gute Partie, in diesen riesigen Räumen kommt man sich bestimmt total verloren und einsam vor!", sagte ich.
 

Er warf mir einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte, dann grinste er. "Du siehst aber eigentlich ziemlich ansehnlich aus auf diesem teuren Sofa. Genau das richtige Anhängsel für einen Mann mit viel Geld."
 

Ich hielt ihm bloß mit ausdruckslosem Gesicht meinen Mittelfinger entgegen, um meiner Verachtung deutlich Ausdruck zu verleihen.
 

Er lachte rau und schien ehrlich amüsiert und irgendwie genoss ich das Geräusch. Es klang anders als sein höhnisches, verächtliches Lachen, das ich bisher gehört hatte. Es klang nicht so kalt.
 

In diesem Moment klingelte es an der Tür und Sasuke stand auf, um zu öffnen. Ein paar Sekunden später marschierten Kiba, Shikamaru und Hinata herein.
 

"Hallo Sakura", sagte Shikamaru erfreut, als er mich erblickte. "Und ich dachte, wir wären die ersten!"
 

"Seid ihr zusammen gekommen?", fragte ich erstaunt.
 

"Kiba und ich schon", sagte Shikamaru und stellte Getränke auf dem Wohnzimmertisch ab. "Hinata haben wir eben draußen getroffen."
 

Es folgten einige Umarmungen zur Begrüßung, Shikamaru ließ sich erschöpft in einen Sessel sinken, als wäre er stundenlang gerannt und Hinata fragte mich: "Bist du schon lange da?" Sie sah mich etwas mitleidig an, als wäre ihr die Vorstellung mit Sasuke länger alleine zu sein sehr unangenehm.
 

"Nicht lange, Sasuke hat mich netterweise mitgenommen, als er von seinem Training kam", antwortete ich Hinata, die gerade neben mir platz nahm.
 

"Na, lass das nicht Naruto hören Sasuke", sagte Kiba munter und schnappte sich eine Flasche von dem Bier, das ich mitgebracht hatte. "Sonst haut er dir wieder eine rein, weil er denkt, du willst ihm bloß die Frau ausspannen."
 

"Bring mir auch eins mit", forderte Shikamaru und deutete auf das Bier.
 

"Hol es dir selber du fauler Hund", antwortete Kiba und nahm auf dem zweiten Sofa platz.
 

"Der haut mir nur eine rein, wenn ich es zulasse", sagte Sasuke säuerlich zu Kiba, der das mit einer Handbewegung abtat. "Jaja schon klar, du bist der Größte!"
 

Bevor Sasuke etwas erwiedern konnte, klingelte es erneut und Sasuke stand genervt auf, um wieder die Tür zu öffnen.
 

Naruto kam gut gelaunt hereinspaziert und die Umarmerei ging von vorne los. Er stellte noch mehr zu trinken auf den Sofatisch und sagte dann "Ey Sasuke, hol mal Gläser! Ich hab meinem Dad den teuren Whisky geklaut."
 

"Hol sie selbst, du Idiot", kam es von Sasuke und Naruto beschwerte sich promt, dass Sasuke als Gastgeber Einiges zu wünschen übrig ließ.
 

"Ihr habt euch selbst eingeladen!", erwiederte der bloß unbeeindruckt.
 

"Ich helfe dir, Naruto!", bot Hinata an und stand auf. "Cool!", sagte Naruto erfreut. "Endlich ist hier jemand konstruktiv! Die Küche ist dahinten." Er deutete auf eine Tür am anderen Ende des Raumes und er und Hinata verschwanden und man hörte, wie sie dort herumstöbertern.
 

"Kann ich die Chips mitbringen?", brüllte Naruto.
 

"Von mir aus", rief Sasuke zurück. Offenbar, dachte ich, fühlte sich Naruto hier ziemlich wohl, vielleicht war er öfter bei Sasuke zuhause.
 

Die nächsten zwei Stunden verbrachten wir in bester Stimmung und lachten eine Menge. Kiba und Naruto diskutierten lautstark über Bands, Sasuke teilte ihnen schließlich mit, dass es seiner Ansicht nach absolut lächerlich war, auf Konzerten irgendwelchen Fremden zuzujubeln wie Volltrottel, Hinata und Shikamaru fanden heraus, dass sie teilweise die gleichen Bücher lasen und ich konnte ihr ansehen, wie sehr es ihr Freude bereitete, jemanden gefunden zu haben, der sich auch für diese Themen interessierte. Sie war schon wieder leicht angetrunken und kicherte ziemlich niedlich. Ich war bisher bei Bier geblieben, Hinata ebenfalls. Die Jungs hatten sich hauptsächlich den Whisky von Narutos Vater gegönnt und schienen nicht im mindesten ein schlechtes Gewissen zu haben, dass sie Diebesgut verkonsumierten. Wahrscheinlich verdienten ihre Eltern alle so gut, dass sie sich keine Gedanken über sowas machten.
 

"Lasst mal langsam losgehen!", sagte Kiba schließlich gut gelaunt, als er gerade sein Glas gelehrt hatte.
 

"Ich muss erst mal pinkeln!", sagte Shikamaru und schlurfte davon und Naruto folgte ihm, offenbar ebenfalls angetan von der Idee.
 

Hinata fing an, die Snacks und Gläser etwas zusammenzuäumen, um nicht ganz so ein Chaos zu hinterlassen und ich rafft mich auf und fing an, ihr zu helfen. Ich schnappte mir ein paar Gläser und trug sie in die Küche. Dieser Raum sah ebenfalls extrem schick aus und ich konnte mir partout nicht vorstellen, hier zu kochen und irgendwas dreckig zu machen. Ich erblickte einen Geschirrspüler und sah skeptisch auf die Gläser.
 

"Darf man die in den Geschirrspüler tun oder spült man die besser per Hand?", fragte ich Sasuke, der gerade mit den restlichen Gläsern in die Küche kam.
 

"Die können rein", sagte er und fing an, seine Gläser einzuräumen. Ich tat es ihm gleich. Ich musterte ihn, er wirkte als hätte er gar nichts getrunken.
 

"Was ist?", fragte er. Offenbar hatte ich ihn zu auffällig beobachtet.
 

Ich lachte verlegen. "Ich habe mich nur gefragt, warum du eigentlich noch so nüchtern bist, bei dem ganzen Alkohol."
 

"Bin ich nicht", grinste er. "Ich bin in der Phase, wo ich mich extrem konzentrieren muss, um noch normal zu wirken."
 

Ich lachte.
 

Er gab mir einen leichten Stoß gegen die Schulter und ich verlor fast das Gleichgewicht. Aber er hielt mich sofort am Oberarm fest, um mich wieder zu stabilisieren. "Die Frage ist wohl eher, warum du von dem bisschen Bier so betrunken bist."
 

"Also betrunken kann man das jetzt noch nicht nennen!", protestierte ich.
 

"Bei deiner schlanken Figur wirkt der Alkohol wahrscheinlich einfach schneller", sagte er und plötzlich hatte ich das Gefühl, dass er mich zu intensiv musterte.
 

"Ich will auch nochmal auf Toilette", sagte ich und drängte mich an ihm vorbei durch die Tür in Richtung der Stimmen der andern.
 

Es dauerte noch ein paar Minuten aber schließlich waren wir unterwegs. Ich war froh, dass ich meine Jacke dabei hatte, die Nächte waren schon ein wenig von der Kühle des Herbstes durchzogen. Trotzdem war mir warm, vermutlich wegen des Alkohols.
 

Die 20 Minuten, die wir zu Fuß gingen, lief ich neben Hinata und wir unterhielten uns über alles mögliche. Ich war mir bewusst, dass wir die ganze Zeit ein wenig albern herumkicherten aber es war mir egal. Irgendwie erschien mir momentan alles total lustig zu sein und ihr ging es wohl ebenso. Es war angenehm so mit ihr durch die Nacht zu schlendern, hinter uns die lachenden Stimmen der Jungs.
 

Der Club schien ziemlich angesagt zu sein, jedenfalls standen draußen viele Leute herum.
 

"Och nööö", sagte Shikamaru, als er die Schlange vor der Tür erblickte. Allerdings ging es zügig voran.
 

"Ausweise", wies uns einer der Türsteher an, als wir endlich ganz vorne standen. Wir reichten sie ihm. "Ist einer von euch volljährig?"
 

"Ich", sagte Sasuke und hielt ihm seine Ausweis hin. Hinata war ebenfalls im Sommer schon 18 geworden.
 

"Alles klar", sagte der Türsteher gleichgültig und öffnete die Absperrung, um uns einzulassen.
 

"Alter, ich bin so froh, wenn ich in ein paar Wochen in einen Club gehen kann, ohne dass man mich darauf hinweist, dass Sasuke meine Aufsichtsperson ist!", brüllte Naruto, um die Musik zu übertönen.
 

"Jaaa!", brüllte Kiba zurück. "Das fuckt mich auch schon den ganzen Sommer total ab.
 

"Also ich lasse mich gerne von dir beaufsichtigen!, rief ich Hinata fröhlich zu und hakte mich bei ihr ein.
 

Sie kicherte: "Jaaa, vor allem, weil ich ständig in Clubs rumhänge und mich total auskenne." Nun lachten wir beide.
 

"Warst du denn schon öfter tanzen?", fragte sie.
 

"Jaa, ein paarmal, ich hatte ältere Freunde oder Bekannte, sodass ich irgendwie reingekommen bin, teilweise auch, weil nicht kontrolliert wurde."
 

"Ey, lasst erstmal Jacken abgeben", brüllte Kiba zu uns herüber und deutete zur Warteschlange vor der Gaderobe. Als das schließlich geschafft war und ich mein Märkchen sorgsam in meiner Tasche verstaute, mussten Naruto und Kiba schon wieder auf Toilette.
 

Shikamaru überzeugte gerade Sasuke davon noch ein Bier zu holen und sie zogen in Richtung Bar davon.
 

"Sollen wir mitgehen?", fragte ich Hinata.
 

"Oder Tanzen?", fragte sie motiviert. "Das Lied mag ich und ich kann noch nicht wieder trinken!"
 

"Okay!", stimmte ich zu, überzeugt von ihrer guten Laune und wir schoben uns in der entgegengesetzen Richtung durch die Menge auf die Tanzfläche.
 

Dort konnten wir ein kleines Plätzchen für uns erobern. Wir brauchten eine Minute um richtig reinzukommen, und schauten uns einen Moment unsicher lachend an. Irgendwie war es manchmal peinlich einfach so plötzlich loszutanzen. Allerdings war dieser Moment schnell überwunden und wir hatten kurz darauf ziemlich Spaß, wir vergaßen die Zeit und ich genoss es mich in meinem leicht angetrunkenen Zustand in der Menge treiben zu lassen. Die Dunkelheit und die flimmernden Lichter verstärkten noch das fast schon meditative Gefühl.
 

Leider wurden wir schon nach einer Weile von zwei Typen komisch angetanzt und das holte mich in die Realität zurück.
 

"Heeey!", rief jemand hinter mir und eine Sekunde später erschienen Kiba und Naruto neben uns und einen Moment später waren auch Shikamaru und Sasuke da. "Wir haben euch schon gesucht!", rief Naruto durch die Musik. "Ihr könnt doch nicht einfach ohne uns Spaß haben!"
 

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie die beiden Typen sich verzogen, als sie sahen, daß wir in Begleitung waren.
 

Mittlerweile war es zu eng geworden, um richtig ausgelassen zu tanzen also blieb uns nicht viel anderes übrig, als uns etwas mit der Menge treiben zu lassen.
 

Sasuke und Shikamaru schien das zu eng zu werden, jedenfalls verzogen sie sich ziemlich bald in Richtung einiger Sessel und Sofas weiter hinten im Raum. Die beiden schienen ohnehin nicht wie Kiba oder Naruto Spaß dabei zu haben beim Tanzen herumzualbern und sich auszutoben.

Ich musste Lachen und Hinata stimmte mit ein, als wir uns vorstellten, dass die Beiden wie Naruto und Kiba tanzen würden, weil es uns zu absurd vorkam. Außerdem hatten wir so wieder etwas mehr Platz um uns herum und das nutzten wir auch sofort aus.
 

"Alter, das gibt es doch nicht", rief Kiba uns dreien durch den Lärm zu und spähte durch den Raum. "Sasuke wird schon wieder belagert."
 

Ich schaute hinüber zu den beiden und tatsächlich versuchten gerade zwei Frauen Sasuke und Shikamaru in ein Gespräch zu verwickeln. Sasuke schien allerdings nicht besonders erpicht darauf.
 

"Tja", sagte Naruto altklug, "solche Clubs sind doch am Ende einfach ein großer Fleischmarkt!"
 

"Uhhäähh", lachte Hinata angewidert.
 

Eine Weile später musste ich auf Toilette und sagte Hinata bescheid, wo ich hinging und dass ich gleich wiederkommen würde.
 

Im nächsten Moment kam es mir so vor, als wäre es eine dumme Idee gewesen, alleine zu gehen. Auf dem Weg zur Damentoilette musste ich an der Bar vorbei und bekam gleich zwei Einladungen auf ein Getränk, die beide unangenehm waren und von Männern kamen, die locker schon Anfang 30 und viel zu alt für mich waren. Ich schüttelte nur den Kopf und ging einfach weiter, ohne groß hinzusehen.

Ich war es gewohnt, dass ich auf Männer anziehend wirkte, weil ich in der Gen-Lotterie wohl einfach Glück gehabt hatte, aber hier mit diesen vielen angetrunkenen Männern wurde mir plötzlich stark bewusst, wie viele Blicke mir folgten und ich war froh, als ich wieder bei den anderen ankam. Naruto und Hinata standen da und lachten ausgelassen über irgendwas.
 

"Wo ist Kiba?, fragte ich.
 

"Holt sich noch ein Bier!", rief Naruto und lachte gleich darauf weiter. Inzwischen hielten sie sich vor Lachen aneinander fest und riefen sich etwas zu. Soweit ich das mitbekam, hatten sie sich gerade an eine lustige Situation aus der Grundschulzeit erinnert und ich wollte sie auf keine Fall stören, wenn sie sich gerade so gut verstanden.
 

"Ich gehe zu den anderen", rief ich und machte mich mich den Weg zu Sasuke und Shikamaru. Sie waren wieder zu zweit und hatten die Köpfe zusammengesteckt, wohl, um sich bei dem Lärm zu verstehen. Ich konnte deutlich sehen, wie fast jede Frau in ihrer Nähe Sasuke verstohlen beobachtete.
 

Bevor ich den halben Weg zurückgelegt hatte, hielt mich jemand am Handgelenk fest. Ich drehte mich um und erblickte einen jungen Typen, der zwar ganz sympathisch aber ziemlich betrunken aussah. "Du kannst gut tanzen!", brüllte er mir ins Ohr. "Du bist echt heiß, aber das weißt du selbst, oder?" Er lächelte mich an, es sollte wohl charmant aussehen aber es kam eher etwas creepy rüber. Ich zog meine Hand los, lächelte unverbindlich und ging weiter.
 

Shikamaru und Sasuke sahen beide aufmerksam zu mir herüber, Sasuke hatte sich halb erhoben und ließ sich nun wieder ins Sofa sinken.
 

"Hi!", lachte ich und ließ mich zwischen sie fallen. "Ich dachte, ich komme mal vorbei und retten euch vor den Damen!"
 

"Wir wollten dich gerade retten kommen!", sagte Shikamaru lachend.
 

"Ach, alles gut!", sagte ich sorglos und zeigte auf sein Bier. "Kann ich einen Schluck trinken, ich habe mega Dust!"
 

"Klar!", er gab es mir. Ich trank 3 große Schlucke, weil ich tatsächlich vom Tanzen und der stickigen Luft total durstig war.
 

"Ich hol mir ein Neues!", sagte Shikamaru. "Behalt das ruhig!" Damit stand er auf und schob sich Richtung Bar durch.
 

Ich rief ihm ein "Danke" hinterher und trank noch einen großen Schluck.
 

"Alles gut?", fragte ich Sasuke gut gelaunt.
 

Er musterte mich kritisch. "Soll ich dir ein Glas Wasser holen, bevor du das alles auf einmal in dich reinkippst?"
 

"Nein, alles gut", winkte ich ab. "Wie findest du es hier?"
 

"Nervig", sagte er.
 

"Wieso?", fragte ich und nahm noch einen Schluck. Der Durst nahm endlich ab.
 

"Weil hier jeder extrem anstrengend darauf bedacht ist, möglichst toll rüber zu kommen, um möglichst viele Leute zu beeindrucken."
 

"Es fliegt eben nicht jedem so die Aufmerksamkeit zu wie dir", lachte ich.
 

"Tss", machte er bloß. "Das sagt ja die Richtige!"
 

"Was?", fragte ich.
 

"Du kriegst schon mit, wie dich jeder Typ hier drinnen angafft, oder?", fragte er in seinem üblichen spöttischen Tonfall.
 

"Ein paar vielleicht", antwortete ich ausweichend.
 

"Nein", sagte er. "Nicht ein paar, sondern alle."
 

Shikamaru kam zurück und ließ sich wieder neben mich auf die Couch fallen. "Danke fürs Platzfreihalten!", sagte er.
 

"Danke für das Bier!", sagte ich lachend und hob die halb leere Falsche an, die ich mir erschnorrt hatte, um mit ihm anzustoßen. Ich war froh über die Ablenkung. Sasukes Verhalten verwirrte mich und angetrunken war ich nicht in der Lage mich gedanklich damit zu beschäftigen. Außerdem hätte ich vielleicht doch nicht so viele große Schlucke Bier auf einmal trinken sollen, um meinen Durst zu stillen. Ich hatte zuletzt um 18 Uhr gegessen und nicht besonders viel und nun merkte ich den Alkohol doch ziemlich deutlich. Sasuke und Shikamaru unterhielten sich über irgendwas aber ich hörte nicht richtig zu und schloss kurz die Augen, um mich einen Moment auszuruhen.
 

"Wollen wir langsam gehen?" Kiba war vor uns aufgetaucht, hinter ihm kamen Hinata und Naruto nach. "Uns reicht es langsam!"
 

"Wie spät ist es?", fragte ich ihn aufgeschreckt.
 

"Halb vier", sagte er mit Blick auf seine Uhr.
 

"Jep, von mir aus gehen wir!", sagte Shikamaru und Sasuke stand ebenfalls auf, also tat ich es ihnen gleich. Ich konnte wieder nicht fassen, wie viel Zeit vergangen war.
 

Hinata und ich beschlossen nochmal zur Toilette zu gehen und stellten uns dann an der Gaderobe an, um unsere Jacken zu holen. Langsam nahm ich immer deutlicher wahr wie müde ich war und dass mir vom Tanzen die Füße wehtaten.
 

Dann irrten wir ein paar Minuten herum und versuchten die anderen wiederzufinden.
 

"Sollen wir draußen warten?", schlug Hinata schließlich vor. "Vielleicht sind sie gar nicht mehr hier?"
 

"Gut!", stimmte ich zu und wir drängten uns Richtung Tür. Draußen angekommen, atmete ich tief die kühle Luft ein. Wir stellten uns ein paar Meter neben dem Eingang hin und hielten Ausschau. Aber bevor wir einen der anderen entdecken konnten, wurden wir von den zwei Typen angesprochen, die uns ganz am Anfang angetanzt hatten und nun draußen standen und rauchten. "Ihr wollt doch nicht schon gehen?", fragte einer übertriebenen enttäuscht.
 

"Doch", sagte ich.
 

"Wir warten nur auf unsere Freunde", fügte Hinata hinzu.
 

"Da sind sie!", sagte ich zu Hinata, nahm ihre Hand und zog sie mit in Richtung der Jungs, die gerade auf uns zukamen. Ich sah wie Sasuke einen unfreundlichen Blick zu den beiden Typen hinüberwarf.
 

"Gehen wir", sagte er und wir setzten uns alle in Bewegung.
 

"Nehmen wir ein Taxi?", fragte Naruto und deutete auf eine Reihe Autos die auf Fahrgäste warteten. Hinata und Kiba stimmten begeistert zu.
 

Ich blieb stehen. "Ich laufe!", sagte ich munter. Geld für Taxifahrten konnte ich echt nicht erübrigen.
 

"Ich komme mit", sagte Sasuke.
 

"Ich auch", stimmte Shikamaru zu.
 

Nachdem wir noch ein paar Minuten gebraucht hatten, um uns alle zu verabschieden, brachen wir auf und gingen schweigend nebeneinander her. Die frische Luft machte mir einen klareren Kopf. Ich zog mein Smartphone aus der Tasche und überprüfte meinen Weg bei Google Maps. 60 Minuten. Ich steckte es wieder weg. War nicht optimal aber machbar.
 

"Ich biege hier ab", sagte Shikamaru nach ein paar Minuten und nickte mit dem Kopf zu einer Straße rechts von uns.
 

Er umarmte mich und er und Sasuke verabschiedeten sich lässig per Handschlag.
 

"Bis dann!", er hob die Hand zum Abschied und ging davon, während wird weiter geradeaus liefen.
 

Ich zog wieder mein Smartphone aus der Tasche und überprüfte die Richtung. "Bis da vorne haben wir noch den gleichen Weg, oder?", fragte ich Sasuke und deutete auf eine Kreuzung, die noch ein ganzes Stück entfernt war.
 

"Theoretisch schon", sagte er und sah mich an.
 

Ich steckte mein Smartphone wieder weg und fragte: "Und praktisch?"
 

"Ich sagte dir schon, dass ich es nicht gut finde, wenn du Nachts alleine rumläufst. Bis zu dir ist ziemlich weit, das ist dir klar, oder?"
 

Ich stöhnte genervt. "Sasuke, jetzt fang bitte nicht wieder an, dich einzumischen. Dazu bin ich zu müde und noch nicht wieder nüchtern genug. Ich kann schon auf mich aufpassen!"
 

Er blieb stehen und sah mich an. Ich blieb genervt ebenfalls stehen.
 

"Du weißt aber schon, dass du dich total leichtsinnig verhältst?", fragte er. Nun schwang unterdrückter Ärger in seiner Stimme mit.
 

"Es wird schon nichts passieren!", sagte ich beschwichtigend, weil mir schon bewusst war, dass er vielleicht ein kleines bisschen recht hatte.
 

Er atmete einmal tief ein und wieder aus, wohl um ruhig zu bleiben.
 

"Vorschlag: Du kommst einfach mit zu mir und schläfst da. Dann bist du in 5 Minuten diese unbequem aussehenden Schuhe los und morgen fahre ich dich zu dir. Jetzt bin ich dazu nicht nüchtern genug."
 

Ich sag ihn verdutzt an. "Wieso ist dir das denn so wichtig?", fragte ich ihn.
 

"Also abgemacht!", antwortete er bloß, faste mich um den Oberarm und zog mich mit sanftem Druck weiter.
 

"Ich habe nicht ja gesagt", fauchte ich und riss mich los, lief aber weiter neben ihm her.
 

Jetzt waren wir an der Kreuzung angekommen und ich musste mich entscheiden. Wir blieben beide wieder stehen.
 

"Was spricht denn dagegen", fragte Sasuke betont ruhig aber ich merkte, wie sehr er sich dafür zusammenreißen musste.
 

"Denkst du, ich tue dir was? Belästige dich oder sowas?"
 

"Nein", sagte ich ehrlich. In der nächsten Sekunde fragte ich mich, warum ich mir da eigentlich so völlig sicher war.
 

"Was dann?", fragte er immer noch mit seiner erzwungen geduldigen Tonlage.
 

"Was, wenn Naruto das wieder in den falschen Hals kriegt?", sagte ich schließlich. Sein Angebot klang verlockend, meine Füße schmerzten ein wenig, ich war müde und er hatte recht - ich konnte zwar auf mich aufpassen aber es war in der Vergangenheit tatsächlich schon zu zwei unangenehmen Situationen gekommen, wenn ich nachts alleine unterwegs gewesen war. Aber ich wollte um jeden Preis diese Freundesgruppe behalten und keine neuen Probleme kreieren.
 

"Wir erzählen es ihm einfach nicht!", sagte Sasuke schlicht.
 

So richtig wohl fühlte ich mich dabei nicht. Ich trat unentschlossen von einem Fuß auf den anderen.
 

"Okay", sagte ich schließlich.
 

Ich sah ihm an, wie er sich entspannte, als er meinen Antwort vernahm.
 

"Schön", sagte er zufrieden und ging zwei langsame Schritte in die Richtung seines Zuhauses, wobei er mich anschaute, wie um nachzusehen, ob ich ihm auch wirklich folgte.
 

"Dafür, dass du immer so cool tust, hast du nen ganz schönen Kümmerkomplex!", sagte ich etwas ruppig und folgte ihm dann entschiedenen Schrittes.
 

"Ich verstehe das mal als 'Danke'", grinste er.
 

Ich schnaubte. Den Rest des Weges gingen wir schweigend nebeneinander her. Wieder fühlte sich die Stille nicht unbehaglich an. Eigentlich war es ja nicht schlecht der Einsamkeit noch für ein Weilchen länger entkommen zu sein.
 

"Sind deine Eltern wieder da?", flüsterte ich, als wir die Eingangshalle betraten.
 

"Nein" sagte er ohne zu flüstern. "Die sind bis Dienstag auf Geschäftsreise!"
 

Er verschwand in der Küche und kam mit einer Flasche Wasser wieder zurück, die er mir reichte. Ich öffnete sie sofort und trank ein paar große Schlucke. Danach hielt ich sie ihm fragend hin. Er nahm sie mir ab und trank sie halb leer, dann winkte er mir, ihm zu folgen und stieg die große Treppe in der Eingangshalle nach oben, bog nach rechts ab, lief den Gang bis zum Ende entlang und hielt mir die Tür ganz hinten links auf. Ich trat hindurch. Offenbar war das Sasukes Zimmer.

Die Einrichtung war schlicht und es gabe viele Möbel aus teuer aussehendem schwarzen Holz. Es war ziemlich leer und extrem ordentlich, ohne sein Mac Book auf dem Schreibtisch, neben dem seine Schultasche lag, hätte man es fast für ein Gästezimmer halten können. Trotzdem passte die ganze Einrichtung irgendwie zu ihm.
 

"Macht es dir was aus mit mir in einem Bett zu schlafen?", fragte er und nickte zu besagtem Bett hinüber. Es war ziemlich groß und es hätten locker drei Leute darin Platz gehabt.
 

Ich öffnete den Mund ohne recht zu wissen was ich sagen sollte.
 

"Du bekommst deine eigene Decke und ich verspreche dir, ich werde meine Finger bei mir behalten!" fügte er sachlich hinzu, als würde er einen Vertag verhandeln.
 

"Klingt annehmbar", sagte ich nach kurzem Zögern.
 

Er nickte zufrieden und schloss die Zimmertür. Dann ging er zum Schrank und zog eine schwarze Jogginghose und ein schwarzes T-Shirt hervor. Er warf mir beides zu.
 

"Da ist das Bad", sagte er und deutete auf die Tür hinter mir. "Ich glaube, rechts im Schrank über dem Waschbecken ist auch noch eine Zahnbürste."
 

"Danke", sagte ich und steuerte darauf zu. Das Bad war hübsch und sehr sauber. Bestimmt kam hier jeden zweiten Tag jemand zum putzen her. Ich betrachtete einen Moment zögerlich den frischen Stapel Handtücher neben der Dusche und zog mich dann entschieden aus und duschte mich kurz ab. Ich konnte es einfach nicht leiden, ungeduscht ins saubere Bett zu gehen. Dann zog ich meinen Slip wieder an und schlüpfte in Sasukes Hose. Wenn ich sie fest zuband, passte sie ganz gut. Nach meiner engen Jeans fühlte sie sich unendlich bequem an. Kurz überlegte ich meinen BH wieder anzuziehen, doch dann zog ich nur das T-Shirt über und fragte mich erneut, warum ich eigentlich plötzlich so vertrauensselig war. Tatsächlich fand ich eine Zahnbürste und nachdem ich meine Klamotten ordentlich zusammengelegt hatte, betrat ich wieder Sasukes Zimmer. Sein Teppichboden fühlte sich herrlich weich unter meinen müden Füßen an.
 

Er hatte gerade eine zweite Decke bezogen und sie auf eine Hälfte des Bettes geworfen.
 

"Ich habe geduscht, ich hoffe war okay!", sagte ich und legte meine Klamotten und meine Tasche neben der Bettseite ab, auf der er offenbar nicht schlief. Auf dem Nachttisch auf der anderen Seite lagen nämlich mittlerweile sein Smartphone, sein Geldbeutel und seine Schlüssel.
 

"Klar", antwortete er. "Das mache ich jetzt auch." Damit verschwand er im Bad.
 

Ich ging zu einem der hohen Fenster hinüber und warf einen Blick nach draußen. Der Mond schien über einem ordentlich gepflegten Garten, der sich offenbar hinter dem Haus erstreckte.
 

Ich hörte die Dusche im Bad, das Geräusch hatte etwas Beruhigendes. Plötzlich fiel mir auf, wie still es im Haus war. In meiner Wohnung hörte man immer ein paar leise Geräusche aus dem Park oder von der Straße.
 

Ich ging über den weichen Teppichboden zurück zum Bett, nahm die Bettdecke und das Kissen und legte mich hin. Ich zog die Decke bis ans Kinn hoch. Bis auf das Mondlicht, dass durch die großen Fenster fiel, war es dunkel im Raum. Unter der Tür zum Badezimmer fiel ein Lichtschein hindurch. Ich hörte, wie sich Sasuke die Zähne putzte, kurz darauf ging das Licht im Bad aus und er kam wieder ins Zimmer. Er trug ebenfalls eine schwarze Jogginghose und ein T-Shirt, seine helle Haut fiel im Mondlicht besonders auf. Er ging auf die Fenster zu und zog die Vorhänge vor. Nun war es fast völlig dunkel und ich konnte nur noch gerade so seine Umrisse erkennen.
 

"Alles okay?", fragte er und setzte sich auf seine Bettseite.
 

"Ja", sagte ich leise. Die ganze Situation kam mir seltsam irreal vor.
 

Ich spürte, wie er sich ebenfalls hinlegte. Das Bett war so groß, dass ich genug Platz für mich hatte und zwischen uns noch eine Menge Abstand war.
 

"Schlaf gut", sagte ich schließlich. Es fühlte sich seltsam an. Das hatte ich lange nicht mehr zu jemandem gesagt.
 

"Du auch", antwortete er und seine Stimme klang nicht wie sonst meistens kühl oder spöttisch.
 

Benebelt von dem Rest Alkohol und vor allem von Müdigkeit schloss ich die Augen. Vor dem Einschlafen dachte ich noch, dass ich vielleicht nicht die einzige Person war, die sich manchmal einsam fühlte.

Sasuke

Ich fühlte mich wohl. Die warme Decke auf meinem Körper fühlte sich angenehm und wunderbar weich an und ich streckte mich mit einem wohligen Seufzen.
 

In der nächsten Sekunde war ich wach genug, um mich wieder an gestern erinnern zu können und alarmiert unterbrach ich mein genüssliches Strecken und blickte rasch zur Seite, um zu sehen, was Sasuke tat.
 

Er tat nichts. Er lag seelenruhig auf seiner Betthälfte und schlief. Ich atmete leise aus, vor Schreck mich nicht in meiner gewohnten Schlafumgebung zu befinden, hatte ich offenbar kurz die Luft angehalten.
 

Ich warf einen Blick zu den hohen Fenstern mit den schweren schwarzen Vorhängen. Sie hielten das Zimmer in einem angenehmen halbdunkel aber durch die kleinen Lücken fielen helle Lichtstrahlen hinein, die auf dem Teppichboden kleine golden leuchtende Lichtflecken bildeten. Ich hörte draußen einen Vogel zwitschern.
 

Mit einer langsamen, vorsichtigen Bewegung blickte ich wieder zu Sasuke. Er lag auf dem Rücken, das Gesicht leicht in meine Richtung gedreht, und atmete ruhig und gleichmäßig.

Seine pechschwarzen Haare bildeten einen scharfen Kontrast zu seiner hellen glatten Haut und einen Moment verharrte ich reglos und nahm dieses Bild in mich auf.

Er sah so vollkommen aus und ohne sein überhebliches, dominantes Getue und die finsteren Blicke, wirkte er so völlig anders. Fast konnte ich verstehen, dass Ino derart besessen von ihm war. Wenn man ihn so sah, konnte man tatsächlich den Wunsch entwickeln, diesen Anblick so oft wie möglich genießen zu wollen.

Nur war er meistens so unfreundlich, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass sein gutes Aussehen reichen würde, um seinen Charakter auszugleichen. Allerdings war er gestern Abend tatsächlich nett gewesen, oder?
 

Bei dem Gedanken daran, wurde mir wieder bewusst, wie seltsam die ganze Situation sich anfühlte, eigentlich kannte ich ihn ja kaum und ich fand es merkwürdig, dass ich ihm trotzdem irgendwie vertraute. Vertrauen war eigentlich nicht meine Stärke.

Und nun saß ich hier, schaute Sasuke Uchiha beim Schlafen zu und fragte mich, was passieren würde, wenn er aufwachte.
 

Am liebsten würde ich einfach heimlich verschwinden. Sollte ich ihn aufwecken? Wie viel Uhr war es eigentlich?
 

Vorsichtig beugte ich mich über meine Bettseite und griff mit der Hand in meine Tasche, wo ich nach meinem Smartphone tastete. Schließlich spürte ich meine Finger über das kühle Metall gleiten und zog es ein Stück heraus. Nicht so weit, dass das Licht zu hell leuchten würde. Ich entsperrte den Bildschirm und musste dennoch die Augen zusammenkneifen, um mich an die Helligkeit zu gewöhnen, bevor ich die Uhrzeit erkennen konnte. 15.30 Uhr.
 

'Wie bitte?', dachte ich ungläubig. Das erklärte, warum ich keinen Kater verspürte, mein Körper hatte offenbar genug Zeit gehabt sich auszuruhen. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, wann ich zuletzt so lange an einem Stück geschlafen hatte.
 

Gerade hatte ich mich wieder aufgesetzt, als ich hörte, wie unten eine Tür laut zufiel. Ich zuckte zusammen. Hatte Sasuke nicht gesagt, dass seine Eltern erst am Dienstag wiederkämen? Ich lauschte in die Stille. Ich konnte keine Stimmen hören und auch sonst nichts.
 

Einen Moment blickte ich noch lauschend zur Zimmertür, dann hörte ich, wie Sasuke sich regte. Schön, wenn er nun aufwachte, musste ich mir keine Gedanken mehr machen, ob ich ihn wecken sollte.
 

Ich drehte mich zu ihm um, er hatte sich auf die andere Seite gerollt, nahm sein Smartphone vom Nachttisch und entsperrte den Bildschirm, vermutlich um ebenfalls auf die Uhr zu sehen. Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck legte er es wieder weg und ließ sich wieder auf den Rücken sinken.
 

"Ausgeschlafen?", fragte ich beschwingt, als mir klar wurde, dass ich nicht einfach nur hier sitzen und ihn ansehen konnte. Ich fühlte mich zwar nach wie vor verunsichert aber es schien mir immer leichter, die Initiative zu ergreifen, wenn ich überfordert war.
 

Er gab ein undefinierbares Brummen von sich, was allerdings nicht wirklich unzufrieden klang und blickte zu mir rüber.
 

"Wie lange bist du schon wach?", fragte er. "Du hättest mich wecken sollen." Seine Stimme klang rau, weil er sie ein paar Stunden nicht benutzt hatte und wir letzte Nacht alle ziemlich gebrüllt hatten, um einander trotz der Musik verstehen zu können.
 

"Ich bin selbst gerade erst aufgewacht", sagte ich. "Ich glaube eben ist jemand reingekommen, ich habe die Haustür gehört ", fügte ich hinzu.
 

Er setzte sich auf und strich sich durch die Haare, um die Strähnen aus seinem Gesicht zu bekommen.
 

"War wahrscheinlich eine Hausangestellte mit den Einkäufen."
 

Er stand auf und ging zu den Vorhängen hinüber, um sie aufzuziehen.
 

"Dekadent!", war mein Kommentar dazu nur, während ich beobachtete, wie er den schweren Stoff zur Seite zog und Licht ins Zimmer flutete. Innerlich fühlte ich mich erleichtert. Die Situation war mir auch so schon ungewohnt genug, ohne, dass nun auch noch besorgte Eltern eine Rolle spielten.
 

"Einkaufen ist unter unserem Niveau", sagte er ohne erkennen zu lassen, ob er es scherzhaft meinte und wie gestern glaubte ich ein wenig Verbitterung in seiner Stimme mitschwingen zu hören. Als könnte er es nicht leiden, reich zu sein.
 

"Verstehe", grinste ich bloß, fest entschlossen seine Aussage scherzhaft zu verstehen und stand auf.
 

Er war fertig mit den Vorhängen und wandte sich mir zu.
 

"Das Gute an der Sache ist, dass wir was frühstücken können", sagte er und steckte lässig die Hände in die Taschen seiner Jogginghose. "Oder willst du, dass ich dich sofort nach Hause fahre?"
 

Ich lächelte. "Also wenn du eh was essen willst, würde ich auch nicht nein sagen". Offenbar hatte Shikamaru recht gehabt. Sasuke konnte nett sein, wenn er wollte. "Aber du musst mich nicht fahren, ich laufe wirklich gerne zu Fuß. Ausgeruht und bei dem schönen Wetter, ist das sehr angenehm." Außerdem ließ sich so die Zeit alleine in der Wohnung rauszögern, dieses Wochenende war ich darin richtig gut.
 

"Ich fahre dich", sagte Sasuke unbeeindruckt und ging Richtung Zimmertür. "Komm mit."
 

Also folgte ich ihm nach unten, wobei ich mich weiter interessiert im Haus umsah. Eigentlich hatte es eher etwas von einem kleinen Palast. Überall war Teppichboden verlegt und es war angenehm mit nackten Füßen darauf zu laufen.
 

"Kaffee?", fragte Sasuke, als wir in der Küche ankamen. Tatsächlich musste jemand hier gewesen sein, der Obstkorb war voller als am Vorabend und auf der Kücheninsel stand ein Korb mit frischen Brötchen und Croissants, daneben eine Reihe Gläser, gefüllt mit unterschiedlichen Sorten Müsli.
 

"Ja bitte", sagte ich dankbar. Ich fühlte mich zwar ausgeschlafen aber auch irgendwie ziemlich träge.
 

Er ging hinüber zu einer teuer aussehenden Kaffeemaschiene, stellte zwei Tassen darunter und drückte auf einen Knopf.
 

"Kann ich was helfen?", fragte ich, während ich ihm dabei zu sah, wie er Teller und Gläser aus einem Schrank holte.
 

"Im Kühlschrank müsste eine Flasche frisch gepresster Orangensaft sein", sagte er. "Nimm dir einfach raus, was du willst."
 

Der Kühlschrank machte ebenfalls den Eindruck, als wäre er frisch gefüllt worden. Ich entdeckte eine große Glasflasche mit Saft und griff auch nach der Packung Milch, die daneben stand. Ich stellte die Milch auf die Kücheninsel, auf der Sasuke Teller, Besteck, Gläser und Müslischüsseln abgestellt hatte und goss uns beiden etwas von dem Saft ein. Dann nahm ich auf einem der Hocker Platz.
 

Sasuke stellte mir einen Milchkaffee hin, der die herrlichste Schaumschicht hatte, die ich je gesehen hatte. Kurz fragte ich mich, woher er wusste, wie ich meinen Kaffee trank. Hatte er es in der Schule mitbekommen? Sich selbst stellte er eine Tasse schwarzen Kaffee hin und nahm mir gegenüber auf einem Hocker Platz.
 

"Kann ich ein Croissant haben?", fragte ich und deutete auf den Brotkorb.
 

"Bedien dich", sagte er und nahm einen Schluck von seinem Kaffee.
 

Also griff ich mir eins und biss hinein. Ich war plötzlich ziemlich hungrig.
 

Sasuke sah mir zu wie ich meinen zugegebenermaßen ziemlich großen Bissen kaute und grinste.
 

"Was?", fragte ich, als ich den Mund wieder frei hatte.
 

"Nichts," sagte er, schnappte sich ein Glas mit Müsli und füllte etwas davon mit Milch in eine Schüssel.
 

Ich nahm einen Schluck Kaffee, er schmeckte so gut, wie er aussah. Ein paar Minuten aßen wir schweigend. Ich beobachtete, wie vor dem Fenster ein paar kleine Vögel auf der Terrasse herumhüpften. Der Garten dahinter glitzerte in goldenem Nachmittagslicht.
 

"Du hast es echt schön hier", sagte ich leise, verzaubert von dem Anblick.
 

Ich sah wieder zu ihm, er musterte mich ohne etwas zu sagen.
 

"Und du wohnst alleine mit deinen Eltern hier? Oder hast du Geschwister?"
 

Kurz schien mir, als wäre ein Schatten über sein Gesicht gehuscht. Als ich schon dachte, er würde nicht antworten, sagte er schließlich: "Ich habe einen großen Bruder aber er wohnt nicht mehr hier."
 

Ich sah ihn überrascht an. Irgendwie hatte ich geglaubt, er wäre ein Einzelkind.
 

"Ist er schon ausgezogen? Zum Studieren?", fragte ich neugierig.
 

"Nein", sagte Sasuke hart und unfreundlich und sein Tonfall machte unmissverständlich klar, dass das ein Thema war, über das er nicht sprechen wollte. Entweder ihm war jetzt wieder danach, sich wie ein Arsch zu verhalten oder ich hatte irgendwie einen Wunden Punkt getroffen. Schließlich war meine Frage auch ziemlich neugierig gewesen. Aber war es so seltsam, sich ein wenig zu unterhalten, wenn man schon zusammen frühstückte? Jedenfalls hatte ich absolut keine Lust, mich von ihm so blöd behandeln zu lassen und mich dafür zu entschuldigen, dass ich eine ganz normale Frage gestellt hatte.
 

Ich stellte meine fast leere Tasse ab und sah ihn an. "Okay", sagte ich. Warum hatte er mich überhaupt gefragt, ob ich was essen wollte, wenn es ihn so nervte, wenn man versuchte sich mit ihm zu unterhalten? Ich stand auf. "Ich gehe dann mal hoch in dein Bad und ziehe mich an."
 

"Mach das", erwiederte er herablassend, nun offensichtlich genervt. Er stand ebenfalls auf und fing an, das Geschirr zusammenzuräumen.
 

Während ich mich anzog, fragte ich mich wütend, warum er sich nicht mal entscheiden konnte, ob er nun unausstehlich oder nett sein wollte. Überhaupt fragte ich mich, was er eigentlich von mir wollte. Sein gesamtes Verhalten kam mir absolut widersprüchlich vor.
 

Als ich wieder aus dem Bad kam, war er in seinem Zimmer. Offenbar hatte er gerade das Bett gemacht.
 

"Bin gleich fertig, dann können wir fahren", sagte er kühl und schob sich an mir vorbei ins Bad. Er machte die Tür zu, bevor ich ihn darüber informieren konnte, dass ich keine Lust hatte, mich von ihm fahren zu lassen. Bei dem Gedanken an meine hohen Absätze entschied ich allerdings doch, dass ich ihn noch ein paar Minuten länger würde ertragen können.
 

Weil ich keine Lust hatte, in seinem Zimmer zu warten, ging ich nach unten und gerade, als ich meine Schuhe angezogen hatte, kam er schon die Treppe runter.
 

Ich schwieg beharrlich im Auto. Ich hatte keine Lust mich wieder mit so einem blöden Tonfall abfertigen zu lassen, wenn ich was Falsches sagte. Außerdem interessierte ich mich gerade auch überhaupt nicht mehr für ihn, dazu war ich zu verärgert und genervt.
 

Wir schwiegen beide, bis er vor dem Haus hielt, in dem ich wohnte.
 

"Danke", sagte ich knapp, öffnete die Tür, stieg aus und warf sie zu, ohne ihn noch einmal anzusehen. Ohne mich umzudrehen, ging ich auf die Haustür zu und holte meinen Schlüssel aus der Tasche.
 

Anstatt, dass er wegfuhr, hörte ich, wie er ebenfalls ausstieg. Ich drehe mich um und sah, wie er entschieden auf mich zuging und dicht vor mir stehen blieb. Ich machte einen Schritt rückwärts, was nur dazu führte, dass ich die Tür im Rücken spürte, den Abstand zwischen uns aber nicht wirklich vergrößerte. Er wirkte wütend. Und obwohl ihn das irgendwie bedrohlich erscheinen ließ, war mir wütend lieber als höhnisch und gleichgültig.
 

Ich blickte ihm fest in die Augen. "Was?, zischte ich.
 

"Willst du jetzt wirklich einfach so gehen?", fragte er mit kaum beherrschtem Ärger in der Stimme.
 

"Was hättest du denn gerne?", fauchte ich und kniff die Augen zusammen. "Soll ich vielleicht auf den Knien dafür danken, dass du mich hast in deinem Bett schlafen lassen?"
 

Er verengte ebenfalls wütend die Augen. Ich nahm deutlich wahr wie angespannt sein Körper war und obwohl ich mich eingeengt und unwohl fühlte, war mir danach ihn weiter zu provozieren.
 

"Soll ich dich um Verzeihung anflehen, weil ich es gewagt habe, dir eine Frage zu einem Thema zu stellen, über das du nicht sprechen möchtest? Gefällt es dir, ständig alle einzuschüchtern und zuzusehen, wie sie nach deinen lächerlichen Regeln spielen? Du bist nicht halb so toll, wie du offensichtlich glaubst, Sasuke Uchiha. Und ich werde mich von dir nicht so behandeln lassen!"
 

Wütend blickten wir einander in die Augen und einen kurzen Moment dachte ich tatsächlich, dass er seine Beherrschung verlieren würde. So wütend wie ich war, verspürte ich darüber lediglich Genugtuung.
 

Dann atmete er einmal kontrolliert aus, wie um sich zu beruhigen. Als er sprach war seine Stimme immer noch angespannt und ich merkte, wie viel Mühe es ihn kostete, ruhig zu sprechen.
 

"Kannst du vielleicht einfach akzeptieren, dass ich keine Lust habe über meinen Bruder zu sprechen ohne gleich hysterisch zu werden?"
 

Ich schnaubte wütend. "Ja! Ja, das kann ich durchaus! Du hättest einfach sagen können, dass du darüber nicht sprechen willst und zwar ganz normal, ohne diesen ekelhaft befehlenden Tonfall, der so klingt, als würde dich sowieso nur jeder nerven."
 

"Du nervst mich nicht", sagte er und blickte mich ernst an. Ich sah zu ihm hoch, um in seinem Gesicht lesen zu können aber das einzige, was ich daraus ablesen konnte, war, dass er nicht mehr so wütend zu sein schien.
 

"Was willst du eigentlich von mir, Sasuke?", fragte ich ein wenig resigniert. Meine Wut schien ebenfalls abzuflauen.
 

Wir blickten uns an und er schien zu überlegen, was er sagen sollte.
 

Doch bevor ich herausfinden konnte, ob er vorgehabt hatte, mir etwas zu antworten, ertönte eine Stimme hinter ihm.
 

"Entschuldigung, ich müsste da mal rein!", sagte eine alte Frau hinter Sasuke und deutete schwer mit Einkauftüten bepackt auf die Haustür. Ich erkannte sie vom sehen als eine Nachbarin auf meiner Etage.
 

Sasuke machte einen Schritt zur Seite und ich war wieder frei.
 

"Verzeihung!", sagte ich rasch zu der alten Frau und schloss eilig die Tür auf, um sie ihr aufzuhalten.
 

"Darf ich Ihnen vielleicht helfen?", fragte ich und deutete auf die Tüten. Sie sah aus, als würde sie nichtmal die erste Treppe bis zum Aufzug schaffen. Ihre Arme zitterten schon unter der Last.
 

"Das ist wirklich lieb von Ihnen, junge Dame!", lächelte sie. "Tatsächlich würde ich das Angebot gerne annehmen. Ich fürchte ich habe mich etwas übernommen."
 

Rasch nahm ich ihr die Tüten ab und fragte mich sofort, wie sie es nur geschafft hatte, damit überhaupt bis hier hin zu kommen. Sie waren unglaublich schwer.
 

"Normalerweise kaufe ich ja weniger ein", redete die alte Frau drauf los, während sie befreit von ihrer Last durch die Tür trat. "Aber wissen Sie, mein Sohn und seine Familie kommen morgen seit Langem mal wieder zu Besuch und ich möchte ihm unbedingt sein Lieblingsessen zubereiten!"
 

"Wie nett von Ihnen!", sagte ich und machte Anstalten, ihr nach drinnen zu folgen, doch bevor ich einen Schritt tun konnte, hatte Sasuke neben mir seinen Arm ausgestreckt und nickte zu den Tüten.
 

"Gib mir auch welche", sagte er in seinem üblichen Befehlston.
 

Er schien einfach nichts dazulernen zu wollen. Allerdings hatte ich keine Lust vor der alten Frau wieder loszustreiten.
 

Bevor ich reagieren konnte, nahm er mir alle Tüten aus den Händen und drängte sich an mir vorbei, der alten Frau hinterher. Die war gerade im Fahrstuhl angekommen und strahlte Sasuke an, der das alte Ding nun ebenfalls mit ihren Einkäufen betrat.
 

"So ist es recht, junger Mann!", sagte sie. "Ich dachte doch wirklich einen Moment, Sie wollten das alles Ihre Freundin tragen lassen!"
 

Sie blickte mich erwartungsvoll an, also blieb mir nun nichts anderes mehr übrig, als mich ebenfalls zu den beiden in den Fahrstuhl zu gesellen. Ich hoffte inständig, dass wir nicht zu viel Gewicht für das alte Ding waren.
 

Aber offenbar packte er es, denn er schloss die Türen und fuhr ruckelnd los.
 

Also stand ich nun einfach neben Sasuke, der vollgepackt mit Tüten war und dachte, dass es ihm eigentlich ganz recht geschah, dass er sich nun abschleppte.
 

Die alte Frau musterte uns strahlend. "So ein hübsches Paar wie Sie habe ich wirklich noch nie gesehen!", sagte sie freundlich. "Sie passen ja so gut zueinander!"
 

'Wir sind kein Paar', wollte ich am liebsten sofort sagen. Aber sie strahlte uns so glücklich an, dass mir die Worte im Hals stecken blieben. Ich warf Sasuke einen Blick zu. Er wirkte undurchschaubar wie immer, widersprach aber ebenfalls nicht.
 

Endlich waren wir im richtigen Stockwerk angekommen. Und ich fühlte mich unendlich erleichtert, als ich den Fahrstuhl verlassen konnte. Ich sah zu, wie die alte Frau ihre Tür aufschloss und Sasuke für eine Sekunde in ihrer Wohnung verschwand. Ich hörte, wie sie ihn anwies, die Tüten auf dem Tisch abzustellen und dann kamen beide wieder zu Tür. "Das war wirklich freundlich!", sagte die alte Frau.
 

"Ich hoffe Ihr Sohn freut sich, dass Sie sich so eine Mühe für ihn machen!", sagte ich höflich mit einer leichten Verbeugung.
 

"Das wird er bestimmt!", lächelte sie, dann wünschte sie uns einen schönen Tag und schloss schließlich die Tür.
 

Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen, als ich Sasuke ansah.
 

"Ich habe dich gar nicht für jemanden gehalten, der alten Damen die Einkäufe trägt!"
 

"Tue ich auch nicht", erwiderte er ohne ein Lächeln. "Ich habe dir die Einkäufe getragen."
 

Ich schnaubte, drehte mich um und schloss meine Wohnungstür auf. Dann wandte ich mich um, um 'tschüss' zu sagen aber ich kam nicht dazu.
 

"Ist deine Wohnung genauso winzig wie ihre?", fragte Sasuke und ohne zu fragen, schob er sich an mir vorbei und trat durch die Tür in meine Wohnung.
 

"Hey!", sagte ich fassungslos und folgte ihm nach drinnen, die Tür fiel hinter uns zu.
 

Sasuke sah sich einen Moment um.
 

"Spinnst du?", fragte ich ihn schon wieder verärgert.
 

Er drehte sich zu mir um. "Warum wohnst du hier ganz alleine? Was ist mit deinen Eltern?"
 

Ich starrte ihn an. Er war wirklich die Dreistigkeit in Person.
 

"Sie sind tot", sagte ich schließlich knapp.
 

Er sah mich nur an ohne eine Reaktion zu zeigen.
 

"Warum?"
 

"Autounfall", antwortete ich und fragte mich, warum ich ihm das eigentlich erzählte. Vielleicht einfach aufgrund der Tatsache, dass er so nüchtern gefragt hatte und mir irgendwie klar war, dass er nicht in stürmische Mitleidsbekundungen ausbrechen würde. Das hasste ich.
 

Er sagte nichts und drehte sich zur Balkontür. Er öffnete sie und trat in die Abendsonne hinaus.
 

Ich folgte ihm und stellte mich neben ihn. Er hatte sich mit den Unterarmen auf das Geländer gestützt und schaute über den Park hinweg. "Der Ausblick ist jedenfalls gar nicht mal so schlecht", stellte er fest.
 

"Jaa", sagte ich leise und sah ebenfalls dem Spiel der Schatten und Lichtflecken auf dem Rasen zu.
 

"Hast du vor, dich hier jetzt häuslich einzurichten?", fragte ich schließlich ironisch.
 

Er wandte mir den Kopf zu und musterte mich einen Moment.
 

"Das klingt ja fast, als würdest du dir das wünschen", sagte er mit einem verführerischen Lächeln.
 

Ich schnaubte bloß. Und fragte mich sofort, ob es wirklich so geklungen hatte. Natürlich wollte ich nicht, dass er blieb.
 

Er richtete sich auf und trat einen Schritt auf mich zu. Wieder fühlte ich mich in die Enge getrieben.
 

Er war so nah, dass ich seinen Geruch wahrnehmen konnte.
 

Einen Moment blickten wir uns nur an.
 

"Was willst du eigentlich von mir, Sasuke?", wiederholte ich meine Frage, dieses Mal ernsthafter als unten vor der Tür.
 

Ein paar Sekunden vergingen und ich wusste, er würde nicht antworten. Entweder, weil er es nicht wollte, oder weil er es selbst nicht wusste.
 

"Es hat mich nicht genervt, dass du nach meinem Bruder gefragt hast", sagte er schließlich. "Und es tut mir leid, dass ich meinen Frust wegen dieses Themas an dir ausgelassen habe."
 

Ich sah ihn völlig überrascht an. Mit einer Entschuldigung hätte ich nicht gerechnet.
 

"Danke", sagte ich nur.
 

"Ich werde nun gehen und dich in Ruhe lassen", verkündete er schließlich schlicht. Er drehte sich weg, trat wieder nach drinnen und durchquerte den Raum. Er öffnete die Wohnungtür und drehte sich dort nochmal um.
 

"Für heute zumindest", fügte er mit einem charmanten Lächeln hinzu. Dann war er verschwunden. Und ich stand da und fragte mich, wie viel Zeit man eigentlich mit ihm verbringen musste, um sich irgendwann sicher zu sein, ob man ihn nun leiden konnte oder nicht.

Ino

"Du hast bei Sasuke übernachtet?", fragte Hinata und ihre Stimme klang entsetzt und beeindruckt zugleich.
 

"Ja."
 

"War das nicht super seltsam?"
 

"Ja!"
 

Sasuke war erst seit 5 Minuten verschwunden, da hatte mein Smartphone geklingelt und Hinata war dran gewesen, um zu hören, ob ich gut nach Hause gekommen war. Offenbar hatte sie, anders als ich, ziemliche Kopfschmerzen von gestern Abend aber das schien ihre Laune nicht im mindesten zu trüben und sie hörte sich interessiert alles an, was ich zu berichten hatte. Wir waren uns jedenfalls beide einig darin, dass wir nicht schlau aus Sasuke wurden.
 

"Magst du ihn?", fragte sie mich schließlich, nachdem wir alles ein paar Minuten durchdiskutiert hatten.
 

"Ich weiß nicht", sagte ich zögerlich. "Ich finde so als Freund in der Gruppe ist alles entspannt mit ihm. Aber so persönlich, weiß ich es einfach nicht. Manchmal denke ich, ich mag ihn ganz gerne, dann verhält er sich wieder total übergriffig oder einfach nur arrogant oder macht einen richtig blöden Kommentar."
 

"Hmm", sagte Hinata nachdenklich. "Ich staune nur, dass du seelenruhig neben ihm schlafen konntest! Ich finde ihn wie gesagt irgendwie unheimlich."
 

"Das stört mich gar nicht", sagte ich. "Wenn wir nicht reden und einfach nur zusammen sind, komme ich gut mit ihm klar und empfinde seine Gegenwart sogar auf eine gewisse Weise als angenehm."
 

"Vielleicht wird man auch einfach so, wenn man mit zu viel Macht und Geld aufwächst", sinnierte Hinata. "Sodass man einfach denkt, man könnte sich alles erlauben."
 

"Du bist doch auch nicht so!", sagte ich sofort.
 

"Ja aber schau dir Neji an, der verhält sich genauso überheblich und blöd anderen gegenüber. Und ich weiß nicht, ob dir ganz klar ist, wie mächtig die Uchihas sind, sie haben nur die besten Beziehungen und so viel Geld, dass sie wahrscheinlich mit allem durchkommen, was sie so tun."
 

"Trotzdem macht sie das nicht zu wertvolleren Menschen", sagte ich stur.
 

"Nein tut es nicht. Aber ich glaube das sieht nicht jeder so. Und ich glaube, das ihn vielleicht genau das an dir interessiert", sagte Hinata. "Er ist es wahrscheinlich schlicht nicht gewohnt, dass ihm jemand widerspricht. Ich würde es auch nicht einfach so tun, ohne seine Reaktion einschätzen zu können. Stell dir vor, es läuft irgendwie aus dem Ruder und meine Familie bekommt dann Stress mit seiner Familie und dann würden mir meine Eltern richtig Probleme machen. Und weil man ihn so schlecht einschätzen kann, riskiert einfach niemand, sich mit ihm zu streiten, verstehst du?"
 

"Das ist echt bescheuert!", sagte ich empört.
 

"Tja", erwiederte sie. "Reich sein ist einerseits angenehm, andererseits ist man die ganze Zeit gezwungen sich auf eine Weise zu verhalten, die ja nicht der Ruf der Familie oder dem Unternehmen schadet und alle stellen die ganze Zeit irgendwelche Anprüche an einen, wie man zu sein hat oder wie man sich verhalten muss, damit man nicht aus dem Raster fällt und am Ende alles verliert."
 

"Hmm", machte ich bloß. Darüber hatte ich ehrlich gesagt noch nie so richtig nachgedacht. Zwar hatte ich echt andere Probleme gehabt aber trotzdem kam ich mir nun etwas dumm vor.
 

"Ich könnte mir jedenfalls gut vorstellen, dass Sasukes Eltern ihn ganz schön unter Druck setzten und er gewisse Erwartungen zu erfüllen hat", sagte sie.
 

"Ist das bei dir so?", fragte ich.
 

"Ja", sagte sie freundlich aber so, dass ich glaubte, dass sie nicht im Detail darüber sprechen wollte, weswegen ich vorerst nicht weiter nachfragte.
 

"Wusstest du denn, dass er einen Bruder hat?", fragte ich nachdem wir einen Moment geschwiegen hatten.
 

"Ja, klar. Er war auch bei uns auf der Schule, er hat vor ein paar Jahren seinen Abschluss gemacht. Aber ich kenne ihn nur vom sehen, ich weiß nichts über ihn. Vielleicht haben die zwei irgendwie Streit?"
 

"Hmm", sagte ich nachdenklich. Ich hatte keine Lust mehr mir über Sasuke Gedanken zu machen. "Also, ist eigentlich im Taxi noch irgendwas Erwähnenswertes passiert?", fragte ich daher.
 

Hinata kicherte. "Nicht wirklich. Naruto und Kiba haben angefangen sich zu streiten, wo es die besten Burger gibt. Und ich musste die ganze Zeit lachen, weil sie total aneinander vorbeigeredet haben. Rückblickend betrachtet tut mir der Taxifahrer etwas leid."
 

Ich lachte. Wir plauderten noch ein Weilchen und als wir aufgelegten hatten und ich einen Moment in Ruhe auf meinem Sofa saß, stellte ich zum ersten Mal seit vielen Jahren fest, dass ich, obwohl ich nicht beschäftigt war und keine Menschen um mich herum waren, mich nicht einsam fühlte. Ich merkte, wie sich ein Lächeln auf mein Gesicht schlich.
 

Nachdem ich einen kurzen Moment meine Gedanken hatte schweifen lassen, nahm ich wieder mein Smartphone und tippte bei Google "Sasuke Uchiha" ein.
 

Tatsächlich fand ich ein paar Fotos von ihm, und einige Artikel, über irgendwelche Errungenschaften seiner Familie. Offenbar hatte seine Familie ein Unternehmen in der Sicherheitstechnologie Branche. Auf einem Familienfoto, das wohl bei einer Art Preisverleihung aufgenommen worden war, sah ich ihn und seinen älteren Bruder.
 

Das Foto schien vielleicht ungefähr fünf Jahre alt zu sein. Sasuke schaute überheblich drein wie immer. Sein älterer Bruder sah ihm verblüffend ähnlich aber die Wirkung, die von ihm ausging war gänzlich anders. Obwohl er ein paar Jahre älter schien als Sasuke, hatte er eine viel zurückhaltendere Ausstrahlung, seine Haare waren länger, sein Gesicht femininer und überhaupt hatte er etwas viel Sanfteres an sich. Aus der Bildunterschrift konnte ich entnehmen, dass sein Name "Itachi" war.
 

Sonst gab es noch ein Gruppenfoto aus Sasukes Taekwondo Schule, auf dem ich auch Neji erkannte.
 

Ich gab "Itachi Uchiha" ein. Nichts. Ich fand nur, was ich bisher schon gefunden hatte. Ein paar Familienfotos bei irgendwelchen Veranstaltungen und einen Artikel über die Firma der Familie, wo erwähnt war, dass die beiden "die Erben des Uchiha Imperiums" waren. Weder Sasuke oder Itachi schienen einen Instagram oder Facebook Account zu haben.
 

Ich legte mein Smartphone wieder zur Seite und beschloss eine Runde im Park Joggen zu gehen, solange es noch hell war. Ich wollte den Kopf frei bekommen und etwas Bewegung würde mir sicher gut tun. Doch ganz verhinderte es nicht, das meine Gedanken im Laufe des Abends und auch am Sonntag immer wieder zu Sasuke abdrifteten.

Ich konnte es kaum glauben, wie sehr er mich plötzlich beschäftigte, obwohl ich vor ein paar Wochen, als ich ihn das erste Mal gesehen hatte, noch sicher gewesen war, dass ich nichts mit ihm zu tun haben wollte.

Doch dann hatten Hinata und ich uns mit Naruto und den Jungs angefreundet und plötzlich hatte ich mit Sasuke mehr zu tun, als mit den anderen. Trotzdem wusste ich nicht, wer er eigentlich war und warum er sich ständig mit mir zu beschäftigen schien. Aber vielleicht hatte Hinata recht. Vielleicht war ich einfach unterhaltsam für ihn, weil ich ihn nicht so toll fand wie die meisten anderen. Vielleicht langweilte er sich einfach und ich war für ohne eine Art kurioser Zeitvertreib. Aber das würde ich durch Grübeln nicht herausfinden. Und ich war mir auch nicht ganz sicher, ob ich das überhaupt wollte.
 

Allerdings musste ich bis zu unserer nächsten Begegnung nicht lange warten. Gerade rannte ich zur Bushaltestelle und schaffte es noch einen Bus in die Innenstadt zu erwischen. Es war Sonntag Nachmittag und ich war mit Hinata, Naruto, Kiba, Shikamaru und Sasuke in der Stadt verabredet, wo wir ein Eis essen und dann nochmal das schöne Wetter im Park genießen wollten, bevor der Herbst endgültig kam.
 

Ich hatte mich schon darauf eingestellt, den Sonntag alleine zu verbringen. Ich hatte Hausaufgaben gemacht, war Joggen gewesen, hatte gekocht, gegessen, hatte abgewaschen und war gerade aus der Dusche gekommen, als ich sah, dass mein Anzeigelicht blinkte und ich neue Nachrichten hatte.
 

Naruto hatte eine Gruppe mit uns allen erstellt.
 

Naruto: "Hey, alle den Freitag Abend gut überlebt? Lasst mal in der Stadt ein Eis essen und ein bisschen im Park rumhängen!"
 

Kiba: "Wann?"
 

Naruto: "Jetzt!"
 

Shikamaru: "Alter mach ma langsam, ich kann erst in ner Stunde!"
 

Hinata: "Ich hab Lust und Zeit!"
 

Naruto: "Nice! Treffen wir uns um 4 vor der Eisdiele vorm Rathaus!"
 

Ich strahlte. Das klang toll!
 

"Gute Idee, ich bin dabei!", schrieb ich also. Direkt darauf schickte mir Hinata eine private Nachricht, dass sie total froh war, dass ich auch kam, weil sie viel zu begeistert zugesagt hätte und sich dann erst gefragt hätte, ob sie mit den anderen alleine wäre.
 

Ich hatte einen Blick auf die Uhr geworfen und war dann losgehechtet, um mich anzuziehen, die Haare zu föhnen und meine Sachen zusammenzusuchen. Als ich wieder nachschaute, waren noch mehr Nachrichten dazugekommen.
 

Naruto: "Sasuke?"
 

Naruto: "Ich weiß, dass du es gelesen hast!"
 

Sasuke: "Nerv mich nicht!"
 

Naruto: "Ich nehme das als 'ja'. Wenn du nicht auftauchst, bin ich sauer. Ich weiß, dass du nichts zu tun hast!"
 

Shikamaru: "Ich glaub das hat ihn jetzt genervt."
 

Naruto: "Ach was, der kommt."
 

Kiba: "Macht euch ma lieber auf den Weg, sonst bin ich gleich alleine da und warte ewig auf euch Idioten."
 

Naruto: "Ich bin unterwegs!"
 

Kiba: "Shikamaru aber sicher nicht!"
 

Shikamaru: "Jetzt chill doch mal!"
 

Hinata: "Ich bin mit Sicherheit pünktlicher als du, Kiba!"
 

Kiba: "Wette gilt!"
 

Naruto: ":D :D"
 

Ich steckte aufgeschreckt mein Smartphone weg und beeilte mich auszusteigen, als die Ansage im Bus die Haltestelle ankündigte, wo ich raus musste. Gut gelaunt schlenderte ich die Einkaufsstraße entlang Richtung Rathausplatz. Zumindest hoffte ich, das ich das tat. Aber laut Google Maps war ich bald da und würde nur ein paar Minuten zu spät sein.
 

Und tatsächlich traf ich kurz darauf bei besagter Eisdiele ein. Davor konnte ich Hinata erkennen, die dastand und lächelnd auf Kiba blickte, der sich schnaufend die Seite hielt, als wäre er weit gerannt.
 

"Sieht aus, als hätte Hinata klar gewonnen, zumindest ist sie nicht außer Atem!", begrüßte ich die beiden lachend. Kiba knurrte frustriert und hatte offenbar nicht genug Atem zum Sprechen. Hinter mir ertönte Narutos schallendes Lachen.
 

"Klar, sie ist einfach besser organisiert als wir! Wie machst du das Hinata?"
 

Sie lachte. "Du lässt dich einfach immer zu schnell von allem ablenken, Naruto!"
 

"Kann sein!", bestätigte der gut gelaunt. "Gehen wir schonmal rein, keinen Bock zu warten!"
 

"Jep!", bestätigte Kiba und so stellten wir uns in die Schlange.
 

"Kaufen wir Shikamaru auch gleich ein Eis, sonst muss er sich nochmal anstellen und wir müssen zweimal warten!", sagte Kiba zu Naruto.
 

"Stimmt!", bestätigte der. "Dann lernt er zwar nichts aus seinem ständigen Zuspätkommen aber wir sind eben nette Menschen!"
 

"Und was ist mit Sasuke?", fragte Hinata.
 

Der behauptet immer er möge nichts Süßes", sagte Naruto schulterzuckend. "Total verrückt, ich weiß!"
 

"Glaubst du wirklich, dass er kommt?", fragte ich.
 

"Klar!", grinste Kiba. "Ich wette, er hat eh nichts Besseres vor und er will es zwar nicht zugeben, aber eigentlich mag er uns. Rede ich mir zumindest ein."
 

"Klar mag er uns!", sagte Naruto vollkommen überzeugt. "Er ist einfach ein Idiot und kann es nicht zeigen!"
 

Schließlich verließ ich die Eisdiele als Erste, weil Naruto und Kiba sich nicht entscheiden konnten und Hinata geduldig wartete. Mir war das Gedränge vor dem Tresen aber zu viel geworden, weswegen ich mir schnell eine Kugel Vanilleeis im Becher bestellt hatte und nun vorhatte draußen zu warten.
 

Als ich raus kam, lehnte Sasuke tatsächlich mit dem Rücken an der Hauswand gegenüber, die Hände in den Hosentaschen und gut aussehend wie immer. Eine Gruppe Mädchen lief vorbei und schaute ihn bewundernd an.
 

Ich ging auf ihn zu, wobei ich mir einen Löffel Eis in den Mund schob und blieb vor ihm stehen.
 

"Hallo", sagte er.
 

Ich schluckte in Ruhe mein Eis herunter und erwiderte seine Begrüßung.
 

"Hi!"
 

"Wie gehts dir?", fragte er. Offenbar war er in der Stimmung sich zu unterhalten. Ich lehnte mich neben ihn an die Wand, um auch einen guten Ausblick auf die Eisdiele zu haben. Die anderen waren noch nicht zu sehen. Vielleicht warteten sie auf ihre Bestellungen.
 

"Ganz gut", antwortete ich schließlich und entschloss mich dann ihn mit ein paar Emotionen zu konfrontrieren, nur um mal zu sehen, wie er damit umging. "Ich habe gerade angefangen mich etwas einsam zu fühlen und mich zu langweilen, da kam mir Narutos Vorschlag gerade recht."
 

Ich sah ihn an. "Und bei dir?"
 

Er musterte mich einen Moment, dann sagte er: "Ähnlich."
 

Ich nahm noch einen Löffel Eis. Hieß das, dass er sich auch alleine gefühlt hatte? Oder nur, dass er sich gelangweilt hatte?
 

In diesem Moment stießen die anderen zu uns und außerdem traf nun auch Shikamaru ein.
 

"Hi Sasuke!", sagte Naruto erfreut und Kiba sagte bloß: "Sag mal Shika, kommst du eigentlich extra zu spät, weil du weißt, dass wir dir Eis mitbringen und du dann nicht anstehen musst?"
 

Shikamaru nahm das Eis und grinste. "Vielleicht unterbewusst."
 

"Du schuldest Hinata Geld!", sagte Naruto. "Ich hatte zu wenig dabei!"
 

"Ach quatsch!", sagte Hinata sofort.
 

"Danke Hinata! Ich hol dir morgen in der Pause nen Kaffee!", sagte Shikamaru zu ihr.
 

"Auf in den Park!", entschied Kiba und wir setzten uns in Bewegung.
 

Dort angekommen suchten wir uns einen guten Fleck im Rasen und ließen uns nieder. Wieder staunte ich darüber, wie leicht wir alle Gesprächsthemen fanden und schon bald lachten wir fröhlich herum, während wir uns über alles mögliche austauschten, was Freitag geschehen war.
 

"Seht mal, da sind Ino und die anderen!", sagte Hinata irgendwann zu mir und deutete auf eine Gruppe Mädchen auf einer Decke, die ausgelassen lachten.
 

Kiba und Naruto unterbrachen ihre Unterhaltung über Sport und blickten neugierig auf. Shikamaru schaute ebenfalls neugierig hinüber.
 

"Heey!", brüllte Kiba und winkte, um auf sich aufmerksam zu machen. Sie sahen alle auf und ich konnte sehen, wie sich Inos Gesicht verfinsterte, als sie mich sah. Ich tauschte einen Blick mit Hinata, der deutlich machte, dass sie sich ebenfalls wünschte, Kiba hätte nicht gerufen.

Sasuke neben uns stöhnte genervt auf, als die Mädchen ihre Sachen packten und zu uns herüber kamen, offenbar, um sich zu uns zu gesellen, Ino wie ihre Anführerin vorne weg.
 

"Ach, stell dich nicht so an!", sagte Kiba gut gelaunt zu Sasuke.
 

"Hallo!", lächelte Ino selbstbewusst, als sie vor uns stehen blieb. "Dürfen wir uns zu euch setzten?"
 

"Klar!", sagte Kiba und es folgte einiges an Umarmen und Begrüßen. Wie üblich wurden Hinata und ich dabei zumindest von Ino übergangen aber Tenten begrüßte uns freundlich und auch Karin ließ sich dazu herab, wenn auch mit einer Miene, als ob sie keine Lust darauf hätte. Sasuke blieb sitzten und ignorierte das Geschehen, als ginge es ihn nichts an aber darüber schien sich niemand zu wundern.
 

Ich setzte meine Unterhaltung mit Hinata fort und beobachtete, wie Shikamaru mit unzufriedenem Gesicht Ino dabei zusah, wie sie sich bemühte, Sasuke in ein Gespräch zu verwickeln. Der antwortete jedoch wenn überhaupt bloß einsilbig.
 

Irgendwie dachte ich plötzlich, dass Ino mir leid tat. Wenn man so aus der Nähe sah, wie sie Sasuke anblickte, schien es, dass sie ihn vielleicht wirklich mochte und nicht nur, weil er Geld hatte und gut aussah. Falls dem so war, musste es sie einiges an Überwindung kosten, weiter mit ihm zu sprechen, obwohl er sie so abfertigte. Andererseits machte er auch allzu deutlich, dass er kein Interesse an ihr hatte. War das mal anders gewesen? Shikamaru hatte ja gesagt, dass sie mal was mit einander gehabt hatten.
 

"Gibt es ein Problem?", fragte sie mich plötzlich ziemlich angriffslustig und ich zuckte kaum merklich zusammen. Offenbar hatte ich sie zu offensichtlich angesehen und sie hatte es bemerkt.
 

"Nein", sagte ich rasch. "Ich hab nur dein Outfit bewundert!" Das war nur halb gelogen. Tatsächlich sah sie wie immer top zurechtgemacht aus und ihre Kleidung war immer sorgfältig ausgewählt und kombiniert. Wahrscheinlich auch ziemlich teuer.
 

"Tja, du könntest auch mal ein paar neue Sachen gebrauchen", sagte sie giftig. Du scheinst ständig das Selbe zu tragen, hast du nur die paar Sachen oder kaufst du immer gleich alles mehrfach?"
 

Überrumpelt von ihrem eisigen Ton starrte ich sie an. Sie blickte zurück und ich verstand in diesem Moment, wie sehr sie mich hasste. Weil ich einfach so neu hier aufgetaucht war und sie mich nun ständig mit dem Typen sehen musste, mit dem sie so gerne mehr Kontakt hätte. Irgendwie verstand ich sie sogar, weswegen mir keine gute Erwiderung einfiel.
 

Allerdings übernahm das Hinata für mich, denn sie sagte entschieden: "Nicht jeder möchte sich über teure Outfits definieren, Ino." Sie blickte Ino wütend an und ich war überrascht, dass sie plötzlich so mutig war.
 

Ino machte den Mund auf, wohl um etwas ziemlich Gemeines zurückzuschleudern, als Naruto sie schnell abwürgte.
 

Lachend sagte er: "Leg dich nicht mit Hinata an, Ino! Alles was sie macht, macht sie perfekt. Wahrscheinlich fällst du sonst schrecklich ausgefeilten Racheplänen zum Opfer!"
 

Kiba lachte schallend.
 

Ino schnaubte verächtlich, wie um deutlich zu machen, dass sie sich das nicht vorstellen konnte, aber immerhin ließ sie es dabei bewenden.
 

Ich blickte auf meine Beine hinab, meine Hose sah tatsächlich schon ein wenig abgetragen aus. Lange würde sie nicht mehr halten. Ich musste wirklich bald neue Sachen kaufen. Ich hatte etwas Geld dafür zusammengespart aber ich behielt es immer so lange wie möglich, ohne es auszugeben. Man wusste nie, ob plötzlich irgendeine dringendere Anschaffung nötig werden würde.
 

Hinata schien zu bemerken, dass ich in nachdenklichen Gedanken versunken war und war in der nächsten Stunde besonders nett zu mir, wie um mich aufzumuntern. Es half tatsächlich und als wir alle zusammenpackten, weil es kühler wurde und ein paar Wolken aufzogen, hatte ich gute Laune. Es war ein schöner Nachmittag gewesen und ich freute mich schon morgen in der Schule alle wiederzusehen.
 

Wir schlenderten gemeinsam zum Parkausgang und dann durch die Innenstadt, wo bei wir uns nach und nach voneinander verabschiedeten. Schließlich waren nur noch Shikamaru, Sasuke, Ino und ich übrig, da die anderen schon vorher andere Richtungen nach Hause eingeschlagen hatten.
 

"Bist du mit dem Auto hier, Sasuke?", fragte Ino ihn. "Kannst du mich mitnehmen?"
 

"Nein", sagte er kalt.
 

Sie sah kurz verletzt aus, dann hatte sie wieder ein strahlendes Lächeln aufgesetzt. Shikamaru warf Sasuke hinter dessen Rücken einen verärgerten Blick zu.
 

"Okay, schade", sagte Ino und ließ sich nicht anmerken, dass sie verletzt war. Diese Rolle spielte sie ziemlich überzeugend.
 

"Ich kann dich nach Hause bringen", bot Shikamaru an. "Zwar nur zu Fuß aber es liegt auf meinem Weg."
 

Sie strich Ihre Haare zurück und musterte ihn einen Moment abschätzig.
 

"Von mir aus", sagte sie schließlich. "Dann kannst du aber die Decke tragen." Sie stopfte Shikamaru die Picknickdecke in den Arm, die sie dabei gehabt hatte. Der zuckte ergeben mit den Schultern.
 

"Dann bis morgen Sasuke", sagte sie freundlich.
 

Sasuke erwiderte "Hmm" und wandte sich ab, nachdem er und Shikamaru sich verabschiedet hatten. Ino stolzierte davon und Shikamaru folgte ihr, nachdem er mit mir einen leicht resignierten Blick getauscht hatte.
 

Ich lief einen Moment schweigend neben Sasuke her.
 

"Musst du nicht in die Richtung?", fragte ich irgendwann und nickte mit dem Kopf nach rechts.
 

Er sah mich an. "Ich laufe noch mit zu dir."
 

"Warum?", fragte ich verdutzt.
 

"Mir ist eben nach nem Spaziergang in dem Park bei deiner Wohnung."
 

"Schwachsinn", sagte ich. Und am liebsten hätte ich ihn wieder gefragt, was er verdammt nochmal von mir wollte. Nur würde er darauf wohl wieder nicht antworten.
 

"Wenn du meinst", sagte er gleichgültig.
 

Wir schwiegen wieder eine Weile und ich nahm deutlich wahr, dass uns viele Blicke begegneten. Vielleicht hielten die uns auch alle, wie die alte Frau aus meinem Stockwerk, für ein hübsches Paar.
 

"Kannst du nicht etwas weniger unfreundlich zu Ino sein?", fragte ich plötzlich.
 

Er sah mich fragend an.
 

"Ich weiß ja nicht, was eure Vorgeschichte ist aber hat sie es verdient, dass du sie so behandelst?"
 

"Warum interessiert dich, wie ich mit Ino umgehe?", fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
 

"Hat sie dir was getan?", fragte ich.
 

"Nein, sie nervt bloß, weil sie nicht checkt, dass wir einmal zum Spaß Sex hatten und es nichts weiter war."
 

"Aber für sie hatte das offenbar eine größere Bedeutung", erwiderte ich, wohl wissend, dass ich mich in Dinge einmischte, die mich nichts angingen.
 

"Nicht mein Problem, oder?", sagte er genervt. "Ich hab vorher klar gesagt, dass ich auf nichts Festes aus bin."
 

"Aber ich glaube, sie mag dich wirklich und hat einfach gehofft, dass du es dir noch anders überlegst."
 

"Tut sie dir jetzt leid oder was?", fragte er ungläubig. "Nachdem sie dich vorhin so angezickt hat?"
 

"So schlimm war das auch nicht", sagte ich. "Und ja, ich habe Mitgefühl mit ihr, es ist nie schön abgewiesen zu werden, wenn man jemanden gern hat."
 

"Als ob du jemals abgewiesen worden wärst!", höhnte er. "Männer sind einfach zu oberflächlich, um dich abzuweisen."
 

Ich warf ihm einen schnellen Blick zu.
 

Er betrachtete mich beim Laufen. Ich sah wieder weg, weil mir sein Blick zu intensiv vorkam. Trotzdem fühlte ich mich merkwürdigerweise nicht unwohl wie sonst immer, wenn Männer mich so ansahen oder so etwas sagten. Warum eigentlich?
 

"Bist du wirklich so herzlos oder tust du bloß so, Sasuke Uchiha?", fragte ich ihn kühl.
 

Er schnaubte und schwieg.
 

"Ich weiß, ich sollte mich da nicht einmischen und ich lasse es jetzt auch aber ich wollte dir nur sagen, dass ich glaube, dass sie dich wirklich sehr mag und dass du vernünftig mit ihr sprechen solltest, damit sie eine Chance bekommt damit abzuschließen."
 

Er erwiderte nichts und ich fragte mich, ob ich diesmal diejenige war, die sich zu übergriffig verhalten hatte. Aber das sollte mich wahrscheinlich nicht kümmern. Immerhin lief ich hier neben einem Typen her, der so tat, als wollte er spazieren gehen, um mich nach Hause zu begleiten.
 

"Was machst du heute noch?", fragte er mich schließlich.
 

Ich zog mein Smartphone aus der Tasche und sah auf die Uhr. Es war 20 Uhr.
 

"Ich koche mir was, hänge etwas bei Youtube rum und gehe dann wahrscheinlich früh zu Bett."
 

Er schwieg.
 

"Und du?", fragte ich, weil ich mich plötzlich daran erinnerte, dass er noch bis Dienstag alleine in diesem riesigen Haus sein würde.
 

Er zuckte mit den Schultern. "Irgendwas essen, bisschen zocken und dann Schlafen."
 

Wir waren vor meiner Haustür angekommen und ich blieb stehen und sah ihn an. Er blieb ebenfalls stehen.
 

"Schaffst du es auch wirklich alleine zurück?", fragte ich mit gespielt besorgter Stimme. "Nicht, dass du noch belästigt wirst!"
 

Er grinste. "Nun, ich bin da wie du. Ich glaube sehr gut auf mich alleine aufpassen zu können. Anders als bei dir stimmt es in meinem Fall sogar."
 

"Ha ha", sagte ich trocken aber musste ein Schmunzeln unterdrücken. Sein Grinsen hatte etwas ziemlich Anziehendes und man war automatisch versucht zurückzugrinsen.
 

Ich zog meinen Schlüssel aus der Tasche.
 

"Dann bis Morgen!", sagte ich.
 

Er stand da, mit den Händen in den Hosentaschen und sah mich einen Moment an.
 

"Bis Morgen, Prinzessin!", sagte er in einem irgendwie anzüglichen Tonfall, der mir gegen meinen Willen einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Er wandte sich ab und ging.
 

"Nenn mich nicht so!", rief ich ihm verärgert nach. Er lachte ohne sich umzudrehen. Ich schnaubte und wandte mich ab, um die Haustür aufzuschließen.

Zweifel

"Hier!", sagte Shikamaru und stellte Hinata schwungvoll einen Becher Kaffee hin.
 

Sie sah auf und lächelte. "Danke!"
 

Es war Mittagspause und wir saßen alle zusammen an einem Tisch in der hinteren Ecke der Cafeteria. Hinata war über das Mathebuch gebeugt und versuchte gerade Naruto und Kiba, die zu beiden Seiten neben ihr saßen, etwas zu erklären.
 

Sasuke saß gegenüber, zurückgelehnt in seinem Stuhl, mit geschlossenen Augen. Er hatte AirPods in den Ohren und schien Musik zu hören.
 

Da Shikamaru und ich also die Gelegenheit hatten, uns zu unterhalten, ohne gehört zu werden, rutschte ich ein Stück näher an ihn heran und fragte leise: "Wie war dein Nachhauseweg gestern?"
 

Ich hatte Ino extra nicht erwähnt, damit er das Thema meiden konnte, falls er nicht darüber sprechen wollte, aber er gab einen leisen Seufzer von sich. "Also eigentlich wollte sie die ganze Zeit rausfinden, ob bei dir und Sasuke irgendwas läuft."
 

"Mist", sagte ich enttäuscht.
 

"Jep", sagte er ein wenig frustriert.
 

Er warf mir einen Blick zu. "Läuft da was?"
 

"Was?", sagte ich erschrocken und ein wenig zu laut. Allerdings schimpfte Kiba gerade lauthals über den Mathelehrer und Hinata und Naruto beachteten uns nicht.
 

"Nein!", sagte ich sofort eindringlich aber wieder mit leiserer Stimme.
 

Er sah mich einen Moment nachdenklich an. "Verstehe."
 

"Wie kommst du überhaupt darauf?", fragte ich.
 

"Nur so."
 

Ich sah ihn weiter fragend an und er fuhr fort: "Ich habe nur bemerkt, dass er ziemlich nett zu dir ist im Vergleich zu anderen."
 

"Also jetzt wieder zum Thema", sagte ich. "Ihr habt euch doch bestimmt auch noch über anderes unterhalten!"
 

"Jaaa", gab er zu. Offenbar hatte er tatsächlich Lust darüber zu sprechen.
 

"Also wie ich dir schon sagte, wenn ich mit ihr alleine bin, ist sie echt in Ordnung. Nachdem sie mit dem Sasuke Thema aufgehört hatte, haben wir uns eigentlich den ganzen Weg über gut unterhalten, es ist erstaunlich unkompliziert mit ihr ein Thema zu finden. Und wir haben auch noch ne gute Weile vor ihrem Haus gestanden und weiter erzählt. Aber so lange es ihn gibt", er nickte in Richtung von Sasuke, "hab ich einfach keine Chance."
 

"Keine Ahnung, was sie so toll an ihm findet, er ist so eklig zu ihr!", sagte ich und betrachtete Sasuke ebenfalls kritisch.
 

"Tja...", seufzte Shikamaru.
 

"Ich hab ihm gesagt, dass er das mit Ino klären soll", sagte ich nachdenklich.
 

"Echt?" Shikamaru sah mich interessiert an. "Wann das? Was hat er gesagt?"
 

"Gestern Abend, als wir uns verabschiedet haben. Er hat aber nicht wirklich darauf reagiert. Ich weiß nicht, ob es was gebracht hat."
 

"Hmmm", machte Shikamaru nachdenklich.
 

Sasuke nahm sich entschieden die AirPods aus den Ohren und richtete sich auf. Genau in dieser Sekunde läutete es und wir mussten zum Nachmittagsunterricht aufbrechen, also fingen wir an, unsere Sachen zusammenzupacken.
 

"Ich geh nochmal schnell auf Toilette!", sagte ich zu Hinata.
 

"Soll ich mitkommen?", fragte sie aber ich verneinte. Sie nickte und ich machte mich eilig auf den Weg.
 

Das Damen WC war leer. Zumindest dachte ich das auf den ersten Blick, denn dann höre ich doch das zuschlagen einer Tür und als ich wieder aus der Kabine kam, sah ich Ino am Waschbecken stehen.
 

Sie hatte beide Arme auf den Seiten des Waschbeckens abgestützt und betrachtete sich im Spiegel. Ihr Blick war voller Härte.
 

Ich glaubte diesen Blick zu kennen. So hatte ich mich auch oft angesehen, vor ein paar Jahren, als es mir wirklich schlecht gegangen war und ich niemandem mehr die Schuld daran gab, als mir selbst.
 

Sie zuckte zusammen, als sie mich sah, vermutlich hatte sie ebenfalls gedacht, dass niemand hier wäre. Sie beobachtete, wie ich zu einem der Waschbecken ging und mir die Hände wusch.
 

Als ich mit Abtrocknen fertig war, warf ich ihr einen Blick zu. Sie stand einfach nur da und musterte mich voller Abneigung.
 

"Kommst du mit?", fragte ich vorsichtig und nickte in Richtung Tür. Schließlich waren wir etwas spät dran und die nächste Stunde begann.
 

Sie schnaubte abfällig und rückte die Tasche auf ihrer Schulter zurecht. Dann ging sie auf die Tür zu und wäre ich nicht schnell einen Schritt zurückgetreten, hätte sie mich vermutlich mit der Schulter angerempelt.
 

Schweigend liefen wir die leeren Gänge zum Klassenraum entlang. Offenbar waren wir wirklich etwas spät, den es war bereits still und wir hörten bloß gedämpften Lärm hinter den Türen, an denen wir vorbeikamen.
 

Es war seltsam so neben Ino herzulaufen, sie stolzierte regelrecht und jede Faser ihres Körpers strahlte Anspannung aus.
 

Als wir vor unserem Raum ankamen, blieb sie genau vor der Tür stehen und drehte sich zu mir um.
 

"Und, bist du schon auf Sasuke reingefallen?", fragte Ino mich spöttisch und mit aggressivem Ton.
 

Ich sah sie bloß fragend an und bemühte mich ruhig und entspannt zu wirken. Aber ihre Wut machte mich nervös.
 

"Hast du dich in ihn verliebt und denkst du bist die Eine, die für ihn was Besonderes ist?", fuhr sie gehässig fort.
 

"Hör mal", sagte ich so beschichtigend wie möglich, "es ist echt nicht meine Absicht, dir da irgendwie in die Quere zu kommen."
 

"Dann halt dich fern von ihm!", zischte sie.
 

"Nein", sagte ich so ruhig, wie ich es schaffte. "Ich möchte gerne mit denen allen befreundet sein. Aber mehr ist da auch nicht."
 

"Und da wird auch nie mehr sein!", erwiderte sie abfällig. "Du bist für ihn bloß ein Zeitvertreib. Sobald er bekommen hat, was er will, wird er dich links liegen lassen. Ich habe auf der Semester Opening Party gehört, wie du ihn abgewiesen hast. Und das hat ihm gefallen, das hat seinen Jagdinstinkt geweckt. Er wird dich so richtig schön umgarnen, bis du ernsthaft glaubst, dass du ihm wirklich etwas bedeutest, dass er sich wirklich für dich interessiert. Und sobald du ihm dann nachgegeben hast, wirst du ihm völlig gleichgültig sein!"
 

Damit drehte sie sich um und betrat den Klassenraum. Eine Sekunde stand ich wie gelähmt da und sah ihr nach. Hatte Sasuke sich Ino gegenüber so verhalten, wie sie es gerade geschildert hatte? Das passte überhaupt nicht mit seiner Darstellung zusammen. Es gelang mir nicht, meine Gedanken zu kontrollieren und ich schob alle Emotionen beiseite und folgte ihr. Alles fühlte sich seltsam dumpf an.
 

"Sie sind beide zu spät", wies uns der Lehrer streng zurecht.
 

Sein Name war Orochimaru, er unterrichtete Biologie, ein Fach, das ich eigentlich mochte aber das war immer weniger der Fall. Der Typ stand irgendwie darauf, Schüler mies zu behandeln.
 

"Entschuldigung!", flötete Ino charmant. Sie konnte sich wirklich gut verstellen. "Tut mir wirklich sehr leid!" Sie klang überzeugend zerknirscht.
 

"Sorry!", murmelte ich und setzte mich rasch neben Hinata.
 

Sie warf mir einen fragenden Blick zu und auch die Jungs ein paar Reihen weiter schauten zu mir herüber. Shikamaru hob fragend die Augenbrauen.
 

"Ich weiß ja nicht, wie das an Ihrer vorherigen Schule war, Miss Haruno, aber hier schätzen wir Pünktlichkeit als eine Tugend und erwarten, dass man anderen gegenüber respektvoll genug ist, um rechtzeitig zu erscheinen", sagte Orochimaru und blickte mich streng an.
 

"Tut mir leid", entschuldigte ich mich erneut.
 

"Glauben Sie denn, dass Sie das jetzt verstanden haben, Miss Haruno?"
 

"Ja", sagte ich leicht gereizt. Konnte er es nicht gut sein lassen?
 

Doch Orochimaru ließ einfach nicht locker. "Das klingt aber nicht wirklich höflich und respektvoll. Wollen Sie es vielleicht nochmal mit einer besseren Antwort probieren?"
 

Mir war peinlich bewusst, dass die ganze Klasse das Geschehen gespannt verfolgte. Ein paar schauten mitleidig drein. Andere, darunter Ino und Karin lächelten, als würden sie das alles genießen.
 

Gerade, als ich den Mund öffnen und eine möglichst höfliche Entschuldigung hervorwürgen wollte, sagte Sasuke laut: "Haben wir heute noch Unterricht, oder geht das jetzt so weiter? Weil dann habe ich keine Lust hier meine Zeit zu verschwenden." Seine Stimme klang fest und kalt.
 

Orochimaru wandte sich ihm stirnrunzelnd zu. Er schien einen Moment mit sich zu ringen, dann setzte er sich hinter sein Pult und sagte: "Na schön, Mr. Uchiha. Wenn sie so motiviert sind, dann darf ich Sie gleich mal nach vorne bitten. Gehen Sie doch zur Tafel und erklären uns alles über die Polymerase-Kettenreaktion."
 

Sasuke nahm sich Zeit, seinen Stuhl zurückzuschieben, aufzustehen und nach vorne zu gehen. Dort erledigte er die Aufgabe problemlos. Das schien Orochimaru ziemlich zu ärgern aber er sagte bloß: "Gut, setzen Sie sich." Und fing dann an, weitere Erläuterungen zu geben.
 

Ich hörte nur mit halbem Ohr zu und merkte, wie Hinata mir von der Seite ein paarmal einen Blick zuwarf aber lieber kein Gespräch anfangen wollte, um keinen Ärger zu riskieren.
 

Ich war froh darüber, weil ich gar nicht wusste, was ich hätte sagen sollen, wenn sie mich fragen würde, was los war.
 

Was Ino über Sasuke gesagt hatte, war wahrscheinlich bloß ein Ausdruck ihrer Eifersucht, oder?

Aber ganz unrealistisch war es auch nicht. Lag es nicht tatsächlich im Bereich des Möglichen, dass Sasuke mich nur irgendwie "rumkriegen" wollte, weil er es gewohnt war zu bekommen, was er wollte?

Das wäre eine Erklärung dafür, warum er ständig meine Nähe suchte und freundlicher zu mir war, als du den meisten anderen. Was wusste ich schon über ihn? Eigentlich nichts, da er nicht viel von sich preisgab. Aber hatte ich überhaupt wirklich probiert, etwas Persönliches über ihn zu erfahren? Bis auf das Thema mit seinem Bruder hatte ich ihn nicht viel gefragt. Da hatte er mich abgewimmelt. Aber vielleicht gab es zwischen den beiden Uchiha Brüdern wirklich ein Problem und warum sollte er jemandem davon erzählen, den er erst so kurz kannte?

Und war Sasuke nicht mit Naruto und den anderen befreundet? Die schienen wirklich nett zu sein, sie würden doch keine Zeit mit ihm verbringen, wenn er so ein mieser Typ wäre? Vorausgesetzt natürlich, sie wüssten überhaupt darüber Bescheid, was er so tat oder nicht tat.

War es nicht einfach am wahrscheinlichsten, dass Ino mir bloß ein mieses Gefühl geben wollte, weil sie enttäuscht war?
 

Nachdem ich noch ein wenig weiter gegrübelt hatte, kam ich jedoch zu dem entscheidenden Punkt: Eigentlich gab es gar kein Problem.
 

Schließlich war ich mit Sasuke einfach nur befreundet, so wie mit den anderen auch. Er würde also nichts anderes versuchen und ich würde nie herausfinden, ob an Inos Behauptungen etwas dran war.

Und selbst wenn Sasuke doch irgendein Interesse an mir haben sollte, hatte ich ohnehin nicht vor, mich darauf einzulassen. Ich war mir ja noch nicht einmal sicher, wie gut ich ihn überhaupt leiden konnte.
 

Ich sah zu ihm hinüber, er schaute zur Tafel. Es war nett gewesen, dass er mir eben geholfen hatte. Falls er das überhaupt getan hatte. Vielleicht hatte ihn das Theater auch einfach nur genervt.

War er zu Ino auch mal nett gewesen, bis sie ihm gegeben hatte, was er wollte?
 

"Ist zwischen dir uns Ino was passiert?", fragte Hinata mich sofort, als die Stunde endlich rum war.
 

"Erzähl ich dir später", murmelte ich, da Naruto, Kiba, Shikamaru und Sasuke auf uns zukamen.
 

"Hey, kommt ihr mit? Wir wollen Rahmen essen gehen!", fragte Naruto. Ich warf Hinata einen Blick zu. Sie sah aus, als wäre sie von dieser Idee ziemlich angetan. Also stimmte ich ebenfalls zu. Wir entschieden, mit Sasukes Auto zu fahren, also quetschte ich mich mit Kiba, Naruto und Hinata zusammen auf die Rückbank. Es war ziemlich eng aber irgendwie ging es.
 

"Ihr werdet sehen, es ist super dort!", schwärmte Naruto.
 

"Ist das in der Innenstadt?", fragte ich.
 

"Nee", antwortete Kiba, "ein bisschen außerhalb auf dem Tempelberg. Eigentlich ist das mehr so ein Stand für Touristen, die den Tempel besichtigen aber Naruto liebt es dort!"
 

"Weil das Essen extrem gut ist!", sagte Naruto. "Du fährst uns später alle heim, ja Sasuke?" Er klopfte motiviert auf Sasukes Kopflehne vor ihm.
 

"Das überlege ich mir noch", knurrte Sasuke aber Naruto schien zufrieden mit der Antwort.
 

Naruto hatte nicht übertrieben, wie ich zugeben musste, als Sasuke geparkt hatte.

Schon die Fahrt aus der Stadt heraus war schön gewesen. Zum einen, weil ich glücklich war über die gute Gesellschaft, zum anderen, weil es schön war, mal etwas Natur zu sehen.

Sasuke hatte auf einem Parkplatz auf dem Tempelberg geparkt und weil Montag war, war der Ort nicht allzu voll. Daher sah ich mich nun staunend um und bewunderte die hübsche Anlage. Ein Stück neben dem Tempel waren einige Stände mit Souvenirs und mit Essensangeboten. Davor waren auf einer Aussichtsplattform Tische und Sitzbänke aus hübschem dunklen Holz gebaut. Man hatte einen wunderbaren Blick über die Stadt.
 

Wir bestellten uns alle eine Schüssel Ramen und blieben noch lange, nachdem wir aufgegessen hatten. Als wir schließlich aufbrachen, dämmerte es schon leicht.
 

"Ich rufe dich später nochmal an!", sagte Hinata zu mir und bedankte sich bei Sasuke fürs Fahren, bevor sie die Tür schloss und ihre Auffahrt hinaufging. Jetzt waren nur noch Kiba und ich übrig, Naruto und Shikamaru hatten wir schon abgesetzt.
 

Sasuke fuhr wieder los und Kiba fragte nach ein paar Minuten: "Du fährst erst zu mir? Hätte das nicht anders rum mehr Sinn gemacht?"
 

Sasuke machte sich nicht die Mühe zu antworten.
 

Kiba wandte sich mir zu und verdrehte die Augen. Ich lächelte ihn an aber innerlich fragte ich mich, ob Sasuke absichtlich erst Kiba absetzen wollte, um mit mir alleine zu sein.
 

"Setz dich nach vorne", wies mich Sasuke an, als Kiba ausgestiegen war und sich gut gelaunt verabschiedet hatte.
 

Er blickte in den Rückspiegel, um mich sehen zu können und herauszufinden, warum ich mich nicht rührte. Ich hob wartend beide Augenbrauen. Er atmete genervt aus und sagte: "Okay, ich soll dir nichts befehlen, schon klar. Möchtest du dich nach vorne setzen?"
 

Dieses Mal kam ich seiner Aufforderung nach. Als ich neben ihm Platz genommen und mich angeschnallt hatte, fuhr er los. Er warf mir einen kurzen Blick zu und sah dann wieder auf die Straße.
 

"Ist alles in Ordnung?", fragte er.
 

"Wieso?", fragte ich zurück.
 

"Du wirkst bedrückt."
 

Ich wusste nicht, was ich ihm antworten sollte.
 

Er schwieg einen Moment. Dann sagte er: "Es kommt mir so vor, als wärst du wütend auf mich."
 

Ich sah aus dem Fenster. War ich wütend auf ihn? Eigentlich nicht, er hatte ja nichts getan. Trotzdem hatte ich irgendwie ständig Inos Worte im Hinterkopf. Und da ich nach wie vor keine richtig plausible Erklärung für sein Verhalten mir gegenüber hatte, gelang es mir nicht ihre Worte so ganz wegzuschieben.
 

"Hab ich dir was getan?", fragte er.
 

Ich sah ihn an.
 

"Nein", sagte ich. "Nein, hast du nicht."
 

"Aber?"
 

Ich schwieg, weil ich wirklich nicht wusste, was ich sagen sollte. Ihm zu erzählen was Ino gesagt hatte, wäre irgendwie komisch gewesen.
 

"Es hat nichts mit dir zu tun", sagte ich schließlich.
 

Er warf mir einen Blick zu und ich sah ihm an, dass er mir nicht glaubte. Er hielt vor dem Haus, in dem meine Wohnung war, stellte den Motor ab und sah mich an.
 

"Kann ich dir irgendwie helfen?", fragte er. Ich ertappt mich bei dem Gedanken, dass ich mir wünschte, er wäre wirklich aufrichtig interessiert und dass Ino alles nur erfunden hätte. Und vielleicht hatte sie das auch.
 

Ich zwang mich ihn anzulächeln. "Nein schon gut! Also dann, danke fürs Fahren und bis morgen."
 

Ich öffnete die Tür und stieg aus.
 

"Bis Morgen", sagte er und ich schloss die Tür und machte mich auf den Weg zur Haustür. Als ich aufgeschlossen hatte, hörte ich ihn wegfahren.
 

Oben in der Wohnung ließ ich mich erschöpft bäuchlings auf mein Sofa fallen. Irgendwie fühlte ich mich schlecht, weil ich so einsilbig zu Sasuke gewesen war, obwohl er den ganzen Tag über verhältnismäßig freundlich gewesen war. Und warum sollte ich Ino glauben? Während ich mir bei Sasuke nicht sicher war, warum er was tat, konnte ich mir bei Ino total sicher sein, dass sie mir nichts Gutes wünschte.
 

Ich stöhnte genervt, rollte mich auf den Rücken und starrte an die Decke. Kochen würde ich heute nicht mehr müssen, ich war total satt.
 

Schließlich entschied ich mich Hinata anzurufen und ihr von Ino zu erzählen.
 

"Oh nein!", sagte sie, nachdem ich geendet hatte. "Ich hatte mir schon gedacht, daß sie irgendwas Blödes gesagt hat aber das ist echt heftig!"
 

"Hmm", sagte ich resigniert.
 

"Traust du Sasuke sowas zu?", fragte sie.
 

"Ich weiß nicht, wie ich ihn einschätzen soll", antwortete ich. "Eigentlich nicht. Aber vielleicht nur, weil die Vorstellung, dass er mich irgendwie interessant findet auch angenehmer ist, als die Vorstellung, dass er bloß ein komisches Spiel spielt."
 

"Ich habe das natürlich alles nicht so wirklich mitbekommen aber ich hatte jedenfalls nie den Eindruck, dass Sasuke gegenüber Ino jemals besonders nett gewesen wäre, zumindest nicht in der Schule. Das was Ino über Sasuke gesagt hat, würde ich eher meinem lieben Cousin zutrauen."
 

Ich nahm wahr, wie ich mich durch ihre Worte ein wenig erleichtert fühlte. Und gleichzeitig ärgerte ich mich ein wenig, dass es mich plötzlich so zu interessieren schien, was Sasuke tat oder nicht tat. Irgendwie hatte er sich einfach in meinem Leben gedrängt und nun musste ich damit umgehen. Und irgendwie gefiel mir das auch ein bisschen. Tatsächlich hatte Ino recht, dass ich langsam das Gefühl gewann, dass ich vielleicht jemand sein könnte, der ihn wirklich interessierte.
 

"Wie gehts dir eigentlich mit Naruto?", fragte ich Hinata, weil ich das Gefühl hatte, dass wir nun genug über mich gesprochen hatten.
 

"Ganz gut", sagte sie. Ich finde es fürs Erste super, überhaupt wieder eine Bindung zu ihm aufbauen zu können. Auch wenn es nur freundschaftlich ist. Als Kind war es für mich so selbstverständlich, dass er ein Teil meines Lebens war und es fühlt sich einfach gut an, das wieder zurückzubekommen."
 

"Ja, verstehe!", sagte ich. "Man merkt auch, dass ihr euch schon länger kennt. Ich meine, Kiba und Shikamaru haben ja auch so eine offene Art, dass es echt einfach ist, mit ihnen umzugehen aber ich habe dich und Naruto heute in der Mittagspause beobachtet und man merkt, dass ihr eine engere Verbindung habt."
 

Sie kicherte. "Super, dass du das sagst! Hab ich auch heute gedacht aber war unsicher, ob ich mir das nur schön rede!"
 

"Nee!", versicherte ich ihr!
 

Wir plauderten noch ein Weile über alles mögliche und als wir irgendwann auflegten, weil wir beide für morgen noch die Englisch Hausaufgaben machen mussten, fühlte ich mich deutlich besser.
 

Ich war gerade mit dem Aufsatz fertig und machte mich daran ihn nochmal auf Schreibfehler durchzugehen, als mein Messengersignal ertönte. Ich drückte auf die ungelesene Nachricht. Sie war von Sasuke.
 

"Ich war bei Ino und habe versucht, ihr möglichst freundlich klar zu machen, dass ich nichts für sie empfinde. Zufrieden?"
 

Ich starrte verblüfft auf die Nachricht. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass er das wirklich tun würde. Und schon gar nicht damit, dass er mir dann davon erzählen würde. Was aber auch irgendwie merkwürdig war. Er hatte es ja schließlich nicht für mich tun sollen, sondern einfach, um sich anständig zu verhalten und nicht so fies mit anderer Leute Gefühlen umzugehen.
 

Am liebsten hätte ich gefragt "Warum erzählst du mir das jetzt?" aber ich hatte plötzlich das Gefühl vorhin schon kühl genug ihm gegenüber gewesen zu sein.
 

Ich überlegte einen Moment, dann schrieb ich: "Wie geht es dir damit?"
 

Ich fragte mich, wie er darauf reagieren würde, schließlich war es eine ziemlich vertraute Frage. Es dauerte einen Moment bis er antwortete.
 

"Besser als erwartet."
 

Ich musste lächeln. Als ich den Aufsatz nach Fehlern durch ging, war ich merkwürdig gut gelaunt.

Geständnis

Auf dem Weg zur Schule am Dienstag morgen hatte ich mich die ganze Zeit gefragt, wie Ino wohl drauf sein würde. Aber wahrscheinlich würde sie sich einfach wie immer verhalten, sie war ja auch sonst gut darin, ihre Show zu spielen und sich nicht anmerken zu lassen, wenn sie etwas verletzte.

Gleichzeitig nervte ich mich mit meiner Neugier selbst ein wenig und ich musste mich ständig daran erinnern, dass mich das eigentlich alles gar nichts an ging. Aber sowohl Sasuke als auch Ino hatten irgendwie dafür gesorgt, dass es das doch tat.
 

Nachdem ich über Inos Worte nun eine Nacht geschlafen hatte, fühlte ich mich besser und beschloss nicht viel darauf zu geben, bis Sasuke selbst mir einen ernsthaften Anlass gab, schlecht von ihm zu denken. Und seit der komischen Begegnung auf der Semester Opening Party, hatte er sich schließlich mir gegenüber gut benommen.
 

Und so ging ich direkt auf ihn zu, als ich gerade über den Schulparkplatz lief und und ihn aus seinem Auto aussteigen sah.
 

"Guten Morgen", sagte ich und lächelte ihn freundlich an.
 

"Morgen Prinzessin!" sagte er. "Wieder besser drauf?"
 

Das war ich tatsächlich, weswegen ich es mir sparte ihn erneut darauf hinzuweisen, dass er mich nicht so nennen sollte.
 

"Ja, bin ich!", sagte ich also nur und sah ihm zu, wie er seine Tasche schulterte und sein Auto abschloss. "Gehen wir rein?"
 

"Ja", sagte er.
 

"Warum hast du mir gestern geschrieben, dass du mit Ino geredet hast?", fragte ich schließlich doch während wir über den Parkplatz zum Schulgebäude gingen. Blöde Neugier!
 

Er zuckte mit den Schultern. "Im Nachhinein betrachtet war das gar keine schlechte Idee. Hätte ich vielleicht früher machen sollen. Sie hat es ganz gut aufgenommen und vielleicht habe ich jetzt meine Ruhe. Also danke für den Hinweis."
 

"Gerne!", grinste ich. "Ganz uneigennützig war es auch nicht, sie scheint zu glauben, dass bei uns was läuft und vielleicht hat sie es nicht mehr ganz so auf mich abgesehen, wenn ihr klar ist, dass sie als Partnerin für dich ohnehin momentan nicht in Frage kommt."
 

Ich rechnete damit, dass er wissen wollen würde, woher ich das wusste aber stattdessen blieb er stehen und fragte: "Hat sie dir was getan? Gestern, als ihr beide zu spät zu Bio gekommen seid?"
 

Ich blieb ebenfalls stehen und sah ihn an.
 

"Nein", sagte ich.
 

"Sicher?"
 

Ich lächelte und sagte scherzhaft: "Danke für deine Fürsorge aber ich kann selbst auf mich aufpassen."
 

"Kann nicht schaden, wenn ich noch zusätzlich auf dich aufpasse, oder?", sagte er völlig neutral, als wäre das eine ganz normale Aussage. Aber ich merkte, wie sich ein seltsames, undefinierbares Gefühl in meinem Bauch ausbreitete.
 

"Da bin ich mir nicht sicher!", sagte ich lachend, um das Gefühl zu überspielen.
 

"Wieso?", fragte er grinsend. "Ich bin effektiv."
 

Ich schnaubte amüsiert. "Ich bin mir bloß nicht sicher, ob das dann immer ganz in meinem Sinne verliefe. Deine Entscheidungen können bisweilen etwas übergriffig sein."
 

Er grinste immer noch. "Damit wirst du klarkommen müssen."
 

"Nein, muss ich nicht", sagte ich entschieden.
 

Wir waren vor dem Eingang angekommen und Kiba und Naruto eilten auf uns zu.
 

"Morgen!", sagte Kiba schlecht gelaunt.
 

"Was ist los?", fragte ich.
 

"Schule! Das ist los!", sagte er frustriert.
 

"Wir haben die Hausaufgaben für Physik nicht gemacht", sagte Naruto. Ihm schien das allerdings nicht die Laune zu verderben. "Lass uns mal abschreiben, Sasuke!"
 

"Sicher nicht", sagte Sasuke.
 

"Ohh, komm schon, jetzt sei nicht so ein Arsch! Takeshi hat doch gesagt, dass er es heute kontrollieren will!", sagte Naruto.
 

"Tja, warum hast du die Aufgaben, dann nicht gemacht?", fragte Sasuke ohne Mitgefühl.
 

"Hast du sie gemacht?", fragte Kiba mich.
 

"Ja", sagte ich. Ich öffnete meine Tasche und holte meine Unterlagen heraus. "Hier."
 

"Du bist die Beste!", strahlte Kiba. "Ich schreib es während Englisch ab und geb es dir nach der Pause zurück!"
 

"Kein Stress", winkte ich ab.
 

Sie warfen Sasuke beide einen bösen Blick zu und eilten in Richtung Klassenraum davon, wahrscheinlich um noch möglichst viel abzuschreiben, bevor die Stunde los ging.
 

Sasuke und ich setzten uns wieder in Bewegung und folgten ihnen, allerdings hatten wir es nicht ganz so eilig.
 

Auf dem Weg in den Klassenraum nahm ich wahr, dass viele unserer Mitschüler uns interessiert musterten. Vielleicht fragten die sich ebenfalls, ob bei uns was lief.

Und als Sasuke auch noch so nett war und mir die Tür zu unserem Korridor aufhielt, verstärkte sich dieses Gefühl noch. Ich war es gewohnt viel Aufmerksamkeit zu bekommen, weil Leuten mein hübsches Äußeres auffiel aber neben Sasuke herzugehen verstärkte diesen Effekt noch, vielleicht weil seine Familie zudem noch extrem reich war. Es musste ihn ganz schön nerven, dass er die ganze Zeit derart beobachtet wurde.
 

An der Klassenzimmertür stießen wir auf Ino. Sie sah uns beide kurz an, dann wandte sie den Blick ab und ging direkt zu ihrem Platz. Ich murmelte, "bis später", wandte mich ebenfalls von Sasuke ab und ging auf meinen Platz neben Hinata zu. Sie war wie immer schon da.
 

"Hi!", sagte ich und ließ mich auf meinen Stuhl fallen. "Wie kommt es eigentlich, dass du immer schon so früh da bist?"
 

Sie lachte. "Hi! Ich weiche so Neji aus. Wenn wir zur gleichen Zeit das Haus verlassen, finden unsere Mütter immer, wir sollten zusammen herfahren. Aber das würde mir schon den Tag vermiesen, bevor er richtig angefangen hat!"
 

Ich lachte. "Ist er echt so unerträglich? Also sogar zu dir meine ich?"
 

Sie schnaubte. "Besonders zu mir! Er konnte es noch nie leiden, dass mein Vater der große Bruder seines Vaters ist und ich so gewissermaßen in der Hierarchie über ihm stehe was Erbfolge und sowas angeht. Total lächerlich aber ihn stört es und er nutzt jeden Moment, um mir reinzuwürgen, dass er toller ist als ich."
 

"Was für ein Idiot!", sagte ich.
 

Damit war das Gespräch beendet, weil die Stunde begann. Der Rest des Tages verlief angenehm.

Ino schien sowohl Sasuke als auch mir aus dem Weg zu gehen, ich musste mir keine blöden Kommentare von ihr anhören und bis auf die Tatsache, dass sie ein bisschen stiller war als sonst, war ihr nichts anzumerken. Allerdings bildete ich mir ein, dass ihre Augen ein wenig so aussahen, als hätte sie gestern geweint. Ich hatte ein klein wenig Mitgefühl, jedoch nicht besonders viel, wenn ich an ihren gestrigen Auftritt dachte.
 

Auch der Rest der Woche verlief ohne Probleme und ich bewältigte einen weiteren Kontrolltermin durch meine Betreuerin vom Jugendamt vorbildlich und begleitet von dem angenehmen Gefühl mal nicht nur so zu tun, als ob es mir ganz gut ginge, denn es fühlte sich tatsächlich danach an. Sogar die Panikattacken waren in letzter Zeit ausgeblieben oder hatten sich zumindest leicht unterdrücken lassen.
 

Als schließlich der Freitag Nachmittag anbrach, hatte ich wirklich Lust auf das Wochenende. Am Samstag Abend würden wir alle auf Tentens Geburtstagsparty sein und ich nahm es als gutes Zeichen für Inos Gemütszustand, dass Tenten mich ebenfalls eingeladen hatte. Zwar hatte sie gefühlt die halbe Schule eingeladen aber immerhin war ich nicht explizit übergegangen worden.

Und weil Hinata in der Nähe wohnte, hatten wir verabredet, dass ich von Samstag auf Sonntag bei ihr übernachten würde und darauf freute ich mich extrem.
 

Bis zum Samstag Mittag war ich gut beschäftigt gewesen mit Haushalt und Aufgaben für die Schule und gerade als ich anfing mich zu fragen, was ich bis zum Abend nun noch tun sollte, klingelte mein Smartphone und zeigte "Sasuke Uchiha" an.
 

"Hi, was gibt's?", fragte ich gut gelaunt und froh über Gesellschaft. Irgendwie hatte ich mich mittlerweile an seine ständige Anwesenheit gewöhnt. Trotzdem war ich ein wenig überrascht, dass er mich anrief.
 

"Hast du schon Mittag gegessen?", fragte er, ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten.
 

"Nein, wieso?", fragte ich verdutzt.
 

"Dann hole ich dich ab und wir kochen zusammen was bei mir."
 

"Was?!", fragte ich total überrumpelt.
 

"Ich habe Hunger und keine Lust mich zu langweilen", sagte er schlicht.
 

"Nur wir beide?", fragte ich skeptisch.
 

"Ja."
 

Ich schwieg einen Moment, weil ich nicht wusste, was ich sagen wollte und mein Hirn sich so schnell nicht auf die neue Situation einstellen konnte.
 

Er wartete geduldig.
 

"Okay", sagte ich schließlich und hoffte, dass ich nicht gerade einem Date zugestimmt hatte.
 

"Bin in 20 Minuten da", sagte er und legte einfach auf.
 

Ich war froh, dass niemand sehen konnte, wie ich daraufhin einen Moment verwirrt und regungslos da saß und dann ins Bad düste, um mich zurechtzumachen.

Auch wenn das nur ein Treffen unter Freunden war, wollte ich irgendwie ansehnlich aussehen. Also zog ich mir eine enge schwarze Jeans und ein frisches Shirt an, legte etwas dezentes Make Up auf und gerade betrachtete ich mich im Spiegel und fuhr mit den Fingern durch meine Haare um ein paar Wellen nachzuformen, als es an der Tür klopfte.
 

Ich öffnete. Sasuke lehnte im Türrahmen. "Unten war offen", sagte er und kam in meine kleine Wohnung, als ich einen Schritt zur Seite trat, um ihn einzulassen.
 

"Hi!", sagte ich, immer noch etwas überrumpelt. "Bin gleich soweit."
 

"Mach langsam."
 

Er ließ sich aufs Sofa fallen und sah mir zu, wie ich das Fenster schloss, ein paar Dinge in meine Tasche stopfte und meine Schuhe anzog.
 

"Wie komme ich eigentlich zu der Ehre?", fragte ich in scherzhaftem Tonfall.
 

Er zuckte mit den Schultern. "Ich komme gerade von Training und deine Wohnung lag eh auf dem Weg. Außerdem dachte ich, dass du vielleicht auch keine Lust hast, ständig alleine zu essen."
 

"Stimmt", gab ich zu und lachte. "Sehr aufmerksam von dir!" Das hörte sich tatsächlich einfach nach Freundschaft an.
 

Er grinste. "Ich weiß, ich bin einfach die Nettigkeit in Person!"
 

Ich lachte. "Jetzt wirst du aber übermütig!"
 

Auf dem Weg nach unten trafen wir die alte Nachbarin, der wir mit den Einkäufen geholfen hatten. Sie strahlte uns an und als wir auf Sasukes Auto zugingen sagte ich grinsend: "Jetzt ist sie weiter gefestigt in dem Glauben, wir wären ein Paar."
 

Sasuke gab ein amüsiertes Schnauben von sich und hielt mir mit einer höflichen Geste die Beifahertür auf.
 

"Dann wollen wir sie mal nicht enttäuschen, falls sie aus dem Fenster schaut."
 

Ich lachte und setzte mich. Er schloss die Tür, stieg ein und fuhr los.
 

"Ich glaube das Auto wäre mir irgendwie zu groß als Fahranfänger", sagte ich und betrachtete wie er geschickt ausparkte.
 

"Hast du schon mit Fahrstunden angefangen?", fragte er.
 

"Nö, kein Geld", sagte ich frei heraus.
 

"Verstehe", sagte er schlicht.
 

Er schwieg einen Moment: "Sollen wir uns einen leeren Parkplatz suchen und du übst ein bisschen?"
 

"Oh nein, bloß nicht!", sagte ich erschrocken. "Wenn ich an dem Auto was kaputt mache werde ich die Schulden mein Leben lang nicht mehr los!"
 

Er lachte. In meinem Bauch breitete sich warmes Gefühl aus. Dieses Lachen war wundervoll.
 

"Ich würde dich schon nicht dafür zahlen lassen!"
 

"Danke, lieber nicht!", sagte ich bestimmt. "Damit könnte ich nicht leben!"
 

Er warf mir einen Blick zu. "Es liegt nicht nur am Geld, oder?"
 

"Nein", gestand ich nach einer kleinen Pause. "Seit dem Unfall meiner Eltern, bin ich nicht besonders erpicht aufs Fahren."
 

"Hmm", sagte er bloß und dann schwiegen wir wieder. Ich war froh, dass er nicht weiter nachfragte, ich hatte gerade keine Lust darüber nachzudenken.
 

"Du bist also wieder alleine zu Hause?", fragte ich, als wir den Flur in Sasukes Zuhause betraten.
 

"Ja", sagte er. "Bin ich meistens", fügte er hinzu, als wir in die Küche gingen.
 

Ich sah ihn an, um herauszufinden, wie er sich dabei fühlte aber seine Miene war undurchschaubar wie immer.
 

"Nimm dir was zu trinken, wenn du möchtest", sagte er und deutete auf Wasserflaschen und Gläser, die auf der Kücheninsel bereitstanden. Vermutlich von der Haushälterin ordentlich drapiert.
 

Das tat ich und fragte: "Was wollen wir kochen, hast du auf was bestimmtes Lust?"
 

Er öffnete den Kühlschrank und warf einen prüfenden Blick hinein. "Also an Zutaten wird es nicht scheitern", sagte er. Ich ging zu ihm hinüber und spähte ebenfalls hinein. Der Kühlschrank war mit essen vollgestopft, alles ordentlich sortiert.
 

"Uhh, ganz viele frische Pilze!", sagte ich begeistert, als ich ein kleines Körbchen erblickte, das herrlich aussehende Pfifferlinge enthielt. "Magst du Pilze? Wollen wir eine Pilz-Gemüsepfanne machen?"
 

"Klar!", sagte er. "Mit Rezept oder improvisieren wir einfach?"
 

"Letzteres!", sagte ich zufrieden und holte die Pilze heraus.
 

Es stellte sich heraus, dass Sasuke, genau wie ich, einigermaßen wusste was er tat und ganz gut kochen konnte.

Vielleicht war er es einfach ebenso gewohnt, sich öfter selbst Mahlzeiten zuzubereiten, jedenfalls saßen wir eine Weile später an dem Tisch auf seiner Terrasse und hatten ein durchaus essbares Gericht zustande gebracht. Der Herbst machte sich langsam bemerkbar aber es war windstill und sonnig.
 

Es erstaunte mich ein wenig, wie vertraut mir Sasukes Gesellschaft mittlerweile vorkam.
 

"Kaffee?", fragte Sasuke, als wir mit essen fertig waren und ich stimmte erfreut zu.
 

"Bleib sitzen!", sagte er, als ich Anstalten machte aufzustehen und das Geschirr abzuräumen.

Er schnappte sich die Teller und betrat die Küche durch die Terassentür.

Ich betrachtete verträumt den hübschen Garten. Ich fühle mich, als wäre ich irgendwo im Urlaub. Und da ich mit Urlaub nicht besonders vertraut war, kam mir dieser Moment umso kostbarer vor.
 

Sasuke kam nach ein paar Minuten mit zwei Kaffeetassen zurück und nachdem er sich wieder gesetzt hatte, fragte ich: "Ist mit Naruto und dir eigentlich wieder alles richtig gut?"
 

Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee und antwortete dann: "Ich schätze er ist drüber hinweg. Jedenfalls spricht er nicht mehr ständig von dir."
 

Darauf hatte ich gar nicht hinaus gewollt aber das war gut zu wissen.
 

"Seid ihr schon lange befreundet?", fragte ich.
 

"Erst ungefähr drei Jahre. Wie dir wahrscheinlich aufgefallen ist, bin ich nicht sonderlich interessiert daran, Freundschaften zu schließen aber Naruto hat irgendwann einfach beschlossen mich zu mögen und sich mit mir anfreunden zu wollen. Er hat es schlicht so hartnäckig forssiert, bis ich schließlich auch mit Kiba und Shikamaru befreundet war."
 

Ich lächelte und zog mit dem Löffel eine Furche in meinen Kaffeeschaum. "Verstehe! Er ist echt ein netter Typ!"
 

"Jep!", stimmte Sasuke zu. "Ist gar nicht schlecht, so wie es jetzt ist."
 

Wir schwiegen wieder einen Moment und tranken in Ruhe unseren Kaffee. Dann kam mir plötzlich ein Gedanke.
 

Ich zog mein Smartphone aus der Tasche und sah auf die Uhr. "Hast du was, was du zur Tentens Party mitbringst? Ich nämlich nicht, ich wollte eigentlich noch was besorgen. Sie meinte ja, es sei ihr am liebsten, wenn einfach alle was zu trinken mitbringen."
 

"Ich wollte irgendeine Flasche aus dem Schrank im Wohnzimmer mitnehmen, da ist hochwertiges Zeug im Überfluss", sagte Sasuke. "Du kannst dir auch einfach eine nehmen."
 

"Echt?", fragte ich. Ich war verunsichert, ob ich das annehmen konnte.
 

"Ich kaufe das Zeug einfach neu, bevor meine Eltern wieder da sind."
 

"Das ist nett von dir", sagte ich, weil ich keine Lust hatte nochmal loszuziehen, um was zu besorgen. "Dann gebe ich dir aber das Geld wieder, ich will dir nichts schulden!"
 

"Tust du nicht", sagte er und grinste. "Ich mache das nicht für dich."
 

"Was?", fragte ich verwirrt.
 

"Hast du heute sonst noch was zu erledigen?", fragte er.
 

"Nein", antwortete ich zögerlich, immer noch unsicher, worauf er hinauswollte.
 

"Gut." Er klang zufrieden. "Dann kannst du ja noch bleiben und wir fahren später zusammen zu Tenten."
 

Ich lachte. "Du willst heute echt nicht alleine sein, was?"
 

"Möglich", antwortete er mit einem charmanten Lächeln.
 

"Ich wollte aber eigentlich schon nochmal nach Hause, mich für die Party umziehen und ein paar Sachen einpacken", sagte ich. "Ich übernachte bei Hinata und wir wollten uns vorher treffen und zusammen hingehen."
 

"Okay, dann fahre ich dich rechtzeitig zu dir zurück", sagte Sasuke entschieden, als wäre das nun abgemacht. "Ist vielleicht besser so, Naruto wird eh gleich schreiben und wollen, dass ich ihn später abhole."
 

Er stand auf und streckte mir die Hand hin, um mich hochzuziehen.
 

"Komm wir gehen eine Runde durch den Garten."
 

"Okay!", sagte ich gut gelaunt und schob den Gedanken beiseite, dass sich das doch ein ganz kleines bisschen wie ein Date anfühlte.
 

Ich nahm seine ausgestreckte Hand und er zog mich mit so viel Kraft hoch, dass ich gegen ihn stolperte.

Er hielt mich ganz kurz am Oberarm fest, bis ich mich wieder stabilisiert hatte und ließ mich dann gleich wieder los.
 

"Ups", sagte er grinsend, was absolut unehrlich klang.
 

"Ha Ha", sagte ich trocken aber musste lächeln. "Das war doch volle Absicht!"
 

"Auf keinen Fall!", beteuerte er grinsend.
 

Der Garten war größer als ich erst gedacht hatte und wirklich sehenswert, besonders in dem Herbstlicht. Weiter hinten hab es sogar einen Teich mit Fischen.

Ich hockte mich davor ins Gras, um sie zu betrachten. Sasuke tat es mir gleich und eine Weile schauten wir schweigend den anmutigen Schwimmbewegungen der Fische zu.
 

"Den mag ich am liebsten", sagte Sasuke irgendwann und deutete auf einen ziemlich fetten golden Fisch mit einer lustigen Musterung.
 

Ich sah ihn an.
 

"Was ist?", fragte er.
 

"Ich hätte nicht gedacht, dass du einen Lieblingsfisch hast", sagte ich ein wenig verblüfft.
 

"Tja meine Hübsche, du unterschätzt mich eben maßlos!", antwortete er grinsend und fügte nach einem Moment hinzu: "Ich finde es entspannend ihnen zuzusehen, darum komme ich öfter mal her."
 

Ich betrachtete wieder die Fische. "Jaa stimmt schon", sagte ich nach einer kleinen Weile. Es hatte wirklich etwas Meditatives an sich.
 

Ich setzte mich nun richtig ins Gras, da ich Gefallen an dem Platz gefunden hatte und sah Sasuke an, der immer noch die Fische anblickte. Das Licht warf hübsche Schatten auf seine markanten und perfekten Gesichtszüge.
 

"Da du ja leider keinen Teich hast, was tust du so, um den Kopf frei zu kriegen?", fragte er schließlich ohne den Blick vom Wasser abzuwenden.
 

Ich strich sanft über die Blätter einer schilfähnlichen Planze, die am Ufer wuchs. "Ich gehe Joggen", sagte ich nach einem Moment. "Und mache Atemübungen, wenn es mir schlecht geht."
 

"In wiefern geht es dir dann schlecht?", fragte er immer noch ohne mich anzusehen. Ich war froh, dass er es nicht tat. So war es leichter darüber reden und irgendwie war mir danach.
 

"Manchmal habe ich Panikattacken", sagte ich und zuckte mit den Schultern.
 

Jetzt sah er mich doch an.
 

"Wie fühlt sich das an?", fragte er.
 

"Naja, mies", antwortete ich und strich weiter über die Blätter der Pflanze. Sie hatte winzig kleine Borsten am Blattrand, die sich merkwürdig interessant anfühlten. "Ich kann dann nicht gut atmen und es fühlt sich an, als würde alles über mir zusammenstürzen."
 

Ich blickte ihn wieder an und sah, dass er mich musterte. Sein Gesicht zeigte keine Emotionen. Wie er so da hockte, die vom jahrelangen Training perfekt geformten Unterarme lässig auf seinen Oberschenkeln abgestützt, sah er einfach umwerfend aus.
 

"Erzählst du mir, wie das genau mit deinen Eltern passiert ist?", fragte er plötzlich.
 

Ich sah ihm in die Augen. "Erzählst du mir, warum du nicht über deinen Bruder sprechen willst?"
 

Er lachte ein leises, bitteres Lachen und wandte den Blick ab. "Das ist nicht so interessant und mysteriös, wie es vielleicht rüber kommt. Da gibt es nicht viel zu erzählen."
 

"Bei mir auch nicht", sagte ich. "Aber heute will ich nicht darüber sprechen."

Ich genoss seine Gesellschaft und fühlte mich wohl aber ich wusste immer noch nicht recht einzuordnen, was er eigentlich wollte und ich hatte das Gefühl schon genug von mir preisgegeben zu haben.
 

"Okay", sagte er einfach nur.
 

"Mr Uchiha?", ertönte eine Stimme hinter uns und ich zuckte zusammen. Ich hatte geglaubt wir wären alleine.
 

Sasuke wirkte jedoch nicht sonderlich überrascht, dass jemand hier war. Er stand auf und wandte sich dem Mann zu. Er war schon etwas älter und seiner Kleidung nach zu urteilen, schien er hier als Gärtner zu arbeiten.
 

"Was gibt's?", fragte Sasuke kühl und in geschäftsmäßigem Tonfall, der sich vollkommen von dem unterschied, den er gerade noch mir gegenüber gehabt hatte.
 

"Ich hatte mit Ihrer Mutter verabredet heute den Teich zu säubern, damit die Fische wieder frisches Wasser haben. Wenn ich Sie und das Fräulein störe, könnte ich aber auch eine andere Arbeit machen. Ganz wie Sie wünschen."

Er deutete mir gegenüber eine kleine Verbeugung an.
 

Ich erwiderte den Blick des Mannes verlegen. Ich war noch nie als Fräulein bezeichnet worden und ich war es nicht gewohnt mit so einem höflich respektvollen Blick bedacht zu werden, besonders von jemandem, der so viel älter war als ich. Vielleicht hatte Hinata recht und mir war nicht ganz bewusst, wie reich und einflussreich die Uchihas waren.
 

Sasuke jedenfalls schien das überhaupt nicht ungewöhnlich zu finden und er blickte den Mann an, als wäre er es gewohnt ihn herumzukommandieren.
 

"Was meinst du, willst du noch hier bleiben?", fragte er mich.
 

Ich stand rasch auf. "Nein!", beeilte ich mich zu sagen. "Wir sollten nicht stören!"
 

"Ich möchte wirklich nicht Ihren Plan durcheinanderbringen!", sagte ich zu dem Mann. "Der Garten sieht übrigens wundervoll aus, ich nehme an, das ist Ihr Verdienst!"
 

Er lächelte mich dankbar an. "Ganz wie sie wünschen, junges Fräulein! Die Fische freuen sich jedenfalls über einen sauberen Teich. Die Sauerstoffsättigung des Wasser ist dann wieder höher."
 

Er machte einen wirklich freundlichen Eindruck und ich dachte, dass man sich jemanden wie ihn als Großvater wünschen würde.
 

"Gut", sagte Sasuke. Von der Sanftheit, die mich eben noch dazu gebracht hatte, ihm vertraute Dinge zu erzählen, war nichts mehr zu bemerken.
 

Er wandte sich mir zu. "Dann gehen wir rein."
 

"Oder wir helfen mit!", sagte ich, plötzlich begeistert von dieser völlig spontanen Idee. Ich mochte diesen Teich und die Fische und ich mochte die Vorstellung mit Sasuke zusammen noch etwas länger hier zu sein. Es wäre schade gewesen, diesen schönen Herbstnachmittag drinnen zu verbringen.
 

"Wir machen was?", fragte Sasuke, als wäre das eine völlig absurde Idee und er hätte noch nie so etwas merkwürdiges gehört.
 

"Oder stören wir Sie dabei bloß?", fragte ich den alten Mann.
 

Plötzlich war mir mein spontaner Vorschlag ein wenig unangenehm.
 

"Aber ganz und gar nicht, das wäre wunderbar!", strahlte dieser und musterte mich interessiert.
 

Dann wandte er sich Sasuke zu. "Das ist natürlich ganz Ihre Entscheidung, Mr. Uchiha." Er machte wieder eine höfliche Verbeugung und ich hatte plötzlich das Gefühl hier total die gewohnte und von allen akzeptierte Hierarchie durcheinanderzubringen.
 

Sasuke warf mir einen prüfenden Blick zu. Ich zuckte mit den Schultern und lächelte verlegen.
 

Nach einem kurzen Moment sagte Sasuke schicksalsergeben:

"Okay, dann machen wir jetzt wohl zusammen den Teich sauber."
 

Ich lachte. "Super! Dann kannst du auch mal was für die Fische tun!"
 

Er grinste. "Stimmt schon."
 

Der alte Mann lächelte und sah neugierig von Sasuke zu mir.
 

"Haben wir noch mehr von dem Zeug?", fragte Sasuke und deutete auf die Stiefel und die Wasserdichten Hosen, die der Gärtner trug.
 

"Ja, Mr. Uchiha!", sagte der Mann. "Reichlich! Und auch für das Fräulein! Ich hole sofort noch zwei Garnituren!"
 

"Nennen Sie mich doch bitte einfach Sakura!", sagte ich schnell. Ich kam mir wirklich blöd vor, wenn es mich so ansprach. "Ich komme mit und helfe Ihnen tragen! Wir brauchen doch sicher noch mehr Dinge, nicht wahr?"
 

Der Mann strahlte mich immer begeisterter an. "Wie Sie wünschen, Sakura!
 

Das klang immer noch komisch aber immerhin etwas besser.
 

Er wandte sich mit einem fragenden Blick an Sasuke, als ob er auf eine endgültige Erlaubnis warten würde.
 

"Na schön", sagte Sasuke. "Gehen wir!"
 

Als wir uns auf den Weg zur einem hübschen Gartenhäuschen machten, lag ein seltsamer Ausdruck auf seinem Gesicht. Irgendeine Mischung aus Verwunderung und Belustigung. Wahrscheinlich fragte er sich, zu was er sich hier gerade hatte überreden lassen.
 

Das Säubern des Teiches kostete uns am Ende drei ganze Stunden. Aber das Wetter war perfekt dafür und obwohl es harte Arbeit war, war sie abwechslungsreich und ungemein befriedigend, weil man einen so deutlichen Unterschied von vorher zu nachher sehen konnte.

Der Gärtner, sein Name war Hinato, war ein lustiger, aufgeweckter Typ, der einen zum Lachen brachte und er schien erfreut darüber, dass Sasuke und ich uns ernsthaft bemühten, eine echte Hilfe zu sein. Er erklärte uns genau warum was gemacht wurde und schien wirklich eine Menge über alles zu wissen, was mit Pflanzen und Gärten zu tun hatte.
 

Am Ende hatte ich sogar den Eindruck, dass Sasuke Hinato ein wenig mochte und ihn etwas respektvoller behandelte.
 

Gerade hatten wir die Fische wieder freigelassen und nun standen wir alle drei da und beobachteten zufrieden, wie sie munter umherschwammen. "Wunderbar!", sagte ich glücklich. "Sieh nur wie er sich freut, Sasuke!" Ich deutete auf den fetten goldenen Fisch.
 

Sasuke schnaubte amüsiert und sagte: "Ich weiß nicht, ob ich bei Fischen Freude erkennen kann."
 

"Sie beide waren eine ganz wunderbare Hilfe!", sagte Hinato. "Jetzt habe ich sogar noch Zeit, mich ein wenig um die Rosen zu kümmern!"
 

"Machen Sie Schluss für heute, die Rosen sind nächste Woche auch noch da!", sagte Sasuke.
 

Es kam mir immer noch absurd vor, dass er so routiniert Anweisungen erteilte und diese dann auch noch befolgt wurden. Denn Hinato bedankte sich und meinte, das sei sehr freundlich und seine Frau würde sich sicher freuen, wenn er früher nach Hause käme.
 

Wir halfen ihm noch beim Aufräumen und und verstauten die Arbeitskleidung und alle Utensilien wieder im Gartenhäuschen. Als Hinato schließlich davonging, sah Sasuke ihm nach. "Das hat wider erwarten Spaß gemacht." Er klang ein wenig verblüfft ob dieser Feststellung.
 

Ich lachte fröhlich. "Ja, hat es! Auf jeden Fall weiß ich nun eine Menge über Teiche, Fische und Wasserpflanzen."
 

"Stimmt", sagte Sasuke belustigt und beobachtete, wie ich mich streckte, weil ich so lange nach vorne gebückt gestanden hatte. "Auch wenn ich nicht weiß, wozu das gut sein sollte."
 

"Kann man nie wissen!", erwiderte ich.
 

Er lachte leise. Dann sagte er: "Komm, wir essen den Rest von heute Mittag, ich hab Hunger. "
 

Ich nickte und mein Magen grummelte wie zur Bestätigung. Gemeinsam gingen wir zum Haus zurück. Es wurde bereits dunkel.
 

Nachdem wir auf den Hockern an der Kücheninsel sitzend den Rest des Mittagessens verputzt hatten, fühlte ich mich wieder etwas energiegeladener.
 

Danach suchten wir Alkohol aus dem Vorrat im Wohnzimmerschrank aus, den wir mit zu Tenten bringen könnten. Wir fanden zwei hübsch und kostspielig aussehende Flaschen, von denen Sasuke meinte, er könnte sie problemlos nachkaufen. In einer Schublade gab es sogar einige Geschenktüten.

Ich fühlte mich immer noch ein wenig seltsam dabei, das einfach anzunehmen. Allerdings war ich auch nicht extrem erpicht darauf, das Zeug zu bezahlen, weil es mein Budget mit Sicherheit gesprengt hätte.
 

"Ich dusche schnell und ziehe mir was Frisches an, dann fahre ich dich zu dir, damit du dich in Ruhe fertig machen und deine Sachen holen kannst, einverstanden?", sagte Sasuke.
 

"Klingt toll, danke dir!", sagte ich lächelnd. Wann hatte ich mich eigentlich so daran gewöhnt, dass er mich herumfuhr?
 

Während Sasuke duschen ging, rief ich Hinata an und fragte sie, ob es ihr recht war, wenn ich in ca. einer Stunde eintreffen würde. Sie erwiderte erfreut, dass sie auch gerade hatte anrufen und das gleiche hatte vorschlagen wollen.
 

"Super, so kannst du deine Übernachtungssachen herbringen und dann gehen wir gemeinsam zu Tenten!", sagte sie. "Und ich brauche bitte wieder eine Outfit Beratung von dir! Und ich muss dir auch noch was erzählen!"
 

"Ohhh, ich bin gespannt!", sagte ich begeistert.
 

Sasuke war gerade wieder aus dem Bad in sein Zimmer gekommen.
 

"Toll, dann sehen wir uns gleich!", sagte ich zu Hinata und legte auf.
 

"Warum sitzt du auf dem Boden?", fragte Sasuke und strich sich seine noch leicht feuchten Haare zurück. Jetzt hatte er Ähnlichkeit mit einem ziemlich gut aussehenden Mafia Boss, wie ich amüsiert feststellte. Doch als er seine Hand aus den Haaren nahm, sah es schon fast wieder nach seiner üblichen Frisur aus.
 

"Weil ich das Gefühl habe, auch erstmal duschen zu müssen bevor ich hier irgendwas berühre!", sagte ich lachend. "Teich sauber machen ist eben eine ziemlich anstengende Angelegenheit."
 

"Du kannst gerne duschen, wenn du willst," sagte er und nickte zum Bad.
 

"Nee, mache ich gleich bei mir. Ich hab ja keine frischen Klamotten mit", winkte ich ab.
 

Ich stand auf, weil er fertig zu sein schien. Er steckte seinen Geldbeutel in die Hosentasche, holte eine schwarze Lederjacke aus dem Schrank, zog sie an und verstaute Smartphone und Schlüssel in den Taschen. Die Jacke stand ihm ziemlich gut und ließ ihn noch verruchter aussehen.
 

Ich hob die beiden Tüten mit den Flaschen vom Boden auf aber er nahm sie mir aus der Hand.
 

"Die trage ich", sagte er. "Ich habe genau gesehen, dass deine Arme vorhin im Garten schon gezittert haben vor Überlastung."
 

"Blödsinn!", sagte ich, obwohl er recht hatte. Meine Arme fühlten sich wirklich schwer an. Nassen Schlamm herumzuheben war tatsächlich anstrengend.
 

Als wir im Auto waren, klingelte Sasukes Smartphone, das Display zeigte "Naruto Uzumaki" an.
 

"Nimm mal ab und stell auf Lautsprecher!", sagte Sasuke, weil er gerade abbiegen musste.
 

Ich tat es und fragte mich plötzlich, ob er Naruto erzählen würde, dass wir den halben Tag zusammen verbracht hatten.
 

"Alter, ich hab dich schon drei mal angerufen, was zur Hölle treibst du denn?", ertönte Narutos vorwurfsvolle aber zugleich glänzend gelaunte Stimme. Im Hintergrund hörte ich Kiba etwas brüllen und eine genervte Antwort von Shikamaru.
 

"Geht dich gar nichts an, du Idiot", sagte Sasuke.
 

"Jedenfalls, komm mal her! Kiba und Shikamaru sind auch schon bei mir und wir gehen dann zusammen zu Tenten."
 

"Du willst doch nur, dass ich euch hinfahre", sagte Sasuke spöttisch aber ich sah, dass er kaum merklich grinsen musste.
 

"Das auch, mein Lieber, das auch!", sagte Naruto gut gelaunt. "Aber ich vermisse dich natürlich auch schon sehnsüchtig. Ohne deine ständigen Beleidigungen, denkt Kiba er wäre ein toller Typ und geht mir richtig hart auf die Nerven!"
 

"Fuck you, Naruto!", rief Kiba irgendwo im Hintergrund.
 

"Übrigens", fuhr Naruto fort, "ich habe Hinata geschrieben und sie meinte Sakura und sie würden von ihr aus hinlaufen. Die beiden treffen wir dann also dort."
 

Ich sah wie Sasuke grinste. "Klingt gut, bin bald da."
 

Er sah mich an und formte mit den Lippen das Wort "Auflegen", was ich auch tat.
 

Ich kicherte.
 

"Was?", fragte er.
 

"Ihr seid alle irgendwie süß zusammen!", sagte ich lächelnd.
 

"Das sagt ja die Richtige", sagte er übertrieben charmant, um mich zu ärgern und ich wich rasch seinem Blick aus. Immer wenn er mich so ansah, hatte ich ein flaues Gefühl im Magen.
 

"Schau lieber auf die Straße!", sagte ich daher.
 

Als wir vor meiner Wohnung ankamen war praktischerweise ein Parkplatz frei und Sasuke stellte das Auto dort ab und schaltete den Motor aus.
 

Ich sah ihn fragend an.
 

"Ich komme mit hoch und fahre dich zu Hinata, sobald du fertig bist", sagte er entschieden und stieg aus.
 

Ich stieg ebenfalls aus und sagte: "Das musst du nicht! Und du verhälst dich übrigens auch schon wieder etwas übergriffig." Mein Tonfall war jedoch nicht besonders ernst.
 

"Das ist mir bewusst", sagte er selbstgefällig und marschierte auf die Haustür zu. "Kommst du jetzt oder bleibst du da noch ein bisschen stehen?"
 

Ich fügte mich und eilte ihm nach. In meiner Wohnung angekommen sagte ich: "Okay, dann mach es dir so bequem wie möglich in diesen bescheidenen Verhältnissen. Ich gehe duschen!"
 

Sasuke lies sich auf dem Sofa nieder und zog sein Smartphone hervor, um sich zu beschäftigen. "Lass dir Zeit!", sagte er.
 

Also suchte ich mir frische Unterwäsche, eine schwarze, feine Strumpfhose, meinen kurzen schwarzen Rock aus Fake Leder und ein enges schwarzes Shirt mit hübschem runden Ausschnitt aus meiner Komode. Damit bepackt verschwand ich im Bad.

10 Minuten später war ich geduscht, angezogen und hatte mir lässig die Haare hochgesteckt. Ich nahm mir noch 5 Minuten, für ein leichtes Make-Up und trug nach kurzem Überlegen etwas Lippenstift auf. Irgendwie war mir heute danach sexy auszusehen. Ich drehte mich zufrieden im Bad vor dem Spiegel. Die Klamotten betonten meine Figur gut. Da Sasuke mich zu Hinata fuhr, würde ich mir wohl auch die hohen Schuhe gönnen.
 

Sasuke hob den Blick, als ich aus dem Bad kam und ich nahm zufrieden den faszinierten Ausruck in seinen Augen wahr, den ich schon so oft bei Menschen gesehen hatte, wenn sie mich ansahen. Eine Sekunde später hatte er sich allerdings wieder im Griff und seine Miene war neutral wie immer.
 

"Heiß!", kommentierte er mein Aussehen.
 

Ich warf ein Kissen nach ihm, das eh im Weg raumlag und eigentlich aufs Sofa gehörte. Er fing es problemlos auf bevor es ihn traf.
 

"Ich hab dich nicht um deine Beurteilung gebeten!", lachte ich und schlüpfte in meine Schuhe. Dann zog ich meine Jeansjacke an und hängte mir meine Tasche über die Schulter. Ich nahm einen schwarzen Stoffbeutel heraus und holte ein paar Utensilien zum Übernachten aus dem Bad. Außerdem packte ich ein frisches Shirt und eine Jogginghose zum Schalfen ein. Dann wandte ich mich Sasuke zu.
 

"Fertig", sagte ich.
 

Sasuke hatte sein Smartphone weggesteckt und hatte mich beobachtet, während ich im Zimmer umhergegangen war und Sachen eingepackt hatte. Nun erhob er sich.
 

"Gehen wir!", sagte ich lächelnd und drückte mit der Hand gegen seine Brust, um ihn wegzuschieben, weil er nur da stand, mich anblickte und den Weg zur Tür versperrte. Er ließ es zu.
 

"Okay", sagte er und verließ meine Wohnung, als ich ihm die Tür aufhielt.
 

Auf dem Weg nach unten sprachen wir nicht. Auf dem Hof kam uns einer meiner Nachbarn entgegen, ein junger Mann, der sich immer bemühte mit mir ins Gespräch zu kommen, wenn er mich zufällig im Treppenhaus oder beim Briefkasten traf. Ich nahm deutlich wahr, wie er mich anstarrte. Bisher hatte er mich hauptsächlich verschwitzt und in Jogginghose gesehen, wenn ich vom Laufen kam.
 

"Hi!", sagte ich beiläufig im vorbeigehen.
 

"Hallo Sakura!", sagte er und ich war mir ziemlich sicher, dass er sich umdrehte und mir nachsah, als ich an ihm vorbei war.
 

"Ein Nachbar?", fragte Sasuke und wandte sich um, um den Typen zu betrachten.
 

"Jep", sagte ich beiläufig.
 

Sasuke schloss sein Auto auf und hielt mir dann die Tür auf.
 

"Das musst du jetzt aber nicht immer machen!", sagte ich grinsend. "Das schaffe ich gerade so noch alleine!"
 

"Ist doch super, wenn der Typ denkt, dass du nen Freund hast", sagte Sasuke und schlug die Tür zu. Ich sah aus dem Fenster und merkte, dass der Nachbar gerade an der Haustür war und nun nach seinem Schlüssel suchte aber ich war sicher, dass er uns bis eben noch nachgesehen hatte.
 

Sasuke setzte sich auf den Fahrersitz, zog seine Tür zu und schnallte sich an. Ich tat es ihm gleich.
 

"Du verhälst dich gerade ein bisschen wie ein eifersüchtiger Freund", wies ich ihn grinsend zurecht.
 

"Ist das so?", fragte Sasuke unbekümmert und parkte aus.
 

Ich schwieg, um ihn dabei nicht in seiner Konzentration zu stören.
 

"Starrt der dich immer so an?", fragte Sasuke, nachdem er einen Moment geschwiegen hatte.
 

Ich warf ihm einen Blick zu. Ich hatte es eben eher scherzhaft gemeint, aber er verhielt sich tatsächlich so, als wäre er eifersüchtig.
 

Ich lachte. "Nein, nicht wirklich. Ich glaube er war nur überrascht, dass ich auch anders aussehen kann, als er mich sonst ständig sieht. Nämlich total zerstört nach dem Joggen."
 

Sasuke warf mir einen schnellen Blick zu. "Aha", sagte er. "Dann siehst du wahrscheinlich wirklich unglaublich schrecklich aus." Seine Worte trieften nur so vor Sarkasmus.
 

"Hast du Lust auf heute Abend?", fragte ich, weil mir das Thema komisch vorkam.
 

"Ja, eigentlich schon", antwortete er. "Du?"
 

"Definitiv!", sagte ich gut gelaunt. "Und ich freue mich bei Hinata zu übernachten."
 

"Was magst du eigentlich so an ihr?", fragte Sasuke.
 

"Hmm", sagte ich nachdenklich. "Sie ist einfach ein wirklich gutherziger Mensch. Man kann ihr total vertrauen, glaube ich und sie ist sehr klug und manchmal auch ziemlich witzig, wenn sie sich wohl fühlt."
 

"Klingt nett", sagte Sasuke.
 

Er hielt schließlich ein paar Meter vom Hyuuga Anwesen entfernt und wandte sich mir zu.
 

"Dann heißt es jetzt wohl fürs erste Abschied nehmen, Prinzessin!"
 

"Haha ja, für eine Stunde oder so!", sagte ich grinsend. "Dramatisch!"
 

Tatsächlich nahm ich aber wirklich wahr, dass ich kein dringendes Bedürfnis verspürte, seine Gegenwart zu verlassen.
 

Ich nahm meine Sachen, griff nach dem Türgriff und wollte gerade aussteigen, als Sasuke plötzlich nach meinem Handgelenk griff und mich festhielt.
 

Ich sah ihn fragend an.
 

"Ich erwarte natürlich nicht von dir, dass du lügst aber tu mir den Gefallen und binde Naruto nicht direkt auf die Nase, dass du heute bei mir warst. Das sage ich ihm besser selbst und bei passender Gelegenheit."
 

Ich sah ihn an. "Okay, hatte ich nicht vor", sagte ich und zog ihm sanft mein Handgelenk weg. Er ließ los.
 

"Super! Dann bis später!", sagte er grinsend.
 

"Bis später, Sasuke!", sagte ich und lächelte. "Danke für alles!"
 

Ich schloss die Tür und lief auf den Eingang des Anwesens zu.
 

Hinter mir hörte ich wie Sasuke wendete und davonfuhr. Das war wirklich ein merkwürdiger Tag gewesen und sobald ich wieder alleine war, würde ich erstmal meine Gedanken sortieren müssen.
 

Als ich vor dem Tor ankam, überlegte ich gerade, ob ich klingeln oder lieber Hinata anrufen sollte, als jemand hinter mir sagte: "Hallo, schöne Frau! Was für eine erfreuliche Überraschung!"
 

Ich drehte mich um und sah mich Neji gegenüber. Neben ihm stand einer seiner Freunde. Offenbar waren sie gerade von irgendwo her gekommen und ebenfalls auf dem Weg nach drinnen.
 

"Hallo Neji", sagte ich mit möglichst neutraler Stimme.
 

"Shino kennst du?", fragte Neji freundlich und deutete auf seinen Freund, der mir die Hand hinstreckte.
 

Ich nahm sie kurz. "Vom sehen", sagte ich höflich.
 

"Ich nehme an, du willst zu Hinata?", fragte Neji. Er hob den Schlüssel in seiner Hand. "Wenn du einen Schritt zur Seite gehst, mache ich auf."
 

Rasch trat ich einen Schritt von der Tür weg und Neji schloss auf.
 

"Sehen wir uns nachher bei Tenten?", fragte Shino mich. "Deinem Outfit und der Geschenktüte nach zu schließen tippe ich auf 'Ja'. Du siehst übrigens umwerfend aus."
 

"Danke, nett von dir" sagte ich ausweichend. "Ja, Hinata und ich gehen später auch zu Tenten."
 

"Bitte sehr!", sagte Neji und hielt mir die Tür auf.
 

"Danke!", sagte ich und ging hindurch. "Also, ähm, könnt ihr mir sagen, wo ich lang muss?"
 

"Komm mit!", sagte Neji. "Wir bringen dich zu Hinata."
 

"Macht euch keine Umstände, ich finde es bestimmt, wenn du mir einfach sagst wo!", beeilte ich mich zu sagen.
 

"Das sind keine Umstände!", sagte Neji und lächelte mich an. Er berührte mit der Hand leicht meinen Rücken, um mich dazu zu bewegen, mit ihm zu kommen.
 

Ich drehte mich unauffällig von seiner Berührung weg und folgte ihm nun gezwungenermaßen zur Haustür.
 

"Wir haben eben Sasuke wegfahren sehen, hat er dich etwa hergebracht?", fragte Neji. Seine Stimme klang freundlich aber sie hatte einen merkwürdigen Tonfall. Als würde er diese Frage absichtlich beiläufig im Plauderton stellen.
 

"Sakura!", hörte ich Hinatas Stimme rufen und ich sah sie vom Haus her auf uns zulaufen.
 

"Da bist du ja!", sie strahlte mich an.
 

"Hallo Hinata!", sagte Neji aber es klang nicht allzu begeistert.
 

"Hallo!", sagte sie knapp zu Neji und Shino und hakte sich dann bei mir ein. "Komm, gehen wir in mein Zimmer!"
 

"Jaa, super!", sagte ich erfreut über die Rettung.
 

Sie zog mich in Richtung Haustür und ich folgte ihr eilig aber Neji und Shino hatten natürlich den gleichen Weg und gingen neben uns her.
 

Im Flur gelang es uns allerdings, sie loszuwerden, da Hinata und Neji in unterschiedlichen Flügeln wohnten.
 

"Also, tschüss!", sagte Hinata zu den beiden und schob Neji eine Tür vor der Nase zu, sodass er gerade noch "bis später" sagen konnte.
 

Ich unterdrückte ein Kichern und sie bedeutete mir stumm, ihr zu folgen.
 

Als wir uns ein Stück von der Tür entfernt hatten, fingen wir beide an zu Lachen.
 

"Danke, du hast mich echt gerettet!", sagte ich erleichtert.
 

"Ich hab euch durchs Fenster gesehen", sagte sie und deutete hinaus. Durch die Fenster im Gang konnte man tatsächlich auf das Tor hinaus blicken.
 

"Was für ein Pech, dass du ihm über den Weg gelaufen bist!", sagte sie. "Wars schlimm?"
 

"Nee", lachte ich. "Ich glaube ich habe bloß so viel Schlechtes über Neji gehört, dass ich ihm lieber aus dem Weg gehe, wenn es sich machen lässt. Obwohl er eigentlich ganz freundlich zu mir war."
 

"Jaaa, das kann ich mir vorstellen!", lachte Hinata. "Aber das ist er wahrscheinlich nur, weil du so hübsch bist!"
 

"Dieser Shino ist aber auch irgendwie unheimlich", sagte ich, um meine Verlegenheit zu überspielen.
 

"Ja, ich mag ihn auch nicht", sagte Hinata. "So, da wären wir!"
 

Sie war vor einer Tür stehen geblieben und hielt sie nun für mich auf.
 

Ich betrat ihr Zimmer und das erste, was ich sagte war 'Wow'. Ihr Zimmer war wunderschön und groß und an allen Wänden standen Bücherregale. Es war fast wie eine kleine Bibliothek.
 

"Fantastisch!", sagte ich bewundernd und strich mit den Fingern über ein paar Bücherrücken. "Hast du die etwa alle gelesen, Hinata?"
 

Sie lachte. "Nein. Vielleicht ein Drittel davon."
 

"Ich beneide dich!", sagte ich begeistert.
 

Sie lachte fröhlich und nahm mir den Beutel mit den Übernachtungssachen und die Geschenktüte ab und stellte beides auf eine Komode.
 

"Ich dachte, wir schlafen beide im Bett, es ist so groß, dass wir locker genug Platz haben!", sagte sie.
 

"Auf jeden Fall!", stimmte ich begeistert zu.
 

Kann ich den Alkohol für Tenten mit in deine Tüte tun?", fragte sie fröhlich und spähte hinein, um zu sehen, ob dafür Platz genug war.
 

"Klar!", sagte ich und sah mich immer noch beeindruckt um.
 

Aber Hinata tat nicht ihre Flasche in die Tüte, sondern holte verwundert meine heraus.
 

"Hast du die gekauft?", fragte sie erstaunt.
 

"Wieso fragst du?", sagte ich ausweichend. Ich hatte noch gar nicht entschieden, ob ich ihr von Sasuke erzählen sollte.
 

"Weil du doch unmöglich so viel Geld ausgegeben haben kannst", antwortete sie verdutzt. "Ich fand mich schon großzügig genug, weil ich was für 50 EUR gekauft habe."
 

"Was?", fragte ich schockiert. "Wieso? Weißt du, was das kostet?" Ich deutete auf die Flasche, die ich mitgebracht hatte.
 

"Ja", sagte sie. "Mein Vater hat die Marke immer. So eine Flasche kostet 200 EUR."
 

Ich stöhnte und ließ mich in einen Sessel sinken. "Oh nein", sagte ich.
 

"Aber wieso wusstest du den Preis nicht, wo hast du die Flasche denn her?", fragte Hinata verwirrt.
 

Ich entschied, dass mir nun nichts anderes übrig blieb, als die Wahrheit zu sagen. "Von Sasuke", gestand ich.
 

"Hab ich was verpasst?", fragte sie. "Wie kam es denn bitte dazu?"
 

Also erzählte ich ihr ein wenig kleinlaut von meinem Tag.
 

"Du hast Sasuke dazu gebracht mit dir den Gartenteich sauber zu machen?", fragte sie und musste sich nun ebenfalls erstmal setzen.
 

Dann brach sie plötzlich in Lachen aus und nachdem ich ihr einen Moment etwas kläglich lächelnd zugesehen hatte, musste ich ebenfalls anfangen zu lachen. Wenn man es so erzählte, klang es wirklich total verrückt.
 

"Aber was mache ich denn jetzt, ich kann doch nicht so ein teures Geschenk mitbringen!", sagte ich.
 

"Ach das ist kein Problem!", sagte Hinata geistesgegenwärtig. "Wir lassen meine hier und heben sie uns für einen anderen Anlass auf und schenken deine Flasche einfach zusammen. Durch zwei geteilt, ist das schon gar nicht mehr so viel und außerdem bezweifle ich, dass Tenten sich das in dem Trubel so genau anguckt oder sie genau weiß, was die Marke kostet. Ich weiß es auch nur, weil ich meinem Vater letztes Jahr genau die Flasche zu Weihnachten gekauft habe."
 

"Da hast du wahrscheinlich recht!", sagte ich erleichtert. "Danke! Trotzdem fühle ich mich nun irgendwie mies, dass ich sowas Teures angenommen habe!"
 

"Ach, Sasuke wird es überleben!", sagte Hinata leichthin. "Ich kann bloß immer noch nicht glauben, was du mir eben alles erzählt hast!"
 

"Bitte sag erstmal nichts davon zu Naruto, wenn es sich vermeiden lässt", sagte ich etwas kläglich. "Sasuke meinte, er wolle es ihm selbst sagen. Aber ich glaube dabei ging es nicht um mich, sondern um deren Freundschaft."
 

"Klar, mach ich nicht!", sagte Hinata. Sie betrachtete mich neugierig. "Sakura, du magst Sasuke doch, oder?"
 

"Ich weiß nicht!", sagte ich überfordert und vergrub das Gesicht in den Händen. "Irgendwie ja aber irgendwie bin ich auch nicht bereit mich emotional auf irgendwas einzulassen und mich jetzt in irgendwas reinzusteigern, was dann gar nicht so ist."
 

"Oh das wird sich schon alles von alleine finden", sagte Hinata mitfühlend und aufmunternd. "Mach dir nicht zu viele Gedanken!"
 

"Was wolltest du mir eigentlich erzählen?", fragte ich, als ich mich plötzlich daran erinnerte.
 

"Oh!", sagte sie begeistert. "Es geht natürlich um Naruto, wie du dir wahrscheinlich schon gedacht hast! Er hat mir von sich aus geschrieben, ob wir vorher bei ihm vorbeikommen wollen und als ich sagte, dass wir uns dort treffen war er fast schon etwas enttäuscht! Und danach haben wir noch etwas weiter geschrieben, hier, ich zeige es dir!"
 

Ich rutschte zur Seite und sie zog ihr Smartphone heraus und hockte sich zu mir auf den Sessel, um mir den Chatverlauf zu zeigen.
 

"Oh gut!", sagte ich begeistert, als ich alles gelesen hatte. Das klingt tatsächlich so, als ob er Interesse daran hat, die Konversation am Laufen zu halten!" Ich zeigte auf eine Stelle. "Ich meine hier hätte er es auch einfach dabei belassen können aber dann hat er noch ein neues Thema aufgemacht."
 

"Ja, oder?", fragte Hinata begeistert. "Ich hab eben extra nicht mehr geantwortet, damit wir vielleicht nachher irgendwie daran anknüpfen können und sich ein Gespräch entwickelt. Also ich glaube jetzt nicht direkt, dass er irgendwie auf mich steht aber es ist auf jeden Fall so, dass er mich bewusst wahrnimmt und von sich aus Interesse an mir und dem was ich so tue zeigt, oder?"
 

"Definitiv!", sagte ich überzeugt. "Oh, das ist toll Hinata!"
 

Wir strahlten uns an.
 

Dann sagte Hinata plötzlich: "Und nun musst du mir bitte sagen, was ich anziehen soll, ich habe zwei Optionen vorbereitet! Moment ich zeige es dir!" Sie kicherte verlegen.
 

"Das!", sagte ich entschieden und zeigte auf das zweite Outfit. "Das passt besser zu dir."
 

"Aber ist das andere nicht irgendwie mehr, ich weiß nicht, sexy?", fragte sie unsicher.
 

"Ja", sagte ich. "Aber in dem fühlst du dich wohler, oder?"
 

"Ja, stimmt!", sagte sie.
 

"Dann nimm das, es wird dir super stehen und du hast darin eine tolle Ausstrahlung. Das andere würdest du von dir aus doch eher nicht anziehen, oder? Und man sollte nie versuchen, sich zu verstellen, um jemanden zu beeindrucken!"
 

"Jaa, du hast recht!", sagte sie erleichtert! "Danke! Ich ziehe mich schnell um, okay?"
 

"Okay!", sagte ich.
 

"Sollen wir ein Glas Wein trinken?", kicherte sie.
 

"Ja!", sagte ich motiviert und so verbrachten wir die nächste Stunde damit wie pubertäre Mädchen herumzulachen, an unserem Wein zu nippen, Musik zu hören und Hinata ein hübsches Make-Up zu verpassen. Sie hatte sich offenbar einige Tutorials angesehen und wollte meine Hilfe, um zu probieren, was gut zu ihr passte. Am Ende entschieden wir uns für was Dezentes.
 

"Du siehst toll aus!", sagte ich begeistert und musterte sie.
 

Sie kicherte wieder und drehte sich dann, um sich zu präsentieren. Offenbar gefiel sie sich selbst ganz gut und das ließ sie noch viel hübscher wirken.
 

"Oh danke, Sakura!", sagte sie und fiel mir um den Hals. Ich umarmte sie ebenfalls und sagte lachend: "Ich hab doch gar nichts gemacht!"
 

"Doch, du bist einfach toll!", sagte sie.
 

Ich nahm an, dass ihr Kopf sich auch vom Wein ein wenig schwurbelig anfühlte.
 

In diesem Moment gab Hinatas Smartphone einen Ton von sich, um anzuzeigen, dass sie eine Nachricht bekommen hatte.
 

"Von Naruto!", strahle sie. "Er schreibt, dass sie nun da sind."
 

"Toll!", sagte ich und sah auf die Uhr. Es war halb Elf. "Sollen wir dann auch los?"
 

"Man braucht zu Fuß nur 5 Minuten zu Tenten", sagte Hinata, als wir den Flur entlang gingen.
 

"Perfekt!", sagte ich.
 

Im Hausflur vor dem Eingang trafen wir auf eine hübsche, sehr vornehm aussehende Frau, die sich als Hinatas Mutter herausstellte.
 

Hinata stelle uns einander vor und obwohl ihre Mutter sehr streng wirkte, konnte ich auch gleich erkennen, woher Hinata ihre freundliche Art hatte.
 

"Es freut mich sehr, dich kennenzulernen, Sakura!", sagte sie und nahm meine Hand. "Hinata hat mir von dir erzählt! Ich wünsche euch jedenfalls viel Spaß heute Abend und bitte passt gut aufeinander auf!"
 

Wir versicherten ihr, dass wir uns benehmen würden und sie schien zufrieden.
 

In dem Moment erschienen von der anderen Seite des Ganges Neji und Shino, die offenbar ebenfalls aufbrechen wollten. Heute hatte ich wohl irgendwie Pech, wenn es um Neji ging.
 

"Wunderbar!", sagte Hinatas Mutter und klatschte begeistert in die Hände, als sie die beiden erblickte. "Dann könnt ihr die beiden bezaubernden jungen Damen ja begleiten, dabei wäre mir wohler!"
 

"Mit Vergnügen!", sagte Neji, machte gegenüber Hinatas Mutter eine leichte Verbeugung und lächelte sie charmant an.
 

Hinata und ich tauschen hinter dem Rücken ihrer Mutter einen Blick. Das war dumm gelaufen. Nun verstand ich, das Hinata immer extra ein bisschen früher zur Schule ging, um solchen Situationen auszuweichen.
 

Shino hielt Hinata höflich die Tür auf und Neji bot mir seinen Arm an, um mich hinauszugeleiten. Weil Hinatas Mutter so begeistert zuschaute, blieb mir nicht viel anderes übrig, als mitzuspielen aber draußen zog ich ihm sofort wieder meinen Arm weg.
 

"Du siehst richtig gut aus, Hinata!", sagte Neji, als würde es ihn ein wenig überraschen.
 

"Nicht jeder hat es nötig, sich ständig so herauszuputzen wie Ino", sagte ich freundlich aber deutlich, weil mich sein ungläubiger Blick geärgert hatte.
 

"Du sicher nicht!", sagte Neji. "Du siehst immer bezaubernd aus!"
 

"Neji, das waren jetzt genug Kommentare zu dem Thema, okay?", sagte Hinata leicht verärgert.
 

"Ganz wie du meinst!" Neji klang nach wie vor höflich und unbekümmert.
 

"Pass auf, dass du nicht umknickst!", sagte er zu mir. "Der Boden ist hier ziemlich ungünstig für Absätze! Ich staune sowieso, dass ihr Frauen das so beeindruckend bewältigt!"
 

"Ich komme schon klar!", sagte ich freundlich aber entschieden und brachte möglichst unauffällig ein wenig mehr Abstand zwischen ihn und mich, da ich schon wieder das Gefühl gehabt hatte, dass er mich gleich am Rücken berühren würde, wie um mir zusätzlich Halt zu geben.
 

"Hattest du einen schönen Tag bisher?", fragte Neji mich.
 

"Ja, allerdings ", antwortete ich. Und weil ich es mir nicht verkneifen konnte, fügte ich hinzu: "Wie könnte es anders sein in Hinatas Gesellschaft, deine Cousine ist einfach toll aber das weißt du ja sicher selbst!"
 

Hinata kicherte.
 

"Klar!", stimmte Neji zu, was Hinata schnauben ließ.
 

"Du hast vorhin gar nicht geantwortet, als ich fragte, ob Sasuke dich hergefahren hat", fuhr Neji an mich gewandt fort.
 

"Wieso willst du das wissen?", fragte ich gespielt überrascht.
 

"Ich hab mich nur gefragt, ob bei euch was läuft", antwortete er.
 

"Nein", sagte ich schlicht. "Aber eigentlich geht dich das auch nichts an, oder?"
 

"Ich wollte dir nicht zu nahe treten", sagte Neji. Er wirkte zufrieden mit meiner Antwort. "Ich will nur, dass du auf dich aufpasst. Sasuke kann ziemlich charmant sein, um zu bekommen, was er will aber er ist echt eiskalt."
 

Das ging in die Richtung dessen, was Ino mir bereits gesagt hatte und es gefiel mir überhaupt nicht. Die Vorstellung, dass Sasuke mir nur Nettigkeit vorspielte, um mich zu etwas zu bringen, bereitete mir Unbehagen. Allerdings hatte ich ja beschlossen nicht auf Ino zu hören und auf Neji würde ich auch nicht hören.
 

"Ich behalte es im Hinterkopf", sagte ich und lächelte unverbindlich.
 

"Wir sind gleich da!", sagte Hinata zu mir, mit der Shino sich eben noch unterhalten hatte und deutete auf ein Haus am Ende der Straße. Villa traf es vielleicht besser, das hier schien überhaupt eine sehr wohlhabende Gegend zu sein.

Vor dem Haus konnte man in der Ferne bereits einige lachende Leute erkennen. Offenbar waren die meisten Gäste schon da.
 

"Sind da nicht Naruto und die anderen?", fragte Hinata und deutete auf eine Gruppe Jungs. Tatsächlich standen sie alle neben Sasukes Auto herum, wahrscheinlich weil Shikamaru in Ruhe rauchen wollte. Offenbar hatten sie uns ebenfalls gerade entdeckt, denn Kiba winkte uns zu.
 

"Da sind ja unsere beiden Schönheiten!", rief Naruto fröhlich, als wir nah genug waren. Erfreut registrierte ich, dass er Hinata zuerst umarmte.
 

"Ihr seht toll aus!", sagte Kiba gut gelaunt und bei ihm klang es nicht so aufdringlich wie bei Shino.
 

Als ich auch Kiba und Shikamaru zur Begrüßung umarmte, sah ich wie Sasuke und Neji sich kühl musterten. Sasuke wirkte verärgert. Wie immer beteiligte er sich nicht an den Umarmungen zur Begrüßung und sagte nur lässig "Hallo" zu mir.
 

"Also dann sehen wir uns später noch ihr zwei!", sagte Neji, wobei er Hinata ignorierte und nur mich anlächelte. "Hat mich sehr gefreut ein wenig Zeit mit euch zu verbringen!"
 

Das klang, als hätten wir den halben Abend zusammen verbracht und nicht nur 5 Minuten, dachte ich.
 

Er und Shino wandten sich ab und gingen auf Tentens Haus zu.
 

Sasuke sah ihnen nach, ich glaubte immer noch, ein wenig Verärgerung in seinem Gesicht erkennen zu können.
 

"Hä, seit wann hängst du denn mit Neji rum?", fragte Naruto an Hinata gewandt.
 

"Tue ich nicht!", sagte Hinata. "Aber seit es Sakura gibt, ist er schwer loszuwerden."
 

"Tja, kann ich verstehen!", sagte Kiba gut gelaunt und schlang mir kumpelhaft dem Arm um die Schultern. "Aber leider kannst du dich nicht auf seine Bemühungen einlassen, meine Liebe. Wir können ihn nämlich alle nicht ausstehen!"
 

Ich lachte. "Okay, ich werde wohl über diese Enttäuschung hinweg kommen!"
 

Kiba stieß einen übertrieben erleichteten Seufzer aus. "Da fällt mir ein Stein vom Herzen!", sagte er und wir brachen alle in Gelächter aus, Sasuke grinste.
 

"Gehen wir rein?", fragte Shikamaru und trat seine Zigarette aus.
 

"Wir stehen nur deinentwegen hier draußen, du Trottel!", sagte Naruto aber es klang eher amüsiert als vorwurfsvoll.
 

Drinnen war es schon sehr voll und wir trafen auf alle möglichen Leute, sodass wir eine Weile mit Begrüßungen beschäftigt waren. Schließlich fanden wir Tenten und gratulierten ihr nochmal.
 

"Mitbringsel und Geschenke bitte einfach hier abstellen", erklärte Karin uns, deutete auf einen schon vollen Tisch und informierte uns dann, wo wir essen und Getränke finden konnten.

Ino war ebenfalls bei Tenten aber wir ignorierten einander einfach und sie begrüßte auch Sasuke nur mit einem höflichen Nicken, was dieser erwiderte. Ich sah, dass Shikamaru diese Entwicklung mit Interesse beobachtete.
 

Wir holten uns alle was zu trinken und Kiba wollte Sasuke ein Bier aufdrängen aber der schüttelte den Kopf. "Ich trinke nicht, wenn ich fahre", sagte er.
 

"Stimmt ja!", sagte Kiba und drückte es stattdessen Shikamaru in die Hand, der gerade in seiner Jacke rumwühlte, weil er glaube seine Zigaretten verloren zu haben.
 

Naruto und Hinata inspizierten gerade das Getränkeangebot und lachten über irgendetwas. Da alle abgelenkt waren, sagte ich zu Sasuke: "Warum hast du mich eine Flasche für 200 EUR mitnehmen lassen?"
 

Er zog fragend die Augenbrauen hoch, als sähe er nicht, wo da das Problem läge.
 

"Kannst du dir nicht vorstellen, dass ich mich jetzt irgendwie blöd fühle? Ich hätte das nie angenommen, wenn ich gewusst hätte, was sowas kostet!"
 

Er zuckte mit den Schultern. "Du hast gesagt, die gefällt dir."
 

"Du kannst mir doch nichts für 200 EUR schenken, nur weil ich die Flasche hübsch fand!", sagte ich verärgert. "Ich will dir nicht so viel Geld schulden!"
 

Er warf einen Blick zu den anderen hinüber aber die schienen immer noch abgelenkt mit irgendwas und schenkten uns keine Beachtung.
 

"Ich hab dir doch gesagt, dass du mir nichts schuldest", sagte er ruhig. "Einigen wir uns doch einfach darauf, dass das eine Investition meinerseits war, damit du noch etwas bleiben konntest, okay? Ich habe den Nachmittag mit dir genossen und das war es mir einfach wert."
 

Ich sah ihn verwirrt an aber er blickte entspannt zurück und wartete auf eine Antwort.
 

Allerdings kam ich nicht dazu, da Kiba plötzlich neben uns auftauchte und fragte: "Was gibt's es hier zu tuscheln?"
 

"Nichts!", sagte ich rasch und auf seine Aufforderung hin folgte ich ihm und den anderen durch die Menge.
 

In den nächsten Stunden kam ich nicht mehr dazu mit Sasuke zu sprechen, ohne, dass die anderen uns gehört hätten und nach einer Weile hatte ich genug getrunken, um mich in einem wohligen Gefühl wiederzufinden, in dem mir alles einigermaßen egal war.
 

Eine Weile tanzte ich mit Hinata in der Menge und danach fanden wir die anderen erstmal nicht wieder. Es waren wirklich ziemlich viele Gäste da. Allerdings amüsierten wir uns auch zu zweit ziemlich gut und wir machten uns einen Spaß daraus immer zu verschwinden, wenn wir Neji und seine Freunde sahen.
 

"Hier seid ihr!", rief Naruto irgendwann, als er uns entdeckte. "Wir haben euch gesucht!"
 

"Wir euch auch!", sagte ich lachend. "Wo sind die anderen?", fragte ich ihn.
 

"Kiba war am rumflirten und ist leider verschollen. Und Shikamaru und Sasuke sind hinter dem Haus und rauchen."
 

"Sasuke raucht?", fragte Hinata.
 

"Eigentlich nicht!", sagte Naruto. "Nur manchmal, wenn ihm danach ist."
 

"Jedenfalls Hinata, ich wollte dich was fragen!", sagte Naruto.
 

"Was?", fragte sie neugierig und beide registrierten nur beiläufig, dass ich ihnen zu rief, dass ich mal kurz zu Shikamaru und Sasuke gehen würde.
 

Es war angenehm dem Lärm und der Musik im Haus für einen Moment zu entkommen. Ich schlang die Arme um mich, um mich warmzuhalten, meine Jacke hing drinnen an der Gaderobe.
 

Als ich hinter dem Haus ankam, hockte Sasuke mit dem Rücken an die Wand gelehnt auf dem Boden und blies Rauch zwischen seinen Lippen hervor, während er in den Himmel schaute. Er hielt eine Zigarette in seiner rechten Hand.
 

"Hi!", sagte ich. "Wo ist Shikamaru?"
 

Als er mich hörte sah er mich an und richtete sich rasch auf.
 

"Der stellt glaube ich Ino nach", sagte Sasuke gleichgültig. "Er hat mir eben erzählt, dass er auf sie steht."
 

"Ich weiß", sagte ich.
 

"Wieso? Suchst du ihn?", fragte Sasuke und zog an seiner Zigarette. Dabei sah er ziemlich cool aus.
 

"Nee, eigentlich nicht", sagte ich und sah zu, wie er den Rauch ausstieß.
 

"Alles okay?", fragte er.
 

Ich lehnte mich neben ihn an die Wand. "Jaa, ich wollte bloß mal kurz raus zu euch, Naruto meinte ihr wärt hier. Er unterhält sich gerade mit Hinata und ich wollte nicht stören."
 

"Hmm", sagte Sasuke und drücke die Zigarette aus. Er schnippte sie in einen Aschenbecher, der neben ihm auf dem Geländer der Treppe stand, die zurück ins Haus führte.
 

"Du frierst", stellte er fest.
 

Tatsächlich hatte sich Gänsehaut auf meinen Armen gebildet, die ich immer noch vor meinem Körper verschränkt hielt, um möglichst viel Wärme bei mir zu behalten. Sasuke war klüger gewesen und trug seine Jacke.
 

"Kein Problem, ich gehe gleich wieder rein!", sagte ich. "Außerdem bin ich etwas angetrunken und es kommt mir nicht so kalt vor."
 

Wir beobachten einen Moment ein paar Gestalten, die ein paar Meter weiter weg in der Dunkelheit standen und lachten. Man konnte nicht erkennen, um wen es sich handelte. Überhaupt waren viele Leute hier, die ich noch nie gesehen hatte. Vielleicht war Tenten in vielen Musik- und Sportgruppen oder sowas.
 

"Hat Neji dich in Ruhe gelassen?", fragte Sasuke plötzlich.
 

"Ja, er hat nur ein bisschen geflirtet", sagte ich schulterzuckend.
 

"Ich finde die Vorstellung nicht besonders gut, dass du bei ihm übernachtest", fuhr Sasuke ruhig fort.
 

"Tue ich nicht", sagte ich. "Ich übernachte bei Hinata. Was kann ich dafür, dass er in der anderen Haushälfte wohnt? Und jetzt hör bitte auf damit, sonst glaube ich tatsächlich, dass du eifersüchtig bist!" Den letzten Satz sagte ich mit Nachdruck, weil er anfing mich zu nerven.
 

Er stieß sich mit einer schnellen Bewegung von der Wand ab und stellte sich vor mich. Er sah wieder verärgert aus.
 

"Ich will einfach nicht, dass dir was passiert, okay?", sagte er ein wenig aggressiv.
 

"Jetzt komm mal wieder runter, ja?", sagte ich streng. "Ich passe schon auf!"
 

"Ach ja? Ich glaube du bist zu sorglos!", sagte er wütend und stützte seine Hand neben mir an der Hauswand ab.
 

Kurz kam mir der Gedanke, dass er mir nun sehr nah war und es deshalb weniger kalt war. Sein Körper strahlte eine angenehme Hitze aus. Verärgert schob ich den Gedanken beiseite.
 

"Und ich glaube, du verhälst dich schon wieder absolut übergriffig und mischt dich in Dinge ein, die dich als Freund einfach nichts angehen!"
 

Er stützte jetzt auch die andere Hand neben mir an der Hauswand ab und kam mir noch ein Stück näher.
 

"Lass das!", sagte ich wütend und spannte mich an. Ich fühlte mich gefangen.
 

"Genau das meine ich", sagte er leise und mit rauer Stimme. "Du bist viel zu naiv. Du denkst, du wüsstest, wie gut du aussiehst und dass du ein bisschen vorsichtig sein musst aber du hast gar keine Ahnung, wie du auf Männer wirkst! Glaubst du ernsthaft, ich will bloß mit dir befreundet sein?"
 

Ich starrte ihn verwirrt an und fragte wütend: "Was redest du da?"
 

"Ich will nicht mit dir befreundet sein, Sakura", sagte er schlicht. "Ich hab es dir schonmal gesagt. Ich möchte mit dir schlafen und da bin ich nicht der einzige."
 

Ich starrte ihn an. "Was?", fragte ich verletzt.
 

Er fuhr unbeeindruckt fort: "Hast du geglaubt, daran hätte sich was geändert?"
 

Ich hatte das Gefühl, dass mein Kopf in dem angetrunkenen Zustand nicht hinterher kam. Ich hatte ein flaues Gefühl im Magen und war verwirrt und überfordert. Also hatten Neji und Ino doch recht gehabt und er war nur darauf aus gewesen?
 

"Lass mich gehen!", sagte ich mit fester Stimme und drückte mit der Hand gegen seine Brust, um ihn wegzuschieben. Er rührte sich nicht.
 

"Gleich", sagte er. "Ich will erst sichergehen, dass du mich richtig verstehst. Du siehst nämlich verletzt aus und dafür gibt es keinen Grund."
 

"Ach ja?", zischte ich wütend. "Du drängst mir die ganze Zeit deine Gesellschaft auf und ich fange sogar gerade an, dich zu mögen und jetzt gibt es keinen Grund verletzt auszusehen, wenn du mir sagst, dass du bloß mit mir schlafen willst? Wie soll ich denn sonst aussehen, geschmeichelt vielleicht? Würde dir das besser gefallen?"
 

Er lächelte. "Du fängst also gerade an, mich zu mögen?"
 

Wie hatte er jetzt bitte nur diesen Teil verstehen können? Er war wirklich unglaublich!
 

"Jetzt sieh mich nicht so an", sagte er besänftigend und nahm eine Hand von der Wand, um sie an meine Wange zu legen. Auf meiner kalten Haut fühlte sie sich heiß an. Er strich leicht mit dem Daumen über meine Haut. Ich hasste mich dafür, dass ich es genoss.
 

"Hör auf!", fauchte ich und riss ihm den Kopf weg. Er packte mit einer schnellen Bewegung mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen. Seine Wut war verflogen und in seinen Augen spiegelte sich eine Sanftheit, die ich bisher nicht an ihm wahrgenommen hatte.
 

"Hör mir zu, Sakura. Du hast mich missverstanden. Dass ich gerne mit dir schlafen würde, habe ich dir eben gesagt, damit dir klar wird, dass du manchmal etwas naiv bist. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das nicht alles ist, was ich will."
 

Ich sah ihn verwirrt und überfordert an und er sprach weiter.
 

"Ich will dich wirklich kennenlernen, Sakura. Ich will wissen, wie es dir geht, ich will Zeit mit dir verbringen. Ich liebe es, dich lachen zu sehen. Warum sonst glaubst du, dass ich ständig Gründe erfinde, um mit dir alleine zu sein, wie der letzte Vollidiot?"
 

Ich starrte ihn an. Was passierte hier gerade?
 

"Ich mag dich, Sakura Haruno", sagte Sasuke schlicht. Dann ließ er mich los und trat einen Schritt zurück. "Und jetzt kannst du gehen, wenn du willst."

Erklärungen

Die deutlichsten Gefühle, die ich empfand waren Überforderung, Verwirrung und Ärger. Irgendwo tief in mir, war noch viel mehr. Aber dafür war gerade kein Platz.
 

Mir war kalt, mein Kopf fühlte sich immer noch leicht benebelt an vom Alkohol und plötzlich fühlte ich mich auch unendlich erschöpft.
 

Weil ich das Gefühl hatte, dass meine Beine mein Gewicht gerade einfach nicht mehr tragen konnten, ließ ich mich an der Hauswand runterrutschen. In der Hocke und mit dem Rücken an die Wand gelehnt, fühlte ich mich etwas weniger wackelig. Trotzdem legte ich auch noch meine Stirn auf meine Knie und schlang die Arme um mich.
 

Das war mir gerade alles zu viel. Ich wusste nicht, was ich fühlen oder denken sollte und schon gar nicht, was ich sagen sollte.
 

Ich hörte, wie Sasuke wieder einen Schritt auf mich zukam und dem Rascheln seiner Kleidung nach zu urteilen, hockte er sich vor mich hin.
 

"Hey", sagte er sanft und ich spürte, wie er mit den Fingern vorsichtig mein Haar berührte. Aber das war mir gerade auch zu viel.
 

Ich schlug seine Hand weg und hob den Kopf. Er sah mich ein wenig verunsichert an und das verschaffte mir Befriedigung.
 

"Ich weiß gerade einfach nicht, was ich jetzt sagen soll!", sagte ich und registrierte, wie überfordert meine Stimme klang.
 

"Dann sagst du eben nichts", sagte er ruhig aber ich spürte, dass er sich bemühen musste, um diese Ruhe auszustrahlen.
 

"Ich bin nicht naiv!", sagte ich wütend.
 

Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen aber ich fand, er hatte fürs erste genug geredet und ich sprach einfach weiter. Meine Stimme bebte nun vor unterdrückter Wut.
 

"Bist du vielleicht schonmal auf den Gedanken gekommen, dass das einfach Selbstschutz ist? Glaubst du wirklich, ich merke nicht, wie ich ständig angesehen werde? Ich WILL manchmal ein bisschen naiv sein, damit ich mich nicht ständig und überall unwohl fühlen muss! Das heißt aber nicht, dass ich mir nicht meine Gedanken mache!"
 

"Sakura, ich...", setze er an aber ich wollte nichts hören.
 

"Und dass du dir ständig Sorgen um mich machst ist DEIN Problem und nicht meins!"
 

Ich war nun so wütend, dass ich mich wieder energiegeladener fühlte und ich stand mit einer schnellen Bewegung auf.
 

Er richtete sich ebenfalls langsam auf. Seine Miene spiegelte Verwirrung und Ärger.
 

"Ich brauche keinen Aufpasser!", sagte ich laut und zornig. "Und welche Motive du dabei hast, ist mir egal!"
 

"Hey", sagte er wieder, wie um mich zu beruhigen und streckte erneut seine Hand aus, um meine Wange zu berühren.
 

"Nein! Lass es!", sagte ich laut und schlug wieder nach seiner Hand.
 

"Was ist denn hier los?", ertönte eine entsetzte Stimme neben uns.
 

Ich zuckte zusammen. Ich hatte in diesem Moment völlig vergessen, dass er und ich nicht alleine waren. Sasuke und ich wandten uns zur Seite und sahen, dass Naruto und Hinata beide auf der Treppe standen, die das Haus mit dem Garten dahinter verband.
 

Hinata sah besorgt aus, als sie uns musterte. Naruto hingegen wirkte entsetzt. "Was ist hier los?", wiederholte er seine Frage mit mehr Nachdruck.
 

Das war nun endgültig zu viel. Ich wandte meinen Blick Richtung Boden, um niemanden mehr ansehen zu müssen, huschte flink an Sasuke vorbei auf die Treppe zu und wich Naruto aus, der den Arm nach mir ausstreckte.
 

"Sakura, was...?", setze er an aber ich ging eilig die Treppe hinauf.
 

Hinter mir hörte ich, wie Naruto Sasuke anfuhr: "Was hast du gemacht?"
 

"Nichts!", sagte Sasuke. "Naruto, lass mich durch!"
 

Ich war oben bei der Tür angekommen und nahm wahr, dass Hinata mir folgte.
 

Sie nahm meine Hand und vor ihrer Berührung schreckte ich nicht zurück.
 

"Komm, wir gehen rein", sagte sie sanft.
 

Ich nickte, immernoch ohne jemanden anzusehen.
 

Hinter mir hörte ich, wie Naruto wütend sagte: "Es sieht aus, als hättest du für heute genug angerichtet, Mann. Überlass es Hinata!"
 

Sasuke entgegnete irgendwas aber das konnte ich nicht mehr verstehen.
 

Hinata hielt immer noch meine Hand und zog mich durch die Menge. Dabei spähte sie seitlich in ein paar Türen, vermutlich, um zu sehen, ob es ein leeres Zimmer gab. Ich war froh, dass sie das tat, weil ich mich gerade zu gar nichts in der Lage fühlte.
 

Gerade sah ich Neji am anderen Ende des Flurs, er hatte uns ebenfalls bemerkt. Doch Hinata hatte ein leeres Zimmer gefunden und schob mich hinein. Ich hörte wie sie hinter mir die Tür abschloss. Es war ein Schlafzimmer, beleuchtet nur vom Mondlicht und dem Lichtschein, der unter der Tür durchdrang.
 

"Danke", murmelte ich erschöpft und ging ein paar Schritte bis zu dem Bett, um mich darauf zu setzen, denn meine Beine fühlten sich schon wieder kraftlos an.
 

Hinata setzte sich neben mich. Eine Weile schwieg sie und ich war froh darüber. Es gelang mir zwar nicht, meine Gedanken zu sortieren aber immerhin fühlte ich mich langsam etwas ruhiger. Um irgendwas zu tun, strich ich mit den Fingern eine Weile über den weichen Stoff der Bettdecke.
 

"Was ist passiert?", fragte Hinata schließlich. In ihrer Stimme lang kein Drängen sondern nur ehrliches Interesse.
 

"Ich weiß nicht", stöhnte ich und stützte den Kopf in meine Hände.
 

Nachdem ich ein paar Sekunden geschwiegen hatte, erzählte ich ihr doch alles. Ich war froh, dass sie da war.
 

"Was für ein Idiot", sagte sie schließlich. "Aber wenigstens wissen wir nun endlich, was er eigentlich von dir will."
 

Ich stöhnte überfordert, immer noch ohne den Kopf aus den Händen zu nehmen.
 

"Ich habe es statt, dass er ständig so tut, als könnte ich nicht alleine auf mich aufpassen!", sagte ich. "Je mehr er das macht, desto unsicherer fühle ich mich."
 

"Ja, das ist bescheuert", sagte sie. "Ich hab gehört, was du zuletzt zu ihm gesagt hast und das war richtig so!"
 

"Warum kann ich nicht einfach ein total durchschnittliches Leben haben, in dem einfach ein normaler Typ auf mich steht?", fragte ich frustriert.
 

Sie lachte.
 

"Diese ständige Aufmerksamkeit ist mir manchmal echt zu viel!", sagte ich, nahm den Kopf aus den Händen und starrte an die Decke.
 

"Ich weiß", sagte sie leise.
 

Wir schwiegen wieder kurz.
 

Schließlich sagte sie scherzend: "Aber hey, ein Gutes hat das Ganze! Ich bin dir unendlich dankbar, daß mein Leben nun deshalb um einiges interessanter geworden ist!"
 

Ich schnaubte aber musste auch lächeln.
 

"Wie viel Uhr ist es eigentlich?", fragte ich. Langsam fühlte ich mich wieder normaler.
 

Sie schaute auf ihrem Smartphone nach. "Halb 4."
 

Es klopfte an der Tür. "Sakura, Hinata? Alles okay?" Es war Neji.
 

Hinata sah mich an und legte den Finger auf die Lippen, um mir zu bedeuten, dass wir nichts sagen würden. Ich musste wieder Lächeln.
 

Es klopfte nochmal.
 

"Komm wir verschwinden und gehen zu mir!", sagte Hinata leise. "Aber möglichst ohne, dass Neji mitkommt!"
 

"Jaa, klingt gut!", sagte ich erleichtert. Ich sah zu dem Fenster hinüber. "Meinst du, wir können einfach da rausklettern?"
 

Sie kicherte und wir schlichen beide hinüber, um zu sehen, wie hoch es war. "Das schaffen wir locker!", sagte Hinata und öffnete so leise wie möglich das Fenster. Nun musste ich auch kichern. Das war alles so verrückt!
 

Als wir schon halb rausgeklettert waren, hielt ich plötzlich inne. "Unsere Jacken!", sagte ich.
 

Sie hielt auch inne und schien zu überlegen. "Egal. Das kurze Stück schaffen wir auch ohne, so kalt ist es ja noch nicht. Wir schreiben einfach den anderen, dass sie sie mitnehmen sollen."
 

Also ließen wir uns auf den Rasen fallen. Es war kaum Platz zu laufen, direkt neben uns war eine hohe, dunkle Hecke aber man konnte gerade so zwischen Haus und Hecke hindurchgehen.
 

An der Vorderseite des Hauses angekommen beeilten wir uns von den Leuten wegzukommen, die vor dem Haus standen aber niemand bemerkte uns oder interessierte sich groß für uns und bald waren wir ein ganzes Stück die Straße entlanggelaufen und niemand war mehr zu sehen. Es war kühl aber erträglich, jetzt wo ich mich bewegte.
 

Hinata zog beim Gehen ihr Smartphone aus der Tasche. Sie öffnete den Gruppenchat und tippte. Ich holte ebenfalls mein Smartphone heraus, um zu sehen, was sie schreiben würde.
 

In dem Moment begann es zu klingeln und vor Schreck hätte ich es beinahe fallen lassen. Das Display zeigte "Sasuke Uchiha" an.
 

Hinata hatte ihre Nachricht abgeschickt und sah zu mir herüber. Im nächsten Moment klingelte ihr Smartphone, weil Naruto sie anrief.
 

Wir sahen uns an.
 

"Wir gehen nicht ran!", sagte Hinata. "Das war genug für einen Abend!"
 

"Ja!", sagte ich und wartete, bis es aufhörte zu klingeln. Dann tippte ich auf unseren Gruppenchat, um ihre Nachricht zu lesen.
 

Hinata: "Hey ihr, Sakura und ich sind auf dem Weg nach Hause, uns reicht es für heute. Wir haben unsere Jacken vergessen, kann die bitte jemand von euch mitnehmen?"
 

"Super, danke!", sagte ich zu ihr und sie lächelte. Ich sah wieder auf den Chatverlauf, weil das Nachrichtensignal erneut ertönte. Hinata blickte ebenfalls auf mein Display.
 

Kiba: "Klar, machen wir!"
 

Shikamaru: "Alter, wieso antwortest du jetzt darauf sofort?! Ich hab dich zweimal angerufen, wo steckst du denn?"
 

Kiba: "Lass mal unten im Wohnzimmer treffen."
 

Shikamaru: "Okay, bis gleich!"
 

Hinata kicherte. Naruto oder Sasuke schrieben nichts und riefen auch nicht mehr an und ich war froh darüber. Ich hatte echt keine Lust mehr auf das Thema.
 

Wir plauderten auf dem Weg über irgendetwas Unwichtiges und gaben uns alle Mühe im Haus zu schleichen und unbemerkt in Hinatas Zimmer zu gelangen. Zu unserer Freude klappte es.
 

Als wir uns schließlich bettfertig gemacht hatten und schon im Dunkeln nebeneinander in Hinatas Bett lagen, fiel mir jedoch etwas wieder ein und ich fragte neugierig: "Hinata, was wollte Naruto dich vorhin eigentlich fragen?"
 

Sie kicherte. "Ach das! Also das war nur...weißt du, unsere Eltern sind wohl morgen Abend irgendwo zum Essen verabredet, ich hatte dir ja erzählt, dass sie miteinander befreundet sind."
 

"Ja, und?", fragte ich neugierig.
 

"Naja, Naruto wollte wissen, ob ich auch mitgehe, früher sind wir das nämlich immer."
 

Ich rollte mich interessiert auf die Seite und sah zu ihr hinüber. Im Dunkeln konnte ich gerade so ihr Gesicht erkennen.
 

"Was hast du gesagt?"
 

"Das es mir zu langweilig ist, außer, wenn er auch mitkommt! Und er meinte, das wir das mal wieder machen sollten. Also sind wir jetzt irgendwie verabredet. Zwar mit unseren Eltern, was auch komisch ist, aber trotzdem!"
 

Ich hörte, wie glücklich sie war.
 

"Wow, toll!", sagte ich ehrlich und rollte mich wieder auf den Rücken.
 

"Jaa!", sagte sie.
 

Obwohl ich so müde war, lag ich noch lange wach. Meine Gedanken schweiften ständig wieder zu Sasuke hin und wenn ich daran dachte, was er alles gesagt hatte, hatte ich wieder ein komisches Gefühl in der Magengegend.
 

"Ich mag dich, Sakura."
 

Ob er das ernst gemeint hatte? Und ich? Mochte ich ihn? Als er mir so nah gewesen war, hatte ich mich trotz meiner Wut zu ihm hingezogen gefühlt. Warum? Einfach nur, weil er immer so unglaublich gut aussah? Weil einem kleinen Teil von mir sein Alphatier Gehabe ein winziges bisschen gefiel? Der Gedanke machte mich schon wieder wütend, dieses Mal auf mich selbst. Ich wollte nicht, dass mir sowas Bescheuertes gefiel!
 

Ich seufzte und rollte mich auf die andere Seite, sodass ich das Mondlicht durch die Vorhänge sehen konnte. Hinter mir hörte ich Hinata gleichmäßig atmen. Ein Licht blinkte auf und als ich über den Bettrand spähte, sah ich, dass mein Smartphone in meiner Tasche leuchtete, weil ich eine Nachricht bekommen hatte.
 

Ich strecke die Hand danach aus und wischte die Tastensperre weg aber lies das Smartphone in der Tasche, damit es nicht zu viel Licht verbreitete und Hinata weckte.
 

Die Uhr auf dem Display zeigte 10 nach 5 an. Darunter stand: "Neue Nachricht von: Sasuke Uchiha.
 

Vorsichtig zog ich das Fenster größer, ohne auf die Nachricht draufzutippen, damit er nicht sehen konnte, dass ich sie gelesen hatte.
 

Sasuke: "Bist du okay? Tut mir leid, ich hab es etwas übertrieben."
 

Ich schaltete das Display wieder aus, ich war zu müde und verwirrt um darauf reagieren zu wollen. Aber ich war froh über seine Nachricht und die Entschuldigung. Das machte es wieder besser. Zumindest etwas. Es dauerte noch eine ganze Weile aber schließlich schlief ich doch ein.
 

Als ich aufwachte, wurde Hinata ebenfalls gerade wach. Die Uhr an Hinatas Wand zeigte 13 Uhr an und wir fühlten uns einigermaßen ausgeschlafen. Wir lagen noch eine Weile in die Kissen gekuschelt da und unterhielten uns über den Abend, wobei wir das Thema Sasuke einfach ausklammerten.
 

Irgendwann klopfte Hinatas Mutter an die Tür und sagte, sie hätte uns ein spätes Frühstück in der Küche bereitstellen lassen.
 

Also beeilten wir uns, uns fertig zu machen. Ich zog meine Sachen von gestern wieder an, ließ aber das Make-Up weg und band meine Haare zu einem Knoten zusammen, um etwas ordentlicher auszusehen.
 

"Dir steht echt alles!", sagte Hinata mit einem neidischen Blick auf mich. "Ohne Make-Up bist du fast noch hübscher, wie eine Elfe. Ich beneide dich."
 

Ich merkte, wie ich etwas rosa anlief. "Tja, dann sind wir quitt, ich beneide dich auch um einiges!", konterte ich und sie lachte fröhlich. Wenn Hinata sowas sagte, schaffte sie es gleichzeitig neidisch zu sein und es dem anderem trotzdem aus vollem Herzen zu gönnen.
 

Wir wollten gerade losgehen, um etwas zu essen und Hinata schnappte sich nur noch schnell ihr Smartphone und warf einen kurzen Blick darauf doch dann erstarrte sie.
 

"Was?", fragte ich alarmiert.
 

Sie sah mich unsicher an.
 

Weil sie nicht gleich etwas sagte, eilte ich zu meiner Tasche und zog auch mein Smartphone hervor. Ich hatte seit dem Aufwachen noch gar nicht drauf geschaut. Sasuke hatte nichts mehr geschrieben, es wurde immer noch die Nachricht von gestern angezeigt. Aber offenbar gab es neue Nachrichten in der Gruppe. Ich drückte rasch darauf, um den Chatverlauf zu öffnen.
 

Kiba: "Also Leute, ich hab jetzt hier richtig viele Jacken. Eine von Hinata und eine von Sakura und deine Naruto. Zumindest hoffe ich das. Ansonsten hätte ich welche geklaut. Aber kann mir bitte jemand mal erklären, was da gestern noch abging? Nicht, dass ich dich dafür kritisieren wollen würde Sasuke, aber warum hast du Neji verhauen?"
 

Shikamaru: "Naja, verhauen würde ich das nicht nennen. Das sah eher aus wie ein epischer Endboss Kampf in nem Kung Fu Film oder sowas. War leider zu kurz und ich hätte auch gerne eine Slow Motion Version davon aber man kann nicht alles haben. Wenigstens hast du gewonnen, Sasuke, es war extrem befriedigend zu sehen, wie du Neji eine reingehauen hast! Ich wüsste allerdings auch gerne, wie das so eskalieren konnte!"
 

Naruto: "Lasst mal gut sein Leute, das war überhaupt nicht witzig. Danke dass du meine Jacke mitgenommen hast, Kiba. Ich hol sie nachher ab. Deine nehme ich auch mit, Hinata."
 

Kiba: "Kann mir bitte trotzdem jemand erklären, was los ist?"
 

Naruto: "Später."
 

Shikamaru: "Bist du in Ordnung, Sasuke?"
 

Naruto: "Ja ist er."
 

Shikamaru: "Gut, dann reden wir später."
 

Ich blickte auf und Hinata sah genauso entsetzt aus, wie ich mich fühlte.
 

"Ich rufe Naruto an", sagte sie sofort, weil sie offenbar genauso gerne wissen wollte, was passiert war, aber er nahm nicht ab.
 

"Gehen wir erstmal was essen und probieren es dann nochmal?", schlug sie vor, nachdem wir einen Moment ratlos dagestanden und uns angeblickt hatten. Ich nickte matt.
 

In der Küche gab es einen toll gedeckten Tisch mit allerlei leckeren Dingen, fast wie ein Mini-Frühstücksbuffet in einem Hotel aber ich nahm mir nur etwas Orangensaft und ein kleines Schälchen Müsli und selbst das würde ich mir reinzwingen müssen. Der Appetit war mir vergangen.
 

Hinatas Mutter kam herein und fragte, ob wir einen schönen Abend gehabt hätten. Sie stellte uns Kaffee hin und war sehr freundlich zu mir. Ich merkte, wie ich mich danach sehnte, auch wieder eine Familie zu haben.
 

Allerdings hielt die Idylle nur etwa drei Minuten, denn dann sagte Hinatas Mutter fröhlich: "Ah, Guten Morgen, Neji! Setzt dich!"
 

Und als wir aufsahen, stand er tatsächlich in der Tür.
 

An Hinata und mich gerichtet, sagte sie: "Ich habe seiner Mutter gesagt, dass er hier frühstücken soll, drüben ist schon alles abgeräumt."
 

Er kam zum Tisch und bewegte sich dabei so vorsichtig, als hätte er ziemliche Schmerzen. Er ließ sich auf einen Stuhl uns gegenüber fallen und verzog das Gesicht.
 

Hinata und ich starrten ihn an. Hinatas Mutter kam besorgt und verärgert zugleich auf ihn zu geeilt. "Was ist mit dir passiert, Neji?"
 

"Nichts!", sagte er und schenkte sich Kaffee ein.
 

"Nichts?", fragte Hinatas Mutter entsetzt. "Hast du dich geprügelt?"
 

"Ja, vielleicht", sagte Neji ausweichend und sah sie nicht an.
 

Hinatas Mutter stöhnte gequält. "Warum das denn? Mit wem?"
 

"Es war nicht meine Schuld, okay?", sagte Neji verärgert. "Sasuke Uchiha ist einfach ein Arsch."
 

"Oh nein! Könnt ihr euch denn nicht einfach mal vertragen?", sagte Hinatas Mutter verzweifelt.
 

Sie rauschte hinaus. Möglicherweise um mit Nejis Mutter darüber zu sprechen. Er sah ihr verärgert nach.
 

"Was ist passiert?", fragte Hinata beinahe flüsternd.
 

Neji sah uns beide an und sagte schließlich an mich gewandt: "Es ging um dich. Ich hab was gesagt was ihm nicht gepasst hat und er ist offenbar der Meinung, dass du ihm gehörst oder sowas, jedenfalls hat er damit angefangen. Ich hab dir ja gesagt, du solltest aufpassen bei ihm."
 

"Was?", fragte ich schockiert.
 

"Naja, das ist deine Version der Geschichte", sagte Hinata kühl. "Wir hören uns besser erst nochmal an, was Sasuke dazu zu sagen hat."
 

Ich verspürte Dankbarkeit für ihre Worte und merkte, wie ich mich an die Hoffnung klammerte, dass alles anders gewesen war. Aber mir fiel einfach kein Szenario ein, bei dem Sasuke wirklich gut wegkommen würde.
 

Hinata und ich hatten den Tisch schnell verlassen und zurück in Hinatas Zimmer versuchten wir erneut Naruto anzurufen. Dieses Mal nahm er ab.
 

"Hi Naruto!", sagte Hinata ohne Umschweife. "Kannst du mir bitte sagen, was zwischen Sasuke und Neji passiert ist? Neji erzählt nur Mist."
 

"Hallo Hinata!", sagte Naruto freundlich aber er klang müde. "Ist Sakura noch bei dir?"
 

Sie warf mir eine kurzen Blick zu und bejahte das dann.
 

"Dann nur so viel, Neji hat Sasuke enorm provoziert und ich kann total verstehen, dass er ihm eine reinhauen wollte. Natürlich hätte er es trotzdem nicht tun sollen. Aber Sakura sollte vielleicht lieber selbst mit ihm sprechen, sobald sie sich danach fühlt."
 

"Okay, dann, ähm, danke!", sagte Hinata.
 

"Ich hol gleich bei Kiba deine Jacke und bring sie dir heute Abend mit, okay? Sasuke fährt wohl gerade zu ihm und holt die von Sakura ab, um sie ihr zu bringen."
 

"Danke dir, Naruto!", sagte Hinata. "Dann bis heute Abend, ja?"
 

"Super, ich freue mich schon!", sagte Naruto nun etwas besser gelaunt.
 

Sie legte auf und sah mich an. "Tja, viel mehr wissen wir jetzt auch nicht. Aber immerhin war es wohl nicht so, wie Neji es darstellt."
 

Ich stöhnte und vergrub kurz das Gesicht in den Händen. Dann rafft ich mich auf und stand auf, um meine Sachen zusammen zu suchen.
 

"Danke, für alles Hinata!", sagte ich. "Ich glaube ich mache mich jetzt mal auf den Weg zum Bus und fahre nach Hause."
 

Sie redete mir gut zu und sagte, es würde sich schon alles aufklären und ich hoffte, dass sie recht hatte. Mit Sasuke wurde es jedenfalls nicht langweilig, so viel war sicher.
 

Im Bus starrte ich eine Weile auf seine Nachricht und überlegte, ob ich antworten sollte. Ich war wütend und verwirrt aber ich wollte auch unbedingt wissen, was passiert war. Doch wollte ich es so sehr wissen, dass ich bereit war, mit ihm zu sprechen?
 

Genau in diesem Moment kam eine weitere Nachricht von ihm.
 

Sasuke: "Können wir reden?"
 

Ich wusste immer noch nicht, was ich wollte. Aber er nahm mir die Entscheidung ab.
 

Sasuke: "Ich fahre jetzt zu dir."
 

"Okay", schrieb ich schließlich nur.
 

Als ich vor meiner Wohnung ankam, sah ich, dass sein Auto schon da war. Er stieg aus, als er mich kommen sah. Ich musterte Sasuke genau, während wir aufeinander zugingen aber er schien vollkommen unverletzt zu sein. Er bleib vor mir stehen und hielt mir wortlos meine Jacke hin.
 

"Danke", sagte ich tonlos und nahm sie.
 

"Können wir hochgehen?", fragte er.
 

"Ja", sagte ich und ging voraus.
 

Wir sprachen nicht, während wir die Treppen hochstiegen und oben sagte ich bloß "setz dich" und fing dann an, meine Jacke aufzuhängen, meine Tasche ordentlich wegzustellen und den Beutel mit den Übernachtungssachen auszuräumen.
 

Sasuke hatte seine Lederjacke ausgezogen, sie auf mein Sofa geworfen und sich daneben gesetzt. Nach vorne gebeugt und mit den Unterarmen auf die Oberschenkel gestützt, beobachtete er geduldig wie ich herumlief und sorgfältig meine Sachen verstaute.
 

Jetzt war ich leider fertig und mir viel nichts mehr ein, was ich tun konnte, um ein Gespräch weiter hinauszuzögern. Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Ich fühlte mich schon wieder überfordert.
 

"Komm her", sagte er sanft aber in befehlendem Ton und nickte neben sich aufs Sofa.
 

Und weil ich froh war, dass er die Initiative ergriff, tat ich es einfach, obwohl ich mich dabei total bescheuert fand.
 

Ich setzte mich auf die Sofalehne, die am weitesten von ihm weg war, ihm zugewandt, mit den Füßen auf dem Polster und mit angezogen Knien. Ich schlang die Arme darum und sah ihn abwartend an.
 

Er setzte sich im Schneidersitz zurecht, damit er sich mir ebenfalls vollständig zuwenden konnte.
 

"Wie geht es dir?", fragte er mich ruhig.
 

"Weiß nicht", sagte ich.
 

"Bist du wütend auf mich?", fragte er weiter. Wie konnte er nur so ruhig sein? In mir bebte alles und ich fühlte mich verwirrt und nervös.
 

"Nein", sagte ich leise. "Vielleicht."
 

"Warum genau?", fragte er.
 

Aber ich hatte genug davon, dass er die Fragen stellte. "Hast du dich wirklich meinentwegen mit Neji geprügelt?", fuhr ich ihn an. "Neji sagt das. Und auch, dass du angefangen hast."
 

Er stöhnte frustriert. "War ja klar, dass er es schafft, dir das reinzudrücken, bevor ich mit dir reden konnte."
 

"Also?", fragte ich und hörte, dass meine Stimme zornig klang.
 

"Ja, es ging dabei um dich. Und ich habe angefangen. Aber er hat es darauf angelegt, er wollte, dass ich die Beherrschung verliere."
 

"Ich will nicht, dass du dich meinentwegen prügelst, ganz egal, was er gesagt hat!", sagte ich deutlich. "Verlierst du dann auch die Beherrschung, wenn mir mein Nachbar wieder zu lange nachschaut?"
 

Sein Kiefermuskel zuckte, weil er nun wütend war aber als er sprach war seine Stimme trotzdem nach wie vor ruhig.
 

"Natürlich nicht. Da habe ich einfach nur nachgefragt, weil ich die Situation einschätzen können wollte. Und ja, ich mache mir Sorgen, wenn du alleine im Dunkeln durch die Gegend läufst. Vielleicht übertreibe ich da, vielleicht nicht. Aber ehrlich gesagt, würde ich das lieber nie herausfinden wollen, okay? Es tut mir leid, dass ich dich naiv genannt habe. Natürlich verstehe ich, dass das Selbstschutz ist, damit du dich nicht dauernd unwohl fühlst. Aber bei Neji geht es um was anderes."
 

"Warum?", fragte ich. Seine Worte hatte meine Wut etwas gedämpft.
 

"Weil Neji nicht hinter dir her ist, weil er Interesse an dir hat. Also auf körperlicher Ebene bestimmt aber in erste Linie geht es ihm darum, mich zu ärgern."
 

"Was?", fragte ich irritiert.
 

"Du musst verstehen, dass wir zwei uns noch nie leiden konnten. Im Dojo waren wir immer Konkurrenten und sonst auch. Jedenfalls kann er mich nicht ausstehen. Und er ist nicht blöd, er weiß, dass ich an dir interessiert bin. Also sucht er Kontakt zu dir, um mich zu provozieren. Ich bin mir nicht sicher, wie weit er dafür gehen würde, darum versuche ich, dich von ihm fernzuhalten."
 

"Das ist total verrückt", sagte ich tonlos.
 

"Mag sein", sagte Sasuke ruhig. "Gestern, nachdem ihr weg wart, haben Naruto und ich nach dir und Hinata gesucht und draußen vor dem Haus Neji getroffen. Er hat vor allen Leuten blöde Kommentare gemacht, dass du total aufgelöst gewesen wärst und ob ich über dich hergefallen wäre. Das hab ich ignoriert. Aber als jemand meinte, dass er euch gerade hat weggehen sehen, meinte er, er wolle dann auch mal nach Hause und sehen, ob er dich nicht ein bisschen aufmuntern könne. Das klingt jetzt nicht so schlimm aber du hast nicht gehört, wie er es gesagt hat. Dann hat er das mit Details ausgeschmückt und ich habe nach ihm geschlagen."
 

"Und dann?", fragte ich leise.
 

"Er hat den Schlag locker abgewehrt. Ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass ich ihn treffen würde, wir trainieren seit über zehn Jahren zusammen, ich weiß, was er kann. Aber er hat es drauf angelegt und zurückgeschlagen und es ist ein Schlagabtausch draus geworden. Wir haben beide alles abgeblockt. Dann hab ich ihn irgendwann voll an der Seite erwischt und das wars für ihn. Mittlerweile standen ziemlich viele Leute rum und Naruto und ich hielten es für das beste, uns aus dem Staub zu machen."
 

"Das ist verrückt", wiederholte ich noch einmal leise. Aber das klang tatsächlich etwas besser, als das, was Neji gesagt hatte.
 

"Verstehst du, dass es dabei eigentlich nicht wirklich um dich ging?", fragte er nach einer kleinen Pause.
 

"Ja", sagte ich leise.
 

"Ich bin niemand, der einfach zuschlägt, nur weil ihm was nicht passt. Aber Neji kann sich wehren und er wollte diesen Kampf", sagte er.
 

"Okay, verstehe", sagte ich. "Danke für die Erklärung. Toll finde ich es nicht aber ich schätze, damit kann ich irgendwie leben."
 

Bei meinen Worten entspannte er sich ein wenig und ich nahm erst dadurch war, wie angespannt er vorher gewesen war.
 

"Da hab ich nochmal Glück gehabt." Er grinste leicht.
 

"Grade so", sagte ich aber mit einem Lächeln.
 

Wir schwiegen beide einen Moment, dann fiel mir noch etwas anderes ein.
 

"Was hat Naruto zu der Sache gesagt?", fragte ich.
 

Er schwieg kurz. Dann sagte er: "Er war ziemlich wütend und enttäuscht, dass ich ihm sage, er soll dich nicht bedrängen und es dann selbst tue. Wir haben gestritten, dann geredet und jetzt geht es so einigermaßen."
 

Mir fiel plötzlich auf, wie müde Sasuke aussah und ich erinnerte mich, dass Naruto am Telefon ebenfalls total müde geklungen hatte. Ich fragte mich, ob sie überhaupt geschlafen hatten.
 

"Tut mir leid", sagte ich, weil ich mich ein klein wenig dafür verantwortlich fühlte. "Irgendwie sorge ich immer für Chaos."
 

"Mach das nicht!", sagte er.
 

"Was?", fragte ich.
 

"Dir die Schuld geben", sagte er. "Du kannst nichts dafür. Das habe ich mir alles selbst zuzuschreiben und ich komme damit klar."
 

Ich sah ihn an und fühlte Dankbarkeit. Natürlich war mir klar, dass ich nicht wirklich etwas falsch gemacht hatte. Aber es tat gut, das von ihm zu hören.
 

Er stand plötzlich auf, machte einen Schritt auf mich zu, um den Abstand zwischen uns zu verkleinern und ließ sich direkt vor mir wieder aufs Sofa sinken. Erschrocken sah ich ihn an, weil er mir nun so nah war.
 

Er sagte: "Was mich aber am meisten interessiert ist, ob du dich nun unwohl in meiner Gegenwart fühlst, jetzt wo ich dir gesagt habe, was ich gerne von dir hätte."
 

Ich stand von der Sofalehne auf, um wieder Abstand zwischen uns zu bringen und lehnte mich einen halben Meter weiter gegen die Wand.
 

"Nein, nicht wirklich", sagte ich.
 

"Du bist gerade vor mir abgehauen", stellte er sachlich fest.
 

Ich sah auf meine Füße, weil ich ihn nicht ansehen wollte. Ich war tatsächlich abgehauen, aber nur weil ich in seiner Nähe nervös wurde. Allerdings nicht auf eine besonders unangenehme Art.
 

Er stand auf und stellte sich so dicht vor mich, dass ich seine Körperwärme spüren konnte. Er roch gut.
 

"Fühlst du dich jetzt unwohl?", fragte er.
 

Ich drehte den Kopf zur Seite, weil ich ihn immer noch nicht ansehen wollte. "Nein", sagte ich leise.
 

Er hob langsam die Hand und strich ganz vorsichtig mit seinen Fingern seitlich über meinen Hals.
 

Ich fühlte, wie mir heiß wurde. Ich rührte mich nicht.
 

Seine Hand wanderte langsam in meinen Nacken und dort angekommen verstärkte er seinen Griff. Mit der anderen Hand griff er nach meinem Kinn und mit sanfter Gewalt drehte er meinen Kopf nach oben, sodass ich ihm ins Gesicht sehen musste.

Ich wünschte, ich hätte es nicht getan, denn sein Blick war schrecklich intensiv und ich hatte das Gefühl es nicht ertragen zu können.
 

Als er sprach, war seine Stimme leise und rau und auch sie kam mir zu intensiv vor.
 

"Wenn du nicht möchtest, dass ich dich küsse, ist jetzt deine Chance, mir das zu sagen."
 

Seine Worte lösten ein Kribbeln in meinem Bauch aus. Hätte er direkt gefragt, ob er mich küssen dürfte, hätte ich wahrscheinlich aus Überforderung "nein" gesagt. Aber so wie er es formuliert hatte, war mir irgendwie nicht danach ihn aufzuhalten. Also sagte ich nichts.
 

Er wartete einen langen Moment. In seinen Augen, sah ich einen Hunger aufflackern, von dem mir schwindelig wurde. Dann spürte ich, wie er den Griff in meinem Nacken weiter verstärkte und im nächsten Moment drückte er seine Lippen auf meine.
 

Das Hitzegefühl und das Kribbeln in meinem Körper intensivierten sich bei der Berührung um ein Vielfaches. Ich hatte das Gefühl nicht mehr klar denken zu können.
 

Sein Kuss war zuerst sanft und gefühlvoll und dann grober, als würde er so viel mehr wollen als das und als würde er sich nur mit Mühe zurückhalten können. Sein Verlangen riss mich schließlich mit und ich erwiederte den Kuss.
 

Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war aber als ich merkte, dass ich dringend Luft holen musste, riss ich mich los und er ließ es zu.
 

Ich atmete vorsichtig ein, den Blick auf seinen Hals geheftet, weil ich mich nicht traute ihn anzusehen. Da ich mit dem Thema Atmen viel Erfahrung hatte, nahm ich wahr, dass er sich bemühte, kontrolliert ein- und auszuatmen, um sich zu beruhigen.
 

Er griff wieder nach meinem Kinn, damit ich ihn ansehen musste.
 

Sein Blick war jetzt wieder neutral, er war wirklich gut darin, sich zu kontrollieren.
 

"Alles okay?", fragte er leise.
 

"Ja", sagte ich.
 

Er hielt weiter mein Kinn fest und strich mit seinem Daumen über meine Lippen.
 

"Du bist wirklich wunderschön", sagte er, immer noch mit dieser leisen, rauen Stimme. Seine Augen wanderten über mein Gesicht und mit der anderen Hand strich er wieder ganz sanft über meinen Hals.
 

Dann lies er mich plötzlich los und trat einen Schritt zurück.
 

"Ich bin müde, ich hatte noch keine Gelegenheit zu schlafen", sagte er. "Also werde ich jetzt nach Hause fahren und mich hinlegen. Vor allem dir zu Liebe, in meinem momentanen Zustand ist meine Selbstbeherrschung nicht besonders gut."
 

Ich räusperte mich leicht, um meine Stimme wieder zu finden und nickte. "Hab ich mir schon gedacht, du siehst müde aus."
 

Er grinste. "Gut beobachtet."
 

Er ging zum Sofa, nahm seine Jacke und zog sie an.
 

Ich folgte ihm zur Tür.
 

Er öffnete sie und drehte sich nochmal um. "Dann bis Morgen in der Schule, Prinzessin! Ich weiß, du wirst mich sehnsüchtig vermissen aber bestimmt schaffst du es bis dahin!" Er grinste.
 

"Idiot!", sagte ich aber musste ebenfalls grinsen. "Ich werde diesen Moment der Ruhe in vollen Zügen genießen, bei dir bin ich mir nie sicher, wie lange das so anhält!"
 

"Das sagt ja die Richtige!", sagte er gespielt empört. "Du stolperst doch von einem Problem ins Nächste!"
 

"Du hast gesagt, das ich daran nicht schuld bin", sagte ich mit einem triumphierenden Lächeln.
 

Er lachte. "Der Punkt geht an dich!"
 

Er sah mich noch einen Moment an, dann wandte sich ab und ging zügig die Teppen hinunter, ohne sich umzusehen. Ich stand noch einen Moment in der Tür und lauschte seinen Schritten, während ich versuchte zu realisieren, was eben passiert war und was ich da gerade zugelassen hatte.
 

War das klug gewesen? Wieso fing ich erst jetzt an, mich das zu fragen?

Sehnsüchte

Nachdem Sasuke gegangen war, hatte ich lange auf dem Sofa gelegen und versucht mich zu sortieren. Richtig gelungen war mir das nicht. Ich war erschöpft und müde vom gestrigen Abend und es war seit Samstag Mittag so viel passiert, dass ich fand, es hätte auch für 2 Wochen gereicht.
 

Je länger ich nachdachte, desto mehr Fragen beschäftigten mich und leider drehte sich dabei alles um Sasuke. Es war total verrückt, wie viel Raum er plötzlich in meinem Leben eingenommen hatte.
 

Ich kam zu dem Schluss, dass ich mir eingestehen musste, dass ich ihn ziemlich anziehend fand. Und das war in sofern ärgerlich, dass ich fürchtete, mich dadurch in eine blöde Situation hinein zu begeben.
 

Obwohl ich nun wusste, was er von mir wollte, war ich mir immer noch nicht so ganz sicher, ob er auch wirklich ehrlich zu mir gewesen war. Vor allem im Bezug darauf, dass er mich ernsthaft mochte und nicht nur körperliches Interesse hatte.
 

Fast ärgerte ich mich ein wenig, dass ich es zugelassen hatte, dass er mich küsste. Ich war durcheinander gewesen wegen allem was passiert war. Und weil ich mich so überfordert fühlte. Und natürlich hatte ich das auch irgendwie gewollt. Es hatte sich sogar ziemlich gut und vor allem aufregend angefühlt.
 

Aber hatte ich nicht eigentlich vor gehabt, ein weniger aufregendes Leben zu führen, als die Jahre zuvor? Ich hatte mir doch fest vorgenommen, mich auf meinen Abschluss zu konzentrieren und mein Leben auf die Reihe zu bekommen und jetzt dachte ich hauptsächlich über Sasuke Uchiha nach.
 

Ich vergrub das Gesicht in einem meiner Kissen und stöhnte frustriert. Warum war alles so kompliziert?
 

Seit Sasuke in mein Leben spaziert war, übertrat er ständig meine Grenzen. Er war einfach immerzu da gewesen und hatte erwartet, dass ich damit klarkommen müsste. Er machte einfach immer, was er wollte und wenn er dann mal fragte, anstatt einfach zu handeln, hatte ich den Eindruck, dass er es bloß tat, weil er wusste, dass ich auf Abstand gehen würde, wenn er es zu sehr übertrieb.
 

Und warum war er ständig so ruhig und selbstsicher? Eine Möglichkeit war, dass er einfach seit jeher mit so viel Macht und Geld aufgewachsen war, dass er es schlicht gewohnt war, absolut alles zu bekommen, was er haben wollte.

Aber dann gab es noch die Möglichkeit, dass er deshalb so ruhig und abgeklärt war, weil er nur ein Spiel spielte. Weil er emotional gar nicht wirklich involviert war und er einfach nur ganz sachlich alle Punkte abarbeitete, die er für nötig hielt, um zu bekommen, was er wollte.
 

Das Problem war, dass ich es einfach nicht einschätzen konnte. Sein kaltes und gleichgültiges Verhalten anderen gegenüber würde eher für diese zweite Möglichkeit sprechen. Er war in der Regel überheblich und unfreundlich zu allen außer mir, Naruto und den anderen und das hatte vielleicht auch einfach damit zu tun, dass er sie brauchte, weil ihm sonst zu langweilig war.
 

Aber gab es nicht auch diese Momente, in denen ich, wenn auch nur für kurze Sekunden, echte Gefühle in seine Augen sah? Wo ich das Gefühl hatte, dass er ehrliche Freude empfand, wenn er lachte? Oder wünschte ich mir das bloß, damit ich mich nicht wie eine Idiotin fühlte, die auf ihn hereinfiel?
 

Doch egal, was nun stimmte, ich kam zu dem Schluss, dass er mich leider bereits so sehr interessierte, dass es zu spät war einfach auf Abstand zu gehen und mich von all dem fernzuhalten. Ich lächelte bitter, bei dem Gedanken daran, dass das mein Plan gewesen war, als ich ihn am ersten Tag in der Schule kennengelernt hatte. Doch nun hatte er mich soweit, dass ich mir wünschte, dass ich wirklich jemand besonderes für ihn war.
 

So oder so, durch Nachdenken würden sich diese Fragen nicht beantworten lassen. Ich konnte mich also nur weiter darauf einlassen, schön langsam und vorsichtig, und musste einfach abwarten, was passierte.
 

Als Hinata mich später anrief, erzählte ich ihr alles, was Sasuke mir gesagt hatte aber den Kuss verschwieg ich. Ich kam mir irgendwie blöd und naiv vor, dass ich das zugelassen hatte. Sie war ohnehin abgelenkt von Gedanken an das Treffen mit Naruto und seiner Familie und ich wollte sie nicht mit meinen komischen Problemen belasten.
 

Ich ertappt mich den Rest des Abends dabei, dass ich öfter auf mein Smartphone schaute, weil ich mir wünschte, Sasuke würde sich nochmal melden. Ich fühlte mich seltsam zurückgelassen, seit er nach dem Kuss einfach gegangen war. Er hatte zwar erklärt, warum er ging aber trotzdem blieb dadurch die ständige Frage, wie es morgen in der Schule sein würde.

Sicher nicht so, als hätten wir jetzt eine Beziehung. Dafür war es viel zu früh und vielleicht war er darauf gar nicht aus. Ich wusste nicht mal, ob ich das war. Mit Sasuke Uchiha eine Beziehung zu führen, stellte ich mir ziemlich schwierig vor. Mal ganz zu schweigen davon, dass unsere Lebensumstände so absolut unterschiedlich waren und überhaupt nicht zueinander passten.
 

Und als wären diese ganzen Unsicherheiten nicht schon genug, fragte ich mich auch noch dauernd, wie viele Leute aus der Schule die Auseinandersetzung zwischen Sasuke und Neji mitbekommen hatten. Wie viele Leute hatten mitbekommen, dass dabei mein Name gefallen war? Und ich fragte mich, wie es morgen zwischen Naruto und Sasuke sein würde.
 

Ich war so mit meinem Gefühlschaos beschäftigt, dass ich mich nicht dazu aufraffen konnte zu kochen und ich lag lange wach. Das einzige, was ich auf die Reihe bekam, war den Wecker zu stellen.
 

Trotzdem war ich am Morgen viel zu spät dran, weil ich noch duschen musste, dann erst nichts zum anziehen fand, weil ich vergessen hatte, in den Waschsalon zu gehen und als ich endlich ein Outfit gefunden hatte, hatte ich keine Zeit mehr zu frühstücken.
 

Also musste ich mich extrem hungrig auf den Weg zur Schule machen, weil ich nun gleich zwei Mahlzeiten ausgelassen hatte. Ich hatte ein flaues Gefühl im Magen und war sicher, dass das nicht nur mit dem Hunger zu tun hatte.
 

Trotzdem fühlte ich mich besser als gestern. Auf dem Weg zur Schule war mir klar geworden, dass ich der ganzen Sache nicht hilflos ausgeliefert war. Ich würde mir ansehen was passierte. Und falls Sasuke weiter Interesse an mir zeigen sollte, würde ich diejenige sein, die das Tempo vorgab.
 

Zunächst hatte ich allerdings dringendere Sorgen, ich musste mich nämlich beeilen, nicht zu spät zu kommen. Das klappte schließlich gerade so und ich betrat zwar nach dem Läuten aber immerhin vor dem Lehrer den Klassenraum. Alle wandten sich um, als sie die Tür hörten, vermutlich, weil sie sehen wollten, ob die Stunde begann und sie ihre privaten Gespräche einstellen mussten.
 

Ich senkte den Blick und ging zu Hinata und meinem Platz hinüber aber ich nahm deutlich wahr, dass alle mich anstarrten. Das bestärkte leider meine Vermutung, dass es sich rum gesprochenen hatte, was zwischen Sasuke und Neji passiert war und dass ich dabei irgendeine Rolle gespielt hatte.
 

Ich murmelte Hinata ein "Guten Morgen" zu, zog meine Jacke aus, hängte sie über meinen Stuhl, stellte die Tasche ab und setzte mich.
 

Ich warf einen kurzen Blick zu den Tischen der Jungs hinüber. Naruto, Kiba und Shikamaru sahen zu mir herüber. Sasuke fehlte.
 

Shikamaru hob lässig die Hand um mich zu begrüßen und Naruto sagte gut gelaunt wie immer: "Hi Sakura!"
 

"Ah, du hast deine Jacke also bekommen!", rief Kiba mir zu.
 

"Jaa, vielen Dank nochmal!", sagte ich und lächelte.
 

Immer noch beobachtete fast die ganze Klasse, was ich tat. Ich beugte mich zu Hinata und fragte leise: "Wie war es gestern?"
 

"Es war super!", flüsterte sie zurück. Ich erzähle dir später alles!"
 

"Wunderbar!", sagte ich erfreut.
 

"Wo ist eigentlich Sasuke?", fragte Hinata.
 

"Ich hab keine Ahnung", sagte ich. "Vielleicht krank?"
 

Doch Hinata konnte nicht mehr tun, als mit den Schultern zu zucken, denn die Tür ging erneut auf und dieses Mal war es tatsächlich der Lehrer und der Unterricht fing an.
 

Ich versuchte, mich auf die Aufgaben zu konzentrieren aber ertappte mich des öfteren dabei, wie ich zu Sasukes leerem Platz hinüber sah.
 

Nach einer halben Stunde stellte sich heraus, dass Sasuke nicht krank war. Denn es klopfte an der Tür und bevor der Lehrer richtig "herein" sagen konnte, kam Sasuke in den Raum. Man sah ihm deutlich an, dass er schlechte Laune hatte.
 

"Ah!", sagte der Lehrer. "Der Direktor hat mir gesagt, dass Ihr Vater angerufen hat, Sie sind entschuldigt. Setzten Sie sich."
 

Aber Sasuke war längst bei seinem Platz angekommen. Er ließ seine Tasche unsanft auf den Boden fallen, sagte in extrem sarkastischem Ton "Großartig!" und ließ sich auf seinen Stuhl fallen.
 

Der Lehrer fuhr mit seinem Monolog fort und ich beobachtete, wie sich Naruto zu Sasuke hinüber lehnte und ihn etwas fragte. Sasuke nickte, Naruto lächelte mitleidig und dann holte Sasuke seine Sachen heraus, um am Unterricht teilzunehmen. Das warf zwar neue Fragen auf aber schien zu bedeuten, dass Naruto und Sasuke zumindest keinen Streit hatten.
 

Gerade, als ich den Blick wieder abwenden wollte, sah Sasuke zu mir herüber und nickte mir zur Begrüßung leicht zu. Ich formte als Antwort mit den Lippen wortlos ein "Hallo" und sah dann wieder an die Tafel.
 

Als die Stunde fast vorbei war, fragte ich Hinata leise über ihren Abend aus. Offenbar war es sehr nett gewesen und sie hatte viel Spaß gehabt.
 

"Es ist schon wieder richtig vertraut zwischen uns", sagte sie strahlend. "Fast als hätte es die ganzen letzten Jahre, in denen wir keinen Kontakt hatten, gar nicht gegeben! Ich glaube unsere Eltern finden es super, dass wir wieder was miteinander zu tun haben. Und als wir wieder zuhause waren, haben wir trotzdem noch ziemlich lange Nachrichten hin und her geschrieben. Es ist so leicht, sich mit ihm zu unterhalten!"
 

Als die Stunde dann endlich rum war und eine kurze Pause anstand, machte sich mein Hungergefühl mit einer Deutlichkeit bemerkbar, die mir zeigte, dass ich mich darum jetzt kümmern musste.

Zwischenzeitlich war es einfach verschwunden gewesen und ich hatte mich gut gefühlt aber nun hatte ich schon ganz kalte Hände und etwas schwindelig war mir langsam auch. Also sagte ich Hinata, dass ich schnell ein Sandwich kaufen gehen würde und sie mich entschuldigen sollte, falls ich eine Minute zu spät kommen würde.
 

Als ich bei der Tür ankam, sagte Sasuke laut durch den ganzen Raum: "Gehst du in die Cafeteria?"
 

Ich drehte mich um und weil er mich fragend ansah, war klar, dass er mich gemeint hatte. Leider sahen fast alle anderen mich nun auch mehr oder weniger neugierig an.
 

"Was zu essen kaufen", sagte ich und hob leicht die Hand mit meinem Geldbeutel.
 

"Ich komme mit!", sagte er, stand auf und kam zu mir herüber.
 

"Okay", antwortete ich etwas überrascht und folgte ihm, weil er schon halb durch die Tür war.
 

Auf dem Gang war nicht viel los, nur vereinzelt eilten Gruppen durch den Flur, die den Raum wechselten. Trotzdem fühlte ich mich nach wie vor so, als würde mich absolut jeder anstarren.
 

Wir liefen nebeneinander in Richtung Cafeteria.
 

Ich überlegte gerade Sasuke zu fragen, warum er zu spät gewesen war aber er ergriff als erster das Wort.
 

"Ich hatte vor, mich gestern nochmal bei dir zu melden aber ich war so erledigt, dass ich bis heute morgen durchgeschlafen habe."
 

Mein Herz machte bei diesen Worten einen kleinen freudigen Hüpfer.
 

"Kein Wunder, du musst total müde gewesen sein nach dem Training, der Teich-Aktion und naja, allem!", schloss ich ausweichend, um nicht zu erwähnen, dass er sich ja auch noch geschlagen und dann mit Naruto gestritten hatte.
 

"Jep", sagte er.
 

"Bist du deshalb zu spät gewesen?", fragte ich.
 

"Nein", sagte er. "Meine Eltern sind heute morgen wieder aufgetaucht. Nejis Mutter hat leider meine Mutter angerufen und ihr erzählt, dass ich ihm eine verpasst habe. Also hat mir mein Vater nen Vortrag gehalten und war wohl der Ansicht, daß sei wichtiger als Schule.
 

"Oh", sagte ich. "Dumm gelaufen."
 

"Deine Lippen sind ganz blau", teile er mir mit und musterte mich kritisch.
 

"Jaa, mir ist kalt, ich muss nur was essen", sagte ich beiläufig und ignorierte beharrlich weiterhin das leichte Schwindelgefühl.
 

"Wann hast du denn zuletzt gegessen?", fragte er skeptisch.
 

"Sonntag bei Hinata ein Schälchen Cornflakes", sagte ich und erinnerte mich mit leicht schlechtem Gewissen, dass das auch nicht besonders viel gewesen war.
 

Er blieb stehen, packte mein Handgelenk, zog meinen Arm zu sich und umfasste mit der anderen Hand meine Finger. "Du bist eiskalt!", sagte er entsetzt. "Machst du das öfter?"
 

Ich zog ihm meine Hand weg.
 

"Nein!", sagte ich ärgerlich. "Ich konnte mich gestern Abend nicht aufraffen und heute morgen war ich zu spät dran. Ich hole mir doch jetzt was!"
 

"Du bist schon extrem schlank, du solltest nicht auch noch Mahlzeiten auslassen!", sagte er.
 

"Ich will mir doch gerade was holen!", sagte ich nun richtig genervt. "Also können wir jetzt bitte weiter gehen?" Ich merkte, dass ich vor Hunger schon reizbar wurde. Aber er verhielt sich auch wieder übergriffig.
 

Er schnaubte aber setzte sich wieder in Bewegung. In der Cafeteria kaufte ich mir einen Kaffee und ein Sandwich. Ich biss sofort hinein, als ich es in die Finger bekam. Natürlich hatte Sasuke recht und man sollte keine Mahlzeiten auslassen aber manchmal konnte ich mich einfach nicht dazu motivieren, mich darum zu kümmern. Und gestern war es in gewisser Weise sogar seine Schuld gewesen, weil er so ein Chaos veranstaltet hatte.
 

Er beobachtete amüsiert, wie ich meinen viel zu großen Bissen kaute, während er von der Cafeteria Mitarbeiterin nun ebenfalls seinen Kaffee gereicht bekam.
 

Da sie jetzt Zeit zum kassieren hatte, stellte ich meinen Kaffee zur Seite, legte das Sandwich auf die Serviette und zog meinen Geldbeutel hervor, um zu bezahlen aber Sasuke sagte: "Alles zusammen!". Und die Frau nannte ihm den Preis, bevor ich es geschafft hatte, meinen Bissen herunterzuschlucken, um zu protestieren.
 

Er zahlte, steckte den Geldbeutel in seine Hosentasche, nahm seinen Kaffee und nickte mit dem Kopf zur Tür. "Komm."
 

Ich nahm wieder meine Sachen und folgte ihm. "Ich wollte gerade selbst zahlen", sagte ich.
 

"Ich weiß", antwortete er unbeeindruckt.
 

"Okay, ähm, danke", sagte ich und fühlte mich ein wenig übergangen und geschmeichelt zugleich.
 

"Gerne", sagte er.
 

Auf dem Weg zurück verspeiste ich schweigend mein Essen und nach ein paar Schlucken Kaffee war ich schon zufriedener und fühlte mich wieder besser.
 

Ich wollte gerade nach der Türklinke zum Klassenraum greifen, als er schnell seine Hand darauf legte, um mich daran zu hindern. Ich sah ihn fragend an.
 

Er sagte: "Lass mich heute nach der Schule mit zu dir kommen."
 

Ich merkte, wie ich mich freute, dass er weiter Kontakt zu mir suchte. Gleichzeitig hoffte ich, dass er einfach Zeit mit mir verbringen wollte und nicht darauf aus war, irgendwas zu versuchen. Dass die Frage wieder wie eine Anweisung klang, ignorierte ich. Solange er sich weiterhin höflich und respektvoll verhielt, war es mir mittlerweile egal, wie er es formulierte.
 

"Da hättest du nichts von", lächelte ich. "Ich muss nämlich nachher unbedingt in den Waschsalon, damit ich für morgen was zum Anziehen habe."
 

"Dann komme ich eben mit", sagte er.
 

Jetzt war ich wirklich verdutzt: "Ernsthaft?"
 

"Ja", sagte er schlicht und öffnete die Tür.
 

Der Rest des Tages verlief erfreulich normal und ich machte mir nicht mehr so viele Gedanken. Zwar fühlt ich mich nach wie vor mehr Aufmerksamkeit ausgesetzt, als mir lieb war und es gab Getuschel, bei dem ich ziemlich sicher war, dass es um mich, Sasuke und Neji ging aber ich war in den Pausen die ganze Zeit mit den anderen zusammen und war daher in guter Gesellschaft und abgelenkt.
 

Naruto und Hinata witzelten die ganze Zeit herum und ich tauschte einen Blick mit Sasuke und wir mussten beide grinsen. Kiba beobachtete das Ganze kritisch.
 

In einem ruhigen Moment fragte ich Shikamaru, ob es Neuigkeiten in Sachen Ino gab, aber er meinte, er habe sie am Samstag nicht gefunden, als er losgezogen war, um zu sehen, ob sie sich etwas unterhalten könnten.
 

Als Neji und Sasuke sich auf dem Gang begegneten, ignorierten sie sich vollkommen. Ich sah, dass Neji sich immer noch ziemlich vorsichtig bewegte.
 

Als ich nach der letzten Stunde nochmal zum WC geeilt war, traf ich am Waschbecken auf ein paar Mädchen aus meiner Klasse, darunter Tenten und Karin.
 

Sie sagten freundlich "hallo" und eine von ihnen fragte: "Sag mal Sakura, stimmt es, dass Sasuke und Neji sich deinentwegen geprügelt haben?"
 

"Nicht wirklich", sagte ich, warf das Papier weg, mit dem ich mir die Hände abgetrocknet hatte und rückte die Tasche auf meiner Schulter zurecht.
 

Darauf ließen sie es leider nicht beruhen und Karin sagte: "Aber alle sagen das. Es waren Leute dabei, die gehört haben, dass es um dich ging."
 

"Tja, ich war nicht dabei, also keine Ahnung", sagte ich etwas gereizt. Konnte sie es nicht einfach gut sein lassen?
 

"Naja", sagte Karin ziemlich fies. "Also ich finde, es sollte dich vielleicht ein bisschen mehr beschäftigen. Nur weil du gut aussiehst und dir alle nachlaufen, musst du ja nicht mit anderer Leute Gefühlen spielen. Stehst du drauf, wenn man sich um dich prügelt?"
 

"Wie wäre es, wenn du dich einfach um deinen eigenen Kram kümmern würdest?", fragte ich wütend und drehte mich dann einfach um und ging auf die Tür zu.
 

Draußen rannte ich fast in Sasuke hinein, weil ich die Tür zu energisch öffnete.
 

"Hey", sagte er. "Hinata hat mir gesagt, dass du hier...", er brach ab, als er meinen Gesichtsausdruck sah. "Was ist los?", fragte er.
 

"Nicht so wichtig", sagte ich abwehrend, weil ich keine Lust hatte darüber zu sprechen und weil Tenten, Karin und die anderen gerade herauskamen.
 

"Hallo Sasuke!", sagte Tenten und sie lächelten ihn an.
 

Er sagte nichts und musterte sie skeptisch.
 

"Hattet ihr Streit?", fragte er mich, als sie außer Hörweite waren.
 

"Nicht wirklich, sie wollten wissen, warum du und Neji euch geschlagen habt und haben gefragt, ob ich drauf stehen würde, mit den Gefühlen anderer zu spielen, bis sich jemand prügelt."
 

"Wie bitte?", fragte er.
 

Ich zuckte mit den Schultern.
 

Er sah mich einen Moment an. Dann sagte er: "Ich rede mit ihnen."
 

"Nein", sagte ich rasch. "Das ist nett von dir", fügte ich hinzu und lächelte ihn an. "Aber tu es bitte nicht, das bringt nichts. Die wollen mich einfach blöd finden."
 

"Wie du meinst", sagte er.
 

"Also, du bist wirklich sicher, dass zu jetzt mit zu mir kommen möchtest?", fragte ich.
 

Er grinste. "Klar. Ich war noch nie in einem Waschsalon."
 

Ich lachte und wir machten und auf den Weg in Richtung Parkplatz. "Ja, das kann ich mir vorstellen!", sagte ich. "Bestimmt hast du dich auch noch nie selbst um die Wäsche gekümmert, oder?"
 

"Nein", sagte er. "Aber so kompliziert kann das ja nicht sein."
 

"Keine Ahnung", sagte ich. "Ich mache es auch nur so, wie ich es mir selbst beigebracht habe."
 

"Wie lange lebst du schon alleine?", fragte er.
 

"Erst seit ein paar Monaten. Davor war ich im Heim aber das war schrecklich. So ist es besser."
 

"Hm", sagte er und schwieg dann. Bis wir bei seinem Auto ankamen, hingen wir beide unseren Gedanken nach und wieder wunderte ich mich darüber, wie selbstverständlich mir unser Umgang manchmal vorkam. Wären die ganze Gefühle der Unsicherheit nicht, hätte ich den Eindruck, ihn schon viel länger zu kennen, als ich es tat.
 

Der Parkplatz war bereits fast leer und ich war froh darüber. Wir steigen ein und ich musste lächeln bei dem Gedanken daran, dass mir selbst sein Auto schon total vertraut vorkam.
 

"Willst du denn keine Zeit mit deinen Eltern verbringen, wenn sie schonmal da sind?", fragte ich, als er losgefahren war.
 

"Nicht wirklich", sagte er. "Von meinem Vater hatte ich heute schon genug. Und mit meiner Mutter habe ich meistens nichts zu reden."
 

"Hm", sagte ich.
 

Er warf mir einen Blick zu. "Jetzt denkst du wahrscheinlich, ich wüsste nicht, wie gut ich es habe, dass ich überhaupt Eltern habe, oder?"
 

"Ja", sagte ich und lächelte ertappt.
 

"Hast du dich denn mit deinen gut verstanden?", fragte er.
 

"Ja, total", sagte ich. "Bis zu dem Unfall hatte ich eine ziemlich gute Kindheit. Wahrscheinlich hat mir meine Familie danach gerade deswegen so gefehlt."
 

"Bist du nicht in eine andere Familie gekommen?", fragte er. "Nicht, dass deine Eltern hätten ersetzt werden können, aber du wärst doch eine traumhafte Adoptivtochter gewesen."
 

Ich seufzte. "Naja, doch, schon. Aber das hat nicht gut funktioniert und am Ende habe ich es verbockt."
 

"Wie das?", fragte er.
 

"Interessiert es dich wirklich?", fragte ich.
 

"Ja."
 

Ich zuckte mit den Schultern. "Ich wurde sehr schnell von einem wohlhabenden Ehepaar adoptiert. Sie haben alles versucht mich zu fördern, ich habe sogar Therapie bekommen. Aber am Ende wollten sie einfach ein hübsches, braves, dankbares Mädchen, dass ihre Tochter spielte und sie anhimmelte. Und das war ich nicht. Damals war ich einfach wütend und verzweifelt und dann hatte ich noch die falschen Freunde, trank zu viel und habe gekifft, um alles zu betäuben. Hat nicht geklappt, natürlich wurde alles nur schlimmer. Also wollten sie mich wieder loswerden. Ich bin zurück ins Heim, war da ein paar Jahre und habe dann irgendwann nochmal Therapie versucht. Das lief besser und rückblickend glaube ich, es ging damals alles einfach zu schnell und ich hatte keine Chance das Ganze richtig zu verarbeiten."
 

"Klingt scheiße!", sagte er nur.
 

"War es auch", sagte ich. "Dafür bin ich jetzt umso dankbarer, dass sich alles eingeränkt hat."
 

"Würdest du sagen, die Therapie hat dir geholfen?", fragte er nach einem Moment.
 

Ich sah ihn überrascht an. "Wieso fragst du das?"
 

Er schwieg kurz. "Wegen meinem Bruder."
 

Ich wartete einen Moment aber er schien das nicht weiter erläutern zu wollen.
 

"Ja, ich schätze schon", sagte ich. "Es ist kein Allheilmittel und natürlich muss man den Hauptteil der Arbeit selbst machen. Aber es hilft, das jemand da ist, der das Ganze unbeteiligt und von einem professionellen Standpunkt her betrachtet. Es hilft einem auf jeden Fall dabei, sich zu sortieren. Alleine schon bloß hinzugehen war wichtig für mich, weil ich mir dadurch eingestanden habe, dass es mir nicht gut ging und ich es mir selbst wert war, mich darum zu kümmern, dass es besser wird."
 

"Hmm", sagte Sasuke nachdenklich.
 

"Wenn es deinem Bruder nicht gut geht, kann es nicht schaden, es zu probieren, oder?", fragte ich vorsichtig, weil er so in Gedanken versunken schien.
 

"Wahrscheinlich", sagte er ausweichend und ich verstand, dass ich wohl vorerst nicht mehr aus ihm herausbekommen würde.
 

Wir fanden einen guten Parkplatz in der Nähe meiner Wohnung und gingen kurz hoch, damit ich meine Tasche mit der Wäsche holen konnte. Zum Glück war der Waschsalon direkt um die Ecke.
 

Sasuke beobachtete einen kurzen Moment, wie ich mich abschleppte, dann nahm er mir ohne Kommentar mehr oder weniger gewaltsam die Tasche weg und ignorierte meinen Protest.
 

Ich lief neben ihm her und fragte mich, ob ich in seinen Augen irgendwelche Verpflichtungen einging, wenn ich seine ständigen Nettigkeiten immerzu annahm oder ob ich überreagierte. Bisher hatte ich leider eher die Erfahrung gemacht, dass Menschen, vor allem Männer, in erster Linie nett zu mir waren, weil sie dafür etwas haben wollten.
 

"So, wie läuft das jetzt?", fragte Sasuke, als wir im Waschsalon angekommen waren. Erfreut stellte ich fest, dass niemand außer uns da war.
 

Also füllte ich eine Maschine, kaufte mir für ein paar Münzen Waschpulver und wählte einen Waschgang aus.
 

"Jetzt müssen wir 40 Minuten warten", sagte ich. "Normalerweise gehe ich in der Zwischenzeit entweder einkaufen oder ich bleibe einfach hier und mache Hausaufgaben und passe auf, das niemand meine Wäsche klaut."
 

"Wer würde denn nasse Wäsche klauen?", fragte Sasuke und zog die Augenbrauen hoch.
 

Ich kicherte. "Ich weiß nicht, aber hier war mal eine Frau, die mir erzählt hat, ich sollte nicht weggehen, weil man ihr mal die ganze Wäsche geklaut hätte."
 

"Ernsthaft?", fragte Sasuke, offenbar nicht sicher, ob ich das ernst meinte.
 

"Ja!", sagte ich. "Klingt verrückt aber ich schätze, wenn man wirklich wenig Geld hat, kommt man auf komische Ideen."
 

"Dann warten wir besser", sagte er und ließ sich auf die Sitzbank fallen, die entlang der Wand und Scheibe angebracht war. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Scheibe, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und betrachtete mich.
 

"Ich hab dir gesagt, dass das langweilig werden würde", sagte ich lächelnd.
 

"Hab ich mich beschwert?", fragte er und klang tatsächlich nicht unzufrieden.
 

Ich lachte und setzte mich neben ihn. Irgendwie war es nett, solchen Alltagskram in seiner Gesellschaft zu machen. Im Waschsalon fühlte ich mich alleine ohnehin immer etwas unwohl und war stets froh, wenn es leer war und man nicht zusammen mit anderen Wartenden eingepfercht war und dann Smalltalk führen musste.
 

Wir schwiegen einen Moment und betrachteten, wie die Waschmaschine munter brummte und sich im Kreis drehte.
 

"Irgendwie beruhigend", sagte Sasuke irgendwann und grinste. "Nicht so gut wie meine Fische aber es hat definitiv was Entspannendes da zuzusehen!"
 

Ich musste wieder lachen.
 

"Geht es den Fischen gut?"
 

Er grinste. "Keine Ahnung, ich hab dir doch gesagt, dass mir die Fähigkeit fehlt, zu erkennen, ob ein Fisch glücklich aussieht oder nicht. Du kannst aber gerne die Woche mal vorbeikommen und dir selbst ein Bild von der Lage machen."
 

"Vielleicht mache ich das!", sagte ich lächelnd.
 

Ich musterte ihn einen Moment und musste dann grinsen.
 

"Was?", fragte er.
 

"Ich hab nur gerade gedacht, dass du irgendwie so aussiehst, als wärst du hier fehl am Platz", sagte ich und lächelte. "Mit deinen offensichtlich extrem teuren Klamotten."
 

"Wieso, woran siehst du, dass die teuer sind?", fragte er. "Ich renne ja nicht mit Markenklamotten herum oder sehe aus wie jemand, der Golf spielt."
 

Ich lächelte. "Nein, zum Glück nicht! Ich fürchte, dann würdest du ein wenig von deiner Coolness einbüßen."
 

"Ich weiß, deswegen tue ich es ja nicht", grinste er. "Besser man kommt ein bisschen dunkel und mysteriös rüber."
 

Ich lachte. "Das ist also Absicht?"
 

"Klar", sagte er frei heraus. "Ist doch nur von Vorteil gut auszusehen. Man kommt mit viel mehr durch, ohne, dass sich jemand beschwert. Ist nicht gerade gerecht aber nunmal die Wahrheit."
 

"Ja, stimmt schon", sagte ich nachdenklich. "Aber ich finde es hat auch viele Nachteile. Man wird auf sein Aussehen reduziert und muss ständig Leute vor den Kopf stoßen, die sich für einen interessieren, weil sie glauben, einen toll zu finden."
 

"Da hab ich keine Probleme mit", sagte er. "Mir ist es egal, wenn ich jemanden vor den Kopf stoße. Ich bin einfach ehrlich und dann sollen die anderen selbst entscheiden, was sie damit anfangen wollen. Aber ich nehme an, als Frau ist es tatsächlich weniger angenehm, weil man die ganze Zeit von irgendwelchen Idioten angeflirtet wird."
 

"Ja", sagte ich. "Naja jedenfalls sehen deine Klamotten trotzdem ultra teuer aus. Einfach in der Art wie sie verarbeitet sind und was für Materialien gewählt wurden und alle Nähte sind perfekt vernäht, ohne, dass irgendwo ein loser Faden rausguckt."
 

Er sah an sich herunter, wie um das zu überprüfen. Dann sah er wieder zu mir. "Du bist doch auch immer gut angezogen. Interessierst du dich für Mode?"
 

"Nicht allzu sehr", sagte ich. "Ich finde, wenn man geschickt einkauft und kombiniert, braucht man nicht sehr viele Klamotten. Aber manchmal würde ich mir schon gerne bessere Qualität kaufen." Ich seufzte. "Um neue Klamotten muss ich mich auch bald mal wieder kümmern."
 

Er betrachtete mich eine Weile. "Ich könnte dir ja jetzt sagen, wir gehen demnächst shoppen und ich bezahle aber das willst du wahrscheinlich nicht."
 

Ich sah erschrocken auf und lief leicht rosa an. "Nein!", beeilte ich mich zu sagen. "Wirklich nicht!"
 

Er grinste. "Du bist süß, wenn du rot wirst!"
 

Ich lächelte verlegen und schaute aus dem Fenster, um seinem Blick auszuweichen.
 

"Oh nein", sagte ich nach einem kurzen Moment leise.
 

Er drehte sich um, um meinem Blick zu folgen. Draußen war ein weiterer Kunde des Waschsalons aufgetaucht, der gerade noch im Auto saß.
 

"Was?", fragte Sasuke.
 

"Nichts", sagte ich rasch und sah auf meine Beine. Teils fand ich es einfach schade, weil unsere Zweisamkeit gestört wurde, teils mochte ich den Kerl nicht. Er war Mitte 20, studierte Sport und hielt sich für ziemlich toll. Das wusste ich alles, weil er ständig hartnäckig versuchte, mich in Gespräche zu verwickeln, wenn wir uns hier trafen, sodass ich mittlerweile immer die Flucht ergriff, wenn er da war. Seinen Namen hatte ich allerdings längst wieder vergessen.
 

Sasuke schien aber auch ohne Erklärung zu verstehen, denn er fragte: "Soll ich ihn für dich loswerden?"
 

Ich sah erschrocken auf. "Was? Nein!"
 

Der Typ war mittlerweile ausgestiegen und holte seinen Wäschekorb aus dem Auto.
 

"Er hat nichts gemacht!", sagte ich schnell, weil ich Sorge hatte, dass Sasuke irgendwas Verrücktes tun würde.
 

Er wandte seinen Blick wieder von dem Typen ab und sah mich an.
 

"Ich weiß, dass du das selbst regeln kannst", sagte er. "Aber du musst da nicht zwangsläufig immer alleine durch. Lass es mich dieses Mal einfach machen. Glaub mir, in Zukunft lässt er dich in Ruhe."
 

"Was hast du denn vor?", fragte ich besorgt.
 

"Nichts Schlimmes", sagte er. "Ich spiele einfach deinen Freund, das wird reichen."
 

Ich hatte keine Zeit mehr etwas zu antworten, denn die Tür ging auf und der Typ kam mit seiner Wäsche herein.
 

Als sein Blick auf mich fiel, strahlte er, dann sah er Sasuke und seine Miene verdüsterte sich sofort.
 

Trotzdem sagte er an mich gewandt freundlich: "Hallo! Auch mal wieder hier?"
 

"Hallo!", sagte ich leise und fragte mich besorgt, was nun als nächstes kommen würde.
 

Der Typ sortierte in Ruhe ein paar Minuten seine Wäsche und stellte dann seine Maschine an. Danach setzte er sich ebenfalls auf die Bank, allerdings auf die Seite, die nicht an der Scheibe war, sondern um die Ecke an einer Wand entlang verlief. Sasukes bloße Anwesenheit alleine wirkte offenbar Wunder.
 

"Und, wie geht's dir?", fragte der Typ an mich gewandt.
 

"Gut", sagte ich und sah auf den Boden. Ich hatte die Frage absichtlich nicht erwidert, was ich nie tat, und hoffte er würde es einfach gut sein lassen, wenn ich offensichtlich weg sah.
 

Ich warf einen kurzen Seitenblick auf Sasuke. Er saß immer noch mit hinter dem Kopf verschränkten Armen an die Scheibe gelehnt da und musterte den Typen gleichgültig. Und obwohl er nach wie vor völlig entspannt wirkte, war von der Freundlichkeit, die er eben noch gehabt hatte, nichts mehr zu bemerken.
 

"Jedenfalls schön, dich mal wieder zu sehen!", fuhr der Typ fort. Dann fragte er: "Seid ihr zusammen oder so?". Er deutete erst auf mich und dann auf Sasuke.
 

Ich sah wieder auf aber bevor ich reagieren konnte, sagte Sasuke: "Ja, ich bin ihr Freund. Und ich bin ziemlich schnell eifersüchtig."
 

Seine Stimme war kalt und herablassend und ich konnte nicht fassen, wie schnell er seine komplette Ausstrahlung verändert hatte.
 

"Hä?", sagte der Typ. "Ich hab doch gar nicht..."
 

Aber Sasuke lies ihn nicht ausreden. Er zog eine Augenbraue hoch und sagte nach wie vor selbstsicher und herablassend: "Ich dachte, ich erwähne es einfach mal. Mach damit was du willst."
 

"Spinnst du?", fragte der Typ. Er war jetzt wütend. "Willst du Stress oder was?" Er stand auf.
 

"Sasuke!", sagte ich leise und warnend. "Hör auf!" Was sollte das bitte werden?
 

Aber Sasuke ignorierte mich und sah weiter unbeeindruckt den Typen an. "Das liegt ganz bei dir." Er sagte es so ruhig, dass es noch unheimlicher wirkte, als wenn er einen bedrohlichen Ton angeschlagen hätte.
 

Der Typ starrte Sasuke einen langen Moment an und Sasuke schaute völlig unbeeindruckt zurück. Schließlich zog der Typ seinen Autoschlüssel aus der Tasche. Ohne uns nochmal anzusehen, ging er noch draußen und zu seinem Auto. Dort angekommen setzte er sich hinter das Steuer und zog die Tür zu. Offenbar wollte er lieber dort warten.
 

"Siehst du?", sagte Sasuke nun wieder mit komplett veränderter Stimme. "Nichts passiert."
 

Ich sah ihn vorsichtig an. "Du stehst drauf Leute einzuschüchtern, oder?"
 

Er grinste. "Manchmal."
 

Ich sah ihn verwirrt an.
 

"Was?", fragte er. "Macht ist ein gutes Gefühl, das geht jedem Menschen so. Ich bin nur ehrlich."
 

"Du bist verrückt", sagte ich und leider klang es nicht nur entsetzt sondern auch ein kleines bisschen beeindruckt.
 

Er zuckte mit den Schultern. "Ist das nicht jeder ein bisschen auf seine Art? Außerdem ist das größtenteils Show. Wenn du einfach absolute Selbstsicherheit ausstrahlst, verunsichert du in der Regel andere direkt so sehr, dass es gar nicht mehr zu einer Konfrontation kommt."
 

Ich schnaubte. "Das ist wahrscheinlich leichter, wenn man weiß, dass man gut in Taekwondo ist und genug Geld für einen Anwalt hat, falls was schief geht."
 

Er grinste: "Korrekt, Prinzessin. Deine Wäsche ist gleich fertig."
 

Er deutete auf die Maschine, die tatsächlich gerade angefangen hatte zu schleudern und auf dem Display "5 Minuten" anzeigte.
 

Als die Maschine fertig war, packte ich die Sachen wieder in meine Tasche, um sie zu Hause auf dem Balkon aufzuhängen. Das Geld für den Trockner sparte ich mir lieber. Sasuke bestand darauf, wieder die Tasche zu tragen und ich versuchte gar nicht erst zu diskutieren und freute mich einfach.
 

Langsam merkte man deutlich, dass es nicht mehr Sommer war, es fing schon an, ein wenig früher dunkel zu werden und in meiner Wohnung machte ich erstmal meine Lampen an. Irgendwie mochte ich das Deckenlicht nicht, es kam mir kalt und unbehaglich vor, daher hatte ich als erstes etwas Geld für eine wohligere Beleuchtung und ein paar Pflänzchen ausgegeben, damit ich mich in meiner kleinen Wohnung ein wenig besser fühlte. Es hatte zum Glück erstaunlich gut funktioniert.
 

Ich sagte zu Sasuke, dass ich kurz auf dem Balkon die Wäsche aufhängen würde und er setzte sich auf Sofa und beschäftigte sich mit irgendwas auf seinem Smartphone. Während ich in der Kühle stand, fragte ich mich, wieso er eigentlich Lust hatte, bei mir rumzuhängen. Ich selbst fand mich und mein Leben nicht besonders interessant.
 

"Was würdest du jetzt machen, wenn du alleine wärst?", fragte er, als ich wieder herein kam.
 

"Vermutlich was Kochen", sagte ich. "Hast du schon Hunger?" Wir hatten in der Schule alle zusammen Mittag gegessen aber so langsam konnte ich wieder was vertragen.
 

"Klingt gut!", sagte er.
 

Also machte ich uns einen Tee und wir durchstöberten den Kühlschrank und entschieden uns für Reis mit gebratenem Gemüse und Tofu.
 

"Kommt es dir nicht total komisch vor bei mir zu sein, bei dem was du von dir zu Hause als Standard gewohnt bist?", fragte ich lächelnd und legte ihm noch mehr von dem gewaschenen Gemüse zum scheiden hin. Ich hatte nichtmal ein zweites scharfes Messer.
 

"Nein", sagte er. "Eigentlich nicht. Ich finde das ganze Geld und die teuren Sachen zwar angenehm und würde das auch gerne behalten aber ich habe das nie für selbstverständlich gehalten. Ich habe das nicht mehr verdient als sonst jemand. Ich hatte schlicht Glück, dass meine Familie reich ist."
 

Als wir uns gerade zum Essen hingesetzt hatten, klingelte Sasukes Smartphone und zeigte "Fugaku Uchiha" an. Er stöhnte genervt. "Mein Vater, ich muss kurz rangehen", sagte er und ich wunderte mich, dass er den Namen seines Vaters so förmlich eingespeichert hatte.
 

Er nahm ab und sagte: "Was gibt's?"
 

Weil ich direkt neben Sasuke saß, hörte ich, wie der Mann am anderen Ende sprach. Seine Stimme war kühl und sachlich und das erste, was ich dachte, war, dass ein Vater so nicht mit seinem Sohn sprechen sollte. Es klang, als würde er mit einem Angestellten reden.
 

"Deine Mutter möchte wissen, ob du mit uns isst. Wo steckst du?"
 

"Nein, ich bin unterwegs und esse nicht mit euch", sagte Sasuke, offenbar nicht daran interessiert zu sagen, wo er steckte. Aber sein Vater schien es gar nicht so genau wissen zu wollen.
 

"Nun gut, ich werde noch eine Weile wach sein. Komm bald nach Hause und nochmal in mein Arbeitszimmer, ich will mit dir reden."
 

"Okay", sagte Sasuke und legte auf.
 

Er fing an zu essen. "Ist gut geworden!", sagte er zufrieden.
 

Ich sah ihn nachdenklich an. "Also ist dein Vater noch sauer, weil du Neji geschlagen hast?", fragte ich.
 

Er sah auf und senkte seine Gabel wieder. "Was? Nein, wieso?"
 

"Naja, er klang so streng", sagte ich vorsichtig.
 

Sasuke lachte leise aber es klang ein wenig bitter. "So klingt der immer. Nein, er hat wahrscheinlich nur irgendwelche Anweisungen für mich. Sauer wäre er eher gewesen, wenn ich gegen Neji verloren hätte. Dem ging es heute morgen nur darum, dass ich es vor allen Leuten getan habe und damit schlechte Schlagzeilen für die Familie oder das Unternehmen riskiert habe."
 

"Oh", sagte ich bloß und glaubte plötzlich zu verstehen, warum Sasuke immer so war, wie er war. Weil man mit ihm vielleicht auch ständig so umging.
 

Nachdem wir gegessen hatten, half er mir beim Abwaschen und danach ließ ich mich aufs Sofa fallen. Ich war müde und schob den Gedanken beiseite, dass ich eigentlich noch Hausaufgaben für morgen zu erledigen hatte. Aber ich fühlte mich gar nicht danach.
 

Sasuke stellte den letzten Teller weg, den er gerade abgetrocknet hatte und setzte sich neben mich. Einen Moment saßen wir beide einfach da, mit dem Kopf auf der Sofalehne und blickten an die Decke, jeder in seinen eigenen Gedanken. Schließlich drehte ich meinen Kopf zu ihm und blickte ihn an. Er sah einfach so unglaublich perfekt aus.

Ich fragte mich, ob er sich oft genauso einsam fühlte, wie ich mich. Wenn mein bisheriger Eindruck nicht täuschte, hatte er zu seinem Bruder kaum oder keinen Kontakt, mit seiner Mutter schien er, wie er sagte, nicht gut reden zu können und sein Vater schien mit ihm zu sprechen, wie ein Chef oder sowas. Ich fragte mich, ob er jemanden hatte, mit dem er reden konnte, wenn es ihm mal nicht gut ging. Vielleicht Naruto?

Plötzlich bemerkte ich, dass ich mir wünschte, mehr über ihn, über sein Leben zu erfahren.
 

Ich streckte vorsichtig die Hand aus und strich leicht über seine hübschen Finger, die auf seinem perfekt trainierten Oberschenkel lagen.

Er drehte bei der Berührung den Kopf und sah mich ebenfalls an. Sein Blick war sanfter und nachdenklicher, als sonst. Er drehte seine Hand mit der Innenseite nach oben, und umschloss meine Finger sanft mit seinen.
 

Eine Weile sahen wir uns in die Augen und dieses Mal verspürte ich nicht das Bedürfnis wegzusehen. Dann zog er seine Hand weg und strich mit seinen Fingern meinen Arm hinauf bis zu meiner Schulter, dann seitlich über meinen Hals bis er seine Hand in meinem Nacken hatte. Dort verstärkte er seinen Griff. Ich nahm noch wahr, wie die sanfte Nachdenklichkeit in seinen Augen sich in Begierde verwandelte, dann zog er mich mit einem Ruck zu sich herüber und wir küssten uns.
 

Es war wunderbar zu spüren, wie sehr er mich wollte und das gleiche zu empfinden. Bei meinen bisherigen Erfahrungen hatte ich nie so sehr selbst den Wunsch nach Berührung verspürt aber ich liebte seine Mischung aus Sanftheit und Bestimmtheit, die mir zugleich ein Gefühl von Geborgenheit und Aufregung vermittelte.

Trotzdem war ich froh, dass er nicht versuchte weiter zu gehen, weil ich es nach wie vor möglichst behutsam angehen wollte.
 

Nach einer Weile lehnte er seine Stirn an meine, seine Augen waren geschlossen und er atmete schwer. Ich legte eine Hand auf seine Brust und genoss seine Wärme und die Bewegungen, die seine Atmenzüge verursachten. Mir der anderen Hand strich ich durch sein Haar. Es war viel weicher, als es aussah. So verharrten wir ein paar Minuten.
 

"Du solltest jetzt gehen", sagte ich schließlich leise und freundlich. Zwar wollte ich nicht, dass er ging aber irgendwann in nächster Zeit würde er es doch müssen und dieses Mal, wollte ich nicht das Gefühl haben, dass er den Zeitpunkt bestimmte und ich mich zurückgelassen fühlte.
 

"Ich weiß", sagte er mit rauer Stimme.
 

Er nahm die Hand aus meinem Nacken und ich ließ ihn ebenfalls los.
 

"Danke für das Essen!", sagte er und stand auf.
 

"Danke fürs Wäsche schleppen", sagte ich lächelnd.
 

Er grinste, zog dann seine Jacke über, nahm sein Smartphone vom Tisch und steckte es in die Tasche. Ich begleitete ihn die zwei Schritte bis zur Tür. Dort blieb er nochmal stehen und sah mich an.
 

"Ich würde dich morgen früh gerne abholen und dich zur Schule mitnehmen. Liegt eh so halb auf dem Weg", sagte er.
 

Ich lächelte verlegen. "Okay", sagte ich leise. Vielleicht war er doch auf sowas wie eine feste Beziehung aus.
 

Als er ging und ich ihm nachsah, merkte ich, dass ich nichts dagegen hätte, wenn es daraus hinauslaufen würde.

Heimlichkeiten

Am nächsten Morgen war ich nicht so nervös wie am Tag zuvor. Lediglich freudig aufgeregt, weil ich gleich Sasuke sehen würde. Ich belächelte mich ein wenig selbst deswegen.
 

Am Abend hatte ich noch eine Weile in glücklichen Gedanken geschwelgt und mich dann noch aufgerafft meine Hausaufgaben für heute zumindest halbherzig zu erledigen.
 

Dann hatte Hinata angerufen und wir hatten eine Weile telefoniert. Ich war die ganze Zeit versucht gewesen, ihr von Sasuke zu erzählen aber irgendwie hatte ich immerzu den richtigen Moment verpasst und es dann doch nicht getan.

Vielleicht weil ich das Gefühl hatte, dass alles noch so frisch und zerbrechlich war, dass ich es für mich behalten wollte.
 

Ich fragte mich, ob Sasuke irgendwas zu den anderen gesagt hatte, zu Naruto vielleicht. Dass er mich mit zur Schule nehmen wollte, schien jedenfalls nicht darauf hinzudeuten, dass er sich allzu große Mühe gab, unseren Kontakt zu verheimlichen. Ob ich das wollte oder nicht, wusste ich selbst nicht so genau.
 

Um 7 Uhr hatte Sasuke mir geschrieben: "Guten Morgen, Prinzessin. Bin um halb 8 bei dir."
 

Also stand ich nun um Punkt halb 8 unten vor der Wohnung und fühlte mich seltsam, weil alles so neu war und ich mich fragte, wie unsere Begrüßung ausfallen würde.

Wie nah waren wir uns mittlerweile? Nach gestern hatte ich das Gefühl, ihm etwas mehr verbunden zu sein, weil er es zugelassen hatte, dass ich mehr von ihm mitbekommen hatte, als das, was er den meisten anderen zeigte.
 

Ich musste nicht lange warten, da er pünktlich erschien und vor mir am Bürgersteig hielt.
 

Ich öffnete die Tür. "Guten Morgen", sagte ich und lächelte ihn an, als ich mich setzte.
 

"Hallo", sagte er und musterte mich ziemlich zufrieden und ein bisschen selbstgefällig.
 

"Was?", fragte ich lachend.
 

"Ich genieße bloß deinen Anblick", sagte er charmant und auch ein kleines bisschen anzüglich.
 

"Danke gleichfalls", grinste ich.
 

Ich schnallte mich an und er fuhr los.
 

"Wie war das Gespräch mit deinem Vater?", fragte ich.
 

"Wie erwartet", sagte er. "Er hat mir bloß ein paar Unterlagen gegeben, die ich durchgehen soll."
 

Er sah meinen fragenden Blick und fügte hinzu: "Er will, dass ich irgendwann die Firma übernehme und meint, je früher ich lerne, was auf mich zukommt, desto besser."
 

"Ambitioniert!", sagte ich. "Was macht euer Unternehmen denn eigentlich genau?"
 

"Wir entwickeln und verkaufen Informationssicherheitssysteme. Also Cybersecurity für große Unternehmen und Regierungsorganisationen."
 

"Klingt wichtig", sagte ich.
 

"Ist es auch", sagte Sasuke. "Es ist ziemlich spannend. Ich hab Bock drauf, also werde ich Informatik und Management studieren und mich dann an der Unternehmensführung beteiligen."
 

"Krass", sagte ich. "Dann bist du ja schon total durchgeplant."
 

"Weißt du schon, was du nach der Schule machen willst?", fragte er.
 

Ich lächelte nachdenklich. "Jaa, ich würde gerne Biowissenschaften studieren und in die Forschung gehen. Ich glaube, das liegt mir. Aber es hängt natürlich davon ab, ob ich ein Stipendium bekomme, um mein Studium finanziert zu bekommen."
 

"Ahh, daher das Interesse an unserem Teich?", fragte er grinsend.
 

Ich lachte. "Ja schon. Ich finde es spannend zu beobachten, wie Ökosysteme funktionieren. Später würde ich natürlich hauptsächlich im Labor stehen aber ich glaube, das würde ich gerne machen. Vielleicht kann ich helfen, irgendwas sinnvolles zu erforschen."
 

"Bestimmt", sagte Sasuke. "Es sei denn, du lenkst alle Kollegen ab, weil du in deinem Laborkittel zu heiß aussiehst."
 

"Hey!", sagte ich vorwurfsvoll aber musste mir ein Lachen verkneifen.
 

"War nur Spaß", sagte er und streckte die Hand aus, um mir ganz kurz und leicht über die Wange zu streichen, hielt dabei aber den Blick auf den Verkehr gerichtet. "Ich nehme es ernst und finde das klingt nach nem guten Plan. Bestimmt kriegst du das hin."
 

"Hoffentlich", sagte ich lächelnd.
 

Als wir auf dem Parkplatz ankamen, war es schon recht voll aber Sasuke fand einen freien Platz ganz hinten. Er stellte den Motor ab, wir lösten unsere Sicherheitsgurte und dann sah er mich an.
 

"Also Prinzessin", sagte er in geschäftsmäßigem Tonfall, "Wie sollen wir verfahren? Ist es geheim, dass wir uns treffen oder nicht?"
 

Ich war froh, dass er es ansprach, weil ich gerade überlegt hatte, das selbst zu tun.
 

Ich lächelte ihn vorsichtig an. "Vorerst geheim, bis wir ein bisschen genauer wissen, wo es uns hinführt?"
 

Er betrachtete mich einen Moment. "Einverstanden", sagte er.
 

"Ich habe einfach keine Lust auf das Gerede und würde gerne vermeiden, dass jetzt jeder dazu eine Meinung hat", sagte ich.
 

Vor allem hatte ich keine Lust, mir wieder von Ino oder Neji oder sonst jemandem anhören zu müssen, dass Sasuke bloß ein fieses Spiel mit mir spielte, um mich ins Bett zu bekommen. Ich glaubte das zwar fast gar nicht mehr aber ich wollte das, was zwischen uns war, einfach nur genießen, ohne, dass ich mich damit beschäftigen musste, wie andere darauf reagierten.
 

"Wie du willst", sagte er. "Mir ist es egal."
 

Sasuke sah sich kurz um aber auf meiner Seite und hinter uns war Hecke und auf der anderen Seite konnte man nur in der Ferne Leute sehen.
 

"Aber", sagte er, streckte seinen Arm aus und strich mit der Hand ganz sachte seitlich ein kleines Stück meinen Oberschenkel hoch, "ich finde für mein Verständnis habe ich eine kleine Belohnung verdient." Er sah mir in die Augen. "Meinst du nicht?" Sein leicht dreckiges Grinsen verursachte ein Kribbeln in meinem Bauch.
 

"Ist das so?", fragte ich und lächelte ihn verführerisch an. Ich stützte meine beiden Hände neben seinem Bein auf dem Rand seines Sitzes ab und beugte mich zu ihm herüber, bis mein Gesicht ganz nah vor seinem war. Zufrieden sah ich für den Bruchteil einer Sekunde Überraschung in seinen Augen aufblitzen. Ich kam seinen Lippen noch etwas näher und hauchte: "Ich bin mir da nicht so sicher. Ich finde, du könntest einfach Verständnis zeigen, ohne es an eine Bedingung zu knüpfen."

Er knurrte leicht und kam mir näher, um mich zu küssen aber ich wich leicht zurück. Einfach, weil es mir Spaß machte, ihn ein bisschen zu ärgern.
 

Er packte blitzschnell mit seiner Hand meinen Kiefer. "Du solltest mich lieber nicht so provozieren", sagte er mit leiser rauer Stimme. Dann küsste er mich grob und leidenschaftlich und hielt mich dabei fest, um sicherzustellen, dass ich nicht zurückwich. Unnötigerweise, denn danach war mir überhaupt nicht. Vielmehr erwiderte ich seinen Kuss mit der gleichen Leidenschaft und verlagte mein Gewicht auf eine Hand, um ihm mit der anderen langsam und sanft über den Oberkörper zu streichen. Seine Muskulatur fühlte sich verführerisch an. Doch bevor ich weiter als bis zu seinem Bauch gekommen war, packte er mit seiner freien Hand mein Handgelenk, um mich aufzuhalten. Er gab mir einen letzten Kuss, wich dann ein kleines Stück zurück und ließ meinen Kiefer los.
 

"Zufrieden?", fragte ich grinsend, zog ihm mein Handgelenk weg und ließ mich wieder auf meinen Sitz sinken.
 

Er atmete einmal aus, lehnte den Kopf an seine Kopfstütze und sah mit halb geschlossenen Augen an die Decke. "Nein", sagte er. "Frustriert."
 

"Nun", sagte ich und schenkte ihm mein liebevollstes Lächeln. "Vielleicht solltest du mich dann lieber nicht so provozieren."
 

Er schnaubte verärgert und amüsiert zugleich. "Hast du die Hausaufgaben für Mathe gemacht?", fragte er.
 

"Was?", sagte ich verwirrt.
 

"Erzähl mir was davon, ich muss mich ablenken."
 

Ich grinste. Dann erzählte ich ihm tatsächlich kurz irgendwas von den Aufgaben und sagte danach: "Aber ich glaube, wir müssen langsam reingehen, sonst bekommen wir Ärger."
 

"Okay", sagte er und wir stiegen aus.
 

Leider waren wir trotzdem zu spät, denn als wir in den Korridor zu unserem Klassenraum einbogen, sahen wir wie der Lehrer gerade hineinging.
 

"Mist!", sagte ich.
 

Er bleib vor der Tür stehen und nickte mit dem Kopf zur Tür.
 

"Geh rein, ich komme gleich nach."
 

"Ich kann auch...", setzte ich an.
 

"Nein", sagte er entschieden. Ich warf ihm einen dankbaren Blick zu und öffnete nach einem raschen Klopfen schnell die Tür.
 

Der Lehrer hatte sich noch nichtmal bis zu seinem Pult bewegt und ich konnte einigermaßen unbeachtet auf meinen Platz huschen.
 

"Huch, mit welchem Bus bist du gekommen?", fragte Hinata leise und verwirrt.
 

"Später", murmelte ich lächelnd.
 

Der Lehrer wies uns gerade alle an, die Hausaufgaben hervorzuholen, damit wir sie besprechen konnten, als Sasuke klopfte und hereinkam.
 

"Sie sind zu spät, Mr. Uchiha", sagte der Lehrer.
 

"Ist mir aufgefallen, danke!", sagte Sasuke entspannt und ging zu seinem Platz.
 

"Kriegt der eigentlich nie Ärger?", fragte Hinata mich leise und leicht frustriert als Sasukes blöde Antwort nicht weiter kommentiert wurde. "Wahrscheinlich spendet sein Vater der Schule Geld oder sowas. Das könnte meiner ruhig auch mal machen."
 

Der Vormittag verlief recht normal und ich genoss es wie immer die Mittagspause mit meinen Freunden zu verbringen. Weil es draußen nicht mehr so warm und in der Cafeteria zu laut gewesen war, hatten wir uns nach dem Essen in eine Ecke der Bibliothek verzogen und weil sonst kaum jemand in unserer Nähe war, mussten wir nicht mal besonders leise sein.

Hinata und Naruto scherzten nach wie vor viel miteinander herum, während sie gemeinsam Hausaufgaben machten und ich glaubte zu bemerken, dass Naruto Hinata manchmal heimlich beobachtete, wenn sie gerade nicht auf ihn achtete.

Shikamaru versuchte erfolglos Kiba dazu zu bringen, mit raus zu kommen, weil er rauchen wollte und Sasuke saß im einem Sessel und sah sich irgendwelche Zettel mit Tabellen an, wahrscheinlich hatte er die von seinem Vater bekommen.

Ich hatte die Lektüre in der Hand, die wir für Deutsch lesen sollten und beobachtete meine Freunde lächelnd. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich zuletzt im Leben so glücklich gewesen war wie momentan.
 

"Was machen wir eigentlich dieses Wochenende?", fragte Kiba. "Irgendwelche Partys oder Pläne?"
 

"Nee Mann, nichts bisher!", sagte Naruto und streckte sich genüsslich auf seinem Sessel aus. Offenbar hatte er nun genug von Hausaufgaben.
 

"Lasst aber auf jeden Fall mal irgendwas zusammen machen!", sagte Shikamaru. "Sonst komme ich um vor Langeweile."
 

"Von mir aus gerne!", sagte Hinata. "Du hast auch Zeit, oder Sakura?"
 

"Ja!", sagte ich. "Bis auf ein bisschen Shopping habe ich nicht wirklich was vor."
 

"Ohh, wollen wir beide nicht vielleicht Samstag zusammen gehen?", fragte Hinata. "Ich brauche auch neue Sachen!"
 

"Toll!", antwortete ich erfreut. "Das machen wir!"
 

"Sasuke, komm mit raus rauchen!", sagte Shikamaru.
 

Sasuke schnaubte und blätterte eine Seite seines Dokuments um. "Schadet dir nicht, wenn du mal eine auslässt."
 

Shikamaru seufzte theatralisch. "Danke für den Hinweis, Mama."
 

Sasuke machte sich weiterhin nicht die Mühe aufzusehen. "Gern geschehen."
 

"Ist ja gut, ich komme mit", sagte Kiba und Shikamaru schaute äußerst erfreut drein. Die beiden rappelten sich auf und schlurften nach draußen.
 

"Du hast da einen Fussel", sagte Naruto und zupfte ihn von Hinatas Schulter.
 

"Danke", sagte sie leise und schien geschmeichelt von der Aufmerksamkeit, die er ihr entgegen brachte.
 

Ich fing Sasukes Blick auf und wir grinsten.
 

Als Kiba und Shikamaru zurück kamen, versuchte Naruto gerade Sasuke zu überreden, sich mit ihm zu treffen.
 

"Heute gehe ich nach der Schule ins Training und morgen muss ich zu meinem Vater in die Firma.", sagte Sasuke. "Ich habe keine Zeit."
 

"Dann komme ich Donnerstag nach der Schule mit zu dir!", sagte Naruto entschieden und Sasuke ergab sich schulterzuckend in sein Schicksal.
 

"Wir haben draußen Neji getroffen und er war schon wieder absolut ekelhaft", sagte Kiba, als er sich genervt wieder hinsetzte. "Sasuke, kannst du ihm nicht heute beim Training eine reinhauen und so tun als wärst du versehentlich ausgerutscht oder sowas?"
 

Sasuke sah immer noch nicht auf aber er grinste. "Das versuchen wir beide immer. Es klappt bloß meistens nicht, weil die Trainer nicht mehr so blöd sind, uns zusammen trainieren zu lassen."
 

"Mist", sagte Kiba frustriert. "Ich würds ja selbst machen aber irgendwie hab ich Sorge, dass er mich dann umbringt."
 

Naruto lachte. "Das Opfer könntest du doch eigentlich für uns bringen, dann käme er ins Gefängnis und wir wären ihn los."
 

Kiba warf seinen leeren Kaffeebecher nach Naruto.
 

"Hey!", rief die Bibliothekarin wütend.
 

"Der war leer!", sagte Kiba laut.
 

Aber sie schmiss uns trotzdem raus. Allerdings war das nicht schlimm, weil der Nachmittagsunterricht gleich beginnen würde.
 

"Ich hätte nie geglaubt, dass man mich mal aus der Bibliothek werfen würde", sagte Hinata ein wenig niedergeschlagen.
 

Der Unterricht war schnell vorbei und wir verabschiedeten uns alle auf dem Parkplatz. Ich verbrachte den Rest des Tages mit Einkaufen, Kochen und Hausaufgaben und danach ging ich eine Runde Joggen. Es wurde bereits dunkel und die Luft war kühl und klar.
 

Zurück zu Hause hatte ich meine Decke und mein Kopfkissen aus der Komode geholt und auf meinem Sofa ausgebreitet und nun saß ich frisch geduscht und mit Pyjama auf meiner Decke und blickte nachdenklich mein Smartphone an, weil ich überlegte, ob ich mich bei Sasuke melden wollte oder nicht.
 

Einerseits wollte ich das, weil ich mich alleine fühlte und andererseits wollte ich nicht klammern. Allerdings ging ständig alles von ihm aus und falls er wirklich ernsthaft an mir interessiert wäre, würde es doch auch an mir sein, nicht ständig alles ihm zu überlassen. Eine Weile überlegte ich hin und her und fühlte mich dabei total bescheuert.
 

Schließlich entschied ich, dass ich einfach tun würde, wonach mir war, ohne zu viel nachzudenken. Und was ich wollte, war ihn anzurufen. Einerseits weil ich mich heute Abend besonders einsam fühlte und ich mich nach jemandem sehnte, mit dem ich reden konnte. Andererseits, weil ich mir einfach wünschte, seine Stimme zu hören.
 

Also drückte ich entschlossen auf "anrufen" und wartete mit klopfendem Herzen. Nach dem dritten Kingeln nahm er ab.
 

"Hallo Prinzessin", sagte er entspannt. Aber ich bildete mir ein, dass er müde klang und versuchte es zu verbergen.
 

"Hallo", sagte ich lächelnd. "Mir war einfach danach kurz anzurufen", fügte ich hinzu und strich mit meinen Fingern sanft über den weichen Stoff der Bettdecke. "Ich hoffe ich störe dich nicht?"
 

"Nein, schön dass du dich meldest", sagte er und seine Stimme klang freundlich. "Alles okay bei dir?"
 

"Ja, alles gut", sagte ich und malte weiter mit dem Finger unsichtbare Muster auf die Decke.
 

"Du klingst ein bisschen traurig", sagte er.
 

Ich lächelte. "Nein, es ist alles okay! Was tust du gerade? Wie war dein Training?"
 

"Training war gut", sagte er. "Ich sitze noch an den Hausaufgaben für Physik aber ich bin gleich fertig."
 

"Machst du oft so spät noch Hausaufgaben?", fragte ich, weil es schon halb 11 war.
 

"Ja. Ich hatte vorher noch andere Dinge zu erledigen wegen der Firma. Morgen nochmal und dann ist mein Vater wieder ein paar Tage weg und ich habe etwas mehr Zeit. Naja, ab Freitag. Donnerstag hat Naruto sich ja eingeladen."
 

"Klingt, als hättest du viel um die Ohren", sagte ich.
 

"Passt schon, ich will das ja machen", sagte er. "Soll ich dich morgen früh wieder abholen?"
 

Ich lächelte. "Wenn es dir nicht zu viel ist würde ich mich freuen."
 

"Nein, ist es nicht", sagte er. "Dann bin ich morgen wieder um halb 8 da."
 

"Toll!", sagte ich glücklich. "Dann lass ich dich jetzt mal Physik fertig machen und wir sehen uns morgen!"
 

"Schlaf gut, Sakura", sagte er.
 

"Du auch." Ich legte auf und ließ mich glücklich lächelnd nach hinten auf meine Decke fallen.
 

Der Mittwoch morgen war kühl und ein wenig neblig. Als ich auf Sasuke wartete, traf ich unten die alte Frau, der wir mit den Einkäufen geholfen hatten. Sie begrüßte mich freundlich und fragte: "Na, warten Sie auf Ihren Freund, junge Dame?"
 

Ich lächelte und sagte: "So richtig zusammen sind wir eigentlich gar nicht."
 

Aber sie lachte nur. "Jaja, das ist so einer, der auf ganz cool macht aber ich sehe doch, wie er Sie ansieht. Sie sind ihm ganz bestimmt sehr wichtig, meine Liebe!"
 

Ich merkte, wie ich wieder etwas rosa anlief und die Frau lächelte.
 

"Ah, da ist er ja schon, nicht wahr?", sagte sie und deutete auf Sasukes Auto, als es in Sicht kam.
 

"Ja", sagte ich und lief los. "Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!"
 

Sie winkte mir freundlich. Bei Sasuke angekommen öffnete ich die Autotür, sagte gut gelaunt "Hallo" und setzte mich, froh darüber, wie schön warm es hier war.
 

Sasuke sagte nichts sondern legte seine Hand in meinen Nacken und zog mich zu sich, um mir zur Begrüßung einen Kuss zu geben.
 

Ich schenkte ihm ein Lächeln und schnallte mich dann an.
 

"Gut geschlafen?", fragte er während er wieder auf die Straße fuhr.
 

"Ja", sagte ich. "Und du?"
 

"Auch."
 

Er hielt an einer roten Ampel, streckte seine Hand aus, und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Du kannst mich übrigens jederzeit anrufen, wenn dir danach ist."
 

Ich lächelte und er zog seine Hand weg, um weiterzufahren.
 

"Du mich auch", sagte ich.
 

Er lachte. "Das könntest du bereuen."
 

Ich grinste. "Wir werden sehen."
 

Wir fanden wieder einen Parkplatz hinten bei der Hecke und mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass wir noch einen kurzen Moment hatten, bevor wir aussteigen mussten. Und weil ich mich nach seiner Nähe sehnte, löste ich meinen Gurt und nachdem er das gleiche getan hatte, streckte ich meine Hand aus und griff nach seiner. Er verschränkte seine Finger mit meinen, lehnte seinen Kopf an die Kopfstütze und betrachtete mich. Ich genoss die Wärme seiner Hand.
 

"Hast du gegessen?", fragte er. "Du bist schon wieder so kalt."
 

"Ja, habe ich", sagte ich lächelnd. "Mir ist meistens kühl, wenn draußen nicht über 25 Grad sind."
 

"Tja, das wird in den nächsten Monaten schwierig", grinste er. "Da wirst du wohl fürs erste schön nah bei mir bleiben müssen, mir ist meistens warm."
 

Ich lachte. "Das könntest du bereuen", wiederholte ich seine Worte von eben.
 

"Wieso?", fragte er.
 

"Wer weiß, vielleicht ist dir bis es wieder wärmer wird nicht mehr danach", sagte ich schulterzuckend.
 

Er sah mich mit ernstem Gesichtsausdruck an und sagte: "In der Regel weiß ich genau, was ich will und das ändert sich nicht plötzlich."
 

Ich warf ihm einen kurzen Blick zu und sah dann weg, weil ich überfordert und verlegen war. "Oh, wir müssen los!", sagte ich erschrocken, als mein Blick dabei die Uhr streifte.
 

"Ja", sagte er ruhig, ließ meine Hand los und griff nach seiner Tasche. Als wir ausstiegen, stand plötzlich Kiba mit verwunderter Miene vor uns, weil er gerade über den Parkplatz Richtung Eingang gelaufen war.
 

"Hä? Seid wann fahrt ihr denn zusammen zur Schule?", fragte er verdutzt und sah zwischen uns hin und her.
 

"Kümmer dich um deinen Kram", sagte Sasuke kühl.
 

Kiba sah ihn verärgert an. "Komm schon Sasuke, bau bitte keinen Mist, ich hab echt keine Lust auf Stress im Freundeskreis."
 

"Mir ist egal, worauf du Lust hast oder nicht", sagte Sasuke leise und es klang irgendwie drohend.
 

"Hey!", sagte ich laut, weil es mir nicht gefiel, dass sie so taten, als wäre ich nicht da.
 

"Danke Kiba, aber ich habe da auch mitzureden", sagte ich deutlich. "Sasuke hat nichts Blödes getan und keiner von uns will Stress im Freundeskreis."
 

Kiba sah zwischen uns beiden hin und her. "Seid ihr etwa zusammen?", fragte er skeptisch.
 

Sasuke öffnete den Mund, um etwas zu antworten aber ich sagte rasch: "Kiba, bitte lass uns das erstmal selbst rausfinden, okay?"
 

Er warf Sasuke einen bösen Blick zu. "Du meinst es dieses Mal besser ernst und vertreibst dir nicht bloß wieder die Zeit."
 

Sasukes Miene verfinsterte sich aber ich legte rasch kurz meine Hand an seinen Arm und sagte: "Bitte, lass es."
 

Er warf mir einen Blick zu und zuckte dann mit den Schultern.
 

"Gut", sagte ich zufrieden. "Gehen wir rein, sonst kommen wir wirklich zu spät."
 

Ich ging ein paar Schritte voran und drehte mich dann lächelnd um, um zu sehen, ob sie mir folgten.
 

Sasuke gab ein "tss" von sich aber ich sah, dass er ein Grinsen unterdrückte. Kiba sah Sasuke einen Moment verwirrt an, dann fing er sich wieder und beide setzten sich in Bewegung.
 

Den Rest des Tages beobachtete ich ihn ein wenig aber Kiba verhielt sich glücklicherweise in Gegenwart der anderen normal und ich wusste nicht, ob er jemandem von unserer Begegnung erzählt hatte. Jedenfalls nahm ich mir vor, Hinata am Samstag beim Shoppen von der Entwicklung zu berichten.

Sasuke holte mich auch am Donnerstag und Freitag morgens wieder ab und mittlerweile kam es mir fast schon ganz normal vor. Er erzählte mir am Freitag, dass Naruto ihm gestern eröffnet hatte, dass er sich vielleicht mehr als nur freundschaftlich für Hinata interessierte und ich freute mich extrem darüber.
 

Zu Kibas und unser aller Freunde hatte sich auch doch noch eine Unternehmung fürs Wochenende ergeben, da jemand aus Narutos Handball Verein bei sich eine Party veranstaltete und wir entschieden, uns am Samstag Abend bei Naruto zu treffen und dann alle gemeinsam hinzugehen.
 

Am Freitag nach der Schule verbrachte ich meine Zeit damit, meine Wohnung in einen top Zustand zu bringen, weil ich um 17 Uhr einen Termin mit meiner Betreuerin hatte.
 

Gerade als ich mit dem Ergebnis zufrieden war, klingelte sie und wir setzten uns an meinen Sofatisch und besprachen die letzten Tage. Ich fühlte mich dabei immer irgendwie idiotisch, weil ich sowieso nur erzählte, was sie hören wollte aber momentan war das auch die Wahrheit, ich kam immerhin wirklich gut zurecht und sie schien zufrieden, was mich ebenfalls zufrieden machte, da das hieß, dass ich hierbleiben konnte.
 

Gerade als sie gehen wollte, klopfte es an der Tür und als ich öffnete stand Sasuke davor. "Hey!", sagte er. "Ich bin auf dem Rückweg vom Training und dachte mir, vielleicht gehen wir zusammen was essen?"
 

Ich war froh, dass er damit einfach nur wie ein Freund klang und er mich nicht direkt geküsst hatte oder sowas, denn sofort schob meine Betreuerin die Tür weiter auf, um zu sehen, wer da war.
 

"Guten Tag, junger Mann!", sagte sie streng und hielt ihm dann die Hand hin und stellte sich vor.
 

"Sieht aus, als würde ich stören", sagte Sasuke höflich und nahm ihre Hand. "Sasuke Uchiha. Ich bin in Sakuras Klasse."
 

"Hast du mir nicht gerade versichert, dass du dich auf die Schule konzentrierst und es keine Männergeschichten gibt?", fragte sie mit einem leichten Stirnrunzeln an mich gewandt.
 

"Tja, also wir sind Freunde", sagte ich verärgert. Was glaubte sie? Dass ich direkt schwanger werden würde oder sowas?
 

Sie wandte sich wieder Sasuke zu und sagte in einem strengen und überheblichen Ton: "Nun, junger Mann, ich hoffe das stimmt und sie sind in der Lage sich angemessen zu verhalten!" Sie musterte ihn abfällig von oben bis unten.
 

Sasuke sah einen winzigen Moment irritiert aus. Vermutlich, weil er es schlicht nicht gewohnt war, dass jemand so mit ihm sprach und ich machte mir plötzlich Sorgen, dass er nun irgendwas Unverschämtes sagen würde, was mich in Schwierigkeiten brachte.
 

Aber er neigte höflich den Kopf und sagte respektvoll: "Selbstverständlich!"
 

Ich atmete leise erleichtert aus.
 

"Nun schön!", sagte meine Betreuerin und nahm ihre Handtasche. "Dann viel Spaß beim Essen euch beiden. Ich vertraue euch einfach mal, weil das hier so gut läuft. Aber ich kann mir das jederzeit anders überlegen, also benehmt euch!"
 

"Verstanden!", sagte ich und musste mich extrem bemühen höflich zu bleiben.
 

Sasuke trat einen Schritt zur Seite, um sie vorbei zu lassen und sie ging zum Fahrstuhl. Dort beobachtete sie kritisch, wie ich Sasuke hereinlies, bis die Fahrstuhltüren ihr die Sicht versperrten.
 

"Tut mir leid", sagte ich gequält. "Danke, dass du so höflich warst. Es ist echt wichtig, dass ich das hier auf die Reihe bekomme. Ich brauche einen guten Bescheid vom Jugendamt, damit ich Chancen habe, dass das mit der Bewerbung für ein Stipendium für die Uni klappt."
 

"Schon klar", sagte er. "Sonst hätte ich mir so einen Tonfall sicher nicht gefallen lassen."
 

"Ich dachte, du sagtest du wärst kein besserer Mensch, nur weil du eine reiche und mächtige Familie hast", sagte ich scherzend.
 

"Das hat damit nichts zu tun", sagte er weiterhin ernst. "Ich erwarte einfach, dass man sich gegenseitig ein Mindestmaß an Respekt entgegenbringt. Sie ist auch kein besserer Mensch, nur weil sie ein paar Jahre älter und dir gegenüber in einer Machtposition ist."
 

"Ja, ich weiß", sagte ich. "Ich bin dir wirklich dankbar, dass du es runtergeschluckt hast." Und weil ich glücklich war, dass der Termin vorbei war, ein tolles Wochenende bevorstand und Sasuke mir zu liebe auf einen blöden Kommentar verzichtet hatte, fiel ich ihm um den Hals und umarmte ihn glücklich. Er roch so unglaublich gut.
 

Einen Moment schien er überrascht, dann hob er langsam die Arme und legte sie um mich. Es war herrlich, sich so geborgen zu fühlen.
 

"Warst du nervös?", fragte er, während wir immer noch so dastanden.
 

"Ja", sagte ich und hauchte einen Kuss auf die Stelle an seinem Hals, an die ich mein Gesicht geschmiegt hatte. "Ich war zwar sicher, dass alles gut läuft aber ich bin immer aufgeregt. Ich bin momentan so glücklich und habe ständig Angst, dass irgendwas komisches passiert und ich alles wieder verliere." Meine Stimme war immer leiser geworden und ich merkte erst, als ich es aussprach, wie sehr das der Wahrheit entsprach.
 

Er umarmte mich ein wenig fester. "Ich kann dir nicht versprechen, dass nie etwas schlimmes passiert", sagte er. "Aber du musst nicht mehr alleine damit fertig werden, okay?"
 

Ich merkte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten und ich schluchzte einmal kurz. Er ließ mich los und schob mich ein Stück weg von sich, um mir ins Gesicht zu sehen aber ich beeilte mich die Tränen wegzuwischen.
 

"Sorry", sagte ich und lächelte ihn an. "Tut mir leid, das war nur...ich... danke, das ist wirklich nett von dir. Ich wollte gar nicht weinen."
 

Er sah mich an und sein Blick war warm und freundlich. "Alles okay?", fragte er und strich mir über die Wange.
 

"Ja", sagte ich verlegen lachend. "Ja, alles gut."
 

Er sah mich prüfend an aber ich gab ihm einen kurzen Kuss und trat dann einen Schritt zurück.
 

"Du willst also was Essen?", fragte ich.
 

"Ja", sagte er. "Wenn du Lust hast, lade ich dich zum Essen ein."
 

Als er meinen unschlüssigen Blick sah, lachte er und sagte: "Ich bin es echt nicht gewohnt, dass Frauen sich zieren, wenn ich Geld für sie ausgeben will. Jemand wie Ino würde geradezu erwarten, dass ich zahle."
 

Ich sah ihn verlegen an. "Es fällt mir aber schwer es anzunehmen."
 

"Dann solltest du dich daran besser gewöhnen. Ich habe Geld und ich habe auch vor es ab und zu auszugeben. Auch mal für dich."
 

Ich gab mir einen Ruck und sagte: "Okay, danke für die Einladung. Ich würde gerne was essen gehen. Das habe ich ewig nicht gemacht."
 

Er grinste zufrieden. "Schon besser. Wonach ist dir?"
 

"Ehm...", sagte ich überfordert.
 

"Ich kenne ein gutes koreanisches Restaurant, wo ich gerne hingehe", sagte er.
 

"Oh, das klingt gut!", sagte ich begeistert. "Okay, warte 5 Minuten, ich ziehe mich nur schnell besser an!"
 

Im Bad zog ich mir eine hübsch geschnittene weiße Bluse an und schlüpfte in eine dunkle feine Strumpfhose und meinen kurzen eng anliegenden schwarzen Rock. Da ich wahrscheinlich nicht viel laufen musste, konnte ich dazu auch die High Heels anziehen. Für die Jeansjacke war es mittlerweile zu kühl aber mein dunkler Mantel würde perfekt dazu passen. Meine Haare waren zum Glück wie immer unkompliziert und ich ließ sie offen. Mein leichtes Make-Up up sah auch noch gut aus und konnte so bleiben. Also war ich schon nach 4 Minuten fertig.
 

Ich kam wieder ins Zimmer und fragte: "Geht das so?", während ich mich einmal im Kreis drehte und ihn anlächelte. Heute hatte ich wirklich gute Laune.
 

Er stand auf, kam auf mich zu und legte seine Hände auf meine Hüfte, kaum, dass ich meine Drehung beendet hatte. Er blickte zufrieden auf mich hinab und sagte: "Alle werden mich um deine Gesellschaft beneiden!"
 

Ich lächelte verlegen und zog mich los, um in meine Schuhe zu schlüpfen, den Mantel anzuziehen und meine Tasche zu nehmen.
 

Sasuke schien heute ebenfalls ziemlich gut gelaunt zu sein und wir scherzten im Auto herum.

Das Restaurant sah sowohl von außen als auch von innen auf eine so zurückhaltende Art vornehm aus, dass ich mir vornahm, nicht auf die Preise auf der Speisekarte zu schauen. Das lies sich, wie ich feststellte, leicht umsetzen, da dort gar keine Preise standen.
 

Sasuke hatte offenbar vor, sich wie der perfekte Gentleman zu verhalten und obwohl es mich ein wenig verlegen machte, beschloss ich schließlich einfach mitzuspielen und es zu genießen. Und als ich aufhörte mich deswegen schlecht zu fühlen, fühlte es sich tatsächlich einfach traumhaft an. Das Essen war wie erwartet fantastisch und nach der strengen Art meiner Betreuerin vorhin, war es merkwürdig von allen im Restaurant mit einer Zuvorkommenheit behandelt zu werden, wie ich sie nicht gewohnt war.
 

Sasuke erzählte mir, dass er früher mit seiner Familie oft hier gewesen war, weil sein Bruder und er es hier geliebt hatten und dass er in letzter Zeit nicht mehr hergekommen war.
 

"Hast du Kontakt zu deinem Bruder?", fragte ich vorsichtig, weil ich nicht wusste, ob er darüber sprechen wollte.
 

"Leider nicht", sagte er. "Ich hoffe, dass ändert sich wieder. Aktuell kann ich ihn nicht erreichen und muss das wohl fürs Erste akzeptieren."
 

"Oh", sagte ich. "Bestimmt bekommt ihr das wieder hin, wenn der richtige Zeitpunkt dafür kommt."
 

"Ja, vermutlich", sagte er aber er klang nicht so sicher wie sonst immer.
 

Ich streckte meine Hand aus, strich mit den Fingern leicht über seine Hand und lächelte ihn aufmunternd an.
 

Sein Mund verzog sich ebenfalls zu einem Lächeln und er nahm meine Hand.
 

Er betrachtete mich einen Moment, ließ dann den Blick durch den Raum wandern und grinste.
 

"Was?", fragte ich und sah mich auch kurz um. Es war nichts Merkwürdiges zu sehen.
 

Er lachte leise. "Ich genieße es, wie Männer dich betrachten, wenn wir zusammen unterwegs sind. Es ist irgendwie befriedigend zu sehen, wie gern sie an meiner Stelle wären."
 

"Du bist blöd", sagte ich verärgert und geschmeichelt zugleich.
 

Er lachte. "Mag sein aber es ist nunmal die Wahrheit."
 

"Ich weiß jedenfalls, was du meinst", sagte ich amüsiert. "Die meisten Frauen bewundern dich schließlich auch die ganze Zeit."
 

Als er zahlte, bekam er die Rechnung zum Glück in einem schwarzen Lederumschlag gereicht und weil er sie mit Karte beglich, musste ich zum Glück nicht sehen, wie teuer es gewesen war, sodass ich mein Gefühl ihm was zu Schulden weiter verdrängen konnte.
 

Er half mir in den Mantel und draußen auf dem Weg zum Auto griff er nach meiner Hand. Es fühlte sich tatsächlich langsam nach einer richtigen Beziehung an, dachte ich.
 

Als er vor meiner Wohnung hielt, küsste er mich und sagte dann: "Ich komme nicht mit hoch, ich wurde ja schließlich angewiesen mich zu benehmen."
 

Ich sah in verwirrt an. "Und daran hälst du dich?", fragte ich lachend.
 

Er grinste. "Nur solange ich das für eine gute Idee halte."
 

Ich schnaubte amüsiert.
 

Er strich mit der Hand über meinen Oberschenkel, bis er am Saum meines Rockes ankam. Dann riss er seinen Blick von meinen Beinen los, nahm seine Hand weg und sah mir ins Gesicht.
 

"Ich würde gerne noch mit hochkommen aber ich glaube, ich habe heute nicht mehr die Disziplin, die ich gerne hätte."
 

Ich merkte, wie ich rot wurde. Wie konnte er das so ruhig und völlig entspannt sagen? Manchmal kam er mir für sein Alter seltsam erwachsen vor.
 

Rasch beugte ich mich nach vorne, um ihm einen Kuss zu geben und dann öffnete ich die Tür und stieg aus. "Danke für den wunderschönen Abend!", sagte ich.
 

"Ebenso!", sagte er. "Schlaf gut, Sakura."
 

Er fuhr wie immer erst los, als er sah, dass ich die Tür hinter mir geschlossen hatte.

Oben in meiner Wohnung ließ ich mich aufs Sofa fallen und drückte mein Gesicht in ein Kissen. Dann gab ich ein dramatisches Seufzen von mir und rollte mich auf den Rücken. Ich fühlte mich schrecklich verliebt. Mir war in diesem Moment egal, was daraus werden würde. Momentan war ich so glücklich, dass ich es einfach nur genießen wollte.

Bedenken

Als der Samstag morgen anbrach, erwachte ich nach wie vor glücklich und nichtmal der stete Oktoberregen konnte meine Laune trüben.
 

Eine Weile lag ich in meine warme Decke gewickelt da und schaute den Regentropfen zu. Der Regen fiel in feinen, regelmäßigen Strängen vom grauen Himmel und ließ es drinnen umso wohliger und behaglicher erscheinen.
 

Nach einer Weile stand ich auf, machte mir einen heißen Kaffee und kroch damit wieder unter die noch warme Decke. Dann tastete ich nach meinem Smartphone, weil ich nachschauen wollte, ob der Regen vielleicht aufhören würde, bis ich um 14 Uhr mit Hinata zum Shoppen verabredet war.
 

Als ich den Bildschirm entsperrte, sah ich, dass ich einige Nachrichten hatte. In der Gruppe hatte Naruto geschrieben, dass wir ab 20 Uhr jederzeit bei ihm aufkreuzen konnten. Hinata fragte nach, ob unsere Verabredung nach wie vor stand und wie mein Freitag noch gewesen war. Also bejahte ich ersteres und sagte, dass ich ihr unbedingt noch was erzählen musste, wenn wir uns sehen würden.
 

Danach verbrachte ich gut zwei Stunden damit, alle meine Klamotten aus der Komode zu wühlen, zu sortieren und genau zu überlegen, was ich brauchte, was ich haben wollte und was ich kaufen müsste, damit ich es gut mit meinen Sachen kombinieren konnte.

Als ich schließlich einen Eindruck davon gewonnen hatte, fiel mir ein, dass ich frühstücken musste und ich tat es pflichtbewusst und wünschte mir wie jedes Mal, dass ich nicht alleine essen müsste.
 

Danach vertrieb ich mir die Zeit damit, Musik zu hören und durch die Wohnung zu tanzen, bis ich mich dazu aufraffen konnte, ein wenig für die Mathe Klausur am Montag zu lernen.
 

Und als ich mich schließlich auf den Weg zum Bus in die Innenstadt machte, hatte der Regen tatsächlich aufgehört. Trotzdem war es kalt und ich zog den Mantel enger um mich.
 

Der Bus war herrlich leer aber leider setzte sich dennoch ein junger Mann neben mich, der mir ständig Blicke zu warf und offenbar versuchte sich zu überwinden, mich anzusprechen. Ich schaute konzentriert aus dem Fenster, um ihn nicht dazu zu ermutigen. Zwar hatte ich Übung darin, Männer höflich abzuwimmeln aber trotzdem war es jedes Mal irgendwie unangenehm und es kam manchmal vor, dass jemand sich in seinem Stolz gekränkt fühlte und anfing aggressiv oder beleidigend zu reagieren und mich als eingebildet zu bezeichnen. Also versuchte ich, solche Situationen von vorne herein zu vermeiden oder sie zumindest möglichst behutsam zu lösen.
 

"Entschuldigung, ich müsste hier raus", sagte ich schließlich höflich, als wir in der Innenstadt ankamen und er stand eilig auf und machte mit einer übertriebenen Verbeugung Platz. Ich lächelte ihn an und er nickte höflich. Dieses Mal hatte ich mich eindeutig umsonst gesorgt.
 

Ich fand Hinata vor dem Café stehend, an dem wir uns verabredet hatten und sie begrüßte mich fröhlich.
 

"Wollen wir erst die Arbeit machen und uns nachher Kaffee und Kuchen gönnen und etwas plaudern?", fragte sie und ich bejahte das erfreut. Also machten wir uns auf den Weg ins nächste Bekleidungsgeschäft und stöberten dort durch das Angebot.
 

Mit Hinata einkaufen zu gehen, stellte sich als total angenehm heraus. Sie war ähnlich zielstrebig bei der Sache wie ich, sodass wir bald alles gefunden hatten, was wir brauchten und dann anfingen Dinge aus Spaß anzuprobieren, was uns beide sehr zum Lachen brachte, weil darunter auch Sachen waren, die wir beide nie tragen würden. Wir planten beide, was wir heute Abend tragen würden und es war wundervoll mit ihr Zeit zu verbringen und sich auf den Abend zu freuen. Ich hatte den Eindruck, sie freute sich eben so sehr Naruto wiederzusehen, wie ich mich darauf freute, Sasuke zu sehen.
 

Nach dem vierten Geschäft war das Geld, dass ich für neue Klamotten eingeplant hatte, leer aber ich war zufrieden mit meiner Beute. Wir suchten noch eine Weile nach einer neuen Jeans für Hinata und dann war sie auch fertig.
 

"Zumindest kann ich jetzt nicht mehr!", lachte sie. "Findest du auch, dass wir uns nun Kuchen verdient haben?"
 

"Oh ja!", sagte ich begeistert. "Sollen wir zu dem Café zurück, vor dem wir uns getroffen haben? Da sah es doch super aus, oder?", fragte ich.
 

"Da ist es auch super!", sagte sie. "Ich bin manchmal mit meiner Mutter da."
 

Also machten wir uns auf den Weg und weil es schon gegen Abend ging, war es im Café auch nicht mehr ganz so voll. Wir fanden einen gemütlichen kleinen Tisch in einer Ecke und kurz darauf hatte ich einen Milchkaffee und ein Stück Obstkuchen vor mir stehen, das unglaublich lecker aussah. Draußen regnete es nun wieder aber hier drinnen war es herrlich warm.
 

Eine Weile sprachen wir noch über unseren Nachmittag, über Leute aus der Schule und unsere neuen Sachen, doch dann fragte Hinata schließlich neugierig: "Was wolltest du mir eigentlich erzählen?"
 

Ich lächelte verlegen und legte die Gabel weg. "Naja", sagte ich, "also ich muss wohl beichten, dass ich mich ziemlich verliebt habe."
 

"Etwa in Sasuke?", fragte sie sofort.
 

"Ja", sagte ich. "Und es ist auch einiges passiert seit letztem Sonntag, was ich noch nicht erzählt habe. Ich musste mich erstmal selbst an den Gedanken gewöhnen."
 

"Was ist denn passiert?", fragte sie gespannt. Also gab ich ihr einen kurzen Bericht über die Entwicklungen der letzten Woche.
 

"Warte!", sagte sie und sah aus, als müsste sie das jetzt erstmal verdauen. "Also seid ihr nun irgendwie zusammen?"
 

Ich musste wieder lächeln und zuckte mit den Schultern. "Ja, so gut wie, würde ich sagen. Also ich glaube jedenfalls, dass er das will. Zumindest wenn ich seine Äußerungen richtig verstehe."
 

"Verrückt!", sagte sie verblüfft. "Also so rein optisch passt ihr ja perfekt zusammen aber du bist so nett und er...naja...nicht."
 

"Er kann eigentlich ziemlich nett sein, wenn er will. Und charmant und liebevoll und zuvorkommend und naja, das alles eben", sagte ich.
 

"Das ist für mich extrem schwer vorstellbar!", sagte sie lachend. "Also natürlich glaube ich dir das aber er ist immer so kühl und unnahbar, dass das in meinem Kopf einfach nicht richtig vereinbar ist." Einen Moment sah sie nachdenklich aus, dann beeilte sie sich zu sagen: "Aber ich freue mich natürlich total für dich! Willst du denn richtig mit ihm zusammen sein?"
 

Ich lächelte hilflos und verlegen. "Ja und nein", sagte ich.
 

"In wiefern?", fragte sie neugierig.
 

"Wenn ich nur ihn und mich betrachte, will ich das sehr gerne. Ich finde ihn unglaublich anziehend."
 

"So wie fast jede andere weibliche Person auch", sagte Hinata lachend.
 

"Ja, aber das ist nur ein Teil des Grundes", sagte ich. "Ich fühle mich einfach wohl in seiner Nähe. So seltsam sicher und entspannt, als ob alles völlig normal und selbstverständlich wäre. Und trotzdem ist es auch aufregend auf eine gute Art."
 

"Das klingt tatsächlich schön", sagte Hinata. "Auch wenn ich immer noch vergeblich versuche, mir Sasuke in nett und einfühlsam vorzustellen."
 

"Ich weiß", sagte ich. "Das ist auch ein Punkt, der mich verunsichert. Da er zu mir nett ist, vergesse ich meist total, dass er es nicht immer ist. Aber was mich viel mehr verunsichert ist, dass er so völlig andere Lebensumstände hat. Wenn ich darüber nachdenke, sehe ich eigentlich ein Problem nach dem anderen auf mich zukommen und es wird immer so sein, dass wir entweder etwas nicht tun oder unternehmen können, weil ich es mir nicht leisten kann oder ich dann akzeptieren muss, dass er zahlt und ich ständig das Gefühl haben würde, ihm etwas zu Schulden oder dauernd dankbar dafür sein zu müssen. Und dann frage ich mich sowieso, was es bringen soll, jetzt eine feste Beziehung anzufangen. Ich meine, in einem Jahr werden wir alle studieren gehen, zumindest wenn alles gut läuft. Sollte unsere Beziehung überhaupt so lange halten, wie soll das dann werden? Mit einer Fernbeziehung in ein Studium zu starten ist doch auch zum Scheitern verurteilt. Und seine Eltern hätten wahrscheinlich lieber eine andere Freundin für ihn, bei deren gesellschaftlicher Stellung, könnte ich mir das gut vorstellen."
 

"Okay, warte!", sagte Hinata. "Also willst du emotional gesehen eine Beziehung mit ihm aber rational gesehen bist du eher dagegen?"
 

"Ja, so ungefähr!", sagte ich niedergeschlagen aber erfreut, dass sie es so gut zusammengefasst hatte. "Und was das emotionale angeht habe ich auch Unsicherheiten. Ich meine, aktuell verhält er sich einfach traumhaft mir gegenüber, er macht sozusagen alles richtig und gibt sich, glaube ich, Mühe, mich glücklich zu machen. Aber was, wenn er das nicht mehr tut? Wenn er irgendwann nicht mehr so interessiert an mir ist? Wie ist er dann? Das kann ich so gar nicht einschätzen. Vielleicht ist er dann wieder kalt und unhöflich und ich muss damit umgehen. Er wird sich ja nicht ewig so um mich bemühen. Vielleicht stellt er irgendwann fest, dass ich ihn doch nicht so interessiere. Ich glaube zwar nicht mehr, dass er mir nur was vor spielt, weil er mit mir ins Bett will aber es ist ja gut möglich, dass er trotzdem ein wenig von seinem Interesse verliert, sobald er das bekommen hat."
 

"Oje!", sagte Hinata.
 

"Ja", sagte ich ein wenig deprimiert. "Aber ich fürchte in bin nun schon so verliebt, dass ich es alles ignorieren und mich drauf einlassen werde. Sonst werde ich die Antworten auf diese Fragen nie herausfinden."
 

Sie lachte gut gelaunt und sagte dann immer noch schmunzelnd: "Ich fürchte auch, dass ist deine einzige Option. Du fängst schon an, jedes Mal zu lächeln, wenn du von ihm sprichst! Ich glaube für Vernunft ist es zu spät!" Sie fing wieder an zu lachen, als ich theatralisch seufzte und tätschelte mir den Rücken. Ich vergrub das Gesicht in meinen Händen und musste dann auch anfangen zu lachen, weil es ansteckend war.
 

Als wir aufhörten, fragte ich mit einem unheilverkündenden Grinsen: "So meine Liebe, wie läuft es denn nun eigentlich mit Naruto?"
 

Das sorgte dafür, dass sie nun diejenige war, der ein verlegenes Lächeln übers Gesicht huschte.
 

"Ich hatte ja den Eindruck, dass ihr euch diese Woche noch besser verstanden habt als sonst", sagte ich grinsend.
 

Sie lächelte. "Ich auch! Und wir schreiben auch ziemlich viel. Ich glaube sogar, dass er sich manchmal flirtend verhält. Aber ich bin einfach nach wie vor nicht ganz sicher, ob das Wunschdenken ist."
 

"Ich glaube nicht, dass das Wunschdenken ist", sagte ich. "Sasuke hat nämlich erwähnt, dass er glaubt, dass Naruto anfängt, dich nicht mehr nur als Freundin zu betrachten."
 

"Was, echt?", fragte sie aufgeregt. "Was hat er noch gesagt?"
 

Ich lächelte. "Nur genau das, mehr weiß ich auch nicht. Und eigentlich war es schon nicht ganz korrekt von mir, dir das zu sagen aber du bist eben meine beste Freundin."
 

Sie lachte glücklich und sagte dann "Aaahh, nun bin ich aufgeregt wegen heute Abend. Was albern ist, es wird nämlich bestimmt nichts passieren aber trotzdem! Auf jeden Fall werde ich Sasuke genau beobachten, um ihn in einem netten und einfühlsamen Moment zu erleben. Das wäre sicher sehenswert!"
 

Als ich wieder in meiner Wohnung ankam, war es schon am dunkel werden und nachdem ich mir was zu essen gemacht und meine Einkäufe ausgeräumt hatte, war es schon 20 Uhr und höchste Zeit, dass ich mich zurecht machte. Dabei kam ich jedoch nicht besonders schnell voran, weil ich mit Hinata über Videochat kommunizierte und wir herumalberten. Es war toll den ganzen Nachmittag mit ihr verbracht zu haben und dann trotzdem noch das Gefühl zu haben, dass man direkt weiter Zeit miteinander verbringen wollte.
 

Als ich schließlich die Wohnung verließ war es schon halb 9. Es war noch kühler geworden und ich fror ein wenig in meiner feinen schwarzen Strumpfhose und meinem kurzen Rock. Gut, dass ich mich oben rum für einen Pullover entschieden hatte. Allerdings war er auch eng anliegend und ziemlich kurz, sodass er nicht besonders warm war. Ich zog ein wenig den Kopf zwischen die Schultern, um mehr Wärme von meinem Mantelkragen abzubekommen.
 

Draußen wartete ich auf Hinata. Sie hatte mich überredet zu akzeptieren, dass sie ein Taxi bezahlen würde und sie bei mir vorbeifahren würden, um mich einzusammeln und schließlich hatte ich es dankbar angenommen. Während ich wartete, warf ich einen Blick auf mein Smartphone und sah, dass es in der Gruppe neue Nachrichten gab. Offenbar waren Kiba und Shikamaru bereits bei Naruto eingetroffen. In diesem Moment bekam ich eine Nachricht von Sasuke.
 

"Sehen wir uns gleich bei Naruto?"
 

Ich bemerkte, dass Hinata leider recht hatte und sich wirklich immer direkt ein Lächeln auf mein Gesicht schlich, sobald ich mich gedanklich mit Sasuke beschäftigte.
 

"Ja!", schrieb ich.
 

Er antwortete ein paar Sekunden später.
 

"Wie kommst du hin?"
 

Ich schrieb: "Hinata ist in einem Taxi auf dem Weg, um mich abzuholen."
 

Ein paar Sekunden später kam von ihm: "Okay. Bis gleich."
 

Ich steckte das Smartphone wieder weg. Während ich von einem Fuß auf den anderen trat, um mich warm zu halten, fragte ich mich, ob er bloß hatte kontrollieren wollen, dass ich nicht alleine im Dunkeln unterwegs war. Wenn dem wirklich so war, musste ich im Falle einer richtigen Beziehung definitiv aufpassen, dass er nicht meine ganze Autonomie untergrub mit seiner ständigen Aufpasserei.
 

Aber ich wurde von dem Erscheinen von Hinatas Taxi von meinen Gedanken abgelenkt und lief darauf zu.
 

Narutos Zuhause war nicht so beeindruckend, wie das von den Hyuugas oder Uchihas aber man sah auch hier sehr deutlich, dass sie viel Geld haben mussten. Vermutlich war das einfach bei allen Familien meiner Mitschüler der Fall.
 

Da Hinata sich hier schon gut auskannte, war ich in der bequemen Lage einfach mitlaufen zu können. Sie klingelte und ein Mann der dem Aussehen nach nur Narutos Vater sein konnte, öffnete die Tür und begrüßte sie freundlich. Er schien Hinata richtig zu mögen. Danach begrüßte er auch mich und sagte uns, dass die anderen oben wären und wir einfach hochgehen sollten.
 

Also hängten wir unsere Jacken auf und ich folgte Hinata nach oben. Aus Narutos Zimmer hörte man Lachen und Musik, sie hatten die Klingel offenbar nicht mal gehört. Hinata klopfte und als wir eintraten wurden wir von Naruto und Kiba überschwänglich begrüßt. Von Shikamaru zumindest soweit er sich eben dazu aufraffen konnte, denn er saß gerade auf der Fensterbank vor einem offenem Fester und war im Begriff sich eine Zigarette anzuzünden.
 

Narutos Zimmer war groß und behaglich. Es gab eine Sofaecke und wir ließen uns dort nieder.
 

"Wollt ihr was trinken?", fragte Kiba gut gelaunt, was wir bejahten und kurz darauf saßen wir mit einen Bier da und unterhielten uns zufrieden zu zweit, da die gemeinsame Zeit heute nicht dafür gesorgt hatte, dass uns der Gesprächsstoff ausging, eher im Gegenteil. Kiba und Naruto spielten gerade ein Spiel auf der Playstation und fluchten dabei ziemlich herum, was Hinata und mich ständig zum grinsen brachte.
 

Ein paar Minuten später klopfte es und Sasuke kam herein.
 

"Heeey!", rief Naruto und hob grüßend die Hand aber Kiba sagte wütend: "Ey, konzentrier dich mal Mann, wir sind gleich tot!"
 

"Hallo", sagte Sasuke in den Raum, wobei sein Blick mich einen Moment länger streifte, als die anderen, dann ging er zu Shikamaru hinüber und sagte: "Gib mir eine."
 

Shikamaru reicht ihm eine Zigarette und hielt ihm Feuer hin. Sasuke hielt seine Zigarette in die Flamme und nahm dann einen tiefen Zug. Er lehnte sich Shikamaru gegenüber an den Fensterrahmen, um den Rauch nicht ins Zimmer zu atmen.
 

"Was ist los?", rief Naruto ihm über die Schulter zu.
 

"Meine Eltern nerven", sagte Sasuke und schnippte etwas Asche aus dem Fenster.
 

"Bist du ihnen nicht perfekt genug?", fragte Naruto während er mit Kiba versuchte vor einem offenbar zu starken Gegner wegzulaufen.
 

"So in etwa", sagte Sasuke.
 

"Vom Rauchen wird's auch nicht besser!", rief Naruto und ich staunte, dass er gleichzeitig reden und so ambitioniert auf die Knöpfe seines Controllers hämmern konnte.
 

Sasuke schnaubte bloß und Kiba sagte lachend: "Aber vom Trinken vielleicht! Bist du selbst gefahren?"
 

"Taxi", sagte Sasuke und Kiba lachte zufrieden. "Dann stehen dir ja alle Möglichkeiten offen!"
 

"Jetzt macht mal das Fenster zu, es wird kalt!", sagte Naruto nach einer Minute und Sasuke und Shikamaru drückten nach ein paar Sekunden folgsam ihre Zigaretten aus und Shikamaru schloss das Fenster. Er schnappte sich ein Bier vom Sofatisch und ließ sich in einen Sessel fallen, dann schaute er skeptisch Kiba und Naruto beim Spielen zu und fing an ihre Herangehensweise zu kritisieren, was ihm einige wütende Antworten einbrachte.
 

Sasuke kam herüber und ließ sich neben uns aufs Sofa fallen. "Wie war euer Shopping Nachmittag?", fragte er.
 

"Erfolgreich!", sagte ich zufrieden. "Und sehr schön noch dazu!" Ich sah aus dem Augenwinkel, wie Hinata Sasuke neugierig beobachtete, als könnte sie nicht ganz glauben, dass er wirklich Interesse an unseren Unternehmungen zeigte.
 

"Was hast du heute gemacht?", fragte ich ihn.
 

"Ich war beim Training, hab ich ein bisschen für Mathe gelernt und bin dann mit meinem Vater in die Firma gefahren", sagte er.
 

"Erwarten deine Eltern, dass du irgendwann euer Unternehmen übernimmst?", fragte Hinata ihn vorsichtig, offenbar immer noch ein wenig verwundert über seine Kommunikationsfreudigkeit.
 

"Ja", sagte er. "Aber das will ich auch, also ist es okay."
 

"Verstehe", sagte Hinata.
 

"Das mit den Erwartungshaltungen kennst du auch gut, nehme ich an?", fragte Sasuke sie. "Ich hab deinen Vater mal getroffen, als ich mit meiner Familie unterwegs war und er scheint wie meiner zu sein."
 

"Jaa", sagte sie ein wenig frustriert. "Nur, dass du diese Erwartungen wahrscheinlich deutlich besser erfüllst, als ich."
 

"Wollen deine Eltern denn auch, dass du euer Unternehmen irgendwann übernimmst?", fragte ich. "Du hast doch gesagt, du möchtest Medizin studieren, oder?"
 

"Ja, will ich auch", sagte sie. "Ich bin einfach nicht der Typ für sowas. Mein Vater hätte wahrscheinlich lieber Sasuke oder Neji als Sohn."
 

"Tja, hat er aber nicht", sagte ich. "Sein Problem, wenn er dich nicht zu schätzen weiß. Ich sehe das vielleicht ein bisschen zu vereinfacht, weil ich in eurer Lage nicht drinstecke aber ihr habt eure Eltern schließlich nicht darum gebeten, dass sie euch in diese Welt setzen. Also schuldet ihr ihnen auch nichts. Ich sage nicht, dass man seinen Eltern nicht etwas Dankbarkeit und Respekt entgegenbringen sollte aber wir haben alle nur dieses eine Leben und man sollte es so verbringen, wie man das selbst für richtig hält."
 

"Sehe ich auch so", sagte Sasuke und Hinata nickte und schaute nachdenklich auf ihre Bierflasche. "Ja, da hast du schon recht."
 

"Und wegen was genau warst du eben von deinen Eltern genervt?", fragte ich Sasuke.
 

Er zuckte mit den Schultern. "Sie gehen jetzt mit Geschäftspartnern essen und wollten ihren perfekten Sohn vorführen. Dann waren sie sauer, dass ich schon was vor hatte und es nicht absagen wollte. Sie scheinen zu denken, dass ich meine Zeit verschwende, wenn ich mich mit meinen Freunden treffe."
 

"Hey, habt ihr das gehört?", lachte Kiba laut, der offenbar beim Spielen mit einem halben Ohr zugehört hatte. "Sasuke hat gerade gesagt, dass wir seine Freunde sind! Du liebst uns also doch, gib es einfach zu."
 

Wir lachten alle und Sasuke verzog verstimmt das Gesicht aber konnte dann doch nicht verhindern, dass er grinsen musste.
 

Als Naruto und Kiba fertig waren mit Spielen, machte Naruto die Playstation aus, setzte sich neben Hinata und verwickelte sie in ein Gespräch und Kiba und Shikamaru fingen an, über ein anderes Spiel zu diskutieren und sahen sich dazu Videos auf Shikamarus Smartphone an.
 

Sasuke nahm sich auch ein Bier vom Tisch, sah sich nach dem Flaschenöffner um und als er feststellte, dass dieser nicht in Reichweite war, nahm er kurzerhand eine weitere Falsche und hebelte seine damit auf.
 

Er hielt mir seine Falsche zum anstoßen hin und sagte: "Auf dich!"
 

Ich lächelte, stieß leicht mit meiner Flasche an seine und sah ihm zu, wie er einen Schluck trank. Wie immer sah er unglaublich umwerfend aus.
 

Sasuke sah kurz zu den anderen hinüber aber die schenkten uns aktuell keine Beachtung. Er strich kurz beiläufig mit der Hand leicht seitlich über meinen Oberschenkel und sagte leise: "Kommst du nachher mit und schläfst bei mir?"
 

Ich warf auch einen schnellen Blick zu den anderen hinüber aber sie waren nach wie vor abgelenkt.
 

"Du kannst wieder was von mir zum schlafen anziehen und eine Zahnbürste hast du ja schon", sagte er leise.
 

Ich sah ihn nachdenklich an. "Willst du das auch, wenn ich dir sage, dass nichts groß laufen wird zwischen uns?", fragte ich. "Das will ich nämlich nicht."
 

Er schnaubte amüsiert. "Keine Angst, ich hatte nicht vor, über dich herzufallen."
 

Ich lächelte. "Dann sehr gerne. Ich wollte bloß, dass keine falschen Erwartungen entstehen." Ich legte zögernd den Kopf schief und fragte: "Aber sind deine Eltern nicht da?"
 

Er zuckte mit den Schultern. "Das kriegen die wahrscheinlich nicht mit und wenn doch kannst du das mir überlassen."
 

"Okay, wie du meinst", sagte ich. Ich strich kurz unauffällig mit meinem Finger über seine Hand, mit der er das Bier hielt, weil sie direkt neben meiner war und ich gut dran kam, ohne mich bewegen und müssen.
 

Dann ging ich rasch ein wenig auf Abstand, weil es an der Tür klopfte und Narutos Vater hereinkam.
 

"Deine Mutter und ich gehen aus", sagte er an Naruto gewandt. "Wir sehen uns dann also morgen."
 

"Alles klar, viel Spaß!", sagte Naruto gut gelaunt und wedelte lässig mit der Hand. Sein Vater lächelte und sagte: "Euch auch, stellt nichts an!" Dann war er wieder verschwunden.
 

"Ich wünschte meine Eltern wären auch so entspannt!", seufzte Kiba.
 

"Wieso, die sind doch in Ordnung", sagte Naruto. "Was meint ihr, wann sollen wir zur Party aufbrechen?"
 

Kiba sah auf die Uhr. "Jetzt ist es kurz vor 10. Gehen wir so in einer halben Stunde."
 

"Wie kommen wir da hin?", fragte ich.
 

"Wir können laufen!", sagte Naruto und nahm sich noch ein Bier. "Ist zu Fuß so 15 Minuten von hier."
 

"Perfekt!", sagte Kiba. "Hoffentlich haben deine Handballfreunde ein paar hübsche Freundinnen!"
 

Naruto lachte. "Kann schon passieren, dass da der Männeranteil überwiegt. Wir müssen also gut auf unsere Ladies aufpassen!"
 

Kiba grinste und Shikamaru sagte: "Also prügeln werd ich mich nicht, das ist mir zu anstrengend, sorry Mädels!"
 

"Kein Problem!", sagte ich lachend. "Wir können schon selbst auf uns aufpassen."
 

"Das beste wird sein, dass wir niemanden werden ertragen müssen, den wir nicht leiden können", sagte Kiba zufrieden. "Ist ja eher unwahrscheinlich, dass wir dort Neji oder Shino treffen, oder?"
 

Naruto stimmte ihm lachend zu und ich beobachtete schmunzelnd Shikamaru, der bestimmt gerne Ino getroffen hätte. Hinata fing meinen Blick auf und ich war sicher, dass sie gerade an das gleiche gedacht hatte. Sie hatte mir nämlich im Café ihren Verdacht mitgeteilt, dass Shikamaru auf Ino stand und ich hatte ihr zugestimmt, da ich ja sogar sicher wusste, dass es so war und es nicht nur vermutete. Wir mussten lachen. Wahrscheinlich fingen wir wegen dem Bier wieder an alles lustig zu finden aber das störte uns nicht und wir beschlossen uns noch eins zu teilen, bis wir losgingen.
 

Naruto hatte Sasuke überredet, eine Runde in irgendeinem Spiel gegen ihn anzutreten und Hinata und ich saßen im Schneidersitz auf der Couch und beobachteten amüsiert, wie Shikamaru und Kiba Naruto anfeuerten, weil sie fanden, dass es Sasuke gut tun würde, wenn er mal in irgendwas verlor. Allerdings wurde ihnen der Wunsch nicht erfüllt, weil es unentschieden endete. Naruto wirkte daraufhin trotzdem so, als hätte er gewonnen und Sasuke schaubte missbilligend, als ob ein Unentschieden für ihn nicht annehmbar wäre.
 

Nachdem wir uns noch eine ganze Weile weiter unterhalten hatten und dann unglaublich lange gebraucht hatten, bis alle ihre Jacken angezogen hatten und nochmal auf Toilette gegangen waren, war es nun schon halb 12 bis wir schließlich unterwegs waren. Aber es schien uns allen egal zu sein, wo wir uns aufhielten, solange wir einfach zusammen waren und Spaß hatten.
 

Hinata hakte ich bei mir ein und flüsterte: "Vielleicht kann Sasuke doch ein bisschen netter sein, als ich dachte."
 

Ich lächelte. "Er hat gefragt, ob ich heute bei ihm übernachte", flüsterte ich. "Und ich hab ja gesagt unter der Bedingung, dass ich NUR übernachte."
 

"Ohhh", sagte Hinata begeistert und setzte flüsternd hinzu. "Du musst mir dann bitte alles erzählen am Sonntag!" Ich kicherte. Warum machte mich Alkohol immer so kindisch?
 

"Was gibt es hier zu tuscheln?", fragte Naruto neugierig, quetschte sich zwischen uns und legte uns jeweils einen Arm um die Schultern.
 

"Nichts!", sagte Hinata grinsend.
 

"Jedenfalls sind wir nun da!", sagte Naruto und deutete mit der Hand, die er auf meiner Schulter liegen hatte auf ein Haus. Da man deutlich Musik hörte und rauchende Leute vor der Haustür standen, hätte ich diesen Hinweis nicht unbedingt gebraucht.
 

"Pass auf", sagte Sasuke an Naruto gewandt, weil er über einen Zweig auf der Straße stolperte und uns damit alle drei ins Staucheln brachte. Aber wir lachten nur, einfach weil es herrlich war sich angetrunken mit Freunden in der Nacht umherzutreiben und sich über nichts Gedanken zu machen.
 

Als wir näher kamen, wurde Naruto offenbar direkt von zwei Leuten aus seinem Handballteam erkannt und unter lautem "Hallo" begrüßt. Er schien bei Ihnen ziemlich beliebt zu sein und einen Moment die Aufmerksamkeit zu genießen.
 

Dann stellte er uns kurz vor und wir gingen rein. Dort wurde Naruto auch sogleich vom Gastgeber entdeckt und wir wurden dann von so vielen Leuten begrüßt, dass ich gar nicht erst versuchte, mir irgendwelche Namen zu merken.
 

"Kennt ihr hier eigentlich jemanden?", fragte ich Kiba und Shikamaru, die gerade zufällig neben mir standen aber Kiba schüttelte den Kopf. "Zumindest nicht richtig. Mal von ner Party wie jetzt."
 

"Auf jeden Fall ist von denen keiner bei uns auf der Schule", sagte Shikamaru. "Kommt wir besorgen uns was zu trinken!"
 

Das taten wir auch und saßen eine Weile alle zusammen im Wohnzimmer, sprachen miteinander und führten Smalltalk mit irgendwelchen anderen Leuten. Ich fühlte mich immer angetrunkener und entschied, dass ich fürs erste aufhören sollte.

Außerdem musste ich auf die Toilette und weil ich Hinata nicht aus ihrem Gespräch mit Naruto reißen wollte, um sie darüber zu informieren, schlüpfte ich geschickt zwischen ihr und Kiba hindurch, der sich mit Shikamaru und Sasuke über irgendetwas unterhielt und machte mich auf die Suche nach einem Badezimmer.

Allerdings bereute ich fast sofort alleine gegangen zu sein, denn ich kam nur bis zum Flur, als ich schon angeflirtet wurde. Ich nutzte die Gelegenheit, um nach dem Weg zum Bad zu fragen. Es war wohl oben, also stieg ich eine Treppe hinauf und wurde schließlich fündig. Als ich wieder raus kam, kam ich auch nicht besonders weit, weil ich zwei ziemlich neugierigenTypen in die Arme lief, die wissen wollten, wie ich hieß und mit wem ich hier war.
 

"Naruto hat nie erwähnt, dass er eine so hübsche Freundin hat!", sagte einer. Und ein anderer legte mir den Arm um die Taille und sagte: "Eine Schande, dass wir jetzt erst deine Bekanntschaft machen!"
 

Ich drehte mich geschickt aus seinem Arm heraus und sagte lächelnd: "Freut mich auch euch kennenzulernen aber ich gehe nun wieder runter!"
 

Sie protestierten enttäuscht und einer schnappte sich meine Hand und sagte im Spaß flehentlich: "Oh bitte verlass uns nicht, du wunderschöne Frau!"
 

Ich zog ihm meine Hand weg. Sie schienen bereits ziemlich betrunken zu sein und langsam fingen sie an mich zu nerven.
 

Ich wollte auf die Treppe zugehen aber einer von ihnen stellte sich mir in den Weg und fragte: "Hast du einen Freund?"
 

"Ich weiß nicht, was das zur Sache tun sollte. Jedenfalls gehe ich jetzt wieder runter, gehst du bitte mal kurz zur Seite, damit ich vorbei kann?", sagte ich freundlich aber bestimmt.
 

"Okay, wir gehen alle zusammen runter in die Küche und holen dir was zu trinken. Das geht ja nicht, dass du nichts hast!"
 

Er schnappte sich mein Handgelenk, um mich mitzuziehen, wandte sich zur Treppe und weil ich keine Lust hatte zu stolpern, ließ ich mich mitziehen, da ich Sorge hatte, sonst die Treppe runterzufallen. So ganz sicher auf den Beinen fühlte ich mich nämlich nicht mehr und Absatzschuhe auf einer Treppe waren eh immer eine wackelige Angelegenheit. Unten wollte ich gerade meine Hand weg ziehen aber der Griff dieses Typen war ziemlich fest und sie buxierten mich einen Meter weiter durch die nächste Tür, sodass wir uns nun wirklich in der Küche befanden.
 

Hier ließ er mich endlich los. "Was willst du trinken?", fragte mich einer von ihnen motiviert und zählte diverse Optionen auf.
 

"Das ist nett von euch aber ich mache ne kurze Pause, ich will gerade nichts!", sagte ich.
 

"Och komm, das ist ne Party, da kannst du nicht ohne Getränk sein!", sagte der andere. Sie schienen in ihrem betrunkenen Zustand gar nicht richtig zu bemerken, dass sie mich etwas belästigten.
 

"Sie hat gesagt, sie will nichts", hörte ich Sasuke hinter mir kühl sagen und als ich mich umdrehte, sah ich, wie er mit verschränkten Armen im Türrahmen lehnte.
 

"Wer bist du denn?", fragte einer der beiden verärgert. "Sie kann ja wohl selbst entscheiden, was sie will!"
 

Sasuke sah den Typen verächtlich an und sagte: "Das hat sie. Ihr hört ihr bloß nicht zu."
 

"Alter, was willst du denn?", sagte der andere wütend.
 

Sasuke ignorierte ihn. Er streckte mir die Hand entgegen. "Komm her."
 

Ich fühlte mich hin und her gerissen zwischen Dankbarkeit und Ärger, weil ich damit auch alleine fertig geworden wäre aber trotzdem ging ich auf Sasuke zu. Sobald ich nah genug war, legte er mir den Arm um die Schultern und schob mich aus der Küche.
 

"Hey, bist du ihr Freund oder was?", rief einer von ihnen uns hinterher aber weder ich noch Sasuke drehten uns nochmal um.
 

Ich schob Sasukes Arm weg. "Danke für die Rettung", sagte ich aber ich musste mich dazu überwinden und deshalb klang es etwas unterkühlt.
 

Er warf mir einen prüfenden Blick zu. "Was hast du erwartet, wenn du hier alleine rumläufst?"
 

Ich sah ihn kurz ziemlich verärgert an und sagte nichts.
 

Er packte mich an der Schulter und drehte mich zu sich herum. "Was?", fragte er leicht gereizt.
 

Ich schob wieder seine Hand von meiner Schulter. "Wieso bin ich jetzt schuld daran?", fragte ich ärgerlich.
 

"Bist du nicht", sagte er. "Ich sage bloß, dass das nicht anders zu erwarten war, so wie du nun mal aussiehst und bei dem Alkoholpegel hier."
 

"Trotzdem ist es nicht so, dass irgendwas passiert wäre oder es nötig gewesen wäre, dass du mir hilfst!", sagte ich. "Die waren einfach nur betrunken und etwas aufdringlich. Ich bin es gewohnt, sowas passiert mir ständig und ich kann schon einschätzen, ob das noch eine normale Situation ist. Bei Leuten wie denen muss man einfach 5 mal höflich und deutlich sagen, dass man jetzt wieder geht und dann akzeptieren sie das auch irgendwann. Sie versuchen ein paar Mal es zu überhören aber das ist auch schon alles."
 

Weil sich die ganze Zeit Leute im Flur an uns vorbeiquetschten und wir einander wegen der Musik kaum verstehen konnten, machte ich einen Schritt zurück in den Raum hinter mir. Er war leer.

Sasuke folgte mir sofort und gab der Tür einen ziemlich harten Stoß, sodass sie zu fiel. Fast augenblicklich wurde es dunkel aber nach ein paar Sekunden reichten das Licht, das von draußen durchs Fenster fiel und der Lichtschein unter der Tür aus, um sehen zu können, weil meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
 

"Mir reicht das, was passiert ist, ehrlich gesagt", sagte er kühl. "Sie haben dich angefasst."
 

"Ja, am Handgelenk!", sagte ich genervt. "Sehr dramatisch!"
 

"Und das?", fragte er und legte mir den Arm um die Taille, wie einer der beiden es oben an der Treppe getan hatte. Sasuke hatte es offenbar gesehen. "War das für dich auch nicht dramatisch?"
 

Ich zog mich aus seinem Griff und drückte mit der Hand gegen seine Brust, um ihn ein Stück wegzuschieben. "Nein!", sagte ich ärgerlich. "Das war übergriffig und hat mich gestört. Aber wie du dann ja wahrscheinlich auch gesehen hast, konnte ich diese Berührung schnell unterbinden. Und zwar ohne gleich aggressiv zu werden!"
 

Er lachte bitter. "Das würde bei dir auch nicht viel bringen. Bei mir funktioniert es immerhin."
 

"Kannst du nicht einfach akzeptieren, dass ich meine eigene Art habe, mit sowas umzugehen?", fragte ich ihn wütend. "Du bist doch nur sauer, weil es dir nicht gefällt, wenn mich jemand anfasst. Nicht, weil du das wirklich für eine gefährliche Situation gehalten hast!"
 

Er schwieg einen Moment. Dann machte er plötzlich einen Schritt auf mich zu aber ich wich zurück. Dabei stieß ich mit dem Rücken gegen die Seite eines großen Kleiderschranks, der neben der Tür stand.
 

"Gib es zu!", sagte ich wütend und schob seine Hand weg, als er sie nach mir ausstreckte.
 

"Vielleicht", zischte er verärgert. "Ja, vielleicht mag ich es nicht zu sehen, wie dich jemand anfasst! Ist das so schlimm?" Er streckte wieder die Hand nach meinem Gesicht aus und als ich sie wieder wegschieben wollte, packte er mit seiner anderen Hand blitzschnell mein Handgelenk, sodass ich ihn nicht aufhalten konnte. Mit seiner freien Hand strich er seitlich an meinem Hals entlang.
 

"Hör auf!", sagte ich wütend aber er ließ bloß mein Handgelenk los und schlang seinen Arm um meine Taille. Mit einem Ruck zog er mich an sich, griff mit seiner Hand in meinen Nacken und küsste mich dann einfach. In mir waren so widerstreitende Gefühle, dass ich einen Moment gar nichts tun konnte. Mein Körper fand seine Berührung aufregend und wollte sie aber ich war auch wütend auf ihn und sein übergriffiges Verhalten. Trotzdem genoss ich es, seine Kraft und sein Verlangen zu fühlen. Aber nur für ein paar Sekunden. Dann riss ich mich zusammen und drücke mit beiden Händen so dolle ich konnte gegen seine Schultern, um ihn weg zu schieben. Das hatte absolut gar keinen Effekt. Einen kurzen Moment ignorierte er es einfach, wie um mir zu zeigen, dass ich rein gar nichts tun konnte, solange er mich festhalten wollte. Dann ließ er mich los und ließ es zu, dass ich ihn ein Stück von mir weg stieß. Und weil ich über diese blöde Machtdemonstration nun richtig sauer war, scheuerte ich ihm eine.
 

Kurz darauf, als das Brennen auf meiner Handfläche einsetzte und mir klar wurde, dass seine Wange nun genauso brannte, tat es mir schon wieder leid.
 

Einen Moment standen wir einfach da und sahen uns an.
 

"Tut mir leid", hauchte ich.
 

Er schwieg einen Moment. "Nein, mir tut es leid", sagte er schließlich. "Ich hatte es verdient."
 

"Oh...okay", sagte ich überrascht und erfreut. "Danke." Ich senkte rasch meine Hand wieder.
 

Er atmete einmal frustriert aus. "Ich hätte nicht so viel trinken sollen!", sagte er.
 

"Hast du?", fragte ich verwirrt. "Du wirkst gar nicht so betrunken."
 

"Das täuscht", sagte er. "Ich fühle mich schon ziemlich betrunken." Er schwieg kurz, dann fügte er hinzu: "Das ist natürlich keine Rechtfertigung, das ist mir bewusst."
 

"Schon okay", sagte ich mit einem leichten Lächeln, weil mir immer noch deutlich bewusst war, dass es mir eigentlich gefallen hatte. Ich war bloß gerade zu verärgert dafür gewesen.
 

Ich machte einen Schritt auf ihn zu. "Tut es sehr weh?", fragte ich und wollte seine Wange berühren. Meine Handfläche brannte immer noch.
 

Aber er packte mein Handgelenk, zog meine Hand weg, bevor ich ihn berühren konnte und sagte: "Kommst du trotzdem nachher mit und schläfst bei mir?" Offenbar interessierte ihn das mehr als seine brennende Wange.
 

"Ja", sagte ich leise und er sah erleichtert aus.
 

"Sasuke?"
 

"Was?"
 

"Du tust mir weh." Ich zog leicht an meinem Arm und er ließ schnell mein Handgelenk los. Sein Griff war ziemlich fest gewesen.
 

Einen Moment standen wir einfach nur im Dunkeln und sahen uns an.
 

Dann musste ich plötzlich anfangen zu lachen.
 

"Du bist total verrückt!", sagte er und musste grinsen.
 

"Das sagt ja der Richtige!", sagte ich lachend.
 

Dann ging die Tür auf, jemand kam herein und sagte, als er uns sah: "Oh sorry!"
 

"Nein, schon gut!", sagte ich rasch und nahm Sasukes Hand, um ihn zur Tür mitzuziehen. "Wir haben nur geredet." Ich musste mir wieder das Lachen verkneifen, als ich daran dachte, dass das eigentlich

nicht stimmte. Ich hörte wie Sasuke hinter mir amüsiert schnaubte.
 

"Gehen wir zurück zu den anderen!", sagte ich zu ihm.
 

"Ja."

Beziehung

"Was war denn das eben für ein plötzlicher Abgang?", fragte Shikamaru Sasuke, als wir wieder bei den anderen ankamen.
 

Ich hatte Sasukes Hand losgelassen, als wir in Sichtweite der anderen gekommen waren und setzte mich nun neben Hinata. "Ich war auf der Toilette", sagte ich auf ihren fragenden Blick hin.
 

"Mich mitten im Satz einfach stehen zu lassen und kommentarlos zu gehen ist selbst für dich ne ziemlich heftige Aktion!", fuhr Shikamaru verärgert fort.
 

Sasuke stellte sich wieder neben Shikamaru, der mit Kiba neben dem Sofa stand auf dem Naruto, Hinata und ich saßen und sagte emotionslos: "Sorry."
 

"Ist das alles?", fragte Shikamaru verärgert.
 

"Ja", sagte Sasuke unbeeindruckt.
 

Kiba sah neugierig zwischen Sasuke und mir hin und her und da Shikamaru zwar faul aber nicht auf den Kopf gefallen war, bemerkte er es, obwohl er auch ziemlich angetrunken war. "Hab ich irgendwas verpasst?", fragte er und blickte in die Runde. "Läuft da was zwischen euch?", fuhr er fort und deutete auf Sasuke und mich.
 

"Ehm", sagte ich, weil alle, Sasuke eingeschlossen, mich ansahen. Ich warf Sasuke einen schnellen Blick zu. Er stand da, die Hände in den Hosentaschen und zog leicht eine Augenbraue hoch.
 

"Also...", sagte ich verlegen. "Schon irgendwie." Ich blickte wieder zu Sasuke und alle anderen ebenfalls, weil sie wohl auch seine Reaktion darauf sehen wollten.
 

Er sah mich nur weiterhin an und Shikamaru sagte an Sasuke gewandt: "Ernsthaft?"
 

Sasuke blickte ihn an. "Hast du ein Problem damit?"
 

Shikamaru sah verdutzt aus und sagte: "Ich bin nur überrascht." Er sah die anderen an. "Wusstet ihr davon?"
 

"Ich wusste nur, dass Sasuke darauf aus war", sagte Naruto schulterzuckend.
 

"Ich hab sie vor ein paar Tagen zusammen zur Schule kommen sehen aber da waren sie wohl noch dabei rauszufinden, ob es was Ernsthaftes ist", sagte Kiba grinsend. "Also, wie ist da jetzt der Stand der Dinge? Seid ihr richtig zusammen oder fahrt ihr einfach nur ein bisschen aufeinander ab, weil ihr beide so attraktiv seid?"
 

"Das reicht jetzt", sagte Sasuke, nachdem er mir einen Blick zugeworfen hatte.
 

"Ich wüsste das eigentlich auch gerne", meldete Naruto sich zu Wort.
 

"Jetzt lasst sie doch in Ruhe", sagte Hinata. "Offenbar haben Sakura und Sasuke noch nicht richtig darüber gesprochen."
 

Ich empfand in diesem Moment tiefe Dankbarkeit für Hinata und lächelte sie kurz an, was sie erwiderte. Trotzdem war mir die ganze Situation irgendwie total unangenehm, es gefiel mir gar nicht, dass das plötzlich so ein Thema geworden war.
 

"Ich hole mir noch was zu trinken!", sagte ich, weil mir nichts besseres einfiel, um abzulenken und kurz wegzukommen. Ich stand auf, schlüpfte rasch zwischen zwei Leuten hindurch, die im Weg standen und machte mich auf in Richtung Küche. Vielleicht wäre es wirklich nicht schlecht noch was zu trinken. Irgendwie war mir jetzt danach.
 

Ich nahm wahr, dass Sasuke mir folgte aber fühlte mich schon wieder zu überfordert, um mich mit ihm zu beschäftigen, also ging ich einfach weiter.
 

In der Küche war es fast leer aber drei Typen standen an dem Tisch mit den Getränken und mischten sich irgendwas.
 

"Willst du auch einen?", fragte mich einer und ich nickte. Er schüttete irgendeinen Alkohol in einen Becher, mischte ihn mit Cola und hielt mir den Becher hin. Ich nahm ihn und trank einen Schluck.
 

"Du auch?", fragte er an Sasuke gewandt, der sich gerade mit verschränkten Armen an die Anrichte lehnte und mich beobachtete.
 

"Nein", sagte Sasuke und fixierte mich weiter.
 

Ich stellte den Becher weg und drehte mich zu ihm um.
 

"Was?", fragte ich.
 

"Ich würde das übrigens auch gerne wissen", sagte er. "Was ist das mit uns für dich?"
 

Ich blickte zur Seite. Wieso fühlte ich mich eigentlich immer so überfordert? Weil ich einfach Angst hatte, dass sich irgendwas änderte und mein momentaner Zustand des Glücklichseins wieder verschwand? Ich warf einen Blick zu den Typen neben mir, sie beobachten uns ziemlich interessiert.
 

"Müssen wir jetzt darüber reden?", fragte ich und sah Sasuke wieder an.
 

Sasuke sah ebenfalls zu den Jungs hinüber und sagte: "Das ist hier kein Unterhaltungsprogramm für euch."
 

"Hä?", sagte der, der mir das Getränk gegeben hatte. "Du bist doch hier reingekommen und hast damit angefangen. Wir waren ja wohl zuerst hier."
 

Sasuke verengte die Augen. "Aber ihr habt ja jetzt eure Getränke, also wie wäre es, wenn ihr euch wo anders hin verzieht?"
 

"Was bist du denn für ein Arsch?", fragte ein anderer wütend. "Lass es nicht an uns aus, dass sie sich offenbar nicht sicher ist, was das mit euch ist. Wenn du immer so bist, wundert mich das gar nicht!"
 

"Wie bitte?", sagte Sasuke leise und drohend und machte einen Schritt auf ihn zu.
 

"Okay, stopp!", sagte ich laut. "Hör auf damit, Sasuke!"
 

"Komm wir gehen!", sagte der Typ, der bisher nichts gesagt hatte. "Das ist doch bescheuert." Er machte einen Schritt in Richtung Tür und sein Freund folgte ihm. Der Dritte sah mich an und sagte: "Bist du sicher, dass du alleine mit ihm hier bleiben willst? Komm doch mit uns mit." Er grinste.
 

Sasuke machte einen weiteren Schritt auf den Kerl zu und ich trat rasch zwischen sie und sagte wütend zu Sasuke: "Du sollst aufhören!"
 

"Komm jetzt!", sagte der Typ, der schon auf dem Weg zur Tür gewesen war, zu seinem Freund und mit einem letzten wütenden Blick auf Sasuke, folgte er seinen Kumpels schließlich zur Tür. Dort drehte er sich nochmal zu mir um und grinste: "Bis später, Süße!"
 

Dann waren sie verschwunden. Ich sah Sasuke an.
 

"Was sollte das?", frage ich.
 

Er steckte wieder die Hände in die Hosentaschen und musterte mich. "Was ist das mit uns für dich?", wiederholte er seine Frage, ohne auf meine einzugehen.
 

"Naja, ich...", setzte ich an, strich meine Haare zurück und blickte dann auf meine Hände, weil das leichter war, als ihn anzusehen.
 

Er wartete aber mein Kopf fühlte ich seltsam leer an und ich schwieg.
 

"Bist du dir nicht sicher, ob du mich magst oder hast du bloß Angst vor irgendwas?", fragte er.
 

"Letzteres", sagte ich leise, nachdem ich einen Moment geschwiegen hatte.
 

Er kam einen Schritt auf mich zu, bis er dicht vor mir stand. "Sieh mich an", sagte er.
 

Ich atmete einmal gepresst aus und sah an die Wand hinter ihm. Ich fühlte mich zu gar nichts in der Lage. Ich fühlte nur Überforderung. Und hatte Angst. Vor Einsamkeit. Davor, dass meine Illusion vom Glück einfach wieder kaputt gehen würde.
 

"Sieh mich an", wiederholte er und ich schaffte es, mir einen Ruck zu geben und ihm ins Gesicht zu sehen. Sein Blick war sanft aber so intensiv, dass mir wieder leicht schwindelig wurde. Vielleicht lag es auch am Alkohol.
 

"Ich will keine Affäre mit dir", sagte er deutlich. "Ich will mit dir zusammen sein."
 

Ich fühlte, wie ein Glücksgefühl mich durchströhmte und ich wusste, dass ich jetzt etwas sagen musste. Ich wollte sogar etwas sagen. Aber mein Kopf fühlte sich immer noch leer an.
 

"Ich will jetzt was von dir dazu hören!", teilte er mir mit. "Willst du mit mir zusammen sein?"
 

Ich sah wieder zu Boden und sagte dann leise: "Ja."
 

Er griff nach meinem Kiefer und zwang mich, ihn wieder anzusehen. "Sag es richtig, wenn du dir sicher bist!"
 

Ich schob seine Hand weg. "Ja!", sagte ich wütend. "Ich will mir dir zusammen sein."
 

Kurz konnte ich Erleichterung in seinem Gesicht erkennen, dann war seine Miene wieder neutral.
 

"War das so schwer?"
 

"Ich habe einfach Angst, dass es nicht funktoniert mit uns und dann alles kaputt geht. Mit uns, mit den anderen und allem!", sagte ich und sah ihn leicht verzweifelt an.
 

"Das wird nicht passieren", sagte er ruhig und entschieden. "Es wird funktionieren. Ich werde dafür sorgen, dass es funktioniert, Sakura."
 

Ich sah ihn an und fühlte Dankbarkeit, dass er es schaffte, so viel Sicherheit auszustrahlen, wenn ich mich so verunsichert fühlte. Dann hatte ich das Gefühl, wieder handlungsfähig zu sein. Ich machte einen Schritt auf ihn zu, schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn. Ich wollte so sehr, dass er recht hatte und es mit uns funktionieren würde. Ich wollte so sehr, dass wir ein Team sein konnten, dass wir zusammen sein konnten.
 

Sofort legte er seine Arme um mich, zog mich noch enger an sich heran und erwiderte den Kuss mit einer Intensität, die wieder ein seltsames kribbelndes Gefühl in meinem Bauch auslöste. Er fuhr mit seiner Hand durch meine Haare und ließ sie dann an meinem Hinterkopf, während er mich mit dem anderen Arm immer noch festhielt.
 

Dann kam eine Gruppe Leute in die Küche und ich unterbrach den Kuss und drückte gegen seine Schultern. Er ließ mich etwas widerwillig los. Ich hatte für einen kurzen Moment völlig vergessen, dass wir nicht alleine waren.
 

Ich warf ihm einen Blick zu und lächelte verlegen. Er sah ziemlich zufrieden aus.
 

"Hier", sagte er, nahm den Becher mit meinem Getränk von der Anrichte und gab ihn mir. Dann nahm er meine Hand und zog mich hinter sich her, aus der Küche und zurück zu den anderen. Während ich hinter ihm her lief und seine Hand hielt, hatte ich das Gefühl mich jetzt bereit dafür zu fühlen. Zumindest einigermaßen.
 

Als wir wieder bei den anderen ankamen und Sasuke immer noch meine Hand hielt, sahen sie uns alle interessiert an.
 

"Das habt ihr jetzt aber schnell geklärt!", sagte Kiba mit einem Blick auf unsere Hände. Shikamaru schnaubte amüsiert und skeptisch zugleich und Naruto sagte: "War ja klar, dass du wieder alles kriegst, was du willst, du Mistkerl." Aber es klang nach einem Scherz und er grinste. Sasuke sah nach wie vor ziemlich selbstzufrieden aus.
 

Hinata suchte meinen Blick und als ich sie verlegen anlächelte, strahlte sie zurück.
 

"Ich hoffe, du verbockst das nicht", sagte Shikamaru zu Sasuke.
 

"Hab ich nicht vor", sagte er.
 

"Also darauf muss ich jetzt erstmal eine rauchen!", sagte Shikamaru. "Kommt jemand mit raus?"
 

"Ich", sagte Sasuke und ließ meine Hand los. Vielleicht weil er auch rauchen wollte, oder weil er wollte, dass Shikamaru wieder besänftigt war.
 

"Lasst Sakura nicht alleine rumlaufen", sagte er zu Naruto und Kiba. "Die kommt hier keine zwei Meter weit, ohne angeflirtet zu werden."
 

Naruto und Kiba grinsten aber ich warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. "Vergiss es!", sagte ich und wich ihm aus, als er versuchte mich zu küssen. Ich musste ihn für sein Gehabe ja nicht noch belohnen. "Bis später, Prinzessin!", raunte er mir ins Ohr und dann zog er mit Shikamaru ab.
 

"Worauf habe ich mich da eingelassen...", sagte ich und Naruto und Kiba fingen an zu lachen.
 

"Ich muss auch auf Toilette!", sagte Hinata und stand auf.
 

"Ich zeig dir wo das Bad ist!", sagte ich gut gelaunt. "Und ihr bleibt hier!", sagte ich, da Kiba und Naruto einen Blick tauschten. "Wir lassen uns nicht von Sasuke herumkommandieren!"
 

"Recht hat sie!", sagte Kiba und verschränkte die Arme hinter dem Kopf und setzte sich gemütlich auf der Couch zurecht. Naruto grinste.
 

"Wie findest du den Abend?", fragte ich Hinata, als sie wieder aus dem Bad gekommen war und wir uns auf die Treppenstufen im Flur gesetzt hatten, um etwas zu zweit zu sein.
 

"Ziemlich gut!", sagte sie. "Ich würde sagen, es läuft für uns beide super, ich habe nämlich eine Art Date mit Naruto."
 

"Was?", fragte ich neugierig. "Erzähl!"
 

Sie lachte. "Naja, wir haben geredet, über irgendwas, dann kamen wir auf Essen, dann auf Nudelsuppe und er meinte er habe schon wieder extrem Lust drauf. Und ich meinte, wir könnten ja alle morgen Ramen essen gehen. Er meinte aber wir könnten ja auch mal was zu zweit machen, als tun wir das nun morgen."
 

"Bist du aufgeregt?", fragte ich begeistert.
 

"Ja und nein!", sagte sie. "Ich mache mir keine Sorgen und bin sicher es wird einfach gut aber ein bisschen aufgeregt bin ich trotzdem!"
 

"Das klingt nach der richtigen Mischung!", sagte ich lachend.
 

"Hey, ich muss da mal durch!", sagte ein Mädchen, das extrem betrunken wirkte und wir rutschten schnell ein Stück zur Seite, damit sie die Treppe hochgehen konnte.
 

Ich sah auf mein Smartphone, um auf die Uhr zu schauen. Es war fünf nach drei. Ich hatte das Alkohol Cola Gemisch zusammen mit Hinata leer getrunken und hatte nun genug. Dann konnte das Betrunkenheitsgefühl bis zum Schlafen wieder abflauen. Hinata war gerade mit ihrem Smartphone zu Gange und ich legte müde die Arme auf meine Knie und die Stirn darauf.
 

"Hey", hörte ich Sasukes Stimme.
 

Als ich auf sah, stand Sasuke mit Shikamaru neben der Treppe. Sie hatten noch ihre Jacken an und waren wohl eben erst von draußen wieder reingekommen.
 

"Müde?", fragte Sasuke mich. Er wirkte vollkommen nüchtern. Entweder war er es schon wieder oder er konnte sich wirklich extrem gut zusammenreißen.
 

"Ja, ein bisschen", sagte ich und stand auf, um die zwei Stufen zu ihm runter zu kommen.
 

Hinata folgte mir und sagte, sie würde wieder zu den anderen gehen. Shikamaru ging ihr hinterher.
 

"Ist er wieder besänftigt?", fragte ich und sah ihnen nach.
 

"Draußen um die Ecke war ein Automat, ich hab ihm neue Zigaretten gekauft", sagte Sasuke grinsend. "Außerdem verspricht er sich Fortschritte bei Ino, weil ich jetzt nicht mehr zu haben bin."
 

Ich lachte. "Dann hast du ja nochmal Glück gehabt."
 

Ich unterdrückte ein Gähnen.
 

"Sollen wir gehen?", fragte Sasuke und strich mir eine Haarsträhne nach hinten.
 

"Wie du willst", sagte ich. "Ich muss nicht mehr bleiben."
 

"Dann gehen wir", sagte er. "Ich bin auch müde."
 

Also holten wir meinen Mantel bei der Gaderobe und gingen dann zu den anderen, um uns zu verabschieden.
 

"Jemand aus meinem Team hat sich über so einen schwarzhaarigen Mistkerl beschwert!", begrüßte uns Naruto halb ärgerlich und halb lachend. "Weißt du da irgendwas drüber, Sasuke?"
 

"Kann sein", sagte Sasuke gleichgültig. "Sakura und ich machen uns auf den Nachhauseweg."
 

"Jo, macht mal, wir bleiben noch kurz, oder?", fragte Kiba in die Runde.
 

"Ja, vielleicht noch ne halbe Stunde oder so!", sagte Naruto. "Dann bis morgen oder Montag!"
 

Ich umarmte Hinata, Naruto, Kiba und Shikamaru zum Abschied und dann gingen wir Richtung Haustür. Langsam wurde es auch schon etwas leerer. Die Kühle draußen ließ meinen Kopf sofort deutlich klarer werden. In der Einfahrt standen ein paar Leute herum und lachten über irgendwas.
 

"Ich hab per App ein Taxi gerufen", sagte Sasuke und steckte sein Smartphone wieder in seine Jacke. "Ist in 3 Minuten da."
 

"Oh super!", sagte ich und klappte den Mantelkragen hoch, weil der Wind sich ein bisschen eisig anfühlte.
 

"Komm her", sagte Sasuke, legte den Arm um meine Schultern und zog mich an sich. So war es tatsächlich etwas wärmer. Ich lehnte den Kopf gegen seine Schulter und dachte daran, wie schön es war heute nicht nach Hause zu kommen und alleine in meinem stillen, dunklen, kleinen Appartment zu sein. Es tat so gut hier mit ihm zu stehen, seine Wärme zu spüren und zu wissen, dass ich bis morgen in seiner Nähe sein konnte.
 

"Da ist unser Taxi", sagte Sasuke und ich schreckte aus meinen Gedanken. Er ließ mich los, ging darauf zu, öffnete die Tür und sprach kurz mit dem Fahrer, vermutlich um zu sehen, ob das Taxi wirklich für uns war. Offenbar war dem so, denn Sasuke schloss die Tür vorne wieder und hielt mir die hintere auf, sodass ich einsteigen konnte.
 

"Hallo", sagte ich freundlich zu dem Fahrer, der mich ebenfalls höflich begrüßte. Sasuke setzte sich neben mich auf die Rückbank.
 

"Die Ziel Addresse aus der App stimmt?", fragte der Fahrer und deutete auf sein Navi. "Ja, genau", sagte Sasuke, nachdem er sich kurz vorgebeugt hatte, um es zu überprüfen.
 

"Alles klar, dann los", sagte der Mann und fuhr auf die Straße. "Hatten Sie einen netten Abend?", fragte er und blickte uns im Rückspiegel an. "Sie waren bestimmt auf einer Party, nicht wahr?"
 

"Ja, war ganz nett!", sagte Sasuke. "Wie war ihr Abend? War viel los?"
 

Ich beobachtete Sasuke und wie die vorbeihuschenden bunten Lichter der Ampeln und Autos sein Gesicht und seine Haare beleuchteten. Irgendwie fand ich es angenehm, dass er sich ein wenig mit dem Taxifahrer unterhielt, damit hätte ich gar nicht gerechnet. Ich war mir meiner privilegierten Situation momentan sehr bewusst, ich konnte hier einfach in Ruhe im Warmen sitzen und müde sein und Sasuke regelte alles und es gab nichtmal ein unangenehmes Schweigen.
 

"Klingt tatsächlich total verrückt", kommentierte Sasuke die Erzählung des Taxifahrers von einem seltsamen Fahrgast, den der Mann heute gehabt hatte.
 

"Ja, da sind mir zwei höfliche junge Leute wie Sie beide wirklich lieber!", sagte der Mann lachend. "So, da wären wir, richtig?", setzte er hinzu und hielt am Straßenrand vor dem Tor zu der Villa der Uchihas. "Mannomann, hier wohnen Sie?"
 

Ich lachte und sagte. "Nur er, ich lebe in einer winzigen Wohnung und und bin auch immer wieder beeindruckt. "
 

"Ja, wirklich beeindruckend!", sagte der Taxifahrer. "Naja jedenfalls, das macht 22 Euro bitte."
 

Sasuke hielt ihm einen 50 Euro Schein hin. "Stimmt so", sagte er und stieg aus, bevor der Mann richtig darauf reagieren konnte.
 

"Vielen Dank!", sagte ich und stieg ebenfalls aus. Als der Taxifahrer wegfuhr, sah er richtig gut gelaunt aus.
 

"30 EUR Trinkgeld?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.
 

"Der Mann schien nen harten Tag gehabt zu haben und war ganz nett", sagte Sasuke schulterzuckend. Er sah mich zufrieden an. "Außerdem habe ich heute gute Laune." Ich lächelte.
 

Sasuke öffnete das Tor und hielt es für mich auf. Auf dem Weg die Einfahrt hinauf zur Haustür fragte ich: "Meinst du echt, dass deine Eltern nicht mitkriegen, dass ich bei dir übernachte?"
 

"Wahrscheinlich nicht", sagte er. "Die sind meistens mit sich beschäftigt und lassen mich in Ruhe. Aber wir sollten ein bisschen leise sein."
 

"Hatte ich vor", flüsterte ich und gab mir Mühe kein Geräusch zu machen, als ich den Flur betrat. Ich zog meine Schuhe aus und nahm sie in die Hand, um sie mit in Sasukes Zimmer zu nehmen.
 

"Ich hole noch eine Flasche Wasser", sagte er leise und verschwand in der Küche. Als er zurück kam, nickte er in Richtung Treppe und ich folgte ihm hinauf und in den Seitenflügel, in dem sein Zimmer lag.
 

In seinem Zimmer angekommen fühlte ich mich etwas sicherer und weniger wie ein Eindringling. Ich stellte meine Schuhe neben seiner Tür ab, legte meinen Mantel und meine Tasche auf einen Sessel und drehte mich zu ihm um. Sasuke hatte in der Zwischenzeit die Tür geschlossen und den Schlüssel im Schloss umgedreht. Das bewirkte jedoch nicht, dass ich mich eingesperrt fühlte sondern nur, dass ich mich noch wohler fühlte, weil niemand hereinkommen konnte. Irgendwie war ich nämlich sicher, dass es Sasukes Eltern nicht sonderlich gefallen würde, mich hier zu finden.
 

Er schmiss seine Jacke ebenfalls auf den Sessel, ging auf mich zu, nahm mein Gesicht in beide Hände und küsste mich.
 

Einen Moment gab ich mich ihm hin, dann zog ich mich los. "Nur übernachten war abgemacht."
 

"Ich weiß, keine Sorge!", sagte er und gab mir trotzdem noch einen Kuss. "Ich wollte bloß kurz genießen, dass ich dich hier habe und du mir ausgeliefert bist."
 

Ich schnaubte amüsiert und schob ihn ein Stück weg von mir. Er ließ es zu und sagte dann: "Willst du zuerst ins Bad?"
 

"Ja, danke."
 

"Ich suche dir was zum Anziehen!", sagte er und ging zu seinem Schrank.
 

Als er schließlich auch im Bad fertig war und wieder in sein Zimmer kam, saß ich auf dem Teppich vor seinem Fenster, das bis zum Boden reichte und betrachtete den Garten im Mondschein.
 

"Das sieht so herrlich friedlich aus", sagte ich leise.
 

Er kam zu mir herüber, hockte dich neben mich und schaute auch nach draußen. Dann musterte er mich.
 

"Und du siehst selbst in diesen zu großen Klamotten unglaublich heiß aus", sagte er leise. "Nicht schreien", fügte er hinzu und ich schaute ihn verwirrt an. Eine Sekunde später hatte er mich schon hochgehoben und trug mich die paar Schritte zum Bett.
 

"Hey!", sagte ich erschrocken aber er warf mich aufs Bett und bevor ich etwas tun konnte, war er über mir und küsste mich auf eine Art, die mich fast dazu brachte, meine guten Vorsätze zu vergessen. Er strich mit seinen Händen über meinen Körper und ich merkte, dass ich mich nun sofort zusammenreißen musste, weil ich es sonst nicht mehr können würde. Als er mir kurz die Gelegenheit gab Luft zu holen, sagte ich warnend: "Sasuke..."
 

"Ich weiß!", sagte er und rollte sich zur Seite, sodass er nun neben mir auf dem Rücken lag. Er wandte mir das Gesicht zu und ich musste lächeln, weil er so glücklich aussah. Ich war es gar nicht gewohnt ihn so zu sehen, weil er meistens seine neutrale Miene aufgesetzt hatte und einfach nur überheblich wirkte. Wir bewegten beide im gleichen Moment unsere Hand, um die des anderen zu nehmen und mussten lachen.
 

Eine Weile sahen wir einander einfach nur an.
 

Irgendwann sagte ich: "Ich bin glücklich, dass ich hier bei dir sein kann. Es ist schön, sich nicht einsam zu fühlen. Und damit meine ich nicht, einfach nur Gesellschaft zu haben. Denn manchmal fühle ich mich auch in Gesellschaft einsam. Wenn ich bei dir bin, ist das nicht so."
 

Er schwieg einen kurzen Moment und sagte dann: "Auch auf die Gefahr hin, dass ich mit dieser Aussage an Coolness einbüße: Ich bin genauso froh, mich mal nicht alleine zu fühlen. Manchmal ist die Stille in diesem Haus erdrückend. Und selbst wenn meine Eltern oder die Angestellten da sind, fühlt es sich nicht viel besser an."
 

"Ich weiß", sagte ich lächelnd und verstärkte meinen Griff um seine Hand. "Danke, dass du es mir erzählst."
 

"Ich dachte mir, dass du das verstehst", sagte er leise.
 

"Ja", sagte ich und strich mit den Fingern meiner freien Hand ganz sachte über seinen Arm.
 

Ich merkte plötzlich, wie unendlich müde ich war. "Ich glaube, ich kann jetzt nicht mehr wach bleiben", sagte ich leise.
 

Er richtete sich auf, hob seine Decke an, legte sich darunter und hielt seine Arme auf, weil ich zu ihm kommen sollte. Ich kroch ebenfalls unter seine Decke und folgte der Aufforderung. Er schloss mich fest in die Arme und ich legte meine Stirn an seine Brust. Er war so herrlich warm und ich konnte mich nicht erinnern mich jemals so sicher und wohl gefühlt zu haben.
 

"Schlaf gut, Sasuke", murmelte ich.
 

"Du auch."

Reaktionen

Es dauerte eine ganze Weile, bis ich aus meinem wohligen Halbschlaf richtig erwachte, denn eine lange Zeit lag ich noch da und fühlte mich einfach gut. Dann wurde mir irgendwann bewusst, dass ich extrem durstig war und dieser ziemlich pragmatische Gedanke sorgte dafür, dass ich wieder in der Realität ankam.
 

Sasuke lag halb auf dem Bauch und sein Arm lag über mir. Er schlief noch. Dem Licht nach zu schließen, das durch die kleinen Spalten der dunklen Vorgänge fiel, war es schon Mittag aber es schien ein grauer, regnerischer Tag zu sein. Ich bemerkte, dass Sasuke die Wasserflasche auf dem Nachtisch auf meiner Seite des Bettes abgestellt hatte und ich zog mich vorsichtig unter seinem Arm hervor, um dort hinzukriechen und etwas zu trinken. Da ich nicht wusste, wie spät es genau war, wollte ich ihn nicht wecken.
 

Ich kam jedoch nicht weit. Er schlief weiter aber knurrte unzufrieden, als er merkte, dass ich von ihm wegrutschte. Er verstärkte seinen Griff und reagierte nicht, als ich vorsichtig versuchte, seinen Arm woanders hinzuschieben.
 

"Sasuke", flüsterte ich und strich ihm über die Haare. "Ich möchte was trinken, lässt du mich los?"
 

Er brummte im Halbschlaf und zog seinen Arm weg. Ich krabbelte auf die andere Bettseite, griff nach der Falsche und trank sie halb leer. Dann ließ das Durstgefühl endlich nach. Ich warf einen Blick zurück zu Sasuke, er lag immer noch schlafend da. Also kroch ich vom Bett und ging zur meiner Tasche, um auf meinem Smartphone nach der Uhrzeit zu sehen. Er war zehn nach eins. Wir hatten also genug geschlafen.
 

Ich ging zu einem der Fenster hinüber und schob den Vorhang ein kleines Stück auf, um hinaussehen zu können. Es war stark bewölkt und regnete in Strömen. Und irgendwie war es gemütlich den weichen Teppichboden unter meinen Füßen zu spüren, in diesem warmen, soliden Haus zu sein und dem Regen zusehen zu können. Allerdings war meine Motivation nicht sehr groß den Nachhauseweg anzutreten.
 

Ich hörte, wie Sasuke sich regte und drehte mich um. Er hatte sich auf die Seite gerollt und nach seinem Smartphone gegriffen, wahrscheinlich, um ebenfalls auf die Uhr zu sehen. Er legte es zurück auf den Nachttisch, lies sich wieder ins Kissen fallen und fragte: "Gut geschlafen?"
 

"Ja!", sagte ich. "Sehr gut!"
 

Er streckte den Arm aus und sagte: "Komm her!" Da ich das ohnehin gerne wollte, folgte ich seiner Aufforderung. Ich kroch zurück aufs Bett, schwang ein Bein über ihn, setzte mich auf seine Hüfte und beugte mich dann zu ihm herunter, um ihm einen Kuss zu geben. Dann richtete ich mich wieder auf und sah lächelnd auf ihn herab. Verschlafen sah er irgendwie extrem heiß aus.
 

Er legte seine Hände an meine Hüfte und blickte mich voller Genugtuung an. "Den Anblick hätte ich gerne jedes Mal nach dem Aufwachen", sagte er.
 

Ich lachte. "Daraus wird wohl nichts, ich habe schließlich eine eigene Wohnung. "
 

Sasuke drehte sich in einer schnellen Bewegung, sodass ich seitlich umfiel und er nun über mir war. Er gab mir einen kurzen Kuss, stützte sich dann auf seine Arme und betrachtete mich zufrieden. "Abwarten, Prinzessin. Normalerweise kriege ich früher oder später, was ich will." Er grinste. "Aber ich gebe zu, bei dir muss man sich ein bisschen anstrengen."
 

"Das tut dir nur gut!", sagte ich lachend. "Sonst wirst du zu überheblich!"
 

"Mag sein!", sagte er grinsend, beugte sich herunter, um mir noch einen Kuss zu geben und dann gab er mich frei und stand vom Bett auf. Ich setzte mich auf und streckte mich. Dafür dass ich gestern getrunken hatte, fühlte ich mich eigentlich echt super.
 

"Sollen wir runter gehen und was essen?", fragte Sasuke und hielt mir die Hand hin. Ich nahm sie und ließ mich hoch ziehen.
 

"Ich weiß nicht", sagte ich. "Vielleicht sollte ich lieber verschwinden. Deine Eltern sind doch da, oder?"
 

"Ich glaube nicht", sagte er leichthin. "Meine Mutter hat Sonntags ihren Wellness Tag und mein Vater ist bestimmt in seinem Club oder sowas."
 

"Achso", sagte ich und fragte mich, ob sich seine Eltern überhaupt für ihren Sohn interessierten. Allerdings sollte ich mir wohl nicht vormachen, das mit meiner dürftigen Informationslage beurteilen zu können.
 

Also beschloss ich, die Entscheidung einfach Sasuke zu überlassen und folgte ich ihm nach unten.
 

In der Küche gab es wieder alles, was man sich wünschen konnte. Aber weil ich das Gefühl hatte, meinem Körper nach dem Alkohol was Gutes tun zu müssen, entschied ich mich einfach für ein Müsli und freute mich extrem über den frisch gepressten Orangensaft und Kaffee, weil es mir wieder vorkam, als würde ich im Café frühstücken. Dieser ganze Luxus kam mir immer noch total surreal vor und ich wusste nicht so richtig damit umzugehen. Aber es war herrlich hier mit Sasuke zu sitzen und zuzusehen wie der Regen auf die Terrasse prasselte.
 

"Was machst du heute noch?", fragte er mich, als wir mit frühstücken fertig waren.
 

"Ich sollte mir nochmal Mathe angucken", sagte ich. "Eigentlich kann ich es aber ich will dieses Stipendium bekommen und muss so gut wie möglich sein."
 

"Hatte ich auch vor", sagte er. "Wenn du willst, können wir das hier zusammen machen. Ich kann dich aber auch heimfahren."
 

"Das klingt toll, ich würde gerne noch etwas bleiben", sagte ich lächelnd.
 

"Super!", sagte Sasuke zufrieden und stand auf, um das Geschirr wegzuräumen. Ich erhob mich ebenfalls, um ihm dabei zu helfen.
 

Die Entscheidung zu bleiben, stellte sich als ziemlich gut heraus. Nachdem wir beide geduscht und angezogen waren, schlug er vor, dass wir im Wohnzimmer lernen könnten und ich verstand sofort warum er das wollte, als ich sah, dass im Kamin ein Feuer brannte und eine behagliche Wärme in den ganzen Raum strahlte. Das gelegentliche Knacken der Holzscheite und der stetig prasselnde Regen hinter den hohen Fenstern erschuf eine so entspannende Atmosphäre, dass man fast schon Lust bekam, sich ein wenig in Bücher zu vertiefen. Wir saßen beide im Schneidersitz auf der Couch, ließen uns in Ruhe und jeder sah sich an, was er nochmal nachgucken wollte.
 

So verbrachten wir eine friedvolle Stunde, bis wir uns nicht mehr konzentrieren konnten und Sasuke offenbar die Finger nicht mehr von mir lassen konnte und wir fingen an ein wenig im Spaß herumzukämpfen, weil ich versuchte ihn auf Abstand zu halten. Irgendwie waren mir diese ganzen hohen Türbögen nicht geheuer und ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass wir beobachtet werden könnten, weshalb ich mich nicht richtig darauf einlassen wollte. Allerdings war sein Interesse an mir auch ziemlich anziehend, sodass ich bloß ziemlich halbherzig versuchte, ihn wegzuschieben. Es brachte sowieso nichts, er war einfach viel stärker als ich.
 

"Pass auf!", sagte ich lachend, weil das Mathebuch, in dem ich gelesen hatte, vom Sofa rutschte und auf dem Boden landete.
 

"Wenn es kaputt ist, kaufe ich ein Neues!", raunte er und küsste meinen Hals, was mich zum kichern brachte, weil es kitzelte. Dann hielt ich mir schnell die Hand vor den Mund, weil ich die Haustür gehört hatte.
 

Sasuke hielt inne, um zu lauschen und sagte dann mit einem Schmunzeln: "Sieht aus, als hättest du nochmal Glück gehabt."
 

Er rutschte wieder auf seine Sofaseite und streckte den Arm nach dem Buch aus. Es war einfach zugeklappt und nicht kaputt. Er reichte es mir wieder und ich nahm es, wobei ich mich fragte, wer gerade herein gekommen war.
 

Diese Fragte beantwortete sich eine Sekunde später, als eine vornehme Frau vom Flur hereinschaute, die nur Sasukes Mutter sein konnte.
 

"Hallo, Sasuke!", sagte sie freundlich und stutzte dann, als ihr Blick auf mich fiel. "Oh, wir haben Besuch?" Sie kam auf uns zu und ich stand rasch auf und sagte höflich: "Hallo, ich bin Sakura."
 

Sie reichte mir mit einer herrschaftlichen Geste die Hand und sagte: "Ich bin Mikoto Uchiha, Sasukes Mutter."
 

Ich nahm ihre Hand und sagte: "Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen!" Sie quittierte das mit einem freundlichen Nicken.
 

Als sie meine Hand wieder los ließ, setzte ich mich mit einem vorsichtigen Blick zu Sasuke wieder auf das Sofa.
 

Er hatte uns beide beobachtet und sagte mit neutralem Ton "Hallo" zu seiner Mutter.
 

"Du bist zum Lernen vorbeigekommen?", fragte sie mich interessiert, als ihr Blick über die Bücher huschte.
 

"Nicht nur", sagte Sasuke. "Sakura ist meine Freundin."
 

"Ohh!", sagte Mikoto überrascht. "Ich wusste gar nicht, dass du eine Freundin hast! Das ist ja wunderbar!" Sie musterte mich und schien ehrlich begeistert. "Du bist aber wirklich eine wunderhübsche junge Frau. Mein Sohn kann sich glücklich schätzen!"
 

Ich lächelte verlegen und etwas unsicher. Ich mochte es gar nicht, wenn Leute, die mich neu kennenlernten, mein gutes Aussehen hervorhoben, als wäre damit dann alles über meine Qualitäten gesagt.
 

"Weiß dein Vater davon?", fragte sie an Sasuke gewandt.
 

"Nein", sagte er. "Und ich wüsste auch nicht, was es ihn angehen sollte."
 

"Nun sei doch nicht so kalt, Sasuke!", sagte seine Mutter vorwurfsvoll und ein wenig gekränkt.
 

Dann wandte sie sich mir mit einem Lächeln zu. "Was haltet ihr davon, wenn ich einen Tee mache und wir ein wenig plaudern? Ich bin ja so neugierig. Mein Sohn bringt sonst nie Mädchen mit nach Hause, musst du wissen!"
 

Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen aber bevor ich das tun konnte, stand Sasuke auf und sagte: "Nein. Wir gehen hoch."
 

Er schnappte sich die Bücher und hielt mir seine freie Hand hin. Ich nahm sie und stand auf.
 

Mikoto sagte: "Ganz wie du willst, Sasuke!" Sie versuchte es zu verbergen aber ich hatte das Gefühl, dass sie etwas enttäuscht klang.
 

"Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen!", sagte ich höflich zu seiner Mutter und sie strahlte mich an. Sasuke schloss seine Hand um meinen Oberarm und zog mich aus dem Wohnzimmer.
 

"Bis später ihr beiden!", rief seine Mutter uns nach und ihr fröhlicher Tonfall klang irgendwie künstlich.
 

Sasuke sagte kühl: "Bis später" und schob mich auf die Treppe zu.
 

Weil ich mich ziemlich bevormundet fühlte, zog ich mich leicht verärgert los und er nahm seine Hand weg. Ich warf ihm einen Blick zu, als wir nebeneinander den Flur zu seinem Zimmer entlang gingen. Er wirkte angespannt und verstimmt und das änderte sich erst wieder, als er die Tür hinter uns geschlossen hatte.
 

"Warum bist du so kühl zu deiner Mutter, sie war doch sehr freundlich, oder?", fragte ich vorsichtig.
 

Er schnaubte und warf die Bücher aufs Bett. Dann ließ er sich in einen seiner teuer aussehenden Sessel sinken und streckte mir die Hand entgegen, weil ich zu ihm kommen sollte. Ich tat es und als er mich erreichen konnte, zog er mich zu sich, sodass ich mich auf seinen Oberschenkel setzte. Er strich mir über die Wange und sah mich an. Sein Blick war wieder weich und freundlich.
 

"Ich wollte nicht, dass sie dich belagert und anfängt dich auszufragen."
 

Ich drückte kurze meine Wange gegen seine Handfläche und drehte dann den Kopf leicht, um seine Hand zu küssen.
 

Dann sah ich ihn an und fragte: "Meinst du nicht, dass sie vielleicht nur freundlich sein wollte?"
 

"Vielleicht", sagte er. "Aber meine Eltern können ein bisschen schwierig sein und ich hatte keine Lust, dich dem auszusetzen."
 

"In wiefern?", fragte ich aber er schüttelte nur den Kopf.
 

"Lass uns über was anderes reden."
 

"Aber deine Eltern sind doch ein Teil von deinem Leben und wenn ich das nun auch sein soll, wäre es gut, wenn wir darüber reden", sagte ich.
 

"Nein", erwiederte er entschieden. "Mach dir keine Gedanken darüber, ich habe alles im Griff. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen."
 

Ich musterte ihn skeptisch. Es gefiel mir nicht, dass er so verschlossen darauf reagierte. Und auch nicht, dass er offenbar der Ansicht war, nicht mit mir teilen zu können, was ihn beschäftigte. Andererseits half es nun auch nicht, darauf zu bestehen. Das würde ich mit der Zeit schon noch hinbekommen. Also ließ ich ihn vorerst in dem Glauben, dass ich das so akzeptieren würde.
 

"Wie du willst", sagte ich und fühlte mich dabei seltsam, weil das ständig jeder zu ihm sagte. Er bekam immer, was er wollte. Und ich glaubte, dass das nicht immer gut für ihn war.
 

Er musterte mich wieder entspannt und schien zufrieden mit meiner Antwort. Er strich mit dem Daumen über meine Lippen und sagte: "Ich würde ja gerne was anderes mit dir anstellen aber du willst Mathe fertig durchgehen, oder?"
 

"Ja!", sagte ich lächelnd und schob seine Hand weg. "Du wirst dich zusammenreißen müssen!"
 

"Kriege ich hin!", sagte er grinsend.
 

Den Rest des Nachmittags verbrachten wir in Sasukes Zimmer und genossen einfach die Zeit miteinander. Wir hatten nach einer weiteren Stunde beide das Gefühl, dass die Matheklausur morgen kein Problem sein würde. Dann lagen wir einfach eine Weile zusammen auf seinem Bett, unterhielten uns oder schwiegen einfach und genossen es beisammen zu sein. Ich war froh, dass er keine Anstalten machte, mich zu irgendwas drängen zu wollen, wofür ich mich nicht bereit fühlte und wir es bei den bisherigen Zärtlichkeiten beließen, obwohl ich merkte, dass er sich manchmal ziemlich zusammenreißen musste. Ich fühlte mich nach wie vor unglaublich wohl in seiner Nähe, ganz so, als hätte ich irgendeine Garantie dafür, dass er mir niemals etwas antun würde.
 

Irgendwann klopfte es an der Tür und ich setzte mich erschrocken auf. Sasuke setzte sich ebenfalls auf und fragte: "Ja?"
 

Seine Mutter öffnete die Tür und sagte: "Dein Vater ist nach Hause gekommen und wir essen in einer Stunde. Möchtest du mit uns essen Sakura?"
 

"Nein, ich bringe sie jetzt nach Hause", sagte Sasuke und stand auf. "Ich bin in rechtzeitig wieder da."
 

"Schade!", sagte Mikoto und lächelte mich an. "Dann eben ein andermal, nicht wahr? Es ist ja auch schon halb acht und morgen ist Schule!"
 

"Ein andermal sehr gerne!", sagte ich und warf Sasuke einen Blick zu. "Aber vielen Dank für das Angebot!"
 

Als sie wieder gegangen war, sah ich ihn nachdenklich an.
 

"Tut mir leid", sagte er. "Ich bringe dich jetzt nach Hause."
 

"Du weißt schon, dass du dich etwas bevormundend verhälst, oder?", fragte ich.
 

"Ja, das ist mir bewusst", sagte er ohne zu lächeln. "Und ich kann mir denken, dass du vielleicht gerne hier gegessen hättest und nicht alleine bei dir aber für heute möchte ich es so."
 

"Mach dir darüber keine Gedanken, ich hatte einen wunderschönen Tag und bin glücklich!", sagte ich, schlang die Arme um seinen Hals und gab ihm einen Kuss. Und das stimmte auch. Trotzdem nahm ich mir vor, ihm in Zukunft klar zu machen, dass ich mich nicht derart von seinen Gedanken ausschließen lassen würde. Doch vermutlich brauchte das bloß ein wenig Zeit.
 

Als ich unten im Flur meine Schuhe angezogen hatte und gerade damit fertig war, meinen Mantel zuzubinden, kam Mikoto, um sich zu verabschieden und ich lernte auch Sasukes Vater kennen, der seiner Frau aus dem Wohnzimmer in den Flur folgte.
 

Als ich ihn sah, wurde mir sofort klar, woher Sasuke seine kühle Art hatte, denn sein Vater strahlte eine solche Dominanz und Kälte aus, dass man sofort das Gefühl hatte, auf gar keinen Fall seinen Unmut auf sich ziehen zu wollen.
 

"Ich habe gehört, mein Sohn hat eine Freundin?", fragte er vollkommen emotionslos und warf erst Sasuke und dann mir einen langen, prüfenden Blick zu, bei dem ich mich unwohl fühlte.
 

Er ging auf mich zu, hielt mir die Hand hin und stellte sich als Fugaku Uchiha vor. "Du heißt Sakura, sagt meine Frau?"
 

Ich bejahte das und war froh, als er meine Hand wieder los ließ.
 

Er wandte sich seinem Sohn zu. "Nun Sasuke, ich verstehe durchaus, dass dir diese hübsche junge Dame gefällt aber ich erwarte, dass das deine Leistungen nicht beeinträchtigen wird. Darauf kann ich mich verlassen?"
 

Sasukes Mutter legte ihrem Mann beschwichtigend die Hand auf den Oberarm aber er beachtete sie gar nicht.
 

Sasuke sah seinem Vater fest in die Augen und ich war ziemlich beeindruckt, dass er zwar angespannt aber derart uneingeschüchtert wirkte.
 

"Ja, ich schätze schon", sagte er kühl. "Dafür erwarte ich, dass du dich aus dieser Sache vollkommen heraushalten wirst."
 

Fugaku verengte die Augen, wie Sasuke es oft tat, wenn er mit einer Antwort nicht zufrieden war. "Das werden wir sehen", sagte er streng.
 

"Nein", sagte Sasuke ruhig. "Du wirst Sakura einfach akzeptieren. Diese Sache ist mir wichtig und daher wird das hier so laufen, wie ich das will." Er nahm seine Jacke, zog sie an und griff nach seinem Autoschlüssel.
 

"Darüber reden wir noch, sobald du zurück bist", sagte Fugaku kalt.
 

"Von mir aus", sagte Sasuke gleichgültig. Er ging auf mich zu und legte mir die Hand auf den Rücken, um mich mit leichtem Druck zur Tür zu schieben.
 

"Auf Wiedersehen!", sagte ich rasch zu seinen Eltern, was Sasukes Mutter freundlich erwiderte. Sein Vater sah uns nur schweigend nach, bis die Tür zu fiel.
 

Sasuke lies die Hand auf meinen Rücken liegen, bis er mir die Autotür aufhielt und ich mich setzte.
 

Dann stieg er ebenfalls ein, atmete einmal aus und entspannte sich wieder etwas. Ich schnallte mich an und sah zu, wie er das gleiche tat.
 

Er startete den Motor und während er wendete fragte er: "Verstehst du, dass das Essen bloß unangenehm für dich geworden wäre?"
 

Ich sah ihn an. "Ich hätte das schon geschafft", sagte ich. "Aber ich verstehe was du meinst."
 

Er warf mir einen kurzen Blick zu und grinste anerkennend. "Mutig von dir."
 

"Ist er immer so?", fragte ich.
 

"Ja", sagte Sasuke.
 

"Hm", machte ich nachdenklich. "Wirst du okay sein? Er sah ziemlich verärgert aus über deine Antwort."
 

"Ich kann mit ihm umgehen", sagte Sasuke. "Er wird nach deinen Eltern fragen, nicht zufrieden sein, dass sie nicht vorhanden und reich oder zumindest einflussreich sind und mir nahe legen, mich gerne mit dir auszutoben aber dann eine Frau aus guter Familie zu finden, die nur tut was ich möchte."
 

Ich warf ihm einen Blick zu, um zu sehen, ob er scherzte. Es sah nicht danach aus.
 

"Aber das habe ich nicht vor", sagte er. "Er wird sich an dich gewöhnen müssen."
 

"Aber...", sagte ich verunsichert, "was, wenn er das nicht tut?"
 

"Das wird er", sagte Sasuke. "Alles was er will, ist einen Vorzeigeerben für sein Imperium zu haben. Auf seine Art mag er mich, er ist stolz auf mich. Und ich werde ihn gleich daran erinnern, dass mein Bruder dafür nicht mehr in Frage kommt und er nur mich hat. Das wird reichen, damit er sich aus der Sache zwischen uns raushält."
 

"Das klingt schrecklich", sagte ich leise.
 

"Mach dir keine Gedanken darüber!", wiederholte er, was er in seinem Zimmer schon gesagt hatte. "Ich sagte doch, ich habe es im Griff."
 

"Sasuke?", sagte ich vorsichtig, nachdem ich einen Moment geschwiegen hatte.
 

"Hm?", machte er.
 

"Ich erwarte nicht, dass du alles im Griff hast."
 

Er schwieg und als ich ihn ansah, wirkte er nicht so gefasst wie sonst immer.
 

"Ich erwarte es aber von mir", sagte er.
 

"Ich weiß", erwiderte ich leise. "Und vielleicht hast du das sogar. Aber wenn es mal nicht so sein sollte, würde das für mich absolut nichts ändern."
 

Er warf mir einen kurzen Blick zu und es wirkte, als wollte er überprüfen, ob ich das auch wirklich so meinte. Ich sah ihn ernst an und er wandte den Blick wieder ab.
 

"Danke", sagte er leise.
 

Als wir bei mir angekommen waren, hatte Sasuke geparkt und mich noch nach oben gebracht. An der Wohnungstür hatten wir uns verabschiedet und nach der gemeinsamen Zeit fühlte es sich merkwürdig an, plötzlich wieder ohne ihn zu sein. Er hatte angekündigt, dass er mich morgen vor der Schule wieder abholen würde und ich freute mich darüber, weil ich ihn schnell wiedersehen würde. Und ein ganz kleines bisschen freute ich mich auch bei diesem Oktoberwetter nicht draußen herumspazieren zu müssen. Dieser Gedanke brachte mich dazu, mich daran zu erinnern, dass ich mich bloß nicht an diesen ganzen Luxus gewöhnen sollte.
 

Ich schrieb Hinata, dass ich hoffte, ihr Treffen mit Naruto sei gut verlaufen. Dass sie nicht antwortete, sah ich eher als gutes Zeichen. Vielleicht waren die beiden noch zusammen und sie hatte keine Zeit ihre Nachrichten zu lesen.

Ich entschied früh schlafen zu gehen, da ich das Gefühl hatte vom lange wach bleiben gestern und von den ganzen neuen Entwicklungen etwas erschlagen zu sein.
 

Am nächsten Morgen hatte ich eine Nachricht von Hinata. Offenbar war sie glücklich mit dem Treffen und sie versprach mir in der Schule alles zu erzählen. Also machte ich mich fertig und ging dann runter, um auf Sasuke zu warten. Er war wie immer pünktlich. Als ich auf sein Auto zulief, spürte ich Aufregung und Freude. Ich hätte noch vor 2 Monaten nie geglaubt, dass alles so kommen würde.
 

"Hallo!", sagte ich und strahlte ihn an. "Guten Morgen, Prinzessin!", erwiderte er mit einem unglaublich charmanten Lächeln, gab mir einen Kuss und wartete, bis ich angeschnallt war, bevor er los fuhr.
 

"Wie lief es gestern mit deinen Eltern?", fragte ich.
 

"Genau wie erwartet", sagte Sasuke. "Mein Vater ist nicht erfreut aber hat es akzeptiert und ich glaube meine Mutter freut sich tatsächlich über dich."
 

"Und wie geht es dir damit?", fragte ich vorsichtig.
 

Er warf mir einen Blick zu und lächelte. "Gut. Ich habe alles, was ich will." Er zögerte kurz und fügte hinzu. "Und nun sogar jemanden, den es tatsächlich interessiert, wie es mir geht." Er lachte leise, als wäre diese Vorstellung ein wenig seltsam.
 

Ich schnaubte amüsiert. "Allerdings. Also glaub bloß nicht, dass ich mich immer mit 'Ich habe alles im Griff, mach dir keine Sorgen' abspeisen lasse!", sagte ich.
 

Er grinste. "Okay."
 

Ich genoss die kurze Zeit alleine mit ihm im Auto und auf dem Parkplatz zögerten wir das Aussteigen so lange wie möglich heraus, bis wir schließlich los mussten.
 

Wir liefen nebeneinander über den Schulhof und betraten das Schulgebäude. Mittlerweile kam mir Sasukes Anwesenheit schon wie selbstverständlich vor aber im Gang wurden wir wieder von einigen Mitschülern interessiert angeschaut und wie üblich war mir diese Aufmerksamkeit unangenehm. Sasuke schien das jedoch nicht so zu gehen. Zwar wirkte er emotionslos und überheblich wie immer aber da ich ihn mittlerweile etwas besser kannte, nahm ich auch Selbstzufriedenheit bei ihm wahr.
 

Im Gang vor dem Klassenraum kamen uns Neji und Shino entgegen und Sasuke griff nach meiner Hand. Ich warf ihm einen schnellen Blick zu. Er hatte leicht hönisch eine Augenbraue hochgezogenen und streifte Neji mit einem kühlen Blick. Neji sah uns beide finster an und verengte die Augen aber sonst passierte nichts und sie gingen einfach kommentarlos an einander vorbei wie sonst auch meistens.
 

Ich sah Sasuke leicht verärgert an und wollte meine Hand weg ziehen aber er verstärkte seinen Griff und ließ es nicht zu.
 

"Man könnte fast den Eindruck bekommen, du willst nur mit mir zusammen sein, um Neji zu provozieren", sagte ich etwas kühl.
 

"Könnte man", sagte er grinsend. "Es wäre aber falsch."
 

"Du hast das gerade extra gemacht, um ihn zu ärgern", behaarte ich.
 

"Eher, um mein Revier zu markieren", sagte er unbekümmert, während er immer noch meine Hand fest hielt, die Tür zum Klassenraum aufstieß und hineinging.
 

"Du bist bescheuert", sagte ich und zog ihm mit einem Ruck meine Hand weg. Er grinste bloß, legte die Hand an mein Kinn und gab mir einen Kuss. Ich schob ihn ärgerlich weg und wandte mich ab, um von ihm fort und zu meinem freien Platz neben Hinata zu gehen. Weil wir so spät waren, waren leider fast alle schon da und starrten uns interessiert an.
 

"Hallo", sagte ich ein wenig unfreundlich zu Hinata, weil ich mich immer noch über Sasuke ärgerte. Es war absolut nicht nötig gewesen, so eine Show abzuziehen. Nun würde ich bloß noch mehr angestarrt werden, als sonst schon.
 

Hinata erwiederte meinen Gruß und versuchte ernst dreinzublicken, während ich deutlich sah, dass sie versuchte sich das Lachen zu verkneifen.
 

"Er ist so ein Idiot!", sagte ich leise zu ihr und sie lachte nun doch.
 

"Ich sag ja, es ist mutig von dir, dich mit ihm einzulassen", flüsterte sie, weil uns immer noch die halbe Klasse beobachtete. Besonders einige meiner Mitschülerinnen musterten mich feindselig. Ino wirkte betont gleichgültig.
 

"Sag du mir lieber, wie es mit Naruto lief!", flüsterte ich.
 

"Später!", sagte Hinata, denn gerade kam der Lehrer rein, aber sie strahlte.
 

Ich warf einen Blick zu den Jungs hinüber. Kiba und Shikamaru sahen ebenfalls her. Kiba grüßte mit einem lässigen Nicken, Shikamaru hob zur Begrüßung leicht die Hand vom Tisch. Sasuke und Naruto hatten die Köpfe zusammengesteckt und besprachen leise irgendwas.
 

Die nächsten Stunden wurden wir von den Lehrern durchgehend beschäftigt und ich hatte kaum Zeit ein paar Sätze mit Hinata zu wechseln, vor allem, weil wir uns erstmal auf die Klausur in Mathe konzentrieren wollten.
 

Als die endlich rum war und nun eine Stunde Mittagspause anstand, wollte ich gerade nochmal Hinata nach ihrem Abend fragen, als Naruto, Shikamaru, Kiba und Sasuke auf uns zu kamen.
 

"Kommt ihr zwei, wir gehen in die Cafeteria, ich hab Hunger!", sagte Kiba zu uns.
 

"Ich auch!", sagte Shikamaru und klopfte auf seinen Bauch.
 

"Klausur gut überstanden ihr Genies?", fragte Naruto uns gut gelaunt.
 

"Mit Sicherheit besser als du!", sagte Sasuke spöttisch und Naruto holte aus, um ihm einen Schlag gegen die Schulter zu verpassen aber Sasuke wich aus.
 

"Wie hälst du es bloß mit ihm aus, Sakura?", fragte Naruto theatralisch.
 

"Ich wollte mir eigentlich Tipps von dir holen, du bist doch seit Jahren mit ihm befreundet!", sagte ich lachend.
 

Dann wandte ich mich Sasuke zu und sagte: "Und du hör bitte auf mich so vorzuführen, um Neji oder sonst wen zu provozieren, oder dein Revier zu markieren oder wie immer du es nennst. Sonst werde ich ungemütlich!"
 

Kiba lachte schallend und Shikamaru sagte grinsend: "Sehr gut Sakura!"
 

"Ich sehe schon, du kommst zurecht!", sagte Naruto grinsend.
 

"Alles was du willst Prinzessin!", sagte Sasuke gleichgültig und unbeeindruckt.
 

"Ich weiß, dass du das jetzt nur sagst, damit ich nicht sauer bin!", sagte ich halb verärgert, halb belustigt.
 

"Das würde ich niemals tun!", sagte Sasuke ironisch, legte mir den Arm um die Schultern und sagte dann: "So, Abmarsch jetzt."
 

Naruto hielt Hinata mit einer leichten Verbeugung die Tür auf und sie strahle ihn an. Auf dem Weg zur Cafeteria gingen die beiden ein Stück vor uns her und unterhielten sich zu zweit.
 

"Ich glaube, wir sind bald nur noch von Pärchen umgeben, Mann!", sagte Kiba zu Shikamaru und klang leicht frustriert.
 

"Du Blitzmerker!", antwortete Shikamaru liebevoll.
 

"Läuft da schon was?", fragte Kiba mich leise und nickte mit dem Kopf zu Naruto und Hinata.
 

"Ich weiß nicht, sie kommt die ganze Zeit nicht dazu es mir zu erzählen", sagte ich leise lachend.
 

Kiba sah fragend Sasuke an.
 

"Frag ihn gefälligst selbst", sagte Sasuke.
 

"Mach ich auch, du Arsch!", sagte Kiba und es klang ebenfalls liebevoll. Irgendwie schienen sie alle einfach drauf zu stehen, sich zu beleidigen.
 

In der Cafeteria war es ziemlich voll und nachdem wir uns alle Tabletts mit essen geholt hatten, sahen wir uns nach einem freien Tisch um.
 

Naruto steuerte selbstbewusst auf einen Tisch zu, an dem noch Platz war und sagte: "Jo, können wir uns dazu setzen?"
 

Die drei Mädchen aus der Parallelklasse bejahten das und rückten sogar noch ein Stück zur Seite, wobei sie uns fast ein bisschen ehrfürchtig musterten.
 

Ich setzte mich und Hinata ließ sich auf den Stuhl neben mir sinken, beugte sich zu mir herüber und sagte leise, sodass nur ich sie hören konnte: "Ich kann es manchmal nicht fassen, dass ich plötzlich eine Person bin, die mit den beliebten Leuten rum hängt." Sie kicherte und ich lächelte.

Allerdings hatte sie recht, die drei Mädchen waren nicht die einzigen, die ab und zu zu uns herüber schauten und beobachteten was wir taten. Und als Kiba die drei ansprach und einen Scherz über irgendetwas machte, lachten sie alle und ließen sich erfreut auf ein Gespräch ein.
 

Sasuke hatte sein Smartphone herausgeholt und tippte darauf irgendeine Nachricht, aber er hatte seinen Arm auf meiner Stuhllehne liegen und machte nach wie vor den Eindruck, als wollte er allen deutlich zeigen, dass ich nun zu ihm gehörte und möglicherweise, so musste ich mir eingestehen, hatte das sogar Vorteile, weil ich dann vielleicht für die meisten Jungs auf der Schule nicht mehr von Interesse sein würde. Wahrscheinlich wollte er genau das bewirken.
 

Nachdem wir aufgegessen und uns eine Weile unterhalten hatten, sagte ich, dass ich zur Toilette gehen würde und Hinata verstand sofort und sagte: "Ich komme mit!"
 

Wir nahmen unsere Taschen und sagten den anderen, dass wir dann direkt zum Klassenraum kommen würden.
 

"Ihr geht doch nur zu zweit, weil ihr über uns reden wollt!", rief Naruto uns grinsend nach. Die drei Mädchen am Tisch kicherten über seine Bemerkung. Hinata wedelte lässig mit der Hand, um ihm zu signalisieren, dass seine Vermutungen nicht von Interesse waren und ich lachte.
 

"Also?", fragte ich neugierig, sobald wir die Türen der Cafeteria passiert hatten und langsam einen leeren Gang entlang schlenderten.
 

"Es war traumhaft!", sagte sie, breitete die Arme aus und drehte sich einmal im Kreis.
 

"Wart ihr also Ramen essen?", fragte ich gespannt.
 

"Ja, genau!", sagte sie während wir im Schneckentempo in Richtung der nächsten Toiletten schlenderten. "Das war super, er hat mich abgeholt und es hat gestern ja total geregnet. Das war ziemlich perfekt, weil wir die ganze Zeit unter einem Schirm gelaufen sind und wir dadurch direkt die Distanz überwunden haben. Dann saßen wir ewig im Restaurant und haben erzählt und als er mich nach Hause gebracht hat, hat sich meine Mutter total gefreut ihn zu sehen und ihn reingebeten. Wir haben kurz mit ihr Tee getrunken und sind dann in mein Zimmer gegangen, eigentlich weil wir vor hatten zusammen ein bisschen Mathe zu lernen aber so richtig darauf konzentriert haben wir uns eigentlich nicht. Auf jeden Fall ist mir aufgefallen, dass er mich des öfteren beiläufig berührt hat und als er schließlich gegangen ist, haben wir entschieden, dass wir uns öfter zu zweit treffen sollten."
 

Ich drückte meine ehrliche Begeisterung darüber aus und fragte noch ein wenig nach. Soweit ich das beurteilen konnte, sah wirklich alles danach aus, dass Naruto ehrlich interessiert an Hinata war und ich freute mich darüber fast genauso sehr wie sie. Auf ihre Nachfrage hin, erzählte ich von meiner Übernachtung bei Sasuke und dass ich seinen Vater kennengelernt hatte.
 

"Ja, ich habe ihn auch mal getroffen, als ich mit meiner Familie essen war. Mein Vater hat beruflich entfernt mit ihm zu tun oder vielleicht kenne sie sich auch einfach, weil sie in den gleichen Kreisen verkehren. Ich habe ihn auch als sehr einschüchternd wahrgenommen und es auch bisher nicht erlebt, dass mein Vater so höflich zu jemandem war."
 

"Ich bin echt gespannt, wie das laufen wird", seufzte ich. "Aber wir werden sehen."
 

"Immerhin toll, dass Sasuke sich so sicher zu sein scheint mit euch und nicht vor ihm kuscht, oder?", frage Hinata.
 

"Ja, stimmt!", sagte ich nachdenklich. "Deine Eltern hätten nichts dagegen, wenn du was mit Naruto anfangen würdest, oder? Du meintest doch sie seien auch ziemlich anspruchsvoll aber sie sind ja mit Narutos Eltern befreundet, nicht wahr?"
 

"Ja, ich glaube das würde okay sein für sie", sagte Hinata nachdenklich. "Verrückt, in unserem Alter so darüber nachzudenken, weil man ja eigentlich davon ausgehen könnte, dass man noch mehr andere Partner haben wird bevor man heiratet oder sowas. Aber andererseits fängt man auch nichts Ernsthaftes mit jemandem an, wenn man sowieso nicht glaubt, dass es Zukunft haben könnte."
 

"Stimmt schon", sagte ich und versuchte mir vorzustellen, mit Sasuke in 10 Jahren noch zusammen zu sein. Einerseits konnte ich das gut, andererseits fiel mir wieder auf, wie kurz ich ihn eigentlich erst kannte.
 

Wir waren mittlerweile bei der Toilette angekommen und schwiegen beide in Gedanken versunken. Als ich am Waschbecken stand, kamen zwei Mädchen aus unserer Klasse herein und musterten mich neugierig, während ich wartete, dass Hinata mit Händewaschen fertig war.
 

"Stimmt es, dass du mit Sasuke Uchiha zusammen bist?", fragte eine von ihnen selbstbewusst.
 

"Ja, wieso?", fragte ich.
 

"Sie musterten mich von oben bis unten und tauschten einen Blick. "Na dann hoffe ich für dich, dass sein Interesse eine Weile bestehen bleibt!", sagte sie und es klang gar nicht danach.
 

"Mein Interesse spielt dabei auch eine Rolle", sagte ich kühl. "Aber danke, nett von dir, dass du dich darum sorgst!"
 

Sie warfen mir einen hässlichen Blick zu und verschwanden in den Kabinen.
 

Wieder auf dem Gang sagte Hinata: "Mach dir nichts draus, wahrscheinlich sind sie bloß eifersüchtig, weil sie seit Jahren versuchen, an ihn ranzukommen und du erst kurz hier bist und er nicht nur was mit dir hat sondern sogar eine richtige Beziehung will."
 

"Hm", sagte ich bloß, weil ich so ein Verhalten von anderen Mädchen oder Frauen leider gewohnt war. Trotzdem schien meine Beziehung zu Sasuke die Träume einiger Mitschülerinnen zu zerstören und das wurde besonders deutlich, als ich für den Nachmittagsunterricht Bücher aus meinem Spind holen wollte. Ich blieb wie angewurzelt davor stehen und Hinata neben mir stöhnte entsetzt.
 

Jemand hatte mit Lippenstift das Wort "Schlampe" über die Tür geschrieben.

Unterschiede

"Na super!", sagte ich sarkastisch.
 

Ich ließ meine Tasche vor dem Spind auf den Boden gleiten, wühlte ein Papiertaschentuch heraus und schüttete etwas Wasser aus meiner Flasche darüber.
 

"Geht es weg?", fragte Hinata sofort, nachdem ich einmal über die Buchstaben gewischt hatte.
 

"Ja, sieht so aus", sagte ich erleichtert und wischte verärgert über die Metalltür meines Spinds. Alles verschmierte. Hinata setzte ihre Tasche ebenfalls ab, befeuchtete noch ein Taschentuch und reichte mir das Frische. Ich dankte ihr und wischte auch den Rest sauber.
 

"Ich bin echt froh, dass sich das so leicht entfernen ließ!", sagte ich und runzelte die Stirn, während ich die Tür betrachtete. Es war nichts mehr zu sehen.
 

"Was glaubst du, wer das war?", fragte Hinata.
 

"Keine Ahnung und eigentlich ist es mir auch egal", sagte ich. "Ich habe nicht vor Streit anzufangen, ich will einfach keinen Stress."
 

"Was für eine bescheuerte Aktion!", schimpfte Hinata. Es schien sie mehr aufzuregen, als mich.
 

"Ist doch egal", sagte ich schulterzuckend, hob dann meine Tasche auf und fing an, die Bücher auszutauschen. "Hauptsache ich bekomme keinen Ärger, weil die Tür ruiniert ist."
 

"Das wäre ja noch schöner!", sagte Hinata wütend.
 

"Ich hoffe nur, dass das nicht schon seit heute morgen da steht", sagte ich und schlug die Tür zu.
 

"Jaa", sagte Hinata betreten und nahm sich dann zusammen. Sie ging ein paar Schritte weiter zu ihrem Spind und holte ebenfalls ihre Bücher.
 

Ich folgte ihr, während ich mir die Tasche wieder über die Schulter hängte.
 

"Tu mir den Gefallen und sag nichts davon zu Sasuke. Und zu Naruto und den anderen besser auch nicht", sagte ich.
 

"Wieso?", fragte sie immer noch ärgerlich. "Vielleicht kriegen wir raus, wer es war, wenn wir uns umhören."
 

"Sasuke übertreibt es manchmal mit seinem Beschützergetue", sagte ich. "Und ich will nicht, dass er am Ende was Dummes tut und es dann noch meinentwegen Stress mit seinen Eltern gibt, das kann ich echt nicht gebrauchen."
 

Sie überlegte einen Moment und seufzte dann. "Ja okay, vielleicht hast du recht."
 

"Danke!", sagte ich und lächelte sie an. "Komm, wir gehen lieber zum Unterricht, sonst kommen wir zu spät.
 

In diesem Moment läutete es und Schüler strömten in die Gänge, weil die Pause vorbei war. Ich war ziemlich froh, dass ich ein paar Minuten vorher hier gewesen war und das nicht vor Publikum hatte wegwischen müssen.
 

"Was ist los?", fragte Naruto sofort, als wir die anderen auf dem Weg zum Klassenraum trafen.
 

"Habt ihr euch gestritten?", fragte Kiba.
 

"Nein, wieso?", sagte ich und lächelte sie an.
 

"Als ihr weg seid, habt ihr noch besser gelaunt gewirkt!", sagte Shikamaru.
 

"Wir haben nur keine Lust auf den Unterricht", sagte Hinata und ich hatte ein schlechtes Gewissen, dass sie nun meinentwegen log.
 

"Geht mir auch so!", sagte Kiba und gähnte.
 

Ich sah Sasuke an und lächelte, um zu zeigen, dass es kein Problem gab, weil er mich prüfend musterte.
 

Im Raum angekommen trennten wir uns und gingen zu unseren Plätzen. Der Unterricht hatte gerade angefangen, als ich sah, dass ich eine Nachricht bekam. Ich nahm mein Smartphone und tippte unter dem Tisch auf die Nachricht. Sie war von Sasuke.
 

"Was ist passiert?"
 

Ich sah zu ihm rüber. Er blickte mich fragend an.
 

"Nichts, es ist alles gut!", schrieb ich.
 

Er verzog unzufrieden das Gesicht und ich bekam eine weitere Nachricht.
 

"Lüg mich nicht an."
 

Ich sah wieder zu ihm rüber, jetzt wirkte er verärgert.
 

Also schrieb ich: "Es ist nichts Wichtiges, ich bin nicht deinentwegen verärgert. Es hat sich auch schon erledigt."
 

Ich sah, wie er sein Smartphone weg steckte und wieder nach vorne sah. Er wirkte nach wie vor unzufrieden. Naruto beugte sich zu ihm rüber und fragte etwas aber er schüttelte den Kopf.
 

Ich beobachtete eine Weile meine Klassenkameradinnen, weil es natürlich nicht so ganz stimmte, dass es mich nicht interessierte, wer das gewesen war. Ich wollte bloß keine öffentliche Aufmerksamkeit, geschweige denn jemanden anschwärzen. Bloß, wenn ich wüsste, wer das gewesen war, könnte ich das vielleicht irgendwie klären.

Als erstes vielen mir natürlich Ino oder Karin ein aber natürlich hätten es auch die beiden Mädchen gewesen sein können, die ich vorhin auf der Toilette getroffen hatte. Oder jeder andere. Auf jeden Fall musste es jemand gewesen sein, der Sasuke gerne für sich gehabt hätte. Ino oder Karin verhielten sich jedoch völlig normal. Was natürlich nichts bedeutete. Tenten war immer nett zu mir gewesen, ihr traute ich das nicht wirklich zu. Und einigen anderen auch nicht. Und Ino hatte sich doch eigentlich in letzter Zeit auch nicht mehr wirklich mit mir oder Sasuke beschäftigt, oder?
 

Ich seufzte leise resigniert, weil mein möchtegern Detektivgrübeln nirgends hinführen würde. Ich würde einfach abwarten, ob noch etwas passierte. Wahrscheinlich hatte sich einfach jemand Luft gemacht und dabei würde es bleiben.
 

Offenbar war meine geistige Abwesenheit jedoch aufgefallen, denn ich wurde aufgefordert an die Tafel zu kommen und eine Aufgabe zu lösen. Irgendwie schaffte ich es, obwohl ich gar nicht aufgepasst hatte. Dieser Orochimaru schien es immer noch auf mich abgesehen zu haben aber zum Glück war Biologie meine Stärke und ich war gut darin Schlussfolgerungen zu ziehen. Das schien ihn etwas zu ärgern aber ich durfte mich wieder setzen. Auf dem Rückweg zu meinem Tisch, sah ich Karin und Ino an. Sie blickten mich ebenfalls beide kühl an. Hatte Ino nicht sonst immer Lippenstift drauf? Es war fast schon seltsam, sie ohne zu sehen. Oder redete ich mir das nun ein, weil ich einfach gerne wissen wollte, wer das gewesen war?
 

Ich setzte mich wieder hin und überlegte, ob sie ihren Lippenstift abgemacht hatte, nachdem sie meinen Spind beschmiert hatte, um sich nicht durch die Farbe zu verraten.
 

"Hatte Ino heute morgen Lippenstift drauf?", flüsterte ich Hinata zu.
 

Sie sah mich kurz verwirrt an und flüsterte zurück: "Hat sie doch immer, oder?"
 

"Jetzt nicht mehr!", sagte ich und betrachtete ihren Hinterkopf.
 

Hinata warf mir einen Blick zu, der mir sagte, dass sie daraus das gleiche geschlussfolgert hatte.
 

"Was willst du jetzt tun?", fragte Hinata leise.
 

"Erstmal gar nichts", flüsterte ich schulterzuckend und versuchte mich dann den Rest der Zeit auf den Unterricht zu konzentrieren.
 

"Was macht ihr heute noch?", fragte Naruto, als wir nach der Doppelsunde Bio alle auf dem Parkplatz standen und im Begriff waren, uns zu verabschieden.
 

"Hausaufgaben", brummte Shikamaru. "Ich hab es zu sehr prokrastiniert letzte Woche und muss jetzt wenigstens etwas davon machen."
 

"Du Idiot!", sagte Kiba lachend.
 

"Ich könnte mit zu dir kommen und wir zocken!", sagte Kiba zu Naruto.
 

"Ja, warum nicht?", sagte Naruto erfreut. "Kommst du mit, Sasuke?"
 

"Nein", sagte Sasuke. "Ich fahre zu meinem Vater in die Firma."
 

"Ich bin mit meiner Mutter verabredet, wir wollen in ein Café gehen und ein paar Sachen besorgen", sagte Hinata.
 

"Ich muss ein bisschen Haushalt machen und einkaufen!", sagte ich.
 

"Okay, dann nur wir beide!", sagte Naruto und schlug Kiba gut gelaunt auf den Rücken, was promt zu einer kleinen Rangelei führte, die uns alle zum grinsen brachte.
 

"Ich fahre dich noch", sagte Sasuke nach einem Blick zum Himmel zu mir, weil es grollte und so aussah, als würde es gleich regnen.
 

"Oh, danke!", sagte ich erfreut, als der erste Tropfen auf meiner Hand landete.
 

In dem Moment erschien Hinatas Mutter, um sie abzuholen und Naruto, Kiba und Shikamaru machten sich auch schnell in Richtung Bus davon, weil es nun anfing zu regnen.
 

Sasuke und ich kamen gerade rechtzeitig beim Auto an, als der Regen richtig los ging.
 

"Glück gehabt!", sagte ich lachend, als ich die Tür zu gezogen hatte.
 

"Willst du mir immer noch nicht sagen, was vorhin los war?", fragte er, ohne darauf einzugehen.
 

"Nein", sagte ich gut gelaunt und gab ihm einen Kuss. "Es ging um Mädchensachen, du musst nicht alles wissen!"
 

Er hielt meinen Kopf fest, als ich wieder zurückweichen wollte und küsste mich nochmal richtig. "Na schön", sagte er besänftigt und ließ mich los.
 

"Sicher, dass du Haushalt machen willst?", fragte er und startete den Motor, nachdem wir uns angeschnallt hatten.
 

Ich lachte. "Von Wollen kann keine Rede sein. Aber irgendwann diese Woche muss ich Einkaufen und in den Waschsalon."
 

"Wie wäre es mit morgen?", sagte er charmant und reichte sich in die Autoschlange ein, die vom Parkplatz fuhr.
 

"Wieso?", fragte ich lachend.
 

"Weil ich da beim Training und danach mit Naruto verabredet bin."
 

"Heute hast du doch auch keine Zeit", sagte ich verwirrt.
 

"Ich könnte dich einfach mit in die Firma nehmen und du könntest da lernen oder Hausaufgaben machen. Dort ist es ziemlich komfortabel und du wärst nicht alleine. Es sei denn du hast genug von mir und brauchst mal nen Tag Pause, dann fahre ich dich zu dir."
 

"Da die Alternative Alleinsein und Haushalt ist, könnte ich es schon noch einen Tag mit dir aushalten", sagte ich grinsend.
 

"Du fühlst dich ein bisschen zu sicher, weil ich mich aufs Fahren konzentrieren muss, was?", sagte er ebenfalls grinsend. "Aber irgendwann werden wir ankommen, also überleg dir lieber, was du sagst."
 

"Deine Drohungen funktionieren bei mir nicht!", sagte ich lachend.
 

"Ich hatte es befürchtet, ich bin zu nett zu dir."
 

Ich lachte wieder und sagte dann: "Also, ich würde gerne mitkommen. Aber kann ich das denn überhaupt einfach tun? Ich will wirklich nicht stören oder deinen Vater verärgern."
 

"Du störst kein bisschen", sagte er.
 

"Okay", sagte ich und fühlte mich nun etwas aufgeregt, weil ich nicht wusste, was mich erwarten würde.
 

"Was machst du denn eigentlich, wenn du dort bist?", fragte ich.
 

"Ich sehe mir Unterlagen an und versuche mir einen Überblick zu verschaffen. Manchmal bin ich in Meetings dabei und schaue zu, was mein Vater tut, wie er entscheidet, wie er Probleme angeht und löst. Von seinem Job versteht er was. Er meint, es ist gut, wenn ich jetzt schon möglichst viel Präsenz zeige, damit sich alle an meine Anwesenheit gewöhnt haben, wenn ich in ein paar Jahren Verantwortung übernehme."
 

"Ganz schön ambitioniert, dafür, dass du noch nichtmal aus der Schule raus bist", sagte ich ein wenig beeindruckt.
 

Er zuckte mit den Schultern. "Ich musste ein wenig früher erwachsen werden, als die meisten", sagte er. "Da geht es dir ja wahrscheinlich ähnlich."
 

"Vielleicht", sagte ich nachdenklich.
 

"Wir sind gleich da", sagte Sasuke und deutete auf ein riesiges hohes Gebäude, das ziemlich beeindruckend aussah und an dem "Uchiha Corporation" stand.
 

"Wow", sagte ich leise und ein wenig eingeschüchtert.
 

Sasuke fuhr auf eine Art Parkhaus unter dem Gebäude zu, scannte an einer Schranke eine Karte und parkte sein Auto schließlich auf einem Parkplatz, der, einem Schild mit seinem Namen nach zu urteilen, nur für ihn da war. Ich fühlte mich etwas fehl am Platz. Sasukes Welt war so vollkommen anders als meine.
 

Wir stiegen aus und ich schob mir die Tasche die Schulter hoch und sah mich etwas überfordert um.
 

Sasuke lachte und sagte: "Du siehst aus, als würdest du dich etwas verloren fühlen."
 

"Tue ich auch", sagte ich leise.
 

Er ging auf mich zu und drücke sanft mein Kinn nach oben, sodass ich ihn ansehen musste. "Keine Sorge!", sagte er. "Ich habe auch die meiste Zeit über keine Ahnung, was ich hier eigentlich tue. Ich bin genauso überfordert, wie du gerade aussiehst. Ich gehe einfach davon aus, dass ich da reinwachse und bis dahin verhalte ich mich so, als wüsste ich, was ich mache."
 

Ich fühlte mich ein wenig erleichtert und lächelte.
 

Er nahm meine Hand. "Bereit?", fragte er.
 

"Ja", sagte ich und gab mir Mühe, eine seriöse Miene aufzusetzen. Wir gingen auf den Aufzug zu. Dort war niemand aber in der Eingangshalle herrschte reger Betrieb.
 

Sasuke wirkte selbstbewusst und unnahbar wie immer und ging entschlossen auf ein paar Schranken zu, die zu mehr Aufzügen führten. Offenbar mussten die Angestellten hier ihre Ausweise scannen, um in die oberen Etagen fahren zu können.
 

Als wir uns einer der Schranken näherten, sagte einer der Security Leute: "Guten Tag, Mr. Uchiha!" und beeilte sich eine der Schranken für uns zu öffnen, sodass wir uns nicht in eine der kurzen Warteschlangen einreihen mussten.
 

Sasuke nickte dem Mann zu und ging auf die Aufzüge zu, während er weiter meine Hand hielt. Ich war froh, dass er das tat, da ich mich nach wie vor ziemlich verloren fühlte.
 

Wir stellten uns zu ein paar Angestellten mit Aktentaschen, die ebenfalls auf einen Aufzug warteten. Als sie Sasuke bemerkten, nickten sie ihm höflich zu, traten ein Stück zur Seite und als die Aufzugtüren aufglitten, warteten sie, bis wir zuerst eingestiegen waren. Sasuke nahm es wie selbstverständlich hin und wirkte nach wie vor vollkommen selbstsicher.

Ich blickte auf den Boden, hielt Sasukes Hand fest und fragte mich, wie viel Energie es ihn kosten musste, seine Fassade aufrecht zu erhalten zwischen all diesen Leuten, die viel älter und kompetenter waren, als er und die es wahrscheinlich ärgerte, einem Achtzehnjährigen so viel Respekt entgegenbringen zu müssen.

Während wir im Aufzug nach oben fuhren, merkte ich, wie die anderen mich interessiert musterten und als ich den Blick der Frau neben mir auffing, lächelte ich sie freundlich an. Sie erwiderte das Lächeln vorsichtig und ich nahm verdutzt wahr, dass mir nun auch mit Respekt begegnet wurde, einfach weil ich mit Sasuke hier war.
 

"Das ist verrückt", sagte ich leise, als wir ausgestiegen waren und nun einen Gang entlanggingen.
 

"Was?", fragte er und lächelte amüsiert.
 

"Dass alle so mit dir umgehen."
 

Er zuckte mit den Schultern. "Sie haben Angst vor meinem Vater und mich können Sie nicht einschätzen, daher sind sie vorsichtig."
 

Er stieß eine Tür auf und betrat ein extrem schick eingerichtetes Büro. Es war leer. Er schloss die Tür hinter uns.
 

Ich sah mich um und blickte ihn dann an. "Hier bist du sicher", sagte er lächelnd, wahrscheinlich, weil man mir ansah, dass ich mich unwohl fühlte. Er nahm meine Gesicht in seine Hände und gab mir einen Kuss. "Das Büro benutzt momentan niemand, also kann ich hier machen, was ich will."
 

"Verrückt", wiederholte ich tonlos und sah mich um. Dieser ganze Reichtum und diese teuren Möbel kamen mir total surreal vor.
 

"Ich weiß", sagte er und ging zum Schreibtisch, um seine Tasche daneben abzustellen. Er ließ sich auf den teuren Sessel dahinter fallen, legte den Kopf zurück und sah an die Decke. "Ich bin das alles gewohnt, weil ich so aufgewachsen bin aber immer wenn ich anfange darüber nachzudenken, kommt es mir auch verrückt vor."
 

Ich ging zu ihm und strich über sein Haar. Irgendwie glaubte ich, dass er sich in dieser riesigen Welt, in der er sich bewegte, mit all ihren Vorteilen und Möglichkeiten vielleicht sogar manchmal noch einsamer fühlen musste, als ich. Ich hatte immerhin ganz konkrete Dinge zu erledigen. Das Einkaufen, Wäschewaschen, Kochen, Putzen, das Ziel das Stipendium erst für diese Schule und dann für mein Studium zu bekommen, das alles war schlicht irgendwie notwendig. Einfach weil konkrete Probleme auftauchten, wenn ich mich nicht darum kümmerte. Es gab mir einen Sinn und eine Aufgabe, es lenkte mich ab. Das war auch ein Grund gewesen, warum ich hatte alleine Wohnen wollen.
 

Sasuke legte seinen Arm um meine Hüfte und zog mich zu sich, damit ich mich auf seinen Oberschenkel setzte. Ich schlang sanft die Arme um seine Schultern und seinen Kopf und so saßen wir einen Moment da. Irgendwann entspannte er sich etwas und erst da nahm ich wahr, wie angespannt er die ganze Zeit gewesen war.
 

Irgendwann ließ ich ihn los und stand auf. "Also, dann mache ich nun Hausaufgaben!", sagte ich und streckte mich zufrieden, weil ich mich langsam ein wenig an den Raum gewöhnt hatte und ich tatsächlich froh war, bei Sasuke und nicht alleine in meiner Wohnung zu sein.
 

"Willst du einen Kaffee?", fragte er und strich mit seiner Hand über meine Hüfte.
 

"Ja, gerne!", sagte ich. "Wie kommen wir da dran?"
 

"Ich gehe welchen holen!", sagte er und stand auf. "Ich bin gleich zurück. Machs dir gemütlich wo du magst."
 

Als er gegangen war, ging ich zu dem Sofa und dem kleinen Tischchen davor und legte meine Tasche darauf ab. Ich setzte mich und zog meine Lektüre für Englisch hervor und meinen Collegeblock, um meinen Aufsatz zu schreiben. Während ich über den Anfang nachdachte, warf ich einen Blick aus der Glasfensterfront. Es hatte aufgehört zu regnen aber der Himmel war von grauen Wolken bedeckt. Es fing schon langsam an dunkel zu werden.
 

Es klopfte an der Tür und ich sah erschrocken auf. Sasuke würde nicht Klopfen, oder? Sollte ich etwas sagen?
 

Bevor ich mich entschieden hatte, wurde die Tür auch ohne Antwort geöffnet und ein junger Mann mit einem Aktenstapel kam herein. Er ging auf den Schreibtisch zu aber nach drei Schritten blieb er wie angewurzelt stehen und starrte mich an.
 

"Wer sind Sie?", fragte er irritiert.
 

"Guten Tag!", beeilte ich mich zu sagen. Da ich dachte, es würde keinen Sinn machen, ihm meinen Namen zu nennen, sagte ich: "Ich bin mit Sasuke Uchiha hergekommen."
 

"Was?", fragte der Mann skeptisch.
 

"Er kommt gleich zurück", sagte ich.
 

"Dann werde ich mit Ihnen warten", sagte er. Offenbar war er sich nicht ganz sicher, wie er mit mir umgehen sollte. Er ging zum Schreibtisch und legte die Unterlagen darauf ab. Dann wandte er sich wieder mir zu.
 

"Mr. Uchiha hat noch nie jemanden mit hier her gebracht", sagte er und musterte mich interessiert. "Wie stehen Sie zu ihm?" Ich fühlte mich etwas unwohl unter seinem Blick. Er war zu intensiv.
 

Bevor ich etwas erwidern konnte, hörte ich Sasuke sagen: "Sie wird in Zukunft vielleicht öfter hier sein ."
 

Er kam mit zwei Bechern Kaffee auf uns zu und stellte einen vor mir ab.
 

"Mr. Uchiha!", sagte er junge Mann rasch. "Verzeihung, ich wollte nur sicher gehen, dass alles seine Richtigkeit hat!"
 

"Verstehe", sagte Sasuke und ging zum Schreibtisch, um seinen Kaffee dort abzustellen. "Das sind die Verträge der letzten fünf Jahre?"
 

"Ja, das ist korrekt!"
 

"Danke, dass Sie sie rausgesucht haben!", sagte Sasuke.
 

"Sehr gerne!", sagte der Mann mit einer kleinen Verbeugung. "Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?"
 

"Das wäre alles."
 

Der Mann neigte zum Abschied respektvoll den Kopf, ging dann zur Tür und schloss sie, nachdem er mir noch einen Blick zugeworfen hatte.
 

Ich kicherte.
 

"Was?", fragte Sasuke und lächelte leicht.
 

"Den Chef spielst du schon ziemlich gut", sagte ich lachend.
 

"Er kann mich nicht ausstehen", sagte Sasuke amüsiert. "Ich an seiner Stelle hätte auch keine Lust Anweisungen von jemandem wie mir entgegennehmen zu müssen."
 

Er ging um den Schreibtisch herum und setzte sich in den Stuhl. Dann nahm er die erste Mappe von dem Stapel und schlug sie auf.
 

"Danke für den Kaffee!", sagte ich und nahm den warmen Becher in beide Hände, um die Wärme zu genießen. Dann setzte ich meinen Stift auf dem Block auf und fing mit meinem Aufsatz an. Ich arbeitete eine Stunde konzentriert daran und sah dann zu Sasuke. Er las immer noch die Dokumente und ich stellte fest, dass ihm sein konzentrierter Blick sehr gut stand. Er schien zu merken, dass ich ihn beobachtete und sah auf.
 

"Verstehst du überhaupt, was du da liest?", fragte ich.
 

"Ja", sagte er. "Ich beschäftige mich schon ein paar Tage mit dem Thema und so langsam bin ich drinnen."
 

"Und wann machst du Hausaufgaben?", fragte ich. Er warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. "Das wird meistens spät. Sobald ich zu Hause bin."
 

"Wird dir das nicht manchmal alles zu viel?"
 

"Nein. Ich finde das hier ziemlich interessant. Ich will meinen Job irgendwann gut machen und nicht nur eine Position bekommen, weil mein Vater der Chef ist."
 

"Verstehe!", sagte ich.
 

"Willst du nach Hause?", fragte er. "Ich kann dich jederzeit fahren, du musst nur was sagen!"
 

"Nicht unbedingt, eigentlich ist es wirklich ganz gemütlich hier!", sagte ich und streckte mich zufrieden. Sasuke musterte mich voller Genugtuung.
 

In dem Moment ging die Tür auf, ohne, dass jemand geklopft hatte und ich setzte mich schnell wieder normal hin. Fugaku Uchiha kam herein und als sein Blick auf mich fiel, verfinsterte sich seine Miene.
 

Ohne mich weiter zu beachten wandte er sich an Sasuke und fragte: "Du bringst sie jetzt schon hier her?"
 

Sasuke verengte die Augen und sagte kühl: "Ist das ein Problem?"
 

"Ich hoffe für dich, dass keines draus wird. Immerhin hast du da lauter Verträge mit sensiblen Firmendaten liegen." Er ging auf den Schreibtisch zu und nahm sich die Mappe, in der Sasuke gerade gelesen hatte, um einen Blick darauf zu werfen.
 

"Das ist mir bewusst", sagte Sasuke ärgerlich und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. "Ich habe sie Sakura auch nicht unter die Nase gehalten."
 

Fugaku lies die Mappe wieder auf den Schreibtisch fallen. "Gut, dass du dir das ansiehst. Wessen Idee war das?"
 

"Meine."
 

"Sehr schön, du denkst mit", sagte Sasukes Vater und in seiner stengen Stimme klang ein wenig Anerkennung mit.
 

"Schick die junge Dame jetzt nach Hause. Dann kannst du mit mir zu einer Präsentation kommen, die dich interessieren wird."
 

Sasuke öffnete den Mund und es sah aus, als hätte er vor zu widersprechen aber Fugaku fuhr ihm über den Mund, bevor er etwas sagen konnte. "Du hast gesagt, dass diese Affäre deinen Verpflichtungen nicht im Weg stehen wird."
 

"Affäre habe ich es nicht genannt", sagte Sasuke kühl und stand auf. "Und ich werde Sakura jetzt nicht einfach wegschicken."
 

Ich hatte die ganze Zeit auf dem Sofa gesessen und mit meinem Collegeblock im Arm die Situation beobachtet aber nun hatte ich plötzlich das Gefühl, lange genug zugesehen zu haben, wie über mich gesprochen wurde, als wäre ich nicht da. Es war eine Sache, wenn Sasukes Vater nicht mit mir als Freundin für seinen Sohn einverstanden war. Aber wie Luft behandeln lassen, würde ich mich nicht!
 

"Das ist schon in Ordnung Sasuke, ich werde einfach den Bus nehmen!", sagte ich und stand auf.
 

Beide wandten sich zu mir um, als wären sie überrascht, dass ich etwas sagte. Ich steckte meinen Block in meine Tasche und schloss sie.
 

"Nein", sagte Sasuke in befehlendem Tonfall. "Es ist dunkel, ich will nicht, dass du alleine..."
 

"Ich rufe jemanden, der sie fährt", fiel ihm sein Vater ins Wort.
 

Aber ich hatte nun endgültig genug von dieser Bevormundung. Manchmal war das bei Sasuke ja ganz charmant aber nur solange ich das auch wollte. Und jetzt hatte ich das Gefühl, dass sie mir meine Autonomie absprachen.
 

"Das ist nett von Ihnen, Mr. Uchiha, aber nicht nötig", sagte ich höflich aber entschieden.
 

Mein Ärger hatte mir Mut verliehen und ich ging entschlossen die paar Schritte auf Sasuke zu und gab ihm einen ganz kurzen Kuss. Einerseits weil ich es wollte, andererseits aus dem kindischen Bedürfnis heraus, seinen Vater zu ärgern, weil er mich als Affäre bezeichnet hatte. "Wir sehen uns morgen!", sagte ich zu Sasuke und lächelte ihn an. Er wirkte etwas perplex und griff nach meinem Arm, um mich festzuhalten aber ich war schon einen Schritt zurückgetreten.
 

Ich hängte mir meine Tasche über die Schulter und ging auf die Tür zu.
 

"Hey!", sagte Sasuke verärgert aber er klang auch etwas verdutzt.
 

Ich war an der Tür angekommen und drehte mich um. "Auf Wiedersehen!", sagte ich selbstbewusst zu Sasukes Vater. Ich nahm mit Genugtuung wahr, dass er ebenfalls etwas überrascht wirkte. Dann zog ich die Tür hinter mir zu und lief den Gang entlang.
 

Ich erwischte einen Aufzug voller Angestellter und schlüpfte schnell hinein, bevor sich die Türen schlossen. Ich ignorierte die Blicke und war froh zu sehen, dass die Anzeige "Erdgeschoss" leuchtete.
 

Als ich unten ausstieg, klingelte mein Smartphone und Sasuke rief an. Ich drückte ihn weg und öffnete unseren Chatverlauf. Ich schrieb: "Geh zu der Präsentation, ich schreibe dir, wenn ich zu Hause bin, dann kannst du beruhigt sein, okay?"
 

Er tippte eine Weile, schien es sich dann aber anders zu überlegen und schrieb nur: "Okay. Ich warte auf deine Nachricht."
 

Also steckte ich mein Smartphone weg und trat nach draußen in die kühle Dunkelheit. Es regnete nicht und die ganzen bunten Lichter der Stadt spiegelten sich auf den noch nassen Straßen.
 

Ich erspähte direkt eine Bushaltestelle und ging darauf zu. Ich quetschte mich an ein paar wartenden Leuten vorbei und studierte den Fahrplan. Ich würde einmal umsteigen müssen aber dann konnte ich unproblematisch zu meiner Wohnung kommen.
 

Auf dem Weg ging ich nur kurz ein paar Lebensmittel besorgen und als ich schließlich die Einkäufe eingeräumt hatte und gerade duschen wollte, fiel mir ein, dass ich ja versprochen hatte, Sasuke zu schreiben. Ich tippte: "Ich bin wohlbehalten zuhause angekommen! Danke für den schönen Nachmittag!"
 

Dann nahm ich eine heiße Dusche, zog meinen Pyjama an und holte meine Bettsachen aus der Komode, um sie auf meinem Sofa auszubreiten. Ich bereitete mir zum Abendessen ein Sandwich zu, aß es gelangweilt, putzen mir die Zähne und kroch dann unter die Decke. Ich sah, dass ich eine Nachricht von Hinata hatte und chattete ein wenig mit ihr. Sie hatte mir ein Foto von Ino geschickt, wo sie einen Lippenstift trug, der eindeutig zu der Farbe an meinem Spind passte, was unseren Verdacht untermauerte und ich erzählte ihr kurz von meinem Nachmittag.
 

Als ich gerade mein Smartphone in den Flugmodus versetzen und schlafen wollte, klingelte es und das Display zeigte "Sasuke Uchiha" an. Ich musste lächeln, als ich seinen Namen las und dieses Mal nahm ich ab.
 

"Hey", sagte ich liebevoll.
 

"Hallo!", sagte er. Er klang müde.
 

"Alles okay bei dir?", fragte ich. "Wie war die Präsentation?"
 

"Ja. Die Präsentation war tatsächlich sehr interessant. Mir gefiel allerdings nicht, wie das mit dir gelaufen ist."
 

"Sorry, aber ich hatte einfach keine Lust dazusitzen und abzuwarten, bis ihr zwei entschieden hattet, was mit mir passieren soll!", sagte ich lachend.
 

"Dein Abgang war jedenfalls ziemlich sexy." Er klang amüsiert. "Und ich glaube, du hast meinen Vater ziemlich verblüfft."
 

Ich lachte wieder. "Ich fand, er hatte es verdient."
 

"Ja", sagte Sasuke und klang nach wie vor amüsiert. "Ich erledige jetzt schnell noch ein paar Hausaufgaben für morgen. Ich wollte dir nur Gute Nacht sagen."
 

"Oje", sagte ich mit einem Blick auf die Uhr.
 

"Alles gut", sagte er und ich hörte an seiner Stimme, dass er lächelte. "Ich hole dich morgen früh wieder ab."
 

"Das musst du nicht, schlaf doch lieber 20 Minuten länger!", sagte ich, weil ich nicht wollte, dass er sich übernahm.
 

"Abgelehnt", sagte er.
 

Ich lachte. "Okay, dann bis morgen!"
 

"Bis Morgen!"
 

In dieser Nacht hatte ich mal wieder einen Albtraum. Ich wachte um sechs Uhr auf und brauchte so lange, um das Gefühl des Erstickens wieder los zu werden und mich wieder richtig zu beruhigen, dass es sich nicht mehr lohnte, nochmal einzuschlafen. Also stand ich schließlich auf und entschied Joggen zu gehen. Es war kühl aber es regnete nicht. Als ich zurück war, duschte ich, zog mich an und zwang mich etwas zu frühstücken aber ich bekam nicht wirklich viel herunter. Trotzdem fühlte ich mich wieder etwas besser, als ich schließlich die Treppen hinunter lief, um auf Sasuke zu warten. Ob er wohl genug Schlaf bekommen hatte, bei seinem Arbeitspensum?
 

Ich war noch etwas zu früh aber wollte lieber an der frischen Luft warten und so lehnte ich mich an die Hauswand und zog mein Smartphone heraus, um mir etwas die Zeit zu vertreiben. Als ich sah, dass es in der Gruppe neue Nachrichten gab, drückte ich darauf. Im nächsten Moment wünschte ich mir fast, ich hätte es nicht getan.
 

Kiba hatte ein Foto geschickt, dass deutlich die Tür meines mit Lippenstift beschmierten Spinds zeigte. Ich wischte rasch nach unten, um zu lesen, was geschrieben worden war.
 

Kiba: "Wtf, was geht denn da ab? Wart ihr deshalb gestern so angepisst, Sakura, Hinata? Warum habt ihr nichts gesagt?"
 

Shikamaru: "Fuck!"
 

Kiba: "Was ist das für ne beschissene Aktion! Ich glaube, du hast jemandem das Herz gebrochen, Sasuke."
 

Naruto: "Alter, was geht denn ab bei manchen Leuten?! Das ist doch krank!"
 

Hinata: "Wir haben es gestern nach der Mittagspause gesehen und abgewischt. Wo hast du das Bild her, Kiba?"
 

Kiba: "Hat mir jemand geschickt, der es von jemandem hat, der mit anderen bei WhatsApp in einer Lerngruppe ist, wo das jemand geteilt hat. Keine Ahnung wer."
 

Ich schaute auf die Uhrzeit von Kibas erster Nachricht. Er hatte das Foto vor 25 Minuten geschickt. Also hatte Sasuke es wahrscheinlich gesehen.
 

Ich atmete frustriert aus und steckte mein Smartphone weg. Der Tag fing ja echt super an.
 

"Alles okay?", hörte ich jemanden hinter mir sagen und drehte mich erschrocken um. Es war der junge Nachbar, der immer freundlich versuchte, mich in ein Gespräch zu verwickeln.

Kompromisse

"Hi, ja alles gut!", sagte ich und lächelte ihn kurz an, um zu zeigen, dass es kein Problem gab, um das er sich kümmern musste. Machte ich mir umsonst Gedanken wegen Sasuke oder würde er sich aufregen?
 

"Du siehst aber nicht aus, als ob alles okay wäre", sagte mein Nachbar. "Vielleicht kann ich was tun? Hast du eben eine schlechte Nachricht bekommen?"
 

"Das ist wirklich nett von dir aber es ist nichts Schlimmes!", sagte ich abwehrend.
 

In dem Moment sah ich Sasukes Auto ankommen und plötzlich hatte ich das Gefühl, es wäre besser, wenn er mich nicht plaudernd mit dem Nachbarn vorfand. Es hatte ihm schonmal nicht gefallen, dass der Typ mir nachgeschaut hatte. Der Tag nervte mich immer mehr.
 

"Sorry, ich muss los", sagte ich rasch und wollte an meinem Nachbarn vorbeischlüpfen aber der hielt mich am Arm fest. "Warte doch mal! Dir geht es nicht gut, du bist ganz blass!"
 

Das war ich wahrscheinlich auch. Weil mir der Traum und der Morgen noch in den Knochen steckten und weil ich keine Lust hatte, dass vielleicht mittlerweile alle in der Schule das Foto gesehen hatten und das nun Gesprächsthema sein würde. Trotzdem wurde er langsam etwas übergriffig.
 

"Hey!", rief Sasuke und er klang wütend. Er war ausgestiegen und kam auf uns zu. Mein Nachbar bemerkte ihn jetzt erst und ließ augenblicklich meinen Arm los.
 

"Hallo Sasuke", sagte ich aber er sah mich gar nicht an.
 

"Gibt es hier ein Problem?", fragte Sasuke unnötig aggressiv.
 

Mein Nachbar sah ihn unsicher an und sagte: "Nein. Ich wollte nur wissen, ob alles in Ordnung ist, sie sah so blass aus."
 

"Und deshalb hälst du sie fest, wenn sie gehen will?", fragte Sasuke mit einer Ruhe, die seine Wut nicht wirklich unterdrücken konnte.
 

"Ihr geht es offenbar nicht gut, willst du sie nicht lieber mal fragen, was los ist, als mich hier so anzugehen?", erwiderte der Typ verärgert.
 

"Hör auf, Sasuke!", sagte ich und griff nach seinem Unterarm. Endlich sah er mich an. "Lass uns gehen!", sagte ich möglichst beschwichtigend.
 

Sasuke wandte sich wieder dem Typen zu und sagte kalt: "Halte dich in Zukunft von meiner Freundin fern. Wenn nicht, wirst du dich mit mir beschäftigen müssen und das wird schlecht für dich ausgehen."
 

Dann wandte er sich ab, griff nach meinem Handgelenk und machte einen Schritt auf sein Auto zu. Ich warf meinem Nachbarn einen entschuldigenden Blick zu und ließ mich dann von Sasuke mitziehen, weil ich froh war, dass wir endlich gingen.
 

Sasuke öffnete die Beifahrertür, wartete bis ich mich gesetzt hatte und knallte sie zu. Ich schloss kurz genervt die Augen, während er um sein Auto herum ging, um ebenfalls einzusteigen. Ich hatte echt keine Lust mich jetzt auch noch mit Sasuke streiten zu müssen.
 

Er stieg ein, schloss seine Tür ebenfalls heftiger als nötig, wandte sich mir zu und sah mich wartend an.
 

Ich blickte vorne aus dem Fenster, weil ich überlegte, was ich sagen wollte.
 

"Hast du mir was zu sagen?", fragte er. Er klang immer noch wütend.
 

Ich atmete frustriert aus und sah ihn an.
 

"Das war also 'nichts Wichtiges'? 'Mädchensachen'?, fuhr er fort, weil ich nichts sagte.
 

"Ich habe es dir nicht gesagt, weil ich nicht wollte, dass du dich aufregst", sagte ich ruhig.
 

"Hast du ernsthaft geglaubt, ich würde das nicht mitbekommen?", fragte er ärgerlich.
 

"Ja", sagte ich ruhig. "Hätte klappen können."
 

"Sakura", sagte er leise und seine Stimme klang jetzt gefährlich ruhig. "Lüg mich nie wieder an."
 

Jetzt war ich allerdings auch wütend.
 

"Warum bist du jetzt eigentlich so sauer?", fuhr ich ihn an. "Willst du mich nicht lieber aufbauen oder mich fragen wie es mir damit geht?"
 

"Natürlich geht es dir nicht gut damit, da brauche ich nicht erst fragen", sagte er. "Ich will einfach nicht, dass jemand so mit dir umgeht!"
 

"Das war ein blöder Streich, da ist es ein bisschen mit jemandem durchgegangen!", sagte ich verärgert. "Du übertreibst total! Und es ist mein Problem, nicht deins!"
 

"Wenn jemand dich beleidigt, beleidigt er dadurch auch mich", sagte er kühl.
 

"Tja, nun, dein Stolz tut hier aber nichts zur Sache Sasuke, schluck es einfach runter!"
 

"Das werde ich garantiert nicht! Ich werde..."
 

Aber ich unterbrach ihn und sagte laut: "Nein! Du wirst gar nichts tun! Du wirst es einfach ignorieren und es mir überlassen! Das ist mein Problem und ich werde mich bei Zeiten darum kümmern."
 

"Du weißt also, wer das war?", fragte er sofort.
 

"Nicht sicher", sagte ich. "Und ich werde es dir bestimmt nicht sagen, so wie du dich aufführst!"
 

Er schnaubte wütend. "Was war das eben mit deinem Nachbarn?"
 

"Er hat nur gesehen, wie ich die Nachrichten in der Gruppe gelesen habe und wollte wissen, ob er helfen kann. Sonst nichts."
 

"Klar wollte er das", sagte Sasuke höhnisch. "Weil er dich ficken will."
 

Sein Tonfall und seine Worte verletzten mich und ich wandte mich ab.
 

Er schien zu merken, dass er es übertrieben hatte, denn er sagte sofort: "Tut mir leid!"
 

Ich schlang die Arme um mich und atmete aus. Ich wollte ihn nicht ansehen, aber nach Gehen war mir eigentlich auch nicht zu Mute, also blickte ich auf meine Knie und tat nichts.
 

"Es tut mir wirklich leid", sagte Sasuke und ich merkte wie er vorsichtig mein Haar berührte. Ich wich leicht zurück aber er ließ sich davon nicht abhalten und irgendwie war ich froh darüber. Ich wollte nicht, dass wir stritten. Er strich mir ein paar Haarsträhnen über die Schulter nach hinten. "Ich habe mir einfach Sorgen gemacht. Ich hasse es, wenn ich dir nicht helfen kann, wenn es dir nicht gut geht. Aber ich hätte es nicht an dir auslassen sollen."
 

"Nein, hättest du nicht", sagte ich leise. "Ich hätte es dir aber vielleicht auch einfach erzählen sollen."
 

"Ja, das wäre besser gewesen", sagte er. "Natürlich hätte ich mich aufgeregt. Aber deshalb tue ich nicht gleich etwas Schlimmes. Und das jetzt von anderen zu hören, fühlte sich scheiße an."
 

Wir schwiegen einen Moment.
 

"Du solltest nicht so eifersüchtig sein", sagte ich.
 

Er schnaubte. "Ich bin nicht eifersüchtig. Es geht mir nicht darum, dass ich diese Typen von dir fernhalten will, weil ich dir nicht vertraue. Das tue ich. Ich vertraue bloß denen nicht. Ich kriege mit, wie dich alle ansehen. Es ist mir ganz recht, wenn sie glauben, dass sie richtig Stress mit mir bekommen, wenn sie was Dummes tun."
 

"Aber du übertreibst es."
 

"Das sehe ich anders und ich werde mich in diesem Punkt nicht ändern."
 

"Dann hälst du dich aber aus der Sache mit dem Spind raus."
 

Er atmete einmal aus, als würde ich ihm etwas Schreckliches abverlangen. "Verzeihst du mir dann?"
 

"Ja", sagte ich.
 

"Okay. Versprochen. Ich halte mich so lange raus, bis du mich um Hilfe bittest."
 

Ich sah ihn an und lächelte vorsichtig, weil ich wollte, daß alles wieder gut war. Ich streckte meine Hand aus und berührte seine. Er beugte sich rüber zu mir, schlang die Arme um mich, legte eine Hand beschützend an meine Hinterkopf und drückte mich an sich. So verharrten wir einen Moment und es tat unendlich gut.
 

"Was willst du jetzt tun?", fragte er sanft und strich über mein Haar. "Sollen wir heute schwänzen?"
 

Ich zog mich los. "Nein, lass uns fahren."
 

Wir schafften es beinahe pünktlich auf dem Parkplatz aufzutauchen aber leider waren alle Plätze belegt, weil wir spät dran waren.
 

"Ernsthaft?", fragte ich lachend, als Sasuke sein Auto einfach an einer günstigen Stelle in zweiter Reihe abstellte und dabei drei weitere Autos einparkte.
 

"Scheiß drauf", sagte er. Auf dem Weg zum Schulgebäude fragte er: "Wie gehst du jetzt damit um?"
 

"Gar nicht", sagte ich. "Ich werde es einfach ignorieren. Sowas entfaltet ja nur die gewünschte Wirkung, wenn ich jetzt zugeben würde, dass es mich verletzt. Sollen die Leute denken, was sie wollen."
 

"Klingt gut!", sagte er grinsend.
 

Die Gänge waren leer, weil es gerade zum Unterrichtsbeginn geläutet hatte. Als wir vor der Tür des Klassenraums standen, waren wir nur 4 Minuten zu spät.
 

Sasuke klopfte, wartete ganz kurz auf eine Antwort und öffnete die Tür. Alle starrten uns an, als wir eintraten, Hinata, Naruto, Kiba und Shikamaru eingeschlossen. Sofort fingen einige Mitschüler an zu tuscheln, was meine Befürchtung zu bestätigen schien, dass das Bild nicht nur an Kiba geraten war.
 

"Sie sind zu spät Mr. Uchiha, Fräulein Haruno!", begrüßte uns der Lehrer streng.
 

"Tut mir leid!", sagte ich.
 

"Wird das Zuspätkommen jetzt bei Ihnen beiden zur Gewohnheit?"
 

"Es ist meine Schuld", sagte Sasuke und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. "Sie kann nichts dafür."
 

"Nun, dann hoffe ich, Sie halten Fräulein Haruno in Zukunft nicht mehr davon ab, pünktlich zu erscheinen. Machen wir weiter."
 

Hinata beugte sich zu mir rüber und flüsterte: "Alles okay?"
 

"Ja", murmelte ich. "Wir reden später."
 

Immer noch drehten sich meine Mitschüler teilweise neugierig zu mir um aber ich tat so, als würde ich es gar nicht bemerkten. Allerdings konnte ich es mir nicht verkneifen, Ino und Karin ein strahlendes Lächeln zu schenken. Sie wandten sich mit überheblichen Mienen wieder ab.
 

In der Pause nach der Doppelstunde, versicherte ich Hinata gerade erneut leise, dass alles in Ordnung war, als die Jungs zu uns rüberkamen.
 

"Kommt ihr mit raus?", fragte Shikamaru. "Ich will rauchen und diese Gentlemen hier begleiten mich freundlicherweise."
 

"Ja, gerne!", sagte ich lächelnd. Es war angenehm, dass niemand von ihnen das Thema ansprach. Offenbar hatten sie alle ihre Empörung im Chat zum Ausdruck gebracht und damit war das Thema für sie erledigt. Das nahm dem ganzen irgendwie die Bedeutung und ich war so froh, sie alle auf meiner Seite zu haben.
 

So war es mir fast egal, dass wir noch mehr Aufmerksamkeit bekamen als sonst. Offenbar wollten die Leute nicht nur sehen, wie ich damit umging, sondern auch, was Sasuke tat. Der hielt jedoch sein Versprechen und tat absolut nichts. Außer, dass er mir die ganze Zeit den Arm um die Schultern gelegt hatte. Und ich freute mich darüber, weil er damit deutlich machte, dass ihn diese Beleidigung nicht interessierte und er an meiner Seite war.
 

Natürlich ließ Neji es sich nicht nehmen, Sasuke zu provozieren. Als er in der Mittagspause mit seinen Freunden an unserem Tisch vorbei ging, rief er so laut, dass es alle hören konnten, zu uns herüber: "Was ist los Sasuke? Willst du dich gar nicht dazu äußern oder deine Freundin irgendwie in Schutz nehmen?" Alle in der Nähe sahen promt zu uns hin.
 

Sasuke zog eine Augenbraue hoch und sah Neji überheblich an. "Würde ich, wenn es nötig wäre. Aber ich habe festgestellt, dass sich meine Freundin von sowas nicht aus der Ruhe bringen lässt."
 

Kiba und Naruto lachten laut und Shikamaru grinste. Hinata sagte: "Hau einfach ab, Neji!"
 

Neji legte den Kopf schief und lächelte ziemlich fies. "Ich hätte auch nicht erwartet, dass du dich von so nem Kinderkram unterkriegen lässt, Sakura. Ich hätte, dich nur für intelligent genug gehalten, dich nicht mit Sasuke einzulassen."
 

Sasuke stand sehr schnell auf aber Naruto packte ihn sofort am Unterarm und zischte: "Lass es!"
 

Durch Sasukes aggressive Bewegung schauten nun einige Lehrer zu uns herüber und ich griff sanft nach Sasukes Hand, um ihn wieder auf seinen Stuhl zu ziehen. "Ignoriere ihn einfach", sagte ich zu Sasuke. "Das ist es doch nicht wert."
 

Sasuke warf mir einen Blick zu und setzte sich dann nach kurzem Zögern tatsächlich wieder hin.
 

Nejis Lächeln wurde breiter. "Interessant!", sagte er. "Du hörst ja auf sie!"
 

Bevor irgendjemand etwas erwidern konnte, rief einer der Lehrer: "Hey! Was ist da drüben los?"
 

Neji musterte Sasuke noch kurz ungläubig und Sasuke schaute hasserfüllt zurück. Dann ging Neji weiter und seine Freunde folgten ihm grinsend.
 

"Gut gemacht", sagte Naruto und gab Sasuke einen Schlag auf die Schulter. "Lass dich von ihm nicht so provozieren."
 

Sasuke gab ein "tss" von sich und ich drückte unter dem Tisch seine Hand und lächelte ihn an. Das schien ihn ein klein wenig zu besänftigen aber er schaute immer noch schlecht gelaunt drein.
 

Nach dem Unterricht verabschiedeten wir uns alle von einander. Sasuke machte sich auf dem Weg zum Training und schien nach wie vor mieser Stimmung zu sein, vermutlich, weil der dort wieder auf Neji treffen würde. Danach war er mit Naruto verabredet und ich nutzte die Chance, um in den Waschsalon zu gehen und die Wohnung zu putzen. Anschließend machte ich ein paar Hausaufgaben und telefonierte ein wenig mit Hinata, die mir von ihrem Bedürfnis berichtete, Naruto näher zu kommen und nicht ewig bei Freundschaft zu bleiben. Aber wir waren uns beide unsicher, wann dafür der richtige Moment gekommen wäre. Wahrscheinlich hatten sowohl Hinata, als auch Naruto Angst, ihre Freundschaft zu ruinieren, wenn sie etwas übereilten.
 

Gerade als ich gegen 20 Uhr nichts mehr zu tun hatte und ich mich langsam auch etwas müde und erschöpft fühlte, klopfte es an der Tür. Ich sah einen Moment irritiert hin, weil ich mich fragte, wer das sein könnte und ging dann zur Tür, um zu öffnen.
 

Es war mein Nachbar von heute morgen.
 

"Hi", sagte ich überrascht.
 

"Hallo Sakura!", sagte er freundlich. Ich fragte mich, wie er nochmal hieß. Wahrscheinlich hatte er sich vorgestellt aber ich hatte es einfach wieder vergessen.
 

Ich sah ihn fragend an und er sagte: "Ich habe mich gefragt, ob wir kurz mit einander reden könnten."
 

"Ähm", sagte ich etwas überrumpelt.
 

"Oder ist dein Freund da?", fragte er.
 

"Nein, ich bin alleine", sagte ich aber war mir nicht ganz sicher, was er von mir wollte.
 

"Kann ich ein paar Minuten rein kommen?"
 

"Ähm, okay", sagte ich und fühlte mich wieder überfordert. Eigentlich wollte ich das nicht. Aber er hatte ja nichts Blödes getan also gab es auch keinen Grund sich ihm gegenüber unhöflich zu verhalten.
 

Also trat ich einen Schritt zur Seite und ließ ihn ein.
 

"Du hast es dir aber hübsch eingerichtet!", sagte er freundlich.
 

"Danke", sagte ich und deutete aufs Sofa, damit er sich setzten konnte. Was zu trinken würde ich ihm aber nicht anbieten. Er sollte es sich nicht zu gemütlich machen. Ich setzte mich mit möglichst viel Abstand ebenfalls auf das Sofa und fragte: "Um was geht es denn?" Irgendwie war mir seine Anwesenheit unangenehm.
 

"Also, es tut mir leid, dass ich mich ungebetenen einmische aber ich habe mich gefragt, ob du Hilfe brauchst, wegen deinem Freund."
 

"Was?", fragte ich verwirrt.
 

Er lächelte mich behutsam an. "Naja, er wirkt etwas aggressiv und krankhaft eifersüchtig. Und wie er dich am Handgelenk gepackt hat, das sah sehr grob aus. Und ich habe gesehen, wie ihr im Auto gestritten habt."
 

"Oh!", sagte ich, weil ich endlich verstand, wovon er redete. "Ich verstehe, dass das vielleicht von außen etwas komisch aussah aber ich kann dir versichern, dass alles in Ordnung ist!"
 

"Schlägt er dich?", fragte er ernst. Offenbar hatte er mir gar nicht zugehört und steigerte sich da in irgendwas rein.
 

"Ich kann dir helfen, wenn du willst."
 

Langsam fing er wirklich an zu nerven. "Es ist echt nett, dass du dir Gedanken machst!", sagte ich. "Aber es ist vollkommen unnötig. Er ist ganz wunderbar zu mir. Er reagiert bloß manchmal etwas über."
 

Mein Nachbar machte einen ziemlich unzufriedenes Gesicht. Offenbar hatte er sich eine andere Antwort erhofft. Vermutlich hatte Sasuke recht und es ging im wirklich nicht darum, bloß nett zu sein. Scheinbar wollte er mir heldenhaft helfen, weil er Interesse an mir hatte.
 

"Bist du sicher?", fragte er und rutschte ein Stück näher. "Du kannst ruhig ehrlich zu mir sein."
 

Ich fragte mich, was ich nun tun sollte, weil ich absolut keine Lust hatte, ein schlechtes Verhältnis zu meinen Nachbarn zu bekommen.
 

Ich stand auf und sagte freundlich: "Also, nochmal vielen Dank, dass du extra her gekommen bist und du dich so aufmerksam um deine Mitmenschen kümmerst! Aber das ist einfach ein Missverständnis! Es ist wirklich alles in Ordnung zwischen meinem Freund und mir. Er würde mir nie etwas antun."
 

Ich machte einen Schritt Richtung Tür. Weil er keine Anstallten machte aufzustehen, sagte ich: "Es tut mir leid, aber ich muss dich nun bitten zu gehen, ich muss noch einige Hausaufgaben machen und möchte früh schlafen."
 

Er erhob sich langsam und ging zur Tür. Ich öffnete sie für ihn und lächelte. "Dir noch einen schönen Abend!"
 

"Wenn doch mal etwas sein sollte, kannst du jederzeit zu mir kommen!", sagte er ernst. Er berührte mich an der Schulter, sah mir in die Augen und sagte: "Egal, wie spät es ist und auch bei jedem anderen Thema, oder wenn du einfach mal Gesellschaft möchtest!"
 

"Danke!", sagte ich und trat einen Schritt zurück, um seiner Berührung zu entgehen. "Ich bin aber sicher, das wird nicht nötig sein."
 

"Überleg es dir", sagte er, weil er mich offenbar einfach nicht verstehen wollte und trat endlich nach draußen. Er wirkte etwas enttäuscht und leicht verärgert, dass er so abgefertigt wurde. "Dann bis demnächst!", sagte er.
 

Ich schloss rasch die Tür und lehnte mich mit dem Rücken dagegen. So verharrte ich kurz, um mich zu beruhigen. Ich verabscheute diese Situationen. Ständig Nettigkeiten von Männern zurückzuweisen, ob sie nun ernst gemeint oder ein Vorwand waren, war mir unglaublich unangenehm.
 

Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, setzte ich mich mit meinem Smartphone auf mein Sofa.
 

Weil ich nach der Kommunikation in der Gruppe heute morgen noch gar nichts geschrieben hatte, öffnete ich den Chat und tippte:
 

"Danke für euren Beistand! Ihr seid die besten Freunde, die man sich wünschen kann!" Und ich meinte es auch so.
 

Ich vertrieb mir ein wenig die Zeit und scrollte durch meine Social Media Accounts. Zwar teilte ich dort nie etwas, aber es machte manchmal einfach Spaß ein paar Leute zu stalken. Als ich wieder in den Chat schaute, hatte ich neue Nachrichten.
 

Kiba: "Ich weiß meine Liebe, ich finde mich auch toll!"
 

Shikamaru: "Ist doch selbstverständlich."
 

Hinata: "Na klar!"
 

Naruto: "Ich wüsste trotzdem echt gerne, wer das war."
 

Kiba: "Ist Sasuke noch bei dir Naruto?"
 

Naruto: "Nope, ist vor einer Sekunde los. Wieso?"
 

Kiba: "Okay, warte, ich ruf dich gleich an!"
 

Ich lächelte und schloss den Chat wieder.
 

Einen Moment später rief Sasuke mich an.
 

"Hey!", sagte er. "Störe ich?"
 

"Hallo!", sagte ich erfreut. "Nein, gar nicht! Wie war dein Tag?"
 

"Training war gut wie immer und bei Naruto war es auch nett! Bin gerade bei ihm raus und wollte gleich losfahren. Bei dir?"
 

"War okay, ich habe alles erledigt, was ich wollte", sagte ich und sah zu, wie die frische Wäsche auf dem Balkon leicht im Wind wehte.
 

"Soll ich nach Hause fahren oder soll ich nochmal kurz bei dir vorbeikommen?", fragte er und mein Herz machte einen kleinen erfreuten Hüpfer.
 

"Wird es dir nicht zu viel?", fragte ich vorsichtig.
 

"Nein."
 

"Dann würde ich mich sehr freuen, dich zu sehen!"
 

"Bin in 15 Minuten da." Er legte auf und ich ließ mich glücklich nach hinten auf meine Kissen fallen.
 

Sollte ich Sasuke von dem Besuch meines Nachbarn erzählen? Er würde davon wissen wollen und wenn ich es in Ruhe erzählte, würde er vielleicht auch ruhig darauf reagieren. Außerdem fühlte ich mich damit irgendwie etwas unwohl und wollte gerne mit jemandem darüber reden.
 

Sasuke klingelte tatsächlich schon nach genau 15 Minuten unten an der Tür und als ich den Knopf zum Öffnen gedrückt hatte, in meiner Wohnungstür stand und zuhörte, wie er die Treppen zu mir hoch stieg, fühlte ich mich unglaublich glücklich und gleichzeitig aufgeregt und völlig entspannt.
 

Als er oben ankam, war er kaum außer Atem. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er mich sah und mit ein paar schnellen Schritten war er bei mir. Er sagte nichts, sondern nahm mein Gesicht in beide Hände, küsste mich begierig, drängte mich dabei ein paar Schritte zurück in die Wohnung und gab der Tür mit einer Hand einen Stoß, sodass sie zu fiel. Sein Verlangen war ansteckend und so landeten wir auf dem Sofa und sprachen lange nicht.
 

Schließlich hielt er meine Handgelenke fest, sodass ich ihn nicht weiter berühren konnte.
 

"Warte", sagte er leise und ließ mich wieder los, um etwas auf Abstand zu gehen. "Ich kann mich sonst nicht mehr beherrschen."
 

Ich setzte mich ihm gegenüber aufrecht hin und sah ihn etwas schuldbewusst an. "Tut mir leid, ich bin noch nicht ganz bereit weiter zu gehen", sagte ich vorsichtig.
 

Er lächelte und strich mir über die Wange. "Ich weiß, mach dir keine Gedanken. Wir warten damit so lange wie du willst. Ich wollte darauf auch gar nicht hinaus."
 

Ich beugte mich vor und schlang glücklich die Arme um seinen Hals. "Du bist wundervoll, Sasuke", flüsterte ich.
 

"Ja, ich weiß", sagte er grinsend.
 

Ich lachte und ließ ihn wieder los. Ich setzte mich wieder ihm gegenüber hin und sagte: "Eben ist noch was passiert, was ich dir erzählen sollte."
 

Sein Blick wurde sofort ernster.
 

"Okay", sagte er und sah mich aufmerksam an.
 

"Vorhin ist mein Nachbar, der von heute morgen, rüber gekommen und wollte mit mir reden. Er wollte wissen, ob ich Hilfe brauchen würde, weil er dich für aggressiv hält und offenbar dachte, dass du mich schlecht behandelst. Ich habe ihm natürlich gesagt, dass das absolut nicht der Fall ist."
 

Sasuke betrachtete mich und schwieg einen Moment.
 

"Du weißt, wie ich das sehe, oder?", fragte er ruhig. "Ich glaube, dass dieses Hilfsangebot ein Vorwand ist, um Kontakt zu dir aufbauen zu können, weil er Interesse an dir hat."
 

Ich strich mit den Fingern über den flauschigen Stoff eines meiner Kissen. "Ja, ich glaube, da hast du wahrscheinlich recht."
 

"Okay, also wie genau muss ich mir die Situation vorstellen?", fragte Sasuke.
 

Also erzählte ich ihm alles, was passiert war, seit mein Nachbar geklopft hatte.
 

Sasuke sah beim Zuhören auf seine Hände und sein Kiefermuskel zuckte leicht.
 

"Okay", sagte Sasuke schließlich und sah mich an. "Das war eindeutig ein blöder Vorwand und er hat dich in eine unangenehme Situation gebracht, in der du dich unwohl gefühlt hast."
 

"Ja", sagte ich leise.
 

"Was willst du tun?", fragte er.
 

"Ich weiß nicht", sagte ich. "Ich würde erstmal abwarten, ob es sich damit nun erledigt hat."
 

Sasuke sah auf die Uhr. "Ich würde gerne rüber gehen und mit ihm reden."
 

"Ich weiß nicht", sagte ich unsicher.
 

"Aber du fühlst dich unwohl, so wie es jetzt ist, oder?"
 

"Naja, irgendwie schon", sagte ich leise.
 

"Mir gefällt es jedenfalls gar nicht, gleich wegzufahren und dich damit hier zu lassen." Er stand auf und streckte mir die Hand hin. "Also klären wir das jetzt."
 

Ich blickte unsicher zu ihm hoch.
 

"Ich werde ruhig bleiben und das so regeln, dass es zwischen euch keinen Streit gibt", sagte er.
 

Ich zögerte kurz, dann nahm ich seine Hand und stand ebenfalls auf.
 

Ich nahm meinen Schlüssel von der Komode und schlüpfte in meine Schuhe.
 

Sasuke griff nach meiner Hand und trat in den Flur. "Wo wohnt er?"
 

Ich deutete auf die Tür. "Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist?", flüsterte ich.
 

"Ja", sagte er, ging entschlossen auf die Tür zu und klopfte.
 

Ich verstärkte meinen Griff um seine Hand und hoffte, dass das kein Fehler war.
 

Mein Nachbar öffnet schon nach Sekunden und sein Blick fiel zuerst auf mich aber seine Begeisterung verschwand sofort, als er Sasuke sah.
 

"Sorry für die späte Störung", sagte Sasuke. "Wir wollen kurz mit dir reden."
 

"Ich...", setzte der Typ an, aber Sasuke schnitt ihm das Wort ab.
 

"Hattest du ihr nicht gesagt, dass sie jederzeit zu dir kommen könnte, wenn sie reden will?", fragte Sasuke mit einem etwas fiesen Lächeln.
 

"Ich...ja, klar", sagte mein Nachbar etwas überrumpelt und hielt uns dann die Tür auf.
 

Sasuke trat ein und ich folgte ihm, während ich immer noch seine Hand fest hielt. Sasuke nahm unaufgefordert auf einem Sofa Platz und ich setzte mich neben ihn, mein Nachbar setzte sich in einen Sessel uns gegenüber und sah etwas irritiert aus.
 

"Ich möchte mich für meinen Auftritt heute morgen entschuldigen, ich war wegen etwas völlig Anderem verärgert und du hast es abbekommen", sagte Sasuke freundlich.
 

"Oh, okay", sagte der Nachbar verwirrt. "Kein Problem."
 

"Wie du ja sicher bemerkt hast", fuhr Sasuke in freundlichem Ton fort, "sieht Sakura ziemlich gut aus. Deshalb wird sie oft von Männern angesprochen. Das ist für Sakura meistens unangenehm und mir gefällt das natürlich auch nicht besonders. Aber nach dem, was sie mir erzählt hat, hast du wirklich einfach nur helfen wollen, nicht wahr?"
 

"Äh, ja!", sagte der Typ und sah nach wie vor so aus, als wüsste er nicht recht, was hier gerade passierte. "Natürlich!"
 

"Wir dachten, wir kommen einfach nochmal kurz vorbei, damit du dich überzeugen kannst, dass es keinen Grund gibt, sich um Sakura Sorgen zu machen."
 

"Überhaupt keinen!", sagte ich.
 

"Tja, okay!", sagte mein Nachbar etwas hilflos. "Also, dann bin ich natürlich beruhigt. Gut, dann wäre das ja geklärt." Er sah zur Tür hinüber. "Also danke, dass ihr vorbeigekommen seid!" Das ganze schien ihm sehr unangenehm zu sein.
 

"Fast", sagte Sasuke mit einem unheimlichen Lächeln. "Es freut mich natürlich, dass wir deine Sorgen zerstreuen konnten. Dann bleiben nur noch meine."
 

"Wie bitte?", sagte der Nachbar und rutschte auf seinem Stuhl umher.
 

"Ich möchte, dass Sakura sich hier in ihrer Wohnung völlig sicher fühlen kann. Und nun mache ich mir ein wenig Gedanken, dass du deine Hilfe nicht nur angeboten hast, weil du ein netter Mensch bist, sondern, weil du auf meine Freundin stehst."
 

Mein Nachbar sah Sasuke entsetzt an. Offenbar hatte er mit so einer direkten Konfrontation nicht gerechnet. "Ich...nein! Das war wirklich nur freundschaftlich gemeint!"
 

Sasuke drehte sich zu mir. "Sieht so aus, als hättest du recht gehabt!", sagte er. "Er ist wohl wirklich einfach nur ein netter Mensch!"
 

Sasuke stand auf und ich tat es ihm gleich und lächelte. Mein Nachbar erhob sich rasch und begleitete uns zur Tür. Er sah immer noch verwirrt aus. Wir traten hinaus auf den Flur und ich sagte: "Entschuldigung für die späte Störung!"
 

"Gar kein Problem!", sagte er und hob abwehrend die Hände. "Freut mich, dass alles in Ordnung ist!"
 

"Mich auch!", sagte Sasuke ruhig. "Es wäre wirklich ärgerlich gewesen, wenn ich hätte Stress anfangen müssen. Das wird immer so unschön."
 

"Nein, dafür gibt es wirklich keinen Grund! Gute Nacht!", sagte mein Nachbar höflich und schloss dann sehr schnell die Tür.
 

Sasuke nickte zu meine Tür hinüber und ich ging zurück zu meiner Wohnung und schloss auf. Als wir drinnen waren, musste ich kichern. "Du bist echt unheimlich!", sagte ich.
 

Sasuke schloss die Tür, legte seine Hände an meine Hüfte und sah auf mich herab. "Wieso? Ich war doch richtig freundlich!"
 

Ich schlang die Arme um seinen Hals und gab ihm einen Kuss. "Danke", hauchte ich.
 

"Reiner Eigennutz!", sagte er. "Ich wollte heute Nacht ruhig schlafen können. Fühlst du dich jetzt etwas besser?"
 

"Ja", sagte ich und ließ ihn los.
 

"Dann küss mich nochmal!", sagte er grinsend und ich tat es.
 

"Ich fahre dann mal, ich muss noch Hausaufgaben machen und brauche etwas Schlaf!", sagte er. "Ich hole dich morgen früh ab!"
 

"Okay!"
 

In dieser Nacht hatte ich keine Albträume.

Entschuldigung

Die nächsten Tage verliefen angenehm ereignislos. Sasuke holte mich an jedem Morgen zur Schule ab und ich genoss die kurze Zeit mit ihm alleine. In seiner Gegenwart fühlte ich mich so sicher, glücklich und entspannt, wie ich es mir nie mit jemandem hatte vorstellen können. Unsere Mitschüler schenkten uns mittlerweile nicht mehr so viel Beachtung, weil es scheinbar langsam nicht mehr so neu und interessant war, dass Sasuke und ich ein Paar waren. Es folgten auch keine komischen Aktionen mehr, sodass ich nicht damit rechnete, dass ich nochmal so etwas wie die Schmiererei auf dem Spind zu erwarten hatte. Ich hatte im Treppenhaus zweimal meinen Nachbarn getroffen, aber offenbar hatte der beschlossen, dass er lieber auf Abstand bleiben würde. Wir grüßten einander immer höflich, aber er verschwand jedes mal schnell und versuchte nicht mehr, mich in Gespräche zu verwickeln. Vermutlich hatte Sasuke ihm sein Interesse an mir tatsächlich erfolgreich verdorben. Nach wie vor fühlte ich mich nicht super wohl bei dem Gedanken, das Problem nicht alleine gelöst zu haben aber wenn ich absolut ehrlich zu mir selbst war, war ich Sasuke dankbar, dass er sich darum gekümmert hatte. Nur mochte ich die Vorstellung nicht, dass ich mich hinter meinem Freund versteckte und mich von ihm beschützen ließ. Das widersprach meinem Wunsch unabhängig und selbstbestimmt zu sein. Dennoch war es unleugbar angenehm, dass ich mich nun nicht mehr mit meinem Nachbarn beschäftigen musste und ich verdrängte meine Gedanken jedes Mal, wenn sie in diese Richtung wanderten.
 

Am Mittwoch blieb ich mit Hinata nach dem Unterricht lange in der Bibliothek und arbeitete mir ihr an einer gemeinsam Hausarbeit und am Donnerstag Nachmittag ging ich mit Hinata, Naruto und Shikamaru nach der Schule in der Stadt was essen. Kiba war anderweitig beschäftigt und Sasuke war bei seinem Vater in der Firma. Ich überlegte Shikamaru zu fragen, ob er sich vorstellen könnte, dass Ino die Beleidigung an meine Spind Tür geschrieben hatte. Immerhin hatte er sich schon öfter mal mit ihr unterhalten und kannte sie ein wenig besser, als ich. Aber dann fand ich, dass ich ihn bloß in eine unangenehme Lage bringen würde und meine Neugier kein Grund war, ihn darauf anzusprechen.
 

So verbrachte ich nicht viel Zeit mit Sasuke, abgesehen von den paar Minuten morgens im Auto. In der Schule verhielten wir uns, abgesehen von kleinen Berührungen, eher wie Freunde, weil wir immer in Gesellschaft der anderen waren. Kiba, Shikamaru und Naruto machten mittlerweile Scherze darüber, dass ich gut für Sasuke wäre, da er nun viel freundlicher sei. Tatsächlich war mir das auch schon aufgefallen. Er hatte mehr Interesse daran, sich mit den anderen zu unterhalten und seine Antworten waren nicht mehr so einsilbig, überhaupt war er nicht mehr ganz so kalt und unnahbar. Jedes Mal, wenn das scherzhaft Thema wurde, tat er so, als würde es ihn nerven aber ich hatte den Eindruck, dass er eigentlich ganz zufrieden war.
 

Am Freitag Abend sollte es in der Schule eine Party geben, die die Schülervertretung organisiert hatte und zu der wir alle beschlossen hatten hinzugehen. Nach dem Unterricht fuhr Sasuke wie jeden Freitag ins Training und ich blieb noch mit Hinata in der Bibliothek, weil wir beide keine Lust hatten, zuhause alleine Hausaufgaben zu machen und wir unsere gemeinsame Hausarbeit abschließen wollten, um sie Montag abzugeben. Shikamaru leistete uns Gesellschaft, da er meinte, er sei schon wieder zu faul gewesen, um mit einer Arbeit anzufangen, die er bald abgeben müsste und er fand, dass er eher dran bleiben würde, wenn er uns zwei Streber vor der Nase hätte. Obwohl wir hauptsächlich arbeiteten, war der Nachmittag mit den beiden trotzdem ziemlich lustig.
 

Als ich schließlich zu Hause war, ging ich Joggen, da ich das Gefühl hatte, etwas Bewegung zu brauchen und ich ausnutzen wollte, dass es gerade mal nicht regnete. Als ich zurück war und am Briefkasten vorbei ging, sah ich, dass ich Post vom Jugendamt hatte und dass nächste Woche wieder meine Betreuerin vorbeikommen würde, um zu sehen, wie ich zurecht kam. Aber ich schob den Gedanken beiseite und war eigentlich ganz optimistisch, dass es keine Probleme geben würde.
 

Nachdem ich geduscht hatte, lag ich eine Weile auf meinem Sofa und ging im Kopf alle möglichen Outfits für den Abend durch. Ich entschied mich wieder für mein kurzes schwarzes Kleid, eine dunkle Strumpfhose und hohe Schuhe. Viel laufen würde ich nicht müssen. Den Lippenstift würde ich aber weglassen, damit es nicht zu sexy wurde. Meine Gedanken schweiften zu Sasuke und ich freute mich extrem darauf ihn zu sehen. Ob wir vielleicht am Wochenende etwas Zeit zusammen würden verbringen können?

Bisher waren diese Vorschläge ja immer von ihm ausgegangen aber er hatte noch nichts gesagt. Sollte ich ihn einfach fragen? Irgendwie wirkte er ständig so selbstbewusst, dass ich mich fast daran gewöhnte, dass er immer alles organisierte und die Ansagen machte. Und wenn er es dann nicht tat, fragte ich mich direkt, ob das bedeutete, dass er kein Interesse hatte oder keine Zeit. Oder aber er wartete, bis ich ihn fragte, um mich nicht zu sehr einzuengen. Oder, weil er sehen wollte, dass ich auch von mir aus Zeit mit ihm verbringen wollte. Oder aber er dachte einfach gar nicht über sowas nach.
 

Ich drückte frustriert mein Gesicht in ein Kissen und stöhnte theatralisch. Ich stellte mich total an, ich hatte ihn schließlich erst heute morgen im Auto gesehen. Aber trotzdem kam es mir unendlich lange her vor, dass wir Zeit miteinander gehabt hatten, ohne, dass klar war, dass diese Zeit begrenzt war oder andere Leute in unserer Nähe waren. Auch wenn das eigentlich ja erst letzten Sonntag der Fall gewesen war. Aber da hatten wir für Mathe lernen müssen. Schließlich entschied ich mich mutig zu sein und ihn anzurufen. Es dauerte nur eine Sekunde, bis er ran ging.
 

"Hey!", begrüßte er mich ruhig und seine Stimme hatte etwas Tiefes und Liebevolles, das mich zum Lächeln brachte.
 

"Hi!", sagte ich, glücklich ihn einfach anrufen zu können, wenn mir danach war. "Störe ich dich gerade bei etwas?"
 

"Du störst nie. Moment!" Er schwieg kurz und ich hörte Schritte und dann eine Tür zufallen.
 

"So, jetzt."
 

"Was tust du?", fragte ich neugierig. "Bist du in der Firma?"
 

"Nein, ich bin zu Hause aber sitze gerade bei meinem Vater im Arbeitszimmer und höre mir seine Erläuterungen zu einem Auftrag an."
 

"Oh, dann will ich nicht lange stören!", sagte ich eilig. "Er hält mich ja ohnehin für eine Ablenkung. Ich fahre nachher mit Hinata zur Schule, ihre Mutter fährt sie hin uns sie nehmen mich netterweise mit. Wir sehen uns doch nachher dort auf der Party, oder?"
 

Er lachte leise: "Hast du mich etwa vermisst?"
 

Ich merkte, wie meine Wangen warm wurden und war froh, dass er mich nicht sehen konnte. Wieso war seine Stimme nur so anziehend?
 

"Ich...naja...vielleicht ein bisschen", sagte ich leise, während ich mit meinen Haarsträhnen spielte.
 

"Sehr schön", sagte er und ich hörte an seiner Stimme, dass er wahrscheinlich selbstgefällig grinste. "Ich komme etwas später, weil das hier noch dauert aber wir sehen uns auf jeden Fall. Ich würde dich am liebsten nach der Party wieder mit zu mir nehmen. Ich stehe drauf einzuschlafen, wenn ich dich sicher in meinem Bett weiß. Und wir könnten den Samstag zusammen verbringen."
 

Ich war mir sicher, dass sich meine Wangen nun noch wärmer anfühlten. Ich ignorierte, dass er wieder die Vorgaben gemacht hatte und war einfach froh, dass er Zeit mit mir verbringen wollte. Ich schob die kritische Stimme in mir beiseite, die mir sagte, dass ich mich wie eine total verliebte Dreizehnjährige verhielt.
 

"Das wäre schön!", sagte ich fast flüsternd. Ich wünschte, ich wäre jetzt sofort bei ihm. Dann fiel mir etwas ein. "Aber, sind deine Eltern da?"
 

"Ja. Stört dich das?"
 

"Ich weiß nur nicht, ob sie das so gut finden würden", sagte ich vorsichtig.
 

"Das braucht dich nicht zu beschäftigen", sagte er. "Darum kümmere ich mich schon."
 

Ich hörte eine Tür aufgehen und dann Fugaku Uchihas kalte und befehlsgewohnte Stimme sagen: "Du strapazierst meine Geduld Sasuke, mit der jungen Dame kannst du dich später beschäftigen."
 

"Ich habe es gehört!", sagte ich rasch. "Dann bis später!"
 

"Bis später, Prinzessin!", sagte er entspannt. Ich legte auf und drückte wieder mein Gesicht in ein Kissen. Wie hatte ich mich nur so hoffnungslos in ihn verlieben können?
 

Nachdem ich noch 5 Minuten herumgeschmachtet hatte, hatte ich mich schließlich zurecht gemacht und war gerade fertig geworden, als Hinata und ihre Mutter aufgetaucht waren.
 

Nachdem wir ein paar Höflichkeiten ausgetauscht hatten und auf halbem Weg zur Schule waren, sagte Hinatas Mutter: "Meine Tochter hat erzählt, dass du nun mit dem Uchiha Erben zusammen bist. Da hast du ja einen guten Fang gemacht! Aber so traumhaft wie du aussiehst, war das wahrscheinlich nicht schwer!"
 

"Mama!", sagte Hinata peinlich berührt. "Erstens ging das von Sasuke aus und zweitens schätzt er bestimmt noch mehr an Sakura, als ihr gutes Aussehen!" Sie wandte sich um und warf mir einen entschuldigenden Blick zu. Ich grinste.
 

"Ja, natürlich!", sagte Hinatas Mutter abwesend.
 

"Meine Eltern hätten es am liebsten, wenn ich in die Uchiha Familie einheiraten würde!", seufzte Hinata halb scherzend, halb ernst.
 

"Hinata!", wies ihre Mutter sie empört und tadelnd zurecht und Hinata lachte.
 

"Na, das wäre lustig mit Sasuke und Neji zusammen am Frühstückstisch!", sagte ich belustigt und Hinata lachte gleich weiter, während ihre Mutter über so viel jugendlichen Unverstand den Kopf schüttelte.
 

"Neji sollte sich wirklich bemühen, sich mit Sasuke Uchiha besser zu verstehen. Wenn sein Bruder tatsächlich nicht mehr auftaucht, wird Sasuke alles bekommen. Und da du das ja nicht willst Hinata, wird Neji unserer Familie und dem Unternehmen vorstehen. Es wäre nicht gut, wenn dieser kindische Zwist dann für Probleme sorgen würde!"
 

"Ich kann da nichts machen!", sagte Hinata genervt. "Neji hört kein bisschen auf das, was ich sage!"
 

Ich rang derweil mit mir, weil ich Hinatas Mutter am liebsten fragen wollte, was sie über Sasukes Bruder wusste aber schaffte es dann doch meine Neugier zu unterdrücken. Wahrscheinlich wusste sie nicht viel mehr als ich und ich sollte wohl warten, bis Sasuke mir selbst davon erzählte.
 

Als Hinatas Mutter uns auf dem Parkplatz abgesetzt hatte, trafen wir direkt auf Kiba und Shikamaru, die uns freudig begrüßten und uns charmant versicherten, dass wir umwerfend aussahen.
 

"Seid ihr zusammen hergekommen?", fragte ich neugierig.
 

"Jep", antwortete Shikamaru. "Ich war vorher noch bei Kiba. Naruto war beim Handball Training und müsste auch gleich da sein, deswegen stehen wir hier und warten."
 

"Das freut dich doch, weil du in Ruhe rauchen kannst!", sagte Kiba grinsend.
 

"Gute Idee!", sagte Shikamaru und fing an, in seiner Tasche nach Zigaretten zu wühlen.
 

"Heeey!", rief Naruto gut gelaunt, schlug die Tür eines Autos zu, aus dem er gerade ausgestiegen war und kam mit ausgebreiteten Armen auf uns zu. Er war offenbar von seinem Vater hergefahren worden. Der winkte uns aus dem Auto kurz zu, wendete dann und fuhr davon.
 

Naruto tauschte mit Kiba und Shikamaru einen Handschlag aus.
 

"Pass auf, Mann!", sagte Shikamaru verärgert, weil dabei fast seine Zigarette runtergefallen wäre. Kiba lachte.
 

"Hallo, ihr bezaubernden Wesen!", sagte Naruto charmant zu Hinata und mir und umarmte uns.
 

"Rauch mal schneller!", sagte Naruto zu Shikamaru. "Hinata friert."
 

Ich sah wie Hinata verlegen und erfreut zugleich drein blickte.
 

"Damit hab ich nur angefangen, weil wir ewig auf dich gewartet haben!", brummte Shikamaru.
 

"Komm, wir gehen schonmal rein!", sagte Naruto, ignorierte Shikamaru und legte Hinata den Arm im die Schultern. "Das kann ich nicht mit ansehen."
 

Ich hätte trotz der Dunkelheit schwören können, dass Hinata etwas rosa angelaufen war. Naruto schob sie sanft in Richtung Eingang und wir anderen setzten uns ebenfalls in Bewegung, um ihnen zu folgen.
 

"Was ist mit Sasuke?", fragte Shikamaru.
 

"Er meinte, er würde etwas später kommen", sagte ich.
 

"Dann genieß deine Freiheit!", sagte Kiba lachend und legte mir kumpelhaft den Arm um die Schultern. "Wenn er da ist, wirst du wieder bewacht!"
 

"Ist in ihrem Fall vielleicht auch besser so", murmelte Shikamaru und zog an seiner Zigarette.
 

"Ich kann ganz gut selbst auf mich aufpassen, danke!", sagte ich amüsiert. "Offenbar glaubt mir das bloß nie jemand."
 

Kiba ließ mich promt wieder los und sagte grinsend: "Oha, dann sollte ich besser nichts riskieren!"
 

Das brachte mich zum Lachen und Shikamaru schnaubte amüsiert. Er drückte seine Zigarette an einem Mülleimer aus, an dem er gerade vorbeikam und ließ sie hineinfallen.
 

Während wir die große steinerne Treppe zu den Eingangstüren hinaufstiegen und hier und da ein paar unserer Mitschüler begrüßten, fiel mir wieder auf, wie hübsch und sogar romantisch die Schule aussehen konnte, wenn es dunkel war und überall Lichter brannten.
 

Naruto und Hinata waren schon in der Eingangshalle angekommen und gaben bei einer provisorisch aufgebauten Gaderobe ihre Jacken beim Hausmeister ab, der ihnen dafür ein Märkchen reichte. Shikamaru, Kiba und ich gesellten uns zu ihnen.
 

"Na los, gehen wir erstmal was zu trinken besorgen!", sagte Kiba, nachdem wir alle unsere Jacken los waren und gab Naruto einen freundschaftlichen Schlag auf die Schulter.
 

"Wir bringen euch was mit!", sagte Naruto gut gelaunt und machte sich mit Kiba auf den Weg zu einer improvisierten Bar.
 

"Ich bin gleich wieder da!", sagte Hinata. "Ich gehe kurz in meinem Spind nachsehen, ob ich mein Ladekabel fürs Smartphone da vergessen habe. Ich habe es nämlich vorhin vergeblich gesucht."
 

"Oh, soll ich mitkommen?", fragte ich.
 

"Nein, nein! Ich bin sofort zurück!", sagte sie lächelnd und weg war sie.
 

Ich wandte mich Shikamaru zu und der sagte: "Och nee!"
 

Ich folgte seinem Blick und sah Neji und Shino auf uns zukommen, die scheinbar gerade angekommen waren und ihre Jacken abgegeben hatten.
 

"Hallo, meine Schöne!", sagte Neji mit einem Lächeln zu mir und ignorierte Shikamaru vollkommen. "Heute so alleine?"
 

Shino grinste und Shikamaru sagte verärgert: "Ich bin für dich also nur Luft oder was?"
 

Neji warf Shikamaru einen überheblichen Blick zu, antwortete nicht und betrachtete mich dann wieder.
 

"Was willst du, Neji?", fragte ich genervt.
 

"Nichts. Wollte nur mal hallo sagen", grinste er.
 

"Das hast du ja erfolgreich getan, wie wäre es, wenn ihr jetzt wieder verschwindet?", erwiderte ich kühl.
 

Neji machte einen Schritt auf mich zu, sodass er mir nun zu nah war. Er senkte seinen Kopf zu meinem Ohr und sagte leise und etwas anzüglich: "Wieso, fühlst du dich etwa unwohl in meiner Nähe? Oder machst du dir Sorgen, dass Sasuke wieder handgreiflich wird, wenn er uns so sieht?"
 

"Hör auf damit!", sagte Shikamaru unfreundlich zu Neji. Shino betrachtete die Szene immer noch amüsiert.
 

"Darum geht es nicht!", sagte ich entschieden. "Du nervst ganz einfach, Neji."
 

Neji grinste. "Mutig!", sagte er und trat wieder einen Schritt zurück, während er mich anerkennend musterte. Ich blickte zurück, entschlossen, mich von ihm nicht verunsichern zu lassen. Schließlich sagte Neji: "Wir gehen, Shino!"
 

Damit wandte er sich ab und Shino folgte ihm mit einem höhnischen Blick auf uns.
 

"Was für ein Arsch!", sagte Shikamaru verärgert.
 

"Ja", sagte ich. "Was haben Sasuke und er eigentlich für ein Problem miteinander?"
 

"Keine Ahnung!", sagte Shikamaru, kratzte sich lässig am Hinterkopf und gähnte. "Ich glaube, da gibt es tatsächlich keinen Grund für, die konnten sich einfach noch nie leiden und betrachten sich als Konkurrenten oder so. Beide stinkreich und aus einflussreichen Familien. Beide offenbar richtig gut im Kampfsport, in der Schule und ähnlich beliebt bei den Damen. Und sie sind es beide gewohnt, dass sie immer alles kriegen, was sie wollen. Sowas halt." Er zuckte mit den Schultern.
 

"Hm", sagte ich nachdenklich.
 

"Was wollte Neji?", fragte Naruto, der gerade wieder bei uns aufgetaucht war.
 

Kiba drückte Shikamaru und mir ein Bier in die Hand.
 

"Blöde Kommentare machen", sagte ich. "Danke für das Bier!" Ich lächelte sie an und Kiba sagte charmant im Spaß: "Na, für dieses wunderschöne Lächeln hat sich die Investition gelohnt!"
 

Ich lachte. "Ich gleiche es bei Gelegenheit wieder aus!"
 

"Nicht nötig!", sagte Kiba und hielt mir seine Flasche zum anstoßen hin.
 

"Wo ist Hinata?", fragte Naruto.
 

"Da!", sagte ich und deutete auf sie, weil sie gerade wieder die Treppe runter kam und etwas in ihre Tasche stopfte.
 

"Hast du es?", fragte ich und sie bejahte das zufrieden und nahm von Naruto lächelnd ein Bier entgegen.
 

Wir schlenderten durch die Eingangshalle und die Aula, die sich in eine Tanzfläche verwandelt hatte und Naruto und Kiba sagten hier und da ein paar Leuten hallo, die sie begrüßten. Ich hatte den Eindruck, dass ziemlich viele Leute den Weg hier her gefunden hatten, die eigentlich gar nicht auf unserer Schule waren.
 

Ino, Tenten und Karin entdeckten uns nach einer Weile und kamen herüber, um uns zu begrüßen. Zur meiner Überraschung umarmten sie mich ebenfalls und ließen mich nicht wie sonst aus. Aber ich hatte den Eindruck, dass die mir dabei absichtlich mit den Blicken auswichen.
 

Ich beobachtete, wie Shikamaru etwas zu Ino sagte, was ich durch die Entfernung und die laute Musik nicht verstehen konnte. Sie lächelte auf eine Art, die viel sympathischer und ehrlicher wirkte, als ihr übliches aufgesetztes Lächeln. Ich wandte rasch den Blick ab, damit sie sich nicht beobachtet vorkamen. Kiba unterhielt sich mit Tenten, Naruto und Hinata. Karin musterte mich einen Moment abschätzig und fragte: "Heute ohne Sasuke unterwegs?"
 

"Der kommt später noch", sagte ich und beschränkte mich dabei absichtlich auf eine reine Information, um mich nicht provozieren zu lassen. Ich war auch gar nicht sicher, ob sie das vorgehabt hatte.
 

"Läuft es gut bei euch?", fragte sie.
 

"Ja, denke schon, wieso fragst du?", erwiderte ich mit einem leichten Stirnrunzeln.
 

Sie zuckte mit den Schultern. "Eigentlich habe ich immer geglaubt, dass er absolut beziehungsunfähig wäre."
 

"Verstehe", sagte ich. "Wir werden sehen."
 

Sie nickte und sagte: "Ja, das werden wir wohl." Aber es klang nicht so feindlich gesinnt, wie das, was ich bisher von ihr gehört hatte.
 

Damit war unsere Unterhaltung eingeschlafen und ich nahm den letzten Schluck von meinem Bier und sah mich um, weil ich nicht unbedingt darauf aus war, ein neues Gesprächsthema mit ihr anzufangen.
 

Es war schon ziemlich voll geworden und mittlerweile war ich mir sicher, dass mindestens die Hälfte der Leute hier nicht Schüler waren. Zumindest hatte ich viele noch nie gesehen.
 

"Holen wir noch was zu trinken?", fragte Hinata schließlich und nahm meine Hand, um mich mitzuziehen. Ich sah überrascht auf, weil ich gerade auf mein Smartphone geschaut hatte, um nicht blöd in der Gegend herumzustehen und auch keinen Smalltalk mit Karin machen zu müssen.
 

"Klar!", sagte ich erfreut.
 

"Ich dachte, ich rette dich mal!", flüsterte Hinata lächelnd, während wir zu den Tischen gingen, hinter denen Getränke verkauft wurden.
 

"Danke, du bist echt ein Schatz!", sagte ich und lachte. "Fandest du auch, dass Karin und Ino heute verhältnismäßig nett waren?", fragte ich sie.
 

"Hab ich mir auch gedacht!"
 

"Wie läuft es mit Naruto? Er ist ja heute besonders charmant."
 

Sie kicherte. "Ja, nicht wahr?" Sie überlegte einen Moment, dann fragte sie leise: "Meinst du es wäre blöd, wenn Naruto und ich uns heute auf der Party küssen würden? Ist hier dafür der richtige Ort? Und ist das eine gute Idee, wenn man leicht angetrunken ist?"
 

Ich grinste. "Du scheinst dem Gedanken jedenfalls nicht abgeneigt zu sein! Und ich glaube er wäre es auch nicht. Vielleicht schafft ihr es nachher ein bisschen Zeit alleine zu verbringen und dann mal sehen, was so passiert, oder? Ist jedenfalls irgendwie romantisch hier in diesem hübsch beleuchteten alten Gebäude mit den vielen ruhigen Ecken und leeren Räumen. Und solange ihr nicht total betrunken sondern nur etwas angeheitert seid, wird das vielleicht eher helfen als schaden!"
 

"Jaa, danke für den Zuspruch, das dachte ich auch!", sagte sie und wirkte etwas aufgekratzt.
 

Wir besorgten noch ein paar Getränke für uns, Kiba, Naruto und Shikamaru und gingen dann zurück zu den anderen. Ino, Karin und Tenten hatten sich scheinbar gerade auf die Tanzfläche bewegt.
 

"Hier!", sagte ich und drückte Kiba ein neues Bier in die Hand. "Ich hätte gerne auch ein wunderschönes Lächeln, damit sich die Investition gelohnt hat!" Das brachte ihn zum Lachen und ich sagte: "Okay, das geht durch!"
 

Wir standen eine Weile da und unterhielten uns, erst zu fünft und dann mit ein paar Klassenkameraden, die sich zu uns gesellten. Schließlich begab ich mich mit Hinata ebenfalls auf die Tanzfläche und wir hatten so viel Spaß, dass wir erst nach einer ganzen Weile wieder nach den anderen Ausschau hielten. Wir entdeckten Naruto und Shikamaru, die beisammen standen, die Köpfe zusammengesteckt hatten und sich unterhielten. Kiba stand etwas entfernt und unterhielt sich wieder mit Tenten.
 

"Ich komme gleich zurück, geh du zu Naruto und Shikamaru, ja?", flüsterte ich Hinata zu, da ich gerade einen Plan gefasst hatte.
 

Sie sah mich verwirrt an und ich lächelte, um ihr zu signalisieren, dass alles in Ordnung war. "Ich erkläre es dir gleich!"
 

Dann wandte ich mich ab und ging auf eine der Treppen zu den oberen Stockwerken zu. Eben hatte ich Karin und Ino nach oben gehen sehen und da alle Gäste sich in der Aula und Eingangshalle aufhielten, würde ich oben vielleicht die Gelegenheit haben, sie beide in Ruhe zu sprechen.
 

Oben an der Treppe angekommen, sah ich, wie sie gerade die Tür zu einer Damentoilette öffneten. "Siehst du, ich habe doch gesagt, hier ist niemand!", sagte Ino zufrieden und sie verschwanden durch die Tür nach drinnen.
 

Ich ging ebenfalls auf die Tür zu und öffnete sie. Ino und Karin standen beide vor den Spiegeln und waren dabei, ihr Make-Up zu überprüfen. Als sie die Tür hörten, blickten sie zu mir herüber und als sie mich erkannten, sahen sie alles andere als erfreut aus.
 

"Hi!", sagte ich, vermutlich ein wenig mutiger, als ich es ohne den Alkohol gewesen wäre. Aber ich wollte die Sache klären und das war nun die perfekte Gelegenheit. Ich verschränkte die Arme und lehnte mich mit dem Rücken an die Wand neben der Tür. "Kann ich kurz mit euch reden?"
 

"Ich wüsste nicht worüber!", sagte Karin unfreundlich aber Ino atmete einmal resigniert aus und sagte dann: "Ich hab dir doch gesagt, sie weiß es, Karin."
 

"Ihr wart es also tatsächlich?", fragte ich, ein wenig überrascht, dass Ino es gerade quasi einfach so zugegeben hatte.
 

"Ja", sagte Ino. "Karin war es. Aber ich habe daneben gestanden und es war mein Lippenstift."
 

Karin warf Ino einen ärgerlichen Blick zu und verschränkte die Arme. Dann sah sie mich an und sagte etwas zickig: "Es tut uns leid, okay?"
 

Jetzt war ich etwas verwirrt. Ich hätte damit gerechnet, dass sie es abstreiten würden.
 

"Und...wieso?", fragte ich.
 

Ino zuckte mit den Schultern und sah tatsächlich ehrlich betreten aus. Karin wirkte ebenfalls, als hätte sie ein schlechtes Gewissen, aber sie schien nicht so resigniert wie Ino.
 

"Das ist einfach blöd gelaufen!", sagte Karin ärgerlich.
 

"Blöd gelaufen?", fragte ich ungläubig. "Wie kann denn sowas blöd laufen?"
 

"Wir waren einfach sauer auf dich, okay?", sagte Karin. "Wir standen ja alle irgendwie auf Sasuke aber Ino...", sie brach ab und warf Ino einen Blick von der Seite zu. Ino betrachtete konzentriert ihren Nagelack. "Sasuke war Ino eben immer wirklich ernsthaft wichtig!", sagte Karin. "Und dann kommst einfach du daher, weißt gar nichts über uns alle und schnappst dir ausgerechnet ihn. Einfach so, als wäre es kein Problem und total einfach. Und Ino hat so lange so gelitten und er hat sie immer schlecht behandelt! Das war einfach unfair. Und wir standen halt zufällig vor deinem Spind, als wir darüber geredet haben und Ino war richtig fertig deswegen und dann hab ich ihr einfach den Lippenstift aus der Hand genommen und deine Tür beschmiert. Ja, war scheiße von mir aber ich war so sauer diesem Moment." Sie blickte mich mit einer Mischung aus schlechtem Gewissen und Aggressivität an.
 

Ino sah immer noch auf ihre Nägel und sagte: "Wir wollten es eigentlich gleich wieder abwischen. Aber dann kamen Leute um die Ecke und ... naja ... wir wollten nicht erwischt werden, also sind wir abgehauen." Sie hob den Kopf und sah mich an. "Tut uns leid, wir hätten es wirklich abwischen sollen."
 

"Tja, wäre besser gewesen", sagte Karin bitter. "Jetzt gibt es erst richtig Ärger."
 

"Ich habe nicht vor euch anzuschwärzen oder das überall herumzuerzählen", sagte ich. "Ich kann eure Sicht ja irgendwie verstehen aber für mich hat sich das ziemlich blöd angefühlt. Und außerdem habe ich mir Sasuke nicht "geschnappt". Ich kam hier her, kannte niemanden und war einfach froh mich mit Hinata, Naruto und den anderen anfreunden zu können. Und Sasuke ist auf mich zu gegangen."
 

"Das war ja gerade so frustrierend. Uns hat er jahrelang alle abgewiesen und dann tauchst du auf und plötzlich bemüht er sich total um dich und will sogar ne Beziehung", sagte Ino und lachte bitter.
 

"Trotzdem kann ich da auch nichts zu!", erwiderte ich.
 

"Ich weiß!", sagte sie frustriert.
 

"Tut mir wirklich leid", sagte Karin und es klang ehrlich.
 

"Schon gut, wie gesagt, ich verstehe es irgendwie." Ich stieß mich von der Wand ab und löste meine verschränkten Arme. "Dann kannst du ja den Lippenstift jetzt wieder tragen Ino, der steht dir ziemlich gut!", sagte ich grinsend.
 

Sie lächelte mich vorsichtig an.
 

"Okay, ich gehe mal wieder runter", sagte ich ein wenig verlegen. "Bis dann!"
 

"Bis dann!", sagte Karin kleinlaut und ich verließ die Damentoilette mit einem letzten freundlichen Blick auf die beiden und dem Gefühl, dass Ino und Karin vielleicht doch gar nicht so schlimm waren.
 

Hier oben waren keine Lichter an und niemand war da. Ich lief den dunklen Gang entlang, um zurück zur Treppe zu gelangen. Von unten kamen mir Lichtschein und Stimmengewirr entgegen.
 

Ich schob mich durch die Menge, um zu den anderen zurückzufinden und machte dabei einen Bogen um Neji und seine Freunde. Als ich zurück zu der Stelle kam, an der ich mich von Hinata getrennt hatte, sah ich, dass sie noch da waren, Kiba hatte sich ebenfalls wieder zu ihnen gesellt. Dann bemerkte ich, dass Sasuke bei ihnen stand und mit Naruto sprach. Das löste ein angenehm nervöses Gefühl in meinem Bauch aus und ich musste lächeln. Er hatte noch seine Jacke an und war scheinbar gerade erst gekommen. Seine Schultern und Haare glänzten leicht, vermutlich regnete es draußen wieder. Ein paar Mädchen in der Nähe, die ich nicht kannte, beobachten ihn interessiert.
 

Als ich näher kam und Naruto mich bemerkte, brach er sein Gespräch mit Sasuke ab und deutete zu mir herüber. Sasuke drehte sich um und ein kaum merkliches Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als seine Augen mich fanden. Anstatt abzuwarten, bis ich bei ihnen war, kam er mir entgegen.
 

"Hi!", sagte ich strahlend, als er bei mir ankam aber er antwortete nicht und blieb auch nicht stehen, sondern legte seine Hand in meinen Nacken, zog mich zu sich und küsste mich verlangend. Kurz ließ ich mich von ihm mitreißen und das kribbelnde Gefühl in meinem Bauch verstärkte sich aber dann fiel mir wieder ein, dass wir halb auf der Tanzfläche standen und alle uns sehen konnten. Darum nahm ich mich zusammen und zog mich los.
 

"Hallo", sagte er leise und ein wenig verführerisch und legte seine Stirn an meine, während er mich immer noch festhielt. Seine leicht feuchten Haare kitzelten mich und fühlten sich angenehm kühl an. Mit seiner anderen Hand strich er sanft über meinen Arm.
 

Ich griff nach seiner Hand, um ihn aufzuhalten und lächelte verlegen. "Es schauen uns schon wieder alle an."
 

"Ich weiß", sagte er grinsend und schien das eher gut als schlecht zu finden.
 

Ich schnaubte amüsiert und entzog mich seinem Griff. "Bist du etwa bis eben noch bei deinem Vater gewesen?"
 

"Ja. Abzüglich der Zeit, die ich zum Essen, Duschen und Herfahren brauchte."
 

"Fleißig!" Ich lächelte ihn an und sah mich dann etwas unsicher um, weil ich mich beobachtet fühlte.
 

"Wie war es hier bisher?", fragte er und schien alle außer mir gar nicht wahrzunehmen.
 

"Ganz gut", sagte ich, griff nach seiner Hand und verschränkte leicht seine Finger mit meinen, weil ich mich nach ihm sehnte und mir diese Berührung am unverfänglichsten vor kam. "Mit den anderen war es sehr lustig aber Neji hat natürlich wieder ein paar blöde Kommentare gemacht."
 

"Etwas worüber ich bescheid wissen müsste?", fragte er mit hoch gezogenen Augenbrauen.
 

"Nein, nein", sagte ich. "Das Übliche. Aber meinst du nicht, dass ihr euch nicht einfach irgendwie ... vertragen könnt?"
 

"Ich kann ihn nicht leiden", sagte Sasuke schlicht. "Und er mich auch nicht. So ist es eben."
 

"Wie du meinst", sagte ich und nahm mir fest vor, das Thema bei passender Gelegenheit nochmal anzusprechen. Ich gab ihm kurz einen Kuss, weil er unzufrieden aussah, seit ich Neji erwähnt hatte und das schien ihn wieder zu besänftigen.
 

"Ich gebe meine Jacke ab und hole mir was alkoholfreies zu trinken, ich bin mit dem Auto hier. Soll ich dir auch irgendwas mitbringen?", fragte er und strich mir eine Haarsträhne nach hinten über die Schulter.
 

"Ein Wasser!", sagte ich lächelnd. "Danke!" Ich hatte keine Lust total angetrunken zu sein, wenn er nüchtern war.
 

"Gut, bis gleich!" Er gab mir noch einen kurzen Kuss und ging dann ohne sich umzusehen in Richtung Eingangshalle davon. Ich stand einen Moment da und sah ihm nach. Ich war nicht die Einzige. Dann meldete sich wieder die Stimme in meinem Kopf, die mir sagte, dass ich mich wie eine total verliebte Dreizehnjährige verhielt und ich wandte mich rasch ab und ging zu den anderen zurück.
 

"Ihr zwei seid echt herzallerliebst!", begrüßte Kiba mich gespielt schmachtend. Und Naruto und Shikamaru lachten.
 

"Ja, richtig sweet!", sagte Naruto. "Und ich hätte nie gedacht, dass ich Sasuke mal mit so einem Ausdruck in Verbindung bringen würde."
 

"Man könnte fast neidisch werden", grinste Shikamaru.
 

Ich sah verlegen lächelnd auf meine Hände und Hinata kam mir zu Hilfe, indem sie fragte: "Wo warst du denn eben Sakura?"
 

"Ja, verschwinde bitte nicht einfach so, wir mussten gerade Sasukes Unmut ertragen, als er auftauchte und wir ihm nicht sagen konnten, wo du bist. Das hat ihm gar nicht gefallen!", sagte Naruto halb ernst, halb scherzend.
 

"Tja, das tut mir leid für euch!", sagte ich zufrieden. "Aber das ist nicht mein Problem. Außerdem hatte ich einen guten Grund. Ich habe mich mit Ino und Karin ausgesprochen."
 

"Was?", fragte Hinata sofort. "Also waren sie es wirklich? Haben sie es etwa zugegeben?"
 

"Das mit dem Spind?", fragte Kiba neugierig. Shikamaru seufzte.
 

"Ja", sagte ich und machte einen Schritt zur Seite, weil Sasuke gerade wieder zurück kam und ich ihm Platz machen wollte, damit er sich zu uns stellen konnte. Seine Jacke war er los und er hatte zwei kleine Glasflaschen mit Wasser zwischen die Finger einer Hand geklemmt. Er hielt mir seine Hand hin und ich nahm vorsichtig eine der Flaschen.
 

"Danke!", sagte ich und lächelte ihn an.
 

"Alter, wie schnell hast du denn jetzt deine Jacke abgegeben und Getränke geholt?", fragte Kiba verwirrt.
 

"Hab mich vorgedrängelt", sagte Sasuke völlig ohne einen Anflug von schlechtem Gewissen. "Um was geht's hier gerade? Ihr guckt so betreten."
 

"Sakura hat rausgefunden, dass das mit dem Spind Karin und Ino waren", sagte Naruto und runzelte nachdenklich die Stirn.
 

Sasuke warf mir einen fragenden Blick zu.
 

"Ja, aber ich wollte gerade erzählen, dass jetzt alles okay ist, sie haben sich entschuldigt."
 

"Oh gut!", sagte Hinata erfreut. "Aber es wäre netter gewesen, wenn sie es getan hätten, ohne, dass du sie erst darauf ansprechen musstest."
 

"Es war ihnen wirklich unangenehm und ich glaube es tat ihnen ehrlich leid. Es war wohl eine spontane Aktion von Karin und sie konnten es nicht wieder entfernen, bevor Leute kamen."
 

"Jaa klar, das würde ich jetzt auch behaupten!", sagte Kiba verächtlich.
 

Ich zuckte mit den Schultern. "Ich glaube, sie waren ehrlich, ihr habt sie nicht gesehen. Tut mir bitte den Gefallen und behaltet das möglichst für euch. Muss ja nicht jeder wissen. Ich hab gesagt, ich würde es nicht überall herumerzählen."
 

"Verdient hätten sie es", sagte Sasuke kühl.
 

Ich lachte und sagte: "Keine moralischen Beurteilungen von dem Typen, der sich gerade vorgedrängelt hat, bloß um nicht anstehen zu müssen."
 

Kiba, Naruto und Hinata brachen in Lachen aus und Sasuke sagte ärgerlich und amüsiert zugleich: "Das ist ja wohl was anderes!"
 

Shikamaru lachte nicht und hatte leicht die Stirn gerunzelt. Vielleicht ärgerte er sich über Ino.
 

"Jedenfalls glaube ich, dass ich mich mit Ino und Karin jetzt vielleicht besser verstehe. Ich glaube Ino ist eigentlich ganz nett."
 

Shikamaru warf mir einen Blick zu und ich merkte, dass er genau durchschaute, warum ich das gerade gesagt hatte. Trotzdem schien er dankbar zu sein und schaute nun etwas weniger nachdenklich drein.
 

"Sie haben jedenfalls beide Glück, dass ich versprochen habe, mich da rauszuhalten", sagte Sasuke. "Ganz schön nett von dir, es nun einfach dabei zu belassen."
 

Naruto grinste. "Wie hat sie dich eigentlich dazu gebracht, das zu versprechen? Ich an deiner Stelle wäre ausgerastet. Zumal das ja irgendwie deinetwegen passiert ist."
 

"Hab mich blöd verhalten und musste es wieder gut machen", sagte Sasuke mit einem Seitenblick auf mich. "Da hab ich mich leider zu diesem Versprechen hinreißen lassen."
 

"Hey, so schlimm ist das jetzt auch nicht!", sagte ich lächelnd.
 

Kiba lachte. "Also ich finde es super, dass es endlich mal jemanden gibt, der dich ein bisschen im Griff hat! Das tut dir nur gut."
 

"Übertreib es nicht", knurrte Sasuke aber es klang nicht besonders ernst und wir lachten alle.
 

Wir unterhielten uns eine Weile und irgendwann rempelte jemand im vorbeigehen Hinata an und verschüttete etwas von seinem Getränk über ihre Hand.
 

"Hey!", sagte Naruto wütend.
 

"Ey sorry! War echt keine Absicht!", sagte der Typ und verzog sich ziemlich schnell, was in seinem offenbar stark alkoholisierten Zustand erstaunlich war.
 

"Klebrig!", kommentierte Hinata die Flüssigkeit auf ihrer Hand. "Ich gehe mir wohl besser die Hände waschen."
 

Mir kam eine Idee und ich sagte rasch: "Nimm die Damentoilette oben, da ist niemand und du musst nicht warten. Allerdings ist es ziemlich dunkel und gruselig da oben mit den ganzen leeren Räumen."
 

"Dann komme ich besser mit!", sagte Naruto sofort und ich war erfreut, dass das so leicht funktioniert hatte.
 

"Geschickt", sagte Sasuke grinsend, als sie außer Hörweite waren. Kiba sah verwirrt drein und Shikamaru lachte leise.
 

Gerade als Kiba fragen wollte, was er verpasst hätte, kamen Tenten und Karin an und Tenten griff nach Kibas Arm und sagte: "Wir gehen tanzen, kommst du mit?"
 

"Warum nicht?", erwiderte er lässig und weg war er.
 

"Ich könnte eigentlich mal wieder eine Rauchen!", sagte Shikamaru. "Kommt ihr mit raus?"
 

"Es regnet", sagte Sasuke.
 

"Wir könnten zu dem Säulengang gehen, der zur Bibliothek führt", schlug ich vor.
 

"Gute Idee!", sagte Shikamaru erfreut.
 

"Dann los!" Ich macht ein paar Schritte und drehte mich dann um, um zu sehen, ob sie mir folgten. Das taten sie.
 

Wir überquerten die Tanzfläche, gingen auf der anderen Seite durch eine Tür, durchquerten einen weiteren Gang und öffneten die Tür zum Säulengang. Kühle Luft strömte uns entgegen und es regnet tatsächlich. Aber da wir im Trockenen standen und noch Wärme aus der offenen Tür hinter uns strömte, war es irgendwie fast schon behaglich.
 

"Willst du eine?", fragte Shikamaru Sasuke aber er schüttelte den Kopf. "Danke, heute nicht."
 

Shikamaru klemmte sich die Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie an. "An deine neue Freundlichkeit könnte ich mich fast gewöhnen."
 

"Ich mich auch", sagte Sasuke mit einem leichten Lächeln.
 

An mich gerichtet fügte er hinzu: "Komm her, dir ist kalt."
 

Er zog mich vor sich und legte von hinten die Arme um mich. Mir wurde augenblicklich wärmer. "Besser?"
 

"Ja, viel besser!", sagte ich zufrieden.
 

Shikamaru grinste und stieß eine Rauchwolke aus.
 

In diesem Moment kam jemand hinter uns durch die Tür. Wir sahen alle hin. Es war Ino.
 

"Oh!", sagte sie überrascht, als sie uns erblickte.
 

Sie warf Sasuke und mir einen unsicheren Blick zu.
 

"Hallo Ino!", sagte ich.
 

"Sorry, ich wusste nicht, dass jemand hier ist!", sagte sie und blickte unsicher zu Sasuke, der sie kühl musterte.
 

Wolltest du auch rauchen?", fragte ich freundlich und deutete auf das Feuerzeug in ihrer Hand.
 

Sie warf mir einen unsicheren Blick zu aber Shikamaru hielt ihr eine Zigarette hin und nach kurzem Zögern nahm sie sie und ließ sie sich von ihm anzünden. "Danke!", murmelte sie.
 

"Ich glaube mir ist doch zu kalt!", sagte ich und löste mich aus Sasukes Umarmung. Ich nahm seine Hand, machte einen Schritt in Richtung Tür und zog leicht, damit Sasuke sich bewegte.
 

"Sehen wir uns gleich drinnen?", sagte ich an Shikamaru gewandt.
 

"Jep!", antwortete der und warf mir einen dankbaren Blick zu.
 

"Super, bis gleich!", sagte ich, zog Sasuke an der Hand mit nach drinnen und gab der Tür einen Stoß, damit sie zu fiel.
 

Als die Tür geschlossen war, lachte Sasuke leise. "Du bist echt gut."
 

"Wäre doch nicht schlecht, wenn sie zusammenfinden oder?", sagte ich lächelnd, während wir nebeneinander den dunklen Gang entlang gingen.
 

Sasuke blieb plötzlich stehen und verstärkte seinen Griff um meine Hand, sodass ich ebenfalls gezwungen war, stehen zu bleiben.
 

Ich legte den Kopf schief und sah ihn fragend an. Er zog mich mit einem Ruck zu sich zurück und weil ich nicht damit gerechnet hatte stolperte ich gegen ihn. Er ließ schnell meine Hand los, legte seinen Arm um meine Hüfte und hielt mich, damit ich nicht hinfiel.
 

"Vorsicht!", sagte er grinsend, als wäre das meine Schuld gewesen.
 

Weil mir nicht viel an Bewegungsfreiheit blieb, legte ich die Hände an seine Arme und sah zu ihm hoch.
 

"Und nun?", fragte ich lächelnd.
 

"Ich dachte eben, dass es ganz schön dumm von mir wäre, mich wieder mit dir unter die Leute zu mischen, wo ich dich doch gerade für mich habe."
 

"Ist das so?", fragte ich und hauchte ihm einen ganz leichten Kuss auf die Lippen. "Aber was wenn Ino und Shikamaru gleich hier rein kommen?"
 

Er ließ mich los, ging zielstrebig auf eines der leeren Klassenzimmer zu und stieß die Tür auf. Mondlicht fiel auf den Gang. Er blieb in der Tür stehen und sah mich auffordernd an. Ich schenkte ihm ein verführerisches Lächeln und schlenderte langsam an ihm vorbei in den Raum. Hier war ich noch nie gewesen aber das Klassenzimmer sah aus wie jedes andere auch. Durch eine Festerreihe fiel Mondlicht in den sonst dunklen Raum. Wegen den Regenwolken war es nicht besonders hell. Ich hörte, wie Sasuke hinter mir die Tür schloss. Aber ich beachtete ihn nicht und ging zu einem der Fenster hinüber. Man konnte auf einige Büsche und Bäume blicken, die es hinter dem Schulgebäude gab. Die meisten Blätter waren schon heruntergefallen und die dunklen Silhouetten der knorrigen Äste ragten vor dem nachtblauen Himmel empor.
 

"Unheimlich", sagte ich und stützte die Hände auf die Fensterbank.
 

Sasuke stellte sich neben mich und sah hinaus. "Ich mag den Herbst", sagte er. "Der Regen und der Nebel haben etwas Ruhiges an sich. Die ganze Welt erscheint mir dann ... leiser zu sein."
 

Ich musterte ihn. Er blickte nachdenklich nach draußen. Ich streckte die Hand aus und berührte seine Haare. Es faszinierte mich nach wie vor, wie weich und tief schwarz sie waren. Er sah mich an. Ich drehte mich um, zog mich an der Fensterbank hoch und setzte mich darauf.
 

Sasuke legte seine Hand an meinen Hüfte, zog mich zu sich rüber und stellte sich direkt vor mich. Ich hauchte ihm noch einen Kuss auf die Lippen und strich ein paar Mal liebevoll durch seine Haare.
 

Eine Weile blickten wir uns nur an. Es war wundervoll einfach mit ihm zusammen hier zu sein. Ich wünschte mir in diesem Moment sehr, dass wir beide zusammen gehörten und in Zukunft alle Herausforderungen, die auf uns zukommen würden, gemeinsam lösen könnten.
 

"Sollen wir fahren?", fragte er nach einiger Zeit leise.
 

"Ja!"
 

Er hob mich von der Fensterbank. An der Tür spähten wir kurz in den Gang und sahen, dass Ino und Shikamaru hereingekommen waren, vermutlich, weil es ihnen draußen zu kalt geworden war. Sie standen weit von uns entfernt in der Dunkelheit, direkt vor der Tür zum Säulengang und unterhielten sich aber sie waren zu weit weg, als dass wir sie hätten verstehen können.
 

Ich nickte mit dem Kopf in Richtung Aula und wir gingen so leise wie möglich durch den Gang. Als wir am andere Ende die Tür öffneten und Lärm und Licht in den Gang fluteten, mussten sie uns bemerkt haben aber weder Sasuke noch ich sahen uns um, um sie nicht zu stören.
 

"Meinst du, sie werden sich näher kommen?", fragte ich Sasuke.
 

"Möglich! Aber ich schätze für heute Abend haben Naruto und Hinata bessere Chancen!"
 

"Ja", sagte ich grinsend und griff nach seiner Hand, während wir auf die Eingangshalle zugingen, um unsere Jacken zu holen. Weder Hinata noch Naruto oder Kiba waren irgendwo zu sehen.
 

Auf dem Weg trafen wir Neji aber er blickte Sasuke nur kühl an und sagte nichts.
 

"Oh, mal kein blöder Kommentar!", sagte ich überrascht.
 

"Er sieht mir an, dass ich nüchtern bin und er hat getrunken. Darum weiß er, dass er es gerade im Falle eines Kampfes nicht mit mir aufnehmen könnte", sagte Sasuke und grinste. Ich schnaubte.
 

Während Sasuke unsere Jacken holte, schrieb ich eine Nachricht in der Gruppe, dass wir nun gingen, damit keiner vergeblich nach uns suchen würde. Auch wenn ich glaubte, dass ohnehin alle anderweitig beschäftigt waren.
 

Draußen regnete es immer noch. "Ich hab nicht weit weg vom Eingang gepackt", informierte mich Sasuke mit einem skeptischen Blick in die regnerische Nacht. Er nahm meine Hand: "Bereit?"
 

Wir wurden trotzdem ziemlich nass, bis wir beim Auto ankamen.

Begehren

"Lass sie stehen!"
 

"Was?", ich sah irritiert zu ihm auf. Gerade hatten wir leise das Haus von Sasukes Familie betreten und unsere Schuhe ausgezogen. Ich hatte mich soeben hinunter gebeugt, um sie in die Hand zu nehmen, damit ich sie wieder in Sasukes Zimmer abstellen konnte.
 

"Lass deine Schuhe hier stehen", sagte er. "Wir müssen nicht verheimlichen, dass du hier übernachtest."
 

"Verheimlichen vielleicht nicht unbedingt aber...", setzte ich unsicher an doch er nahm mir die Schuhe aus der Hand und stellte sie neben seinen ab.
 

"Hey!", protestierte ich leise, weil er schon wieder machte, was er wollte.
 

Sasuke ignorierte es, ging auf die Treppe zu und drehte sich dort wartend zu mir um. "Komm."
 

Ich atmete ergeben aus und ging dann zu ihm hinüber. Wenn ich jetzt anfing zu diskutieren, würden am Ende bloß seine Eltern aufwachen und das wollte ich wirklich nicht.
 

Doch leider war diese Vorsicht meinerseits vergebens, denn genau in diesem Moment ging im Seitenflügel rechts von der Treppe eine Tür auf, ein Lichtschein fiel auf den dunklen Gang und jemand trat aus dem Zimmer heraus. In der Dunkelheit konnte ich Sasukes Vater erkennen.
 

"Du bist schon wieder zurück?", fragte Fugaku Uchiha, als er seinen Sohn erblickte. Dann fiel sein Blick auf mich und seine Miene wurde noch eisiger, als ohnehin schon.
 

"Ja", sagte Sasuke. "Und du bist scheinbar immer noch am Arbeiten."
 

Ich fühlte mich ziemlich unwohl in dieser Situation, die Stimmung zwischen Sasuke und seinem Vater erschien mir angespannt. Ich musste mich zusammenreißen, nicht einen Schritt näher an Sasuke heranzutreten. Dann hätte ich mich irgendwie sicherer gefühlt.
 

"Ich halte es für keine gute Idee, wenn sie bei dir übernachtet", sagte Fugaku und seine Stimme schien keinen Widerspruch zulassen zu wollen. Ich fühlte mich mal wieder wie Luft behandelt und etwas hilflos. Als das in der Firma so gewesen war, war es nicht mitten in der Nacht gewesen und es fuhren Busse, sodass ich jederzeit hatte gehen können und für mich alleine hatte entscheiden können. Aber das hier war nicht mein Haus und es waren daher auch nicht meine Regeln. Also konnte ich nur zusehen und hatte abzuwarten was passierte und das empfand ich als unangenehm.
 

"Geh in mein Zimmer", sagte Sasuke mit einem Seitenblick auf mich. "Ich komme gleich."
 

Ich sah unsicher zu Sasukes Vater hinüber. Wenn ich das nun einfach tat, wäre es sehr respektlos ihm gegenüber und er konnte mich ja ohnehin schon nicht leiden.
 

"Ich will wirklich keinen Ärger machen!", sagte ich vorsichtig. Fugaku Uchiha beachtete mich gar nicht und sah mich nichtmal an.
 

Ich blickte Sasuke an und er sagte: "Ist schon in Ordnung, mach dir keine Sorgen. Geh bitte hoch."
 

Und weil ich einfach nicht wusste, was ich sonst tun sollte, warf ich Sasukes Vater einen entschuldigenden Blick zu und stieg dann rasch die Treppenstufen hoch. Da es allerdings eine ziemlich große und lange Treppe war, hörte ich noch wie Sasuke sagte: "Was ist dein Problem? Man sollte doch meinen, dass es dich freut, dass ich eine Freundin habe. Nachdem Itachi dich ja so schrecklich enttäuscht hat." Sasuke Stimme war voller Bitterkeit und Sarkasmus.
 

Ich hörte seinen Vater antworten: "Hör mit dieser kindischen Provoziererei auf. Ich halte dein Urteilsvermögen in Bezug auf diese Dame für eingeschränkt und will dich vor Problemen bewahren."
 

"Du willst vor allem dich vor Problemen bewahren", sagte Sasuke und klang nun wütend.
 

Ich war bei seiner Zimmertür angekommen, öffnete sie rasch und schlüpfte hinein. Ich schloss die Tür und die Stimmen verstummten sofort. Ich atmete einmal aus und lehnte mich mit dem Rücken gegen die Tür. Ich wollte das nicht hören. Ich hatte das Gefühl, dass sie zwar über mich sprachen, aber dass es im Grunde um ein Problem ging, dass sie miteinander hatten.
 

Nicht, dass es mich nicht interessierte. Alles, was mit Sasuke zu tun hatte, interessierte mich. Bloß mochte ich es absolut nicht, so übergangen zu werden und mich so fehl am Platz zu fühlen. Warum musste Sasuke seine Eltern so provozieren? Sie würden mich vielleicht eher akzeptieren, wenn ich einfach mal tagsüber vorbeikommen würde und er uns einander vernünftig vorstellen würde. Er brachte mich mit seinem Verhalten in eine blöde Situation. Andererseits kannte er seine Eltern auch besser, vielleicht hatte er seine Gründe sich so zu verhalten. Aber ich wurde den Eindruck nicht los, dass er es auch einfach genoss, die Grenzen seiner Macht auszutesten.
 

Ich ging von der Tür weg, da ich im Gang Schritte hörte und ein paar Sekunden später stieß Sasuke die Tür auf und kam herein. Er wirkte immer noch wütend. Er schloss die Tür hinter sich und drehte den Schlüssel im Schloss um. Dann sah er mich an.
 

"Alles okay?", fragte ich vorsichtig. "Soll ich lieber gehen?"
 

"Du bleibst", sagte er und zog seine Jacke aus. Er ließ sie einfach auf den Boden fallen und machte ein paar Schritte auf mich zu. Er öffnete den Gürtel meines Mantels und schob ihn mir von den Schultern, sodass er ebenfalls auf dem Boden landete.
 

"Sasuke...", setzte ich an, da ich gerade nicht so recht wusste, was ich wollte und er mich überrumpelte.
 

"Hm?", machte er aber er wirkte nicht so, als würde er mir richtig zuhören wollen sondern schob mich ein paar Schritte rückwärts, bis ich gegen sein Bett stieß und mich darauf sinken ließ, weil er mich weiter nach hinten drängte. Er küsste mich begierig und seine Berührungen hatten eine gewisse Aggressivität, wahrscheinlich, weil er sich noch über seinen Vater ärgerte.
 

"Sasuke, hör auf", sagte ich leise. Nicht, weil ich seine Berührungen nicht aufregend fand, sondern, weil ich einfach gerade das Gefühl hatte, dass ich reden wollte. Aber er ignorierte es, hob mich kurz hoch, um mich vollends aufs Bett zu bekommen und einen Moment später war er über mir und küsste mich, sodass ich nichts sagen konnte. Er war immer noch ziemlich grob, was einerseits spannend war, andererseits passte mir das gerade gar nicht. Ich drückte mit den Händen gegen seine Schultern, um ihn wegzuschieben aber er ignorierte auch das und als ich es stärker versuchte, packte er meine Handgelenke und drückte sie neben meinem Kopf in die Kissen. Jetzt reichte es mir. Ein bisschen war diese Dominanz ja anziehend aber nur solange ich das gerade auch wollte. Ich biss ihn in die Unterlippe. Nicht allzu dolle aber so, dass es ihm weh tat. Er knurrte und wich ein kleines Stück zurück, um mich anzusehen. In der Dunkelheit konnte ich eine Mischung aus Verlangen und Ärger in seinen Augen erkennen.
 

"Lass deinen Frust wegen deinem Vater nicht an mir aus!", sagte ich.
 

"Tue ich nicht. Du siehst einfach unfassbar heiß aus und ich kann mich nur schwer beherrschen."
 

"Nein", sagte ich halb amüsiert und halb ärgerlich. "Du willst bloß deine Verärgerung verdrängen. Und du hast das Gefühl deinen Kampf gewonnen zu haben und nun willst du deine Belohnung!"
 

"Vielleicht", sagte er leise und küsste meinen Hals, immer noch ohne meine Handgelenke loszulassen. "Ja, vielleicht will ich das."
 

"Ich bin aber keine Trophäe, sondern ein Mensch mit Gefühlen und du bringst mit mich deinen Machtkämpfen in eine blöde Lage!", sagte ich entschieden und wich ihm aus, so gut es ging. Es ging nicht besonders gut. Ich zog so dolle ich konnte, um meine Arme frei zu bekommen. Das brachte zwar nichts aber er ließ wieder von mir ab und blickte mich an. Ich schaute ernst zurück und endlich ließ er meine Handgelenke los und ging von mir runter. Er schnaubte frustriert.
 

"Tu jetzt nicht so, als würde ich es kompliziert machen!", sagte ich streng und setzte mich auf, sodass wir einander gegenüber saßen und uns ansehen konnten.
 

"Du machst es aber kompliziert", sagte er ärgerlich. "Verlass dich doch einfach darauf, dass ich mich um alles kümmere. Du musst dich damit nicht beschäftigen."
 

Ich schnaubte amüsiert, weil ich entschlossen war, das nicht persönlich zu nehmen. Ich hatte keine Lust hatte mich zu streiten. Trotzdem konnte ich ihm auch nicht alles durchgehen lassen. "Ich sage ja nicht, dass es nicht durchaus charmant ist, dass du immer in allem so sicher zu sein scheinst. Aber wenn du eine Freundin möchtest, die immer alles nur abnickt, musst du dir eine andere suchen."
 

"Ich will nicht irgendeine Freundin. Ich will dich."
 

"Dann sag mir jetzt, was dein Vater eben für ein Problem hatte."
 

Er schwieg einen Moment. "Er denkt, du nutzt dein gutes Aussehen, um mich um den Finger zu wickeln und dass du hinter meinem Geld her bist."
 

"Was?", sagte ich verwirrt. Das war wirklich das letzte, was ich wollte. Sein ganzer Reichtum verkomplizierte die Sache für mich eher, da ich das Gefühl hatte, mich in einer Welt bewegen zu müssen, die mich extrem verunsicherte und in der ich mich nicht auskannte und ich nicht wusste, ob ich mich darin behaupten konnte.
 

"Und er will am liebsten verhindern, dass wir miteinander schlafen, weil er denkt, du hängst mir dann ein Kind an oder sowas, damit ich an dich gebunden bin."
 

"Was?", fragte ich entsetzt.
 

"Sowas kommt vor", sagte er schlicht.
 

"Das ist bescheuert!"
 

"Aber sowas passiert, wenn Leute sehr viel Geld haben. Und er hat auch Sorge, dass wir unvorsichtig sind und du wirklich von mir schwanger wirst. Deshalb will er nicht, dass du hier schläfst!"
 

"Also wenn ich Kinder will, dann höchstens, wenn klar ist, dass ich studiert habe und die Bedingungen so sind, dass ich trotzdem meinen Job machen kann! Nicht, dass ein anderer Weg schlechter oder besser wäre aber ich weiß einfach, dass das so für mich persönlich richtig ist. So wollte ich das schon immer!"
 

"Gefällt mir!", sagte er zufrieden. "So möchte ich das auch."
 

Irgendwie war mir das nun plötzlich etwas peinlich. Wir waren ja noch nicht mal lange zusammen. Andererseits war es wahrscheinlich gut, wenn klar war, dass unsere Vorstellungen für die Zukunft nicht völlig verschieden waren.
 

"Ich sehe das so", sagte Sasuke in geschäftsmäßigem Tonfall. "Wir machen einfach weiter wie wir wollen und mein Vater wird mit der Zeit schon merken, dass seine Sorgen unbegründet sind und er sich einfach damit abzufinden hat."
 

"Ja, da hast du wahrscheinlich recht", sagte ich nachdenklich.
 

"Siehst du? Ich hab alles im Griff."
 

"Trotzdem wollte ich gerne Bescheid wissen. Sowas zu besprechen gehört zu einer Beziehung für mich dazu." Ich lachte. "Karin hält dich übrigens für beziehungsunfähig und wir wollen ja nicht, dass sie damit recht hat, oder?"
 

Mit einer schnellen Bewegung drückte er mich wieder nach hinten in die Kissen und kroch über mich. "Karin ist mir sowas von egal."
 

Ich kicherte, weil seine Lippen an meinem Hals kitzelten. "Ja, das dachte ich mir."
 

Ich genoss seine Wildheit und Dominanz aber ich hatte nicht vor, mich ihm einfach so zu ergeben. Wir kämpften ein wenig, bis er es zuließ, dass ich mich auf ihn setzte.
 

"Weil du mich an deinen Gedanken hast teilhaben lassen, hast du nun wirklich eine Belohnung verdient", sagte ich verführerisch lächelnd und zog mir mein Kleid über den Kopf. Seine Überraschung war amüsant und das Begehren in seinem Blick war überaus befriedigend. Als meine Hände zu dem Verschluss meines BHs wanderten, sagte er: "Warte!"
 

Ich hielt inne und sah ihn fragend an. Im Dunkeln konnte ich sein Gesicht gerade so erkennen. Er stützte sich auf seine Unterarme, um sich leicht aufzurichten und sagte leise: "Ich glaube nicht, dass ich mich noch im Griff habe, wenn du das jetzt machst. Und ich will nichts tun, was du dann nicht möchtest."
 

Ich lächelte verwegen und entledigte mich des Kleidungsstückes. "Ich will gar nicht, dass du dich im Griff hast", sagte ich und machte mich an seinem Gürtel zu schaffen. Er packte schnell meine Handgelenke und sah mich ernst an. "Sakura, hast du mich richtig verstanden? Wenn wir jetzt weiter gehen, will ich es durchziehen."
 

Ich lächelte. "Ich nehme die Pille. Und zur Sicherheit wäre ein Kondom auch nicht schlecht. Wenn du damit einverstanden bist, bin ich bereit."
 

Er sah für einen Moment aus, als könnte er sein Glück nicht recht fassen aber das lenkte ihn nicht lange ab. Er rollte sich mit mir herum, sodass er wieder oben war. Er zog sich sein T-Shirt über den Kopf und ich konnte nicht anderes, als seinen perfekt trainierten Körper zu bewundern. Er beugte sich zu mir hinunter und raunte mir ins Ohr: "Einverstanden."
 

Es war fantastisch mit ihm und besser, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich war sogar froh, dass wir beide schon Erfahrungen mit anderen Partnern gemacht hatten und wir uns so nicht mit irgendwelchen Unsicherheiten beschäftigen mussten sondern uns einander völlig hingeben konnten. Ich vertraute ihm und konnte mich fallen lassen und eine Weile existierten für mich nur noch Gefühle jenseits von Verstand und Logik. Am Ende schliefen wir gleich zweimal miteinander und danach war ich gar nicht mehr in der Lage über etwas nachzudenken sondern war so erschöpft, dass ich nur noch schlafen wollte und da es Sasuke ähnlich zu gehen schien, kämpfte ich nicht mehr gegen die Müdigkeit an und gab mich der übermächtigen Schläfrigkeit schließlich einfach hin.
 

Als ich wieder erwachte, war es schon hell draußen und auch im Zimmer, da die Vorhänge nicht ganz zugezogen waren. In der Nacht hatte ich gar nicht darauf geachtet. Aber die Grundstücke waren hier so groß und weit voneinander entfernt und es war im Zimmer so dunkel gewesen, dass uns ohnehin niemand hätte sehen können.
 

Ich drehte mich auf die Seite, um nach Sasuke zu sehen und stellte fest, dass er nicht da war. Irgendwie traf mich das. Obwohl ich es eigentlich besser wusste, obwohl alles darauf hindeutete, dass er es wirklich ernst meinte mit mir, war ich plötzlich verunsichert. Auf einmal machte ich mir Sorgen, dass es dumm von mir gewesen war, mit ihm zu schlafen.
 

Ich rollte mich auf den Rücken und zog die Decke bis zum Kinn hoch. Ich fühlte mich verlassen und schutzlos. Vielleicht sollte ich mich anziehen, um mich besser zu fühlen? Ich entdeckte meine Unterwäsche und entschied zumindest die anzuziehen. Dann kroch ich wieder unter die Decke. Wo war Sasuke?
 

Würde er mich anders behandeln, jetzt wo er bekommen hatte, was er wollte? Ich hatte schon so oft die Erfahrung gemacht, dass ich auf mein Äußeres reduziert wurde, dass ich bin diesem Punkt irgendwie etwas empfindlich geworden war. Entweder Leute überschätzen mich deswegen oder sie unterschätzten mich und hielten mich für ein wenig naiv. Oder sie benutzen mich, weil sie sich selbst oder anderen etwas beweisen wollten. Oder aber sie waren einfach nur auf Sex aus.

Nur sehr sehr selten, hatte ich die Erfahrung gemacht, dass sich jemand wirklich ernsthaft mit mir beschäftigte. Hinata tat das. Sie fragte mich, wie es mir ging und war ehrlich an den Antworten interessiert. Und Sasuke doch eigentlich auch, oder?
 

Was bedeutete ich ihm? Wollte er bloß seinen Vater ärgern? Einfach die hübscheste Freundin haben, um Neji oder anderen zu zeigen, dass er der Tollste war? Wollte er sich selbst beweisen, dass er mich haben konnte, wenn er sich ein bisschen reinhängte? Nun, das hatte er ja dann jetzt alles erreicht.
 

Aber da war noch mehr, oder? War er nicht manchmal auch einfach froh, meine Gesellschaft zu haben? Hatte er nicht zugegeben, dass er sich auch manchmal einsam fühlte? Bloß waren das immer so kurze Momente, dass ich das manchmal fast wieder vergaß. Die meiste Zeit wirkte er so selbstbewusst und autonom, dass es so schien, als würde er über sowas stehen.
 

Außer, wenn er wütend wurde, weil ihn irgendwas provozierte. Und hatte es sich da nicht auch schon gezeigt, dass er sich dann von mir zumindest manchmal beeinflussen ließ? Das hieß doch, das ich eine Bedeutung für ihn hatte, oder?
 

Wieso war ich plötzlich bloß so verunsichert? Seit wann hatte Sex für mich so eine große Bedeutung? Aber ich wusste die Antwort. Weil Sasuke mir wirklich wichtig geworden war. Ich genoss die Aufmerksamkeit, die er mir entgegen brachte. Ich genoss es, dass er mich behandelte, als wäre ich etwas Besonderes. Ich fühlte mich mit ihm nicht mehr einsam und wollte mir einreden, dass ich ihm da genauso raus helfen konnte, wie er mir. Und deshalb hatte ich Angst. Davor, dass er plötzlich beschließen könnte, dass er das alles jetzt doch nicht mehr so bedeutungsvoll und interessant fand. Einfach weil der Reiz dessen, was man nicht haben konnte, oft fantastischer war, als die Realität.
 

Ich stand auf, nahm meine Tasche und lief zu dem Bad hinüber, dass an Sasukes Zimmer angrenzte. Ich steckte die Haare hoch und Duschte schnell, um mein Gesicht vom Make-Up zu befreien und mich etwas frischer zu fühlen. Das half. Ich zog frische Unterwäsche an, die ich eingepackt hatte und verstaute die alte in einem Plastiktütchen in meiner Tasche. Dann kämmte ich meine Haare gründlich aus und cremte mir mein Gesicht ein. Nach Schminken war mir heute nicht.
 

Ich zog wieder meine Strumpfhose und mein Kleid an und machte dann das Bett. Sasukes Smartphone lag auf dem Nachttisch, also konnte ich ihn nicht anrufen. Bei einem Blick auf mein eigenes stellte ich fest, dass es aus war. Der Akku hielt nicht mehr besonders gut und ich würde mir bald ein Neues besorgen müssen. Leider hatte ich vergessen, das Ladekabel mitzunehmen. Blöd. Ich hatte eigentlich Hinata schreiben wollen, um zu sehen, ob es ihr gut ging und mit Naruto noch was passiert war.
 

Ich traute mich nicht runter zu gehen, also setzte ich mich auf den Boden vor dem Fenster und blickte in den Garten. Es war grau und matschig und trotzdem hatte er noch einen gewissen Charme. Auch wenn er eher unheimlich als schön aussah. Die am Boden liegenden verblassenden Blätter und die kahlen Äste hatten etwas Hübsches aber Trauriges an sich. In der Ferne konnte ich den Fischteich sehen. Wie es den Fischen wohl ging?
 

Ich hörte Schritte auf dem Gang und die Tür öffnete sich. Ich wandte mich rasch um. Es war Sasuke. Er trug eine schwarze Jogginghose und ein graues T-Shirt. Seine Haare waren feucht.
 

Sasukes Blick wanderte zum Bett und dann suchend durch den Raum, bis er mich fand. "Guten Morgen, Prinzessin!", sagte er mit einem leichten Lächeln, schloss die Tür und kam auf mich zu. "Ausgeschlafen?"
 

"Guten Morgen", sagte ich leise, weil ich so viel gegrübelt hatte, dass ich mich selbst ganz verunsichert hatte und nun etwas fremdelte. Sasuke ging neben mir in die Hocke und sah mich prüfend an. "Alles okay?", fragte er.
 

"Ja", antwortete ich, weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte. "Ist es schon spät? Der Akku von meinem Smartphone ist leer und ich wollte nicht auf deins schauen."
 

"Hättest du ruhig tun können. Es ist 13 Uhr", sagte er und schaute ebenfalls kurz raus, vielleicht um herauszufinden, was ich betrachtet hatte und warum ich hier saß. Dann sah er mich wieder an. "Du wirkst so, als wäre nicht alles okay." Er strich vorsichtig über meinen Arm. "War ich letzte Nacht zu grob?"
 

"Was? Nein!" Ich hatte das Gefühl ein wenig rot zu werden und sah auf meine Beine. "Es war toll", fügte ich leise hinzu.
 

"Aber?", fragte er und versuchte mir ins Gesicht zu sehen.
 

"Ist es dir jetzt unangenehm?", fragte er weiter, weil ich nicht gleich antwortete.
 

"Nein!", sagte ich. "Naja. Vielleicht ein bisschen. Tagsüber und im Hellen ist die Stimmung irgendwie anders." Ich lächelte verlegen.
 

Er lachte leise und strich mir eine Haarsträhne über die Schulter, damit er mein Gesicht besser sehen konnte.
 

"Also ich würde das direkt wiederholen, Tageslicht oder nicht", sagte er etwas anzüglich.
 

Ich war mir sicher, dass meine Wangen nun ein wenig rot waren und sein Lachen schien mir das zu bestätigen.
 

"Du bist süß, wenn du verunsichert bist!", sagte er.
 

"Wo warst du?", fragte ich dann gerade heraus.
 

"Meine Mutter hatte mir eine Nachricht geschickt, dass sie weg muss aber wir ein neues Sofa geliefert bekommen. Also hab ich kurz geduscht und unten die Leute beaufsichtigt. Ich hatte eigentlich gehofft, dass du erst aufwachst, wenn ich wieder da bin. Offenbar hast du mich um Sekunden verpasst, wenn du sogar schon geduscht hast. Zumindest nehme ich an, dass du das hast, deine Haarspitzen sind nass."
 

"Ja, habe ich", sagte ich und lächelte ihn vorsichtig an. Ich fühlte mich wieder etwas wohler.
 

"Gehen wir runter und essen was?", fragte er.
 

"Ja!" Plötzlich stellte ich fest, dass ich ziemlich hungrig war.
 

Sasuke hielt mir die Hand hin und zog mich hoch.
 

Wir frühstückten wieder an der Kücheninsel und Sasuke verhielt sich wie immer, sodass ich mich bald wieder normal und nicht mehr verunsichert fühlte. Was auch immer es war, warum ich ihm so viel bedeutete, es schien nach wie vor da zu sein.
 

"Was willst du heute machen?", fragte er mich, nachdem wir das Geschirr abgeräumt hatten. "Wir könnten einen Ausflug machen, wenn du magst. Oder wir bleiben einfach hier."
 

Ich blickte aus dem Terrassenfenster. Der Tag war nach wie vor grau und weil es Mittag war dabei trotzdem seltsam grell. Kein Wetter, das ich besonders mochte, um draußen unterwegs zu sein. Außerdem war mir schon wieder etwas kühl und ich konnte mich nicht sehr für die Vorstellung erwärmen draußen in einen Regenschauer zu geraten. Ich sah ihn an. "Ich glaube ich würde heute gerne hier bleiben. Und du?"
 

"Ich auch", sagte er und klang zufrieden. "Ich weiß, was wir tun könnten, ich ziehe mir nur schnell was Wärmeres an."

Er war immer noch Barfuß und im T-Shirt und ich hatte mich schon gefragt, ob er nicht fror. "Soll ich dir auch einen Pullover von mir mitbringen? Das Kleid sieht zwar umwerfend aber nicht besonders warm aus!"
 

"Oh, das wäre toll!", sagte ich begeistert. Ich hatte schon bereut, nicht mehr Sachen eingepackt zu haben aber ich hatte auch keine größere Tasche mit auf die Party nehmen wollen.
 

"Gut. Warte hier. Ich bin gleich wieder da!" Er stand auf, strich mir über den Arm und verließ die Küche.
 

Weil ich nicht einfach so dasitzen wollte, stand ich auf und wischte die Müslikrümel weg, die wir verteilt hatten. Ich hörte wie die Haustür aufging und ein paar Sekunden später kam eine junge Frau beladen mit Einkaufstüten in die Küche. Sie war höchstens ein paar Jahre älter als ich. Als sie mich sah, blieb sie wie angewurzelt stehen und musterte mich kritisch.
 

"Guten Tag!", sagte ich höflich, warf rasch die Krümel in den Müll und trat zur Seite, damit ich ihr nicht im Weg war.
 

"Wer sind Sie denn?", fragte sie überrascht, ohne meinen Gruß zu erwidern. Sie stellte die Tüten neben dem Kühlschrank auf die Arbeitsfläche. Das musste die Hausangestellte sein, die Sasuke bereits einmal erwähnt hatte.
 

Ich legte den Spühllappen beiseite, den ich zum sauberwischen der Kücheninsel benutzt hatte.
 

"Ich heiße Sakura. Es freut mich Sie kennenzulernen", sagte ich höflich.
 

"Aha!", sagte sie, betrachtete mich kurz nicht besonders begeistert und fing dann an, die Einkäufe in den Kühlschrank zu räumen.
 

"Kann ich Ihnen helfen?", fragte ich und deutete auf die Einkaufstüten.
 

"Ja, reichen Sie mir alles an, was in den Kühlschrank gehört!", wies sie mich an. Ich ging zu ihr hinüber und reichte ihr ein Lebensmittel nach dem anderen und sie räumte alles ordentlich ein.
 

"Die Tomaten erst abwaschen! Gründlich!", wies sie mich zurecht. Dann können Sie sie ins Gemüsefach tun. Der junge Mr. Uchiha isst sie gerne und er soll sie nicht erst noch waschen müssen!" Sie klang ein wenig wichtigtuerisch, als sie mir das erzählte.
 

"Okay", sagte ich und tat wie mir geheißen, wobei ich mich ein wenig darüber wunderte, dass sie so mit mir sprach.
 

"Hier rein, ja?", fragte ich und deutete auf eines der Fächer, das ich für die richtige Wahl hielt.
 

"Ja, natürlich! Und schnell bitte, sonst piepst gleich der Kühlschrank, weil die Tür zulange offen ist!" Also beeilte ich mich die Tomaten ordentlich einzuräumen.
 

"Oh, guten Tag, Mr. Uchiha! Ich habe Sie gar nicht bemerkt!", sagte sie plötzlich und ich wandte mich ebenfalls um.
 

Sasuke, nun nicht mehr Barfuß und mit einer schwarzen Jeans und Pullover bekleidet und einem weiteren Pullover in der Hand, stand im dem Durchgang vom Flur zur Küche und sah leicht irritiert aus.
 

"Hallo", antwortete er ihr und zog leicht eine Augenbraue hoch.
 

Rasch legte ich die letzte Tomate in das Fach und schob es zu. Dann schloss ich die Kühlschranktür.
 

"Sie sind noch nicht fertig!", wandte die Hausangestellte sich in strengem Ton wieder an mich. "Das muss auch noch rein!" Sie deutete auf noch mehr Gemüse.
 

Plötzlich verstand ich auch, warum sie so forsch mit mir sprach. Sie dachte, ich würde ebenfalls hier angestellt sein, weil sie mich beim Saubermachen gesehen hatte und vermutlich, weil ich angeboten hatte, ihr zu helfen. Wahrscheinlich hätte das kein anderer Gast in diesem Haus getan.
 

Sasuke wirkte nun verärgert und bevor ich etwas tun oder sagen konnte, sagte er kühl zu der Frau: "Ich dachte, wir bezahlen Sie, damit Sie das tun. Wie sprechen Sie überhaupt mit meiner Freundin?"
 

Die Hausangestellte sah erschrocken zwischen Sasuke und mir hin und her und ich sagte rasch: "Tut mit Leid, ich glaube es gab ein Missverständnis, das ist meine Schuld!"
 

Sasuke schnaubte amüsiert. "Verstehe."
 

"Ohh, es tut mir leid!", sagte die junge Frau zu mir, nun mit einem ganz anderen Ton. Als sie mich anblickte, passte ihr Tonfall jedoch gar nicht zu ihrem Ausdruck. Ich erschrak fast vor der Abscheu, die in ihrem Blick lag.
 

"Es ist meine Schuld!", wiederholte ich. Aber sie hatte sich schon wieder an Sasuke gewandt.
 

"Es tut mir sehr leid, Mr. Uchiha! Ich habe Ihre Freundin falsch verstanden. Ich..."
 

"Sie dachten, sie arbeitet hier, schon klar", unterbrach Sasuke sie.
 

Als ich sah, wie sie Sasuke anblickte, wurde mir schlagartig klar, warum sie mich nicht mochte. Sie schien ihn zu vergöttern.
 

Er kam zu mir hinüber und hielt mir seinen Pullover hin. "Danke", sagte ich lächelnd und nahm ihn. Weil mir kühl war, zog ich ihn gleich über. Er war ein wenig zu lang aber saß eigentlich ganz gut.
 

"Komm mit", sagte Sasuke und griff nach meiner Hand.
 

"Auf Wiedersehen!", sagte ich höflich zu der Hausangestellten, als Sasuke mich aus dem Raum zog.
 

"Ich glaube, sie steht total auf dich!", sagte ich lächelnd.
 

Er schnaubte. "Nur weil ich reich bin. Sie kennt mich überhaupt nicht."
 

Ich folgte ihm durch den Gang im Erdgeschoss, in dem auch das Arbeitszimmer von Sasukes Vater lag. Am Ende gab es eine große Flügeltür. Sasuke öffnete einen Flügel und hielt ihn für mich auf. Ich trat neugierig in den Raum und seufzte dann vor Begeisterung. Es war eine ziemlich große Bibliothek und sie sah so alt und schön aus, wie ich es manchmal in irgendwelchen Filmen gesehen hatte.
 

"Wow!", sagte ich leise und sah mich um.
 

"Ich bin gerne hier", sagte Sasuke.
 

Er ging zu einem Kamin hinüber, vor dem zwei Sessel und ein Sofa standen und hockte sich davor. Er nahm ein paar Holzscheite, die ordentlich daneben aufgestapelt waren und schichtete sie sorgsam im Kamin auf. Ich hockte mich neben ihn und sah zu, wie er sein Gebilde umsichtig anzündete und etwas darin herumstocherte. Als er zufrieden war, richtete er sich auf. Ich stand ebenfalls wieder auf und fragte begeistert: "Können wir uns was zu lesen holen und hier bleiben?"
 

"Das war der Plan. Du hast nämlich schon wieder total kalte Hände!"
 

Wir stöberten eine Weile herum und neben vielen Büchern, die Sasukes Vater wohl wegen der Arbeit hatte, gab es auch viel klassische Literatur.
 

"Wer schafft die denn alle an?", fragte ich neugierig und strich mit den Fingern behutsam über ein paar Buchrücken, die schon ziemlich alt aussahen.
 

"Ich glaube, die haben sich einfach so angesammelt", sagte Sasuke. "Vielleicht war einer meiner Vorfahren total in Bücher vernarrt. Wir sind eine sehr alte Familie und leben schon lange auf diesem Anwesen. Und wenn man so eine Bibliothek hat, tut man natürlich alle Bücher, die sich im Laufe der Zeit einfinden, einfach dazu." Er deutete auf einen weiteren Teil, der aus Regalen bestehenden Wand. "Das hier sind alles Horrorgeschichten, die habe ich immer mit meinem Bruder gelesen. Da standen wir total drauf." Er lachte leise, vermutlich in Gedanken bei einer Erinnerung.
 

Ich warf ihm einen Blick zu und musste mich zusammenreißen, nicht nach seinem Bruder zu fragen. Ich wollte, dass er mir selbst irgendwann davon erzählte.
 

"Die hab ich auch gelesen!", sagte ich und deutete auf ein paar der Bücher.
 

"Echt?", fragte er überrascht. "Ich hätte nicht gedacht, dass du darauf stehst."
 

"Auf Horrofilme nicht aber auf Bücher schon", sagte ich. "In Filmen gefallen mir diese Jump Scare Momente nicht." Ich zog einen Sammelband mit Geschichten von H.P. Lovecraft aus dem Regal.
 

"Ohh, das ist ja eine ganz alte Ausgabe", sagte ich fasziniert und schlug die erste Seite auf, um die Jahreszahl des Drucks zu lesen. "Verrückt! Darf ich darin ein bisschen lesen? Ich kenne die Geschickten zwar, aber es ist lange her und ich kann mich nicht mehr so gut erinnern, sodass ich sie mal wieder lesen könnte!"
 

"Geht mir genauso! Komm!", sagte Sasuke, nahm mir das Buch aus der Hand und ging damit zurück zum Kamin. "Lesen wir es zusammen!"
 

"Okay!", sagte ich erfreut. Ich setzte mich im Schneidersitz auf den Teppich vor dem Kamin und als er sich neben mich gesetzt hatte, nahm ich das Buch und lehnte es aufgeschlagen an ein Kissen, das dort herum lag. Dann klopfte ich lächelnd mit der Hand auf meinen Schoß, weil er seinen Kopf dort ablegen sollte.
 

"Ich lese dir die erste Geschichte vor!", sagte ich. "Leg dich hin!"
 

Er zögerte einen Moment, vielleicht weil er es nicht gewohnt war, dass er herumkommandiert wurde. Dann legte sich tatsächlich mit dem Rücken auf den Teppich und legte vorsichtig den Kopf auf meinen Beinen ab. Ich strich ihm durch die Haare und er schloss die Augen.
 

Am Ende las ich ihm gleich drei Geschichten vor. Er entspannte sich nach ein paar Minuten und mir fiel wieder auf, dass sein Grundzustand so angespannt sein musste, dass ich diese Anspannung meistens gar nicht wahr nahm. Er schien die ganze Zeit das Gefühl zu haben, immerzu kampfbereit sein zu müssen, ob nun mit Worten oder körperlich. Aber nachdem er locker gelassen hatte, schien er es zu genießen und atmete ganz ruhig, während er mir zuhörte und ich ihm langsam durch die Haare strich.
 

Ich genoss diese Zeit, weil ich es nicht für selbstverständlich hielt, dass er sich offenbar entschlossen hatte, mir zu vertrauen. Und ich liebte diesen Raum, den leicht staubigen Geruch der Bücher und die Wärme des Feuers, das den grauen Himmel draußen so viel angenehmer erscheinen ließ.

Manchmal hörte ich leise Geräusche im Haus, aber sie klangen so weit entfernt, dass ich nicht darüber nachdachte, dass noch andere Menschen in unserer Nähe waren. Diese Zeit war mir so kostbar, dass ich sogar ignorierte, dass eines meiner Beine ein bisschen eingeschlafen war, weil ich seit zwei Stunden in der gleichen Position saß.
 

Schließlich musste ich aber doch wieder aus dieser kleinen perfekten Welt auftauchen und zwar, als ich Schritte auf dem Gang hörte und die Tür zur Bibliothek geöffnet wurde. Ich blickte auf und sah, dass Sasukes Mutter herein kam.
 

"Oh!", sagte sie und ihre Augen weiteten sich überrascht, als sie uns sah. Sasuke setzte sich sofort auf und ich schrak aufgrund seiner schnellen Bewegung ein wenig zusammen.

Familie

"Ich wusste nicht, dass jemand hier ist!", sagte Mikoto Uchiha und wirkte einen Moment, als hätte unser Anblick sie ein wenig aus der Fassung gebracht.
 

Dann setzte sie sofort wieder ihr vornehmes Lächeln auf und sagte freundlich: "Hallo Sakura! Wie schön dich wieder zu sehen!"
 

"Hallo!", sagte ich vorsichtig lächelnd.
 

"Was willst du?", fragte Sasuke seine Mutter unfreundlich.
 

Sie sah ihn an und wirkte verunsichert. "Ich wollte nur rasch ein Buch zurückstellen. Es tut mir leid, dass ich euch gestört habe."
 

Sie tat mir irgendwie leid. Warum war Sasuke so kühl zu ihr?
 

Sie hatte ihr Buch in das Wandregal direkt neben der Tür gestellt und wandte sich dann an ihren Sohn. "Dein Vater möchte dich übrigens sprechen. Er ist in seinem Arbeitszimmer. Wir werden nachher aus beruflichem Anlass wieder für ein paar Tage verreisen. Du solltest besser gehen und nachsehen, was er von dir will."
 

Sasuke stöhnte genervt und stand auf. "Ich bin gleich wieder da!", sagte er zu mir und verließ mit zügigen Schritten den Raum.
 

Mikoto schien es nicht eilig zu haben, wieder zu gehen. Sie kam zu mir herüber, setzte sich auf einen Sessel und betrachtete mich neugierig. Ich drehte mich ein wenig, um mich ihr mehr zuzuwenden und versuchte dabei unauffällig eine Position einzunehmen, die meinem eingeschlafenen Bein wieder zu besserer Durchblutung verhelfen würde. Dadurch fing es ziemlich unangenehm an zu kribbeln.
 

"Wie lange kennt ihr beide euch denn schon?", fragte Sasukes Mutter neugierig.
 

"Erst seit diesem Schuljahr", sagte ich höflich. "Ich bin neu auf die Schule gekommen."
 

"Und wie seid ihr zusammen gekommen?", fragte sie weiter.
 

"Ich habe mich mit Sasukes Freundeskreis angefreundet und dann hat es sich irgendwie so ergeben", antwortete ich pflichtbewusst.
 

Sie lächelte. "Wie schön! Ich muss sagen, es freut mich, dass mein Sohn nun offenbar auch mal ernsthaftes Interesse an einer jungen Dame zeigt und sich nicht nur herumtreibt."
 

Ich lächelte verlegen, weil ich nicht wusste, was ich dazu sagen sollte.
 

Sie musterte mich nachdenklich. "Mein Mann ist, wie du ja vermutlich bemerkt hast, sehr streng und hat seine Vorstellungen. Aber ich freue mich für euch."

Sie machte eine kurze nachdenkliche Pause und lächelte dann auf eine Art, die mir ehrlicher vorkam, als ihr übliches Lächeln. Als sie fort fuhr, hatte ich fast das Gefühl, als wären ihre nächsten Worte gar nicht unbedingt an mich gerichtet. "So entspannt wie eben, habe ich meinen Sohn schon viele Jahre nicht mehr gesehen."
 

Es herrschte kurz Stille. Dann schien sie sich wieder zusammen zu nehmen und sagte: "Nunja, was mich betrifft, bist du hier herzlich willkommen, Sakura."
 

"Danke!", sagte ich lächelnd. "Sie haben es wirklich sehr schön hier!", fügte ich hinzu, weil ich das Gefühl hatte, irgendwas sagen zu müssen aber nicht wusste, was ich hätte sonst sagen sollen. Irgendwie konnte ich sie nicht gut einschätzen. Sie wirkte nicht unfreundlich oder unehrlich auf mich aber sie hatte so eine herrschaftliche und vornehme Fassade, dass ich nicht so recht wusste, wer sie dahinter in Wirklichkeit war.
 

Mikoto sah sich um und lächelte. "Wie schön, dass es dir gefällt! Ich mag den Raum auch aber ich komme viel zu selten her, es gibt immer so viel anderes zu tun! Meine beiden Söhne haben hier immer sehr viel Zeit verbracht."
 

Vielleicht täuschte ich mich aber sie klang plötzlich etwas traurig. Einen Moment später lächelte sie wieder so geziert, dass ich mir nicht mehr sicher war, ob ich mir das nur eingebildet hatte.
 

"Hast du Geschwister, Sakura?"
 

"Nein, leider nicht!", sagte ich höflich und hoffte, dass sie nun nicht nach meinen Eltern fragen würde. Leider war diese Hoffnung vergebens.
 

"Sasuke sagt, deine Eltern seien mit dem Auto verunglückt, das tut mir sehr leid!"
 

"Ja", sagte ich und lächelte, obwohl mir gar nicht danach war. "Es ist schon ein paar Jahre her, ich komme damit zurecht."
 

"Das ist wirklich schrecklich!", fuhr sie fort und betrachtete mich mitleidig. Irgendwie wünschte ich mir plötzlich, ich würde nicht auf dem Boden, sondern auch auf einem Sessel sitzen, damit sie nicht so auf mich herab blicken würde.
 

"Und du hast auch gar keine anderen Verwanden mehr?"
 

"Nein, leider nicht", sagte ich wieder und hätte am liebsten die Beine an mich gezogen und die Arme darum geschlungen, weil ich das Gefühl hatte, mich schützen zu müssen.
 

"Das war sicher schwer für dich!", sagte Mikoto und ich blickte auf meine Beine, weil ich ihren mitleidigen Blick nicht ertragen konnte. Wenn Leute so stark auf das Thema reagierten, fiel es mir immer schwer damit umzugehen. Ihr Mitgefühl änderte nichts an meiner Situation und sorgte bloß dafür, dass der Schmerz wieder zurück kam.
 

Ich wusste wieder nicht recht, was ich darauf nun antworten sollte, doch es blieb mir erspart darüber nachzudenken, weil Sasuke wieder herein kam. Er blickte uns beide an und seine Miene verfinsterte sich.
 

"Ist alles geklärt?", fragte Mikoto ihren Sohn.
 

"Ja", sagte er und kam zu mir herüber. Er blieb vor mir stehen, seiner Mutter zugewandt, als wollte er sich schützend vor mich stellen. Er blickte Mikoto schweigend an. Sie schien zu verstehen und stand rasch auf.
 

"Nun, dann will ich euch nicht weiter stören. Bis später!", sagte sie mit ihrem gezierten Lächeln, ging dann zügig aus dem Raum und schloss die Tür.
 

"Was hat sie gesagt?", fragte Sasuke sofort misstrauisch und ging vor mir in die Hocke, um mein Gesicht genau zu betrachten. "Du siehst aus, als würdest du dich unwohl fühlen."
 

"Sie war sehr nett!", sagte ich und lächelte ihn an. Ich wollte nicht der Grund sein, dass er noch unfreundlicher zu seiner Mutter sein würde. Ich wandte meinen Blick ab, weil er mich so intensiv musterte.
 

"Du sollst mich nicht anlügen", sagte er scharf.
 

Ich atmete aus und sah ihn doch wieder an. "Sie war wirklich nett!", sagte ich beschwichtigend. "Sie hat bloß nach meinen Eltern gefragt und ich rede einfach nicht gerne darüber. Aber sie hat nichts falsch gemacht."
 

Er blickte unzufrieden drein und ich musste lächeln. "Du kannst mich nicht vor allem beschützen, Sasuke", sagte ich amüsiert.
 

"Ich werde es trotzdem versuchen", sagte er kühl. Da ich ihn eben so entspannt gesehen hatte, fiel mir nun deutlich auf, wie angespannt er jetzt wieder war. Dabei war das hier doch sein Zuhause und der Ort, wo er sich eigentlich wohl fühlen sollte.
 

Ich beugte mich vor und gab ihm einen kurzen Kuss. Er setzte sich wieder im Schneidersitz zu mir auf den Boden und wirkte etwas besänftigt.
 

"Was wollte dein Vater?", fragte ich.
 

"Mir nur Anweisungen in Bezug auf die Firma geben und mir sagen, was ich mir ansehen soll, bis sie am Dienstag wieder kommen", sagte er gleichgültig.
 

Dann mustertete er mich zufrieden, legte seine Hand in meinen Nacken und zog mich zu sich, um mir ebenfalls einen Kuss zu geben. Er zog mich noch ein Stück näher an sich heran und sagte leise in mein Ohr: "Ich glaube, ich behalte dich einfach hier bis Dienstag."
 

Ich lachte, schlang die Arme um seinen Hals und drückte mich an ihn. Er umarmte mich ebenfalls, ließ sich dann mit mir nach hinten umfallen und rollte sich herum, sodass er nun über mir war. Er stützte sich auf seine Unterarme, um mich nicht seinem gesamten Gewicht auszusetzen und damit er mich ansehen konnte.
 

"Ich glaube aber da habe ich auch noch mitzureden", sagte ich amüsiert.
 

"Nein", sagte er grinsend. "Du könntest zwar versuchen zu fliehen aber ich denke nicht, dass deine Chancen besonders groß sind."
 

"Du unterschätzt mich!", sagte ich lachend.
 

"Du mich ebenfalls", sagte er mit einem gefährlichen Lächeln, das ziemlich anziehend war und in meinem Bauch wieder ein merkwürdiges Glücksgefühl auslöste.
 

Ich berührte leicht mit den Fingerspitzen seinen Kiefer und strich sanft über seine Haut. "Ich würde gerne noch bleiben", sagte ich leise.
 

Er sah zufrieden aus.
 

"Aaaaber", sagte ich und er zog eine Augenbraue hoch. "Ich muss eigentlich mal versuchen, Hinata zu erreichen! Ich will wissen, wie ihr Abend war und wie es ihr geht! Kann ich mal probieren, ob dein Ladekabel bei meinem Smartphone passt?"
 

"Klar!", sagte er und erhob sich mit einer einzigen flüssigen Bewegung, die mich seine Körperbeherrschung bewundern ließ. "Ich könnte auch mal nachsehen, ob Naruto sich bei mir gemeldet hat."
 

Ich schloss umsichtig das Buch und stand auf. Ich ging zu dem Regal hinüber, aus dem ich es genommen hatte und verstaute es wieder.
 

Auf dem Weg nach oben, begegneten wir glücklicherweise niemandem und ich merkte, dass ich froh war, als Sasuke seine Tür hinter uns schloss. In seinem Zimmer fühlte ich mich irgendwie sicher und willkommen, im Rest des Hauses kam ich mir ein wenig fremd und fehl am Platz vor.
 

"Hier!"
 

Ich nahm das Ladekabel entgegen, dass er mir hin hielt und betrachtete es. "Mist, das passt nicht", sagte ich und ärgerte mich, dass ich vergessen hatte, meines einzupacken.
 

"Warte", sagte er, ging zu einer Komode neben der Tür hinüber, zog eine Schublade auf und schob ein paar Dinge darin hin und her. "Ich habe noch ein Altes irgendwo."
 

Er fand es und ich stellte erfreut fest, dass dieses passte. Ich schloss mein Smartphone an die Steckdose an aber der Akku war so leer, dass es sich nicht gleich anschalten ließ.
 

"Ich würde sagen, das ist hinüber, Prinzessin!", sagte Sasuke grinsend. Er stand neben mir und blickte auf mich und das Smartphone hinab. "Funktioniert der Akku überhaupt noch?"
 

"Gleich geht es wieder. Aber ja, ich brauche bald ein Neues."
 

"Sollen wir schnell in die Stadt fahren und ich kaufe dir eins?", fragte Sasuke, als ginge es darum, ein paar Brötchen beim Bäcker zu holen.
 

"Nein!", sagte ich erschrocken. "Ich mach das schon, sobald es ganz den Geist aufgibt!"
 

"Wie du willst", sagte er gleichgültig und ging zu seinem Nachttisch hinüber, um sein eigenes Smartphone zu nehmen. Er ließ sich rücklings aufs Bett fallen und entsperrte es.
 

Ich ging zu ihm hinüber und kroch ebenfalls aufs Bett. Sasuke streckte seinen Arm aus, damit ich meinen Kopf darauf legen konnte, was ich sofort annahm.
 

Auf seinem Display wurde ein verpasster Anruf von Naruto angezeigt und es gab Nachrichten in unserer Gruppe. Kiba hatte sich irgendwann um 4 Uhr beschwert, dass er niemanden von uns finden konnte und er nun heimgehen würde, was Shikamaru mit einem "Sorry, Mann! Ich ruf dich morgen an, muss jetzt pennen!", kommentiert hatte.
 

Sasuke wählte Narutos Kontakt aus, drücke auf "Anrufen" und hielt sich das Smartphone an sein Ohr. Ich konnte trotzdem verstehen, wie Naruto sagte: "Heeeey, du viel beschäftigter Typ! Wurdest du etwa wieder von deinem Vater eingespannt?"
 

"Nö. Sakura ist noch hier", erwiderte Sasuke grinsend. "Sie ist heißer als du, also habe ich Prioritäten gesetzt."
 

"Verstehe!", sagte Naruto etwas anzüglich. "Sie hat also bei dir übernachtet! Wie läuft es denn?"
 

"Könnte nicht besser sein", sagte Sasuke mit einem Blick zu mir hinüber und grinste, was mich zum Lächeln brachte.
 

"Gib mir mal ein paar Details!", verlangte Naruto.
 

"Vergiss es!", sagte Sasuke. "Das gehört nur mir alleine."
 

"Komm schon, Mann!", sagte Naruto lachend. "Hast du letzte Nacht mit ihr geschlafen?"
 

"Ja."
 

"Nice! Wie war's?"
 

"Sagen wir mal so: Ich werde dafür Sorgen, dass das niemals wieder ein anderer bekommt", sagte Sasuke immer noch grinsend.
 

Ich kicherte tonlos und fühlte mich etwas beschämt und geschmeichelt zugleich.
 

"Haha, klingt gut!", sagte Naruto lachend. "Freut mich für dich, Mann!"
 

"Genug davon. Was ging noch bei dir?", fragte Sasuke.
 

"Joa", sagte Naruto ziemlich zufrieden. "Ich würde sagen, das ist jetzt definitiv auf einem anderen Level als nur Freundschaft!"
 

Sasuke lachte leise. Ich erhob mich und ging wieder zu meinem Smartphone hinüber. Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht ihr privates Gespräch belauschen sollte. Also nahm ich Smartphone und Ladekabel und bedeutete Sasuke, dass ich im Bad Hinata anrufen würde. Er nickte.
 

Ich fand eine Steckdose, die perfekt so lag, dass ich mich auf den Teppich vor der Badewanne setzen konnte. Hinata hatte mir geschrieben und gefragt, wie mein Abend gewesen war. Ich musste lächeln. Bestimmt brannte sie darauf, über sich und Naruto zu reden aber trotzdem erkundigte sie sich erst, wie es mir ging.
 

Als ich sie anrief, nahm sie fast sofort ab.
 

"Hey!", sagte ich, erfreut, ihre Stimme zu hören. "Störe ich?"
 

"Nein! Toll, dass du dich meldest!"
 

"Wie war es noch mit Naruto?", fragte ich ohne Umschweife und recht hoffnungsvoll.
 

Sie lachte. "Ziemlich gut! Danke für die Idee nach oben zu gehen, es war tatsächlich leer und dunkel und daher war die Stimmung irgendwie gut. Ich hab kurz meine Hände gewaschen und dann haben wir uns verquatscht und sind oben zusammen rumgeschlendert. Irgendwann haben wir uns auf eine Fensterbank gesetzt und dann naja, war da der Mondschein und so und der Moment schien richtig und ich hatte das Gefühl, dass er es auch wollte aber gezögert hat, also hab ich ihn einfach geküsst!"
 

"Aww, wie toll, Hinata! Wie fühlst du dich damit? War es seltsam oder gut?"
 

"Ich fand es gut. Es hat sich irgendwie richtig angefühlt, ich bin total glücklich. Aber ich bin auch besorgt, ich habe überhaupt keine Erfahrung mit sowas. Naruto war die ganze Zeit super charmant und alles und hat mir keinen Grund gegeben, mich unwohl zu fühlen. Wir sind auch danach noch lange zu zweit da oben geblieben und dann ist er auf jeden Fall auch von sich aus noch mehr auf mich zugegangen. Ich hoffe bloß, für ihn ist das nicht nur Spaß."
 

"Ich glaube, darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen!", sagte ich. "Ich bin noch bei Sasuke, er hat eben mit Naruto telefoniert und ich habe den Anfang des Gesprächs kurz mitbekommen. Ich glaube, Naruto freut sich wirklich und ist mit der Situation sehr zufrieden!"
 

"Ohh, echt? Wie war das denn genau?"
 

Wie diskutierten alles ein paar Minuten durch und danach war sie zwar immer noch hibbelig und aufgeregt aber beruhigter.
 

"Ich glaube, es ist normal, dass man verunsichert ist, wie der andere fühlt, wenn es einem selbst sehr wichtig ist. Ging mir heute morgen auch so!"
 

Sie fragte sofort interessiert nach und ich erzählte ihr kurz von meiner Nacht und dem Morgen.
 

"Ohh, das klingt alles so perfekt, ich freue mich für dich!", sagte sie glücklich.
 

"Ich hoffe nur, dass sich das mit Sasukes Vater noch entspannt. Ich glaube der ignoriert mich einfach in der Hoffnung, dass das eh nicht lange hält mit uns."
 

Sie redete mir gut zu und meinte, dann müsste ich ihm halt mit der Zeit das Gegenteil beweisen.
 

"Sehen wir uns eigentlich noch mal das Wochenende?", fragte sie.
 

"Ich hätte schon Lust!", sagte ich und wir verabredeten nochmal zu schreiben, da Hinata auch noch nicht wusste, ob sie und Naruto sich noch treffen würden.
 

Ich hatte gerade aufgelegt, als Sasuke an der angelehnten Tür klopfte und sie aufschob. Er lehnte sich an den Türrahmen.
 

"Du sitzt einfach gern auf dem Boden, was?", fragte er grinsend.
 

Ich schnaubte amüsiert und stand auf. "Vielleicht!"
 

"Ich habe mich gerade von Naruto belabern lassen, dass sie alle herkommen können heute Abend, sobald meine Eltern weg sind."
 

Ich lachte fröhlich. "Toll! Der will bestimmt nur einen Anlass Hinata zu sehen!"
 

"Wahrscheinlich!", sagte er grinsend. "Wie sieht es aus bei Hinata? Glücklich?"
 

"Ich glaube schon! Naruto auch?"
 

"Ja!"
 

"Sehr gut!", sagte ich zufrieden.
 

Sasuke lächelte. "Ich bin jedenfalls froh, dass ich mich nun nicht schlecht fühlen muss, dass ich ihm die Frau weggeschnappt habe."
 

"Hast du nicht!", sagte ich lachend. "Ich glaube nicht, dass ich mich auf eine Beziehung mit ihm eingelassen hätte, selbst wenn Hinata nicht gewesen wäre. Ich hatte eigentlich vor Single zu bleiben."
 

"Hat ja super geklappt", sagte er ironisch und grinste.
 

"Du hast es mir auch nicht gerade leicht gemacht!" Ich trat einen Schritt auf ihn zu lächelte verführerisch. "Du kannst ziemlich überzeugend sein, wenn du willst."
 

"Ich weiß", sagte er selbstgefällig und zog mich an der Hüfte zu sich hin und sein Tonfall löste wieder dieses Kribbeln in mir aus.
 

Die nächste Zeit verbrachten wir auf seinem Bett und es war herrlich einfach ohne Zeitdruck mit ihm zusammen sein zu können. Da wir nicht abgeschlossen hatten und seine Eltern jeden Moment hätten kommen können, um sich zu verabschieden, rissen wir uns einigermaßen zusammen aber die Zeit seit letzter Nacht kam mir irgendwie schon wieder unendlich lang vor und ihm schien es genauso zu gehen, sodass wir die Finger nicht richtig von einander lassen konnten.
 

"Meinst du bei Ino und Shikamaru ist noch was passiert?", fragte ich.
 

"Kann schon sein", sagte er. "Kommt drauf an, ob sie offen für jemanden ist. Nach der Aktion mit deinem Spind bin ich mir da nicht so sicher."
 

"Das war ja eigentlich Karin", sagte ich. "Ich glaube, sie ist einigermaßen über dich hinweg."
 

"Hat auch lange genug gedauert."
 

"Wie war es so mit ihr?", fragte ich.
 

"Wie ich schon sagte, es war nur einmal Sex, ich bin mal nach einer Party mit zu ihr. Es hat sich so angeboten und ich dachte mir, warum nicht? Rückblickend betrachtet war das blöd."
 

"Deine Mutter meinte vorhin zu mir, dass sie froh ist, dass du dich nicht mehr nur herumtreibst", sagte ich kichernd.
 

Er schnaubte. "Also so sehr habe ich es auch nicht übertrieben, ich hab mich halt ein bisschen ausprobiert die letzten Jahre. Und du wirkst übrigens auch, als hättest du ein bisschen Übung."
 

"Ein bisschen", sagte ich lächelnd. "Das war allerdings bisher irgendwie nicht so richtig berauschend."
 

"Hm. Bei mir auch nicht. Ich habe mich leer gefühlt und ich wollte mich einfach irgendwie spüren."
 

Ich musterte ihn aufmerksam, weil er plötzlich so ernst und nachdenklich klang.
 

"Seit dein Bruder weg ist? Du sagtest ja, du hättest keinen Kontakt mehr zu ihm und würdest das gerne ändern."
 

"Ja", sagte er und strich mir über die Wange. Dann schien er nicht mehr weiter reden zu wollen und lenkte mich wieder mit Berührungen ab und ich ließ mich darauf ein.
 

Schließlich klopfte es an der Tür und ich setzte mich blitzschnell auf und rückte ein Stück von Sasuke weg.
 

"Wir fahren in 5 Minuten", sagte Mikoto aber sie kam nicht herein.
 

"Okay", rief Sasuke gleichgültig.
 

Sie schien einen Moment vor der Tür zu stehen, dann hörte ich, wie sie ging.
 

Ich warf Sasuke einen prüfenden Blick zu. "Gehen wir nicht runter und verabschieden uns?", fragte ich vorsichtig.
 

"Wozu?", sagte er kühl und schnappte sich sein Smartphone vom Nachttisch.
 

Er schnaubte, als er den Gruppenchat öffnete und ich sah ihm über die Schulter.
 

Naruto: "Leute, wir treffen uns heute Abend alle bei Sasuke. Seine Eltern sind mal wieder nicht da. Und wir können ihn doch nicht mit diesem schweren Schicksal alleine lassen."
 

Shikamaru: "Haha, hast du das einfach beschlossen oder ist er darüber informiert?"
 

Naruto: "Sowohl als auch, du Genie!"
 

Kiba: "Ich bin dabei!"
 

Hinata: "Ich auch! Sakura?"
 

Kiba: "Wetten sie ist eh bei ihm und die vergnügen sich ohne uns?"
 

Shikamaru: Bestimmt!
 

Naruto: "Sasuke, wann machen sich deine Alten aus dem Staub? Die Begegnung mit deinem Vater versuche ich nach Möglichkeit immer zu meiden!"
 

Naruto: "Ey Sasuke, antworte mal langsam!"
 

Sasuke tippte: "Könnt um halb 9 kommen."
 

Ich sah auf die Uhr auf seinem Smartphone. Es war halb 8.
 

"Hast du das ernst gemeint, dass ich noch ein wenig hier belieben kann?", fragte ich.
 

"Ja. Ich will, dass du bis Dienstag bleibst", sagte er, streckte die Hand aus und strich mir über den Hals, während er mich zufrieden betrachtete.
 

"Dann fahre ich jetzt nochmal kurz zu mir und packe mir ein paar mehr Sachen ein. Klamotten, Make-Up, Schlafsachen, Duschgel und sowas."
 

Er stand auf. "Alles klar. Ich fahre dich."
 

"Das musst du nicht!", sagte ich wie so oft schon. "Ich kann einfach den Bus nehmen."
 

"Nein, ich fahre dich", sagte er. Und wie so oft, war ich hin und her gerissen, ob ich das bloß als nettes Angebot betrachten sollte, oder ob es eigentlich eine Bevormundung war. Natürlich freute ich mich total, mit ihm zusammen sein zu können. Immer wenn wir zu zweit waren, hatte ich das Gefühl, dass es nur uns beide gab und alles um uns herum unwichtiger erschien und das war ein wunderbares Gefühl. Dennoch musste ich aufpassen, dass ich mich nicht daran gewöhnte, ständig ihn alles entscheiden zu lassen.
 

Da gefahren zu werden um einiges bequemer war, als sich in den Bus oder die S-Bahn zu quetschen, nahm ich es dankbar an. Trotzdem fragte ich mich manchmal, ob er sich ständig so beschützerisch verhielt, weil er einfach frisch verliebt war und er mir alles möglichst angenehm machen wollte oder ob es einfach seine Art war, Ansagen zu machen und zu erwarten, dass sie befolgt wurden. 'Er ist der Meinung, dass du ihm gehörst', hatte Neji damals an dem Morgen nach Sasukes und seiner Auseinandersetzung zu mir gesagt. Natürlich sollte ich nicht auf irgendwas hören, was Neji von sich gab aber manchmal hatte ich auch das Gefühl, dass Sasuke das so sah. War ich undankbar? Schließlich tat er immerzu alles für mich. Und wenn es mir wirklich ernst gewesen war, war er immer bereit gewesen, Kompromisse zu machen. Ich schob den Gedanken beiseite, ich war zu glücklich und gut gelaunt, um mich damit zu beschäftigen und außerdem brachte es sowieso nichts darüber nachzudenken.
 

Als wir die Treppe runter gingen, begegneten wir im Flur Sasukes Eltern, die sich gerade bereit zum Aufbruch machten und ihre Mäntel anzogen.
 

"Hallo ihr beiden!", sagte Mikoto freundlich. "Wie schön, dann kann ich mich ja noch verabschieden!"
 

"Ich hoffe, sie haben eine gute Reise!", sagte ich höflich und lächelte sie an, nachdem Sasuke keine Anstalten gemacht hatte, irgendwie darauf zu reagieren, sondern zu einer Komode ging und seinen Autoschlüssel in die Hand nahm.
 

"Das ist lieb von dir, Sakura. Ich hoffe ihr habt noch ein schönes Wochenende!", sagte Mikoto und schien sich zu freuen. Sie wandte sich an ihren Sohn.
 

"Bis bald, Sasuke."
 

"Ja", sagte er bloß.
 

"Gehen wir!", sagte Fugaku und legte die Hand auf die Schulter seiner Frau, um sie dazu zu bringen vor ihm durch die Tür zu treten. Er warf Sasuke und mir einen kühlen Blick zu und sagte an seinen Sohn gewandt: "Mach keinen Ärger."
 

Dann zog er die Tür zu.

Geheimnisse

Die Kälte, die in Sasukes Familie herrschte, bestürzte mich. Es war eine Sache keine Eltern mehr zu haben. Aber immerhin hatten meine mich geliebt. Zu beobachten, wie Sasukes Eltern es nicht schafften, sich von ihrem Sohn auf eine liebevolle Art zu verabschieden, hatte mich traurig gemacht. Fairerweise musste man sagen, dass seine Mutter es vielleicht versucht hatte. Aber Sasuke schien sie auf Abstand halten zu wollen und schien nicht bereit auf ihre vorsichtige Freundlichkeit einzugehen.
 

Ich sah zu Sasuke hinüber, er saß entspannt da, eine Hand auf seinem Oberschenkel und eine am Lenkrad. Er blickte konzentriert auf die dunkle Straße und schien keine Traurigkeit über den Umgang in seiner Familie zu empfinden. War er es einfach nicht anders gewohnt?
 

"Sasuke?", fragte ich zögernd, bevor ich mir sicher war, dass ich das Thema wirklich ansprechen wollte.
 

"Hm?"
 

"Waren deine Eltern schon immer so zu dir?"
 

"Was meinst du?", fragte er ruhig und warf mir einen kurzen Blick zu, bevor er wieder auf die Straße sah.
 

"Naja, so ... distanziert. Ich hatte mit meinen Eltern einen ganz anderen Umgang."
 

Er zuckte mit den Schultern. "Für meine Eltern zählt in erster Linie, dass ich in allem, was ich tue, möglichst perfekt bin und nach außen hin alles toll aussieht. Mehr interessiert sie nicht."
 

Ich schwieg einen Moment. Dann sagte ich: "Meinst du nicht, dass du dich da vielleicht irren könntest? Zumindest Bezug auf deine Mutter? Ich habe den Eindruck, dass sie traurig ist, dass du immer so kühl zu ihr bist."
 

Sein Kiefermuskel zuckte und sein Griff um das Lenkrad verstärkte sich. Als er sprach, klang Wut in seiner Stimme mit. "Oh ja, meine Mutter hätte gerne, dass ich sie mag und ihr alles erzähle und wir uns super verstehen." Er lachte bitter. "Aber dann hätte sie sich vielleicht auch in der Vergangenheit so verhalten müssen, wie man es von einer Mutter erwarten könnte."
 

"Was meinst du damit?", fragte ich vorsichtig.
 

"Vergiss es."
 

"Wenn du es mir erklären würdest, könnte ich dich bestimmt verstehen!", versuchte ich es nochmal.
 

"Ich glaube, du findest es einfach nur bescheuert, dass wir so miteinander umgehen und denkst dir, dass ich es nicht zu schätzen weiß, dass ich noch Eltern habe."
 

"Ich...", setzte ich an und fühlte mich nun verletzt. Es war mir ehrlich nur um ihn gegangen.
 

"Du denkst, dass wir alle nur ein bisschen aufeinander zugehen müssten und dann ließe sich das schon wieder hinkriegen, richtig?"
 

"Ich...naja, wäre es denn nicht einen Versuch wert?"
 

"Für mich nicht!", sagte er kalt. "Sie würden sich sowieso nicht ändern."
 

"Ich glaube, du steckst da aber irgendwie in einer Verletzung fest und wenn man nur darüber reden würde...", versuchte ich es aber er unterbrach mich und seine Stimme war so hart und kalt, wie ich sie noch nie gehört hatte. Zumindest nicht an mich gerichtet.
 

"Lass es. Hör auf, deinen Wunsch nach einer perfekten, intakten Familie auf meine zu übertragen."
 

Ich fühlte mich wütend und verletzt zugleich und wusste, dass er damit auch ein kleines bisschen recht hatte. Es war aber auch schwer, diese Situation zu beobachten und nicht mal zu wissen, warum genau Sasuke so schlecht auf seine Eltern zu sprechen war.
 

"Tut mir leid", sagte ich. Hauptsächlich, weil er nun wütend war und ich wollte, dass er sich aufs Fahren konzentrieren würde, damit wir nicht am Ende noch einen Unfall bauten. Ich hätte es nicht beim Autofahren ansprechen sollen.
 

"Akzeptiere die Situation einfach so wie sie ist!"
 

"Okay", sagte ich und nahm mir fest vor, das garantiert nicht zu tun. Ich musste irgendwie herausfinden, was mit seinem Bruder passiert war. Ich fand, ich hatte lange genug darauf gewartet, dass ich das zumindest grob mitgeteilt bekam aber langsam hatte ich den Eindruck, dass sie sich alle ziemliche Mühe gaben, dieses Thema möglichst zu meiden. Aber solange es Sasuke anging, ging es nun auch mich etwas an. Besonders, wenn wir deswegen anfingen zu streiten.
 

Wir schwiegen den Rest der Fahrt und ich achtete konzentriert mit auf den Verkehr aber Sasuke schien das Fahren nach wie vor im Griff zu haben.
 

Als wir bei mir hielten, wollte ich am liebsten alleine nach oben gehen, um einen Moment für mich zu haben.
 

"Du kannst hier warten, ich bin gleich zurück", versuchte ich es.
 

Aber er sagte: "Ich komme mit." Und mir blieb nichts anderes übrig, als das zu akzeptieren, wenn ich nicht direkt weiter streiten wollte.
 

An der Art, wie er seine Autotür schloss und neben mir her ging, merkte ich deutlich, dass er immer noch wütend war und leider musste ich mir eingestehen, dass es mich einschüchterte, wenn er diese Aggressivität ausstrahlte. Nicht, weil ich wirklich glaubte, dass er mir etwas tun würde, sondern einfach, weil ich rein instinktiv sehr deutlich wahr nahm, wie viel stärker er war als ich.
 

Während wir schweigend die Treppen hochstiegen, hoffte ich inständig, dass wir nicht auf meinen Nachbarn treffen würden, solange Sasuke noch in dieser Stimmung war und ich war froh, als das nicht passierte und ich meine Tür hinter uns schloss.
 

Sasuke setzte sich auf mein Sofa und sah mir zu, wie ich umher lief und ein paar Dinge und Klamotten und vor allem mein Ladekabel einpackte.
 

"Lässt dich dein Nachbar nach wie vor in Ruhe?", fragte er fast so, als würde er sich wünschen, einen Grund zu haben, Streit anzufangen.
 

Ich hielt inne, als ich gerade ein paar Unterlagen für die Schule einpackte, weil ich noch Hausaufgaben machen musste. Ich sah ihn an. Er saß da, nach vorne gebeugt, die Unterarme auf seinen Oberschenkeln und musterte mich. Seine Haltung wirkte auf den ersten Blick locker aber ich nahm deutlich wahr, wie angespannt er war. "Ja. Tut er. Aber solange du so drauf bist, würde ich es dir garantiert auch nicht sagen, wenn es nicht so wäre."
 

Er verengte die Augen und ich wandte mich ab und fuhr fort einen Pullover zusammenzufalten, den ich einstecken wollte.
 

"Hör auf damit", sagte er leicht drohend.
 

"Womit?", fragte ich wütend und drehte mich wieder um.
 

"Mich zu provozieren, nur weil du deinen Willen nicht bekommst."
 

"Wie bitte?", sagte ich wütend. "Du bist ja wohl derjenige, der überreagiert, weil ich mich nicht so verhalte, wie du das willst und ich es gewagt habe, etwas zu hinterfragen!"
 

Ich schloss die Tasche, weil ich fertig war. Sasuke stand mit einem Ruck auf, kam zu mir herüber und ich trat instinktiv einen Schritt zurück. Er griff sich das Band der Tasche und zog sie mir weg.
 

"Ich trage sie."
 

"Ich kann sie selbst tragen!" Ich griff danach aber er schob mühelos meine Hand weg.
 

"Sasuke, hör auf mit deinen Machtdemonstrationen!"
 

Er griff mit seiner freien Hand blitzschnell nach meinem Kiefer. "Machtdemonstrationen sähen anders aus, Prinzessin."
 

"Ach ja?", zischte ich.
 

"Ja", knurrte er. Er ließ die Tasche auf den Boden fallen, schob mich einen Schritt nach hinten gegen die Wand, stützte seinen Arm neben mir ab und drückte mein Gesicht nach oben. Dann küsste er mich grob und verlangend. Und das fühlte sich, obwohl ich wütend war, ziemlich gut an. Trotzdem stemmte ich meine Hände gegen seine Brust und schob. Es interessierte ihn nicht und er verstärkte seinen Griff an meinem Kiefer, sodass ich gezwungen war, den Mund zu öffnen und zuzulassen, dass er machte, was er wollte. Und ich wollte das auch. Trotzdem biss ich ihn, weil ich absolut keine Lust hatte, ihn einfach gewähren zu lassen.
 

Er knurrte verärgert und wich ein Stück zurück, um mich anzusehen.
 

Einen Moment funkelten wir uns zornig an und ein paar Sekunden vergingen. Dann nahm ich sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn. Er hob mich hoch, ich schlang die Beine um ihn und er trug mich mit Leichtigkeit zum Sofa, warf mich darauf und hielt mit einer Hand meine Handgelenke über meinem Kopf fest, während er mit der anderen meinen Mantel öffnete.
 

Dann hielt er kurz inne und musterte prüfend mein Gesicht. Der Ärger war völlig aus seinen Augen gewichen und da war nur noch Verlangen. Ich zog leicht spöttisch lächelnd eine Augenbraue hoch, dieses Mal wollte ich ihn tatsächlich provozieren. Sein Mund verzog sich zu einem schiefen Grinsen. "Du hast es so gewollt!", sagte er, ließ mich los, zog sich die Jacke aus und seinen Pullover über den Kopf. Seine perfekte, helle Haut und sein definierter Körper kamen mir unglaublich anziehend vor. Dann küsste er mich wieder, während ich versuchte, meinen Mantel loszuwerden.
 

"Warte!", sagte ich und rutschte vom Sofa, weil mir gerade eingefallen war, dass die Vorhänge an dem Balkonfenster offen waren und das Licht an war. Ich wollte gerade den Arm nach dem Lichtschalter ausstrecken aber Sasuke war ebenfalls aufgestanden und schlang seinen Arm um meine Hüfte, sodass ich nicht mehr dran kam. Er machte einen Schritt zur Seite, um mit seinem freien Arm die Vorhänge zu schließen und schob mich dann wieder zurück aufs Sofa. "Lass es an, ich will dich sehen", sagte er, während er sich an seinem Gürtel zu schaffen machte und seine Stimme ließ mich einen wohligen Schauer spüren.
 

"Das ist ungemütlich!", protestierte ich und wollte wieder aufstehen, um eine meiner kleinen Lampen anzumachen. Ich mochte das Deckenlicht nicht. Aber er lies es nicht zu und schien sich damit nicht aufhalten zu wollen und einen Moment später war es mir plötzlich auch völlig egal und für eine Weile gab es in meiner Wahrnehmung nur noch ihn.
 

Nach dem Sex war die Anspannung zwischen uns wieder verschwunden. Ich lag einen Moment auf Sasukes Brust und ruhte mich aus und er hatte die Arme um mich gelegt und die Augen geschlossen und wirkte wieder vollkommen friedlich.
 

Keiner von uns sprach unsere Diskussion nochmal an und mir war das ganz recht. Ich wollte nicht, dass er mich am Ende noch dazu brachte, zu versprechen, mich da rauszuhalten.
 

Ich richtete mich ein Stück auf, weil mein Blick auf Sasukes Smartphone auf dem Boden gefallen war, das aus seiner Hosentasche gerutscht war. Er lockerte seinen Griff und drehte den Kopf, um zu sehen, was ich tat. Ich wischte darüber, um den Bildschirm zu aktivieren, weil ich die Uhrzeit angezeigt bekommen wollte. Es war zehn nach acht.
 

"Mist!", sagte ich.
 

"Gib her."
 

Ich reichte ihm sein Smartphone und er öffnete den Gruppenchat. Alle hatten sich gemeldet und geschrieben, dass sie kommen würden.
 

Sasuke tippte: "Bin grade noch unterwegs und schaffe es vielleicht erst 10 nach halb wieder da zu sein."
 

Nachdem wir uns beide ganz kurz im Bad wieder frisch gemacht hatten, schnappte Sasuke sich meine Tasche und wir gingen zügig zurück zum Auto.
 

"Kannst du bitte trotzdem ganz ihn Ruhe fahren?", fragte ich, weil das mit dem Autofahren nach wie vor für mich so eine Sache war.
 

Er lachte. "Ich riskiere bestimmt nicht unsere Gesundheit, nur weil jemand kurz warten muss. Dazu bin ich zu egoistisch, keine Sorge!"
 

Aber weil auf den Straßen so wenig los war, kamen wir dennoch um Punkt halb 9 wieder bei Sasukes Zuhause an und niemand hatte draußen warten müssen.
 

Wir brachten meine Sachen in sein Zimmer und ich sagte ihm, dass ich kurz im Bad verschwinden würde, um mich etwas zurechtzumachen. Ich hatte keine Lust, den Abend ungeschminkt und in Sasukes Pullover zu verbringen. Und so sehr ich die Zeit mit ihm auch genoss, war es doch schön, mich einen Moment ganz in Ruhe nur um mich zu kümmern.
 

Als ich schließlich mit meinem Aussehen zufrieden war und nach unten kam, hörte ich, wie Naruto, Kiba und Sasuke in der Küche mit Gläsern klapperten und sich unterhielten und als ich gerade durch den Flur lief, klingelte es. Ich öffnete kurzerhand und Hinata stand vor der Tür. Als sie mich erblickte, strahlte sie.
 

"Du bist hier schon ganz heimisch, was?", fragte sie lachend, als ich ihr die Jacke abnahm.
 

"Nicht wirklich", lachte ich. "Ich finde die Größe des Hauses unheimlich und ständig läuft man Leuten über den Weg, die hier arbeiten und dann fühle ich mich verwirrt und fehl am Platz. Und Sasukes Vater ist einfach unheimlich."
 

Wir gingen zu den anderen in die Küche, wurden überschwänglich von Naruto und Kiba begrüßt und mit charmanten Komplimenten überhäuft. Sasuke betrachtete das ganze mit verschränkten Armen, während er lässig an der Kücheninsel lehnte.
 

"Du hast Sakura jetzt genug angefasst", sagte Sasuke irgendwann säuerlich zu Kiba.
 

Der hob abwehrend die Hände und tauschte mit Naruto einen Blick. Beide brachen in Lachen aus.
 

"Wir haben auf dem Weg hier her gewettet, wie lange du dir das ansehen würdest, bis du eifersüchtig wirst!", sagte Naruto lachend.
 

"Hey!", sagte ich empört. "Ich dachte die Komplimente waren ernst gemeint!"
 

"Waren sie auch, meine Hübsche!", sagte Kiba lachend und gab mir einen kumpelhaften Klaps auf den Rücken. Sasuke schnippte den Deckel einer Bierflasche nach Kiba und traf ihn am Hinterkopf.
 

"Pass auf!", sagte Naruto vorwurfsvoll. "Du hättest Hinata treffen können."
 

Hinata lachte und sagte ironisch: "Ja, da wäre ich vermutlich dran verendet!"
 

Es stellte sich heraus, dass Naruto, Kiba und Sasuke beschlossen hatten, Pizza zu bestellen, was mir ganz gelegen kam, langsam wurde ich richtig hungrig. Shikamaru schaffte es wieder perfekt so anzukommen, dass er direkt was zu essen bekam und Kiba beschwerte sich darüber.
 

"Ich bin nicht faul und unpünktlich!", verteidigte sich Shikamaru grinsend. "Es ist harte Arbeit immer so passend aufzutauchen!"
 

"Na, ob Ino das auch so sieht?", sagte Kiba lachend.
 

"Hab ich was verpasst?", fragte Naruto und machte sich ein Bier auf, das er sich eben aus dem Kühlschrank geholt hatte.
 

"Sie haben gestern den halben Abend zu zweit auf der Party verbracht!", sagte Kiba grinsend. "Aber angeblich haben sie sich nur unterhalten."
 

Shikamaru grinste verlegen.
 

"Keine Ahnung, was du an ihr findest", sagte Sasuke.
 

"Keine Ahnung, was Sakura an dir findet!", gab Shikamaru zurück und Naruto und Kiba lachten.
 

Ich wedelte abfällig mit der Hand. "Ach, ihr wisst doch, das ist nur, weil er reich ist!"
 

"Vorhin hast du noch total schockiert abgelehnt, als ich dir ein neues Smartphone kaufen wollte, obwohl deins total am Ende ist!", sagte Sasuke grinsend und ich grinste und nahm das Bier entgegen, dass Kiba mir hin hielt.
 

"Also ich würde es nehmen!", sagte Shikamaru.
 

"Dir kaufe ich keins."
 

"Schade."
 

Naruto streckte sich zufrieden in einem Sessel aus. "Tut mir ja leid, dass du so miese Eltern hast, Sasuke, aber ich finde es super, dass sie ständig weg sind und wir hier abhängen können!"
 

"Darf ich den Kamin anmachen, Sasuke?", fragte Hinata motiviert.
 

"Klar."
 

"Das kannst du?", fragte ich neugierig. "Ja, wir haben auch einen, komm, ich zeig es dir!" Also hockte ich mich neben sie auf den Teppich und sie erklärte mir, worauf man achten musste, damit die Flamme richtig atmen konnte."
 

"Willst du?", fragte sie und hielt mir das Streichholz hin aber ich schüttelte den rasch den Kopf und wich etwas zurück. Feuer und Rauch reichten mir aus der Ferne. Davon hatte ich in meinem Leben genug gehabt.
 

"Ey, Sasuke, hast du was dagegen, wenn Tenten, Ino und Karin kurz vorbeikommen?", fragte Kiba plötzlich und sah von seinem Smartphone auf, auf dem er eben getippt hatte. Wir blickten ihn alle an.
 

"Ich hab Tenten gestern Geld fürs Taxi gegeben und nun will sie es mir unbedingt wieder geben. Die sind wohl auf dem Weg in den Club, wo wir letztens auch waren und kommen gleich eh hier vorbei."
 

"Das ist bestimmt ein Vorwand!", sagte ich lachend.
 

"Stehst du auf Tenten?", fragte Naruto.
 

Kiba zuckte mit den Schultern.
 

"Schreib ihnen, Sasuke hätte nichts dagegen!", sagte Shikamaru.
 

"Du willst doch nur, dass du Zeit mit Ino verbringen kannst!", sagte Hinata kichernd.
 

"Von mir aus", sagte Sasuke leicht genervt, weil Shikamaru und Kiba ihn erwartungsvoll ansahen.
 

Natürlich übergab Tenten am Ende nicht bloß Geld sondern Kiba bat sie rein, Shikamaru drehte ihnen höchst charmant Getränke an und sie ließen sich alle ebenfalls im Wohnzimmer nieder.
 

"Kommt ihr mit Tanzen?", fragte Tenten in die Runde.
 

"Keine Ahnung", sagte Kiba lässig. "Vielleicht."
 

"Aber ihr kommt doch bestimmt mit!", sagte Tenten an Hinata und mich gewandt. Wir saßen beide immer noch auf dem Boden vor dem Kamin und sahen uns an. "Also perfekt dafür angezogen seid ihr!", sagte Ino. "Ihr solltet mitkommen." Das brachte Hinata und mich dazu noch einen Blick auszutauschen, weil wir nicht glauben konnten, dass das ausgerechnet von Ino kam.
 

"Also wenn Hinata geht komme ich mit!", sagte Naruto und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.
 

"Ja, lasst und einfach alle mitgehen!", sagte Shikamaru. "Es ist Samstag Abend, wir sind eh schon am Trinken und wir haben nichts besseres vor."
 

"Cool!", sagte Karin zufrieden und damit war es dann scheinbar beschlossene Sache. Ich hatte nichts dagegen, vielleicht würde es ganz lustig werden. Wir blieben noch eine Weile und ich kam immer mehr zu dem Schluss, dass die drei wirklich ganz in Ordnung waren.
 

Schließlich kamen wir darin überein aufzubrechen und alle standen auf, entweder, um auf die Toilette zu gehen, ihre Schuhe anzuziehen oder in meinem und Hinatas Falls, um ein paar Gläser und Flaschen in die Küche zu räumen.
 

"Ich gehe auch nochmal auf Toilette", sagte Hinata und huschte davon.
 

Sasuke kam herein und stellte ein paar Bierflaschen zu dem Altglas. Dann kam er zu mir und legte mir von hinten den Arm um die Taille.
 

"Du siehst übrigens umwerfend aus", sagte er und gab mir einen Kuss in den Nacken. "Ungeschminkt gefällst du mir allerdings genauso gut."
 

"Hey, kommt ihr jetzt, oder was?", sagte Naruto, der durch den Durchgang in die Küche schaute.
 

Also ließ Sasuke mich los und wir zogen Jacken und Schuhe an. Auf dem Weg, unterhielt ich mich hauptsächlich mit Hinata und wir beobachteten amüsiert, wie Tenten und Kiba etwas herumscherzten.
 

Im Club war es voll. Es war fast unmöglich in der großen Gruppe zusammenzubleiben. Wir verloren einander ständig aber der Vorteil war auch, wir einander ständig wieder fanden und dadurch neue Kombinationen entstanden. So war ich nun mit Karin und Tenten auf der Tanzfläche und hatte keine Ahnung, wo die anderen steckten. Gerade entdeckte Karin Ino und Hinata, die sich suchend umblickten und auf uns zukamen, als sie uns sahen.
 

"Hier seid ihr!", sagte Ino. Hinata schien ebenfalls froh zu sein, mich wiedergefunden zu haben.
 

"Dein Freund wird übrigens gerade ziemlich offensiv angeflirtet. Er ist da hinten", sagte Ino zu mir und deutete in den hinteren Teil des Clubs. "Nur falls du da mal nach dem rechten sehen willst."
 

"Nö", sagte ich. "Der wird schon wissen, was er tut."
 

Ino sah mich beeindruckt an. "Also ich würde es nicht schaffen so locker zu bleiben."
 

Ganz so locker sah ich das eigentlich auch nicht, aber ich wollte keine eifersüchtige Freundin sein, die sich in etwas hineinsteigerte.
 

"Ist Kiba auch dort?", fragte Tenten an Ino gewandt.
 

"Ja, Sasuke und Kiba sind da hinten bei den Sofas. Wo die anderen sind weiß ich nicht."
 

"Kommt wir, gehen mal nachsehen!", sagte Tenten und nahm mich bei der Hand, um mich mit durch die Menge zu ziehen, ohne mich zu verlieren.
 

"Bis gleich!", sagte Karin und blieb mit Ino auf der Tanzfläche.
 

"Ich glaube, ich suche mal nach Naruto!", rief Hinata mir zu, als ich sie fragend ansah, um zu sehen, ob sie mitkommen würde. Dann hatte Tenten mich schon ein Stück weiter gezogen und sie waren nicht mehr zu sehen.
 

Wir mussten allerdings nicht weit gehen, bis wir auf Kiba trafen. Der stand nämlich gerade an der Bar, offenbar im Begriff neue Getränke zu holen.
 

"Hey!", sagte er, als er uns sah. "Na, ihr zwei Schönheiten?"
 

Tenten kicherte geschmeichelt.
 

"Wollt ihr auch was zu trinken?", fragte Kiba.
 

"Ja!", sagte Tenten begeistert.
 

Ich schüttelte den Kopf. "Wo ist Sasuke?"
 

"Der sitzt da hinten wie ein König in seinem Harem", sagte Kiba grinsend und nickte mit dem Kopf hinter sich.
 

"Ich gehe mal zu ihm", sagte ich und schob mich an ein paar Leuten vorbei in Richtung der Sofas.
 

"Alles klar, bis gleich!", sagte Kiba und fragte dann Tenten, was sie trinken wolle.
 

Tatsächlich war an Kibas Beschreibung was Wahres dran, wie ich zugeben musste, als ich Sasuke erblickte. Er saß entspannt auf einem Sofa und um ihn herum waren drei ziemlich herausgeputzte junge Frauen, die sich offenbar alle bemühten ihn in ein Gespräch zu verwickeln oder anderweitig seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Jedenfalls lachten sie die ganze Zeit geziert und nutzten jede Gelegenheit ihn zu berühren. Soweit ich das beurteilen konnte, war Sasuke zwar leicht genervt aber schien die Aufmerksamkeit auch ein wenig zu genießen. Vielleicht sollte ich ihn daran erinnern, dass er bereits eine Freundin hatte.
 

Ich ging auf ihn zu und als er mich sah, schlich sich ein kaum merkliches Lächeln auf sein Gesicht. Ein schlechtes Gewissen schien er allerdings keines zu haben. Wie immer wirkte er relativ nüchtern aber da ich ihn nun besser kannte, glaubte ich zu erkennen, dass er einiges getrunken hatte, sein Blick war nicht so fokussiert und scharf wie normalerweise.
 

Die drei jungen Frauen waren mittlerweile seinem Blick gefolgt und hatten mich ebenfalls bemerkt, allerdings schien sie mein Anblick nicht gerade zu erfreuen, wie ich mit Genugtuung feststellte.
 

Ich war bei ihnen angekommen und schob einen kleinen stoffbezogenen Hocker, der unbesetzt herumstand, mit dem Fuß direkt vor Sasuke und nahm elegant darauf Platz.
 

"Hallo", sagte ich mit einem verführerischen Lächeln zu ihm und ignorierte die drei Frauen komplett.
 

"Hallo", sagte er immer noch kaum merklich lächelnd.
 

"Was willst du denn?", fragte eine der drei mich angriffslustig. Offenbar hatte Sasuke es nicht für nötig gehalten zu erwähnen, dass er eine Freundin hatte.
 

Ich lächelte sie an. "Vermutlich das gleiche, was ihr wollt!", sagte ich charmant.
 

Ich legte meine Hände auf Sasukes Oberschenkel und strich ein Stück nach oben, wobei ich mich leicht aufrichtete und mein Gewicht auf seine Beinen abstürzte, bis mein Gesicht näher an seinem war. "Ich will mit diesem heißen Typen hier nach Hause gehen, mich vergnügen und dann irgendwann nackt in seinen Armen einschlafen."
 

Die drei starrten mich an. Sasukes hatte angefangen zu grinsen.
 

"Ist da was zu machen?", fragte ich ihn verführerisch und kam seinen Lippen etwas näher.
 

"Vielleicht", sagte er grinsend und seine Augen hatten wieder diesen verlangenden Ausdruck.
 

"Ich tue auch alles, was du willst", flüsterte ich mit einem flehenden Unterton und meine Lippen berührten seine beinahe. Ich musste mich extrem zusammenreißen nicht laut loszulachen.
 

Er schien sich nicht mehr zusammenreißen zu können und bewegte sich leicht nach vorne, um mich zu küssen aber ich wich ein kleines Stück zurück. Nun musste ich auch grinsen. Verärgerung huschte über sein Gesicht und er wollte nach meinem Nacken greifen aber damit hatte ich gerechnet und ich wich rasch zurück und setzte mich wieder auf den Hocker.
 

"Aber vielleicht auch nicht!", sagte ich schulterzuckend und zog desinteressiert mein Smartphone aus der Tasche, um auf die Uhr zusehen.
 

Aus dem Augenwinkel sah ich, dass die drei Frauen mich immer noch anstarrten. "Kennt ihr euch?", fragte eine und blickte zwischen Sasuke und mir hin und her.
 

"Kann man so sagen", sagte Sasuke säuerlich und musterte mich mit einer Mischung aus Verärgerung und Amüsement. Ich steckte mein Smartphone wieder in meine Tasche und lächelte ihn unschuldig an.
 

Er beugte sich nach vorne. "Glaub nicht, dass du damit davon kommst", sagte er mit einem gefährlichen Lächeln.
 

"Womit?", fragte ich unschuldig.
 

"Ich brauche Wasser!", sagte er und stand auf. "Lauf nicht weg."
 

Damit verschwand er im Gedränge und ich musterte die drei Frauen.
 

"Sorry, aber den könnt ihr leider nicht haben", teilte ich ihnen lächelnd mit.
 

"Offenbar nicht", sagte eine von ihnen verärgert. "Kommt, wir verschwinden!", sagte ihre Freundin und das taten sie auch.
 

Ich setzte mich rasch auf das Sofa, um den Platz zu besetzen.
 

"Hey, das war ein heißer Auftritt gerade!", sagte ein Typ, der mit seinen Freunden in der Nähe gestanden hatte und offenbar alles beobachtet hatte. Er ließ sich neben mir aufs Sofa fallen. "Du bist überhaupt extrem heiß!"
 

"Danke!", sagte ich unbekümmert. "Aber das war nicht für dich gedacht. Also komm nicht auf falsche Gedanken!"
 

"Läuft da was zwischen dir und dem Schwarzhaarigen?"
 

"Ja."
 

"Was Festes oder mehr so was Lockeres?"
 

"Offenbar bist du bereits auf falsche Gedanken gekommen!", sagte ich entschieden. "Ich glaube du gehst besser wieder."
 

"Das hier ist nicht dein Sofa!", sagte er verärgert. Er schien ziemlich angetrunken zu sein. "Ich kann mich hinsetzen, wo ich will."
 

Ich sah Sasuke, Kiba, Tenten und Shikamaru auf uns zukommen. "Geh trotzdem besser!", sagte ich. Er folgte meinem Blick.
 

Sasuke hatte seine Schritte beschleunigt und stand nun vor uns.
 

"Verpiss dich!", sagte er unfreundlich zu dem Typen.
 

"Ich sitze hier eigentlich ganz gut!", antwortete der verärgert.
 

Shikamaru kam ebenfalls bei uns an, gähnte gelangweilt und sagte: "Alter, geh einfach. Du legst dich hier gerade mit dem Falschen an. Und ich hab jetzt echt keinen Bock, dass das eskaliert."
 

Der Typ schien es sich zu überlegen und stand auf. Sasuke lies sich sofort neben mich fallen und legte besitzergreifend den Arm hinter mir auf die Lehne. Er warf dem Typen einen provokanten Blick zu und der verschwand verärgert mit seinen Freunden in der Menge.
 

Kiba und Tenten setzten sich neben Sasuke auf das Sofa und setzten ihre Unterhaltung fort und Shikamaru ließ sich uns gegenüber auf dem Hocker nieder.
 

"Wasser?", fragte Sasuke und hielt mir sein Glas hin. Ich nahm es dankbar und trank ein paar Schlucke, bevor ich es ihm zurück gab.
 

Er nahm seinen Arm von der Lehne und legte ihn mir stattdessen um die Schultern. "Du hast Glück, dass wir nicht alleine sind", flüsterte er mir ins Ohr.
 

"Das war kein Glück, das habe ich mit einkalkuliert!", lachte ich zufrieden.
 

"Hast du Ino gesehen?", fragte Shikamaru mich.
 

"Hinter dir!", sagte ich, weil sie gerade mit Naruto, Hinata und Karin auf uns zu kam.
 

"Puh, ich kann nicht mehr tanzen!", sagte Ino. "Lass mich da mal sitzen!", sagte sie zu Shikamaru und deutete auf den Hocker.
 

"Du spinnst wohl, den hab ich mir gerade erst erobert", sagte Shikamaru lässig. "Du kannst dich höchstens auf mein Bein setzen, falls es wirklich nötig ist."
 

"Idiot!", sagte Ino zu ihm aber tat es doch. Karin beugte sich zu ihr rüber und sie redeten leise miteinander.
 

Shikamaru und Sasuke grinsten sich an.
 

Naruto schob kurzerhand ein paar Flaschen von einer Ecke des niedrigen Tischchens, das vor dem Sofa stand und setze sich darauf. Er streckte die Hand nach Hinata aus und sie schien etwas verlegen aber nahm auf seinem Schoß platz und er legte von hinten die Arme um sie. Hinata bemerkte meinen Blick und lächelte etwas peinlich berührt und ich musste grinsen.
 

Weil ich mich langsam nicht mehr angetrunken, sondern eher müde fühlte, legte ich den Kopf an Sasukes Schulter und weil das ziemlich behaglich war, fühlte ich, wie ich etwas schläfrig wurde. Vielleicht war ich sogar ganz kurz eingenickt. Sasukes Smartphone vibrierte und er zog es vorsichtig aus der Tasche, wohl um mich nicht zu wecken.
 

Auf seinem Display sah ich, dass es schon fast vier Uhr war.
 

Sasuke öffnete die Nachricht, die er gerade bekommen hatte. Der Absender war nicht als Name eingespeichert war, sondern war bloß eine Nummer. Ich schaute mit halb geschlossenen Augen zu, ohne das richtig zu registrieren.
 

"Auch noch unterwegs, Uchiha? Können wir draußen reden?"
 

Es dauerte ein paar Sekunden, bis mir klar wurde, dass ich dem nicht nur auf Grund meiner Schläfrigkeit keinen Sinn entnehmen konnte.
 

Sasuke hob sofort den Kopf und ließ einen Moment aufmerksam den Blick durch den Raum streifen. Er hatte sich angespannt. Ich fühlte mich plötzlich wieder hell wach.
 

"Ja", tippte Sasuke als Antwort.
 

Er zog mir ganz vorsichtig die Schulter unter dem Kopf weg und ich lehnte ihn an die Sofalehne und tat so, als würde ich wirklich schlafen. Was hatte er vor?
 

Sasuke stand vorsichtig auf. Ich öffnete die Augen wieder ganz leicht.
 

"Hey", sagte Sasuke und klopfte Naruto gegen die Schulter. "Bin gleich zurück, pass kurz auf Sakura auf."
 

"Okay!", sagte Naruto, warf mir einen Blick zu und wandte sich dann wieder Hinata zu. Sasuke verschwand gerade in der Menge.
 

"Bin kurz auf Toilette", sagte ich an niemand bestimmten gerichtet und stand auf. Keiner der anderen beachtete mich und ich drängte mich vorsichtig an Karin vorbei in die Menge, bevor es jemand richtig bemerkte.
 

Langsam wurde es schon etwas leerer und so war es einfach Sasuke zu folgen. Ich fühlte mich etwas mies, dass ich ihm derart nachspionierte aber er hatte mir entschieden zu viele Geheimnisse und ich wusste einfach ganz gerne, woran ich war. Schon alleine, weil ich gerne Situationen richtig beurteilen können wollte, in denen ich mich wiederfand. Wer hatte ihm diese Nachricht geschickt?

Lügen

Es war eisig kalt draußen und ich schlang die Arme um mich, in dem Versuch möglichst lange warm zu bleiben.
 

Trotz der Kälte standen draußen einige Leute in größeren und kleineren Gruppen herum, die rauchten und sich unterhielten. Ich schob mich an einer Gruppe Männer vorbei, die irgendwas zu mir sagten aber ich hörte gar nicht hin. Trotzdem kam mir ihre Anwesenheit ganz gelegen, da Sasuke mich nicht sofort sehen würde, sollte er sich umdrehen. Aber er drehte sich nicht um. Was tat ich hier eigentlich? Und was tat er?
 

Er war draußen ganz kurz stehen geblieben, hatte seinen Blick über die Leute schweifen lassen und hatte dann offenbar gefunden, wonach er gesucht hatte. Nun ging er zielstrebig auf einen Mann zu. Dann, ohne ihn anzusehen oder anzusprechen, ging einfach an ihm vorbei. Der Mann drehte sich um und folgte Sasuke in einigem Abstand.
 

Soweit ich das erkennen konnte, war er vielleicht Anfang 30 und wirkte etwas zwielichtig auf mich. Was hatte das zu bedeuten? Ich wusste nicht, womit ich gerechnet hatte aber damit nicht. Mit seinen Klamotten und seinem ganzen Auftreten wirkte er gar nicht wie jemand, mit dem Sasuke in Kontakt stehen würde. Aber am merkwürdigsten war, dass mir der Mann seltsam bekannt vorkam, als hätte ich ihn schonmal irgendwo gesehen. Aber wo? Bildete ich mir das nur ein?
 

Sasuke und der Mann gingen um die Hausecke und verschwanden aus dem Bereich, den man vom Eingang des Clubs aus einsehen konnte. Ich setzte mich ebenfalls in Bewegung, bog langsam um und Ecke und sah, dass sie ein paar Meter vor mir herliefen. Wo wollte Sasuke hin?
 

Sie bogen ein paar Meter weiter in eine Seitengasse ab. Ich hatte darauf geachtet, möglichst kein Geräusch mit meinen Absätzen zu machen und auf Abstand zu bleiben. Meine seltsame Haarfarbe eignete sich nicht gerade dafür, jemanden unauffällig zu beschatten aber es war dunkel und die beiden drehten sich nicht um. Ich fror nun und fing an leicht zu zittern und mein Herz klopfte.
 

Aber ich hatte Glück, genau auf der Höhe des Eingangs zu der Gasse standen ordentlich an der Straße aufgereiht drei große Mülltonnen, die dort vermutlich für die Müllabfuhr herausgestellt worden waren. Ich ging dahinter in die Hocke und stellte fest, dass ich perfekt durch einen Spalt zwischen den Mülltonnen hindurch in die Gasse schauen konnte, ohne gesehen zu werden. Die beiden standen nur gut drei Meter von mir entfernt.
 

Sasuke war stehengeblieben und hatte sich dem Mann zugewandt.
 

"Also?", fragte er selbstbewusst und ich fragte mich, ob das nur Show war, oder ob er wirklich kein Unbehagen empfand. Mir kam die ganze Situation jedenfalls unglaublich unheimlich und lächerlich zugleich vor und ich fühlte mich wie in einem Krimi.
 

"Nichts", antwortete der Mann und steckte die Hände in die Hosentaschen.
 

Sasukes Gesicht blieb ausdruckslos.
 

"Verstehe", sagte er. "Und warum sollte ich dann rauskommen?"
 

"Das kannst du dir ganz bestimmt denken!", sagte er Mann ärgerlich. "Ich will mehr Geld. 500 Euro für die nächsten Wochen."
 

"Ziemlich viel, dafür, dass für mich nichts dabei herumkommt, oder?", erwiderte Sasuke kalt.
 

Trotzdem zog er sein Portemonnaie aus der Hosentasche und ich konnte erkennen, dass er mehrere 100 Euro Scheine herausnahm. Hatte er immer so viel Geld bei sich?
 

"Da kann ich auch nichts für!", sagte der Mann verächtlich und streckte die Hand nach dem Geld aus aber Sasuke griff mit seiner freien Hand blitzschnell nach dessen Zeige-, Mittel- und Ringfinger, schloss seine Faust darum und ließ seinen Arm nach unten schnellen. Der Mann zischte vor Schmerz und nahm sofort eine gebeugte Haltung ein, um die Spannung auf seine Fingergelenke zu verringern, die Sasukes Griff verursachte.
 

"Du sorgst besser weiterhin dafür, dass davon niemand erfährt", sagte Sasuke kalt.
 

"Du brichst mir die Finger, du Arschloch!", zischte der Mann wütend und schmerzerfüllt. Er stand völlig bewegungslos da und konnte offenbar nur abwarten, bis Sasuke ihn loslassen würde.
 

"Denk einfach daran, dass ich dir mehr schaden kann, als du mir", sagte Sasuke.
 

"Lass los, du Arsch!"
 

Sasuke ließ los und hielt ihm das Geld hin. "Wenn du was ausplauderst, kriege ich maximal ein paar Probleme. Aber du bist dann erledigt, das kann ich dir versprechen."
 

Der Mann richtete sich wieder auf, öffnete und schloss ein paarmal seine Hand, wie um zu testen, ob alles funktionierte und riss Sasuke dann mit der anderen Hand das Geld weg. Er machte auf dem Absatz kehrt und verließ die Gasse ohne noch etwas zu sagen. Kurz hatte ich die Befürchtung, er würde die Straße überqueren und mich sehen aber er bog in die andere Richtung ab und verschwand in der Dunkelheit.
 

Mit klopfendem Herzen spähte ich wieder durch den Spalt. Sasuke stand da, mit den Händen in den Hosentaschen. Er hatte den Kopf zurück gelegt und blickte in den Himmel.
 

Während ich diese Szene beobachtet hatte, war ich wie erstarrt gewesen. Nun wurde mir ganz plötzlich klar, dass ich mich bewegen musste, bevor er es tat und ich schlich in gebeugter Haltung an den Mülltonnen vorbei, wieder in Richtung Club. Sobald ich von der Gasse aus nicht mehr zu sehen war, richtete ich mich auf und lief möglichst zügig und lautlos die paar Meter auf die Hausecke zu.
 

Bevor ich um die Ecke bog, warf ich einen Blick über die Schulter aber ich hatte es scheinbar rechtzeitig geschafft, aus dem Sichtfeld zu kommen, bevor Sasuke die Gasse verlassen hatte. Ich zeigte dem Türsteher den Stempel auf meinem Handgelenk und betrat wieder die überhitzten Räumlichkeiten. Ich war verwirrt und besorgt und irgendwie auch schockiert aber ich hatte das Gefühl jetzt nicht in Ruhe nachdenken zu können und bahnte mir den Weg zurück zu den anderen.
 

"Hey!", rief Naruto mir entgegen, als er mich kommen sah. "Wo warst du?"
 

"Auf Toilette, hab ich doch gesagt!", antwortete ich, bemühte mich um ein Lächeln und setzte mich wieder auf das Sofa. Shikamaru und Ino hatten mittlerweile auch darauf Platz genommen und unterhielten sich miteinander.
 

"Ach so", sagte Naruto offenbar beruhigt und wandte sich wieder ab aber Hinata betrachtete mich aufmerksamer, als mir lieb war und ich lächelte sie an. Sie erwiederte es, allerdings etwas zögerlich.
 

Was hatte ich da eben bloß beobachtet? Was hatte Sasuke mit diesem Typen zu tun? Und warum verdammt nochmal hatte ich das Gefühl diesen Typen zu kennen? Hinata hatte recht, Sasuke war wirklich unheimlich. Wie sollte ich jetzt damit umgehen? Warum hatte ich ihn eigentlich eben nicht direkt darauf angesprochen und war lieber verschwunden? Hatte ich Angst vor seiner Reaktion gehabt? Hatte ich Angst vor meinem Freund? Das war lächerlich, mir würde er nichts tun. Oder?

Eher hatte ich mich schlecht gefühlt, weil ich ihm nachspioniert hatte. Natürlich ging mich nicht alles etwas an, was er tat. Und doch konnte er auch nicht von mir verlangen, dass ich mich aus allem heraushielt und das einfach so akzeptierte. Sein ständiges "mach dir keine Sorgen" und "überlass das einfach mir" störte mich. Er könnte mir doch zumindest kurz erzählen, was ihn beschäftigte, damit ich nicht das Gefühl hatte, dass es mysteriöse Geheimnisse gab.
 

Meine Grübelei wurde von Sasukes Rückkehr unterbrochen. Er beschleunigte seine Schritte, als er sah, dass ich wach war und ihm entgegen blickte und setzte sich zwischen Shikamaru mich aufs Sofa.
 

"Na, wieder aufgewacht?", fragte er völlig entspannt, als hätte er nichts weiter getan, als sich ein neues Getränk zu holen, legte seinen Arm hinter mir auf die Sofalehne und strich mit dem Daumen kurz über meine Schulter.
 

"Wo warst du?", fragte ich und versuchte interessiert und nicht vorwurfsvoll zu klingen.
 

"Toilette."
 

Also hatte er kein Problem damit, mich anzulügen.
 

Er strich mir mit seiner anderen Hand über die Wange.
 

"Deine Hände sind ganz kalt", sagte ich und wich der Berührung aus. Allerdings nicht, weil seine Haut kalt war.
 

"Sorry. Vom Händewaschen."
 

Er log so gut, dass ich ihm geglaubt hätte, wenn ich nicht gewusst hätte, dass es wegen der Kälte draußen war.
 

Er drückte sanft mein Kinn nach oben und gab mir einen zärtlichen Kuss und ich staunte, wie schnell er seine kalte, aggressive Seite von eben wieder abgelegt hatte. Er küsste mich nochmal, dieses Mal länger und versuchte mich dazu zu bringen, den Mund zu öffnen aber ich wollte diese Intimität gerade nicht. Ich war verwirrt und ärgerte mich, dass er mich so völlig unverfroren anlog. Und diese berechnende Grausamkeit, die ich eben beobachtet hatte, verunsicherte mich. Also zog ich ihm meinen Kopf weg. Er brummte unzufrieden, nahm seinen Arm von der Sofalehne und legte ihn um mich, damit ich ihm nicht ausweichen konnte. Weil ich mein Gesicht weggedreht hatte, küsste mich stattdessen auf den Hals aber ich entwand mich auch dieser Berührung. Ich fühlte mich gefangen in seinem Griff.
 

"Was ist los?", fragte er ein wenig irritiert.
 

Aber ich konnte mich um eine Antwort herumdrücken, denn gerade war das Licht im Club angegangen und die Musik war abgestellt worden, weil es wohl nun so spät war, dass wir rausgeschmissen wurden. Ein paar Leute murrten empört aber alle fingen an, sich in Bewegung zu setzten und auch wir standen alle auf, um unsere Jacken zu holen und zu gehen.
 

"Ist alles okay bei dir?", fragte Hinata mich leise, als wir alle nach draußen gingen und sie mich einen Moment alleine erwischte, weil Naruto sich mit Sasuke unterhielt.
 

"Ja!", sagte ich lächelnd. "Klar, wieso?"
 

Sie sah mich skeptisch an. Vermutlich hätte ich Sasuke einfach nicht nachgehen sollen. Nun log ich deswegen schon Hinata an. Aber hier konnte ich ihr nichts davon erzählen und ich wusste auch gar nicht, ob ich das überhaupt wollte. Ich sollte sie da nicht auch noch mit hineinziehen. Und Sasukes Geheimnisse weitererzählen sollte ich auch nicht, bevor ich wusste, was da eigentlich los gewesen war.
 

Hinata machte den Mund auf, um etwas zu sagen aber da legte Naruto ihr gerade den Arm um die Schultern und sagte. "Nehmen wir wieder mit Kiba ein Taxi?"
 

Sie warf mir noch einen Blick zu und bejahte das dann.
 

Wir verabschiedeten uns alle voneinander. Tenten und Karin gingen in eine Richtung davon und Hinata, Naruto und Kiba liefen auf eines der Taxis zu, die in der Nähe parken und wahrscheinlich darauf spekulierten, Gäste aus dem Club aufsammeln zu können. Shikamaru, Sasuke, Ino und ich brachen in die andere Richtung auf.
 

Shikamaru und Sasuke gingen ein Stück vor Ino und mir her und Shikamaru zündete sich eine Zigarette an.
 

"Gib mir auch eine", sagte Sasuke zu ihm und Shikamaru reichte ihm eine Zigarette und das Feuerzeug. Sasuke klemmte sie sich zwischen die Lippen und zündete sie an. Er nahm einen tiefen Zug, stieß den Rauch aus und hielt Shikamaru das Feuerzeug wieder hin. "Danke."
 

"Du auch?", fragte Shikamaru an Ino gewandt aber sie schüttelte den Kopf.
 

"Danke, gerade nicht."
 

"Was'n los?", fragte Shikamaru Sasuke und nickte mit dem Kopf zu dessen Zigarette.
 

"Nichts", sagte Sasuke schulterzuckend.
 

Er drehte sich zu mir um und streckte mir die Hand entgegen. Ich nahm sie und er schloss seine Finger um meine. Seine Hand war herrlich warm.
 

"Bringst du mich nach Hause?", fragte Ino Shikamaru.
 

"Klar", sagte er. "Liegt ja sowieso fast auf meinem Weg."
 

"Wo müsst ihr lang?", fragte Ino an mich und Sasuke gewandt.
 

"Weiter geradeaus", antwortete ich.
 

"Wohnst du auch in Sasukes Gegend?", fragte Ino überrascht. "Sind deine Eltern auch so reich?"
 

"Sie schläft bei mir", antwortete Sasuke, bevor ich es tun konnte.
 

"Oh, klar!", sagte Ino ein wenig verlegen.
 

Wir waren an der Abzweigung angekommen, wo wir uns trennen mussten und Shikamaru und Sasuke verabschiedeten sich mit einem Handschlag.
 

Ino und ich sahen uns einen Moment unschlüssig an, dann entscheiden wir beide im selben Moment, uns einfach zu umarmen.
 

"Komm gut heim!", sagte ich.
 

"Ihr auch!", erwiderte sie und fuhr an Sasuke gewandt fort: "Bis dann!"
 

"Bis dann!", antwortete Sasuke ihr und es klang freundlich, besonders im Vergleich zu seinem früheren Umgang mit ihr. Sie lächelte ihn an, wandte sich dann Shikamaru zu und die beiden bogen ab.
 

Sasuke und ich gingen ebenfalls weiter und liefen schweigend nebeneinander her. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich mich gerade damit wohl fühlte, mit ihm alleine zu sein. Kurz überlegte ich, ob ich ihn einfach auf die Sache ansprechen sollte. Aber es war sehr wahrscheinlich, dass er wieder wütend werden würde, weil er mir ja klar gesagt hatte, dass er wollte, dass ich mich da raus hielt. Zumindest hoffte ich inständig, dass das Ganze irgendwas mit seinem Bruder und seiner Familie zu tun hatte und er nicht noch mehr Dinge hatte, von denen er mich fernhalten wollte. Jedenfalls fühlte ich mich für einen Streit gerade zu eingeschüchtert. Wahrscheinlich hauptsächlich, weil ich müde und erschöpft war und noch nicht wieder ganz nüchtern. Und falls er ruhig bleiben würde, würde er mich wahrscheinlich einfach wieder anlügen und in Zukunft noch verschlossener sein.
 

"Alles okay?", fragte Sasuke irgendwann. "Bist du sauer auf mich?"
 

"Ich bin nur müde", sagte ich. Wenn er seine Geheimnisse hatte, hatte ich eben auch meine. Ich ignorierte den Gedanken, dass das etwas trotzig und nicht besonders erwachsen von mir war.
 

"Soll ich dich tragen?", fragte er.
 

"Ha ha", sagte ich.
 

"Das war kein Scherz. Das schaffe ich problemlos."
 

Ich schnaubte. "Angeber!"
 

Er zuckte mit den Schultern und grinste. Dann schlang er mir den Arm um die Hüfte, zog mich zu sich und gab mir einen Kuss. Er schmeckte nach Zigaretten und ich zog wieder den Kopf weg, weil ich wegen dem Rauch husten musste.
 

"Sorry!", sagte er sofort, ließ mich los, ging zügig zu einem Mülleimer ein paar Meter weiter, drückte die Zigarette aus und warf sie hinein.
 

"Du hättest sie ruhig fertig rauchen können", sagte ich, als er zurück kam.
 

Er nahm wieder meine Hand. "Ich hätte dich erst fragen sollen, ob es dich stört, tut mir leid."
 

Er war den ganzen Weg über sehr zuvorkommend, charmant und freundlich zu mir und es gelang mir nicht mehr verärgert zu sein. Und unwohl fühlte ich mich in seiner Gegenwart auch nicht mehr wirklich. Ich musste der ganzen Sache einfach noch etwas Zeit lassen und dann würde es bestimmt für alles eine einfache Erklärung geben. Zumindest hatte ich bisher die Erfahrung gemacht, dass Geduld sich im Leben meistens auszahlte.
 

Als wir in Sasukes Zimmer angekommen waren, ging ich zuerst ins Bad zum Duschen und Zähneputzen und als er schließlich auch aus dem Bad kam, die Vorhänge zu zog und zu mir ins Bett stieg, war ich schon total schläfrig. Das Adrenalin hatte wieder abgenommen und nun war ich einfach nur noch unendlich müde und hatte keine Energie mehr für irgendwelche Grübeleien. Sasuke roch jetzt nur noch ganz leicht nach Zigarettenrauch und als er mich in seine Arme zog und mich küsste, genoss und erwiderte ich es und öffnete die Lippen, als er es einforderte.
 

Mittlerweile hatte ich auch aufgehört nur an mich und meine verletzten Gefühle zu denken und fragte mich, wie es ihm ging. Er war schließlich sicher nicht so emotionslos, wie er sich immer gab. Und als er alleine in der Gasse gestanden und in den Himmel geschaut hatte, vielleicht war er da nicht nur nachdenklich sondern sogar traurig gewesen. Vielleicht hatte er sich alleine gefühlt. Vielleicht hatte er Gründe für sein Verhalten, die sich mir einfach momentan nicht vollends erschlossen.
 

Ich fuhr mit den Fingern durch seine Haare und kraulte ihn ein wenig. Er brummte zufrieden, atmete aus, entspannte sich und ich musste lächeln.
 

"Danke, dass du so wundervoll zu mir bist", flüsterte ich irgendwann in die Dunkelheit und nahm meine Hände wieder aus seinem Haar.
 

Er schwieg einen langen Moment. Ich war schon fast am einschlafen.
 

Dann sagte er leise: "Danke, dass du hier bist, Sakura."
 

Er schloss mich so fest in die Arme, dass ich leicht keuchte und er lockerte rasch seinen Griff.
 

"Sorry."
 

Dann überkam mich der Schlaf endgültig. Ich war so müde und es war eine Erleichterung alles loszulassen und in die Schwärze zu gleiten.
 

Doch irgendwann wurden meine Träume wirr und es kamen rauchende, zwielichtige Männer darin vor und Kaminfeuer, die viel zu groß waren und den ganzen Sauerstoff im Raum aufbrauchten, sodass das Atmen immer schwerer fiel. Und schließlich bekam ich keine Luft mehr und da war dieser Geruch. Und ich würde mich wieder nicht bewegen können. Ich würde wieder nicht mehr atmen können. Ich würde wieder hier gefangen sein, ganz alleine und...
 

"Sakura!", hörte ich Sasuke laut und scharf sagen.
 

Ich schlug die Augen auf. Sasuke kniete neben mir und hatte mich bei den Schultern gepackt, vermutlich, weil er versucht hatte, mich zu wecken.
 

Er ließ mich los und sah mich besorgt an. Ich setzte mich auf und atmete tief ein und aus, um mich zu beruhigen. Dann wischte ich mir über die Wangen, um die Tränen wegzuwischen.
 

"Entschuldigung", murmelte ich. "Nur ein Albtraum."
 

Ich lächelte ihn an, weil ich nicht wollte, dass er mich so besorgt musterte.
 

"Danke, dass du mich geweckt hast, es ist schon wieder gut!"
 

Er kniete sich vor mich und versuchte im Halbdunkeln mein Gesicht zu betrachten. "Hast du das öfter? Du reagierst ziemlich routiniert."
 

"Es ist besser geworden in letzter Zeit."
 

"Das habe ich nicht gefragt", sagte er sanft. "Wie oft?"
 

"Jede Woche", sagte ich schulterzuckend.
 

"Jede Woche?", fragte er entsetzt. "Hast du das, seit du deine Eltern verloren hast? Hast du in deiner Therapie darüber gesprochen?"
 

"Jaa", sagte ich ein wenig genervt und amüsiert von seinen Nachfragen. "Es ist wie gesagt besser geworden. Da kann man wohl nichts machen. Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe!"
 

Er betrachtete mich unzufrieden und ich musste lächeln. "Ich sagte dir doch, du kannst mich nicht vor allem beschützen, Sasuke. Aber danke, dass du mich aufgeweckt hast!"
 

Er beugte sich zu seinem Nachttisch hinüber und schaute auf sein Smartphone.
 

"War jedenfalls kein schlechtes Timing, es ist schon 13 Uhr. Oder willst du noch schlafen?"
 

"Nein!", sagte ich entschieden, beugte mich vor und gab ihm einen Kuss. Ich war dankbar, dass er mich geweckt hatte. Dankbar, nicht wieder eine gefühlte Ewigkeit zu brauchen, um mir klar zu machen, dass es nicht real war, sondern ein Traum. Dankbar nicht ewig ums Aufwachen kämpfen zu müssen und es erst zu schaffen, wenn ich schon völlig am Ende war. Ich war einfach dankbar, dass er da war.
 

Ich küsste ihn nochmal und er ging kurz darauf ein. Dann schien er sich zusammenzunehmen und wich ein Stück zurück, um mich prüfend zu mustern. Ich kroch hinterher, küsste ihn wieder und zog an seinem T-Shirt. Er sah verwirrt aus aber ließ zu, dass ich es ihm auszog.
 

"Sakura...", sagte er.
 

Ich zog mein Shirt ebenfalls aus.
 

"Was hast du vor....", setzte er an und ich umarmte ihn und seine warme Haut an meiner zu spüren war zugleich beruhigend und aufregend. Ich bedeckte seinen Hals mit Küssen und er unterdrückte ein Stöhnen.
 

Er nahm mein Gesicht in beide Hände und sah mich an.
 

"Sakura, bist du sicher, dass du das jetzt willst?", fragte er.
 

"Küss mich!", flüsterte ich und er tat es. Aber vorsichtig und fast ein wenig unschlüssig. Das wollte ich nicht. Ich wollte seine Kraft spüren und mich ihm hingeben und das Gefühl haben, die Kontrolle abzugeben. Und zwar nicht nur, weil ich den Traum verdrängen wollte, sondern, weil ich es liebte, wenn es dann nur noch ihn und mich gab und für eine kurze Zeit alles so absolut perfekt erschien.
 

Ich drückte ihn nach hinten in die Laken und bedeckte seinen Oberkörper mit Küssen, bis ich bei seiner Hose ankam. Er zog scharf die Luft ein, richtete sich auf und griff in meine Haare, um mich festzuhalten, damit er mir ins Gesicht sehen konnte. Die Besorgnis in seinen Augen war beinahe ganz verschwunden und ich konnte sehen, dass er es nun auch wollte.
 

"Nimm mich!", sagte ich und dann hielt er sich nicht mehr zurück. Und für eine Weile war alles egal. Seine Geheimnisse und meine Sorgen waren egal und das mit uns fühlte sich einfach richtig an.
 

Der Rest des Sonntags verlief perfekt und wir genossen unsere Zweisamkeit und die Ruhe und es störte uns nichtmal, dass wir noch ein paar Hausaufgaben machen mussten, weil sogar das zusammen angenehm war. Wir schauten nicht auf unsere Smartphones, weil wir nichts sehen wollten, das unsere kleine heile Welt störte. Wir gingen gemeinsam eine Runde Joggen, wir kochten und aßen zusammen und lasen uns dann gegenseitig etwas vor.
 

Und als es schließlich Montag morgen war, war ich ziemlich gut gelaunt, weil es schön war, mit ihm aufzuwachen, sogar wenn keine Zeit blieb, um noch liegen zu bleiben. Es war schön, mit jemandem zusammen zu frühstücken und gemeinsam das Haus zu verlassen und zur Schule zu fahren.
 

Dort beschwerte sich Naruto, dass Sasuke nie erreichbar wäre und Hinata schien einfach nur glücklich darüber, dass ich glücklich war. Sie hatte offenbar den Sonntag Abend bei Naruto verbracht und erzählte mir während einer Doppelstunde Mathe

leise davon. Offenbar war ihr das so wichtig, dass sie dafür sogar in Kauf nahm, etwas vom Unterricht zu verpassen und der Gedanke brachte mich zum Schmunzeln. Normalerweise war sie sehr darauf bedacht, konzentriert aufzupassen.
 

Ino, Karin und Tenten kamen in der Mittagspause zu uns an den Tisch und ich bemerkte, dass ich ihre Anwesenheit mittlerweile sogar als angenehm empfand.
 

"Ich muss nach der Schule in die Firma fahren und mich um alles kümmern, was mein Vater mir aufgetragen hat", sagte Sasuke zu mir, als wir alle gerade auf dem Weg zum Nachmittagsunterricht waren. "Soll ich dich heute Abend abholen oder willst du mitkommen und dort Hausaufgaben machen und lernen?"
 

"Ich komme gerne mit!", antwortete ich.
 

"Schön", sagte er grinsend. "Dann kann ich ein paar neidvolle Blicke genießen."
 

Ich schnaubte. "Idiot!"
 

Kiba lachte hinter uns. "Also ich kann ihn verstehen!"
 

"Willst du Stress?", fragte Sasuke und drehte sich zu ihm um. Aber es entfaltete nicht seine sonstige Wirkung, weil er dabei grinste und Kiba lachte.
 

Als wir im Auto saßen und bei der Firma der Uchihas angekommen waren, nahm Sasuke seinen Geldbeutel heraus, um wieder die Karte herauszuholen, die er an der Schranke zur Tiefgarage scannen musste. Er warf den Geldbeutel achtlos in das Fach zwischen unseren Sitzen, während er rein fuhr.
 

Ich griff nach seinem Geldbeutel, klappte ihn auf und warf einen Blick hinein. Das war ein wenig dreist von mir aber ich wollte sehen, ob er wirklich immer so viel Geld bei sich hatte, oder nur, wenn er vor hatte, irgendwelche zwielichtigen Geschäfte abzuwickeln. Andererseits war er ja scheinbar von der Nachricht dieses Mannes überrascht worden und hatte das nicht geplant. Tatsächlich waren fast 1000 Euro im Geldbeutel.
 

Sasuke warf mir einen belustigten Blick zu, während er parkte. Es schien ihn nicht zu stören.
 

"Hast du keine Angst, dass dir das jemand klaut?", fragte ich erstaunt.
 

Er lachte. "Ich würde gerne sehen, wie es jemand versucht. Ich lasse mich nicht bestehlen!"
 

"Oder du es verlierst!", fügte ich schmunzelnd hinzu. Er war so ein Angeber.
 

"Wäre kein Weltuntergang. Wieso, brauchst du Geld?"
 

"Nein!", sagte ich rasch, klappte den Geldbeutel zu und legte ihn zurück.
 

Obwohl es mir immer noch absurd vorkam, wie respektvoll Sasuke in seinem Alter von allen Angestellten behandelt wurde und obwohl ich mich immer noch total fehl am Platz fühlte, war ich bei meinem zweiten Besuch in der Firma von Sasukes Familie nicht mehr ganz so verunsichert.
 

Wir durchquerten wieder die Eingangshalle, wurden gesondert eingelassen und fuhren mit den Aufzügen nach oben zu dem Büro, das Sasuke zur Verfügung stand.
 

Ich machte es mir wieder auf dem Sofa mit dem niedrigen Tisch gemütlich und holte ein paar Arbeitsunterlagen aus meiner Tasche. Außerdem wurde es Zeit, dass ich mich langsam schonmal mit den Bewerbungsunterlagen für das Stipendium fürs Studium beschäftigte, damit sollte ich besser bald anfangen. Das Schuljahr hatte zwar erst begonnen aber die Frist zur Abgabe des Antrags war schon im Dezember und man musste einiges dafür vorbereiten.
 

Sasuke saß am Schreibtisch und arbeitete irgendwelche Unterlagen durch und ich genoss die Ruhe und die Freude darüber, dass ich nachher wieder mit zu ihm würde fahren können und dass ich auch an diesem Abend nicht alleine sein würde.
 

In diesem Büro und vor allem solange Sasuke da war, fühlte ich mich gut aufgehoben und wohl aber schließlich musste ich diesen sicheren Schutzraum doch einmal verlassen, weil ich auf die Toilette musste, also fragte ich Sasuke nach dem Weg.
 

"Den Flur runter und dann rechts", sagte er ohne aufzusehen.
 

Irgendwas bereitete ihm gerade ziemliches Kopfzerbrechen und er blickte konzentriert auf eine Tabelle. Ich hatte es möglichst lange vermieden ihn zu stören aber nun hatte ich es nicht mehr aushalten können. Ich öffnete leise die Tür, trat auf den Gang und schloss sie umsichtig.
 

Vielleicht war es nur, weil ich mich in diesem riesigen, schicken Gebäude fehl am Platz fühlte aber als ich den schicken Gang entlang ging und mir zwei Angestellte entgegenkamen, hatte ich das Gefühl, dass sie mich besonders neugierig musterten.
 

Ich entdeckte die richtige Tür und öffnete sie. Ich hatte noch nie so schicke Räumlichkeiten für Toiletten gesehen und alles war so sauber, dass man fast das Gefühl hatte, man wollte am liebsten gar nichts anfassen.
 

Als ich gerade wieder die Tür der Kabine öffnen wollte, hörte ich wie zwei Frauen hereinkamen und ich hielt inne, als ich sie Sasukes Namen sagen hörte.
 

"Ja, er hat sie wieder mitgebracht. Es sieht aus, als wäre er tatsächlich nicht mehr zu haben."
 

"Fürs erste!", sagte die andere lachend. "Er ist noch jung, so Beziehungen halten ja nicht ewig."
 

"Sie sieht unglaublich gut aus, das gefällt ihm sicher. Und wir sind ein paar Jahre zu alt für ihn."
 

Ich hörte wie sie Lippenstifte und Make-Up Döschen öffneten.
 

"Das weiß man nie. Man muss es nur richtig anstellen. Dadurch, dass er so jung ist, kann man ihn vielleicht gut um den Finger wickeln. Meinst du, er kommt zu der Firmenfeier am Freitag?"
 

"Keine Ahnung. Wenn er hier wirklich einsteigen wird, muss er sich wohl zumindest blicken lassen. Aber eine Beziehung mit ihm wäre wahrscheinlich schrecklich. Er scheint nach seinem Vater zu kommen, bei ihm darf man bestimmt keine Widerworte geben. Und wahrscheinlich würde er ständig fremdgehen!"
 

Ihre Kollegin lachte. "Das wäre mir egal, wenn ich in so eine reiche und renommierte Familie einheiraten könnte."
 

"Stimmt."
 

"Was ist eigentlich aus seinem großen Bruder geworden?"
 

"Keine Ahnung, den hab ich ewig nicht gesehen. Er schien hier sowieso nie so richtig reinzupassen, oder?"
 

"Hibuno meinte, Uchiha Junior ginge gerade alle alten Aufträge durch, er musste ihm kürzlich dafür die Unterlagen bringen. Es schien ihn ziemlich zu ärgern. Meinst du, da gibt es am Ende Ungereimtheiten?"
 

"Keine Ahnung. Ist mir auch egal. Und selbst wenn, wie sollte ein achtzehnjähriger Schüler da auf was stoßen. Und uns beide ginge es ja ohnehin nichts an. Du willst doch bloß, dass irgendwas passiert, worüber du tratschen kannst."
 

Ihre Kollegin protestierte gespielt empört.
 

Sie schienen ihr Make-Up zusammenzupacken und sich wieder zur Tür zu bewegen. Kurz darauf öffnete und schloss sich die Tür und es herrschte Stille.
 

Während ich mir die Hände wusch, fragte ich mich, wo ich hier eigentlich hineingeraten war. Mein Leben kam mir vor wie eine merkwürdige Seifenoper. Nach dem, was ich gerade gehört hatte, konnte ich Sasukes Vater und seine Befürchtungen etwas besser verstehen.
 

Sasuke sah auf, als ich wieder herein kam und ich ging zu ihm hinüber. Er schob seinen Stuhl zurück, streckte mir die Hand entgegen und zog mich auf sein Bein. Ich setzte mich und blickte auf den Schreibtisch.
 

"Sieht kompliziert aus!", sagte ich und warf einen kurzen Blick auf die Tabellen.
 

"Ich dachte eigentlich, ich wäre durchgestiegen", sagte Sasuke und warf einen verärgerten Blick auf die Unterlagen.
 

Es klopfte.
 

"Ja?", sagte Sasuke kühl und legte mir rasch seinen Arm um die Taille, um mich daran zu hindern aufzustehen und auf Abstand zu gehen.
 

Ein Mann kam herein, den ich bisher noch nicht gesehen hatte. Er neigte höflich den Kopf und dann blieb sein Blick kurz an mir hängen, was mich noch etwas verlegen machte. Er riss sich zusammen und blickte Sasuke an.
 

"Sie hatten gesagt, Sie wären gerne bei der nächsten Besprechung der Leitung des Finanzteams dabei, Mr. Uchiha. Ich wollte Sie darüber informieren, dass gleich eine stattfindet."
 

"Danke", sagte Sasuke sachlich. "Ich komme."
 

Der Mann neigte respektvoll den Kopf und sagte: "Ich warte draußen." Er schloss die Tür.
 

"Kann ich dich für eine halbe Stunde alleine lassen?", fragte Sasuke und strich genüsslich mit seiner Hand über meinen Oberschenkel. Er schien es nicht allzu eilig zu haben.
 

"Klar!", sagte ich. Ich schob seinen Arm weg und stand auf.
 

Er gab mir in aller Ruhe einen Kuss, räumte dann alle Unterlagen in eine Schreibtischschublade und schloss sie ab, indem er seinen Daumen auf einen kleinen Sensor legte. Dann schritt er zügig auf die Tür zu.
 

Als er weg war, ließ ich mich in den Stuhl sinken, von dem er gerade aufgestanden war und sah aus der Fensterfront. Und dann, völlig aus heiterem Himmel, fiel mir etwas ein, das mein Herz kurz aussetzen ließ und ich richtete mich kerzengerade auf.
 

Wie hatte ich das vergessen können? Wie hatte ich so völlig vergessen können, dass ich am Freitag vor der Schulparty einen Brief vom Jugendamt aus meinem Briefkasten geholt hatte, in dem mein nächster Kontrolltermin angekündigt wurde? Hatte ich nicht noch völlig optimistisch gedacht, dass ich glaubte, alles würde gut laufen?
 

Das wäre es vermutlich auch. Wäre dieser Termin nicht heute um 16 Uhr gewesen und hätte ich daran gedacht ihn auch wahrzunehmen.

Verdächtigungen

Einen Moment saß ich wie gelähmt da. Dann wurde mir klar, dass ich handeln musste.
 

Ich stand von Sasukes Stuhl auf und ging hinüber zu meinen Sachen. Ich nahm mein Smartphone und wollte versuchen, meine Betreuerin zu erreichen. Doch daraus wurde nichts, mein Smartphone hatte wieder den Geist aufgegeben.
 

Ich holte rasch, das Ladekabel aus meiner Tasche und hockte mich damit vor die nächste Steckdose. Doch selbst nach kurzem Warten ließ es sich nicht wieder einschalten. Ich stöhnte und versuchte vergeblich es wieder in Gang zu bringen. Wieso bitte hatte es ausgerechnet jetzt kaputt gehen müssen? Wie konnte ich nur so ein Pech haben?
 

Ich blickte mich um, hier gab es kein Telefon. Unten am Empfang würde ich vielleicht telefonieren können aber was brachte mir das? Die Handynummer meiner Betreuerin hatte ich natürlich nur im Smartphone eingespeichert und das lies sich nicht anschalten. Ich wollte gar nicht daran denken, was sie sich ausmalen würde, wenn sie mich weder antraf noch erreichen konnte.
 

Ich warf einen Blick zu der Uhr an der Wand. 17 Uhr. Wenn ich mich beeilte, würde ich es noch vor 18 Uhr zu dem für mich zuständigen Jugendamt schaffen. Ich musste mich unbedingt melden und ihnen klar machen, dass ich den Termin einfach nur kurz vergessen hatte. Mit ein bisschen Glück würde ich meine Betreuerin dort sogar antreffen.

Dort anzurufen würde in diesem Fall nichts bringen, damit hatte ich schon Erfahrung und es war auch sowieso besser, wenn ich persönlich auftauchte und so zeigte, dass es mir wirklich leid tat und ich bemüht war, es wieder gut zu machen. Dass ich zuverlässig meine Termine wahrnahm, war eine Bedingung dafür gewesen, dass ich die Wohnung bekommen hatte. Wenn ich das nicht wieder hin bekam, riskierte ich, dass ich sie verlor.
 

Rasch packte ich alle meine Sachen in die Tasche und ging eilig auf die Tür zu. Dann fiel mir Sasuke ein. Ich eilte zum Schreibtisch, kramte schnell meinen Collegeblock und einen Stift aus meiner Tasche und schrieb:
 

Sasuke, ich muss für 2 Stunden weg. Ich komme danach wieder hier her. Wenn ich dich hier nicht mehr antreffe, komme ich zu dir nach Hause. Mein Smartphone ist kaputt, daher wirst du mich nicht erreichen können. - Sakura
 

Ich legte den Zettel sorgfältig mitten auf den Schreibtisch, sodass er gut zu sehen war und eilte dann aus dem Büro.
 

Im Gang kam ich an dem jungen Mann vorbei, der so skeptisch gewesen war, als er mich bei meinem ersten Besuch hier alleine in Sasukes Büro vorgefunden hatte.
 

"Hallo!", sagte er und ich lächelte ihn vorsichtig an aber eilte rasch weiter ohne anzuhalten. Ich musste es unbedingt rechtzeitig schaffen, bevor ich beim meinen Jugendamt niemanden mehr erreichen konnte.
 

Der Aufzug kam mir unglaublich langsam vor und ich fühlte mich nach wie vor fehl am Platz und als ob mich alle beobachten würden.
 

Draußen vor dem Gebäude steuerte ich die Bushaltestelle an und ärgerte mich wieder über mein blödes Smartphone, weil ich gerne in der App nach der richtigen Verbindung geschaut hätte. Aber ich schaffte es auch mit den Karten, die an der Wand des Haltestellenhäuschens befestigt waren. Ich musste von dem Bus in die U-Bahn umsteigen aber das klappte und nun stand ich mit klopfendem Herzen in der Menge, hielt mich an einem der Haltegriffe an der Decke fest und ärgerte mich fürchterlich über mich.
 

Wie hatte ich nur so blöd sein können? Ich sollte mich wirklich gedanklich weniger mit Sasuke und mehr mit mir beschäftigen! Aber am Ende war es doch nur ein vergessener Termin, oder? Sonst hatte ich doch alles gut im Griff! Das konnte ich ihnen bestimmt klar machen.
 

"Na, warum so besorgt?", sprach mich ein Mann mittleren Alters an, der dicht neben mir stand.
 

Nicht auch noch das. Dafür war ich jetzt echt nicht in Stimmung. Dadurch, dass Sasuke mich ständig herumkutschierte, hatte ich diese unangenehmen Kontaktaufnahmen in Bus und U-Bahn total verdrängt.
 

Ich warf dem Mann einen schnellen Blick zu und sah wieder weg, weil ich an seinem Blick zu erkennen glaubte, dass er mich optisch interessant fand und nicht bloß nett sein wollte. Ich fühlte mich wegen des verpassten Termins gerade ängstlich und unsicher und konnte damit aktuell nicht gut umgehen.
 

"Du bist ganz schön eingebildet, was?", fragte er und klang etwas ärgerlich, weil ich ihn einfach ignoriert hatte.
 

Konnte man mich nicht einfach mal in Ruhe lassen? Jetzt war ich wieder die Blöde, obwohl ich hier nur ganz friedlich für mich stand und versuchte mein Leben auf die Reihe zu bekommen.
 

Ich sah ihn doch an und sagte höflich: "Es tut mir leid, ich möchte mich gerade nicht unterhalten."
 

Daraufhin sagte er nichts mehr aber ich musste es ertragen, dass er mich bis ich ausstieg viel zu intensiv musterte. Ich fühlte mich schrecklich unwohl, sah in eine andere Richtung und ertappte mich bei dem Gedanken, dass ich mir wünschte Sasuke wäre da. Aber das ärgerte mich auch. Ich wollte mich nicht von ihm abhängig fühlen. Als ich endlich aussteigen konnte, war ich erleichtert.
 

Eine Uhr über dem Eingang zeigte 17.40 an, als ich bei dem Gebäude ankam, in dem das Jugendamt untergebracht war. Ich war schon ein paarmal hier gewesen, sodass ich mich einigermaßen auskannte und gleich den richtigen Weg zu Anmeldung fand.
 

Ich musste eine Nummer ziehen und dann eine ganze Weile mit ein Paar anderen Leuten im Wartebereich sitzen. Das Warten ließ mich immer nervöser werden und ich konzentrierte mich auf meinen Atem, bis ich schließlich aufgerufen wurde. Ich wollte nicht, dass sich mein Leben wieder änderte. Gerade gefiel es mit seit langem mal wieder ganz gut.
 

Die Mitarbeiterin, an deren Tisch ich kam, als meine Nummer aufgerufen wurde, kannte ich nicht. Ich stellte mich höflich vor und schilderte ihr mein Problem mit dem kaputten Smartphone und dem verpassen Termin.
 

Sie musterte mich streng aber versuchte dann für mich telefonisch meine Betreuerin zu erreichen. Leider war es nun schon nach 18 Uhr und sie ging nicht mehr an ihr Diensthandy. Wahrscheinlich hatte sie bereits Feierabend gemacht. In diesem Job war es vermutlich wichtig, sich abzugrenzen und seinen Beruf und sein Privatleben klar zu trennen. Im Notfall hätte ich zwar jemand anderen erreichen können aber für meine Beurteilung war nunmal sie zuständig, also brachte mir das nichts.
 

"Können Sie mir denn vielleicht einen neuen Termin geben?", fragte ich die Frau. "Könnte sie nicht vielleicht stattdessen morgen vorbeikommen?"
 

Sie schaute mich streng über ihre Brille an und sagte: "Eigentlich geben wir ja die Termine vor. Aber ich schaue mal nach wie ihre Termine morgen sind."
 

Sie klickte auf ihrem PC herum und ich saß nervös auf der Stuhlkante und wartete.
 

"Ich kann ihr morgen um 15.30 Uhr einen Termin eintragen. Ich notiere hier, dass dein Smartphone kaputt ist, sie wird dann in deiner Wohnung vorbeikommen."
 

"Okay!", sagte ich erleichtert. "Vielen Dank!"
 

"Schon in Ordnung", sagte sie. "Das wird schon, Mädchen!"
 

Ich verabschiedete mich höflich und als ich das Gebäude verließ, fühlte ich mich etwas besser. Allerdings nicht viel.
 

Meine Betreuerin war sehr streng und nach meinen Erfahrungen mit dem ganzen Alkohol und der Kifferei in den vergangenen Jahren, konnte ich es sogar irgendwie nachvollziehen. Damals hatte ich echt viel Mist gebaut, immerzu gelogen und war schwer zu beaufsichtigen gewesen. Aber ich hatte das in den Griff bekommen. Das Problem war nur, dass ich das nun ständig beweisen musste und immerzu genau beobachtet wurde.
 

Und außerdem war mir während meiner Wartezeit klargeworden, dass sie wahrscheinlich ihren Schlüssel benutzt und meine Wohnung betreten hatte. Und mir war bewusst, dass dort alles durcheinander war.
 

Das Sofa war total verwühlt und die Kissen lagen überall herum, weil ich am Samstag dort mit Sasuke geschlafen hatte, nachdem wir unsere kleine Auseinandersetzung wegen seiner Familie gehabt hatten. Und dabei waren wir nicht gerade behutsam gewesen.

Danach waren wir so eilig aufgebrochen, dass ich keine Ordnung hatte machen können, weil wir ohnehin schon zu spät dran gewesen waren und sonst Hinata, Naruto Shikamaru und Kiba bei Sasuke vor verschlossenen Türen gestanden hätten.
 

Hatten wir die Kondomverpackung eigentlich weggeschmissen? Wahrscheinlich lag sie immer noch auf dem Boden. Ich vergrub kurz das Gesicht in den Händen. Ich hatte meine Betreuerin beim letzten Termin auch noch angelogen und behauptet Sasuke sei nur ein Freund.
 

Als ich wieder bei dem Gebäude der Uchiha Corporation ankam, war es schon fast 19 Uhr. Hoffentlich war Sasuke noch da. Und hoffentlich hatte er sowieso noch zu tun gehabt und nicht bloß auf mich gewartet.
 

Die Eingangshalle war nun viel leerer aber ein paar Leute liefen immer noch geschäftig herum und das Security Personal stand nach wie vor steif da und bewachte die Aufzüge. Hinter dem Empfangsschalter saß nun nur noch ein Mitarbeiter. Vielleicht hatte er die Nachtschicht. Hoffentlich ließ er mich nach oben! Ich ging auf den Empfangstresen zu.
 

"Guten Abend!", sagte ich vorsichtig.
 

"Wie kann ich Ihnen helfen, junge Dame?", fragte der Mann. Er war um die Fünfzig und wirkte etwas pedantisch.
 

"Ähm, ich müsste nach oben."
 

"Und sie haben keinen Ausweis?", fragte er.
 

"Nein, ich arbeite nicht hier, ich bin zu Besuch."
 

"Haben Sie einen Termin?"
 

"Nein, das nicht aber...", setzte ich an.
 

"Dann können Sie auch nicht nach oben!", sagte der Mann stur.
 

"Können Sie mir sagen, ob Sasuke Uchiha noch da ist?", fragte ich.
 

"Und warum wollen Sie das wissen?", fragte er misstrauisch.
 

"Ich muss ihn sprechen, er wird mich sicher sehen wollen, ich bin seine Freundin. Können Sie ihn vielleicht anrufen?"
 

"Wenn Sie ihn wirklich kennen würden, dann könnten Sie ihn ja selbst kontaktieren, nicht wahr?", sagte der Mann und bedachte mich mit einem triumphierenden Lächeln. "Junge Dame, ich glaube Sie haben hier nichts zu suchen und gehen besser wieder. Mr. Uchiha schätzt es nicht, belästigt zu werden!"
 

Heute war echt nicht mein Tag!
 

"Mein Smartphone ist kaputt, daher kann ich ihn nicht erreichen!", sagte ich und wühlte danach in meiner Tasche, um es ihm zu zeigen.
 

"Sehen Sie?" Ich hielt es ihm hin. "Er wird mich wirklich sehen wollen. Bitte versuchen Sie doch, ihn zu erreichen!"
 

Der Mann musterte mich nun etwas unschlüssig. Doch im diesem Moment rief eine herrische Stimme seinen Namen und er blickte an mir vorbei. Ich wandte mich um und sah einen großen Mann in schwarzem Anzug zügig durch die Halle auf uns zukommen.
 

"Haben Sie die Anweisungen nicht gelesen?", fuhr der Neuankömmling den Mann am Schalter an. "Warum haben sie mich nicht sofort gerufen?"
 

"Meine Schicht hat erst vor einer Minute begonnen Sir, ich wollte es gerade tun!", beeilte der sich zu versichern. Aber der Mann in dem schwarzen Anzug beachtete ihn gar nicht mehr.
 

"Fräulein Haruno, nehme ich an?", fragte er an mich gewandt. Seine Stimme klang hart und emotionslos.
 

"Äh, ja", sagte ich überrascht und verwirrt.
 

"Kommen Sie mit!", sagte er und packte mich fest am Oberarm.
 

"Aufmachen!", sagte er zu dem Mann am Empfangstresen und der öffnete rasch und mit verdutztem Blick eine der Schranken zu den Aufzügen.
 

"Hey!", sagte ich empört und nach wie vor verwirrt. Was war denn jetzt los? Aber mir blieb nichts anderes übrig, als mich von dem Mann mitziehen zu lassen, sein Griff war so fest, dass es fast weh tat und er war viel größer und stärker als ich. Eigentlich war das ja gut, schließlich wollte ich nach oben. Aber doch nicht so! Irgendwie fühlte sich das so an, als wäre ich nun verhaftet und würde abgeführt.
 

"Was haben Sie vor?", fragte ich wütend.
 

Er antwortete nicht und zog mich in einen Aufzug. Ein anderer Mann, der ebenfalls mit hoch fuhr, blickte uns verstolen und ziemlich neugierig an.
 

Irgendwie machte mir die Situation Angst und ich fühlte mich hilflos. Was war das heute nur für ein bescheuerter Tag!
 

"Lassen Sie mich bitte los!", sagte ich aber der Mann blickte stur gerade aus und reagierte nicht.
 

"Habe ich etwas falsch gemacht?", versuchte ich es weiter.
 

"Das wissen Sie wahrscheinlich besser als ich", antwortete er endlich. Nur war ich dadurch auch nicht schlauer.
 

"Wo bringen Sie mich hin?", fragte ich wütend und versuchte nicht ängstlich zu klingen.
 

Er antwortete wieder nicht aber ich sah, das der Fahrstuhl in dem Stockwerk hielt, in dem Sasukes Büro war. Das war schonmal gut. Und als wir dann auch darauf zu gingen, war ich ein klein wenig erleichtert. Bestimmt war Sasuke da und würde ihm sagen, dass er mich loslassen sollte. Sein Griff tat wirklich weh.
 

Wir blieben tatsächlich vor der Tür zu Sasukes Büro stehen und er klopfte. Ich hörte Sasuke "herein" sagen und der Mann öffnete die Tür, trat ein und zog mich mit.
 

Sasuke saß in seinem Stuhl und noch zwei Männer, die in die gleichen schwarzen Anzüge gekleidet waren, standen vor seinem Schreibtisch. Alle blickten uns an und Sasuke sah plötzlich erleichtert aus, als er mich sah.
 

"Ich habe sie, Mr. Uchiha!", sagte er Mann, der mich festhielt, ging ein paar Schritte weiter in den Raum hinein und zog mich mit.
 

Was verdammt nochmal war hier los? Ich spürte Wut in mir aufsteigen.
 

"Sie tun mir weh!", sagte ich zornig und zog an meinem Arm.
 

"Lassen Sie sie los", sagte Sasuke scharf und ich wurde augenblicklich losgelassen. Der Mann trat einen Schritt zurück und Sasuke kam um den Schreibtisch herum auf mich zu.
 

"Wo warst du?", fragte er und er klang ziemlich wütend.
 

"Was?", fragte ich verwirrt.
 

Ich hatte ihm doch einen Zettel hingelegt. Ich blickte zum Schreibtisch aber von dem Zettel war nichts zu sehen.
 

Sasuke war bei mir angekommen und ich wich instinktiv einen Schritt zurück. Er hatte etwas Bedrohliches, wenn er zornig war und so auf einen zukam.
 

"Sasuke...", sagte ich verwirrt und streckte meine linke Hand nach ihm aus, vielleicht weil ich ihn auf Distanz halten wollte aber er packte bloß mein Handgelenk, blieb vor mir stehen und wiederholte:
 

"Wo warst du?"
 

Aber nun reichte es mir. Ich war doch nicht sein Eigentum. Und vor diesen Männern war mir das extrem unangenehm. Ich wusste ja nichtmal was los war.
 

"Hör auf, dich so aufzuführen!", fuhr ich ihn an und zog an meinem Arm aber er verengte bloß die Augen und ließ nicht los.
 

"Ich bin nicht derjenige, der sich hier komisch aufführt!", sagte er wütend und verstärkte seinen Griff. Es schmerzte.
 

"Lass los!", fauchte ich.
 

"Wo warst du?", zischte er und zog mich mit einem Ruck an meinem Arm näher an sich heran.
 

Aber nun reichte es mir endgültig. Wenn er mir weh tat, dann tat ich ihm eben auch weh. Bevor ich recht wusste, was ich tat, hatte ich mit meiner freien rechten Hand ausgeholt und ihm auf die Wange geschlagen.
 

Es herrschte einen Moment Stille. Sasuke hatte seinen Kopf blitzschnell zur Seite gedreht und war der Ohrfeige so größtenteils ausgewichen aber trotzdem färbte sich seine helle Haut leicht rosa, wo meine Handfläche sie getroffen hatte.
 

Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie die drei Männer einen Moment ihre professionelle Maske fallen ließen und erstaunte Blicke austauschten.
 

Sasuke drehte ganz langsam den Kopf wieder zu mir.
 

"Raus!", sagte er leise und seine Stimme hatte etwas Gefährliches.
 

Die drei Männer gingen sofort kommentarlos auf die Tür zu und verließen den Raum.
 

"Sasuke...", sagte ich leise und vorsichtig, während der Letzte die Tür zu zog. Ich war mir gerade unsicher, ob ich gerne mit ihm alleine sein wollte.
 

"Bitte lass mich los, du tust mir weh!", sagte ich sanft.
 

Er ließ mich sofort los.
 

"Tut mir leid!", sagte er.
 

"Mir auch!", sagte ich, obwohl ich fand, dass er die Ohrfeige eigentlich verdient hatte.
 

Er schlang plötzlich die Arme um mich, drückte mich an sich und strich über mein Haar. "Ich habe mir Sorgen gemacht. Wo warst du denn?"
 

Ich befreite mich und schob ihn ein Stück weg, damit ich ihn ansehen konnte.
 

"Aber ich habe dir doch einen Zettel auf den Schreibtisch gelegt!", sagte ich verwirrt.
 

"Was?", sagte er und klang auch verwirrt. "Da war kein Zettel! Ich habe überall nachgesehen, als ich dich nicht finden konnte. Und als ich versucht habe, dich anzurufen, ist der Anruf nichtmal durchgekommen. Ich dachte, dir wäre was passiert! Wo warst du?"
 

"Beim Jugendamt", sagte ich nach wie vor irritiert. "Ich hatte leider meinen Termin heute vergessen und musste schnell hin, um das zu klären. Und mein Smartphone scheint blöderweise ausgerechnet heute kaputtgegangen zu sein! Aber das habe ich dir alles auf einen Zettel geschrieben und ihn mitten auf den Schreibtisch gelegt!"
 

"Oh", sagte er. "Hast du dort was erreicht?"
 

"So halb", sagte ich. "Ich konnte für morgen einen neuen Termin ausmachen. Mal sehen. Tut mir leid, dass ich so ein Chaos ausgelöst habe."
 

"Nein!", sagte Sasuke entschieden. "Wenn ich dich nicht so vereinnahmt hätte, wärst du bei dir zu Hause gewesen und hättest dran gedacht. Aber das wird sich schon regeln lassen. Sag mir bescheid, wenn du Hilfe brauchst."
 

"Ich weiß nicht, ob du mir da helfen kannst", sagte ich.
 

Er nahm mein Gesicht in seine Hände und gab mir einen Kuss.
 

"Ich würde mir schon irgendwas einfallen lassen."
 

"Aber ich verstehe nicht, wo der Zettel ist!", sagte ich, zog mich los und ging hinüber zum Schreibtisch, um zu suchen. Er war weg und war auch nicht runtergefallen.
 

Sasuke stand da und sah mir zu. "Hauptsache du bist wieder da und dir geht es gut."
 

"Mir ist es nicht egal!", sagte ich. "Das eben war mega unangenehm und ist eigentlich nur passiert, weil du den Zettel nicht bekommen hast! Der kann doch nicht einfach so verschwinden. Ich habe ihn ganz ordentlich hingelegt! Hat ihn vielleicht jemand weggenommen?"
 

"Wieso sollte das jemand tun?", fragte Sasuke und beobachtete, wie ich mich weiter suchend umsah.
 

"Ich weiß nicht...", sagte ich nachdenklich. "Bist du mit diesen Tabellen eigentlich noch weiter gekommen?"
 

Er sah mich verständnislos an. "Selbstverständlich nicht, ich war damit beschäftigt, dich zu su...." Er brach ab. "Wieso willst du das wissen?", fragte er misstrauisch.
 

"Würdest du damit morgen noch weiter machen, wenn dein Vater wieder da wäre?", fragte ich weiter.
 

"Nein, dann hätte ich was anderes zu tun und würde ihm auch nicht auf die Nase binden, dass ich deinentwegen damit nicht fertig geworden bin."
 

"Aber das ist nichts, was noch bearbeitet wird, richtig? Du gehst es nur im Nachhinein durch, oder?"
 

"Worauf willst du hinaus, Sakura?"
 

"Heißt der Mann, der dir letztens die Unterlagen gebracht hat zufällig Hibuno?", fragte ich weiter.
 

"Ja...", sagte er und runzelte die Stirn.
 

"Er sah mich vorhin aus deinem Büro kommen und ich hatte es ziemlich eilig. Vielleicht ist er danach bei dir ins Büro gegangen? Und heute auf der Toilette habe ich gehört, wie eine Frau zu ihrer Kollegin gesagt hat, Hibuno wäre nicht glücklich damit, dass du diese Unterlagen nachprüfst. Was wenn er den Zettel hat verschwinden lassen, damit du zu abgelenkt bist, um dich darauf zu konzentrieren? Immerhin stand drauf, dass mein Smartphone kaputt ist und ich nicht erreichbar sein würde. Ich weiß, das ist etwas aus der Luft gegriffen aber..."
 

"Nein!", sagte Sasuke plötzlich und verengte die Augen. "Ich kam vorhin an einer Stelle nicht weiter und bekam ständig andere Zahlen raus. Ich dachte, ich hätte etwas übersehen aber vielleicht ist da tatsächlich ein Fehler. Wenn dem so wäre, wüsste er es."
 

Ich sah ihn verblüfft an, ein bisschen verwundert, dass meine komische Theorie tatsächlich nun gar nicht so verrückt klang, wie ich selbst erst gedacht hatte.
 

"Und nun?", fragte ich verunsichert.
 

Sasuke ging zu seinem Schreibtisch hinüber und öffnete mit seinem Daumenabdruck das Fach, in dem er am Nachmittag die Unterlagen eingeschlossen hatte. Er nahm sie heraus.
 

"Ich werde das gründlich prüfen. Aber inoffiziell. Ich gehe das kopieren und nehme es mit nach Hause. Ich bin gleich zurück. Du bleibst hier und verlässt den Raum nicht."
 

"Okay", sagte ich etwas verunsichert.
 

Als er wieder kam, hielt er mir einem Stapel Zettel hin. "Tu mir den Gefallen und steck die ein, ich habe meine Schultasche im Auto gelassen."
 

Ich tat es und fühlte mich dabei so, als würde ich hoch sensible Daten klauen.
 

"Und jetzt setz dich bitte aufs Sofa und spiel mit."
 

"Was hast du vor?", fragte ich aber in diesem Moment klopfte es an der Tür.
 

"Ja?", sagte Sasuke kalt und ich staunte wieder, wie schnell er seine Ausstrahlung ändern konnte.
 

Die Tür öffnete sich und herein kam der Mann, der mich heute im Flur gegrüßt hatte.
 

"Sie haben mich rufen lassen, Mr. Uchiha?"
 

"Ja", sagte Sasuke. "Es tut mir leid, dass ich Ihren Feierabend weiter verzögere aber bitte bringen Sie diese Unterlagen zurück ins Archiv."
 

"Selbstverständlich! Sind Sie damit fertig?"
 

"Beinahe, aber das muss reichen. Meine Freundin hielt es leider heute für nötig Chaos zu veranstalten und mir meine Zeit zu stehlen."
 

Sasuke warf mir einen so überzeugend kühlen Blick zu, dass ich mich daran erinnern musste, dass er nur so tat, als wäre er verärgert.
 

"Tut mir leid", sagte ich leise.
 

"Schon gut", sagte er und es klang überzeugend genervt.
 

Er wandte sich wieder an Shibuno. "Binden Sie nicht direkt meinem Vater auf die Nase, dass sie mich abgelenkt hat!"
 

"Selbstverständlich nicht, Mr. Uchiha!" Er griff sich die Unterlagen.
 

"Das wäre alles!", sagte Sasuke und der Mann neigte höflich den Kopf und verließ mit den Unterlagen den Raum.
 

Als die Tür wieder zu war, sah Sasuke zufrieden aus.
 

"Gut gemacht, Prinzessin!"
 

Ich lächelte. "Glaubst du, wir steigern uns da in was rein?"
 

"Keine Ahnung", sagte er. "Bald weiß ich mehr. Du darfst davon zu niemandem etwas sagen."
 

"Schon klar!"
 

Er stand auf und hielt mir die Hand hin. "Gehen wir nach Hause!"
 

Ich nahm sie und er zog mich hoch. Wir fuhren mit einem Aufzug nach unten und ich umklammerte fest den Gurt meiner Tasche, damit den Kopien auch ja nichts passierte.
 

Als wir durch die Eingangshalle gingen und an dem Empfangsschalter vorbeikamen, legte Sasuke mir gerade seinen Arm um die Taille und ich sah kurz zu dem Mann hinüber, der mich eben nicht hatte nach oben lassen wollen.
 

Er starrte mich entsetzt an und wirkte fast, als hätte er nun Angst um seinen Job. Aber ich lächelte ihn freundlich an, um ihm zu zeigen, dass ich es ihm nicht übel nahm. Es war ja eigentlich verständlich, dass er nicht einfach jede dahergelaufene Person nach oben lassen konnte.
 

Sasuke folgte meinem Blick, um zu sehen, wen ich anlächelte und blieb stehen. Er sah kurz von mir zu dem Mann. "Gab es hier ein Problem?", fragte er.
 

"Nein!", sagte ich rasch.
 

"Du sollst mich nicht anlügen!"
 

Das fand ich ein ziemlich starkes Stück von ihm, wenn man bedachte, wie dreist er mich am Wochenende erst angelogen hatte.
 

Ich legte beschwichtigend die Hand an seine Wange und gab ihm einen Kuss.
 

"Bitte lass es gut sein, Sasuke."
 

"Ich überlege es mir, wenn ich noch einen bekomme!", sagte er grinsend.
 

Ich schnaubte amüsiert und küsste ihn nochmal. Er verstärkte seinen Griff um meine Taille und griff mit seiner freien Hand in meinen Nacken, während er meinen Kuss verlangend erwiderte. Aber nun wurde mir das zu viel, immerhin standen wir mitten in der Eingangshalle, auch wenn sie nun fast leer war. Ich zog mich los und er knurrte unzufrieden.
 

"Bitte!", sagte ich und schenkte ihm mein schönstes Lächeln.
 

"Na schön, ich lasse es gut sein", sagte er grinsend und griff nach meiner Hand.
 

"Wie gnädig von dir!", sagte ich sarkastisch aber lächelte dabei.
 

Wir verließen das Gebäude und in seinem Auto dachte ich wieder an morgen. Hoffentlich würde der Termin gut laufen. Ich zweifelte irgendwie daran.
 

Im Haus der Uchihas angekommen, bestellten wir Sushi, weil Sasuke meinte, er habe keine Lust zu kochen und nachdem wir zusammen gegessen hatten, lag ich eine Weile frisch geduscht in seinem Bett und telefonierte mit Sasukes Smartphone mit Hinata, während ich es irgendwie genoss, Sasuke im Bad zu hören. Es bereitete mir ein wohliges Gefühl. In seinem Zimmer fühlte ich mich tatsächlich mittlerweile irgendwie zuhause, zumindest, wenn er auch da war.
 

Hinata redete mir gut zu und meinte, dass sich das bestimmt morgen alles gut klären lassen würde, wenn ich es ruhig und vernünftig erläuterte. Und ihre Zuversicht sorgte dafür, dass ich mich etwas besser fühlte.
 

Als Sasuke aus dem Bad kam, legte ich gerade auf und sagte: "Danke!"
 

Er nahm mir das Smartphone ab, legte es auf seinen Nachtisch und kam zu mir ins Bett.
 

"Sasuke?"
 

"Hm?"
 

"Glaubst du nicht, dass du es mit deiner Sorge um mich manchmal übertreibst?"
 

"Nein", sagte er schlicht. "Das diskutiere ich nicht."
 

"Aber...", setzte ich an.
 

"Hör auf!", sagte er und zog mich zu sich. "Du hast da deine Meinung zu und ich meine. Du kannst machen, was du willst und ich mache, was ich will. Es wird nichts ändern, wenn wir deswegen jetzt streiten."
 

"Hm", sagte ich etwas unzufrieden. "Ich finde, du übertreibst!"
 

"Und ich sorge mich lieber ein paar mal zu viel als einmal zu wenig. Versuch nicht, mich zu ändern!", sagte er und umarmte mich. "Das funktioniert nicht."
 

"Dann werden wir aber deswegen immer wieder mal so aneinander geraten, wie vorhin!"
 

"Wäre das so schlimm?", fragte er und strich mir über den Rücken.
 

"Kann schon passieren, dass du dir dann ab und zu eine Ohrfeige einfängst!", sagte ich skeptisch.
 

Er lachte leise. "Schon okay, Prinzessin. Die hatte ich wohl verdient. Außerdem bist du so schwach, dass das nichtmal richtig weh getan hat!"
 

"Hey!", sagte ich empört. Er war wirklich unglaublich.
 

Er brummte schläfrig und ich kraulte seinen Nacken bis er eingeschlafen war.
 

Ich lag noch lange wach, in Gedanken bei dem Termin morgen. Kurz bevor ich einschlief, glaubte ich plötzlich, mich beinahe daran erinnert zu haben, woher ich den Mann kannte, dem Sasuke in der Gasse das Geld gegeben hatte. Dann versank ich in Träumen.

Überraschungen

Als ich aufwachte, fühlte ich mich zuerst sehr wohl unter der warmen, kuscheligen Decke. Ich schmiegte mich in das große, weiche Kissen und dann gähnte ich und streckte mich ausgiebig.
 

Dann fiel mir leider wieder ein, dass ich ja aufgeregt war wegen des Termins heute und ich setzte mich schlagartig auf.
 

"Morgen!", sagte Sasuke.
 

Er saß an seinem Schreibtisch und blickte zu mir herüber. Er war bereits angezogen.
 

Es war schon leicht hell im Zimmer, weil die Lampe an seine Schreibtischlampe an war und an einem der Fenster waren die schweren Vorhänge bereits zurückgezogen. Trotzdem kam von dort kaum Licht. Draußen war es noch halb dunkel.
 

"Guten Morgen!", sagte ich und stand langsam auf.
 

Ich ging zu Sasuke hinüber und genoss dabei den weichen Teppichboden unter meinen nackten Füßen. Ich stellte mich hinter ihn, legte die Arme um ihn und schaute über seine Schulter, um zu sehen, was er tat.
 

"Hausaufgaben", beantwortete er meine unausgesprochene Frage.
 

Stimmt. Dafür hatte er noch gar keine Zeit gehabt. Ich massierte ihm kurz die Schultern und er schloss für einen Moment die Augen. Sasukes Pensum verlangte ihm wirklich einiges an Disziplin ab. Da heute Dienstag war, würde er später auch noch Training haben und danach hatte sein Vater bestimmt wieder Aufgaben für ihn.
 

"Wie lange sitzt du hier schon?", fragte ich.
 

"Seit halb 6, ich bin aber gleich fertig."
 

Ich ließ ihn los und wollte zum Fenster gehen, um hinauszusehen. Es war wieder ein trüber, nebliger Tag. Bald würde es Winter werden.
 

Als ich mich gerade abwenden wollte, fiel sein Blick auf meinen Arm. Er griff nach meinem T-Shirt Ärmel und schob ihn hoch.
 

"Ist das von gestern?", sagte er entsetzt.
 

Ich schob seine Hand weg und zog mein T-Shirt wieder zurecht. Ich hatte gestern Abend schon bemerkt, dass ich dort wahrscheinlich einen leichten blauen Fleck bekommen würde. Der Mann hatte eben einen ganz schön festen Griff gehabt.
 

"Ist doch nicht schlimm!", sagte ich und musste beinahe lachen, weil er so schockiert aussah. "Ich bekomme einfach schnell blaue Flecken! Bitte lass es dabei bewenden und mach kein Drama daraus, ja?"
 

"Das ist meine Schuld!", sagte er.
 

"Nein!", sagte ich. "Deine Schuld ist es, dass ich am Bein einen blauen Fleck habe, der hat sogar die Form deiner Hand."
 

Nun sah er noch unzufriedener aus und ich musste doch lachen.
 

Als ich angezogen und geschminkt aus dem Bad kam, schien er fertig zu sein, denn er packte gerade seine Sachen zusammen.
 

"Ich habe die Kopien aus deiner Tasche genommen", sagte er zu mir.
 

"Oh gut!", antwortete ich und war erleichtert sie los zu sein. "Wie verfährst du damit jetzt weiter? Sagst du es seinem Vater?"
 

"Noch nicht. Erstmal muss ich Zeit finden, mir das Thema besser drauf zu schaffen, damit ich sicher sein kann, was ich tue. Und wenn ich dann einen Fehler finde, sage ich es ihm."
 

Ich stellte meine fertig gepackte Tasche mit den Übernachtungssachen neben seiner Tür ab. Unsere gemeinsamen Tage waren nun fürs erste wieder vorbei, jetzt wo seine Eltern wieder zurückkommen würden.
 

"Soll ich schon runter gehen und Kaffee und Müsli machen?", fragte ich ihn.
 

"Ja, danke! Ich packe noch meine Tasche fürs Training und rufe kurz in der Firma an, um was zu klären."
 

Also ging ich nach unten, holte fast schon routiniert zwei Kaffeetassen aus dem Schrank und stellte sie auf die Maschine. Als ich sie schließlich zu der Milch und den zwei Müslischälchen mit geschnittenem Obst auf die Fläche der Kücheninsel stellte, hörte ich, wie die Haustür aufgeschlossen wurde. Kurz darauf betrat jemand den Flur.
 

Ich hielt nervös inne und lauschte. Es hörte sich an, als ob Sasukes Eltern wieder da wären. Ich hatte gar nicht gewusst, dass sie schon so früh kommen würden.
 

Ich trat unschlüssig von einem Bein aufs andere. Sollte ich hingehen und sie begrüßen? Sie wären bestimmt überrascht und würden mich wochentags um 7 Uhr morgens nicht in ihrem Haus erwarten. Oder sollte ich hier warten, bis sie mich sahen? Aber dann wären sie auch überrascht.

Auf jeden Fall fühlte ich mich gerade wie ein Eindringling, bestimmt war es merkwürdig für sie, mich hier alleine vorzufinden, während ich ihre Küche benutzte, als wäre es meine eigene.
 

Allerdings hatte ich nun so lange gezögert, dass Mikoto Uchiha in dem hohen Türbogen erschien und überrascht stehen blieb, als sie mich erblickte. Mir war das schrecklich unangenehm.
 

"Guten Tag!", beeilte ich mich zu sagen und versuchte möglichst höflich und respektvoll zu klingen.
 

"Hallo, Sakura!", sagte sie, nachdem sie sich von ihrer Überraschung erholt zu haben schien.
 

"Sasuke kommt gleich!", sagte ich, weil ich irgendwie das Gefühl hatte, mich für meine Anwesenheit hier rechtfertigen zu müssen.
 

Fugaku Uchiha tauchte ebenfalls hinter seiner Frau auf und seine Miene verfinsterte sich, als er den Blick über mich und das Frühstück schweifen ließ.
 

Sasukes Mutter lächelte mich vornehm an und sagte: "Dem Frühstück dort nach zu schließen, hast du hier übernachtet, nicht wahr?"
 

"Ähm, ja", sagte ich verlegen und warf Sasukes Vater einen Blick zu. Er stand mit ausdrucksloser Miene da und blickte mich an.
 

"Ich hoffe, das war in Ordnung", sagte ich vorsichtig.
 

"Natürlich!", sagte Mikoto lächelnd und ging zu einem Krug, um sich ein Glas Wasser einzuschenken.
 

Ich warf wieder einen Blick zu Sasukes Vater hinüber aber er wandte sich einfach wortlos ab und ging in Richtung seines Arbeitszimmers.
 

"Ich glaube, ich trinke auch einen Kaffee!", sagte Mikoto und ich wandte mich ihr wieder zu. Sie nahm sich eine Tasse aus dem Schrank, stellte sie unter die Maschine.
 

Ich setzte mich ein wenig zögernd auf einen der Hocker und zog ein bisschen schüchtern eine der Kaffeetassen zu mir her, um meine kalten Hände daran zu wärmen und weil ich das Gefühl hatte, dass ich etwas zum festhalten brauchte.
 

Die Situation verunsicherte mich. Eigentlich hätte ich mich ihnen gegenüber normal souverän und höflich verhalten wollen aber die offensichtliche Missbilligung von Sasukes Vater machte das schwierig. Er sprach ja nichtmal mit mir.

Und zu Sasukes Mutter konnte ich auch nicht einfach völlig bedingungslos freundlich sein, wie ich es normalerweise gewesen wäre, da Sasuke so ein Problem mit seinen Eltern zu haben schien und ich das Gefühl hatte, dann irgendwie zwischen ihnen zu stehen.
 

Sasukes Mutter ging in den Flur und kam ohne ihren Mantel wieder zurück. Sie griff sich ihre Tasse von der Kaffeemaschine und nahm mir gegenüber auf einem Hocker platz.
 

Ich fühlte mich unwohl und nahm aus Verlegenheit einen Schluck aus meiner Tasse.
 

Mikoto Uchiha betrachte mich wohlwollend und fragte dann: "Hattet ihr zwei denn ein paar schöne Tage?"
 

"Ja!", sagte ich, erleichtert, dass sie die Stille gebrochen hatte. Ich hatte schon überlegt, was ich sagen sollte aber hatte das Gefühl gehabt, vorlaut zu sein, wenn ich in diesem Fall das Gespräch begann.
 

"Und wie geht es meinem Sohn so?", fragte sie weiter.
 

"Gut...glaube ich", sagte ich zögerlich. "Er spricht nicht so viel darüber, wie er sich fühlt."
 

Sie lächelte. "Ja, das hat er noch nie getan. Aber du verstehst dich trotzdem gut mit ihm?"
 

"Ja!", sagte ich und lächelte vorsichtig. "Meistens schon."
 

Ich sah auf, weil ich Sasuke die Treppe herunterkommen hörte und einen Moment später erschien er in der Küche.
 

"Hallo!", sagte er in neutralem Ton, als er seine Mutter erblickte.
 

Er stellte seine Sporttasche, meine Tasche mit den Übernachtungssachen und die Schultaschen von uns beiden neben der Tür ab.
 

"Guten Morgen, Sasuke!", sagte Mikoto freundlich aber ein wenig vorsichtig. Sie schien sich zu freuen ihn zu sehen. Aber er beachtete sie kaum.
 

Sasuke setzte sich neben mich, beugte sich zu mir hinüber und gab mir einen Kuss.
 

"Danke fürs Frühstück machen!", sagte er und zog seinen Kaffee und sein Schälchen zu sich herüber. Er schüttete Milch in sein Müsli und fing an zu essen.
 

Dieser mangelnde Austausch zwischen Sasuke und seiner Mutter machte mich irgendwie richtig fertig und ich hatte das Gefühl nun nichts mehr hinunter zu bekommen. Daher war ich fast schon erleichtert, als Mikoto aufstand, ihren Kaffee nahm und freundlich erklärte, sie wolle uns nicht weiter stören.
 

"Du solltest was essen!", sagte Sasuke zu mir, ohne mit mehr als einem kurzen Blick auf seine Mutter zu reagieren.
 

Ich warf einen Blick auf mein Schälchen und schob mir widerwillig einen Löffel in den Mund. Er hatte recht, ich würde heute meine Energie brauchen und ich würde alles besser bewältigen können, wenn ich nicht ausgehungert wäre.
 

Sasukes Mutter wollte gerade gehen, als Fugaku Uchiha wieder in die Küche kam.
 

"Ich möchte einen Kaffee", sagte er zu seiner Frau und sie stellte ihren rasch beiseite und machte sich daran, ihm einen zu machen.
 

"Guten Morgen!", sagte Fugaku zu seinem Sohn, lehnte sich an die Anrichte und betrachtete Sasuke.
 

Sasuke aß einfach weiter.
 

"Gab es irgendwelche Probleme?", fragte Fugaku, den es nicht weiter zustören schien.
 

"Nein", antwortete Sasuke.
 

Fugaku nahm seiner Frau die Tasse ab.
 

"Ich werde Sakura am Freitag mitbringen", sagte Sasuke, hob den Kopf und sah seinen Vater kühl an. Der blickte genauso zurück aber auf seiner Stirn bildete sich eine kleine Falte.
 

Ich fühlte mich, als wäre ich Luft. Wovon sprach Sasuke überhaupt?
 

"Zu der Firmenfeier?", fragte Sasukes Mutter geziert fröhlich in die Stille. Weder Sasuke noch sein Vater antworten ihr.
 

"Ähm, was?", fragte ich verwirrt. Irgendwie hatte ich das Gefühl gehabt, etwas sagen zu müssen, damit sie nicht alle vergaßen, dass ich auch noch da war. Außerdem konnte Sasuke das doch nicht einfach entscheiden.
 

Sasuke sah mich an und sagte: "Ich will, dass du mich dort hin begleitest. Ist das ein Problem?"
 

"Ähm...", sagte ich ein wenig verärgert, weil er nicht mal gefragt hatte. "Ich weiß nicht, ob ich da nicht fehl am Platz bin. Ich glaube ich hätte nichtmal was Passendes zum anziehen."
 

"Das ist absolut kein Problem!", sagte Mikoto sofort und lächelte mich an. "Ich habe ein ganzes Zimmer voll mit passenden Kleidern, Accessoires und Schuhen, die sollten alle ganz großartig an dir aussehen! Warum kommst du nicht Freitag einfach ein wenig früher vorbei und wir suchen dir etwas Hübsches raus?"
 

Ich sah sie überfordert an. "Oh! Danke! Also ich..."
 

Aber Sasuke sagte bloß: "Gut, dann wäre das entschieden!"
 

Er stand auf und sagte zu mir: "Komm, wir müssen langsam los."
 

Völlig überfordert stellte ich meine Tasse weg und erhob mich, um meine Taschen zu nehmen aber Sasuke war schneller und nahm sie alle in die Hand. Er sah mich an und nickte mit dem Kopf zum Türbogen, weil ich in den Flur gehen sollte.
 

Ich warf seinen Eltern einen Blick zu. "Auf Wiedersehen!", sagte ich höflich.
 

"Bis bald, Sakura!", sagte Mikoto freundlich. Sasukes Vater musterte mich bloß missbilligend.
 

Während wir die Jacken und Schuhe anzogen und zum Auto gingen, schwieg ich.
 

Sasuke reichte mir meine Tasche mit den Schulsachen und verstaute die andere zusammen mit seiner Sporttasche im Kofferraum. Dann stieg er zu mir ins Auto, schnallte sich an und parkte schweigend aus.
 

Ich saß da und wollte ihm eigentlich klar machen, dass er nicht einfach so über mich zu verfügen hatte aber irgendwie war mir nicht nach streiten zu Mute. Die Begegnung mit seinen Eltern und diese Stimmung die zwischen ihnen dreien herrschte, machte mich fertig. Wie konnte Sasuke das nur die ganze Zeit ertragen?
 

Er schien ebenfalls nicht reden zu wollen, also schwiegen wir die ganze Fahrt über.
 

"Du bist verärgert, nicht wahr?", fragte er, nachdem er in der Schule geparkt hatte.
 

"Etwas", sagte ich. "Und du weißt auch warum, nicht wahr?"
 

"Ja", antwortete er. "Verstehst du, weswegen ich das möchte?"
 

"Ich bin nicht sicher."
 

"Wenn ich dort mit dir auftauche, ist das eine Art offizieller Auftritt. Das zeigt der kompletten Belegschaft und allen Anwesenden, dass ich dich als Teil meiner Familie betrachte. Um sein Gesicht und den Schein zu wahren, dass alles genau so läuft, wie er es möchte, wird mein Vater dich dadurch in Zukunft zumindest in der Öffentlichkeit und vor anderen mit einem gewissen Maß an Respekt behandeln müssen. Zumindest kann er dich dann nicht mehr einfach ignorieren."
 

"Ich verstehe", sagte ich, ein wenig beschwichtigt.
 

"Danke!", sagte er. Er blickte auf die Uhr am Armaturenbrett und nahm seine Tasche. Ich tat es ihm gleich, wir stiegen aus und er schloss sein Auto ab.
 

Ich wollte in Richtung Eingang loslaufen aber er stellte sich direkt vor mich und versperrte mir den Weg.
 

"Hey", sagte er liebevoll und zog mich an der Hüfte zu sich. "Ich mag es nicht, wenn du wütend auf mich bist!"
 

Er legte die Hand in meinen Nacken und gab mir einen Kuss. Ich zog ihm den Kopf weg.
 

"Du findest es aber auch nicht so schlimm, dass du deshalb aufhören würdest, einfach zu tun, was du willst, nicht wahr?", sagte ich ein wenig unzufrieden.
 

"Korrekt, Prinzessin", sagte er mit einem verführerischen Lächeln und küsste mich nochmal. Ich wand mich aber sein Griff um meine Taille und in meinem Nacken machte es mir unmöglich ihm auszuweichen. Ich stemmte die Arme gegen seine Schultern und versuchte halbherzig ihn wegzudrücken aber er ignorierte es mal wieder.
 

"Hör auf dich zu sträuben, du kommst erst weg, wenn ich dich loslasse", murmelte er gegen meine Lippen und küsste dann meinen Hals, als es mir gelungen war meinen Kopf wegzudrehen.
 

"Hey!"
 

Sasuke ließ mich widerwillig los und wandte sich um. Naruto kam über den Parkplatz auf uns zu, vielleicht hatte sein Vater ihn hergefahren.
 

"Hör mal auf, deine Freundin so zu belästigen, Mann!", sagte Naruto, halb ärgerlich, halb amüsiert und hielt Sasuke die Hand hin.
 

Sasuke gab ein "tss" von sich und schlug ein.
 

Naruto umarmte mich, hielt mich dann an den Schultern fest und sah mir prüfend ins Gesicht. "Alles okay? Kommst du klar mit ihm?"
 

"Einigermaßen", sagte ich immer noch ein bisschen ärgerlich. "Mal besser, mal schlechter."
 

Sasuke grinste. "Komm schon, du wusstest vorher, worauf du dich eingelassen hast!"
 

Er packte Naruto an der Schulter und zog ihn von mir weg. Naruto schlug ärgerlich gegen seinen Arm und dann grinsten beide.
 

"Kümmer dich lieber um deine eigene Frau!", sagte Sasuke zu Naruto. "Seid ihr jetzt eigentlich fest zusammen?"
 

Naruto zuckte mit den Schultern. "Ich muss sie noch drauf ansprechen aber ich schätze schon."
 

"Klär das besser!", sagte Sasuke.
 

"Hab ich vor!", erwiderte Naruto und wir setzten uns in Bewegung und gingen auf den Eingang zu. "Aber gib du mir keine Beziehungstipps! Deine funktioniert mit Sicherheit nur, weil Sakura es bewundernswerterweise schafft, mit dir umzugehen!"
 

Sasuke gab Naruto einen Stoß gegen die Schulter, Naruto zahlte es ihm umgehend heim und ich ging ein Stück zur Seite, um nichts abzubekommen. Ich musste lächeln.
 

Ich ließ es zu, dass Sasuke mir den Arm um die Schultern legte, als wir durch die Gänge gingen.
 

Während der ersten Stunden dachte ich die ganze Zeit an den Termin heute Nachmittag und hatte das Gefühl, die Zeit ginge nicht vorbei. Dann passierte zweierlei, was mich ablenkte.
 

Zum einen klopfte es während einer Unterrichtsstunde an der Tür und als der Lehrer "Herein" sagte, betrat ein Mann den Raum und sagte: "Ich habe eine Lieferung für Uchiha, Sasuke. Bin ich hier richtig?"
 

Alle, der Lehrer eingeschlossen, blickten zu Sasuke. Der stand auf, ging kommentarlos zur Tür, unterschrieb etwas und nahm eine Tüte aus dunklem dicken Papier entgegen. Der Mann ging und Sasuke setzte sich einfach wieder hin, als wäre sowas völlig normal.
 

"Nun", sagte der Lehrer verärgert aber etwas resigniert. "Ich hoffe das war wichtig und die Störung wert, Mr. Uchiha! Wie wäre es, wenn Sie jetzt nach vorne kommen und die nächste Aufgabe für uns lösen?"
 

Nach der Stunde stand eine fünf Minuten Pause an und Hinata beugte sich gerade zu mir rüber, vielleicht um mich zu fragen, ob ich wusste, was Sasuke gebracht bekommen hatte, als Sasuke mit der Tüte in der Hand zu uns herüber kam.
 

Er zog einen leeren Stuhl zu sich heran, von dem ein Mitschüler gerade aufgestanden war, drehte ihn zu meinem Tisch um und setze sich.
 

"Gib mir dein Smartphone!", sagte er.
 

"Was?", fragte ich irritiert.
 

Er steckte die Hand in meine Tasche, zog es heraus und öffnete es, um die Simkarte herauszunehmen.
 

"Was hast du ... ", setzte ich an.
 

Sasuke nahm eine Schachtel aus der Tüte und nun wurde mir klar, was er vor hatte. Ich starrte ihn entsetzt an und nahm kaum wahr, dass fast die ganze Klasse uns zusah.
 

Er öffnete das neue Smartphone, setzte meine Simkarte ein, und schaltete es an, um zu sehen, ob es funktionierte. Dann holte er sein Eigenes heraus und rief an, um zu sehen, ob er mich erreichen konnte. Als es klingelte, legte er auf, sah zufrieden aus und steckte sein Smartphone wieder weg.
 

Er legte mir das neue zusammen mit dem Ladekabel auf den Tisch. Dann sah er mich an.
 

Bisher hatte ich ihn nur entsetzt anstarren können aber nun wurde ich wütend.
 

"Das ist nicht dein Ernst!", sagte ich. "Ich habe gesagt, du sollst mir keins kaufen!"
 

Er sah nicht beeindruckt aus sondern stand auf und blickte auf mich hinab.
 

"Mir ist klar, dass du das nicht wolltest aber so ne Aktion wie gestern brauchte ich nicht nochmal!", sagte er entschieden. "Ich hasse es, wenn ich dich nicht erreichen kann."
 

Er nahm die Tüte und den Verpackungsmüll, ging zum Mülleimer neben der Tür, schmiss alles hinein und setzte sich wieder auf seinen Platz ohne mich weiter zu beachten.
 

Ich starrte ihn fassungslos an. Übergriffiger ging es ja wohl nicht mehr. Immer noch beobachtete uns fast du die ganze Klasse.
 

"Ich hätte mir selbst ein Neues kaufen können!", sagte ich zornig durch den ganzen Raum.
 

Er sah mich an, hob eine Augenbraue und sagte laut durch den Raum zurück: "Mach was du möchtest, es hält dich niemand davon ab dir ein Zweites zu kaufen. Aber bis dahin kann ich dich erreichen."
 

"Da bin ich mir nicht so sicher!", fauchte ich. "Könnte sein, dass mir einfach nicht danach ist, ranzugehen, solltest du mich anrufen!"
 

Ich nahm das Smartphone und das Ladekabel und stopfte es wütend in meine Tasche. Ich wollte es nicht sehen. Bestimmt war es unglaublich teuer gewesen. So sah es zumindest aus. Und ich hatte ihm doch klar gesagt, dass er mir keines kaufen sollte. Aber er hatte sich einfach darüber hinweggesetzt und das wahrscheinlich mit voller Absicht auf eine Weise, die es mir unmöglich gemacht hatte, ihn aufzuhalten.
 

"Unglaublich!", sagte Hinata leise zu mir und warf Sasuke einen ärgerlichen Blick zu.
 

"Was geht denn bei euch ab?", fragte Kiba entgeistert uns sah zwischen uns hin und her.
 

"Was heißt 'ne Aktion wie gestern'?", fragte Shikamaru an Sasuke gewandt und sah dann mich fragend an, als Sasuke ihn ignorierte.
 

"Das würde mich auch interessieren!", sagte Naruto stirnrunzelnd zu Sasuke.
 

Das war mir so peinlich. Wieso musste das jetzt auch noch vor Publikum stattfinden?
 

In diesem Moment kam unser Klassenlehrer Kakashi Hatake herein und das bewirkte immerhin, dass ich nicht mehr von allen angestarrt wurde.
 

Allerdings hatte er direkt die zweite Sache zu verkünden, die dafür sorgte, dass ich vorerst nicht an meinen Termin dachte.
 

Und zwar eröffnete er uns, dass wir nächste Woche für fünf Tage auf Klassenfahrt gehen würden.
 

Promt brach Lärm los. Einige meiner Mitschüler schienen begeistert und andere beschwerten sich, dass das zu kurzfristig sei.
 

Kakashi ließ sich nicht davon beeindrucken und meinte, danach ständen bis Weihnachten ständig Klausuren an, sodass jetzt eben der einzig passende Moment sei. Außerdem sei niemand verpflichtet mitzufahren, wenn er einen plausibeln Grund vorbringen könnte, dass ihm das aus terminlichen Gründen nicht möglich sei.
 

Er verteilte Zettel, mit Zeitplänen und Kosten für unsere Eltern und als ich den Preis sah, war mir sofort klar, dass das Jugendamt dafür nicht im vollen Umfang aufkommen würde. Es war weit mehr, als es an staatlichen Schulen üblich war. Ich sah mich um aber das schien sonst niemanden zu beschäftigen.
 

Alle diskutieren viel mehr den Ort und andere Dinge.
 

"Was meinst du?", fragte Hinata mich. "Könnte nett werden, oder?"
 

"Jaa", sagte ich zögerlich.
 

"Wir waren da in der 7. und 9. Klasse schonmal", erzählte sie mir. "Es ist toll dort! Das wird wie Urlaub werden. Das Grundstück gehört dieser Schule, obwohl es im Ausland liegt. Wir müssen hinfliegen. Aber da wird jetzt Sommer sein!"
 

Jetzt verstand ich auch den hohen Preis. Das lag an den Flugtickets.
 

"Klingt schon toll!", sagte ich.
 

Ich brauchte einen Job und zwar sofort. Die Hälfte würde das Jugendamt vermutlich zahlen aber für den Rest würde ich sicher selbst aufkommen müssen.
 

Wo sollte ich so schnell Geld herbekommen? Hier stand, die Schule kümmerte sich nach Unterschrift der Erziehungsberechtigen um alles aber man müsste den Betrag bis spätestens zwei Wochen nach der Fahrt erstattet haben. Ich könnte mein Erspartes dafür nehmen. Das würde auf jeden Fall reichen. Aber dann hätte ich kaum noch Geld und es blieb dabei, dass ich einen Job brauchte.
 

Eigentlich hatte ich Sasuke das Geld für das blöde Smartphone zurückgeben wollen aber daraus wurde wohl vorerst nichts.
 

"Hinata?", sprach ich sie an.
 

Sie hatte ebenfalls aufmerksam das Blatt studiert und sah auf.
 

"Ich gehe gleich in der Mittagspause in die Bibliothek. Ich brauche mal einen Moment Ruhe von Sasuke und seiner Bevormundung. Du kannst aber gerne mit den andern in die Cafeteria gehen! Ich will wirklich nicht, dass du dich verpflichtet fühlst mitzukommen!"
 

"Oh doch! Das werde ich!", sagte sie entschieden. "Sonst stresst du dich nur wegen deinem Termin nachher. Ich gehe uns Kaffee und Sandwichs holen und komme dann in die Bibliothek. Du kannst gerne schon vorgehen!"
 

"Du bist echt die Beste!", sagte ich gerührt und sie lächelte und sagte: "Ich weiß!"
 

Als es klingelte, schnappte ich mir direkt meine Tasche und ging zur Tür.
 

"Ey, Sakura!", rief Kiba mir nach aber ich war schon weg.
 

Ich hatte einfach das Gefühl kurz alleine sein zu müssen. Mir war gerade alles zu viel. Die Situation mit Sasukes Familie, Sasukes Übergriffigkeit, Sasukes Geheimnisse, das Jugendamt, die Klassenfahrt, das Problem mit dem Geld. Ich wollte einfach ein paar Minuten für mich.
 

Ich ging durch den Säulengang und stellte erfreut fest, dass die Bibliothek beinahe leer war. Offenbar waren die meisten Schüler in der Cafeteria.
 

Leider saßen Neji und ein paar seiner Freunde in ein paar Sesseln und ich duckte mich schnell hinter ein Regal und ging in eine Ecke, wo sie mich nicht sehen konnten.
 

Ich hockte mich ganz hinten in der Bibliothek auf eine Sesselkante, zog das neue Smartphone heraus und betrachtete es. Es war hübsch und passte optisch perfekt zu mir.
 

Ich entsperrte es und recherchierte, was es kostete. Mir wurde schlecht. Es waren beinahe 1600 Euro. Ich hätte mir maximal eines für 500 Euro geholt. Das würde ich Sasuke niemals zurückzahlen können. Natürlich würde er das sowieso nicht wollen. Aber ich wollte mich einfach nicht so abhängig von ihm fühlen. Da tat ich teilweise sowieso schon.
 

Ich merkte, wie ich mich daran gewöhnte, dass er mich ständig herum fuhr, dass er immerzu so sehr auf mich aufpasste, dass ich es kaum noch selbst tun musste. Und das war auch angenehm. Aber es sorgte dafür, dass ich mich weniger selbstsicher und selbständig fühlte.
 

"Versteckst du dich vor mir?"
 

Ich sah erschrocken auf und erblickte Neji. Ich hatte ihn gar nicht kommen hören.
 

Er lächelte auf eine unheimliche Art. "Du bist so schön, dich kann man gar nicht übersehen! Selbst wenn du versuchst dich unsichtbar zu machen!"
 

Er kam auf mich zu und ging direkt vor mir in die Hocke. Er war mir viel zu nah.
 

Er streckte die Hand aus und nahm mir das Smartphone aus den Fingern.
 

"Oh, das ist ganz neu, da hast du dir ja was Hübsches gegönnt! Meine Tante meinte, du hättest keine Eltern mehr. Hast du soviel Geld?"
 

"Das habe ich mir nicht gekauft!" Ich riss es ihm weg und sein Lächeln wurde breiter.
 

"Ahhh", sagte er. "Es ist von Sasuke, nicht wahr? Der Sex mit dir scheint ihm ja einiges wert zu sein, bei so teuren Geschenken."
 

Ich starrte ihn an.
 

"Aber ich kann ihn verstehen. Mir wäre Sex mit dir auch einiges wert."
 

Er strich ganz sachte mit seinem Zeigefinger über mein Bein.
 

Ich schlug nach seiner Hand aber er zog seine sehr schnell weg und ich traf nicht. Er stand auf und sah auf mich herab.
 

"Du kannst mich nicht treffen oder mich verletzen, meine Hübsche!" Er grinste. "Dazu sind meine Reflexe zu gut trainiert. Aber vielleicht solltest du ein bisschen netter zu mir sein. Dann wäre ich auch weiterhin nett zu dir. Oder soll ich mir das nochmal überlegen?"
 

Er streckte die Hand aus, um mein Haar zu berühren.
 

"Neji! Was machst du da?"
 

Hinata war mit Kaffee und Sandwichs zwischen den Regalen aufgetaucht und starrte ihn völlig entgeistert an.
 

"Hallo Cousine!", sagte Neji entspannt. "Freust du dich auch so, dass wir die ganze nächste Woche gemeinsam verbringen werden?"
 

"Was?", sagte Hinata genauso entsetzt, wie ich mich gerade fühlte. Offenbar hatte auch sie nicht gewusst, dass wir mit der Parallelklasse fahren würden.
 

Nejis Grinsen wurde breiter. "Also, dann lasse ich euch zwei jetzt mal wieder alleine!"
 

Er wandte sich wieder an mich. "Wir finden sicher nächste Woche Gelegenheit unsere Unterhaltung fortzusetzen, nicht wahr, Sakura?"
 

Damit drehte er sich um und ging.
 

Hinata kam zu mir herüber und reichte mir einen Kaffee und ein Sandwich.
 

"Was wollte er?", fragte sie misstrauisch.
 

"Das Übliche!", antwortete ich möglichst unbekümmert. In Wahrheit machte ich mir Sorgen. Waren das alles nur blöde Sprüche oder war Neji gefährlich?
 

"Danke!", sagte ich und hob den Kaffee leicht an. "Ich revanchiere mich morgen!"
 

Sie winkte ab. "Sasuke lässt dir übrigens ausrichten, dass du ruhig solange wütend sein kannst, wie du möchtest und er werde einfach warten, bis du dich abgeregt hast."
 

"Wie gnädig von ihm!", sagte ich sarkastisch und Hinata lachte.
 

"Sowas macht er öfter, oder?"
 

"Ja. Ich hab ihn echt gern aber ich brauche kurz eine Pause von ihm. Wenn ich ihn um mich habe, bin ich kaum noch fähig selbst zu handeln, weil ich nur noch damit beschäftigt bin auf seine Aktionen zu reagieren. Können wir einfach über was anderes reden fürs Erste? Über dich und Naruto?"
 

Und das taten wir auch und am Ende der Pause war ich wieder besser gelaunt.
 

Als wir vor dem Klassenraum wieder auf die anderen trafen, verhielten sich alle völlig normal und scherzten wie üblich herum. Nur, dass Sasuke mich tatsächlich in Ruhe ließ und sich nicht weiter mit mir beschäftigte.
 

Die letzten beiden Stunden gingen viel zu schnell vorbei und ich sah alle paar Minuten auf die Uhr.
 

Als wir schließlich alle auf dem Parkplatz standen, um uns zu verabschieden, war ich wieder nervös wegen des Termins.
 

"Ich brauche noch meine Tasche aus dem Auto", sagte ich zu Sasuke.
 

Er sah mich an und die anderen ebenfalls.
 

"Lass mich dich fahren!", sagte er sanft.
 

"Ich fahre Bus!"
 

"Du musst ein ganzes Stück laufen und die Tasche ist schwer!"
 

Das war mir bewusst. Und ich hatte auch vor, die Wohnung noch ordentlich sauber zu machen. Also war es eigentlich besser wenn er mich fuhr.
 

"Komm schon!", sagte er. "Es ist doch egal, ob du im Bus oder im Auto sauer auf mich bist!"
 

Kiba lachte unbekümmert. "Sieht aus, als hättest du es echt übertrieben, Mann!"
 

"Okay", sagte ich schließlich. Er wirkte ein kleines bisschen erleichtert.
 

Shikamaru entging das nicht und er grinste.
 

"Da hast du aber Glück gehabt, was Sasuke?"
 

Sasuke warf ihm einen bösen Blick zu.
 

Naruto klopfte mir auf die Schulter. "Keine Sorge Sakura, wir kennen es alle, dass man manchmal ein paar Minuten Ruhe vor ihm braucht."
 

Das brachte mich zum Lächeln und Sasuke schnaubte.
 

"Wir sollten ihn nicht zu sehr verärgern!", gab Kiba grinsend zu bedenken. "Wir brauchen ihn! Ich bin mir sicher Neji würde mich umbringen, wenn Sasuke nicht wäre."
 

"Bilde dir nicht ein, dass ich mich groß bemühen würde, das zu verhindern!", sagte Sasuke und ging auf sein Auto zu.
 

"Ich hab dich auch lieb, du Arsch!", rief Kiba ihm nach.
 

"Schon besser!", sagte Shikamaru, als er mein Lächeln sah und umarmte mich zum Abschied. Ich verabschiedete mich auch von den anderen und lief Sasuke nach.
 

Er saß schon im Auto und ich stieg ebenfalls ein.
 

"Ich werde mich nicht entschuldigen!", sagte er, als ich die Tür geschlossen und mich angeschnallt hatte. "Aber ich verstehe, warum du dich ärgerst."
 

"Okay", sagte ich.
 

"Wirst du mir bald wieder verzeihen?"
 

"Ja."
 

"Gut." Er parkte aus und fuhr los.
 

Wir schwiegen ein paar Minuten.
 

Er sah kurz zu mir hinüber. "Es war kein Geschenk im eigentlichen Sinne. Ich habe nur in meinen Seelenfrieden investiert, können wir uns darauf einigen?"
 

"Okay", sagte ich und lächelte leicht. Das fühlte sich tatsächlich etwas besser an.
 

Als wir da waren, stieg er aus und holte meine Tasche aus dem Kofferraum. "Ich trage sie dir hoch."
 

"Nein, das mache ich selbst." Ich streckte die Hand danach aus und er gab sie mir.
 

"Viel Erfolg beim Training."
 

"Viel Erfolg bei deinem Termin!"
 

Einen Moment standen wir etwas unschlüssig voreinander. Dann machte er einen Schritt auf mich zu, sodass er nun ganz dicht vor mir stand und ich seine Körperwärme fühlen konnte.
 

Ich sah auf seine Brust, weil ich seinem Blick ausweichen wollte. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich schon so besänftigt war, dass ich wollte, dass er mich berührte.
 

Er hob schließlich langsam seine Hand, legte vorsichtig den Arm um mich und drückte mich an sich. So hielt er mich einen Moment.
 

"Ich liebe dich, Sakura!", sagte er leise und mein Herz machte einen kleinen freudigen Hüpfer.
 

Dann ließ er mich los, drehte sich um und ging zu seinem Auto, ohne sich nochmal umzusehen. Er stieg ein, und fuhr weg. Und ich stand einen Moment da und sah ihm nach.
 

Dann hob ich mir die Tasche auf die Schulter und kämpfte mich damit nach oben.
 

Ich räumte auf und putzte gründlich die Wohnung. Ich warf die Kondompackung weg, die leider wirklich mitten auf dem Boden gelegen hatte und brachte den Müll runter.
 

Um zwanzig nach drei war ich fertig und fühlte mich einigermaßen bereit.
 

Und das war offenbar keine Minute zu früh, denn es klopfte an der Tür.
 

Ich wappnete mich einen Moment und ging dann entschlossen hin, um zu öffnen.
 

Doch es war nicht meine Betreuerin, die vor der Tür stand.
 

Es war Sasukes Vater.

Probleme und Lösungen

Im ersten Moment dachte ich an Sasuke. Sasuke, dem etwas passiert wäre. Sasuke, der einen Unfall gehabt hätte.
 

Aber das war quatsch. Unmöglich. Sasuke war gerade erst zum Training gefahren. Und überhaupt, warum sollte sein Vater dann zu mir kommen und mich darüber informieren? Das war nur eine lächerliche Angst gewesen. Aber was konnte er hier wollen?
 

In den paar Sekunden, in denen ich diese Gedanken hatte, starrte ich ihn nur an.
 

"Wir werden uns nun unterhalten, junge Dame", sagte Fugaku und seine Stimme klang wie Eis.
 

Sofort dachte ich, dass ich es im Grunde gar nicht so schlecht fand, dass er normalerweise nicht mit mir sprach.
 

"Sie werden mich jetzt für ein paar Minuten eintreten lassen."
 

Er sagte es auf eine Art, die es mir unmöglich erscheinen ließ, zu widersprechen. Und natürlich wollte ich das auch nicht. Ich wollte mich ja mit ihm verstehen, damit ich mit Sasuke zusammen sein konnte.
 

Weil ich immer noch zu überrumpelt von seinem Auftauchen war, sagte ich nichts und trat einfach zur Seite, um ihn einzulassen.
 

Er schritt entschlossen in meine kleine Wohnung und setzte sich ungefragt mitten auf mein Sofa.
 

"Möchten Sie vielleicht etwas trinken...?", setzte ich an aber er unterbrach mich.
 

"Setzen Sie sich."
 

Also kniete ich mich ihm gegenüber auf ein Kissen vor meinem Sofatisch und sah ihn an. Er machte mir Angst.
 

"Was wollen Sie von meinem Sohn?", fragte er kalt, kaum dass ich saß.
 

"Ich...was?", ich konnte ihn nur verwirrt anblicken. Was sollte das werden?
 

"Beantworten Sie meine Frage!"
 

"Ich will überhaupt nichts von ihm. Ich mag ihn und möchte Zeit mit ihm verbringen."
 

"Nun, ich will nicht, dass Sie Zeit mit ihm verbringen."
 

Er nahm ein Papier aus der schwarzen Mappe, die er unter dem Arm gehabt hatte und legte es mir zugewandt auf den Tisch. Daneben legte er einen Stift.
 

Ich blickte kurz darauf und sah ihn dann verständnislos an.
 

"Ich möchte, dass Sie das unterschreiben", sagte er. "Damit erklären Sie sich einverstanden, Ihr Verhältnis umgehend zu beenden und sich ihm in Zukunft nicht mehr zu nähern."
 

Ich starrte ihn entsetzt an.
 

"Und warum sollte ich...", setzte ich an aber er legte einen Scheck neben den Vertag.
 

"Dafür bekommen Sie die Summe von 500.000 Euro. Und zwar sofort. Das ist mehr, als für Sie jemals drinnen sein wird, selbst wenn Sie es schaffen, dass er Sie heiraten möchte. Es gibt Eheverträge. Und Sie werden dann keinen Cent bekommen."
 

Ich konnte nicht glauben, was hier gerade passierte. Mir war plötzlich leicht schwindelig.
 

Ich öffnete den Mund, ohne recht zu wissen, was ich sagen sollte.
 

"Ich habe mich über Sie informiert", fuhr er fort. "Sie sind ganz alleine und arm. Das ist ihre Chance, was aus ihrem Leben zu machen."
 

Ich hatte meine Sprache endlich wieder gefunden. Ich blickte auf den Vertrag und den Scheck und sah dann wieder ihn an.
 

"Nein", sagte ich ganz leise.
 

"Wie bitte?", fragte er und verengte die Augen wie Sasuke es immer tat.
 

"Das kann ich nicht tun. Ich mag ihren Sohn wirklich. Und ich glaube, er ist glücklicher, seit er mich hat. Ich will nicht gehen. Ihm zuliebe nicht und mir zuliebe nicht. Können Sie das denn nicht verstehen?"
 

Er sah mich verächtlich an.
 

"Ich dachte, Sie wären ein bisschen weniger dumm und naiv!", sagte er und seine Stimme triefte vor Verachtung.
 

"Können Sie sich denn gar nicht für Sasuke freuen?", fragte ich vorsichtig.
 

"Sie denken also, Sie wären gut für meinen Sohn? Sie haben in der Vergangenheit gestohlen, Sie wurden mehrfach angezeigt, sie haben eine Vergangenheit mit Drogen und Alkohol. Glauben Sie wirklich, dass ist angemessen für eine Frau an Sasukes Seite? Noch dazu haben Sie weder einen guten Namen, noch eine Familie, noch Geld. Glauben Sie, damit täten Sie ihm einen Gefallen? Glauben Sie, Ihre Vergangenheit wird sich verheimlichen lassen? Wenn Sie zusammen bleiben, werden Sie auf gewisse Weise in der Öffentlichkeit stehen. Man wird sich für Sie interessieren."
 

Ich sah auf meine Hände. Wenn er es so sagte, klang es viel schrecklicher, als es eigentlich gewesen war. Ich hatte einmal ein Shirt und einmal was zu essen geklaut. Und angezeigt worden war ich, weil mein Freund sein ganzes Gras bei mir versteckt hatte.
 

"Darauf bin ich nicht stolz. Aber es ging mir nicht gut und ich brauchte damals Hilfe. Diese Phase habe ich überwunden, das verspreche ich Ihnen."
 

Ich sah wieder zu ihm auf. "Ich werde Sasuke diesbezüglich in keiner Weise negativ beeinflussen. Aber ich habe ihm das bereits erzählt. Er weiß davon und es ist ihm egal. Können Sie mir denn nicht eine Chance geben, Mr. Uchiha?"
 

"Selbstverständlich ist es ihm egal!", sagte er kalt und verächtlich. "Ihre Vorzüge sind offensichtlich und für einen Mann in seinem Alter wichtiger als alles andere!"
 

Ich musste mich sehr bemühen, ruhig zu bleiben. Trotzdem klang meine Stimme kühl, als ich antwortete.
 

"Ich glaube nicht, dass das alles ist, was ihn an mir interessiert. Ich glaube, Sie kennen Ihren Sohn nicht so gut, wie Sie vielleicht denken. Vielleicht bin ich nicht unter allen Gesichtspunkten gut für ihn. Aber sind Sie das? Machen Sie denn immer alles richtig?"
 

Er sah mich an, als könnte er nicht fassen, was er gerade gehört hatte.
 

Ich konnte ihn überhaupt nicht einschätzen aber es war mir egal, was er mir antun könnte oder wie gefährlich es war, ihm zu widersprechen. Es war mir egal, ob er mir mein komplettes Leben ruinieren würde. Und das konnte er wahrscheinlich problemlos, wenn er meinen Wohnort und all diese Details über mich herausfinden konnte. Eines war mir jedoch nicht egal. Ich blickte ihm fest in die Augen und es kostete mich allen Mut und alle Überwindung, die ich aufbringen konnte.
 

"Ich glaube, Sasuke leidet. Er spricht nicht darüber aber ich fühle es. Ich weiß nicht genau warum aber das ist zumindest zum Teil Ihre Schuld. Und ich glaube, wenn ich bei ihm bin, leidet er weniger. Ich glaube, dass er dann ein wenig glücklich sein kann. Und deshalb werde ich bei ihm bleiben. Ganz egal, was Sie mir androhen oder mir versprechen und ganz egal, was in Zukunft daraus wird oder nicht wird. Ich weiß, wie es ist so zu leiden und solange ich es für ihn nur ein wenig besser machen kann, werde ich bleiben."
 

Er sah mich eine Weile ausdruckslos an und ich saß da, mit klopfendem Herzen und hatte Angst vor ihm. Trotzdem war ich mir sicher, das Richtige zu tun.
 

Er stand auf und ich erhob mich ebenfalls rasch. Er steckte den Vertrag wieder in seine Mappe, nahm den Scheck an sich, zog seinen Geldbeutel heraus und verstaute ihn darin.
 

Dann schritt er ohne ein weiteres Wort zur Tür, öffnete sie und ging.
 

Keine Sekunde später trat meine Betreuerin ein.
 

"Wer war das?", fragte Sie entgeistert und schloss die Tür.
 

"Hallo!", sagte ich. "Ach, nicht so wichtig!" Ich wusste wirklich nicht, wie ich ihr das jetzt auch noch hätte erklären sollen. Wahrscheinlich würde es klingen, als hätte ich mir das alles ausgedacht.
 

"Nicht so wichtig?", fragte sie aufbrausend und ihre Stimme klang schrill.
 

Sie klatschte ihre Mappe mit Unterlagen auf meinen Tisch und setze sich wie Fugaku eben mitten auf das Sofa. Ich nahm also wieder auf dem Kissen platz.
 

"Ein fremder Mann, der viel zu alt für dich ist und gerade seinen Geldbeutel einsteckt, nachdem er deine Wohnung verlässt, soll mich also nicht interessieren?"
 

Ich starrte sie verwirrt an. Was wollten denn bloß alle von mir?
 

"Ich war gestern in deiner Wohnung!", fuhr sie fort. "Du hast hier Sex gehabt!"
 

Sie beugte sich vor und zog ruppig meinen Ärmel hoch.
 

"Und was ist das?", fragte sie entgeistert und sah sich den blauen Fleck an meinem Oberarm an. Ich wünschte inständig, ich hätte nicht den Pullover ausgezogen, als mir beim Putzen zu warm wurde.
 

"Und wo hast du das Geld hier für plötzlich her?", fragte sie immer hysterischer und nahm das neue Smartphone vom Tisch.
 

Ich öffnete den Mund, um anzufangen, etwas zu erklären aber sie ließ mich gar nicht zu Wort kommen.
 

"Ich habe gestern auch einen Nachbarn befragt, der erzählte mir von einem aggressiven Typen, der hier ein und aus geht!"
 

Wie konnte Sie nur alles so falsch verstehen? Ich öffnete wieder den Mund, um etwas zu sagen aber sie ließ es immer noch nicht zu.
 

"Sakura!", sagte sie und ihre Stimme zitterte nur so vor Entrüstung. "Schläfst du in dieser Wohnung mit Männern und lässt dich dafür bezahlen und beschenken?"
 

"Nein!", sagte ich sehr laut.
 

Dann versuchte ich schnell mich wieder in den Griff zu bekommen.
 

"Bitte, Sie verstehen das alles ganz falsch. Ich verstehe, dass das etwas merkwürdig aussieht aber bitte hören Sie mir in Ruhe zu. Ich kann alles erklären! Ich will das hier nicht verlieren! Ich gebe mir wirklich Mühe!"
 

"Da hast du aber eine Menge zu erklären!", schnaufte sie. "Dann fang mal an und ich werde sehen, wie mir das gefällt!"
 

"Danke!", sagte ich respektvoll, obwohl es mir schwer viel.
 

"Dafür ist es noch zu früh!", sagte sie. "Fang an!"
 

Ich holte einmal tief Luft, um mich zu beruhigen.
 

"Eigentlich läuft alles sehr gut", begann ich und ich ignorierte, dass sie ungläubig schnaubte.
 

"Ich bin gut in der Schule und habe keine Verweise. Und ich koche und esse ordentlich und halte die Wohnung in Ordnung. Ich schlafe geregelt und ich werde bald anfangen mit der Bewerbung um das Stipendium fürs Studium. Ich habe Freunde und ich bin sehr glücklich mit allem hier. Ich gehe mit meinen Freunden aus am Wochenende aber ich trinke nie mehr als zwei oder drei Bier und ich schwöre ich habe nicht geraucht oder Drogen genommen! Ich benehme mich wirklich vorbildlich. Außer in einem Punkt. Ich habe letztes Mal nicht erzählt, dass der schwarzhaarige junge Mann, der mich mal besucht hat, als Sie hier waren, nicht nur ein Freund ist, sondern wir gehen miteinander. Ganz streng genommen war das aber auch keine Lüge, weil da waren wir noch nicht so richtig zusammen."
 

Ich blickte auf meine Hände.
 

"Und ich weiß, das darf ich eigentlich nicht, aber wir haben miteinander geschlafen. Aber ich bin doch fast achtzehn und er ist mein fester Freund und wir haben auch gründlich auf Verhütung geachtet!"
 

Ich sah sie wieder an. Ihr Gesicht ließ nicht erkennen, was sie dachte. Also fuhr ich fort.
 

"Ich war das ganze Wochenende bei ihm zuhause und am Montag nach der Schule war ich auch noch bei ihm. Ich war glücklich und abgelenkt und habe leider den Termin vergessen. Das tut mir wirklich sehr sehr leid aber sowas kann doch mal passieren, oder?"
 

"Du warst nicht erreichbar!", sagte sie streng.
 

"Ich weiß!", beeilte ich mich zu sagen. "Leider ist mein Smartphone ausgerechnet an dem Tag kaputt gegangen. Sehen Sie?"
 

Ich zeigte ihr, dass es sich nicht mehr einschalten ließ und ich daher auch nicht rechtzeitig an ihre Nummer hatte kommen können.
 

"Ich habe ja versucht Sie zu kontaktieren und bin auch sofort zum Jugendamt, um mich zu entschuldigen und um dort um diesen neuen Termin zu bitten."
 

"Wo hast du das neue Smartphone her?", fragte sie und deutete darauf.
 

"Ich habe es heute von Sasuke, so heißt mein Freund, bekommen."
 

Du willst mir also erzählen, ein Schüler schenkt seiner Freundin einfach mal so ein Smartphone für 1600 Euro", sagte sie kalt. "Zufällig weiß ich ganz genau, dass es so viel kostet, weil ich es mir neulich erst angeschaut habe."
 

"Ich weiß, das klingt komisch!", sagte ich rasch. "Aber er ist ziemlich reich."
 

"Er ist also reich", sagte sie trocken und ich merkte, dass sie mir nicht glaubte. "Trotzdem ein sehr teures Geschenk. Was wollte er dafür von dir?"
 

"Nichts!", sagte ich rasch. "Er übertreibt es einfach manchmal!"
 

"Was ist mit dem Bluterguss an deinem Arm?"
 

"Oh, das war ein Missverständnis. Als ich beim Jugendamt war und Sasuke mich wegen des kaputten Smartphones nicht erreichen konnte, war er besorgt. Wir waren in der Firma seines Vaters und er hat wohl den Security Leuten gesagt, wenn sie mich finden, sollen sie mich zu ihm bringen. Und einer hat mich etwas übereifrig am Arm gegriffen. Aber ich bekomme sehr schnell blaue Flecken."
 

"Wer war der Mann eben?"
 

"Das war Sasukes Vater. Er wollte mit mir reden. Er hätte lieber eine andere Freundin für seinen Sohn, er denkt, ich wäre nur hinter Geld her."
 

"Und was sagst du zu der Aussage des Nachbarn?", fragte sie mit hoch gezogenen Augenbrauen.
 

"Naja, der mag Sasuke nicht besonders. Sie sind etwas aneinander geraten, weil mein Nachbar mir ein bisschen auf die Pelle gerückt ist. Und dann hat Sasuke ihm gesagt, dass er mich ihn Ruhe lassen soll."
 

Sie sah mich einen langen Moment an.
 

"Tja, meine Liebe!", sagte sie. Das klingt alles ein bisschen nach einem schönen Märchen und nicht nach der Realität. Vielleicht hättest du dir ein paar klügere Lügen einfallen lassen sollen!"
 

"Aber ich lüge nicht!", sagte ich verzweifelt. "Das ist die Wahrheit!"
 

Sie sah mich weiter streng an. "Also ich weiß nur mit Sicherheit, dass du mit mindestens einem Mann geschlafen hast, obwohl abgemacht war, dass du das nicht tust."
 

"Aber das ist doch in meinem Alter gar nicht unnormal!", sagte ich flehentlich. "Und wir sind auch wirklich verantwortungsbewusst! Er ist sehr nett zu mir. Er ist in meiner Klasse und auch in meinem Freundeskreis, so haben wir uns kennengelernt. Und ich finde ja auch, dass er es übertrieben hat, mit dem neuen Smartphone aber was sollte ich denn machen?"
 

Mir kam eine Idee und ich nahm rasch das Smartphone vom Tisch und gab bei Google "Sasuke Uchiha" ein.
 

Ich hielt es ihr hin. "Sehen Sie, das hier ist er. Sie haben ihn doch schon gesehen. Und dort auf dem Foto ist auch sein Vater. Das ist wie gesagt der Mann, der gerade hier war. Erkennen Sie sie?"
 

Sie sah sich gründlich ein paar Bilder an und las dann ein paar Artikel.
 

"Ja", sagte sie langsam. "Das sind wirklich die beiden, die ich hier gesehen habe. Und diese Familie scheint tatsächlich sehr reich zu sein."
 

"Bestimmt kann ich Sasuke bitten, beim nächsten Termin dabei zu sein!", schlug ich vor. "Dann kann er Ihnen alles bestätigen, was ich erzählt habe."
 

Ich zögerte. "Naja, er weiß nicht, dass sein Vater eben hier war, das wollte ich ihm eigentlich nicht sagen. Ich will nicht, dass sie meinentwegen streiten, verstehen Sie?"
 

Sie musterte mich lange und schien zu überlegen.
 

"Ich werde bei der Schule nachfragen, wie du dich machst!", sagte sie.
 

"Okay!", sagte ich, unglaublich erleichtert, weil das klang, als würde ich davon kommen.
 

"Oh!", sagte ich, weil mir die Klassenfahrt einfiel. Ich holte rasch den Zettel und legte ihn ihr hin. Sie las alles durch und erklärte mir dann wie erwartet, dass es einen Höchstbetrag für Förderung von Schulausflügen gebe und sie mir nur die Hälfte zusagen könnte. Aber ich konnte sie überreden, dass ich mir einen Job suchen durfte, sie unterschrieb auch den Zettel für die Klassenfahrt und sagte mir, sie würde das Geld für mich beantragen und ich würde es bis nächste Woche bekommen. Ich fühlte mich unendlich erleichtert.
 

"Nun Sakura, das klingt ja alles sehr abenteuerlich aber du scheinst tatsächlich die Wahrheit zu sagen. Solange ich mich darauf verlassen kann, dass du nicht schwanger wirst, ist das auch mit dem Freund in Ordnung. Aber ich erwarte, dass du dich nach wie vor zuverlässig um alles kümmerst. Und ich möchte, diesen Sasuke nochmal kennenlernen. Immerhin habe ich die Verantwortung für dich. Könnt ihr morgen zusammen im Amt vorbeikommen? Ich bin den ganzen Tag dort im Büro."
 

"Muss das sein?", fragte ich verlegen. "Es ist so peinlich ihn darum zu bitten und er hat immer so viel zu tun!"
 

"Ja, das muss sein!", sagte sie streng. "Alleine schon, damit ich sehen kann, ob er nur auf Sex aus ist und dich ausnutzt. Wenn er an einer richtigen Beziehung interessiert ist, wie du behauptest, wird er sich die Mühe wohl machen können."
 

"Okay, ich werde ihn fragen!", sagte ich resigniert.
 

Sie fragte noch nach meinen Panikattacken und ich versicherte ihr, dass ich alles im Griff hatte, was auch stimmte.
 

Nachdem sie endlich gegangen war, fühlte ich mich unglaublich erschöpft und zittrig. Ich legte mich auf den Boden und sah an die Decke.
 

Alles war gut gegangen. Ich musste nur Sasuke bitten, morgen nach der Schule mit mir zum Jugendamt zu fahren. Hoffentlich hatte er Zeit. Und ich musste schnell einen Job finden.
 

Aber die Sache mit Sasukes Vater bereitete mir Sorgen. Wie würde er sich nun weiter verhalten? Hasste er mich jetzt noch mehr? Und sollte ich Sasuke wirklich nichts davon erzählen? Wenn er es herausfinden sollte, würde er unglaublich wütend sein. Aber er verabscheute seine Eltern ohnehin schon so sehr und auch wenn er es nicht zeigen würde, wäre er bestimmt verletzt, dass sein Vater versucht hatte, ihn so zu hintergehen. Und ich wollte ihm diese Verletzung unbedingt ersparen.
 

Ich richtete mich auf und nahm das Smartphone in die Hand. Ob Sasuke noch im Training war? Mittlerweile war es halb fünf.
 

Ich öffnete seinen Kontakt und ließ den Finger über dem Anrufsymbol schweben. Dann drückte ich darauf.
 

Es klingelte lange und ich wollte gerade wieder auflegen, als er ran ging.
 

"Hey!"
 

"Hallo Sasuke!", sagte ich. "Hast du kurz Zeit?"
 

"Klar! Wie lief dein Termin?"
 

"Ganz gut. Sie hat aber den blauen Fleck und das neue Smartphone gesehen und der Nachbar hat schlecht über dich geredet bei ihr, sodass sie ziemlich skeptisch war. Und sie hat die Packung vom Kondom gefunden. Aber das konnte ich alles erklären und sie hat es einigermaßen akzeptiert. Nur will sie, dass wir morgen bei ihr im Büro vorbeikommen, damit sie dich kurz kennenlernen kann. Ich hab ihr gesagt, dass sie dich ja schon gesehen hat aber sie will offenbar prüfen, ob ich dir die Umstände wert bin, indem sie das verlangt."
 

"Okay, das klingt doch gut!", sagte er. "Dann fahren wir morgen nach der Schule dort vorbei. Ich muss in die Firma aber ich sage meinem Vater, dass ich später komme."
 

"Tut mir leid!", sagte ich verlegen. Seinem Vater würde das überhaupt nicht gefallen.
 

"Muss es nicht. Ich hab dir das ja mit eingebrockt."
 

"Du bist toll!", sagte ich leise und lächelte.
 

"Bist du noch wütend auf mich?", fragte er.
 

"Nein, gar nicht."
 

"Kann ich vorbeikommen?"
 

"Ja", flüsterte ich glücklich.
 

"Gut! Ich bin gerade mit dem Training fertig geworden und war am Duschen. Ich fahre gleich los."
 

Als er ankam, fiel ich ihm um den Hals. Ich war so erleichtert und der Besuch seines Vaters hatte mir nochmal ganz klar gemacht, wie wichtig mir Sasuke war. Und obwohl ich das vorhin in meiner Aufregung gar nicht in vollem Ausmaß hatte wahrnehmen können, war ich unglaublich glücklich, dass er mir gesagt hatte, dass er mich liebte. Er schien erleichtert zu sein, dass ich wieder normal war.
 

Wir schliefen miteinander und er war sanfter und zärtlicher als sonst, vielleicht weil er mich noch vorsichtig behandelte, da er nicht riskieren wollte, dass ich mich wieder über ihn ärgerte. Danach lagen wir eine Weile da und genossen unser Glück.
 

Schließlich rief sein Vater verärgert an, weil Sasuke nicht wie versprochen aufgetaucht war. Aber Sasuke meinte, damit würde er schon zurechtkommen.
 

Als er weg war, rief ich Hinata an und erzählte ihr von allem, außer von dem Besuch von Sasukes Vater. Ich fand, wenn ich es Sasuke verheimlichte, dürfte ich es dann erst recht nicht jemand anderem erzählen. Die Ausnahme, die ich bei meiner Betreuerin gemacht hatte, war mir schon nicht recht aber da hatte ich keine Wahl gehabt, weil ich mich plausibel hatte erklären müssen, alleine schon, um sicherzustellen, dass sie nichts ausplauderte, wenn sie Sasuke sah.
 

Er holte mich am nächsten Morgen zur Schule ab und da wir gestern nicht darüber gesprochen hatten und Neji wohl nicht beim Training gewesen war und es ihm hatte auf die Nase binden können, war es neu für ihn, dass wir mit der Parallelklasse zusammen wegfahren würden. Es schien Sasuke überhaupt nicht zu gefallen.
 

Natürlich erzählte ich ihm nichts von Neji und seinem Verhalten in der Bibliothek, obwohl ich mich damit nach wie vor unwohl fühlte. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass Sasuke ausrasten und etwas Dummes tun würde und ich wollte einfach nicht der Grund dafür sein.
 

In der Schule berichtete ich Hinata von meinem Plan nachher in der Stadt in ein paar Cafés nachzufragen, ob ich irgendwo ein paar Stunden pro Woche als Bedienung arbeiten könnte und sie schlug vor, mitzukommen, einfach damit wir ein bisschen Zeit miteinander verbringen konnten. Also verabredete ich mich mit ihr und freute mich nun sogar auf den Nachmittag.
 

Sasuke hingegen gefiel das mit dem Nebenjob überhaupt nicht, als ich ihm auf der Fahrt zum Jugendamt davon erzählte.
 

Nun saß er wütend und mit verschränkten Armen neben mir im Wartebereich, während wir abwarteten, bis die Nummer an der Reihe war, die ich gezogen hatte. Er starrte verärgert gerade aus.
 

Genauso wie sein Auto auf dem Parkplatz, wirkte er hier drinnen unglaublich fehl am Platz mit seinen teuren Klamotten und seiner unübersehbaren Selbstsicherheit.
 

Ich nahm deutlich wahr, dass uns alle Wartenden beobachteten und unserem Gespräch folgten, obwohl ich versuchte, leise zu sprechen. Sasuke schien das entweder nicht aufzufallen oder es war ihm schlicht egal.
 

"Ich kann dir das Geld doch einfach geben, ich verstehe nicht, wo da das Problem ist!", zischte er.
 

Die vorsichtige und umsichtige Behandlung, die er mir gestern Nachmittag noch hatte zukommen lassen, als er wollte, dass ich nicht mehr wütend auf ihn war, hatte er wieder komplett abgelegt.
 

"Ich möchte aber gerne mein eigenes Geld haben. Kannst du denn nicht verstehen, dass ich nicht so von dir abhängig sein möchte?", antwortete ich leise.
 

"Nein", sagte er kalt.
 

"Sasuke, sieh mal. Es ist doch besser für unsere Beziehung, wenn du sicher sein kannst, dass ich bei dir bin, weil ich es möchte und nicht, weil ich dich irgendwie brauche oder ohne dich nicht zurechtkomme. Ich weiß zu schätzen, was ich durch dich alles genießen kann aber ich darf mich doch nicht komplett daran gewöhnen. Dann kriege ich irgendwann nichts mehr alleine auf die Reihe!"
 

Er schnaubte verächtlich. "Du kannst dich aber daran gewöhnen, du wirst nie mehr was alleine auf die Reihe kriegen müssen."
 

Ich musste lächeln. Irgendwie klang das gleichzeitig wie ein Liebesversprechen und eine Drohung.
 

"Deine guten Absichten in allen Ehren aber das kann man nie wissen!"
 

"Ich besorge dir einen Job bei mir in der Firma!", sagte er.
 

"Nein!", sagte ich entschieden. "Das macht doch dann auch keinen großen Unterschied und ich fühle mich trotzdem abhängig von dir."
 

"Tu einfach, was ich dir sage!", sagte er wütend. Eine alte Frau starrte ihn empört an.
 

"Nein, sicher nicht! Finde du dich einfach damit ab! Es gefällt dir doch bloß nicht, dass mich dann jemand anflirten könnte und du das nicht kontrollieren kannst! Meinen Nachbarn und den Typen im Waschsalon hast du eingeschüchtert, in der Schule, auf Partys und in Clubs bist du ständig bei mir, du lässt mich nichtmal mehr alleine Bus oder U-Bahn fahren, wenn du es irgendwie verhindern kannst und du übertreibst völlig, weil mein Smartphone mal einen Tag kaputt ist. Du willst bloß nicht, dass es einen Bereich in meinem Leben gibt, den du nicht überwachen kannst."
 

Er sagte nichts und starrte weiter mit verschränkten Armen auf den Boden vor sich. Der Muskel an seinem Kiefer zuckte.
 

Ich versuchte die mehr oder weniger offensichtlichen Zuhörer zu ignorieren und strich ihm über seinen Oberarm.
 

"Bitte Sasuke, finde dich einfach damit ab. Ich werde meine eigenen Entscheidungen treffen."
 

Er schwieg.
 

Ich küsste ihn auf die Wange.
 

Dann sagte er schlecht gelaunt und immer noch stur gerade aus starrend: "Aber nur in einem Café. Nicht in einer Bar oder einem Restaurant, wo Leute Alkohol trinken. Nur irgendwo, wo um 18 Uhr Feierabend ist und du nicht spät alleine nach Hause gehen musst!"
 

Ich lächelte. "Ja, das war sowieso mein Plan. Daher kannst du dich darauf verlassen. Allerdings nicht, weil du mir das erlaubst, sondern, weil ich das ohnehin so gemacht hätte."
 

Er schnaubte.
 

Ich wandte mich von ihm ab und streckte mich zufrieden. "Außerdem muss ich sowieso erstmal was finden."
 

Er schnaubte wieder und sagte höhnisch: "Jeder wird dich sofort einstellen, ob sie noch jemanden brauchen oder nicht. Du wirst Kunden anziehen."
 

"Naja, oder abschrecken", sagte ich kichernd. "Die Hälfte der Menschheit steht auf Männer und nicht auf Frauen."
 

In diesem Moment sagte die Stimme der elektronischen Durchsage unsere Nummer.
 

Ich stand rasch auf und Sasuke erhob sich ebenfalls. Er sah immer noch unzufrieden aus. Aber das war mir egal. Es konnte ja nicht immer alles so laufen, wie er das wollte. Damit hatte er sich abzufinden. Ich griff nach seiner Hand und zog ihn mit.
 

"Hallo!", sagte ich zu der Frau an dem Platz, der unsere Nummer anzeigte. Ich nannte ihr meinen Namen und den Namen meiner Betreuerin und sagte, dass sie uns angewiesen hatte, heute im Laufe des Tages in ihrem Büro vorbeizuschauen.
 

"Oh, ja", sagte die Frau und klickte auf etwas in ihrem PC. "Sie hat uns hier eine Notiz eingerichtet. Moment!"
 

Sie griff nach ihrem Telefon und drückte auf eine Taste. Während sie wartete, musterte sie Sasuke interessiert und misstrauisch.
 

"Sakura Haruno ist hier", sagte sie in den Hörer, als abgenommen wurde.
 

Sie legte wieder auf und sagte: "Ihr könnt gleich zu ihrem Büro durchgehen, den Gang runter und ganz hinten rechts!"
 

"Ja, ich weiß Bescheid, vielen Dank!" Ich lächelte sie an aber sie musterte uns nur weiter skeptisch.
 

Ich nahm Sasuke wieder an der Hand und ging voraus.
 

Vor der Tür blieb ich stehen und drehte mich zu ihm um. "Bitte sei, nett, ja? Sag nichts, was sie verärgern könnte!"
 

"Das entscheide ich spontan!", sagte er und hob die Faust. Er klopfte entschieden und öffnete die Tür, als wir hereingerufen wurden.
 

Ich huschte rasch an ihm vorbei, um zuerst das Büro zu betreten und hoffte inständig, dass er sich nicht spontan für was Dummes entscheiden würde.
 

"Ah, hallo ihr Beiden!", sagte meine Betreuerin. "Setzt euch!" Sie deutete auf die zwei Stühle vor ihrem Schreibtisch und wir setzten uns.
 

Sie stützte die Ellenbogen auf dem Schreibtisch ab, verschränkte die Hände und wandte sich Sasuke zu.
 

"Du bist also Sasuke Uchiha und Sakuras fester Freund?"
 

"Das ist korrekt!", sagte Sasuke höflich und er lächelte sie an. Von seiner schlechten Laune wegen des Themas Nebenjob war plötzlich absolut nichts mehr zu bemerken.
 

"Du fragst dich sicher, warum ich dich sehen wollte!"
 

Sasuke schwieg und blickte sie aufmerksam an.
 

"Nun", fuhr sie fort. "Da ich für Sakura verantwortlich bin, ist es an mir sicherzustellen, dass sie sich mit niemandem umgibt, der ihr schadet. Daher wollte ich dich einfach nochmal kurz kennenlernen."
 

"Verstehe."
 

"Du hast Sakura also dieses teure Smartphone gekauft?"
 

"Ja. Für mich ist das allerdings nicht besonders teuer."
 

Sie betrachtete ihn einen Moment mit einem überheblichen Lächeln.
 

"Und du hattest Streit mit ihrem Nachbarn?"
 

"Streit würde ich das nicht nennen", sagte Sasuke. "Ich habe ihm bloß klar gemacht, dass er aufhören sollte, sie zu belästigen."
 

"Hm", sagte sie und betrachtete ihn nachdenklich. "Und der blaue Fleck an ihrem Arm?"
 

"Das war leider einer der Security Leute aus der Firma meines Vaters."
 

"Aha." Sie musterte ihn eine Weile schweigend.
 

Aber Sasuke schien nun genug davon zu haben, wie ein Kind behandelt zu werden. Er lehnte sich nach vorne, stützte die Unterarme auf seinen Oberschenkeln ab und sah sie selbstsicher an. Sie wirkte kurz verdutzt.
 

"Sasuke...", sagte ich leise.
 

"Hören Sie", sagte er. "Ich verstehe, dass Sie sich Sorgen um Sakura machen und bin froh, dass Sie sich um sie kümmern und sich vor allem in der Vergangenheit um sie gekümmert haben. Aber Sie machen das hier beruflich. Mir hingegen ist es ein ganz persönliches Anliegen, dass es Sakura gut geht."
 

Er richtete sich auf und lehnte sich im Stuhl zurück. Dann fuhr er in geschäftsmäßigem Tonfall fort.
 

"Ich werde Sakura beschützen. Wenn Sie das ebenfalls tun, sind wir auf der selben Seite."
 

"Sasuke!", sagte ich warnend und legte die Hand auf seinen Arm. Was tat er da schon wieder?
 

Er fuhr fort, ohne mich zu beachten.
 

"Falls Sie aber versuchen sollten, Sakura vor mir zu beschützen, dann bekommen Sie und ich ein Problem miteinander. Das würde ich ihr gerne ersparen und deshalb möchte ich, dass wir uns verstehen."
 

Ich warf meiner Betreuerin einen raschen Blick zu. Sie sah ihn völlig verdattert an.
 

Sasuke nahm seinen Geldbeutel heraus und holte eine Visitenkarte hervor. Er schob sie ihr hin.
 

"Hier haben Sie meine Nummer. Sie können mich jederzeit anrufen, sollten Sie etwas von mir wollen. Ich komme auch jederzeit hier her, wenn es etwas zu besprechen gibt."
 

Sie sah ihn irritiert an, nahm dann seine Karte und warf kurz einen Blick darauf.
 

"Nun, Sie verhalten sich nicht so, wie man es von einem Schüler erwartet!", sagte sie schließlich etwas hilflos.
 

"Wenn man einen Vater wie meinen hat, muss man schnell lernen, sich zu behaupten", sagte er mit einem charmanten Lächeln, das sie wohl wieder beruhigen sollte.
 

"Verstehe!", sagte sie knapp. Sie steckte die Karte zu ihren Unterlagen.
 

"Nun, ich denke, ich weiß jetzt, was der Nachbar meinte, als er mir von Ihnen erzählt hat."
 

Mir fiel auf, dass sie Sasuke plötzlich nicht mehr Dutzte.
 

Sie fuhr fort: "Ich werde Ihre halb versteckte Drohung jetzt einfach mal ignorieren und aus dem Gesagten vor allem entnehmen, dass Sakura Ihnen wirklich wichtig ist. Insofern sind wir wohl auf der selben Seite, wie Sie es nennen."
 

Sie stand auf und hielt ihm die Hand entgegen. "Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen!"
 

Er stand ebenfalls auf und nahm ihre Hand.
 

Ich erhob mich und fragte an meine Betreuerin gerichtet: "Also ist nun alles geklärt?"
 

Meine Betreuerin nickte und lächelte mich an. "Ja. Wir sehen uns dann wieder bei deinem nächsten Termin nach deiner Klassenfahrt!"
 

Wie besprochen gab sie mir noch eine schriftliche Bestätigung, dass ich mir einen Job suchen durfte und sagte mir, dass der Antrag auf das Geld für die Klassenfahrt durch sei und ich es in den nächsten Tagen auf dem Konto haben würde.
 

Draußen atmete ich erleichtert aus.
 

"Du hast es schon wieder übertrieben!", sagte ich, als wir den Gang entlang, vorbei an dem Wartebereich und auf den Ausgang zugingen. Aber ich lächelte dabei. Ich war einfach glücklich, dass alles gut gegangen war und ich mir darüber nun keine Gedanken mehr machen musste.
 

Sasuke legte mir besitzergreifend den Arm um die Schultern.
 

"Sorry", sagte er, ebenfalls mit einem leichten Lächeln. "Aber sie hat nicht zu entscheiden, ob ich gut oder schlecht für dich bin."
 

Im Auto bat ich Sasuke darum, mich auf dem Weg in die Firma in der Innenstadt rauszulassen. Ich war gleich mit Hinata verabredet.
 

"Ist dein Vater sehr verärgert, dass du meinentwegen nun schon den zweiten Tag in Folge später in die Firma kommst?", fragte ich vorsichtig.
 

Der Gedanke an Fugaku Uchiha beschäftigte mich ständig im Hintergrund. Und auch die Frage, wie er sich bei unserem Wiedersehen am Freitag wohl verhalten würde.
 

"Er ist nicht gerade begeistert", sagte Sasuke. "Wieso willst du das wissen?"
 

"Nur so!", sagte ich rasch. "Ich fühle mich schlecht, wenn du meinentwegen Ärger mit ihm hast."
 

"Du bist jeden Ärger wert", antwortete er und ich lächelte.
 

Sein Smartphone klingelte. Er nahm es aus dem Fach in der Ablage zwischen unseren Sitzen und warf einen Blick darauf. Dann legte er es wieder hin und ließ es klingeln.
 

"Willst du nicht rangehen?", fragte ich.
 

"Nein, ist nicht wichtig", antwortete er beiläufig.
 

"Hier?", fragte er.
 

"Ja, hier ist super, vielen Dank!"
 

Er hielt am Straßenrand. Ich schnallte mich ab und griff nach meiner Tasche.
 

Er sah mich an. "Ich will einen Kuss."
 

Ich beugte mich lächelnd zu ihm hinüber und gab ihm einen.
 

"Viel Erfolg bei der Jobsuche, Prinzessin!", sagte er und es klang, als würde er es ernst meinen.
 

Nachdem ich ausgestiegen war, stand ich einen Moment da und sah zu, wie er sich wieder in den Verkehr einreihte. Er hatte nach seinem Smartphone gegriffen, kaum dass ich die Tür geschlossen hatte und rief nun vermutlich den 'nicht wichtigen' Anrufer zurück.
 

Es war die Nummer von dem Mann gewesen, dem er in der Gasse das Geld gegeben hatte.
 

Und nun wusste ich auch wieder, warum er mir so bekannt vorgekommen war.

Unsicherheiten

Wahrscheinlich war ich heute durch meine Betreuerin und vor allem durch Fugaku Uchiha wieder so an meine Vergangenheit erinnert worden, dass mir wieder eingefallen war, woher ich den Mann kannte.
 

Zumindest war es mir plötzlich ganz klar gewesen, als ich die Nummer gesehen hatte.
 

Trotzdem war es nicht verwunderlich, dass ich nicht gleich darauf gekommen war. Denn 'kennen' war vielleicht zu viel gesagt. Ich wusste nicht mal, wie er hieß. Ich hatte bloß eines Nachts mal aus der Ferne gesehen, wie mein Ex Freund Gras von dem Kerl gekauft hatte.
 

Es war dunkel gewesen, ich war angetrunken gewesen und er hatte ziemlich weit weg gestanden aber ich war mir ganz sicher, dass er der Dealer meines Ex Freundes war.
 

Beunruhigt ging ich langsam durch die Fußgängerzone zu dem Café, vor dem ich mich mit Hinata treffen würde.
 

Das warf nun nur neue Fragen auf. Was hatte Sasuke mit ihm zu tun? Sasuke hatte ihm Geld gegeben. Viel Geld. Aber sich auch beschwert, dass er dafür nichts bekam und hatte ihm dann gedroht, damit er 'weiterhin' niemandem davon erzählte. Also schien das schon eine längere Vereinbarung zu sein.
 

Hatte Sasuke mehr als nur ein bisschen Gras gekauft? Aber Sasuke nahm doch gar keine Drogen, oder? Damit fühlte ich mich auf jeden Fall gar nicht wohl. Hatte das etwas mit seinem Bruder zu tun? Hatte das überhaupt etwas mit Drogen zu tun? Bevor ich nun irgendwelche Mutmaßungen anstellte, brauchte ich unbedingt mehr Informationen. Gerade entstanden in meinem Kopf nur Szenarien, die in irgendwelche Serien gepasst hätten aber die Realität war mit Sicherheit banaler.
 

Mir wurde ein bisschen unwohl bei dem Gedanken, dass Sasuke und ich nicht besonders ehrlich zueinander waren.
 

Er log wegen dieses Typen und machte ein riesen Geheimnis um seinen Bruder und seine Familie. Und ich sagte ihm nichts von dem Besuch seines Vaters, weil ich ihm diese Enttäuschung um jeden Preis ersparen wollte.
 

Vielleicht hoffte ich auch einfach, dass sich sein Verhältnis zu seinen Eltern doch irgendwann wieder bessern konnte und sollte er von dieser Sache erfahren, würde das bloß noch unrealistischer sein, als es ohnehin schon erschien.
 

Wahrscheinlich hatte Sasuke wirklich nicht ganz Unrecht damit, dass ich es nicht ertragen konnte, dass sie doch die Chance hatten, das wieder hinzubekommen aber sich keine ersichtliche Mühe gaben, es zu versuchen. Zumindest soweit ich das beurteilen konnte. Dabei wäre es bestimmt irgendwie machbar. Weil sie überhaupt noch die Möglichkeit hatten. Schlicht, weil sie am Leben waren. Der Tod hatte so etwas schrecklich Endgültiges.
 

Hatte auch seine Mutter von dem Versuch mich loszuwerden gewusst oder war das nur die Idee seines Vaters gewesen? Ich vermutete letzteres und hoffte, dass dem wirklich so war.
 

Und noch dazu verbarg ich, dass ich schon länger wegen Neji besorgt war. Ich konnte einfach nicht einschätzen, ob er mir ständig zu nahe kam, weil es ihm einfach Spaß machte, Leuten ein bisschen Angst zu machen oder ob er tatsächlich ein echt mieser Typ war. Und weil ich nicht wollte, dass die ohnehin schon angespannte Lage zwischen Sasuke und Neji ernsthaft eskalierte und am Ende noch jemand zu Schaden kam, wollte ich Sasuke davon auf keinen Fall etwas sagen.
 

Wollte er mich mit seinen Lügen auch nur schützen? Oder was waren seine Gründe dafür?
 

Ich kam bei dem Café an. Von Hinata war noch nichts zu sehen aber ich war auch ein paar Minuten zu früh. Ich stellte mich neben die Tür und zog meinen Mantelkragen hoch, um mich vor dem kalten Wind zu schützen.
 

Ich überlegte kurz, ob ich meinen Ex Freund kontaktieren sollte, um nach dem Kontakt dieses Dealers zu fragen. Dann könnte ich vielleicht etwas herausfinden.
 

Aber er hatte es nicht gut aufgenommen, als ich mich vom ihm getrennt hatte und außerdem war dieser Mann möglicherweise gefährlich. Sasuke mit seinem Kampfsport und seinem ganzen Geld konnte vielleicht mit ihm umgehen aber ich würde mich wohlmöglich in eine schwierige Situation bringen.

Außerdem würde Sasuke wahrscheinlich komplett durchdrehen, falls er es heraus bekommen sollte. Das war definitiv eine ziemlich dumme Idee.
 

Vielleicht sollte ich einfach auf einen günstigen Moment warten und Sasuke nochmal ganz behutsam darauf ansprechen? Das wäre sicher am besten.
 

In diesem Moment erblickte ich Hinata und das vertrieb meine grüblerischen Gedanken.
 

Der Rest des Nachmittags verlief sehr erfreulich. Zum einen war es toll, Zeit mit Hinata zu verbringen und zum anderen hatte Sasuke wohl recht gehabt. Denn ich fand tatsächlich sofort einen Job in einem kleinen Café in der Fußgängerzone.
 

Die Besitzerin war sehr freundlich und begeistert, dass ich schon so etwas wie Vorerfahrung hatte.

Meine Mutter hatte vor ihrem Unfall ein kleines Café betrieben und ich hatte eigentlich meine ganze Kindheit darin verbracht. Natürlich war ich da noch recht jung gewesen aber ich hatte immer schon Eindrücke sammeln können, was wie gemacht wurde, worauf zu achten war und was es alles so zu tun gab. Und nicht selten hatte ich hier und da mitgeholfen.
 

Ich hatte es geliebt bei meiner Mutter im Café zu sein. Immer noch mochte ich diese idyllische Atmosphäre, den Duft der Kaffeebohnen, die Leckereien, die meist gut gelaunten Besucher, die kleinen Tischchen.
 

Leider war das Café nach ihrem Tod an die Bank gefallen, weil sie gerade erst einen Kredit aufgenommen hatte, um die Räumlichkeiten abzubezahlen und so war das es geschlossenen worden. Aber weil ich es so gemocht hatte, mich dort aufzuhalten, war ich wahrscheinlich auf die Idee gekommen, mir einen Nebenjob an so einem Ort zu suchen. Dadurch fühlte ich mich mit ihr verbunden.
 

Die Besitzerin erklärte mir, dass ich den anderen beiden Angestellten vorerst nur zuarbeiten sollte und ich dann nach und nach alles lernen könnte. Dann sollte ich an zwei bis drei Tagen in der Woche nachmittags aushelfen.
 

Ich freute mich darauf. Das Lernen für die Schule fiel mir nicht schwer und ich würde nebenher genug Zeit haben, etwas hier zu arbeiten. Und weniger Zeit alleine in der Wohnung, bedeutete auch noch weniger Zeit mit Einsamkeit und Panikattacken zu verbringen.
 

Außerdem hatte Sasuke ja auch so eine Art Job und war ständig beschäftigt. Sogar mehr als ich. Nur, dass ich natürlich auch noch den ganzen Haushalt auf die Reihe bekommen musste. Aber ich war zuversichtlich, dass ich das gut schaffen könnte.
 

Es schien sogar gut zu passen, dass ich erst nach der Klassenfahrt würde anfangen können aber wir verabredeten ein Probearbeiten für den folgenden Tag.
 

Ich trank noch einen Kaffee mit Hinata und wir plauderten eine Weile über die anstehende Reise, besprachen, was wir so bedenken und einpacken mussten. Dann besorgten wir noch ein paar Dinge wie zum Beispiel Sonnencreme, da der Wetterbericht der nächsten Woche für den Zielort tatsächlich Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad anzeigte. Außerdem kauften wir beide einen neuen Bikini, weil die Unterkunft laut Hinata direkt an einem See gelegen war.
 

Als ich mich im Bikini vor dem Spiegel in der Umkleidekabine drehte und mich darin ganz hübsch fand, fragte ich mich allerdings, ob ich ihn wirklich tragen würde. Irgendwie war mir immer unwohl dabei, so halb nackt herumzulaufen. Ich bekam schon vollkommen angezogen mehr Aufmerksamkeit, als mir lieb war. Aber wahrscheinlich war das bei 30 Grad schnell mal ganz anders, vielleicht konnte ich es mir bei diesen winterlichen Temperaturen hier einfach nur nicht vorstellen.
 

Als ich Sasuke auf der Fahrt zur Schule am nächsten Morgen von dem Job und dem Probearbeiten erzählte, schien er das Ganze mittlerweile verdaut und akzeptiert zu haben und fragte sogar interessiert nach. Ich freute mich darüber. Ich musste zwar ständig mit ihm kämpfen, um mir ein Stück meines Freiraums zu erhalten aber das klappte dann scheinbar auch.
 

"Bist du eigentlich mit diesen Tabellen schon weiter gekommen oder hattest du noch keine Zeit dafür?", fragte ich ihn, als er gerade parkte.
 

Er sagte, er habe sich gestern Abend ein paar Stunden damit beschäftigt und sein Verdacht verstärke sich immer mehr, dass Geld fehlte. Aber er sei sich noch nicht sicher.
 

"Wenn dem so ist, ist es auf jeden Fall geschickt verrechnet", erklärte er mir. "Wenn man es nur kurz prüft und davon ausgeht, dass es stimmt, kann man es übersehen. Ich arbeite mich aber noch ein und muss unauffällig ein paar Meinungen von Leuten einholen, die sich da besser auskennen als ich. Auf jeden Fall will ich mir sicher sein, bevor ich meinen Vater damit behellige."
 

Ich fragte ihn, um wie viel es denn grob ginge und als er meinte "mehrere Millionen", wurde mir ein bisschen schwindelig.
 

Das Probearbeiten am Donnerstag lief ziemlich gut und die beiden Angestellten, eine junge Frau und ein gleichaltriger Mann waren wirklich nett zu mir.
 

Zwar war ich noch etwas überfordert aber ich nahm an, dass sich dieses Gefühl mit der Zeit einfach legen würde. Die Chefin war jedenfalls zufrieden mit mir und so machten wir die Sache fest und ich würde in der Woche nach der Klassenfahrt direkt anfangen können nachmittags nach der Schule auszuhelfen. Die genauen Tage, wollte sie mir noch zeitnah durchgeben.
 

Ich fuhr mit dem Bus zurück zu meiner Wohnung und obwohl es voll und etwas nervig war, tat es gut, mal wieder eigenständig und unabhängig von Sasuke unterwegs zu sein. Ich war dankbar und glücklich, dass sich momentan alles so gut zu fügen schien.
 

Am Donnerstag Abend konzentrierte ich mich voll auf Hausaufgaben, Wäschewaschen, Einkaufen und Putzen und ging nochmal durch, ob ich alles hatte, was ich für die Reise brauchen würde. Das schien tatsächlich so zu sein.
 

Als ich schließlich um 23 Uhr erschöpft ins Bett fiel, war ich schon ziemlich müde aber ich hatte das Gefühl, meine Zeit gut genutzt zu haben. Vielleicht hatte ich morgen nach der Schule Zeit für eine Runde Joggen. Das wäre wahrscheinlich gut für meine Psyche, ich war nämlich ziemlich nervös wegen dieser Firmenfeier. Das war unbekanntes Terrain für mich.
 

Ich hoffte, Sasukes Mutter hatte tatsächlich etwas passendes zum Anziehen für mich. Wir waren auf jeden Fall ähnlich groß und schlank, also sollte das vermutlich klappen. Es wäre sicher interessant, dass ich dann vielleicht kurz mit ihr alleine sein würde. Wohlmöglich konnte ich sie ja sogar beiläufig etwas über Sasukes Bruder fragen.
 

Naja und dann war da natürlich noch Sasukes Vater. Mit ihm würde ich am liebsten jegliche Interaktion vermeiden. Da das abgesehen von seinem Besuch am Dienstag ja bisher auch so abgelaufen war, standen die Chancen dafür aber vielleicht gar nicht mal so schlecht.
 

Vor dem Schlafen rief ich kurz Sasuke an, um ihm eine gute Nacht zu wünschen. Er saß wie meistens noch so spät an den Hausaufgaben. Trotzdem bestand er darauf, mich auch morgen vor der Schule wieder abzuholen und ignorierte meinen Einwand, dass er doch anders ein wenig mehr Schlaf bekommen könnte.
 

Also wartete ich am Freitag Morgen wieder vor dem Haus auf ihn und freute mich, ihn gleich ein paar Minuten für mich zu haben.
 

"Guten Morgen!", sagte er, als ich mich gesetzt und die Tür geschlossen hatte.
 

Ich beugte mich zu ihm rüber und küsste ihn sehnsüchtig. Wieso sah er nur immer so unglaublich cool aus?
 

Er erwiderte den Kuss und grinste dann.
 

"Na, heute so feurig? Du brauchst wohl ein bisschen Aufmerksamkeit von mir, was?", fragte er mit einem leicht anzüglichen Tonfall.
 

Ich schenkte ihm mein schönstes Lächeln. "Vielleicht?"
 

"Kriegst du bald!", sagte er grinsend und fuhr los.
 

"Kann ich vielleicht nach der Firmenfeier wieder mit zu dir? Oder meinst du, das geht nicht gut, weil deine Eltern das dann ja so genau mitverfolgen?"
 

Er lachte leise. "Selbstverständlich kommst du mit zu mir. Ich warte schon seit Dienstag darauf, wieder mit dir zusammen einzuschlafen!"
 

Ich seufzte glücklich und er grinste zufrieden.
 

In der Schule war es angenehm, es passierte nichts Nerviges und ich genoss die Zeit mit meinen Freunden. Alle waren in bester Stimmung, weil es fürs erste der letzte Tag mit Unterricht war und dann erstmal eine Woche anstand, die wohl wirklich eher Urlaub als eine typische Klassenfahrt werden würde. Zumindest sah es nach dem, was Mr. Hatake uns sagte, nicht danach aus, als wäre jede Minute mit Programm verplant. Mir schien es fast, als hätte er da selbst nicht wirklich Lust drauf und wollte sich eine entspannte Woche machen.
 

Vielleicht lag es daran, dass ich letzte Nacht von Sasuke geträumt hatte und dann etwas sehnsüchtig aufgewacht war, aber irgendwie fand ich ihn heute besonders anziehend und beobachtete ihn ein wenig schmachtend. Es war nicht nur sein Äußeres, was ihn so attraktiv machte, seine Bewegungen waren immer so kontrolliert, kraftvoll und selbstsicher, dass sie ihm etwas Erhabenes verliehen.
 

In der Mittagspause saßen wir alle zusammen in den Sesseln in der Bibliothek. Bei schlechtem Wetter war es hier einfach am behaglichsten mit den schönen alten Lampen, den bequemen Sitzgelegenheiten, dem Geruch der vielen Bücher und der Ruhe, die immer über Bibliotheken lag.
 

Ich war gerade durch die leeren Regale geschlendert und stellte ein Buch an seinen Platz zurück. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass Sasuke mir gefolgt war. Der Teppichboden machte es einem wirklich leicht, sich geräuschlos zu bewegen.
 

"Hey", sagte ich aber er überwand bloß rasch die Distanz zwischen uns, zog mich an sich und küsste mich.
 

"Was ist denn heute mir dir los?", raunte er amüsiert in mein Ohr und strich mit seinen Händen über meine Seiten. Ich drückte mich an ihn.
 

"Ich sehne mich eben heute sehr nach dir!", hauchte ich und küsste seinen Hals.
 

Er atmete einmal sehr kontrolliert aus und sagte leise: "Mach nur so weiter, wenn du möchtest, dass ich gleich die Kontrolle verliere!"
 

Ich kicherte.
 

Er küsste mich nochmal und ich erwiederte es, bis ich dringend Luft holen musste.
 

"Bist du so anschmiegsam, weil du wegen heute Abend nervös bist?", fragte er und musterte mich selbstzufrieden und mit einem schiefen Lächeln.
 

Ich musste zugeben, dass er das wahrscheinlich gut erkannt hatte. Besser als ich selbst.
 

"Vielleicht", sagte ich leise und sah unsicher zu ihm hoch. "Ich weiß gar nicht, wie ich mich da richtig verhalten muss. Jemand wie Hinata wäre bestimmt besser auf solche Veranstaltungen vorbereitet."
 

Wahrscheinlich waren diese Unsicherheiten bei mir verstärkt worden, weil ich die ganze Zeit die Stimme seines Vaters im Kopf hatte, der mir sagte, dass ich nicht geeignet war, als die Frau an Sasukes Seite.
 

Und wie Sasuke selbst gesagt hatte: Dass er dort mit mir auftauchen würde, signalisierte allen, dass es ihm ernst mit mir war. Das setzte mich irgendwie unter Druck gewissen Ansprüchen genügen zu müssen.
 

"Du kannst gar nichts falsch machen!", sagte er beruhigend und strich mir über die Wange.
 

"Vielleicht denkst du das nur!", sagte ich und lächelte nervös.
 

"Okay!", sagte er. "Ich drücke mich anders aus. Du kannst gerne alles falsch machen, was dir so einfällt. Das wird nichts daran ändern, was du mir bedeutest. Und was du mir bedeutest, habe ich dir ja am Dienstag gesagt, nicht wahr?"
 

"Ja", flüsterte ich, dankbar für seine Worte. Ich fühlte mich tatsächlich besser.
 

"Du musst nichts weiter tun, als an meiner Seite zu sein und ein bisschen hübsch auszusehen", sagte er grinsend. "Aber falls du vorhast, mich auch den Rest des Tages mit diesem bewundernden Blick zu betrachten habe ich natürlich nichts dagegen!"
 

Ich schnaubte amüsiert und entrüstet.
 

"Schon besser!", lachte er und betrachtete mich zufrieden.
 

"Bist du nie unsicher, Sasuke?", fragte ich und sah ihm in die Augen.
 

"Selten. Ich habe Vertrauen in meine Fähigkeiten. Und wenn man etwas verbockt, kann man sich in den meisten Fällen immer noch entschuldigen und es wieder grade biegen, oder?"
 

"Stimmt schon!", sagte ich leise.
 

Er musterte mich nachdenklich und strich mir mit seinem Daumen über die Lippen. "Manchmal bin ich unsicher. Meistens bezogen auf dich. Zum Beispiel hast du mir noch etwas zu erwidern, oder?"
 

Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht.
 

Ich legte die Hände sanft an seine Schultern, stellte mich auf die Zehenspitzen und flüsterte ihn sein Ohr: "Ich liebe dich, Sasuke!"
 

Weil es für mich so klar war, dass ich ihn liebte, hatte ich mir gar keine Gedanken darüber gemacht, dass er vielleicht erwartet haben könnte, dass ich es auch aussprach.
 

Für mich hatten diese Worte keine allzu große Bedeutung. Ich hatte sie schon oft gesagt, zu meinen beiden vorherigen Freunden, teilweise einfach nur, weil man das halt so machte und sie es erwartet hatten.
 

Aber für Sasuke hatte es vielleicht einen größere Bedeutung. Wahrscheinlich hatte er es zum ersten Mal zu jemandem gesagt. Und als ich es aussprach, merkte ich plötzlich auch, dass ich es dieses Mal wirklich so meinte.
 

"Hey ihr Turteltäubchen!", sagte Shikamaru. Er war zwischen den Regalen aufgetaucht, hatte seine Schultasche lässig über der Schulter hängen, unsere Taschen in der Hand und gähnte mal wieder gelangweilt.
 

"Habt ihr überhaupt mitbekommen, dass es geläutet hat, oder seid ihr dazu zu verliebt? Wir warten auf euch!"
 

Sasuke ließ mich los und ich sagte: "Oh!"
 

Wie gingen zu ihm hinüber.
 

"Danke!", sagte ich, als ich ihm meine Tasche abnahm.
 

Sasuke nahm seine ebenfalls und wir gingen in Richtung Ausgang.
 

"Bezeiche mich nie wieder als 'Turteltäubchen'!", sagte Sasuke wobei er das Wort angeekelt betonte.
 

Shikamaru grinste. "Wir werden sehen!"
 

Sasuke gab ihm einen Stoß gegen die Schulter und Shikamaru zahlte es ihm heim. Ich ging wie üblich sicherheitshalber ein bisschen auf Abstand.
 

Nach der Schule setzte mich Sasuke bei mir ab und fuhr dann weiter ins Training. Ich ging wie geplant eine Runde Joggen und fühlte mich danach tatsächlich etwas ruhiger. Als ich gerade mit Duschen und Haare föhnen fertig war, rief er mich an.
 

"Meine Mutter hat mich gerade angerufen und gefragt, wann du kommen möchtest. Sie meinte, man bräuchte Zeit, sich zurecht zu machen. Ich bin jetzt fertig mit dem Training aber ich müsste eigentlich nochmal in die Firma fahren. Sie hat vorgeschlagen, dass sie dich um 18 Uhr abholt und zu uns bringt. Traust du es dir zu, mit ihr alleine zu sein?"
 

"Oh!", sagte ich überrascht. "Ja! Klar! Aber sie muss mich nicht extra abholen, ich kann..."
 

"Doch", sagte er. "Pack dir direkt ein paar Sachen zum Übernachten ein. Ich will nicht, dass du die Tasche durch die halbe Stadt schleppen musst. Und meine Mutter hat eh nichts zu tun, die kann dich ruhig abholen. Sie hat es ja selbst vorgeschlagen. Wahrscheinlich will sie Zeit mit dir verbringen."
 

Also sagte ich, dass mir das recht sei und fing dann an, ein paar Sachen zu packen. Ich weil ich nicht wusste, welche Schuhgröße Sasukes Mutter hatte, putzte ich zur Sicherheit meine schwarzen High Heels, bis sie am Ende ziemlich neu und vorzeigbar aussahen und packte sie ebenfalls ein. Dann las ich mir ein bisschen die Kriterien für die Bewerbung um das Universitätsstipendium durch, um mir die Zeit zu vertreiben und nicht nervös zu sein.
 

Kurz vor 18 Uhr ging ich mit meiner Tasche nach unten und stellte mich an den Straßenrand.
 

Sasukes Mutter erschien sehr pünktlich in einem schicken schwarzen Auto und hielt umsichtig vor mir.
 

Ich öffnete vorsichtig die Beifahrertür und lächelte sie ein wenig schüchtern an.
 

"Guten Abend, Mrs. Uchiha!"
 

Sie bedachte mich mit ihrem vornehmen Lächeln und sagte: "Hallo Sakura! Setz dich doch!"
 

Ich kam der Aufforderung rasch nach, stellte die Tasche neben meinen Füßen ab, schloss die Tür und schnallte mich an.
 

Sie fuhr wieder auf die Straße.
 

"Wenn du möchtest, kannst du mich gerne einfach Mikoto nennen!", sagte sie freundlich.
 

"Oh!", sagte ich erfreut. "Vielen Dank, gerne!"
 

"Freust du dich denn ein wenig auf den Abend, Sakura?", fragte sie, während sie umsichtig an einer roten Ampel anhielt.
 

"Ich bin leider eher nervös, fürchte ich", sagte ich vorsichtig. "Ich freue mich aber sehr, dass ich mitkommen darf und besonders, dass Sie so freundlich sind, mir ein passendes Kleid zu leihen!"
 

Sie lächelte und fuhr wieder los, als die Ampel auf grün sprang.
 

"Aber das mache ich doch gerne! Ich hatte immer ein Haus voller Männer und es ist das erste Mal, dass einer meiner Söhne mir eine Freundin mitbringt. Ich glaube, ich freue mich also mehr als du. Es ist schön, mal etwas weibliche Verstärkung zu haben!"
 

Ich lächelte und sie fuhr fort: "Dir ist ja wahrscheinlich aufgefallen, dass mein Mann sehr bestimmt ist und Sasuke ganz nach ihm kommt. Da ist es nicht immer leicht, sich zu behaupten!"
 

"Ja, das habe ich auch schon festgestellt!", sagte ich amüsiert. Ich war erleichtert, dass es so einfach war, sich mir ihr zu unterhalten.
 

"Mir zumindest fällt es manchmal nicht leicht!", sagte sie. "Wie kommst du denn mit Sasuke zurecht?"
 

"Er ist sehr zuvorkommend und einfach wunderbar zu mir!", antwortete ich. "Aber es stimmt, er hat seine Vorstellungen, wie alles zu laufen hat und man muss sich manchmal ganz schön anstrengen, wenn man möchte, dass er etwas Anderes akzeptiert. Aber bisher komme ich damit gut zurecht!"
 

Sie warf mir einen Blick zu. "Das ist wundervoll!", sagte sie und schien fast schon erleichtert zu sein. "Es tut ihm nur gut, wenn er sich auch mal nach dir richtet. Ich habe mir deswegen schon ein wenig Gedanken gemacht, muss ich gestehen. Er möchte zwar immer seinen Willen bekommen aber ich denke, er braucht eine Partnerin, die ihm auch nicht alles durchgehen lässt. Vielleicht bekommst du das ja sogar besser hin als ich!"
 

Den letzten Satz sagte sie leise und er schien mehr an sie selbst gerichtet zu sein als an mich.
 

Sie schwieg nachdenklich.
 

"Ist Sasukes Bruder eigentlich auch so?", fragte ich vorsichtig und fragte mich, wie sie darauf reagieren würde. Hoffentlich war es kein Fehler, das anzusprechen.
 

Sie warf mir erneut einen kurzen Blick zu. Dann sah sie wieder auf die Straße und lächelte ihr geziertes, vornehmes Lächeln.
 

"Nein, Itachi kam immer mehr nach mir, fürchte ich. Er hat ein sanfteres Gemüt. Er war nie so kämpferisch wie Sasuke oder sein Vater."
 

Das passte zu dem, was ich als Eindruck von den Fotos im Internet gewonnen hatte. Aber sie schien nicht mehr dazu sagen zu wollen und weil ich ihr nicht die Stimmung verderben wollte, fragte ich nicht weiter nach.
 

Sie parkte den Wagen vorsichtig in der Garage und wir stiegen aus und gingen ins Haus.
 

"Sasuke hat gesagt, du übernachtest bei uns?", fragte sie mit einem Blick auf meine Tasche.
 

"Ja, wenn das in Ordnung ist?"
 

"Selbstverständlich!", lächelte sie. "Er würde mich da ohnehin nicht um Erlaubnis fragen."
 

Wir zogen an der Gaderobe unsere Mäntel und Schuhe aus.
 

"Möchtest du vielleicht noch einen Kaffee trinken, Sakura?", fragte sie freundlich. "Der Abend wird vielleicht lang!"
 

"Ähm, ja, vielen Dank!", sagte ich höflich.
 

In diesem Moment kam die junge Hausangestellte, mit der ich bereits Bekanntschaft gemacht hatte, aus dem Türbogen, der zur Küche führte.
 

"Ah, sehr gut!", sagte Mikoto, als sie sie erblickte. "Machen Sie uns doch bitte Kaffee und bringen ihn ins Wohnzimmer. Und danach seien Sie bitte so gut und bringen Sakuras Tasche nach oben in Sasukes Zimmer, ja?"
 

"Natürlich!" Die junge Frau neigte höflich den Kopf, kam auf mich zu und streckte die Hand nach meiner Tasche aus. Ich gab sie ihr zögerlich.
 

Es kam mir irgendwie total falsch vor, mich von ihr bedienen zu lassen. Aber ich hatte Sasukes Mutter auch nicht einfach widersprechen können. Das hier war schließlich ihr Haus.
 

Sie stellte meine Tasche neben der breiten Treppe ab und ging wieder in die Küche, um erstmal den Kaffee zuzubereiten.
 

Ich folgte Mikoto ins Wohnzimmer. Im Kamin brannte wieder ein Feuer und ließ den Raum sehr behaglich erscheinen.
 

Als ich schließlich mit einer Tasse Kaffee in der Hand da saß und meine schon wieder kalten Hände daran wärmte, fragte ich schließlich vorsichtig:
 

"Mikoto, meinen Sie, Ihr Mann wird es akzeptieren, dass ich mit Sasuke zusammen bin? Er scheint mich nicht besonders zu mögen."
 

Sie hatte mich lächelnd betrachtet und setzte nun eine etwas ernstere Miene auf.
 

"Ich will ehrlich zu dir sein, Sakura", sagte sie und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee, vielleicht um Zeit zu haben, um über eine Antwort nachzudenken.
 

"Ich weiß es nicht. Wir werden sehen. Mein Mann hat darüber nicht viel mit mir gesprochen. Ich denke, am Ende wird es davon abhängen, wie sehr Sasuke auf eure Beziehung besteht. Aber soweit ich das beurteilen kann, bist du Sasuke sehr wichtig und er wird sich vermutlich durchsetzen können. Außerdem hoffe ich, dass mein Mann, wenn er dich erst etwas besser kennt, seine Meinung vielleicht ändert. Du scheinst wirklich eine ganz wundervolle junge Dame zu sein!"
 

Sie lächelte mich aufmunternd an und ich schaute verlegen auf meine Tasse.
 

Wegen der Art wie sie über Sasukes Vater sprach und ihn immer so förmlich 'mein Mann' nannte, hatte ich immer mehr den Eindruck, dass sie in dieser Beziehung überhaupt nichts zu entscheiden hatte. Es war sicher schwierig mit Fugaku Uchiha verheiratet zu sein.
 

Es stimmte, Sasuke schien seinem Vater in vielen Punkten zu ähneln. Aber er war auch in der Lage sich umstimmen zu lassen und wenn er wollte, konnte er sehr einfühlsam und liebevoll sein.
 

Nach dem Kaffee führte Sasukes Mutter mich nach oben und sie hatte nicht übertrieben, als sie sagte, dass sie ein komplettes Zimmer mit Kleidern und Accessoires hatte. Es war wirklich ein komplettes Zimmer und nicht nur ein großer Wandschrank. Aber dieses Haus schien so viele Räume zu haben, dass man sich wahrscheinlich sogar anstrengen musste, wenn man sie mit irgendwas füllen wollte.
 

Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was das alles kostete und hatte ein mulmiges Gefühl dabei, eines dieser teuren Kleider anzuziehen. Was, wenn ich es versehentlich ruinieren würde, zum Beispiel, weil ich ein Getränk darüber schüttete?
 

Sasukes Mutter ging an ein paar Kleiderstangen vorbei und strich liebevoll mit der Hand über die Stoffe.
 

"Ich denke, da du so eine absolut traumhafte Figur hast, können wir dir ruhig etwas enges, körperbetontes raussuchen! Natürlich nichts zu kurzes, damit es elegant bleibt und nicht allzu sexy wird. Ich habe hier irgendwo ein Kleid, dass die Farbe deiner Augen hat, das sollte ganz wunderbar aussehen!"
 

Sie fand es und wandte sich taktvoll ein wenig ab, während ich hineinschlüpfte. Dann kam sie herüber, half mir es zuzumachen und und betrachtete mich zufrieden.
 

"Großartig!", sagte sie fasziniert. "Es betont deine Figur ganz vorzüglich. Ich glaube, ich habe tatsächlich noch nie eine Frau gesehen, die so schön ist, wie du!"
 

Ich sah verlegen zu Boden. Es stellte sich heraus, dass wir sogar die gleiche Schuhgröße hatten und sie fand schwarze, elegante Schuhe mit hohen Absätzen für mich und eine dazu passende Handtasche.
 

"Den Schmuck lassen wir weg, du bist so jung und frisch, das brauchst du gar nicht! Und ein leichtes Make-Up sollte auch genügen!", sagte sie, während sich mich begeistert betrachtete. "Das Kleid und deine Haarfarbe ziehen schon genug Aufmerksamkeit auf sich!"
 

Sie klatschte in die Hände. "Aber wir stecken dir elegant die Haare hoch. Vielleicht ein wenig lockerer, diese welligen Haarsträhnen sind so hübsch!
 

Ich kam mir ein wenig vor, wie eine Puppe, mit der sie spielte, aber als ich mich schließlich in einem Spiegel betrachten durfte, war ich beeindruckt. Ich sah wirklich absolut umwerfend aus. Sie hatte alle meine Vorzüge perfekt betont.
 

Sie drängte mir noch einen ihrer teuer aussehenden schwarzen Mäntel auf und obwohl ich mir leicht verkleidet vor kam, war ich dankbar.
 

Nun konnte ich zumindest sicher sein, dass ich dem Anlass entsprechend angezogen sein würde. Das gab mir ein wenig Sicherheit für den Abend. Und vielleicht, dachte ich, würde Sasukes Vater doch denken, dass ich in diese Rolle hineinwachsen könnte, wenn er mich so sah.
 

Der Gedanke machte mir allerdings auch etwas Angst. Immer wenn ich an die Zukunft dachte, wurde mir ein bisschen mulmig. Falls ich wirklich auch in Zukunft mit Sasuke zusammenbleiben würde, musste ich mich wohl an die Vorstellung gewöhnen, dass ich öfter solche Dinge mit ihm tun müsste und mich ständig in Gesellschaft reicher Menschen wiederfinden würde.
 

Ich war mir gar nicht so sicher, ob ich das eigentlich wollte. Diese Welt kam mir total gekünstelt vor.
 

Sasukes Mutter plauderte noch ein wenig mit mir, während sie sich ihr eigenes Outfit zusammenstellte. Dann bat sie mich, kurz draußen zu warten, während sie sich ankleidete.
 

Ich ging zu Sasuke Zimmer, um dort ein paar Dinge aus meiner Handtasche zu nehmen und sie stattdessen in der Tasche zu verstauen, die Mikoto mir für heute Abend gegeben hatte.
 

Meine Sachen waren in Saskues Zimmer ordentlich neben der Tür abgestellt worden. Ich hockte mich davor hin und holte alles heraus, was ich mitnehmen wollte.
 

Als ich mein neues Smartphone in die Hand nahm, sah ich, dass Sasuke mir geschrieben hatte.
 

"Alles gut bei euch?"
 

Ich lächelte. Es war irgendwie süß, dass er nachfragte.
 

Ich wollte gerade zurückschreiben, als ich durch ein Geräusch aufgeschreckt wurde.
 

Ich hatte die Tür offen stehen gelassen und beugte mich nun leicht zur Seite, um in den Flur schauen zu können.
 

Die junge Frau, die hier arbeitete, ging gerade den Flur entlang. Sie trug einen Stapel dunklen Stoffs im Arm und versuchte die Tür genau gegenüber von Sasukes Zimmer zu öffnen.
 

Ich stand rasch auf, weil es so aussah, als würden ihr die Stoffe gleich herunterfallen.
 

Sie hörte meine Bewegung.
 

"Darf ich helfen?", fragte ich sie und trat auf den Flur hinaus. Sie sah mich neidvoll an und ich fühlte mich seltsam, weil ich so herausgeputzt war.
 

Ich öffnete ihr die Tür.
 

"Danke!", sagte sie so mittel freundlich und trug die Stoff in das Zimmer.
 

Weil ich nichts zu tun hatte, außer auf Sasukes Mutter zu warten, folgte ich ihr einen Schritt, um ins Zimmer spähen zu können. Ich war einfach neugierig, was in diesen ganzen Räumen sein konnte. Wenn das mein Haus wäre, hätte ich gar nicht gewusst, was ich mit all den Zimmern hätte anfangen sollen.
 

Dieses sah genau wie das von Sasuke aus. Zumindest was seine Größe, seinen Schnitt und die Möbel betraf. Abgesehen davon, machte es einen völlig anderen Eindruck.
 

Während Sasukes Zimmer extrem ordentlich und fast schon leer wirkte, erschien dieses hier viel voller und unruhiger. Das lag daran, dass große Teile der Wände mit Skizzen und Zeichnungen bedeckt waren, die an die Wände gepinnt worden waren.
 

Die Zeichnungen waren gut. Zumindest soweit ich das beurteilen konnte. Sie waren alle recht dunkel, mit Bleistift oder Kohle und es gab fast keine mit Farbe. Die Motive schienen beliebig, als ob der Künstler einfach alles gezeichnet hätte, was ihm gerade untergekommen war.
 

Abgesehen davon, sah hier alles absolut unberührt und leblos aus. Auf einer Komode, wie auch Sasuke sie neben seiner Tür hatte, standen viele Fotos in schönen Rahmen. Es wirkte wie eine kleine merkwürdige Sammlung. Auf manchen waren alle vier Uchihas zu erkennen. Auf manchen waren nur Sasuke und sein Bruder. Sonst hatte ich bisher im Haus noch überhaupt keine Fotos gesehen. Jemand hatte sie vielleicht alle weggeräumt und hier her gestellt.
 

Das alles hatte ich in wenigen Sekunden wahrgenommen und nun drehte sich die Hausangestellte zu mir um, weil sie bemerkt hatte, dass ich ihr gefolgt war.
 

Sie hatte die dunklen Stoffe neben einer kleinen Leiter vor einem Fester abgelegt und mir wurde klar, dass sie wahrscheinlich die Vorhänge gewaschen hatte und sie nun im Begriff war, sie wieder aufzuhängen.
 

"Wie heißt du eigentlich?", fragte ich in die Stille, weil sie mich skeptisch musterte und ich irgendwas sagen musste. Außerdem interessierte es mich tatsächlich.
 

"Hana", antwortete sie kühl.
 

"Kennst du Itachi? Das hier ist sein Zimmer, oder?", fragte ich neugierig.
 

Sie musterte mich ziemlich unfreundlich. "Nein, ich habe ihn nie getroffen."
 

"Verstehe!", sagte ich. Dann deutete ich auf die Vorhänge. "Ich hab nichts zu tun, kann ich helfen?"
 

"Nein, ich mach das schon!", sagte sie.
 

Vielleicht nahm sie es mir übel, dass Sasuke jetzt nicht mehr Single war. Als sie ihn letztens in der Küche angesehen hatte, war es mir wirklich vorgekommen, als wäre sie total in ihn verliebt. Und dann kam ich und brachte für sie alles durcheinander. Kein Wunder, dass sie mich nicht mochte.
 

"Okay, dann bis bald!", sagte ich freundlich. Aber Hana beschäftigte sich mit den Vorhängen und ignorierte mich. Vermutlich hatte mein Angebot ihr zu helfen wie ein schlechter Scherz auf sie gewirkt, so wie ich angezogen war. Aber ich hatte es ernst gemeint und mir fast gewünscht, etwas ganz Normales zu tun, mit dem ich mich nicht so fremd und unsicher fühlte.
 

Als ich wieder auf den Flur trat, hörte ich die Haustür und ich ging rasch auf die Treppe zu, in der Hoffnung es wäre Sasuke. Ich fühlte mich verloren und nervös und er übertrieb es zwar mit seiner Beschützerei aber besonders in diesem Haus fühlte ich mich sehr viel wohler, wenn ich bei ihm war.
 

"Sind sie das?", fragte Mikoto, die gerade fertig zurechtgemacht neben mir aus ihrem Ankleidezimmer trat. Sie sah sehr hübsch aus.
 

Ich legte die letzten zwei Schritte zurück, um an die Treppe zu kommen und hinunter sehen zu können.
 

"Ja!", sagte ich glücklich. Mikoto war mir gefolgt und sah lächelnd nach unten.
 

"Hallo ihr Beiden!", rief sie.
 

Fugaku hatte gerade seinen Mantel und Sasuke seine Jacke aufgehängt.
 

Sie wandten sich uns zu, als sie Mikoto rufen hörten und nervös wie ich war, gab es mir kurz ein gutes Gefühl, als ich merkte, wie sie mich beide fasziniert ansahen.
 

Fugaku hatte seine Miene sofort wieder im Griff aber Sasuke gab sich gar keine Mühe, seine Freunde über meinen Anblick zu verbergen.
 

"Wow!", sagte er und ging mir mit schnellen Schritten entgegen. Er nahm mehrere Stufen auf einmal und als er oben ankam blieb er vor mir stehen und sah mich grinsend an. Er wirkte glücklich. Und es machte mich glücklich, ihn glücklich zu sehen. Allzu oft kam das nicht vor. Zumindest dann nicht, wenn andere Leute dabei waren.
 

"Hi!", sagte er ein wenig atemlos. Vielleicht wegen der Treppe und vielleicht auch ein bisschen meinentwegen.
 

"Hi!", sagte ich lächelnd.
 

Mikoto schien sich darüber zu freuen, dass wir uns so freuten, einander zu sehen. Sie stieg die Treppe hinunter und begrüßte ihren Mann.
 

"Ich muss schnell duschen und mich umziehen!", sagte Sasuke zu mir. Er drückte mein Kinn nach oben und gab mir einen Kuss. "Und danach werde ich versuchen, dir nicht mehr von der Seite zu weichen!"
 

Mikoto rief, dass ich doch herunter kommen und im Wohnzimmer warten sollte, bis die beiden fertig waren. Sie leistete mir Gesellschaft und ging dann hinaus, um Nana zu verabschieden und mit ihr zu besprechen, was es morgen zu tun gäbe.
 

Also war ich alleine, als Fugaku das Wohnzimmer betrat. Er trug einen Anzug, der noch teurer wirkte als die, die er normalerweise trug. Er warf mir einen undeutbaren Blick zu, ging zu einem Sessel genau gegenüber von dem Sofa auf dem ich saß und setzte sich, während er seine Manschettenknöpfe befestigte.
 

Ich sagte nichts, obwohl ich seine Anwesenheit und die Stille als unangenehm empfand. Aber mit ihm reden wollte ich noch viel weniger. Und ihm ging es ja vermutlich genauso.
 

Trotzdem verhielt er sich anders als sonst. Bisher hatte er mich meist nur mit einem verächtlichen oder kalten Blick bedacht, der mir deutlich zeigte, dass er meine Anwesenheit zutiefst missbilligte. Und dann war er entweder aus dem Raum gegangen oder hatte so getan, als wäre ich einfach Luft und nicht existent für ihn.
 

Nun aber beschäftigte er sich in sofern mit meiner Anwesenheit, dass er mich musterte. Ich blickte auf die Hände in meinem Schoß, weil ich keinen Blickkontakt mit ihm haben wollte. Es war schwer für mich, hier zu sein, obwohl ich so offensichtlich unerwünscht war.
 

Schließlich sah ich doch kurz auf, weil meine Neugierde zu groß wurde. Wie Luft behandelte er mich jedenfalls nicht mehr. Er musterte mich immer noch. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos, sodass ich daraus gar nichts ablesen konnte. Kurz hatte ich den Gedanken, dass mir seine offensichtliche Missbilligung lieber gewesen war. Das hatte ich zumindest klar zuordnen können. Nun wusste ich überhaupt nicht mehr einzuordnen, was er dachte.
 

Sasuke rettete mich gewissermaßen aus dieser unangenehmen Stille, als er ihm Türrahmen erschien. Er trug ebenfalls einen teuer aussehenden Anzug. Der stand ihm hervorragend und ließ ihn älter aussehen. Ich lächelte ihn an, erleichtert über sein Erscheinen.
 

Sasuke warf Fugaku einen unfreundlich Blick zu, den dieser kühl erwiderte.
 

"Schau sie nicht so an, sie muss sich ja schrecklich fühlen!", sagte Sasuke verärgert zu seinem Vater.
 

"Sprich nicht in diesem Ton mit mir!", erwiderte Fugaku kalt aber Sasuke ignorierte ihn. Er kam zu mir herüber und setzte mich neben mich aufs Sofa.
 

Ich bewegte vorsichtig meine Hand auf seine zu. Ich fühlte mich unwohl und wollte Sicherheit. Aber ich wusste auch nicht recht, wie ich mich verhalten sollte, weil mir bewusst war, dass sein Vater uns ansah.
 

Sasuke schloss ohne zu zögern seine Hand um meine.
 

"Alles, okay?", fragte er. "Wie war es mit meiner Mutter?"
 

"Also wirklich Sasuke!", sagte Mikoto vorwurfsvoll. Sie war gerade wieder hereingekommen. "Du klingt so, als müsstest du kontrollieren, dass ich Sakura nichts getan hätte! Aber du kannst beruhigt sein, wir haben uns gut verstanden, nicht war Sakura?"
 

"Ja!", antwortete ich und lächelte sie an.
 

"Deine Mutter war sehr freundlich zu mir!", sagte ich an Sasuke gewandt.
 

Sasuke wirkte beruhigt.
 

"Gehen wir!", sagte Fugaku kalt und stand auf.
 

Sasuke zog statt seiner Lederjacke einen schicken, schwarzen Mantel über seinen teuren Anzug und damit wirkte er eher wie mitte zwanzig als wie Achtzehn.
 

Wir fuhren getrennt zur Firma, sodass ich im Auto einen Moment mit Sasuke alleine sein konnte und ich merkte, wie gut es mir tat, mich kurz entspannter zu fühlen.
 

"Tut mir leid, dass ich dich da mit hinschleppe!", sagte Sasuke während er langsam auf den Haupteingang zu fuhr. "Das wird furchtbar langweilig für dich werden!" Offenbar gab es heute einen Park Service und wir würden nicht in die Tiefgarage fahren.
 

Ich lächelte ihn an. "Kein Problem. Ich bin dir dankbar, dass du so darauf bestehst, dass ich zu dir gehöre, obwohl dein Vater dagegen ist."
 

Der kurze Blick, den er mir zu warf, war unglaublich liebevoll.
 

Er hielt vor dem Eingang, stieg aus und gab jemandem den Schlüssel, der scheinbar bereit stand, um seinen Wagen zu parken.
 

Ein anderer Mitarbeiter des Parkservice öffnete meine Tür und hielt mir die Hand hin, um mir beim Aussteigen behilflich zu sein. Obwohl er direkt wieder seine professionelle Miene aufsetzte, nahm ich war, dass er mich kurz bewundernd angeschaut hatte. Ich kam mir absolut lächerlich vor.
 

Aber Sasuke war sofort an meiner Seite und hielt mir mit einem charmanten Lächeln seinen Arm hin. Ich hakte mich dankbar bei ihm ein. Ich gehörte hier einfach nicht her aber solange er mich berührte, hatte ich einigermaßen das Gefühl mit der Realität verankert zu sein.
 

Ich fragte mich, wie Sasuke sich wohl gerade fühlte. Er wirkte nach außen hin wie immer absolut selbstsicher und ging mit allem völlig souverän um.
 

Nachdem wir hineingegangen waren, waren wir auf die Aufzüge zugegangen und als wir dort ankamen, wollten gerade ein paar schick gekleidete Mitarbeiter die Kabine betreten. Dann sahen sie Sasuke, stiegen wieder aus und ließen uns höflich den Vortritt.
 

"Danke", sagte er. "Steigen Sie ruhig mit ein."
 

Zwei Männer und eine Frau stellten sich zu uns und Sasuke drückte den Knopf für die oberste Etage.
 

Er legte mir den Arm um die Hüfte und sagte: "Keine Sorge, ich passe auf dich auf. Bleib einfach bei mir!"
 

"Ja", antwortete ich ganz leise, weil es mir unangenehm war, dass die anderen im Fahrstuhl uns hören konnten.
 

Hoffentlich würde ich diesen Abend gut überstehen.

Firmenfeier

Die Fahrstuhltüren öffneten sich direkt zu einem riesigen Saal hin und ich musste mich zusammenreißen, um mich nicht total staunend umzusehen. Alles sah sehr modern und schick aus und an den Wänden gab es riesige Glasfronten, die einen Ausblick über die ganze Stadt ermöglichten. Es war bereits sehr voll und Leute liefen herum, die Getränke und Häppchen auf Tabletten trugen und sie den Gästen anboten.
 

Weiter hinten gab es ein Podest mit einem Sprecherpult und dahinter war die Wand mit einer riesigen Projektionsfläche versehen. Im vorderen Teil des Saals, waren viele mit weißem Stoff umhüllte und mit Blumen dekorierte Stehtische aufgestellt, auf denen Gläser und Getränke bereitstanden. Unglaublich viele Menschen drängten sich in dem Saal, tranken Sekt und unterhielten sich in kleinen oder größeren Grüppchen.
 

"Arbeiten die etwa alle für euer Unternehmen?", fragte ich Sasuke schockiert.
 

Er sah amüsiert aus. "Die Meisten. Ein paar der höher gestellten Mitarbeiter sind wahrscheinlich in Begleitung gekommen, um sich wichtig zu machen."
 

"So wie du?", fragte ich amüsiert.
 

Er lächelte. "Nein. Du bist als Teil meiner Familie hier."
 

"Wie kannst du dir eigentlich so sicher sein, dass du mich in deiner Familie haben willst?", fragte ich amüsiert. "Wir kennen uns doch noch gar nicht so lange."
 

"Jetzt klingst du wie mein Vater", sagte er grinsend. "Aber ich weiß immer ziemlich genau, was ich will!"
 

Ein Mitglied des Catering Teams hielt uns ein Tablett mit Sektgläsern und Fingerfood hin aber Sasuke hob ablehnend die Hand und der junge Mann entfernte sich rasch.
 

Sasuke legte mir sanft seine Hand auf den Rücken, um mich zu dirigieren und ging auf seine Eltern zu, die höchstens eine Minute vor uns angekommen sein konnten und schon mit einigen wichtig aussehenden Leuten sprachen, die ihrem Auftreten nach vielleicht hohe Positionen im Unternehmen bekleideten.
 

Sie behandelten Sasuke und seine Mutter genauso respektvoll wie Fugaku und ich wurde vor allem mit neugierigen Blicken bedacht. Sehr viele schienen mit uns sprechen zu wollen. Vielleicht war das hier eine Gelegenheit, sich mit dem Chef gut zu stellen oder so etwas in der Art.
 

Jedenfalls wurde ich von Sasuke oder Mikoto ständig irgendwem vorgestellt, ich wurde interessiert, skeptisch oder überheblich gemustert und ich hatte das Gefühl nur automatisch zu reagieren, höflich zu lächeln, auf oberflächliche Fragen und Aussagen mit 'ja' oder 'nein' oder 'vielen Dank' zu antworten, ohne wirklich noch ein Zeitgefühl zu haben.
 

Ich merkte, wie Sasuke mich die ganze Zeit im Auge behielt aber er wurde selbst ständig in Gespräche verwickelt und dann stand ich mit der Begleitung von Sasukes Gesprächspartner da und versuchte so respektvoll und höflich zu sein, wie ich konnte.
 

Doch nach einer Weile unterband Sasukes Vater die Gespräche, weil es wohl Zeit wurde, mit dem Programm zu beginnen.
 

"Du hälst dich tapfer und machst das großartig", sagte Sasuke mir leise ins Ohr und legte mir seine Hand an den unteren Rücken, um mich mit leichtem Druck dazu zu bringen, mit ihm hinter seinem Vater und seiner Mutter durch den Saal und zu dem Podest zu gehen. Als ich das Kleid angezogen hatte, war ich skeptisch gewesen, weil es am Rücken so freizügig war aber nun war ich war froh, seine warme Hand auf meiner Haut zu spüren. Am liebsten wäre ich nach Hause verschwunden aber ich war fest entschlossen für Sasuke durchzuhalten.
 

Hinten an der Wand unter der Projektionsfläche standen bereits ordentlich nebeneinander in einer Reihe ungefähr fünfzehn wichtig aussehende Männer und Frauen in teuren Anzügen und Kostümen, den Blick dem Saal zugewandt und langsam wurde es leiser. Wir stiegen hinter Sasukes Eltern die drei Stufen hinauf, die auf das Podest führten und es kehrte Stille ein.
 

Mikoto stellte sich in ihrer vornehmen Art an das Ende der Reihe, das uns am nächsten war und Sasuke schob mich sanft aber bestimmt in ihre Richtung und ließ mich dann los. Ich stellte mich neben seine Mutter, da ich das scheinbar tun sollte und wünschte, Sasuke hätte seine Hand nicht weggenommen.
 

Ich bemühte mich, mir meine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen aber ich fand es beinahe unerträglich hier zu stehen, während alle im Saal zu uns her sahen. Neben den dunkel und vor allem seriös gekleideten Angestellten bei denen wir standen, mussten Mikoto und ich extrem auffällig wirken und ich wünschte mir, mein Kleid und meine Haare hätten eine andere Farbe.
 

Ich konnte deutlich erkennen, dass einige Menschen im Saal mich neugierig musterten und manche steckten die Köpfe zusammen und reden leise miteinander, während sie mich betrachteten. Mein Leben kam mir mal wieder wie eine verrückte Seifenoper vor und ich wünschte mir zum bestimmt hundertsten Mal, es wäre ein wenig normaler. Als ich mich auf Sasuke eingelassen hatte, hatte ich nur an ihn gedacht uns gar keinen Gedanken daran verschwendet, in was für eine Welt ich mich damit hineinbegab.
 

Fugaku stellte sich ein paar Schritte von uns entfernt drei Meter weiter nach vorne als alle anderen in der Reihe und Sasuke stellte sich wie selbstverständlich genau neben ihn. Wahrscheinlich hatten sie das vorher so abgesprochen.
 

Sie hatten eine beeindruckende Ausstrahlung, so selbstsicher und souverän wie sie da zusammen standen. Und obwohl Sasuke viel jünger wirkte, als sein Vater, gelang es ihm, genauso erhaben zu erscheinen.
 

Fugaku nickte jemandem aus der Reihe zu und der trat vor an das Rednerpult und begann eine Ansprache zu halten. In meinen Ohren rauschte es und ich konnte mich nicht darauf konzentrieren. Ich fokussierte mich nur darauf, gerade zu stehen und mir meine ganzen Emotionen nicht anmerken zu lassen.
 

Nach und nach traten noch mehr der wartenden Führungskräfte nach vorne und hielten kurze Reden, die sich jeweils um ihre Abteilungen zu drehen schienen. Es gab kurze Präsentationen über die Erfolge des letzten Jahres und danach wurden die besonderen Verdienste einiger Mitarbeiter hervorgehoben, die entweder Prämien oder Beförderungen bekamen und die nach vorne gebeten wurden, um von ihren Vorgesetzten Auszeichnungen entgegenzunehmen. Unter ihnen war auch der Mann namens Shibuno. Die anderen hatte ich noch nie gesehen.
 

Anschließend ging Fugaku Uchiha in die Mitte zum Rednerpult und hielt eine Rede über die Ausrichtung des Unternehmens für das nächste Jahr und gab Ausblicke auf neue Projekte.
 

Es schien sich dabei ausschließlich um die Sicherheitskonzepte und deren Umsetzung für Konzerne mit globaler Bedeutung zu drehen, deren Namen mir tatsächlich alle geläufig waren. Erst jetzt wurde mir so richtig deutlich klar, dass Hinata recht gehabt hatte, wenn sie mir manchmal gesagt hatte, dass mir wahrscheinlich nicht ganz bewusst war, wie einflussreich die Uchihas waren.
 

Obwohl Fugaku gewohnt kalt und berechnend wirkte, musste ich zugeben, dass er dennoch als Chef etwas Charismatisches hatte. Er erschien zwar unglaublich streng und erbarmungslos aber in den Gesichtern der Mitarbeiter, die ihm zuhörten, konnte ich nicht unbedingt Angst sondern vorallem Respekt erkennen. Er wirkte, als ob er alles im Griff hätte. Ich verstand nun, was Sasuke gemeint hatte, als er mir einmal gesagt hatte, sein Vater verstünde etwas von seinem Job.
 

Während Fugaku sprach, herrschte absolute Stille, die Mitarbeiter lauschten ihm gespannt und ich hatte den Eindruck, dass er vielleicht kein besonderes netter Mensch aber ein guter Chef war. Zumindest schienen das seine Angestellten zu finden, die gerade in Beifall ausbrachen, als Fugaku seine Rede mit der Ankündigung beendet hatte, dass jedem Mitarbeiter auf Grund der guten Zahlen ein Bonus ausgezahlt werden könnte.
 

Fugaku ging wieder hinüber zu seinem Sohn und ein anderer Mann trat nochmal kurz an das Pult, um darüber zu informieren, dass damit der offizielle Teil des Abends beendet war und jeder herzlich eingeladen sei, sich an den Getränken und Speisen zu bedienen und dass es auf der rechten Seite nun ein Buffet geben würde. Außerdem sei jeder Mitarbeiter eingeladen jeden seiner Vorgesetzten anzusprechen, sollte es es Anregungen oder Probleme zu besprechen geben.
 

Die Zuhörer applaudierten und irgendwelche Veranstalter kümmerten sich darum, dass es Musik gab und das Licht leicht gedämmt wurde, sodass die Atmosphäre nun viel entspannter war.
 

Die Reihe der Vorgesetzten löste sich gerade langsam auf und Mikoto sah mich lächelnd an und sagte: "Na komm, gehen wir zu ihnen!"
 

Fugaku und Sasuke standen immer noch da und sprachen leise miteinander über irgendetwas aber dann sahen sie zu uns hinüber. Sasuke schlang sofort den Arm um mich, sobald ich nah genug war und gab mir einen Kuss.
 

"Gut durchgehalten!", sagte er zufrieden.
 

"Ja, sie macht das ganz wunderbar!", sagte Mikoto lächelnd. "Und du auch Sasuke, ich bin sehr stolz auf dich!"
 

Sasuke warf ihr einen Blick zu, den ich schwer deuten konnte. Vielleicht war es eine Mischung aus Freude über das Lob und Ärger. Aber Ärger worüber?
 

"Ich bin auch zufrieden mit dir!", sagte Fugaku zu ihm, vielleicht war seine Stimme ein ganz kleines bisschen weniger eisig als normalerweise.
 

"Schön", antwortete Sasuke kühl und es klang ein wenig sarkastisch. "Das freut mich."
 

"Mach jetzt kein Drama!", sagte Fugaku streng.
 

"Hatte ich nicht vor."
 

Sie starrten sich einen Moment ausdruckslos an und ich merkte nur, wie aufgewühlt Sasuke sein musste, weil er meine Hand hielt. Er hatte seine Finger so fest um meine Hand geschlossen, dass es richtig weh tat. Aber er schien es gar nicht zu bemerken.
 

"Bitte, nicht heute Abend!", sagte Mikoto leise und ich fragte mich mal wieder was hier eigentlich los war, während ich versuchte den Schmerz zu ignorieren.
 

Sasuke sah seine Mutter an und lächelte auf eine gequälte Art. "Aber es gibt dafür nie den richtigen Zeitpunkt, nicht wahr?" Seine Stimme klang fast normal. Aber ich glaubte, dass sie nicht ganz so fest war, wie sonst immer.
 

"Sasuke...", sagte seine Mutter vorsichtig.
 

"Hör auf!", sagte Fugaku plötzlich mit schneidender Stimme. "Du tust deiner Freundin weh!"
 

Sasuke sah für den Bruchteil einer Sekunde verwirrt aus, als würde diese Aussage in seinem Kopf keinen Sinn ergeben. Dann ließ er augenblicklich meine Hand los und sah mich besorgt an.
 

"Tut mir leid!", sagte er und versuchte mir ins Gesicht zu sehen. Ich hatte den Kopf gesenkt und mich darauf konzentriert den Schmerz auszuhalten, um das Gespräch nicht zu stören.
 

Ich lächelte ihn an. "Macht nichts!" Aber ich konnte den Reflex nicht unterdrücken kurz mit meiner anderen Hand meine Finger zu massieren.
 

"Wirklich, es ist alles gut!", sagte ich verlegen lachend, weil Sasuke und Mikoto mich besorgt musterten.
 

"Mr. Uchiha!"
 

Wir drehten uns alle um und sahen einen Mann in Begleitung einer hübschen Frau auf uns zukommen. Ich erkannte ihn wieder, weil er auch eben eine Ansprache gehalten hatte.
 

"Guten Abend!", erwiderte Fugaku in neutralem Tonfall.
 

"Wir hatten heute Abend noch keine Gelegenheit zu sprechen!", sagte der Mann und schüttelte allen Anwesenden die Hände. Er stellte sich nicht vor ich schloss daraus, dass sie sich alle kannten. Was nur logisch war, schließlich arbeitete er wahrscheinlich auch hier. Seine Begleitung wurde irgendwie übergangen.
 

"Diese bezaubernde Dame hier ist mir noch nicht bekannt", sagte er, als er damit fertig war, Fugaku, Sasuke und Mikoto zu begrüßen. Er musterte mich interessiert. "Ihre Begleitung für heute Abend?", fügte er an Sasuke gewandt hinzu.
 

Sasuke wollte gerade den Mund öffnen aber sein Vater war schneller.
 

"Das ist Sakura Haruno, die Partnerin meines Sohnes."
 

Sasuke warf seinem Vater einen raschen Blick zu.
 

Der Mann achtete nicht darauf, nahm kurz meine Hand und deutete eine leichte Verbeugung an.
 

"Oh! Dann also mehr als nur eine hübsche Begleitung! Sehr erfreut!", sagte er und stellte sich mir als Chef der Marketingabteilung vor.
 

Er schlug vor, gemeinsam zum Buffet zu gehen und etwas zu essen und hatte offenbar vor, Fugaku in ein Gespräch über die Arbeit zu verwickeln.
 

"Du solltest auch etwas essen!", sagte Mikoto freundlich und lächelte mich liebevoll an.
 

Sie sah sie ihren Sohn an. Sasuke musterte nachdenklich seinen Vater.
 

"Kommt doch mit!", sagte sie und berührte Sasuke vorsichtig am Unterarm.
 

Er entzog ihn ihr.
 

Sie sprach weiter, als würde es ihr nichts ausmachen. "Sakura hatte noch kein Abendessen und du bestimmt auch nicht. Und ich glaube, dein Vater hat eben versucht, dir ein Friedensangebot zu machen, Sasuke. Bitte nimm es an, wenn du kannst!"
 

"In Ordnung", sagte Sasuke schließlich und er klang einigermaßen versöhnlich.
 

Das Buffet war ziemlich bombastisch und ich hatte den Eindruck, dass wirklich keine Kosten gescheut worden waren, um den Mitarbeitern etwas zurückzugeben. Das schienen diese auch zu schätzen zu wissen, denn um uns herum waren offenbar alle ziemlich gut gelaunt.
 

Mein Gefühl der Nervosität war so weit abgeflaut, dass ich es schaffte, ein wenig zu essen und irgendwann musste ich anfangen zu lachen, weil Sasuke die ganze Zeit ein wenig betreten drein blickte, weil er sich schlecht fühlte, dass er mir wehgetan hatte. Ich versicherte ihm zum dritten Mal, dass alles in Ordnung sei und endlich hörte er auf damit.
 

Weil gerade alle in Unterhaltungen waren und niemand auf uns achtete, fragte ich ihn leise flüsternd: "Wie geht es dir? Du warst eben sehr wütend und traurig, oder?"
 

"Jetzt nicht mehr!", raunte er ein wenig verführerisch in mein Ohr und bedachte mich dann mit seinem schiefen Lächeln, das ihn so unglaublich anziehend machte. Er wusste es. Und er tat es mit Absicht, um mich von dem Thema abzulenken.
 

"Sasuke...", setzte ich an aber er griff in meinen Nacken, zog mich zu sich und küsste mich. Hauptsächlich um mich zum Schweigen zu bringen, nahm ich an. Leider lenkte es mich tatsächlich ziemlich ab.
 

Er wollte offenbar nicht darüber reden und so wie ich ihn kannte, würde ich ihn dann auch nicht umstimmen können. Aber alles hatte seine Zeit. Und ich hatte die Erfahrung gemacht, dass Ungeduld mehr schadete, als dass sie nutzte.
 

Jedenfalls schien er jetzt auf den Geschmack gekommen zu sein und küsste mich nun aus Verlangen und nicht mehr, um mich am nachfragen zu hindern.
 

Ich sträubte mich etwas, weil es mir unangehm war, dass seine Eltern fast genau neben uns standen, vor allem, weil der Marketingchef soeben sein Gespräch mit Fugaku beendet hatte und nun mit seiner Begleitung verschwand. Sasuke ignorierte meinen Widerstand.
 

"Nimm dich zusammen!", sagte Fugaku kühl zu seinem Sohn und Sasuke ließ widerwillig von mir ab.
 

"Sasuke, du solltest wirklich aufhören, wenn Sakura signalisiert, dass sie das gerade nicht möchte!", sagte Mikoto leise und sie klang beunruhigt.
 

"Sakura kommt schon mit mir zurecht", sagte Sasuke unbekümmert und seine Mutter warf ihm einen irritierten Blick zu.
 

"Übrigens", sagte Sasuke zu seinem Vater, "kann ich kurz nochmal ins Archiv? Ich will mir ein paar Unterlagen holen, die ich kopieren und mit nach Hause nehmen will. Ich will was überprüfen."
 

"Und was?", fragte Fugaku und verengte die Augen.
 

"Ich will mir nur was ansehen, ich versuche mir den Prozess der staatlichen Bezuschussung bei Ausschreibungen draufzuschaffen. Ich hänge bei der Anteilsberechnung und will mir alte Beispiele ansehen. "
 

Fugaku zog eine Schlüsselkarte aus seinem Geldbeutel und hielt sie Sasuke hin.
 

"Sie bleibt besser hier!", sagte Mikoto, als Sasuke die Hand nach mir ausstreckte. "Du würdest sie nicht in Ruhe lassen und dann wäre ihre hübsche Frisur ganz ruiniert!"
 

"Deine Mutter hat recht. Hol, was du holen willst und dann komm wieder her. Du solltest sowieso keine externe Person mit ins Archiv nehmen."
 

"Sie kann ja kurz draußen warten", sagte Sasuke entschieden. "Sie kommt mit. Ich lasse sie nicht alleine hier."
 

Meine Nervosität war mittlerweile, vielleicht auch weil ich nun nicht mehr so hungrig war und mich dadurch nicht mehr so zittrig fühlte, soweit angeflaut, dass meine leichte Verärgerung mich wieder mutiger machte. Sie sprachen alle über mich, als wäre ich gar nicht anwesend oder ein kleines Kind.
 

"Ich gehe mit!", sagte ich entschieden. Ich wollte erstens nicht alleine bei Sasukes Eltern bleiben und zweitens wollte ich selbst entscheiden dürfen. Aber ich neigte höflich vor Sasukes Vater den Kopf. "Selbstverständlich werde ich nicht mit ins Archiv gehen, wenn das nicht erlaubt ist!"
 

Ich wandte mich Sasuke zu: "Und du hör gefälligst auf, mich schon wieder herumzubefehligen!"
 

Ich sah aus dem Augenwinkel, wie Sasukes Mutter mich verblüfft ansah und Sasukes Vater mich nachdenklich musterte.
 

Sasuke grinste. "So lange ich bekomme, was ich will, kannst du dir gerne einbilden, dass du selbst entscheidest, Prinzessin!"
 

Er hielt mir seinen Arm hin, um mich durch den Saal zu geleiten aber dieser blöde Spruch provozierte mich nur noch mehr. Also bedachte ich ihn mit einem verächtlichen Blick, ignorierte seinen Arm und seine Eltern, wandte mich entschieden ab und ging entschlossen und würdevoll in Richtung der Aufzüge.
 

Ich hörte, wie Sasuke leise lachte und mir folgte. Er beschleunigte kurz seine Schritte, um aufzuholen und ging dann neben mir her.
 

"Du warst süß, als du so verunsichert und schutzbedürftig warst!", sagte er grinsend. "Aber so gefällst du mir auch ziemlich gut!" Er strich sanft über die nackte Haut an meinem Rücken.
 

"Hör auf!", sagte ich entschieden. Er war wirklich unglaublich!
 

Er lachte wieder leise und nahm seine Hand weg. Allerdings vielleicht nur, weil wir bei dem Aufzug angekommen waren und er auf den Knopf drücken wollte.
 

Die Türen öffneten sich sofort, ohne, dass wir warten mussten und ich trat hinein.
 

Sobald sie geschlossen waren, griff Sasuke mit einer schnellen Bewegung nach meinem Kinn, schob mich nach hinten an die Wand und küsste mich.
 

Ich zuckte zusammen, weil das Metall auf meinem freien Rücken eiskalt war. Er drängte sich gegen mich und ich spürte ein verlangendes Kribbeln in meinem Bauch.
 

Ein paar Sekunden ließ ich es zu, überwältigt von meiner Sehnsucht nach ihm aber dann fiel mein Blick auf die Kamera, die in einer Ecke angebracht war und ich zog ihm meinen Kopf weg. Wie so oft schon, ließ er deshalb nicht von mir ab und leckte über meinen Hals.
 

"Sasuke!", sagte ich warnend. "Hier ist eine Kamera!"
 

"Ich weiß", raunte er desinteressiert.
 

"Sasuke, hör auf!" Ich zog an seinem Arm, damit er seine Hand von meinem Po nahm.
 

"Sasuke!", sagte ich laut.
 

Er knurrte unzufrieden aber er ließ mich endlich los und ich warf ihm einen verärgerten Blick zu.
 

Er erwiderte ihn unbeeindruckt. "Du hast mich den ganzen Tag total scharf gemacht mit deinen Blicken und deiner Art und dieses Kleid trägt auch nicht gerade dazu bei, das abzumildern. Meine Disziplin hat Grenzen. Also sei jetzt bloß nicht sauer!"
 

Ich schnaubte verächtlich und er grinste.
 

"Ich weiß Orte ohne Kameras", sagte er mit einem schiefen Lächeln und einem Seitenblick auf mich.
 

"Das kannst du vergessen!", sagte ich aber musste dabei lachen. "Ich will nicht total derangiert aussehen oder mich dann die ganze Zeit fragen müssen, ob man mir was ansieht oder deine Mutter mit meiner Frisur nicht mehr zufrieden ist!"
 

"Na gut", sagte er. "Ich muss sowieso was erledigen."
 

"Willst du wirklich ins Archiv?", fragte ich ihn neugierig.
 

"Nein", sagte er. "Ich wollte nur erreichen, dass mein Vater mir den Generalschlüssel gibt.
 

"Was hast du denn vor?", fragte ich skeptisch. "Willst du in Shibunos Büro einbrechen oder sowas?"
 

"Genau das", sagte er.
 

"Ernsthaft?", fragte ich schockiert. Das war eigentlich nur ein Scherz gewesen.
 

"Es hat mich ein bisschen provoziert, dass er eben einen Bonus und eine Beförderung bekommen hat", sagte Sasuke schulterzuckend.
 

"Ohh, Sasuke, bitte tu nichts Dummes!", sagte ich und musterte ihn skeptisch. Wusste er, was er tat oder wollte er bloß mal wieder seine Machtkämpfe gewinnen?
 

"Manchmal muss man eben was riskieren", antwortete er und blickte auf die Schlüsselkarte in seiner Hand.
 

"Ich bin heute Nachmittag weiter gekommen und habe unauffällig einige Informationen einholen können. Ich bin mir mittlerweile sicher, dass Mizuke Shibuno zweieinhalb Millionen Euro unterschlagen hat, wahrscheinlich für sich selbst. Aber er kann es nicht ganz alleine getan haben. Ich bin ziemlich intelligent aber ich habe kaum Erfahrung. Trotzdem ist es mir aufgefallen. Also ist Typ aus der Finanzprüfung, der das bearbeitet hat, entweder ein Idiot oder ein Komplitze. Da mein Vater sehr hohe Gehälter zahlt und es sich leisten kann, nur Leute einzustellen, die richtig gut sind, glaube ich eher Letzteres."
 

Ich sah ihn nachdenklich an. "Hast du denn einen Verdacht?"
 

"Ja!", sagte er voller Genugtuung. "Zufällig war derjenige, der in den Dokumenten für die Prüfung eingetragen ist, zu dieser Zeit gerade im Urlaub. Derjenige, der dort steht, hat das also gar nicht geprüft. Aber ich habe einen Verdacht, wer es tatsächlich gewesen sein könnte und der hat sich eben erhärtet. Ich habe ihn und Shibuno den ganzen Abend beobachtet und sie scheinen ziemlich vertraut zu sein. Sie bleiben zwar auf Abstand aber ich habe gesehen, wie sie Blicke ausgetauscht haben, zum Beispiel als die Beförderung verkündet wurde."
 

"Krass!" Ich war etwas beeindruckt. "Und was genau hoffst du nun zu erreichen?"
 

Er zuckte mit den Schultern. "Das weiß ich leider nicht so genau. Ich hoffe, in seinem Büro Belege dafür zu finden, dass die beiden in Kontakt stehen."
 

"Ich hoffe, das klappt!", sagte ich skeptisch. "Aber nicht schlecht!"
 

"Hm!", sagte er zufrieden. Mein Kompliment schien er besser annehmen zu können, als das Lob von seinen Eltern.
 

"Oje, wenn das dein Vater hört!", sagte ich seufzend. "Er wird gar nicht erfreut sein."
 

"Ja...", sagte Sasuke nachdenklich. "Ich muss es ihm auf jeden Fall sagen, bevor ich eine Woche auf Klassenfahrt verschwinde. Mit ein bisschen Glück kann ich es ihm gleich schon sagen."
 

"Also deshalb sollte ich eben unbedingt mitkommen, nicht wahr?", sagte ich amüsiert. "Ich bin deine Tarnung. Falls uns jemand bemerkt, wirst du so tun, als hätten wir uns nur verzogen, um irgendwo ungestört rumzumachen, oder?"
 

Er grinste. "Ich gebe zu, der Gedanke ist mir gekommen. Aber ich wollte dich vor allem nicht länger alleine meinen Eltern aussetzen."
 

"Du bist verrückt!", sagte ich nicht zu ersten Mal. Hoffentlich ging das gut.
 

In dem Stockwerk, in dem offenbar Mizuke Shibunos Büro lag, war es dunkel und niemand war zu sehen. Natürlich nicht, schließlich waren alle oben bei der Feier.
 

Wir gingen den dunklen Gang entlang und Sasuke blieb schließlich vor einer Tür stehen und hielt die Karte an den Türknauf. Es piepste leise und Sasuke öffnete die Tür.
 

Ich blieb im Türrahmen stehen und sah nervös auf den Gang hinaus. Nach wie vor war niemand zu sehen.
 

Sasuke war zum Schreibtisch gegangen und hatte den PC angemacht.
 

"Der hat doch bestimmt ein Passwort!", sagte ich leise.
 

"Ja", sagte Sasuke. "Aber wir benutzen nur Codes als Passwörter, die den Mitarbeitern mitgeteilt werden. Ich habe vorhin bei meinem Vater im Büro unauffällig nachgeschaut, wie Shibunos Code ist, als mein Vater kurz draußen war.
 

Er tippte etwas und grinste selbstgefällig, als keine Fehlermeldung zu hören war.
 

"Und nun?", fragte ich, nachdem ich wieder einen kurzen Blick auf den Gang geworfen hatte.
 

Aber Sasuke antwortete nicht und klickte mit hoch konzentriertem Gesicht auf dem PC herum. Seine Augen bewegten sich sehr schnell.
 

Ich schaute wieder den dunklen Gang entlang. Ganz hinten, noch hinter der Glastür, die wieder in Richtung der Eingangshalle führte, glaubte ich ein kleines Licht zu erkennen, dass sich bewegte.
 

"Sasuke...", flüsterte ich.
 

Er reagierte nicht. Er hatte einen triumphierenden Ausdruck im Gesicht. Er zog einen USB Stick aus seiner Hosentasche, schloss ihn rasch an und kopierte wahrscheinlich etwas darauf.
 

Dann sah er auf. "Sie haben sich ziemlich viele E-Mails geschrieben. Sie stehen auf jeden Fall in Kontakt. Er hat sie alle gelöscht aber die Verläufe sind noch im automatischen Backup. Ich kann sie nicht öffnen aber wenn mein Vater..."
 

"Sasuke!", unterbrach ich ihn scharf, nachdem ich wieder einen Blick auf den Flur hinaus geworfen hatte. "Ich glaube da kommt jemand mit einer Taschenlampe! Vielleicht patrouilliert jemand von eurem Sicherheitsdienst!"
 

"Fuck!", sagte er und klang etwas unruhig. "Wenn wir entdeckt werden und es richtig ungünstig läuft, wäre Shibuno gewarnt!"
 

Ich warf wieder einen Blick in den Korridor. Die Person mit der Taschenlampe war beinahe an der Glastür zu diesem Gang angekommen.
 

"Ich kann jetzt die Übertragung nicht abbrechen, sie braucht noch über eine Minute, wie viel Zeit haben wir?", fragte er betont ruhig aber ich sah ihm an, dass er nervös war.
 

"Das schaffst du nicht", sagte ich leise. "Ich lenke ihn ab."
 

Er sah mich überrascht an.
 

"Wir sehen uns gleich wieder oben!", sagte ich.
 

Bevor er reagieren konnte, hatte ich ganz leise die Tür geschlossen, damit der leichte Lichtschein des PCs nicht auf den Gang fiel. Trotzdem konnte man unter dem Türspalt ganz ganz leicht das Licht erkennen. Zumindest wenn man nahe an der Tür vorbei ging. Und außerdem konnte man in der tiefen Stille leicht das Summen des PCs drinnen hören.
 

Ich war im Dunkeln und zu weit weg, sodass ich vermutlich noch nicht zu sehen war aber durch den Schein der Taschenlampe konnte ich am anderen Ende des Ganges nun einen Mann erkennen.
 

Er hatte gerade die Glastür wieder hinter sich geschlossen und kam jetzt in meine Richtung. Er trug einen schwarzen Anzug, genau wie der Mann, der mich zu Sasuke ins Büro gebracht hatte, als es das Missverständnis mit dem kaputten Smartphone gegeben hatte.
 

Ich schlich ein paar Schritte von der Tür weg, die ich gerade geschlossen hatte. Dann gab ich mir keine Mühe mehr leise zu sein.
 

"Ähm, hallo!", rief ich und versuchte ein wenig naiv zu klingen.
 

Es war schon öfter vorgekommen, dass Leute mich aufgrund meines guten Aussehens für ein wenig oberflächlich und einfältig hielten. Normalerweise ärgerte mich das aber vielleicht konnte es jetzt mal ganz nützlich sein.
 

Der Mann hatte seine Schritte beschleunigt und kam rasch auf mich zu. Ich ging ihm ein wenig vorsichtig weiter entgegen.
 

"Was tun Sie hier?", fragte er scharf und ich hob schützend den Arm, weil er mir mit der Taschenlampe direkt ins Gesicht leuchtete. "Sind Sie nicht die Freundin von Sasuke Uchiha?", fragte er misstrauisch.
 

"Ja", sagte ich verlegen lächelnd. Das hatte sich ja schon ganz schön herumgesprochen. "Ich habe ihn gesucht, er wollte kurz in sein Büro gehen."
 

"Mr. Uchihas Büro ist in einem anderen Stockwerk."
 

"Oh nein, ich hatte es befürchtet!", sagte ich und klang wie ich fand überzeugend bekümmert. "Dieses Gebäude ist ja so groß!"
 

Er sah immer noch ein wenig misstrauisch aus aber er musterte mich auch neugierig.
 

"Ich glaube, ich gehe besser einfach zurück in den Saal!", sagte ich ein wenig niedergeschlagen. "Ich hätte dort einfach auf ihn warten sollen."
 

"Auf jeden Fall dürfen Sie nicht einfach hier herumlaufen!", sagte der Mann und sah mich nun tatsächlich ein wenig mitfühlend an. "Kommen Sie, ich bringe Sie zurück!"
 

"Oh danke, das ist nett von Ihnen!", sagte ich und strahlte ihn an.
 

"Kein Problem!", antwortete er. "Aber ich muss das meinem Vorgesetzten melden, fürchte ich. Ich hoffe, Sie bekommen dadurch keine Probleme! Aber ich bin nicht sicher, wie ihr Status ist und ob Sie sich hier frei bewegen dürfen."
 

"Oh!", sagte ich ein wenig betroffen. "Ich verstehe! Tut mir leid, dass ich Ärger gemacht habe!"
 

Wir fuhren mit dem Fahrstuhl nach oben und als wir den Saal betraten, sah ich mich nach Sasukes Eltern um. Am besten wäre es, der Mann würde nicht seinen Vorgesetzten informieren, damit es gar kein großes Aufsehen gab. Aber das würde nur Sasukes Vater verhindern können. In der Ferne entdeckte ich Mikoto, sie unterhielt sich angeregt mit drei anderen schick angezogen Frauen.
 

Dann bemerkte ich, dass Fugaku Uchiha nur ein paar Meter von mir entfernt stand und sich mit jemandem unterhielt. Sein Blick fiel auf mich und den Mann vom Sicherheitsdienst und er sagte etwas zu seinem Gesprächspartner und kam dann zügig auf uns zu.
 

"Mr. Uchiha!", begrüßte der Mann von der Security ihn sofort höflich.
 

"Was ist hier los?", fragte Fugaku kühl und blieb vor uns stehen. Er musterte mich prüfend.
 

"Ich habe diese Dame zurückgebracht. Sie sagt, sie habe sich auf der Suche nach Ihrem Sohn verlaufen."
 

"Verstehe", sagte Fugaku. "Ich danke Ihnen."
 

"Soll ich das in meinem Bericht erwähnen?", fragte der Mann.
 

"Danke, das wird nicht nötig sein, ich kümmere mich persönlich darum", antwortete Fugaku. "Sie können gehen."
 

Der Mann neigte respektvoll den Kopf und ging wieder auf die Aufzüge zu.
 

"Was treibt er?", fragte Fugaku mich streng, sobald der Mann außer hörweite war. Offenbar hatte er das Ganze gleich durchschaut.
 

"Er kommt gleich", sagte ich. "Er erklärt es Ihnen besser selbst."
 

Fugaku vereengte die Augen und betrachtete mich eine Weile nachdenklich, bis ich wieder anfing, mich etwas unwohl zu fühlen.
 

"Du hast es ihm nicht gesagt?", fragte er schließlich in einem so neutralen Tonfall, dass sich daraus absolut keine Informationen ableiten ließen. Es war das erste Mal, dass er mich ansprach. Abgesehen natürlich von seinem Besuch in meiner Wohnung. Mir viel auf, dass er mich nicht mehr Siezte.
 

Ich nahm an, dass er davon sprach, dass er versucht hatte, mich dafür zu bezahlen, dass ich mich von Sasuke trennte.
 

"Nein", sagte ich schlicht.
 

"Hast du vor, es ihm zu sagen?"
 

"Nein. Es würde ihn verletzen und das möchte ich vermeiden."
 

Fugaku musterte mich nachdenklich. "Nun, mir ist klar, dass du das nicht für mich tust aber ich kann nicht verhehlen, dass ich dankbar dafür bin."
 

Ich schwieg.
 

"Ich denke, ich werde mich wohl mit dir abfinden müssen", fuhr er fort. "Dein Hintergrund entspricht zwar nicht meinen Wünschen aber vielleicht bist du tatsächlich unter anderen Gesichtspunkten gut für ihn."
 

"Ja, das bin ich!", sagte ich selbstsicher. Denn das war etwas, bei dem ich keine Zweifel hatte.
 

Wir sahen uns einen Moment in die Augen und obwohl es mir schwer fiel, hielt ich es tapfer aus. Dann sah er zu den Aufzügen hinüber und ich drehte mich rasch um.
 

Sasuke kam auf uns zu.
 

"Was treibst du eigentlich?", fragte Fugaku ihn verärgert.
 

Aber Sasuke beachtete ihn nicht.
 

"Alles okay?", fragte er mich besorgt.
 

"Klar!", sagte ich lächelnd.
 

Er grinste. "Du bist echt großartig! Danke für die Rettung!"
 

"Sasuke...", sagte Fugaku drohend. Vermutlich war er es nicht gewohnt, ignoriert zu werden.
 

Sasuke wandte sich ihm zu. "Wir müssen reden. Aber nicht hier. Können wir in dein Büro gehen?"
 

Fugaku musterte uns beide einen Moment. Dann ging er ohne etwas zu sagen auf die Aufzüge zu und Sasuke und ich folgten ihm.
 

Wir schwiegen den ganzen Weg. Bei seinem Büro angekommen, hielt Fuguku uns beiden die Tür auf und Sasuke und ich traten ein. Der Raum war groß und beeindruckend und ich sah mich fasziniert um. Fugaku ging schweigend zu seinem Schreibtisch und setzte sich dahinter auf seinen Stuhl. Er stützte die Ellenbogen auf die Tischplatte und verschränkte die Finger miteinander.
 

"Nun?", fragte er.
 

Sasuke hielt ihm seinen USB Stick hin. "Es gibt ein Problem. Mizuke Shibuno hat mindestens zweieinhalb Millionen Euro unterschlagen. Er und mindestens ein Komplitze."
 

Fugaku musterte Sasuke einen Moment schweigend. Seine Miene verriet nicht, was er dachte.
 

Dann nahm er Sasuke wortlos den USB Stick ab, starte seinen PC und schloss den Datenträger an. Ich warf Sasuke einen Blick zu. Er stand geduldig da und wartete, während sein Vater sich ansah, was er ihm gegeben hatte.
 

Ein paar Minuten vergingen, in denen niemand sprach.
 

"Das sieht tatsächlich danach aus", sagte Fugaku. Er wandte sich Sasuke zu. "Es ist erstaunlich, dass du das bemerkt hast."
 

"Ich bin zum Teil durch Sakura darauf gekommen", sagte Sasuke. "Shibuno hat versucht, mich abzulenken, als ich mich in die Unterlagen eingearbeitet habe, indem er eine Nachricht von ihr verschwinden ließ und damit für Chaos gesorgt hat."
 

Fugaku warf mir einen kurzen Blick zu und wandte sich dann wieder an seinen Sohn.
 

"Das hast du sehr gut gemacht", sagte er. "Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, was ich von diesen halb legalen Aktionen halten soll. Ich nehme an, du bist eben in sein Büro eingebrochen, du hast dir seinen Code beschafft und warst an seinem PC."
 

Sasuke warf ihm die Schlüsselkarte auf den Schreibtisch. "Ich habe so gehandelt, wie du es mir beigebracht hast", antwortete er ruhig. "Ich habe getan, was nötig war."
 

Fugaku sah ihn einen Moment an. "Nun, ich verstehe, dass du dir erst wirklich sicher sein wolltest, bevor du mit so schweren Anschuldigungen gegen mindestens einen meiner Mitarbeiter zu mir kommst. Du hast das sehr ordentlich aufbereitet und es erscheint plausibel. Das sind zwar keine Beweise aber das überzeugt mich und ich kann nun gezielte Untersuchungen einleiten. Es ist gut, dass wir diese Informationen haben, ohne dass Shibuno überhaupt Verdacht geschöpft hat. Das ermöglicht es mir, noch eine Weile verdeckt zu ermitteln, um dafür zu sorgen, dass ich auch jeden erwische, der da mit drin hängen könnte. Du hast wirklich mitgedacht."
 

Sasuke wirkte zufrieden mit sich.
 

"Ist das denn ein sehr schlimmes Problem?", fragte ich vorsichtig, weil ich daran dachte, dass Fugaku gerade jedem Mitarbeiter einen Bonus versprochen hatte. Und es kam mir wie unglaublich viel Geld vor.
 

Beide sahen mich an.
 

"Nein", antwortete Fugaku schließlich. "Für solche Fälle gibt es Rücklagen und mit ein bisschen Glück bekommen wir das Geld sogar zurück. Das Problem ist eher, dass ich offenbar mindestens zwei Mitarbeiter habe, denen ich nicht vertrauen kann. Aber das werde ich regeln."
 

"Oh, okay!", sagte ich.
 

"Aber du stellst nun auch ein Problem dar", fuhr er fort. "Du dürftest das eigentlich alles gar nicht wissen."
 

"Tu das nicht!", sagte Sasuke sofort drohend, griff nach meiner Hand und starrte seinen Vater wütend an. "Vertrau ihr!"
 

Fugaku musterte ihn. "Ich bin nicht da, wo ich bin, weil ich Leuten vertraue, Sasuke."
 

"Aber sie ist nicht irgendwer!", sagte er und seine Stimme bebte vor unterdrückter Wut. "Ich schwöre dir, wenn du es nicht gut sein lässt, dann werde ich..."
 

"Hör auf Sasuke!", sagte ich sanft und strich über seinen Arm. Er starrte Fugaku immer noch zornig an aber er hörte auf mich und schwieg.
 

Ich wandte mich an seinen Vater und sagte: "Vielleicht sollten Sie es als Chance sehen, dass ich Ihnen beweisen kann, dass ich vertrauenswürdig bin. Außerdem weiß ich ja gar nicht viel. Sasuke hat mir keine Details genannt. Und ich würde nie etwas tun, womit ich Sasuke schaden würde."
 

Wir blickten uns einen Moment in die Augen und ich wusste, dass er ebenfalls daran dachte, dass ich Sasuke nichts von seinem Besuch erzählt hatte.
 

"Nun gut!", sagte Fugaku Uchiha schließlich. "Ich lasse es darauf ankommen."

Machtkämpfe

Sasuke sah überrascht erst seinen Vater und dann mich an. Er wirkte plötzlich misstrauisch und als ob er sich fragen würde, ob er etwas verpasst hätte. Aber zu meiner Erleichterung fragte er nicht nach und ich musste nicht lügen.
 

Fugaku machte den PC aus, steckte den USB Stick und die Schlüsselkarte ein und erhob sich. "Wir sollten wieder nach oben gehen. Ich muss jetzt mit ein paar Leuten sprechen und einiges in die Wege leiten."
 

Er kam um den Schreibtisch herum und blieb vor Sasuke stehen. "Ich möchte, dass du dich ab jetzt aus der Sache raus hältst und es von hier an mir überlässt." Er klang streng.
 

"Keine Sorge", sagte Sasuke kühl. "Ich weiß, was ich kann und was ich noch nicht kann. Ich bin nicht größenwahnsinnig."
 

"Gut", sagte Fugaku. "Du kannst dich darauf verlassen, dass ich dich auf dem Laufenden halte."
 

Er ging zur Tür und hielt sie für uns auf.
 

Ich trat wieder auf den dunklen Gang hinaus und als Sasuke auch durch die Tür getreten war, schloss Fugaku sie hinter sich ab.
 

Wieder schwiegen wir alle drei, während wir zurück nach oben gingen und ich streckte die Hand nach Sasuke aus, während wir hinter seinem Vater her liefen. Er nahm sie.
 

Ich fühlte mich einigermaßen zufrieden. Vor ein paar Stunden hätte ich mir das noch nicht träumen lassen. Ich hatte den Abend gut bewältigt und die Situation mit Sasukes Vater hatte sich für mich verbessert.
 

Ich dachte kurz an die Sache, die sich auf dem Podest zwischen Sasuke und seinen Eltern abgespielt hatte. Er nahm ihnen irgendetwas, das sie getan haben mussten, extrem übel. Vermutlich etwas, was mit Itachi passiert war.
 

War er vielleicht ausgezogen und hatte jeden Kontakt zu seiner Familie abgebrochen und Sasuke litt darunter? Das wäre gut möglich. Aber diese Mutmaßungen brachten mich nicht weiter und da nach wie vor niemand gewillt schien, darüber zu sprechen, musste ich mich wohl noch etwas länger gedulden.
 

Als wir wieder oben im Saal ankamen, kam Mikoto verwundert auf uns zu aber Fugaku wimmelte sie rasch ab und verbrachte dann einige Zeit damit, sich mit drei anderen Männern und einer Frau zu unterhalten, die alle ernst dreinblickten.
 

Sasuke unterrichtete seine Mutter knapp darüber, was passiert war und sie schien zuerst schockiert aber beruhigte sich wieder, als Sasuke ihr versicherte, dass das Problem sich lösen lassen würde.
 

Wir blieben noch eine Weile, weil Sasuke meinte, er müsse noch etwas Präsenz zeigen und ich staunte darüber, dass doch ziemlich viele Leute darauf aus waren, mit ihm zu sprechen.

Aber er sagte, den meisten ginge es bloß darum, sich mit ihm gutzustellen, weil ihnen klar war, dass er in ein paar Jahren in einer Position sein würde, in der er Entscheidungen treffen würde, nicht zuletzt über Stellenbesetzungen.
 

"Und ein paar von ihnen glauben wahrscheinlich einfach, dass ich leicht zu beeinflussen bin, weil ich noch so jung bin", sagte er.
 

"Tja, da täuschen sie sich dann aber!", sagte ich lächelnd, lehnte mich leicht an ihn und legte die Hände an seine Brust. Er hatte den Arm um mich gelegt und betrachtete mich zufrieden, als wir gerade einen Moment Ruhe hatten. "Es gelingt ja mir schon kaum, dich zu beeinflussen!"
 

Er grinste. "Aber es gelingt dir besser als jedem anderen. Und wahrscheinlich besser, als dir bewusst ist."
 

"Deine Mutter scheint sich da nicht so sicher zu sein!", sagte ich lachend. "Ich glaube sie denkt, du würdest mich schlecht behandeln."
 

Er lachte. "Denkst du denn, ich würde dich schlecht behandeln?"
 

"Nein", sagte ich amüsiert. "Außerdem nehme ich dich so, wie du bist. Und bisher reißt du dich immer wieder zusammen, bevor ich richtig sauer auf dich werden kann."
 

Er grinste und strich mir sanft über den Rücken. "Ich glaube, ich stehe ein bisschen drauf, dich zu provozieren!"
 

"Das ist mir bewusst!", sagte ich ebenfalls grinsend. "Und du willst mich besitzen."
 

"Ja", sagte er liebevoll und strich über meine Wange. "Aber mir ist schon klar, dass das nicht geht und dass du machst, was du willst. Ich wünsche es mir trotzdem."
 

Ich streckte mich und gab ihm einen Kuss.
 

"Also ich will dich lieber nicht besitzen!", sagte ich mit einem provozierenden Lächeln. "Du bist nicht besonders pflegeleicht und ich hätte absolut keine Lust Verantwortung für alles übernehmen zu müssen, was du sagst und tust! Das wäre echt zu anstrengend bei deinen ganzen übertriebenen Aktionen und ständigen Unverschämtheiten!"
 

Sein Grinsen wurde breiter. "Sei lieber nicht so frech, du wirst später noch alleine mit mir sein!"
 

"Glaubst du etwa wirklich, deine Einschüchterungsversuche würden bei mir funktionieren, Sasuke Uchiha?"
 

Ich küsste ihn ganz kurz und sanft und lachte leise darüber, dass er gezwungen war, sich zu kontrollieren, weil wir mitten im Saal standen und von Leuten umgeben waren.
 

"Vielleicht muss ich mir etwas mehr Mühe geben, wenn du so sorglos bist", raunte er in mein Ohr, und seine Stimme war unglaublich anziehend. "Aber ich finde du bist ganz schön vorlaut, wenn ich daran denke, wie du letztens unter mir gelegen hast und nichts mehr tun konntest außer zu keuchen. Vielleicht sollte ich es nachher so lange rauszögern, bis du bettelst!"
 

Nun wünschte ich mir, dass wir alleine wären und er sich nicht kontrollieren würde. Aber das würde ich ihm sicher nicht sagen.
 

"Das schaffst du gar nicht!", sagte ich mit einem fiesen Lächeln. "Wie du ja selbst sagst, hat deine Selbstkontrolle ihre Grenzen. Und wenn ich dich nicht lasse, kannst du gar nichts tun."
 

Er zog eine Augenbraue hoch. "Vergisst du da nicht gerade, dass ich viel stärker bin, als du?"
 

Ich lächelte überlegen. "Tja, Sasuke, das mag sein aber das nützt dir leider nichts. Ich weiß ziemlich sicher, dass ich dir zu wichtig bin, als dass du es ertragen könntest, dass ich ernsthaft wütend auf dich wäre. Also wirst du mit all deinem Geld und deiner Kraft nie wirklich etwas tun können, was ich nicht möchte, nicht wahr?"
 

"Tss", machte er und verzog verärgert das Gesicht.
 

Ich lächelte ihn liebevoll an. "Und du weißt ganz genau, dass ich Recht habe."
 

Dann wurden wir wieder von zwei Leuten angesprochen und danach hatte Sasuke genug. Die Feier war zwar noch in vollem Gange aber es war schon nach zwölf und die Leute wurden immer betrunkener. Da Sasuke und ich beide komplett nüchtern waren, fiel uns das besonders auf und die Gespräche wurden langsam immer inhaltsloser. Also entschied Sasuke, dass wir nun gehen würden.
 

Wir holten unsere Mäntel und verzogen uns dann, ohne uns von jemandem zu verabschieden. Unten warteten wir vor dem Eingang, bis ein Mitarbeiter des Parkservice Sasukes Auto vorgefahren hatte und sobald wir endlich zu zweit in seinem Wagen saßen, war ich ziemlich glücklich über den Abend und ich empfand freudige Aufregung, wenn ich daran dachte, dass ich gleich endlich mit ihm alleine sein würde.
 

Als wir schließlich erschöpft zusammen in seinem Bett lagen und die Spannung, die sich den ganzen Tag über zwischen uns aufgebaut hatte, nach dem Sex verschwunden war, merkte ich, dass ich total müde war. Ich konnte ganz leise die Haustür hören und war froh, dass seine Eltern jetzt erst kamen. Der Tag war furchtbar aufregend für mich gewesen und nun, wo das ganze Adrenalin weg war, wurde ich sehr schnell schläfrig.
 

Sasuke schien es nicht anders zu gehen. Als ich mich zu ihm drehen wollte, um ihm eine gute Nacht zu wünschen, atmete er bereits tief und gleichmäßig und reagierte nicht mehr.
 

Er hatte seinen Arm so fest um mich gelegt, dass ich mich nicht richtig bewegen konnte. Ich drückte und zog ein wenig und er spannte seine Muskeln an aber ich machte weiter bis ich in eine bequeme Schlafposition kam. Er brummte und murmelte: "Halt still!". Ich schnaubte aber ich musste lächeln. Während ich einschlief und seine warme Haut an meiner spürte, fühlte ich mich einfach glücklich und hatte nichtmal Angst vor Albträumen.
 

Am Samstag blieben wir lange im Bett liegen und taten nichts außer ein bisschen zu reden und zu dösen. Wir kamen erst am Nachmittag nach unten. Wir hatten unsere Zweisamkeit so sehr genossen, dass wir uns lange nicht dazu hatten aufraffen können, zu duschen und uns zurecht zu machen, aber schließlich waren wir einfach zu hungrig gewesen.
 

In der Küche trafen wir auf Mikoto und Hana, die etwas besprachen.
 

Nachdem Hana hinausgegangen war, um irgendwo etwas zu erledigen, sagte Sasuke ziemlich herzlos: "Feuern wir sie! Sie wirft Sakura immer so feindselige Blicke zu!"
 

"Sasuke!", sagten Mikoto und ich entrüstet und genau gleichzeitig. Dann sahen wir uns an und mussten lächeln. Sasuke blickte uns missmutig an, weil es ihm offenbar nicht ganz passte, dass wir uns plötzlich recht gut verstanden.
 

Doch während wir frühstückten, sprach ich freundlich mit Mikoto, weil ich keine Lust hatte, wieder diese eisige Stille zwischen ihnen zu ertragen und sie schien sich in ihrer vornehmen Art sehr darüber zu freuen und machte sich einen Kaffee, um sich zu uns zu setzen.
 

Sasukes Miene nach zu schließen, gefiel ihm das überhaupt nicht. Er saß neben mir, kaute stoisch sein Müsli und schwieg beharrlich. Wenn wir ihn ansprachen, brummte er bestenfalls als Antwort. Also ignorierten wir ihn.
 

Wenn jeder der Meinung war, mir nicht sagen zu müssen, was es für ein Problem gab, dann würde ich eben nun ignorieren, dass es eins gab und zu allen freundlich sein.
 

Fugaku schien in der Firma zu sein, wahrscheinlich versuchte er das Problem mit seinen Mitarbeitern zu lösen. Jedenfalls sah ich ihn nicht.
 

Den Samstag Abend verbrachten wir schließlich mit Hinata, Shikamaru und Kiba bei Naruto. Es war wie immer toll mit ihnen und weil sie sich alle so auf die Klassenfahrt freuten, kam dieses Gefühl in mir auch immer mehr auf.
 

Zumindest würde es toll sein, dem Winter kurz mal zu entfliehen und ein bisschen Sonne auf der Haut zu spüren. Diese ständige Kälte ging mir jetzt schon auf die Nerven. Wir kamen erst spät in der Nacht zurück und schlichen uns leise in Sasukes Zimmer.
 

Sasuke war noch in der Dusche, als ich am Sonntag Mittag meine paar Sachen zusammenpackte, die ich zum Übernachten mitgenommen hatte. Ich war schon geduscht, angezogen und hatte mich ein wenig geschminkt und wollte gleich zu mir aufbrechen, um mit dem Packen für die Klassenfahrt zu beginnen. Ich stellte meine Tasche ordentlich neben seiner Tür ab und setzte mich dann auf einen Sessel, um ein paar Nachrichten von Hinata und in der Gruppe zu beantworten.
 

Sasukes Smartphone lag neben mir auf dem Tischchen und ich sah, dass er einen Anruf bekam. Es klingelte nicht, er hatte es seit der Nacht noch immer auf lautlos gestellt aber das Display zeigte den Namen seines Vaters an. Das Display wechselte wieder auf die Standard Ansicht und ich sah, dass er bereits drei verpasste Anrufe von Fugaku hatte.
 

Ich warf einen Blick zum Bad hinüber. Ich hörte die Dusche nicht mehr, offenbar war er so gut wie fertig.
 

Ich nahm sein Smartphone, ging zum Bad hinüber und klopfte.
 

"Komm rein!", hörte ich ihn sagen.
 

Er hatte gerade das Fenster geöffnet, um die feuchte Luft herauszulassen und weil es draußen so kalt war, entstanden hübsche Wirbel aus Wasserdampf.
 

Sasuke trug bereits eine schwarze Jeans und sah mich fragend an.
 

Kurz war ich abgelenkt, weil sein freier Oberkörper mit den vom Kampfsport so hübsch definierten Muskeln so ein faszinierender Anblick war. Dann riss ich mich rasch zusammen und sah ihm ins Gesicht.
 

"Ich glaube dein Vater versucht dich zu erreichen. Ich habe gerade gesehen, dass er schon dreimal angerufen hat." Ich hielt ihm sein Smartphone hin. "Vielleicht ist es wichtig."
 

"Danke." Er nahm es, lehnte sich an die Fläche, in die das Waschbecken eingelassen war und rief zurück.
 

Ich ging zurück in Sasukes Zimmer und setzte mich wieder auf den Sessel. Ich hörte, wie er nachfragte, was sein Vater wollte, dann kurz zuhörte und "Tut mir leid! Ja!" sagte und wieder auflegte. Dann murmelte er "Fuck!" und schien sich zu beeilen.
 

Er kam dreißig Sekunden später aus dem Bad, ging eilig zu seinem Schrank, holte ein schwarzes T-Shirt und einen Pullover heraus und zog sich beides über den Kopf.
 

Ich betrachtete ihn etwas besorgt. "Gibt es ein Problem?"
 

"Nicht wirklich. Es wäre bloß besser gewesen, ich hätte die Anrufe nicht verpasst. Leider müssen wir uns jetzt beeilen, ich wollte dich eigentlich fahren aber das geht nicht, ich rufe dir ein Taxi!"
 

Er stecke sich sein Smartphone in die Hosentasche, strich sich durch seine noch feuchten Haare und griff sich dann meine Tasche. Er öffnete die Tür und ich stand rasch auf und ging zu ihm hinüber.
 

"Warte Sasuke!", sagte ich. Ich konnte doch einfach den Bus nehmen. "Was ist denn los?", fragte ich, während wir die Treppe hinunter eilten.
 

Aber Sasuke warf nur einen Blick in den Flur und stöhnte dann unzufrieden aber so leise, dass nur ich es hören konnte.
 

Ich folgte seinem Blick und sah, dass gerade zwei junge Männer ihre Mäntel aufhängten.
 

Sie waren vielleicht Ende zwanzig oder Anfang dreißig und trugen teuer aussehende Anzüge. Ihre Haare und Augen waren genauso schwarz, wie die von Sasuke und seinen Eltern. Sie hatten beide kurze Haare, die des einen waren glatt aber standen ein wenig widerspenstig ab, wie die von Sasuke, die des anderen waren ein bisschen welliger.
 

Sie sahen uns uns entgegen, als sie uns hörten.
 

"Hallo Sasu!", sagte der eine und beide grinsten. "Deine Mutter ist gerade raus und hat uns reingelassen."
 

"Du sollst mich nicht so nennen", sagte Sasuke kühl. Er ging selbstbewusst auf sie zu und hielt ihnen die Hand hin.
 

"Hast du etwa ne Freundin?", fragte der mit den welligen Haaren, als sie mit Händeschütteln fertig waren und er und musterte mich neugierig, während ich rasch in meine Schuhe schlüpfte.
 

"Ja, das ist Sakura", sagte Sasuke.
 

"Ohh, du bist erwachsen geworden!", sagte der andere und grinste breit.
 

Er hielt mir die Hand hin. "Obito Uchiha, Sasukes Cousin. Und das ist Shisui Uchiha, auch Sasukes Cousin." Er deutete hinter sich und Shisui nickte mir überheblich zu.
 

Ich nahm seine Hand und sagte: "Hallo!" Ich fühlte mich schon wieder etwas überfordert.
 

Ich wollte Obitos Hand loslassen aber er hielt sie weiter fest, beugte sich zu mir und betrachtete genau mein Gesicht. "Na, du bist ja wirklich extrem heiß!", sagte er. "Wo hast du die denn aufgetrieben Sasu? Da kann man ja richtig neidisch werden. Wie immer nur das Beste für dich, was?"
 

Ich zog ihm mit einem Ruck meine Hand weg, trat einen Schritt zurück und musterte ihn ärgerlich aber das schien ihn nicht zu beeindrucken. Diese Familie machte mich echt fertig.
 

"Hör auf mich Sasu zu nennen, ich bin nicht mehr fünf", sagte Sasuke kühl. "Und komm ihr lieber nicht nochmal zu nahe, sonst werde ich ungemütlich!"
 

Shisui grinste und sagte: "Übertreib es nicht Obito. Sonst feuert er uns sobald er das kann."
 

"Das würdest du doch nicht tun, oder Sasuke?", fragte Obito und gab sich unbeeindruckt aber benutzte wohl doch lieber Sasukes richtigen Namen.
 

"Keine Ahnung!", sagte Sasuke kühl. "Könnte passieren, dass ich mir mal ganz genau angucke, wie gut ihr euren Job macht."
 

"Jaja, schon kapiert du kleines verwöhntes Genie!", sagte Obito verärgert.
 

In diesem Moment klingelte es, Sasuke öffnete die Haustür und trat zur Seite, um drei weitere Männer einzulassen.
 

Zwei davon waren etwas älter als Sasukes Vater und ich erinnerte mich dunkel, dass ich die beiden gestern auf der Firmenfeier gesehen hatte. Sie hatten sich mir sogar vorgestellt aber es war alles so viel gewesen, dass ich mich kaum erinnern konnte. Jetzt, wo ich sie genauer betrachtete, sahen sie Fugaku beide etwas ähnlich, wahrscheinlich waren sie ebenfalls zumindest entfernt verwandt.
 

Den Dritten hatte ich mit Sicherheit noch nicht gesehen, er war zu auffällig, als dass man ihn wieder vergessen könnte. Seine Augen waren ebenfalls schwarz und kalt wie die von Fugaku und seine schwarzen Haare waren lang und verliehen ihm etwas Wildes. Er war etwas jünger, vielleicht um die vierzig. Hier war die Ähnlichkeit zu Fugaku Uchiha nicht zu übersehen.
 

"Hallo Tjiama, Tekka, Madara", sagte Sasuke knapp.
 

Sie gaben Sasuke nacheinander die Hand und ich hatte das Gefühl, als wäre das ein komischer Mafia Film. In ihren Mänteln und mit ihrem überlegenen Gebaren wirkten sie alle irgendwie gefährlich.
 

"Kommt rein", sagte Sasuke in neutralem Ton und ging wieder zu mir herüber.
 

"Na, hat Fugaku dich auch aus dem Ausland zurückbeordert?", fragte Shisui an Madara gewandt.
 

"Ja", sagte Madara. "Euch beide scheinbar ebenso. Unser Sasuke hat offenbar ein Problem aufgedeckt und das Ausmaß ist noch nicht ganz klar."
 

Sein Blick wanderte zu mir und Obito sagte zu ihm: "Das ist Sakura, Sasukes Freundin."
 

"Verstehe", sagte Madara und musterte mich einmal von oben nach unten. "Wo ist Fugaku?"
 

"Er müsste jeden Moment ankommen", sagte Sasuke. "Setzt euch am besten ins Wohnzimmer."
 

Er nahm meinen Mantel von der Gaderobe. Er hielt ihn mir hin, um mir beim Anziehen behilflich zu sein und ich folgte seiner Aufforderung. Es war mir extrem unangenehm, dass uns alle musterten. Keiner schien ins Wohnzimmer gehen zu wollen.
 

"Danke!", sagte ich zu Sasuke. "Dann sehen wir uns morgen?" Offensichtlich war ich hier gerade ziemlich fehl am Platz.
 

"Ja", sagte Sasuke zu mir und ignorierte die Umstehenden. "Ich melde mich später nochmal. Ich rufe dir schnell ein Taxi!"
 

Ich legte rasch die Hand auf seine, als er sein Smartphone aus der Hosentasche ziehen wollte.
 

"Danke, nicht nötig!", sagte ich und lächelte ihn liebevoll an. "Ich komme zurecht!" Ich streckte mich, gab ihm einen kurzen Kuss und hoffte, er würde jetzt nicht wieder eine Diskussion anfangen.
 

"Wie du meinst", sagte er sanft und reichte mir meine Tasche.
 

"Du kannst ja richtig nett sein, Sasuke!", sagte der Mann namens Madara kalt und mit einem höhnischen Lächeln. "Du bist Itachi manchmal doch ähnlicher, als es den Anschein hat."
 

"Hör besser auf damit", sagte Tekka Uchiha zu Madara. "Er kommt."
 

Sie sahen alle zu der noch offenen Tür, Fugaku kam gerade die Treppen hoch.
 

"Ah, sehr gut, ihr seid schon da!", sagte er mit einem Blick auf die Anwesenden. "Yashima ist noch unterwegs aber wir fangen schon an."
 

"Hallo", fügte er an Sasuke gewandt hinzu.
 

An die anderen gerichtet sagte er: "Wartet ihm Wohnzimmer. Ich bin gleich bei euch. Du auch Sasuke. Sakura, du hast ihn für heute genug von seinen Pflichten abgelenkt."
 

Sie kamen der Aufforderung alle schweigend nach, hängten ihre Mäntel auf und gingen ins Wohnzimmer. Fugaku ging in Richtung seines Arbeitszimmers davon.
 

Nur Madara stand immer noch in seinem dunklen Mantel da und seit er Itachi erwähnt hatte, blickten Sasuke und er sich kalt an und hatten gar nicht auf Fugaku reagiert.
 

"Es ist keine Schwäche, auch mal nett zu sein, Madara!", sagte Sasuke mit eisiger Stimme.
 

Madaras Mund verzog sich wieder zu einem höhnischen Lächeln. "Na, wenn du das sagst, Sasuke!" Er bedachte mich mit einem spöttisch Blick, wandte sich dann ab, zog seinen Mantel aus und hängte ihn an die Gaderobe. Dann ging er ins Wohnzimmer.
 

Sasuke starrte ihm wütend nach. Dann sah er mich wieder an.
 

"Mein Onkel", beantwortete er meinen fragenden Blick.
 

"Netter Typ!", sagte ich ironisch und lächelte.
 

"Total. Diese ganze Familie ist ein Traum!", sagte Sasuke ebenfalls ironisch und erwiderte mein Lächeln.
 

Fugaku tauchte wieder auf und seine Augen vereengten sich, als er sah, dass wir immer noch zusammen im Flur standen.
 

"Bin schon weg!", sagte ich rasch, ging auf die Tür zu, trat hinaus und zog sie hinter mir zu. Ich atmete einmal aus. Kein Wunder, dass Sasuke dauernd so angespannt war.
 

Nachdem ich bei meiner Wohnung angekommen war, machte ich mich daran, alles für die Klassenfahrt morgen zu packen und die Wohnung so in Schuss zu bringen, dass alles sauber und ordentlich sein würde, wenn ich zurück kam. Dann beschäftigte ich mich eine Weile mit der Bewerbung fürs Universitätsstipendium und schrieb mir eine Liste, was ich dafür alles zu tun hatte, um etwas Ordnung reinzubringen und zu überlegen, womit ich anfangen sollte.
 

Danach telefonierte ich schließlich eine Weile mit Hinata, die mir sagte, sie wollte morgen früh mit ihrer Mutter vorbeikommen und mich zum Flughafen mitnehmen. Ich dachte kurz an Sasuke aber fand dann, dass er mich entschieden genug herumfuhr und sagte dankbar zu. Hinata war erleichtert. Sie meinte, sie wolle wirklich ungern alleine am Flughafen herumirren und dann an Ende ewig niemanden von uns finden.
 

"Oder stell dir vor, du verpasst den Flug und ich muss dann die ganze Woche ohne dich ertragen!", sagte sie lachend.
 

"Ja und wenn du zurück kommst, bist du auf einmal super mit Karin befreundet!", kicherte ich.
 

"Ohh nee, also wenn, dann sollten wir den Flug lieber zusammen verpassen!"
 

"Stimmt!", gab ich lachend zu. Ich war ohnehin etwas aufgeregt. Ich war nie geflogen.
 

"Oh, Hinata! Sasuke ruft gerade an und ich würde gerne mit ihm reden. Wir sehen uns dann morgen um 7 Uhr, ja?"
 

"Alles klar, bis dann!", sagte sie gut gelaunt und ich legte rasch auf und nahm Sasukes Anruf an. Ich hatte das Gefühl, dass er vielleicht jemanden zum Reden brauchte.
 

"Hi!", sagte ich, gut gelaunt wegen des Gesprächs mit Hinata.
 

"Hey", sagte er und er klang müde. "Ich habe jetzt endlich meine Ruhe und fertig gepackt. Ich fahre morgen mit nem Taxi zum Flughafen, ich komme bei dir vorbei und nehme dich mit."
 

Ich lachte. "Das hast du also schon wieder einfach entschieden, ja?"
 

"Ja", sagte er.
 

"Nett, dass du an mich denkst aber Hinata war schneller und ich hab schon zugesagt, dass ich mit ihr und ihrer Mutter fahre."
 

"Auch gut", sagte er.
 

"Du klingst müde", stellte ich fest.
 

"Bin ich auch. Die Besprechung ging lange und ich war noch beim Training."
 

"Kannst du da eigentlich immer hin?"
 

"Ja. Ich gehe in der Regel Dienstags und Freitags aber meistens ist jemand da und man kann jederzeit vorbeikommen."
 

Wir schwiegen beide kurz, dann fragte ich: "Wie geht es dir?"
 

"Gut, wieso?"
 

"Und in Wirklichkeit?"
 

Er schwieg. Ich schwieg auch. Und ich hatte nicht vor, etwas zu sagen bevor er es tat. Da er das scheinbar auch nicht vorhatte, blieben wir beide eine ganze Weile still und ich malte geduldig mit meinem Finger Kreise in den Stoffbezug von meinem Kissen. Das funktionierte erstaunlich gut. Das Muster war gar nicht schlecht.
 

Und dann zahlte sich meine Geduld aus und Sasuke entschloss sich doch zu antworten.
 

"Ich fühle mich gerade total erschöpft. Heute war es anstrengend, die Erwartungen meines Vaters zu erfüllen und sich gegen meine Verwandten zu behaupten. Weil ich mal die Firma leiten und der Familie vorstehen werde, darf ich nicht schwach wirken, damit sie mich respektieren. Wenn ich das nicht schaffe, machen sie, was sie wollen. Besonders mit Madara ist es schwer. Er ist einer der besten Anwälte, die es weltweit gibt. Er respektiert meinen Vater und darum arbeiten sie gut zusammen. Wenn ich es zum Beispiel nicht schaffe, dass er mich auch respektiert, würde ich der Firma eher schaden, als nützen. Sie warten nur darauf, dass ich scheitere und sie dann mehr Macht bekommen können. Alle, die du heute gesehen hast, arbeiten bei uns im Unternehmen und sie sind gut in ihren Jobs. Ich kann mich zwar gegen sie behaupten, beziehungsweise werde das in Zukunft können aber es ist verdammt anstrengend von jemandem Respekt einzufordern, der zehn oder zwanzig Jahre älter ist und sich noch genau daran erinnert, wie du als Kleinkind im Garten gespielt hast."
 

"Verstehe", sagte ich. Sowas hatte ich mir schon gedacht.
 

"Willst du das denn überhaupt alles, Sasuke?"
 

"Ja", sagte er ohne zu zögern. "Ich will das und ich glaube ich kann das irgendwann so gut wie mein Vater. Vielleicht sogar besser."
 

"Ich bewundere es jedenfalls, dass du es die ganze Zeit schaffst, diesen Druck auszuhalten", sagte ich leise. "Oder scheint das nur so?"
 

"Doch, das geht schon. Ich habe ja mein Training, das bringt mich runter." Er schwieg einen Moment.
 

Dann sagte er leise: "Und ich habe dich. Durch dich fühle ich mich ruhiger."
 

"Das geht mir genauso", sagte ich lächelnd. "Ab morgen hast du jedenfalls erstmal eine Woche, in der du nur von Gleichaltrigen umgeben bist und niemanden beeindrucken brauchst, der viel älter und erfahrener ist als du."
 

"Ja!", sagte er und er klang wieder besser.
 

Erst, als ich am nächsten Morgen mit meinem Koffer auf das Auto von Hinatas Mutter zu ging, wurde mir klar, dass diese Mitfahrgelegenheit einen kleinen Haken hatte.
 

Ich hatte Neji vergessen.

Neji

Dabei war es ja eigentlich klar gewesen, dass sie zusammen zum Flughafen fahren würden. Schließlich wohnten Hinata und Neji im selben Haus und mussten zur selben Zeit im selben Flugzeug sitzen.

Aber wahrscheinlich war ich nicht die Einzige, der das entfallen war, Hinata oder Sasuke hatten schließlich auch nichts dazu gesagt. Und natürlich wäre es auch völlig übertrieben gewesen nur wegen Neji nicht mit Hinata zu fahren.
 

Hinata saß vorne bei ihrer Mutter und öffnete ein Stück die Tür, als ich ihnen entgegen kam.
 

"Guten Morgen!", rief sie fröhlich.
 

Neji stieg aus, warf mir einen überheblichen Blick zu und nahm mir wortlos den Koffer aus der Hand, um ihn im Kofferraum zu verstauen.
 

"Danke!", sagte ich freundlich zu ihm.
 

"Gerne", erwiderte er mit einem blöden anzüglichen Unterton. Ich ignorierte es.
 

Erstens konnte ich vor Hinata und ihrer Mutter nicht unfreundlich zu ihm sein und zweitens hatte ich gerade spontan entschieden, dass meine Strategie für diese Woche sein würde, einfach richtig nett zu Neji zu sein, um ihm keinen Grund zu geben, mich und vor allem Sasuke, provozieren zu wollen. Hoffentlich sah Sasuke uns nicht zusammen ankommen.
 

Ich stieg ins Auto, tauschte ein paar höfliche Sätze mit Hinatas Mutter aus und nachdem Neji wieder hinten neben mir Platz genommen hatte, fuhren wir los.
 

"Na, freust du dich auf die Woche?", fragte Neji mich und musterte mich genüsslich. Ich wünschte, er würde vorne sitzen.
 

"Lass sie in Ruhe Neji!", sagte Hinata verärgert und warf einen Blick in den Rückspiegel.
 

"Also wirklich Hinata!", sagte ihr Mutter vorwurfsvoll. "Nun vertragt euch doch mal!"
 

"An mir soll's nicht liegen!", sagte Neji, als wäre er völlig unschuldig.
 

Hinatas Mutter lächelte ihn im Rückspiegel an. Sie schien ihm seine Freundlichkeit total abzukaufen.
 

Hinata drehte sich zu mir um und verdrehte die Augen.
 

"Ich habe gestern bei der Maniküre Mikoto Uchiha getroffen!", sagte Hinatas Mutter. "Sie scheint ja ganz begeistert von dir zu sein, Sakura. Ich habe gehört, du warst sogar mit bei der Firmenfeier am Freitag. Dann ist das jetzt wohl was richtig Festes mit dir und Sasuke, nicht wahr? Sonst hätten sie dich sicher nicht mitgenommen. Es spricht sich in unseren Kreisen schon rum, dass er nun vergeben ist."
 

"Oh, ähm, ja!", sagte ich etwas verlegen. "Es läuft gut mit uns."
 

Mir war wirklich nicht ganz klar gewesen, worauf ich mich einließ, als ich mit Sasuke zusammengekommen war. Ich wünschte, sie würden nicht alle so tun, als würden Sasuke und ich gleich heiraten. Wir waren doch nur zwei Schüler, die eine Beziehung führten.
 

"Wie schön!", sagte Hinatas Mutter. "Ich fand ihn ja immer recht kalt, wenn ich ihn mal getroffen habe, es tut ihm sicher gut eine Frau an seiner Seite zu haben!"
 

Hinatas Mutter warf Neji einen Blick im Rückspiegel zu. "Und das würde auch für dich gelten! Du bist immer so angespannt!"
 

"Warum wohl?", murmelte Neji sarkastisch und ich glaubte die gleiche Bitterkeit zu hören, die ich manchmal auch schon bei Sasuke wahrgenommen hatte.
 

Ich blickte kurz zu ihm hinüber. Ob er wohl genauso unter Druck stand? Das würde sein blödes Verhalten zumindest irgendwie erklären.
 

Hinatas Mutter parkte am Flughafen und blieb bei uns, während wir die Koffer durch die Hallen schoben und uns umsahen, um festzustellen, wo wir hin mussten. Also war Neji die ganze Zeit ziemlich freundlich und half Hinata und mir sogar mit dem Gepäck.
 

Die beiden waren betont nett zueinander bis wir schließlich eine Ansammlung von unseren Klassenkameraden entdeckten und Hinatas Mutter sich verabschiedete.
 

"Du bist echt unglaublich!", sagte Hinata wütend zu Neji.
 

"Reg dich nicht auf, das steht dir nicht!", gab der unbeeindruckt zurück. "Bis später, Sakura!", fügte er mit einem charmanten und etwas unheimlichen Lächeln an mich gewandt hinzu und ging dann ohne uns weiter zu beachten zu seinen Freunden hinüber. Shino und die beiden anderen, Kankuro und Gaara, begrüßen ihn lässig.
 

"Ah, sehr gut!", sagte Kakashi Hatake, als er Hinata und mich erblickte. Er hakte etwas auf seiner Liste ab und wandte sich dann Kurenai Yuuhi, der Klassenlehrerin aus der Parallelklasse zu, die etwas zu ihm sagte.
 

Hinata und ich plauderten ein wenig oberflächlich mit Ino und Karin bis Kiba und Shikamaru eintrudelten, uns überschwänglich und ziemlich gut gelaunt begrüßten und damit die ganze Aufmerksamkeit auf sich zogen.
 

"Sasuke und Naruto kommen wohl zusammen!", sagte Kiba mit einem Blick auf unseren Gruppenchat, weil wir gerade darüber gesprochen hatten, dass sie spät dran waren.
 

"Eigentlich gar nicht schlecht, mal nicht der Letzte zu sein!", sagte Shikamaru grinsend.
 

"Das hast du nur mir zu verdanken, du Volltrottel!", sagte Kiba amüsiert und verärgert. "Wenn ich keinen Stress gemacht hätte, hättest du mit Sicherheit das Flugzeug verpasst!"
 

Shikamaru gähnte unbeeindruckt und ich sah wie Ino schmunzelte.
 

"Hoffentlich schaffen sie es!", sagte Hinata ein wenig beunruhigt.
 

"Okay, Uchiha und Uzumaki fehlen noch aber der Rest kann sich bei mir schon die Flugtickets abholen und dann an Bord gehen!", rief Mr. Hatake.
 

Als ich durch die Absperrung ging, warf ich einen Blick zurück. Es war nichts von Sasuke und Naruto zu sehen.
 

Hinata und ich hatten zwei Plätze nebeneinander bekommen können und Hinata meinte, ich müsste unbedingt am Fenster sitzen und rausschauen können, wenn ich noch nie geflogen wäre.
 

Wir verstauten unsere Sachen und machten es uns gemütlich aber wir waren beide ein wenig hibbelig und sahen ständig zum Eingang, wenn Leute herein kamen.
 

Das Flugzeug war nicht allzu groß, es gab jeweils zwei Plätze in zwei Reihen. Kiba und Shikamaru saßen uns gegenüber auf der anderen Seite des Ganges und hinter uns waren zwei Mädchen aus der Parallelklasse. Vor uns war ein altes Ehepaar.
 

Ich blickte auf die Uhr, wir würden bald starten.
 

"Da sind sie!", sagte Hinata plötzlich erleichtert und ich sah sofort auf.
 

Naruto kam den Gang entlang und grinste breit, als Kiba begeistert "Heeyyy!" rief und ihm die Hand zum einklatschen hin hielt. "Ihr brauchtet natürlich wieder einen großen Auftritt, was?"
 

"Klar!", antwortete Naruto grinsend. "Ich mache es immer ein bisschen spannend!"
 

Sasuke lief hinter Naruto her und ließ konzentriert seinen Blick über die Sitzreihen streifen, bis er mich erblickte.
 

"Hey Prinzessin!", sagte er mit einem etwas anzüglichen Lächeln, als Naruto und er an uns vorbeikamen.
 

Naruto grinste Hinata und mich an und dann waren sie vorbei, weil sie wegen der Leute hinter ihnen nicht stehen bleiben konnten.
 

"Ohh, ich bin erleichtert!", sagte Hinata.
 

"Oh Mann, die zwei machen auch immer auf obercool!", hörte ich das Mädchen aus der Parallelklasse hinter uns leise sagen. Ihre Freundin kicherte. "Ja, aber sie sind es irgendwie auch, oder?"
 

Hinata und ich sahen uns an und unterdrückten unser Lachen.
 

Mittlerweile hatte ich richtig Lust auf die Klassenfahrt. In der Vergangenheit hatte mir Klassenreisen immer eher Sorgen bereitet, weil ich das Gefühl gehabt hatte, keine Rückzugsmöglichkeit zu haben und die ganze Zeit meine Panikattacken verstecken zu müssen. Aber das hatte ich mittlerweile im Griff und ich hatte Freunde, mit denen ich mich wohl fühlte.
 

Hinata warf einen Blick aus dem Fenster. "Es sieht aber leider ganz schön stürmisch aus. Hoffentlich gibt es nicht zu viele Turbulenzen!"
 

"Bräuchte ich jetzt auch nicht!", sagte ich und streckte mich. Ich hatte keine Ahnung von Turbulenzen aber ich war auch so schon etwas nervös.
 

Ich richtete mich kurz auf und spähte hinter mich. Naruto und Sasuke richten sich gerade bei einem Platz ein paar Reihen weiter hinten ein.
 

Mr. Hatake lief den Gang entlang, um durchzuzählen und setzte sich dann zu Mrs. Yuuhi.
 

Kurz darauf starteten wir und ich stellte fest, dass es einiges gab, was mir besser gefiel als Fliegen.
 

"Das ist nur, weil das Wetter ziemlich schlecht ist!", sagte Hinata aufmunternd. Aber sie sah selbst nicht gerade begeistert aus.
 

"Du bist doch selber nervös!", sagte ich und lachte unsicher.
 

"Ja, aber ich weiß, das es eigentlich unbegründet ist!", sagte sie und knete ihre Hände im Schoß.
 

Wir hielten es ungefähr fünf Minuten tapfer aus und versuchten ein paar Scherze darüber zu machen aber langsam wurde mir ziemlich übel. Shikamaru und Kiba neben uns schauten einen Film und schienen das Wetter nicht zu beachten.
 

"Hey!"
 

Wir sahen auf. Naruto und Sasuke standen im Gang.
 

"Kommst du ein bisschen mit zu mir nach hinten Hinata?", fragte Naruto gut gelaunt und hielt ihr die Hand hin.
 

"Oh ja!", sagte sie erfreut und ein wenig erleichtert und stand auf.
 

"Ist doch okay, oder?", fragte sie mit einem Blick zu mir.
 

Ich nickte bloß, weil mir schlecht war. Eigentlich wollte ich vor Sasuke nicht so schwach sein aber andererseits machte mich Hinatas Nervosität noch nervöser.
 

Naruto nahm ihre Hand, zog sie hoch und sagte "Bis später!" zu Sasuke und mir und sie verschwanden nach hinten.
 

Sasuke ließ sich neben mir in den Sitz sinken.
 

"Na Sasuke, hast du Angst bekommen und suchst Schutz bei deiner Freundin?", fragte Kiba grinsend über den Gang hinweg.
 

Sasuke grinste ebenfalls. "Und du? Kompensierst du deine Angst mit blöden Sprüchen?"
 

"Nö, die mache ich völlig unabhängig von meinen emotionalen Zuständen!", gab Kiba lachend zurück, steckte seinen Ohrstöpsel wieder rein und sah dann weiter auf sein Tablet. Shikamaru gähnte schon wieder.
 

Sasuke musterte mich leicht amüsiert.
 

"Die Wahrscheinlichkeit, dass etwas passiert, ist so gering, dass es sich nicht lohnt, sich deswegen zu sorgen", sagte er nüchtern und setzte sich entspannt zurecht. Er strahlte auf jeden Fall mehr Ruhe aus als Hinata.
 

"Ja", sagte ich. "Mir ist trotzdem etwas schlecht."
 

"Ich sehe es dir an", sagte er lächelnd. "Du bist ganz blass. Ist aber irgendwie süß!"
 

Ich schaubte und musste ebenfalls lächeln. Ich war froh, dass er es nicht allzu ernst nahm. Ich mochte es überhaupt nicht, wenn ich mir wie ein Problemfall vorkam.
 

"Ist Neji eigentlich mit euch hingefahren?", fragte Sasuke betont beiläufig und strich sanft über meinen Oberschenkel.
 

Ich sah ihn prüfend an. "Ja, wieso?" Er hatte also doch daran gedacht.
 

"Wie hat er sich benommen?"
 

"Ziemlich nett, Hinatas Mutter war ja dabei", sagte ich möglichst unbekümmert. Ich wollte gar nicht erst anfangen, dem Thema Raum zu geben.
 

"Hm", sagte er nachdenklich.
 

"Lass uns versuchen gut mit Neji auszukommen, ja?", sagte ich und griff nach seiner Hand. "Bitte lass dich nicht von ihm provozieren!"
 

"Mal sehen", sagte er in neutralem Tonfall. "Ich kann es versuchen."
 

"Bitte, Sasuke!", sagte ich und sah ihn ernst an.
 

Er strich mir mit seiner freien Hand liebevoll über die Wange. "Ich werde mir Mühe geben. Du darfst nicht denken, dass ich unbedingt darauf aus bin, Streit mit ihm anzufangen. Wenn wir kämpfen würden, wäre das für uns beide nicht ganz ungefährlich. Also werde ich natürlich versuchen zu vermeiden, dass wir aneinander geraten."
 

"Danke!" Ich lächelte ihn an. Aber so richtig beruhigt hatte mich seine Aussage jetzt eigentlich nicht.
 

Das Flugzeug machte einen Ruck und ich unterdrückte ein Stöhnen und lehnte meine Stirn gegen Sasukes Schulter. Er hielt weiter meine Hand fest und legte die andere beruhigend an meinen Hinterkopf.
 

Ich war dankbar, dass er nichts sagte und einfach da war.
 

Eine Weile verharrten wir so und dann wurde das Wetter tatsächlich deutlich besser. Jetzt fand ich es sogar faszinierend aus dem Fenster zu schauen.
 

Schließlich tauchte Hinata wieder auf, weil sie zurück zu mir und ihren Sachen wollte und Sasuke ging wieder zu Naruto.
 

Hinata hatte einiges an Snacks eingepackt und wir hatten den Rest des Fluges eine gute Zeit, während der wir Kekse aßen und lasen und plauderten. Allerdings ging der Großteil der Snacks an Kiba und Shikamaru drauf.
 

Als wir schließlich gelandet waren, dauerte es eine ganze Weile, bis alle endlich ihre Koffer gefunden hatten aber schließlich standen wir auf einem Parkplatz außerhalb des Flughafens und sahen zu, wie zwei kleine Busse ankamen, die uns zur Unterkunft bringen sollten.
 

Die Nachmittagssonne war ziemlich heiß aber ich hatte daran gedacht, direkt ein Top unter meinen Pullover zu ziehen, sodass ich den nun einfach ausziehen und die Sonne auf meiner Haut genießen konnte. Es war herrlich. Ein paar Leute um mich herum murrten, dass es ihnen zu warm sei, aber ich fand es einfach nur traumhaft.
 

"Hört mal alle zu!", sagte Mr. Hatake gerade, als Naruto und Kiba auch endlich mit ihrem Gepäck zu uns stießen.
 

"Ich schlage vor, für diese Woche nennen wir uns einfach alle beim Vornamen, um das Ganze etwas entspannter anzugehen."
 

"Genau. Also wir sind fürs erste Kakashi und Kurenai!", fügte Mrs. Yuuhi hinzu.
 

"Trotzdem", fuhr Kakashi streng fort, "erwarte ich, dass sich hier jeder dem anderen gegenüber respektvoll verhält!"
 

Und Kurenai ergänzte: "Außerdem herrscht ein striktes Verbot von Sex und Alkohol! Wir haben hier die Verantwortung und eure Eltern erwarten von uns, dass wir das durchsetzen!"
 

Ein paar meiner Mitschüler kicherten und andere fingen an sich zu beschweren.
 

Kakashi fuhr mit lauterer Stimme fort: "Da sich an die Sache mit dem Alkohol sowieso niemand halten wird, erwarte ich zumindest Zurückhaltung und genug Umsicht, dass ich mich nicht gezwungen sehe einzuschreiten!"
 

Ein paar lachten und Kiba sagte grinsend zu Naruto: "Guter Mann!"
 

"Jep! Er ist der Beste!", stimmte Naruto zu.
 

"Ich lass mir doch nicht sagen, wann ich Sex haben darf und wann nicht!", sagte Sasuke, als wäre er verdutzt darüber, dass es jemand versuchte.
 

Ich schnaubte amüsiert. "Klar tust du das!"
 

Da ich am Sonntag morgen leider meine Periode bekommen hatte, würde er zumindest mit mir sowieso noch zwei oder drei Tage keinen Sex haben. Und das wusste er auch. Er grinste.
 

Danach gab es ein Gedränge, weil alle sich um die Busfahrer versammelten, um ihr Gepäck in den Bussen verstauen zu lassen.
 

Als mir der Busfahrer den Koffer aus der Hand genommen hatte, winkte mich Kurenai zu sich damit ich einstieg und so ging ich hinter einem Mädchen aus der Parallelklasse zu ihr hinüber.
 

"Ihr passt noch mit hier rein, komm Sakura!", sagte sie. "Und noch einer! Du!"
 

Während ich die Stufen hoch in den Bus stieg, drehte ich mich um und sah, wie sie auf Kiba deutete, der neben mir gestanden hatte.
 

Kiba sah von seinem Smartphone auf, auf das er gerade geschaut hatte. Neji neben ihm blickte kurz zu mir hinüber, warf dann einen Blick zu Sasuke, der mit Gepäck beschäftigt war, zu Kurenai, die in die andere Richtung sah und dann gab er Kiba einen Stoß gegen die Schulter, sodass sein Smartphone runter fiel.
 

Kiba hob es auf und überprüfte fluchend, ob es noch funktionierte aber Neji achtete gar nicht auf ihn und ging zügig auf mich und Kurenai zu.
 

Die drehte sich wieder zu mir um und sagte ungeduldig: "Los, jetzt geh durch Sakura! Und du auch!", fügte sie an Neji gewandt hinzu, der den Mund zu einem triumphierenden Lächeln verzog, mit den beiden Händen den Türrahmen packe und sich hinein schwang, wobei er mich automatisch weiter hinein drängte. Um den Körperkontakt zu ihm wieder zu unterbinden, blieb mir nur übrig, weiter die Stufen hoch in den Gang des Busses zurückzuweichen.
 

Neji, lass mich wieder rau-", setzte ich an.
 

Aber Kurenai war vorne eingestiegen und rief "Kann los gehen!" und der Busfahrer startete nun den Motor und schloss die Türen.
 

Ich sah mich drinnen rasch nach einem Sitzplatz um und stellte fest, dass es wirklich nur noch einen leeren Zweiersitz in der vorletzten Reihe gab. Und zu allem Unglück saßen in der Reihe dahinter Gaara, Shino und Kankuro. Als sie mich sahen fingen sie an zu grinsen.

Schicksalsergeben ging ich auf den Platz zu und setzte mich. Der Bus war hauptsächlich voll von Leuten aus der Parallelklasse.
 

Wie zu erwarten gewesen war, ließ Neji sich neben mich sinken. Ich wünschte, ich würde wenigstens nicht am Fenster sitzen müssen. Ich kam mir schrecklich eingesperrt vor zwischen ihm und der Scheibe.
 

"Sieh mal!", sagte Neji in einem sanften und unangenehmen Tonfall zu mir und deutete aus dem Fenster. Ich folgte seinem Blick.
 

Sasuke hatte gerade mit Shikamaru und dem anderen Busfahrer den letzten Koffer verstaut und wandte sich nun Kiba zu, der eilig auf sie zu ging, mit dem Kopf zu unserem Bus nickte und etwas sagte. Alle drei wandten sich zu uns um. Kibas Miene war skeptisch, Shikamarus argwöhnisch und Sasukes Gesicht spiegelte eine Mischung aus Besorgnis und Wut. Neji lachte leise.
 

Mir blieb nur eine Sekunde, um das zu sehen, dann bog unser Bus ab, um auf den Ausgang des Parkplatztes zuzusteuern und sie verschwanden aus meinem Blickfeld.
 

"Schön, dich mal ein bisschen für mich zu haben!", sagte Neji grinsend und setzte sich gemütlich zurecht.
 

Er musterte mich zufrieden. "Aber du wirkst nicht ganz so glücklich darüber! Kommst du dir ein bisschen eingesperrt vor, meine Hübsche?"
 

Ich warf ich warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. Mein Smartphone klingelte und ich zog es hervor. Es war Sasuke.
 

Ich wollte gerade rangehen aber Neji nahm es mir mit einer schnellen Bewegung aus der Hand. Er hielt es so, dass ich nicht dran kam, drückte den Anruf weg und stellte es auf lautlos.
 

"Der hat jetzt mal Sendepause!", sagte er und steckte mein Smartphone in seine Hosentasche. Einer von Nejis Freunden lachte hinter uns. Wahrscheinlich Shino.
 

Ich hätte ihm gerne gesagt, dass er es mir gefälligst zurückgeben sollte aber ich hielt es für ziemlich aussichtslos, dass er das tun würde, also schwieg ich.
 

"Hübsche Oberweite, dafür, dass du so schlank bist!", sagte Neji und musterte mich immer noch.
 

Ich legte fast schon reflexartig meine rechte Hand an mein linkes Schlüsselbein und massierte kurz meinen Nackenmuskel, um mich durch meinen Arm etwas bedeckter zu fühlen. Ich verfluchte mich dafür, dass ich meinen Pullover in den Koffer gestopft und nicht bei mir behalten hatte. Aber er hatte diesen Kommentar mit Sicherheit in erster Linie gemacht, damit ich mich unwohl fühlte. Also sollte ich dieses Gefühl nicht zulassen.
 

"Hör auf damit Neji", sagte ich möglichst ruhig und ausgeglichen und nahm den Arm wieder weg.
 

"Du könntest nach Kurenai rufen!", schlug er lächelnd vor.
 

Das hatte ich mir auch schon überlegt. Aber die Situation war mir furchtbar unangenehm und ich wollte nicht wie eine Idiotin wirken, das würde dann nämlich jeder mitbekommen. Und dann würde noch eine größere Sache daraus werden, als nötig. Ich musste es irgendwie alleine regeln. Wenn ich die Lehrer da mit rein zog, würde Sasuke denken, ich hätte ernsthaft Angst vor Neji und dann würde es eskalieren. Dann würden wahrscheinlich auch Sasukes und Nejis Eltern etwas davon mitbekommen. Ich konnte es absolut nicht gebrauchen, dass Fugaku Uchiha wieder der Meinung sein würde, ich wäre schlecht für seinen Sohn, jetzt wo er mich gerade einigermaßen akzeptiert hatte.
 

"Ich werde schon alleine mit dir fertig, Neji!", sagte ich und schenkte ihm ein charmantes Lächeln, damit er nicht glaubte, dass er es schaffte, mich zu beunruhigen.
 

"Du wirst also auch nicht zu deinem Wachhund laufen und dich beschweren, egal, was ich tue?", fragte er amüsiert und mit einem skeptischen Blick.
 

"Nein", sagte ich.
 

Er grinste. "Du bist entweder extrem naiv oder ziemlich mutig, was?"
 

Er strich mir leicht über den Oberarm.
 

Ich schlug nach seiner Hand aber er zog sie blitzschnell zurück und ich traf ihn nicht.
 

Er grinste immer noch, als würde ihm das alles furchtbar Spaß machen. "Du brauchst das gar nicht zu versuchen, meine Hübsche! Ich sagte dir schon, meine Reflexe sind besser trainiert als deine. Oder klappt das etwa bei Sasuke? Falls dem so ist, wäre das nur, weil er es zulässt, da kannst du dir sicher sein!"
 

"Was willst du eigentlich von mir, Neji!", sagte ich mit unterdrückter Wut, wandte mich ihm zu und bemühte mich, ihm fest in die Augen zu sehen.
 

"Hmm", machte er und legte nachdenklich den Kopf schief. "Also zunächst mal bist du einfach ein überaus erfreulicher Anblick und es gefällt mir, wenn du mich so wütend ansiehst. Das ist irgendwie aufregend. Aber das hat Sasuke dir sicher auch schon gesagt, was?"
 

Ich verzog keine Miene und schaffte es seinem Blick unbeeindruckt standzuhalten. Er lächelte und sprach dann weiter.
 

"Aber vor allem gefällt mir die Vorstellung, dass Sasuke nun da drüben im anderen Bus sitzt und es ihn wahnsinnig macht, dass er weiß, das wir zusammen hier sind und er dich nicht erreichen kann."
 

Ich starrte ihn an. Hasste er Sasuke so sehr?
 

"Und noch dazu", fuhr Neji fort und berührte leicht eine meiner Haarsträhnen, "noch dazu bin ich ein bisschen neugierig. Du scheinst ihn ja richtig glücklich zu machen. Und das kann schließlich nicht nur am Sex liegen. Er ist wie ausgewechselt. Irgendetwas an dir muss er total faszinierend finden. Da ist es doch kein Wunder, dass ich auch ein bisschen Zeit mit dir verbringen will, nicht wahr?"
 

Ich wandte mich ab und starrte stur auf den Sitz vor mir. Neji war doch total verrückt! Ich musste unbedingt irgendwie einen Zugang zu ihm finden. Ich musste es schaffen, vernünftig mit ihm zu sprechen und das zu Problem zu lösen. Aber das würde wenn überhaupt nur funktionieren, wenn wir alleine wären. Hier vor seinen Freunden würde er garantiert bloß auf cool machen und es würde kein ehrliches Gespräch zustande kommen.
 

"Pass auf, Neji!", sagte Shino warnend. Wir blickten beide auf und sahen, dass Kurenai durch den Gang nach hinten lief. Neji ließ meine Haarsträhne los, mit der er gespielt hatte.
 

"Ist hier hinten alles in Ordnung?", fragte sie routinemäßig.
 

"Entschuldigung, wie lange fahren wir eigentlich bis zu der Unterkunft?", fragte ich sie höflich.
 

"Nicht lange, nur ca. fünfzehn Minuten noch."
 

Sie wandte sich wieder ab und ging nach vorne.
 

Das war okay. Fünfzehn Minuten konnte ich schaffen.
 

Ich stand auf, legte die Arme auf der Lehne des Sitzes vor mir ab und tippte einem der beiden Mädchen aus der Parallelklasse, die vor mir saßen, auf die Schulter.
 

Sie nahmen beide ihre Kopfhörer heraus, weil sie Musik gehört hatten und wandten sich um.
 

"Hey!", sagte ich und strahlte die beiden an. "Freut ihr euch auch so, mal eine Woche Pause von der Kälte zu haben?"
 

Sie blickten mich beide verwirrt an. Wir hatten ab und zu Unterricht zusammen aber eigentlich hatten wir noch nie wirklich miteinander gesprochen.
 

"Ähm, ja klar!", antwortete mir eine von ihnen irritiert.
 

"Ihr wart schon öfter mit der Schule dort, nicht wahr? Wie ist die Unterkunft so?", fragte ich sie gut gelaunt.
 

Sie waren immer noch etwas irritiert aber sie schienen mich auch ein wenig interessant zu finden und mir gelang es, sie in ein Gespräch zu verwickeln.
 

Ich konzentrierte mich vollkommen auf die beiden und achtete darauf Neji keinen Blick zuzuwerfen, um ihm keine Gelegenheit zu geben, sich einzumischen. Ich schnitt ganz bewusst typische oberflächliche Frauenthemen an und sprach über Bademode und sie stiegen darauf ein, indem sie über wasserfeste Wimperntusche sprachen. Ich lachte gut gelaunt, als eine von ihnen einen Scherz machte und schließlich hatte ich sogar Glück und die beiden, die auf der anderen Seite des Ganges saßen, beteiligten sich auch gut gelaunt an dem Gespräch und erzählten mir von dem See und der Unterkunft und dass sie noch gar nicht befreundet gewesen wären, als sie vor ein paar Jahren zuletzt hier gewesen waren.
 

Und so ging mein Plan tatsächlich auf und ich schaffte es die Zeit bis zur Ankunft herumzubekommen, ohne mich weiter mit Neji auseinandersetzen zu müssen.
 

"So, alle bereit machen zum Aussteigen!", rief Kurenai schließlich und die beiden Mädchen fingen an aufzustehen und ihre Sachen zusammen zu suchen.
 

Um sie nicht zu stören oder zumindest nicht total creepy zu wirken, war ich also gezwungen mich wieder neben Neji zu setzen.
 

Er betrachtete mich nachdenklich.
 

"Nicht schlecht!", sagte er schließlich. Es klang fast ein bisschen anerkennend. "Fürs erste bist du davongekommen."
 

"Danke!", sagte ich und lächelte ihn an. Ich hoffte damit das Ganze auf eine humoristischere Ebene bringen zu können.
 

Aber ich war besorgt. Sasuke hatte jetzt gut zwanzig Minuten Zeit gehabt, sich in etwas hineinzusteigern.

Drohungen

Als alle anfingen, den Bus zu verlassen, stand Neji auf und ließ mir mit einer leichten Verbeugung den Vortritt.
 

"Danke!", sagte ich erneut, immer noch entschlossen mich weder einschüchtern noch provozieren zu lassen.
 

"Uchiha wird nicht erfreut sein!", hörte ich Kankuro hinter mir zu Neji sagen, während wir uns alle im Schneckentempo vorwärts bewegten, um den Bus zu verlassen. "Kiba wird ihm sicher erzählt haben, wieso seine "Prinzessin" mit dir die Fahrt verbracht hat. Wundere dich also nicht, wenn ich gleich ein wenig auf Abstand bleibe. Mag ja sein, dass du das Gefühl hast, es mit ihm aufnehmen zu können aber ich bin nicht scharf drauf, mich mit ihm anzulegen!"
 

"Ich hab dich nicht um Hilfe gebeten!", hörte ich Neji abfällig erwidern.
 

Während ich die Treppe des Busses hinunter stieg, verspürte ich kurz Erleichterung, ich fühlte mich nicht mehr so gefangen.
 

Der andere Bus schien gerade angekommen zu sein, er hatte ein ganzes Stück von uns entfernt geparkt auf der anderen Seite von großen Blumenkübeln, die den Weg zum Eingang der Unterkunft säumten. Aber ich war nicht in der Lage groß auf meine Umgebung zu achten. Der Fahrer stellte scheinbar soeben den Motor ab und öffnete die Türen.
 

Ich hatte erwartet, dass das passieren würde aber trotzdem spürte ich Sorge in mir aufsteigen, als Sasuke als Erster ausstieg. Sein Blick fand mich sofort und fiel direkt danach auf Neji, der neben mir stand und zusah, wie Sasuke nun zügig auf uns zu ging. Die unterdrückte Wut, die Sasuke ausstrahlte, hatte etwas extrem Bedrohliches.
 

Naruto, Kiba und Shikamaru waren hinter ihm ausgestiegen und Kiba hatte sofort nach Sasukes Arm gegriffen und Naruto hatte ihn an der Schulter gepackt aber Sasuke hatte sich einfach los gemacht, ohne seinen Schritt zu verlangsamen.
 

"Ey, Mann, jetzt mach keinen Scheiß!", rief Shikamaru ihm hinterher.
 

"Sasuke!", rief Naruto und die drei fingen eilig an, ihm hinterherzugehen.
 

Jeder um uns herum hatte mittlerweile kapiert, dass etwas Spannendes passierte und als Sasuke nur noch ein paar Meter entfernt war, fingen alle an, etwas auf Abstand zu mir und Neji zu gehen.
 

Ich nahm dunkel wahr, wie Hinata und Kakashi ebenfalls ausgestiegen waren und eilig auf uns zu kamen aber ich musste jetzt dringend aufhören hier zu stehen und alles bloß zu beobachten.
 

"Hey Sasuke!", sagte ich lächelnd und ging ihm ein paar Schritte entgegen. Das war gar nicht so leicht. Die Aggressivität, die von ihm ausging, machte mir sogar Angst, obwohl ich wusste, dass sie nicht gegen mich gerichtet war.
 

Er blieb vor mir stehen.
 

"Bist du okay?", fragte er knapp.
 

"Ja!", sagte ich nachdrücklich. "Es ist alles in Ordnung!"
 

Er hob den Kopf und sah Neji an.
 

"Was sollte das?", fuhr er ihn an und machte noch einen Schritt auf ihn zu, wobei er mich mit Leichtigkeit mit einem Arm zur Seite schob.
 

Neji lächelte kühl. "Hast du dir etwa Sorgen um sie gemacht, Sasuke? Seit sie dir so wichtig ist, hast du einen Schwachpunkt, was?"
 

"Sakura ist kein Schwachpunkt", sagte Sasuke bedrohlich ruhig. "Hör auf, sie da mit hineinzuziehen!"
 

"Sasuke, bitte!", sagte ich mit möglichst viel Ruhe. "Du hast versprochen, dass du dich nicht provozieren lässt!"
 

Neji grinste. "Sie hat dich echt im Griff, nicht wahr? Ist sie so toll, dass du dich von ihr herumkommandieren lässt?"
 

"Hey Mann, lass es gut sein!" Naruto und Kiba und Shikamaru waren angekommen und Naruto legte Sasuke wieder die Hand auf die Schulter. "Jetzt komm runter!"
 

"Sasuke, wir haben jetzt alle gecheckt, dass du dir das nicht gefallen lässt, okay?", sagte Shikamaru. "Lass ihn einfach!"
 

Sasuke schlug Narutos Hand weg, schob mich wieder zur Seite, als ich versuchte, mich vor ihn zu stellen und machte noch einen Schritt auf Neji zu, sodass sie nun ganz dicht beieinander standen. Ich konnte nicht anders, als Neji dafür zu bewundern, dass er nicht zurück wich.
 

Als Sasuke sprach, war seine Stimme so kalt, dass mich ein Schauer überlief. "Ich schwöre dir, Neji, wenn du ihr irgendetwas antust, dann werde ich dich- "
 

"Sasuke! Neji! Es reicht jetzt endgültig!", sagte Kakashi sehr laut. Er war gerade angekommen, packte Sasuke grob an der Schulter und riss ihn einen Schritt zurück.
 

"Hey! Sieh mich an, wenn ich mit dir rede!", sagte Kakashi nach wie vor mit lauter Stimme, weil Sasuke und Neji sich immer noch anstarrten. "Das gilt auch für dich Neji!", sagte Kakashi. "Sofort!"
 

Beide wandten sich ihm widerwillig zu. Kakashi ließ Sasuke los, trat einen Schritt zurück und blickte streng von einem zu anderen.
 

"Es interessiert mich nicht, was dieses Mal schon wieder los ist!", sagte Kakashi. "Aber lasst mich jetzt gleich klarstellen, dass ich mir nicht die ganze Woche von euch beiden auf der Nase herumtanzen lassen werde!"
 

Neji und Sasuke sahen ihn beide verstimmt an aber schienen genug Respekt vor ihm zu haben, um nichts zu sagen.
 

"Wenn ihr es nicht schafft, ruhig zu bleiben, dann gibt es richtig Ärger. Ich werde dann sowohl die Schulleitung, als auch euer Dojo, als auch eure Familien informieren. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass einer eurer Väter besonders angetan davon wäre, wenn ich berichten müsste, dass ihr ernsthafte Probleme habt, eure Aggressionen im Griff zu behalten! Haben wir uns da verstanden?"
 

Sie starrten ihn beide wütend an aber sagten nichts.
 

"Habt. Ihr. Mich. Verstanden?", fragte Kakashi nochmal. "Wenn ich jetzt keine Antwort bekomme, dann fahre ich euch beide sofort zum Flughafen und fliege mit euch zurück!"
 

Sasuke warf mir einen kurzen Blick zu, als wollte er sich damit selbst bestärken. Dann sah er wieder Kakashi an.
 

"Verstanden", sagte Sasuke knapp.
 

Kakashi blickte Neji an. "Verstanden", presste auch der heraus.
 

Mittlerweile standen alle Mitschüler und sogar die Busfahrer um uns herum.
 

"Na, das war ja nicht erfreulich!", sagte Kurenai stirnrunzelnd. "Ich habe übrigens auch nicht vor, mir von euch beiden auf der Nase herumtanzen zu lassen, egal wie einflussreich eure Familien sind! Tragt euren Konkurrenzkampf bitte außerhalb unserer Aufsichtszeit aus!"
 

Sie wandte sich den Umstehenden zu. "So! Und jetzt hören gefälligst alle auf zu gaffen und holen sich ihr Gepäck! Die Show ist vorbei!"
 

Sie klatschte energisch in ihre Hände und fast alle setzten sich langsam in Bewegung. Kakashi stand da und beobachtete Neji und Sasuke noch einen Moment, dann ging er zurück zu dem Bus, aus dem er ausgestiegen war, wo der Busfahrer sich jetzt an der Gepäckklappe zu schaffen machte.
 

"Hey, Sasuke!", sagte Neji mit gedämpfter Stimme. "Hier!"
 

Das hatte ich völlig vergessen! Er hatte immer noch das Smartphone, das er mir abgenommen hatte.
 

Neji warf es durch die Luft und Sasuke streckte blitzschnell seinen Arm aus und fing es problemlos mit einer Hand. Er warf einen Blick darauf und hob dann ganz langsam den Kopf, um Neji anzusehen.
 

Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass ich ganz dringend etwas tun musste. Ich trat rasch vor ihn, schlang die Arme um seinen Hals und umarmte ihn.
 

"Sasuke", sagte ich so leise in sein Ohr, dass nur er es hören konnte. "Bitte bitte hör auf! Tu es für mich. Lass uns zusammen hier bleiben! Bitte!"
 

Ich spürte an seiner Körperhaltung, dass meine Wort zu ihm durchdrangen und er langsam etwas von seiner Anspannung verlor.
 

"Okay. Du kannst mich loslassen", sagte er nach einem Moment und er klang wieder etwas sanfter.
 

Ich trat einen Schritt zurück und musterte ihn.
 

"Hier", sagte er und hielt mir das Smartphone hin.
 

"Danke!", ich nahm es.
 

Ich vermied bewusst den Blick zu Neji und griff rasch nach Sasukes Hand. Ich machte ein paar Schritte in Richtung des Busses, in dem unser Gepäck war.
 

"Hilfst du mir mit meinem Koffer?", fragte ich und lächelte ihn an. "Er ist leider ziemlich schwer."
 

Normalerweise hätte ich von mir selbst erwartet, dass ich mich alleine darum kümmerte und hätte ihn nie um Hilfe gebeten aber ich dachte, dass es ihm vielleicht gut tun würde, wenn er das Gefühl hatte, dass ich ihn brauchte.
 

"Klar", sagte er und als ich ein paar Schritte weg von Neji und hin zu dem anderen Bus machte und ihn sanft an der Hand mit zog, folgte er mir.
 

Kiba atmete hörbar aus und Shikamaru sagte: "Alter, was für ein Stress!"
 

Naruto legte den Arm um Hinata und sie folgten uns alle.
 

"Hat Neji dich schlecht behandelt, Sakura?", fragte Naruto während wir auf unsere Mitschüler zugingen, die sich um den Gepäckraum des Busses drängten.
 

"Nein, nein!", sagte ich lächelnd. "Er wollte nur Sasuke provozieren!"
 

"Ich weiß, dass du lügst!", sagte Sasuke säuerlich.
 

Ich warf ihm einen raschen Blick zu. Er wirkte extrem verstimmt.
 

"Tut mir leid, ich hab einfach zu spät gecheckt, was Neji vor hatte!", sagte Kiba.
 

"Leute, jetzt macht bitte nicht so ein Drama daraus, ich werde schon mit Neji fertig, ja?", sagte ich entschieden.
 

Ihre Fürsorge freute mich, aber ich wollte einfach nicht so eine große Sache daraus machen. Ich sah es schon kommen, dass Sasuke mich nun auf Schritt und Tritt bewachen würde.
 

Ich fing Hinatas Blick auf und wusste sofort, dass sie später, wenn wir alleine wären, nachfragen würde. Aber ich war froh, dass sie es fürs Erste dabei beließ.
 

"Wenn Sakura sagt, dass alles in Ordnung ist, sollten wir ihrem Urteil einfach vertrauen, oder?", sagte sie in einem Ton, der das Thema beenden sollte.
 

"Ich weiß nicht", sagte Kiba nachdenklich. "Irgendwie glaube ich Neji dreht langsam durch. Wisst ihr noch? Früher, ist er eigentlich immer irgendwann zurückgewichen, wenn es ernst wurde. Er hatte zwar nicht direkt Angst vor Sasuke aber er hat es auch nicht unbedingt darauf anlegen wollen, dass es eskaliert. Er hat dann immer einen blöden Spruch gemacht und es gut sein lassen. In letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass es ihm fast schon egal ist, wie es ausgeht."
 

"Ja, hab ich auch schon gedacht", sagte Naruto.
 

Aber dann wurde das Thema beendet, weil wir beim Bus und den anderen angekommen waren und Ino anfing laut über ihren Koffer zu schimpfen, der ziemlich groß war. Shikamaru ging genervt aber auch ein bisschen amüsiert zu ihr hinüber, um ihr zu helfen.
 

Als Sasuke, immer noch mit deutlich sichtbar schlechter Stimmung, auf Kakashi und den Busfahrer zu ging, um zu helfen ein paar Koffer herauszuholen, machten alle Platz. Offenbar hatte nach der Sache eben keiner Lust ihm im Weg herum zu stehen. Das führte allerdings dazu, dass es nun deutlich schneller voran ging, weil nicht mehr alle herum liefen und sich gegenseitig behinderten.
 

"Hier!", sagte Sasuke zu Naruto. "Das ist Hinatas Koffer, oder?"
 

"Jep! Fehlt nur noch der von Kiba!", gab Naruto zurück und stellte Hinatas Koffer neben uns ab.
 

"Der da!", sagte Kiba und Sasuke zog ihn heraus.
 

Nachdem er genug Koffer herausgeholt hatte, um an die von uns heranzukommen, schien seine Hilfsbereitschaft allerdings fürs erste aufgebraucht zu sein und er kam zu uns herüber. Wir gingen alle ein paar Meter zur Seite, um aus dem Getümmel herauszukommen.
 

"Gib mir ne Zigarette!", sagte Sasuke schlecht gelaunt zu Shikamaru.
 

Shikamaru zog die Packung aus der Tasche und hielt Sasuke eine hin, dann klemmte er sich selbst auch eine zwischen die Lippen und zündete sie sich an, nachdem Sasuke ihm das Feuerzeug zurück gegeben hatte.
 

Sasuke nahm einen Zug und er und Shikamaru drehten sich ein wenig zur Seite, als Kakashi vorbei ging, damit sie hinter uns nicht so gut zu sehen waren. Aber Kakashi schaute nicht herüber und ging mit Kurenai auf den Eingang zu, vermutlich, um zu sehen, ob wir einziehen konnten.
 

"Wie lange müssen wir diese Stimmung jetzt ertragen?", fragte Naruto Sasuke nüchtern.
 

"So circa ne halbe Stunde", sagte Sasuke trocken. "Auf die Minute kann ich das jetzt nicht angeben."
 

Narutos Mundwinkel zuckte, weil er ein Grinsen unterdrückte.
 

"Okay, klingt angemessen!", sagte er und klopfte Sasuke auf die Schulter.
 

Ich kam endlich dazu, meine Umgebung wahrzunehmen. Das wollte ich nicht zuletzt, um den Gedanken zu verdrängen, wie unangenehm mir das eben Geschehene war. Warum hatte das passieren müssen und dann noch ausgerechnet vor allen Leuten?
 

Alles um mich herum sah allerdings so atemberaubend aus, dass es mich tatsächlich fürs erste von diesem Gedanken ablenkte. Das Anwesen war auf einer kleinen Anhöhe in Mitten von einigen Bäumen gelegen und ein paar Meter den Hügel hinunter kam man direkt an das Ufer des Sees. Der See war ziemlich groß und in dem goldenen Licht der Nachmittagssonne sah alles wunderbar magisch aus und das Wasser glitzerte traumhaft.
 

"Toll, nicht wahr?", fragte Kiba und beobachtete mich amüsiert.
 

"Ja", sagte ich leise. "Sowas bin ich nicht gewohnt! Hier ist bestimmt alles total teuer!"
 

"Jep!", sagte Shikamaru.
 

Es gab auf dieser Seite des Sees noch mehr Grundstücke, wie das auf dem wir standen, mit weißen Mauern und zum Teil bewachsen mit hübschen Pflanzen.
 

"Gewöhn dich besser dran!", sagte Naruto lachend. "Du bist jetzt mit dem da zusammen!"
 

Er nickte mit dem Kopf zu Sasuke hinüber, der neben Shikamaru an einer Steinmauer lehnte und beim Rauchen schlecht gelaunt auf den Boden sah. Der hübsche Ausblick schien ihn nicht besonders zu interessieren.
 

Ich musste lächeln. Eigentlich sah Sasuke zwar nicht so aus, als wäre es aktuell eine gute Idee sich über ihn lustig zu machen und Kiba, Shikamaru und Hinata behandelten ihn auch einigermaßen umsichtig aber es fiel mir schwer, ihn richtig ernst zu nehmen, weil Naruto es auch nicht tat und weil er wahrscheinlich einfach einen Moment brauchte, um zu akzeptieren, dass mal etwas nicht so gelaufen war, wie er es wollte. Und vermutlich musste er erstmal sein Adrenalin wieder abbauen.
 

Ich ging zu ihm hinüber, stellte mich vor ihn und er hob den Kopf, um mich anzusehen.
 

"Bist du sauer auf mich?", fragte ich ihn gerade heraus.
 

Er drehte kurz den Kopf zur Seite während er ausatmete, um mir nicht den Rauch ins Gesicht zu blasen. "Nein", sagte er nüchtern und sah mich wieder an. "Ich bin sauer auf mich, ich hab nicht aufgepasst."
 

Das hatte ich mir gedacht. "Ich bin wirklich gut mit Neji fertig geworden!", sagte ich. "Und du kannst mich jetzt auch nicht die ganze Zeit bewachen, das ist dir klar, oder?"
 

Sasuke sagte nichts, lehnte bloß weiter an der Mauer und musterte mit ausdrucksloser Miene mein Gesicht. Ich lächelte ihn an.
 

Er stieß sich leicht von der Mauer ab, richtete sich gerade auf und griff in meinen Nacken, um mich zu sich zu ziehen und mich zu küssen.
 

Das war mir vor den anderen leicht unangenehm, weil er es auf so eine besitzergreifende, intensive Art tat, dass ich das Gefühl hatte, dass das für die Öffentlichkeit nicht geeignet war. Er schmeckte nach Rauch von der Zigarette, das mochte ich auch nicht besonders. Und ich glaubte, das wusste er. Ich glaubte, dass er es absichtlich trotzdem tat.
 

Dennoch ließ ich es einen Moment zu. Ich liebte ihn. Ich war glücklich, wenn ich bei ihm war, ich fühlte mich dann geborgen und nicht mehr einsam und ich fühlte mich stärker, weil ich für ihn da sein wollte. Weil ich sicher war, dass er mich brauchte. Und all das wog für mich so schwer, dass ich es kurz ertragen konnte, wenn er es nötig hatte, für einen Moment seine Dominanz zu demonstrieren, um sich wieder besser zu fühlen. Zumindest solange er dabei eine gewisse Grenze nie überschritt.
 

Schließlich sträubte ich mich und er ließ mich zwar nicht los aber er hörte auf mich zu küssen und wich ein paar Zentimeter zurück, um mein Gesicht zu mustern. Er hob die Hand, immer noch mit der Zigarette zwischen Zeige- und Mittelfinger und strich mir liebevoll eine Haarsträhne nach hinten. Dann ließ er mich los und ich trat wieder einen Schritt zurück.
 

Er nahm einen letzten Zug von der Zigarette und drückte sie an der Mauer aus, ohne sie ganz fertig zu rauchen. Dann ging er ein paar Meter weiter zu einem Mülleimer und warf sie hinein. Als er zurück kam, schaute er nicht mehr so finster drein.
 

"Geht wieder!", sagte er.
 

"Nice, Entwarnung!", sagte Kiba lachend. Sasuke warf ihm einen ärgerlichen Blick zu aber sein Mundwinkel zuckte kurz.
 

Shikamaru ging ebenfalls seine Zigarette wegbringen und das gerade rechtzeitig, denn Kakashi und Kurenai waren wieder herausgekommen und riefen uns alle zu sich. Sasuke und Neji behandelten einander wie Luft.
 

"Yes!", sagte Kiba zufrieden und stieß triumphierend seine Faust mit den Schlüsselkarten für ihr Zimmer in die Luft, weil er es geschafft hatte, ein Viererzimmer zu bekommen. Er reichte Naruto, Shikamaru und Sasuke jeweils eine.
 

Offbar gab es nur Vierer- und Fünferzimmer und das hieß, dass Hinata und ich uns schnell jemanden suchen mussten, mit dem wir ein Zimmer teilen wollten.
 

Doch dieses Problem löste sich unerwartet. Ino war genau wie Kiba sofort auf Kakashi und Kurenai zugegangen, als klar wurde, dass nun die Zimmer verteilt würden und jetzt stand sie mit Karin und Tenten vor uns.
 

"Sakura, Hinata, ihr kommt mit zu uns ins Zimmer!", sagte sie entschieden. "Oder ist das ein Problem?"
 

Hinata und ich blickten uns kurz überrascht an.
 

"Nein, das klingt gut!", antwortete Hinata.
 

"Ja!", sagte ich erfreut.
 

"Schön!" Ino hielt jedem von uns eine Karte hin. "Dann lasst uns mal reingehen und unser Zeug loswerden!"

Meinungsverschiedenheit

Das Anwesen bestand aus mehreren kleinen Bungalows, die einigermaßen ringförmig angeordnet waren, sodass die Türen alle in Richtung einer Art Innenhof zeigten. Die Wände waren weiß verputzt und vor den Eingängen gab es jeweils eine kleine Veranda. Auf den hölzernen flachen Stufen, die hinauf führten, standen kleine Kübel mit Blumen. In der Mitte war eine weite Fläche. In einer Ecke gab es eine Feuerstelle, in einer anderen ein paar Holzbänke und Tische unter ein paar Bäumen. Überall wuchs Gras, durchzogen von Steinwegen, die zu den Eingängen der verschiedenen Bungalows führten.
 

"Wow!", sagte ich, mal wieder beeindruckt, weil ich mich immer noch nicht richtig an die Welt gewöhnt hatte, die für die Schüler dieser Schule scheinbar so normal war. Es war einfach traumhaft. Durch die Lücken zwischen den Gebäuden und Bäumen konnte man das Wasser des Sees glitzern sehen. Ich konnte kaum glauben, dass ich hier nun eine ganze Woche verbringen durfte.
 

"Toll, nicht wahr?", fragte Hinata glücklich.
 

"Das ist unserer!", sagte Ino und ging auf einen der Bungalows zu.
 

Naruto, Kiba, Shikamaru und Sasuke folgten uns, bis wir bei den Stufen angekommen waren.
 

"Nehmen wir den daneben!", sagte Sasuke.
 

"Jo, würde ich auch sagen!", sagte Naruto.
 

"Alles klar!", sagte Kiba.
 

"Zu spät!" Hinata deutete hinüber. "Der ist schon belegt!" Vier unserer Klassenkameraden waren gerade die drei flachen Stufen zu dem Bungalow nebenan hinauf gestiegen.
 

"Sollen wir?", fragte Naruto und sah kurz grinsend zu Sasuke und dann zu Kiba, der ebenfalls anfing zu grinsen.
 

"Klar", antwortete Sasuke entspannt und die drei gingen selbstsicher auf den Bungalow zu.
 

"Ihr seid echt bescheuert!", rief ich ihnen nach aber sie ignorierten mich.
 

Shikamaru steckte die Hände in die Hosentaschen. "Tja", sagte er mit einem Blick zu Hinata, die die Szene empört beobachtete. "Du vergisst, dass du mit den größten Idioten der Schule zusammen bist!"
 

"Ey!", rief Kiba den vier Jungs entgegen. "Den nehmen wir!"
 

Die vier drehten sich um. "Wir waren ja wohl zu erst hier! Außerdem haben wir die Schlüsselkarten für diesen Bungalow!", sagte Choji verärgert.
 

"Dann rück die mal raus!", sagte Naruto.
 

"Ihr könnt dafür die haben!", sagte Kiba grinsend und streckte ihm seine entgegen, um zu tauschen.
 

Sasuke hielt ihnen schweigend ebenfalls seine Karte hin und streckte ihnen die andere Hand entgegen, weil er ihre Karten haben wollte.
 

"Ihr seid solche Arschöcher!", sagte Zaku verärgert und gab Sasuke die Schlüsselkarten. Choji riss Kiba und Naruto die anderen aus der Hand und sie schleppten ihre Koffer wieder die Stufen hinunter.
 

Als sie an uns vorbeikamen und uns finster ansahen, warf ich ihnen einen entschuldigenden Blick zu.
 

Shikamaru hielt Zaku die verbleibende Schlüsselkarte hin und der nahm sie mit einem wütenden Blick.
 

"Na, wenigstens wissen die drei, was sie wollen und wie sie es bekommen!", sagte Ino etwas zickig.
 

Shikamaru grinste. "Das weiß ich auch Ino. Nur sehe ich nicht ein, wieso ich mich bemühen sollte, wenn die drei die Arbeit freiwillig für mich erledigen!"
 

Er schulterte seinen Rucksack, nahm seinen Koffer und ging zufrieden zu Sasuke, Naruto und Kiba hinüber, die gerade die Tür aufschlossen und hineingingen.
 

"Gehen wir rein!", sagte Ino entschieden und schloss unsere Tür auf. Wir folgten ihr alle.
 

Auch drinnen sah alles total toll aus und ich hatte eher den Eindruck, als würde ich mich in einem teuren Hotel aufhalten, als in einer Unterkunft bei einer Klassenfahrt. Es gab zwei Bäder und richtig viel Stauraum und der einzige kleine Mangel war, dass tatsächlich alle fünf Betten in einem großen Raum waren. Ich hatte auf eine Rückzugsmöglichkeit gehofft. Ich spähte aus einem der vielen Fenster und konnte den See im Licht schimmern sehen. Langsam wurde es später Nachmittag aber das hatte bloß dafür gesorgt, dass alles noch magischer aussah.
 

In der nächsten Stunde waren wir mit Auspacken beschäftigt. In den Wänden waren Schränke eingelassen und es gab genug Platz, um sogar die Koffer zu verstauen, sodass der Raum nach dem Auspacken nicht unordentlicher wirkte als zuvor.
 

Ino führte sich auf, als wäre sie der Boss und teilte uns mehr oder weniger die Betten zu aber es störte mich nicht. Solange mir nicht wirklich etwas gegen den Strich ging, war ich schnell mit allem zufrieden.
 

"Und ich will nicht, dass dieses Zimmer schon morgen wie ein Saustall aussieht!", erklärte sie gerade mit einer Stimme, die keinen Widerspruch zulassen wollte. "Packt euren Kram gefälligst in die Schränke, da ist schließlich mehr als genug Platz!"
 

Ich schmunzelte, weil mir das ganz gut passte. In zu viel Chaos fühlte ich mich auch nicht ganz wohl.
 

"So!", sagte sie zu sah sich zufrieden um, weil sie nun wohl alles losgeworden war, was sie hatte anordnen wollen. "Und jetzt mache ich mich erstmal etwas hübsch und ziehe mir ein Sommerkleid an!"
 

Karin und Tenten entschieden das gleiche zu tun und auch Hinata zog sich ein Kleid an. Ich tauschte bloß meine lange Jeans gegen meinen kurzen schwarzen Jeansrock. Nicht, dass ich nicht auch gerne so ein schönes Sommerkleid aus fließendem Stoff gehabt hätte aber für Klamotten, die man nur bei einer bestimmten Temperatur anziehen konnte, hatte ich einfach kein Budget. Aber immerhin war es nett, mal wieder einen Rock ohne Strumpfhose zu tragen.
 

"Wow, du hast so schöne Beine, Sakura!", sagte Tenten neidvoll und betrachtete mich, während sie ihre Haare hoch band.
 

"Danke", sagte ich etwas verlegen aber freute mich auch, weil es ehrlich geklungen hatte und ich mich gerade ohnehin ein wenig verunsichert fühlte, weil ich schon wieder den Eindruck hatte, nicht in diese Welt zu passen. Die Unterkunft sah so teurer aus und Hinata, Ino, Karin und Tenten schienen auch nur teure Sachen zu besitzen und davon ziemlich viele. Sie mussten sich bestimmt keine Gedanken darüber machen, ob sie genug zum Anziehen für die Woche hatten.
 

Ich setzte mich im Schneidersitz auf meiner weichen Bettdecke zurecht und beobachtete, wie Ino ihr Make-Up optimierte. Hinata saß auf ihrem Bett und tippte auf ihrem Smartphone herum.
 

"Sag mal Sakura", sprach Karin mich an, während sie Nagellack auftrug. "Was war da eben eigentlich los mit Sasuke und Neji. Ist er so ausgerastet, nur weil du in dem anderen Bus mitgefahren bist? Das ist ja irgendwie nicht normal, oder?"
 

Auf die Frage hatte ich schon gewartet. Doch bevor ich etwas sagen konnte, lachte Tenten und sagte: "Karin, wenn er deinentwegen so einen Aufstand gemacht hätte, dann hättest du es gaaanz toll gefunden, jetzt tu doch nicht so!"
 

Karin warf ihr einen bösen Blick zu. Ino betrachte kritisch ihren Lippenstift im Spiegel und sagte: "Ich bin auch neugierig!"
 

Hinata warf mir einen Blick zu.
 

"Das scheint eher ein Problem zwischen Sasuke und Neji zu sein, ich glaube mit mir hat das nicht wirklich was zu tun", sagte ich schulterzuckend.
 

"Neji ist einfach ein Idiot!", sagte Hinata entschieden und alle drei sagen sie verwirrt an.
 

"Er ist doch ein Cousin!", sagte Tenten.
 

"Leider", gab Hinata zurück. "Das macht ihn aber nicht zu einem netten Menschen."
 

"Heiß und reich ist er trotzdem!", sagte Ino grinsend und Karin und Tenten lachten. Hinata schnaubte verächtlich.
 

"Also denkt Sasuke, dass Neji dich ihm ausspannen will, weil die beiden dich als Teil ihres ständigen Konkurrenzkampfes sehen?", fragte Karin neugierig.
 

"Nein, ich glaube nicht, dass es darum geht", sagte ich.
 

In Wahrheit vermutete ich, dass Sasuke sich ernsthaft Sorgen machte, dass Neji etwas Schlimmes tun könnte. Aber sowas sagte man nicht einfach so über jemanden. Und vor Hinata wollte ich das schon gar nicht tun.
 

"Frag doch am besten einfach Sasuke, wenn es dich interessiert", sagte ich zu Karin.
 

Sie zog einen Schmollmund. "Das mache ich sicher nicht! Der würde mich sowieso bloß abfällig angucken und nicht antworten oder sowas. Er hält sich ja für was Besseres! Du vergisst, dass nur du eine Vorzugsbehandlung bekommst."
 

Ich schluckte eine bissige Antwort herunter. Ich fand, dass sie es sich mit dieser Beurteilung ein bisschen zu einfach machte. Zwar konnte ich mir auch gut vorstellen, dass er auf so eine Frage ähnlich wie von ihr beschrieben reagieren würde aber eigentlich ging sie das alles ja auch nichts an.
 

"Also ich weiß jedenfalls echt nicht, wie du mit ihm klarkommst!", sagte Karin.
 

"Er kann auch nett sein", sagte Ino plötzlich und prüfte nun ihre Frisur in ihrem Spiegel.
 

Mir fiel in diesem Moment wieder ein, dass sie und Sasuke ja auch mal miteinander geschlafen hatten. Da war er wahrscheinlich netter zu ihr gewesen als er es normalerweise war. Irgendwie fand ich die Vorstellung plötzlich seltsam, dass sie ihn auch auf diese intime Art kannte. Bisher hatte ich es erfolgreich geschafft, nicht so genau darüber nachzudenken und nun hatte ich plötzlich Bilder im Kopf, die ich eigentlich nicht haben wollte und stellte mir unfreiwillig vor, wie es wohl mit ihnen beiden gewesen war.
 

"Naja, jedenfalls solltest du dich nicht zu sehr von ihm herumkommandieren lassen! Diese Aktion mit dem Smartphone letztens in der Schule war ja auch echt krass!", fuhr Karin fort und ich fragte mich, ob sie es nett meinte oder ob sie einfach unglaublich neugierig war und sich vielleicht sogar wünschte, dass es mit Sasuke und mir nicht funktionierte.
 

Ino schnaubte. "Meintest du da nicht noch, Sakura hätte auch ein bisschen dankbarer sein können bei so einem teuren Geschenk?"
 

Karin warf auch ihr einen unfreundlichen Blick zu. "Ich meine ja auch nur diese Art wie er es gemacht hat!"
 

Ich runzelte die Stirn und sah Karin an. "Also danke für deine Meinung dazu aber ich glaube du kannst Sasuke einfach mir überlassen. Ich komme schon mit ihm zurecht. Und ich weiß, er kann echt unfreundlich sein aber jeder hat mit seinen Problemen zu kämpfen und meistens gibt es Gründe für alles."
 

"Was hat Sasuke Uchiha denn bitte für Probleme?", fragte Karin verächtlich.
 

Tenten kicherte und zupfte an ihren Haaren herum. "Aber deine Eltern sind bestimmt froh über deinen guten Fang, oder Sakura? Die Uchihas sind ja so unglaublich reich! Sie finden ihn bestimmt ganz toll, oder? Meine wären total aus dem Häuschen!"
 

Jetzt reichte es mir langsam. Ich hatte keine Lust Tenten von meinen Eltern zu erzählen. Ich kam mir hier schon genug wie ein Ausseiter vor und wollte nicht auch noch bemitleidet werden. Ich stand auf.
 

"Ich glaube, ich gehe mich mal etwas umsehen!", sagte ich. "Für mich ist hier ja noch alles neu. Wir sehen uns dann später!"
 

Ich sah wie die drei einen Blick austauschten aber ich hielt es für klüger kurz raus zu gehen, anstatt jetzt meine Laune an ihnen auszulassen. Und ich hatte wirklich Lust, mich umzusehen.
 

"Ich komme mit und zeige dir alles!", sagte Hinata sofort und stand ebenfalls auf.
 

"Warum sagst du es ihnen nicht einfach?", fragte sie, als wir durch den kurzen Flur gingen. "Das mit deinen Eltern?"
 

"Ich weiß nicht", sagte ich. "Es geht mir nicht darum, es unbedingt zu verheimlichen aber ich habe immer das Gefühl, dass es sich unangenehm anfühlt, wenn Leute stark darauf reagieren, egal in welcher Weise. Ich fühle mich dann immer ausgerenzt."
 

"Hm, verstehe!", sagte sie nachdenklich.
 

Wir traten hinaus in die warme sommerliche Luft und das Gefühl brachte mich sofort zum Lächeln. Ich hockte mich mit Hinata auf die hölzernen, von der Sonne erwärmten Stufen vor dem Eingang und zog meine Sandalen an.
 

Während sie ihre noch schnürrte, ließ ich meinen Blick über den Platz schweifen.
 

Unsere Mitschüler hielten sich zum Teil auf ihren Veranden auf und liefen zum Teil auf der freien Fläche in der Mitte herum. Alle hatten sich ebenfalls etwas Leichteres angezogen.
 

Naruto, Kiba Shikamaru und Sasuke waren alle in der Ecke des Platzes, wo unter ein paar Bäumen die Feuerstelle war und schichteten gerade trockenes Holz auf, weil sie scheinbar vor hatten, ein Feuer zu machen. Ein paar andere standen oder saßen dabei.
 

Neji, Gaara, Kankuro und Shino waren alle auf der Veranda ihres Bungalows.
 

Hinata sah auch kurz zu Neji hinüber. "Hat er wirklich nichts Blödes gemacht?", fragte sie leise.
 

"So mittel", sagte ich. "Er war aufdringlich. Aber nicht besonders schlimm. Trotzdem war es unangenehm."
 

"Ich könnte seine Eltern anrufen", schlug sie vor.
 

Ich lächelte sie dankbar an. "Das ist lieb von dir! Vielleicht komme ich darauf zurück. Mal sehen, ob er es jetzt dabei belässt."
 

"Jetzt hat Sasuke dich gesehen!", sagte Hinata amüsiert und ich blickte auf und sah, dass er tatsächlich auf uns zu kam.
 

Er hatte seine schwarze Jeans gegen eine gleichfarbige knielange Hose eingetauscht und trug ein ärmelfreies schwarzes Shirt. Er sah wie immer umwerfend aus, besonders mit dem leicht verwegenen Lächeln auf seinem Gesicht.
 

"Hey Prinzessin!", sagte er, sobald er nah genug war. "Hallo Hinata", fügte er mit einem kurzen Blick zu ihr hinzu, bevor er wieder mich ansah.
 

Hinata kicherte. "Du bist richtig nett geworden, seit du Sakura hast!"
 

Er blieb vor uns stehen und ich lächelte ihn an.
 

"Mir geht's ja auch besser, seit ich sie habe!", sagte Sasuke charmant.
 

"Heeey, Hinata!", rief Naruto. "Komm mal her!"
 

Sie lachte und stand auf. "Bis gleich!", sagte sie zu mir.
 

"Bis gleich!", rief ich ihr nach, weil sie schon gut gelaunt losgelaufen war.
 

Sasuke nahm ihren Platz neben mir auf der Treppe ein. "Alles gut bei euch da drinnen?" Er nickte mit dem Kopf zu unserem Bungalow.
 

"Ja!", sagte ich zufrieden. "Und bei dir?"
 

In diesem Moment kamen Ino, Tenten und Karin nach draußen, sahen uns und sagten alle gleichzeitig: "Hi Sasuke!"
 

"Hallo", erwiderte er für seine Verhältnisse ziemlich freundlich und ich sah, wie Karin und Tenten überrascht einen Blick tauschten.
 

"Na, hast du dich wieder abgeregt?", fragte Ino, als die drei die Stufen hinunter gegangen waren und nun vor uns standen.
 

"Vorerst", sagte Sasuke mit einem schiefen Lächeln.
 

"Wolltest du dich nicht umsehen?", fragte Karin mich spitz.
 

"Ja, gleich", sagte ich und legte Sasuke rasch meine Hand an den Oberarm, weil er Karin unfreundlich anschaute und ich nicht wollte, dass er sich einmischte.
 

"Naja, bis später!", sagte Ino erhaben, drehte sich dann um und stolzierte den anderen beiden voran auf die Feuerstelle zu, vermutlich weil dort am meisten Leute waren und sie sich wichtig machen wollte.
 

"Zickereien?", fragte Sasuke und sah ihnen nach.
 

"Nein, das ist wirklich nicht der Rede wert", sagte ich lächelnd und griff nach seiner Hand.
 

"Also, wie geht's dir?", fragte ich, als wären wir nicht unterbrochen worden.
 

Er zuckte mit den Schultern. "Gut! Ich genieße es gerade total hier zu sein und mal ne Pause von meiner Familie und der Firma zu haben. Aber ich verspüre das dringende Bedürfnis Neji im See zu ertränken und es wie einen Unfall aussehen zu lassen."
 

"Na, dann kämpf da mal schön gegen an!", sagte ich lachend.
 

"Ich arbeite dran!", erwiderte er grinsend. Dann wurde sein Gesicht ernst. "Erzählst du mir bitte genau, was passiert ist, nachdem Neji Kiba gestoßen hat?"
 

Ich sah ihn prüfend an. "Es ist nichts wirklich Schlimmes aber ich würde es lieber nicht tun, weil ich glaube, dass es dir trotzdem nicht gefällt und du dich dann wieder aufregst", sagte ich sanft.
 

Er blickte mich ruhig an. "Ich möchte es gerne wissen. Ich habe ein Recht darauf. Du kannst mich hier nicht mit Neji rumlaufen lassen mit dem Gefühl, dass er mehr weiß, als ich."
 

Da hatte er irgendwie recht. Also erzählte ich im alles und sagte ihm auch, wie ich mich dabei gefühlt hatte. Er hört geduldig zu und fixierte dabei das Gras vor uns.
 

"Okay", sagte er schließlich und atmete einmal tief ein und aus. "Das hast du wirklich gut gelöst. Ich bin beeindruckt."
 

"Da es nicht so leicht ist, dich zu beeindrucken, werde ich mir darauf jetzt was einbilden!", sagte ich lachend. Er sah immer noch verstimmt auf den Boden.
 

"Hey", sagte ich liebevoll und strich über seinen Arm. "Das war nicht deine Schuld. Es ist Nejis Schuld. Es ist nicht deine Aufgabe, mich zu beschützen und du hast auch nicht versagt, falls du das denkst."
 

Er schnaubte. "Doch, das habe ich. Und ich fühle mich schlecht, weil du da nur meinentwegen mit fertig werden musstest."
 

"Sasuke", sagte ich so einfühlsam wie möglich. "Ich verstehe dich ja aber das muss sich doch irgendwie anders lösen lassen. Ich glaube, wenn ich nur mal in Ruhe ganz alleine mit Neji reden könnte-"
 

"Nein!", sagte er und seine Stimme klang plötzlich hart und jede Freundlichkeit oder Sanftheit war verschwunden. "Das wird ganz bestimmt nicht passieren. Ich lasse dich auf gar keine Fall mit ihm alleine!"
 

"Sasuke", versuchte ich es nochmal sanft aber er stand mit einem Ruck auf. Er stellte sich vor mich und blickte kalt auf mich hinab.
 

"Das wirst du nicht tun", sagte er.
 

Ich hob widerwillig den Kopf, es störte mich, dass ich zu ihm hochsehen musste. Aber er stand zu dicht vor mir, als das ich vernünftig hätte aufstehen können.
 

"Das kannst du mir nicht verbieten!", sagte ich ärgerlich. "Es lassen sich nicht alle Probleme mit Gewaltandrohungen lösen, Sasuke!"
 

"Es lassen sich auch nicht alle Probleme mit Gesprächen lösen, Sakura", gab er kalt zurück.
 

Wir starrten uns einen Moment wütend an. Dann wurden wir unterbrochen, weil Kakashi und Kurenai alle zu sich riefen. Sie standen vor dem größten Bungalow, in dem, wie mir von den Mädchen im Bus erzählt worden war, wohl der Speisesaal war.
 

Alle bewegten sich auf die beiden zu aber Sasuke rührte sich nicht und weil ich das Gefühl hatte, ich würde den Streit verlieren, wenn ich den Blickkontakt unterbrach, tat ich es auch nicht.
 

"Hey, Sasuke, Sakura!", rief Kurenai verärgert. "Braucht ihr eine extra Einladung?"
 

Sasuke machte "tss", packte mich am Handgelenk, trat einen Schritt zurück, zog mich hoch und wandte sich dann um, um auf die Lehrer und unsere Mitschüler zuzugehen, die sich vor dem Bungalow versammelten.
 

"Lass mich los!", sagte ich wütend, weil er mich einfach mit zog. Er ignorierte mich.
 

"Du bist manchmal so blöd, Sasuke!", schimpfte ich, während ich zwangsläufig neben ihm her ging. "Hör auf ständig deine körperliche Überlegenheit demonstrieren zu müssen, wenn dir etwas nicht passt! Das ist albern von dir!"
 

Er verstärkte bloß seinen Griff um mein Handgelenk.
 

"Du tust mir weh!", fauchte ich.
 

Mir war deutlich bewusst, dass alle zu uns hinüber sahen. Aber Sasuke ging einfach weiter und ließ erst los, als wir bei den anderen angekommen waren. Allerdings schwang er seinen Arm absichtlich auf eine Weise, die mich einen Schritt nach vorne stolpern ließ, als hätte er irgendeinen Gegenstand irgendwo hingetragen und ihn dann achtlos auf einen Haufen geworfen.
 

"Sasuke!", sagte Kurenai empört aber ich beachtete sie gar nicht.
 

"Diese Diskussion ist noch nicht beendet, mein Lieber!", zischte ich.
 

Er steckte die Hände in die Hosentaschen und sah sturr nach vorne zu den Lehrern.
 

"Ärger im Paradies?", fragte Neji höhnisch. Er stand drei Meter von uns entfernt bei seinen Freunden und hatte die Szene mit Genuss beobachtet.
 

"Halt die Klappe Neji!", sagte ich wütend. Gaara und Shino tauschten einen Blick aus. Sasuke sagte nichts und sein Gesicht war ausdruckslos aber an seinem Kiefer zuckte ein Muskel. Neji grinste.
 

"Das reicht jetzt!", sagte Kakashi sehr streng. "Sasuke, Sakura, gibt es bei euch ein Problem?"
 

"Nein!", sagten Sasuke und ich gleichzeitig.
 

Kakashi musterte uns kritisch. Dann sagte er "Na schön. Also! Wir haben ein paar Ankündigungen!"
 

"Genau!", sagte Kurenai und erklärte uns dann, um wie viel Uhr es jeweils Frühstück, Mittag- und Abendessen gegeben würde, sofern wir keinen Ausflug machten und sie wies uns nochmal darauf hin, dass Alkohol verboten war.
 

"Außerdem", fuhr sie fort. "Möchte ich keinen der Jungs in einem Bungalow der Mädchen erwischen! Und andersrum natürlich auch nicht!"
 

"Ey, wieso dürfen wir nichtmal reingehen?", fagte Naruto empört.
 

"Ich wüsste nicht, welchen Grund du dafür haben solltest!", sagte Kurenai kühl zu ihm. "Hoffe lieber, dass ich dich nicht dabei erwische!"
 

"Na schön, ich lass mich nicht dabei erwischen!", sagte Naruto grinsend und sie warf ihm einen bösen Blick zu.
 

"Uchiha, Uzumaki, Hyuga, ihr nervt mich jetzt schon!", sagte Kakashi entnervt. "Übertreibt es nicht! So, und jetzt alle rein zum Abendessen!"
 

Wir betraten den Speisesaal und holten uns bei dem Buffet jeder was zu essen. Als ich mit meinem Teller zurück kam, hatten Hinata, Sasuke, Naruto, Kiba und Shikamaru sich schon an einem der Tische niedergelassen und ein Stuhl neben Sasuke war noch frei für mich. Er saß mit verschränkten Armen da und ich wusste genau, dass er mich die ganze Zeit beobachtet hatte und kontrolliert hatte, dass Neji mir nicht zu nahe kam.
 

"Was ist denn bei euch los?", fragte Kiba amüsiert und sah zwischen Sasuke und mir hin und her.
 

"Wir haben nur eine kleine Meinungsverschiedenheit in Bezug auf ein Thema. Ansonsten ist alles wunderbar", sagte ich lächelnd. Ich sah es gar nicht ein, dem Ganzen jetzt zu viel Gewicht zu geben.
 

"Genau", sagte Sasuke neutral, steckte sich eine Gabel von seinem Essen in den Mund und kaute.
 

"Schmollst du?", fragte ich ihn lachend.
 

Er schnaubte aber ich sah, dass er ein Grinsen unterdrückte.
 

"Quatsch, es wird sowieso so laufen, wie ich das will!", sagte er überheblich.
 

"Das glaubst aber auch nur du, Sasuke!", sagte ich liebenswürdig und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
 

"Abwarten", sagte er.
 

"Abwarten", sagte ich grinsend.
 

"Du hast es echt gut mit mir!", informierte Naruto Hinata. "Ich bin nicht so anstrengend, wie dieser verwöhnte Typ da!"
 

Hinata kicherte und Sasuke sagte: "Dafür sehe ich besser aus als du, man kann eben nicht alles haben!"
 

Naruto warf ein Stück Brot nach ihm aber Sasuke fing es auf.
 

"Nicht schlecht, aber es war knapp!", kommentierte Naruto den Fang und Sasuke lachte leise.
 

Ich liebte es, ihn so entspannt zu sehen.

Versprechen

Nach dem Essen verteilten sich alle wieder aber ich ging mit Hinata, Ino, Tenten, Karin, Naruto, Sasuke, Kiba und Shikamaru zur Feuerstelle. Ein paar andere folgten uns, offenbar ebenfalls angetan von dem Gedanken, dort auf den Baumstämmen um ein Feuer zu sitzen.
 

Es war nun schon beinahe dunkel und ich sah amüsiert zu, wie Hinata Naruto erklärte, dass er die Äste besser anders hinlegen sollte, weil die Flamme sonst zu wenig Sauerstoff bekommen würde. Sasuke ging hin, um das zu begutachten und als er ihr Recht gab, kam sie zu mir hinüber, weil Naruto, Sasuke und Kiba erst anfingen zu diskutieren und sich dann auf ihre scherzhafte Art zu beleidigen, während Shikamaru mit genervtem und amüsiertem Gesicht daneben stand.
 

"Gibt es einen Weg runter zum See?", fragte ich Hinata, nachdem wir einen Moment belustigt zugeschaut hatten. "Ich würde gerne mal ans Ufer gehen!"
 

"Klar!", sagte sie. "Sogar direkt hier!" Sie deutete auf eine Baumgruppe und ein paar Büsche ein paar Meter entfernt. In dem dunklen Laub war ein kaum wahrnehmbarer Eingang zu erkennen.
 

Doch bevor wir mehr als ein paar Schritte hatten gehen können, hatte Sasuke aufgesehen und die anderen einfach stehen lassen. Er war elegant über einen der Baumstämme gesprungen und mit ein paar schnellen Schritten stand er vor uns und versperrte uns den Weg.
 

"Wo willst du denn hin, Prinzessin?", fragte er mit einer hochgezogen Augenbraue.
 

"Runter zum See!", sagte ich belustigt.
 

"Nicht alleine und im Dunkeln!", sagte er.
 

"Du spinnst wohl!", sagte ich lachend. Mir war klar, dass das kein Scherz von ihm war aber das konnte ich einfach nicht ernst nehmen.
 

"Natürlich gehe ich! Und außerdem bin ich nicht alleine, Hinata kommt ja mit!"
 

Sasuke sah kurz Hinata an und ließ seinen Blick dann suchend über den Platz wandern, bis er Neji fand. Er saß mit Gaara, Kankuro, Shino und ein paar Mädchen aus der Parallelklasse in einer anderen Ecke des Platzes auf einem Tisch, mit dem Füßen auf der Bank davor und sie schauten sich alle etwas auf einem Smartphone an und lachten.
 

Sasuke sah mich wieder an.
 

"Okay", sagte er, als würde er wirklich denken, er könnte mir das erlauben oder verbieten. "Aber nur solange ich Neji im Blick habe. Sobald das nicht mehr der Fall ist, komme ich dich suchen, verlass dich drauf!"
 

Er drehte sich um und ging wieder zu den anderen.
 

Hinata und ich sahen ihm skeptisch nach.
 

"Naja", sagte ich. "Wenigstens bewacht er jetzt Neji und nicht mich."
 

Hinata schnaubte und dann mussten wir lachen.
 

Hinter den Bäumen führte ein gewundener Weg aus flachen Steinstufen den grasigen Hügel hinunter zum Seeufer. Der Mond war aufgegangen und silbernes Licht schillerte auf der schwarzen Fläche.
 

Das Ufer bestand aus feinen Steinchen aber es war eine breite und lange Fläche mit Sand aufgeschüttet worden, sodass eine Art Strand entstanden war. Etwa zwanzig Meter entfernt standen Liegestühle aus dunklem Holz, mit weißen Polstern und weißen Sonnenschirmen, die, wie alles andere hier auch, extrem teuer aussahen.
 

"Die können wir glaube ich auch benutzen, die sind für alle Ufergrundstücke", sagte Hinata und deutete darauf.
 

Wir liefen eine Weile am Wasser entlang und plauderten über alles mögliche. Hinata erzählte mir, dass sie zwar noch nicht mit Naruto geschlafen hätte aber sie darüber gesprochen hätten, dass sie nun fest zusammen wären und sie es aber ihren Eltern noch nicht erzählt hätten, die die ganze Zeit schon neugierig nachfragten, warum sie plötzlich wieder so viel Zeit miteinander verbrachten.
 

"Was hält eigentlich Neji davon, dass Naruto nun öfter bei euch ist?", fragte ich lachend.
 

"Gar nichts!", sagte sie amüsiert. "Jedes mal, wenn sie sich begegnen, sagt einer von beiden irgendwas Blödes. Die können sich einfach nicht leiden."
 

Sie warf mir einen vorsichtigen Blick zu. "Macht Neji dir Angst, Sakura?"
 

Ich warf ihr auch einen Blick zu und entschied mich, ehrlich zu sein. "Ich weiß es nicht genau. Ich kann ihn überhaupt nicht einschätzen. Ich glaube Sasuke übertreibt zwar aber es ist möglich, dass er die Situation besser beurteilen kann, als ich. Er kennt ihn schon viel länger. Was denkst du denn? Du kennst Neji doch am besten."
 

Sie sagte eine Weile nichts und wir gingen langsam weiter am Wasser entlang. Schließlich seufzte sie.
 

"Ich kann es leider auch nicht einschätzen", sagte sie schließlich. "Ich weiß nur, dass mein Vater und mein Onkel Neji extrem unter Druck setzen was unser Unternehmen und das Erbe der Familie angeht. Mich haben sie dabei irgendwie abgeschrieben. Und diesen Druck hat er immer schon gerne an anderen ausgelassen. Meine Familie steht in gewisser Weise in Konkurrenz zu den Uchihas, was Einfluss und Geld angeht. Ich glaube das überträgt sich auf Sasuke und Neji. Und ich stimme dem zu, was Kiba heute Mittag gesagt hat. In letzter Zeit ist Neji noch rücksichtsloser und fieser."
 

"Hm", sagte ich nachdenklich.
 

"Es wird jedenfalls nicht schaden, wenn du ihm sicherheitshalber ein bisschen aus dem Weg gehst", sagte sie schulterzuckend. "Ich glaube, er wünscht Sasuke jedenfalls nichts Gutes und vielleicht denkt er, dass du etwas Gutes für Sasuke bist. Wahrscheinlich reicht es ihm, wenn du und Sasuke euch seinentwegen ein bisschen unwohl fühlt oder euch streitet. Zumindest hoffe ich das. Schlimm genug."
 

"Ich würde trotzdem gerne mal ihn Ruhe mit ihm reden", sagte ich. "Aber Sasuke ist davon nicht begeistert, deswegen haben wir vorhin tatsächlich diskutiert. Beziehungsweise, ich habe es versucht. Sasuke hat es nicht zugelassen."
 

"Naja, da kann ich Sasuke irgendwie verstehen", sagte Hinata. "Ich habe bisher nicht die Erfahrung gemacht, dass man mit Neji reden könnte. Neji will nicht reden. Er provoziert die Probleme ja mit Absicht und will sie nicht lösen."
 

"Hm. Danke für deine Einschätzung!", sagte ich. Aber ich war mir nach wie vor noch nicht so ganz sicher, was ich von Neji halten sollte. Hinata hatte bestimmt zurecht eine negative Meinung von ihm, weil sie jahrelang von ihm geärgert worden war.
 

Wir gingen noch eine Weile weiter und dann fingen meine Unterleibskrämpfe von der Menstruation leider an ziemlich nervig zu werden und ich fühlte mich plötzlich total erschöpft. Dieser Tag hatte mir psychisch im Positiven wie im Negativen einiges abverlangt. Also drehten wir wieder um und gingen zurück.
 

Von den anderen Anwesen, an denen wir vorbeikamen, hörten wir Gelächter und Stimmen. Vielleicht waren dort auch Schulklassen untergebracht, es klang jedenfalls danach und ein paar Meter weiter kamen uns in der Dunkelheit ein paar lachende Mädchen entgegen, die Bikinis an hatten und aufs Wasser zuliefen, um im Dunkeln zu baden.
 

Als wir wieder durch die Lücke zwischen den Bäumen auf die Fläche zwischen den Bungalows traten, sahen wir, dass die anderen es geschafft hatten, ein ziemlich beeindruckendes Feuer zu erschaffen. Auf den Bänken und dem Boden drum herum hockten die meisten unserer Mitschüler und es wirkte ganz so, als hätten ein paar von ihnen Alkohol mitgeschmuggelt.
 

Naruto und Kiba saßen zusammen und lachten über irgendwas und Shikamaru und Sasuke saßen grinsend daneben. Auf der anderen Seite des großen Feuers waren Neji und seine Freunde. Sasuke und Neji schienen sich fürs erste zu ignorieren und beachteten einander nicht.
 

"Gehen wir auch zu ihnen?", fragte Hinata.
 

Ich verzog das Gesicht und drückte mir die Hand auf den Bauch. Jetzt bekam ich auch noch Kreislaufprobleme.
 

"Geh du ruhig hin!", sagte ich zu Hinata. "Ich glaube, ich gehe in den Bungalow, nehme eine Schmerztablette und eine Dusche und lege mich dann ins Bett und schlafe. Mit mir ist heute leider nichts mehr anzufangen."
 

"Oh nein, du Arme!", sagte sie lächelnd. "Morgen geht es bestimmt besser! Ich sage den anderen, dass du dich hinlegst, okay?"
 

"Das wäre super! Danke!"
 

Ich hatte ohnehin keine Lust gehabt, mich jetzt in die Menge zu begeben und schon gar nicht, dass dann alle mitbekamen, dass ich mich nicht wohl fühlte.
 

Außerhalb des Feuers war es sehr dunkel und ich ging durch die noch warme Sommerluft über das Gas und durch die dunklen Schatten zu unserem Bungalow. Es war wohltuend zu duschen und ein wenig alleine zu sein.
 

Während das Wasser auf mich hinab rieselte, dachte ich, dass ich mich wahrscheinlich nicht nur wegen meines Zustandes nicht zu den anderen hatte setzten wollen. Sie waren mir zu nah an dem Feuer gewesen. Es war größer als ein Kaminfeuer gewesen und nicht so klar begrenzt durch Mauern oder Glasscheiben. Und in der Menge hätte ich mich eingeengt gefühlt, als ob ich nicht jederzeit hätte zurückweichen können.
 

"Hör auf!", sagte ich laut zu mir selbst, um diese Gedanken zu stoppen. Ich durfte mich da nicht reinfallen lassen. Das führte nie zu etwas Gutem, schon gar nicht, wenn ich körperlich und psychisch durch die Menstruation ohnehin nicht richtig auf der Höhe war. Als ich mich schließlich abgetrocknet hatte, meine noch feuchten Haare, zu einem Knoten hochgebunden hatte und zum Schlafen in eine Shorts und ein Top geschlüpft war, fing endlich die Schmerztablette an zu wirken. Ich war nun so müde und erschöpft, dass ich nicht mal mehr Unzufriedenheit darüber empfinden konnte, dass sie alle da draußen waren und Spaß hatten und ich das verpassen würde.
 

Ich wollte gerade ins Bett kriechen, als es an einem der Fenster klopfte. Da ich damit nicht gerechnet hatte, schrak ich bei dem Geräusch zusammen. Dann ging ich rasch hinüber und öffnete es.
 

"Hey!", sagte Sasuke. Er zog sich am Fensterrahmen hoch und schwang sich mit Leichtigkeit ins Zimmer. Ich trat rasch einen Schritt zur Seite, um ihm Platz zu machen. Aber die schnelle Bewegung war wohl zu viel für meinen angeschlagenen Kreislauf und für eine Sekunde drehte sich alles.
 

"Schwindelig?", fragte er und ich nickte und griff in den Stoff seines Shirts, um mich zu stabilisieren. Er hob mich ohne Umschweife hoch.
 

"Welches ist deins?"
 

Er trug mich zu dem Bett, auf das ich zeigte, legte mich umsichtig darauf ab und setzte sich an die Bettkante.
 

"Kann ich etwas für dich tun?", fragte er.
 

Ich lächelte und hob den Arm, um kurz die Hand an seine Wange zu legen. "Das hast du schon. Ich freue mich, dir noch gute Nacht sagen zu können!" Ich schmunzelte. "Auch wenn du ja eigentlich gar nicht hier drinnen sein darfst!"
 

Er schnaubte. "Hast du geglaubt, dass ich mich daran halten würde?"
 

"Nein, eigentlich nicht", sagte ich lachend.
 

"Kakashi und Kurenai sitzen draußen und passen auf, darum war der Weg über das Fenster nötig", fügte er amüsiert hinzu.
 

Wenn du schon da bist, küss mich!", sagte ich und er grinste und kam meiner Aufforderung nach. Als er sich wieder aufrichtete, sahen wir einander eine Weile einfach nur an und dann wurden meine Augen schwer.
 

"Bis morgen, Sakura!", sagte er leise und zog die Decke ein Stück über mich.
 

"Bis morgen", murmelte ich.
 

Er blieb noch einen Moment bei mir sitzen und als er schließlich aufstand und das Fenster schloss, bekam ich es kaum noch mit. Ich registrierte noch dunkel, dass er zur Tür hinaus ging. Vielleicht, damit ich nicht nochmal aufstehen musste, um das Fenster hinter ihm zu schließen. Ich dachte noch, dass ich hoffte, dass er nicht erwischt würde aber dann war ich auch schon eingeschlafen.
 

Als ich erwachte, fiel das Licht des frühen Morgens durch die Rollläden und tauchte das Zimmer in ein angenehmes Halbdunkel. Hinata, Ino, Tenten und Karin schienen alle fest zu schlafen und rührten sich nicht, als ich mich aufsetzte, um auf mein Smartphone zu schauen.
 

Es war erst halb acht aber da ich ziemlich früh ins Bett gegangen war, hatte ich eine ordentliche Menge Schlaf abbekommen und fühlte mich viel besser. Ich war sogar fit genug, dass ich Lust bekam eine Runde am Seeufer entlang zu joggen. Es würde um diese Uhrzeit die perfekte Temperatur dafür haben und der Ausblick würde einfach fantastisch sein. Außerdem schliefen wahrscheinlich noch fast alle, sodass ich ein wenig Zeit ganz für mich würde haben können.
 

Beschwingt von dem Gedanken schlug ich die Decke zurück, schwang die Beine aus dem Bett und ging leise zu meinem Schrank hinüber, um mir meine Hose, mein Top und meine Laufschuhe anzuziehen. Ansonsten ließ ich alles hier.
 

Als ich die Tür öffnete, stöhnte Karin und rollte sich auf die andere Seite. Es klang, als hätte sie möglicherweise gestern Abend etwas zu viel getrunken. Aber ich schaffte es, die Tür wieder hinter mir zu schließen, ohne das jemand aufwachte.
 

Draußen war wirklich niemand zu sehen. Die Vögel zwitscherten und es war noch leicht kühl von der Nacht aber man merkte schon, dass es wieder ein heißer Tag werden würde.
 

"Sakura!"
 

Ich drehte mich um und sah Kurenai auf mich zukommen. Sie wirkte noch etwas verschlafen.
 

"Guten Morgen!", sagte ich höflich.
 

"Guten Morgen!", antwortete sie. "Eine Runde Joggen?", fügte sie mit einem Blick auf mein Outfit hinzu.
 

"Ja", antwortete ich und fragte mich, warum sie mich so kritisch musterte. Doch das blieb nicht lange so, denn sie kam direkt zur Sache.
 

"Mir ist gestern aufgefallen, dass Sasuke ziemlich grob mit dir umgegangen ist. Ich weiß, er glaubt, dass er ohne Konsequenzen alles tun kann, was er will aber ich möchte, dass du weißt, dass du jederzeit mit mir reden kannst!" Sie sah mich ernst an.
 

"Oh!", sagte ich etwas überrumpelt. "Sie brauchen sich wirklich keine Gedanken zu machen! Ich weiß, von außen betrachtet wirkt das vielleicht merkwürdig aber er übertritt nie eine Grenze. Eigentlich ist er ganz toll zu mir."
 

"Bist du sicher?", fragte sie misstrauisch. "Kennst du ihn denn gut genug, um das beurteilen zu können?"
 

"Ja!", sagte ich freundlich aber entschieden.
 

"Na gut!", sagte sie ein wenig beruhigt. "Falls sich da was ändert, kannst du jedenfalls jederzeit zu mir kommen!"
 

Ich sah ihr einen Moment nachdenklich nach, als sie ging und hatte den Eindruck, dass die meisten Leute Sasuke einfach ein bisschen zu ernst nahmen. Er versuchte eben immer zu bekommen, was er wollte. Und wenn es nicht klappte, war er kurz verstimmt aber durchaus auch in der Lage sich dann damit abzufinden. Und er erwartete schlicht von anderen die gleiche Ehrlichkeit und das gleiche Engagement in Bezug darauf, was sie wollten. Wenn man ihm das nicht entgegen brachte, setzte er sich eben durch. Nur waren die meisten Menschen nicht so kämpferisch wie er und versuchten von vorne herein diplomatischer zu sein. Aber je mehr ich von seiner Familie mitbekommen hatte, desto mehr glaubte ich, dass er sich schlicht so verhalten musste, wenn er sich ihnen gegenüber behaupten wollte.
 

Ich schob den Gedanken beiseite und ging auf den Eingang zwischen den Bäumen zu, der zu der Treppe führte. Im Hellen war er besser zu erkennen. Ich durchquerte die zwei Meter unter den Blättern und trat dann auf die erste der flachen Steinstufen der Treppe hinaus. Das Morgenlicht war noch fantastischer als in meiner Vorstellung.
 

Aber an meine Annahme, dass ich hier niemanden treffen würde, war falsch gewesen. Nur störte es mich nicht im mindesten, dass doch jemand da war, denn es war Sasuke.
 

Er hatte mich nicht bemerkt, denn er war darin vertieft, unten am Ufer seine Taekwondo Formen zu laufen. Er hatte sein T-Shirt ausgezogen und trug nur eine schwarze Jogginghose und in dem Licht und zusammen mit den formvollendeten Bewegungen und seiner ruhigen Konzentration gab er ein so herrliches Bild ab, dass ich das Gefühl hatte, ich könnte ewig hier stehen und ihm zusehen. Und eine Weile tat ich tatsächlich auch nichts anderes.
 

Wahrscheinlich hätte ich noch viel länger einfach so dagestanden, wenn ich nicht aus dem Moment gerissen worden wäre.
 

Ich hörte das Laub hinter mir Rascheln und als ich mich umdrehte, stand Neji vor mir. Er wirkte ebenfalls kurz überrascht mich zu sehen.
 

"Guten Morgen, meine Hübsche!", sagte er eine Sekunde später mit seinem blöden anzüglichen Tonfall.
 

"Hallo Neji", erwiderte ich neutral.
 

Neji trat neben mich und blickte auf Sasuke hinab.
 

"Das war ja klar", sagte er, mehr zu sich selbst als zu mir, stieg dann ohne mich weiter zu beachten die Stufen hinab und ging auf Sasuke zu. Der hatte Neji mittlerweile bemerkt und sah kurz zu ihm hinüber.
 

Neji stellte sich kommentarlos zwei Meter neben ihm hin, zog ebenfalls sein T-Shirt aus und warf es neben sich.
 

"Hab mir gedacht, dass du auftauchst", hörte ich Sasuke kühl sagen.
 

"Von vorne?", fragte Neji genauso kühl, ohne darauf einzugehen.
 

"Ja", sagte Sasuke bloß und dann nahmen sie beide die gleiche Haltung ein und fingen ohne sich abzusprechen im selben Moment an, die Formen gemeinsam durchzugehen. Jeder für sich und jeder mit Blick aufs Wasser aber dennoch waren ihre Bewegungen vollkommen synchron. Wahrscheinlich waren ihnen diese Abläufe schon in Fleisch und Blut übergegangen, da sie das ja beide seit mehr als zehn Jahren machten.
 

Einen Moment betrachtete ich sie nachdenklich. Eigentlich war es auf gewisse Weise seltsam, dass sie so schlecht miteinander klar kamen. Schließlich waren sie sich gar nicht so unähnlich. Und sie hatten ähnliche Hintergründe, vielleicht sogar ähnliche Schwierigkeiten. Und so wie sie da zusammen standen und ihre Bewegungen ausführen, hätte man fast denken können, dass sie kein Problem miteinander hatten. Zumindest was das Training an ging, schienen sie sich auf einer gewissen Ebene zu verstehen.
 

Ich stieg leise die Treppe hinunter. Ich wollte sie nicht stören, also bog ich in die andere Richtung ab, um auf der Linken Seite des Ufers zu Laufen, sodass ich nicht an ihnen vorbei musste.
 

Während ich lief, verdrängte ich bewusst alle Gedanken und achtete nur auf meinen Atem. Ich wollte einfach nur die Luft dieses Sommermorgens und diese herrliche Szenerie in mich aufnehmen. Ich lief fünfzehn Minuten in eine Richtung und drehte dann um, um die fünfzehn Minuten wieder zurück zu laufen. Ich wollte es nicht übertreiben, damit ich nicht wieder Bauchkrämpfe bekommen würde.
 

Sasuke und Neji waren noch da, als ich wieder bei der Treppe ankam aber sie schienen ebenfalls gerade aufzuhören. Auf ihrer Haut glitzerte eine ganz feine Schicht Schweiß aber ansonsten sahen sie beide nicht besonders erledigt aus. Trotzdem merkte man an ihrem Atem, dass sie sich angestrengt hatten.
 

Sie sahen beide auf, als ich auf sie zu ging. Nejis Gesicht blieb ausdruckslos aber auf Sasukes Gesicht breitete sich erst Überraschung und dann augenblicklich ein Lächeln aus.
 

"Hey!", rief er und fing an, mir entgegen zu gehen. Die letzten paar Meter bewältigte er im Laufschritt, als ob er es nicht erwarten könnte, bei mir anzukommen.
 

Sein leichtes Lächeln war so herrlich, dass ich nicht anders konnte, als ihm entgegen zu strahlen und ihm um den Hals zu fallen, als wir bei einander ankamen. Er schlang die Arme um mich und drückte mich an sich, dann legte er seine Hände an meine Schultern und schob mich zurück, damit er mich ansehen konnte.
 

"Fühlst du dich besser?", fragte er. "Bist du denn fit genug um zu Joggen?"
 

"Ja!", sagte ich amüsiert. "Es ist viel besser!"
 

"Gut!"
 

"Ich habe dich vor meiner Runde übrigens kurz beobachtet", sagte ich. "Ich wollte dich nicht stören aber das sah sehr faszinierend aus!"
 

"Ist das so?", fragte er verführerisch, drückte mein Kinn nach oben und gab mir einen Kuss.
 

"Ja", erwiderte ich ebenso verführerisch und küsste ihn ebenfalls kurz. "Ich glaube, nun bin ich noch verliebter."
 

Er griff mit beiden Händen nach meinem Gesicht, um mich richtig zu küssen aber ich zog mich sanft los. Mir war Neji wieder eingefallen. Ich sah zu ihm herüber und Sasuke drehte sich auch leicht um, um meinem Blick zu folgen.
 

Neji hatte sich nicht gerührt, er stand einfach nur da und betrachtete uns beide mit einem so hasserfüllten Blick, dass mir davon leicht übel wurde. Einen Moment sahen wir einander nur an. Dann machte Neji verächtlich "tss", ging zu seinem Shirt, hob es auf und zog es an, während er auf die Steinstufen zu ging, um wieder den Hügel hochzusteigen.
 

Sasuke und ich sahen ihm beide nach. Ich spürte, dass Sasukes Freude über mein Erscheinen sich in pure Anspannung verwandelt hatte. Neji drehte sich nicht nochmal um und als er durch den Durchgang zwischen den Blättern verschwunden war, ließ Sasuke mich wortlos los und ging zu der Stelle, an der er sein Shirt abgelegt hatte. Er hob es auf und zog es sich über.
 

Ich war ihm ein paar Schritte nachgegangen und er kam wieder auf mich zu. Er griff nach meiner Hand und ging ebenfalls auf die Stufen zu.
 

"Gehen wir duschen und frühstücken!", sagte er und seiner Stimme fehlte jede Wärme.
 

Ich folgte ihm und schwieg kurz. Dann konnte ich es mir doch nicht verkneifen das Thema anzusprechen.
 

"Sasuke, lass uns darüber reden!"
 

"Nein."
 

Aber dieses Mal hatte ich keine Lust, es gut sein zu lassen. Ich blieb stehen, bevor wir bei der ersten Stufe angekommen waren und wollte ihm meine Hand weg ziehen aber er verstärkte seinen Griff und hielt sie fest. Das ärgerte mich, also riss ich sie ihm mit aller Kraft weg. Damit hatte er entweder nicht gerechnet oder aber er wollte nicht, dass ich mir weh tat, jedenfalls ließ er los. Er blieb stehen und drehte sich zu mir um.
 

"Hör auf Sakura", sagte er mit einem leicht drohenden Unterton.
 

"Nein!", sagte ich entschieden. "Ich will jetzt darüber reden!"
 

"Sakura...", er ging einen Schritt auf mich zu und strich mir seitlich über den Hals. "Er will doch nur, dass wir uns seinetwegen streiten."
 

"Wir streiten nicht", sagte ich entschieden und entzog mich seiner Berührung. "Ich möchte einfach nur, dass du mit mir sprichst. Ich weiß, du möchtest mich da gerne raushalten. Aber Neji will das offenbar nicht. Also hänge ich da sowieso mit drinnen."
 

Er sah mich einen Moment nachdenklich an.
 

"Bitte Sasuke", sagte ich ruhig. Ich hob die Hände und strich ganz sanft über seine Schultern, in der Hoffnung, dass er sich etwas entspannen würde.
 

"Ich will nicht, dass du dir Sorgen machst", sagte er schließlich etwas sanfter.
 

"Aber das tue ich sowieso", sagte ich. "Ich bin nicht dumm. Ich kann mir doch denken, was dich beunruhigt. Aber ich wünsche mir, dass wir offen darüber sprechen. Und ich kann vielleicht mehr aushalten, als du denkst."
 

Er atmete einmal tief ein und aus und schien zu überlegen.
 

"Okay", sagte er schließlich. Er warf einen Blick zu der Treppe und zu den Bäumen oben. Es war niemand zu sehen aber unsere Mitschüler schienen langsam wach zu werden, man hörte Stimmen und Gelächter.
 

Er sah mich wieder an. "Aber nicht jetzt. Wir reden später. In Ruhe."
 

Ich legte den Kopf schief und musterte ihn. "Ist das eine Ausrede?"
 

Sein Mund verzog sich zu einem leichten Lächeln. "Nein", sagte er. "Ich verspreche es dir."
 

In diesem Moment tauchten ein paar Mädchen aus der Parallelklasse auf, die runter zum Wasser kamen und wir hätten ohnehin nicht wirklich Ruhe gehabt, weil gleich darauf Naruto oben am Hang erschien, uns einen guten Morgen wünschte und dann wissen wollte, ob Hinata schon wach wäre.
 

Ich sagte ihm, dass ich mal nachschauen gehen würde und stieg mit Sasuke die Stufen hinauf. Als wir zusammen über den Platz gingen, fragte ich: "Du bist gestern aus der Tür raus, oder? Hast du Ärger bekommen?"
 

Er lachte leise. "Ich wollte, dass du in Ruhe einschlafen kannst, ohne von Mücken zerstochen zu werden, wenn ich das Fenster offen lasse. Aber nein, es hat keiner mitbekommen, dass ich raus kam."
 

"Oh, gut!", sagte ich erleichtert. "Danke!"
 

Wir kamen an Kurenai und Kakashi vorbei, die Sasuke beide streng musterten und er runzelte leicht die Stirn.
 

Ich kicherte. "Kurenai hat mich vorhin angesprochen, sie denkt, du tust mir irgendwas an. Weil du mich gestern so rumgezerrt hast."
 

Er schnaubte amüsiert. "Das war blöd, tut mir leid."
 

"Kein Problem", sagte ich lachend. "Darüber rege ich mich gar nicht erst auf. Du wirst sowas sowieso wieder tun, wenn du dich ärgerst."
 

"Wahrscheinlich", sagte er nach kurzem Schweigen und fügte dann hinzu: "Mir ist bewusst, dass ich manchmal anstrengend bin. Ich bin dankbar, dass du so gut damit umgehst."
 

Wir blieben stehen, weil wir vor an meinem Bungalow angekommen waren und verabschiedeten wir uns, um Duschen zu gehen.
 

Nach dem Frühstück entschied ich zusammen mit Hinata das Angebot eines Tagesausflugs mit Kurenai wahrzunehmen. Es hatte die Option gegeben unter Kakashis Aufsicht hier den Tag zu verbringen oder mit einer Gruppe unter der Aufsicht von Kurenai die Ruinen einer alten Festungsanlage zu besichtigen.
 

Die meisten wollten hier bleiben, das gute Wetter nutzen und den Tag am Strand verbringen. Da es mir zwar besser ging aber ich mit Baden besser noch einen Tag warten sollte, hatten Hinata und ich entschieden, den Ausflug zu machen. Ich war zufrieden damit. Für mich hatte es in meinem bisherigen Leben so gut wie nie die Möglichkeit gegeben, mal etwas von der Welt zu sehen und wenn ich nun schon hier sein durfte, wollte ich auch ein wenig von der Umgebung mitbekommen.
 

Die Jungs wollten alle hier bleiben. Shikamaru war zu faul, Kiba verkatert, Naruto wollte in Ruhe das Badewetter genießen und Sasuke meinte die Ruine interessiere ihn nicht und er wolle in Ruhe entspannen und zur Abwechslung mal keinen komplett durchgetakteten Tag voller Verpflichtungen haben.
 

Allerdings machte er sich Sorgen, dass Neji mitkommen würde, wenn ihm bewusst werden würde, dass Sasuke nicht bei mir wäre. Daher sagte er Kurenai erst, dass er doch hierbleiben würde, als Hinata und ich im Bus saßen und klar war, dass Neji ebenfalls in der Unterkunft bleiben würde. Kurenai nahm es nicht besonders begeistert auf und schien nun noch schlechter auf ihn zu sprechen zu sein. Sie fand ihn unverschämt und respektlos.
 

Tatsächlich genossen Hinata und ich den Ausflug und blieben die meiste Zeit zu zweit, weil sonst niemand mitgekommen war, den wir besser kannten.
 

Die Landschaft hier faszinierte mich und Hinata begeisterte die Ruine genauso wie mich. Mittags aßen wir alle in einem Restaurant in einer kleinen Stadt am Seeufer und ich hatte gute Laune und genoss den Tag total.
 

"Wie war der Abend gestern eigentlich noch?", fragte ich Hinata, als wir gegen Abend schließlich auf dem Rückweg zur Unterkunft waren.
 

"Gut!", sagte sie. "Wir saßen alle eine Weile ums Feuer und haben erzählt und getrunken. Oh und das habe ich noch gar nicht erwähnt! Wie wir bei unserem Spaziergang gestern Abend vermutet haben, sind auf dem Nachbargrundstück tatsächlich auch zwei Klassen einquartiert. Erinnerst du dich an die Mädchen, denen wir über den Weg gelaufen sind, die die im Dunkeln baden wollten?"
 

"Ja", sagte ich.
 

"Jedenfalls von uns sind auch ein paar zum Strand runter und die haben sich irgendwie angefreundet. Von denen auf dem Nachbargrundstück kamen dann ungefähr fünfzehn Leute zu uns rüber und saßen mit am Feuer. Die Mädchen fanden Sasuke natürlich alle ganz toll, so wie immer."
 

"Wie hat er darauf reagiert?", fragte ich neugierig.
 

Hinata warf mir einen kurzen Blick zu, bevor sie antwortete. "Ich glaube er war genervt aber er hat die Aufmerksamkeit auch ein wenig genossen. Jedenfalls hat er es nicht direkt unterbunden oder erwähnt, dass er eine Freundin hat.
 

Ich seufzte. "Ja, das dachte ich mir schon!", sagte ich in Erinnerung an die Szene im Club.
 

Als wir wieder ankamen, waren nur wenige Leute zu sehen aber vom Strand her ertönten Lachen, Rufe und Musik, als wäre dort eine Party im Gange. Wahrscheinlich waren die meisten unten bei den Liegestühlen oder im Wasser.
 

Hinata und ich gingen erstmal nach drinnen und duschten beide in Ruhe, um die Hitze und den Staub des Tages loszuwerden. Dann zog ich mir ein frisches schwarzes Top und hellblaue Jeans Shorts an und band mir locker die Haare nach oben, sodass ein paar meiner welligen Strähnen anmutig herausfielen.
 

Hinata hatte sich ein hübsches Kleid angezogen und am liebsten hätte ich sie gefragt, ob sie mir eines ausleihen würde. Aber das war mir irgendwie unangenehm.
 

"Gehen wir auch runter an den Strand?", fragte Hinata gut gelaunt.
 

"Ja!", sagte ich.
 

In diesem Moment öffnete sich die Tür und Ino kam herein. Karin folgte ihr und sie lachten beide über etwas. Als sie uns sahen, hörten sie auf und Ino sagte: "Ah, wieder zurück?"
 

Sie trug nur einen Bikini und hatte sich ein seidenes Tuch um die Hüfte gebunden. Karin trug ein dünnes weißes Sommerkleid unter dem man ebenfalls ihren Bikini sehen konnte.
 

"Ja, wir sind vor einer halben Stunde zurück gekommen", sagte ich freundlich.
 

Die beiden tauschten einen Blick miteinander und sahen mich dann wieder an.
 

"Du bist ganz schön selbstsicher, oder?", fragte Ino mich ein wenig überheblich.
 

"Was?", fragte ich irritiert. Worauf wollte sie hinaus?
 

"Also ich würde ihn nicht alleine lassen, dazu wäre ich wohl zu eifersüchtig", sagte sie schulterzuckend. "Besonders mit den ganzen Mädels in Bikinis und du hast auch noch deine Tage, oder? Also kommt er momentan ja wahrscheinlich eh schon nicht auf seine Kosten."
 

Ich sah sie entgeistert an. Was sollte das?
 

Sie kommentierte meinen Blick mit einem weiteren Schulterzucken. "Aber vielleicht weißt du das alles besser. Ich hatte nur immer sehr den Eindruck, dass er Sex total braucht."
 

Langsam hatte ich den Eindruck, dass sie diese Dinge einfach nur sagte, um sich wichtig zu machen. So gut kannte sie Sasuke doch gar nicht. Jedenfalls nicht nach dem, was er erzählt hatte.
 

"Wenn ich du wäre", sagte Karin, "würde ich jedenfalls mal runter zum Strand gehen und nach dem Rechten sehen!"
 

Das hatte ich ohnehin vor. Schließlich hatte Sasuke mir heute morgen versprochen, dass wir reden würden.

Gefühle

Die Abenddämmerung setzte bereits ein wenig ein, als ich mit Hinata unter den Bäumen zu der Treppe hindurch ging. Der Blick auf den See war wie immer fantastisch und am Horizont zeichneten sich pinke und orangene Streifen von der untergehenden Sonne ab.
 

Der Strand war total voll, wie ich feststellte, als ich die Stufen hinunter stieg. Fast alle unserer Mitschüler waren hier und beinahe eben so viele Leute, die ich nicht kannte und die wahrscheinlich, wie Hinata gesagt hatte, die Schüler von dem Nachbargrundstück waren.
 

Wir gingen durch die Menge und hielten Ausschau nach unseren Freunden. In meinem Fall hielt ich allerdings in erster Linie Ausschau nach Sasuke, in der Hoffnung, dass Ino und Karin sich bloß hatten wichtig machen wollen und das Ganze dabei etwas übertrieben dargestellt hatten.
 

Ich merkte deutlich, wie ich schon wieder mehr Aufmerksamkeit auf mich zog, als mir lieb war. Ein paar der fremden Schüler warfen mir interessierte Blicke zu. Das war ich in den letzten Tagen gar nicht mehr gewohnt gewesen.
 

Sasukes Verhalten sorgte zweifellos dafür, dass ich für alle, die wussten, dass ich mit ihm zusammen war, nicht mehr von Interesse zu sein schien. Außer Neji schien niemand seinen Unmut auf sich ziehen zu wollen. Gestern hatte ich sogar einmal den Eindruck gehabt, dass Choji mir rasch aus dem Weg gegangen war, als ich beim Frühstück einen Toast hatte nehmen wollen und er gerade davor stand. Und zwar, wie mir schien, nicht aus Höflichkeit sondern aus Vorsicht. Es war verrückt, dass Sasukes Getue offenbar tatsächlich so viel Eindruck machte. Und ich würde es wahrscheinlich niemals zugeben, weil ich dieses Machtgehabe von ihm albern fand aber ich war irgendwie dankbar für die Ruhe, die mir das brachte.
 

"Da sind sie!", sagte Hinata und deutete auf den hinteren Teil der Menge.
 

Auf dem Weg zur Treppe, hatte Hinata mich gefragt, ob ich mir Sorgen machte, dass Sasuke untreu sein könnte und ich hatte mit 'nein' geantwortet. Das war einfach mein erster Impuls gewesen. Nun fragte ich mich allerdings, warum ich mir da eigentlich so sicher zu sein glaubte. Bestimmt nicht, wie Ino sagte, weil ich so selbstsicher war. So fühlte ich mich überhaupt nicht. Ich war irgendwie entschlossen Sasuke vertrauen zu wollen. Vielleicht war das nur ein dummes, naives Bedürfnis nach Sicherheit und ich wollte einen anderen Gedanken einfach nicht zulassen.
 

Wenn man bedachte, wie wundervoll er meistens zu mir war und wie heftig er reagierte, wenn mir jemand zu nahe kam, konnte man fast den Eindruck gewinnen, dass ich ihm nicht nur wichtig war, sondern dass er beinahe schon leicht besessen von mir war.
 

Andererseits konnte es auch einfach sein, dass es schlicht seinem Charakter entsprach, alles zu verteidigen, wovon er glaubte, dass es ihm gehörte. Dieses Verhalten konnte genauso gut rein gar nichts mit mir zu tun haben und einfach nur so ein Ego Ding von ihm sein. Einfach, weil er jedem zeigen wollte, dass er der Tollste war oder etwas in der Art. Möglicherweise war es auch beides zusammen. Jedoch war ich fürs erste nicht allzu beunruhigt und wollte mir lieber selbst ein Bild von der Lage machen, als auf etwas zu hören, was Ino oder Karin mir erzählten.
 

Naruto und Kiba spielten mit ein paar anderen Leuten Volleyball und Shikamaru saß auf einer der Liegen und schien zu dösen oder einfach nur mit geschlossenen Augen Musik zu hören. Sasuke war nicht zu sehen aber neben Shikamaru war eine leere Liege und ein paar von Sasukes Sachen lagen darauf.
 

Ich ging mit Hinata auf Shikamaru zu und er öffnete die Augen, als wir bei ihm ankamen. Er hatte also nur Musik gehört und nicht geschlafen. Er zog die Ohrstöpsel heraus und setzte sich auf.
 

"Heeey, da seid ihr ja wieder!", sagte er erfreut und wedelte lässig mit der Hand zu der freien Liege. "Setzt euch! Sasuke ist schwimmen."
 

Also setzten wir uns und Shikamaru wandte sich uns zu. Er war zwar faul aber auch ein Gentleman. "Wie war euer Tag?", fragte er freundlich.
 

Also erzählten ihm ein wenig davon und er berichtete uns, dass sie alle eigentlich nur die ganze Zeit am Strand rumgehangen und es genossen hätten. Während wir ein wenig mit ihm plauderten und Hinata und er anfingen, sich über ein Buch zu unterhalten, dass sie beide angefangen hatten zu lesen, sahen wir Naruto und Kiba ein wenig beim Volleyball spielen zu. Sie schienen Spaß zu haben. Wahrscheinlich, weil sie am gewinnen waren.
 

"Da kommt Sasuke", sagte Shikamaru nach ein paar Minuten beiläufig und deutete zum Wasser. "Och nö, diese Temari klebt ja schon wieder an ihm! Seit gestern Abend weicht sie ihm nicht mehr von der Seite!", sagte er genervt.
 

Ich folgte Shikamarus Blick und sah wie Sasuke tatsächlich gerade über den Stand auf uns zu kam. Neben ihm ging eine hübsche, selbstsicher wirkende blonde Frau, die gerade seinen Oberarm umfasste, ihm mit einem frechen Lächeln etwas ins Ohr flüsterte und ihm mit dem Zeigefinger über die Brust strich. Ich merkte, dass mich diese vertraute Berührung extrem störte. Andererseits konnte ich irgendwie verstehen, dass sie ihn anfassen wollte. Nur mit einer schwarzen fast knielangen Badehose bekleidet, sah er einfach unglaublich heiß aus.
 

Sasuke reagierte entspannt, zog eine Augenbraue hoch und sagte mit einem amüsierten, höhnischen Blick etwas zu ihr. Und diese fast schon flirtend-vertraute Reaktion störte mich noch viel mehr, als die Berührung. Aber eine Sekunde später war ich erleichtert zu sehen, dass er ihr seinen Arm entzog und sie ein kleines Stück von sich weg schob.
 

Dann fiel sein Blick auf mich und er grinste und beschleunigte seine Schritte.
 

"Hey!", sagte er laut, als er fast da war und ich lächelte ihn an und erwiderte seine Begrüßung, während ich noch versuchte zu verstehen, was ich da eben beobachtet hatte. Die blonde junge Frau, offenbar Temari, war auch fast bei uns angekommen und sah nun zwischen Sasuke und mir hin und her.
 

Aber wie ich mit Genugtuung und Erleichterung feststellte, beachtete Sasuke sie nicht weiter und setzte sich neben mich, als Hinata, freundlich wie sie war, ein Stück von mir abrückte, um ihm Platz zu machen.
 

Sasuke legte seinen Arm um meine Schultern und drückte mich zur Begrüßung kurz an sich und ich zuckte leicht zurück, weil er kalt und nass war.
 

Er lachte leise und hielt mich eine Sekunde länger fest, als nötig gewesen wäre und ich fing an mich zu sträuben, weil Wasser von seinen Haaren kalt auf meine Schultern tropfte. Es schien ihm einfach Spaß zu machen, mich immer ein bisschen zu ärgern.
 

"Hast du etwa eine Freundin, Sasuke?", fragte das Mädchen namens Temari ungläubig, stemmte selbstbewusst einen Arm in ihre Seite und sah ihn vorwurfsvoll an.
 

"Ja", sagte Sasuke nüchtern und blickte sie an.
 

"Und keiner hat es für nötig gehalten, mir das mitzuteilen?", fragte sie und ihr Blick huschte kurz zu Shikamaru bevor sie wieder Sasuke fixierte.
 

"Haltet mich da gefälligst raus", sagte Shikamaru und gähnte mal wieder gelangweilt.
 

"Du hast nicht gefragt", sagte Sasuke schulterzuckend.
 

"Hi!", sagte ich und lächelte sie an. Dass Sasuke neben mir saß und den Arm um mich liegen hatte, gab mir ein ziemlich sicheres Gefühl. "Ich bin Sakura."
 

"Temari", erwiderte sie etwas säuerlich und blickte mich an.
 

Dann sah sie gleich wieder Sasuke an. "Das überrascht mich ein bisschen!" Sie setzte ein verführerisches Lächeln auf und fügte hinzu: "Bist du denn auch sicher, dass du es schaffst, dich wirklich nur auf eine Frau festzulegen, mein Hübscher?"
 

Sie warf ihm ein strahlendes Lächeln zu und wandte sich dann einfach ab und ging. Nicht ohne dabei möglichst sexy ihre Hüfte zu bewegen. Ich sah ihr ein wenig perplex nach.
 

"Kennt ihr euch?", fragte ich Sasuke irritiert.
 

"Hmm", machte er bloß und versuchte mich zu küssen aber ich wich ihm aus. Er griff nach meinem Kinn, um meinen Kopf zurück zu drehen und ich ließ kurz zu, dass er mich küsste. Nicht zuletzt, weil es meinem Ego gerade gut tat, sein Verlangen nach mir zu spüren. Und das schien definitiv nach wie vor vorhanden. Trotzdem weigerte ich mich, den Mund zu öffnen, als er mich dazu bringen wollte und ich zog ihm wieder meinen Kopf weg. Er knurrte unzufrieden.
 

"Und woher kennst du Temari?", fragte ich nach.
 

"Ist doch egal", murmelte er und küsste meinen Hals. Ich schob seinen Kopf weg und musste lachen, weil seine nassen Haare unglaublich kitzelten.
 

"Mir nicht!", sagte ich.
 

Er hörte auf, wich ein Stück zurück und sah mich grinsend an.
 

"Eifersüchtig?", fragte er amüsiert.
 

"Ich weiß nicht", antwortete ich und zog die Augenbrauen hoch. "Sag du mir, ob es dafür einen Grund gibt!"
 

"Nein", sagte er schlicht. "Ihre Familie ist mit meiner befreundet. Daher kennen wir uns."
 

"Verstehe!", sagte ich und merkte gleich, dass ich doch etwas eifersüchtig war, als mir der Gedanke kam, dass Fugaku Uchiha sie dann wahrscheinlich für eine geeignetere Partnerin für Sasuke hielt. Wenn ihre Familie mit den Uchihas befreundet war, war sie wahrscheinlich auch reich und von gutem gesellschaftlichen Stand.
 

Doch vorerst blieb mir keine Zeit, um darüber nachzudenken, denn Naruto und Kiba hatten ihr Spiel beendet und offenbar gewonnen und kamen nun zu uns, begrüßten Hinata und mich und verbreiteten Trubel.
 

Meine leichte Verunsicherung war jedenfalls bald wieder abgeflaut. Sasuke schien sich zu freuen, dass ich wieder da war. Er wich mir nicht von der Seite, brachte mir überhaupt seine ganze Aufmerksamkeit entgegen und gab Naruto einen Korb, als der ihn überreden wollte, mit Volleyball zu spielen. Zumindest bis Naruto mich und Hinata überredet hatte. Dann war er plötzlich doch bereit mitzuspielen und wenn er dann schon dabei war, schien er auch unbedingt gewinnen zu wollen, sodass Naruto und er am Ende den Hauptteil der Arbeit erledigten und Hinata und ich irgendwann eher lachend daneben standen, weil es kam noch was zu tun gab. Aber das war nicht weiter schlimm, wir waren beide glücklich darüber, die beiden so gut gelaunt zu sehen.
 

Schließlich war es zu dunkel, um noch weiter zu spielen und wir entschieden aufzuhören. Irgendjemand hatte zwar ein paar Fackeln angezündet aber außerhalb des Lichtscheins waren alle fast nur noch als dunkle Silhouetten zu erkennen. Trotzdem war es noch angenehm warm.
 

Ich ging gerade in Richtung des Wassers, um den Ball zu holen, den Kiba zuletzt versehentlich dort hin befördert hatte, während die anderen zurück zu den Liegestühlen bei Shikamaru gingen. Ich war fast bei dem Ball angekommen, als ich Neji erkannte, der ihn mit einem schiefen Lächeln auf hob. Er hatte ebenfalls nur seine Badehose an und war wohl gerade aus dem Wasser gekommen.
 

"Willst du den?", fragte er mit einem höhnischen Lächeln und ließ den Ball in seiner Hand kreisen.
 

"Ja", sagte ich betont ruhig. "Gibst du ihn mir bitte?"
 

"Hm, ich weiß nicht", sagte er und warf ihn zweimal leicht hoch und fing ihn mit einer Hand wieder auf. Seinen Blick ließ er dabei auf mich geheftet. "Was bekomme ich denn dafür?"
 

"Nichts!", sagte ich entschieden aber mit einem Lächeln. "Dieser Ball ist mir keine Gegenleistung an dich wert, Neji!" Ich war nach wie vor entschlossen, mich nicht von ihm einschüchtern zu lassen.
 

Er machte einen Schritt auf mich zu und ich machte unwillkürlich einen zurück. Ich wollte ihm irgendwie nicht zu nahe sein. Seine Präsenz wirkte bedrohlich auf mich.
 

Nejis Lächeln wurde breiter. "Oh, du hast also doch ein bisschen Angst vor mir, nicht wahr?"
 

"Nein", sagte ich möglichst ruhig aber ich war mir nicht sicher, wie überzeugend das klang.
 

"Oh doch", sagte er leise und lachte, als würde ihn das freuen. "Aber du hast mal wieder Glück, meine Hübsche, du wirst gerettet!"
 

Er holte blitzschnell aus und warf den Ball an mir vorbei. Ich zuckte vor Schreck zusammen und drehte mich um.
 

Sasuke stand ein paar Meter hinter mir. Er hatte den Ball aufgefangen und musterte Neji kühl.
 

"Guter Fang!", sagte Neji anerkennend aber kalt. "Da bist du ja mal wieder rechtzeitig aufgetaucht, was Sasuke?" Dann wandte er sich ab und ging einfach davon.
 

Ich sah ihm kurz nach und wandte mich dann Sasuke zu. Er sah Neji ebenfalls hinterher und wirkte schon wieder, als wäre er bereit jederzeit zuzuschlagen.
 

Ich machte einen Schritt auf Sasuke zu. "Reden wir jetzt darüber?", fragte ich behutsam.
 

Er musterte mich einen Moment und wog nachdenklich den Ball in seiner Hand.
 

"Ich will nicht darüber reden", sagte er.
 

"Du hast es versprochen", erinnerte ich ihn. "Lass uns doch ein bisschen am Wasser entlang gehen", schlug ich vor.
 

Er atmete ergeben aus. Dann drehte er sich zu den anderen um, rief laut "Ey, Naruto!" und warf den Ball mit viel Kraft zu ihnen hinüber. Ich war beeindruckt. Es war ziemlich weit. Naruto fing ihn gerade so auf und brüllte eine Beleidigung, weil Sasuke offenbar fast Hinata getroffen hatte.
 

Viele drehten sich zu uns um und ich war total froh, dass es so dunkel war. Ich mochte es nicht, im Mittelpunkt zu stehen und durch Sasuke passierte das irgendwie andauernd. Er war einfach kein Mensch, der leise und friedlich vor sich hin lebte. Was das an ging, würde diese Temari wahrscheinlich viel besser zu Sasuke passen. Sie war mir so selbstsicher und stark vorgekommen und schien sich wohl zu fühlen, wenn alle sie ansahen. Ich schob den Gedanken beiseite.
 

Es war angenehm, dass es trotz der Dunkelheit immer noch so warm war und es war auch herrlich das Wasser und die vielen kleinen runden Steine an meinen Füßen zu spüren. Ich ging sehr langsam, setzte sanft einen Fuß vor den anderen und genoss das Gefühl. Sasuke ging schweigend neben mir her, immer noch nur in seiner Badehose aber es war so warm, dass das wahrscheinlich angenehm war. Er hatte gesagte, dass er nicht reden wollte, also würde er schweigen, bis ich damit anfing.
 

"Du machst dir ernsthaft Sorgen wegen Neji, nicht wahr?", fragte ich schließlich.
 

"Ja", sagte er bloß. Er schien nicht besonders auskunftsfreudig. Ich würde also um jedes bisschen Information kämpfen müssen. Solange er nicht log, war mir das egal. Aber wie ich wusste, hatte er kein Problem damit zu lügen, wenn er etwas von mir fernhalten wollte.
 

"Und warum machst du dir solche Sorgen?", fragte ich.
 

Er schwieg und schien zu überlegen, was er sagen sollte. "Ich habe Angst, dass er dir etwas antut, um mich zu verletzen. Und er ist nicht dumm. Er weiß, wie sehr er mich damit verletzen könnte."
 

Ich warf ihm einen Blick zu. Er sah beim Gehen vor sich auf den Boden und sein Gesicht war nachdenklich.
 

"Warum glaubst du, will er dich denn verletzen?"
 

Sasuke sah mich an, lachte freudlos und blieb stehen. "Jeder normale Mensch hätte jetzt gefragt, was ich glaube, was er dir antun würde! Wieso fragst du das nicht?"
 

Ich sah ihn nachdenklich an. "Weil es für mich keine Rolle spielt", sagte ich schließlich und ging einfach weiter. Er folgte mir. "Beantworte bitte meine Frage, ja?"
 

Er seufzte. "Ich glaube, dass er mich verletzen will, weil ich dieses Bedürfnis von ihm nachvollziehen kann. Mir würde es an seiner Stelle wahrscheinlich ähnlich gehen."
 

"Was meinst du damit?"
 

Er schwieg lange aber schließlich antwortete er doch.
 

"Ich glaube, ich verstehe Neji ganz gut. Vielleicht besser als alle anderen. Und er mich auch. Wir kennen uns schon ewig. Wir sehen uns ständig in der Schule aber vor allem zweimal die Woche beim Training. Wir beobachten einander seit Jahren genau, wir haben die Reaktionen des anderen schon in allen möglichen Situationen gesehen, wir erkennen wann der andere lügt, wann er Show macht und auch, wann es einem von uns gut oder schlecht geht. Neji geht es momentan schlechter denn je. Und das liegt zum Teil daran, dass es mir in letzter Zeit besser geht. Deinentwegen."
 

Jetzt blieb ich doch wieder stehen und wandte mich ihm zu. "Wie meinst du das?", fragte ich vorsichtig nach. Ich war froh, dass er endlich angefangen hatte zu reden. Und ich wollte, dass er weiter sprach. Und das tat er auch. Mit dem Blick gen Boden gerichtet, wie um mich nicht ansehen zu müssen.
 

"Soweit ich das mitbekomme, wird Neji von seiner Familie ähnlich unter Druck gesetzt wie ich. Auf ihm Lasten die gleichen Erwartungen. Auch er kann es sich nicht leisten zu scheitern, weil zu viel daran hängt. Zwischen uns gibt es nur den kleinen Unterschied, dass ich immer in allem ein bisschen besser bin. Meine Familie ist ein bisschen reicher, ein bisschen einflussreicher, in der Schule und im Training bin ich immer ein ganz kleines bisschen besser als er. Ich sehe ein ganz kleines bisschen besser aus. Und ich glaube ich halte auch den Erwartungsdruck, der auf uns beiden lastet, ein ganz kleines bisschen besser aus. Noch dazu werde ich mein Erbe ganz ordnungsgemäß antreten, während er nur eine Lücke füllt, weil Hinata das nicht möchte oder dafür nicht geeignet ist. Das sorgt sicher für zusätzliche Spannungen in der Familie besonders zwischen seinem Vater und Hinatas Vater. Und dann kommt noch dazu, dass unsere Väter uns immer miteinander verglichen haben. Bei mir hieß es immer 'du musst besser als Neji Hyuga sein' und ich bin sicher, dass er das auch ständig über mich gehört hat. Aber ich hatte es leichter, denn ich war eben immer ein ganz kleines bisschen besser. Dafür wurde ich dann gelobt und auf gewisse Weise war das befriedigend. Für ihn ist diese Befriedigung aber meistens ausgeblieben, obwohl er sich so anstrengt. Obwohl er in allem so tolle Ergebnisse vorweisen kann. Das Einzige, was es für ihn erträglich gemacht haben muss, muss gewesen sein, dass es mir, genau wie ihm auch, nicht gut ging. Ich bin jeden Tag aufgestanden. Ich habe gelernt, Erwartungen erfüllt, trainiert, mich von meinem Vater auf die Firma vorbereiten lassen, ich habe genug geschlafen, gesund gegessen und in allem gute Ergebnisse erzielt. Ich konnte immer alles haben, was ich wollte. Aber all das macht einen nicht glücklich. All dieses Geld und diese Macht und diese Erfolge bedeuten nichts. Man gewöhnt sich einfach daran und fühlt bloß Leere. Und diese Leere ist unangenehm, man fühlt sich einsam. Schrecklich einsam. Und ich konnte es die ganze Zeit nur ertragen, weil ich wusste, dass er sich genauso fühlte. Weil ich den Ehrgeiz hatte, nicht zuerst von uns beiden zusammenbrechen zu wollen. Ich war fest entschlossen durchzuhalten, solange er es tat. Und ich glaube, für ihn war es genauso. Und dann kamst plötzlich du. Und auf einmal habe ich mich nicht mehr leer gefühlt. Auf einmal gab es jemanden, für den ich das alles tun wollte. Auf einmal hatte ich jemanden, den es interessierte, wie es mir ging. Jemanden, der sich nicht von mir herumschubsen ließ. Du konntest es immer mit mir aufnehmen. Du hast mir Grenzen gesetzt, an die ich mich plötzlich halten musste und durch dich war alles auf einmal nicht mehr so langweilig und monoton. Und du hast einfach entschieden, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Du hast mich gern, obwohl ich einen Machtkomplex habe. Du magst mich nicht, weil sondern obwohl ich reich bin. Du magst mich nicht, weil ich immer gewinne, sondern obwohl ich ständig Kämpfe austrage, nur um mir selbst immerzu zu beweisen, dass ich sie gewinnen kann. Du magst mich sogar, weil ich manchmal schwach bin, obwohl ich mich selbst immer dafür hasse. Ich weiß nicht, ob dir klar ist, wie unglaublich das für mich ist. So jemanden hatte ich mein ganzes Leben noch nicht. Und Neji weiß das. Er sieht das alles. Er sieht, was ich für ein Glück mit dir habe. Wie glücklich du mich machst. Und er wünscht sich das auch für sich. Und gleichzeitig, obwohl wir nie Freunde und immer bloß Feinde waren, hat er wahrscheinlich das Gefühl, dass ich ihn in dieser Leere alleine gelassen habe. Es muss ihm vorkommen, als hätte ich ihn verraten. Und da ich mir vorstellen kann, wie sehr ich ihn dafür hassen würde, wenn es anders herum wäre, habe ich Angst. Angst davor, dass er dir etwas tut, um mich zu zerstören. Denn das würde er. Ich könnte es nicht ertragen. Und er weiß es. Er weiß es und er erinnert mich bei jeder Begegnung daran. Daran, dass er mein Glück jederzeit ruinieren könnte. Selbst wenn er sich und sein Leben damit ebenfalls zerstört. Ich glaube, er ist emotional langsam an einem Punkt angekommen, wo es ihm so schlecht geht, dass ihm alles egal ist. Vollkommen egal."
 

Ich hatte Sasuke die ganze Zeit entsetzt angesehen und merkte nun, wie lange ich den Atem angehalten hatte, weil mir schwindelig wurde. Rasch fing ich wieder an zu atmen. Aber mein Herz schmerzte. Es schmerzte mich, dass er solche Sorgen hatte und die ganze Zeit hatte alleine damit fertig werden müssen.
 

Er lachte leise und bitter und sah in den Himmel empor. Es schien, als versuchte er krampfhaft, nicht zu mir zu sehen. "Ich frage mich alle fünf Minuten, ob ich sicherheitshalber mit dir abreisen soll, um dich von ihm fernzuhalten. Aber du siehst so glücklich aus, seit du hier bist. Und er darf nicht das Gefühl bekommen, dass wir vor ihm weglaufen." Seine Stimme klang nicht so fest und selbstsicher wie normalerweise und ich glaubte zu hören, dass sie sogar leicht zitterte.
 

Das ließ mein Herz noch mehr schmerzen. Ohne zu überlegen, trat ich zwei Schritte auf ihn zu und schlang meine Arme um seinen Hals. Er umarmte mich ebenfalls und wir standen lange einfach so da. Sein Griff war so fest, als hätte er furchtbare Angst, dass etwas ganz Schlimmes passieren würde, wenn er mich wieder los ließ. Doch irgendwann ließ ich ihn los, er lockerte seinen Griff und ich wich ein kleines Stück zurück, um ihm ins Gesicht sehen zu können.
 

"Danke, dass du mir das erzählt hast, Sasuke", sagte ich sanft und strich ihm durch die Haare. Sie waren nun fast wieder trocken und hatten ihre normale, widerspenstige Position eingenommen. Ich ließ ich ihn ganz los, trat einen Schritt zurück und hielt ihm lächelnd die Hand hin. "Gehen wir zurück?"
 

Er sah mich irritiert an. "Was?"
 

Ich legte fragend den Kopf schief.
 

"Hast du jetzt nicht furchtbare Angst?", fragte er verwirrt.
 

"Ein bisschen", gab ich zu. "Aber das ist es mir wert. Du bist es mir wert. Du darfst nicht vergessen, dass es auch mir besser geht, seitdem ich dich habe. Auch ich bin durch dich glücklicher und der Einsamkeit entkommen. Meine Angst vor Neji bedeutet dagegen nichts."
 

Er rührte sich lange nicht und mein Arm wurde langsam schwer. Aber ich war entschlossen auszuhalten. Und schließlich trat er einen Schritt auf mich zu und griff selbstsicher nach meiner ausgestreckten Hand.
 

"Ja, gehen wir zurück", sagte er. Seine Stimme klang wieder fest und ich konnte im Dunkeln erkennen, dass er lächelte.
 

Und obwohl ich wusste, dass es mir nun noch ein wenig schwerer fallen würde, mich von Neji nicht einschüchtern zu lassen, war ich glücklich, weil ich mich Sasuke nun viel näher fühlte. Ich hatte das Gefühl seine harten Reaktionen in Bezug auf manche Themen besser einschätzen zu können und besser zu verstehen, wie groß seine Sorge war, mich zu verlieren.

Glück und Unglück (Teil 1)

Die anderen waren bester Laune, als wir wieder bei ihnen ankamen und so hatte ich bald schon keine Zeit oder Lust mehr in schweren Gedanken festzustecken. Wenn ich in meinem Leben eines gelernt hatte, dann dass es unendlich wichtig war, im Moment zu leben. Alles konnte so schnell vorbei sein. Darum war ich mittlerweile ganz gut darin, manche Sorgen einfach auf später zu verschieben.
 

Und so lachte ich mit den anderen und es war leicht, weil Sasuke sich auch nichts anmerken ließ, was darauf hingedeutet hätte, dass wir mehr getan hätten, als nur einen romantischen Abendspaziergang zu unternehmen.
 

Ich wollte unbedingt vermeiden, Hinata von all dem zu erzählen, da sie sich nur fürchterliche Sorgen machen und sich am Ende noch irgendwie verantwortlich fühlen würde, obwohl sie ja nichts damit zu tun hatte außer, dass sie eben mit Neji verwandt war.
 

Und außerdem hatte Sasuke mir so viel von seinen Gedanken und Gefühlen anvertraut, wie er es vielleicht sogar noch nie bei jemandem getan hatte. Ich fand, ich hatte kein Recht damit leichtfertig umzugehen und etwas davon weiter zu erzählen.
 

"Hier!", sagte Kiba und hielt Sasuke eine von den Bierflaschen hin, die er soeben von irgendjemandem organisiert hatte und nun an uns verteilte.
 

"Vergiss es!", sagte Naruto leichthin und schnappte Kiba die Flasche weg, bevor Sasuke reagieren konnte. "Der wird erst anfangen zu trinken, sobald er sicher ist, dass Neji es auch tut."
 

"Ach stimmt", sagte Kiba beiläufig und hielt mir eine Flasche hin. "Dann eine für unsere Schönheit!"
 

"Danke!", sagte ich lächelnd und nahm sie entgegen.
 

"Ich geh kurz hoch und ziehe mir was an", sagte Sasuke. Offenbar wurde es ihm in seiner Badehose jetzt doch zu kühl. Er stand von dem Liegestuhl auf, auf dessen Rand er neben mir und Shikamaru gesessen hatte.
 

"Passt auf Sakura auf", fügte er an Kiba, Shikamaru und Naruto gewandt hinzu.
 

Normalerweise hätte ich jetzt protestiert aber nachdem er mir eben erzählt hatte, wie unwohl und besorgt er sich in Bezug auf Neji fühlte, verkniff ich es mir fürs erste.
 

Die Jungs schienen jedenfalls bis zu einem gewissen Grad im Bilde über seine Gedanken zu dem Thema zu sein, denn Kiba und Shikamaru reagierten nicht weiter darauf und Naruto sagte bloß: "Schon klar!"
 

Dass sie scheinbar ebenfalls der Ansicht waren, dass Sasuke sich nicht übertrieben vorsichtig verhielt, verstärkte meine eigene Sorge nur noch ein wenig mehr.
 

"Wieso aufpassen?", fragte Ino lachend, die gerade mit Tenten und Karin bei uns auftauchte. "Was sollte Sakura denn bitte machen?"
 

Sasuke antwortete ihr nicht. "Vor dir weglaufen?", rief sie ihm nach, aber er ging einfach in Richtung der Treppe davon.
 

"Der ist doch echt unglaublich!", sagte Karin und sah Sasuke kopfschüttelnd nach. Allerdings fand ich, dass es eher bewundernd und sehnsüchtig als kritisch klang.
 

"Anyway", sagte Ino. "Wo habt ihr das Bier her?"
 

Kiba erklärte den Dreien, dass Kankuro und Gaara wohl im nächsten Dorf heimlich eine Alkoholbestellung gemacht hatten und die heute Nachmittag geliefert worden wäre, während Kakashi ein Mittagsschläfchen gemacht hatte.
 

"Du kannst ihnen also was abkaufen, die haben mehr als genug und wollen es unter die Leute bringen!", sagte Kiba schulterzuckend. Das hier kannst du nicht haben, das gehört Sasuke."
 

"Gut!", sagte Ino. "Aber ich glaube so ein Schluck würde mir erstmal reichen!"
 

Sie setzte sich zwischen mich und Shikamaru auf den Platz, von dem Sasuke gerade aufgestanden war. Shikamaru hielt ihr mit einem amüsierten Blick sein Bier hin und sie nahm es mit einem hochnäsigen "Danke!" und trank einen Schluck, bevor sie ihm die Flasche zurück gab und ich fragte mich belustigt, ob bei den beiden eigentlich irgendwas lief oder nicht.
 

Karin und Tenten hatten offenbar ebenfalls vor, sich bei uns niederzulassen, denn Tenten setzte sich zu Kiba auf den Liegestuhl gegenüber und Karin nahm gegenüber von Hinata auf dem Boden Platz, die ebenfalls im Sand saß, neben Naruto, der auf dem Boden lag und seinen Kopf auf ihren Schoß gelegt hatte.
 

"Und, alles klar bei dir und Sasuke?", fragte Ino an mich gewandt. "Bist du diese Temari oder wie sie heißt, losgeworden? Die hat sich ja ganz schön an ihn ran geschmissen. Und so richtig was dagegen schien er auch nicht zu haben."
 

Kiba lachte. "Welcher Mann hat schon was dagegen, wenn sich eine heiße Frau an ihn ran schmeißt? Deshalb macht er ja nicht gleich mit Sakura Schluss, oder?"
 

"Davon redet auch keiner!", sagte Karin verächtlich. "Aber Sasuke wirkt wie ein Typ, der halt alles mit nimmt, was er so kriegen kann. Das würde er Sakura dann auch sicher nicht direkt auf die Nase binden."
 

Tenten kicherte und Shikamaru sagte: "Ein bisschen Disziplin könnt ihr uns Männern schon zutrauen!"
 

"Wenn du meinst...", sagte Karin überheblich. "Ich sag ja nur, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! Besonders bei Sasuke, der hat sich ja bisher auch nicht gerade zurückgehalten, oder?"
 

Mittlerweile war ich mir relativ sicher, dass Karin sich einfach nur ein bisschen wichtig machen wollte, weil sie alle Sasuke immer noch toll fanden, ob ich nun mit ihm zusammen war oder nicht.
 

Und um sie ein wenig zu ärgern, sagte ich möglichst lässig: "Naja, wenn er mich betrügt, habe ich eben auch einmal Fremdgehen gut!" Allerdings meinte ich das nur so halb ernst. Ich wollte lieber nicht, dass es dazu kommen würde.
 

"Wie bitte?", fragte Sasuke, der gerade wieder hinter Kiba aus der Dunkelheit aufgetaucht war.
 

"Sakura sagt, wenn du fremd gehst, hat sie auch einmal gut!", informierte Tenten ihn sofort kichernd.
 

Shikamaru, Ino und ich rückten ein Stück zur Seite, damit er Platz hatte sich neben mir auf die Kante des Liegestuhls zu setzen. Er tat es und winkte Kiba mit der Hand, damit er ihm sein Bier gab. Vielleicht hatte er unterwegs festgestellt, dass Neji auch trank.
 

Kiba warf die Flasche rüber und Sasuke öffnete den Deckel an der Stuhlkante. Er nahm einen Schluck und schien es zu genießen, dass wir ihn alle mehr oder weniger gespannt ansahen, weil er noch nicht auf die Aussage von eben reagiert hatte.
 

Dann wandte er sich mir zu und sagte überheblich: "Du kannst gerne mit anderen Männern schlafen, wenn du willst. Du musst natürlich jemanden finden, der sich das traut. Der müsste sich dann nämlich mit mir auseinandersetzen. Also mach das lieber nur mit jemandem, den du ohnehin nicht ausstehen kannst."
 

"Du spinnst doch!", sagte ich.
 

Naruto lachte und Kiba und Shikamaru grinsten.
 

"Okay, jetzt reicht es mit diesem Thema, ja?", sagte ich halb amüsiert und halb verärgert. "Beschäftigt euch bitte mit euren eigenen Beziehungen!"
 

"Ich hab ja keine!", seufzte Ino theatralisch.
 

"Vielleicht hat Madame auch einfach ein bisschen zu hohe Ansprüche!", sagte Shikamaru amüsiert und sie schlug ihm verärgert gegen den Arm.
 

"Dafür kriege ich jetzt dein Bier!", sagte sie schnippisch und er gab es ihr mit einem Grinsen. Zumindest so weit ich das erkennen konnte. Es war hier so dunkel, dass man alles nur so halb sah und die nächste Fackel stand ein paar Meter weit weg und erschuf faszinierende schwarze Schatten.
 

Sasuke hatte sich eine schwarze Jeans und ein schwarzes T-Shirt angezogen und weil es langsam etwas frischer wurde und er wie immer Wärme ausstrahlte, lehnte ich mich ein wenig gegen seinen Arm.
 

Er neigte seinen Kopf zu meinem Ohr und murmelte: "Bist du eigentlich schon wieder einsatzbereit?"
 

Ich schnaubte amüsiert. "Fast", sagte ich leise. "Eine Nacht wirst du dich noch gedulden müssen. Morgen wird es wieder gehen."
 

"Hm", machte er.
 

"Ich wüsste aber sowieso nicht so recht, wie wir das hier anstellen sollten, wir sind doch nie alleine", fügte ich hinzu.
 

Er lachte leise. "Glaub mir, sobald ich dein okay bekomme, finde ich dafür garantiert eine Lösung!"
 

Ich lächelte amüsiert.
 

Er nahm das Bier in seine andere Hand und strich mir über die Innenseite meines Oberschenkels. Ich sah rasch zu den anderen aber sie sprachen alle miteinander und wahrscheinlich konnte man in der Dunkelheit ohnehin nichts richtig erkennen.
 

"Ich habe heute noch keinen richtigen Kuss bekommen", informierte er mich leise und seine Stimme ließ mich einen Schauer fühlen und ich wünschte mir plötzlich, meine Periode wäre schon vorbei.
 

"Doch, vorhin!", sagte ich unbekümmert. Ich wollte auf keinen Fall zugeben, wie anziehend ich ihn fand. Er war eingebildet genug.
 

"Der zählt nur so halb", sagte er.
 

"Also ist es für dich nur ein richtiger Kuss, wenn du dabei deine Dominanz ausleben kannst?", fragte ich belustigt.
 

"Korrekt, Prinzessin!", sagte er grinsend und stellte seine Bierflasche neben sich ab. Dann nahm er mir meine aus der Hand und stellte sie neben seine.
 

"Du spinnst wirkl-", setzte ich an aber er packe mit seiner Hand meinen Kiefer, drückte mein Gesicht nach oben und küsste mich.
 

"Mund auf!", befahl er leise und weil ich ihm leider ziemlich verfallen war und es auch nichts half, mir etwas anderes vorzumachen, tat ich es einfach und gab ihm, was er wollte.
 

"Hey, Sasuke, ich rede mit dir!", sagte Naruto laut. Sasuke ließ widerwillig meinen Kiefer los und hörte auf mich zu küssen und ich holte rasch Luft.
 

"Ich aber nicht mit dir!", sagte Sasuke.
 

Er legte mir einen Arm um die Schultern und ließ sich dann einfach mit mir nach hinten über den Rand des Liegestuhls in den Sand fallen. Ich schnappte nach Luft, weil ich damit absolut nicht gerechnet hatte und ich mich total erschrak. Aber er hatte meinen Kopf mit seiner anderen Hand festgehalten, sodass er nicht auf dem Boden aufschlug. Nun lagen wir mit dem Rücken im Sand, unsere Beine waren auf dem Liegestuhl und die anderen konnten uns nicht mehr sehen, außer wenn Ino oder Shikamaru sich komplett umgedreht hätten, um uns mit Absicht anzusehen. Bevor ich etwas sagen oder tun konnte, hatte er mich wieder geküsst.
 

"Ich glaube, der ist beschäftigt", sagte Shikamaru zu Naruto und ich hörte an seiner Stimme, dass er grinste.
 

"Scheint so", gab Naruto belustigt zurück.
 

"Hey!", sagte Sasuke leise und streng zu mir. Offenbar war ich zu abwesend gewesen, weil ich ihnen zugehört hatte. "Ich will deine volle Aufmerksamkeit. Gib sie mir, oder ich hole sie mir!"
 

Ich schnaubte amüsiert und küsste ihn. Ich merkte jetzt erst, wie sehr ich das wollte und wie sehr mir das seit Samstag Nacht gefehlt hatte.
 

Trotz der Dunkelheit und des Sichtschutzes durch den Stuhl und obwohl überall um uns herum Musik und Stimmen waren und niemand uns beachtete, versuchte ich ihn daran zu hindern, mich zu sehr zu berühren. Zum einen, weil mir nach wie vor bewusst war, dass wir eben nicht vollkommen alleine waren, zum anderen, weil ich nicht wollte, dass er zu motiviert für mehr wurde und er dann frustriert war, weil er sich noch gedulden musste, bis ich dazu wieder bereit war.
 

"Sasuke...", flüsterte ich warnend und zog seine Hand wieder unter meinem Top hervor.
 

Er knurrte wieder unzufrieden und lehnte dann seine Stirn gegen meine. "Es ist unerträglich hier die ganze Zeit mit dir herumzulaufen und dich nicht anfassen zu können."
 

Ich kicherte und vergaß meinen Vorsatz sein Ego nicht noch weiter zu pushen. "Glaubst du mir fällt es leicht, dich in deiner Badhose zu sehen? Das macht alle Frauen hier ganz verrückt und ich fühle mich durchaus privilegiert, dass ich diejenige bin, die deine Aufmerksamkeit bekommt."
 

"Ich sage ja, du checkst nicht ganz wie gut du aussiehst!", sagte er belustigt. "Aber glaub mir, sobald ich dich morgen alleine erwische, gibt es für dich keine Ausreden mehr!"
 

"Das sind keine Ausreden!", protestierte ich leise. "Ich hab dir doch gesagt, wenn ich meine Periode habe, fühle ich mich einfach nicht wohl und -"
 

"Hmm", machte er desinteressiert und küsste mich wieder.
 

"Kakashi kommt!", sagte Shikamaru einen Moment später warnend und klopfte auf Sasukes Bein.
 

Es gab ein rasches Rumgeräume, bei dem alle Bierflaschen verschwanden und Sasuke und ich uns eilig wieder auf den Liegestuhl setzten. In meinem Fall allerdings eiliger, als in Sasukes.
 

Kakashi blieb bei uns stehen und schaute uns einen nach dem anderen an und es entstand ein unangenehmes Schweigen.
 

"Die Flaschen habe ich gesehen, Leute", sagte er schließlich genervt. "Haltet ihr mich für blöd? Und dass du mal wieder deine Finger nicht bei dir behalten kannst, habe ich auch gesehen Sasuke. Es bleibt dabei, kein Sex. Und übertreibt es mit dem Alkohol nicht."
 

Damit wandte er sich wieder ab und ich vergrub das Gesicht in den Händen.
 

"Oh Mann, stellt euch vor, Orochimaru wäre unser Klassenlehrer!", sagte Kiba. "Kakashi ist echt in Ordnung!"
 

"Aber keinen Sex Sasuke, du hast es gehört!", sagte Ino streng und verkniff sich dabei das Lachen. Karin, Tenten und Kiba lachten. Sasuke schnaubte bloß verächtlich.
 

"Aber das lässt du dir doch nicht verbieten, oder Sasuke?" Temari, immer noch in ihrem ziemlich knappen Bikini, war neben Karin aufgetaucht und musterte Sasuke mit einem herausfordernden Lächeln.
 

"Eher nicht", erwiderte er und nahm einen Schluck Bier.
 

"Hört bitte auf mit dem Thema", sagte ich leise, weil es mir langsam unangenehm wurde, darüber zu sprechen. Es ging zwar nur um Sasuke aber damit war ja immer irgendwie klar, dass ich ebenfalls beteiligt sein würde.
 

Temari ging möglichst sexy um den Liegestuhl herum, auf dessen Kante wir saßen und beugte sich dann zu Sasuke herunter und legte einfach von hinten die Arme über seine Schultern. Dann flüsterte sie ihm so laut ins Ohr, dass es jeder deutlich verstehen konnte: "Ich will dir ja nicht deine Beziehung kaputt machen aber falls deine Freundin sich zu sehr ziert, hast du ja auch noch andere Optionen!"
 

Ich starrte sie an. Wie unglaublich dreißt konnte man bitte sein? Ich saß doch direkt daneben!
 

"Aha, danke für die Info", sagte Sasuke in nüchternem Tonfall.
 

"Wie wäre es, wenn du ihn jetzt wieder loslassen würdest?", fragte ich verärgert. Was für eine blöde Kuh!
 

Sie nahm ihre Arme weg und richtete sich wieder auf. "Du bist wohl ein bisschen verklemmt, was Süße?", sagte sie mit einem überlegen Lächeln zu mir und drehte sich dann einfach um und ging.
 

Ich öffnete fassungslos den Mund. Sasuke sah Temari mit ausdrucksloser Miene nach.
 

"Du bist nicht verklemmt!", sagte Hinata entschieden in die Stille, die Temari hinterlassen hatte. "Die spinnt doch!"
 

"Warum kriege ich nie solche Angebote?", fragte Kiba gespielt dramatisch und brachte damit alle bis auf mich, Hinata, Ino und Sasuke zum Lachen. Hinata und ich tauschten einen skeptischen Blick aus, weil Sasuke immer noch Temari nach sah. Ino sah Sasuke an.
 

Aber ich sah es gar nicht ein, mich jetzt lächerlich zu machen, indem ich nun versuchte, von ihm eine Versicherung zu bekommen, dass ich die Einzige für ihn war. Ich beschloss mich nicht auf dieses Niveau herab zu begeben. Dafür hatte ich dann doch zu viel Stolz. Er musste schon selbst wissen, was er tat oder nicht tat. Und gerade nach dem, was er mir vorhin bei unserem Gespräch alles gesagt hatte, würde er sowas Dummes doch niemals tun, oder?
 

Ich hoffte bloß inständig, dass das vorhin ein Scherz gewesen war, als er mir gesagt hatte, dass ich ruhig mit anderen Männern schlafen könnte, solange ich jemanden fand, der bereit war, sich dann mit ihm auseinandersetzen. Nicht, dass er das am Ende ernst gemeint hatte und umgekehrt genauso sah. Temari schien nämlich durchaus Lust zu haben, sich mit mir auseinandersetzen. Aber wenn Sasuke glaubte, dass ich mich mit ihr anlegen würde, um einen Kampf um ihn zu gewinnen, dann täuschte er sich gewaltig. Meine Vorstellung von einer Beziehung beruhte definitiv auf Vertrauen und nicht darauf, andere potentielle Partner einzuschüchtern und sie so auf Abstand zu halten. Und das sah er sicherlich auch so. Alles andere wäre total verrückt. Aber Sasuke war manchmal ein kleines bisschen verrückt.
 

'Also kommt er momentan ja wahrscheinlich eh schon nicht auf seine Kosten. Ich hatte nur immer sehr den Eindruck, dass er Sex total braucht', hatte ich Inos Stimme von vorhin im Kopf und direkt danach Karin, wie sie gesagt hatte: 'Das würde er Sakura dann auch sicher nicht direkt auf die Nase binden.' Ich schob den Gedanken verärgert beiseite. Es war lächerlich, sich damit zu beschäftigen.
 

Ich stand auf.
 

"Wo willst du hin?", fragte Sasuke sofort.
 

"Ich gehe kurz rein und auf Toilette!", sagte ich.
 

Ich sah an seinem Gesicht, dass es ihm nicht gefiel und er konnte sich nicht umsehen, um Neji im Blick zu behalten, weil es zu dunkel war. Aber ich fand, dass wir jetzt auch nicht total übertreiben durften wegen Neji. Vielleicht wollte er uns einfach nur verunsichern und dafür sorgen, dass wir uns unwohl fühlten.
 

"Okay, ich komme mi-", setzte Sasuke an aber ich legte ihm eine Hand auf die Schulter, damit er nicht aufstand und schüttelte leicht den Kopf. Er sah unzufrieden aus.
 

"Seit wann bist du eigentlich derart eifersüchtig, Sasuke?", fragte Ino, die das bei ihrer Informationslage ja nur so interpretieren konnte. "Chill mal!"
 

"Halt dich da raus!", sagte er kalt zu ihr.
 

"Sasuke...", sagte Shikamaru warnend, weil es ihm wohl nicht gefiel, in welchem Ton er mit Ino sprach.
 

Aber Ino sah Sasuke nur höhnisch an. "Lass nicht schon wieder deine Laune an mir aus, das muss ich mir nicht mehr geben!", sagte sie wütend. "Seit du mir ihr zusammen bist", sie deutete auf mich, "ist mir erst richtig klar geworden, wie schlecht zu mich behandelt hast! SIE trägst du auf einmal auf Händen. Aber wir waren dir alle nie gut genug!"
 

"Ich habe dir nie was versprochen!", sagte Sasuke verächtlich. "Du wusstest, woran du bei mir bist!"
 

"Du hättest trotzdem mal ein bisschen nett sein können!", fauchte Ino. "Ich dachte, das wärst du gewesen, so gut, wie du es halt kannst aber offenbar wolltest du es einfach nicht! Zu Sakura kannst du nämlich richtig nett sein!"
 

"Tss", machte Sasuke verächtlich und sah in die andere Richtung.
 

"Ich gehe jedenfalls jetzt auf Toilette!", sagte ich in die betretene Stille, die auf diesen Gefühlsausbruch von Ino hin einsetzte. Ich dachte, dass Temaris Auftritt Ino vielleicht ebenfalls irgendwie provoziert hatte. Vielleicht hatte es sie wieder daran erinnert, dass sie nie etwas Besonderes für Sasuke gewesen war und das hatte sie in ihrem Stolz verletzt.
 

"Ich komme mit!", sagte Karin und stand auf.
 

"Ich auch!", fügte Ino hinzu. Sie klang immer noch wütend. "Kommst du?", fügte sie an Tenten gewandt hinzu.
 

"Ähm, ich glaube, ich bleibe noch!", sagte Tenten. Sie schien sich neben Kiba ganz wohl zu fühlen.
 

Ich ging schweigend neben Ino und Karin über den Strand und überlegte, ob ich mich einmischen sollte.
 

"Ino?", fragte ich vorsichtig. "Kann ich was dazu sagen, oder willst du es nicht hören?"
 

"Was denn?", fragte sie ein wenig gereizt aber nicht völlig unversöhnlich. Also beschloss ich, es zu riskieren.
 

"Ich weiß zwar so gut wie nichts über dich und Sasuke aber ich bin sicher, dass er dich nicht verletzt hat, weil er dich für 'nicht gut genug' hält oder gering schätzt."
 

"So?", fragte sie kühl. "Wie gesagt, zu dir ist er anders, ich weiß nicht, ob du das beurteilen kannst."
 

"Mag sein", sagte ich. "Ich will sein Verhalten bestimmt nicht rechtfertigen. Nur weil es einem nicht gut geht, hat man noch lange kein Recht, es an anderen auszulassen. Aber Sasuke hat tatsächlich ein paar Dinge zu bewältigen, die schwer für ihn sind. Ich glaube, er hat es einfach nicht besser hinbekommen. Ich will nur sagen, dass du dich irrst, wenn du denkst, er hat dich schlecht behandelt, einfach weil es ihm Spaß gemacht hätte oder sowas."
 

Ino warf mir einen vorsichtigen Blick zu. Ich glaubte ein wenig Dankbarkeit darin zu erkennen.
 

"Diese Temari nervt mich!", sagte sie entschieden. "Du passt besser zu ihm."
 

Ich lächelte sie an, weil das aus ihrem Mund vielleicht sowas wie ein Friedensangebot war. Und Ino lächelte tatsächlich zurück. Karin hatte die ganze Zeit geschwiegen aber nun sagte sie gut gelaunt: "Finde ich auch! Besser du als die! Lass dich von der nicht ärgern!"
 

"Werde ich nicht!", sagte ich.
 

Als wir alle auf der Toilette gewesen waren und wir wieder vor die Tür unseres Bungalows traten, kamen Karin und Ino leider auf die Idee, sich bei Kankuro und Gaara Alkohol besorgen zu wollen.
 

"Ich gehe schon mal zurück!", sagte ich, weil ich mir dachte, dass Neji vielleicht auch dort sein würde und ich eine Begegnung mit ihm ja nicht unbedingt provozieren musste.
 

"Unsinn!", sagte Karin und hakte sich bei mir ein. "Wir spendieren dir ein Getränk, wegen der Aktion mit dem Spind sind wir dir sowieso noch etwas schuldig, oder Ino?"
 

"Genau!", sagte Ino zufrieden und griff nach meinem anderen Arm. Und weil ich froh war, dass ich mich gerade mal mit ihnen verstand und das nicht gleich wieder kaputt machen wollte, stimmte ich zu und kam mit zu dem Bungalow in dem Gaara, Kankuro, Shino und Neji wohnten. Was sollte er vor allen Leuten schon groß tun?
 

Neji war tatsächlich da. Er und Shino saßen auf ihrer Veranda und sahen uns entgegen, als wir näher kamen.
 

"Hi!", sagte Ino selbstsicher. "Ich habe gehört, ihr wart so geistesgegenwärtig an Alkohol zu kommen und habt genug, um uns welchen zu verkaufen?"
 

"Ja, Gaara und Kankuro haben was, sie sind drinnen", sagte Shino und stand auf. Er ging zu Tür und hielt sie für uns auf.
 

"Cool!", sagte Karin und Shino ging mit ihr und Ino hinein. Ich zögerte einen Moment zu lange, denn Shino schloss die Tür hinter sich.
 

Jetzt war ich doch mit Neji alleine. Aber vielleicht war das auch eine Gelegenheit zu versuchen, mit ihm zu sprechen. Ich stieg vorsichtig die drei flachen Stufen hoch und sah ihn an. Er saß in seinem Stuhl und musterte mich ausdruckslos.
 

"Wie geht's?", fragte ich ihn. Eigentlich eine unverbindliche, banale Frage. Aber seit dem Gespräch mit Sasuke hatte ich irgendwie Mitgefühl mit ihm und es interessierte mich wirklich, wie es ihm ging.
 

Er zog beide Augenbrauen hoch. "Wie bitte?"
 

Ich zuckte mit den Schultern.
 

Er stand mit einem Ruck auf und kam rasch auf mich zu. Ich wich einen Schritt zurück.
 

"Willst du mich verarschen?", fragte er und nun klang er nicht mehr höhnisch sondern wütend.
 

"Nein!", sagte ich rasch. Ich war bis zur Kante der Veranda zurückgewichen und er stand so dicht vor mir, dass ich nicht ausweichen konnte.
 

Neji griff grob in meine Haare und zog meinen Kopf zu sich heran. "Du solltest mich lieber nicht provozieren!", zischte er. "Bist du total naiv? Checkst du es wirklich nicht? Muss ich es dir erst sagen? Dann tue ich das jetzt: Ich überlege ernsthaft etwas Schlimmes mit dir anzustellen, um Sasuke fertig zu machen." Er musterte genau mein Gesicht und seine Augen hatten etwas, das mir Angst machte.
 

Also hatte Sasuke tatsächlich recht gehabt. Trotzdem war es etwas völlig anderes, das so ins Gesicht gesagt zu bekommen. Vielleicht war Neji wirklich an einem Punkt angekommen, wo ihm jegliche Konsequenzen egal waren. Ich versuchte nicht darüber nachzudenken, was er damit genau meinen könnte und bemühte mich, meine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen.
 

"Ich wollte dich nicht provozieren", sagte ich möglichst ruhig. "Ich habe wirklich wissen wollen, wie es dir geht." Sein Griff in meinen Haaren schmerzte.
 

Er verengte die Augen. "Und wieso bitte?", zischte er und kam mir noch ein wenig näher.
 

"Weil-", setzte ich an, ohne so recht zu wissen, wie ich das nun auf die Schnelle erklären sollte aber in diesem Moment ging die Tür wieder auf und Ino und Karin kamen lachend mit Kankuro, Gaara und Shino heraus. Sie sahen uns alle gleichzeitig und verstummten.
 

"Was wird das denn?", fragte Ino entsetzt und ein paar Sekunden passierte gar nichts.
 

Dann trat Neji einen Schritt zurück, zog mich dabei von der Kante weg und ließ meine Haare los. "Kümmer dich um deinen Scheiß!", sagte er zu Ino. "Nehmt sie und verschwindet!"
 

"Du spinnst doch!", sagte Karin wütend und griff nach meiner Hand, um mich ein Stück von ihm wegzuziehen.
 

"Gehen wir!", sagte Ino mit einem unsicheren Blick zu Neji.
 

"Tschüss!", sagte ich zu den anderen und Karin zog mich rasch die Stufen hinunter.
 

"Alter, du musst echt mal runterkommen", hörte ich Kankuro sagen. Es klang, als wäre er unsicher und versuchte möglichst behutsam zu Neji zu sprechen.
 

"Deswegen wollte Sasuke, dass sie auf dich aufpassen, oder?", fragte Ino mich scharf. "Was hat er gemacht?"
 

"Nichts!", sagte ich rasch. "Ich bin irgendwie zwischen die Fronten geraten bei den beiden. Aber das kriege ich schon in den Griff!"
 

Sie musterten mich beide skeptisch, während wir wieder zum Strand hinunter gingen.
 

"Bitte sagt nichts davon zu Sasuke!", sagte ich, als wir die Stufen hinunter stiegen. "Er würde sich total aufregen und ich habe Angst, dass es zwischen den beiden eskaliert."
 

"Ich weiß nicht", sagte Ino und von ihrer Selbstsicherheit war nichts mehr zu bemerken.
 

Aber ich schaffte es, sie zu überreden, das mir zu überlassen.
 

Bei den anderen angekommen präsentieren Ino und Karin zufrieden die zwei Flaschen mit Schnapps, die sie erbeutet hatten und das stieß bei Kiba, Naruto und Tenten auf Begeisterung und plötzlich hatten wir auch noch ein paar Freunde aus unserer Klasse mehr dazugewonnen, die wahrscheinlich ebenfalls was abhaben wollten.
 

"Ich hol Becher und was zum Mischen!", sagte Kiba und verschwand in der Dunkelheit.
 

Sie hatten in der Zwischenzeit eine der Fackeln näher an uns heran gerückt, sodass wir mehr Licht hatten und ich setzte mich wieder neben Sasuke.
 

"Ihr wart lange weg", sagte er und strich mir liebevoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich wegen Neji aus meiner Frisur gelöst haben musste.
 

"Ja, die beiden wollten Alkohol besorgen!", sagte ich schulterzuckend.
 

Ich glaubte, dass Sasuke gerade genauer nachfragen wollte aber dann wurde er von Ino abgelenkt.
 

"Tut mir Leid wegen eben, Sasuke!", sagte sie ein wenig zerknirscht.
 

Er blickte sie an. "Mir tut es leid", sagte er nach einer kurzen Pause. "Ich weiß, ich war blöd zu dir. Aber es lag nie an dir, ich hatte ein Problem mit mir und du hast es abbekommen."
 

"Oh", sagte sie überrascht. "Okay. Danke!"
 

Danach gingen sie etwas freundlicher miteinander um und ich freute mich, dass wenigstens das Problem sich gelöst zu haben schien.
 

Wegen der Sache mit Neji eben fühlte ich mich immer noch ziemlich aufgewühlt. Aber ich entschied einfach ein wenig mit den anderen zu trinken und den Abend zu genießen und irgendwann fühlte ich mich wieder gut gelaunt und ein wenig benebelt vom Alkohol.
 

Sasuke hatte ebenfalls getrunken und mittlerweile war ich ganz gut darin, es ihm anzumerken, obwohl er versuchte sich möglichst normal zu benehmen und das auf den ersten Blick auch funktionierte. Trotzdem war er ein wenig offener und auch vorsichtiger in seinen Bewegungen. Wir hatten einen wirklich tollen Abend und als ich schließlich gegen zwei Uhr mit Sasuke Hand in Hand über den Strand auf die Treppe zu ging, weil wir beschlossen hatten, langsam schlafen zu gehen, war ich ziemlich glücklich. Wir wollten morgen gemeinsam früh aufstehen und am Seeufer Joggen gehen.
 

Leider hielt das Glücksgefühl nicht lange an, denn als wir gerade in der Dunkelheit über den Platz auf unsere Bungalows zu gingen, liefen wir Neji und Shino über den Weg.
 

"Ich komme gleich nach", sagte Neji zu Shino und blieb vor uns stehen, sodass wir nicht weiter gehen konnten. Shino warf Neji einen skeptischen Blick zu aber ging dann alleine weiter ohne etwas zu sagen.
 

"Was willst du?", fragte Sasuke kalt und ließ meine Hand los. Mir schwante Übles und ich überlegte fieberhaft, wie ich Neji davon abhalten konnte zu tun, was er vermutlich im Begriff war zu tun. Leider fiel mir absolut nichts ein, was ich hätte unternehmen können.
 

"Ich will dich bloß zu deiner Freundin beglückwünschen Sasuke!", sagte er mit einem unheilvollen Lächeln. "Ihre Haare fühlen sich wirklich toll an und ihr Gesicht ist auch von Nahem betrachtet richtig hübsch!"
 

Sasuke starrte ihn an. Nejis Lächeln wurde breiter. "Ahh, ich hatte schon befürchtet, dass sie es dir gar nicht erzählt hat."
 

Sasuke sah zu mir herüber und seine Augen spiegelten eine Mischung aus Wut und Verletzung und nun bereute ich es, dass ich nichts gesagt hatte und er nun auf diese Art davon erfuhr.
 

Sasuke blickte wieder Neji an.
 

"Was hast du getan?", fragte er voller Hass.
 

"Sasuke, das klingt schlimmer als es war!", sagte ich rasch und griff nach seinem Arm aber er beachtete mich nicht.
 

"Ich werde dich-", setzte Sasuke an aber Neji fiel ihm ins Wort.
 

"Du wirst gar nichts tun. Ich sehe dir an, dass du Angst hast. Nicht vor mir aber um sie." Er deutete auf mich. "Und weil du mich nicht provozieren willst, wirst du diese Situation einfach weiter aushalten. Du kannst nichts tun. Weil dadurch alles nur schlimmer werden würde. Zur Abwechslung hast du mal nicht alles im Griff, Sasuke."
 

Er steckte entspannt die Hände in die Hosentaschen und wandte sich ab.
 

"Gute Nacht ihr Beiden!", sagte er über die Schulter und ging davon, während wir nur da stehen und ihm nachsehen konnten. "Genießt euer Glück, solange ihr es könnt!"
 

Sasuke zitterte leicht vor Anspannung und Wut und weil ich glaubte, es nicht ertragen zu können und ich mich schuldig fühlte, nahm ich meine Hand von seinem Arm.
 

Er wandte sich mir zu. "Hast du mir was zu sagen?", presste er hervor.
 

Ich atmete aus und erzählte ihm dann leise und rasch, was vorgefallen war.
 

"Warum bist du so leichtsinnig, nach allem, was ich dir erzählt habe?", zischte er und ich trat unwillkürlich einen Schritt zurück.
 

"Bitte beruhige dich!", sagte ich entschieden. "Wir können in Ruhe darüber reden! Ich glaube einfach immer noch, dass ich vielleicht mit Neji sprechen und ihn zur Vernunft bringen kann! Ich wollte es wenigstens versuchen und vielleicht hätte es auch funktioniert, wenn die anderen nicht wieder aufgetaucht wären!"
 

Sasuke lachte kurz und kalt. "Jaaa", sagte er. "Oder es wäre was ganz anderes passiert! Verstehst du nicht, wie wehrlos du bist?"
 

"Ich bin nicht wehrlos!", sagte ich wütend und streckte die Arme aus, um ihn etwas auf Abstand zu halten. Wenn er so zornig war, schien mir das instinktiv sicherer.
 

Er packte meine beiden Handgelenke und sagte: "Ach ja? Ich habe nicht den Eindruck, dass du dich jetzt wehren könntest!"
 

"Hör auf!", sagte ich und versuchte erst gar nicht mich zu befreien, weil es ohnehin nicht funktionieren würde. Ich musste abwarten, bis er sich beruhigte.
 

Ein paar Leute aus der Parallelklasse liefen an uns vorbei und blickten uns neugierig aber vor allem etwas besorgt an.
 

"Es ist alles in Ordnung!", sagte ich rasch zu ihnen, weil sie langsamer wurden und unschlüssig schienen, ob sie sich einmischen sollten. Das letzte was ich brauchte war, dass sie nun die Lehrer holen würden oder sowas.
 

Sasuke ließ mein rechtes Handgelenk los und ging dann entschlossen auf seinen Bungalow zu, wobei er mich am Arm hinter sich her zog und mir blieb nichts anderes übrig, als mitzukommen. Aber das war okay. Immerhin wollte ich auch kein Publikum.
 

Er ging nicht auf die Tür zu sondern bog um die Ecke und blieb erst hinter dem Bungalow stehen. Dort waren wir von Bäumen umgeben und niemand konnte uns sehen. Es war dunkel, weil die Zweige und die schwarzen Blätter das Mondlicht ein wenig abschirmten.
 

"Lass mich los!", sagte ich und er wandte sich mir wieder zu.
 

"Und was wenn nicht?", fragte er gefährlich ruhig. "Was willst du dann dagegen machen, hm?"
 

"Sasuke...", sagte ich beschwichtigend aber er achtete gar nicht darauf.
 

"Oder dagegen?" Er griff mit der anderen Hand in meinen Nacken und küsste mich kurz. Das wollte ich nicht aber er zeigte mir deutlich, dass er stärker war. Dieses Mal war seine Dominanz kein Spiel zwischen uns.
 

"Hör auf!", sagte ich wütend. Ich wusste, dass er mir mit Absicht Angst machen wollte. Er wollte mir zeigen, wie hilflos ich war, damit ich mich vor Neji fürchtete und alles tat, um ihm aus dem Weg zu gehen.
 

"Und was, wenn ich nicht aufhören will? Dann kannst du gar nichts tun, nicht wahr, Sakura?"
 

Er ließ mein Handgelenk los, schob mich an der Schulter mit dem Rücken gehen den Bungalow und küsste mich nochmal. Ich biss nach ihm aber er wich rechtzeitig zurück und lachte freudlos.
 

"Ich könnte dir jetzt weh tun, ich könnte dir einfach den Mund zuhalten, dich in diesen Wald zerren und machen, was ich will. Und das einzige, was mich davon abhält ist, dass ich dir nicht schaden will. Aber Neji will dir schaden. Er würde es vielleicht sogar genießen. Er wird nicht aufhören, nur weil du ihn darum bittest!"
 

Sasuke, es reicht jetzt!", sagte ich wütend. "Du musst jetzt aufhören. Du machst sonst etwas zwischen uns kaputt!"
 

Er strich über meinen Hals. "Ach ja?", fragte er höhnisch aber er klang nicht so sicher wie sonst. "Vielleicht ist es mir ja lieber, dass du Angst vor mir und Neji hast und mich hasst, als dass du unvorsichtig bist und Neji seine Drohungen wahr macht!"
 

"Du bist hier der derjenige von uns beiden, der Angst hat!", zischte ich wütend. "Und du verhälst dich gerade wie der letzte Arsch! Du kannst nicht klar denken, weil du so eine Angst hast, mich zu verlieren! Und du bist betrunken!"
 

Ich wusste, dass ihn das noch wütender machen würde aber ich hatte es trotzdem sagen müssen. Darum war ich nicht überrascht, dass er ziemlich grob nach meinem Kiefer griff und mich zwang ihn anzusehen.
 

"Versprich mir, dass du dich von ihm fernhalten wirst!", zischte er. "Versprich mir, dass du nicht mehr versuchen wirst, mit ihm zu reden!"
 

"Nein!", sagte ich. "Das werde ich nicht versprechen!"
 

Er starrte mich einen Moment wütend an. Dann ließ er mich los und schlug seine Faust mit so viel Kraft und Schnelligkeit neben mir in die Wand, dass etwas von der Kante des Holzbrettes absplitterte, das er getroffen hatte. Ich war zusammengezuckt aber ich erholte mich relativ schnell von meinem Schrecken, weil ich mit so einer Reaktion von ihm gerechnet hatte.
 

"Deine Hand blutet", sagte ich sanft. "Wir sollten uns darum kümmern!"
 

Er wich zwei Schritte zurück, griff mit seiner verletzten Hand nach meiner und ich spürte, wie etwas Blut auf meine Finger lief. Aber Sasuke ging wieder um den Bungalow herum und hinüber zu dem Eingang des Bungalows, in dem ich wohnte.
 

"Geh schlafen!", sagte er und ließ mich vor der Tür los. "Ich fliege morgen mit dir zurück."
 

Ich atmete frustriert und resigniert aus und zog die Schlüsselkarte aus meiner Hosentasche. Ich hatte zwar nicht vor mich zu fügen aber ich würde heute nicht mehr weiterkommen mit ihm. Er musste sich erstmal etwas beruhigen. Und vielleicht auch erstmal wieder nüchtern werden. Also öffnete ich die Tür und drehte mich nochmal um, sobald ich drinnen war.
 

"Gute Nacht Sasuke!", sagte ich möglichst neutral. Er antwortete nicht und zog bloß die Tür zu. Es kam mir vor, als wollte er sich besser fühlen, indem er sich selbst einredete, dass mir hier drinnen nichts passieren konnte und er mich in Sicherheit gebracht hatte.
 

Einen Moment stand ich im dunklen Flur und dann ging ich wie betäubt ins Schlafzimmer, ließ mich ohne mich umzuziehen aufs Bett fallen und zog die Decke über mich. Ich steckte den Kopf unter das Kissen und weinte stumm. Nicht, weil ich so traurig oder verzweifelt war, sondern, weil ich den Druck und die Anspannung abbauen musste.
 

Als die anderen irgendwann leise herein kamen und kichernd, betrunken und glücklich wirkten, stellte ich mich schlafend. Lange lag ich im Dunkeln, wartete, bis ich mich wieder vollkommen nüchtern fühlte und hörte zu, wie sie eine nach der anderen einschliefen und anfingen, tief und regelmäßig zu atmen. Als ich mich schließlich in der Dunkelheit wieder aufsetzte, hatte ich entschieden, was ich tun würde.

Glück und Unglück (Teil 2)

Ich musste es tun. Eigentlich hatte ich einfach keine andere Wahl, dachte ich, als ich so leise wie ich konnte das Zimmer verließ.
 

Ein Blick auf mein Smartphone hatte mir gezeigt, dass es Fünf Uhr morgens war. Sasuke hatte mir keine Nachricht geschickt oder versucht mich anzurufen. Und obwohl ich mir das sehnlichst gewünscht hätte, hatte ich auch nicht damit gerechnet.
 

Er war wütend und seine Ankündigung, dass er morgen mit mir zurückfliegen würde, zeigte deutlich, dass er mich für so dumm, uneinsichtig und naiv hielt, dass er mich nun bevormunden würde, ohne sich noch die Mühe zu machen, mich überzeugen zu wollen. Weil ihm das nicht gelungen war, wollte er nun eben räumlichen Abstand zwischen Neji und mir erzwingen, um mich in Sicherheit zu bringen. Ich würde mit Argumenten diesbezüglich nicht mehr an ihn herankommen.
 

Ich konnte diese Denkweise von ihm durchaus nachvollziehen. Ich verstand, warum er sich so verhielt. Aus seiner Perspektive kam es mir sogar logisch vor. Es war so ziemlich die einzige Handlungsmöglichkeit, die er noch hatte. Neji hatte recht, Sasuke konnte nichts tun, außer die Situation zu ertragen. Aber die Situation war nicht erträglich für Sasuke. Es machte ihn kaputt. Obwohl er mir erst vor ein paar Stunden unten am Wasser gesagt hatte, dass wir nicht vor Neji weglaufen durften, war er dazu nun bereit. Und wie lange sollte das bitte so weiter gehen? Wie lange hatte Neji vor, Sasuke in dieser Angst und Ungewissheit leiden zu lassen? Ein paar Wochen? Das ganze Schuljahr? Sogar danach noch? Sasuke würde das nicht mehr lange aushalten können, da war ich mir sicher.
 

Zudem machte ich mir langsam ernsthaft Sorgen, dass unsere Beziehung dieser Belastung vielleicht nicht standhalten könnte. Zumindest nicht auf Dauer. Sasuke war eben fast bereit gewesen, mein Vertrauen zu ihm aufs Spiel zu setzen, nur um mir Angst zu machen, damit mir nichts passierte. Aber selbst wenn ich versuchte, Neji aus dem Weg zu gehen, Sasuke würde nicht immer da sein können. Wenn er es wirklich wollte, würde Neji Möglichkeiten finden. Es würden wieder Momente kommen wie letztens im Bus, wo Sasuke kurz nicht aufpasste und Neji mich von ihm trennte. Und ich hatte es kaum ertragen können, dass Sasuke sich danach derart Selbstvorwürfe gemacht hatte. Der Druck war zu viel für ihn. Und für mich auf Dauer auch. Ich konnte ihm nicht dabei zusehen, dass er meinentwegen litt. Und er konnte es anderes herum genauso wenig. Wir konnten einfach nicht ständig in Angst vor Neji leben und uns darüber streiten, wie wir damit umgehen sollten. Zu dem Schluss würde auch Sasuke irgendwann kommen.
 

Und das war es, was mir am allermeisten Angst machte. Sasuke war niemand, der sich auf Dauer mit einer so aussichtslosen Lage abfinden würde. Einer Lage, in der er nicht handeln konnte. Er würde handeln. Früher oder später. Aber er konnte Neji nicht einfach einschüchtern. Wie Neji selbst gesagt hatte, würde ihn das bloß noch mehr provozieren mir etwas anzutun. Also war Sasukes einzige Option Neji komplett aus dem Weg zu räumen, sodass Neji gar nichts mehr tun könnte. Und was das in letzter Konsequenz bedeuten würde, machte mir solche Angst, dass ich es nicht zu Ende denken wollte. Ich musste alles tun, damit Sasuke niemals an diesen Punkt kam.
 

Natürlich gab es da auch noch die Möglichkeit, dass wir uns voneinander trennten, um Neji den Grund zu nehmen, mir etwas anzutun. Aber Sasuke liebte mich und ich liebte ihn. Und Neji wusste das ganz genau. Weder Sasukes und meine Liebe, noch Nejis Hass würde verschwinden, nur weil wir rein formell kein Paar mehr wären.
 

Außerdem glaubte ich nicht, dass Sasuke zu einer Trennung bereit oder auch nur in der Lage war. Er hatte mir deutlich gemacht, dass ich aktuell das einzig Positive in seinem Leben war, das Einzige, was ihm wirklich etwas bedeutete. Und mir ging es da ja auch nicht viel anders. Nun, da ich wusste wie mein Leben mit Sasuke war, konnte ich mir nicht mehr vorstellen, ohne ihn zu leben. Das war lächerlich, wenn man bedachte, wie kurz wir uns erst kannten. Doch so war es nunmal. Aber ich glaubte, dass Sasuke stärker litt als ich. Unter seiner Familie, dem Leistungsdruck und dieser ominösen Sache mit seinem Bruder. Ich glaubte einfach nicht, dass er in der Lage war, das, was wir hatten, wieder herzugeben. Und so rücksichtsvoll und einfühlsam und zuvorkommend er auch manchmal zu mir sein konnte, so wäre das doch für ihn wie Aufgeben. Und aufgeben entsprach einfach nicht seinem Charakter. Er war dazu schlicht zu aggressiv und kämpferisch. Er würde mit Druck und Gewalt und Machtausübung reagieren, wenn er keinen Ausweg mehr wusste. So war er einfach. Und man hatte ihm sein ganzes Leben lang beigebracht, dass das richtig so war, dass das Stärke war.
 

Ich konnte es also nicht ihm überlassen. Und Neji konnte ich es auch nicht überlassen. Er hatte mit seinen doch ziemlich deutlichen Drohungen gezeigt, dass er den Punkt überschritten hatte, am dem er es sich plötzlich einfach anders überlegen und es gut sein lassen würde. Neji wollte nur noch, dass sich alle um ihn herum genauso schlecht fühlten, wie er sich fühlte. Oder schlechter.
 

Und Hilfe von Außen holen? Sasuke und Neji hörten einigermaßen auf Kakashi, solange es um die Schule ging. Aber abgesehen davon würden sie sich von ihm nichts sagen lassen.
 

Und Sasukes Vater? Der würde vielleicht was tun können. Aber am wahrscheinlichsten war, dass er mich einfach als Störfaktor für Sasuke verbuchen würde und er würde mich irgendwie aus dem Weg haben wollen. Das würde für niemanden gut enden. Er würde eher mich loswerden wollen, als seine ganze Familie und sein Unternehmen in einen Krieg mit den Hyugas zu hineinzuziehen, nur weil sein Sohn sich in irgendein Mädchen verliebt hatte.
 

Und Nejis Familie? Hinata? Ich wusste nicht wirklich, was die würden tun können. Abgesehen von Hinata würde mir wahrscheinlich sowieso niemand meine Sorgen glauben und sie ernst nehmen. Das klang einfach alles zu verrückt. Es klang zu sehr so, als gäbe es solche Situationen in der Realität nicht.

Solange Neji nichts getan hatte, gab es keine Beweise für seine Vorhaben. Und sobald er etwas getan hatte, war es zu spät.
 

Ich wusste nicht, was dann passieren würde und ich wollte es nicht wissen. Ich wollte nie herausfinden, was Sasuke dann bereit sein würde zu tun. So nett er auch zu mir sein konnte, wenn man Sasuke ernsthaft in die Quere kam, würde er grausam und brutal handeln, um das Problem aus der Welt zu schaffen. Er hatte kein Problem damit, grausam zu sein, wenn er es für angebracht hielt. Zumindest erschien mir das so, wenn ich an die Szene mit dem Mann in der Gasse dachte. Dem Mann, dem er fast die Finger gebrochen hatte, nur um ihm Angst zu machen. Sasuke war gefährlich. Genauso wie Neji gefährlich war. Gefährlich für sich selbst und für andere. Sie waren beide jung und voller Testosteron, zu gut trainiert im Kämpfen, zu sehr darauf geeicht niemals zu verlieren und vor allem zu reich und dadurch zu mächtig. Und ihre Familien hatten sie beide auf gewisse Weise beschädigt. Das war okay. Ich war auch beschädigt. Jeder trug im Leben Narben davon.
 

Aber es blieb dabei. Ich war diejenige, die etwas tun musste. Ich war die einzige, die etwas tun konnte, bevor alles noch schlimmer werden würde. Und ich musste es jetzt tun.
 

Sasuke würde auch in seiner Sorge um mich nicht auf die Idee kommen, sich von mir zu trennen, um mich zu schützen. Sasuke hatte das Gefühl, dass ich nur sicher war, wenn er bei mir war. Selbst wenn Neji kein Problem mehr sein würde, würde er jeden anderen Mann für eine potentielle Gefahr halten. Das hatte er mit seinem Verhalten in der Vergangenheit zur genüge bewiesen. Er würde mich viel eher einsperren oder bewachen oder von anderen bewachen lassen. Ich musste jetzt handeln, solange er noch glaubte, dass ich sicher im Bett lag. Solange er noch glaubte, dass ich auf ihn hörte.
 

Deshalb hatte ich ihm auch nicht widersprochen, als er mir eröffnet hatte, dass wir morgen abreisen würden. Hätte ich nicht den Eindruck erweckt, mich seiner Entscheidung zu beugen, hätte ich diskutiert, dann wäre ich ziemlich sicher gewesen, dass er draußen vor der Tür gesessen hätte, um zu sicherzustellen, dass ich nicht genau das tat, was ich jetzt im Begriff war zu tun.
 

Aber draußen war niemand, wie ich erleichtert feststellte, als ich auf die Veranda trat. Es war dunkel und still und nur ein paar Grillen zirpten. Obwohl es noch Nacht war, hatte der Himmel bereits ein leichtes blau angenommen. Es würde ein wunderschöner Sommermorgen werden und ich musste verächtlich lächeln bei dem Gedanken, dass ich es wahrscheinlich nicht würde wertschätzen können.
 

Es war nicht so, dass ich es tun wollte. Im Gegenteil. Ich hatte schrecklich Angst. Bloß hatte ich das Gefühl, alle Alternativen machten mir noch mehr Angst, wären noch schlimmer. Wenn Neji handelte, würde es schlimm werden. Wenn Sasuke sich entschloss zu handeln, würde es vielleicht noch schlimmer werden. Wenn ich handelte, würde es vielleicht auch schlimm werden. Aber dann hatte ich mich wenigstens freiwillig dafür entschieden. Dann war ich Neji nicht ausgeliefert gewesen. Das ließ sich besser ertragen. Aber am wichtigsten war, dass das die einzige Option war, in der ich noch Hoffnung auf einen glimpflichen Ausgang haben konnte. Und an diese Hoffnung klammerte ich mich mit aller Kraft.
 

Es war immerhin möglich, dass ich doch an Neji heran kam, wenn ich in Ruhe mit ihm reden konnte. Es war möglich, dass er sich noch gegen seinen Hass entscheiden würde.
 

Ich durfte allerdings keinen Fehler machen. Ich hatte unbedingt wieder nüchtern werden wollen, um volle Kontrolle über mich zu haben. Und es würde viel davon abhängigen, ob er mittlerweile auch wieder nüchtern sein würde. Darauf konnte ich nur stumpf hoffen. Aber er hatte nicht besonders betrunken gewirkt und war nach unserer Begegnung vielleicht einfach ins Bett gegangen.
 

Jeder Schritt über den Platz kam mir schwer vor. Mir war übel vor Nervosität. Aber ich war mir sicher, dass ich das einzig Richtige tat. Und so ging ich entschlossen die Stufen hinauf zu dem Bungalow, in dem Kankuro, Gaara, Shino und Neji schliefen. Und selbst bevor ich klopfte, zögerte ich nur kurz. Und das auch bloß, um mich ein letztes Mal zu sammeln.
 

Ich hatte mir bewusst Mühe gegeben, laut und selbstbewusst zu klopfen und während ich wartete, spürte ich mein Herz wild in meiner Brust schlagen.
 

Dann hörte ich Geräusche und die Tür wurde geöffnet. "Verdammt, es ist Fünf Uhr morg-", setzte Gaara extrem verstimmt an und blinzelte verschlafen. Obwohl es draußen noch ziemlich dunkel war, schien es heller sein als drinnen und seine Augen brauchten einen Moment, um sich an die neuen Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Dann fiel sein Blick auf mich. Er brach seinen Satz ab, schob rasch die Tür wieder ein Stück zu und zischte leise: "Bist zu komplett wahnsinnig? Verschwinde!"
 

Aber es war schon zu spät. Eine Hand griff nach der Kante der Tür und mit einem Ruck wurde sie vollständig geöffnet. Neji trug zum Schlafen nur eine dunkelgraue Jogginghose und seine langen Haare waren offen. Wäre der Gedanke in dieser Situation nicht so absolut fehl am Platz gewesen, hätte ich vielleicht gedacht, dass Neji gut aussah.
 

Als Nejis Blick auf mich fiel, konnte ich für einen kurzen Moment Erstaunen in seinem Gesicht erkennen. Dann hatte er sich wieder im Griff und setzte eine ausdruckslose Miene auf.
 

"Kann ich mit dir reden?", fragte ich möglichst selbstsicher und es kostete mich alle Kraft, ihm fest in die Augen zu sehen.
 

Shino und Kankuro tauchten nun ebenfalls hinter Neji auf und als sie mich sahen, nahm ihr Gesicht den gleichen entsetzten Ausdruck an, den Gaara hatte.
 

"Natürlich", sagte Neji mit einem unheilvollen Lächeln.
 

"Neji...", setzte Kankuro behutsam an aber Neji wandte sich den Dreien zu.
 

Er sagte mit ruhiger und kalter Stimme: "Ihr drei werdet einfach wieder ins Bett gehen. Ihr seid nie aufgewacht. Ihr werdet keine Hilfe holen und euch raushalten. Wenn nicht, werde ich alles zerstören, was euch etwas bedeutet. Verstanden?"
 

Sie starrten ihn alle einen Moment an. Dann trat Neji nach draußen auf die Veranda und wandte sich ihnen erwartungsvoll zu. Gaara und Kankuro blickten mich beide an. Kankuro wirkte vollkommen hilflos. Gaara extrem mitleidig. Shino zog resigniert und mit gesenktem Kopf die Tür zu, ohne mich dabei anzusehen.
 

Nun stand ich alleine mit Neji draußen auf der Veranda.
 

"Komm", sagte ich tonlos und wandte mich ab.
 

Ich ging die Stufen hinunter und auf den Waldstreifen zu, der die Bungalows und den Platz in der Mitte in einem Halbkeis umschloss. Jetzt kam mir jeder Schritt noch viel schicksalsträchtiger vor als eben und die Übelkeit und Angst wurden noch schlimmer. Aber ich war immer noch fest entschlossen.
 

Ich wandte mich nicht um aber ich hörte, dass Neji mir hinterher lief.
 

"Was hast du eigentlich vor?", fragte er schließlich, als ich zwischen die ersten Bäume trat.
 

Ich lief weiter und antwortete nicht.
 

"Bist du komplett bescheuert?", fragte er mit einem ungläubigen Lachen. "Wieso bleibst du nicht wenigstens auf dem Platz, wo du zumindest um Hilfe rufen könntest?" Er lachte leise und fies. "Oder wo du es zumindest versuchen könntest. Wieso gehst du auch noch freiwillig mit mir in den Wald?"
 

Aber ich sagte immer noch nichts und ging noch ein Stück weiter. Nach einer Minute fand ich eine ganz kleine Lichtung.
 

"Wo ist Sasuke?", fragte Neji plötzlich misstrauisch.
 

"Keine Ahnung", sagte ich tonlos. "Im Bett, nehme ich an."
 

Neji packte mich an der Schulter und riss mich herum. Aber das machte nichts. Ich wäre hier sowieso stehen geblieben. Ich hatte kein bestimmtes Ziel gehabt und einfach nur einen Ort gesucht, den ich ganz nett fand. Vielleicht, weil ich mich nach einer tröstlichen Umgebung sehnte. Das Moos auf dem Boden war hübsch, dachte ich und ließ meinen Blick darüber streifen. Kleine weiße Blumen sprossen an manchen Stellen aus der fluffig aussehenden dunkelgrünen Fläche.
 

Neji schien meine Aufmerksamkeit für das Moos nicht zu gefallen. Er stellte sich dicht vor mich, griff wieder in meine Haare und riss meinen Kopf zurück, sodass ich in sein Gesicht sehen musste. Alles fühle sich für mich seltsam gedämpft an. Mir fiel beiläufig auf, dass er so ziemlich genauso groß war, wie Sasuke und weil er kein Oberteil an hatte, konnte ich genau sehen, dass er ebenso hübsch durchtrainiert war. Der Gedanke an Sasuke hatte noch etwas Tröstlicheres, als das Moos.
 

"Das tut weh", sagte ich leise, als er seinen Griff in meinen Haaren verstärkte.
 

"Jaaa, ich weiß", sagte er genüsslich. "Das soll es auch. Also Sakura. Warum bist du heute Nacht freiwillig zu mir gekommen?"
 

"Ich möchte reden", sagte ich möglichst ruhig. "Und ich wollte dir gerne die Entscheidung abnehmen. Die Entscheidung darüber, wann was zu passieren hat."
 

"Und nur um dich weiter autonom und handlungsfähig zu fühlen, lieferst du dich mir freiwillig aus?", fragte er mit einem ungläubigen Lächeln.
 

"Das und weil ich dich und Sasuke davon abhalten will, dass ihr euch gegenseitig umbringt." Es war seltsam, wie leicht mir das nun über die Lippen kam, obwohl ich mich die ganze Zeit so entschieden dagegen gesperrt hatte, es auch nur als Gedanken zuzulassen.
 

Neji lachte kalt und freudlos und verstärkte seinen Griff in meinen Haaren noch mehr. Ich versuchte nicht vor Schmerz das Gesicht zu verziehen. Schwäche konnte ich mir jetzt absolut nicht leisten.
 

"Das klingt nicht besonders logisch", sagte Neji mit einem bösen Lächeln. "Sasuke wird mich absolut umbringen wollen, bei dem was ich mit dir machen werde. Wenn du das hättest vermeiden wollen, hättest du besser auf ihn gehört. Er muss doch versucht haben, dich um jeden Preis von mir fernzuhalten. Wie hast du es geschafft ihm zu entkommen, hm?"
 

Es schien ihm tatsächlich total egal zu sein, was sein Handeln für Konsequenzen haben konnte. Er packte mit seiner freien Hand mein Handgelenk und sah sich das trockene Blut auf meinen Fingern an.
 

"Was ist passiert?", fragte Neji.
 

"Sasuke war wütend und hat gegen eine Wand geschlagen", sagte ich. "Und ich konnte nur herkommen, weil ich ihn in dem Glauben gelassen habe, dass ich morgen mit ihm abreise. Er denkt ich liege sicher in meinem Bett." Ich hatte vor, vollkommen ehrlich zu sein. Das war meine einzige Chance, um an ihn heranzukommen.
 

"Nun", sagte Neji und strich mir sanft über den Hals und die freie Haut oberhalb des Randes meines Tops und ich musste mich extrem zusammenreißen, um diese Berührung still zu ertragen, "aber du liegst nicht sicher in deinem Bett. Und ich habe immer noch nicht verstanden warum nicht."
 

Ich wollte seine Hand weg schieben aber er schlug sofort nach meinem Arm und zwar so, dass es weh tat. Also ließ ich meine Hand wieder sinken und ließ es zu, dass er mit seinen Fingern leicht meinen Hals berührte und über meine Haut strich. Immerhin hatte er seinen Griff in meinen Haaren ein wenig gelockert.
 

Ich versuchte seine Berührungen zu ignorieren und konzentrierte mich auf sein Gesicht, während ich sprach.
 

"Ja, ich bin nicht in meinem Bett. Ich bin hier mit dir. Mitten in der Nacht, im Wald und ganz alleine. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, mir eine lange Hose oder einen Pullover anzuziehen oder jemandem zu sagen, dass ich hier bin. Ich habe nicht mal mein Smartphone mitgenommen. Ich habe Angst vor dir und ich habe Angst vor dem, was du tun könntest. Ich stehe hier und halte es aus, dass du mich anfasst, obwohl ich das absolut nicht möchte. Und ich sage dir auch, warum ich das tue. Warum ich mich dir so vollkommen ausliefere ohne irgendwelche Möglichkeiten offen gelassen zu haben, wie ich entkommen kann. Ich bin hier, weil ich dir beweisen will, dass du ein guter Mensch bist."
 

Während ich die letzten Worte ausgesprochen hatte, sah ich Wut in seinen Augen aufkommen. Und ich war nicht allzu überrascht, dass er mich grob von sich weg stieß, sodass ich hinfiel.
 

Das Moos war wirklich super, dachte ich, als ich mit dem Gesicht darin landete. Ich nahm wahr, dass kleine Tauperlen in den winzigen, grünen Verzweigungen hingen. Es sah wirklich hübsch aus. Ich spürte die kühle Feuchte auf meiner Haut. Aber ich nahm mir nur einen Sekundenbruchteil für diese tröstlichen Eindrücke. Ich durfte nicht schwach sein und liegen bleiben. Ich musste sofort wieder aufstehen.
 

Neji stand einfach nur da und sah mich wütend an. Wenigstens hatte ich ihm schonmal seine kühle, gleichgültige Überlegenheit genommen. Mit Wut konnte ich vielleicht arbeiten, das machte ihn nahbarer. Ich richtete mich wieder auf.
 

"Du bist so unglaublich naiv!", sagte er hasserfüllt. "Du sorgst mit deinen Worten bloß dafür, dass ich dir wehtun werde. Ich hatte eigentlich vor, das so gut wie möglich zu vermeiden. Ich will in erster Linie Sasuke verletzen. Halt doch einfach deinen hübschen Mund und mach es für dich nicht noch schlimmer!"
 

"Du würdest mir sowieso wehtun", sagte ich leise und es kostete mich so unendlich viel Kraft, aufrecht zu stehen und ihn anzusehen.
 

"Ich würde mich wehren, obwohl es nichts nützen würde. Ich habe dir gesagt, ich will deine Berührung nicht! Aber ob ich dumm und naiv bin ist noch nicht raus, oder Neji? Noch hast du mir nichts getan. Du bist derjenige, der entscheiden wird, ob ich dumm oder mutig bin. Ich weiß nicht, wie das hier ausgehen wird. Aber ich glaube noch immer daran, dass du eigentlich ein netter Mensch bist. Auch wenn du vielleicht selbst nicht mehr daran glauben möchtest!"
 

Er starrte mich fassungslos an.
 

"Dann werde ich dich furchtbar enttäuschen, denn du irrst dich!", sagte er kalt und zornig. "Ich will dich verletzen. Ich will Sasuke richtig weh tun. Ich will kein netter Mensch sein!"
 

"Diese Gefühle sind vollkommen in Ordnung", sagte ich sanft. "Und ich verstehe dieses Bedürfnis von dir. Dir geht es nicht gut, du leidest furchtbar und es macht dich kaputt. Aber etwas tun zu wollen und es wirklich zu tun, sind zwei verschieden Dinge Neji!"
 

Ich hatte erwartet, dass ich ihn damit so sehr provozieren würde, dass er mich wieder anfassen würde. Ich hatte seinen Stolz verletzt und er wollte die Kontrolle behalten. Und so war es auch. Er ging zwei schnelle Schritte auf mich zu und packte wieder grob meine Haare. Er zog mich mit einem Ruck auf sich heran, sodass ich seine Körperwärme spüren konnte und unsere Gesichter sich nun ganz nah waren. Ich konnte seinen Atem auf meinen Lippen fühlen.
 

"Dann muss ich dir jetzt wohl leider beweisen, dass du dich irrst, meine Hübsche!", sagte er und seine Stimme bebte leicht vor Zorn. "Dann zeige ich dir jetzt eben, dass im Leben nicht alles so hübsch rosarot ist, wie du das offenbar glaubst. Das Leben ist grausam und sich was anderes vorzumachen ist einfach lächerlich. Und glaube mir, ich werde es genießen!"
 

Er verstärkte seinen Griff in meinen Haaren, griff mit der anderen Hand nach meinem Kinn und wollte die letzten paar Zentimeter überwinden. Aber ich hob ganz schnell die Hand und legte sie auf seinen Mund, damit er nicht meine Lippen berühren konnte.
 

"Du irrst dich!", sagte ich nun auch wütend und der Zorn und die Verachtung in meiner Stimme ließ ihn zum Glück innehalten. Er packte schmerzhaft dolle mein Handgelenk und riss meine Hand von seinem Mund.
 

"Ach ja?", zischte er bedrohlich.
 

"Ja!", zischte ich zurück. "Mein Leben war bestimmt nicht hübsch rosarot und vielleicht auch nicht viel besser als deins! Du bist hier nicht der einzige der weiß, was Leid bedeutet! Du hast doch selbst gesagt, dass du von Hinatas Mutter gehört hast, dass meine Eltern tot sind. Ich habe niemanden, ich habe keine Verwandten und die Freunde, die ich hatte, waren keine wirklichen Freunde. Wir haben uns nur verstanden, weil wir uns dem Alkohol- und Drogenkonsum hingegeben haben. Bevor ich Sasuke kennengelernt habe, bin ich fast jede Nacht aus Albträumen aufgewacht. Ich hatte fast täglich Panikattacken, ich war ganz alleine, schrecklich einsam und da war nur Leere und Angst. Und jetzt bin ich seit ein paar Monaten das erste Mal seit ich klein bin wieder glücklich. Und ich muss es ertragen, dass du einfach kommst und mir alles wieder wegnimmst, dass du alles zerstörst, weil du Sasuke so sehr hasst, dass du mich gleich mit zerstörst. Es fühlt sich schrecklich an, dass all mein Kämpfen und meine Anstrengungen, mein Leben wieder in den Griff zu kriegen, nun vielleicht umsonst waren. Weil, wenn du das jetzt wirklich tust, dann weiß ich nicht, ob ich es dieses Mal auch schaffe wieder aufzustehen!"
 

Ich merkte, dass meine Augen trotz meiner Wut feucht geworden waren. Ich wollte nicht weinen. Aber dieser Schmerz saß tief und immer wenn ich gezwungen war, mich daran zu erinnern, wie schlecht ich mich mal gefühlt hatte, kamen die Tränen fast automatisch.
 

Neji verharrte immer noch mit seinen Lippen kurz vor meinen und ich schloss einfach die Augen. Ich hatte das Gefühl mich dadurch schützen zu können. Wenn ich nichts mehr sah, fühlte sich alles erträglicher an.
 

"Tu es bitte nicht", flüsterte ich. "Du kannst mich einfach loslassen. Man kann immer Lösungen finden. Du musst dich nicht für immer so fühlen. Bitte bitte lass mich nicht auch wieder leiden, nur weil du leidest. Bitte Neji."
 

Er lachte leise und bitter und berührte immer noch fast meine Lippen mit seinen. "Du musst mich hassen...", sagte er.
 

"Ich hasse dich nicht", flüsterte ich. "Es tut mir einfach nur leid, dass du offenbar so viel aushalten musst. Aber du kannst mich immer noch einfach loslassen. Wir können Freunde sein."
 

Neji lachte wieder leise und freudlos. Er ließ mein Kinn los, legte seine Hand an meinen Hals und strich über meine Haut. "Es ist zu spät, Sakura."
 

"Ist es nicht", flüsterte ich. Ich hatte die Augen immer noch geschlossen. Ich hatte kaum noch Kraft. Aber ich musste durchhalten. Für Sasuke. Und für mich. Und sogar für Neji.
 

"Zu spät ist es erst, wenn jemand tot ist", flüsterte ich. "Dann kann man manche Dinge nie mehr sagen. Dann kann man gar nichts mehr ändern. Solange man lebt, gibt es immer Hoffnung, es kann sich immer etwas ändern. Daran glaube ich. Das hat mich in den letzten Jahren durchhalten lassen. Bitte nimm mir diesen Glauben nicht weg. Bitte Neji."
 

Er drückte seine Stirn gegen meine und seine Hand in meinem Haar zitterte leicht. Aber meine Lippen hatte er immer noch nicht berührt. Ich spürte seinen schweren Atem auf meiner Haut und sein ganzer Körper war unglaublich angespannt. Er schien mit sich selbst zu kämpfen und ich schwieg. Ich dachte an Sasuke, weil mir das Kraft gab und ich wartete und fühlte, wie mein Herz in meiner Brust schlug. Jetzt lag es an ihm. Jetzt musste er sich entscheiden.
 

Und schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, ließ er mich plötzlich los. Er trat einen Schritt zurück und ich öffnete die Augen.
 

"Verschwinde!", sagte Neji und wandte den Blick ab. "Hau ab, bevor ich es mir anders überlege!"
 

Ich fühlte Erleichterung. Und unglaubliche Erschöpfung. Aber es war noch nicht ganz vorbei.
 

"Bitte geh du."
 

"Wie bitte?", fragte er gefährlich leise und sah mich wieder an. "Du solltest froh sein und keine Forderungen stellen!"
 

"Ich will nicht vor dir weglaufen", sagte ich sanft. "Entscheide du dich ganz bewusst für dein Mitgefühl anstatt für deinen Hass, indem du dich dafür entscheidest jetzt zu gehen. Ich bitte dich darum. Bitte lass mich glücklich sein. Bitte nimm mir meine Angst, indem du derjenige bist, der geht."
 

Er musterte mich eine lange Zeit nachdenklich und ich sah ihn gespannt an. Und dann wandte er sich tatsächlich ab und ging. Er wandte sich nicht nochmal um.
 

Ich sah ihm nach, bis ich ihn zwischen den Bäumen nicht mehr sehen konnte. Ein paar Sekunden später konnte ich ihn auch nicht mehr hören.
 

Ich gab mich meiner Erschöpfung hin. Meine Beine gaben nach und ich ließ mich auf das Moos fallen. Ich rollte mich zusammen und schlang die Arme um mich. Ich hatte es geschafft. Er würde mich jetzt wahrscheinlich in Ruhe lassen. Ich hatte keine Dummheit begangen, es war gut gegangen. Vielleicht nur gerade so aber es war gut gegangen. Doch ich fühlte darüber kein Glück. Zumindest nicht sehr dolle. Ich war bloß müde und erschöpft. Das hatte mir so unendlich viel abverlangt. Aber es hatte funktioniert. Ich würde jetzt mit Sasuke glücklich sein können.
 

Eine Weile lag ich einfach so da und ruhte mich aus. Dann, als der Himmel schon ein helleres Blau angenommen hatte und ich anfing den sommerlichen Geruch und das Zwitschern der Vögel wieder wahrzunehmen, fühlte ich mich in der Lage dazu, wieder aufzustehen.
 

Als ich dieses Mal über den Platz ging, fühlten sich meine Schritte so viel leichter und besser an, als vorhin. Wie sollte ich das am besten Sasuke erzählen? Auf jeden Fall behutsam. Auch wenn alles gut gegangen war, würde ihm das überhaupt nicht gefallen. Ob er wach war?
 

Ich blieb in der Mitte zwischen seinem und meinem Bungalow stehen und überlegte, ob ich mich erst ausruhen sollte, oder ob ich direkt bei ihm klopfen sollte. Es musste mittlerweile so ungefähr sechs Uhr morgens sein.
 

Doch bevor ich zu einer Entscheidung kam, öffnete sich die Tür von Sasukes Bungalow und Temari kam heraus. Ich starrte sie an. Was hatte sie um diese Uhrzeit dort zu suchen?
 

Ihr Blick fiel auf mich. Was kein Wunder war. Der ganze Platz war leer. Niemand war da und ich stand nur zwei Meter von ihr entfernt.
 

Sie schloss die Tür und setzte ein überhebliches, fieses Lächeln auf.
 

"Ups!", sagte sie. "Das ist jetzt wohl ungünstig gelaufen!"
 

"Was hast du da drinnen gemacht?", fragte ich tonlos.
 

Ihr Lächeln wieder breiter. "Das kannst du dir doch denken, oder? Ich war bei Sasuke."
 

"Und wieso?", fragte ich. Ich fühlte mich schon wieder seltsam betäubt und von allem abgeschnitten.
 

Sie kam ein paar Schritte auf mich zu. "Sasuke und ich haben miteinander geschlafen."
 

Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Das konnte einfach nicht stimmen.
 

"Du lügst", sagte ich entschieden. "Ich glaube dir nicht."
 

"So?", fragte sie lächelnd. "Na, dann frag ihn doch einfach."
 

"Naruto, Kiba und Shikamaru sind doch da drinnen!", sagte ich. "Wie wollt ihr denn da bitte-"
 

Sie lachte fies. "Och, du bist ja echt süß!", sagte sie grinsend. "Die drei schlafen fest ihren Rausch aus. Und da drinnen gibt es schließlich auch zwei große, hübsche Badezimmer, in die man sich zurückziehen kann!"
 

Ich starrte sie an. Ich konnte das nicht glauben.
 

"Frag ihn doch!", sagte sie. "Frag ihn, ob er mit mir geschlafen hat!"
 

Sie wandte sich ab und ging davon, hinüber zu den Bäumen, hinter denen das andere Grundstück lag. Ich starrte ihr nach.
 

Dann wandte ich mich sofort dem Bungalow zu, in dem Sasuke war.
 

Doch Sasuke kam heraus, bevor ich die Stufen zur Veranda erreicht hatte. Er war ebenfalls vollständig angezogen und trug noch die schwarze Jeans und und das schwarze T-Shirt von gestern Abend. Er hatte offenbar nicht geschlafen.
 

Er hob den Kopf. Seine Miene verfinsterte sich, als er mich sah.
 

"Was machst du hier?", fragte er verärgert. "Ich habe dir gesagt, du sollst schlafen gehen. Ich dachte, du liegst sicher in deinem Bett! Warum läufst du hier alleine im Halbdunkeln rum? Es ist wohl die richtige Entscheidung von mir, dass wir vorzeitig zurückfliegen werden, du bist einfach zu naiv und leichtsinnig!"
 

"Sasuke...", unterbrach ich ihn. Das interessierte mich gerade alles überhaupt nicht. Ich wollte nur diese Frage stellen.
 

Aber er sprach einfach weiter. "Ich weiß, du willst hierbleiben und es tut mir leid aber das geht nicht. Die Sache läuft sonst aus dem Ruder. Ich habe zwei Flugtickets für heute Abend. Ich sage nach dem Frühstück Kakashi bescheid, dass ich mit dir zurückfliegen werde."
 

"Sasuke, hast du mit Temari geschlafen?", fragte ich einfach.
 

Er starrte mich an.
 

"Was?", fragte er irritiert.
 

"Ich habe sie eben getroffen. Sie hat mir gesagt, dass ihr miteinander geschlafen habt. Hast du mit ihr geschlafen?"
 

"Was spielt denn das jetzt bitte für eine Rolle?", fragte er wütend. "Temari interessiert mich nicht. Ich will von dir hören, dass wir heute Abend zurück fliegen!"
 

"Hast du mit ihr geschlafen?"
 

"Lenk nicht ab! Wenn du nicht freiwillig mit kommst, werde ich dich zwingen!", sagte er hart.
 

"Sasuke, hast du mit Temari geschlafen?" Ich wollte nur die Antwort darauf hören. Alles andere war mir gleichgültig.
 

"Ja verdammt!", sagte er wütend. "Aber das ist doch jetzt vollkommen egal!"
 

Ich starrte ihn an. Das konnte einfach nicht sein Ernst sein.
 

"Sieh mich nicht so an!", sagte er ein wenig sanfter. Er kam auf mich zu und wollte meine Wange berühren aber ich wich vor ihm zurück.
 

"Jetzt stell dich nicht so an!", sagte er, wieder wütend, weil ich ihm auswich. Aber er respektierte, dass ich Abstand wollte und blieb stehen.
 

Ich konnte ihn nur vorwurfsvoll ansehen. Zu mehr war ich einfach nicht mehr im Stande. Nach allem, was ich gerade für uns hatte durchstehen müssen?
 

"Es war nur Sex, okay?", sagte er verärgert und genervt. Offenbar verstand er gar nicht, was das für mich bedeutete.
 

"Ich war schlecht drauf und sie hat sich mir an den Hals geworfen. Das hat doch nichts mit uns zu tun, wieso machst du jetzt so ein Drama daraus?"
 

Ich wandte mich ab und ging mit schnellen Schritten auf die Tür meines Bungalows zu, während ich meine Schlüsselkarte herausholte.
 

"Sakura! Bleib hier!", rief er wütend. "Wir sind noch nicht fertig mit reden! Hey!"
 

Ich hörte, dass er mir hinterher lief aber ich war schneller. Ich schaffte es, die Tür zu öffnen und huschte hinein und schob sie zu, bevor er da war. Drinnen war alles still und dunkel.
 

Ich hörte, wie er einmal fest gegen die Tür schlug.
 

"Mach auf!", befahl er.
 

Aber ich schwieg. Ich konnte ihn gerade nicht ertragen. Ihn und Neji. Dieses blöde Alphatier Gehabe. Diese ständigen Befehle. Ihre bescheuerte Überzeugung, dass sie ständig alles tun konnten, was sie wollten und jeder sich ihnen zu beugen hatte. Ich konnte es gerade einfach nicht mehr ertragen. Und ich konnte es nicht fassen, dass er das getan hatte. Dass er auch noch fand, das sei keine große Sache.
 

"Sakura...", hörte ich ihn drohend sagen.
 

Ich schwieg.
 

"Schön!", sagte er wütend. "Dann bleib eben da drinnen! Ist mir sowieso lieber, als dass du leichtsinnig draußen herumläufst. Dann sei eben sauer auf mich! Aber wir werden heute Abend zurück fliegen. Also fang schonmal an zu packen! Und wenn du da nachher nicht raus kommst, dann hole ich dich raus!"
 

Ich hörte, wie er über die Veranda und die Stufen hinunter ging. Ich wandte mich um und betrat leise das Zimmer.
 

Hinata setzte sich verschlafen auf, als ich herein kam.
 

"Sakura?", murmelte sie. "Ist alles in Ordnung?"
 

"Jaja, alles bestens!", sagte ich und ging zu meinem Bett hinüber. Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und kroch unter die Decke.
 

Ich fühlte gar nichts mehr. Da war nur noch Leere und Erschöpfung.

Glück und Unglück (Teil 3)

Aber Hinata ließ sich nicht so leicht täuschen. Sie war zwar verschlafen und vielleicht euch ein kleines bisschen verkatert aber sie war eben auch der netteste und einfühlsamste Mensch der Welt. Sie stand auf und kam leise im Dunkeln zu meinem Bett herüber.
 

Ich hatte mich unter meiner Decke zusammengerollt und fühlte mich vollkommen unfähig irgendwas zu tun oder zu denken.
 

Hinata ging vor meinem Bett in die Hocke und sagte leise: "Sakura? Ist etwas passiert? Du klingst komisch! Und warum bist du angezogen, warst du draußen?"
 

Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte. Ich wollte irgendetwas sagen, das sie beruhigen würde. Aber ich schaffte es einfach nicht. Also sagte und tat ich gar nichts. Ich lag einfach nur da und fühlte mich nun zusätzlich auch noch schlecht, weil ich sie ignorierte. Aber ich konnte gerade mit allem nicht mehr umgehen.
 

Doch wunderbar wie Hinata war, schien sie es mir nicht übel zu nehmen sondern sie strich sanft mit der Hand über meine Haare. Ich hatte das Gesicht ins Kissen gedrückt, ich wollte niemanden ansehen.
 

"Was ist los?", hörte ich Ino verschlafen fragen.
 

Offenbar wurden die andern nun auch wach.
 

"Ich weiß nicht", sagte Hinata leise. "Es ist, glaube ich, irgendwas mit Sakura passiert. Aber sie scheint nicht darüber reden zu wollen oder zu können."
 

Ich war einfach nur dankbar, dass sie verständnisvoll reagierte und nicht versuchte, mich zum Reden zu bringen. Sie strich mir einfach weiter über die Haare.
 

Ein paar Minuten später waren Karin und Tenten auch richtig wach. Sie saßen alle auf dem Boden vor meinem Bett und Karin und Tenten versuchten nun doch mich dazu zu bringen, mit ihnen zu sprechen. Aber ich konnte es einfach nicht.
 

In meinen Ohren rauschte es, ich verstand kaum, was sie sagten. Alles fühlte sich an, wie in Watte gepackt. Seltsam dumpf. Ich kannte das schon. So reagierte ich darauf, wenn ich nicht mehr konnte. So reagierte ich, wenn alles zu viel war. Meine Therapeutin hatte mir damals erklärt, das sei ein Schutzmechanismus. Man spaltete automatisch Gefühle ab, die einen sonst überfordern würden.
 

"Hat Sasuke was Blödes getan?", fragte Tenten.
 

"Oder Neji?", fragte Karin.
 

"Wieso denn Neji?", fragte Tenten verwirrt und Karin erklärte ihr, was passiert war, als sie den Alkohol von Gaara und Kankuro gekauft hatten. Tenten war nun auch besorgt.
 

"Neji ist in letzter Zeit eh total komisch drauf!", sagte sie aufgeregt.
 

"Hört auf!", sagte Ino entschieden. "Sie ist irgendwie total fertig, sie kann offenbar gerade nicht darüber reden. Eure Mutmaßungen helfen nicht weiter!"
 

Sie stand auf und kam mit einem Glas Wasser zurück. "Komm, Sakura!", sagte sie selbstsicher. "Du musst nichts sagen. Aber setz dich mal hin und trink einen Schluck. Irgendwas tun ist besser als katatonisch herumzuliegen!"
 

Aber ich konnte mich nicht rühren.
 

"Sollen wir Kurenai holen?", flüsterte Karin. "Sie ist total verstört, oder?"
 

"Gib ihr noch einen Moment", sagte Hinata und ich war dankbar für die Ruhe, die sie ausstrahlte. "Sakura ist sehr stark!" Sie strich mir weiter über den Kopf. "Ist es okay, dass ich dich anfasse, Sakura?"
 

Ich nickte leicht und war froh, dass ich das geschafft hatte.
 

"Sehr gut!", sagte Ino aufmunternd. "Immerhin schon eine Regung!"
 

Karin nahm mein Smartphone von meinem Nachttisch. "Dein Smartphone ist lautlos, aber Sasuke ruft an!", sagte Karin. "Willst du mit ihm sprechen, Sakura?"
 

"Ich glaube nicht, dass sie das will", sagte Tenten leise, als ich nicht reagierte. "Wahrscheinlich hat er irgendwas Schlimmes getan!"
 

"Nun schreibt er!", sagte Karin. "Ich klicke mal auf die Nachricht ja?"
 

Ich reagierte nicht.
 

"Mach es!", sagte Ino zu ihr. "Wir müssen hier irgendwie weiter kommen! Vielleicht weiß er, was los ist."
 

"Okay!", sagte Karin. "Ich hoffe, das ist in Ordnung Sakura, aber weil du nicht reagierst, müssen wir ja irgendwas entscheiden, ja?"
 

"Mach schon!", sagte Tenten nervös.
 

"Jaa, mach ich ja!", antwortete Karin zickig. "Also er hat geschrieben:
 

'Sakura, es tut mir leid, ich habe überreagiert! Aber ich mache mir Sorgen und du redest nicht mit mir und stellst stattdessen komische Fragen! Ich will mit dir sprechen. Du kannst nicht einfach vor mir weglaufen. Lass mich rein oder komm raus!'"
 

"Okay, da werde ich nicht schlau draus aber es gibt offenbar ein Problem zwischen den beiden!", sagte Ino.
 

"Sakura, möchtest du mit Sasuke reden?", fragte Hinata.
 

Wollte ich mit Sasuke reden? Einerseits hatte ich das Gefühl, ihn nicht ertragen zu können. Andererseits war seine Reaktion komisch. Eben war ich zu erschöpft und schockiert gewesen. Aber irgendwas stimmte nicht. Ich konnte es nach wie vor nicht glauben. Diese Temari hatte mir gesagt, was sie getan hatten und Sasuke hatte es zugegeben aber ich konnte es nicht glauben. Es konnte einfach nicht wahr sein. Zumindest müsste er doch wenigstens ein schlechtes Gewissen haben. Aber es klang so, als verstand er gar nicht, was das Problem war.
 

Es klopfte laut an der Tür.
 

Alle schreckten hoch und sahen in Richtung Flur.
 

"Meint ihr, das ist Sasuke?", fragte Tenten.
 

"Wahrscheinlich!", sagte Karin.
 

Ino stand nach kurzem Zögern auf und ging hin. "Verschwinde Sasuke!", rief sie. "Sakura geht es nicht gut und du bist wahrscheinlich schuld, oder?"
 

"Mach nicht auf!", sagte Karin warnend. "Sonst kommt er auf jeden Fall rein und wir können ihn nicht daran hindern!"
 

"Ino, lass mich bitte rein", hörte ich Sasuke ruhig sagen. "Ich muss mit ihr reden."
 

"Hinata?", fragte Ino ein wenig überfordert. "Was meinst du?"
 

Hinata schwieg lange. Dann sagte sie: "Wir lassen ihn rein!"
 

Ich wusste nicht, ob ich das wollte. Aber ich hatte auch keine Lust etwas dagegen zu unternehmen.
 

"Okay!", sagte Ino. Sie ging entschlossen zur Tür und öffnete sie.
 

"Sasuke, bau jetzt ja keinen Scheiß!", sagte sie. "Sei jetzt bloß kein Arschloch, sie ist komplett am Ende! Hey! Hörst du mir zu?"
 

Aber Sasuke schien sie nicht zu beachten. Er ging auf Hinata zu und sagte ruhig: "Lässt du mich bitte mal da hin?"
 

"Lass es mich nicht bereuen, Sasuke!", sagte Hinata warnend. "Sakura hat einen Schock oder sowas."
 

Sie erhob sich, wich ein Stück zur Seite und Sasuke ging auf Höhe meines Kopfes vor dem Bett in die Hocke.
 

"Sakura, darf ich dich berühren?", fragte er sanft.
 

Ich schüttelte leicht den Kopf.
 

"Okay", sagte er. "Ich würde aber gerne mit dir reden. Ich weiß, ich bin manchmal ein Arsch. Aber du verhälst dich merkwürdig. Ich verstehe nicht, was ich getan habe, dass du derart heftig reagierst!"
 

Ich fühlte mich immer noch wie gelähmt. Gab es vielleicht ein Missverständnis? Mir fiel nur nichts ein, was die Sache mit Temari erklären könnte.
 

"Bitte sprich mit mir", sagte er sanft.
 

Seine Stimme war so beruhigend und liebevoll, dass ich plötzlich wieder das Gefühl hatte, etwas tun zu können. Ich setzte mich langsam auf und schob die Decke von mir herunter.
 

"Lasst ihr uns bitte kurz alleine?", fragte Sasuke in die Runde.
 

"Ich weiß nicht...", sagte Ino.
 

"Sakura, möchtest du mit Sasuke reden?", fragte Hinata wieder. "Wir könnten alle direkt draußen vor der Tür zum Flur warten."
 

Ich nickte. "Ja", sagte ich und musste mich gleich darauf räuspern. Meine Stimme klang ganz kratzig. "Ja, danke."
 

Die vier gingen mit einem misstrauischen Blick auf Sasuke nach und nach hinaus. Hinata schloss die Tür hinter sich.
 

"Sakura...", sagte Sasuke. "Du musst doch verstehen, dass ich mit dir abreisen möchte. Was ist denn die Alternative? Kannst du nicht verstehen, was ich mir für Sorgen mache? Alles, was ich sonst tun könnte, würde dir noch weniger gefallen. Ich weiß, du glaubst, du kannst vielleicht mit ihm reden aber ich glaube da einfach nicht dran."
 

"Warum hast du mit Temari geschlafen?", fragte ich. Ich hob den Kopf und sah ihm ins Gesicht. "Ich verstehe das nicht."
 

Er sah mich irritiert an.
 

"Sakura, ich verstehe wirklich nicht, warum dich das plötzlich so beschäftigt! Mit Ino habe ich doch auch geschlafen und das hat dich kaum gestört. Du hast doch auch schon zwei Freunde gehabt. Ich habe dir erzählt, dass es es mir schlecht ging und ich was mit Frauen angefangen habe, weil ich mich irgendwie spüren wollte."
 

Ich sah ihn verwirrt an. "Aber das mit Ino war doch bevor wir zusammen waren. Du kannst doch nicht einfach-"
 

"Warte!", sagte Sasuke plötzlich scharf. "Moment mal! Hat dir Temari etwa erzählt, ich hätte eben, kurz bevor du sie getroffen hast, mit ihr geschlafen?"
 

Ich starrte ihn an. "Ja! Sie hat gesagt, ihr hättet im Bad miteinander geschlafen und als ich ihr nicht geglaubt habe, hat sie gesagt, ich solle dich einfach fragen. Das habe ich und du hast gesagt 'ja verdammt'!"
 

Er lachte erleichtert auf und streckte seine Hand nach meiner Wange aus aber ich wich sofort zurück.
 

Er zog rasch seine Hand zurück und sah mich ernst an. "Okay, jetzt verstehe ich endlich, was dein Problem ist!"
 

Er klang ernst aber erleichtert. "Das stimmt einfach nicht Sakura. Ich habe mit 'ja' auf deine Frage geantwortet, weil ich in der Vergangenheit ein paarmal mit ihr geschlafen habe aber ich würde doch niemals wegen ihr unsere Beziehung aufs Spiel setzen! Ich verstehe gar nicht, dass du das wirklich geglaubt hast! Ich erwarte was Sex angeht von dir Exklusivität und das gilt natürlich anders herum auch, ich dachte das sei ganz klar!"
 

Plötzlich spürte ich, wie das Gefühl der Taubheit abnahm und ich wieder etwas fühlte. Ich schluchzte kurz auf vor Erleichterung.
 

"Darf ich dich bitte umarmen, Sakura?", fragte er vorsichtig und ich nickte und atmete einmal tief ein und aus.
 

Er stand auf, setzte sich neben mir aufs Bett und zog mich in seine Arme. Ich legte die Stirn an seine Schulter und legte ebenfalls die Arme um ihn. Es tat so unendlich gut seine Wärme zu spüren und seinen Geruch zu riechen. Plötzlich hatte ich das Gefühl alles wäre gar nicht mehr schlimm.
 

Eine Weile saßen wir einfach so da.
 

Dann sagte er leise: "Es tut mir wirklich leid, dass ich so überreagiert habe! Ich habe bloß nicht verstanden, wovon du überhaupt redest und dachte, du willst von dem Thema ablenken, dass ich abreisen will! Das hat mich total wütend gemacht. Ich hatte das Gefühl, du lässt mich auflaufen. Was hat Temari denn genau gesagt?"
 

Ich zog mich los und erzählte es ihm und er hörte ruhig zu aber er verzog verärgert das Gesicht.
 

"Okay, dafür bekommt sie auf jeden Fall was von mir zu hören!", sagte er gereizt. "Die spinnt doch komplett! Klar, sie war wahrscheinlich sauer und enttäuscht, dass ich sie abgewiesen habe, als sie ankam aber sowas zu behaupten nur damit du dich mies fühlst geht zu weit! Ich war die ganze Zeit wach und habe versucht mich wegen Neji zu beruhigen und Flugtickets zu bekommen. Und dann stand sie plötzlich vor der Tür und meinte, sie wollte reden. Und weil Ino heute Abend schon so emotional geworden ist und sich das aber ja scheinbar klären ließ, dachte ich, vielleicht könnte ich Temari auch klar machen, dass du mich verändert hast, ohne dass ich mich wie ein Arsch verhalte. Aber sie wollte gar nicht reden und war auf Sex aus und meinte, wir müssten es dir ja nicht sagen. Also hab ich ihr gesagt, dass sie gehen soll, bevor ich sie rausschmeiße. Sie war ziemlich sauer aber ich hätte nie gedacht, dass sie so einen Scheiß erzählt!"
 

Ich atmete nochmal tief ein und aus. Ich war so unendlich erleichtert.
 

"Und wenn du mir nicht glaubst, kannst du Naruto fragen!", sagte Sasuke. "Der war die ganze Zeit mit mir wach, ich habe ihm von Neji erzählt. Beziehungsweise er hat mich so lange belabert, bis ich es getan habe, weil ich so durch den Wind war und er unbedingt wissen wollte, was los war. Er kann dir bestätigen, dass ich maximal eine Minute mit ihr alleine im Flur stand!"
 

Ich streckte die Hand nach ihm aus und nahm seine. Er schloss seine Finger um meine Hand.
 

"Glaubst du mir?", fragte er und sah mir ins Gesicht.
 

"Ja, natürlich!", sagte ich. "Ich hätte nicht einfach weglaufen sollen, dann hätten wir das gleich klären können. Tut mir leid."
 

"Ich wollte eigentlich gerade zu dir rüber und mich für mein Verhalten entschuldigen und mit dir über die Flugtickets sprechen!", sagte er. "Darüber müssen wir aber nicht jetzt gleich reden, wenn du nicht willst. Es tut mir leid, dass ich so ausgerastet bin. Ich glaube bloß nicht, dass reden bei Neji helfe-"
 

"Ich habe heute Nacht mit Neji geredet", unterbrach ich ihn. Ich wollte es jetzt am besten direkt hinter mich bringen.
 

Sasukes Finger um meine Hand verkrampften sich. Ich sah ihm vorsichtig ins Gesicht. Er wirkte entsetzt.
 

"Was?", fragte er tonlos.
 

"Du hattest recht, es war nicht leicht", fuhr ich fort und sah ihm fest in die Augen. "Aber es hat am Ende funktioniert. Ich glaube das Problem ist aus der Welt."
 

Er starrte mich einfach nur an.
 

"Es tut mir leid, Sasuke!", sagte ich. "Aber ich musste es riskieren. Ihr beide wart total durchgeknallt und ich hatte richtig Angst, dass es eskaliert zwischen euch. Du hast auf dem Flug hier her selbst zugegeben, dass ihr euch ernsthaft verletzten würdet, wenn ihr euch richtig miteinander anlegt. Und du warst kurz davor, dich mit ihm anzulegen!"
 

Er riss mir seine Hand weg und stand auf.
 

"Es hätte schiefgehen können!", zischte er wütend.
 

Ich sah ihm mit festem Blick ins Gesicht. "Ja, hätte es!", sagte ich. "Aber es ist gut gegangen! Und was hätte ich bitte sonst tun sollen?"
 

Er öffnete wütend den Mund. Dann schloss er ihn wieder und funkelte mich zornig an.
 

"Okay!", sagte er und atmete aus, um sich zu beruhigen. "Okay. Das ist jetzt auch egal. Es ist jetzt ohnehin zu spät und es hat offenbar tatsächlich funktioniert. Aber ich will, dass du mir jetzt alles erzählst. Alles!"
 

"Das würde dir nicht gefallen", sagte ich zögerlich. "Belassen wir es einfach dabei!"
 

"Nein! Nein Sakura! Sicher nicht! Das kannst du nicht mit mir machen!", sagte er. "Ich will alles wissen! Jedes Detail!"
 

"Dann musst du aber versuchen, ruhig zu bleiben!", sagte ich. "Du musst es wirklich ernsthaft versuchen!"
 

"Das kann ich nicht versprechen!", sagte er kühl.
 

Ich schwieg und blickte ihn an. "Gut, ich versuche es!", sagte er gereizt.
 

Er steckte die Hände in die Hosentaschen und fing an im Zimmer auf und ab zu gehen. Er sah mich nicht an. Das machte mich nervös aber ich sah ein, dass er irgendwo hin musste mit seiner Energie.
 

"Also?", fragte er immer noch ziemlich gereizt.
 

Ich nahm mich zusammen und fing an zu erzählen. Ich versuchte nichts auszulassen und dabei trotzdem zu vermeiden zu beschreiben, wie unwohl ich mich gefühlt hatte. Sasuke sah mich die ganze Zeit nicht ein Mal an und ging stur hin und her. Nur das Zucken des Muskels an seinem Kiefer verriet, wie wütend er war. Als ich aufhörte zu sprechen blieb er stehen, legte den Kopf in den Nacken und blickte gut eine Minute an die Decke ohne sich zu rühren. Ich schwieg und wartete und die Zeit kam mir ewig lang vor. Dann wandte er sich mir zu und sah mich an.
 

"Das war verrückt! Das war absolut verrückt und ich wünschte du hättest es nicht getan!"
 

"Ich war mir sicher, dass es eine Chance gibt!", sagte ich ruhig. "Ich kann Menschen gut einschätzen. Das konnte ich schon immer." Ich lächelte vorsichtig. "Mit dir komme ich schließlich auch zurecht, oder?"
 

Er ignorierte, dass ich versucht hatte einen Scherz zu machen und musterte mich ausdruckslos. "Tja, offenbar hattest du Recht und es hat funktioniert."
 

"Du wirst jetzt zu Neji gehen, nicht wahr?", fragte ich schließlich in die Stille.
 

Er straffte die Schultern. "Allerdings."
 

"Bitte versuche so ruhig zu bleiben, wie du kannst, ja? Ich komme mit."
 

Er wandte sich wortlos um und ging zur Zimmertür. Er öffnete sie mit einem Ruck und Ino, Hinata, Tenten und Karin fuhren erschrocken zusammen.
 

"Was ist los?", fragte Ino sofort.
 

Sasuke drängte sich an ihren vorbei zu Tür und trat nach draußen. Ich folgte ihm rasch, ich hatte mir nicht mal die Zeit genommen meine Schuhe anzuziehen.
 

"Sakura, ist alles in Ordnung?", fragte Hinata besorgt.
 

"Ja!", sagte ich und lächelte sie an. "Tut mir leid wegen eben! Danke dass ihr so nett wart! Ich erkläre es euch später!"
 

"Wo geht ihr hin?", rief Tenten mir nach. Sasuke ging bereits zügig über den Platz auf den Bungalow von Neji zu und ich beeilte mich ihm zu folgen. Das vom Morgentau feuchte Gras kitzelte angenehm an meinen nackten Füßen.
 

"Hey!", rief Ino und ich nahm dunkel wahr, dass sie uns alle hinterher liefen.
 

"Sasuke!"
 

Naruto war in der Tür ihres Bungslows aufgetaucht und rannte auf uns zu. Sasuke ignorierte ihn.
 

"Sakura, was ist los?", fragte Naruto. "Ist wieder alles okay bei euch?"
 

"Ja!", sagte ich und bemühte mich, mit Sasuke Schritt zu halten. "Ich glaube schon. Lass ihn, ich glaube er hat sich im Griff."
 

Naruto warf mir einen nervösen Blick zu und lief neben mir hinter Sasuke her. "Na hoffentlich!", murmelte er skeptisch. "Ich wüsste übrigens gerne, was los ist!"
 

"Später!", sagte ich bloß.
 

Als wir um die Ecke bogen und dem Bungalow, in dem Neji, Gaara, Kankuro und Shino schliefen, näher kamen, sah ich, dass Neji auf der Treppe der Veranda saß.
 

Er hatte die Ellenbogen auf die Knie gestützt, die Hände gefaltet und den Kopf gesenkt. Er trug immer noch kein Shirt und seine Haare waren immer noch offen. Ich fragte mich, ob er etwa die ganze Zeit über hier gesessen hatte, seit er aus dem Wald gekommen war.
 

Erleichtert stellte ich fest, dass es keine negativen Emotionen in mir auslöste, ihn zu sehen. Offenbar hatte er nichts getan, was schlimm genug war, dass ich mich nun extrem unwohl fühlte in seiner Nähe. Aber natürlich war ich dieses Mal auch nicht alleine mit ihm.
 

Als Sasuke zwei Meter vor ihm stehen blieb, hob Neji den Kopf und sah Sasuke an.
 

"Ich habe auf dich gewartet", sagte er ruhig.
 

"Da bin ich", sagte Sasuke kalt.
 

Neji stand auf. Er warf mir einen kurzen Blick zu. Dann sah er wieder Sasuke an.
 

"Es tut mir leid", sagte er nach einer kurzen Pause. "Es tut mir leid und ich werde euch ab jetzt in Ruhe lassen. Deine Freundin ist wirklich mutig, Sasuke. Und sie kann sehr gut mit Worten umgehen. Sie hat mich zur Vernunft gebracht. Und ich bin dankbar dafür."
 

Er sah mich wieder an. "Es tut mit Leid Sakura!"
 

"Ist okay!", sagte ich und lächelte ihn vorsichtig an. Und es fühlte sich plötzlich wirklich so an. Zwischen mir und Sasuke war alles in Ordnung und das Problem mit Neji war aus der Welt. Ich fühlte mich glücklich. Glücklich und erleichtert.
 

Neji sah wieder zu Sasuke.
 

Als Sasuke sprach, bebte seine Stimme vor Zorn. "Hast du eine Ahnung, was sie für eine Angst gehabt haben muss? Hast du eine Ahnung, wie sie sich gefühlt haben muss?"
 

"Ja", sagte Neji leise und sah ihm fest in die Augen.
 

"Und damit ist es jetzt vorbei?", fragte Sasuke. "Endgültig?"
 

"Ja", sagte Neji mit fester Stimme. "Ich beneide dich Sasuke. Ich bin eifersüchtig. Sie ist stark. Sie hat gewonnen. Ich habe Probleme, um die ich mich kümmern muss und das werde ich versuchen."
 

Sie sahen sich einen Moment an und schwiegen.
 

"Ich weiß, dass du es tun musst", sagte Neji schließlich leise. "Ich habe es verdient. Tu es."
 

"Nein!", rief ich.
 

Aber es war zu spät. Sasuke hatte zwei schnelle Schritte nach vorne gemacht. Er holte aus und schlug Neji seine Faust ins Gesicht. Neji taumelte zur Seite und fiel fast hin. Aber er richtete sich wieder auf. Seine Lippe und seine Nase bluteten und auf seinem Kiefer entstand ein Bluterguss.
 

Er wischte sich beiläufig mit der Hand das Blut weg.
 

"Das war ja richtig sanft!", sagte er mit einem schiefen, sehr vorsichtigen Lächeln.
 

Sasuke schnaubte verächtlich. "Ich habe ihr gesagt, dass ich mich beherrschen würde. Bedank dich bei ihr, dass das alles war!"
 

Neji warf mir erneut einen kurzen Blick zu.
 

Sasuke trat einen Schritt vor und hielt Neji entschlossen die Hand entgegen. "Frieden?"
 

Nejis Augen weiteten sich überrascht. "Nach allem, was ich getan habe?"
 

"Sakura zuliebe!", sagte Sasuke. "Du bist immer noch ein Idiot und ich kann dich nicht leiden. Und ich weiß nicht, ob ich dir das jemals verzeihen kann. Aber für Sakura muss ich es versuchen. Sie hat zu viel gegeben und riskiert. Ich bin gezwungen, das jetzt zu tun. Alles andere wäre kleinlich und undankbar von mir."
 

Neji blickte Sasuke einen Moment fassungslos an. "Tja, sie hat wohl nicht nur auf mich einen positiven Einfluss", sagte Neji mit einem leichten Lächeln. "Ich hätte nie geglaubt, dass ich von dir mal etwas derart Selbstloses hören würde!"
 

Neji blickte auf Sasukes ausgestreckte Hand. Dann, nach kurzem Zögern, nahm er sie. "Frieden!"
 

"Was ist hier los?"
 

Alle drehten sich um. Kakashi und Kurenai eilten auf uns zu.
 

"Was ist hier verdammt nochmal los?", wiederholte Kakashi wütend. "Ich will SOFORT eine Antwort!"
 

"Das wüsste ich auch gerne!", hörte ich Ino leise zu Karin und Tenten sagen.
 

"Nichts!", sagte ich rasch zu Kakashi.
 

"Nichts?", fragte er tonlos und sah von Neji, der immer noch blutete, zu Sasuke, dessen Faust blutig war.
 

"Nichts!", wiederholte Sasuke.
 

"Und was ist mit dir?", fuhr Kakashi Neji an. "Ist das auch 'Nichts'?" Er deutete auf Nejis Gesicht.
 

"Ich habe keine Ahnung wovon Sie reden!", sagte Neji stur.
 

"Uchiha, Hyuga, Haruno, das wird Konsequenzen haben!", fauchte Kurenai wütend.
 

"Lassen Sie Sakura da raus!", sagten Sasuke und Neji wie aus einem Mund, schon wieder mit ihrem Befehlston.
 

"Sie hat nichts damit zu tun!", fügte Sasuke ärgerlich hinzu. "Es ist nur unsere Schuld!"
 

Kakashi und Kurenai starrten Sasuke und Neji wütend an, die ruhig zurück blickten. Von Nejis Kinn tropfte ein wenig Blut auf seine Brust.
 

"Ihr kommt auf keine Ausflüge mehr mit!", sagte Kakashi. "Ihr beide werdet hier bleiben und für den Rest der Woche nach jeder Mahlzeit das komplette Geschirr abwaschen. Per Hand! Das wird wahrscheinlich für euch beide eine ganz neue Erfahrung sein! Wenn ihr das akzeptiert und gewissenhaft ausführt, dann lassen wir Sakura da raus!"
 

"Okay", sagte Sasuke.
 

"Okay", sagte Neji.

Aussprache

Kakashi schien einen Moment überrascht zu sein, dass Sasuke und Neji ohne zu zögern eingewilligt hatten.
 

Er runzelte die Stirn. "Erst seid ihr euch einig und jetzt akzeptiert ihr sogar ohne Diskussionen oder blödes Getue eine Strafe?" Er sah zwischen mir, Sasuke und Neji hin und her. "Was ist da eigentlich los bei euch Dreien?"
 

"Das geht Sie nichts an", sagte Sasuke kühl. "Und es hat sich auch erledigt."
 

Neji warf Sasuke einen kurzen Blick zu und ich glaubte, so etwas wie Dankbarkeit zu erkennen. Aber Sasuke sah nicht zu ihm hin.
 

Kakashi schaute Sasuke finster an. "Das will ich wirklich hoffen! Euer Dojo und die Schule lasse ich aus der Sache raus aber ich werde das euren Vätern mitteilen. Ich hatte euch gewarnt!"
 

"Tss", machte Sasuke und Neji verzog das Gesicht.
 

Ich war auch nicht begeistert von der Vorstellung. Fugaku Uchiha würde nicht erfreut sein, dass sein Sohn sich meinentwegen prügelte. Schon wieder. Das letzte Mal hatte Sasuke behauptet, seinen Vater interessiere nur, ob er gewann und ob es dem Ruf der Familie oder des Unternehmens schadete aber da waren wir auch noch nicht zusammen gewesen und er hatte wahrscheinlich vor mir auf cool machen wollen. Und damals war er sogar zu spät zur Schule gekommen, weil ihm sein Vater deswegen einen Vortrag gehalten hatte. Hoffentlich sorgte das nicht für Probleme.
 

Allerdings glaubte ich nicht, dass sich Kakashi umstimmen lassen würde. Er musste zumindest einen Teil seiner Drohung von Montag auf dem Parkplatz wahr machen, wenn er seine Autorität behalten wollte.
 

"So Neji!", sagte Kurenai streng. "Dann komm mal mit, wir bringen dich zu einem Arzt!"
 

"Nicht lötig!", sagte Neji kühl aber sie wollte nichts davon wissen.
 

"Wenn der Vorzeigesprössling der Hyugas unter meiner Aufsicht verletzt wird, bin ich am Ende noch diejenige, die ein Problem bekommt, weil ich meiner Aufsichtspflicht nicht nachgekommen bin oder so ein Blödsinn! Ich habe keine Lust mich plötzlich mit euren Anwälten auseinder setzten zu müssen, nur weil wir am Ende irgendwas übersehen! Wir gehen zum Arzt!"
 

Kakashi sah Sasuke an und sagte: "Wir beide gehen mit! Deine Hand blutet!" Er blickte streng in die Runde. "Und ihr anderen baut mal bitte für eine halbe Stunde keinen Mist, bis wir wieder da sind!"
 

Ich hatte beinahe ausgeblendet, dass Hinata, Naruto, Ino, Tenten und Karin das Ganze ja gespannt beobachtet hatten. Nun wurde es mir schlagartig bewusst und das alles war mir plötzlich sehr unangenehm. Aber in anbetracht dessen, wie ich mich die letzten Stunden gefühlt hatte, kam mir das vergleichsweise banal vor.
 

Sasuke hob seine Hand und sah sie sich an, als hätte er jetzt erst gemerkt, dass sie verletzt war. Es stimmte. Da war nicht nur Nejis Blut. Die Verletzung, die er sich an der Wand des Bungalows aus Wut selbst zugefügt hatte, war durch den Schlag gegen Neji wieder aufgegangen.
 

Sasuke sah wieder auf. "Nein", sagte er und blickte kurz zu mir. "Ich bleibe hier!"
 

Ich wusste, dass er mich bloß nicht alleine lassen wollte.
 

"Mir geht es gut Sasuke!", sagte ich daher rasch. "Wirklich! Ich bin eigentlich nur total müde und möchte schlafen. Geh zum Arzt!"
 

Sasuke sah mich unschlüssig an. Und Kurenai musterte mich kritisch, als wollte sie schon wieder nachfragen, was eigentlich passiert sei.
 

"Hinata und ich sind doch auch noch da!", sagte Naruto zu Sasuke. "Jetzt mach keinen Stress und geh einfach mit!"
 

"Genau!", sagte Hinata freundlich, ging zu mir hinüber und nahm meine Hand. "Komm Sakura, gehen wir rein!"
 

"Ich muss nicht zum Arzt!", sagte Sasuke und er klang schon wieder wütend.
 

Aber Kakashi wollte sich wohl aus dem gleichen Grund wie Kurenai absichern und Sasuke stöhnte genervt und willigte schließlich ein.
 

"Was zur Hölle ist denn eigentlich passiert?", fragte Ino, als sie, Hinata, Naruto, Tenten, Karin und ich wieder über den Platz auf unseren Bungalow zu gingen.
 

Ich hatte auf die Frage gewartet und blieb vor der Tür stehen, weil Naruto ja nicht mit rein durfte und er natürlich auch eine Antwort haben wollte. Zumindest sah er mich aufmerksam an. Das taten sie alle.
 

Und ich war mir sicher, dass ich ihnen das lieber nicht allzu genau sagen wollte. Ich glaubte, dass es Neji wirklich leid tat. Dass er begriffen hatte, was er fast getan hätte. Auch wenn ich ihm immer noch nicht zutraute, dass er es wirklich durchgezogen hätte. Und ich wollte ihm eine Chance geben. Wenn ich nun jemandem davon erzählte, machte ich das für ihn beinahe unmöglich. Das würde nur neue negative Emotionen schaffen und für neuen Schmerz und Hass sorgen. Und das mit Neji hatte ich auch gerade so verkraften können. Was für mich zu viel gewesen war, war dieser kurze Moment, in dem ich hatte glauben müssen, dass ich mich in Sasuke getäuscht hatte.
 

Und das, obwohl ich mich seit jeher so sehr auf meine Fähigkeit verließ, Menschen richtig gut einschätzen zu können. Das hatte mir plötzlich die Sicherheit genommen, dass ich auch Neji richtig einschätzen hatte können. Das hatte mich plötzlich daran denken lassen, was passiert wäre, wenn ich mich doch geirrt hätte. Aber vor allem hatte ich panische Angst gehabt, dass nun zwischen Sasuke und mir alles zerstört gewesen wäre. Und das war zu viel für mich gewesen. Das war es gewesen, was mich hatte zusammenbrechen lassen.
 

"Sakura?", fragte Tenten behutsam. Sie warteten alle auf eine Erklärung und ich musste ihnen einen geben. Ich entschied mich für die Wahrheit aber ohne ins Detail zu gehen.
 

"Also", setzte ich an, "ihr habt ja mitbekommen, dass ich in diesen ewigen Streit zwischen Neji und Sasuke hineingeraten bin. Beziehungsweise Neji hat mich irgendwie mit reingezogen, um Sasuke zu ärgern. Und das hat sich alles immer mehr hochgeschaukelt bis es gestern Abend fast eskaliert wäre. Ich habe mich deswegen mit Sasuke gestritten, weil wir unterschiedliche Vorstellungen hatten, wie wir damit umgehen sollten. Und heute Nacht bin ich zu Neji gegangen, weil ich mit ihm reden wollte, weil ich hoffte, das Problem endlich ausräumen zu können."
 

Ich nahm wahr wie Naruto mich bei diesen Worten entsetzt ansah aber ich beachtete ihn nicht und fuhr fort. "Das hat auch geklappt. Aber Sasuke war wütend darüber und naja, den Rest habt ihr ja eben gesehen."
 

"Ja, aber was hat denn Neji genau gemacht?", fragte Tenten leise und vorsichtig. "Was hat Sasuke gemeint, als er eben sagte 'kannst du dir vorstellen, was für eine Angst sie gehabt haben muss'?"
 

Naruto sah mich immer noch völlig entgeistert an und Hinata wirkte ähnlich schockiert also sah ich lieber die andern drei an. Das kam mir leichter vor.
 

"Darüber möchte ich nicht reden, tut mir leid", sagte ich. "Es ist ja jetzt alles gut und das ist die Hauptsache. Außerdem war das nicht der Hauptgrund für meinen Zustand vorhin."
 

Und ich erzählte ihnen von Temari und dem Missverständnis zwischen Sasuke und mir. Es war irgendwie befriedigend, dass sie sich alle furchtbar über Temari aufregten und anfingen sie zu beschimpfen. Und das war auch insofern gut, dass es sie von Neji ablenkte.
 

Nur Naruto und Hinata sahen immer noch etwas unzufrieden aus. Sie beließen es dabei aber ich war sicher, dass Naruto später alles aus Sasuke herausquetschen würde und es dann natürlich Hinata und wahrscheinlich auch Kiba und Shikamaru erzählen würde.
 

"Es tut mir jedenfalls leid, dass ich nicht reagiert habe!", sagte ich. "Ihr habt euch vermutlich ziemliche Sorgen gemacht."
 

"Jaa, das war mega krass, du warst total komisch!", sagte Karin nervös und ich wusste, dass ich nun auch das kurz würde erklären müssen.
 

"Das liegt daran, dass ich in der Vergangenheit etwas erlebt habe, was schlimm für mich war", sagte ich. "Ich war deswegen in psychologischer Behandlung und dort wurde mir erklärt, dass das ein Schutzmechanismus ist, der auftreten kann, wenn einem alles zu viel wird. Es fühlt sich dann alles dumpf an und man ist wie betäubt. So ging es mir vorhin. Das geht immer irgendwann wieder weg aber ich kann es nicht kontrollieren und muss einfach warten, bis das abflaut. Tut mir leid, dass ihr euch Sorgen gemacht habt."
 

"Jetzt mach dich nicht lächerlich!", sagte Ino streng. "Dafür musst du dich nun wirklich nicht entschuldigen!"
 

"Was ist denn in deiner Vergangenheit passiert?", fragte Tenten vorsichtig.
 

Aber Ino antwortete, bevor ich es konnte. "Tenten, wenn sie das hätte erzählen wollen, hätte sie es eben nicht bewusst so wage formuliert! Lass sie in Ruhe!"
 

"Genau!", sagte Hinata ein wenig künstlich gut gelaunt aber mit einem Ton der das Thema beenden sollte. "Sakura, wie wäre es, wenn du eine Dusche nimmst, um etwas runter zu kommen und dich dann ein paar Stunden hinlegst?"
 

Sie blickte die anderen drei an. "Wir können ja alles rausholen, was wir fürs Erste brauchen und dann zum Frühstück gehen und anschließend erstmal ein paar Stunden am Strand bleiben, damit Sakura etwas Ruhe hat, oder?"
 

"So machen wir es!", sagte Ino und klatschte zufrieden in die Hände. Mir fiel auf, dass Ino Hinata mit einem völlig neuen Respekt betrachtete. Vielleicht war ihr aufgegangen, dass Hinata nicht schwach und schüchtern war, nur weil sie sehr zurückhaltend war.
 

"Ich seid wirklich nett!", sagte ich und lächelte ein wenig unsicher. "Das ist lieb von euch!"
 

"Das ist doch gar kein Problem!", sagte Tenten und Karin lächelte mich an.
 

Naruto musterte mich immer noch skeptisch.
 

"Lass es gut sein, ja?", sagte ich zu ihm.
 

Er zuckte mit den Schultern. "Wie du willst. Aber ich staune wirklich, dass Sasuke nicht mehr ausgetickt ist. Ich kann mir denken was...Ich meine, wenn sowas mit Hinata..."
 

Aber Hinata fing seinen Blick auf und sie schüttelte leicht den Kopf und Naruto brach seinen Satz ab.
 

"Okay. Egal", sagte Naruto resigniert. "Ich gehe zu uns rein und wecke Kiba und Shikamaru und werde mit ihnen auf Sasuke warten. Ich will hören, was er dazu zu sagen hat!"
 

Damit wandte er sich ab und ging auf ihren Bungalow zu.
 

Als ich geduscht hatte, hatten Hinata und die anderen sich wirklich ein paar Sachen zusammengesucht, sodass sie vorerst nicht mehr hineinkommen mussten und als sie gegangen waren und ich mich in meine Decke kuschelte, schlief ich auf auf der Stelle ein. Ich war vollkommen erledigt.
 

Ich schlief viel länger, als ich es eigentlich vor gehabt hatte und erwachte erst am Nachmittag. Mein Smartphone zeigte 16 Uhr an. Ich fühlte mich völlig überhitzt und musste mich erstmal aus der Decke herauskämpfen. Aber abgesehen von dieser vorübergehenden Zerknautschtheit fühlte ich mich wieder super. Wahrscheinlich half es auch, dass meine Periode endlich aufgehört hatte und ich mich danach immer recht vital fühlte.
 

Ich zog mich gut gelaunt an und band meine Haare locker hoch. Trotzdem war ich ein bisschen verunsichert, als ich durch den Flur ging und die Tür nach draußen auf die Veranda öffnete. Ich fragte mich nämlich, wie viele Leute das ganze Drama, oder vielmehr Teile davon, wohl mitbekommen hatten.
 

Es würde sich ja schließlich nicht verheimlichen lassen, dass Sasuke und Neji nun nach den Mahlzeiten würden abwaschen müssen. Und das alleine würde für eine Menge Aufmerksamkeit sorgen.
 

Nach dem, was ich bisher mitbekommen hatte, kamen die beiden meistens mit allem durch was sie so taten.
 

Kiba hatte mir einmal erzählt, dass Sasuke vor ein paar Jahren mal Nachsitzen aufgebrummt bekommen hätte, aber es einfach ignoriert hätte und daraus keine weitere Konsequenz erfolgt wäre.
 

Ich konnte mir auch vorstellen warum. Wahrscheinlich hatte keiner der Lehrer Lust, wegen so einer Lappalie Fugaku Uchiha zu belästigen. Zumal der ja, wie Hinata vermutete, der Schule vielleicht sogar Geld spendete. Und bei Neji hatte ich bisher auch nicht den Eindruck gehabt, dass er sich von Lehrern was sagen ließ. Also würde es auffallen, dass sie dieses Mal offenbar beide vor hatten, ihrer Strafe nachzukommen.
 

Zudem würde natürlich Sasukes verletzte Hand und vor allem Nejis Gesicht auffallen. Und dann würden unsere Mitschüler versuchen alles darüber herauszufinden. Naruto, Hinata und Shikamaru würden vielleicht schweigen. Aber Kiba, Ino, Tenten und Karin machten sich, meiner Einschätzung nach, gerne mal ein wenig wichtig und würden also wahrscheinlich erzählen, was sie mitbekommen oder beobachtet hatten. Das war okay, ich konnte es verstehen. Wenn es einen nicht selbst betraf, war es immer spannend, wenn irgendwas Aufregendes passierte.
 

Und Gaara, Kankuro und Shino würden sich natürlich auch etwas zusammen reimen können, selbst wenn Neji nichts zu ihnen sagte. Auf jeden Fall war klar, dass ich mich besser darauf einstellen sollte, dass ich mal wieder mehr Aufmerksamkeit bekommen würde, als mir lieb war.
 

Aber am meisten interessierte mich eigentlich, wie es Sasuke und seiner Hand ging. Ich hörte etwas Lärm vom Strand heraufdringen. Auf dem Platz waren auch ein paar Mitschüler.
 

Aber ich brauchte gar nicht zu überlegen, wo ich zuerst nach Sasuke suchen sollte, denn er saß auf der Treppe unserer Veranda und drehte sich zu mir um, als ich die Tür öffnete.
 

"Hey!", sagte ich, glücklich ihn zu sehen.
 

"Hey!", antwortete er mit einem Lächeln und wollte aufstehen aber ich ging rasch zu ihm hinüber und setzte mich neben ihm auf die Stufen. Die Sonne schien schön warm auf meine nackten Beine, weil ich wieder meinen kurzen Jeansrock trug.
 

"Wie geht es deiner Hand?", fragte ich, bevor er etwas sagen konnte. Er hatte einen leichten Verband um die Knöchel.
 

"Nicht der Rede wert!", sagte er und er klang ganz gut gelaunt.
 

"Wieso sitzt du hier? Hast du auf mich gewartet? Tut mir leid, ich bin eben erst aufgewacht!"
 

"Ja, ich wollte da sein, wenn du wach wirst", sagte er und musterte mich prüfend. "Wie fühlst du dich?"
 

"Super!", sagte ich zufrieden und streckte mich. "Und du? Hast du auch geschlafen?"
 

"Hmm", machte er bestätigend. "Ein paar Stunden, als ich vom Arzt wieder kam. Dann war ich schnell was zu Mittag essen und dann habe ich mit Neji abgewaschen. Naja...", er hob die Hand mit dem Verband, "in meinem Fall abgetrocknet."
 

"Wie war es?", fragte ich. "Also mit Neji? Geht es ihm auch okay?"
 

Er zuckte mit den Schultern.
 

"Sein Gesicht wird schon wieder. Und ansonsten war es für mich natürlich alles andere als toll, den halben Tag mit ihm zu verbringen. Ich habe die ganze Zeit das Bedürfnis, ihm noch eine reinzuhauen. Aber es war aushaltbar. Wir haben seit wir zum Arzt los sind kein Wort miteinander geredet und das war vielleicht auch besser so. Wenn man bedenkt, dass er mir eigentlich normalerweise bei jeder Gelegenheit nen blöden Spruch reindrückt, ist das gewissermaßen eine ziemlich positive Entwicklung."
 

"Und wie war es noch mit Kakashi und Kurenai?", fragte ich.
 

Er schnaubte. "Die haben uns die ganze Zeit Vorträge gehalten und versucht herauszufinden, was los war. Aber mit denen haben wir auch kein einziges Wort geredet."
 

Mein Mundwinkel zuckte und ich biss mir leicht in die Wange, um mich zusammenzureißen. Das war eigentlich kein Moment, um zu lachen. Es musste schwierig für Sasuke sein, mit Neji Zeit zu verbringen, weil er sich wahrscheinlich die ganze Zeit vorstellte, wie es im Wald gewesen war.
 

Aber irgendwie hatte ich es mir gerade witzig vorgestellt, wie Sasuke und Neji, wahrscheinlich mit verschränkten Armen oder den Händen in den Hosentaschen, mit Kakashi und Kurenai im Wartezimmer gesessen hatten und sich beide stur geweigert hatten, ein Wort von sich zu geben.
 

Das hatte Kakashi und Kurenai wahrscheinlich gar nicht gefallen und ich vermutete, dass sie mich auch nochmal darauf ansprechen würden, wenn sie mich alleine erwischten. Aber ich würde natürlich auch nichts sagen.
 

Ich fand nach wie vor, dass weder Sasuke noch Neji wirklich Schuld an dem waren, was passiert war. Ihre Familien und der Druck der seit jeher auf ihnen lastete, hatten diese Situation herbeigeführt. Neji wäre natürlich schuld gewesen, wenn er etwas getan hätte. Aber das hatte er nicht. Er hatte sich aus freien Stücken dagegen entschieden.
 

"Findest du das etwa lustig?", fragte Sasuke ein wenig gereizt. Er hatte es wohl leider gesehen.
 

"Nein", sagte ich rasch und setzte eine ernste Miene auf. Es klappte so halb.
 

Sasuke warf mir einen ärgerlichen Bilck zu.
 

Ich legte den Kopf schief und sah ihn an. "Bist du sauer auf mich? Weil ich das getan habe?"
 

Er seufzte. "Ja und nein. Irgendwie schon. Ich finde immer noch, dass es leichtsinnig war. Aber ein Teil von mir ist auch froh, dass das Problem jetzt scheinbar wirklich aus der Welt ist. Sehr froh sogar. Doch du hättest vorher mit mir reden sollen. Ich hätte wenigstens irgendwie mitkommen können oder etwas in der Art. Dann wäre ich im Notfall da gewesen. Aber wahrscheinlich hätte ich es ohnehin nicht ausgehalten, mich nicht einzumischen. Keine Ahnung."
 

"Du hättest mich gar nicht gehen lassen!", sagte ich.
 

"Und mit dir zu reden, wenn du anderer Meinung bist, funktioniert super Sasuke!", fügte ich sarkastisch hinzu. "Du weißt ganz genau, dass ich mehrfach versucht habe, mit dir darüber zu sprechen, dass ich gerne mit Neji reden würde! Aber du hast jedes mal mit Dominanz reagiert. Du hast nicht zugelassen, dass wir darüber reden! Du wolltest davon einfach nichts hören!"
 

"Ja, ich weiß", sagte er leise und rupfte eine Pflanze aus dem Boden, die neben seinem Bein wuchs. Er ließ sie achtlos fallen.
 

"Die Pflanze kann da auch nichts für!", sagte ich belustigt und er schnaubte.
 

Ich stand auf, hockte mich vor ihn hin und nahm die Pflanze. Er hatte sie mitsamt der Wurzel rausgezogen, sie war noch ganz. Also steckte ich sie kurzerhand wieder in den Boden.
 

Dann wandte ich mich ihm zu und legte meine Hände auf seine Knie. Ich sah zu ihm auf. Er musterte mein Gesicht, hob seine Hand und strich mir sanft über die Wange.
 

"Ich weiß, dass du mich beschützen willst, Sasuke", sagte ich so einfühlsam wie möglich. "Und das tust du ja auch. Ich fühle mich sicher und geborgen, wenn ich bei dir bin. Und glücklich. Aber mit deinen Alleingängen erreichst du manchmal, dass ich mich auch zu Alleingängen genötigt sehe. Verstehst du das?"
 

Er sah mich nur an und sagte nichts, also fuhr ich fort.
 

"Meine Lösung war vielleicht ein wenig zu riskant. Aber deine hätte das Problem nur aufgeschoben und du weißt doch selbst genau, dass du früher oder später mit Gewalt auf ihn reagiert hättest. Nicht weil du das wolltest, sondern weil du irgendwann das Gefühl gehabt hättest, keine Wahl mehr zu haben."
 

Er schwieg, immer noch mit der Hand an meiner Wange.
 

"Aber wenn wir ausführlich und in Ruhe darüber geredet hätten, vielleicht hätten wir gemeinsam eine Lösung finden können, die besser gewesen wäre. Besser als das, was jeder von uns alleine hat aufbieten können. Findest du nicht, dass ich da recht habe?"
 

Er schwieg weiter und bewegte seine Finger ganz zärtlich von meiner Wange zu meinen Lippen. Seine Berührung war so leicht, dass ich sie kaum spürte.
 

"Ja, vielleicht", sagte er schließlich leise und ich liebte ihn so sehr in diesem Moment.
 

"Dann versuchen wir in Zukunft, gemeinsame Lösungen für Probleme zu finden und du versuchst dir meine Meinung zu Dingen anzuhören?", fragte ich und lächelte leicht.
 

"Ja", sagte er und nahm seine Finger wieder von meinen Lippen. Was ich schade fand. Ich sehnte mich nach ihm.
 

Ich dachte daran, dass ich Sasuke auch nicht gesagt hatte, dass ich das mit dem Mann in der Gasse beobachtet hatte. Das sollte ich vielleicht bei Gelegenheit tun.
 

Und vor allem dachte ich an die Sache mit dem Vertrag, den sein Vater mich hatte unterschreiben lassen wollen. Das musste ich ihm eigentlich unbedingt erzählen. Ich hatte Fugaku zwar gesagt, dass ich es nicht tun würde aber ich dachte immer mehr, dass ich mich wie Sasuke verhielt, wenn ich ihm das verheimlichte, nur um ihn zu schützen. Eigentlich hatte er ein Recht auf die Wahrheit.
 

Aber ich hatte Angst vor Sasukes Reaktion. Dem würde ich mich stellen. Bald. Bloß dachte ich, dass ich Fugakus Zorn besser erst auf mich ziehen sollte, wenn ich wusste, wie er es aufnahm, dass Sasuke sich wieder meinentwegen mit Neji angelegt hatte. Ich wollte so sehr vermeiden, dass Fugaku mich wieder loswerden wollte. Er spielte in Sasukes Leben eine so große Rolle, dass unsere Beziehung nur funktionieren würde, wenn ich irgendwie mit seinem Vater zurecht kam. Vielleicht konnte ich Fugaku sogar dazu bringen, dass er es Sasuke selbst sagte. Das wäre am allerbesten.
 

Sasuke sah mich immer noch an und in seinem Blick lag so viel Sanftheit, dass es mich ganz glücklich machte. Ich richtete mich auf seine Knie gestützt leicht auf und küsste ihn. Er erwiderte den Kuss und ich genoss die Nähe zu ihm.
 

Trotzdem, dachte ich, war er seltsam zurückhaltend. Nicht, dass ich diese sanfte Art nicht ebenso liebte. Aber ich hatte das Gefühl, als würde er mich wie etwas Zerbrechliches behandeln und das störte mich.
 

Doch mir blieb keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn in diesem Moment kamen Naruto, Kiba und Shikamaru aus der Tür von ihrem Bungalow.
 

"Heeey Sakura!", rief Kiba und sie kamen zu uns herüber. Ich richtete mich auf und Sasuke stand ebenfalls auf.
 

"Heftige Sache!", sagte Shikamaru.
 

"Sasuke hat es uns erzählt!", sagte Naruto. "Sakura, bist du sicher, dass wir Neji nicht im See ertränken sollen? Du musst nur ein Wort sagen!"
 

"In diesem Fall wäre sogar ich dafür!", sagte Shikamaru grinsend. "Und eigentlich ist mir sowas echt zu anstrengend!"
 

Ich lachte. "Ihr seid toll!", sagte ich. "Aber nein, danke! Für mich ist alles in bester Ordnung!"
 

"Da kommen sie!", sagte Kiba und deutete über den Platz.
 

Hinata, Ino, Karin und Tenten kamen vom Stand her auf uns zu. Sie hatten alle Bikinis an und ich freute mich total zu sehen, dass Hinata mit ihnen lachte. Es sah aus, als hätten sie den Tag zusammen verbracht und sich gut verstanden.
 

Als sie mich sahen, liefen sie erfreut auf uns zu und dann wurde alles ziemlich trubelig. Offenbar hatten sie geplant, alle zusammen runter in den nächsten Ort zu gehen und Eis zu essen und ein bisschen durch die Geschäfte zu bummeln.
 

"Kommt ihr mit?", fragte Ino mich und Sasuke.
 

"Darfst du das?", fragte ich Sasuke unsicher.
 

Er zuckte mit den Schulten. "Kakashi hat gesagt 'keine Ausflüge'. Das ist ja kein offizieller Ausflug. Ich schätze mal, damit kann ich mich rausreden. Wenn du willst, gehen wir mit."
 

"Oh ja!", sagte ich glücklich.
 

Es dauerte eine Weile, bis Hinata und die anderen sich umgezogen und etwas hübsch gemacht hatten und ich wartete draußen mit den Jungs.
 

"Maaaan, du hast es gut, dass deine Freundin nicht so lange im Bad braucht!", sagte Shikamaru genervt zu Sasuke.
 

Kiba lachte. "Und trotzdem sieht sie besser aus, als alle anderen."
 

"Danke für das Kompliment!", sagte ich lachend. "Vielleicht habe ich aber auch einfach nicht so viele Sachen und muss daher nicht so viele Optionen anprobieren!"
 

Trotz meiner scherzhaften Antwort, war ich tatsächlich ein kleines bisschen neidisch, als die vier in hübschen Sommerkleidern mit ihren bunten, leichten und teuer aussehenden Stoffen heraus kamen. Ich fand, sie sahen alle wunderschön aus.
 

Ich schloss mich den Jungs an, die ihnen Komplimente machten und Ino nahm sie überheblich an, während Hinata verlegen kicherte.
 

Sasuke schwieg und beobachtete mich von der Seite nachdenklich aber als ich ihn fragend ansah, griff er bloß nach meiner Hand und wandte sich zum gehen.
 

Selbst sein Griff um meine Hand war merkwürdig vorsichtig. Überhaupt fasste er mich für gewöhnlich mehr an. Er war eigentlich ständig damit beschäftigt, sein Revier zu markieren und legte mir immerzu seinen Arm um die Schultern oder um die Taille, er fasste meine Haare an oder er küsste mich demonstrativ vor anderen. Manchmal nervte mich das aber es war auch in Ordnung, so war er eben. Aber nun war davon nichts zu bemerken.
 

Doch mir blieb wieder keine Zeit, um darüber nachzudenken, denn alle redeten und lachten durcheinander und ich genoss den Weg in der Spätnachmittagssonne hinunter ins Dorf. Es war auf Touristen ausgelegt und alles war sehr hübsch und in gutem Zustand.
 

Wir saßen eine Weile alle zusammen in einem Café am Wasser und aßen Eis und danach bummelten wir durch ein paar Geschäfte in einer hübschen kleinen Straße mit Blick auf den See. Es war wirklich traumhaft verwunschen hier.
 

Ino, Karin und Tenten wollten irgendwann unbedingt in ein teuer aussehendes Bekleidungsgeschäft und weil Ino und Karin ewig Kleider anprobierten, zog ich aus Spaß auch eins an. Es hatte einen wunderbar weichen Stoff und war weiß und fließend. Das war zur Abwechslung ganz nett, die meisten meiner Klamotten waren schließlich schwarz.
 

"Ohhhh!", rief Hinata begeistert, als sie mich sah.
 

"Simmt, nicht schlecht!", sagte Ino mit einer Mischung aus Neid und Anerkennung. "Du solltest es kaufen!"
 

"Lieber nicht, es ist ganz schön teuer!", sagte ich. Es kostete 300 EUR. Definitiv nicht meine Welt.
 

"Dafür kriegt man ja Taschengeld von seinen Eltern oder?", sagte Ino unbekümmert. "Also ich kaufe mir eins!"
 

Hinata sagte zum Glück nichts. Kurz hatte ich den Eindruck gehabt, dass sie Ino sagen wollte, dass ich keine Eltern hatte, die mir Taschengeld geben könnten. Und ich fragte mich amüsiert, wie hoch Inos Taschengeld sein musste, wenn sie sowas einfach spontan entscheiden konnte.
 

"Kommt ihr langsam?", fragte Naruto grinsend, der mit Sasuke im Eingang lehnte und uns schon seit ein paar Minuten zusah. Shikamaru stand mit Kiba draußen und rauchte.
 

Ich verließ mit Tenten plaudernd den Laden und wir stellten uns zu Shikamaru und Kiba, während Hinata Narutos Rat wollte, ob sie ein bestimmtes Kleid kaufen sollte oder nicht und Ino und Karin ihre Einkäufe bezahlten.
 

"Wo ist Sasuke?", fragte ich, als sie schließlich alle herauskamen.
 

"Kommt gleich", sagte Naruto und sie setzten sich alle langsam in Bewegung, zurück in Richtung unserer Unterkunft. Es würde bald Zeit fürs Abendessen sein. Und weil ich, bis auf Eis, den ganzen Tag nichts gegessen hatte, freute ich mich auf eine richtige Mahlzeit.
 

Sasuke holte uns ein, bevor ich zwei Schritte getan hatte.
 

"Was hast du-", setzte ich an, dann fiel mein Blick auf die Tüte in seiner Hand. Er hielt sie mir hin.
 

"Oh", sagte ich überrascht, geschmeichelt und vor allem sehr verlegen.
 

"Du wolltest das Kleid doch", sagte er mit einem schiefen Lächeln. "Und ich habe gesehen, wie du vorhin die anderen gemustert hast, als sie aus eurem Bungalow kamen."
 

Ich sah ihn unsicher an. Eigentlich war das ziemlich süß von ihm.
 

"Nimm es bitte an!", sagte er sanft. "Du sahst so glücklich aus, als du es anhattest. Und ich wollte dir sowieso gerne etwas kaufen."
 

Ich zögerte.
 

"Und falls es dir hilft es anzunehmen, die Flugtickets konnte ich wieder stornieren, weil du eine bessere Lösung für das Problem mit Neji gefunden hast", fügte er grinsend hinzu. "Die Tickets hätten noch viel mehr gekostet, insofern hast du mir eigentlich sogar Geld gespart!"
 

"Danke", sagte ich ganz leise und mit einem vorsichtigen Lächeln.
 

Ich streckte die Hand aus und nahm die Tüte. Ich steckte meine Finger hinein und berührte glücklich den Stoff. So etwas Schönes hatte ich noch nie besessen. Das war ein extrem teures Geschenk. Aber es wäre albern, das nun abzulehnen. Und außerdem freute ich mich darüber, dass er so aufmerksam war.
 

"Danke Sasuke!", sagte ich strahlend, schlang die Arme um seinen Hals und umarmte ihn.
 

"Gerne!", sagte er zufrieden und griff wieder nach meiner Hand, als ich ihn los ließ.
 

"Hör bitte auf, so perfekt zu sein, du Arsch!", rief Kiba ihm zu. "Jetzt kommen wir rüber wie die letzten Trottel!"
 

Sasuke schnaubte und Naruto lachte.
 

"Jetzt kommt mal in die Gänge, ich hab Hunger!", sagte Shikamaru belustigt und wir folgten den andern zurück. Es war ein wunderschöner Nachmittag gewesen.
 

Trotzdem wurmte es mich ein klein wenig, dass Sasuke sich so vorsichtig verhielt, vor allem was Berührungen betraf. Nicht, dass ich das unbedingt schlecht fand. Es war angenehm, dass er zur Abwechslung mal nicht ständig rücksichtslos machte, was er wollte. Das konnte bisweilen recht anstrengend sein und man musste ständig kleine Kämpfe mit ihm austragen, um neben ihm bestehen zu können. Allerdings, wenn ich ganz ehrlich zu mir war, fand ich genau das auch irgendwie ein bisschen spannend.
 

Aus irgendeinem Grund hatte er offenbar das Gefühl, mich vorsichtig behandeln zu müssen. Aber ich wollte nicht vorsichtig behandelt werden. Ich könnte mit ihm darüber reden. Doch ich hatte fürs erste genug von ernsten Gesprächen.
 

Ich lächelte belustigt in mich hinein. Vielleicht sollte ich ihn einfach ein bisschen provozieren, bis ihm auffiel, dass er eigentlich gar keine Lust hatte, mich vorsichtig zu behandeln.

Verlangen

Als wir zurück kamen, waren schon viele unserer Mitschüler auf dem Platz und gingen auf den Eingang des Speisesaals zu. Offenbar waren wir genau rechtzeitig zum Essen zurück gekommen. Zum Glück, ich war am verhungern.
 

Trotzdem war ich auch nicht allzu scharf auf die Vorstellung, mich gleich unter alle meine Mitschüler zu mischen, weil ich befürchtete, dass es einiges an neugierigen Blicken geben würde. Und genau das passierte auch. Manche gaben sich nichtmal groß Mühe, ihre Neugier zu verbergen und tuschelten offensichtlich miteinander. Doch ich stellte erfreut und erstaunt fest, dass mir das gar nicht mehr so viel auszumachen schien wie früher.
 

Vielleicht fühlte ich mich mit Sasuke, Hinata und den anderen so gut aufgehoben, dass das einfach an mir abprallte. Wahrscheinlich war das gemeint, wenn die Leute vom Jugendamt von einem stabilen sozialen Umfeld sprachen. Ich fragte mich, wie es wohl Sasuke und Neji damit ging.
 

Aber Sasuke war gewohnt cool und zeigte keine Reaktion, die irgendwie vermuten ließ, dass er sich unwohl fühlen könnte. Er war es gewohnt ständig alle Aufmerksamkeit zu bekommen und bisher hatte ich auch nie den Eindruck gehabt, dass es ihn groß störte. Er hatte mir ja damals im Waschsalon gesagt, dass es ihn nicht besonders interessierte, was andere dachten.
 

Mir fiel bloß auf, dass er nach wie vor besonders umsichtig und zuvorkommend war und mir nicht von der Seite wich. Aber Berührungen schien er immer noch zu vermeiden. Das hatte allerdings bloß zur Folge, dass ich sie um so mehr haben wollte.
 

Sein selbstherrliches Verhalten nervte manchmal echt. Aber es war eben auch ein Anzeichen dafür, dass er sich wohl fühlte und alles in Ordnung war und er sich keine Gedanken machte, sondern schlicht davon aus ging, dass zwischen uns alles stimmte und ich das eben zu ertragen hatte, dass ich ihn eben so nehmen musste, wie er war.
 

Und diese Selbstsicherheit vom ihm in Bezug auf unsere Beziehung gab auch mir ganz viel Sicherheit. Er zeigte mir, dass selbst Meinungsverschiedenheiten und unsere kleinen Kämpfe keinerlei Bedeutung für die Tiefe unserer Bindung hatten. Weil er unsere Liebe nichtmal dann anzweifelte, wenn ich mal wieder verärgert war, weil er sich wie der letzte Idiot verhielt und mich herumzerrte. Das gab mir die Sicherheit, dass ich mir theoretisch auch ein paar dumme Aktionen leisten konnte, ohne, dass es an seiner Liebe zu mir das Geringste ändern würde.
 

Dass er sich jetzt so vorsichtig verhielt, gab mir das Gefühl, dass er unsere Beziehung nicht mehr für sicher und selbstverständlich hielt. Dass er Angst hatte, dass er etwas kaputt machen könnte, wenn er sich falsch verhielt. Und das störte mich.
 

Ich wollte seine Selbstsicherheit zurück. Auch wenn er dann wieder ständig dominant und etwas übergriffig sein würde. Ich glaubte auch zu wissen, wo das Problem lag. Und ich war mir ziemlich sicher, dass ich ihm seine neue Vorsicht ganz schnell wieder würde austreiben können.
 

Am Buffet begegnete ich Gaara und Shino und beide mieden meinen Blick und verzogen sich rasch. Vielleicht hatten sie ein schlechtes Gewissen, weil sie so vor Neji gekuscht hatten, als ich letzte Nacht bei ihnen geklopft hatte.
 

Ich sah ihnen nach, als sie mit ihrem Essen zu einem Tisch gingen. Ich fragte mich, was Neji ihnen wohl erzählt hatte. Ich wusste nichts über ihre Freundschaft und konnte nicht einschätzen, wie offen sie miteinander sprachen.
 

Bisher hatte ich immer den Eindruck gehabt, dass Neji ihnen eher Befehle erteilte. Aber so kam Sasuke auch manchmal rüber und trotzdem war ich mittlerweile sicher, dass Naruto, Shikamaru und Kiba ihm viel bedeuteten.
 

Gaara und Shino setzten sich zu Neji und Kankuro, die schon am Tisch saßen und ich stellte erleichtert fest, dass Nejis Gesicht ohne das Blut nicht halb so schlimm aussah. Über seiner Lippe, klebte ein kleines Klammerpflaster und der Bluterguss an seinem Kiefer war deutlich aber seine Nase schien immerhin nicht gebrochen zu sein, sie sah einigermaßen normal aus.
 

Die Leute in seiner Nähe beobachten ihn ebenfalls neugierig und ich hatte fast das Gefühl, dass sie darauf warteten, dass Sasuke oder Neji irgendwie auf einander reagieren würden, damit sie was zu ihrer Unterhaltung präsentiert bekamen. Aber Neji blickte nicht auf.
 

"Alles okay?", fragte Sasuke neben mir.
 

Scheinbar hatte er bemerkt, dass ich zu Neji hinüber geschaut hatte und er fragte sich wahrscheinlich, ob es ein Problem für mich war, mit Neji in einem Raum zu sein.
 

"Klar!", sagte ich daher und lächelte Sasuke an, um ihm zu zeigen, dass er sich keine Sorgen zu machen brauchte. Ich wandte mich wieder um, nahm ein Stück Baguette und legte es auch noch auf meinen Teller.
 

Als ich ein paar Minuten später mit den anderen am Tisch saß und mein Essen kaute, dachte ich, dass Sasuke dachte, dass ich mich unwohl fühlte. Aber das tat ich gar nicht. Ich war mir sicher, dass in Bezug auf Neji nun alles in Ordnung war und damit war das Thema für mich erledigt. Aber Sasuke war nicht dabei gewesen und konnte die Situation daher natürlich nicht so gut einschätzen.
 

Jedenfalls mochte ich es ja nichtmal wie ein Problemfall behandelt zu werden, wenn ich tatsächlich einer war. Nun jedoch, wo es für mich kein Problem gab, mochte ich das erst recht nicht. Genau genommen, fühlte ich mich sogar besser als vor der Sache, weil ich Neji nicht mehr als potentielle Bedrohung wahr nahm und mich daher viel entspannter fühlte.
 

Bloß schien mir Sasuke meine Zufriedenheit nicht so richtig abzukaufen. Vielleicht dachte er, dass ich nur behauptete, dass alles in Ordnung sei, damit er sich keine Sorgen machte. Aber er würde sich mit der Zeit schon wieder entspannen. Darüber musste ich mir keine Gedanken machen. Meine Aufgabe war, ihm klar zu machen, dass er mich ganz normal berühren konnte. Dass ich sogar wollte, dass er das tat.
 

"Wirst du's aushalten?", fragte Naruto an Sasuke gewandt und schob seinen Teller von sich weg, als er fertig gegessen hatte. "Mit Neji gleich in der Küche?"
 

"Wenn er so klug ist, wieder die Klappe zu halten...", sagte Sasuke ein wenig missmutig und schmiss seine Gabel etwas härter auf seinen leeren Teller, als nötig gewesen wäre.
 

Kiba verschränkte die Arme hinter seinem Kopf, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah kurz zu Neji hinüber. "Ich könnte mich wahrscheinlich dran gewöhnen aber einen Neji, der einem nicht ständig einen gehässigen Spruch reindrückt, kann ich mir kaum vorstellen."
 

"Er muss jedenfalls ein richtig schlechtes Gewissen haben, wenn er sich das plötzlich spart!", sagte Shikamaru.
 

"Sollte er auch!", knurrte Sasuke.
 

"Hat er auch!", sagte ich zufrieden und legte ebenfalls meine Gabel weg. "Ich glaube, er wird in Zukunft etwas netter sein."
 

"Da glaube ich erst dran, wenn ich es erlebe!", sagte Naruto. "Aber egal! Genießen wir in der Zwischenzeit einfach die Ruhe!
 

"Daran kann ich auch noch nicht so richtig glauben!", seufzte Hinata. "Aber das wäre ein Traum. Ihr wohnt wenigstens nicht mit ihm in einem Haus! Das ist bisweilen echt die Hölle!"
 

Sie lachten alle, Sasuke grinste und Naruto und Kiba bekundeten Hinata aufrichtig ihr Mitgefühl. Aber obwohl ich auch lächelte, hatte ich immer noch das Gefühl, etwas Mitleid mit Neji zu empfinden. Nur weil er eingesehen hatte, dass er nicht andere mit ins Unglück reißen konnte, bloß weil es ihm schlecht ging, hieß das ja noch lange nicht, dass er sich nun besser fühlte. Eher im Gegenteil, weil ihm nun sein Ventil fehlte, um Druck abzubauen.
 

Ino, Karin und Tenten, die bei ein paar anderen Mädchen aus unserer Klasse am Tisch gesessen hatten, weil bei uns kein Platz mehr gewesen war, tauchten nach dem Essen wieder bei uns auf und ich stellte fest, dass ich es mittlerweile schon für selbstverständlich hielt, dass wir alle zusammen rumhingen. Und den anderen schien es auch so zu gehen.
 

"Hinata und Sakura, kommt, wir ziehen wieder unsere Bikinis an und gehen an den Strand!", sagte Ino selbstsicher. "Und diese Gentlemen hier kommen am besten auch gleich mit!"
 

"Du weißt aber schon, dass wir auch eigene Entscheidungen treffen können, oder?", fragte Shikamaru genervt und amüsiert zugleich, weil Ino einfach gerne alle herum kommandierte.
 

Ino warf ihm einen bösen Blick zu, dem er unbeeindruckt stand hielt. Ich tauschte einen Blick mit Hinata und wir mussten beide grinsen.
 

Doch wir entschieden alle, mit zum Strand zu kommen. Mir passte das sehr gut in den Kram. Bisher hatte ich noch gar keine Gelegenheit gehabt zu Baden und das Wetter war perfekt und der Sommerabend so schön warm.
 

Als wir über den Platz zu unserem Bungalow gingen, musste ich lächeln bei dem Gedanken, dass ich vor einer Woche, als ich mit Hinata den Bikini gekauft hatte, noch ernsthaft angezweifelt hatte, dass ich ihn überhaupt anziehen würde. Bei der Kälte zuhause hatte ich mir das einfach nicht vorstellen können. Nach wie vor mochte ich es nicht, mich so entblößt zu fühlen, weil ich mich den Blicken, die ich ohnehin schon ständig auf mich zog, dadurch noch ausgelieferter fühlte.
 

Aber nun hatte ich wirklich Lust zu baden. Und vor allem, dachte ich, was diese Temari konnte, konnte ich auch. Ich konnte auch leicht bekleidet herumlaufen und mich etwas in Szene setzen. Nur, dass ich wenigstens meinen eigenen Freund verführen wollte und nicht den von jemand anderem. Mal sehen, ob Sasuke es dann immer noch schaffen würde, derart zurückhaltend zu sein. Der Bikini stand mir nämlich gar nicht so schlecht.
 

Als ich mich eben von ihm verabschiedet hatte, weil er ja noch da bleiben und mit Neji Abwaschen musste, hatte ich ihn geküsst aber er war kaum darauf eingegangen. Allerdings verunsicherte mich das nicht, da ich nicht das Gefühl hatte, dass er es nicht wollte, sondern eher, dass er sich extrem zusammen nahm.
 

Ich zog mich mit den anderen in unserem Bungalow um und ignorierte das merkwürdige Gefühl, ziemlich nackt zu sein. Dann zog ich das Haargummi aus den Haaren, weil sie wahrscheinlich sowieso nass werden würden und nahm mir ein Handtuch mit.
 

Als wir uns auf den Weg nach unten machten, kamen die Jungs auch gerade wieder in ihren Badehosen aus ihrer Tür und obwohl sie zum Glück nichts sagten, merkte ich trotzdem, dass sie mich alle zumindest kurz musterten. Aber ich versuchte einfach nicht darauf zu achten.
 

Wir fanden nicht so viele freie Liegen, wie wir gebraucht hätten, aber da wir ohnehin nicht alle gleichzeitig ins Wasser wollten, passte das gut und weil ich total aufs Baden brannte, ging ich mit Hinata und Karin schwimmen, während sich die anderen am Stand einrichteten.
 

Das Wasser war absolut herrlich und nachdem ich es geschafft hatte, einmal ganz unterzutauchen, kam es mir auch nicht mehr kühl vor und ich genoss es, nach dem heißen Tag ein wenig zu schwimmen und dann etwas mit Hinata und Karin zu plaudern, während wir uns treiben ließen oder ein wenig im flachen Uferbereich saßen. Es war toll, wie gut wir uns verstanden, wenn man bedachte, dass Karin vor ein paar Wochen noch meinen Spind beschmiert hatte. Es lohnte sich doch meistens, Leute nochmal besser kennen zu lernen.
 

Wir blieben lange im Wasser und als wir wieder heraus kamen, war es herrlich, die warme Abendsonne auf der Haut zu spüren.
 

"Hallo schöne Frau!", sprach mich ein Typ an, als wir noch bis zu den Knöcheln im seichten Wasser standen, weil wir einen kleinen Fisch entdeckt hatten, den wir beobachteten. Ich kannte den Typen nicht, vielleicht war er einer der Schüler von dem anderen Grundstück.
 

"Lass sie lieber in Ruhe!", rief Kiba ihm zu, bevor ich etwas sagen konnte. Er kam gerade mit Shikamaru auf uns zu, wahrscheinlich, weil sie nun auch ins Wasser wollten.
 

Der Typ drehte sich stirnrunzelnd zu Kiba um, der ihn an grinste und sagte: "Lass es, sie hat nen Freund."
 

"Sie kann ja wohl selbst entscheiden, ob sie trotzdem mit mir reden möchte!", sagte der Typ verärgert und Kiba lachte.
 

"Wie du willst. Ich hab dich gewarnt!", sagte er belustigt.
 

Shikamaru grinste und sagte zu Kiba: "Komm wir gehen ins Wasser!" Und das taten sie auch.
 

Der Typ wandte sich uns wieder zu aber ich achtete gar nicht auf ihn. Mein Blick war gerade auf Temari gefallen. Sie stand etwa zwanzig Meter entfernt von uns bei ein paar ihrer Mitschüler, die auf Handtüchern saßen und lagen und ihr zuhörten, während sie etwas erzählte. Seit unserem Treffen in den frühen Morgenstunden hatte ich sie nicht mehr gesehen und Hinata hatte mir erzählt, dass die Klasse vom Nachbargrundstück wohl einen Ausflug gemacht hatte, weil sie heute Nachmittag alle nicht da gewesen wären.
 

"Diese blöde Kuh!", sagte Karin, die meinem Blick gefolgt war und Hinata pflichtete ihr bei.
 

Der Typ drehte sich ebenfalls um und schaute zu seinen Mitschülern hinüber. "Wer, Temari?", fragte er neugierig.
 

Ich fasste einen Entschluss. "Ich gehe kurz rüber!", sagte ich zu Hinata und Karin. Dann wandte ich mich an den Typen und sagte: "Du bist bestimmt toll aber ich habe aktuell kein Interesse daran, jemanden kennenzulernen, tut mir leid!"
 

"Wenn du zu Temari gehst, komme ich mit!", sagte Karin, die es offenbar spannend fand, das etwas passierte, was sie unterhalten würde.
 

"Ich auch!", sagte Hinata. Allerdings wollte sie mich wahrscheinlich eher unterstützen, als dass sie auf eine Show aus war.
 

Also ging ich auf Temari zu und der Typ hob empört leicht die Arme und rief uns "Ey!" hinter her, weil es ihm nicht passte, dass wir ihn einfach stehen ließen.
 

Doch ich achtete nicht auf ihn und ging selbstsicher weiter. Als ich fast bei ihr war, drehte sich Temari zu mir um, weil ein paar ihrer Freunde zu mir her geschaut hatten und ihr wohl aufgefallen war, dass sie nicht mehr ihre ungeteilte Aufmerksamkeit hatte. Als ihr Blick auf mich fiel, verdüsterte sich ihre Miene kurz, bevor sie ein überhebliches Lächeln aufsetzte.
 

"Ohh, hallo!", flötete sie. "Heute gar nicht so verklemmt unterwegs?" Sie ließ abschätzig ihren Blick über mich wandern. "Da wird Sasuke sich aber freuen, was? Wo ist er eigentlich? Habt ihr etwa Streit?"
 

Doch ich hatte weder vor, mich von ihr provozieren zu lassen, noch mich mit ihr auf ein Gespräch über Sasuke einzulassen. Ich war nur hier, weil ich meinen Stolz hatte und ich zwar bereit war, anderen zu liebe einiges herunterzuschlucken aber in Temaris Fall fand ich, dass sie zu weit gegangen war.
 

"Du kannst dir diese blöden Sprüche sparen", sagte ich nüchtern. "Ich habe keine Lust mich damit auseinanderzusetzen und es verletzt mich auch nicht, falls das dein Ziel ist."
 

"Na, du bist ja mutiger als ich dachte!", sagte sie ein wenig überheblich. "Ich dachte, du bist einfach nur ein hübsches Püppchen, mit dem er spielen kann!"
 

"Mir ist vollkommen egal, was du denkst", sagte ich ruhig und deutlich. "Ich bin nur hergekommen, um dir zu sagen, dass du dich einfach albern verhälst. Bloß weil du nicht bekommst, was du möchtest, solltest du nicht Lügen verbreiten, nur damit sich andere schlecht fühlen. Das zeugt weder von Größe noch von Reife und du tust mir leid, wenn du das für lustig oder toll hälst. In Zukunft kannst du dir solche Aktionen jedenfalls gerne sparen, damit erreichst du nichts weiter, als dass du dich lächerlich machst."
 

Und weil ich gar keine Lust hatte, mir noch mehr von ihr anzuhören, drehte ich mich einfach auf dem Absatz um und ging. Hinata folgte mir mit einem leichten Lächeln und Karin kicherte zufrieden.
 

"Nicht schlecht!", sagte sie, als wir außer Hörweite waren. "Ihr perplexer Blick war Gold wert! Damit hast du sie kalt erwischt! Wahrscheinlich hasst sie dich jetzt, weil du sie bloß gestellt hast, aber das hatte sie verdient! Ohhh, Ino wird sich ja so ärgern, dass sie das verpasst hat!"
 

Ich lächelte amüsiert, während wir wieder in Richtung der anderen gingen. Auf dem Weg kamen wir wieder an dem Typen vorbei, der mich eben schon angesprochen hatte.
 

"Hast du wirklich einen Freund?", fragte er.
 

"Hat sie."
 

Ich drehte mich erfreut um. Sasuke war uns von der Treppe her entgegen gegangen und kam gerade bei uns an. Er war wohl mit Abwaschen fertig und trug nun seine Badehose. Den Verband an seiner Hand hatte er abgemacht und ich bemerkte, dass ihm mal wieder fast jede weibliche Person interessiert hinterher sah.
 

Ich nahm zufrieden wahr, wie Sasukes Blick etwas länger als nötig über mich wanderte aber er sagte nichts. Normalerweise hätte er wohl irgendwas von sich gegeben, was eine Mischung aus Kompliment und blödem Spruch gewesen wäre. Er sah den Typen an.
 

"Finger weg von meiner Freundin", sagte er kühl. "Sonst kriegst du Probleme mit mir."
 

"War ja klar...", sagte der Typ genervt und ging davon.
 

"Richte das am besten auch gleich deinen Freunden aus!", rief Sasuke ihm hinterher aber der Typ ignorierte ihn.
 

"Das reicht jetzt!", sagte ich mit einem Lächeln und ging zu ihm, um kurz über seine Schultern zu streichen und ihm einen Kuss zu geben. Er berührte mich kurz am unteren Rücken aber er zog seine Hand sofort wieder zurück.
 

"Hallo!", sagte er rau und küsste mich auf die Stirn. Dann schob er mich sanft von sich weg.
 

"Du hast gerade verpasst, wie Sakura Temari zur Schnecke gemacht hat!", sagte Karin lachend und nickte in die Richtung, in der Temari und ihre Freunde waren.
 

"Oh ja!", sagte Hinata.
 

Sasuke drehte sich um und sah zu Temari hinüber.
 

"Ach ja?", fragte er belustigt.
 

Ich lächelte und umfasste verliebt seinen Arm.
 

"Von mir kriegt die auch noch was zu hören!", sagte Sasuke. "Aber erstmal musste ich hier einen Konkurrenten loswerden."
 

In diesem Moment brüllte Naruto laut "Ey Sasuke, komm her!" über den halben Stand, weil er ihn wohl eben entdeckt hatte. Vielleicht wollte er, dass Sasuke mit Beach Volleyball spielte oder so etwas.
 

"Gehen wir rüber?", fragte Sasuke mich und als ich bejahte und seinen Arm los ließ, griff er nach meiner Hand.
 

Naruto wollte wirklich spielen und wir machten alle eine Weile mit. Danach kassierte Sasuke eine Liege ein und legte sich darauf. Und da ich mich nach wie vor extrem nach Nähe zu ihm sehnte, sagte ich: "Mach mal ein bisschen Platz!"
 

Er rückte zur Seite und hielt mir seinen Arm auf, damit ich meinen Kopf darauf legen konnte und ich legte mich neben ihn und strich mit der Hand sanft über seinen Oberkörper. Wie konnte man nur so perfekt aussehen?
 

Aber ich kam nicht weit, er fing meine Hand mit seiner ein und verschränkte unsere Finger miteinander, sodass ich ihn nicht weiter berühren konnte. Er war wirklich hartnäckig! Bloß machte er es sich völlig umsonst schwer.
 

Ich zog ihm wieder die Hand weg, stüzte mich leicht auf meine Arme und beugte mich über ihn. Meine schon fast wieder trockenen Haare fielen in großen Wellen herab wie ein Vorhang und schirmten unsere Gesichter von Blicken ab.
 

Ich sah deutlich das Verlangen in seinen Augen funkeln aber er rührte sich nicht. Also beugte ich mich absichtlich ganz langsam zu ihm hinunter, um die Spannung zwischen uns noch ein wenig in die Länge zu ziehen, bis ich seine Lippen berührte.
 

Ich versuchte all meine Liebe und Wärme in diesen Kuss zu stecken und er ging darauf ein. Ich strich ihm wieder über den Oberkörper und er hob seine Hand und legte sie an meinen Hinterkopf, um mich bei sich zu halten, er intensivierte sogar den Kuss ein wenig, trotzdem war von seiner sonstigen ungestümen Leidenschaft kaum etwas zu bemerken. Kurz wurde sein Griff an meinem Hinterkopf fester, doch gleich darauf ließ er mich los und beendete den Kuss.
 

Ich musterte ein wenig belustigt aber vor allem liebevoll sein Gesicht. Wenn er wollte, hatte er sich wirklich gut im Griff. Aber diesen Kampf würde er nicht gewinnen.
 

Ich richtete mich mit einem Lächeln wieder auf, schwang ein Bein über ihn und setzte mich kurzer Hand auf ihn. Er stüzte sich ein wenig auf seinen Unterarmen ab, um etwas aufrechter zu sitzen. Sehr schön. Seine Rücksicht reichte also schon nicht mehr soweit, dass er es ertragen konnte, sich allzu unterlegen zu fühlen.
 

Ich beugte mich vor, bis meine Lippen an seinem Ohr waren.
 

"Das wird nicht funktionieren", flüsterte ich verführerisch. "Du wirst dich nicht ewig disziplinieren können!"
 

Er schwang mit einer schnellen Bewegung die Beine von der Liege und setzte sich auf. Mein Gewicht auf ihm, schien ihn in keiner Weise daran gehindert zu haben, sich frei bewegen zu können. Ich schnappte erschrocken nach Luft aber er hatte einen Arm in meinem Rücken und den anderen unter meinen Beinen und hob mich beim Aufstehen hoch, bevor ich fallen konnte. Dann stellte er mich auf dem Boden ab.
 

"Doch kann ich", sagte er in ernstem Ton. "Aber hör auf damit, das macht es nicht leichter. Ich gehe schwimmen, ich brauche eine Abkühlung!"
 

Damit ging er einfach in Richtung des Ufers. Er war so verdammt störrisch!
 

"Alles okay?", fragte Hinata mich belustigt.
 

"Klar!", sagte ich grinsend. "Ich gehe auch schwimmen!"
 

Sasuke drehte sich nicht um und ging einfach ohne zu zögern ins Wasser, als gäbe es diesen Moment nicht, in dem die meisten Menschen sich kurz überwinden mussten, weil es kühl und nass war. Er tauchte unter und schwamm mit ein paar kräftigen Zügen weiter hinaus.
 

Dann drehte er sich doch um, strich sich seine Haare nach hinten und sah mich an. Ich stand bis zum Bauch im Wasser, strich sanft mit den Händen über die funkelnde Oberfläche und lächelte ihn an.
 

"Komm her!", sagte ich amüsiert. Er lief doch tatsächlich vor mir weg. Was schon irgendwie lustig war, wenn man bedachte, dass es sich hier um Sasuke handelte, der doch sonst jede Herausforderung bereitwillig annahm.
 

"Nein!", sagte er aber er grinste immerhin und war nicht mehr so ernst.
 

"Ich tauche jetzt unter und wenn du nicht kommst und mich rettest, komme ich nicht wieder hoch!", sagte ich mit einem fiesen Lächeln.
 

Ich breitete die Arme aus und ließ mich einfach nach hinten ins Wasser fallen und nach unten sinken. Allerdings holte ich beim Fallen nochmal unauffällig Luft. So ganz sicher war ich nicht, dass er sofort kommen würde.
 

Aber er kam sofort. Er fasste mich an den Oberarmen und zog mich nach oben, obwohl ich es locker noch hätte aushalten können.
 

"Du spinnst!", sagte er verärgert aber sein Mundwinkel zuckte leicht.
 

Ich grinste und versuchte ihn zu küssen aber er hielt mich immer noch möglichst sanft aber bestimmt an den Oberarmen fest und auf Abstand.
 

"Ich weiß, warum du das tust", sagte ich lächelnd. "Aber es ist völlig unnötig Sasuke.
 

Er sah mich ausdruckslos an und schwieg.
 

"Und warum, denkst du, tue ich das?", fragte er schließlich.
 

Ich lächelte. "Ich glaube, du hast Angst, dass du irgendwelche negativen Gefühle in mir auslösen könntest. Du stehst auf deine Dominanz, du bist gerne ein bisschen grob und du hast Angst, dass du das jetzt nicht mehr sein kannst, weil du dich sorgst, dass mich deine Grobheit negativ an die Sache mit Neji erinnern könnte. Du hast Angst, dass ich irgendwas auf dich projiziere, wenn du dich wie immer verhälst. Aber das ist totaler Quatsch. Ich liebe dich und ich will, dass du so bist, wie du bist und ich will deine Berührungen!"
 

"Du verstehst mich ganz schön gut", sagte er und wirkte zugleich beeindruckt und verärgert.
 

"Du bist lange nicht so undurchschaubar, wie du glaubst!", sagte ich grinsend.
 

Er musterte mich nachdenklich. "Das letzte Mal Sex ist eine Weile her. Ich will dich. Sehr. Und ich weiß daher nicht, wie gut ich mich beherrschen kann. Ich dachte, wir sollten vielleicht einfach noch ein paar Tage warten, bis für dich etwas Gras über die Sache gewachsen ist", sagte er ruhig.
 

Ich probierte wieder, mich ihm zu nähern und er ließ es zu, obwohl er mich immer noch an den Oberarmen fest hielt. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, bis meine Lippen ganz nah vor seinen waren.
 

"Ich will aber nicht warten, Sasuke", hauchte ich. "Ich sehne mich nach dir und du hälst mich auf Abstand. Das gefällt mir überhaupt nicht!"
 

Er fing an zu grinsen und ich hatte das Gefühl, dass er sich entspannte. Er lachte leise und berührte beinahe meine Lippen.
 

"Wenn du so sehnsüchtig bist, muss ich dir wohl geben, was du willst", sagte er mit einer Stimmlage, die meine Sehnsucht noch verstärkte.
 

Langsam fühlte ich mich richtig ungeduldig. Dabei hatte ich doch eigentlich erreichen wollen, dass es ihm so erging.
 

"Sieh an, jetzt wirst du schon wieder überheblich!", hauchte ich verführerisch.
 

Aber offenbar war sein Verlangen genauso groß wie meines und er hielt es nun nicht mehr aus. Er griff mit beiden Händen nach meinem Gesicht und zog mich zu sich. Dann küsste er mich und jegliche Zurückhaltung war verschwunden.
 

Ich fühlte wildes Glück in meinem Bauch und schlang die Arme um seinen Nacken. Er fuhr mit den Händen über meine Seiten und ließ sie schließlich auf meinem Rücken und Po liegen. Dieser Moment, gemeinsam bis zum Bauch in dem klaren Wasser stehend, das in der untergehenden Abenssonne glitzerte, war so perfekt und er kam mir so kostbar und unendlich vor, dass ich glaubte, dass ich ihn nie wieder vergessen würde. Ich liebte Sasuke so sehr und es war das Schönste auf der Welt zu spüren, wie sehr er mich liebte.
 

Er beendete den Kuss, küsste meinen Hals und raunte mir ins Ohr: "Ich will mit dir schlafen. Jetzt."
 

Ich kicherte, weil eine Lippen an meinem Hals kitzelten. "Und wie sollen wir das anstellen? Ich muss gestehen, davon, in den Wald zu gehen, wäre ich tatsächlich kein großer Fan. Da könnte ich mich aktuell wahrscheinlich wirklich nicht entspannen."
 

Er richtete sich auf und grinste. "Ich hab dir doch gesagt, sobald ich dein 'okay' bekomme, finde ich eine Lösung. Also mach dir keine Gedanken. Geh schonmal nach oben und warte auf der Treppe vor deinem Bungalow. Ich bin gleich bei dir!"
 

Er wandte sich um und fing an, auf das Ufer zuzugehen.
 

"Hey, warte! Was hast du vor!", rief ich und ging ihm eilig nach. Ich holte ihn ein, als wir aus dem Wasser heraus waren.
 

Er schlang den Arm um meine Taille und zog mich mit einem Ruck an sich, um mir einen kurzen Kuss zu geben.
 

"Tu einfach, was ich dir sage!", sagte er grinsend.
 

Ich lachte. "Du bist so ein Idiot Sasuke!"
 

"Aber zum Glück weißt du ja, dass ich das nie so ganz ernst meine, nicht wahr?", raunte er zufrieden und ließ mich wieder los. "Wir sehen uns gleich!"
 

Also zuckte ich mit den Schultern und ging auf die Treppe zu. Oben war niemand zu sehen, alle schienen unten am Strand zu sein.
 

Während ich oben über den Platz ging, freute ich mich darüber, dass nun alles so viel besser war. Gestern noch hatte Sasuke nicht mal gewollt, dass ich auch nur kurz alleine herum lief. Und da war ich nichtmal so freizügig gekleidet gewesen wie jetzt. Aber seit die Sache mit Neji geklärt war, schien das für ihn endlich kein Problem mehr zu sein.
 

Ich setzte mich auf die Treppe unserer Veranda aber stand schon eine Minute später wieder auf, als Sasuke zwischen den Bäumen beim Durchgang auftauchte und zügig auf mich zu ging. Er wirkte zufrieden mit sich.
 

"Was hast du-", wollte ich fragen, als er vor mir stehen blieb aber der Satz blieb mir vor Schreck im Hals stecken, als er mich kurzerhand auf seine Arme hob und mich die paar Meter zu dem Bungalow hinüber trug, in dem er schlief.
 

"Hey!", protestierte ich aber er beachtete mich nicht und konzentrierte sich darauf, mit der Karte in seiner Hand die Tür zu öffnen und mich dabei nicht fallen zu lassen. Also war er eben die Schlüsselkarte holen gegangen. Bloß sah ich da immer noch ein Problem.
 

"Keine Sorge, Kurenai und Kakashi sind bei unten am Stand, ich habe sie gerade gesehen", sagte er unbekümmert, stieß die Tür auf und trug mich nach drinnen. Er gab der Tür mit dem Fuß einen Stoß und sie fiel zu.
 

Das Schlafzimmer der Jungs war bei weitem nicht so aufgeräumt, wie das bei uns. Aber das Bett, in dem Sasuke schlief, zumindest nahm ich an, dass es seins war, weil er mich darauf warf, war gemacht und ordentlich. Ich drehte mich um und wollte wieder aufstehen aber war war über mir und drückte mich runter, bevor ich es schaffte.
 

"Sasuke, das geht nicht!", sagte ich amüsiert und verärgert zugleich.
 

"Ach ja?", fragte er belustigt.
 

"Ja!", sagte ich und versuchte lachend ihn wegzuschieben, damit er aufhörte, mich mit Küssen zu bedecken und mir zuhörte. "Die anderen könnten doch jederzeit herein kommen!"
 

Er wich ein Stück zurück und sah mich an. Im Halbdunkeln konnte ich erkennen, dass er grinste.
 

"Können Sie nicht", sagte er. Er streckte die Hand, in der er seine Schlüsselkarte hatte, über den Bettrand und öffnete sie. Es war nicht nur seine Karte, die hinunter fiel, es waren vier. "Sie können nicht rein, ich hab die Karten vorübergehend einkassiert!"
 

"Du spinnst doch!", sagte ich entsetzt. "Die wissen doch jetzt alle ganz genau, was wir tun!"
 

"Alle nicht!", sagte er beruhigend und strich mir liebevoll über die Wange. "Keine Sorge, ich war diskret. Aber Naruto wird es sich natürlich denken können. Kiba und Shikamaru waren im Wasser, ich hab ihre Karten einfach genommen, sie werden es überleben. Wahrscheinlich merken sie es vorerst nicht mal."
 

"Eigentlich ist es mir auch egal!", sagte ich grinsend und zog ihn zu mir runter. Er sah ein seiner Badehose einfach zu heiß aus, als dass ich Lust hatte, an etwas anderes als ihn zu denken.
 

Er strich begierig mit den Händen über meinen Körper und lachte leise. "Also mir würde es nichts ausmachen, wenn alle wüssten, was wir jetzt tun. Mir gefällt der Gedanke, dass sie mich alle beneiden würden!"
 

"Alle nicht!", sagte ich lachend. "Naruto hat zum Beispiel Hinata!"
 

"Hey!", sagte er scharf. "Wage es nicht an Naruto zu denken! Ich will jetzt nur noch meinen Namen aus deinem Mund hören! Am besten lustvoll stöhnend!"
 

"Also nach dem Spruch wird das sicher nicht passieren!", sagte ich.
 

"Abwarten!", raunte er und öffnete mein Bikini Oberteil. "Ich bekomme immer, was ich will Prinzessin!"
 

Leider behielt er damit am Ende recht. Er war einfach zu gut im Bett und konnte mich in Zustände bringen, in denen mir einfach alles egal war. Alles außer ihm und mir und meinen Empfindungen. Und als wir schließlich schwer atmend nebeneinander lagen und uns glücklich ansahen, war es mir immer noch egal. Ja, er bekam ständig, was er wollte. Bloß war das meistens das, was ich auch wollte, also war das im Grunde genommen gut.
 

Ich war überglücklich, dass er wieder normal war.

Gespräche

"Kakashi", sagte Sasuke und schloss die Tür wieder, die er leicht geöffnet hatte, um zu sehen, ob die Luft rein war. "Er sitzt vor seinem Bungalow und liest. Also gehen wir durchs Fenster raus. Ich will nicht, dass du Ärger bekommst."
 

Ich lachte. "Sehr heldenhaft von dir. Aber wenn ich mich recht erinnere, ist Kakashi auf dich schlecht zu sprechen und nicht auf mich. Du willst doch genauso wenig, dass du Ärger bekommst!"
 

Er schnaubte belustigt. "Der kann mir gar nichts."
 

"Angeber!"
 

"Ist doch wahr!"
 

"Wenn du meinst."
 

Zurück im Schlafzimmer öffnete Sasuke das Fenster, das nach hinten raus zu den Bäumen lag und schwang sich elegant hinaus, als wäre es das Leichteste der Welt.
 

Ich setzte mich auf die Fensterbank und zog das Fenster hinter mir so gut es ging zu. Nun war es immerhin angelehnt und von außen war nicht zu sehen, dass es offen war. Und Mücken würden so hoffentlich auch keine hereinkommen.
 

Ich ließ mich hinunter rutschen und Sasuke schlang rasch die Arme um meine Hüfte und fing mich auf, bevor ich mit den Füßen den Boden berührte.
 

"Vorsicht, Brennnesseln!", sagte er und setzte mich einen Meter weiter ab.
 

Das erklärte, warum er extra ein Stück weiter weg gelandet war. Allerdings war er ohnehin einigermaßen geschützt, er hatte mittlerweile Schuhe an, zusammen mit einer Jeans und einem Shirt, weil es langsam spät und etwas kühler wurde. Ich war nach wie vor Barfuß und froh, dass er mich aufgefangen hatte. Es gab Tolleres, als ohne Schuhe in Brennnesseln zu landen.
 

Ich fühlte mich in meinem Bikini seltsam nackt neben ihm. Seinem Blick nach zu schließen, musste er gerade das gleiche gedacht haben. Nur schien ihm das zu gefallen. Er grinste und ich warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.
 

Er legte mir den Arm im die Schultern und drückte mich beim Gehen kurz an sich. Er schien ziemlich gut gelaunt zu sein und ich musste lächeln, weil mich das freute.
 

"Soll ich dir deine Karte holen, damit du dir was anziehen kannst?", fragte er, als wir um den Bungalow herum nach vorne gingen.
 

Aber das war gar nicht nötig, denn als wir vorne ankamen, sah ich, dass Ino gerade mit ihrer Karte in der Hand und ihrem Handtuch über dem Arm die Treppen zu unserer Veranda hoch ging. Vielleicht wollte sie sich auch umziehen.
 

"Wo kommt ihr denn her?", fragte sie überrascht, als wir neben ihr im Durchgang zwischen unseren Bungalows auftauchten.
 

Sasuke machte den Mund auf, um zu antworten und da ich befürchtete, dass es irgendwas Anzügliches sein würde, würgte ich ihn ab, indem ich schnell sagte: "Oh! Hi Ino! Lässt du mich mit rein?"
 

"Klar!", sagte sie und schloss die Tür auf.
 

Sasuke schlang kurz von hinten einen Arm um mich, küsste mein Ohr und sagte leise: "Ich gehe die Schlüsselkarten zurück bringen. Du bist wahrscheinlich nicht scharf drauf, währenddessen daneben zu stehen. Bis gleich Prinzessin!"
 

Dann ließ er mich los und ging. Ino stand in der Tür und hielt sie für mich auf. Während ich die Stufen zu ihr hoch stieg, sah sie Sasuke nach.
 

"Hach, er ist einfach heiß. Du hast es echt gut Sakura!", seufzte sie.
 

"Ich weiß!", sagte ich grinsend.
 

Ich entschied kurz zu duschen und mir dann einfach mein neues Kleid anzuziehen, auch wenn ich es noch nicht hatte waschen können. Aber sobald ich wieder zuhause in der Kälte war, hatte ich vorerst keine Gelegenheit mehr es zu tragen.
 

Ino tat es mir gleich und es war irgendwie nett, etwas mit ihr zu plaudern, während wir beide jeder auf unserem Bett saßen und ein wenig Make-Up auftrugen. Die letzten Tage hatte ich mir das gespart, weil ich zum Glück auch so ganz ansehnlich aussah aber nun hatte ich irgendwie Lust darauf.
 

"Übrigens, wegen eben...", sagte Ino und betrachtete ihr Gesicht kritisch im Spiegel. "Das sollte nicht bedeuten, dass ich Sasuke noch nach trauere. Es ist okay für mich, dass du seine Auserwählte bist. Du scheinst ihm irgendwie gut zu tun und ihr passt zueinander."
 

Ich freute mich sehr über diese Worte. Und weil ich gerade das Gefühl hatte, dass es zwischen uns vertraulich genug war, fragte ich gerade heraus: "Läuft da eigentlich was zwischen dir und Shikamaru?"
 

Sie sah rasch auf. "Wieso?", fragte sie ein wenig misstrauisch.
 

Ich lachte. "Ich finde, zwischen euch gibt es so eine leichte Spannung, als ob ihr einander anziehend finden würdet, das ist alles. Aber ich verstehe natürlich, wenn du nicht mit mir darüber reden willst. Ich war bloß neugierig."
 

Sie lächelte. "Ach was, schon gut! Nee, da läuft nicht wirklich was. Und ich weiß auch nicht genau, ob ich das will. Manchmal ja, aber dann denke ich wieder, dass wir überhaupt nicht zusammen passen."
 

"Ich finde auch, dass ihr auf den ersten Blick nicht zusammen passt", sagte ich. "Aber andererseits mögt ihr einander irgendwie trotzdem, oder? Das ist viel Wert. Vielleicht wichtiger, als jemanden zu finden, bei dem alles passt."
 

"Jaa, stimmt schon!", sagte sie etwas theatralisch. "Du denkst also, er steht auf mich? Ich meine, nicht nur rein körperlich?"
 

Sie sah mich ein wenig unsicher an und wirkte auf einmal ganz anderes, als mit ihrer üblichen Show. Und ich glaubte, dass sie Shikamaru auch manchmal diese etwas sanftere Seite von sich zeigte. Und dass er sie deshalb mochte.
 

"Ja, mir kommt es so vor", sagte ich. "Klar findet er, dass du heiß bist. Das bist du ja auch. Aber ich glaube, er findet dich auch abgesehen davon nett, meinst du nicht? Meistens ist er ja von allem bloß genervt aber bei dir ist er etwas motivierter und tut auch mal was, was er eigentlich nicht will, oder? Es kommt mir auf jeden Fall nicht so vor, als wärst du ihm gleichgültig."
 

"Tja, vielleicht!", sagte sie. "Aber ich stand irgendwie immer mehr auf so Typen wie Sasuke. Ich stehe auf dieses Getue und diese Angeberei. Ist vielleicht peinlich das zu sagen aber ist halt so. Und Shikamaru ist da ganz anders."
 

Naja, worauf man eigentlich steht, ist ja nicht diese Selbstgefälligkeit sondern man steht darauf, dass sich jemand behaupten kann. Und das kann Shikamaru schon. Er ist sehr intelligent und wenn er etwas wirklich will, kann er sich auch dafür einsetzen. Er ist halt nicht so blöd wie Sasuke, Kiba, Naruto oder Neji und springt direkt auf jede Provokation an. Er überlegt sich vorher einfach, ob es das jetzt wert ist oder nicht. Und wenn es das nicht ist, dann macht er sich die Mühe erst gar nicht. So gesehen ist er denen ja eigentlich überlegen."
 

Ino lächelte mich an. "Ich weiß ja nicht, was du zu Neji gesagt hast, aber ich muss ihm recht geben. Du kannst wirklich gut mit Worten umgehen."
 

Ich lächelte zurück.
 

"Jaaa, du hast ja recht!", sagte sie. "Eigentlich ist er ziemlich super und es ist etwas albern von mir, dass ich dieses Getue bei Männern toll finde. So! Sollen wir gehen?" Sie legte ihren Spiegel bei Seite und ich stand ebenfalls auf. Ich war schon seit einer Weile fertig.
 

In diesem Moment kamen Hinata, Tenten und Karin herein.
 

"Naruto, Kiba, Sasuke und Shikamaru haben beschlossen, wieder an der Feuerstelle ein Feuer zu machen", sagte Hinata.
 

"Also ist die Stand Zeit nun vorbei!", sagte Tenten lachend. "Wenn die vier dort sind, werden die meisten anderen auch beschließen, dass sie dort abhängen werden."
 

"Jep!", sagte Karin. "So wird es wohl laufen! Wie immer! Also ziehen wir uns jetzt auch um und setzen uns zu ihnen!"
 

Weil ich die neu aufkeimende Freundschaft unter uns allen total genoss, blieb ich noch drinnen, bis auch die anderen alle umgezogen waren. Ich fühlte mich ebenso gut gelaunt wie sie und es war wundervoll zusammen zu lachen.
 

Als wir auf die Feuerstelle zu gingen war es schon beinahe dunkel. Ich fühlte mich glücklich in meinem Kleid und wahrscheinlich sah man mir das an, denn als Sasukes Blick auf mich fiel, ließ er promt einen Ast fallen, den der gerade hatte aufschichten wollen und kam mir entgegen.
 

Er ging zügig auf mich zu, griff wortlos nach meinem Kinn und küsste mich verlangend. Ich ging kurz darauf ein bevor ich mich losziehen wollte. Es war mir schon wieder leicht unangenehm, weil wir mitten unter so vielen Leuten waren. Natürlich ignorierte er mein Sträuben für ein paar Sekunden, bevor er mich los ließ. Jetzt war er zwar wieder normal aber dafür musste ich nun wieder sowas ertragen. Aber es war mir egal, ich hatte es ja so gewollt. Und natürlich freute ich mich eigentlich, dass er mich so anziehend fand.
 

"Ich hab dich vermisst", raunte er mir ins Ohr.
 

"Wir haben uns nur dreißig Minuten nicht gesehen!", gab ich belustigt zurück.
 

"Vierzig!", korrigiere er mich grinsend und ich musste lachen.
 

"Hast du die Karten einigermaßen unauffällig zurück geben können?"
 

"Einigermaßen", sagte er unbekümmert, ließ mich los, nahm meine Hand und ging mit mir die paar Schritte zurück zur Feuerstelle. Sein Tonfall ließ mich ernsthaft daran zweifeln, dass er versucht hatte, es möglichst unauffällig zu tun.
 

"Sasuke, hörst du eigentlich irgendwann wieder damit auf, ständig alles stehen und liegen zu lassen, sobald Sakura auftaucht?", fragte Kiba genervt aber auch ein wenig belustigt und hob den Ast auf, den Sasuke einfach hatte fallen lassen.
 

"Nein", antwortete Sasuke schlicht und ohne die Spur eines schlechten Gewissens. "Ich setzte Prioritäten."
 

Kiba schnaubte. "Idiot."
 

"Ist zwar nichts Neues für dich, aber ich sag es trotzdem", hörte ich Shikamaru zu Ino sagen. "Du siehst toll aus."
 

"Danke", sagte sie lächelnd und einigermaßen erfreut. In ihrer Stimme war nichts von dem leicht zickigen und überheblichen Tonfall zu hören, den sie sonst meistens hatte.
 

Eigentlich war es nicht Shikamarus Art sowas auszusprechen und ich fragte mich, ob er es getan hatte, weil er wusste, dass sie so viel Wert auf ihr Äußeres legte und er ihr eine Freude hatte machen wollen, indem er es honorierte. Ich hoffte fast schon, dass aus den beiden was wurde, ich fand sie richtig süß zusammen.
 

Da ich nach wie vor keine Lust verspürte, zu nah an Feuer heran zu kommen, setzte ich mich auf eine der baumstammartigen Holzbänke, die rund herum aufgestellt waren, möglichst weit entfernt von dem aufgeschichteten Holz.
 

Sasuke sprach grinsend über irgendwas mit Naruto. Hinata setzte sich beschwingt neben mich.
 

"Alles gut mit euch?", fragte sie mit einem amüsierten Kopfnicken in Richtung Sasuke. "Plötzlich ist er ja hervorragend gelaunt", fügte sie amüsiert hinzu und ich grinste etwas verlegen.
 

"Ja, alles super!", sagte ich. "Alle Probleme sind ausgeräumt."
 

Hinata lachte. "Und Sasuke fühlt sich wieder entspannt, was?", fragte sie belustigt und in einem Ton, der mir ganz deutlich sagte, dass ihr völlig klar war, was wir getrieben hatten, als wir verschunden waren.
 

"Hmm", sagte ich verlegen und versuchte ein Grinsen zu unterdrücken.
 

Sie kicherte.
 

"Und, wie läuft es bei dir und Naruto?", fragte ich mit einem fiesen Lächeln, was sie sofort zum Verstummen brachte.
 

"Gut!", sagte sie. Ein bisschen zu schnell für meinen Geschmack.
 

Ich rutschte ein klein wenig näher an sie heran. "Willst du drüber reden?"
 

Sie lächelte. "Naja, es ist nicht wirklich ein Problem."
 

"Aber?", fragte ich.
 

Sie seufzte.
 

"Geht es um das Sex Thema?", fragte ich behutsam und sie nickte verlegen.
 

"Wir könnten ein bisschen am Ufer spazieren und reden", schlug ich vor. "Vielleicht hilft es, vielleicht nicht. Aber einen Versuch ist es bestimmt wert."
 

"Jaa, warum nicht!", sagte sie und stand auf.
 

"Wo willst du hin?", rief Sasuke mir sofort zu, bevor ich zwei Schritte gemacht hatte, obwohl er mich vorher überhaupt nicht beachtet zu haben schien.
 

Das sorgte dafür, dass sich natürlich gleich wieder deutlich mehr Aufmerksamkeit als nötig auf uns richtete und wir neugierig beobachtet wurden. Wie Tenten vorausgesagt hatte, waren tatsächlich noch mehr unserer Mitschüler zur Feuerstelle gekommen. Aber wenn er sowas unbedingt vor Publikum austragen wollte, konnte er das haben.
 

Ich schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. "Ich weiß, du hättest es lieber, dass ich brav hier sitzte und dich dabei bewundere, wie du herumstolzierst aber leider geht es eben nicht immer nur um dich, Sasuke Uchiha", gab ich laut zurück, in einem charmanten Tonfall und mit einem Lächeln.
 

Kiba, Shikamaru und Naruto lachten.
 

Sasuke grinste. "Pass auf, was du sagst Prinzessin!", sagte er ein wenig bedrohlich aber nicht so, dass man ihm abkaufen konnte, dass er es ernst meinte.
 

Ich wedelte bloß desinteressiert mit der Hand, um ihm zu zeigen, dass ich ihn absolut nicht ernst nahm und wandte mich ab. "Wir gehen spazieren!", sagte ich über die Schulter.
 

"Ich werde deine Rücklehr sehnsüchtig erwarten, Hinata!", rief Naruto und sie errötete leicht und wandte sich ebenfalls rasch ab.
 

"Sie sind solche Idioten!", flüsterte sie. "Warum sind sie immer so laut?"
 

"Keine Ahnung!", sagte ich lachend, während wir durch den Durchgang in den Bäumen traten, der zur Treppe führte. "Zu viel Testosteron oder so!"
 

"Aber immerhin meint Sasuke das nicht mehr so ernst, seit das mit Neji geklärt ist, oder?", kicherte Hinata.
 

"Ja!", sagte ich erleichtert. Das hatte ich auch schon gedacht.
 

Unten an der Treppe wandten wir uns nach links, um dem Teil des Strandes auszuweichen, wo der Sand und die Liegestühle waren. Dort brannten Fackeln und trotz der Dunkelheit waren immer noch einige Leute dort. Auf der anderen Seite war niemand und wir hatten unsere Ruhe.
 

Ich schwieg eine Weile, wärend wir gingen, weil ich Hinata nicht zu einem Gespräch drängen wollte.
 

Doch schließlich fing sie von sich aus an.
 

"Also es gibt im Grunde nichts Neues. Ich habe dir ja schon erzählt, dass ich mir Gedanken mache, weil ich noch keine Erfahrung habe und Naruto schon. Also mit Sex und allem was dazugehört. Und ich glaube er würde gerne langsam einen Schritt weiter gehen aber ich frage mich die ganze Zeit, ob ich was falsch machen würde und er mich dann mit anderen vergleicht. Ich weiß, das ist albern aber ich fühle mich so blöd und als ob ich es total verpasst hätte, Erfahrungen zu machen."
 

"Würdest du denn von dir aus weiter gehen wollen?", fragte ich.
 

"Ja, wahrscheinlich schon. Wenn ich diese Unsicherheiten nicht hätte", antwortete sie nachdenklich.
 

"Das ist doch schonmal gut!", sagte ich zufrieden. "Dann würde ich dir tatsächlich raten, Naruto einfach von deinen Gefühlen zu erzählen."
 

"Hmm", sagte sie und stubste mit dem Fuß einen großen runden Stein weg. "Das hab ich auch schon überlegt."
 

"Ich glaube nicht, dass es schaden kann!", sagte ich aufmunternd. "Und vielleicht kann er dir deine Sorgen ja einfach nehmen. Wenn er weiter auf Abenteuer aus gewesen wäre, wäre er nicht mit dir zusammen. Ihm wird schon klar gewesen sein, dass du nicht allzu viel Erfahrung hast und du das mit ihm zusammen entdecken wirst. Vielleicht gefällt ihm das ja sogar."
 

Sie lachte verlegen und sah etwas weniger niedergeschlagen aus. "Jaa, du hast wahrscheinlich wirklich recht. Vielleicht spreche ich es bei Gelegenheit einfach mal an."
 

"Gut!", sagte ich zufrieden.
 

"Warum bist du dir eigentlich immer in allem so sicher, Sakura?", fragte sie seufzend aber mit einem Lachen. "Du weißt immer alles und kriegst alles hin!"
 

"Absolut nicht!", protestierte ich lachend. "Es ist immer sehr viel leichter, anderen gute Ratschläge zu geben, als es dann selbst hinzubekommen! Und außerdem, hast du eine Ahnung, wie dankbar ich dir bin, dass du so unglaublich toll warst, als ich meinen Zusammenbruch hatte? Und überhaupt! Du bist einfach die beste Freundin, die man sich wünschen kann!"
 

Sie kicherte. "Du auch!"
 

Wir gingen noch ein paar Meter weiter in die Richtung bevor wir umdrehten und Hinata erzählte mir von ihrem Nachmittag mit Ino, Karin und Tenten am Strand. Wir waren uns beide einig, dass wir uns darüber freuten, dass wir uns langsam aber sicher mit den Dreien anfreundeten.
 

Als wir beinahe wieder bei der Treppe angekommen waren, trafen wir auf Neji. Er war allein. Er stand am Ufer und schaute über den dunklen See hinweg in der Ferne. Ich fand, dass er schrecklich einsam aussah.
 

"Sollen wir hingehen und kurz mit ihm reden?", fragte ich Hinata.
 

Sie vereengte die Augen und schüttelte den Kopf. "Tut mir Leid Sakura. Neji hat mir mein Leben manchmal echt zur Hölle gemacht. Bevor er mir nicht beweist, dass er wirklich vor hat sich zu ändern, bin ich dafür absolut nicht bereit."
 

"Das verstehe ich!", sagte ich gut gelaunt. "Ich gehe trotzdem kurz hin. Geh doch einfach schon hoch, ich komme in zwei Minuten nach, okay?"
 

Sie musterte Neji skeptisch. Er hatte uns scheinbar noch nicht bemerkt.
 

"Bist du sicher?", fragte Hinata.
 

"Ja."
 

"Okay, du wirst schon wissen, was du tust!", sagte sie schulterzuckend. "Dann bis gleich!" Damit drehte sie sich um und ging auf die Treppe zu und ich ging in Nejis Richtung.
 

Er bemerkte mich, als ich noch etwa fünf Meter entfernt war und drehte sich um.
 

"Hallo!", sagte ich lächelnd.
 

"Hallo", antwortete er ein wenig vorsichtig, nachdem er einen Moment geschwiegen hatte. Seine Miene verriet nicht, was er dachte.
 

"Ist es in Ordnung, wenn ich mich kurz zu dir stelle?", fragte ich.
 

Er musterte mich nur und antwortete nicht. Also stellte ich mich einfach einen Meter entfernt neben ihn und sah über den dunklen See in die Nacht.
 

"Warum?", fragte er und er klang etwas irritiert.
 

Ich sah ihn nicht an und zuckte mit den Schultern. "Nur so."
 

"Sasuke würde das gar nicht gefallen", sagte er nüchtern.
 

"Wahrscheinlich nicht", antwortete ich, immer noch ohne ihn anzusehen. "Aber es ist nicht an Sasuke zu entscheiden, was ich tun darf und was nicht. Mach dir darüber keine Gedanken. Mit Sasuke komme ich zurecht. Und ich glaube nicht, dass er darauf aus ist, sich mit dir zu streiten."
 

Wir schwiegen beide eine Weile. Dann fragte Neji: "Bist du wirklich okay? Ich meine, wegen dem, was ich getan habe?"
 

Ich sah ihn nun doch an und lächelte. "Ja", sagte ich. "Für mich gibt es zwischen uns kein Problem. Von mir aus können wir Freunde sein. Das sagte ich bereits."
 

Er sah mich an, als könnte er das nicht glauben.
 

"Und wie geht es dir?", fragte ich.
 

Er schwieg lange und sah aus, als versuchte er herauszufinden, ob ich diese Frage wirklich ernst meinte. Dann entschied er sich doch zu antworten.
 

"Nicht so toll. Ich habe ein schlechtes Gewissen und würde einiges, was ich getan habe, gerne ungeschehen machen. Aber das geht nicht." Er lachte bitter. "Ich wüsste nicht mal, wo ich anfangen sollte."
 

"Du könntest dich entschuldigen", schlug ich vor. "Zum Beispiel bei Hinata. Sie hatte es sicher nicht leicht mit dir. Und bei Shino, Gaara und Kankuro. Du hast sie in eine ziemlich blöde Lage gebracht, als ich bei euch geklopft habe."
 

Er schwieg und sah mich nachdenklich an.
 

"Ich glaube nicht, dass du damit etwas verlieren würdest", sagte ich sanft. "Du hast es auch bei Sasuke und mir geschafft, dich zu entschuldigen und zwar auf eine Art, die Größe und Stärke bewiesen haben. Du warst dabei sogar ziemlich cool. Und vielleicht würdest du dich danach ein klein wenig besser fühlen. Du kannst es dir ja mal überlegen."
 

Damit wandte ich mich um und ging.
 

"Sakura!"
 

Ich drehte mich nochmal um.
 

"Danke", sagte Neji leise.
 

"Gerne!", sagte ich lächelnd. Dann ging ich auf die Treppe zu.
 

Ich hatte beinahe damit gerechnet, also war ich nicht überrascht, dass ich oben an der Treppe Sasukes dunklen Umriss erkennen konnte. Er stand ruhig da und sah zu mir hinab.
 

"Hi!", sagte ich lächelnd, als ich oben an kam. "Du wolltest wohl lieber mal nach dem Rechten sehen, was?"
 

Er stand da, mit den Händen in den Hosentaschen und sah zu Neji hinab, der immer noch auf den See hinaus blickte.
 

"Musste das sein?", fragte er säuerlich.
 

"Ja, musste es!", sagte ich lächelnd und griff nach seiner Hand. Ich stellte mich neben ihn und sah ebenfalls hinunter.
 

"Was habt ihr besprochen?", fragte er nach einer Weile und ich erzählte es ihm.
 

"Hat Hinata dir gesagt, dass ich mit Neji rede?", fragte ich ihn.
 

Er lächelte. "Nicht ganz freiwillig. Aber ich wollte wissen, wo du bist. Du weißt ja, wie ich sein kann, wenn ich was haben will."
 

"Die Arme!", sagte ich lachend und er schnaubte belustigt.
 

"Ihm geht es nicht gut", sagte ich leise, während ich zusah, wie Nejis Haare leicht im Wind wehten. "Kannst du ein bisschen nett zu ihm sein?"
 

"Verlangst du da nicht ein bisschen viel von mir?", fragte er kühl und zog eine Augenbraue hoch. "Er kann froh sein, dass ich es dabei belasse. Und das tue ich nur dir zuliebe!"
 

"Hm", sagte ich nachdenklich. "Ich kann verstehen, wenn du es nicht kannst. Aber denk nochmal drüber nach, ja? Tust du das für mich?"
 

Ich sah ihn an und lächelte leicht. "Bitte?"
 

Er stöhnte genervt. "Du weißt genau, wie du mich weichklopfen kannst, oder?"
 

Ich grinste.
 

"Okay, ich denke drüber nach!", sagte er. "Aber ich kann nichts versprechen!"

Versprechen

"Gehen wir?", fragte ich. Ich machte einen kleinen Schritt auf den Durchgang unter den Bäumen zu, der zurück zum Platz und der Feuerstelle führte und zog leicht an Sasukes Hand aber er rührte sich nicht und sah immer noch nach unten.
 

Ich folgte seinem Blick und bemerkte, dass Neji dem See den Rücken zugekehrt hatte und nun auf dem Weg zur Treppe war. Er blickte auf und sah Sasuke und mich aber an seiner Miene war keine Regung abzulesen. Ich blickte Sasuke an aber der sah genauso ausdruckslos aus und schaute zu, wie Neji die Stufen zu ihm hinauf stieg.
 

Neji blieb vor Sasuke stehen, die Hände in den Hosentaschen und seine Haare wehten immer noch leicht im Wind.
 

Sie sahen einander eine Weile an. Sasuke zog mir seine Hand weg. Wie immer, wenn Neji in der Nähe war, hatte er sich angespannt. Aber eigentlich hatten sie ja Frieden geschlossen. Also schwieg ich und beobachtete sie gespannt.
 

Schließlich sagte Neji kühl: "Wenn du zuschlägst, tue ich es auch. Dieses Mal habe ich es nicht verdient. Ich habe ihr nichts getan. Und das habe ich auch nicht mehr vor."
 

"Ich hatte nicht vor zuzuschlagen", sagte Sasuke genauso kühl.
 

Sie waren wirklich schrecklich. Diese Anspannung war kaum zu ertragen. Schließlich trat Sasuke ein Stück zur Seite, um Neji vorbeizulassen und Neji ging die paar Schritte auf den Durchgang unter den Bäumen zu.
 

"Morgen früh trainieren?", fragte Sasuke plötzlich. Neji blieb stehen. Er drehte sich nicht um.
 

"Ich brauche und will dein Mitleid nicht Sasuke!"
 

Warum waren sie beide nur so verdammt stolz? Sie machten es sich damit doch nur unnötig schwer! Aber ich hatte das dringende Gefühl, dass ich besser den Mund halten sollte. Das mussten sie unter sich ausmachen.
 

Sasuke gab ein verächtliches Schnauben von sich. "Mit Leuten wie dir habe ich kein Mitleid. Du kannst schon selbst für dich Sorgen. Ich will einfach trainieren. Machst du mit oder nicht?"
 

Neji wandte sich halb um und musterte Sasuke nachdenklich. "Acht Uhr?", fragte er schließlich.
 

"Ja", antwortete Sasuke.
 

"Okay", sagte Neji und verschwand unter den Bäumen. Sasuke sah ihm einen Moment nach.
 

Ich kicherte. "Das hast du dir ja schnell überlegt!", sagte ich belustigt.
 

Er zuckte mit den Schulten. "Vielleicht hast du ja recht."
 

"Klug von dir, das einzusehen!" Ich grinste.
 

"Jetzt werd mal nicht überheblich!", sagte er belustigt und griff mit einer schnellen Bewegung nach mir aber ich hatte damit gerechnet und war ihm ausgewichen. Er knurrte und versuchte es nochmal aber ich lachte, duckte mich unter seinem Arm hinweg und lief wieder die Treppen hinunter, weil das der einzige Weg war, ihm zu entkommen. Ich verspürte eine unterhaltsame Mischung aus Angst, Erregung und Freude.
 

Sasuke mühte sich gar nicht erst mit den Treppenstufen ab. Er sprang einfach hinunter und landete mit einem leicht bösartigen Grinsen in geduckter Haltung vor mir im Sand. Er richtete sich wieder auf.
 

"Du kannst nicht vor mir weglaufen, Sakura!", sagte er und er klang so anziehend, dass ich mir nicht so sicher war, ob ich das überhaupt wollte. Andererseits wollte ich ihn auch nicht einfach so gewinnen lassen und im Laufen war ich ziemlich trainiert.
 

"Ach ja?", fragte ich herausfordend und rannte los.
 

"Hey!", rief er verärgert. Natürlich war er schneller und holte mich bald ein. Alleine schon, weil seine Schuhe besser zum Rennen geeignet waren. Trotzdem merkte ich zufrieden, dass er sich anstrengen musste. Er erwischte mich am Handgelenk und ich ließ mich lachend in den Sand fallen. Ich spürte immer noch diese Mischung aus Angst und wilder Freude. Obwohl ich absolut sicher wusste, dass er mir niemals etwas tun würde, hatte er etwas Bedrohliches an sich.
 

Er ließ sich ebenfalls fallen und wir rollten einmal umeinander, bis wir still lagen. Ich war oben. Das schien ihm nicht zu passen und er rollte sich nochmal mit mir herum, sodass er über mir war.
 

"Pass auf, mein Kleid!", sagte ich lachend.
 

"Sei froh, dass ich es dir nicht runter reiße!", sagte er rau. "Ich hätte große Lust dazu!"
 

"Nein!", sagte ich lachend und versuchte seine Hände wegzuschieben. "Mach es nicht kaputt!"
 

"Ich hab mich noch nicht entschieden", sagte er grinsend und wir kämpften aus Spaß ein bisschen miteinander.
 

"Bitte nicht!", japste ich, weil ich vor Lachen kaum noch Luft bekam. Es kam mir vor, als wäre ich gerade total überempfindlich und jede beiläufige Berührung von ihm würde total kitzeln. "Pass auf! Du machst sonst das Kleid kaputt! Bitte!"
 

Er biss mich kurz leicht in den Hals und knurrte: "Ich kaufe dir hundert neue Kleider!"
 

"Nein!", sagte ich lachend und drückte gegen seine Schultern. "Hör auf, du hast gewonnen! Ich gebe auf! Bitte!"
 

"Was wird das denn?"
 

Ich sah erschrocken auf. Sasuke ließ von mir ab und sprang mit einer schnellen Bewegung auf die Füße. Einen Sekundenbruchteil später stand er aufrecht. Kakashi und Kurenai standen vor uns und sahen uns entsetzt an.
 

Sasuke hielt mir die Hand hin. Ich nahm sie rasch und ließ mich hoch ziehen.
 

"Das war nur Spaß!", sagte ich eilig. Wie peinlich!
 

Ich glaubte, dass der Blick, den Kurenai mir zuwarf, Besorgnis widerspiegelte. Offenbar schien sie mir nicht ganz zu glauben.
 

"Das war also Spaß?", fragte Kakashi streng.
 

"Ja", antwortete Sasuke unbekümmert.
 

"Ich weiß ja nicht, ob mir das gefällt", sagte Kurenai und musterte ihn kühl. "Sasuke, du bist die ganze Woche schon ziemlich grob zu Sakura! Mag ja sein, dass sie zu eingeschüchtert oder verliebt ist, um-"
 

"Das reicht", sagte Sasuke eisig und sein Ton hatte nichts Versöhnliches mehr an sich. Kurenai verstummte. Wahrscheinlich, weil sich mit so einem respekt heischenden Ton von einem Schüler nicht gerechnet hatte. Sasuke hatte tatsächlich recht überzeugend wie sein Vater geklungen.
 

"Sasuke...", sagte Kakashi drohend. "Muss ich meinem Bericht an deinen Vater auch noch hinzufügen, wie du mit Frauen umgehst?"
 

Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen aber Sasuke lachte kalt und sagte höhnisch: "Glauben Sie ernsthaft, meinen Vater interessiert es, was ich mit meiner Freundin anstelle? Und was geht Sie das überhaupt an?"
 

Ich konnte nicht fassen, dass ich schon wieder so vollkommen ignoriert wurde. Wieso kam ich eigentlich ständig in Situationen, in denen jeder über mich statt mit mir sprach?
 

"Es geht mich durchaus etwas an!", fauchte Kurenai. "Wenn du vor hättest, sie dazu zu bringen, mit dir zu schla-"
 

"Was heißt hier 'vor hättest'?", unterbrach Sasuke sie kalt. "Ich schlafe mit ihr, wann ich will und lasse mir das von niemandem verbieten! Mein Vater weiß das übrigens."
 

Kurenai öffnete entsetzt den Mund aber nun hatte ich endgültig genug.
 

"Okay, stopp!", sagte ich sehr laut. "Bitte!"
 

Alle sahen mich überrascht an, als hätten sie vergessen, dass ich auch noch da war.
 

Gut so. Dann hatte ich endlich die Chance etwas zu sagen.
 

"Sasuke, jetzt komm mal wieder runter!", sagte ich streng. "Du übertreibst schon wieder total!"
 

Er gab ein "tss" von sich aber schwieg dann glücklicherweise.
 

Ich blickte Kakashi und Kurenai an. "Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit aber es gibt zwischen Sasuke und mir absolut kein Problem. Er tut nichts, was ich nicht möchte!"
 

"Aha. Und das kannst du auch alles richtig beurteilen? Weiß denn das Jugendamt davon?", fragte Kurenai streng.
 

"Ja, meine Betreuerin weiß, dass wir zusammen sind!", sagte ich mittlerweile ein wenig gereizt. "Sasuke war sogar bei ihr und hat sich vorgestellt! Es ist alles in Ordnung! Und das mit Neji ist auch geklärt, wirklich! Sasuke und Neji vertragen sich jetzt bestens."
 

"Übertreib mal nicht gleich", sagte Sasuke nüchtern aber sein Mundwinkel zuckte belustigt. Ich gab ihm ärgerlich einen Klaps gegen seinen Oberarm.
 

"Neji und ich vertragen uns jetzt bestens", wiederholte er folgsam meine Worte. Er schien ein Lachen zu unterdrücken. Offenbar nahm er das hier überhaupt nicht ernst. Und das führte nicht gerade dazu, dass es mir leicht fiel, ernst zu bleiben.
 

Aber ich unterdrückte mein Lachen und sah Kakashi und Kurenai fest an. Die beiden tauschten einen leicht ungläubigen Blick miteinander. Wahrscheinlich waren sie irritiert, dass Sasuke auf mich hörte.
 

"Also ich weiß nicht...", sagte Kurenai schließlich.
 

"Wir haben doch nichts Falsches getan!", sagte ich.
 

"Dein Vater wird trotzdem von der Sache mit Neji hören!", sagte Kakashi streng. "Aber da abgesehen davon wohl alles in Ordnung ist, belassen wir es dabei."
 

"Und bei dem Küchendienst natürlich!", fügte Kurenai an Sasuke gewandt hinzu.
 

"Klar", sagte er unbeeindruckt.
 

Sie warfen ihm beide einen unfreundlichen Blick zu, wandten sich ab und gingen dann in die Dunkelheit davon. Ich drückte mir die Hand auf den Mund, um mein Lachen zu unterdrücken und Sasuke fing an leise zu lachen. Zumindest vorerst. Als sie nicht mehr zu sehen waren, mussten wir doch beide richtig lachen.
 

Ich ließ mich schließlich in den Sand sinken und Sasuke setzte sich neben mich. Ich lehnte mich an seine Schulter und er legte den Arm um mich. So schauten wir eine Weile aufs Wasser und genossen den Frieden und die Ruhe. Und die Zweisamkeit.
 

"Meinst du, das gibt Ärger mit deinem Vater? Wegen Neji?", fragte ich irgendwann.
 

"Hmm", machte er. "Ein bisschen vielleicht. Aber das kriege ich schon hin."
 

Das Wasser plätscherte leise und hinter uns in der Dunkelheit konnten wir bei den Fackeln Leute reden und lachen hören. Irgendwo zirpten Grillen.
 

Kurz überlegte ich, die Sache mit Sasukes Vater und dem Vertrag anzusprechen aber ich war zu feige, den Rat zu befolgen, den ich eben noch Hinata gegeben hatte. Nach dem Stress der letzten Tage war ich so dankbar für diesen friedvollen Moment, dass ich es einfach nicht über mich brachte, dass wir direkt wieder ein Problem besprechen mussten.
 

Dabei war doch zwischen Sasuke und mir sowieso immer alles in Ordnung. Es war eher so, dass ständig Faktoren von außen aufkamen, die es uns schwer machten. Und gerade wollte ich es einfach nicht zulassen, dass es wieder etwas gab, was unser Glück störte.
 

"Ich liebe dich Sasuke", sagte ich leise, einfach weil es mir gerade ein Bedürfnis war. Und alleine diese Tatsache machte mich noch glücklicher. Ich hatte noch nie das Bedürfnis gehabt, das einfach so von mir aus jemandem zu sagen.
 

Er legte die Hand an meinen Hinterkopf und lehnte seine Stirn an meine. "Dann bleib bei mir", flüsterte er sanft. "Ich werde dir die Welt zu Füßen legen! Ich werde dir alles geben, was du haben willst!"
 

Ich lächelte. "Das will ich nicht. Ich will nur dich."
 

"Ich tue es trotzdem."
 

Und als ich ihn küsste, war er so sanft und liebevoll, dass ich noch glücklicher wurde. Ich liebte sein Verlagen nach mir. Aber ich liebte auch diese zärtliche Art an ihm, diesen Kuss, der nicht sein Interesse nach Sex bekundete, sondern einfach nur sein Bedürfnis, mir nahe zu sein. Als Mensch.
 

Nach einer Weile löste ich mich wieder von ihm und er ließ mich widerstrebend los.
 

"Ist mit Hinata alles in Ordnung?", fragte Sasuke und warf lässig einen Stein, der neben seiner Hand gelegen hatte, sodass er zweimal über das Wasser hüpfte, bevor er unter ging.
 

"Ja, alles gut!", sagte ich, weil ich fand, was Hinata mir erzählt hatte, war zu privat, um es weiter zu erzählen. Selbst bei Sasuke. Nicht, dass er am Ende noch Naruto etwas davon sagte.
 

"Und bei Naruto?", fragte ich grinsend. Ich nahm auch einen Stein und warf ihn ebenfalls so, dass er übers Wasser sprang. Er kam einmal mehr auf, als der von Sasuke.
 

Wie erwartet stand er auf, um sich den nächsten Stein zu suchen. Er konnte einfach nicht verlieren. "Dem gehts super. Ich glaube nur, er wird langsam ein bisschen hibbelig. Er hat Lust auf sie."
 

Er hob einen Stein auf und musterte prüfend die Form. "Sie lässt ihn ein bisschen zappeln. Aber ich hab ihm gesagt, da muss er durch. Du hast mich auch warten lassen und das war es definitiv wert." Er warf. "Naruto und ich haben uns beide genug ausprobiert. Er hat da auch keine Lust mehr drauf."
 

"Nicht schlecht!", kommentierte ich lachend seinen Wurf und sah mich auch nach einem weiteren Stein um. Es freute mich sehr zu hören, was er über Naruto sagte. Das war gut für Hinata. "Aber jetzt tu mal nicht so, als hätte ich dich ewig warten lassen!" Ich warf. Wieder besser als er. Ich lächelte ihn triumphierend an.
 

Er hob den nächsten Stein auf. "Nein. Es war perfekt", sagte er. "Und ich habe Naruto gesagt, dass die Klassenfahrt dafür sowieso nicht der richtige Ort ist. Das sieht er auch so. Er sollte warten, bis sie irgendwo sind, wo Hinata sich wohl und sicher fühlt."
 

"Manchmal bist du richtig süß und einfühlsam Sasuke!", sagte ich lachend. Ich hob auch einen weiteren Stein auf. "Der Wurf entscheidet!"
 

"Okay!", sagte er grinsend. "Bereit?"
 

Ich gewann.
 

"Tja!", sagte ich selbstgefällig.
 

"Tss!"
 

"Vielleicht sollte ich mit diesem gloreichen Sieg etwas angeben!", sagte ich scherzhaft und machte ein nachdenkliches Gesicht.
 

"Wag es nicht, das herum zu erzählen!", sagte er mit einem bösen Grinsen.
 

"Hmm, ich bin mir noch nicht sicher...", erwiderte ich mit einem fiesen Lächeln. "Kiba würde es lieben das zu erfahren!"
 

"Das traust du dich nicht!", sagte er drohend.
 

"Ich habe keine Angst vor dir Sasuke!"
 

"Okay", er kam auf mich zu, stellte sich dicht vor mich und drückte mit dem Zeigefinger mein Kinn nach oben. "Dann sag mir den Preis für dein Schweigen."
 

Ich lächelte. "Hmm, mal sehen..."
 

Ich hob meine Hand und strich sanft über seine Wange. "Ich verspreche deine Niederlage für mich zu behalten, wenn du mir auch etwas versprichst."
 

Er verengte leicht die Augen. Aber er sagte: "Einverstanden. Und was?"
 

"Wenn ich dich irgendwann mal enttäuschen sollte, versprichst du mir dann, mich erst anzuhören, bevor du etwas anderes tust?"
 

Jetzt sah er unzufrieden aus.
 

Wir blickten uns an.
 

"Enttäusch mich einfach nicht."
 

"Das ist unmöglich. Jeder macht irgendwann mal einen Fehler. Ich mit Sicherheit mal und auch du mal. Ich bitte dich bloß darum, weil du manchmal etwas überreagierst und ich mir wünsche, dass du mit mir sprichst, wenn es soweit kommen sollte."
 

"Hast du mir was zu sagen?", fragte er misstrauisch.
 

"Aktuell nicht."
 

Diese Antwort schien ihn überhaupt nicht zufrieden zu stellen. Aber ich wollte unbedingt versuchen, Fugaku Uchiha dazu zu bringen, Sasuke selbst von dem Vertrag zu erzählen. Ich machte mir ernsthaft Sorgen, dass Sasuke seinem Vater nicht verzeihen würde, wenn er anders davon erfuhr.
 

Vielleicht war das dumm und albern von mir. Aber ich konnte die Vorstellung einfach nicht ertragen, dass sie doch alle am Leben waren und die Chance hatten, miteinander zu sprechen und alles, was zwischen ihnen falsch lief, irgendwie wieder hinzukriegen und dass es dann an vielleicht endgültig an so einer Sache scheitern würde.
 

"Vertrau mir!", sagte ich lächend.
 

"Na gut", antwortete er. Er schlang seinen Arm um mich und zog mich in eine Umarmung. "Versprochen!", sagte er leise in mein Ohr.
 

Ich war erleichtert. Sollte etwas schief gehen, würde er mir zumindest zuhören.
 

"Schade für Kiba!", sagte ich lachend. "Aber dann sind meine Lippen damit versiegelt!"
 

Er ließ mich los und grinste. "Gut, das würde er mir sonst ewig unter die Nase reiben!"
 

"Sollen wir zurück gehen?", fragte ich und er stimmte zu. Es war schon nach Zwölf und Sasuke meinte, er wolle nicht zu lange wach bleiben, damit er morgen fit war, wenn er mit Neji trainieren würde. Ich war auch schon ziemlich müde. Ich hatte vor, mich noch eine Weile zu Hinata und den anderen zu setzen und dann ins Bett zu gehen.
 

Aber Hinata saß bei Naruto, als wir wieder nach oben kamen und sie wirkten so glücklich und vertraut, dass ich nicht stören wollte.
 

Shikamaru und Ino waren nirgends zu sehen.
 

"Wo wart ihr denn schon wieder?", begrüßte Kiba uns leicht angetrunken. Er saß neben Zaku und Choji auf einer der Bänke und hatte sich bis eben noch mit ihnen unterhalten. "Ihr könnt auch die Finger nicht von einander lassen, oder?"
 

"Willst du mir da nen Vorwurf machen?", fragte Sasuke grinsend, setzte sich neben Kiba, nahm ihm seinen Becher aus der Hand und roch daran. Er nahm einen Schluck, verzog das Gesicht und gab ihn Kiba zurück.
 

Ich setzte mich vor Sasuke ins Gras, weil auf der Bank kein Platz mehr war. Er legte mir promt besitzergreifend eine Hand auf die Schulter, während er sein Smartphone heraus zog und irgendwas darauf tippte.
 

Ich sah mich um. Fast alle aus unserer Klasse und Parallelklasse waren hier. Neji, Gaara, Shino und Kankuro saßen auf der anderen Seite des Feuers auf einer Bank. Andere hatte sich Stühle von ihren Veranden geholt oder saßen wie ich im trockenen Gras. Zum Glück hatte Sasuke sich nicht zu nah an die Flammen gesetzt. Dann hätte ich zugeben müssen, wie unwohl mir dabei war, aber hier war es in Ordnung.
 

Ich lehnte mich ein wenig gegen Sasukes Bein, weil es schön warm war und ich mich müde fühlte. Von der letzten Nacht, dem Tag, dem Sex, dem Schwimmen und den ganzen Emotionen. Die letzten beiden Tage waren mir so lang und ereignisreich vorgekommen wie eine ganze Woche.
 

Doch die nächsten Tage würden nun mit Sicherheit etwas ruhiger werden. Ich würde morgen hier bleiben, ich hatte keine Lust den Ausflug mitzumachen und Sasuke durfte ja sowieso nicht mit kommen. Wahrscheinlich wollte er das ohnehin nicht.
 

Ich lehnte den Kopf an Sasukes Oberschenkel und schloss die Augen. Er strich mir beiläufig über den Kopf, während er sich leise mit Kiba unterhielt.
 

Vielleicht würde ich morgen sogar so viel Ruhe haben, dass ich mal ein paar Stunden an der Bewerbung für das Stipendium arbeiten konnte. Die wollte ich nämlich gerne im Laufe der nächsten zwei Wochen einreichen. Und hier hatte ich Zeit dafür. Ich musste keine Hausaufgaben machen und mein Nebenjob hatte auch noch nicht angefangen.
 

"Wo hast du das her?", hörte ich Sasuke fragen. "Immer noch von Gaara und Kankuro?"
 

"Jep!", antwortete Kiba. "Kannst mit trinken, wenn du willst."
 

"Sicher nicht. Das schmeckt ekelhaft. Ich will jetzt ohnehin nichts Hartes. Lieber ein Bier oder so. Geh mir mal eins besorgen!"
 

"Du spinnst wohl. Geh doch selber du Arsch."
 

"Nein", sagte Sasuke liebevoll und strich mir ganz sachte über die Wange. "Wenn ich aufstehe, wacht sie auf."
 

Kiba stöhnte genervt und ich registrierte im Halbschlaf, wie er aufstand und ging. Ich schlief kurz ganz ein und wachte erneut halb auf, als Kiba sich wieder neben Sasuke setzte. Aber ich war zu träge, um mich zu rühren oder die Augen zu öffnen.
 

"Also", hörte ich Kiba sagen, "Gaara meinte, er würde jetzt sicher nicht aufstehen und bis zu seinem Bungalow gehen, nur um mir ein Bier zu holen. Ich hab ihm gesagt, dass es für dich ist, weil ich dachte, er überlegt es sich dann vielleicht anders. Und du wirst es nicht glauben aber dann ist Neji ernsthaft aufgestanden und hat gesagt, er holt dir eins. Verrückt oder? Also entweder kriegst du jetzt tatsächlich eins gebracht oder aber das war ein blöder Scherz von ihm und du kriegst keins. So oder so, ich hab es versucht Mann!"
 

"Danke", sagte Sasuke belustigt. "Dann warten wir mal ab."
 

Ich schlief wieder kurz ein, bis jemand dicht vor mir stehen blieb und ich davon wieder aufwachte. Ich öffnete leicht die Augen. Neji.
 

"Hier", hörte ich ihn sagen. Er hielt Sasuke lässig eine Flasche Bier hin.
 

"Danke!" In Sasukes Stimme schwang leichte Überraschung mit.
 

"Kein Ding", sagte Neji und wandte sich wieder ab und ging.
 

"Unfassbar!", sagte Kiba ungläubig. "Jetzt verwirrt er mich. Ich war eigentlich ganz zufrieden damit, ihn nicht ausstehen zu können. Wenn er so weiter macht, gerät noch mein ganzes Weltbild ins wanken!"
 

Sasuke lachte leise.
 

"Hey, sieh mal!", sagte Kiba grinsend. "Sie ist wieder wach."
 

Ich streckte mich ein wenig und gähnte dann mit vorgehaltener Hand.
 

"Ich glaube, ich muss ins Bett!", sagte ich.
 

"Hast dich wohl etwas zu sehr verausgabt, was?", sagte Sasuke mit einem anzüglichen Grinsen. Ich warf ihm einen ärgerlichen Blick zu und Kiba lachte.
 

Ich stand auf. "Gute Nacht!", sagte ich kühl zu Sasuke, wegen des blöden Spruchs vor Kiba.
 

"Hey!", sagte er entrüstet, als ich einfach gehen wollte. Er schnappte mein Handgelenk und zog mich mit so viel Schwung zurück, dass ich direkt auf seinem Schoß landete. Er fing mich auf und schaffte es, dabei kein Bier zu verschütten.
 

"So kommst du mir nicht davon!", flüsterte er mir ins Ohr. Also küsste ich ihn kurz. So wirklich was dagegen hatte ich ja nicht. Im Gegenteil.
 

"Gut, jetzt darfst du gehen!", sagte er selbstgefällig.
 

"Idiot!", sagte ich halb verärgert, halb belustigt.
 

"Träum von mir!", rief er mir nach.
 

"Hoffentlich nicht!", rief ich zurück und er lachte.
 

Im Bungalow war niemand. Tenten und Hinata waren ja auch bei der Feuerstelle. Aber Ino und Shikamaru waren nach wie vor verschwunden. Ich hoffte irgendwie, dass sie zusammen verschwunden waren und musste bei dem Gedanken schmunzeln.
 

Ich putzte mir die Zähne, schminkte mich ab, zog mich um und kroch unter die Decke. Mir fielen schon fast die Augen zu. Ich schaute nochmal kurz auf mein Smartphone. Es war kurz vor Eins.
 

Ich schrieb noch schnell Hinata, dass ich hoffte, sie hätte einen schönen Abend und dass ich schlafen gehen würde.
 

Als ich mein Smartphone gerade weglegen wollte, kam eine Nachricht von Sasuke.
 

"Schlaf gut. Ich gehe auch gleich ins Bett. Ich liebe dich."
 

Ich lächelte glücklich. Gerade war alles einfach nur gut.

Madara

Weil ich früher Schlafen gegangen war und nichts getrunken hatte, war ich am nächsten Morgen vor den anderen aufgewacht.
 

Ich hatte mir kurzerhand wieder mein neues Kleid übergezogen und machte mich daran, mich raus zu schleichen, denn ich wollte direkt meine morgendliche Motivation nutzen, um mit der Bewerbung ein wenig voranzukommen.
 

Solange alle noch schliefen, würde mich niemand ablenken und ich würde mich gut darauf konzentrieren können. Obwohl es erst 7 Uhr war und ich nicht super viel geschlafen hatte, fühlte ich mich glücklich, gut gelaunt und erholt.
 

Also hatte ich mir mein Smartphone und meinen Collegeblock mit meinen Notizen geschnappt und es geschafft, durch die Tür zu schlüpfen, ohne, dass jemand aufgewacht war. Bevor ich die Tür so leise wie möglich schloss, warf ich einen Blick zurück auf Hinata, Ino, Karin und Tenten und musste lächeln.
 

Hinata schlief friedlich wie ein kleiner Engel aber Karin hatte ihre Decke abgestrampelt und alle Viere von sich gestreckt. Ino schien gar nicht abgeschminkt zu sein, wahrscheinlich war sie erst sehr spät rein gekommen und direkt ins Bett gegangen. War sie vielleicht wirklich die ganze Zeit mit Shikamaru zusammen gewesen?
 

Weil dort das Morgenlicht die hölzernen Stufen aufgewärmt hatte, hockte ich mich mal wieder auf die Treppe der Veranda. Irgendwie saß ich gerne hier. Man hatte das Gefühl auf einem Floß in einem Meer aus Gras zu sitzen und man konnte alles beobachten, was auf dem Platz passierte.
 

Die Vögel zwitscherten herrlich in der Stille aber auf dem Platz war noch niemand zu sehen. Niemand, bis auf eine Frau, die in der Ferne den Empfangsbereich am Eingang betrat. Ich hatte sie schon ein paarmal gesehen, sie arbeitete hier und war wahrscheinlich für die Instandhaltung zuständig oder als Ansprechpartnerin für alles Mögliche. Eine Weile betrachtete ich glücklich die friedvolle Umgebung und widmete ich mich dann ungefähr eine Stunde meinem Motivationsschreiben, wo ich versuchte zu erklären, warum man mir dieses Stipendium geben sollte.
 

Ich schrieb einen ersten Entwurf und feilte dann so lange daran herum, bis ich das Gefül hatte, dass ich ein ziemlich gutes Ergebnis zustande gebracht hatte, das ich zuhause würde abtippen können. Ich hätte den Text natürlich auch gleich auf meinem Laptop schreiben können aber das Ding hatte ich gebraucht gekauft, es war alt und hängte sich ständig auf. Außerdem mochte ich das Gefühl von Bleistift auf Papier. Das entspannte mich.
 

Während ich an meinem Text gearbeitete hatte, war ich so auf meine Aufgabe konzentriert gewesen, dass ich meine Umgebung kaum noch wahrgenommen hatte und als ich schließlich wieder auf sah, merkte ich, dass um mich herum schon ein paar mehr Geräusche aufgekommen waren. Auf dem Platz war immer noch niemand aber aus ein paar Bungalows drangen nun Stimmen und Gelächter und Kakashi saß auf einem Stuhl auf seiner Veranda und las in einem Buch.
 

Die Jungs im Bungalow neben uns schienen auch langsam aufzuwachen, denn ich hörte Naruto irgendwas rufen und eine genervte Antwort von Kiba. Dann ertönte ein Schlag und ich hörte Naruto lachen. Ich schaute belustigt hinüber und fragte mich, was sie schon wieder trieben.
 

In diesem Moment ging die Tür auf und Sasuke kam heraus. Stimmt, er war ja mit Neji verabredet. Er trug eine schwarze Jogginghose und kein Shirt und ich musste mich rasch zusammen reißen, um ihn nicht allzu glücklich und verträumt anzuschmachten.
 

Als sein Blick auf mich fiel, breitete sich sofort ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. Er spang von seiner Veranda, machte vier schnelle Schritte, um den Abstand zwischen uns zu überwinden und setzte sich schwungvoll neben mich.
 

"Guten Morgen!", sagte er verführerisch und ich lächelte ihn an.
 

"Guten Morgen!"
 

"Na, bist du etwa extra aufgestanden, um mir beim Training zuzusehen?", fragte er immer noch mit diesem verführerischen Ton und zog überheblich eine Augenbraue hoch.
 

Leider sah er dabei ziemlich sexy aus. Aber das würde ich ihm nicht sagen. Das machte er schließlich mit Absicht, weil er um die Wirkung genau wusste. Wahrscheinlich stand er manchmal selbstverliebt vorm Spiegel und probierte, wie er sich verhalten musste, um möglichst heiß auszusehen. Bei der Vorstellung musste ich ein Lachen unterdrücken.
 

"Das hättest du natürlich gerne, aber leider muss ich dich enttäuschen!" Ich hob kurz den Collegeblock an. "Ich habe an meinem Motivationsschreiben für das Stipendium gearbeitet."
 

"Zeig mal her!" Er schnappte danach aber ich zog den Block weg.
 

"Nein!"
 

Ich hatte überhaupt keine Lust, nun eine Beurteilung von ihm zu hören. Nicht, wo ich doch gerade ganz zufrieden mit mir war. Wenn er jetzt was beanstanden würde, wäre meine gute Laune wieder dahin.
 

"Du bist süß, wenn du schüchtern bist!", sagte er grinsend. Er griff nach meinem Handgelenk und bekam es zu fassen, obwohl ich sogar darauf bevorbereitet gewesen war, dass er das tun würde. Er zog meinen Arm zu sich und nahm mir mühelos den Block weg.
 

"Hey!", sagte ich wütend.
 

Manchmal war er echt anstrengend. Aber das hatte ich auch schon gewusst, bevor ich mich auf ihn eingelassen hatte. Also sollte ich mich wohl nicht beschweren.
 

Lass es Sasuke!", sagte ich und griff nach dem Block aber er legte einen Arm um mich, hielt mich fest und den Block außer Reichweite aber so, dass er den Text lesen konnte.
 

"Hör auf rumzuzappeln, das führt zu keinem Ergebnis und du tust dir bloß weh!", sagte er belustigt, während er den Text überflog.
 

Ich seufzte resigniert und gab auf. "Neji kommt", sagte ich etwas maulig. Ich hatte gerade bemerkt, dass er über den Platz in Richtung Strand gegangen war und als er uns gesehen hatte, kam er auf uns zu.
 

Sasuke ignorierte mich und las den Text zu Ende. Er wurde gerade fertig, als Neji bei uns ankam und wortlos vor uns stehen blieb. Er trug auch nur eine Hose. Wahrscheinlich weil sie eh gleich schwitzen würden und kein Shirt dreckig machen wollten. Und weil sie alle beide Angeber waren.
 

"Sehr gut!", sagte Sasuke zufrieden, ohne Neji zu beachten. Er gab mir den Block zurück und ich warf ihm einen ärgerlichen Blick zu, weil ich ihm noch nicht verziehen hatte, dass er mal wieder so übergriffig gewesen war.
 

"Hätte man nicht besser machen können", fügte er hinzu. "Wenn ich mal nen perfekt formulierten Text brauche, komme ich zu dir."
 

"Ich schreib dir sicher keinen, wenn du mal einen brauchst. Die Komplimente machen das jetzt auch nicht wieder gut!" Ich fand, er hatte kein Recht, ständig seine körperliche Überlegenheit auszunutzen.
 

"Gib mir nen Kuss!"
 

"Nein!"
 

Natürlich versuchte er trotzdem einen zu bekommen aber ich druckte mich weg, als er nach meinem Nacken greifen wollte. Er war wirklich unglaublich!
 

"Hör auf!", sagte ich wütend und er grinste aber er beließ es zum Glück dabei. Er stand auf.
 

"Kommst du mit?"
 

"Nein!", sagt ich ärgerlich. "Ihr braucht nicht auch noch Zuschauer bei eurer blöden Show! Euer beider Ego ist auch so schon größer als für euch und alle anderen gut ist!"
 

"Redet sie immer so mit dir?", fragte Neji an Sasuke gewandt und ich glaubte ein ganz klein wenig Belustigung aus seiner wie üblich überheblichen Stimme herauszuhören.
 

"Nur wenn ich sie ärgere", antwortete Sasuke ihm amüsiert und betrachtete mich zufrieden.
 

"Verschwinde einfach!", sagte ich immer noch ärgerlich aber ich musste ein leichtes Lachen unterdrücken. Er war echt ein Idiot! "Du kannst dich dann beim Frühstück für dein Verhalten entschuldigen. Bis dahin habe ich mich beruhigt!"
 

Damit stand ich auf, um nach drinnen zu gehen. An der Tür drehte ich mich nochmal um. "Und wehe, das Training artet in einen Kampf aus und ihr verletzt euch! Dann bin ich richtig sauer auf euch beide!"
 

Sasuke grinste und Neji sah absolut verblüfft aus, dass jemand so mit ihm sprach. Ich schloss die Tür. Ich hatte mich mal wieder zu sehr von Sasuke provozieren lassen!
 

"Also ob!", sagte Karin gerade lachend zu Ino, als ich wieder rein kam. Hinata, Tenten und Karin saßen in ihren Betten, Ino zugewandt, die sich gerade abschminkte und offenbar wie immer der Mittelpunkt des Interesses war.
 

"Niemals habt ihr die ganze Zeit nur gedet, ihr wart Stunden weg!", sagte Karin entrüstet.
 

"Hi Sakura!", sagte Hinata lächelnd und die anderen warfen mir auch kurz einen freundlichen Blick zur Begrüßung zu.
 

"Worum geht es?", fragte ich neugierig.
 

"Ino war gestern Nacht stundenlang mit Shikamaru verschwunden und sie behauptet, sie hätten nur geredet!", sagte Tenten sofort.
 

Ich ging zu meinem Bett, setzte mich darauf und schaute auch interessiert zu Ino.
 

"Weil es so waaaar!", sagte sie genervt und schmiss ihr Abschminktuch zur Seite. "Wir haben halt stundenlang nur geredet und es war übrigens total nett also geh mir jetzt nicht so auf die Nerven Karin!"
 

"Ja aber dann glaube ich echt, dass er doch nicht auf dich steht!", sagte Karin nachdenklich. "Oder?", fügte sie an Tenten gewandt hinzu. "Dann hätte er doch bestimmt irgendwas versucht!"
 

"Ja, kann schon sein", sagte Tenten.
 

"Kein Typ der Augen im Kopf hat und auf Frauen steht, verbringt die halbe Nacht alleine mit Ino im Wald und REDET dann nur!", sagte Karin.
 

"Also das würde ich so nicht sagen!", mischte sich Hinata ein.
 

"Ich auch nicht!", fügte ich hinzu.
 

Ich konnte ja nicht Shikamarus Vertrauen missbrauchen und ihnen erzählen, dass er mir erzählt hatte, dass er auf Ino stand. Damals, als ich mich auf Nejis Party mit ihm unterhalten hatte und er mir betrunken von seinen Gefühlen erzählt hatte. Falls sich seitdem für ihn nichts geändert hatte, und den Eindruck hatte ich nicht, passt es zu ihm, etwas feinfühliger vorzugehen.
 

"Wieso?", fragte Karin neugierig.
 

Hinata sah mich an, also sagte ich: "Naja, es wäre auch möglich, dass Shikamaru Ino wirklich mag und damit deutlich machen will, dass er an ihr als Person interessiert ist und nicht nur auf was Körperliches aus ist, oder?"
 

Ich glaubte, dass der Blick, den Ino mir zuwarf, ein wenig erleichtert aussah. Karin schien sie verunsichert zu haben.
 

"Oder er ist schüchtern!", sagte Tenten.
 

"Nein, er ist nicht schüchtern", sagte Hinata. "Eher faul. Und wenn er sich stundenlang mit dir unterhalten hat, ist es ein gutes Zeichen, würde ich sagen. Glaub mir, der geht schon noch auf dich zu, wenn du ein bisschen wartest! Oder Sakura?"
 

"Würde ich auch sagen!", antwortete ich zufrieden. "Warte einfach ein bisschen ab und sei weiter freundlich, wenn du das möchtest. Oder du machst den ersten Schritt, das geht natürlich auch. Aber wie ich dich verstanden habe, willst du gerne ein bisschen erobert werden, oder?"
 

"Ja, schon!", sagte Ino etwas zerknirscht. "Will ich."
 

"Dann wird er das schon tun, warte ab! Ich glaube Shikamaru denkt sich bei allem etwas. Vielleicht will er dir auch die Gelegenheit geben festzustellen, dass du das mit ihm gerne möchtest oder sowas."
 

Ino sah schließlich etwas besser gelaunt aus und auch Tenten und Karin waren nun Hinatas und meiner Meinung und darum waren alle glücklich am plaudern, als wir zum Frühstück aufbrachen.
 

Mittlerweile war ich auch nicht mehr ärgerlich wegen Sasuke und ich stellte zufrieden fest, dass Neji und er beide unversehrt waren, als sie auftauchten. Dieses Mal mit T-Shirts.
 

Offenbar hatte Sasuke direkt geduscht, seine Haare waren noch nass. Er kam in den Frühstücksaal stolziert, suchte mich mit seinem Blick, ging auf mich zu und griff nach meinem Gesicht, weil er endlich seinen Kuss haben wollte.
 

"Entschuldigung", sagte er folgsam aber mit einem Grinsen.
 

Ich lächelte und küsste ihn kurz.
 

"Krass, alle beide am Leben und unversehrt!", kommentierte Kiba das Auftauchen der Beiden verblüfft. "Du hast die Wette gewonnen Naruto!"
 

Aber Naruto und Sasuke hörten nicht zu. Sie waren beide gerade unzufrieden, weil Hinata und ich uns zu Ino, Tenten und Karin an einen Tisch gesetzt hatten. Das war offenbar so ein großes Problem, dass nun ein Tisch daneben geschoben werden musste, sodass wir alle zusammen sitzen konnten. Kurenai warf Sasuke und Naruto einen bösen Blick zu, weil sie so einen Lärm veranstalteten.
 

"Um was hast du denn gewettet?", fragte Sasuke Naruto, als sie endlich saßen und was zu essen vor sich stehen hatten.
 

"Der Gute darf mir jetzt ne Woche lang in der Schule Mittagessen ausgeben!", sagte Naruto lachend und klopfte Kiba auf die Schulter.
 

"Dein Glück, dass ich mich beherrschen kann!", sagte Sasuke belustigt.
 

"Alter!", sagte Naruto lachend. "Auf deine Selbstbeherrschung würde ich nen Scheiß wetten! Ich habe darauf gewettet, dass du nicht riskieren willst, dass du es Sakura erklären müsstest, wenn es schief gegangen wäre. Du hast doch Schiss, dass sie sauer auf dich ist! Sie hat dich voll in der Hand mein Lieber!"
 

Kiba lachte schallend, Shikamaru grinste und Naruto fing sich einen leichten Schlag gegen seinen Hinterkopf ein. Hinata und ich tauschten kopfschüttelnd einen Blick aber mussten beide ein Lächeln unterdrücken.
 

Im Laufe des Tages beobachtete ich ein wenig Shikamaru und fand, dass er sich Ino gegenüber sehr freundlich und gentlemanlike verhielt.
 

Als Sasuke nach dem Abendessen mit Neji noch in der Küche helfen war, Ino und Karin schwimmen waren und Hinata mit Naruto und Kiba Volleyball spielte, hatte ich die Gelegenheit unbemerkt ein paar Worte mit Shikamaru zu wecheln. Ich stand auf und setzte mich beschwingt zu ihm auf seinen Liegestuhl.
 

"Hey, komm mir nicht zu nahe!", sagte er grinsend. "Gar kein Bock, dass Sasuke gleich kommt und Theater macht, weil ich dich versehentlich berühre!"
 

Ich lachte. "Quatsch! Du willst eher vermeiden, dass du Inos Unmut auf dich ziehst!"
 

Shikamaru grinste.
 

"Lässt du sie ein bisschen zappeln?", fragte ich leise.
 

"Möglich", antwortete er mit einem schiefen Lächeln.
 

"Das dachte ich mir! Aber übertreib es nicht. Sie ist schon ein bisschen verunsichert."
 

Er lachte leise. "Gut. Das war der Plan! Wenn sie sich nicht ganz sicher ist, was ich von ihr will, fängt sie wahrscheinlich an, genau hinzufühlen, was sie eigentlich will und dann stellt sie fest, dass sie das mit uns eigentlich auch möchte."
 

"Ja. Trotzdem. Übertreib es nicht. Sie ist viel sensibler, als sie rüber kommt. Aber das weißt du ja wahrscheinlich besser als ich."
 

"Schon klar", sagte er ernst. "Keine Sorge."
 

"Sieh dir das an!", sagte er einen Moment später und nickte zur Treppe hinüber. Ich wandte mich um und sah Sasuke und Neji gerade unten ankommen. Sie gingen nebeneinander über den Sand und sprachen sogar mit einander. Und zwar einigermaßen entspannt. Es sah fast aus, als würden sie sich ganz gut verstehen.
 

"Hätte echt nicht gedacht, dass ich das nochmal erlebe", sagte Shikamaru und gähnte. "Und jetzt runter von meinem Stuhl. Ich werd ne Runde pennen!"
 

Also erhob ich mich wieder und kroch zurück auf den Stuhl, den ich mir vorhin erobert hatte. Ich sah zu, wie Neji zu seinen Freunden abbog und Sasuke weiter auf mich zu ging. Ich ruschte ein Stück zur Seite, damit er sich setzen konnte und das tat er auch.
 

"Redet ihr mittlerweile miteinander oder schweigt ihr euch beim Abwaschen immer noch die ganze Zeit an?", fragte ich belustigt.
 

Er legte sich hin und ich setzte mich breitbeinig auf seine Hüfte und sah zufrieden auf ihn hinab. Er legte seine Hände and meine Seiten und betrachtete mich zufrieden.
 

"Hm?", fragte ich nach.
 

Er lächelte. "Doch, wir reden ein bisschen. Über nichts Wichtiges aber wir sind wenigstens höflich zueinander. Mehr so 'Gib mir mal das Handtuch' aber immerhin. Wir haben auch ein bisschen übers Training und das Dojo gesprochen. Ist auf jeden Fall alles viel besser als vorher. Nur das Abwaschen fuckt mich langsam echt ab. Ich bin froh, wenn das wieder andere für mich machen!"
 

Ich lachte. "Du wirst es überleben!"
 

"Hey!", sagte er grinsend. "Hab mal ein bisschen Mitgefühl! Ich wasch ja zu Hause auch mal ab, wenn ich was gekocht habe. Aber das hier ist schon ziemlich viel! Das sind immerhin zwei ganze Schulklassen! Und das dreimal am Tag!"
 

"Du Armer", sagte ich mitfühlend, unterdrückte ein Lachen und beugte mich hinunter, um ihm einen kurzen Kuss zu geben.
 

"So gefällt mir das schon besser!", sagte er zufrieden und ich lachte.
 

Er musterte mich wieder einen Moment voller Genugtuung.
 

"Ich weiß, du willst das alleine machen, aber wenn du Hilfe brauchst mit der Bewerbung, dann sag mir Bescheid, ja?", sagte er liebevoll und strich mir über die Oberschenkel. "Und mach dir keinen zu großen Druck. Ich kann dir jederzeit das Studium bezahlen."
 

"Nein!", sagte ich erschrocken. "Das könnte ich niemals annehmen!"
 

Hatte er wirklich so viel Geld, dass er mir das einfach so anbieten konnte? Wahrscheinlich schon. Aber in diesen Dimensionen kam mein Kopf schlicht nicht mehr mit.
 

"Ich weiß", sagte er sanft. "Ich will nur, dass du weißt, dass nicht alles verloren ist, wenn du es nicht schaffst. Ich habe mich mal informiert. Es ist nicht leicht so ein Stipendium zu bekommen. Man braucht in allem Bestnoten und wenn die Leistungen im Studium nicht stimmen, kann man die Förderung verlieren."
 

"Das würde ich zwar niemals annehmen, aber es ist trotzdem lieb, dass du mir das anbietest!", sagte ich und strich ihm über die Brust. "Danke!"
 

Trotzdem würde ich lieber nicht studieren oder es irgendwie mit Nebenjobs schaffen wollen, als mich derart von ihm abhängig zu machen. Damit würde er mich vollkommen in der Hand haben. Und seine Familie am Ende auch. Ich hatte zwar nicht vor, mich von ihm zu trennen, das wollte ich auf keinen Fall, aber so ein Studium war, besonders bei meinen Plänen in die Forschung zu gehen, ein langwieriges Unterfangen, was die ganzen nächsten Jahre beanspruchen würde. Und ich hatte das Gefühl, ich würde jegliche Freiheit und Autonomität an ihn abgeben, wenn ich so etwas zustimmen würde.
 

Und doch... Seiner Familie, die so auf ihr Image bedacht war, würde es überhaupt nicht gefallen, wenn ich mein Studium mit Nebenjobs finanzieren müsste. Sasuke würde das auch nicht gefallen, wir würden uns dann kaum noch sehen können. Und ich würde vor lauter Arbeit fast keine Zeit zum Lernen haben. In sofern machte ich mir tatsächlich ziemlich Druck. Ich musste es einfach schaffen. Die Bewerbung musste gut sein, der Abschluss an der Schule musste gut sein und mit dem Jugendamt musste auch alles gut laufen, damit ich eine Chance hatte.
 

Der Gedanke daran, wie es mit unserer Beziehung weiter gehen würde, wenn die Schule vorbei war, stresste mich sowieso. Wahrscheinlich würde es auf eine Fernbeziehung hinauslaufen und das ging selten gut. Aber ich wollte auch mit Sasuke zusammen bleiben. Doch ich versuchte den Gedanken bei Seite zu schieben. Das Schuljahr war noch nicht mal halb vorbei und das würde sich alles schon irgendwie finden. Hoffentlich.
 

"Was denkst du?", fragte Sasuke und musterte mich prüfend. Wahrscheinlich hatte ich bei diesen ganzen Gedanken besorgt ausgesehen.
 

Aber ich kam gar nicht zum Antworten, denn in diesem Moment klingelte sein Smartphone.
 

Ich war gar nicht so undankbar über die Ablenkung. Ich hatte keine Lust gehabt, jetzt darüber zu sprechen. Zumal das eh nichts brachte. Die Zeit konnte so schnell alles verändern. Und nur weil wir einander momentan gerade vergötterten, wusste man nie, wie sich das für uns beide oder einen von uns entwickeln würde.
 

Er zog sein Smartphone aus der Tasche und blickte auf das Display. Plötzlich fiel mir auf, dass er, mal abgesehen von der Sache mit Neji, hier unglaublich entspannt war. Denn jetzt spannte er sich an. Er setzte sich sogar auf und schob mich von sich runter, wahrscheinlich, weil er sich im Liegen und mit mir auf sich, nicht kompetent genug fühlte. Ich setzte mich neben ihn ohne ihn zu berühren, weil ich ihn nicht stören wollte.
 

Das Display zeigte 'Madara Uchiha' an. Sasuke ließ das Smartphone mit Absicht noch zweimal weiter klingeln, bevor er abnahm.
 

"Was gibt's?", fragte Sasuke kühl und in geschäftsmäßigem Tonfall. Ich saß ganz still und rührte mich nicht. Weil ich so nahe neben Sasuke saß, konnte ich hören, was sein Onkel sagte.
 

"Ich dachte schon, du gehst gar nicht mehr ran." Madaras Stimme klang so eiskalt, wie das letzte mal, als ich sie gehört hatte.
 

"Was willst du?", fragte Sasuke unbeeindruckt. Aber ich sah ihm an, dass er sich anstrengen musste, um diese kühle, unnahbare Fassade aufrecht zu erhalten.
 

"Wissen, wann du wieder da bist. Ich brauche eine Unterschrift von dir."
 

"Ich lande Sonntag Mittag."
 

"Gut, das wird reichen."
 

"Wie läuft es mit der Sache?", fragte Sasuke, immer noch in einem Ton, der so gar nicht zu einem Achtzehnjährigen passte. Es klang eher als wäre er dreißig und hätte mindestens Zehn Jahre Berufserfahrung.
 

"Es ist auf jeden Fall eine größere Angelegenheit als gedacht und es hängen noch Fünf weitere Leute mit drinnen. Aber wir haben sie alle und sie sind immer noch völlig ahnungslos. Die Sache ist so gut wie erledigt und das Geld bekommen wir zurück."
 

"Gut. Was soll ich unterschreiben?"
 

"Deine Aussage. Ich habe alles so gedreht, dass es etwas weniger halb legal aussieht. Dein Vater ist von deiner Methode immer noch nicht ganz überzeugt aber ich bin der Meinung du hast dich richtig verhalten. So wurde niemand vorzeitig aufgescheucht, bevor wir uns darum kümmern konnten. Wenn du mir das am Sonntag unterschreibst, können wir die Sache am Montag beenden."
 

"Okay. Muss ich bei Gericht aussagen?"
 

"Nein. Das ist alles wasserdicht, ich kläre das alleine."
 

"Gut", sagte Sasuke wieder.
 

"Eins noch", sagte Madara. "Bring das Mädchen mit. Die Hübsche mit der komischen Haarfarbe. Sie muss mir eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben. Sie hat zu viel mit bekommen. Es war idiotisch von dir, sie da mit reinzuziehen. Wir müssen sie unbedingt zum Schweigen bringen, sie könnte richtig Ärger machen."
 

"Durch sie bin ich da zum Teil überhaupt erst drauf gestoßen!", sagte Sasuke ärgerlich. "Ihr Name ist Sakura und du brauchst sie auch nicht zu beschreiben. Ich habe nur eine Freundin und weiß ganz gut, wie sie aussieht!"
 

"Du verschwendest meine Zeit Sasuke, das interssiert mich alles nicht. Bring sie Sonntag her. Und in der Zwischenzeit achte darauf, mit wem sie redet, ihr seid mit den beiden Hyugas da. Diese Hinata Hyuga ist kein Problem, sie hat scheinbar wenig Interesse an deren Unternehmen und ist nicht involviert. Aber lass dein Mädchen nicht mit Neji Hyuga alleine. Dein Vater glaubt wohl, sie sei kein Problem und total in dich verschossen aber mir gefällt es überhaupt nicht, dass ihr da zusammen rumhockt und Klassenfahrt spielt. Selbst wenn sie es nicht mit Absicht tut, könnte sie sich verplappern und bevor Sonntag alles unterzeichnet ist, stellt das ein potentielles Problem dar."
 

"Verstanden. Ich bringe sie mit", sagte Sasuke kalt.
 

"Gut. Und dein Vater will, dass ich dich daran erinnere, dass du dir die Unterlagen ansehen sollst, die er dir vorgestern geschickt hat. Du hast ihm nicht geantwortet."
 

"Ich hatte noch keine Zeit."
 

"Weil du mit Mädchen und Baden beschäftigt bist? Erspar mir das! Ich habe zu hart für diese Firma gearbeitet, um mir das von einem verwöhnten Teenager kaputt machen zu lassen. Wir alle haben unsere Aufgaben zu erfüllen, auch du. Besonders du. Du hast eine Verantwortung gegenüber deinem Großvater, deinem Vater und mir. Eine Verantwortung der ganzen Familie und allen Angestellten gegenüber, die sich darauf verlassen, dass wir ihre Jobs erhalten. Ich habe es dir schon gesagt. Wenn du dich dem nicht gewachsen fühlst, musst du nur einen Ton sagen und ich nehme dir diese Last gerne ab."
 

"Hör auf, mir Predigten zu halten, ich bin mir meiner Verantwortung durchaus bewusst!", sagte Sasuke kühl.
 

"Dann verhalte dich auch so. Wir sehen uns Sonntag."
 

Damit legte Madara einfach auf.
 

Sasuke verzog verärgert das Gesicht und starrte auf sein Smartphone. Dann atmete er einmal aus und steckte es weg.
 

Er wandte sich mir zu. "Übrigens", sagte er grinsend, "du sollst nicht mit Neji reden."
 

Ich lächelte. Es tat mir Leid, wie sehr er unter Druck gesetzt wurde. Sogar jetzt, wo er mal ein paar Tage weg war, ließen sie ihn nicht in Ruhe. Aber ich wollte honorieren, dass er sich trotzdem Mühe gab, mit Humor darauf zu reagieren.
 

Also antwortete ich grinsend: "Ich würde NIE auf den Gedanken kommen, mit Neji zu reden!"
 

Er lachte. Aber er wirkte nicht mehr so gelöst und entspannt. Es war, als hätte der Anruf ihn in die Realität zurück geholt.
 

"Sasuke?", sagte ich leise und wandte mich ihm im Sitzen zu.
 

Er wandte sich mir ebenfalls zu und sah mich fragend an.
 

"Für mich bist du immer genug, so wie du bist. Ganz unabhängig von irgendeiner Leistung, die du erbringst."
 

Er zog mich in seine Arme und seine Umarmung war so fest, dass dass es fast weh tat. Aber nur fast. Ich war froh, dass ich ihm Halt geben konnte. Er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren und ich merkte, wie er meinen Geruch einatmete und sich wieder etwas entspannte. Es dauerte eine Weile, bis er mich wieder los ließ. Ich strich ihm sanft über den Rücken.
 

Bis wir am Sonntag Morgen wieder zurück fliegen würden, war noch etwas Zeit. Zeit, in der er hier mit mir glücklich sein konnte und sich ein wenig so verhalten konnte, wie es in seinem Alter normaler gewesen wäre.
 

Und ich wollte dafür sorgen, dass er diese Zeit genießen konnte. Ich wollte sie auch genießen. Denn sobald wir zurück wären, musste ich versuchen, wegen der Sache mit dem Vertrag mit Sasukes Vater zu sprechen.
 

Das Telefonat eben hatte mich auf den unangenehmen Gedanken gebracht, dass ich ein Problem übersehen hatte. Ich hatte nicht bedacht, dass Fugaku Uchiha vielleicht nicht der einzige war, der etwas von der Sache wusste. Madara wusste vielleicht auch etwas davon. Sasuke hatte gesagt, er sei ein begnadeter Anwalt und arbeite eng mit Fugaku Uchiha zusammen. Sie waren Brüder. Wahrscheinlich hatte Fugaku Madara beauftragt, diesen Vertrag aufzusetzen. Und eine Person mehr, die davon wusste, machte es wahrscheinlicher, dass Sasuke am Ende davon erfuhr, bevor ich die Sache regeln konnte. Ich würde es nicht mehr aufschieben, mich darum zu kümmern. Doch vorerst konnte ich nichts tun und ich schob den Gedanken bei Seite.
 

Für die nächsten Tage klappte das mit dem 'die restliche Zeit genießen' ganz wunderbar. Alles lief perfekt.
 

Zumindest bis zu der Sache am Samstag Abend.

Unfall

Im Nachhinein dachte ich, dass ich hätte ahnen können, dass alles ein bisschen zu gut lief. Meistens hielten diese Phasen in meinem Leben nicht lange an.
 

Es hatte hier einfach zu viele Möglichkeiten gegeben, mit Feuer in Berührung zu kommen. Wobei ich das natürlich eigentlich gut hatte vermeiden können. Ich war auf Abstand geblieben und es hätte auch genauso gut so laufen können, dass kein Problem aufgetreten wäre.
 

Doch dann war ein Faktor dazugekommen, den ich nicht hatte kontrollieren können. Und ich hätte es auch nicht voraussehen können. Sie hatte es ja nicht mal mit Absicht getan, es war ein Unfall gewesen. Trotzdem, im Nachhinein kam es mir so vor, als hätte ich wissen müssen, dass diese perfekte Phase nicht ewig anhalten würde.
 

Doch vorerst konnte ich die Zeit einfach nur genießen.
 

Sasuke war nach Madara Uchihas Anruf direkt in seinen Bungalow gegangen, um sich anzusehen, was sein Vater ihm geschickt hatte. Er schien überhaupt keine Lust darauf zu haben aber er meinte, er würde das direkt erledigen.
 

Ich hatte ihn nicht wieder gefragt, ob ihm das nicht eigentlich alles ein bisschen zu viel war. Mir wäre es zu viel gewesen. Ich glaubte nicht, dass ich diesem Druck auf Dauer gut standgehalten hätte. Aber er war eben ein Kämpfer und er hatte mir ja schon gesagt, dass es das war, was er wollte. Er wollte dieses Leben und er wollte sich behaupten, wahrscheinlich auch dann, wenn es ihm tatsächlich manchmal alles ein bisschen zu viel war.
 

Trotzdem fand ich, dass Madara furchtbar ungerecht gewesen war. Sasuke hatte sich in den letzten Tagen eben nicht nur die Zeit mit 'Mädchen und Baden' vertrieben.
 

Er hatte wegen der Sache mit Neji wahrscheinlich einfach keinen Kopf gehabt, um auf die Nachricht und die Unterlagen von seinem Vater zu reagieren. Er hatte sich schreckliche Sorgen um mich gemacht. Und danach waren wir beide so erleichtet gewesen, dass das Problem aus der Welt und Neji zur Vernunft gekommen war, dass ich fand, dass wir durchaus ein bisschen schöne, friedvolle Zeit verdient hatten. So war es Sasuke wahrscheinlich auch gegangen und deshalb hatte er sich nicht früher darum gekümmert.
 

Aber das alles wussten Fugaku und Madara nicht. Für sie sah es bloß so aus, als verhielte sich Sasuke verantwortungslos und käme seinen Pflichten nicht nach. Aber auch wenn sie es gewusst hätten, wären sie wahrscheinlich der Meinung gewesen, dass Sasuke die falschen Prioritäten setzte.
 

Überhaupt wusste ich nicht recht, was ich von Madara Uchiha halten sollte. Ihn konnte ich noch weniger einschätzen, als Fugaku.
 

Bei Sasukes Vater hatte ich immerhin noch das Gefühl, dass sein Sohn ihm nicht völlig gleichgültig war. Ich glaubte, dass es ihm nicht vollkommen egal war, wie sich Sasuke fühlte. Und dass er mich bis zu einem gewissen Grad akzeptiert hatte, weil er den Eindruck bekommen hatte, dass ich Sasuke gut tat. Dafür war er, zumindest fürs erste, bereit, seine Anforderungen, die er an eine Frau für seinen Sohn hatte, zurückzustellen.
 

Bei Madara war ich mir nicht sicher, ob er überhaupt einen Funken Sympathie für Sasuke empfand. Und falls nicht, wäre es ihm auch egal, ob ich Sasuke wichtig war. Ich war für Madara Uchiha nur ein Störfaktor. Die Art, wie er über mich gesprochen hatte, machte das nur allzu deutlich.
 

Ich war froh gewesen, dass Sasuke wie immer für mich eingetreten war aber das hatte Madara nicht im mindesten interessiert. Und wahrscheinlich hatte Sasuke das auch vorher gewusst. Um so dankbarer war ich ihm, dass er dennoch versucht hatte, Madara klar zu machen, dass er mir gegenüber nicht so respektlos sein sollte. Selbst wenn es nichts gebracht zu haben schien.
 

Was ich von der Sache mit der Verschwiegenheitserklärung halten sollte, wusste ich auch nicht so genau. An sich war das natürlich kein Problem. Ich hatte nicht vor, irgendjemandem von irgendetwas zu erzählen, das ich über das Unternehmen der Uchihas mitbekommen haben mochte. Ich verstand ja nichtmal richtig, was überhaupt genau vorgefallen war.
 

Andererseits fühlte ich mich ausgeliefert. Ich würde zwar bestimmt darauf bestehen können, mir in Ruhe durchlesen zu dürfen, was ich unterschreiben sollte, aber obwohl ich nicht auf den Kopf gefallen war, machte ich mir keine Illusionen, dass sie mich wahrscheinlich dazu bringen konnten, alles mögliche zu unterschreiben, ohne, dass ich überhaupt genau wusste, worin ich da eigentlich einwilligte. Ich hatte absolut keine Ahnung von rechtlichen Angelegenheiten und der verklausulierten Fachsprache von Anwälten.
 

Eigentlich müsste ich, bevor ich irgendetwas unterschrieb, sowieso das Jugendamt benachrichtigen. Sie waren immerhin mein gesetzlicher Vormund und ich war noch siebzehn und nicht volljährig. Aber das würde ich gar nicht erst versuchen. Ich glaubte nicht, dass Fugaku oder Madara zulassen würden, dass ich noch mehr Leute da mit hinein zog. Sie würden mich unter Druck setzten und mir würde keine andere Wahl bleiben, als zu unterschreiben, was sie mir vorlegten. Vor allem, da das ja scheinbar unbedingt direkt am Sonntag nach unserer Rückkehr erledigt werden sollte.
 

Das einzige, was ich tun konnte, war, Sasuke zu fragen, ob ich ihnen vertrauen konnte. Und dann würde ich mich auf sein Urteil verlassen müssen. Dabei wusste ich nicht einmal, ob er eigentlich in der Lage war, solche Situationen richtig zu beurteilen. Das alles überforderte mich total.
 

Wie war ich nur schon wieder in so ein Schlamassel geraten? Wieso hatte ich mich ausgerechnet in Sasuke Uchiha verlieben müssen? Ein ganz normaler durchschnittlicher Typ mit einem ganz normalen Leben hätte es doch auch getan. Aber ich liebte Sasuke. So war es nunmal.
 

Doch diese Gedanken beschäftigten mich nur in den paar Minuten, nachdem Sasuke gegangen war. Denn abgesehen von Madaras Anruf, verlief der Abend durchweg erfreulich. Sehr sogar.
 

Die beiden Dinge, die mich am meisten erfreuten, hatten mit Hinata zu tun. Die anderen saßen mal wieder alle oben an der Feuerstelle und ich war mit Hinata an den Strand gegangen und hatte mich mit ihr in den Sand gesetzt, weil sie meinte, sie hätte mir was zu erzählen und ob ich kurz mit ihr mitkommen wolle, damit wir etwas privater wären. Das wollte ich natürlich.
 

"Also, was gibt's?", fragte ich neugierig und fuhr mit meinen Fingern durch den weichen Sand. "Hast du mit Naruto geredet? Geht es darum?"
 

Sie lachte. "Ja, darum geht es."
 

"Wie war es?", hakte ich interessiert nach.
 

Sie seufzte glücklich, breitete die Arme aus und ließ sich nach hinten in den Sand fallen. Ich legte mich ebenfalls hin und schaute in die Sterne.
 

"Es war genau richtig, ihn darauf anzusprechen! Danke, dass du mich dazu ermutigt hast!"
 

"Also hat er gut reagiert?"
 

"Ja!" Sie seuftzte wieder glücklich. "Er ist einfach toll! Er ist manchmal so laut und lebensfroh, dass ich ganz vergesse, dass er auch total einfühlsam und sensibel sein kann. Er meinte, er wollte mich absolut nicht unter Druck setzen und dass er mir natürlich nahe sein wolle, aber dass er solange warten könne, wie ich das möchte. Und er hat mir von seinem ersten Mal erzählt und dass er es ziemlich schrecklich fand und er meinte, er sei einfach nur froh, dass er dafür sorgen kann, dass wir den richtigen Zeitpunkt abwarten und es dann für mich eine schöne Erfahrung wird."
 

"Oh, das ist toll Hinata!", sagte ich glücklich.
 

"Ja!" Sie verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lächelte in den Himmel. "Das ist es! Und noch etwas Gutes ist passiert!"
 

Sie drehte sich auf die Seite und sah mich an. "Vorhin, als ich alleine hoch bin, um mich umzuziehen, da hat Neji mich abgefangen, als ich wieder raus kam."
 

Ich hörte auf, die Sterne zu betrachten, drehte den Kopf zu ihr und sah sie gespannt an.
 

"Erst wollte ich gar nicht mit ihm reden aber dann habe ich mich doch darauf eingelassen. Und weißt du was? Er hat sich doch allen ernstes bei mir für sein Verhalten in den letzten Jahren entschuldigt!"
 

"Oh!", sagte ich freudig überrascht. Er hatte meinen Vorschlag also tatsächlich angenommen.
 

"Erst dachte ich, das sei wieder nur eine blöde Masche von ihm aber dann haben wir ein bisschen geredet und er schien es wirklich ernst zu meinen. Er sagte, immer wenn ihm alles zu viel geworden sei, sei er total wütend auf mich gewesen, weil ich einfach beschlossen hätte, dass ich mich aus allem rausziehe und nun die ganzen Erwartungen einfach an ihm hängen bleiben. Und er meinte er könnte mich verstehen, als ich ihm gesagt habe, dass ich für diese Dinge einfach nicht gemacht bin und ich mit dem Medizinstudium meinen eigenen Weg gehen will. Ich habe ihm gesagt, dass ich zwar mit dem Unternehmen nichts zu tun haben will aber dass ich trotzdem ein Teil dieser Familie bin und dass ich weiß, wie unsere Eltern sein können und wie viel unsere Familie von ihm erwartet. Und darum habe ich ihm angeboten, dass er gerne jederzeit mit mir reden kann. Ich kann ihm zwar inhaltlich keine Hilfe sein und will das auch nicht, aber ich kann ihn trotzdem auf menschlicher und emotionaler Ebene unterstützen. Ich kann ihm zuhören und bei meinen Eltern ein gutes Wort für ihn einlegen, wenn sie ungerecht zu ihm sind. Ich weiß zwar nicht, ob der das annehmen wird aber ich habe versucht ihm klar zu machen, dass er nicht so alleine ist, wie er denkt und ich glaube es hat ihn gefreut. So genau weiß man das bei ihm ja nie."
 

"Ohh, Hinata, das klingt wirklich wunderbar!", sagte ich glücklich. Ich rollte mich auch auf die Seite und stützte meinen Kopf auf meiner Hand ab. "Ich bin total froh darüber! Und ich finde es extrem bewundernswert und großherzig von dir, dass du ihm sowas anbietest, nachdem er es dir so schwer gemacht hat!"
 

Sie lachte. "Ich bin eben ein netter Mensch! Aber ich würde mich auch freuen, wenn ich mich mit ihm endlich mal besser verstehen würde. Wer weiß, vielleicht wird er ja sowas wie ein Bruder für mich, wenn ich mich ein bisschen um ihn bemühe. Das wäre schön. Und er tut mir auch einfach leid. Meine und seine Eltern erwarten wirklich viel von ihm und er muss die ganze Zeit alleine damit klarkommen! Das war ja genau der Grund, warum ich mich für einen eigenen Weg entschieden habe und lieber Medizin studieren will. Diese Erwartungshaltungen sind manchmal unerträglich!"
 

"Du bist echt toll!" Ich freute mich wirklich darüber. Neji hatte Glück, dass Hinata so ein Engel war. "Und ich kann total verstehen, dass du dir das alles nicht antun willst. Ich bekomme ja mit, wie viel Sasuke ständig leisten muss und womit er sich auseinander setzten muss und ich glaube, da wäre ich auch nicht für gemacht. Ich finde es sehr mutig und richtig von dir, dass du dir ein eigenes Ziel für dich gesucht hast! Vielleicht denkt jemand das wäre weglaufen oder Schwäche aber ich finde das Gegenteil ist der Fall. Zu wissen was man kann oder nicht kann und will oder nicht will ist ein Zeichen von Stärke."
 

Sie lächelte dankbar.
 

"Wie wird eigentlich Sasuke mit diesem ganzen Druck fertig?", fragte Hinata, nachdem wir noch eine Weile auf dem Rücken im Sand gelegen und in den Himmel geschaut hatten.
 

"Es geht so", antwortete ich. "Ich glaube, er schafft es aber er meinte es geht ihm besser, seit er mich hat. Er sagte, vorher habe er sich einsam und leer gefühlt. Und ich bin froh, für ihn da sein zu können."
 

Und das war ich wirklich. Ich war froh und glücklich einen so positiven Einfluss auf sein Leben haben zu können. Das gab mir das Gefühl, etwas wert zu sein und mich mit ihm verbunden zu fühlen.
 

Seit Sasuke nach dem Anruf gegangen war, war er nicht wieder aufgetaucht. Offenbar brauchte er mehrere Stunden, um die Aufgaben von seinem Vater zu erledigen. Nun tat es mir tatsächlich leid, dass er auch noch zur Strafe so viel Abwaschen musste und das, obwohl er eigentlich nicht wirklich etwas Schlimmes getan hatte. Zwar war ich immer absolut gegen Gewalt aber den Schlag von Sasuke hatte Neji schon ein bisschen verdient gehabt. Neji hatte das ja sogar selbst so gesehen und Sasuke dazu mehr oder weniger aufgefordert.
 

Irgendwann nach dem Gespräch mit Hinata, hatte ich mich, von Kakashi und Kurenai unbemerkt, hinter die Bungalows geschlichen und an das Fenster geklopft, unter dem die Brennnesseln wuchsen.
 

Ich war, etwas unelegant und mit Sasukes Hilfe, hinein geklettert und hatte dann neben ihm auf seinem Bett gesessen und ihm schweigend etwas Gesellschaft geleistet, während er gearbeitet hatte. Und als Naruto und Kiba, gut gelaunt und scheinbar ohne Sorgen, schließlich gegen 2 Uhr herein gekommen waren, weil sie schlafen gehen wollten, war er endlich fertig gewesen und ich war auch ein gutes Stück weiter mit meiner Bewerbung.
 

Ich blieb noch kurz und plauderte mit ihnen und als ich schließlich aus dem Fenster hatte klettern wollen, um langsam ins Bett zu gehen, hatte ich direkt den Kopf wieder zurück gezogen.
 

"Da kann ich jetzt nicht raus!", sagte ich grinsend zu den Dreien, als sie mich verwundert anschauten, weil ich so leise wie möglich das Fenster wieder geschlossen hatte. "Shikamaru und Ino sind dort und ich sollte sie wohl besser nicht stören. Es sieht aus, als würden sie sich gerade näher kommen."
 

Kiba wollte sofort rausschauen aber Sasuke und Naruto waren auf Shikamarus Seite und hielten ihn zum Glück davon ab. Also riskierte ich es und schlich mich doch durch die Tür hinaus und zum Glück bemerkte es niemand.
 

Und wegen all dieser positiven Entwicklungen waren die nächsten Stunden und Tage einfach nur traumhaft für mich. Alles hatte sich toll entwickelt und ich genoss die Zeit mit meinen Freunden und mit Sasuke und das einzige kleine Manko war, dass wir es nicht nochmal schafften, wirklich Zeit alleine zu haben, um miteinander zu schlafen. Was diesen Punkt an ging, freute ich mich schon wieder darauf, zuhause zu sein und eigene Zimmer mit Privatsphäre zu haben. Aber dieser eine kleine negative Punkt reichte nicht im mindesten, um mein Glück zu stören.
 

Das kam erst am Samstag Abend. Denn da war ich plötzlich gezwungen, mich mit dem Teil meiner Vergangenheit auseinander zu setzten, den ich am liebsten für immer vergessen wollte und der mich doch nie ganz los ließ.
 

Schuld daran war Temari. Das Problem hatte sich eigentlich seit meiner Ansage bei ihr angebahnt. Karin hatte leider recht behalten, seitdem hasste sie mich. Ich hatte sie vor ihren Freunden gedehmütigt und eigentlich war auch klar gewesen, dass sie sich das nicht würde gefallen lassen. Sie schien nicht der Typ zu sein, der sowas einfach hinahm.
 

Zwar war sie abends nicht mehr mit ihren Klassenkameraden bei uns an der Feuerstelle aufgetaucht aber natürlich ließ es sich durch den Strand kaum vermeiden, dass wir einander über den Weg liefen.
 

Tenten war das Problem zuerst aufgefallen. Und zwar, als mich mal wieder ein Typ ansprach, als ich mit Ino und Tenten badete. Offenbar hatte der Kerl von letztens Sasuke nicht den Gefallen getan, seinen Kumpels auszurichten, dass ich kein Interesse an neuen Bekanntschaften und zudem einen Freund hatte.
 

Routiniert, wie ich darin nunmal leider schon war, hatte ich ihn abgewimmelt und es hatte mich auch nicht weiter beschäftigt, bis Tenten mich darauf hinwies, dass Temari das Geschehen ziemlich unzufrieden beoabachtet hätte.
 

Und leider war es nicht bei dieser einen Situation geblieben. Ich hatte auch in anderen Fällen aufgrund meines guten Aussehens Interesse auf mich gezogen.
 

Sasuke beobachtete das die ganze Zeit eher amüsiert und selbstgefällig. Er schritt zwar ein, wenn er das Gefühl hatte, dass jemand zu aufdringlich wurde aber ansonsten schien er die Aufmerksamkeit und die Blicke, die ich bekam, wie immer zu genießen. Er schien zu glauben, dass man ihn um mich beneidete und genoss es, dass er mich haben konnte und die anderen nicht. Ich fand das albern von ihm aber ich beschäftigte mich eigentlich nicht wirklich damit. Sollte er machen, was er wollte.
 

Temari bekam die Aufmerksamkeit, die mir zu Teil wurde, natürlich ebenso mit. Nur fand sie das scheinbar, anders als Sasuke, überhaupt gar nicht amüsant.
 

"Naja, wahrscheinlich ist sie es gewohnt, dass sie diejenige ist, die immer im Mittelpunkt steht und umschwärmt wird", sagte Ino irgendwann etwas altklug, als Temari an uns vorbei ging und mir einen besonders hasserfüllten Blick zu warf. "Sie sieht ja ganz gut aus und genießt offenbar die Aufmerksamkeit. Und nun schauen alle dir hinterher. Und Sasuke hat sie auch noch deinentwegen abgewiesen. Das muss sie rasend machen. Das war auch der Grund, warum ich dich zuerst nicht leiden konnte!"
 

Dieses Verhalten von anderen Frauen, die fanden, dass ich ihnen die Show stahl oder ihnen irgendetwas weg nahm, war mir absolut nicht neu. Das hatte auch in der Vergangenheit schon für Probleme gesorgt und ich war deswegen oft isoliert gewesen. Es war schon öfter vorgekommen, dass Frauen deshalb mit mir nichts zu tun haben wollten. Männer wollten das dafür umso mehr. Bloß wollte ich meistens mit denen nichts zu tun haben, weil sie alle das gleiche von mir haben wollten. In der Regel hatte mein gutes Aussehen mir mehr Nachteile als Vorteile eingebracht.
 

Doch in letzter Zeit hatte ich mich mit dieser Thematik kaum noch beschäftigen müssen. Ich war ständig mit Sasuke zusammen gewesen oder doch zumindest mit Menschen, die Sasuke und seine etwas übertriebenen Besitzansprüche kannten und das hatte mir diese Problematik ziemlich effektiv vom Hals geschafft. Sasuke schreckte andere Männer ab. Und weil sich in der Regel niemand mit Sasuke anlegen wollte, wurde ich in Ruhe gelassen und war auch keine Konkurrenz mehr für andere Frauen, weil ich durch die Beziehung mit ihm sozusagen vom Markt war.
 

Hier waren jedoch viele Leute, die Sasuke nicht kannten und die entweder nicht mitbekommen hatten, dass ich einen Freund hatte oder die es eben einfach trotzdem mal probierten. Besonders abends, wenn alle etwas getrunken hatten.
 

Jedenfalls, für Temari war das alles ein Problem. Sie hasste mich. Wegen der Aufmerksamkeit, die ich ihr stahl, weil Sasuke mich ihr vor zog und vor allem, weil ich sie gedemütigt hatte.
 

Jedenfalls ließ sie keine Gelegenheit aus, um mir einen bösen Blick zuzuwerfen, einen blöden Kommentar zu machen, wenn ich vorbei ging oder bei anderen schlecht über mich zu sprechen, wie ich teilweise über fünf Ecken erfuhr. Allerdings war sie so klug, das so zu machen, dass Sasuke es nicht mit bekam. Ich ignorierte es und hielt es einfach aus.
 

Ich hatte Sasuke gebeten, nicht nochmal wegen dieser bescheuerten Lüge mit ihr zu sprechen, weil ich fand, ich hatte ihr alles Nötige gesagt und seine Aufmerksamkeit würde ihr nur gefallen.
 

Sasuke war es relativ egal gewesen. Sie interessierte ihn nicht. Er hielt sie nicht für eine Bedrohung, die er beseitigen musste und daher war sie für ihn irrelevant. Mir ihr gesprochen hätte er nur, wenn er mitbekommen hätte, dass ich unter ihr leiden würde.
 

Aber ich war glücklich mit ihm, mit den anderen, mit der Tatsache, dass Hinata und ich uns nun auch mit Ino, Tenten und Karin angefreundet hatten und Temaris Sticheleien schafften es nicht, dass ich mich schlecht fühlte, wo doch sonst alles so wunderbar war.
 

Und so hätte es auch weiter laufen können, wenn Samstag Abend nicht eine Menge Pech und ein bisschen zu viel Alkohol dazu gekommen wären.
 

Es war der letzte Abend bevor es zurück in die Kälte und den Alltag gehen würde, die Klausurenphase stand bevor und allen war danach zu Mute, den Abend nochmal richtig zu nutzen und zu feiern. Kakashi und Kurenai übersahen geflissentlich, dass alle tranken, obwohl es verboten war und eigentlich waren alle bester Laune.
 

Weil einige von uns sich mit Leuten von dem Nachbargrundstück angefreundet hatten, bekam ich mit, dass es auch für Temari und ihre Klasse der letzte Abend war. Sie schienen alle ebenfalls den Abend nochmal richtig auskosten zu wollen und so artete das Zusammensein am Strand eher in eine richtig ausgewachsene Party aus.
 

Gaara und Kankuro schienen ihren Alkohol Vorrat schließlich größtenteils losgeworden zu sein und wollten irgendwann nichts mehr hergeben, weil sie den letzten Rest für sich haben wollten. Zumindest sagten uns das zwei Mädchen aus der Parallelklasse, als Hinata und ich sie gerade vor Gaaras und Kankuros Bungalow trafen, von wo sie ohne Beute wieder abzogen.
 

"Oh, dann gibt es wohl kein Bier für uns!", sagte Hinata schulterzuckend und wir wollten gerade wieder umdrehen, als Gaara aus der Tür schaute, die die Mädchen offen gelassen hatten. Offenbar hatte er Hinata gehört.
 

"Für euch machen wir ne Ausnahme!", sagte er und nickte mit dem Kopf nach drinnen. "Kommt rein!"
 

"Echt?", fragte Hinata überrascht.
 

Da uns beiden auch danach war, den letzten Abend ein bisschen zu zelebrieren und wir ein Bier wollten, kamen wir rein. Kankuro und Shino saßen auf einem Bett und sahen sich etwas auf einem Smartphone an.
 

Kankuro hob den Kopf und sagte freundlich: "Hallo!"
 

"Seid wann seid ihr denn so nett zu uns?", fragte Hinata misstrauisch.
 

"Frage ich mich auch", murmelte Shino und sah weiter auf sein Smartphone.
 

Kankuro lachte. "Seit Neji entschieden hat, dass ihr beide Heilige seid. Jetzt bekommt ihr ne Sonderbehandlung."
 

"Also, was wollt ihr?", fragte Gaara und zeigte uns, was sie noch hatten. Doch uns reichten zwei Bier und wir zogen zufrieden wieder ab.
 

"Neji meint es echt ernst!", kicherte Hinata.
 

"Tja, mir solls recht sein!", sagte ich lachend und hob die Flasche leicht an. "Das bringt uns offenbar Vorteile!"
 

Auch ansonsten fing der Abend gut an. Ich hatte mich etwas hübsch gemacht, beziehungsweise mich geschminkt, mir die Haare hoch gesteckt und ein letztes Mal für die nächste Zeit mein neues Kleid angezogen. Ich liebte es. Zum Teil, weil es so wunderschön war und zum Teil, weil es von Sasuke war. Hinata hatte sich auch hübsch zurecht gemacht und wir waren gut gelaunt, als wir bei den anderen am Strand ankamen.
 

In unserer guten Stimmung störte es uns nicht mal, dass wir auf dem Weg zu unseren Freunden an Temari vorbei kamen, die offensichtlich über uns lästerte und zwar so, dass wir es hören sollten. Aber ihre Freunde schienen genug davon zu haben. Ich hörte wie einer von ihnen zu ihr sagte: "Jetzt lass es doch mal gut sein Temari. Du bist doch bloß neidisch!"
 

Als mein Blick darauf hin auf ihren Gesichtsausdruck fiel, wünschte ich mir, er hätte das nicht gesagt. Ich hatte echt keine Lust auf Stress mit ihr. Doch ein paar Sekunden später waren wir an ihr vorbei und ich hatte sie schon wieder vegessen.
 

Als wir bei unseren Freunden ankamen, wollte Kiba sofort wissen, wo wir das Bier her hatten und als wir es ihm sagten, war er sauer, dass wir nicht gleich noch mehr mitgenommen hatten.
 

"Sprich nicht so mit Sakura!", sagte Sasuke ärgerlich zu ihm.
 

"Mit Hinata auch nicht!", fügte Naruto hinzu.
 

Aber in diesem Moment tauchte Ino auf, die irgendwo her Schnapps und was zum Mischen organisiert hatte. Kiba war besänftigt und wir hatten alle eine gute Zeit ohne irgendwelche Sorgen.
 

Es war wieder ein schöner Sommerabend und langsam wurde es dunkel, doch man konnte noch gut sehen. Trotzdem hatten Leute schon wieder die Fackeln angezündet und zusammen mit dem Licht der untergehenden Sonne auf dem Wasser des Sees sah alles einfach nur traumhaft aus.
 

Kiba, Naruto, Hinata, Tenten, Karin und ich entschieden, eine letzte Runde Beachvolleyball zu spielen, bevor es dafür zu dunkel werden würde.
 

Sasuke telefonierte gerade mit seinem Vater, der ihn wegen irgendetwas angerufen hatte und Shikamaru saß mit Ino zusammen auf einem Liegestuhl und hatte ihr den Arm um die Schultern gelegt. Offenbar war das mit den beiden nur soweit offiziell, dass sie sich auch in der Öffentlichkeit zusammen zeigten.
 

Narutos Mannschaft hatte gerade mal wieder, wie fast immer, das Spiel gewonnen und wir entschieden aufzuhören. Ich ging den Ball holen, der ein ganzes Stück weit weggerollt war. Der Typ vom Nachbargrundstück, den Sasuke vor ein paar Tagen vergrault hatte, war vor mir da. Er hob den Ball auf und hielt ihn mir mit einem charmanten Lächeln hin.
 

"Danke!", sagte ich und nahm ihn.
 

"Bitte!", sagte er äußerst charmant. "Schade, dass ich dich nach heute Abend nicht mehr sehen werde! Du bist so ein bezaubernder Anblick!"
 

"Danke!", sagte ich wieder mit einem leichten Lächeln und wandte mich zum Gehen. Ich registrierte belustigt, dass Sasuke sein Telefonat beendet hatte und aufmerksam zu mir herüber sah.
 

"Willst du mir nicht doch deine Nummer geben?", rief der Typ mir scherzhaft nach.
 

"Nein!", rief ich belustigt zurück und er seufzte.
 

Ich drehte mich wieder nach vorne und ging weiter, den Ball in der Hand. Dabei kam ich an Temari vorbei, die mir gerade mit einer Freundin entgegen kam.
 

"Vielleicht solltest du nicht so aufgetakelt herumlaufen, wenn es dich doch bloß nervt, wenn dich alle angaffen!", sagte sie höhnisch. "Oder tust du nur so und eigentlich stehst du drauf?"
 

Ich blieb stehen und sah sie wütend an. Erstens war ich überhaupt nicht besonders aufgetaktelt, im Gegensatz zu ihr. Und zweitens hatte ich doch nett und überhaupt nicht besonders genervt reagiert. Sie machte mich echt wahnsinnig! Und weil ich etwas getrunken hatte und dadurch ein wenig leichter provozierbar war, sagte ich:
 

"Das sagte ja die Richtige. Du willst doch die ganze Zeit, dass dir alle zu Füßen liegen und dich vergöttern! Egal ob sie in einer Beziehung sind!"
 

"Ohh, Miss Perfect in ihrem hübschen weißen Kleid und ihrer Unschuldsmiene lässt sich also doch provozieren!", sagte sie gehässig und zupfte einfach an meinem Ausschitt herum. "Pass mal schön auf, dass da nichts verruscht. Sonst bekommst du noch mehr Aufmerksamkeit!"
 

Ich schlug wütend ihre Hand weg. "Fass mich nicht an!"
 

"Hab ich doch gar nicht." Ihr Lächeln war unerträglich!
 

"Mein Kleid auch nicht!"
 

"Und was wenn doch?", flüsterte sie und kam mir näher. "Weinst du dann und lässt sich von Sasuke retten? Oder kannst du das etwa auch alleine?" Sie roch, als hätte sie ganz schön viel getrunken.
 

Ich hatte keine Lust mehr auf dieses Gespräch. Das führte doch nirgendwo hin. Also drehte ich mich einfach wortlos um und wollte gehen. Ich registrierte beiläufig, dass Sasuke sich erhoben hatte und auf uns zu kam.
 

Doch dass ich sie nun einfach ignorierte, schien zu viel für Temari zu sein. Als ich um sie herum ging, um an ihr vorbei zu kommen, stellte die mir ein Bein und ich stolperte. Zum Glück fiel ich nicht hin.
 

"Hör auf mit dem Scheiß!", fauchte ich sie an und gab ihr wütend einen leichten Stoß gegen die Schulter. Sie war doch total verrückt!
 

Sie gab mir auch einen Stoß. Allerdings viel viel fester als ich. Ich taumelte zwei Schritte rückwärts und streckte reflexartig die Arme aus, um das Gleichgewicht zu halten. Dabei passierte zweierlei. Zum einen verlor ich den Ball.
 

Zu anderen geriet der hübsche, leicht durchsichtige, seidene Ärmel meines schönen Kleides mitten in die Flamme der Fackel, die neben uns im Sand steckte.
 

Es dauerte fast zwei Sekunden, bis ich die Hitze spüren konnte.

Trauma

Es tat nicht weh. Noch nicht. Der Ärmel war weit geschnitten und die Flammen waren noch nicht bei mir angekommen.
 

Ich hatte das Gefühl, dass die Zeit beinahe stehen geblieben war. Ich fühlte Angst, aber es war ein dumpfes, abgeschwächtes Gefühl. Ich wusste, dass ich eigentlich etwas unternehmen musste. Aber ich stand einfach nur da und starrte auf die Flammen. Ich konnte mich nicht rühren.
 

Ich hörte, wie Temari entsetzt keuchte. Ihre Freundin schrie. Ich nahm dunkel wahr, wie Leute auf mich zugerannt kamen. Jemand schrie nach Wasser.
 

Aber ich wusste, dass es keinen Zweck hatte. Ich war blitzschnell alle Optionen durchgegangen und binnen einer Sekunde zu dem Schluss gekommen, dass ich verloren war.
 

Ich konnte das Kleid nicht ausziehen, dazu war es zu komplex geknotet und zu eng. Ich würde es nicht rechtzeitig schaffen. Und so wie es an der Taille geschnitten war, würde ich es ich über den Kopf ziehen müssen. Dann würden meine Haare sowieso sofort brennen. Ich konnte den Ärmel nicht abreißen, der war zu gut vernäht und ich würde dazu in die Flammen fassen müssen. Das schaffte ich einfach nicht. Ich war zu weit vom Seeufer entfernt. Und um mich herum gab es kein Wasser. Außerdem blieben mir sowieso nur wenige Sekunden.
 

Ich hob den Kopf und sah, dass Leute um mich herum standen oder herbei rannten und mich vollkommen entsetzt anstarrten.
 

Jemand schrie wieder und irgendjemand rief, dass jemand etwas tun musste. Nun setzte der Schmerz ein. Gleich würde ich anfangen zu schreien. Es war so ironisch, dass meine Albträume nun tatsächlich Wirklichkeit werden würden. Wenn alles nicht so schrecklich gewesen wäre, hätte ich fast darüber lachen müssen.
 

Und dann war Sasuke da.
 

Bei allem, was gerade mit mir passierte, war mein einziger Gedanke doch nur, dass ich nicht wollte, dass er das mit ansehen musste. Dass ich ihn nicht alleine lassen wollte.
 

Ich glaubte die Hoffnungslosigkeit und das Entsetzten in seinem Gesicht nicht ertragen zu können, wenn ich ihn nun ansehen würde und doch musste ich es tun. Der Gedanke daran, sein Gesicht zu sehen, kam mir wie das einzig Tröstliche auf dieser Welt vor. Also drehte ich den Kopf in seine Richtung und sah ihn an.
 

Aber in seinem Gesicht waren weder Hoffnungslosigkeit noch Entsetzen zu sehen. Vielmehr wirkte er gefasst und hoch konzentriert. Obwohl er ja bereits losgelaufen war, noch bevor Temari mir das Bein gestellte hatte, musste er unglaublich schnell gerannt sein, wenn er jetzt schon bei mir war.
 

Sasuke überwand die letzten zwei Meter ohne langsamer zu werden. Er sah mir nicht ins Gesicht, sondern schaute nur auf meinen brennenden Ärmel. Er packte mich noch im Rennen grob an der Schulter und riss mich mit sich zu Boden. Und dann tat er das einzig Logische und ich fragte mich, warum niemand sonst darauf gekommen war. Warum ich nicht selbst darauf gekommen war.
 

Er packte mich am Oberarm, drückte so meinen brennenden Unterarm auf den Boden und schob sofort mit seiner freien Hand eine große Menge Sand darüber.
 

Ich schrie, weil meine Haut für einen Sekundenbruchteil auf den brennenden Ärmel gedrückt wurde aber kurz darauf hatte der Sand die Flammen schon erstickt. Was blieb, war ein brennender Schmerz, aber er war nicht mehr allzu schlimm, sobald die Hitze verschunden war. Ich keuchte erleichtert.
 

Sasuke atmete schwer, weil er so gerannt war. Er sah mich immer noch nicht an. Er riss mich an den Schulter grob wieder in eine sitzende Position und zog, nach wie vor mit konzentriertem Blick, meinen Arm wieder aus dem Sand. Er packte mein Kleid mit der einen Hand am Kragen, mit der andern am Ärmel und riss mit einem kräftigen Ruck an dem Stoff. Es ertönte ein reißendes Geräusch an der Naht über meiner Schulter. Es ging scheinbar wirklich nicht leicht. Sasuke musste es noch dreimal wiederholen, bis der Ärmel ganz ab war.
 

Er zog den verbrannten Stoff vorsichtig von meinem Arm und sah sich meine Haut an. Ich atmete ein, hielt die Luft an und drehte ebenfalls den Kopf, um den Schaden zu betrachten.
 

Meine Haut am Unterarm war extrem gerötet und ich fühlte einen schrecklich brennenden Schmerz, aber das war alles. Es war nicht wirklich schlimm. Es war nichts, was nicht wieder heilen würde. Es würde nichtmal Narben geben. Trotzdem tat es höllisch weh. Mir war unglaublich schlecht und ich kämpfte mit dem Drang, mich zu übergeben.
 

Ich hörte, wie Leute um uns herum erleichtert aufatmeten. Jemand schluchzte hysterisch auf vor Erleichterung. Doch sie verstanden nicht, dass es noch nicht vorbei war. Sasuke hatte mir geholfen, doch jetzt musste ich ihm helfen. Ein Blick in sein Gesicht verriet mir, dass ich damit recht hatte.
 

Er hatte seine Emotionen unterdrückt und hatte getan, was nötig gewesen war, um mich außer Gefahr zu bringen. Doch nun wich seine gefasste Konzentration der Wut.
 

Ich wusste, dass ich dringend etwas tun musste, um ihn aufzuhalten. Ich musste ihn unbedingt beruhigen. Sofort. Doch so sehr ich mich auch dafür hasste, ich war immer noch vollkommen gelähmt. Ich schrie mich innerlich selbst an, um mich dazu zu bringen, mich zu bewegen und etwas zu ihm zu sagen aber ich konnte mich einfach nicht rühren.
 

Sasuke sah mir immer noch nicht ins Gesicht. Er ließ meinen Arm los und legte meine Hand vorsichtig neben mir auf den Sand. Dann erhob er sich langsam und drehte sich in Temaris Richtung. Sie stand ein paar Meter entfernt und schaute verstört zu uns herüber.
 

In meinem halb betäubten Zustand nahm ich wahr, wie Hinata, Naruto und die anderen auf uns zu gerannt kamen. Aber sie würden nicht rechtzeitig hier sein. Sie waren noch zu weit entfernt.
 

Ich begegnete kurz Narutos Blick und wusste, dass er genauso beunruhigt war wie ich. Er rannte so schnell er konnte und obwohl er ein gutes Stück vor den anderen war, würde er es nicht rechtzeitig schaffen. Ich musste es einfach hinbekommen, aus meiner Lähmung aufzutauchen. Ich musste. Aber ich schaffte es nicht.
 

Ich konnte nur zusehen, wie Sasuke zügig und mit gesenktem Kopf auf Temari zu ging. Sie wich vor ihm zurück und starrte ihn entgeistert an. Er würde sie schlagen. Er wollte sie bezahlen lassen für das, was sie getan hatte. Selbst wenn es ein Unfall gewesen war. Und Naruto war zu weit weg. Und ich konnte mich immer noch nicht rühren.
 

Und dann kam doch Hilfe.
 

Kurz bevor Sasuke bei Temari angekommen war, stand Neji plötzlich vor ihr und versperrte Sasuke den Weg.
 

Neji atmete ebenfalls schwer, weil er gerannt war.
 

"Geh zur Seite", sagte Sasuke. Und die eiskalte Ruhe in seiner Stimme war viel schlimmer, als wenn er Neji angebrüllt hätte.
 

Neji holte Luft und sagte entschlossen: "Nein. Du willst sie verletzen, weil sie dich verletzt hat. Das verstehe ich. Aber ich werde nicht zulassen, dass du den gleichen Fehler machst wie ich. Hass erschafft bloß noch mehr Leid, das weiß ich jetzt. Lass es an mir aus. Ich kann mich wehren. Das endet sonst vielleicht böse."
 

Sasuke versuchte, um Neji herum zu gehen aber Neji trat ihm erneut in den Weg. Sasuke spannte sich an und Neji nahm eine abwehrende Haltung ein.
 

Dann war Naruto da. Er sprang zwischen die beiden und stellte sich vor Neji, Sasuke zugewandt. Er griff mit einer Hand in Sasukes Nacken und versuchte ihm ins Gesicht zu sehen.
 

"Hör mir zu Sasuke!", sagte Naruto klar und konzentriert. Sasuke riss sich los. "Hör mir zu!", sagte Naruto erneut und versuchte den Blickkontakt aufrecht zu erhalten.
 

"Du musst dich zusammen reißen. Du musst! Es ist gut gegangen. Du wirst sie nicht verlieren. Hörst du? Du wirst nicht nochmal den Menschen verlieren, der dir am meisten bedeutet! Sie lebt, sie ist hier bei dir und es geht ihr einigermaßen gut. Ich kann mir vorstellen, was du eben für eine Angst hattest. Aber du musst an Sakura denken. Wenn du jetzt Mist baust, dann leidet sie darunter! Verstehst du das Sasuke?"
 

Und es funktionierte. Sasuke und Neji entspannten sich gleichzeitig.
 

Sasuke ließ sich auf die Knie sinken und Naruto hocke sich sofort vor ihn hin, griff wieder in seinen Nacken und fing an, leise auf Sasuke einzureden, aber so, dass Niemand hören konnte, was er sagte.
 

Ich spürte dumpf, wie Erleichterung mich durchströmte. Dann nahm der Schmerz mit einem mal heftig zu und mir liefen stumm Tränen über die Wangen. In diesem Moment kamen Hinata und die anderen bei mir an. Doch jetzt wo ich mir keine Sorgen mehr wegen Sasuke und dem was er tun könnte machte, war da nur noch dieser Schmerz und dieser dumpfe, betäubte Zustand.
 

Ich bekam dunkel mit, dass Hinata sich besorgt meinen Arm ansah und dann erleichtert aufatmete. Ich nahm beiläufig wahr, dass Shikamaru laut fluchte, dass Ino und Kiba Temari anschrien, dass die Lehrer herbeigerannt kamen, dass immer mehr Leute sich um uns versammelten, aber mir war alles egal. Alles außer Sasuke. Aber um den kümmerte sich Naruto.
 

Alles war gut gegangen. Aber ich wusste nicht, wie ich wieder aus diesem Zustand herauskommen sollte. Ich nahm Dinge war, die in der Vergangenheit lagen. Dinge, die nicht zu der jetzigen Situation gehörten. Ich wusste das. Aber es fühlte sich alles wieder real an. Wie in den Träumen, aus denen ich oft nicht aufwachen konnte. Wie lange würde ich dieses Mal brauchen, um wieder aufzuwachen?
 

Hinata und Kakashi sprachen mich laut an, aber ich verstand sie nicht. In meinen Ohren rauschte es zu sehr.
 

Mir kam der Gedanke, dass sie alle denken würden, dass ich komplett gestört wäre. Ich musste mich irgendwie normal verhalten. Ich war so glücklich mit ihnen allen. Ich wollte nicht in Zukunft die Verrückte mit dem Trauma sein, die alle super vorsichtig behandeln würden. Doch ich konnte immer noch keinen von ihnen richtig ansehen, geschweige denn verstehen, was sie zu mir sagten.
 

Plötzlich hörte ich, wie jemand Sasukes Namen sagte. Und das ließ doch wieder ein paar Worte zu mir durchdringen. Es war Hinata.
 

"Los!", sagte sie drängend zu Kiba. "Hol ihn! Er muss sich jetzt zusammen reißen! Geh hin und sag ihm, dass er kommen muss!"
 

Ich sah Kiba in die Richtung weggehen, in der Naruto und Sasuke sein mussten aber durch die ganzen Leute, die um uns herum waren, konnte ich sie nicht sehen.
 

Kurenai kniete neben mir und nahm mein Gesicht in ihre Hände. Sie redete sanft auf mich ein, aber ich konnte mich nicht auf sie konzentrieren.
 

Dann schubste jemand hinter Kurenai ein paar Leute zur Seite und Naruto und Kiba tauchten auf. Sasuke war direkt hinter ihnen.
 

"Macht doch mal Platz!", fauchte Kiba ein paar von den Leuten an, die blöd im Weg rumstanden.
 

"Lasst Sasuke mal da hin!", sagte Shikamaru zu Kurenai und Kakashi.
 

Kuranai ließ mein Gesicht los und sah ihn wütend an. "Halt du den Mund, und mach dich lieber nützlich. Ruf einen Arzt!"
 

Shiamaru zog sein Smartphone aus der Hosentasche und tippte darauf herum. Dann hielt er es sich ans Ohr.
 

"Sie sollten wirklich Sasuke mit ihr reden lassen!", sagte Hinata zu ihr.
 

"Ich muss da hin", sagte Sasuke kalt zu Kurenai, weil sie ihm den Weg zu mir versperrte, indem sie genau vor mir saß. Sie blickte Kakashi an. Der nickte. Sie seufzte und erhob sich, um ein Stück zur Seite zu gehen.
 

Sasuke ging vor mir in die Hocke. Er wirkte wieder vollkommen gefasst. Und plötzlich wusste ich, dass ich mich wieder zusammenreißen konnte. Er hatte es geschafft, das für mich zu tun. Also würde ich es nun auch schaffen, das für ihn zu tun.
 

"Hey", sagte er sanft. "Sieh mich an Sakura."
 

Ich blickte in sein Gesicht und schaffte es, mich darauf zu konzentrieren, was er sagte.
 

"Gut!", sagte er und lächelte. "Da hast du ja ganz schön Glück gehabt, nicht wahr Prinzessin?"
 

Ich musste auch leicht lächeln. Dieser komische Kosename für mich war gerade so fehl am Platz.
 

Ich räusperte mich leicht, um meine Stimme wieder zu finden.
 

"Das war kein Glück", sagte ich schwach. "Du hast mich gerettet."
 

"Klar!", sagte er selbstsicher und immer noch mit einem leichten Lächeln. "Dafür bin ich doch da, oder?"
 

Ich wusste, dass es nur Show war. Ich wusste, dass ihm nicht nach Lächeln zu Mute war. Er war immer noch aufgewühlt. Aber es funktionierte. Es beruhigte mich und zeigte mir, dass ich mich auch zusammen reißen konnte.
 

"Danke Sasuke", sagte ich.
 

"Reiner Eigennutz!", antwortete er im Spaß, wie er es so oft tat.
 

Ich schnaubte ein klein wenig belustigt, obwohl ich mich dazu ganz schön überwinden musste. Ich fühlte mich immer noch schrecklich. Psychisch und körperlich. Die Assoziationen zu früher waren immer noch da. Aber sie waren ein wenig in den Hintergrund getreten. Immerhin war ich wieder in der Lage, zu agieren.
 

"In zehn Minuten ist ein Arzt da!", sagte Shikamaru laut. "Er wird oben am Eingang parken. Bringen wir sie hoch, dann geht es schneller!"
 

Sasuke machte sofort Anstalten, mich hochheben zu wollen aber ich schüttelte leicht den Kopf.
 

"Es geht schon", sagte ich etwas matt und er half mir beim Aufstehen, indem er mich an meinem gesunden Arm hoch zog. Ich wollte gerne selbst gehen und das Gefühl haben, dass ich wieder etwas Kontrolle über meine Situation bekam.
 

Die nächsten Stunden vergingen für mich, ohne, dass ich ein richtiges Zeitgefühl hatte.
 

Der Arzt war nicht besonders beunruhigt wegen meines Arms und sagte mir mehrfach, dass ich unglaubliches Glück gehabt hätte und es nur eine leichte Verbrennung war. Er schmierte meinen Unterarm dick mit einer angenehm kühlenden Salbe ein und verband ihn. Dann gab er mir noch mehr Salbe und Schmerzmittel. Er meinte die Verbrennung sei zwar nicht schlimm aber weil es so großflächig wäre, würde es trotzdem ein paar Tage weh tun und ich sollte einfach Tabletten nehmen, bis es besser wurde.
 

Ich tat nach wie vor mein Bestes, mich möglichst normal zu Verhalten. Alle schienen auf mich einzureden und mir Fragen zu stellen und ich biss die Zähne zusammen und nickte und schüttelte den Kopf, um irgendwie darauf zu reagieren.
 

Als die Lehrer mich endlich in Ruhe ließen, weil ich sie überzeugt hatte, dass es mir gut ging und ich einfach nur schnell für morgen fertig packen und dann schlafen wollte, waren aber immer noch viele Leute bei mir.
 

Ino scheuchte sie schließlich alle weg, sodass ich mit den Jungs, Hinata, Ino, Tenten und Karin allein war, als ich bei meinem Bungalow ankam. Das war mir eigentlich immer noch zu viel. Ich war total dankbar, dass sie alles taten, um zu helfen, aber eigentlich wollte ich bloß endlich alleine sein.
 

Ich sagte auch zu den Jungs, dass ich nur noch packen und ins Bett wollte. Sasuke musterte mich besorgt und skeptisch. Er wollte bei mir bleiben aber ich wusste, dass ich dann gar nicht würde alleine sein können. Und das musste ich.
 

"Bist du denn okay?", fragte ich ihn.
 

"Klar", sagte er nüchtern. "Ich bin nicht derjenige mit einem angesengten Arm."
 

"Mach dir keine Sorgen um ihn, er ist ja nicht alleine!", sagte Naruto und lächelte mich beruhigend an. "Ich pass schon auf ihn auf!" Und das beruhigte mich tatsächlich. Er war schön für mich zu sehen, dass Naruto so eine enge Bindung zu Sasuke zu haben schien.
 

Sie überredeten Sasuke, mich in Ruhe zu lassen und obwohl er gar nicht glücklich wirkte, akzeptierte er es schließlich.
 

Hinata und die anderen halfen mir beim Packen und Umziehen.
 

"Können wir sonst noch was tun?", fragte Ino, als wir schließlich alle fertig zur Abreise am nächsten Morgen und bettfertig waren. "Sollen wir noch deine Eltern benachrichtigen oder sowas? Wir könnten ihnen sagen, was los ist, aber dass es dir gut geht und du schlafen willst!"
 

"Nein, danke, lieb von dir!", sagte ich.
 

"Bist du sicher?", fragte Ino zweifelnd.
 

"Hör auf Ino", sagte Hinata.
 

"Also meine Eltern würden das wissen wollen!", beharrte Ino. "Sie wären total sauer, wenn sie erst davon erfahren würden, wenn ich morgen aus dem Flugzeug-"
 

Hinata konnte es scheinbar nicht mehr ertragen, denn sie unterbrach sie. "Ino, Sakuras Eltern sind tot. Sie hatten vor ein paar Jahren einen Autounfall."
 

Ino starrte erst Hinata und dann mich an. Karin schaute genauso entsetzt drein und Tenten schlug sich die Hände vor den Mund und sah bestürzt aus.
 

"Das wusste ich nicht!", sagte Ino schließlich. "Warum hast du nie... Ich meine...Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich manche Sachen nie gesagt!"
 

"Tut mir leid, ich muss jetzt wirklich schlafen gehen!", sagte ich rasch und wandte mich ab. In mir schrie alles. Ich wollte unbedingt alleine sein. Ich platzte fast. Ich kroch schnell auf mein Bett und zog mir die Decke über meinen Kopf.
 

"Gehen wir schlafen", sagte Hinata schließlich etwas hilflos und ich hörte, wie sie das Licht löschten und in ihre Betten krochen.
 

Ich lag lange wach und konzentrierte mich auf meine Atmung, bis ich mir irgendwann ganz sicher war, dass sie alle schliefen. Dann schlich ich mich raus.
 

Ich hatte eigentlich gar nicht vor gehabt, an diesen Ort zu kommen. Aber der Wald war der einzige Ort, wo ich das Gefühl hatte, alleine sein zu können. Und vielleicht war ich ganz automatisch wieder hier her gekommen, weil der Ort mir bekannt vorkam. Vielleicht hatte ich mich an das Moos und die hübschen weißen Blumen erinnert, die mir so tröstlich vorgekommen waren. Ich verband keine positiven Erinnerungen mit diesem Ort aber schließlich hatte ich auch nicht vor, mich positiven Gefühlen hinzugeben.
 

Barfuß und in dem Top und der Jogginghose, mit der ich schlief, rollte ich mich auf dem Moos zusammen. Und endlich war ich alleine und konnte weinen.
 

Ich weinte lange und gab mir keine Mühe, leise zu sein oder mich zurückzuhalten. Alle Erinnerungen waren wieder so präsent und auch all die schweren Jahre, die ich nach dem Tod meiner Eltern durchgemacht hatte. Ich musste irgendwo hin mit diesen ganzen Emotionen. Und das Weinen verschaffte mir endlich etwas Erleichterung.
 

Ich weinte, bis ich völlig erschöpft war und keine Tränen mehr da zu sein schienen. Und schließlich schlief ich einfach ein. Ich hatte es eigentlich nicht vor gehabt. Aber ich war so müde und fühlte mich so schwer und ausgelaugt.
 

"Ich kann echt nicht fassen, dass du wirklich wieder hier her gekommen bist!", hört ich Nejis Stimme neben mir.
 

Ich schreckte hoch und setzte mich auf. Es wurde gerade hell.
 

Neji lehnte zwei Meter weiter mit verschränkten Armen an einem Baum und musterte mich. Meine Augen fühlten sich vom Weinen etwas verquollen an und ich musste erstmal blinzeln, um richtig sehen zu können.
 

"Verdammt!", sagte ich leise und stand auf so schnell ich konnte. Ich taumelte kurz, weil ich noch nicht richtig wach war. "Wie spät ist es?"
 

"Fünf Uhr morgens. Keine Sorge, wir Fliegen erst in ein paar Stunden. Aber Hinata ist aufgewacht und du warst weg. Sie hat sich raus geschlichen und Sasuke angerufen. Die beiden suchen dich. Naruto auch. Ich schlafe schon seit Jahren schlecht. Daher war ich wach und saß draußen. Sie haben mir erzählt, dass du verschwunden bist. Ich habe zwar nicht wirklich glauben können, dass du hier her kommen würdest...", er lächelte ein wenig traurig, "...aber ich habe mich daran erinnert, dass dir das Moos und die Blumen gefallen haben. Damals, als ich... naja. Jedenfalls dachte ich, ich schaue einfach mal nach."
 

"Ich...tut mir leid...danke", murmelte ich. Ich staunte ein wenig darüber, dass ihm das damals aufgefallen war. Er war sensibler, als ich gedacht hatte.
 

"Oh nein, Sasuke und Hinata machen sich bestimmt furchtbare Sorgen!", sagte ich niedergeschlagen.
 

"Sie sind unterwegs hier her. Ich habe Hinata gerade angerufen und sie meinte, sie würde Sasuke und Naruto bescheid geben. Ich habe ihre Nummern nicht."
 

"Oh, okay, danke Neji", sagte ich leise. Dann konnte ich auch einfach hier bleiben und warten. Wir sahen uns einen Moment schweigend an, während wir warteten. Die Vögel zwitscherten und begrüßten den neuen Morgen.
 

"Danke, dass du Sasuke gestern aufgehalten hast", sagte ich schließlich leise.
 

Neji nickte leicht.
 

Dann blickten wir beide nach links, weil wir Geräusche hörten und einen Moment später kamen Sasuke und dicht hinter ihm Naruto und Hinata durchs Unterholz.
 

Ich stellte erleichtert fest, dass keiner von ihnen so aussah, als ob sie besonders wütend auf mich wären, weil ich verschwunden war. Sie bleiben alle bei Neji und mir stehen aber weder Sasuke noch Hinata oder Naruto kamen mir zu nahe und berührten mich.
 

Sasuke schaute zu Neji. "Danke."
 

Neji nickte wieder leicht.
 

"Leute...", sagte ich und ich stellte erleichtert fest, dass meine Stimme wieder fest und selbstsicher klang. Das Weinen hatte geholfen. Und das Schlafen wahrscheinlich auch, "es tut mir wirklich leid, dass ich verschwunden bin und ihr euch Sorgen gemacht habt. Aber ich musste unbedingt alleine sein. Und dann bin ich versehentlich eingeschlafen."
 

"Ja", sagte Sasuke ein wenig säuerlich, "nachdem du ganz alleine nachts im Wald geweint hast, bis du vollkommen erschöpft warst."
 

"Sasuke...", sagte ich sanft, "das ist mein Schmerz und ich musste da alleine durch."
 

Er verzog leicht verärgert das Gesicht. "Oder du erzählst mir endlich, was damals genau mit deinen Eltern passiert ist. Dann musst du da in Zukunft vielleicht nicht mehr alleine durch."
 

"Sakura", sagte Hinata behutsam, "kann es sein, dass du mit im Auto warst, als deine Eltern den Unfall hatten?"
 

Ich zögerte einen Moment. Und dann entschied ich mich doch es ihnen einfach zu sagen. Eigentlich sprach ja überhaupt nichts dagegen. Sie waren immer für mich da. Sie waren einfach toll.
 

Ich atmete einmal tief ein und aus um mich zu sammeln.
 

"Ja", sagte ich. "Wir waren zu dritt im Auto. Wir waren auf der Autobahn. Der Unfallverursacher war betrunken und viel zu schnell. Er ist in uns reingefahren. Mein Vater verlor die Kontrolle über den Wagen und wir sind in eine Lärmschutzwand gekracht. Meine Eltern waren sofort tot. Aber ich war wie durch ein Wunder kaum verletzt und bei Bewusstsein. Ich war eingeklemmt und konnte mich nicht rühren."
 

Ich atmete wieder tief ein und aus, bevor ich weiter sprach. Auch nach all den Jahren war es schwer darüber zu reden. Aber ich hatte auch keine Übung darin. Ich sprach nie darüber. Nur meiner Therapeutin hatte ich es erzählt. Und einmal meinem letzten Ex Freund aber da war ich sehr betunken gewesen. Und das nur, weil beide die ganze Zeit darauf gedrängt hatten. Ich hatte es noch nie wirklich freiwillig erzählt.
 

"Es fing an zu brennen und ich konnte nicht raus, weil ich nicht frei kam. Ich wusste, dass meine Eltern tot waren. Aber es war trotzdem unglaublich schlimm, als das Feuer sie erreichte. Es roch furchtbar und überall war Rauch. Ich bekam keine Luft und dachte ich würde auch sterben. Am Ende war ich wahrscheinlich höchstens zwei Minuten da drinnen. Dann kamen schon Leute und zogen mich raus. Aber mir kam es wie eine Ewigkeit vor. Ich habe immer noch Albträume deswegen."
 

Ich lächelte vorsichtig. "Aber seit ich euch habe", ich schaute zu Sasuke, "seit ich dich habe, ist alles so unendlich viel besser geworden."
 

Hinata hatte Tränen in den Augen und eine Hand auf ihren Mund gepresst. Naruto hatte die Hände zu Fäusten geballt und sah mich an. Doch als er bemerkte, wie es Hinata mit nahm, griff er sofort nach ihrer Hand und sie nahm seine und lächelte ihn dankbar an.
 

Neji lehnte immer noch mit verschränkten Armen an dem Baum. Er hatte den Kopf gesenkt und seine Haare fielen ihm vor sein Gesicht, sodass ich seine Reaktion nicht sehen konnte.
 

Ich blickte Sasuke an. Er wirkte einigermaßen gefasst.
 

"Danke, dass du es uns erzählt hast", sagte er ruhig. "Ich bewundere deine Stärke."
 

Ich war ihnen so unlaublich dankbar, dass sie nicht übertrieben dramatisch drauf reagierten. Dankbar, dass sie ruhig blieben, einfach zugehört hatten und es dabei beließen. Dankbar, dass sie mich nun nicht bemitleideten und versuchten mich irgendwie aufzubauen. Das half nämlich nicht. Der Schmerz war nunmal da und gehörte zu mir. Nette Worte würden daran nichts ändern. Trotzdem fühlte ich mich nun extrem erleichtert. Es fühlte sich unglaublich gut an, das mit ihnen geteilt zu haben.
 

Und all das sagte ich ihnen auch.
 

Hinata lächelte.
 

"Tja", sagte sie, "dann haben wir fünf hier wohl alle einen Grund einander dankbar zu sein! Ich bin dir dankbar Sakura, dass du meine Freundin geworden bist. Durch dich haben Naruto und ich uns gefunden", sie sah vorsichtig zu Neji, "und vielleicht können Neji und ich uns durch dich in Zukunft besser verstehen."
 

Neji hob den Kopf und blickte sie an. "Ja", sagte er. "Das werden wir. Und dafür bin ich dir auch sehr dankbar Sakura. Und dir Hinata, dass du mir so entgegen kommst, obwohl ich es dir all die Jahre so schwer gemacht habe."
 

Er sah zu Sasuke. "Und dir danke ich, dass du Nachsicht und Verständnis für mich hast. Ich weiß, dass es dich viel Überwindung kostet."
 

Er sah leicht belustigt zu Naruto. "Und dir bin ich dankbar, dass du Sasuke gestern beruhigt hast. Mein Gesicht ist schon demoliert genug. Ich hätte nicht noch nen Schlag gebraucht."
 

Naruto grinste. "Ich bin euch auch dankbar, Sakura und Neji. Es ist gut zu wissen, dass es nun noch zwei Leute gibt, die Sasuke in Schach halten können! Das ist ganz schön viel Verantwortung für einen alleine!"
 

Sasuke schnaubte verächtlich.
 

Naruto lachte. "Du bist manchmal echt anstrengend Mann!"
 

"Und natürlich bin ich dankbar für dich!", fügte er hinzu, während er Hinata anlächelte. Er legte ihr den Arm um die Schultern und drückte sie kurz an sich. Sie strahlte ihn an und man konnte in diesem Moment so deutlich sehen, wie sehr sie sich liebten, dass es mich ganz glücklich machte.
 

Alle sahen zu Sasuke, der etwas das Gesicht verzog.
 

Dann sagte er: "Ja okay, ich bin euch auch allen dankbar! Aber erwartet jetzt nicht von mir, dass ich das näher ausführe, ihr seid mir gerade alle ne Nummer zu sentimental!"
 

"Du bist ein Arsch!", sagte Naruto grinsend.
 

"Jep!", sagte Hinata und ich musste lachen.
 

"Komm schon Sasuke!", sagte Neji grinsend. "Wenn sogar ich das geschafft habe, kannst du das auch!"
 

"Ich bin gerade dabei mir zu überlegen, ob ich dich nicht vielleicht doch leiden kann", sagte Sasuke säuerlich zu Neji. "Setz es nicht gleich wieder aufs Spiel!"
 

Neji lachte leise.
 

Dann sah er Sasuke nachdenklich an. "Was hat Naruto gestern eigentlich gemeint mit 'du wirst nicht nochmal den Menschen verlieren, der dir am meisten bedeutet'?"
 

"Das geht dich nichts an", sagte Sasuke hart.
 

Er war also immer noch nicht bereit, darüber zu sprechen.
 

"Du hast damit Itachi gemeint, nicht wahr Naruto?", fragte ich vorsichtig.
 

Ich hatte ohnehin vor gehabt, ihn danach zu fragen. Wusste Naruto, was mit Itachi passiert war?
 

"Ja", sagte Naruto mit einem vorsichtigen Blick zu Sasuke. "Aber er spricht nicht darüber. Ich weiß nur, dass Sasuke Itachi vermisst."
 

"Hört auf!", sagte Sasuke kalt. "Alle! Ich will nicht über meinen Bruder sprechen und das werdet ihr akzeptieren!"
 

"Er ist einfach noch nicht so weit!", sagte Naruto schulterzuckend und ein wenig scherzhaft, um die angespannte Stimmung wieder etwas aufzulockern.
 

Sasuke sah zu Neji und Hinata.
 

"Wofür ich euch beiden wirklich dankbar wäre, wäre wenn ihr nicht gleich zu eurer Familie rennt und allen Hyugas erzählt, dass ich die Fassung verliere, wenn es um Sakura oder meinen Bruder geht. Ich versuche diese Schwäche von mir eigentlich so gut es geht zu verstecken und wenn mein Vater oder mein Onkel mitbekommen, dass ihr sowas von mir wisst, machen die mir richtig Stress!"
 

Hinata lächelte. "Du solltest doch bereits wissen, dass ich mich aus diesem lächerlichen Konkurrenzkampf zwischen unseren Familien raushalte."
 

"Und was ist mir dir?", fragte Sasuke kühl an Neji gewandt.
 

Neji musterte ihn kurz nachdenklich. Dann stieß er sich von dem Baum ab und kam auf Sasuke zu. Er bleib vor ihm stehen.
 

"Ich habe in den letzten Tagen viel nachgedacht", sagte er. "Und ich fange langsam an mich zu fragen, ob unsere Familien nicht viel besser dran wären, wenn sie zusammenarbeiten würden, anstatt immerzu zu versuchen die andere auszustechen. Unsere Unternehmen konkurrieren ja nicht mal um die gleichen Aufträge. Genau genommen könnten wir uns sogar zuarbeiten. Wie wäre es, wenn wir diesen uralten Konflikt begraben würden? Wir beide wären in der Lage, in Zukunft alles anders zu machen." Er grinste ein wenig fies. "Zusammen wären wir unschlagbar, oder?"
 

Sasuke musterte ihn misstrauisch. "Meine Familie würde mir sagen, du willst mich bloß reinlegen. Warum tust du das plötzlich?"
 

Das Grinsen verschwand von Nejis Gesicht. Als er sprach, war seine Stimme leise und von seiner Großspurigkeit war nichts mehr zu bemerken.
 

"Ich schulde euch was. Sakura hat dir erzählt, was ich beinahe getan hätte. Ich war komplett neben der Spur. Und ich bin so unendlich dankbar, dass sie an mich geglaubt hat. Es hat noch nie jemand daran gelaubt, dass ich ein netter Mensch sein kann. Und sie hat alles riskiert und es vollkommen bedingungslos getan. Und dann verzeiht ihr mir alle das auch noch. Mehr oder weniger zumindest. Ich schäme mich. Besonders, nachdem ich eben gehört habe, was sie durchstehen musste. Ich will beweisen, dass sie recht hatte. Ich kann ein guter Mensch sein."
 

Neji hob die Hand und hielt sie Sasuke hin. "Lass uns nicht nur Frieden schließen. Lass uns in Zukunft alles besser machen. Ich will, dass wir Freunde werden Sasuke Uchiha."
 

Sasuke sah ihn lange an und schien zu überlegen. Hinata, Naruto und ich waren ganz still und beobachteten die beiden gespannt.
 

"Na schön!", sagte Sasuke schließlich. "Ich habe auch keine Lust mehr, mir ständig einreden zu lassen, dass du mein Gegner bist. Beenden wir das!"
 

Er griff nach Nejis Hand. Neji sah erleichtert aus.
 

Hinata und ich tauschten einen Blick. Sie schien darüber genauso glücklich zu sein wie ich.
 

"Das heißt jetzt aber nicht, dass wir ständig mit Neji rumhängen, oder?", fragte Naruto grinsend. "So gut kann ich ihn jetzt auch wieder nicht leiden!"
 

Sasuke ließ Nejis Hand los und verzog amüsiert den Mund zu einem schiefen Lächeln. "Mal sehen."
 

Neji grinste. "Halt den Mund Uzumaki!"
 

"Von dir lasse ich mir gar nichts verbieten Hyuga!", antwortete Naruto ebenfalls grinsend.
 

Hinata kicherte und ich musste lächeln. Sie schienen sich eigentlich jetzt schon ganz gut zu verstehen. Auf ihre merkwürdige Art.
 

"Wir sollten zurück gehen!", sagte Hinata schließlich in die angenehme Stille. "Bald wachen alle auf und wenn wir dann weg sind, drehen Kakashi und Kurenai komplett durch! Die können es ohnehin kaum noch ertragen, dass die ganze Zeit Dramen passieren und sie überhaupt nicht mehr durchsteigen!"
 

Darauf hin mussten alle grinsen oder Lachen und wir machten uns auf den Rückweg. Ich fühlte mich total erleichtert. Und den anderen musste es auch so gehen.
 

Sasuke legte mir beim Gehen den Arm um die Schultern und ich warf ihm von der Seite einen Blick zu. Ich würde so gerne wissen, warum er nicht über seinen Bruder sprechen wollte. Ich konnte ihm nicht helfen, wenn er es nicht tat.
 

In diesem Moment ahnte ich noch nicht, dass er es schon so bald doch tun würde.

Sasukes Schmerz (Teil 1)

Wie sollte ich es anstellen? Eigentlich hatte ich keine Ahnung. Aber ich musste mir etwas überlegen.
 

Doch bevor wir im Flugzeug saßen, hatte ich gar keine Zeit mehr gehabt darüber nachzudenken. Alles war ein wenig drunter und drüber gegangen.
 

Als wir aus dem Wald zurückgekommen waren, waren Shikamaru, Kiba, Ino, Karin und Tenten schon wach gewesen. Sie wollten wissen, was passiert war und wo wir gewesen waren. Und sie waren mit den bruckstückhaften Erklärungen, die sie aus Hinata und Naruto rausholten, nicht so ganz zufrieden.
 

Mich ließen sie mit ihren Fragen zum Glück in Ruhe. Sasuke auch, weil er unmissverständlich und ziemlich unhöflich klar machte, dass er keine Lust hatte, Antworten zu geben. Und auch Hinata und Naruto hatten scheinbar wenig Lust im Detail darüber zu sprechen.
 

Vielleicht ging es ihnen wie mir und sie hatten auch das Gefühl, dass dieser Moment seltsam intim gewesen war und uns fünf ein wenig enger verbunden hatte. Irgendwie wäre es seltsam gewesen, nun den anderen genau zu erzählen, was gesagt worden war.
 

Also erklärten Naruto und Hinata schließlich, dass ich verschunden war, weil ich hatte alleine sein wollen und sie mich gesucht hätten. Sie berichteten auch von dem, was ich ihnen über den Unfall erzählt hatte, um zu erklären, warum ich so heftig auf die ganze Sache reagierte.
 

Ich hatte auf dem Rückweg aus dem Wald zu ihnen allen gesagt, dass ich zwar nicht erpicht darauf war, mit Leuten über den Unfall zu sprechen, aber dass sie es ruhig erzählen könnten, wenn jemand danach fragte. Ich hatte plötzlich das Gefühl, es nicht mehr verheimlichen zu müssen.
 

Nun, da ich den Menschen davon erzählt hatte, die mir am wichtigsten waren und sie es gut aufgenommen und so toll reagiert hatten, kam es mir plötzlich gar nicht mehr wie eine große Sache vor. Es war mir egal, wie andere damit umgehen würden. Ich wollte nur, dass Sasuke, Hinata und Naruto mich wie immer behandelten. Und das taten sie.
 

Irgendwie war es merkwürdig, dass Neji auch dabei gewesen war. Es wirkte nun so, als würde er plötzlich auch zu meinen engen Vertrauten gehören. Was total verrückt war, wenn man bedachte, wie alles zu Beginn der Klassenfahrt noch gewesen war. Aber zwischen uns war so viel Intensives passiert, Schlechtes aber auch Gutes, dass es eine Art Bindung geschaffen hatte. Auf jeden Fall war Neji mir nicht gleichgültig und ihm schien es mit mir und auch mit Sasuke genauso zu gehen.
 

Da meine Vergangenheit natürlich, besonders nach den gestrigen Ereignissen, nun die spannende Entwicklung des Tages war, schien sich das Ganze total schnell zu verbreiten. Niemand sprach mich direkt darauf an aber ich bekam mit, dass viel getuschelt wurde und ich viel mehr Beachtung in Form von neugierigen Blicken bekam, als sonst auch schon.
 

Ich fand es nicht gerade angenehm aber es war auch nicht schlimm für mich. Wieder stellte ich fest, dass meine Freunde mir so viel Sicherheit und Geborgenheit gaben, dass es mich kaum zu tangieren schien.
 

Shikamaru und Kiba ließen mich in Ruhe, was das Thema betraf. Sie holten aus Naruto alles heraus, was sie wissen wollten und waren zwar kurz etwas betroffen aber dann gewohnt cool und sie behandelten mich wie immer.
 

Ino, Tenten und Karin waren total schockiert. Sie reagierten so, als würde das Ganze sie extrem mitnehmen und sie gingen super vorsichtig mit mir um. Das nervte mich etwas aber eigentlich war es auch ganz süß von ihnen, dass es sie so zu interessieren schien, wie es mir ging. Und ich dachte, sie würden schon wieder damit aufhören, wenn ich mich einfach normal verhielt und sie feststellten, dass es keinen Grund gab mich nun in Watte zu packen.
 

Zumindest so normal, wie ich konnte. Obwohl es mir wieder ganz gut ging, besonders seit ich über den Unfall gesprochen hatte, merkte ich natürlich, dass die Ereignisse mir noch etwas nachhingen. Kein Wunder. Mein brennernder Arm erinnerte mich die ganze Zeit daran. Aber nachdem ich gefrühstückt und noch eine Tablette genommen hatte, ging es ganz gut. Es tat nur noch leicht weh und ließ sich gut aushalten. Vor allem, nachdem ich nochmal die Salbe frisch aufgetragen und den Arm neu verbunden hatte.
 

Bei Sasuke schien das Ganze fast mehr nachzuwirken als bei mir. Zumindest wirkten sich die Ereignisse mehr auf sein Verhalten aus.
 

Allerdings nicht in der Art, wie es nach der Sache mit Neji gewesen war. Da hatte er mich unglaublich vorsichtig behandelt, weil er sich Sorgen gemacht hatte, dass er mich wegen seines üblichen dominaten Verhaltens irgendwie negativ triggern könnte. Darüber schien er sich jetzt gar keine Gedanken zu machen. Eher im Gegenteil.
 

Er behandelte mich auf gewisse Weise sehr umsichtig. Ich musste nicht eine Sekunde mein Gepäck tragen, ich bekam jede Tür aufgehalten, wenn mir jemand blöde Fragen stellen wollte, vergraulte er alle, bevor ich mich dazu genötigt sah, eine Antwort geben zu müssen und als Kurenai anfing besorgt nachzufragen, wie es um meinen Arm bestellt sei und wie es mir ginge, handelte er sich beinahe Nachsitzen ein, weil er sie unfreundlich darauf hinwies, das es mir nicht besser gehen würde, wenn sie noch ein drittes Mal innerhalb von zwei Stunden nachfragte und dass ich schon zurecht kommen würde. Das Nachsitzen ließ sich gerade noch abwenden, weil ich ihm die Hand auf den Arm legte und er folgsam verstummte.
 

Was den Rest an ging wurde ich von ihm allerdings absolut gar nicht schonend behandelt. Sasuke achtete zwar genau darauf, dass er nie meinen Arm berührte, aber abgesehen davon schien er sich ständig selbst vergewissern zu wollen, dass ich da war und er mich anfassen konnte. Als ob das der Beweis wäre, dass ich bei ihm war und er mich nicht verloren hatte.
 

Ich hatte dafür vollstes Verständnis. Ich war zwar nicht so übergriffig wie er, aber mir wäre es an seiner Stelle nicht viel anders gegangen und daher ertrug ich sein Verhalten mit einer Mischung aus leichter Genervtheit und Belustigung. Und natürlich war ich ihm sowieso unendlich dankbar, dass er mich gerettet hatte. Es war beeindruckend gewesen, dass er es geschafft hatte, so ruhig zu bleiben und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
 

Als wir schließlich alle an den beiden Bussen standen, die uns zum Flughafen bringen würden und wir gerade unser Gepäck verstaut hatten, kam es jedoch nochmal zu einer kleinen Szene. Denn neben uns verstauten gerade die Schüler von dem Nachbargrundstück ihre Sachen ebenfalls in einem Bus, weil sie ja auch heute abreisen würden. Und das war der Moment, an dem wir Temari nach dem Vorfall das erste mal wieder begegneten.
 

Tenten und Karin hatten mir erzählt, dass Kakashi wutentbrannt mit ihren Lehrern geprochen hatte und sie hofften, dass sie eine ordentliche Strafe bekommen würde. Aber sie stolzierte wie gewohnt herum und schien sich nicht besonders schlecht zu fühlen.
 

Vielleicht war es bei ihr wie bei Sasuke. Wenn die Uchihas mit ihrer Familie befreundet waren, waren ihre Eltern bestimmt auch unglaublich reich und daher wurde sie von ihren Lehrern vielleicht immer genauso behandelt, wie die meisten es auch bei Sasuke und Neji taten. Nämlich extrem nachsichtig. Kakashi und Kurenai waren da Ausnahmen, sie versuchten trotzdem Sasuke und Neji nichts durchgehen zu lassen.
 

"Die Bitch hat echt nicht vor, sich mal bei Sakura zu entschuldigen, oder?", fragte Ino ungläubig und beobachtete Temari mit einem ziemlich unfreundlichen Gesichtsausdruck.
 

Sie hatte gerade ihren Koffer dem Busfahrer in die Hand gedrückt, damit er ihn verstaute und sich nun mit Karin und Tenten zu uns gestellt. Sasuke hob bei ihren Worten den Kopf und sah von seinem Smartphone auf. Er folgte Inos Blick und erblickte dann Temari.
 

Er sah sich rasch um. "Naruto, Neji, tut ihr mir einen Gefallen?", fragte er laut.
 

Naruto schien nicht mal fragen zu müssen, was er meinte. Er fing an zu grinsen.
 

Neji, der zwei Meter entfernt neben Shino stand, sah auf und blickte Sasuke fragend an. Sasuke nickte mit dem Kopf erst zu Temari und dann zu Kakashi und Kurenai hinüber. Die Lehrer standen ein paar Meter entfernt, jeder bei einem der Busse und beaufsichtigten das Geschehen.
 

"Verstanden", sagte Neji und ging sofort kommentarlos an Sasuke vorbei auf Kakashi zu.
 

"Ich komme mit, ich hab ne perfekte Vorlage!", sagte Kiba grinsend zu Naruto und die beiden setzten sich ohne weitere Erklärungen in Bewegung und gingen zu Kurenai hinüber.
 

Mir schwante Übles.
 

Was ist los?", fragte Ino verwirrt, als Sasuke sich ebenfalls in Bewegung setzte, sobald er sicher war, dass Neji Kakashi und Naruto und Kiba Kurnei abgelenkt hatten. Shikamaru neben ihr grinste und steckte die Hände in die Hosentaschen.
 

"Ahh, naja. Etwas albern!" Er schien ebenfalls zu verstehen, was Sasuke vor hatte. "Aber ich fürchte, ich würde das auch für dich tun, Ino. Sowas kann man einfach nur schwer auf sich sitzen lassen."
 

Sie sah ihn verständislos an.
 

"Er holt Sakura eine Entschuldigung. Temari hat ja offenbar nicht genug Größe, um sie freiwillig zu geben", erklärte Shikamaru.
 

Ich beobachete mit etwas bangem Gefühl, wie Sasuke bei Temari ankam, etwas zu ihr sagte und sie dann am Oberarm fasste. Sie schien nicht wirklich freiwillig mit ihm gehen zu wollen und er zog sie eher gewaltsam die paar Meter zurück zu mir. Er ließ sie erst los, als sie vor mir standen.
 

"Also Temari", sagte Sasuke betont freundlich, "das wäre doch jetzt eine gute Gelegenheit, um dich bei Sakura zu entschuldigen, meinst du nicht?"
 

Er war doch echt unglaublich!
 

Temari schien das auch zu finden, denn sie warf ihm einen wütenden Blick zu.
 

"Sasuke, ich will nicht, dass du sie dazu zwingst, sich bei mir zu entschuldigen!", sagte ich leise.
 

"Ich will das aber!", sagte er unbeeindruckt.
 

Er warf einen Blick zu Kakashi und Kurenai hinüber aber Neji, Naruto und Kiba hatten deren Aufmerksamkeit erfolgreich auf sich gelenkt und sie schauten nicht her.
 

Sasuke legte einen Arm um Temaris Schultern und flüsterte so laut in ihr Ohr, dass wir ihn alle verstehen konnten:
 

"Also meine Liebe, entscheide dich! Bring es jetzt hinter dich oder warte noch ein bisschen und finde raus, was ich alles tun würde, um dich dazu zu zwingen. Das wird dann aber unschön für dich. Ich kann wirklich kreativ werden, wenn es um sowas geht!"
 

"Sasuke!", sagte ich empört. Er ignorierte es.
 

"Na schön!", fauchte Temari und schlug seinen Arm von ihrer Schulter. Er nahm ihn weg und richtete sich zufrieden wieder aus seiner leicht gebeugten Haltung auf.
 

"Ich versteh zwar nicht, warum dir andere Menschen plötzlich etwas bedeuten aber bitte, wenn es dir so wichtig ist!" Sie wandte sich mir mit überheblicher Miene zu. "Also, es tut mir Leid, dass ich dich in die Fackel geschubst habe. Das hatte ich nicht vor. Ist blöd gelaufen!"
 

"Ahhh, ich weiß nicht...", sagte Sasuke mit einem ziemlich ekligen Ton. "Ich glaube, das reicht mir nicht."
 

"Sasuke!", sagte ich scharf. Es reichte jetzt wirklich. "Ich will, dass du aufhörst! Lass sie gehen!"
 

Ich wandte mich Temari zu. "Entschuldigung angenommen!", sagte ich knapp.
 

Sasuke steckte belustigt die Hände in die Hosentaschen und trat von Temari zurück, damit sie gehen konnte. Sie warf ihm einen zornigen Blick zu, machte auf dem Absatz kehrt und ging eiligen Schrittes zurück zu ihren Freunden.
 

"Du hast Glück, dass Sakura so ein wundervoller Mensch ist!", rief Sasuke ihr nach. "Du verdankst es nur ihr, dass ich es dabei belasse! Denk das nächste Mal daran, wenn du ihr schaden willst! Du schuldest ihr jetzt was!"
 

Temari zeigte ihm, ohne sich umzudrehen oder innezuhalten, über die Schulter den Mittelfinger und Sasuke lachte leise.
 

"Danke", sagte er zufrieden zu Naruto und Kiba, die gerade wieder bei uns auftauchten. Naruto klopfte ihm beiläufig auf die Schulter.
 

Neji ging an Sasuke vorbei und sie nickten einander kurz zu, ohne dass Neji sich die Mühe machte, seinen Schritt zu verlangsamen und er stellte sich wieder zu seinen Freunden, die das Geschehen amüsiert beobachtet hatten.
 

"Na super!", sagte Hinata hin und hergerissen zwischen Belustigung und Verärgerung. "Neji und Sasuke verstehen sich ja jetzt schon wortlos und blendend. Nun haben wir noch einen von der Sorte an der Backe! Ich weiß nicht, ob mir das so gut gefällt!"
 

Sasuke, Shikamaru und Kiba grinsten und Naruto lachte. Hinatas Mundwinkel zuckte und sie ließ zu, dass Naruto ihr einen kurzen Kuss gab.
 

Sasuke trat selbstgefällig vor mich und legte seine Hände an meine Hüften. Er zog mich etwas zu sich heran und beugte sich leicht zu mir herunter.
 

"Na komm schon, gib mir nen Kuss Prinzessin!", sagte er verführerisch.
 

"Nein!", sagte ich und drückte mit meinem gesunden Unterarm gegen seine Brust, um ihn wegzuschieben. "Für so eine Aktion bekommst du keine Belohnung! Ich mag diese blöden Machtdemonstrationen nicht! Ich verstehe absolut, dass dir das ein Bedürfnis war, aber du hast das mehr für dich als für mich getan und das weißt du auch ganz genau."
 

Er lachte leise und ließ mich los. Er schien auch keine andere Reaktion von mir erwartet zu haben.
 

"Kommt, wir gehen rein!", sagte ich zu Hinata, Ino Karin und Tenten und ging auf den Bus zu.
 

"Der Platz neben ihr bleibt frei, da sitze ich!", rief Sasuke uns nach.
 

"Nein tust du nicht!", rief ich entschieden zurück.
 

Ich brauchte kurz eine Pause von ihm. Hinata lachte und nahm bereitwillig neben mir Platz.
 

Sasuke ließ mich im Bus vollkommen in Ruhe. Ich plauderte auf der Fahrt mit Hinata und als wir am Flughafen angekommen waren, war ich wieder besänftigt. Er meinte es gut und es war auch nett von ihm. Nur die Art der Ausführung ging mir gegen den Strich. Doch so war er eben, das würde ich ihm nie austreiben können. Es gefiel ihm, sich so zu verhalten. Trotzdem musste er dafür von mir ja nicht auch noch Beifall bekommen.
 

"Okay, jetzt mal im Ernst", sagte er freundlich, als wir alle unsere Koffer am Flughafen abgegeben hatten und wir darauf warteten, dass wir an Bord gehen konnten. "Ich will im Flugzeug neben dir sitzen."
 

"In Ordnung", sagte ich ebenfalls freundlich. Hinata hatte mir ohnehin gesagt, dass sie gerne bei Naruto sitzen würde. Sasuke wirkte zufrieden und legte einen Arm um meine Taille, bevor er sein Gespräch mit Naruto fortsetzte, der neben ihm stand.
 

Als wir schließlich saßen, uns gut eingerichtet hatten - ich hatte wieder den Fensterplatz haben dürfen - und oben in der Luft waren, wollte ich ihn gerade fragen, ob er dachte, dass ich einfach unterschreiben sollte, was Madara Uchiha mir vorlegen würde, aber er schien keine Lust zu haben zu reden und ich kam gar nicht dazu, die Frage zu formulieren, weil er sich zu mir rüber beugte, seine Hand an meine Wange legte und mir einen Kuss gab.
 

So war es immer. Wenn er akzeptierte, dass er mich zu sehr verärgert hatte und er daher keinen Kuss bekam, dann wartete er, bis ich mich beruhigt hatte und wollte ihn dann haben. Als ob er sich damit sagen würde, dass er nicht nachgegeben sondern bloß gewartet und daher auch nicht verloren hätte. Er musste einfach immer gewinnen. Und heute war er ohnehin ganz besonders versessen auf Berührungen. Also erwiderte ich den Kuss.
 

Es war ja sowieso nicht so, dass ich es nicht wollte. Im Gegenteil, ich genoss jede seiner Berührungen. Ich kam nur nie wirklich dazu, ihn mal von mir aus zu berühren oder zu küssen, weil er immer schneller war und er es eben die ganze Zeit tat. Darum kam ich mir manchmal ein wenig passiv vor. Aber bisher schien ihn das nicht zu stören. Vielleicht wollte er es auch so. Darauf bezogene Selbstzweifel hatte er bei seinem Ego wahrscheinlich keine.
 

Ich löste mich wieder von ihm, aber der Kuss schien ihm nicht lang oder intensiv genug gewesen zu sein.
 

"Mm", machte er und griff in meinen Nacken, um meinen Kopf da zu behalten.
 

"Sasuke-", murmelte ich ein bisschen vorwurfsvoll aber ich musste auch etwas lachen.
 

"Hier geblieben und Mund auf!", raunte er mit rauer Stimme gegen meine Lippen und ich entschied, mich zu fügen, weil er sonst keine Ruhe geben würde. Naja, und weil ich es auch wollte. Sehr. Da brauchte ich mir nichts vorzumachen.
 

"Ich kann es kaum erwarten, endlich wieder alleine mit dir in einem Raum zu sein!", flüsterte er mir verführerisch ins Ohr. Dann wich er zurück und betrachtete leicht belustigt mein Gesicht. "Oder bist du zu verletzt für Sex? Ich bin auch etwas vorsichtiger wegen deines Arms, versprochen!"
 

Ich musste lachen. "Nein, ich bin nicht zu verletzt!", flüsterte ich amüsiert. "Aber sei etwas leiser, das muss ja nicht jeder hören!"
 

"Ich sag es auch gerne noch lauter!", sagte er grinsend und öffnete zum Spaß den Mund. Also, das hoffte ich. Dass es aus Spaß war. Sicher war ich mir da eigentlich nicht. Ich drückte ihm schnell eine Hand auf den Mund. "Hör auf!"
 

Er umfasste mein Handgelenk und zog meine Hand weg. "Na gut", sagte er belustigt und fing an meinen Hals zu küssen. Ich musste wieder lachen, weil es kitzelte und schob ihn weg. Er zog wieder meinen Kopf zu sich und küsste mich auf den Mund und ich ging darauf ein. Nach einer weiteren Minute war er endlich zufrieden und er ließ mich los.
 

"Du bist heute echt schlimm!", sagte ich belustigt.
 

"Ich wurde ja auch leider mit der Vorstellung konfrontiert, wie es wäre, dich zu verlieren!" Sein Gesicht wurde ernster und sein Tonfall auch. "Mein Leben ohne dich war nicht gerade toll. Aber ich konnte es ertragen. Zu wissen, wie es mit dir ist und dich dann zu verlieren-"
 

Er brach ab und sah nachdenklich auf seinen rechten Oberschenkel.
 

"Ich weiß Sasuke", sagte ich mitfühlend und griff nach seiner Hand.
 

Er sah auf und hatte sich wieder im Griff. Er lächelte. "Ich muss einfach noch besser aufpassen!"
 

Ich sah ihn skeptisch an. "Noch besser? Dann kannst du mich ja gleich in deinem Zimmer einsperren!"
 

Er grinste. "Hab ich mir auch schon überlegt. Aber was, wenn das Haus einstürzt?"
 

Ich lachte. "Siehst du? Das Leben ist eben gefährlich. Sicherheit gibt es nicht. Du kannst nicht noch mehr auf mich aufpassen, dann erdrückst du mich damit!"
 

"Jaja", sagte er beiläufig.
 

"Nein, nicht 'jaja'!", beharrte ich. "Versuch es erst gar nicht! Aber mal was anderes! Meinst du, ich kann einfach unterschreiben, was dein Onkel mich unterschreiben lassen will? Ich hab irgendwie Angst, dass ich am Ende in irgendetwas einwillige, was ich gar nicht verstehe und dann gibt es vielleicht Probleme. Können wir ihm vertrauen? Er mag dich doch nicht besonders."
 

Er lachte leise.
 

"Gut mitgedacht. Du verstehst scheinbar schon, wie meine Familie tickt. Aber ich kümmere mich darum." Er wirkte selbstsicher. "Mach dir keine Sorgen. Madara will keinen Ärger mit meinem Vater und mein Vater will keinen Ärger mit mir."
 

"Hoffentlich hast du recht!", sagte ich immer noch etwas besorgt.
 

Er lächlte mich an. "Es ist gut, dass du daran denkst und ich nehme es ernst. Ich verspreche dir, ich überprüfe das. Du kannst dich auf mich verlassen. Du wirst nichts unterschreiben, was dir schadet!"
 

"Okay!", sagte ich und lächelte ebenfalls. Nun fühlte ich mich ein wenig besser. Auch wenn ich mir nie ganz sicher war, wie viel von seiner Selbstsicherheit Show war und wie viel echt.
 

Nachdem wir noch eine Stunde unsere gemeinsame Zeit genossen hatten, kam ich endlich dazu, über die Frage nachzudenken, die mich eigentlich schon die ganze Zeit beschäftigte. Sasuke schaute mal wieder konzentriert auf sein Notebook, weil er offenbar etwas durchzuarbeiten hatte und daher hatte ich nun Ruhe dafür.
 

Und zwar musste ich mir dringend überlegen, wie ich es am besten anstellen konnte, mit Sasukes Vater alleine zu sprechen, damit ich ihn bitten konnte, Sasuke von der Sache mit dem Vertrag zu erzählen. Sasuke musste es einfach von ihm hören, bevor er es am Ende selbst herausfand. Ich war mir mittlerweile sicher, dass er es andernfalls als schlimmen Verrat betrachten würde. Vielleicht auch von mir, weil ich es ihm nicht erzählt hatte.
 

Aber ich hatte etwas Angst vor Sasukes Vater und war mir überhaupt nicht sicher, ob ich ihn zu etwas bringen konnte, was er nicht tun wollte. Doch versuchen musste ich es auf jeden Fall. Und ich musste ihn am besten alleine erwischen, ohne dass uns jemand stören konnte. Besonders nicht Sasuke.
 

Vielleicht sollte ich einfach versuchen, in die Firma zu fahren, wenn Sasuke am Dienstag im Training wäre? Aber dort könnten mich Leute sehen und Sasuke davon erzählen, bevor alles geklärt wäre. Oder vielleicht ergab sich ja sogar gleich noch eine Gelegenheit. Ich wusste nicht, ob Fugaku wegen dieser Unterschriften auch da sein würde oder nur Madara.
 

"Sasuke?", fragte ich vorsichtig und etwas schuldbewusst, weil ich ihn störte, obwohl er so konzentriert aussah.
 

Er sah auf.
 

"Wo müssen wir denn hin, um Madaras Dokumente zu unterschreiben? In eure Firma?"
 

"Nein, es ist Sonntag", sagte Sasuke. "Er wird bei uns zu Hause sein. Wenn Madara nicht im Ausland ist, wohnt er bei uns. Er ist alleinstehend und hat scheinbar kein Interesse an einer Beziehung oder einem eigenen Anwesen."
 

Das beantwortete ein wenig mehr die Frage, was sie mit den ganzen Zimmern anfingen. Ich entschuldigte mich bei Sasuke, weil ich ihn gestört hatte und sagte, ich sei bloß neugierig gewesen, als er wissen wollte, warum ich fragte.
 

Aber das war sehr gut. Dann würde ich zunächst probieren, ob ich Sasukes Vater nicht vielleicht heute noch einen Moment alleine erwischen könnte. Er würde ja mit etwas Glück auch zuhause sein. Wenn das nicht klappte, würde ich, sofern das mit meinem neuen Job passen sollte, doch versuchen, ihn im Büro zu erwischen, wenn Sasuke Dienstag beim Training war. Ich wollte keine Zeit mehr verstreichen lassen. Ich hatte aus lauter Verunsicherung sowieso schon viel zu lange gewartet. Ich hätte mich viel früher damit beschäftigen müssen. Aber das überforderte mich alles so sehr. Ich fühlte mich dieser Familie nicht gewachsen. Aber für Sasuke musste und wollte ich da hineinwachsen.
 

Der Rückflug verlief zum Glück vollkommen ohne Turbulenzen. Nach der ganzen gemeinsamen Zeit, fühlte es sich etwas merkwürdig an, sich von allen zu verabschieden. Es würde ganz komisch sein, heute Abend wieder alleine in meiner kleinen Wohnung einzuschlafen. Ich hatte es gemocht, mit Hinata, Ino, Tenten und Karin gemeinsam zu schlafen und zu wissen, dass Sasuke und die anderen direkt nebenan waren.
 

Ich stellte fest, dass ich offenbar nicht die Einzige war, der aufgefallen war, dass Sasuke seit der Landung wieder extrem angespannt wirkte, denn Naruto klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und ich hörte, wie er leise sagte:
 

"Kopf hoch Mann, du bist stark, du packst das schon. Und wenn du nicht mehr kannst, ruf mich jederzeit an, okay?"
 

Sasuke machte "tss" aber er sah aus, als wäre er dankbar für diese Worte.
 

"Also dann, bis morgen!", sagte ich zu Hinata und umarmte sie, als nur noch Sasuke, Hinata, Neji und ich darauf warteten, am Parkplatz abgeholt zu werden und Hinatas Mutter gerade mit ihrem Auto vor uns hielt.
 

"Gib mir dein Smartphone!", sagte Sasuke zu Neji.
 

Neji zog eine Augenbraue hoch, aber er holte es aus seiner Hosentasche und gab es Sasuke.
 

Sasuke öffnete das Nummernverzeichnis und tippte seine Nummer ein. Dann hielt er es Neji wieder hin und sagte: "Ruf mich an, wenn du dich mal mit mir für ne Runde extra Training zum Abreagieren treffen willst."
 

Neji nahm sein Smartphone wieder an sich und steckte es ein. Er riff sich wortlos seinen und Hinatas Koffer, ging um das Auto herum, verstaute sie im Kofferraum, öffnete dann die hintere Autotür und setzte sich.
 

"Das war zu viel Nettigkeit für ihn, damit konnte er nicht umgehen!", sagte Hinata lachend zu Sasuke, bevor sie vorne einstieg und ihre Mutter begrüßte.
 

"Das war wirklich nett von dir!", sagte ich lächelnd zu Sasuke und er zuckte mit den Schultern.
 

"Kann mir vielleicht auch nicht schaden."
 

Er nickte zu einem schwarzen, teuren Wagen, der gerade auf den Parkplatz gefahren war und der nun ebenfalls vor uns hielt. "Komm."
 

Er öffnete schweigend den Kofferraum und verstaute unsere Koffer. Dann hielt er mir hinten die Tür auf und ich stieg ein. Ich fühlte mich schon wieder überfordert. Aber ich war froh, dass es im Auto wenigstens warm war. Ich hätte lieber die sommerlichen Temperaturen behalten, hier war es eisig kalt und seit wir gelandet waren fror ich. Sogar mit Mantel. Obito Uchiha saß hinter dem Steuer.
 

"Hallo!", sagte ich vorsichtig, während Sasuke um das Auto herum ging, um vorne einzusteigen.
 

"Hallo Süße!", sagte Obito Uchiha mit einem leicht schiefen Lächeln und warf mir im Rückspiegel einen Blick zu.
 

"Ich will nicht, dass du sie so nennst", sagte Sasuke verärgert, der gerade vorne die Tür geöffnet hatte, um einzusteigen. "Sie hat einen Namen."
 

"Hallo Sasuke", sagte Obito genervt, ohne darauf einzugehen. "Wie schön, dass du wieder da bist." Der Satz triefte nur so vor Sarkasmus.
 

"Hat Madara dich geschickt, um zu kontrollieren, dass ich sie auch wirklich mitbringe?", fragte Sasuke ebenfalls genervt und ohne die Begrüßung zu erwidern, während er sich anschnallte und Obito los fuhr. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, das still zu sein hatte, wenn Erwachsene sprachen. So ging es mir irgendwie ständig mit dieser Familie. Es war schrecklich anstrengend.
 

"Korrekt", antwortete Obito.
 

"Was hätte ich denn bitte machen sollen? Sie vor ihm verstecken?", fragte Sasuke spöttisch.
 

"Was weiß ich, was in Madaras Kopf vorgeht", sagte Obito kühl. "Ich konzentriere mich hauptsächlich darauf, ihm nicht in die Quere zu kommen. Diese armen Kerle, die wir erwischt haben, tun mir fast schon leid. Er wird sie so dermaßen fertig machen. Die kommen nie mehr auf die Beine. Ich glaube dein Vater und dein Onkel wollen an ihnen ein Exempel statuieren. Das gibt morgen ne hübsche Show."
 

"Die hätten sich eben nicht mit uns anlegen sollen, oder?", sagte Sasuke ziemlich herzlos.
 

Obito lachte. "Ja. Es war dämlich, ausgerechnet uns zu bestehlen. Es geht ja nichtmal um das Geld. Die paar Millionen brauchen wir nicht. Aber der Imageschaden wäre enorm, wenn sie damit durchgekommen wären und das irgendwie an die Öffentlichkeit geraten wäre. Besonders in unserer Branche. Ich glaube deswegen will Madara einfach nicht, dass deine Kleine, er nickte mit dem Kopf nach hinten in meine Richtung, in der Gegend herumspaziert und sich am Ende irgendwo verplappert."
 

"Ja", sagte Sasuke. "Aber Sakura ist weder blöd noch will sie mir schaden. Auch wenn Madara das zu glauben scheint."
 

Er drehte sich um und lächelte mich kurz an und ich war dankbar dafür, dass er das tat, weil ich mir schon wieder komplett ignoriert vorgekommen war.
 

Obito beobachtete das interessiert. "Shisui hatte wohl recht", sagte er ein wenig überrascht. "Du fährst wohl nicht nur auf sie ab, weil sie so heiß ist. Du hast sie echt gern, was Sasuke? Das ist ja richtig rührend!" Irgendwie klang alles, was Obito sagte, immer etwas ironisch oder spöttisch.
 

Ich hatte allerdings nun das dringende Bedürfnis, etwas für mich einzustehen und deshalb sagte ich mit fester Stimme: "Ich finde es ziemlich unhöflich, in der dritten Person über Anwesende zu sprechen."
 

Bei Sasukes Vater oder Onkel hätte ich mich das nicht getraut, die beiden machten mir Angst. Aber Obito war nur ungefähr zehn oder fünfzehn Jahre älter und nicht ganz so furchteinflößend und meine Verärgerung darüber, dass er Dinge wie 'deine Süße' sagte, hatte mir gerade genug Mut verliehen, um etwas zu sagen.
 

Sasuke grinste. Obito blickte wieder kurz in den Rückspiegel. "Ohh, du bist mutiger als ich dachte! Na dann überlege ich mir vielleicht, das sein zu lassen."
 

"Danke", sagte ich. Mehr war wohl nicht zu erwarten gewesen. Aber immerhin.
 

Danach schwiegen sie, bis wir da waren und ich schwieg auch. Ich war etwas nervös wegen meines Vorhabens. Und weil ich sie irgendwie alle unheimlich fand.
 

Als Obito in die Einfahrt fuhr, fragte er: "Übrigens, was ist eigentlich mit Neji Hyugas Gesicht passiert? Hab ich eben beim Vorbeifahren gesehen. Warst du das?"
 

"Ja."
 

"Warum?"
 

Sasuke schwieg.
 

Obito grinste und sah in den Rückspiegel. "Wieder ihretwegen? Wenn ja, wird das deinem Vater gar nicht gefallen. Was kriege ich von dir, wenn ich es für mich behalte?"
 

"Nichts", sagte Sasuke. "Mein Lehrer wird meinen Vater schon angerufen haben. Du kannst mich also nicht erpressen."
 

"Dumm gelaufen!", sagte Obito. "Aber für Hyuga läuft es wahrscheinlich schlechter, was? Immerhin bist du wohl mal wieder glimpflich davongekommen. Zumindest hat dein hübsches Gesicht nichts abbekommen."
 

"Halt einfach die Klappe Obito!", sagte Sasuke kalt und öffnete die Tür, um auszusteigen.
 

Das hatte ich kurz total vergessen. Fugaku würde wahrscheinlich wirklich nicht begeistert sein. Und ich hätte ihn lieber in guter Stimmung erwischt.
 

Obito kam mit rein. Er machte sich nicht die Mühe Sasuke anzubieten, ihm einen unserer Koffer abzunehmen. Mir wollte Sasuke keinen geben, als ich meinen selbst tragen wollte.
 

Wir hatten gerade unsere Mäntel ausgezogen, als die junge Hausangestellte, die Hana hieß, Anstalten machte, die Koffer nach oben bringen zu wollen.
 

"Danke, ich mach das gleich selber, die sind schwer", sagte Sasuke beiläufig zu ihr und sie warf ihm einen so schmachtenden Blick zu, das ich mich ganz seltsam fühlte, weil ich es gesehen hatte. So als ob ich etwas zu Intimes mitbekommen hätte. Mich hingegen schaute sie, wie bisher auch, mit Abscheu an. Vielleicht hatte sie gehofft, dass ich nur eine vorübergehende Affäre von Sasuke gewesen und längst wieder verschwunden wäre.
 

"Willkommen zurück!", sagte sie zu Sasuke und lächelte ihn vorsichtig an.
 

"Danke", sagte er neutral.
 

Obito lachte belustigt. "Mädchen, spar dir die Mühe!", sagte er zu Hana. "Hast du dir mal seine Freundin angeschaut? Glaubst du er würde sie gegen dich eintauschen?"
 

"Hast du nicht irgendwas zu tun, anstatt hier rum zu stehen und blödes Zeug von dir zu geben?", sagte Sasuke unfreundlich zu Obito.
 

Hana war rot angelaufen und verschwand nun rasch in der Küche. Ich ärgerte mich ziemlich über Obito. Jetzt hasste sie mich wahrscheinlich noch mehr. Nach der Sache mit Temari brauchte ich das echt nicht.
 

Wahrscheinlich hatte Sasuke das Gleiche gedacht und deshalb so reagiert. Aber Hana dachte nun vielleicht, dass er sie in Schutz genommen hatte und sie ihm vielleicht doch wichtig war. Sowas redete man sich ja schnell mal ein, wenn man verliebt war. Jedenfalls ließ mich das der unendlich dankbare Blick denken, den sie ihm zugeworfen hatte, bevor sie gegangen war.
 

"Ich will nur was holen, Shisui braucht Unterlagen", antwortete Obito kühl und ging dann zu Fugakus Arbeitszimmer hinüber. Er klopfte und trat ein.
 

"Komm, wir bringen die Koffer hoch", sagte Sasuke zu mir. Er nahm sie beide und ich folgte ihm nach oben. Er stellte sie drinnen neben seiner Zimmertür ab und schloss die Tür hinter uns.
 

"Komm her", sagte er sanft und zog mich an sich. "Ich weiß, hier behandeln dich ständig alle blöd, das tut mir leid. Du bist sehr tapfer! Und es ist gut, wenn du dich von Obito oder Shisui nicht ärgern lässt, die können dir gar nichts!"
 

"Du behandelst mich wunderbar und das ist alles, was für mich zählt!", sagte ich lächelnd. Das schien ihn zu freuen.
 

"Ich rede irgendwann diese Woche mit Hana und versuche ihr ganz freundlich und einfühlsam klar zu machen, dass das mit ihr und mir nicht funktionieren kann, ja?", sagte er. "Nicht, dass das noch wie mit Temari endet."
 

Also war das tatsächlich sein Gedanke gewesen. Doch bevor ich etwas sagen konnte, klopfte es und Fugaku kam herein, ohne auf eine Antwort zu warten. Er machte sich auch nicht die Mühe Sasuke zu begrüßen.
 

"Dein Lehrer hat eben angerufen", sagte er kühl. "Du hast dich wieder mit Neji Hyuga geschlagen. Ich bin enttäuscht von dir!"
 

In diesem Moment tat Sasuke mir schrecklich leid. Niemand aus seiner Familie sagte ihm freundlich 'Hallo' oder fragte ihn, wie seine Woche gewesen war. Und das erste, was er von seinem Vater hörte, war, dass er enttäuscht war. Er fragte nicht mal nach, ob Sasuke vielleicht verletzt war.
 

"Wieder ihretwegen?", fragte Fugaku streng und warf mir einen kurzen Blick zu.
 

Sasuke verzog bloß verärgert das Gesicht.
 

"Antworte, wenn ich dich etwas frage!", sagte Fugaku kalt.
 

"Ja", presste Sasuke verärgert hervor.
 

Fugaku verengte die Augen.
 

"Das ist kindisch und unter deiner Würde. Wir schlagen uns nicht. Schon gar nicht wegen Frauen, das ist lächerlich. Ich habe dir gesagt, du musst auf deinen Ruf aufpassen. Und auf den Ruf dieser Familie. Hast du das etwa immer noch nicht verstanden? Wir lösen unsere Probleme mit Haltung und Anstand. Ich habe dir gesagt, wenn das nochmal passiert, kannst du das mit dem Training vergessen. Du wirst dich morgen beim Dojo abmelden."
 

Das war so unfair, dass ich den Mund öffnete, obwohl ich gar nicht wusste, was ich sagen sollte. Das Training war doch das Einzige, was Sasuke nur für sich tat. Das Einzige, was ihm half, mit dem ganzen Druck umzugehen.
 

"Es war nicht seine Schuld!", sagte ich wütend. "Er hat nicht mit dem Streit angefangen!"
 

"Halt dich da bitte raus, ich spreche mit meinem Sohn und nicht mit dir!", sagte Fugaku kühl und sah mich streng an.
 

Aber ich konnte diese Ungerechtigkeit einfach nicht mehr ertragen. Sasuke war in der letzten Woche aus Sorge um mich wahrscheinlich mehrfach halb verrückt geworden. Erst wegen Neji und dann wegen Temari. Wahrscheinlich fühlte er sich schlecht deswegen und redete sich auch noch ein, dass ich das nur durchmachen musste, weil ich mit ihm zusammen war. Und trotzdem hatte er es geschafft, sich mit Neji zu versöhnen und ihm Verständnis entgegen zu bringen. Er hatte sich Temari gegenüber zumindest einigermaßen zurückzuhalten, obwohl er ihretwegen unglaubliche Angst um mich gehabt haben musste. Er hatte die halbe Klassenfahrt mit Abwaschen oder Aufgaben aus der Firma verbracht und hatte sich von Madara wie ein einfältiges Kind schelten lassen müssen, weil er ein einziges Mal etwas ein paar Stunden zu spät erledigt hatte. Er litt furchtbar unter der Sache mit Itachi und worum auch immer es dabei ging, es war so schlimm für ihn, dass er nicht mal darüber sprechen konnte. Er war so angespannt, wenn er nach Hause kam, dass sein bester Freund ihm anbieten musste, dass er ihn jederzeit anrufen könnte, wenn es ihm zu viel würde. Und anstatt dass seine Mutter oder sein Vater ihn abholten, musste er sich gehässige und schadenfrohe Bemerkungen von seinem Cousin anhören. Und trotzdem dachte er die ganze Zeit nur an mich und daran, ob ich mich unwohl fühlte und was er tun könnte, damit es mir gut ginge. Und dann kam sein Vater und das Erste, was er ihm sagte, nachdem er ihn sieben Tage nicht gesehen hatte, war, dass er enttäuscht von ihm war, ohne dass er sich die Mühe machte, herauszufinden, warum Sasuke getan hatte, was er getan hatte. Und jetzt wollte er ihm auch noch das Training wegnehmen.
 

"Nein, sie sprechen eben nicht mit ihm!", sagte ich wütend zu Fugaku. "Sie weisen ihn bloß darauf hin, dass er Ihre Erwartungen nicht erfüllt! Dabei haben Sie keine Ahnung, was er in den letzten Tagen hat durchmachen müssen! Sie sind ungerecht zu ihm! Bitte nehmen Sie ihm nicht das Training weg!"
 

"Hör auf Sakura", sagte Sasuke verbittert. "Es interessiert ihn nicht."
 

Ein ziemlich unangenehmes Schweigen breitete sich aus. Sasuke sah kalt seinen Vater an. Fugaku sah zu ihm hin und blickte dann mich an. Ich schaute Sasukes Vater flehentlich an. Man konnte an seinem Gesicht nicht ablesen, was er dachte. Aber es konnte einfach nicht sein, dass es ihn wirklich nicht interessierte, wie es Sasuke ging.
 

"Bitte!", sagte ich leise. "Wenn Sie alles wüssten, was letzte Woche passiert ist, dann würden Sie anders urteilen! Ich weiß, Sie reden alle nicht viel miteinander. Vielleicht wollen Sie nicht wissen, was genau passiert ist. Und vielleicht will Sasuke es auch gar nicht erzählen. Aber bitte glauben Sie mir, er hat nicht einfach aus Spaß einen kindischen Streit angefangen. Er hatte gute Gründe!"
 

Fugaku musterte mich.
 

"Ich weiß nicht, ob du verstehst, was es bedeutet, einer Familie wie der Unseren anzugehören", sagte er schließlich. "Es geht nicht immer um die Gefühle eines Einzelnen. Ich stehe dieser Familie vor und ich habe eine Verantwortung. Man erwartet von mir, dass ich meinen Sohn zurechtweise, wenn er unserem Ruf schadet. Egal, was seine Gründe waren."
 

"Das verstehe ich ja!", sagte ich. "Sie haben ihn doch auch zurechtgewiesen! Aber Sie sind doch auch sein Vater und es kann Ihnen doch nicht egal sein, wie es ihm geht! Das Training tut ihm gut! Das dürfen Sie ihm nicht wegnehmen!"
 

"Sakura, das bringt nichts", sagte Sasuke resigniert und es brach mir fast das Herz, dass er scheinbar wirklich glaubte, dass er seinem Vater so egal wäre, dass er nichtmal versuchte, ihn zu überzeugen oder ihm zu sagen, wie er sich fühlte.
 

"In dieser Familie bekommt nur der etwas, der die besseren Druckmittel hat", sagte Sasuke. Er sah seinen Vater immer noch kalt an. "Ich werde weiter zum Training gehen. Das ist nur in deinem Interesse. Es sorgt dafür, dass ich weiter gut funktioniere und das ist doch alles, was für dich zählt, nicht wahr? Es wäre kontraproduktiv für dich, mir das zu verbieten."
 

Wieder herrschte Stille, während sie sich beide mit so ausdruckslosen Mienen betrachten, dass es unmöglich war abzulesen, was in ihren Köpfen vor ging.
 

"Kommt jetzt mit in Madaras Arbeitszimmer. Er wartet auf euch und wir müssen das erledigen", sagte Fugaku. "Dein Training kannst du weiter machen." Er wandte sich ab und ging. Sasuke sah ihm einen Moment reglos nach.
 

"Komm, wir bringen diese Unterschriften hinter uns!", sagte Sasuke in seinem üblichen, selbstsicheren Ton. Er griff nach meiner Hand und ging aus dem Zimmer, als wäre nichts gewesen. Er brachte sogar ein kleines Lächeln zustande, um mich aufzumuntern. Ich war ja selbst geübt darin, nach außen so zu tun, als ginge es mir gut, auch wenn dem nicht so war. Aber Sasuke hatte darin wirklich Meisterschaft erlangt. Nur war das nicht gerade etwas Gutes. Er zog mich an der Hand mit sich.
 

Während wir über den Flur gingen, konnte ich nur daran denken, wie viel Schmerz ganz kurz in Sasukes Gesicht gewesen war, als er seinem Vater nachgeschaut hatte. Und nun würde er mit mir zu Madara gehen und wieder so tun, als hätte er alles im Griff. Als könnte er mit allem fertig werden.
 

Dabei hatte er eben wieder, wie immer beim Verlassen seines Zimmers, einen kurzen Blick auf die Tür gegenüber geworfen. Zu der Tür, hinter der das Zimmer lag, in dem einmal sein Bruder gewohnt hatte.

Sasukes Schmerz (Teil 2)

Sasuke und ich folgten Fugaku vorbei an der großen Treppe, die nach unten führte und in den gegenüberliegenden Flügel im ersten Stock. Ich fühlte mich schrecklich unwohl, überfordert und ausgeliefert und war froh, dass Sasuke meine Hand hielt. Aber ich fragte mich, wie er sich fühlte.
 

Er ging aufrecht und selbstsicher neben mir her und an seinem Gesicht ließ sich nichts ablesen, aber das alles musste ihn doch auch überfordern. Und nun musste er sich nicht nur um sich kümmern, sondern auch noch auf mich aufpassen. Ich war so wütend, dass sie ihm alle so viel zumuteten. Und ich war so dankbar, dass er ja offenbar wenigstens mit Naruto sprach und der für ihn da war. Auch wenn er ihm offenbar nicht viel mehr erzählte als mir.
 

Sasukes Vater öffnete eine Tür und hielt sie uns wortlos auf. Sasuke ging zügig mit mir hinein und Fugaku folgte uns in den Raum und schloss die Tür hinter uns.
 

Der Raum war hell und hübsch und genau wie der Rest des Hauses teuer und schlicht eingerichtet. Wie in Sasukes Zimmer gab es diese beeindruckend großen Fenster, die bis zum Boden reichten. Madara saß an seinem Schreibtisch und sah auf, als wir herein kamen. Sein Gesicht zeigte ebenfalls keine Regung.
 

Es war faszinierend, wie gut alle in dieser Familie in der Lage waren, ihre Gefühle zu verbergen. Und schrecklich ärgerlich. Es war unmöglich für mich, Situationen einzuschätzen, wenn niemand eine Emotion zeigte. Und deshalb fühlte ich mich immer so hilflos, wenn ich mit den Uchihas konfrontiert war. Weil sie einem nichts gaben, womit man arbeiten, worauf man reagieren konnte. Und das wollten sie ja auch nicht. Sie wollten schließlich damit erreichen, dass alles genau so lief, wie sie es haben wollten. Sie wollten verhindern, dass man groß reagieren oder agieren konnte.
 

"Setzt euch!", sagte Madara mit seiner üblichen eiskalten Stimme und deutete auf die zwei Stühle vor seinem Schreibtisch. Während Sasuke und ich der Aufforderung nachkamen, ging Fugaku um den Schreibtisch herum und stellte sich seitlich leicht hinter Madara, wie um das Geschehen zu beaufsichtigen.
 

In den nächsten zehn Minuten saß ich einfach still da und wurde ignoriert, während Madara Sasuke ganz genau erklärte, was er unterschreiben sollte und warum und wie sie seine Aussage abänderten, sodass es nicht mehr so rüber kam, als wäre Sasuke heimlich in ein Büro eines Mitarbeiters eingebrochen und hätte sich unerlaubt Zugang zu dessen Rechner verschafft, weil das wohl gegen irgendwelche Arbeitnehmerschutzgesetze verstoßen würde und Sasuke ja bisher noch nicht einmal eine offizielle Position im Unternehmen innehatte.
 

Obwohl ich keine Ahnung von all dem hatte und ich seine Kompetenz also nicht beurteilen konnte, musste ich mir doch eingestehen, dass ich Madara beeindruckend fand. Er wirkte, als wüsste er ganz genau, was er tat und warum. Und er erklärte das in einer präzisen und gut nachvollziehbaren Art, die sehr eloquent wirkte. Allerdings auch so, als würde er keine Fragen und schon gar nicht Widerworte dulden. Ich stellte es mir ziemlich einschüchternd vor, mit ihm zusammenzuarbeiten. Wahrscheinlich käme man sich die ganze Zeit total unfähig vor und hätte Sorge, dass er einen dafür verachten würde.
 

Aber Sasuke schien keine Fragen zu haben.
 

"Gut", sagte er zufrieden und nahm den teuer aussehenden Kugelschreiber, den Madara ihm neben die beiden Seiten gelegt hatte. Er zog das Blatt mit dem Feld für die Unterschrift an sich heran und setzte mit einem ziemlich hübschen Schriftzug seinen Namen darunter. Ich fragte mich, ob er das geübt hatte. Die Bewegung sah so formvollendet und souverän aus, dass es wirkte, als unterschriebe er seit Jahren irgendwelche Dokumente. Er legte die beiden Seiten übereinander und schloss den Deckel der schwarzen Mappe. Er hielt sie Madara hin, der sie nahm und neben sich legte.
 

"Nun zu dir Mädchen", sagte Madara kalt wie immer, aber in neutralem Tonfall und wandte sich mir zu. Sofort wünschte ich mir, er wäre noch mit Sasuke beschäftigt. Wie bei Fugaku war es einem in Grunde lieber, wenn er einen nicht beachtete. Madaras Blick war so stechend, dass ich mich bemühen musste, ihm in die Augen zu sehen. Wahrscheinlich sah man mir an, dass ich eingeschüchtert war.
 

Madara nahm eine zweite Mappe, schlug sie auf und legte auch zwei Seiten Papier vor mich hin. Ich rutschte vorsichtig ein Stück auf meinem Stuhl nach vorne, um lesen zu können, was da stand.
 

"Hast du verstanden, was ich Sasuke eben erklärt habe?", fragte Madara mich.
 

"Ja", antwortete ich vorsichtig.
 

"Und kannst du dir diese Version der Geschichte merken?"
 

"Ja." Ich war schließlich nicht blöd und sie war nicht sonderlich komplex.
 

"Gut", sagte Madara. "Mit deiner Unterschrift willigst du lediglich darin ein, dass du nichts darüber zu jemandem sagen wirst. Und schon gar nichts, was von dem abweicht, was ich Sasuke eben gesagt habe. Hast du das verstanden?"
 

"Ja", sagte ich wieder. Allerdings ging mir das gerade alles etwas zu schnell. Sasuke hatte er fast jeden zweiten Satz ausführlich erklärt.
 

"Sehr gut", sagte er und es war seltsam, dass diese zwei Worte von ihm trotz des kühlen Tonfalls wie ein extrem tolles Lob wirkten. Man wollte, dass Madara 'sehr gut' zu einem sagte. Man wollte nicht herausfinden, wie es war, wenn er etwas nicht 'sehr gut' fand. Madara hielt mir den Kugelschreiber hin und ich nahm ihn. Er deutete auf das Feld, das für die Unterschrift vorgesehen war. "Dann unterschreib bitte hier." Hatte er gerade ernsthaft 'bitte' gesagt? Irgendwie fühlte sich das alles komisch an.
 

Ich sah von dem Feld für die Unterschrift auf und warf allen einen schnellen Blick zu aber keiner der drei reagierte irgendwie. Sie musterten mich alle ausdruckslos. Ich fühlte mich schrecklich.
 

"Okay", sagte ich. "Aber kann ich mir noch schnell durchlesen, was da steht?"
 

Sasukes Mundwinkel zuckte, als würde er ein Grinsen unterdrücken.
 

"Das ist nicht nötig, du verschwendest bloß deine und meine Zeit. Ich habe dir eben gesagt, worin du mit deiner Unterschrift einwilligst." Madaras Stimme war ein wenig eisiger geworden. Offenbar fand er das nun nicht mehr 'sehr gut'.
 

Ich nahm meinen Mut zusammen. "Es tut mir leid, aber ich würde trotzdem gerne-"
 

"Selbstverständlich kannst du dir das in Ruhe durchlesen!", unterbrach Sasuke mich entschieden. "Hör auf, sie unter Druck zu setzten, Madara!"
 

Er beugte sich vor und nahm die beiden Seiten vom Schreibtisch. "Und ich werde mir das auch durchlesen!"
 

Er hielt sie so, das wir beide daraufschauen und lesen konnten. Ich nahm mich zusammen und richtete all meine Konzentration auf die Sätze. Und obwohl ich wirklich nicht unintelligent war, war es ziemlich schwierig zu verstehen, was da stand. Aber eines war mir trotzdem klar. Ich konnte es zwar nicht zu hundert Prozent logisch begründen, doch ich wollte das nicht unterschreiben.
 

"Fertig mit Durchlesen?", fragte Madara kühl, gerade als ich beim letzten Wort angekommen war. "Dann würde ich das jetzt gerne erledigen, ich habe heute auch noch Anderes zu tun."
 

Ich warf einen kurzen Blick zu Sasuke aber der blickte immer noch auf die Seiten. Also musste ich den Kopf heben und Madara ansehen. Und ich hatte meine Antwort parat. Ich hatte mir im Vorfeld hoch und heilig selbst versprochen, nichts zu tun, was sich nicht gut anfühlte. Und nun war ich froh, dass ich mir das ganz klar vorgenommen hatte. Denn mein Mut reichte trotzdem kaum aus, um zu sagen, was ich sagen musste.
 

"Ich möchte das nicht unterschreiben", sagte ich leise.
 

Madara verengte die Augen, wie ich es schon von Sasuke und Fugaku kannte, wenn sie mit einer Antwort unzufrieden waren.
 

"Wie bitte?", fragte er leise und drohend und mich überlief ein Schauer. Wie ich erwartet hatte, fühlte sich seine Missbilligung grauenhaft an.
 

Sasuke warf die beiden Seiten zurück auf den Schreibtisch und lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück. Ich fragte mich, ob er wirklich entspannt war oder ob er nur so tat. Er warf mir einen Blick zu und sagte mit einem leichten Lächeln zu mir: "Davon würde ich dir auch abraten."
 

Madara sah Sasuke an. "Das ist nur zu deinem Besten. Offenbar verstehst du es nicht richtig."
 

"Oh doch, er versteht es nur zu gut", sagte Fugaku kalt und musterte Sasuke. "Er versteht es ganz genau. Ich habe dir gleich gesagt, dass das nicht klappt Madara. Er liebt sie wirklich."
 

"Dann sollte er mir danken, anstatt sich zu beschweren!", erwiderte Madara kalt. "Dann sag mir mal, was dir daran nicht passt, Sasuke. Was daran, wäre zu deinem Schaden?"
 

"Nichts", sagte Sasuke mit einem leichten Lächeln. "Für mich hätte das nur Vorteile. Aber für sie nicht."
 

"Seit wann verstehst du davon eigentlich so viel?", fragte Madara kühl.
 

Sasukes Lächeln wurde breiter. "Vielleicht solltest du mich einfach in Zukunft nicht ein paar Tage vorher über deine Vorhaben informieren. Das gibt mir Zeit, mich vorzubereiten. Seit deinem Anruf letzte Woche habe ich Stunden damit verbracht, mich in die Thematik einzulesen. Ich dachte mir, dass du sowas versuchen würdest."
 

"Was du redest, ergibt keinen Sinn", erwiderte Madara. "Wenn du sie liebst und bei dir behalten willst, solltest du sie unterschreiben lassen und ihr nicht davon abraten."
 

Sasuke lächelte. "Mir ist vollkommen klar, dass du das nicht verstehen kannst, Madara. Dir sind Gefühle ja vollkommen fremd. Ich kann es dir aber gerne erklären. Auch wenn du mich sowieso bloß für einen Vollidioten halten wirst."
 

Madara verengte die Augen noch ein wenig mehr und Sasuke fuhr fort: "Wenn sie das unterschreibt", er deutete auf die beiden Seiten, "dann wird sie früher oder später, vielleicht erst in zwölf oder vierundzwanzig Monaten, aber dann wird sie früher oder später etwas sagen, was sie laut dieses Dokuments nicht sagen dürfte. Sie könnte praktisch eigentlich gar nichts mehr über diese Familie oder unser Unternehmen sagen. Und genau das wollt ihr erreichen. Denn dann habt ihr sie in der Hand. Dann könnt ihr sie jederzeit vor Gericht zerren und erledigen. Und vor allem könnt ihr ihr dann damit drohen und sie erpressen. Du hast entweder geglaubt, das würde mir nicht auffallen oder du hast geglaubt, ich hätte nichts dagegen. Aber mit beidem liegst du falsch Madara. Mit Ersterem, weil ihr mir erfolgreich beigebracht habt, niemandem zu vertrauen und ich dich schon mein ganzes Leben kenne. Mir war klar, dass du sowas versuchen würdest. Du kannst nicht wirklich geglaubt haben, dass ich nicht schlau genug wäre, um das zu verstehen. Auch wenn ich zugeben muss, dass du wie immer herrvorragende Arbeit geleistest hast und es extrem geschickt formuliert ist. Also musst du gedacht haben, dass mir das gefallen würde. Weil nicht nur ihr Kontrolle über sie haben würdet, sondern auch ich volle Kontrolle über Sakura hätte. Sie könnte mich nie wieder verlassen, solange ich das nicht wollte. Sie wäre solange an mich gebunden, wie ich das möchte, weil sie mir ausgeliefert wäre. Und selbst, wenn wir uns trennen würden, könnte sie mir nicht schaden, weil ich jederzeit ihr ganzes Leben ruinieren könnte. Aber du hast dich geirrt Madara. Das gefällt mir überhaupt nicht. Wie mein Vater dir scheinbar schon gesagt hat, liebe ich sie wirklich. Und deshalb, auch wenn ihr mich für ein naives Kind halten werdet, will ich, dass sie freiwillig an meiner Seite ist. Weil sie das von sich aus möchte. Nur dann hat es einen Wert für mich."
 

Nach Sasukes Worten herrschte einen Moment eisige Stille. Ich spürte wie mein Herz vor Glück und Anspannung klopfte. Dann nahm Madara mit einem verächtlichen Blick die beiden Seiten und die Mappe wieder an sich und legte beides ordentlich neben sich. Er sah auf und blickte Sasuke an.
 

"Das passt gar nicht zu dir. Du würdest also einfach tatenlos daneben stehen, sollte sie entscheiden, dich zu verlassen?"
 

"Nein", sagte Sasuke kühl. "Ich würde alles tun, was in meiner Macht steht, um sie bei mir zu behalten. Sollte sie mich verlassen, dann muss ich eben ein besserer Mensch werden, um ihr zu genügen und sie zurück zu bekommen. Und das kann ich."
 

"Du bist achtzehn!", zischte Madara. Nun wurde er offenbar doch zornig. "Und sie ist noch siebzehn. Ihr seid Kinder! Ihr wisst nicht, wie sich eure Beziehung entwickeln wird! Erwartest du wirklich von uns, dass wir ein Risiko eingehen, weil du das erste Mal verliebt bist und von einer hüschen Frau um den Finger gewickelt wurdest? Du machst dein Risiko auch zu Unserem! Erwartest du, dass wir das einfach hinnehmen?"
 

Sasuke lächelte selbstsicher. "Ja. Genau das erwarte ich."
 

Madara starrte Sasuke wütend an und Fugaku stand still wie ein Schatten hinter ihm. In seinem Gesicht ließ sich nach wie vor nichts ablesen.
 

"Warum, Sasuke?", fragte Madara schließlich.
 

Sasuke hörte auf zu Lächeln. "Weil sie mir alles gibt, was ich von euch nie bekommen habe. Weil sie mich bedingunglos liebt. Ohne Ansprüche und Erwartungen. Mehr als sich selbst. Aber mir ist schon klar, dass du sowas nicht verstehen kannst."
 

Madara sagte nichts.
 

"Also", fuhr Sasuke in geschäftsmäßigem Tonfall fort. "Da mein Vater dir ja offenbar schon gesagt hat, dass ich das nicht mitmachen würde und du immer perfekt für alles vorbereitet bist, hast du vermutlich stattdessen etwas Anderes für Sakura zum Unterschreiben, nicht wahr?"
 

Madara sah Sasuke noch eine Weile an. Dann nahm er eine weitere schwarze Mappe von dem Stapel neben sich. Er öffnete sie und legte sie vor mich. Darin war eine einzelne Seite mit viel kürzerem Text.
 

Dieses Mal erklärte er mir, wie vorher bei Sasuke, fast Satz für Satz, was da stand. So wie ich ihn verstand, bedeutete meine Unterschrift dieses Mal lediglich, dass ich bestätigte, dass ich nichts von der Sache wusste, die Sasuke aufgedeckt hatte. Was genau genommen auch irgendwie stimmte. Ich kannte ja gar keine Details. Madara erklärte, damit seien sie auf der sicheren Seite, denn selbst wenn ich aus Versehen in Zukunft mal etwas Falsches sagen sollte, wäre das mit diesem Dokument alles nichtig, weil ich schon offiziell zu Protokoll gegeben hätte, dass ich nichts wusste.
 

Ich sah zu Sasuke. Er nickte. Also nahm ich den Stift und unterschrieb. Dieses Mal fühlte es sich nicht falsch an.
 

Madara nahm die Mappe an sich und legte sie neben sich. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und musterte Sasuke.
 

"Du bist doch genauso wie dein Bruder", sagte er verächtlich. "Nur um Einiges widerstandsfähiger und-"
 

"Das reicht!", sagte Fugaku plötzlich so eiskalt, dass sich die Härchen auf meinem Arm aufstellten und Madara verstummte augenblicklich.
 

Sasuke stand auf und ich tat es ihm rasch gleich. Ich wollte liebend gerne gehen.
 

Aber Sasuke hatte offenbar noch etwas zu sagen. Er musterte seinen Vater und seinen Onkel eindringlich bevor er sprach.
 

"Ich weiß, es gefällt euch überhaupt nicht. Ich weiß, ihr findet, sie macht mich unberechnenbar und ihr könnt mich nicht mehr perfekt kontrollieren. Aber ich warne euch. Wenn Sakura irgendwas passiert und ich auch nur den leisesten Verdacht entwicklte, dass ihr irgendetwas damit zu tun haben könntet, dann verspreche ich euch, ich werde alles zerstören, was euch etwas bedeutet. Das Unternehmen, die Familie, alles. Wenn ihr das verhindern wollt, dann müsst ihr mich umbringen." Sasuke sah seinen Vater an. "Aber ich verlasse mich jetzt einfach mal darauf, dass du Madara im Griff hast. Und darauf, dass du nicht auch noch deinen zweiten Sohn verlieren willst."
 

Damit drehte er sich um und ging auf die Tür zu und ich folgte ihm rasch. Ich war total aufgewühlt. Was war das nur für eine Familie? Das war doch alles total verrückt! Als die Tür zu ging, hörte ich, wie Madara kühl zu Fugaku sagte: "Du hast ihn gut trainiert. Vielleicht zu gut."
 

"Du warst ziemlich beeindruckend Sasuke", sagte ich vorsichtig, als wir wieder zurück in seinem Zimmer waren und ich - ziemlich erleichtert - die Tür hinter uns schloss.
 

Er ging zum Bett und setzte sich mir zugewandt auf die Kante. Er grinste. "Das Gute an dieser Familie ist, dass sie mir beigebracht haben, was man tun muss, damit man bekommt, was man will."
 

Er legte leicht den Kopf schief. "Kriege ich eine Belohnung, weil ich so gut war?"
 

Ich musste lachen. Er war unmöglich! "Wie kannst du jetzt an Sex denken?"
 

Er grinste. "Das tue ich immer, wenn du in meiner Nähe bist!"
 

"Aber wäre das nicht etwas seltsam?", fragte ich. "Jetzt, mitten am Tag und wenn dein Vater und dein Onkel nur ein paar Räume weiter sind? Und eure Angestellten sind auch da."
 

"Wenn es dich stört, musst du eben leise sein."
 

Ich verzog das Gesicht. Das fiel mir leider nicht so leicht bei ihm.
 

Sasukes Grinsen wurde breiter. "Aber leicht machen werde ich es dir nicht. Von mir aus, können sie alle hören, wie glücklich ich dich machen kann!"
 

"Du spinnst!", sagte ich lachend.
 

"Schließ die Tür ab!", sagte er.
 

Ich warf ihm einen zögerlichen Blick zu. Dann tat ich es. Nach dem Liebesbeweis eben, hatte er es wirklich verdient. Und ich wartete auch schon seit Tagen darauf, endlich wieder mit ihm alleine zu sein.
 

"Komm her."
 

Aber ich ging erst noch zu den Fenstern hinüber und schloss auch die schweren dunklen Vorhänge, sodass es nun fast dunkel war. Das helle Tageslicht draußen fiel durch die Ritzen des Stoffes und verhinderte, dass es ganz dunkel wurde.
 

"Komm her!", sagte Sasuke wieder, dieses Mal nachdrücklicher.
 

Ich unterdrückte ein Grinsen und tat ihm den Gefallen. Ich stellte ich einen Meter vor ihm hin. Er lehnte sich ein kleines Stück nach hinten und stützte seine Arme auf dem Bett ab. Ein leicht fieses Lächeln schlich sich auf sein perfektes Gesicht. "Zieh dich aus."
 

Aber so leicht ließ ich mich nicht von ihm herumkommandieren. Ich lächelte ebenfalls leicht. "Wie wäre es, wenn du den Anfang machst Sasuke Uchiha?", fragte ich verführerisch. "Ich möchte auch was zum Bewundern haben."
 

Er lachte leise. Dann zog er seinen Pullover und sein Shirt über den Kopf und sah mich herausfordernd an.
 

Ich ging die letzten zwei Schritte auf ihn zu. Ich hob langsam meinen Finger und strich über die nackte Haut auf seiner Brust. Ich beugte mich zu seinen Lippen hinunter und flüsterte: "Hmm, die Hose auch, sonst ist es ungerecht. Ich trage schließlich ein Kleid."
 

Er verzog unzufrieden den Mund.
 

"Komm schon", flüsterte ich verführerisch, wobei ich genau darauf achete, seine Lippen nur fast zu berühren. Ich griff sanft nach seinem Gürtel und öffnete ihn. "Dafür ziehe ich mich dann ganz aus!"
 

"Tss", machte er unzufrieden. Weil er trotzdem die Kontrolle behalten wollte, griff er mich mit beiden Händen an der Taille, stand zugleich in einer raschen Bewegung auf und warf mich aufs Bett. Ich setzte mich belustigt hin, um ihn ansehen zu können.
 

Er stellte sich aufrecht vor mich hin und sah mich mit einem kühlen aber ziemlich heiß aussehenden Blick an. Er öffnete mit einem Ruck seinen Gürtel richtig und zog sich die Jeans aus. Dabei ließ er mich nicht aus den Augen und ich genoss zufrieden seinen absolut perfekten Anblick.
 

"Ich warte!", sagte er.
 

Ich streckte mich genüsslich und ließ mich nach hinten auf sein Bett fallen. "Ach, ich weiß nicht!", sagte ich und ich war stolz, dass ich es schaffte, derart desinteressiert zu klingen und mein Grinsen zu unterdrücken. "Ich glaube, ich habe es mir doch anders überlegt!"
 

Er war über mir, bevor ich richtig registriert hatte, dass er sich bewegte. Ich zuckte zusammen. Obwohl ich genau das hatte provozieren wollen, überraschte es mich immer wieder, wie schnell er sich bewegen konnte.
 

"Du spinnst wohl!", zischte er wütend und drückte mich an den Schultern in die Kissen. "Was glaubst du, wer hier der Boss ist Prinzessin?"
 

"Ich!", sagte ich mich einem fiesen Lächeln.
 

"Meine Liebesschwüre eben haben dir wohl ein bisschen zu viel Sicherheit vermittelt, was?", fragte er verärgert. Ich unterdrückte ein Lachen. Er ließ sich wirklich leicht provozieren. Aber er schien es gesehen zu haben.
 

"Findest du das etwa lustig?", fragte er drohend aber er schaffte es auch nicht mehr so ganz ernst zu bleiben und sein Mundwinkel zuckte. Er nahm eine Hand von meiner Schulter und strich mir über den Hals. "Ich glaube die schonende Behandlung wegen deines Arms kannst du vergessen meine Liebe!"
 

Ich lachte. "Der ist eh nicht mehr so schlimm, das macht mir nichts!" Außerdem waren das mir gegenüber immer bloß leere Drohungen. Das nahm ich gar nicht ernst.
 

"Ist dir das Kleid wichtig?", fragte er plötzlich.
 

Ich sah ihn irritiert an. Was hatte mein Kleid damit zu tun? Es war ein schlichtes kurzes Kleid aus schwarzem Stoff, das ich für 10 Euro gekauft hatte. Ein Basic Teil, das es überall gab. "Was? Nein, das ist ein ganz normales-"
 

Weiter kam ich nicht. Er packte es mit beiden Händen am Kragen und riss es entzwei. Er iss nochmal daran, dann war es offen.
 

Ich starrte ihn erschrocken an. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Er grinste fies. "Wenn du sowas vermeiden willst, dann würde ich vorschlagen, du ziehst dich das nächste Mal einfach aus, wenn ich dir das sage", raunte er und küsste mein Dekollete.
 

Ich musste kichern und fing an ein wenig mit ihm zu kämpfen. "Sicher nicht du Idiot!", sagte ich lachend, während ich vergebens versuchte, ihn auf Abstand zu halten. "Nicht mal, wenn du noch mehr Klamotten zerreißt!"
 

Er fixierte mich auf dem Bett und sah mich grinsend an. "Ahh jaa, ich glaube das mache ich sowieso. Mir kam gerade der Gedanke, dass du dich dann wahrscheinlich nicht mehr dagegen sträubst, wenn ich mit dir shoppen gehen will. Wenn ich deine Sachen kaputt mache, muss ich sie schließlich ersetzen, oder? Plus ein paar mehr, sozusagen als Entschädigung!"
 

Ich schnaubte belustigt. "Das traust du dich nicht!"
 

"Willst du es echt drauf ankommen lassen?"
 

"Nein, eigentlich nicht!"
 

Er zog mir genüsslich das kaputte Kleid vom Körper. "Ach ja. Und übrigens: Du kannst ja versuchen jetzt leise zu sein. Aber ich werde alles dran setzten, dass dir das nicht gelingt Prinzessin!"
 

Leider machte er diese Drohung tatsächlich wahr. Trotzdem schlug ich mich recht gut. Einigermaßen.
 

"Sasuke?", fragte ich sanft, als wir fertig waren und sich unser Atem langsam wieder beruhigt hatte.
 

"Hmm", brummte er entspannt und zufrieden und roch an meinen Haaren.
 

"Danke, dass du so für uns einstehst. Und für mich. Ich weiß das wirklich zu schätzen. Ich liebe dich so sehr! Und es tut mir leid, dass deine Familie es dir so schwer macht!" Ich strich ihm liebevoll durch seine Haare.
 

"So lange ich dich habe, kann ich es aushalten", murmelte er schläfrig. Er hatte sich völlig verausgabt. Und wahrscheinlich hatte ihn das Zusammentreffen mit seinem Vater und seinem Onkel doch eine Menge Energie gekostet. "Außerdem kenne ich es ja nicht anders. So war es immer, schon als ich ganz klein war. Mittlerweile kann ich mich wenigstens wehren."
 

"Du bist wirklich tapfer!", sagte ich ein wenig traurig. Es machte es für mich nicht gerade besser, dass es wohl schon immer so für ihn gewesen war.
 

Er brummte schläfrig und ich küsste ihn auf die Nase. "Schlaf ein paar Minuten Sasuke. Ich gehe duschen und ziehe mir was anderes an, ja?" Er brummte wieder, aber es klang, als würde er bereits schlafen.
 

Es hatte gut getan, sich frisch zu machen und als ich schließlich geföhnt, geschminkt und mit einer Jeans und einem T-Shirt aus meinem Koffer bekeidet war, fühlte ich mich angenehm erfrischt und Sasuke war wieder aufgewacht. Er hatte mir geholfen, meinen Arm nochmal neu einzucremen und einen frischen, dünnen Verband darum zu machen und es fühlte sich tatsächlich schon viel besser an. Trotzdem würde ich mir noch einen Tag Schmerztabletten gönnen. Es brannte immer noch, vor allem, wenn man dran kam.
 

Sasuke zog gerade die Badezimmertür hinter sich zu, um auch eine ausgiebige Dusche zu nehmen und ich rief ihm nach, er solle sich Zeit lassen. Ich hatte nämlich einen Entschluss gefasst. Ich würde nun versuchen mit Sasukes Vater zu sprechen. Jetzt sofort. Während Sasuke duschte.
 

Nach allem, was Sasuke heute gesagt und getan hatte, hatte ich ganz deutlich verstanden, dass es für ihn am allerwichtigsten war, dass er sich auf mich verlassen konnte und dass ich immer zu hundert Prozent ehrlich zu ihm war. Das war wichtiger für ihn, als die Frage, ob sich sein Verhältnis zu seiner Familie verbesserte oder verschlechterte. Noch dazu verspürte ich aktuell kein allzugroßes Mitgefühl mit Sasukes Vater, nachdem er und Madara versucht hatten, mich derart einzuschüchtern und hereinzulegen.
 

Trotzdem konnte ich nicht anders, als Fugaku eine allerletzte Chance zu geben. Allerdings würde ich mir nicht dir Mühe machen, ihn zu überreden. Ich würde ihm einfach ein Ultimatum stellen. Sollte er damit machen was er wollte. So oder so, Sasuke würde heute noch von der Sache mit dem Vertrag erfahren. Und dann konnte er selbst entscheiden, wie er damit umgehen wollte. Alles andere wäre übergriffig von mir.
 

Ich hatte zwar aus dem Wunsch heraus gehandelt, ihn vor Verletztung zu schützen aber auch aus dem egoistischen Gedanken heraus, dass ich einfach nicht akzeptieren wollte, dass sich das mit seiner Familie nicht vielleicht doch wieder hinbekommen ließ. Doch ich hatte kein Recht, das zu entscheiden. Es war seine Entscheidung und seine allein. Der Tod meiner Eltern und mein Wunsch nochmal mit ihnen sprechen zu können, der Wunsch nochmal alles sagen zu können, was ungesagt geblieben war, sich nochmal für alles entschuldigen zu können, was einmal im Zorn gesagt worden war, all das hatte nichts mit Sasuke zu tun. Das war mir nun endlich klar.
 

Ich öffnete seine Zimmertür so leise wie ich konnte und auch erst, als ich hörte, dass Sasuke in der Dusche war. Ich würde zuerst in Fugakus Arbeitszimmer nachsehen.
 

Doch ich kam keinen Schritt weit, denn ich stieß vor der Tür direkt mit Hana zusammen.
 

Was machte sie hier? Sie wirkte ertappt und nicht so, als hätte sie hier gerade etwas Bestimmtes zu tun. Als sich unsere Blicke trafen, wusste ich sofort, dass sie uns beim Sex gehört hatte. Ich hatte zwar wirklich versucht leise zu sein aber vielleicht war sie ungünstigerweise genau vor der Tür vorbeigekommen. Oder hatte sie am Ende gelauscht? Es kam mir vor, als wäre sie dazu in der Lage. Sie schien fast schon besessen von Sasuke zu sein.
 

"Hallo Hana", sagte ich freundlich und zog möglichst leise und vorsichtig Sasukes Tür hinter mir zu.
 

Sie blickte mich nur voller Hass an. Sie hatte uns auf jeden Fall gehört. Ich war mir sicher. Sie war rasend vor Eifersucht.
 

"Wollest du ins Zimmer?", fragte ich freundlich. Ich wollte sie nicht weiter provozieren.
 

Aber sie reagierte gar nicht auf die Frage. Sie sah mich nur voller Verachtung an und sagte: "Du bist vielleicht hübsch aber du weißt gar nichts von ihm. Ich kenne ihn schon viel länger als du. Ich räume seine Sachen weg, ich kaufe für ihn ein, ich weiß, was er gerne isst und tut. Klar findet er dich hübsch. Aber er braucht eine andere Freundin. Jemanden, dem er vertrauen kann und der wirklich immer für ihn da ist. Er weiß es bloß noch nicht!"
 

Ich starrte sie an. Dann riss ich mich zusammen. Dafür hatte ich jetztkeine Zeit. Ich musste mit Sasukes Vater reden.
 

"Hana, hör mal-", setzte ich möglichst einfühlsam an aber sie unterbrach mich.
 

"Weißt du was?", fauchte sie. "Ich glaube nicht, dass ich hören will, was du sagst! Ihr reichen, verwöhnten, hübschen Mädchen aus guter Familie seid doch eh alle gleich!" Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging zur Treppe und nach unten.
 

Ich wartete ein paar Sekunden, in der Hoffnung, dass sie verschwunden wäre, bis ich an der Treppe war. Ich hatte Glück, sie war nirgends zu sehen. Ich musste nachher mit Sasuke darüber sprechen. Aber eins nach dem anderen. Mir blieben nur ungefähr zehn Minuten, bis er aus dem Bad kommen würde.
 

Unten an der Treppe wollte ich mich gerade nach links wenden, um zu dem Arbeitszimmer von Sasukes Vater zu gehen, als ich Stimmen aus dem Wohnzimmer hörte. Das war ungünstig. Fugaku und Madara schienen beide dort zu sein. Aber das war eigentlich auch egal, dann musste es eben so gehen.
 

Ich straffte die Schultern, atmete einmal ein und aus und ging auf den der beiden Türbogen zum Wohnzimmer zu, der erst in die Küche und von dort aus ins Wohnzimmer führte. Gerade nach der letzten Begegnung verspürte ich wenig Lust, mit Sasukes Vater und Onkel zu sprechen. Und alleine, ohne Sasuke, fühlte ich mich noch unwohler mit ihnen. Aber ich würde es jetzt einfach durchziehen!
 

Fugaku und Madara waren tatsächlich beide da. Sie saßen jeder in einem Sessel am Kamin und sprachen über irgendetwas. Als ich herein kam, sahen sie beide auf.
 

Ich heftete den Blick enschlossen auf Sasukes Vater. "Bitte entschuldigen Sie, dass ich störe", sagte ich höflich aber mit fester Stimme. "Aber ich muss Sie unbedingt sprechen. Jetzt gleich."
 

Er sah mich wie immer ausdruckslos an. Ich bemühte mich, seinem Blick standzuhalten und nicht zu Madara zu schauen.
 

"Dann sprich", sagte er.
 

"Unter vier Augen", sagte ich. "Bitte."
 

"Ich habe vor Madara keine Geheimnisse. Meine Frau ist nicht da und Sasuke wird wohl abgelenkt sein, wenn du ohne ihn hier bist."
 

Na gut. Das war nicht optimal aber ich hatte keine Zeit. Dann eben so.
 

"Ich werde es Sasuke doch erzählen. Das mit dem Vertag meine ich", sagte ich.
 

Fugaku und Madara tauschten einen schnellen Blick.
 

"Du hast mir gesagt, du würdest es nicht tun. Ich dachte, du wolltest ihn nicht verletzen", sagte Fugaku kalt. Natürlich wollte er nicht, dass ich es tat. Er würde versuchen, es mir auszureden.
 

"Ich weiß", sagte ich. "Aber ich kann ihn einfach unmöglich weiter anlügen."
 

"Es ist keine Lüge, wenn er dich nicht direkt danach fragt!", sagte Madara schneidend. "Und das wird er nicht. Er weiß schließlich nichts davon." Madara wusste also von dem Vertrag. Wahrscheinlich hatte er ihn tatsächlich selbst aufgesetzt.
 

Ich sah ihn an. "Nein", sagte ich leise. "Aus juristischer Sicht vielleicht nicht. Aber für mich macht es keinen Unterschied, ob ich etwas verschweige oder lüge. Ich bin unehrlich zu Sasuke. Und ich bin sicher, für ihn würde es auch keinen Unterschied machen. Ich schaffe es einfach nicht, das länger für mich zu behalten. Das ist nicht fair ihm gegenüber."
 

"Überleg dir das gut", sagte Fugaku kühl und drohend. "Er wird sehr wütend auf dich sein. Besonders, nachdem er sich vorhin so für dich eingesetzt hat. Er ist stolz. Er wird sich gedemütigt fühlen."
 

Er hatte gut reden. Die beiden hatten das Problem schließlich erschaffen und nicht ich. Ich versuchte doch nur, so gut damit umzugehen, wie ich es eben konnte.
 

"Ja. Er wird wütend auf mich sein. Aber Sie können mich nicht umstimmen", sagte ich. "Sasukes Wut auf mich ist mein Problem und nicht Ihres. Aber er wird noch wütender auf Sie sein. Darum bin ich hier. Ich sage es Ihnen, um Ihnen die Gelegenheit zu geben, es ihm selbst zu erzählen. Dann hält sich sein Ärger vielleicht in Grenzen."
 

Fugaku musterte mich lange, ohne, dass ich hätte sagen können, was er dachte.
 

"Das geht nicht Fugaku", sagte Madara schließlich. "Wir brauchen ihn morgen. Wir haben gesagt, wir nutzen diese Gelegenheit, um ihn geschickt zu inszenieren, damit er sich bei der Belegschaft Respekt verschaffen kann. Das ist auch für ihn gut. Wenn er jetzt durchdreht und morgen nicht funktioniert, ist es für ihn und für uns schlecht. Bring sie zur Vernunft oder versprich ihr irgendwas, um sie davon abzubringen!"
 

Fugaku musterte mich nachdenklich. Dann sagte er: "Warte damit bis morgen. Damit tust du ihm heute keinen Gefallen. Wir müssen ihn gleich für auf seine Rolle für morgen vorbereiten und er muss bei klarem Verstand sein. Ich spreche morgen mit ihm, wenn alles vorbei ist."
 

Ich hatte damit gerechnet, dass er das sagen würde und mein Entschluss stand. "Nein", sagte ich. "Ich hätte es längst tun müssen. Jede Minute ist zu lang. Ich sage es ihm jetzt gleich. Oder Sie sagen es ihm jetzt gleich. Bis morgen wird er sich wieder beruhigt haben. Er wird sicher funktionieren. Er kann sich gut zusammenreißen, das wissen Sie doch!"
 

"Na schön", sagte Fugaku in neutralem Ton, nachdem er einen Moment geschwiegen hatte. "Ich sage es ihm selbst."
 

Er wandte sich Madara zu. "Hast du den Vertrag noch?"
 

Madara musterte mich unzufrieden und sah Fugaku nicht an, als er antwortete. "Ja, der liegt in einer Mappe auf meinem Schreibtisch. Ich habe ihn mir vorhin nochmal angesehen, weil ich überlegt hatte, ob ich irgendwas daraus verwenden könnte, um die junge Dame hier ein wenig kontrollierbarer zu machen. Ich wünschte, mir wäre etwas eingefallen."
 

Fugaku ignorierte das. "Dann hol ihn. Wir werden ihn Sasuke zeigen. Wenn wir schon offen mit ihm sind, dann am besten vollkommen. Damit er sicher sein kann, dass das dann alles war. Er darf uns nicht misstrauen. Dann hört er nicht mehr auf uns."
 

Fugaku sah mich wieder an. "Bist du dir absolut sicher, dass das nötig ist?"
 

"Ja", sagte ich leise. Hoffentlich würde Sasuke nicht allzu wütend sein. Aber wenn wir von uns aus auf ihn zugingen, musste er doch verstehen, dass wir ihn nicht hintergehen sondern ehrlich zu ihm sein wollten.
 

"Ich muss wieder nach oben gehen, er wird gleich aus dem Bad kommen und mich suchen", sagte ich.
 

"Nein", sagte Fugaku. "Er wird runter kommen und dann können wir gleich reden. "Setz dich hin." Er nickte mit dem Kopf zu einem der Sofas. Ich zögerte kurz, dann tat ich es. Sasuke würde mich wahrscheinlich tatsächlich sofort hier im Wohnzimmer suchen kommen.
 

"Das ist wirklich keine gute Idee!", sagte Madara zu Fugaku.
 

"Nun", sagte Fugaku kühl, "er ist aber mein Sohn und nicht deiner, darum entscheide ich. Geh und hol den Vertrag."
 

Madara stand wortlos auf und ging. Allerdings beeilte er sich nicht sonderlich. Ich saß da und sah schweigend auf meine Hände. Ich war nervös. Sasukes Vater schwieg auch. Etwa eine Minute später kam Madara wieder nach unten. Er hatte nichts bei sich.
 

"Die Mappe und der Vertrag sind weg", sagte Madara knapp.
 

Fugaku sah ihn fragend an. "Wie bitte?"
 

Madara wirkte ein wenig ratlos. Aber ich sah nicht Madara an, denn meine Aufmerksamkeit lag woanders.
 

"Welcher Vertrag?", fragte Sasuke misstrauisch.
 

Er war genau in diesem Moment in dem Türbogen zur Küche erschienen. Wir sahen ihn alle an. Er trug eine frische Jeans und einen neuen Pullover und seine Haare waren noch leicht feucht vom Duschen.
 

"Welcher Vertrag?", wiederholte er schärfer. Er sah zu mir. "Was machst du hier unten?"
 

Ich öffnete den Mund, um ihn zu beruhigen und es ihm zu erklären aber leider kam ich nicht dazu. Hana tauchte neben Sasuke im Türbogen auf. Sie hatte eine schwarze Mappe bei sich.
 

Hatte sie unser Gespräch belauscht und war noch vor Madara nach oben gegangen, um die Mappe von seinem Schreibtisch zu nehmen? War sie so eifersüchtig auf mich, dass sie ihren Job riskierte, nur weil sie Zwietracht zwischen Sasuke und mir sähen wollte? Dachte sie, damit könnte sie ihn für sich gewinnen? Damit, dass sie ihm bewies, dass ich unehrlich zu ihm war und er mir, wie sie eben gesagt hatte, nicht vertrauen konnte?
 

Sasuke sah sie verständnislos an, als sie ihm die Mappe entgegen hielt. Madara ging eilig auf Hana zu und wollte ihr die Mappe wegreißen, aber sie trat rasch einen Schritt zurück und drückte sie an ihre Brust.
 

"Sasuke sollte sehen, dass Sie alle ihn hintergehen wollen!", sagte sie schrill.
 

Formulierte sie es absichtlich so oder hatte sie bloß alles falsch verstanden? Hatte sie nicht verstanden, dass es um etwas ging, das in der Vergangenheit lag? Hatte sie gelesen, was in dem Vertrag stand? Dachte sie etwa, ich hätte vor, darin einzuwilligen und das Geld anzunehmen?
 

Sasuke sah zwischen uns und ihr hin und her.
 

"Gib mir das!", sagte er zu Hana und streckte die Hand aus.

Sasukes Schmerz (Teil 3)

Hana hielt Sasuke mit einem triumphierenden Seitenblick auf mich die Mappe hin. Er nahm sie ihr unsanft aus der Hand, schlug sie auf, holte den Vertrag heraus und sah ihn sich an.
 

"Sasuke, hör uns erst zu!", sagte Fugaku scharf und in seinem üblichen Befehlston.
 

Aber Sasukes Augen huschten schon über die Zeilen. In mir krampfte sich alles zusammen. Das war jetzt echt blöd gelaufen. Als Sasuke auf sah und mich anblickte, glaubte ich das Entsetzen und die abgrundtiefe Enttäuschung in seinem Blick kaum ertragen zu können.
 

In diesem Moment ging die Haustür auf und einen Moment später kam Mikoto, noch in ihrem Mantel, ins Wohnzimmer.
 

"Oh, Sasuke, Sakura!", sagte sie erfreut in ihrer gekünstelten Art, weil sie auf die Schnelle gar nicht mit bekam, dass es gerade ein Problem gab. "Ihr seid zurück, wie schön! Ihr hattet bestimmt eine wunderbare Zeit, nicht wahr?"
 

"Total!", sagte Sasuke sarkastisch und in einem ziemlich merkwürdigen Tonfall. "Wir hatten eine richtig wunderbare Zeit! Abgesehen von dem Moment, als Sakura fast vergewaltigt und später dem Moment, als sie angezündet und fast bei lebendigem Leibe verbrannt wurde!"
 

Sie starrten ihn alle an. Er schien nach Fassung zu ringen, aber es gelang ihm nicht richtig. Und ich hatte nicht vor, mich einzumischen. Vielleicht war es ganz gut, wenn es zwischen ihnen endlich mal eskalieren würde. Vielleicht passierte dann mal etwas. Vielleicht konnte sich dann mal etwas für Sasuke ändern.
 

"Sasuke, was redest du denn da?", fragte seine Mutter schockiert und verwirrt. "Über so etwas macht man keine Witze! Ich wollte doch bloß wissen, wie deine Reise war! Wieso bist du nur immer so kalt und sarkastisch und-"
 

Aber für Sasuke schien jetzt endgültig alles zu viel geworden zu sein. Er schien sich nicht mehr zusammenreißen zu können oder zu wollen.
 

"Du wolltest eben nicht wissen, wie meine Reise war!", brüllte er seine Mutter an und sie zuckte zusammen. "Du willst nicht hören, wie sie war! Du willst bloß hören, dass sie toll war! Dass alles wunderbar ist! Du willst bloß, dass du dir keine Sorgen machen musst, dass du als Mutter versagt haben könntest!"
 

Sie starrte ihn völlig entsetzt an und schien unfähig, darauf zu reagieren.
 

"Sasuke, beruhige dich!", sagte Fugaku laut und ehrfurchtgebietend. Er stand auf.
 

"Wie kannst du mir das antun?", brüllte Sasuke und schleuderte seinem Vater den Vertrag und die Mappe vor die Füße. "Trotz allem, was ihr nie für mich wart, dachte ich, wir sind wenigstens ein Team! Ich dachte, dass wir wenigstens zusammenhalten, zumindest solange ich so bin, wie ihr mich haben wollt! Aber damit hast du mich verraten! Das verzeihe ich dir nicht!" Seine Stimme hatte eine Verbitterung, die alles übertraf, was ich bisher von ihm gehört hatte. Er tat mir so unendlich leid.
 

"Wir wollten gerade mit dir darüber sprechen Sasuke!", sagte Madara. "Bitte setz dich hin und hör zu!"
 

Aber Sasuke beachtete ihn nicht. Er sah zu mir. "Wolltest du das unterschreiben?", fragte er und seine Stimme zitterte vor Wut und Enttäuschung.
 

"Nein!", sagte ich eilig. "Nein Sasuke! Das würde ich nie tun! Und das weißt du auch ganz genau! Du weißt es!"
 

Ich nahm wahr, dass meine Stimme etwas Flehentliches hatte. Ich wollte, dass er mir glaubte. Aber nicht um meinetwillen, nicht weil ich an mich dachte, sondern weil ich nicht wollte, dass er eine Sekunde länger als nötig mit diesem qualvollen Gedanken leben musste.
 

"Sasuke, hast du das Datum auf dem Vertrag gesehen?", fragte Madara.
 

Er ging hin und hob die Seiten auf. Dann ging er zu Sasuke hinüber und hielt sie ihm hin. "Sieh es dir an. Das ist nicht aktuell. Wir wollten sie loswerden, als du sie mit zur Firmenfeier bringen wolltest. Dein Vater war bei Sakura, um sie unterschreiben zu lassen. An dem Tag, als du dein Vorhaben angekündigt hast. Aber sie hat es abgelehnt."
 

"Und du hast mir nichts davon gesagt?", zischte Sasuke kalt an mich gewandt. "Du hast es die ganze Zeit nicht gesagt?"
 

"Wusstest du auch davon?", fuhr er gleich darauf seine Mutter an, bevor ich etwas antworten konnte. Sie starrte ihn nur hilflos an.
 

Er lachte bitter und kalt. "Ahh, jaa, natürlich wusstest du es! Aber wieder einmal hast du dich dafür entschieden, einfach still daneben zu stehen, zuzusehen und nichts zu tun!" Mikoto traten Tränen in die Augen und sie drückte eine Hand auf ihren Mund.
 

Sasuke wandte sich mit einem verächtlichen Blick von ihr ab und an Madara. "Bei dir wundert es mich nicht! Von dir war sowieso nichts anderes zu erwarten!", sagte er mit vor Verachtung triefender Stimme. "Dir bedeutet dieses Unternehmen mehr als alles andere! Deshalb verstehst du dich auch so ausgezeichnet mit meinem Vater! Da seid ihr beide gleich!"
 

Madara schien dazu nichts sagen zu wollen. Sein Gesicht zeigte keine Regung.
 

Sasuke wandte sich wieder mir zu. Er ging mit schnellen Schritten auf mich zu, bis er vor mir stand. Er sah zu mir hinab und ich wünschte, ich könnte aufstehen, aber es war kein Platz, weil er mal wieder zu dicht vor mir stand, als dass ich die Möglichkeit dazu gehabt hätte.
 

"Wie konntest du mir das verheimlichen?", fragte er und seine Stimme klang hart und kalt. So hatte er noch nie geklungen, wenn er mit mir gesprochen hatte. Aber das war zu erwarten gewesen. Ich hatte so sehr gehofft, dass wir in Ruhe mit ihm würden reden können. Hana hatte alles furchtbar durcheinander gebracht.
 

"Bitte Sasuke", sagte ich so ruhig wie ich konnte. "Ich erkläre es dir, aber bitte beruhige dich!" Ich streckte die Hand nach ihm aus, aber er schlug meinen Arm zur Seite. Es tat ziemlich weh. Aber das war in Ordnung. Auch damit hatte ich gerechnet. Ich hatte es trotzdem versuchen wollen.
 

"Es reicht Sasuke!", sagte Fugaku entschieden. "Hör auf, ihr weh zu tun, nur weil du wütend bist! Ich werde nicht tolerieren, dass du deine Freundin schlägst! Und auch nicht, dass du so mit deiner Mutter sprichst!"
 

"Du verschwindest jetzt besser!", sagte Madara kalt zu Hana, die die ganze Szene schockiert aber auch nicht wirklich unzufrieden beobachtete. "Wir sprechen noch über dein Verhalten. Morgen Abend um sieben Uhr wirst du hier auftauchen und dann werde ich dich darüber informieren, was das für Konsequenzen haben wird! Geh!"
 

Hana sah zu Sasuke, als würde sie erwarten, dass er sie in Schutz nehmen würde. Als würde sie erwarten, dass er ihr für ihre Loyalität dankbar sein würde. Doch er beachtete sie gar nicht.
 

"Sasuke?", fragte sie zögerlich und sah ihn vorsichtig an. Mir fiel auf, dass sie ihn plötzlich nicht mehr mit 'Mr Uchiha' ansprach, wie noch vor Kurzem. Wie hatte sie sich nur derart einreden können, dass Sasuke etwas anderes in ihr sah, als eine Angestellte?
 

Ich verstand sie ja irgendwie. Sie arbeitete seit drei Jahren hier und hatte sich in ihn verliebt und sie konnte ihn jeden Tag sehen und bewundern und wahrscheinlich war es schwerer emotionale Grenzen zu ziehen, wenn man jemanden nicht in der Öffentlichkeit, im Büro oder in der Schule traf, sondern ständig in dessen Zuhause, in einem privaten Umfeld. Wahrscheinlich konnte man dann schnell ein Gefühl entwickeln, als wüsste man etwas über Sasuke, was nicht jeder mitbekam. Und das erschuf vielleicht das Gefühl, eine besondere Stellung in seinem Leben innezuhaben. Ich verstand das und ich hatte sogar Mitgefühl für sie. Allerdings war es so unerträglich für mich, dass Sasuke gerade so litt, dass dafür in meinem Herzen momentan einfach kein Platz war.
 

Sasuke wandte seinen wütenden Blick von mir ab und drehte sich zu Hana um. "Tu was er sagt!", sagte er kalt zu ihr. "Du wolltest mir wahrscheinlich nur helfen aber das hättest du trotzdem nicht tun dürfen. Es tut mir Leid, aber deine Gefühle beruhen nicht auf Gegenseitigkeit. Ich dachte, das wäre klar, so zurückhaltend wie ich mich dir gegenüber verhalte. Und daran ändert sich auch nichts, wenn ich wütend auf Sakura bin!"
 

Hana starrte ihn einen Moment an. Der Ausdruck in ihren Augen wechselte von verletzt zu zornig und dann wandte sie sich um und stürmte hinaus.
 

Fugaku griff sich mit der Hand zwischen die Augen, als hätte er Kopfschmerzen. Dann sah er wieder auf und blickte Sasuke fest in die Augen. "Setz dich bitte hin und lass uns in Ruhe darüber reden!"
 

Sasuke ging schnell ein paar Schritte zu ihm hinüber, bis er vor ihm stand. Er wirkte, als wäre er wieder kurz davor zuzuschlagen. Und dieses Mal richteten sich seine Aggressionen wahrscheinlich auch dahin, wo sie eigentlich hingehörten.
 

"Ahhh, auf einmal willst du also reden?", fragte Sasuke seinen Vater gehässig. "Wie komme ich zu der Ehre? Weil du Angst hast, dass ich mich bis morgen nicht wieder eingekriegt habe, nicht wahr?"
 

"Sasuke-", setzte Fugaku an. Aber Sasuke ließ ihn nicht ausreden. Er schien vor Wut fast zu explodieren.
 

"Ich versuche seit drei Jahren mit dir zu reden!", brüllte er seinen Vater an. "Ich versuche seit Jahren mit euch über Itachi zu reden! Darüber, dass ihr ihn kaputt gemacht habt! Aber ihr seid einfach zu feige, um euch dem zu stellen! Ihr schweigt es lieber tot! Solange ich funktioniere, war es ja nicht eure Schuld, nicht wahr? Solange ich nicht zusammenbreche, war er einfach bloß zu schwach! Für euch war er bloß ein Fehler! Und nun ignoriert ihr das alles einfach, als wäre nichts gewesen! Als hätte es ihn nie gegeben!"
 

Sasuke blickte von seinem Vater zu seiner Mutter und zu Madara, aber sie sahen ihn alle nur an und schienen unfähig, etwas zu tun oder etwas dazu zu sagen. Keiner von ihnen wirkte so gefasst wie gewöhnlich. Mikoto schien verstört. Fugakus und Madaras Emotionen ließen sich nach wie vor nicht klar erkennen, aber sie schienen sich beide bemühen zu müssen, die Fassung zu wahren.
 

"Ich hasse euch!", sagte Sasuke leise. "Ich hasse euch so sehr!"
 

Damit wandte er sich ab und ging aus dem Raum. Ich hörte, wie er seinen Mantel von der Gaderobe und seinen Autoschlüssel von der Komode im Flur nahm und einen Moment später schlug die Haustür zu.
 

Im Wohnzimmer herrschte Schweigen, niemand rührte sich. Mir war total elend zu Mute. Und trotzdem verspürte ich ein ganz kleines bisschen Erleichterung. Erleichterung darüber, dass endlich mal etwas passiert war, bei dem Sasuke es nicht geschafft hatte, sich zusammenzureißen und seine Gefühle zu unterdrücken. Es war gut, dass er diese Dinge endlich mal ausgesprochen hatte. Es musste ihm so viel Schmerz bereitet haben, damit die ganze Zeit zu leben und mit niemandem darüber sprechen zu können. Aber es machte mich so schrecklich traurig, dass es ihm so schlecht ging.
 

Und ich wollte endlich wissen, was mit Itachi Uchiha passiert war. War er überhaupt noch am Leben? Sasuke hatte damals im Restaurant gesagt, dass sie keinen Kontakt hätten, und dass er sich wünschte, das würde sich wieder ändern. Aber manchmal klang alles danach, als wäre sein Bruder tot. Ich wollte es einerseits unbedingt wissen, um besser mit Sasuke umgehen zu können und anderseits hatte ich Angst vor der Wahrheit.
 

"Was machen wir jetzt?", fragte Madara schließlich in die Stille.
 

Er klang gefasst, aber nicht so selbstsicher wie sonst. Sasukes Mutter blickte auf den Boden und rührte sich nicht. Fugaku griff sich wieder zwischen die Augen und setzte sich in einen Sessel. Er schien darauf keine Antwort zu haben. Aber ich hatte eine.
 

"Wir machen am besten nichts. Er wird gleich zurückkommen", sagte ich leise.
 

Alle drei hoben überrascht den Kopf und sahen mich an.
 

"Das glaube ich nicht", sagte Fugaku verächtlich, als würde er nicht ganz verstehen können, wie ich darauf kam.
 

"Mit mir wird er reden", sagte ich.
 

Ich war mir sicher, dass er sich an das Versprechen erinnern würde, dass er mir letzte Woche am See gegeben hatte. Und ich war mir sicher, dass er mich nicht hier alleine lassen würde.
 

"Du hast es doch gehört, er ist enttäuscht und wütend, weil du ihm nichts gesagt hast!", sagte Madara. "Er hat das Gefühl, dass du ihn mit uns zusammen hintergangen hast!"
 

"Trotzdem", sagte ich. "Er wird mich gleich holen und ich werde mitgehen und ihn beruhigen. Ich kann ihn beruhigen."
 

Sie sahen mich alle an und schienen etwas irritiert darüber zu sein, dass ich Sasuke so gut zu verstehen glaubte und mit so viel Ruhe und Selbstsicherheit sprach.
 

"Selbst wenn er das täte, das geht nicht!", sagte Fugaku schließlich. Er klang etwas erschöpft. "Er ist vollkommen außer sich, er hat sich nicht im Griff. Er könnte dich verletzten. Wenn er dich mitnehmen will, werde ich das nicht zula-"
 

"Er wird mir nichts tun", unterbrach ich ihn.
 

Ich wusste nicht warum, aber ich war mir da nach wie vor absolut sicher. Sasuke würde mich niemals verletzten. Er wurde etwas grob, wenn er wütend war. Er schlug mal meinen Arm zur Seite oder packte mich etwas zu fest und zerrte mich herum. Aber er überschritt nie eine Grenze. Und ich glaubte auch nicht, dass er das jemals tun würde, ganz egal, was passierte oder wie wütend er wäre. Außerdem, wenn ich ruhig blieb, regte er sich immer schnell wieder ab.
 

Ich war mir ziemlich sicher, dass er draußen war und versuchte, sich wieder in den Griff zu bekommen. Er würde nicht einfach ohne mich verschwinden und mich bei den Leuten lassen, die er offenbar für so schrecklich hielt. Ich war sicher, dass sein momentaner Zorn auf mich und seine momentane Enttäuschung nichts an seinen Gefühlen für mich ändern würden.
 

Wir sahen alle zum Türbogen, der in den Flur führte, als wir die Haustür wieder aufgehen hörten. Einen Moment später kam Sasuke ins Wohnzimmer. Er hatte meinen Mantel und meine Schuhe in der Hand. Sein Gesicht war wieder vollkommen frei von Emotionen.
 

Ich stand auf. Er kam auf mich zu und stellte mir wortlos die Schuhe hin. Ich zog sie rasch an. Dann richtete ich mich auf und zog den Mantel an, den er mir auf hielt.
 

"Sasuke-", setzte sein Vater an, aber Sasuke beachtete ihn nicht. Er sah niemanden an außer mir.
 

"Komm mit!", sagte er kühl und griff mich am Oberarm. Ich fühlte mich mal wieder ein bisschen, als ob ich verhaftet würde. Wie damals, als der Mann von der Security in der Firma mich herumgezerrt hatte.
 

Sasuke zog mich ein wenig unsanft in Richtung Flur und auf die Haustür zu.
 

"Bleib hier!", rief ihm Madara nach. Aber Sasuke ignorierte ihn. Er öffnete die Haustür und trat mit mir nach draußen.
 

Bevor die Tür zu fiel, hörte ich, wie Sasukes Vater sagte: "Lass ihn! Vielleicht kann sie ihn wirklich beruhigen."
 

Sasuke hielt mich weiter am Oberarm fest und ging, wie ich erwartet hatte, mit mir auf sein Auto zu. Wahrscheinlich wollte er einfach nur weg hier. Er öffnete die Beifahrertür. "Steig ein!"
 

Aber ich wollte nicht. "Warte Sasuke!", sagte ich und wandte mich zu ihm um, so gut das in seinem Griff ging. "Bitte lass uns jetzt nicht Auto fahren! Du bist wütend und durcheinander. Ich will nicht, dass wir im Auto streiten und ein Unfall passiert."
 

"Ich kann mich schon gut genug zusammenreißen, um keinen Unfall zu bauen", herrschte er mich an.
 

"Dass du mich so angehst, zeigt, dass du dich da vielleicht irrst!", sagte ich entschieden.
 

Er funkelte mich an. "Glaubst du, du bist gerade in der Position, Forderungen an mich zu stellen?"
 

"Bitte", sagte ich sanft. "Du weißt doch, was ich mit einen Eltern erlebt habe. Wenn du mich jetzt dazu zwingst einzusteigen, macht mir das Angst!"
 

"Verdient hättest du es!", zischte er.
 

Aber er schlug die Autotür wieder zu und wandte sich stattdessen, immer noch mit seinem festen Griff um meinen Arm, auf das Tor zu, um das Anwesen zu Fuß zu verlassen. Ich beeilte mich, Schritt zu halten, damit er mich nicht zu sehr ziehen musste. Das war allerdings gar nicht so einfach, er schien es ziemlich eilig zu haben, hier wegzukommen. Verständlicherweise.
 

"Ich weiß, dass du das nicht so meinst!", sagte ich ruhig.
 

"Ach ja?", fragte er gereizt.
 

"Ja!", sagte ich. "Und du brauchst mich übrigens auch nicht festzuhalten, ich würde sowieso mitkommen. Außerdem tust du mir weh!"
 

Er ließ nicht los und damit hatte ich auch nicht gerechnet. Er hielt mich schließlich nicht fest, damit ich nicht weg lief, sondern, weil er selbst Halt brauchte. Er versuchte, sich selbst das Gefühl zu geben, dass er über etwas die Kontrolle hatte, weil er so aufgewühlt war und sich hilflos fühlte. Aber er lockerte bei meinen Worten sofort seinen Griff ein wenig, sodass es nicht mehr weh tat.
 

"Wo willst du hin?", fragte ich.
 

"Weg!", sagte er nur.
 

Aber er schien doch, bewusst oder unbewusst, ein Ziel zu haben, denn er schritt entschlossen die Straße entlang und bog zweimal ab, ohne zu zögern.
 

Das Viertel war still. Es hatte angefangen leicht zu schneien und es wurde schon ein wenig dunkel. Niemand war zu sehen. Wahrscheinlich saßen die Bewohner dieser Gegend alle in ihren teuren Villen vor ihren Kaminfeuern und genossen den frühen Sonntag Abend, während draußen der erste Schnee fiel.
 

Nach etwa zwei Minuten, die ich schweigend neben Sasuke hergegangen war, zeigte sich, dass er tatsächlich eine Art Ziel gehabt hatte. Er bog in einer Seitenstraße durch ein kleines Steintor.
 

Dahinter lag ein Spielplatz. Allerdings viel hübscher und besser in Stand, als die Spielplätze, die ich kannte. Der kleine Platz war von mehreren großen Weidenbäumen umstellt, die den Eindruck eines kleinen Parks erschufen und eine gewisse Privatsphäre boten. In allen Richtungen konnten man die Dächer und leuchtenden Fenster von weiteren Villen sehen, aber da die Grundstücke allesamt so groß waren, schienen sie weit weg zu sein. Die blätterlosen Äste der Weiden strichen in sanftem Wind über den Boden, auf dem ein wenig Herbstlaub lag. Allerdings nicht viel. Vermutlich wurde das alte Laub regelmäßig entfernt. Die Atmosphäre hatte in der frühen, kalten Abenddämmerung etwas Trostloses und etwas Wunderschönes zugleich.
 

Sasuke ließ mich los. Er ging ein paar Schritte weiter zu einer Bank. Elegant wie immer machte er einen Schritt auf die Bank und setzte sich dann oben auf die Lehne, die Füße auf der Sitzfläche. Er stützte seine Unterarme auf seine Oberschenkel und verschränkte locker seine Finger miteinander. Er hielt den Kopf gesenkt und betrachtete schweigend seine Hände.
 

Ich gab ihm kurz ein paar Sekunden, dann ging ich vorsichtig auf ihn zu und blieb einen Meter vor ihm stehen. Er sah nicht auf, sondern betrachtete weiter seine Finger.
 

"Es tut mir wirklich Leid Sasuke", sagte ich leise. "Darf ich mich erklären?"
 

"Ja", sagte er.
 

Ich trat noch einen kleinen Schritt näher an ihn heran. Ich hätte ihn gerne berührt, aber ich glaubte, dass es dafür noch ein wenig zu früh war. Erst musste ich reden.
 

"Ich weiß, es war ein Fehler, dir nicht gleich davon zu erzählen. Und das tut mir wirklich leid. Wenn ich könnte, würde ich es anders machen. Letzte Woche am See, als ich dich gebeten habe, mir zu versprechen, dass du mir zuhören würdest, wenn ich dich enttäusche, da wusste ich endlich sicher, dass ich es dir sagen musste. Aber ich hatte einen Grund, warum ich es nicht gleich tun wollte."
 

"Ich hätte dir auch so zugehört", unterbrach er mich leise. "Auch ohne dieses Verprechen. Ich hätte mich trotzdem genauso verhalten wie jetzt."
 

Diese Worte von ihm sorgten dafür, dass sich in mir ein warmes Gefühl ausbreitete. Ich merkte, dass ich mich nicht erklären würde, damit er mir verzieh, sondern nur einfach so. Nur weil ich es wollte. Und weil er es hören sollte. Das war eine Erleichterung.
 

"Als dein Vater mit diesem Vertrag zu mir kam, hatte ich Angst vor ihm", fuhr ich fort.

"Er war mir unheimlich. Ich war überfordert und in Gedanken halb bei dem Termin mit meiner Betreuerin vom Jungendamt, die nur zehn Minuten später kommen wollte. Du weißt ja, wie nervös ich war, weil ich den ersten Termin versäumt hatte. Als ich es geschafft hatte, dass dein Vater ging, ohne, dass ich gemacht hatte, was er wollte und als ich den Termin mit meiner Betreuerin hinter mir hatte, war ich einfach nur erschöpft und erleichtert, dass alles irgendwie gut gegangen war. Ich wollte unser Glück, mein Glück, genießen und ich wollte dir nichts von dem Besuch deines Vaters sagen, um dir diese Verletzung und Enttäuschung zu ersparen. Ich dachte damals, wenn ich dir das sage, dann brichst du vielleicht mit deiner Familie oder verstehst dich noch schlechter mit ihnen und dann wäre ich schuld daran. Den Gedanken konnte ich nicht ertragen. Damals konnte ich alles noch nicht so gut einschätzen. Nach der Sache mit Neji wurde mir klar, dass es wichtig ist, dass wir immer miteinander sprechen und nicht mehr solche Alleingänge machen. Ich entschied, dass ich es dir sagen würde. Aber ich wollte warten, bis wir zurück wären. Ich hatte vor, deinem Vater die Chance zu geben, es dir von sich aus zu sagen. Ich vermisse meine Familie so sehr. Und du hast es ja schonmal richtig erkannt, wahrscheinlich habe ich meinen Wunsch nach einer intakten, glücklichen Familie wirklich auf euch projiziert. Ich wollte einfach nicht akzeptieren, dass ihr das nicht wieder hinbekommt miteinander. Seit wir zurück sind, habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, deinen Vater alleine zu sprechen. Nach dem, was du heute für mich getan hast, wegen Madara und dieser Unterschrift meine ich, da habe ich entschieden, es dir sofort zu sagen. Als du geduscht hast, bin ich runter und habe deinem Vater gesagt, dass er es dir entweder jetzt sofort erzählen kann oder ich wieder hoch gehe und es selbst tue. Dein Vater und dein Onkel waren nicht begeistert davon, sie haben versucht mich zu überreden, dass wir das um einen Tag verschieben, sie wollten, dass du wegen dieser Sache in der Firma einen klaren Kopf hast. Aber ich konnte es keine Minute mehr für mich behalten. Ich habe heute erst so richtig verstanden, wie viel wichtiger es ist, dass du mir vertrauen kannst, als dass du ihnen vertrauen kannst. Es tut mir leid, dass ich dafür so lange gebraucht habe. Meine eigenen Wünsche und Sehnsüchte, haben mich nicht ganz klar sehen lassen, was für dich am besten ist. Das war übergriffig von mir. Auf dem Weg nach unten habe ich Hana getroffen. Sie hat fiese Dinge zu mir gesagt. Ich glaube, sie stand etwas neben sich, weil sie eifersüchtig war. Ich glaube, sie hat gelauscht und uns beim Sex gehört und das war zu viel für sie. Und sie muss gehört haben, was ich mit deinem Vater und Onkel gesprochen habe und sie ist noch vor deinem Onkel hoch gegangen, um den Vertrag zu holen und ihn dir zu geben. Er hatte blöderweise erwähnt, dass er auf seinem Schreibtisch läge. Sie wollte erreichen, dass du wütend auf mich bist."
 

Sasuke schnaubte verächtlich, vielleicht weil er das für so einen dummen Gedanken hielt. Er hob endlich den Kopf und sah mich an.
 

Ich lächelte vorsichtig. "Naja, hat ja auch irgendwie funktioniert, oder? Du bist wütend auf mich."
 

Sein Blick war wieder sanfter und er klang ruhiger, als er sagte: "Nein. Ich bin eigentlich nicht wütend auf dich. Meine Familie hat dich in eine total bescheuerte Situation gebracht. Tut mir leid, dass du dem ausgesetzt warst. Ich bin wütend, weil ich alles versuche, um dich vor ihnen zu schützen und du dann trotzdem mit sowas konfrontiert wurdest. Und ich komme mir wie der letzte Idiot vor, dass ich es nichtmal wusste. Als Einziger."
 

"Du brauchst mich aber nicht so viel zu beschützen, wie du ständig denkst. Ich musste im Leben sowieso lernen, alleine zurecht zu kommen." Ich lächelte ein wenig scherzend. "Und so schlecht bin ich darin gar nicht. Außer bei Feuer. Das ist leider meine Schwachstelle."
 

Er schnaubte wieder, aber es klang ganz leicht belustigt.
 

Ich streckte vorsichtig die Hand aus und legte sie auf sein Knie. Er hielt mich nicht davon ab, offenbar konnte er Berührungen wieder zulassen.
 

"Also, was machen wir jetzt?", fragte er plötzlich wieder in seinem normalen, leicht überheblichen und selbstsicheren Tonfall. "Sollen wir was Essen gehen? Ich habe Hunger. Ich habe zwar weder meinen Geldbeutel noch mein Smartphone einstecken, aber im Auto habe ich ein paar Tausend Euro für Notfälle."
 

Ich musterte ihn skeptisch. "Du hast ein paar Tausend Euro in deinem Auto? Für was für Notfälle denn?"
 

Er grinste und griff in meinen Nacken, um mich zu sich zu ziehen. "Na, Hunger zum Beispiel", raunte er gegen meine Lippen und gab mir kurz einen Kuss. Aber ich zog mich los. So würde das jetzt nicht laufen. Das wollte ich nicht. Ich wollte nicht schon wieder, dass er vom Thema ablenkte.
 

"Du meinst wohl eher, falls du nicht ins Haus zurück willst, aber Geld brauchst!", sagte ich ernst.
 

Sein Gesichtsausdruck wurde auch wieder ernst. "Sorry für die Szene eben. Aber ich will nicht drüber reden."
 

Das hatte ich befürchtet. Doch ich wollte jetzt endlich wissen, was mit Itachi Uchiha passiert war. Ein Großteil von Sasukes Wut und seinen Aggressionen hatte damit zu tun. Weil er schrecklich unter dieser Sache litt. Und ich wollte ihm helfen und für ihn da sein können. Doch das war unmöglich, wenn er mich ausschloss.
 

"Sasuke, bitte erzähle mir von deinem Bruder", sagte ich vorsichtig. "Es hilft doch nichts, wenn du versuchst, das immerzu zu verdrängen. Es geht dir nicht gut damit!"
 

"Lass es, Sakura."
 

Er war so unglaublich stur!
 

"Nein!", sagte ich entschieden. "Ich will, dass wir jetzt darüber reden! Ich hasse es, dich leiden zu sehen und nicht zu wissen warum!"
 

Er machte "tss" und wandte den Kopf ab.
 

"Sasuke, ist dein Bruder noch am Leben?", fragte ich einfach gerade heraus. Vielleicht sollte ich ihn wieder provozieren, bis er wütend wurde. Dann war er in der Regel gesprächiger.
 

"Hör auf!", sagte er deutlich und sah mir wieder ins Gesicht. Ein bisschen verärgert schien er bereits zu sein.
 

"Es klingt nämlich manchmal fast so, als ob er tot wäre!", sagte ich erbarmungslos. Ich wollte nicht so hart sein, aber so konnte es einfach nicht weiter gehen.
 

Er stand mit einem Ruck auf und machte einen Schritt von der Bank runter auf den Boden. Ich machte rasch einen Schritt zur Seite, damit ich vor ihm stand und er nicht weggehen konnte. Er blieb stehen und wandte den Blick ab.
 

"Du hast eben gesagt, deine Eltern hätten ihn kaputt gemacht. Was genau meinst du damit?", fragte ich vorsichtig.
 

Er schwieg und seine schwarzen Haarstähnen fielen ihm ins Gesicht. Wegen der Abenddämmerung konnte ich seinen Gesichtsausdruck in den Schatten nicht richtig sehen.
 

"Dann sag mir wenigstens, warum du nicht darüber reden willst oder kannst!", sagte ich. "Wieso ist es so schwierig für dich, darüber zu sprechen?"
 

Er sagte etwas, aber es war so leise, dass ich es nicht verstehen konnte.
 

"Was?", fragte ich eindringlich nach.
 

"Ich schäme mich!", sagte er laut und heftig und sah mir ins Gesicht.
 

In seinen Augen war eine Mischung aus Wut und Verzweiflung. "Und ich weiß nicht, ob er tot ist, okay? Ja, vielleicht! Vielleicht ist er tot! Und ich hasse mich, weil ich auch daran schuld bin, dass er zerbrochen ist! Ich hasse mich dafür und deshalb rede ich nicht darüber! Bist du jetzt zufrieden?"
 

Seine Worte waren immer lauter geworden und er sah so verweifelt aus, dass ich ihn am liebsten sofort umarmt hätte. Aber ich hatte das Gefühl, dass er es nicht zulassen würde, also versuchte ich es gar nicht erst.
 

"Wie meinst du das?", fragte ich leise und behutsam.
 

Er drehte sich um, setzte sich auf die Sitzfläche der Bank und vergrub für einen ganz kurzen Moment das Gesicht in seinen Händen. Dann setzte er sich aufrechter hin, stützte wieder die Unterarme auf die Oberschenkel und sah auf seine verschränken Finger. Er schwieg.
 

"Hat es etwas mit Drogen zu tun?", fragte ich schließlich.
 

Er hob den Kopf und sah mich irritiert an.
 

Ich ging zu ihm hinüber und setzte mich behutsam neben ihn. "Ich bin dir damals gefolgt. Als wir im Club waren und du diesen Mann draußen in der Gasse getroffen hast. Dem du 500 Euro gegeben hast."
 

Nun wirkte er entsetzt. "Was?", fragte er leise und entgeistert.
 

Aber ich hatte nicht vor, darauf nun weiter einzugehen, darum fuhr ich rasch fort. "Ich glaube, du hast dem Mann Geld gegeben, weil du versuchst, deinen Bruder zu finden, nicht wahr? Ich habe den Mann schonmal gesehen. Zwar nur aus der Ferne, aber ich weiß, dass er meinem Ex-Freund Gras verkauft hat, er war sein Dealer."
 

"Du bist echt unglaublich", sagte er tonlos und ich war mir nicht ganz sicher, ob das nun ein Kompliment oder eine Kritik war. Wahrscheinlich wusste er selbst nicht, wie er es gemeint hatte.
 

Ich überging es. "Naja, und da dachte ich, dass dein Bruder wahrscheinlich ebenfalls so einem Leistungsdruck ausgesetzt war, wie du es bist und es vielleicht zu viel für ihn wurde. Dass er vielleicht angefangen hat, irgendwelches Zeug zu nehmen, das ihm geschadet hat. War es so?"
 

Sasuke wandte den Blick wieder ab und sah erneut auf seine Finger. Ich dachte schon, er würde gar nicht mehr antworten aber schließlich sagte er: "Ja, gut kombiniert."
 

Ich schwieg, in der Hoffnung, dass er anfangen würde zu erzählen und irgendwann tat er es tatsächlich und meine Geduld wurde endlich belohnt. Er sprach leise und eine Stimme war voller Resignation und Verbitterung.
 

"Itachi ist vier Jahre älter als ich", fing er an. "Er war immer mein Held. Seit ich denken kann. Er war ein toller großer Bruder. Er war immer für mich da. Wenn ich Mist gebaut hatte und Ärger bekam, hat er sich immer schützend vor mich gestellt. Ich habe ihn vergöttert. Auf gewisse Weise war er mehr wie ein Elternteil für mich, als mein Vater oder meine Mutter. Er hat mich immer bestärkt, mir gut zu geredet, mich getröstet, wenn ich traurig war. Er war immer da. Weil wir schon als Kinder viele Verpflichtungen hatten, Sport, Musik, Bildung, Zusatzunterricht, waren wir oft zusammen. Wir haben immer viel Zeit miteinander verbracht. Für Freunde blieb bei unserem Pensum nie wirklich Zeit, aber das war okay, wir hatten ja einander. Meine Eltern waren streng und hatten hohe Erwartungen an uns, genau wie Madara und der ganze Rest unserer Familie. Aber meine frühe Kindheit war in Ordnung, weil Itachi da war. Ich fand ihn großartig, ich habe immer versucht, ihm nachzueifern und so toll zu sein, wie er. Er war immer in allem gut. Und ich nicht. Aber nicht, weil ich schlecht war, sondern einfach, weil ich vier Jahre jünger war. Es ist völlig normal, dass ein Zehnjähriger Dinge besser hinbekommt, als ein Sechsjähriger. Doch obwohl ich ihn vergöttert und bewundert habe, war er auch immer mein Ziel, mein Konkurrent. Es hieß ständig 'sei wie dein Bruder', 'mach das wie Itachi', 'Itachi bekommt das doch auch hin, streng sich so an, wie er'. Aber wenn ich es schaffte, war das nichts Besonderes, weil er es immer vor mir geschafft hatte. So lief es eine lange Zeit. Ich weiß gar nicht genau, wann es anfing, sich zu verändern. Es kam schleichend. Aber es kam eine Zeit, da war ich plötzlich oft besser als er. Bei allen möglichen Sachen, die von uns erwartet wurden. Itachi hat einen vollkommen anderen Charakter als ich. Ich komme nach meinem Vater, aber Itachi ist viel freundlicher und sanftmütiger. Er ist nicht ständig aufs Kämpfen und Gewinnen aus. Er machte nicht so gerne Sport, er zeichnete lieber. Er mied Konflikte, wo er konnte, anstatt Kämpfe auszufechten und sie gewinnen zu wollen. Aber in unserer Familie hatten seine Stärken keinen Platz und keinen Wert. Du hast ja mitbekommen, dass bei uns niemand über Gefühle redet. Es geht nur um Leistung und Macht, ums Gewinnen und Führen und Befehlen. Ich kann das gut. Es liegt mir. Ich weiß, ich werde das Unternehmen einmal so gut leiten können, wie mein Vater. Und das kann er wirklich gut. Madara auch. Sie sind streng, aber sie sind fair. Man respektiert sie. Sie haben sich immer im Griff, sie sind höflich und gehen gut mit den Angestellten um. Sie sind kompetent und begabt. Sie haben die richtige Mischung aus Risikofreudigkeit und Vorsicht. Sie können sich durchsetzten, Verträge so verhandeln, wie es für sie am vorteilhaftesten ist. Und alle haben immer erwartet, dass Itachi und ich auch so werden müssten. Für mich war es auch nicht immer leicht. Ich muss sehr diszipliniert sein, um mein Pensum zu schaffen. Aber ich kann das. Ich kann ein guter Anführer sein. Ich kann mir Respekt verschaffen, ich kann ruhig bleiben in schwierigen Situationen und auch unter Stress rational entscheiden und handeln. Ich kann Leute dazu bringen, zu tun, was ich für richtig halte. Mir fällt das leicht, weil es mir Spaß macht, zu kämpfen und zu gewinnen. Für Itachi war es nie leicht. Das liegt nicht in seiner Natur. Ich genoss es, dass ich plötzlich der Tolle war. Dass ich gelobt wurde. Meiner Familie gefiel, was ich leistete, sie waren stolz auf mich. Und ich war zufrieden, weil ich endlich Anerkennung bekam. Ich war dumm und überheblich und ich habe viel zu lange gebraucht, um zu kapieren, dass es Itachi immer schlechter ging. Ich war immer der Kleine gewesen, ich war es einfach nicht gewohnt, dass ich mich um ihn kümmerte. Es war immer anders herum gewesen. Und ich wollte, dass es so blieb. Ich wollte, dass er weiter mein toller großer Bruder war, den ich anhimmeln konnte und der immer für mich da war. Er hat versucht, zu verheimlichen, dass es ihm schlecht ging. Besonders vor mir. Und ich dachte eine Weile, er hätte einfach keine Lust mehr, dass er sich einfach nicht anstrengte. Das dachten mein Vater und Madara jedenfalls. Sie machten ihm immer mehr Druck. Aber ihn kostete Manches unglaublich viel Energie, was mir leicht fiel. Als ich endlich kapierte, wie schlecht es ihm ging, schlief er schon eine Weile nicht mehr richtig und hatte angefangen Schlaftabletten zu nehmen. Ohne konnte er gar nicht mehr schlafen. Ich versuchte ihm irgendwie zu helfen, aber ich wusste nicht, was ich tun sollte. Er sagte mir, dass ich auf keinen Fall etwas zu meinen Eltern sagen durfte. Er fing an auch irgendwelches anderes Zeug zu nehmen, um leistungsfähig zu bleiben. Ich versuchte alles, um für ihn da zu sein. Ich übernahm seine Aufgaben wo es ging und versuchte zu vertuschen, dass er immer weniger bewältigen konnte, was von ihm erwartet wurde. Er sprach immer weniger mit mir. Ich fühlte mich verloren und ausgeschlossen, aber ich riss mich zusammen, weil ich sah, dass es ihm schlechter ging als mir. Irgendwann habe ich kapiert, dass ich ihm nicht helfen konnte. Obwohl er es nicht wollte, habe ich schließlich versucht, mit meinen Eltern darüber zu reden. Ich versuchte, ihnen klar zu machen, dass ich glaubte, dass Itachi Hilfe bräuchte. Ich sagte, er müsse eine Therapie machen. Aber das wollten sie nicht hören. Von sowas halten sie nichts. Sie glauben, sowas sei Schwachsinn und würde nichts bringen. Und außerdem, ein Uchiha macht keine Therapie, ein Uchiha hat keine Psychoprobleme. So etwas war Schwäche und ein Uchiha hat nicht schwach zu sein. Noch dazu kam, dass ich glaube, dass Itachi auf Männer steht. Ich glaube, er ist schwul. Und das hat ein Uchiha natürlich auch nicht zu sein. Er muss sich schrecklich gefühlt haben und er hat sich immer mehr zurückgezogen und in Drogen geflüchtet und ich konnte ihm nicht helfen und musste zusehen, wie es immer schlimmer wurde. Ich habe versucht ihn zu überreden, heimlich eine Entzugskur anzufangen, aber das wollte er nicht. Ich glaube, er war schon zu weit in seiner Sucht versunken und das war alles, was er noch hatte. Er wollte davon gar nicht mehr loskommen. Also erzählte ich meinen Eltern schließlich davon, weil ich einfach nicht mehr wusste, was ich tun sollte. Meine Mutter heulte bloß und mein Vater wurde sehr wütend und tat so, als wäre Itachi einfach undiszipliniert. Es gab an diesem Abend einen riesen Krach und am nächsten Morgen war Itachi verschwunden. Er hatte kaum etwas mitgenommen. Er hatte nur sein ganzes Konto leergeräumt und war weg. Ohne eine Nachricht. Das war vor drei Jahren. Und seitdem haben wir nie wieder von ihm gehört. Seit drei Jahren versuche ich, ihn zu finden. Ich rufe regelmäßig in Krankenhäusen und Entzugskliniken an. Aber die dürfen natürlich keine Auskunft geben und es kommt nichts dabei herum, selbst wenn ich jemanden finde, den ich bestechen kann. Ich habe vor zwei Jahren seinen Dealer ausfindig machen können, das war der Mann, den du gesehen hast. Ich bezahle ihn dafür, dass er die Augen offen hält, falls Itachi wieder auftauchen sollte. Ich habe ihn in der Hand, ich setze ihn unter Druck, damit er schweigt. Er ist zum Glück nicht besonders intelligent und er hat Angst vor mir. Und er will das leicht verdiente Geld. Darum redet er nicht. Zum Glück. Wenn das an die Medien käme, wäre es ein riesen Problem. Doch mit jedem Tag, der vergeht, mit jedem Tag, an dem ich nichts über Itachi höre, wird es wahrscheinlicher, dass es so ist, wie ich befürchte. Nämlich, dass er mit dem ganzen Geld einfach noch mehr Drogen gekauft hat und von irgendwas eine Überdosis genommen hat. Und dass er einfach tot in irgendeiner ranzigen Gasse oder Wohnung liegt und ich daran schuld bin, weil ich nicht mehr getan habe, um ihm zu helfen. Weil ich zu lange nicht sehen wollte, dass er nicht mehr mein großer, toller Bruder war. Weil ich zu spät angefangen habe, für ihn da zu sein, wie er es immer für mich war-"
 

Seine Stimme brach und er verstummte. Ich spürte, wie meine Augen zu brennen begangen, weil Tränen in mir aufstiegen. Ich versuchte, sie zu unterdrücken und es klappte so einigermaßen. Ich wollte jetzt nicht weinen. Das war alles so unendlich schrecklich, aber für ihn musste es so derart schlimm sein, dass ich jetzt einfach nicht weinen durfte! Dann würde er sich nämlich wieder zusammenreißen und sich um mich kümmern. Doch hier ging es gerade nicht um mich.
 

Sasuke sah immer noch auf seine Hände, sein Blick war leer und alles, was ich in seinem Gesicht erkennen konnte, war Schmerz.
 

"Er fehlt mir so sehr...", sagte er ganz leise. "Ich will ihn zurück. Ich würde alles hergeben, um ihn zurückzubekommen."
 

Er hob den Kopf und sah mir ins Gesicht. Sein Mund verzog sich zu einem schmerzvollen Lächeln. "Alles außer dir. Du bist das einzig wirklich Gute, was mir je passiert ist und ich habe dich eigentlich gar nicht verdient. Ich-"
 

"Hör auf!", sagte ich laut und zornig. "Du hast es verdient! Du hast es verdient, glücklich zu sein! Was passiert ist, ist absolut nicht deine Schuld!"
 

Er lachte leise und bitter, als würde er das anders sehen. Er hob die Hand und legte sie an meine Wange.
 

"Du bist so wundervoll", flüsterte er. "Du bist so wundervoll Sakura. Ich bin so dankbar, dass ich dich gefunden habe. Durch dich kann ich ein besserer Mensch sein. Durch dich kann ich mich selbst wieder ein bisschen gern haben. Weil ich nicht nur Hass und Angst verbreiten kann, sondern auch jemanden glücklich machen kann. Du hilfst mir so sehr, wieder auf Andere zuzugehen und freundlicher zu sein. Wieder Spaß zu haben. Wieder zu Lachen. Ich wusste gar nicht mehr, dass ich das überhaupt kann."
 

"Und du hast nie mit jemandem darüber sprechen können?", fragte ich verzweifelt. "Auch nicht mit Naruto?"
 

Er lächelte traurig. "Naruto ist toll. Nachdem Itachi weg war, war ich ganz alleine. Ich wahr ekelhaft zu jedem und mein einziger Kontakt waren irgendwelche Affären. Naruto hat scheinbar irgendwie gesehen, dass es mir nicht gut ging. Er ist auf mich zugegangen und hat versucht, sich mit mir anzufreunden. Ich hatte ein riesiges Problem damit, Leute an mich heranzulassen und Bindungen einzugehen. Ich war wirklich schrecklich zu ihm. Aber er hat es einfach ignoriert. Er war einfach immer da. Er hat meine Launen einfach ausgehalten, als würde es ihm nichts ausmachen. Bis ich mich irgendwann an ihn und seine ständige Anwesenheit gewöhnt hatte. Irgendwann war ich netter zu ihm. Wir fingen an, uns manchmal zu zweit zu treffen. Und irgendwann fing er an, Shikamaru und Kiba anzuschleppen. Sie mochten mich nicht. Sie verstanden nicht, warum Naruto unbedingt mit mir befreundet sein wollte. Ehrlich gesagt, verstehe ich das auch bis heute nicht richtig. Aber irgendwann haben wir uns alle aneinander gewöhnt. Trotzdem war ich ständig ekelhaft zu fast jedem. Ich bekam es einfach nicht besser hin. Ich wollte eigentlich nichtmal so sein. Aber Shikamaru und Kiba fingen wie Naruto an, es einfach zu ignorieren. Meine Gemeinheiten einfach als Scherz zu sehen. Und das half mir enorm, denn ich konnte dadurch meine Gefühle regulieren und Druck abbauen und dennoch konnte ich Freunde haben. Ich war ihnen sehr dankbar. Und das bin ich noch. Aber darüber geredet habe ich nie. Über alles. Über Itachi. Das habe ich gerade zum ersten Mal getan." Er lächelte leicht. "Es hat sich nicht so schlimm angefühlt, wie ich erwartet hatte. Wahrscheinlich hast du recht und es ist besser so."
 

Ich saß da und betrachtete ihn nachdenklich. Ich war so dankbar. Dankbar, dass Naruto so toll war. Er und Hinata passten einfach so wunderbar zusammen. Sie waren beide so unglaublich wunderbare Menschen. Und ich war dankbar, dass Sasuke es endlich geschafft hatte, mir alles zu erzählen. Ich griff nach seiner Hand und er zog sie nicht weg.
 

"Danke Sasuke", sagte ich ernst. "Danke, dass du das mit mir geteilt hast. Das ist so ziemlich das Schrecklichste, was ich je gehört habe. Und du bist unglaublich stark!"
 

Er lachte wieder bitter. "Ich bin einfach nur ein Idiot Sakura. Und ich habe Angst, dass du mich nun verachtest. Ich wollte so gerne, dass du mich toll findest."
 

Ich musste nun doch schluchzen. Das war alles so traurig. Und es tat mir so leid, dass er glaubte, dass er eine Schuld daran tragen würde. Ich konnte mich nicht mehr zusamenreißen und fiel ihm um den Hals. Er schien kurz überrascht. Dann schlang er seine Arme um mich und drückte mich an sich. So verharrten wir ein paar Minuten, bis wir einander schließlich gleichzeitig wieder losließen.
 

Ich musterte ihn traurig. Er wirkte schon wieder gefasst. Wie machte er das nur?
 

"Du bist kein Idiot", flüsterte ich. "Ich wüsste wirklich nicht, wofür ich dich verachten sollte. Und ich finde dich unglaublich toll! Jetzt noch mehr."
 

Er lächelte ein wenig gequält, aber ich glaubte, ein klein wenig Erleichterung zu erkennen.
 

"Und deine Eltern haben nie mit dir darüber gesprochen?", fragte ich ein wenig verzweifelt.
 

Er schüttelte den Kopf. "Nein. Ich glaube, sie sind im Grunde froh, dass er weg ist. Dass sich das Problem irgendwie von selbst erledigt hat. Sie stehen auch unter Druck. Unsere Familie ist, wie schon gesagt, alt und ziemlich groß. Alle erwarten von meinen Eltern, dass sie einen perfekten Nachfolger und Erben aufziehen. Dass sie nicht ruinieren, was unsere Vorfahren seit Generationen aufgebaut haben. Meine Großeltern haben meinen Vater und Madara wahrscheinlich genauso erzogen, wie meine Eltern Itachi und mich. Und meine Mutter ist schwach. Sie traut sich nicht, etwas gegen meinen Vater oder Madara oder meinen Großvater und meine anderen Verwandten zu sagen. Mein Vater und sie wurden verheiratet, weil beide Familien fanden, dass es vorteilhaft wäre. Ich glaube, sie hassen einander nicht gerade, aber sie können auch nicht viel miteinander anfangen. Das war nie eine Beziehung auf Augenhöhe. Ich glaube nicht, dass sie viel miteinander sprechen, schon gar nicht darüber, wie sie sich fühlen. Es ist nicht so wie bei uns. Du bist stark. Du kannst dich gegen mich durchsetzen. Du bist sogar auf gewisse Weise stärker als ich. Du gleichst meinen Schwächen aus, du kannst mich bremsen, wenn ich überreagiere. Du bist ganz anders als meine Mutter. Du bist kein hübsches Anhängsel, du machst mich stärker und besser."
 

Ich lächelte. Es war so schön, dass ich ihm offenbar so viel bedeutete. So viel, wie er mir.
 

"Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass deinen Eltern die Sache mit deinem Bruder so gleichgültig ist, wie du denkst!", sagte ich nachdrücklich. "Das kann einfach nicht sein!"
 

Er lachte wieder bitter. "Tja, ich kann mit das schon vorstellen."
 

Er stand auf. Er stellte sich vor mich und zog mich an der Hand hoch. Und zwar mal wieder mit so viel Kraft, dass ich, wie schon so oft, gegen ihn stolperte. Er grinste und legte seinen Arm um mich, um mich zu stabilisieren.
 

"Was hast du vor?", fragte ich etwas überrumpelt.
 

Er antwortete nicht gleich, sondern küsste mich erst sanft und liebevoll. Dann löste er sich und sagte:
 

"Wieder rein gehen. Deine Hände sind schon eiskalt. Du frierst. Und ich will mir anhören, was ich für morgen wissen muss. Mein Vater und Madara haben ja anscheinend Pläne für mich."
 

Er legte mir seinen Arm um die Schultern und wandte sich zum Gehen.
 

"Bist du sicher, dass du das jetzt willst?", fragte ich vorsichtig, während wir zurück auf das kleine Steintor zu gingen, das wieder zur Straße führte. Während wir über die feine Schicht aus gefallenem Schnee liefen, ließ Sasuke seinen Blick sehnsüchtig über den Spielplatz und die Bäume wandern und ich fragte mich, ob er wohl früher öfter mit Itachi hierher gekommen war.
 

"Was soll ich sonst tun?", erwiderte er ruhig. Er schien sich wieder vollkommen unter Kontrolle zu haben. "Vom Rumsitzen und Grübeln ist noch nie etwas besser geworden. Ich handle lieber. Je schneller ich eine Position im Unternehmen bekomme, desto schneller komme ich an mehr Geld und Ressourcen, um nach meinem Bruder zu suchen. Und je mehr Macht und Einfluss ich habe, desto besser kann ich dafür sorgen, dass du sicher bist und uns niemand trennen kann."
 

"Aber wird dir das denn nicht zu viel Sasuke?", fragte ich überfordert. Es machte mich völlig fertig, was er erzählt hatte.
 

Er lächelte. "Nein. Du vergisst, dass ich seit Jahren damit lebe. Mir geht es damit nicht anders als gestern oder heute Morgen. Die Sache mit dem Vertrag war nur gerade ein bisschen zu viel für mich. Aber es hilft niemandem, wenn ich jetzt ein Drama daraus mache. Mir nicht, dir nicht, meinem Bruder nicht. Gehen wir zurück!"
 

Ich ging schweigend neben ihm her und genoss den Frieden zwischen uns und die Wärme, die von seinem Körper aus ging.
 

"Was meinst du, wie deine Eltern jetzt reagieren werden?", fragte ich, als wir die Stufen zur Haustür hochstiegen und er seinen Schlüssel aus der Tasche zog.
 

Er lächelte bitter. "Die werden es einfach übergehen, wie immer."
 

Und ich hoffte inständig, dass sie das nicht tun würden. Dass er sich dieses Mal irrte.

Schuld

Wir traten in den Flur und Sasuke schloss die Tür hinter uns. Ich fühlte mich merkwürdig nervös, obwohl es ja gar nicht um mich ging.
 

Sasuke wirkte wieder vollkommen abgeklärt, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass es ihn wirklich so kalt lassen würde, wenn seine Familie seinen Gefühlsausbruch und alles, was damit zusammen hing, nun einfach übergehen würde, als wäre nichts gewesen.
 

Er schien sich offenbar sicher zu sein, dass es so laufen würde. Natürlich kannte er sie alle viel besser als ich, vielleicht hatte er ähnliche Situationen schon erlebt und da war es möglicherweise genau so abgelaufen.
 

Für mich jedenfalls fühlte sich die Vorstellung, einfach so zu tun, als wäre nichts, dermaßen falsch an, dass ich das dringende Bedürfnis hatte, irgendetwas unternehmen zu wollen, damit sie über die Sache sprechen würden. Aber ich war mir nicht sicher, ob ich ein Recht hatte, mich einzumischen.
 

Und ich fragte mich, ob sie überhaupt in der Lage waren, darüber zu sprechen. Ich war der Meinung, jeder konnte über seine Gefühle reden, wenn er nur bereit war, ehrlich zu sich selbst zu sein und es ernsthaft zu versuchen. Aber waren sie dazu bereit? Sasukes Mutter, sein Vater und Madara?
 

Ich fand, sie hatten Sasuke gegenüber eine Verantwortung. Sie konnten doch nicht ignorieren, dass er so litt und sich vor allem auch noch solche Selbstvorwürfe machte. Ihn traf doch wirklich keine Schuld. Er schien im Rahmen seiner damaligen Möglichkeiten alles versucht zu haben und nichtmal das wäre seine Verantwortung gewesen.
 

Wussten seine Eltern überhaupt, dass er nicht nur ihnen, sondern auch sich selbst Schuld zuschrieb? Ich hoffte so sehr, dass nun irgendetwas passieren würde, das dafür sorgen würde, dass er sich ein wenig, nur ein klitzekleines bisschen, besser fühlen würde. Diese Last und Verantwortung, die er schultern musste oder die er sich selbst auferlegte, war einfach zu viel für jemanden in seinem Alter. Und sie konnten doch nicht wollen, dass er sich so derart schlecht fühlte.
 

Offenbar waren sie alle noch im Wohnzimmer, denn als Sasuke die Haustür hinter uns geschlossen hatte, hörte ich, wie jemand aufstand und auf uns zu kam. Einen Moment später erschien Sasukes Vater in dem Türbogen. Er wirkte gefasst und ehrfurchtgebietend wie immer.
 

"Zieht bitte die Mäntel aus und kommt ins Wohnzimmer. Wir haben zu reden", sagte er und bis auf die Tatsache, dass sein Tonfall klar machte, dass er absolut keinen Widerspruch dulden würde, war aus seinen Worten nichts herauszuhören. Ich fand ein 'schön, dass du zurückgekommen bist' oder etwas in der Art, wäre deutlich angebrachter gewesen.
 

Sasuke sagte dazu nichts, er hängte bloß seinen Mantel an die Gaderobe, zog seine Schuhe aus und ging ein paar Schritte auf seinen Vater und den Türbogen zu. Dann blieb er stehen, wandte sich zu mir um und sah mich abwartend an. Und weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte, beeilte ich mich, es ihm gleich zu tun. Immer noch in der Hoffnung, dass sie das jetzt nicht ernsthaft totschweigen würden.
 

Fugaku deutete schweigend auf ein Sofa gegenüber von dem, wo Mikoto saß und Sasuke ging hin und setzte sich. Ich nahm neben ihm Platz und Fugaku setzte sich uns gegenüber neben seine Frau. Madara saß auf seiner anderen Seite in einem Sessel. Auch die beiden hatten ihre Mienen wieder perfekt unter Kontrolle.
 

Ich kam mir vor, als wäre ich die Einzige in diesem Raum mit Emotionen. Wahrscheinlich sah man mir an, dass ich mich schon wieder überfordert fühlte. Sie machten mich echt fertig. Und ich hatte momentan auch absolut keine Lust, mir Mühe zu geben, das zu verbergen.
 

"Mach es kurz, ich habe für heute genug", sagte Sasuke kühl zu seinem Vater.
 

"Ich bin dein Vater und du wirst mir jetzt zuhören", antwortete Fugaku ihm in einem Ton, der Sasuke zwar ganz leicht das Gesicht verziehen, aber ihn schweigen ließ.
 

Das verstand ich absolut. Obwohl ich mich über seinen Vater ärgerte, hätte ich mich auch nicht getraut, ihm jetzt zu widersprechen. Er strahlte in diesem Moment so bemerkenswert viel Autorität aus, dass man es automatisch für klüger hielt, sich dem, zumindest fürs Erste, zu beugen.
 

Sasukes Mutter und sein Onkel schwiegen, für alle schien absolut klar zu sein, dass Sasukes Vater sprechen würde. Fugaku sah seinen Sohn ernst an.
 

"Die Pflicht zuerst", sagte er. "Ich möchte von dir wissen, ob du dich dazu in der Lage fühlst, morgen in der Firma deine Rolle zuverlässig zu spielen."
 

"Ja", antwortete Sasuke kühl und emotionslos.
 

"Gut", sagte Fugaku. Er sah zu Madara. "Infomiere Shisui und Obito, dass wir wie geplant vorgehen werden, sie sollen alles in die Wege leiten. Ich möchte, dass sie in einer Stunde hier sind, damit wir uns im Detail mit Sasuke besprechen können."
 

Madara zog wortlos sein Smartphone aus der Tasche und tippte eine kurze Nachricht. Dann steckte er es wieder weg. Fugaku wandte sich erneut Sasuke zu.
 

"Du verstehst, dass das zu deinem Besten ist und ich das tue, damit du es in Zukunft ein wenig leichter haben wirst, dir trotz deines jungen Alters Respekt zu verschaffen?", fragte er nüchtern.
 

"Ja", antwortete Sasuke wieder.
 

"Gut. Außerdem hast du das Problem aufgedeckt. Du hast es verdient, dabei zu sein, wenn wir es aus der Welt schaffen."
 

Ich warf Sasukes Mutter einen kurzen Blick zu. Hatte sie wirklich vor, einfach neben ihrem Mann zu sitzen und nichts zu sagen? Wollte sie einfach zulassen, dass sie nur über die Firma sprachen?
 

Mikoto bemerkte meinen Blick und lächelte kaum merklich. Ich sah wieder Fugaku an. Ich hatte gerade wirklich nicht das Gefühl, ihr Lächeln erwidern zu wollen.
 

"War es das?", fragte Sasuke kühl an seinen Vater gewandt. "Dann würde ich bis Shisui und Obito kommen mit Sakura nach oben-"
 

"Sei still und hör zu", sagte Madara streng. "Dein Vater ist noch nicht fertig."
 

"Nein, das bin ich nicht", bestätigte Fugaku ruhig. "Allerdings steht es dir ab jetzt frei zu gehen, wenn du nicht mehr von mir hören möchtest. Falls du dich aber entscheiden solltest, mich anzuhören, erwarte ich, dass du ruhig bleibst und zuhörst, bis ich fertig bin."
 

Schweigen breitete sich aus. Alle, mich eingeschlossen, sahen Sasuke an. Und der schien sich nicht ganz sicher zu sein, was er wollte. Vermutlich schien er zwar wissen zu wollen, was sein Vater zu sagen hatte, doch schien er sich nicht ganz sicher zu sein, ob er den Inhalt auch wirklich hören wollte.
 

"Bitte bleib, Sasuke", sagte Mikoto leise in die Stille.
 

Weil ich direkt neben ihm saß, spürte ich, wie angespannt Sasuke war. Er war kurz davor aufzustehen. Wahrscheinlich hatte er das Gefühl, dass sie ihn früher und heute so sehr verletzt hatten, dass er nicht glaubte, dass irgendetwas, was sie sagen könnten, es für ihn besser machen würde.
 

Doch ich wollte unbedingt, dass sie zumindest versuchen würden, miteinander zu reden. Also hob ich vorsichtig meine Hand und legte sie auf Sasukes Oberschenkel, in der Hoffnung, dass ich mich damit nicht zu sehr einmischen würde, aber dass ich Sasuke davon abhalten konnte, aufzustehen und zu gehen. Er warf mir einen kurzen Blick zu und ich lächelte leicht.
 

Sasuke sah wieder seinen Vater an. "Ich will, dass Sakura auch hört, was du zu sagen hast."
 

"Ich hatte nicht vor, sie wegzuschicken", sagte Fugaku mit einem kurzen Blick zu mir. "Im Gegenteil. Mit ihr möchte ich auch sprechen."
 

Ich sah ihn überrascht an, aber er hatte sich schon wieder Sasuke zugewandt. Ich war nicht sicher, ob mir das gefiel. Bisher hatte ich die Erfahrung gemacht, dass es nie so richtig gut für für mich war, wenn Fugaku Uchiha mit mir sprechen wollte.
 

"Okay. Sag, was du sagen willst", erwiderte Sasuke schließlich nach einer kleinen Pause und griff nach der Hand, die ich auf seinem Bein liegen hatte.
 

"Danke", sagte Fugaku. "Zunächst möchte ich mich erklären, was diesen Vertrag angeht, den ich Sakura unterschreiben lassen wollte." Er musterte uns beide. "Wie du dir ja denken kannst, war das nicht die Idee deiner Mutter. Sie kann nichts dafür."
 

Sasuke schnaubte verächtlich und warf seiner Mutter einen kurzen Blick zu.
 

"Sei bitte nicht ungerecht. Du weißt genau, dass es nicht jedem leicht fällt, sich gegen mich durchzusetzen", sagte Fugaku streng und warf dann seiner Frau einen kurzen Blick zu. Mikoto sah auf ihre Hände.
 

Fugaku fuhr fort: "Nach deiner Ankündigung, Sakura auf die Firmenfeier mitbringen zu wollen, war ich der Ansicht, dass es besser wäre, dem einen Riegel vorzuschieben. Madara und mir gefiel der Gedanke nicht, dass du so besessen von ihr zu sein schienst. Ich bitte dich, das aus unserer Perspektive zu betrachten. In der Regel bist du nicht besonders zugänglich und plötzlich ist da diese junge, außergewöhnlich gut aussehende Frau, die du erst seit ein paar Monaten kennst und auf einmal bestehst du darauf, dich mit ihr vor der ganzen Belegschaft öffentlich zu zeigen und zwar auf eine Weise, die deutlich macht, dass es für dich ernst ist. Gemessen an dem Zeitraum, den ihr euch erst kanntet, ein ziemlich drastischer Schritt. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine junge, hübsche Frau ihre Vorzüge nutzt, um an Geld und Einfluss zu gewinnen. Und du bist mit deinem Namen und deinem Reichtum für solche Vorhaben ein hervorragendes Ziel. Kannst du verstehen, dass ich ein gewisses Bedürfnis habe, dich vor so etwas zu bewahren?"
 

"Ich hatte dir zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits mitgeteilt, wie ernst mir diese Sache ist!", sagte Sasuke kalt. "Und du hast dich einfach über meinen Wunsch hinweggesetzt. Und tu bitte nicht so, als wäre es dir dabei nur um mich gegangen! Du hast dir einfach eine Frau aus unserer Schicht für mich vorgestellt!"
 

Fugaku sah Sasuke nachdenklich an. "Ich habe nicht daran gezweifelt, dass es dir dieses Mal ernst war, Sasuke. Ich habe daran gezweifelt, dass es Sakura ernst mit dir ist. Die halbe Millionen, die ich ihr angeboten habe, war großzügig, gemessen daran, dass ihr euch noch nicht lange kanntet und daran, dass Beziehungen in eurem Alter in der Regel ohnehin von nicht allzu langer Dauer sind. Ich war sicher, dass sie einwilligen würde. Madara stimmte mit mir darin überein. Deine Mutter war dagegen, sie hielt es für möglich, dass Sakura ablehnen würde. Offenbar besaß deine Mutter in diesem Fall das bessere Urteilsvermögen. Doch selbst du musst zugeben Sasuke, dass es ziemlich ungewöhnlich ist, dass ihr, du und Sakura, innerhalb so kurzer Zeit eine so enge Bindung entwickeln konntet."
 

Er wandte sich an mich. "Es hat mich beeindruckt, dass du in deinem Alter in der Lage warst, dem Druck, den ich auf dich ausgeübt habe, zu widerstehen, Haltung zu wahren und auf deiner Position zu beharren. Zudem hast du geschickte Worte gewählt. Ich ging mit dem Eindruck, dass dir Sasuke vielleicht wirklich wichtig wäre. Ja, mir gefällt dein gesellschaftlicher Hintergrund nicht. Doch du hast Stärke und Charakter bewiesen und das hat dich in meinen Augen als Partnerin für meinen Sohn auf gewisse Weise qualifiziert. Ich entschied, dich zu beobachten und bisher hat sich mein positiver Eindruck eher verstärkt."
 

"Trotzdem", mischte sich Madara kühl an Sasuke gewandt ein, "hielt ich es für ratsam, heute zu versuchen, sie ein wenig besser unter Kontrolle zu bringen. Eben genau weil dein Vater und ich keinen Zweifel mehr daran hatten, dass ihr einander offensichtlich ungewöhnlich viel bedeutet. Das war nicht besonders nett von mir, aber ich hielt es für geboten, das zumindest zu versuchen. Wir, dein Vater und ich, haben eine Verantwortung der Familie und der Belegschaft gegenüber. Man erwartet von uns, und das zurecht, dass wir Risiken im Blick behalten und minimieren, wo wir können."
 

Madara sah Sasuke fest in die Augen. "Damit wollten wir Sakura nicht schaden. Dein Vater schien der Ansicht zu sein, dass sie gut für dich wäre und ich wollte lediglich, dass wir zur Sicherheit etwas in der Hand hätten. Wir hatten nicht vor, sie loszuwerden. Behalte sie, wenn es dir so wichtig ist. Auch wenn ich deine Risikobereitschaft in dieser Sache nach wie vor missbillige."
 

Sasuke sah zu seinem Vater und seiner Mutter. Mikoto lächelte ihn vorsichtig an und Fugaku sagte: "Deine Mutter und ich billigen eure Beziehung. Sakura hat vorhin, als du draußen warst, um dich zu sammeln, wieder bewiesen, wie gut sie dich versteht und dass sie einen positiven Einfluss auf dich hat."
 

Ich verspürte Erleichterung. Das war gut. Wirklich gut. Vielleicht würde ich mich in Zukunft hier etwas wohler fühlen können. Ich warf Sasuke einen Blick zu. Er hatte seinen Griff um meine Hand etwas gelockert und schien sich ein ganz klein wenig entspannt zu haben.
 

"Okay", sagte er schließlich.
 

"Möchtest du dazu noch etwas sagen oder ist das Thema damit erledigt?", fragte Fugaku.
 

"Belassen wir es dabei", sagte Sasuke. "Zumindest solange ich mich darauf verlassen kann, dass du es ernst meinst."
 

"Du hast mein Wort", sagte Fugaku und Sasuke schien das zufrieden zu stellen. Beinahe.
 

"Ich habe eine Bedingung. Damit kannst du direkt beweisen, dass es auch wirklich so ist", sagte er kühl.
 

"Und die wäre?", fragte sein Vater, ohne, dass sich erkennen ließ, ob ihn das ärgerte.
 

"Ich möchte, dass du Obito und Shisui darauf hinweist, dass sie Sakura mit Respekt zu behandeln haben. Ich will nicht, dass sie sie "Süße" und "Kleine" nennen. Ich habe es versucht, aber sie hören nicht richtig auf mich. Beziehungsweise nur vorübergehend. Ich werde mich bald besser gegen sie behaupten können aber momentan testen sie die Grenzen aus, wo sie nur können. Es ist anstrengend diesen Kampf jedes Mal wieder neu austragen zu müssen. Wenn du es nicht für Sakura tun willst, tu es für mich. Gespektloses Verhalten Sakura gegenüber ist auch respektloses Verhalten mir gegenüber."
 

"Darum kümmere ich mich später", sagte Madara. "Betrachte es als erledigt."
 

Sasuke sah seinen Onkel ein wenig misstrauisch an, als könne er nicht ganz glauben, was er hörte.
 

"Als Nächstes", fuhr Fugaku fort, "möchte ich, dass du entscheidest, was mit der Hausangestellten passieren soll."
 

Sasuke antwortete ohne zu überlegen: "Ich möchte, dass sie fristlos entlassen wird. Und ich möchte, dass sie weitere sechs Monate volles Gehalt und ein vernünftiges Zeugnis bekommt."
 

Sein Vater zog leicht die Augenbrauen hoch. "Warum diese Milde?"
 

"Das ist keine Milde", sagte Sasuke kühl. "Das ist eine Sicherheitsmaßnahme, um Sakura zu schützen. Ich habe die Erfahrung machen müssen, dass sie leider leicht Probleme anzieht, die ich von ihr fernhalten will. Ich brauche keine verletzten Gefühle und Racheaktionen. Das hatte ich schon und es wäre beinahe schief gegangen."
 

Fugaku warf mir wieder einen kurzen Blick zu und auch Mikoto und Madara musterten mich. Dabei war mir nicht ganz wohl.
 

"Wie du möchtest", sagte Fugaku und sah seine Frau an.
 

"Ich werde mich gleich morgen darum kümmern, Sasuke!", sagte sie rasch. "Ich werde freundlich und feinfühlig sein und ihr keinen Grund für negative Gefühle gegeben. Und ich werde die Stelle mit einer Person besetzen, bei der es keine Gefahr gibt, dass ein ähnliches Problem erneut auftritt."
 

Sasuke entspannte sich noch ein wenig mehr. Und ich konnte nicht leugnen, dass mich das auch ziemlich erleichtete. Das entwickelte sich alles ziemlich gut. Allerdings hatten sie das wichtigste Thema bisher erfolgreich ausgespart.
 

"War es das jetzt?", fragte Sasuke erneut. Vielleicht hatte er das Gefühl, dass er sich gerade wieder in den Griff bekommen hatte und er sich nicht erneut aufregen wollte.
 

"Noch nicht ganz", sagte Fugaku streng. Er sah Sasuke ernst an. "Wir möchten wissen, was du vorhin mit 'fast vergewaltigt und verbrannt' gemeint hast." Seine Augen huschten kurz über den Verband an meinem Arm.
 

Ich sah Sasuke nervös an. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie das überhaupt groß interessieren würde. Und ich wollte nicht, dass Neji noch mehr Probleme bekam, als er vermutlich ohnehin bereits hatte. Immerhin kam er mit einem immer noch etwas demolierten Gesicht nach Hause. Ich hoffte bloß, dass Hinata ihm beistehen würde.
 

Sasuke schien das Gleiche zu denken, denn er sagte: "Ich meinte das wortwörtlich. Allerdings haben Sakura und ich uns darum bereits gekümmert. Diese Probleme bestehen nicht mehr."
 

Fugaku verengte die Augen. "Das klingt allerdings ein bisschen zu ernst, als dass sich zwei Menschen in eurem Alter darum kümmern sollten."
 

"Tja, wir sind aber beide geübt darin, uns um Probleme zu kümmern, die Menschen in unserem Alter für gewöhnlich überfordern würden", sage Sasuke kühl und ein wenig gereizt.
 

Sein Vater musterte ihn schweigend, ohne auf den Seitenhieb einzugehen.
 

"Sakura, hast du eine Brandverletzung am Arm?", fragte Mikoto freundlich an mich gewandt.
 

Ich sah sie etwas überfordert an. Ein wenig, ein ganz ganz kleines bisschen, fühlte ich mich plötzlich daran erinnert, wie es war, wenn eine Mutter sich besorgt nach meinem Befinden erkundigte. Dieses Gefühl der Erinnerung traf mich vollkommen unerwartet und ich konnte nicht gut damit umgehen.
 

"Es ist nicht schlimm", sagte ich ganz leise und griff reflexartig mit meiner Hand nach dem bandagierten Arm.
 

"Ein Arzt hat es sich angesehen, in ein paar Tagen sollte es wieder gut sein", sagte Sasuke mit fester Stimme.
 

"Wie ist das passiert?", fragte Fugaku.
 

"Temari war zufällig auch dort auf Klassenfahrt", sagte Sasuke kühl. "Sie ist durchgedreht, hat Sakura in eine Fackel gestoßen und ihr Kleid hat Feuer gefangen. Ich konnte es gerade rechtzeitig löschen."
 

"Wie schrecklich!", sagte Mikoto vollkommen entsetzt.
 

"Danzo Shimuras Tochter?", fragte Fugaku ruhig.
 

"Ja", sagte Sasuke.
 

Madara sah Sasuke streng an. "Ich habe dir immer gesagt, dass Frauen nicht dazu da sind, damit du dich an ihnen abreagieren kannst! So benimmt man sich nicht und es schafft Probleme."
 

"Danke, das habe ich mittlerweile verstanden", sagte Sasuke gereizt. "Aber Temari macht das mit Männern genauso. Die ist garantiert kein Opfer! Die hat bloß nicht vertragen, dass sie nicht mehr der Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit war!"
 

"Das reicht!", sagte Fugaku und Madara, der gerade etwas hatte erwidern wollen, schloss den Mund wieder und schwieg.
 

"Ich werde wegen Temari mit Danzo sprechen. So ein Verhalten toleriere ich nicht", sagte Fugaku. "Nicht dir gegenüber und auch nicht Sakura gegenüber."
 

Ich fühlte mich noch seltsamer und überforderter. Es war total merkwürdig für mich, dass sich jemand Erwachsenes um mich kümmerte, ohne, dass er oder sie dafür bezahlt wurden, weil es nunmal ihr Job war. Auch wenn Sasukes Vater vielleicht nur erreichen wollte, dass Sasuke ihm verzieh, war es doch irgendwie angenehm, dass er mich nun scheinbar ebenso wie seinen Sohn zu verteidigen schien, zumindest in diesem Fall. Es war angenehm und es verwirrte mich zutiefst.
 

Madara hatte sein Smartphone aus der Tasche gezogen und sich eine kurze Notiz gemacht. Er steckte es wieder weg und sah Fugaku an. "Ich habe dir bereits gesagt, dass ich es ohnehin für notwendig halte, dass wir mit Danzo sprechen. Das bietet uns eine günstige Gelegenheit für einen Anlass."
 

Fugaku nickte knapp.
 

"Soll ich wegen der anderen Sache etwas unternehmen?", fragte Madara kühl und sachlich an Sasuke gewandt.
 

Ich sah rasch zu Sasuke und schüttelte den Kopf. Er lächelte mich beruhigend an und sagte dann zu Madara. "Nein, das haben wir wirklich geklärt. Das Problem ist aus der Welt."
 

Madara nickte leicht. "In Ordnung."
 

"Für die Zukunft", sagte Fugaku und fixierte Sasuke mit seinem Blick, "möchte ich, dass dir bewusst ist, dass du mit solchen Problemen zu mir kommen kannst. Niemand von uns erwartet, dass du mit so etwas alleine fertig werden musst. Ich werde dann Verständnis haben, wenn du deine Aufgaben nicht wie erwartet erfüllst und ich werde so etwas nicht verwenden, um Sakura loszuwerden. Ich verstehe, falls du mit solchen Problemen nicht zu mir kommen möchtest. Doch ich will, dass du dir im Klaren darüber bist, dass diese Möglichkeit für dich besteht."
 

Mikoto nickte bei diesen Worten bekräftigend. Madara saß ruhig da und ließ nicht erkennen, was er dachte. Sasuke ließ ebenfalls nicht erkennen, was er davon hielt. Vielleicht überforderte ihn das.
 

"Und zuletzt", sagte Fugaku, "möchte ich dich darauf hinweisen, dass deine Annahme falsch ist, dass uns dein Bruder gleichgültig ist."
 

Sasuke spannte sich wieder an und sah seinen Vater an, als würde er nicht recht wissen, ob er es schaffen würde, ruhig zu bleiben, wie es von ihm erwartet wurde.
 

"Itachi ist uns nicht gleichgültig", sagte Mikoto leise und traurig.
 

"Und sei versichert Sasuke, dass ich mir meiner Schuld bewusst bin", sagte Fugaku.
 

"Unserer Schuld", sagte Madara mit einem schnellen Blick zu seinem Bruder. "Das gilt ebenso für mich. Und es fällt deinem Vater daher nicht leicht, darüber zu sprechen."
 

"Aber", sagte Sasuke und er klang aufgewühlt und etwas flehentlich, "dann müsst ihr doch irgendetwas tun!"
 

"Das tun wir", sagte Fugaku leise. "Wir versuchen ihn zu finden. Madara investiert viel Zeit in die Suche nach deinem Bruder. Ich hätte einfach gerne Ergebnisse gehabt, bevor ich mir dir spreche."
 

Sasuke sah entsetzt aus und das konnte ich gut verstehen. Er sah flehentlich zu Madara, aber der sagte: "Nichts. Ich finde nichts."
 

"Du versuchst es nicht richtig!", sagte Sasuke sofort laut und heftig. "Du willst ihn doch gar nicht wirklich finden!"
 

Diese Neuigkeit schien wieder zu viel für ihn zu sein. Sie nahm ihm noch mehr von seiner Hoffnung, dass Itachi wohlbehalten wieder auftauchen könnte. Ich merkte, dass ich schon wieder meine Tränen unterdrücken musste. Er tat mir so leid. Irgendwie taten sie mir alle leid.
 

"Hör auf!", sagte Fugaku streng. "Madara versucht es richtig. Ich weiß, du hättest es lieber, du müsstest diese Realität nicht akzeptieren. Weil dir bewusst ist, dass es kein gutes Zeichen ist, wenn Madara nicht in der Lage ist, jemanden zu finden. Aber so ist es nunmal."
 

"Aber Itachi hat eine Menge Geld zur Verfügung und er ist sehr intelligent!", sagte Sasuke. Er klang verzweifelt.
 

"Das stimmt", sagte Madara. "Du solltest dir allerdings nicht allzu viel Hoffnung machen. Du weißt, wozu ich in der Lage bin. Du weißt, was ich, wenn nötig, bereit bin zu tun, um meine Ziele zu erreichen. Und wenn es mir trotzdem nicht gelingt, dann besteht leider Anlass zu der Annahme, dass es unmöglich ist."
 

"Trotzdem!", sagte Sasuke. "Wieso sollte ich dir glauben, dass du ihn wirklich finden willst? Du magst ihn nicht, du hast ihn nie verstanden!"
 

Madara musterte Sasuke einen Moment schweigend. "Das stimmt. Ich habe ihn nie verstanden. Trotzdem versuche ich ernsthaft ihn zu finden. Und wenn du mir nicht glaubst, dass ich es um seinentwillen tue, dann wirst du doch wenigstens glauben, dass ich es für die Familie und das Unternehmen tue. Mir wäre es lieber, ich wüsste, was aus ihm geworden ist, alleine schon, um die Risiken für unseren guten Ruf besser beurteilen zu können."
 

Sasuke starrte ihn einen Moment wütend an, dann schien ihm aufzufallen, dass er meine Hand zu dolle drückte und er ließ rasch los.
 

"Mehr gibt es dazu vorerst nicht zu sagen", sagte Sasukes Vater. "Ich bin fertig. Ihr könnt gehen."
 

Doch ich fand nicht, dass es damit nun erledigt wäre. Zwar war ich durchaus positiv überrascht davon, wie sich alles entwickelt hatte, abgesehen natürlich von der leider deutlich geschmälerten Hoffnung, dass Sasukes Bruder wohlbehalten wieder auftauchen würde, doch ich wollte unbedingt etwas zu dem Thema 'Schuld' sagen. Bloß hatte ich Angst, damit alle, Sasuke eingeschlossen, zu verärgern. Und doch war ich mir sicher, dass es gut wäre, das anzusprechen.
 

Sasuke stand auf. "Ich bin mit Sakura oben, bis Obito und Shisui hier sind."
 

Sein Vater nickte.
 

Sasuke sah mich an, weil ich zögerte und nicht aufstand.
 

"Komm", sagte er und hielt mir seine Hand hin.
 

Ich musste mich entscheiden. Sollte ich es wirklich riskieren, mich einzumischen und Sasukes Zorn auf mich zu ziehen? Und den Zorn seiner Familie, wo doch gerade alles so gut für mich lief? Aber es ging nicht um mich. Es ging um Sasuke. Ich musste einfach etwas tun, um ihm zu helfen!
 

Ich entschied mich dafür, mutig zu sein.
 

"Entschuldigung, dürfte ich vielleicht etwas sagen?", fragte ich vorsichtig und so höflich, wie ich konnte.
 

Alle sahen mich an. Ich vermied den Blick zu Sasuke.
 

"Ich glaube nicht, dass es dazu noch etwas zu sagen gibt", sagte Fugaku in neutralem Ton.
 

"Oder, dass dich unsere familiären Probleme etwas angehen", fügte Madara kühl hinzu.
 

Ich vermied es immer noch Sasuke anzusehen und blickte stattdessen zu seiner Mutter. Sie runzelte leicht die Stirn. Aber dann sagte sie: "Ich möchte gerne hören, was Sakura zu sagen hat. Sag es mir, wenn sie es nicht hören wollen."
 

Nun warf ich leider doch einen ganz kurzen Blick zu Sasuke. Er stand nach wie vor da und sah mich an, aber er hatte die Hand, die er mir entgegen gehalten hatte, etwas sinken lassen. Er wirkte irritiert und schien nicht ganz sicher zu sein, was nun passieren würde und was er davon halten sollte. Ich sah schnell wieder zu Mikoto.
 

"Ich weiß, dass es mich nichts angeht!", sagte ich eilig. "Und ich möchte mir wirklich nicht herausnehmen, mich einzumischen. Aber ich habe mich gefragt, ob Ihnen allen bewusst ist, dass Sasuke glaubt, er wäre ebenfalls Schuld an der Sache mit seinem Bruder. Dass er sich Vorwürfe macht, dass er es nicht geschafft hat, das alles zu verhindern."
 

Fugaku und Mikoto starrten mich an. Ich mied Sasukes Blick.
 

"Das ist lächerlich!", sagte Madara. "Warum sollte er denn-"
 

Doch Mikoto unterbrach ihn und beachtete ihn gar nicht. "Stimmt das Sasuke?", fragte sie leise.
 

Jetzt sah ich doch zu ihm hin. Sasuke wirkte verwirrt und verärgert. "Ich...", setzte er an, aber er schien nicht recht zu wissen, was er sagen sollte.
 

Er warf mir einen wütenden Blick zu. "Gehen wir hoch!", sagte er kühl zu mir. "Komm!"
 

Doch offenbar hatte ich erreicht, was ich hatte erreichen wollen, denn Sasukes Vater sagte: "Setz dich wieder hin Sasuke! Offensichtlich gibt es doch noch etwas zu sagen!"
 

Sasuke sah seinen Vater wütend an, aber Fugaku blickte ihn so streng an, dass er sich tatsächlich wieder neben mich setzte.
 

"Stimmt das Sasuke?", fragte Mikoto erneut. "Denkst du das wirklich?"
 

Sasuke sah von seiner Mutter, zu seinem Vater, zu Madara.
 

"Beantworte die Frage", sagte Sasukes Vater. "Denkst du, du hättest Schuld daran?"
 

"Ja verdammt!", sagte Sasuke laut. "Natürlich! Wir sind alle Schuld daran! Wir haben alle nichts getan! Ich habe ihm nicht genug geholfen! Ich habe nicht früh genug kapiert, wie ernst es war! Ich hätte ihn zwingen müssen, sich Hilfe zu holen! Ich hätte euch zwingen müssen! Ich hätte mehr für ihn da sein müssen! Ich hätte irgendetwas unternehmen müssen! Ich hätte mit ihm weglaufen sollen! Ich bin Schuld, dass er verschwunden ist, weil ich euch von den Drogen erzählt habe! Ich bin Schuld, dass er wahrscheinlich tot ist! Diesen Streit gab es nur, weil ich falsch entschieden habe und am nächsten Morgen war er weg! Ich hätte ihn in dieser Nacht nicht alleine lassen dürfen, aber er war so wütend auf mich und ich war durcheinander. Doch ich hätte es nicht tun dürfen, ich wusste, wie schlecht es ihm ging! Ich hätte-"
 

Aber weiter kam er nicht, denn Fugaku sagte sehr laut und entschieden: "Das reicht Sasuke!"
 

Sasuke verstummte und sah seinen Vater verzweifelt an. Fugaku und Mikoto tauschten einen Blick.
 

"Sasuke...", sagte seine Mutter sanft. "Das stimmt einfach nicht!"
 

"Doch! Ich-", setzte Sasuke an aber sein Vater schnitt ihm das Wort ab. "Sei still und hör deiner Mutter zu!"
 

Sasuke funkelte ihn wütend an aber er verstummte wieder.
 

Mikoto stand auf und kam zu uns herüber. Sie ging vor Sasuke in die Hocke und wollte nach seiner Hand greifen. Aber er zuckte vor ihr zurück. Doch ich war unendlich dankbar, dass sie dieses Mal offenbar nicht vorhatte, sich einschüchtern zu lassen. Sie griff trotzdem nach seiner Hand.
 

"Sasuke, wenn jemand nicht daran schuld ist, dann du!", sagte sie mit fester Stimme. "Du bist nicht daran Schuld. Gar nicht. Nicht mal ein ganz kleines bisschen! Du hast viel viel mehr getan, als überhaupt zu erwarten gewesen wäre. Wir sind schuld. Wir allein. Dein Vater, dein Onkel und ich. Du hast versucht, mit uns zu sprechen. Du hast alles versucht. Und nichts, was du hättest anders machen können, hätte etwas geändert!"
 

"Da stimme ich deiner Mutter zu!", sagte Fugaku deutlich. "Und selbst wenn es anders gewesen wäre, wäre es trotzdem nicht deine Schuld. Du warst ein Kind. Du bist vor ein paar Monaten erst volljährig geworden. Es war nicht deine Verantwortung sondern unsere. Unsere allein."
 

"Ja", sagte Madara bloß.
 

Sasuke wirkte verwirrt. Seine Mutter sah ihn liebvoll an und lächelte traurig. "Läufst du wirklich seit drei Jahren mit der Vorstellung herum, du würdest daran eine Mitschuld tragen? Es tut mir so leid Sasuke. Es tut mir so leid, dass ich das nicht verstanden habe! Der Gedanke ist für mich, für uns alle, so abwegig, dass wir nicht einmal darauf gekommen wären, dass du so etwas denken könntest! Wir dachten, du wärst einfach unglaublich wütend auf uns. Wir dachten, dass du uns einfach dafür hasst. Und wir fanden, wir hatten kein Recht, dir das zu nehmen. Wir fanden, dass wir das auszuhalten hatten, weil wir es verdient haben. Nie hätte ich geglaubt, dass du so etwas mit dir herumschleppst und sich deine Wut auch gegen dich richtet!"
 

Sasuke sah sie an und in seinem Gesicht spiegelten sich so viele Emotionen. Wut, Verzweiflung, Traurigkeit, Verwirrung, aber vor allem, und das ganz deutlich, unendliche Erleichterung. Es schien, als ob er diesen Freispruch von seiner Familie wirklich gebraucht hatte.
 

"Hass mich, wenn du willst!", sagte Fugaku deutlich. "Aber ich verbiete dir, dich selbst dafür zu hassen! Das ergibt keinen Sinn. Niemand, der die Situation von außen betrachtet, würde dir irgendeine Schuld zuweisen. Also solltest du es auch selbst nicht tun. In dieser Sache liegst du falsch."
 

"Es ist nur unsere Schuld!", sagte Madara nachdrücklich.
 

"Kannst du uns das bitte glauben?", fragte Mikoto sanft und versuchte Sasuke ins Gesicht zu sehen. Er schien nicht ganz zu wissen, wie er mit all dem umgehen sollte und sah auf seine Hände.
 

"Siehst du?", fragte ich sanft. "Niemand denkt, dass du schuld bist. Niemand außer dir. Darum solltest du vielleicht in Betracht ziehen, dass du dich eventuell irrst, oder nicht?"
 

Sasuke sah zu mir und schien nun genauso überfordert, wie ich mich ständigt fühlte. Wie er sich wahrscheinlich auch ständig fühlte. Und nun zeigte er es endlich mal.
 

"Ich bin zutiefst beeindruckt, dass du es geschafft hast, mit dieser Last weiter zu funktionieren!", sagte Fugaku entschieden. "Ich wünschte, ich hätte das früher verstanden."
 

Er sah mich an. "Ich weiß deinen Einsatz für ihn zu schätzen!"
 

In diesem Moment klingelte es an der Tür und Madara stand auf, um zu öffnen. Mikoto erhob sich ebenfalls und Sasuke schien mit sich zu kämpfen, um sich wieder in den Griff zu bekommen. Es schien ihm sogar zu gelingen, denn als Madara mit Obito und Shisui ins Wohnzimmer kam, wirkte er wieder vollkommen normal.
 

"Hallo Zusammen! Wir sind etwas zu früh, aber ich wollte noch etwas anderes besprechen", sagte Obito.
 

Shisui warf mir einen überheblichen Blick zu. Dann wandte er sich belustigt an Sasuke. "Du machst sie jetzt zu einem richtigen Familienmitglied, was Sasuke? Wenn sie sogar schon mit euch im Wohnzimmer sitzt..."
 

"Das genügt", sagte Madara. "Ich erwarte sowohl Sasuke als auch Sakura gegenüber in Zukunft ein wenig mehr Respekt von euch. Ihr sollt ihn unterstützen und euch nicht über ihn lustig machen. Verhaltet euch angemessen."
 

Obito und Shisui sahen ihn ein wenig irritiert an.
 

"Habt ihr mich verstanden?", fragte Madara.
 

"Klar", sagte Obito verwirrt.
 

"Verstanden", antwortete Shisui.
 

"Gut", sagte Fugaku. "Sasuke, möchtest du einen Moment nach oben gehen und dich Ausruhen?"
 

"Nein", antwortete Sasuke. "Ich fühle mich gut. Danke."
 

Er klang wieder vollkommen normal. Vielleicht tat es ihm gerade sogar ganz gut, dass er sich wieder mit solchen, für ihn alltäglichen, Dingen beschäftigen konnte. Den Rest musste er vermutlich erstmal verdauen.
 

Obito und Shisui tauschten einen Blick miteinander. Vielleicht fragten sie sich, ob sie irgendwas verpasst hatten.
 

"Möchtet ihr mit uns essen, wenn ihr hier fertig seid?", fragte Mikoto freundlich an die beiden gewandt. "Ich werde etwas zubereiten und herbringen lassen." Sie bejahten das und Mikoto ging kurz aus dem Raum, um zu telefonieren.
 

Ich stand auf und warf Sasuke einen vorsichtigen Blick zu, um zu sehen, ob zwischen uns alles in Ordnung war. Das war schließlich etwas übergriffig von mir gewesen.
 

Er legte seine Hand in meinen Nacken, zog mich zu sich und gab mir einen kurzen Kuss. "Danke", flüsterte er in mein Ohr, dann ließ er mich wieder los. Ich lächelte. Ich war erleichtert.
 

Obito schien dazu schon wieder einen Kommentar machen zu wollen, aber nach einem Blick zu Madara besann er sich offenbar einen Besseren und ließ es sein.
 

Mikoto kam zurück. "Du isst auch mit uns, Sakura!", sagte sie entschieden. "Ich würde vorschlagen, wir lassen sie sich jetzt besprechen und in der Zwischenzeit fahre ich dich zu deiner Wohnung. Dann kannst du in Ruhe deine Sachen von der Reise auspacken und alles holen, was du morgen für die Schule benötigst. Und dann nehme ich dich wieder mit hier her und du kannst bei Sasuke übernachten. Möchtest du das?"
 

"Ja", sagte ich leise und überglücklich. "Danke!"
 

Sie lächelte. Dann sah sie Sasuke an. "Das ist doch in deinem Sinne, nicht wahr?"
 

"Ja", sagte er. Und zwar in einem sehr viel freundlicheren Ton, als dem, den er normalerweise ihr gegenüber gebrauchte.
 

"Sasuke kann morgen nicht zur Schule", sagte Fugaku. Das Unternehmen geht vor."
 

"Selbstverständlich!", sagte Mikoto lächelnd. "Ich werde Sakura morgen nach dem Frühstück zur Schule bringen und ihr könnt in die Firma fahren."
 

Fugaku nickte. Und damit war das nun offenbar für alle beschlossene Sache. Ich sparte mir den Hinweis, dass ich doch auch einfach mit dem Bus zu Schule fahren konnte. Ich wollte niemanden vor den Kopf stoßen. Außerdem fühlte ich mich zwar nun viel wohler als vorher, aber ich war immer noch eingeschüchtert von dieser Familie und dieser Welt mit ihren Regeln und dem vielen Geld. Also beschloss ich fürs Erste, mich einfach zu fügen. Zumindest für heute Abend und Morgen früh. Denn ich wollte heute noch bei Sasuke bleiben. Und ich wollte nicht ganz alleine in meiner winzigen Wohnung sein.
 

"Wie fühlst du dich jetzt?", fragte ich Sasuke, als wir ein paar Stunden später endlich zusammen in seinem Bett lagen, um zu schlafen. "Machst du dir jetzt nicht noch viel mehr Sorgen, weil dein Vater und dein Onkel deinen Bruder auch nicht finden können?"
 

Er strich mir durch die Haare und küsste meine Stirn. Dann zog er mich in eine etwas engere Umarmung. "Nein. Ich habe sowieso nicht mehr viel Hoffnung. Ich rechne schon lange nicht mehr wirklich damit, dass ich ihn wiederbekomme. Ich bin eher froh, weil ich es scheinbar nicht an mir liegt, dass ich es nicht schaffe, ihn zu finden. Wenn Madara es auch nicht schafft, liegt es nicht daran, dass ich etwas falsch mache oder ich zu wenig Geld und Zeit investiere. Auf gewisse Weise ist das eine Erleichterung. Ich werde dennoch weiter versuchen, etwas herauszufinden."
 

Ich schmiegte mich an ihn. Der Tag war so voll von Wendungen und Emotionen gewesen, dass ich ganz erschöpft war.
 

"Allerdings", sagte Sasuke nach einem kurzen Moment und ich hörte an seiner Stimme, dass er grinste, "weiß ich gerade nicht, ob mein Ego es so gut verkraftet, dass du in den letzten Stunden mehr auf mich aufgepasst hast, als ich auf dich!"
 

Ich lachte. "Dafür bekommst du von mir kein Mitgefühl. Probleme, die du mit deinem übertriebenen Stolz hast, interessieren mich grundsätzlich eher weniger!"
 

Das überging er geflissentlich.
 

"Willst du nicht hier einziehen?", fragte er unvermittelt und ich hörte an seinem Ton, dass er immer noch grinste.
 

"Nein!", sagte ich. "Du übertreibst es schon wieder Sasuke!"
 

Er lachte und ich musste auch lachen, weil es so schön war, sein Lachen zu hören. Und zu wissen, dass ich dafür verantwortlich war. Obwohl ich mir nicht ganz sicher war, ob er das nicht auch ein kleines bisschen ernst gemeint hatte.
 

"Wieso nicht?"
 

"Weil ich eine selbstbestimmte, eigenständige Frau bin! Dann kann ich dich ja auch gleich heiraten!"
 

"Hätte ich kein Problem mit!"
 

"Lass das nicht Madara und deinen Vater hören! Dann misstrauen sie mir wieder und dann würden sie mich garantiert zwingen, irgendwelches Zeug zu unterschreiben!"
 

Er lachte wieder. "Aber ich fürchte, mit deiner Selbstbestimmtheit und Eigenständigkeit wird es sowieso leider in Zukunft ein bisschen schwierig werden Prinzessin! Meine Familie hat dich zwar nun akzeptiert, aber jetzt werden sie alle anfangen, an dir herumzuerziehen!"
 

"Oje!", sagte ich belustigt. Allerdings war mir der Gedanke auch schon gekommen und eigentlich fand ich das gar nicht so witzig. Aber erstmal abwarten.
 

Er lachte. "Gut, dass ich es geschafft habe, dass du dich unsterblich in mich verliebst, bevor dir richtig klar wurde, in was du dich da hineinbegibst!"
 

"Hey!", sagte ich empört. "Von 'unsterblich verliebt', war nie die Rede! Du bist doch komplett größenwahnsinnig!"
 

"Ach ja, ist das so?", raunte er in mein Ohr und bei dem Tonfall überlief mich eine Gänsehaut. Er lachte leise und ein wenig fies, weil er es wahrscheinlich bemerkt hatte.
 

Er zog mich noch ein wenig enger an sich und sagte leise und selbstsicher: "Sträube dich ruhig dagegen, soviel du willst! Ich brauche nichts, womit ich dich erpressen kann, um dich an mich zu binden. Ich werde ich behalten!"
 

"Das klingt jetzt irgendwie wie eine Drohung!", sagte ich lachend und wich ihm aus, als er mich küssen wollte.
 

"Selber schuld, wenn du so großartig bist!", raunte er zufrieden. "Ich wäre ein Idiot, wenn ich dich wieder hergeben würde!"
 

"Da ich dir nicht gehöre, brauchst du dir übers Hergeben keine Gedanken zu machen!", sagte ich lachend.
 

"Hmm", machte er desinteressiert und versuchte wieder mich zu küssen aber ich wich erneut aus und er knurrte unzufrieden. "Halt deinen hübschen Mund und hör auf dich zu sträuben Prinzessin!"
 

"Manchmal bist du echt ein bisschen sexistisch!", sagte ich. Allerdings nur so halb ernst.
 

"Bin ich überhaupt nicht!", antwortete er empört. "Was hat mein Verhalten denn mit dem Geschlecht zu tun? Glaubst du, wenn ich auf Männer stehen würde und keine Frau wärst, würde das irgendwie anders laufen?"
 

Ich lachte. "Nein. Du hast recht. Entschuldige! Du bist einfach nur ein Idiot!"
 

"Und du bist ganz schön frech", sagte er halb belustigt und halb verärgert. "Du kannst gleich auf dem Boden schlafen meine Liebe!"
 

"Als ob du das übers Herz bringen würdest!"
 

"Wetten?"
 

"Lieber nicht! Ich bin mir nicht ganz sicher, ob du mich oder das Gewinnen mehr magst!"
 

Und obwohl wir noch ein wenig herumscherzten und ich mich wirklich glücklich fühlte, musste ich beim Einschlafen an Sasukes Bruder denken. Und daran, wie sehr ich mir wünschte, dass der unwahrscheinliche Fall eintreten würde, dass Madara oder Sasuke ihn schließlich doch noch aufspüren würden.
 

Dieser Wunsch wurde mir allerdings nicht erfüllt. Jedenfalls nicht genau auf diese Weise.

Harmonie

Ich liebte es, neben Sasuke aufzuwachen. Sowohl, wenn er vor mir wach war, als auch, wenn er noch friedlich neben mir schlief. Heute Morgen war Letzteres der Fall und ich drehte mich ganz vorsichtig auf die Seite, damit er nicht sofort wach wurde und ich ihn noch einen Moment ansehen konnte. Das war nicht ganz einfach. Wie fast immer hatte er seinen Arm über mir liegen. Er war sogar besitzergreifend, wenn er schlief.
 

Ich lächelte und strich ganz vorsichtig eine seiner tiefschwarzen Haarsträhnen aus seinem Gesicht. Durch die schweren Vorhänge drang kaum Licht und weil es früh an einem kalten Wintermorgen war, war es draußen vermutlich ohnehin noch dunkel.
 

Unter der Decke war es herrlich warm und kuschelig und am liebsten wäre ich den ganzen Tag im Bett geblieben. Bei der Vorstellung in die Kälte hinaus zu müssen, überlief mich ein kleiner Schauer. Ich bewegte ein wenig meine Beine, einzig aus dem Grund, dass ich es genoss, den warmen, weichen Stoff der Decke auf meiner Haut zu spüren.
 

Es war gerade so hell genug, dass ich Sasukes Gesicht betrachten konnte. Vielleicht nur, weil er so helle Haut hatte. Selbst unsere Woche in der Sonne hatte daran kaum etwas geändert.
 

Ich hielt es gewissermaßen für ein Privileg, ihn so sehen zu können. Wenn er wach war, sah er nie so friedlich und wehrlos aus. Zwar gab es Momente, in letzter Zeit immer öfter, wo er glücklich und einigermaßen entspannt war, doch selbst dann war er immer wachsam. Er war immer aufmerksam und behielt seine Umgebung genau im Auge. Besonders viel Urvertrauen, schien er nicht zu haben. Und das wunderte mich natürlich auch nicht.
 

Er hatte eben schon früh lernen müssen, dass er selbst die einzige Konstante war, auf die er sich wirklich verlassen konnte. Da ging es ihm wohl wie mir. Bloß hatte ich ein paar Jahre gehabt, wo ich nicht einmal den Eindruck gehabt hatte, dass ich mich wirklich auf mich selbst verlassen konnte. Ich schob den Gedanken beiseite. In der Zeit, bevor ich hier her gezogen war, hatte ich einfach gar nichts im Griff gehabt und ich erinnerte mich nicht gerne daran, wie ich damals gewesen war. Das hier war wirklich so etwas wie ein Neuanfang für mich und dafür war ich so dankbar.
 

Ich fühlte mich ziemlich ausgeschlafen und vermutete, dass der Wecker in Sasukes Smartphone bald klingeln würde. Sasuke schien jedenfalls auch kurz vor dem Aufwachen zu sein, denn er seine Augenlider zucketen leicht und er spannte seinen Arm an, den er über meiner Hüfte liegen hatte. Er zog mich ein Stück näher an sich heran.
 

"Guten Morgen!", flüsterte ich und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Nase.
 

Er brummte.
 

"Wie spät ist es?", fragte er ein paar Sekunden später verschlafen, ohne die Augen zu öffnen.
 

Ich lächelte. "Ich könnte nachschauen, aber dann musst du mich loslassen, sonst wird das nichts."
 

"Das ist mir die Info nicht wert", sagte er grinsend und öffnete leicht die Augen, um im Halbdunkeln mein Gesicht zu mustern. Nach einem kurzen Moment sagte er: "Wobei, eigentlich doch!"
 

Er nahm seinen Arm von mir, streckte sich, sodass er an sein Smartphone kam, das auf dem Nachttisch lag und sah auf das Display. Dann stellte er den Alarm aus und wandte sich mir wieder zu.
 

"Wir haben noch eine halbe Stunde", sagte er mit rauer Stimme und sah mich ziemlich selbstgefällig an. Er schob seinen Arm zu mir unter die Decke und strich mir über den Oberschenkel. "Was meinst, du Prinzessin, sollen wir die Zeit für ein bisschen Spaß nutzen, hm?"
 

"Wie kannst du jetzt plötzlich so wach sein?", fragte ich lachend. "Vor zwei Sekunden warst du noch total verschlafen!"
 

"Ja...", murmelte er und kroch langsam aber entschieden über mich. In meinem Bauch hatte ich wieder dieses kribbelnde Glücksgefühl, wie meistens, wenn er mich so ansah. So, als wäre ich in diesem Moment das Einzige auf der ganzen Welt, was ihn interessierte, das Einzige, was der wollte. Ich liebte es, wenn er mich so sehr wollte.
 

Ich drehte mich auf den Rücken und sah belustigt zu ihm hoch. Er stützte sich auf seinen Armen ab und blickte begierig auf mich hinab. "Aber dann habe ich dein hübsches Gesicht betrachtet und mir kam der Gedanke, dass ich es noch lieber betrachten würde, wenn du stöhnend auf jede einzelne meiner Bewegungen reagierst. Das ist ein Anblick, von dem ich niemals genug bekommen kann!" Sein Mund verzog sich zu einem ziemlich unwiderstehlichen aber schmutzigen Grinsen.
 

"Du hättest es fast geschafft!", sagte ich belustigt und empört. "Aber nach dem Spruch... ich weiß nicht!"
 

Er beugte sich grinsend ein wenig weiter zu mir hinunter, bis er ganz nah vor meinem Gesicht war. "Du bist richtig süß, wenn du denkst, du könntest mir widerstehen!"
 

"Ich kann dir wiederstehen, Sasuke!", sagte ich mit einem verführerischen Lächeln.
 

Er nahm einen Arm von der Matratze und schob ihn unter meine Taille. Mit einem Ruck zog er mich an sich und beugte sich soweit hinab, dass seine Lippen ganz leicht die Meinen berührten. "Ach ja?", raunte er. "Ist das so?"
 

"Ja", flüsterte ich.
 

Es war überhaupt nicht so. Aber ich fand, es war nicht gut, wenn er zu schnell bekam, was er wollte. Das war ja sowieso ständig so. Er konnte sich ruhig etwas anstrengen. Außerdem mochte ich dieses Spiel und er scheinbar auch.
 

"Dann willst du also nicht, dass ich dich jetzt küsse Prinzessin?", fragte er mit einem fiesen Lächeln. "Und überleg dir gut, was du sagst, du weißt, ich mag es überhaupt nicht, wenn du mich anlügst."
 

Ich sagte lieber nichts. Ich hatte mich etwas in dem tiefen Schwarz seiner Augen verloren und mein Kopf fühlte ich leer an.
 

"Soll ich dich loslassen?", raunte er ziemlich siegesgewiss. "Willst du das?"
 

"Nein", flüsterte ich. Das wollte ich auf keinen Fall.
 

"Dann sag, dass du willst, dass ich dich küsse", verlangte er. "Sag mir, dass du willst, dass ich mit dir schlafe."
 

Ich schwieg.
 

"Sag es!"
 

Ich verkniff mir ein Lächeln. Sehr schön, nun wurde er ungeduldig. Ich hob sanft meine Hand, schob sie hinten unter sein T-Shirt und strich über seinen Rücken. Dann drehte ich den Kopf etwas zur Seite und hauchte einen Kuss auf die Haut an seinem Hals, direkt unter seinem Ohr.
 

"Ich lasse mir von dir nichts befehlen Sasuke Uchiha", flüsterte ich liebevoll in sein Ohr. "Aber ich glaube, du hast Glück. Denn rein zufällig - und das hat natürlich absolut gar nichts mit dir zu tun - ist mir gerade danach, mich nackt auszuziehen." Ich leckte einmal ganz kurz über seinen Hals. Er erzitterte kaum merklich. "Und dann", flüsterte ich verführerisch, "werden wir ja sehen, wo uns das so hinführt. Was hälst du davon?"
 

Er hielt offenbar ziemlich viel davon. Zwar knurrte er verärgert und sagte keinen Ton, aber ich spürte, wie stark er auf mich reagierte und das verschaffte mir Einiges an Genugtuung. Allerdings war er daraufhin ein klein wenig grober und rücksichtsloser als normalerweise. Wahrscheinlich, weil er sich ärgerte, dass er den Kampf verloren hatte und er sich mal wieder unbedingt beweisen musste, dass er die Kontrolle hatte. Aber dagegen hatte ich überhaupt nichts. Zumindest nicht in dieser Situation.
 

Eigentlich wunderte es mich, dass er ständig alles bekam, was er wollte. Er war ziemlich leicht zu manipulieren. Aber möglicherweise, dachte ich mit einem leichten Anflug von Selbstgefälligkeit, als ich irgendwann zum Denken wieder in der Lage war, möglicherweise, ließ er das bei mir auch mehr zu, als bei anderen.
 

Der Tag hatte mit diesem Erwachen ziemlich gut begonnen. Allerdings vertrödelten wir Einiges an Zeit, bis wir schließlich beide geduscht hatten und danach wurde alles etwas hektisch. Mikoto begrüßte uns in der Küche, schon fertig angezogen und zurecht gemacht und stellte uns Kaffee hin, während wir uns schnell etwas zu Essen nahmen. Ihr nachsichtiges, wissendes Lächeln sorgte dafür, dass ich mich ein klein wenig verlegen fühlte.
 

Auch heute Morgen war Sasuke viel freundlicher zu seiner Mutter als normalerweise und sie schien darüber sehr glücklich zu sein. Und als er sie sogar einmal von sich aus ansprach, anstatt wie sonst nur einsilbig und kühl auf ihre Fragen zu reagieren, wo es sich nicht vermeiden ließ, wandte sie sich plötzlich ab und ich war mir sicher, dass ich gesehen hatte, dass ihre Augen leicht feucht geworden waren.
 

"Wirst du es schaffen?", fragte ich Sasuke, als wir schließlich in unseren Jacken an der Haustür standen. Ich strich über seine Schultern und sah ihm liebevoll ins Gesicht. "Was auch immer genau du heute machst?"
 

"Klar", sagte er selbstsicher. "Am Ende sind das sowieso alles meine Untertanen." Er grinste.
 

"Ich hoffe für dich, dass du nicht wirklich so über unsere handverlesen und außergewöhnlich hoch qualifizierten Mitarbeiter denkst und dass das ein Scherz war", sagte Madara hinter uns kühl und ich zuckte zusammen, trat einen Schritt von Sasuke zurück und wandte mich zu ihm um.
 

"Und selbst wenn es ein Scherz war, wovon ich einfach mal ausgehe", fuhr Madara streng fort, "lässt du so etwas besser nicht deinen Vater hören. Und jetzt los!"
 

"Ich fahre selbst", sagte Sasuke verstimmt.
 

"Ja, das wirst du", erwiderte Madara unbeeindruckt. "Du solltest im Unternehmen souverän auftreten. Ich stelle bloß sicher, dass du jetzt aufbrichst. Dein Vater ist wohl der Ansicht, dass du die Zeit vergessen könntest, solange Sakura bei dir ist."
 

Sasuke schnaubte verächtlich und wandte sich zur Tür.
 

"Bis später!", sagte er zu mir und ging gefolgt von Madara hinaus.
 

Irgendwie taten mir diese Kerle, die versucht hatten, das Geld zu unterschlagen, gerade tatsächlich ein wenig leid. Das würde für die wahrscheinlich kein besonders erfreulicher Tag werden.
 

Aber eigentlich hatte ich gar keine Zeit, um darüber nachzudenken, wenn ich nicht zu spät zur Schule kommen wollte. Doch zum Glück schien Sasukes Mutter das bewusst zu sein, denn sie erschien in ihrem Mantel im Flur und war bereit aufzubrechen.
 

Mikoto war gewohnt freundlich zu mir und auf der Fahrt fragte sie mich ein wenig aus, wie ich es in der Schule fand, ob ich gerne hinginge, ob mir das Lernen schwer fiel und wie meine Noten waren.
 

Allerdings war das nicht schlimm, immerhin hatte ich nur Positives zu berichten. Sie schien mit meinen Antworten ziemlich zufrieden zu sein. Eigentlich nervte so etwas in der Regel, doch ich stellte fest, dass ich es nicht als besonders unangenehm empfand. Es war diese Art Genervtheit, wie man sie einer Mutter gegenüber verspürte, bei der man doch insgeheim froh war, dass sie sich für einen interessierte.
 

Danach kam, was ich seit gestern Abend, als sie mich zu meiner Wohnung gefahren hatte, erwartet hatte. Sie war mit nach oben gekommen und ich hatte bereits an ihrem schockierten Blick gesehen, dass sie nicht fassen konnte, dass man in so beengten und bescheidenen Verhältnissen leben konnte. Wahrscheinlich war sie noch nie in ihrem Leben in einem Einzimmerappartement gewesen.
 

Jedenfalls fing sie an darüber zu sprechen, wie ich mir das denn für die Zukunft gedacht hätte, ich könnte doch als Sasukes feste Freundin nicht so leben. Das würde keinen angemessenen Eindruck machen. Man würde ihnen am Ende noch vorwerfen, dass sie mich bloß als Sasukes vorrübergehende Liebschaft ansahen und das wäre sehr unangebracht. Denn entweder man hatte Affären und war sehr diskret oder man hatte eine vernünftige Beziehung in der Öffentlichkeit. Und da es sich bei uns um Letzteres handle, müsse ich auch ein wenig auf mein Auftreten achten.
 

Ich erzählte ihr von meinen Plänen mit dem Studium, nicht zuletzt, um sie ein wenig von dem Thema abzulenken, weil ich absolut nicht wusste, was ich dazu nun sagen sollte. Ich wusste nur, dass ich nicht vorhatte zuzulassen, dass sie mich alle komplett vereinnahmen würden und Mikoto am Ende fand, ich wäre jetzt so etwas wie ihre Tocher, die dann aber auch alles genau so zu machen hätte, wie sie es für richtig hielt. Ich wollte gerne weiter selbstbestimmt mein Leben so führen, wie ich es wollte.
 

Zwar schien ihr mein Vorhaben mit dem Studium zu gefallen, doch glaubte ich nicht, dass sie begriff, dass ich wirklich ernsthaft in die Forschung gehen wollte und auch plante, in diesem Beruf mit Engagement zu arbeiten. Es wirkte eher so, als fände sie es 'angemessen' für die Freundin ihres Sohnes, wenn diese einen akademischen Titel hätte.
 

Doch auch dazu sagte ich vorerst nichts. Ich war so erleichtert darüber, dass endlich zwischen Sasuke, seiner Familie und mir alles etwas besser lief, dass ich nicht sofort neue Probleme erschaffen wollte.
 

Und als ich einen Moment später eine Nachricht von der Besitzerin des Cafés bekam, wo ich anfangen würde auszuhelfen, um etwas mehr Geld zu haben und meinen Puffer wieder aufzufüllen, der für die Klassenfahrt drauf gegangen war, steckte ich das Smartphone schnell wieder weg und sagte auch davon nichts.
 

Ich glaubte nicht, dass es Sasukes Familie gefallen würde, wenn ich irgendwo jobbte. Und dann auch noch so, dass ich Gäste zu bedienen hatte und öffentlich dabei gesehen werden konnte. Doch ich würde sicher nicht mein ganzes Leben nach den Vorstellungen der Uchihas ausrichten. Ganz bestimmt nicht!
 

Allerdings graute es mir trotzdem vor dem Moment, wo das zu einem Problem werden würde. Ich dachte daran, dass Sasuke sich in diese Dinge normalerweise nicht einmischte und mich machen ließ, aber selbst er war nicht erfreut gewesen wegen dieses Jobs. Und Mikoto würde bestimmt sehr enttäuscht sein, wenn ich darauf beharrte. Und daran, wie ich versuchte, das Fugaku oder Madara zu erklären, wollt ich lieber nicht denken. Zudem würde Sasuke mir in diesem Fall wahrscheinlich nicht so sehr zur Hilfe kommen, wie er es normalerweise tat. Ich glaubte, dass es ihm wahrscheinlich gar nicht so unrecht wäre, wenn ich den Job wieder loswerden würde.
 

Sobald Mikoto mich an der Schule abgesetzt hatte, zog ich rasch wieder mein Smartphone hervor und antwortete meiner neuen Chefin, dass ich Dienstag Nachmittag, wie von ihr vorgeschlagen, erscheinen würde.
 

Ich hatte es gerade wieder weggesteckt, als ich einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter bekam. Als ich mich umwandte, sah ich mich Naruto und Kiba gegenüber, die ebenfalls gerade angekommen zu sein schienen.
 

"Morgen!", sagte Naruto gut gelaunt wie immer. Kiba grummelte etwas Unverständliches und mein Nachfragen ergab, dass er einfach bloß keine Lust auf Schule hatte.
 

"Jetzt chill mal, vom Rumjammern wird's auch nicht besser!", sagte Naruto aufmunternd zu ihm, als wir bereits alle zusammen im Klassenraum saßen. Der Unterricht hatte noch nicht begonnen und daher hockten Naruto, Shikamaru und Kiba noch bei Hinata und mir am Tisch, anstatt auf ihrem Platz zu sitzen.
 

"Alter, ihr habt auch leicht reden!", gab Kiba genervt zurück. "Ihr seid entweder alle kleine Genies oder aber extrem fleißig oder eure Eltern machen euch keinen Stress, wenn ihr nicht gut abschneidet!"
 

"Quatsch, wir haben auch alle Druck", sagte Hinata entschieden. "Ich muss meinen NC für das Medizinstudium bekommen und Sakura braucht gute Noten für ihr Stipendium."
 

"Okay!", gab Kiba zu und warf Naruto und Shikamaru einen bösen Blick zu. Die beiden hielt er offenbar immer noch für etwas übervorteilt.
 

"Wo ist eigentlich Sasuke?", fragte Kiba. "Wenn er nicht da ist, fühle ich mich fast schon verantwortlich dafür, ein wenig griesgrämig zu sein!"
 

"Hey, er ist doch richtig nett in letzter Zeit!", verteidigte ich ihn. "Er muss was in deren Firma erledigen, er kommt erst später."
 

"Achsooo", sagte Naruto gähnend und lehnte sich auf dem Stuhl zurück, den er vom Nachbartisch geklaut hatte. Dann sagte er "Fuck", weil der Lehrer kam, er es sich umsonst bequem gemacht hatte und er nun aufstehen und auf seinen Platz gehen musste.
 

"Aber Kiba hat schon recht", sagte Hinata etwas später nachdenklich zu mir, als wir gerade alle in der Mittagspause in der Cafeteria saßen. Ino, Karin und Tenten hatten sich auch wie selbstverständlich zu uns gesellt.
 

"Die Klausurenphase jetzt wird für ein paar Wochen ein bisschen anstrengend. Ist halt bald Ende des Halbjahres. Danach geht es dann fürs Erste wieder. Allerdings blöd, dass du ausgerechnet jetzt deinen Job anfängst!"
 

Ich schluckte den Bissen von meinem Essen herunter. "Jaa, ach das wird schon gehen!", sagte ich möglichst entspannt und hoffte, dass ich damit recht behalten würde.
 

Doch Kiba und Hinata schienen nicht die Einzigen zu sein, die plötzlich die Schule etwas ernster nahmen. Ich hörte, dass noch mehr Leute darüber sprachen, dass sie versuchen würden sich reinzuhängen und möglichst gut abzuschneiden. Viele schienen bereits Pläne zu haben, auf welche Universitäten sie nach dem Schuljahr gehen wollten und offenbar wurde bei fast allen von ihren Eltern erwartet, dass sie es schaffen würden, den angestrebten Platz auch zu bekommen.
 

Sogar Shikamaru kündigte an, dass er wohl mal etwas Lernen würde. Allerdings blieb ihm auch nicht viel Anderes übrig, denn Ino verkündete ihm, dass sie erwarte, dass er mit ihr zusammen lernen würde und ihr gefälligst helfen sollte, wenn sie irgendwo nicht weiter kommen sollte. Außerdem, so sagte sie, täte ihm das nur gut, er hätte es gewissermaßen ihr zu verdanken, dass er auch mal etwas tun würde. Shikamaru stöhnte ein wenig genervt aber Ino schien das nicht im Mindesten zu beeindrucken und eigentlich sah Shikamaru auch eher zufrieden als unzufrieden drein. Vielleicht hatte er das auch schon gedacht.
 

Als wir vor dem Klassenraum ankamen, um noch den Nachmittagsunterricht hinter uns zu bringen, kamen wir an Neji, Shino, Gaara, Kankuro und einigen Anderen aus der Parallelklasse vorbei und Shino rief Kiba wie immer irgendetwas Blödes zu, worauf Kiba gerade wie üblich irgendetwas Blödes zurückgeben wollte, doch Neji sagte entschieden: "Hör auf damit Shino."
 

Shino warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. "Kannst du mir vielleicht ne schriftliche Liste geben, zu wem wir jetzt alles nett sind? Ich verliere langsam den Überblick!"
 

Neji bedachte Shino ebenfalls mit einem ärgerlichen Blick. "Sei einfach nett zu allen, die Sakura und Sasuke mögen und geh mir nicht auf die Nerven!"
 

Shino verdrehte die Augen und Neji fing an, auf seinem Smartphone herumzutippen.
 

"Hat er eigentlich sehr Ärger bekommen?", fragte ich leise Hinata mit einem Blick auf den immer noch sichtbaren Bluterguss auf Nejis Kiefer.
 

Ihr Gesicht wurde etwas ernster. "Hm, ja, leider schon. Ich habe versucht, ein bisschen zu vermitteln, aber ich weiß nicht, ob es wirklich viel gebracht hat."
 

Ich sah zu Neji hinüber. Ich fragte mich, ober er sich wirklich mal mit Sasuke zum Training verabreden würde. Unsere Blicke trafen sich kurz und ich lächelte ihn an, weil ich dachte, ein wenig Nettigkeit könne ihm nicht schaden. Er nickte mir knapp zu und wandte sofort wieder seinen Blick ab.
 

"Irgendwie denke ich immer noch die ganze Zeit, dass Neji bloß so tut, als wäre er jetzt freundlich! Hoffentlich ist das nicht ein fieser, gewiefter Plan!", hörte ich Kiba säuerlich zu Shikamaru sahen, der nachdenklich die Stirn runzelte.
 

"Keine Ahnung, was er sich denkt", sagte Shikamaru. "Ich verlasse mich da einfach auf Sasukes Einschätzung."
 

"Ja, aber Sasuke vertraut bloß Sakura glaube ich", murmelte Kiba. "Und sie ist entschlossen, in jedem das Gute zu sehen! Ich kann jedenfalls nicht vergessen, dass er uns, seit wir auf dieser Schule sind, regelmäßig gehörig die Laune verdorben hat!"
 

Doch in diesem Moment tauchte Sasuke auf und alle Aufmerksamkeit richtete sich mal wieder auf ihn.
 

"Wie lief es?", fragte ich leise, nachdem er Naruto mit Handschlag begrüßt, den anderen zugenickt und sich nun mir zugewandt hatte.
 

"Gut. Alles erledigt." Er wirkte zufrieden mit sich. Offenbar war alles so gelaufen, wie Fugaku und Madara es geplant hatten.
 

"Gut für dich, dass du rechtzeitig aufgetaucht bist bevor Bio beginnt!", sagte Kiba zu Sasuke. "Sonst hätte Orochimaru gleich wieder einen Grund jemanden zu schikanieren! Ahh, ich hasse den Typen einfach!"
 

"Sag das nicht so laut!", murmelte Karin. "Sonst bewertet er deine nächste Klausur extra schlecht!"
 

"Ach, Sasuke lässt der doch in der Regel in Ruhe", sagte Ino beiläufig.
 

"Hey" Neji war neben Sasuke aufgetaucht.
 

Sasuke wandte sich von mir ab und zu ihm um.
 

"Hey", antwortete er.
 

"Ahh, wenn Sasuke da ist, redet er auf einmal mit uns!", spottete Kiba so laut, dass wir es alle hören konnten. "Vorher waren wir wohl nicht wichtig genug für dich, was Neji?" Es schien, als würde Kiba noch ein bisschen brauchen, bis er bereit war, Neji seine jahrelangen Gemeinheiten zu verzeihen.
 

Neji warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. "Du bist es auf jeden Fall nicht", sagte er unfreundlich.
 

Er wandte sich wieder Sasuke zu. "Aber eigentlich dachte ich, ich komme deiner Freundin lieber nur zu nahe, wenn du dabei bist. Ich habe keine Lust auf Missverständnisse. Jedenfalls, hast du Zeit heute nochmal im Dojo vorbeizukommen?"
 

"Ja, hatte ich vor", sagte Sasuke. "Schreib mir, wenn du hingehst, dann komme ich auch."
 

"Alles klar", sagte Neji. "Wird aber eher spät schätze ich. Und Shino feiert am Samstag bei sich Geburtstag, ihr seid alle eingeladen."
 

Damit wandte sich ab und ging wieder.
 

"Idiot!", murrte Kiba. "Aber egal, zu der Party gehe ich trotzdem!"
 

"War ja klar!", sagte Shikamaru grinsend und Naruto, Karin, Tenten und Ino lachten.
 

Wie alle erwartet hatten, machte sich Orochimaru in der folgenden Doppelstunde Biologie einen Spaß daraus, allen noch mehr Druck zu machen, indem er ankündigte, dass er den Themenbereich für die nächste Klausur nicht eingrenzen würde und wir am besten einfach den ganzen Stoff der letzten Jahre drauf haben sollten. Immerhin sei das unser Abschlussjahr und wir sollten zeigen, was wir gelernt hätten.
 

"Ja, weil das fürs spätere Leben auch so essentiell wichtig ist!", murmelte Naruto frustriert.
 

Zum Glück hörte Orochimaru es nicht, weil er gerade einen anderen Mitschüler an der Tafel drangsalierte.
 

Es war wirklich ärgerlich für mich, dass wir ausgerechnet in einem Fach, das wichtig für meine Zukunftspläne war, so einen strengen, wenn nicht gar ungerechten, Lehrer hatten. Und irgendwie, warum auch immer, hatte ich sowieso den Eindruck, dass er es auf mich besonders abgesehen hatte.

Zwar gelang es ihm nicht so gut, mich fachlich zu drangsalieren, weil ich das Fach nunmal mochte und gut darin war, aber ihm fielen dennoch immer ein paar gemeine Kommentare ein. Allerdings war es meistens beiläufig und nicht so deutlich, wie damals, als ich wegen Ino zu spät gekommen war und Sasuke mir geholfen hatte. Das kam mir schon so ewig lange her vor. Seitdem war so viel passiert.
 

Doch die Woche schien recht gut zu laufen, auch wenn ich so beschäftigt war, dass ich Sasuke kaum sah. Doch das Gute war, dass er genauso viel zu tun hatte wie ich, mit der Schule, seinem Training und weil sein Vater und Onkel ihn einspannten.
 

Bis Dienstag Nachmittag war ich ein wenig nervös wegen des Jobs, doch mein erster Tag verlief genau wie das Probearbeiten problemlos. Besser sogar, es machte mir nämlich richtig Spaß. Ich verstand mich, wie ich gehofft hatte, gut mit meiner Chefin und meinen beiden Kollegen und die Aufgaben, die ich bekam, waren einfach zu bewältigen, da ich in erste Linie Dinge umfüllen, ausräumen und hübsch aufstellen musste und ab und zu mal einem Gast etwas über die Verkaufstheke reichte, was meine Kollegen aber schon fertig zubereitet hatten.
 

Ich genoss den Duft der Kaffeebohnen, das idyllische Café Ambiente, die meist gut gelaunten und entspannten Gäste und die hübschen Lichter und großen Glasscheiben, hinter denen ich die ganze Zeit in behaglicher Atmosphäre zusehen konnte, wie ein klein wenig Schnee fiel.
 

Meine Chefin erklärte mir, sie habe es sich durch den Kopf gehen lassen und ihr wäre es am liebsten, wenn wir jede Woche neu schauen könnten, wann genau ich kommen würde, denn dann hätte sie es am leichtesten zu planen, wann ich ihre beiden Mitarbeiter am besten entlasten könnte. Und da ich ihnen hauptsächlich ein bisschen Arbeit abnehmen sollte und es bei vielen Dingen nicht wichtig sei, ob das zwei Tage früher oder später passiere, könnte ich auch flexibel sagen, wenn es mir wegen der Schule oder dem Lernen nicht passen sollte. Solange ich am Ende des Monats meine Stunden voll hätte und das über die Zeit gut verteilte, meinte sie, sei von ihrer Seite aus alles flexibel. Ich fand das super, weil ich auf diese Weise alles, was ich zu erledigen hatte, besser unter einen Hut bekommen würde.
 

In dieser Woche konnte ich direkt feststellen, dass dieses System sehr gut funktionierte. Weil es die erste Woche war und es viel zu tun gab, war ich auch Mittwoch, Donnerstag und Freitag im Café, jedoch immer nur für jeweils zwei Stunden und dadurch blieb mir genug Zeit zum Einkaufen, für den Haushalt, zum Lernen, für Hausaufgaben und um Abends einmal mit den anderen etwas Essen zu gehen.
 

Ich war ziemlich zufrieden. So war mein Alltag zwar sehr voll, aber das war mir ganz recht. Ich hatte dadurch kaum Zeit für Grübeleien irgendwelcher Art, die Panikattacken blieben sogar ganz aus und ich saß auch nicht herum und musste hoffen, dass Sasuke bei seinem durchgetakteten Alltag Zeit für mich haben würde, da ich nun ebenso beschäftigt war wie er. Das gab mir das Gefühl, dass ich nicht unterlegen war und nicht nur er bestimmte, wann wir uns sehen würden.
 

"Oh, hast du in Eigeninitiative das Glas mit den Schoko Cookies wieder aufgefüllt?", fragte meine Chefin am Freitag kurz vor Feierabend.
 

"Ja, war das okay?", fragte ich ein wenig verunsichert und stellte ein Tablett mit zwei benutzen Kaffeetassen neben der Anrichte mit dem alten Geschirr ab, das ich gerade von einem Tisch geholt hatte, nachdem die Gäste gegangen waren.
 

"Ja!", sagte sie erfreut. "Toll, dass du mit denkst!"
 

Ihre Mitarbeiterin kam zu uns und sagte lachend: "Überhaupt ist sie ein echter Gewinn! Ich glaube, der Kunde eben ist nur reingekommen und hat Kaffeebohnen gekauft, weil er Sakura gesehen hat! Wahrscheinlich fragt er sich nun, was er damit anfangen soll, weil er gar keine Mühle hat. Er wirkte ziemlich planlos und ich glaube er hat einfach auf das Erstbeste gedeutet, als ich ihn gefragt habe, was er möchte."
 

"Vielleicht ja auch deinetwegen!", sagte ich charmant zu ihr.
 

Sie lachte wieder. "Eher nicht! Er hat nämlich gefragt, ob du immer hier bist uuuund er hat mir das hier für dich gegeben!"
 

Sie hielt mir eine Serviette mit einer Nummer hin und grinste. "Du sollst dich melden, wenn dir mal danach sein sollte schick Essen zu gehen!"
 

Ich nahm die Serviette, warf einen skeptischen Blick darauf und schmiss sie kurzerhand in den Papiermüll.
 

"Heey!", sagte meine Kollegin. "Der sah nicht schlecht aus, das war vielleicht ein bisschen voreilig!"
 

"Kein Interesse!", sagte ich lachend. "Außerdem, wieso sollte ich mich bei jemandem melden, den ich noch nicht mal gesehen habe! Männer sind manchmal echt komisch!"
 

"Vielleicht dachte er, du hättest ihn gesehen! Oder er hat ein schickes Profilbild und dachte, wenn du die Nummer einspeicherst und es siehst, schreibst du ihm doch! Aber du wirst schon wissen, was du tust. Du wirst wahrscheinlich ständig angeflirtet."
 

Sie zuckte mit den Schultern und ich räumte die Tassen von dem Tablett.
 

"Tja, ich glaube auch, wir müssen wohl ein bisschen auf dich aufpassen!", sagte meine Chefin belustigt, aber mit einem leichten Stirnrunzeln. "Sowas werden wir immer abwimmeln! Aber so lange es mir neue Stammkunden bringt, habe ich nichts dagegen!"
 

Sie lachte und nickte mit dem Kopf zu einer Ecke hinüber. "Der Typ da war vorher noch nie hier und plötzlich ist er die ganze Woche über da!" Sie klatschte in die Hände. "So! Genug geredet! Jetzt wird weitergearbeitet!"
 

"Üäähh, nee!", sagte meine Kollegin angewidert und machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen. "Dann nimm lieber den von eben! Der da hat irgendwie etwas Unheimliches an sich!"
 

Ich warf auch einen Blick zu dem Typen hinüber. Er war vielleicht Mitte Dreißig und sah wirklich ein etwas unangenehm aus. Seine Nase war ein wenig schief, als wäre sie einmal gebrochen gewesen.
 

"Ohhhh oder den!", fügte meine Kollegin plötzlich extrem begeistert hinzu. "Der ist ja mal richtig heiß!"
 

Irgendwie wusste ich wegen ihres Tonfalls, was ich sehen würde, wenn ich mich umdrehte. Und so war es auch. Sasuke war gerade hereingekommen. Wahrscheinlich kam er vom Training und wollte mich besuchen.
 

Er kam an die Theke, sah mich mit leicht schief gelegtem Kopf an und sagte mit einem charmanten Lächeln: "Hallo schöne Frau!"
 

"Tut mir leid, aber wir schätzen solche Kommentare unseren Mitarbeitern gegenüber nicht!", sagte meine Chefin streng zu ihm und sah von der Kasse auf.
 

"Das will ich hoffen!", sagte Sasuke mit einem schiefen Lächeln und ohne sich zu erklären.
 

"Das ist mein Freund", erklärte ich ihr rasch entschuldigend.
 

"Oh! Ach so!", sagte sie und meine Kollegin fügte lachend hinzu: "Ahh, jetzt verstehe ich auch, warum du die Nummer eben so ohne zu Zögern weggeschmissen hast!"
 

"Welche Nummer?", fragte Sasuke sofort.
 

"Nicht so wichtig!", würgte ich sie rasch ab, weil sie den Mund öffnete und ziemlich motiviert schien, ihm das Ganze genau zu erzählen.
 

Sasuke verzog ein wenig des Gesicht, aber er beließ es dabei. Ich sagte ihm, dass ich noch zwanzig Minuten arbeiten musste und er bestellte sich einen Kaffee und setzte sich an einen leeren Tisch, um auf mich zu warten, weil er noch mit zu mir kommen wollte.
 

Er zog sein Smartphone heraus, las dann darauf konzentriert irgendetwas und ich musste lächeln und fühle mich privilegiert, weil ihm alle weiblichen Anwesenden hin und wieder einen Blick zuwarfen.
 

Das tat auch der Typ mit der schiefen Nase. Dann steckte er das Buch weg, in dem er gelesen hatte. Er stand auf, kam zu uns herüber und zahlte. Dann ging er. Und zwar ohne mich eines Blickes zu würdigen.
 

Der schien jedenfalls nicht an mir interessiert zu sein und es war wohl einfach Zufall, dass er dieses Café gerade in dieser Woche liebgewonnen hatte, in der ich hier anfangen hatte.

Nachrichten

Als ich am Freitag schließlich im Café fertig gewesen war, war ich mit Sasuke zu meiner Wohnung gefahren und wir hatten endlich das erste mal in dieser Woche einen Abend zusammen gehabt. Und es war auch der erste gemeinsame Abend seit langem ganz ohne andere Menschen, die uns hätten stören können. Und ganz ohne Probleme.
 

Den Verband um meinen Arm hatte ich schon vor zwei Tagen abnehmen können. Meine Haut war wieder vollkommen normal und ich hatte offenbar wirklich wahnsinnig Glück gehabt, dass ich mir keine ernsthafte Verbrennung zugezogen hatte. Wobei ich das vielleicht eher Sasuke als Glück zu verdanken hatte. Jedenfalls schien er das selbst so zu sehen, wenn ich nach dem selbstgefälligen Ausdruck ging, den sein Gesicht gehabt hatte, als er sich meinen Arm angesehen hatte.
 

"Ist ja gerade nochmal gut gegangen Prinzessin", hatte er mit einem süffisanten Grinsen gesagt. "Fast hättest du einen Makel an deinem so absolut perfekten Körper gehabt. Ich glaube, dann wärst du mir nicht mehr gut genug gewesen und ich hätte unsere Beziehung nochmal überdenken müssen."
 

Dafür hatte er eines meiner Kissen mitten ins Gesicht bekommen und ich war ein bisschen stolz, dass ich so schnell gewesen war, dass er es zur Abwechslung nicht geschafft hatte das abzuwehren. Aber ich hatte schon nach dem Kissen gegriffen, als er seinen Satz angefangen hatte, weil ich bereits an seinem Tonfall gehört hatte, dass er gleich irgendwas absolut Unverschämtes von sich geben würde.
 

Mittlerweile kannte ich ihn ziemlich gut. Und daher wusste ich auch sicher, dass er das natürlich nicht ernst meinte. Es war seine Art damit umzugehen, dass er wegen dieser Sache Angst um mich gehabt hatte und wahrscheinlich fiel es ihm immer noch schwer daran zu denken. Daher kompensierte er dieses Gefühl von Ohnmacht mit einem blöden Spruch, um sich selbst davon abzulenken.
 

Jedenfalls war daraus eine ziemliche Kissen und Decken Schlacht entstanden, weil er es natürlich nicht gut wegsteckte, dass ich ihn unvorbereitet erwischt und tatsächlich getroffen hatte. Allerdings gab ich ziemlich schnell auf, aus Sorge, dass der Lärm am Ende wieder meinen überfürsorglichen Nachbarn zu neuen Zweifeln an meiner Unversehrtheit anregen könnte.
 

Wir waren gemeinsam eine Runde joggen gegangen und obwohl es draußen schon dunkel und sehr kalt gewesen war, hatte es sich gut angefühlt. Danach war ich ziemlich erledigt gewesen und ich wunderte mich mal wieder, dass Sasuke das geschafft hatte, obwohl er ja vorher schon sein Training gehabt hatte. Er war unglaublich fit. Und ich hatte absolut keine Lust gehabt zuzugeben, dass mir das Tempo ein bisschen zu schnell gewesen war, obwohl ich so regelmäßig Laufen ging.
 

Doch obwohl ich sehr gerne alleine Joggen ging und es mit Sasuke zusammen etwas fordernder war, als ich es für mich selbst gestaltet hätte, machte es noch mehr Spaß, das gemeinsam mit ihm zu tun. Danach war es einfach wundervoll gewesen lange heiß zu duschen. Was wir ebenfalls gemeinsam getan hatten. Und da es uns nach wie vor schwer fiel, die Finger voneinander zu lassen, hatten wir auch gleich miteinander geschlafen.
 

Eigentlich hatten wir kochen wollen, doch nach der Dusche fühlten wir uns beide so wohlig und zugleich vollkommen müde und kaputt, dass wir entschieden Essen zu bestellen. Beziehungsweise Sasuke entschied es und überredete mich anzunehmen, dass er es bezahlen würde. Und weil ich zu müde und glücklich war, um groß auf meiner Eigenständigkeit zu beharren, nahm ich es einfach an.
 

Nach dem Essen fühlte Sasuke sich offenbar zu träge, um noch nach Hause zu fahren und er wollte über Nacht bleiben. Vielleicht war sein ständiges Arbeitspensum zusammen mit Training, Joggen und Sex schließlich doch etwas zu viel gewesen. Oder aber er wollte einfach bei mir bleiben. Vermutlich beides.
 

Ich sagte ihm, dass er natürlich gerne bei mir übernachten könnte und das wollte ich sogar unbedingt, doch es war mir auch etwas unangenehm, dass dafür eigentlich gar kein richtiger Platz war. Hier war es jedenfalls nicht so komfortabel wie bei ihm zuhause. Also versuchte ich ihn vorzuwarnen, dass wir wahrscheinlich ständig wach werden würden, wenn sich einer von uns im Schlaf bewegte und er dann vielleicht morgen müde sein würde, doch das schien ihn nicht zu interessieren.
 

Dass ich ebenfalls müde sein würde offenbar auch nicht. Aber wahrscheinlich verließ er sich wie immer einfach darauf, das jeder klar sagte, was er wollte. Und wenn ich morgen ausgeschlafen sein wollte, erwartete er vermutlich, dass ich ihm sagte, dass er gehen sollte. Doch da morgen ohnehin Samstag war und ich nichts Wichtiges vor hatte, wollte ich lieber, dass er blieb, als dass ich besonders ausgeschlafen sein würde.
 

Wir machten uns bettfertig und überlegten einen Film zu schauen, doch ich kam am Ende drum herum mich vor Sasuke für mein altes, langsames Notebook zu schämen, denn wir verquatschten uns und es kam nicht dazu, dass wir überhaupt mit einem Film anfingen.
 

Sasuke war noch gar nicht dazu gekommen, mir davon zu erzählen, wie es am Montag in der Firma gelaufen war und wie sein Treffen mit Neji im Dojo gewesen war und ich hatte ihm noch nichts von meinem Job erzählt und auch abgesehen davon war es immer erstaunlich leicht ein Gesprächsthema zu finden. Was mich schon des öfteren ein wenig überrascht hatte, wenn man bedachte, dass Sasuke für gewöhnlich ja nicht allzu gesprächig war.
 

Ich war froh, dass er interessiert schien, wie es mit meinem Job lief und vor allem war ich froh, dass er die Sache mit der Telefonnummer nicht nochmal ansprach. Er behauptete immer, dass er mich nur beschützen wollte und das sein Verhalten nichts mit Eifersucht zu tun hätte und auf gewisse Weise stimmte das auch. Sasuke schien keine Minderwertigkeitskomplexe zu haben oder sich Sorgen zu machen, dass jemand daher kommen könnte, den ich toller finden würde, als ihn.
 

Doch wollte er einfach gerne alles kontrollieren und ich glaubte, dass er es nicht besonders gut leiden konnte, wenn es Faktoren in meinem Leben gab, die er nicht beurteilen und einschätzen konnte. Teilweise schrieb ich das der Tatsache zu, dass ich so wichtig in seinem Leben zu sein schien und er unbedingt vermeiden wollte, mich zu verlieren. Doch teilweise war das auch einfach sein Charakter. Er war es so gewohnt und er mochte es, dass sich ständig alles um ihn drehte. Zwar war ich mir sicher, dass er mich auch deshalb interessant fand, weil sich für mich eben nicht alles zu einhundert Prozent nur um ihn drehte, doch obwohl er das vielleicht spannend fand, störte es ihn auch.
 

Immerhin schien ihm einigermaßen bewusst zu sein, dass er es nicht vollkommen übertreiben durfte und er auch akzeptieren musste, wenn etwas anders lief, als er das wollte. Ich merkte, dass ihm die Sache mit dem Job nach wie vor nicht so richtig gefiel. Vermutlich hatte er immer so viel Geld im Überfluss gehabt, dass er einfach gewohnt war, dass es da war und er gar nicht verstand, dass es einen mit einem Gefühl von Sinnhaftigkeit und Zufriedenheit erfüllen konnte, wenn man sich etwas Geld mit einfacher, ehrlicher Arbeit selbst verdiente. Vermutlich stand für ihn auch mein Lohn nicht im Verhältnis zu der Zeit, die ich investierte. Er hielt mich für überqualifiziert für den Job. Ich erzählte ihm von dem Café meiner Mutter und dass ich positive Erinnerungen und Emotionen in Bezug auf dieses Arbeitsumfeld hatte und das schien er ein wenig zu verstehen.
 

Irgendwann wurden wir selbst zum Reden zu müde und wir schliefen schließlich mehr oder weniger mitten in unserer Unterhaltung ein. Obwohl wir aufgrund des begrenzten Platzes tatsächlich ein paar Mal aufwachten, störte das nicht besonders, denn wir schliefen immer gleich wieder ein und es war eigentlich ziemlich behaglich, diesen gemütlichen, halbwachen Zustand, den man hatte, wenn man sich beim Einschlafen wohl und geborgen fühlte, gleich ein paarmal pro Nacht haben zu können.
 

Am Samstag frühstückten wir in Ruhe und machten dann gemeinsam Hausaufgaben und lernten etwas zusammen. Selbst das war angenehm.
 

Schließlich musste Sasuke doch gehen, weil sein Vater anrief. Er schien zu finden, dass Sasuke nun genug Freizeit gehabt hatte und er wollte ihn zu irgendeinem Geschäftsessen mitnehmen. Und das war auch ganz gut so, da ich mich ohnehin mit Einkaufen und Putzen beschäftigen musste und ich mich nochmal an meine Bewerbung setzen wollte.
 

Allerdings kam ich mit Letzterem nicht allzu weit, da Hinata anrief und wissen wollte, ob ich vor Shinos Party noch ein wenig zu ihr kommen würde und ich sagte erfreut zu, weil wir uns dann gemeinsam um ein Mitbringsel kümmern konnten und ich absolut nichts gegen einen Mädelsabend mit Hinata hatte. Das war immer super. Außerdem hatte ich so einen Verdacht, dass sie mir etwas erzählen wollte.
 

Und so war es schließlich auch. Als ich bei ihr ankam, glaubte ich, es ihr direkt anzusehen. Aber vielleicht konnte man das auch niemandem ansehen und ich bildete es mir einfach nur ein, weil ich damit rechnete. Sie brauchte eine Weile, bis sie es mir erzählte und ich wollte nicht drängeln. Doch als wir irgendwann für Shinos Party fertig zurecht gemacht waren und schon ein Glas Wein getrunken hatten, rückte sie doch damit heraus.
 

"Ich war übrigens gestern bei Naruto", setzte sie an. Wir saßen beide im Schneidersitz auf ihrem Sofa und hatten gerade ein wenig über Leute aus der Schule geplaudert, aber nun war das Thema beendet und offenbar war jetzt für sie der Zeitpunkt gekommen, um darüber zu reden.
 

"Oh, wie war's?", fragte ich möglichst beiläufig.
 

Sie errötete leicht und blickte auf ihr Weinglas. "Toll", sagte sie so leise, dass ich sie kaum verstand. "Wir haben endlich miteinander geschlafen und es war war toll!" Sie hob den Kopf und blickte verlegen drein, als ich sie anstrahlte.
 

"Super!", sagte ich glücklich. "Siehst du, dann war es doch gar nicht schlecht, dass du so lange damit gewartet hast! Ich glaube die meisten Leute können nicht von sich behaupten, dass ihr erstes Mal besonders toll war!"
 

Wie war es denn eigentlich bei dir genau?", fragte sie neugierig und stellte ihr Glas beiseite. Vielleicht hatte sie das Gefühl vorerst genug getrunken zu haben. Das Gefühl hatte ich eigentlich selbst auch, ich sollte vorerst aufhören. Aber ich glaubte, dass sie bloß verlegen war und ablenken wollte, indem sie das Thema wechselte.
 

"Ohhh nein meine Liebe!", sagte ich lachend. "Jetzt lenk mal nicht vom Thema ab! Erzähl mir ein bisschen was! 'Toll' ist eine sehr kurze Beschreibung!"
 

Hinata bedeckte kurz glücklich lächelnd ihr Gesicht mit den Händen. Dann nahm sie sie wieder weg und sah äußerst verlegen aus. Ich fand sie in diesem Moment so unglaublich niedlich, sanftmütig und unschuldig, dass ich total verstehen konnte, was Naruto in ihr sah. Sie war hübsch aber zusammen mit ihrem großartigen Wesen war sie einfach wunderschön. Auf eine rein platonische Art war ich irgendwie auch ein wenig in sie verliebt.
 

"Wie fühlst du dich denn nun?", hakte ich nach. Sie musste ja nicht erzählen, wenn es ihr unangenehm war, aber ich wollte wenigstens sicher wissen, dass es ihr auch wirklich gut ging.
 

Sie lächelte wieder verlegen und dann erzählte sie doch ein bisschen. Und alles klang tatsächlich danach, dass es ihr gut ging und Naruto sehr einfühlsam gewesen war. Und ich war froh das zu hören. Er war immer so laut und energiegeladen, dass ich manchmal fast vergaß, dass er auch richtig sensibel sein konnte.
 

Aber ich kam nicht dazu ihren Bericht groß zu kommentieren, denn in diesem Moment klopfte es an Hinatas Zimmertür.
 

"Ja?", fragte Hinata und sie klang etwas schuldbewusst, als ob man sie bei etwas Verbotenem ertappt hätte.
 

Es war Neji. Er schob die Tür auf und lehnte sich mit verschränkten Armen an den Rahmen.
 

"Oh, du bist auch hier", sagte er in neutralem Ton, als sein Blick auf mich fiel. Er wartete nicht ab, bis ich etwas zur Begrüßung sagen konnte und wandte sich Hinata zu. "Deine Mutter will irgendwas von dir."
 

"Und deshalb kommst du extra her, um mir das zu sagen?", fragte Hinata und musterte ihn etwas misstrauisch.
 

"Nein", sagte Neji. "Eigentlich wollte ich fragen, ob ich dich gleich mit zu Shino nehmen soll. Aber ich wusste nicht, dass Sakura auch hier ist."
 

"Oh stimmt, du darfst ja jetzt fahren!", sagte Hinata.
 

"Hast du gerade deinen Führerschein bestanden?", fragte ich ihn neugierig. Damit musst ich mich eigentlich auch mal langsam beschäftigen. Allerdings war mir nach wie vor überhaupt nicht danach.
 

Ne, den hat er schon länger", antwortete Hinata bevor Neji es tun konnte. "Er ist aber Vorgestern achtzehn geworden."
 

"Oh!", sagte ich überrascht. "Das wusste ich gar nicht! Alles Gute nachträglich!"
 

"Danke."
 

"Unsere Eltern haben ihm verboten zu feiern, weil sie denken, er hätte sich mit Sasuke geschlagen", sagte Hinata leise.
 

"Oh", sagte ich ein wenig betroffen.
 

Das hatte er ja eigentlich gar nicht. Er hatte Sasuke quasi die Erlaubnis gegeben, ihm eine Reinzuhauen, weil er das Gefühl hatte, dass er es verdient gehabt hatte und weil er sich mit Sasuke hatte vertragen wollen. Aber es war klar, dass er nicht scharf darauf war, das seinen Eltern alles genau zu erklären. Vermutlich schämte er sich auch wirklich für sein bisheriges Verhalten. Und nicht ganz zu unrecht. Ich hatte Mitgefühl mit ihm aber es wäre wirklich beinahe alles ganz schrecklich schief gegangen. Er hatte total neben sich gestanden. Doch er hatte sich für den richtigen Weg entschieden. Und es tat mir leid, dass er es dadurch nun noch schwerer zu haben schien. Wahrscheinlich ging es ihm nach wie vor nicht besonders gut.
 

Hinata stand auf und sagte zu mir: "Ich gehe kurz hören, was meine Mutter will! Entscheide du, ob wir mit Neji fahren oder nicht."
 

Er trat einen Schritt ins Zimmer, damit sie an ihm vorbei durch die Tür gehen konnte.
 

"Danke für das Angebot!", sagte sie mit einem vorsichtigen Lächeln zu ihm, das er mit einem leichten Nicken quittierte.
 

Als Hinata verschwunden war, breitete sich ein etwas drückendes Schweigen aus. Neji löste seine Arme aus der Verschränkung und steckte die Hände in die Hosentaschen.
 

"Ändert sich an dem Angebot etwas, weil ich auch hier bin?", fragte ich vorsichtig.
 

"Hälst du es denn aus in meiner Nähe?", fragte er ausdruckslos.
 

"Ja", sagte ich entschieden. Offenbar konnte er das nach wie vor nicht richtig glauben.
 

"Trotzdem wäre das wahrscheinlich nicht so klug", sagte er ein wenig nachdenklich. "Ich glaube nicht, dass Sasuke erfreut wäre."
 

"Vielleicht nicht", sagte ich. "Aber ich habe nicht vor alle meine Entscheidungen davon abhängig zu machen, ob Sasuke erfreut wäre oder nicht. Dann könnte ich nämlich fast gar nichts mehr tun. Aber es ist deine Entscheidung. Ich weiß, dass du dir Mühe gibst, dass ihr gut miteinander auskommt."
 

Neji schien unschlüssig und musterte mich schweigend.
 

"Wir sollten versuchen uns normal zu benehmen und das alles nicht überdramatisieren, oder?", fragte ich mit einem vorsichtigen Lächeln. "Ich hatte wirklich Angst vor dir. Aber das ist jetzt Vergangenheit, nicht wahr?"
 

"Ja", sagte er leise. "Du brauchst keine Angst mehr zu haben."
 

"Gut", sagte ich zufrieden. "Dann beweisen wir doch Sasuke, dass wir beide gut miteinander klar kommen und er sich keine Gedanken über das Thema mehr zu machen braucht. Was meinst du?"
 

Er schwieg und musterte mich immer noch nachdenklich.
 

In diesem Moment kam Hinata zurück. Sie wirkte genervt.
 

"Was ist?", fragte ich sie neugierig.
 

"Ach nichts", antwortete sie. Sie schien lieber nicht darüber reden zu wollen. "Also, fahren wir mit Neji zu Shino?"
 

"Von mir aus gerne", sagte ich und sah zu Neji.
 

Hinata blickte ebenfalls ihren Cousin an. "Wäre praktisch", sagte sie. "Ich weiß nämlich gar nicht genau, wo Shino wohnt."
 

"Okay", sagte Neji. "Wann wollt ihr los?"
 

Da wir bereit waren, entschieden wir sofort aufzubrechen.
 

Wie immer, wenn ich im Auto bei jemandem mit fuhr, mit dem ich noch nie gefahren war, war ich etwas nervös, aber ich hatte den Eindruck, dass Neji absichtlich umsichtig fuhr und ich fragte mich, ob er das aus Rücksicht tat, weil er dabei gewesen war, als ich die Geschichte vom Unfall meiner Eltern erzählt hatte.
 

Hinten im Auto sitzend dachte ich darüber nach, dass ich vor ein paar Monaten noch nicht geglaubt hätte, dass Hinata, Neji und ich nun friedlich gemeinsam zu einer Party fahren würden. Wahrscheinlich hatte das keiner von uns Dreien geglaubt.
 

"Schickes Auto!", kommentierte Naruto, als Neji bei Shino geparkt hatte. Wir hatten vor dem Haus direkt Sasuke und Naruto getroffen, die scheinbar zusammen hergefahren waren, nachdem ich Sasuke geschrieben hatte, dass ich mit Hinata kommen würde.
 

"Deins?", fragte Naruto und Neji nickte. Aber sein Auto schien ihn gerade nicht zu interessieren, er warf Sasuke einen Blick zu.
 

Sasuke hatte bisher keinen von uns begrüßt. Er war ausgestiegen, hatte sein Auto abgeschlossen und seitdem musterte er Neji kühl.
 

"Das mit 'ich wollte deiner Freundin lieber nicht zu nahe kommen, wenn du nicht dabei bist' hat mir eigentlich ganz gut gefallen", sagte er kalt zu Neji.
 

Neji verengte verärgert die Augen aber er schien keine Lust zu haben, sich jetzt dafür zu entschuldigen.
 

Und da ich ihn ja mehr oder weniger überredet hatte, uns trotz seiner Bedenken mitzunehmen, musste ich wohl nun Sasuke beruhigen.
 

Naruto und Hinata schienen vollkommen verliebt zu sein, sie waren damit beschäftigt ihr Wiedersehen zu genießen und sie beachteten uns nicht.
 

"Hört mal", sagte ich entschieden und sah zwischen Sasuke und Neji hin und her, die sich kühl musterten. Beide sahen zu mir. "Damit wir das gleich klarstellen: Keiner von euch beiden sagt mir, was ich zu tun oder zu lassen habe."
 

"Das tue ich nicht, ich-", setzte Sasuke verärgert an, aber ich schnitt ihm direkt das Wort ab, da ich ohnehin wusste, was er sagen würde.
 

"Du tust es nicht direkt, aber indirekt tust du es, wenn du und Neji irgendwelche Absprachen trefft, wer sich mir gegenüber wie zu verhalten hat! Das gefällt mir überhaupt nicht und du lässt es besser bleiben, wenn du nicht willst, dass wir streiten. Zwischen Neji und mir ist alles geklärt."
 

Sasuke verzog verärgert das Gesicht. Ich ignorierte es und wandte mich Neji zu.
 

"Und du hör bitte auf, mich wie etwas furchtbar Zerbrechliches zu behandeln. Euer Gehabe geht mir manchmal echt auf die Nerven. Ich brauche weder Rücksichtnahme noch einen Aufpasser. Und nur weil ihr körperlich stärker seid als ich und mehr Geld habt, seid ihr mir gegenüber nicht in einer Machtposition."
 

"Eigentlich sind wir das schon", sagte Sasuke mit hochgezogener Augenbraue. "Und jeder normale Mensch würde das auch so sehen."
 

Neji schnaubte zustimmend.
 

"Mir ist völlig egal, wie andere Menschen das sehen, dann bin ich eben nicht normal. Aber ich mag es nun mal nicht, wenn man für mich entscheidet und ich kann auch ungemütlich werden, also benehmt euch einfach nicht so bescheuert und dann ist alles in Ordnung!"
 

Ich sah von einem zum anderen. Sie musterten mich beide verärgert aber offenbar unschlüssig, was sie dazu sagen sollten. Naruto, der mit Hinata nun doch zugehört hatte, fing an zu lachen.
 

"Super Sakura!", grinste er. "Diesen Moment werde ich nie wieder vergessen!"
 

"Halt die Klappe!", sagten Sasuke und Neji gleichzeitig zu ihm. Dann tauschten sie einen verärgerten Blick, weil sie sich jetzt darüber ärgerten.
 

Nun fing auch Hinata an mit Naruto zu lachen und ich musste mir alle Mühe geben ernst zu bleiben. Mein Mundwinkel zuckte.
 

"Gehen wir rein?", fragte ich beschwingt in die Runde.
 

"Von mir aus", sagte Sasuke kühl.
 

Neji drehte sich wortlos um und ging voran. Hinata und Naruto folgten ihm, immer noch grinsend.
 

Ich streckte mit einem vorsichtigen Lächeln meine Hand nach Sasuke aus. Er sah immer noch verärgert aus und steckte die Hände in seine Manteltaschen also zog ich meine Hand wieder zurück.
 

Als wir unsere Jacken aufgehängt, Shino begrüßt und unser Mitbringsel abgegeben hatten, wollte ich nicht mehr, dass Sasuke verärgert war.
 

Also griff ich rasch nach seinem Unterarm, als er gerade Naruto und Hinata in die Küche folgen wollte, um etwas zu trinken zu holen. Sasuke blieb stehen und wandte sich mir zu. Ich trat vor ihn.
 

"Du bist sauer wegen eben, oder?", fragte ich und legte leicht den Kopf schief. "Sprich es bitte aus, wenn du dich ärgerst, ja?"
 

Er sah sich kurz um, weil es ihm offenbar hier untee all den Leuten nicht privat genug war. Ich stieß die angelehnte Tür neben uns auf. Der Raum war leer. Ich griff Sasuke bei der Hand, zog ihn hinter mir her und schloss die Tür hinter uns. Es war mehr eine Vorratskammer als ein richtiger Raum.
 

"Also?", fragte ich.
 

Sasuke schien aber nicht reden zu wollen. Er zog mich etwas grob zu sich und wollte mich küssen aber ich drehte den Kopf weg. Sasuke griff nach meinem Kiefer, drehte meinen Kopf zurück und kam mir mit seinem Gesicht ganz nahe.
 

"Ich bin nicht in der Stimmung für Spielchen!", zischte er. "Hör auf mich vor anderen so vorzuführen, das gefällt mir überhaupt nicht. Ich will nicht, dass du in der Öffentlichkeit so mit mir sprichst!"
 

Das hatte ich mir gedacht. Ich hob die Hand und zog an seinem Handgelenk, damit er meinen Kiefer los ließ. Er tat es und stützte seine Hand an der Wand neben meinem Kopf ab. Sein Gesicht war immer noch ganz dicht vor meinem und ich hatte das dringende Bedürfnis ihn zu küssen.
 

"Dann hör du auf mich vor anderen zu bevormunden!", sagte ich. "Außerdem war das nicht die 'Öffentlichkeit', das waren Naruto, Hinata und Neji. Das sind unsere Freunde!"
 

"Neji ist nicht unser Freund!", zischte Sasuke.
 

"Aber vielleicht wird er es!", sagte ich. "Ihr zwei versteht euch doch eigentlich total gut! Und ich glaube er hätte nichts dagegen!"
 

Sasuke schnaubte verächtlich. Er stützte auch seine andere Hand neben meinem Kopf ab und sah mir fest in die Augen.
 

"Ich versuche mich mit ihm zu verstehen. Dir zuliebe. Und weil ich mir vorstellen kann, dass es ihm nicht besonders gut geht. Aber ich will einfach nicht, dass er dir zu nahe kommt. Selbst wenn er jetzt behauptet, dass er sich geändert hat, wer garantiert mir, dass nicht irgendwas passiert, das dafür sorgt, dass bei ihm wieder eine Sicherung durchbrennt und er es sich anders überlegt?"
 

"Ich glaube nicht, dass er das wird!", sagte ich. "Und bisher hatte ich doch immer recht mit meinen Einschätzungen, oder?"
 

Er funkelte mich einen Moment zornig an. Dann griff er wieder mit der Hand nach meinem Kiefer und küsste mich, immer noch ein wenig grob. Und weil ich es auch wollte, ging ich darauf ein.
 

Sasuke ließ wieder von mir ab. "Ich will nicht, dass du dich so viel mit Neji beschäftigst!", zischte er und küsste mich erneut bevor ich etwas dazu sagen konnte. Er drückte meinen Mund auf und schien es zu genießen, dass ich ihm nachgab. Ich erwiderte seinen Kuss. Dann wich ich ihm aus, so gut es ging, weil er immer noch mit seiner Hand meinen Kiefer fest hielt. Ich zog wieder seine Hand weg und er ließ es zu.
 

"Bist du eifersüchtig?"
 

"Nein. Ich bin nicht eifersüchtig. Das ist lächerlich."
 

"Dafür gibt es auch keinen Grund", flüsterte ich und schlang meine Arme um seinen Nacken. "Ich liebe dich. Und nur dich. Ich liebe jede Sekunde mit dir, ich will bei dir sein, ich will mit dir reden, ich will deine Berührung und wenn du nicht da bist, sehne ich mich nach dir!"
 

Er küsste mich wieder und dieses Mal war er sanfter. Seine Hände glitten über meine Hüften bis zu meinem Po. Er hob mich hoch, drückte mich mit dem Rücken gegen die Wand und ich schlang die Beine um ihn. Nun fühlte ich bei ihm nur Verlangen und Zuneigung und keinen Ärger mehr. Vielleicht war er doch etwas eifersüchtig gewesen.
 

Normalerweise hielt er sich für ziemlich toll und hatte wahrscheinlich nicht das Gefühl, dass mir jemand etwas bieten könnte, was er nicht übertreffen könnte, aber vielleicht verhielt es sich bei Neji etwas anders, weil er ihm ein wenig ähnlich war.
 

Ich mochte Neji irgendwie. Ich wusste auch nicht wieso eigentlich. Aber meine Gefühle für ihn waren so wie die für Naruto. Es gab für Sasuke keinen Grund eifersüchtig zu sein. Ich verspürte bloß das Bedürfnis Neji zu helfen, weil es ihm nicht gut ging.
 

Und ich war fest überzeugt, dass es gut für Sasuke wäre, wenn er sich mit Neji verstand. Ich glaubte, dass sie für einander da sein konnten. Auf gewisse, etwas absurde Weise waren sie das ja auch zuvor schon gewesen, weil keiner von beiden derjenige hatte sein wollen der den ständigen Druck zuerst nicht mehr aushalten konnte. Offenbar hatte ihnen das Kraft gegeben durchzuhalten. Doch konnten sie das ja vielleicht in Zukunft auf Freundschaft statt auf Hass aufbauen.
 

"Sasuke", flüsterte ich, als er mir kurz die Gelegenheit zum Luftholen gab. "Wenn wir so weiter machen schlafen wir gleich miteinander. Die Tür lässt sich nichtmal abschließen!"
 

Er brummte desinteressiert und drängte sich gegen mich.
 

"Sasuke!"
 

"Ich will dich. Jetzt."
 

Seine Stimme war so tief und rau und anziehend, dass ich plötzlich mal wieder das Gefühl hatte, dass mir alles außer ihm egal war.
 

"Aber die Tür", murmelte ich, weil das Problem nunmal bestehen blieb. Sollten wir das jetzt wirklich tun? Eigentlich war ich ja eher dafür, dass Sex in einen ruhigen Moment im Bett gehörte. Aber sein Verlangen war so unglaublich ansteckend. Und er war so anziehend. Und seine Berührungen lösten auch in mir dieses Verlangen aus. "Und wir haben kein Kondom, oder?"
 

"Doch, haben wir", raunte er. "Ich hab eins im Portemonnaie."
 

Er nahm eine Hand von meinem Po, schlang einen Arm um meine Taille und hob mich von der Wand weg. Er wandte sich zur Seite, drückte mich mit dem Rücken statt gegen die Wand gegen die Tür und positionierte sich so, dass er seinen Fuß unten gegen die Ecke der Tür stellen konnte, sodass man sie nicht öffnen konnte.
 

"Es kommt keiner rein", raunte er. "Wenn jemand die Türklinke runter drücken will, halte ich sie einfach fest. Versprochen. Ist dir das sicher genug?"
 

Als Antwort griff ich bloß nach seinem Gesicht und küsste ihn sehnsüchtig. Meine Vernunft war eigentlich dagegen, aber das alles war mir gerade ziemlich egal geworden. Gerade wollte ich einfach nicht vernünftig sein oder an irgendwelche Konsequenzen denken. Und wahrscheinlich würde hier sowieso niemand reinkommen wollen.
 

"Okay?", vergewisserte er sich nochmal und ich nickte.
 

Also taten wir es. Es war aufregend. Ich hatte schon mit meinen anderen beiden Freunden an seltsamen Orten Sex gehabt, aber das war nie wirklich so gewesen, dass ich es auch gewollt hatte. Damals war ich eher von einer Situation in die nächste gestolpert und hatte mich oft einfach so verhalten, wie sie es von mir erwartet hatten. Einfach damit Ruhe war und es keinen Stress gab.
 

Bei Sasuke fühlte ich mich nicht so. Zwar überfiel er mich auch öfter, aber er ließ mir immer die Wahl. Er forderte klar, was er wollte, aber es war immer respektvoll und akzeptierte ohne Drama, wenn ich etwas nicht wollte. Und ich vertraute ihm. Das war auch neu für mich. Wenn er sagte, dass er nicht zulassen würde, dass jemand herein kam, dann glaubte ich ihm. Er konnte sich und seine Fähigkeiten gut einschätzen. Er hatte bisher nie etwas versprochen, was er dann nicht gehalten hatte.
 

Doch es war nicht nötig, dass Sasuke etwas unternehmen musste, denn niemand versuchte hereinzukommen und die größte Herausforderung, mit der ich es zu tun bekam, war, dass ich mich unglaublich bemühen musste, keinen Laut von mir zu geben, denn das fiel mir nicht leicht bei den Gefühlen, die er immer wieder in mir auslöste. Seine Mischung aus Zärtlichkeit, Bestimmtheit und Grobheit war so aufregend und wundervoll, dass ich es immer wieder kaum schaffte, noch bewusst zu denken. Am Ende biss ich ihn schließlich in die Schulter, um meinen Gefühlen ein wenig Luft zu machen und dennoch möglichst keinen Ton von mir zu geben.
 

Als wir wieder bei den anderen ankamen, fragte zum Glück niemand so genau nach, wo wir gewesen waren. Mittlerweile waren auch Shikamaru Kiba, Ino, Tenten und Karin angekommen und wir verbrachten alle einen ziemlich guten Abend zusammen. Sogar Shino, Gaara und Kankuro machten keine blöden Kommentare. Neji blieb etwas auf Abstand.
 

Alles lief gut, zumindest, bis diese beiden Nachrichten kamen.
 

"Was wollte eigentlich deine Mutter von dir?", fragte ich gerade Hinata, als wir kurz Gelegenheit fanden in Ruhe nebeneinander zu sitzen und uns ungestört zu unterhalten. "Du hast etwas unzufrieden ausgesehen, als du wieder kamst."
 

"Hmmm", machte sie nachdenklich. "Ich bin etwas genervt. Meine Eltern haben nun mitbekommen, dass ich und Naruto jetzt fest zusammen sind."
 

"Aber deine und Narutos Eltern sind doch befreundet, oder?", fragte ich überrascht. Ich hätte nicht erwartet, dass es diesbezüglich ein Problem geben könnte.
 

"Ja schon", sagte sie. "Und an sich ist das auch kein Problem. Aber bei mir in der Familie gelten eben immer gewisse Regeln und Ansprüche, die erfüllt werden sollen. Und jetzt wollen meine Eltern unbedingt rausfinden, was Naruto so mit seinem Leben anzufangen gedenkt, in beruflicher Hinsicht und generell."
 

"Also haben sie nun Erwartungen an ihn?", fragte ich beunruhigt.
 

Das war vielleicht genau das, was mir auch mit Sasukes Familie blühte. Doch irgendwie hatte ich gehofft, dass es für Hinata und Naruto nicht kompliziert werden würde.
 

"Ja, ich fürchte schon", sagte sie etwas geknickt. "Meine Eltern wollen nun von mir, dass ich ihn zum Essen zu uns einlade. Aber das will ich ihm nicht antun, sie werden ihn ausfragen und wahrscheinlich nicht zufrieden mit den Antworten sein."
 

"Weil er sich in den Kopf gesetzt hat erstmal ein paar Jahre professionell Handball zu spielen?"
 

"Ja, genau", sagte sie. Das werden sie für ziemlich unpassend halten. Sie würden wollen, dass er was studiert. Und das will er auch, aber er will ja wie du weißt Sport studieren und sie werden finden, dass es dann keine guten Jobaussichten gibt und dass das nicht zu unserer Familie passt."
 

"Oh jee", sagte ich nun auch etwas geknickt. Wir saßen einen Moment etwas niedergeschlagen und vor allem angetrunken herum.
 

"Und nun?", fragte ich schließlich.
 

"Ich weiß nicht, ich glaube ich werde versuchen meinen Eltern dieses Essen irgendwie auszureden. Ich will Naruto auf keinen Fall verschrecken. Manchmal weiß ich gar nicht, wie meine Eltern mit seinen befreundet sein können. Narutos Eltern ermutigen ihn seine Träume zu verfolgen und machen ihm gar keinen Druck."
 

"Also ich glaube nicht, dass du ihn verschrecken würdest", sagte ich nachdenklich. "Ich sehe doch, wie er dich den ganzen Abend anschaut!"
 

Hinata lächelte dankbar.
 

"Trotzdem...", sagte sie. "Mir wäre es lieber, wenn wir noch etwas friedvolle, schöne Zeit hätten, bevor es komplizierter wird und man sich solchen Problemen stellen muss."
 

"Ja...", seufzte ich. "Ich will auch gar nicht daran denken, dass nach diesem Schuljahr alles anders werden wird und am Ende jeder woanders hin zum studieren geht. Ich wünschte, wir könnten einfach alle für immer zusammen bleiben!"
 

Wir sahen einander an und fühlten uns nun noch deprimierter.
 

"Lass uns unbedingt versuchen Freunde zu bleiben!", sagte Hinata und ich hatte gerade das gleiche sagen wollen und das teilte ich ihr auch mit.
 

"Was ist denn bei euch los?", fragte plötzlich Naruto hinter uns, legte uns beiden den Arm um die Schultern und quetschte sich dann zwischen uns auf den gepolsterten Hocker, auf dem wir saßen.
 

"Worüber redet ihr denn, ihr seht so aus, als würdet ihr gleich losheulen, stimmt's Sasuke?"
 

Sasuke war neben mir aufgetaucht und sah prüfend zu mir hinab.
 

"Stimmt."
 

"Ach quatsch!", sagte Hinata rasch. "Wir haben nur ein wenig zu viel getrunken."
 

Naruto lachte, nahm seinen Arm von meiner Schulter und wandte sich vollends Hinata zu, während er ihr sagte, dass ihre Wangen ganz rot seien und sie betrunken unglaublich niedlich aussähe. Ihre Wangen wurden sofort noch ein wenig röter.
 

Sasuke strich mir mit seinen Fingern sanft über den Kopf.
 

"Alles okay?"
 

Ich nickte und stand auf. Auf dem Hocker war ohnehin zu wenig Platz und Naruto nahm sofort den frei gewordenen Raum ein, während er mit Hinata sprach. Seit sie miteinander geschlafen hatten, wirkten sie noch glücklicher und verliebter.
 

Weil ich mich ein ganz klein wenig wackelig auf den Beinen fühlte, lehnte ich mich etwas gegen Sasukes Brust. Er legte beide Arme um mich und musterte mich zufrieden.
 

"Ich hab eben nochmal mit Neji geredet", sagte er nach einem Moment.
 

"Ja?", fragte ich überrascht.
 

"Ja. Nur übers Training. Aber es war eigentlich ganz nett. Und dann hat er angesprochen, dass er eigentlich auf Abstand zu dir bleiben wollte aber du meintest, wir sollten es nicht überdramatisieren. Und er hat mir gesagt, dass er nicht vor hat, mir, was dich angeht, irgendwie in die Quere zu kommen. Klang ehrlich, soweit ich das beurteilen kann."
 

Ich lächelte erfreut. "Also glaubst du nun auch, dass er wirklich versucht sich zu ändern und dass er mir nichts mehr tun wird?"
 

"Vielleicht", sagte Sasuke zögerlich. "Könnte sein. Verlassen werde ich mich trotzdem nicht drauf. Aber ich kann versuchen mich etwas zu entspannen. Vorhin war ja außerdem auch Hinata dabei. Es wäre mir allerdings ganz lieb, wenn du mir versprichst, dass du es vorerst vermeidest, irgendwo ganz alleine mit ihm zu sein. Tu es für mich, damit ich mir keine Sorgen machen muss."
 

"Also 'vorerst' verspreche dich dir das", sagte ich glücklich. "Danke für dein Entgegenkommen!"
 

"Mm", machte er zufrieden und gab mir einen Kuss.
 

"Du vibrierst", fügte er hinzu und zog mir mein Smartphone aus der hinteren Hosentasche, wo ich es eben kurz verstaut hatte, weil er seine Hand ohnehin gerade dort gehabt hatte.
 

Während er mein Smartphone hob, um es mir zu geben, warf er eher zufällig einen Blick auf das Display. Ich streckte die Hand danach aus, aber er verengte plötzlich die Augen und hielt es rasch außer Reichweite, sodass ich ins Leere griff. Er tippte auf die Nachricht, um sie vollständig zu öffnen.
 

"Hey!", sagte ich und griff danach, aber er zog es wieder weg und sah mit einem Stirnrunzeln auf den Nachrichtenverlauf.
 

"Wer ist das?", fragte er kühl und nahm seinen anderen Arm von meiner Taille, um ein klein wenig auf Abstand zu gehen.
 

"Wer denn?", fragte ich, obwohl ich zu wissen glaubte, was passiert war. Ich griff wieder nach dem Smartphone und er hielt es mir vors Gesicht.
 

"Der Kerl, der dir diese Nachrichten schreibt", sagte er kühl.
 

Ich nahm das Smartphone, warf einen Blick auf das Display und sah meine Vermutung bestätigt.
 

"Mein Exfreund", sagte ich.
 

Er verengte die Augen noch ein wenig mehr.
 

"Habt ihr noch Kontakt?"
 

"Nein."
 

"Er schreibt dir. Und das war offenbar nicht die erste Nachricht."
 

Das stimmte. Er hatte mir seit unserer Trennung und seit meinem Umzug alle paar Wochen eine Nachricht geschickt. Ich las die Nachricht, die gerade gekommen war:
 

"Hallo Kirschblüte. Ich weiß, dass du das liest. Sicher, dass du mich nicht doch vermisst?"
 

So in etwa waren auch die anderen Nachrichten gewesen.
 

"Ja", sagte ich. "Er will wohl wieder Kontakt. Er war mit der Trennung nicht wirklich zufrieden." Ich steckte das Smartphone wieder in meine kleine Handtasche. Er interessierte mich nicht wirklich. Das mit uns war für mich vorbei.
 

"Soll ich etwas unternehmen, damit er dich in Ruhe lässt?", fragte Sasuke. Er wirkte ziemlich unzufrieden.
 

"Nicht nötig!" Ich lächelte. "Ich bin in einen anderen Stadtteil gezogen, um auf eure Schule zu gehen und wie du weißt ist diese Stadt riesig. Er hat also keine Ahnung wo ich bin und solange ich nicht antworte, gibt es keinen Kontakt. Es wäre also eher kontraproduktiv, wenn du etwas unternehmen würdest, verstehst du? Und überhaupt würde ich das selbst erledigen."
 

Sasuke musterte mich skeptisch. "Was ist das für ein Typ? Erzähl mir von ihm", forderte er. "Wie seid ihr auseinander gegangen?"
 

Ich runzelte leicht die Stirn. Eigentlich hatte ich absolut gar keine Lust mich damit zu beschäftigen, geschweige denn Sasuke von diesem Teil meiner Vergangenheit zu erzählen. Das Kapitel war abgeschlossen. Zumindest dachte ich das zu diesem Zeitpunkt. Ich sollte eines Besseren belehrt werden.
 

Allerdings kam ich um eine Antwort herum. Denn auch Sasuke bekam eine Nachricht.
 

Er zog sein Smartphone hervor, um einen beiläufigen Blick darauf zu werfen. Er schien nicht wirklich interessiert daran, ich wusste, er wollte nun was über meinen Exfreund hören. Doch in dem Moment, in dem er die Nachricht las, die er bekommen hatte, weiteten sich seine Augen kurz. Er starrte auf sein Display und schien seine Frage von eben völlig vergessen zu haben.
 

"Was?", fragte ich ihn nervös.
 

Er sah auf, als hätte er für einen Sekundenbruchteil vergessen, dass ich da war. Er steckte sein Smartphone weg.
 

"Wahrscheinlich nichts", sagte er. "Ich muss kurz weg. Bleibt hier, ich bin gleich wieder da. Bleib bei den anderen."
 

Damit drehte er sich einfach um und ging.
 

Und ich ahnte, wer ihm geschrieben haben musste. Es konnte sich nur um eine Sache handeln. Nur eine Sache wäre für Sasuke so wichtig, dass er darüber vergaß, dass er gerade nach meinem Ex hatte fragen wollen.
 

"Warte!", rief ich ihm nach.

Begegnungen

"Bitte warte!"
 

Sasuke blieb tatsächlich stehen und drehte sich wieder zu mir um.
 

"Du kannst nicht mitkommen", sagte er ruhig und ich merkte deutlich, dass seine Ruhe gespielt war.
 

"Du hast eine Nachricht von diesem Dealer bekommen, nicht wahr?", fragte ich.
 

Wir sahen einander an und es kam mir vor, als wären der ganze Lärm um mich herum und die ganzen Leute um mich herum gar nicht da. Als wären Sasuke und ich in unserer eigenen Dimension. Es war schon spät, alle waren schon ziemlich betrunken und niemand achtete auf uns. Naruto, Hinata und die anderen waren nicht zu sehen, da Sasuke sich bereits ein Stück durch die Menge bewegt hatte, bevor er schließlich doch stehen geblieben war.
 

"Ja", sagte er. "Er meinte, er hätte etwas für mich. Ich muss ihn kurz sprechen. Du bleibst hier."
 

"Sasuke, ich möchte mitkommen", sagte ich ernst.
 

"Warum?"
 

"Weil ich mir Sorgen um dich mache", sagte ich leise.
 

"Das brauchst du nicht, ich kann auf mich aufpassen."
 

"Das weiß ich. Ich mache mir keine Sorgen, dass dir etwas passieren könnte. Ich mache mir Sorgen darüber, was du tun könntest."
 

Er musterte mich einen Moment ausdruckslos, wandte sich dann um und ging weiter nach draußen. Er hielt nicht an der Gaderobe an, um seinen Mantel unter den Bergen von Jacken zu suchen und ich hielt mich auch nicht damit auf, sondern beeilte mich, ihm zu folgen.
 

Draußen war es klirrend kalt. Es war eine klare Nacht und mein vom Alkohol benebelter Kopf fühlte sich schlagartig wieder etwas klarer an. Ich musste mich jetzt konzentrieren. Sasuke ging durch die paar Leute hindurch, die zusammengedrängt draußen standen und rauchten. Er schloss sein Auto auf und stieg ein und ich öffnete die Beifahrertür und setzte mich neben ihn.
 

Er warf mir einen unzufrieden Blick zu, aber er startete den Motor und forderte mich nicht auf wieder auszusteigen. Er drehte die Heizung hoch.
 

Wir schwiegen während der Fahrt. Sasuke schien seinen Gedanken nachzuhängen und es hätte ohnehin nichts gebracht jetzt zu reden und zu spekulieren. Wir mussten einfach abwarten, was der Mann wollte. Ich hoffte bloß, dass er wirklich irgendeinen Hinweis für Sasuke hatte und er nicht nur wieder Geld wollte. Und ich hoffte bitterlich, dass es keine schlechten Nachrichten waren.
 

Sasuke fuhr ein paar Minuten in Richtung Innenstadt und hielt dann ein paar Meter entfernt von der Gasse, wo sie sich auch bei dem Mal getroffen hatten, als ich sie beobachtet hatte.
 

Er wirkte wie immer vollkommen gefasst, aber ich war mir sicher, dass er nervös war. Sein Bruder schien ihm so viel zu bedeuten. Es musste fast unerträglich für ihn sein nun diese Mischung aus Hoffnung und Angst zu verspüren.
 

Er wandte sich mir zu. "Bleib bitte im Auto."
 

Ich sah ihm fest in die Augen. "Nein. Du verbirgst es meisterhaft, aber du bist aufgewühlt. Ich werde mitkommen."
 

Er verzog ein wenig unzufrieden den Mund.
 

Ich lächelte leicht. "Du bist nicht mehr alleine Sasuke. Gemeinsam sind wir stärker."
 

Er schwieg einen Moment, dann lächelte er auch leicht.
 

"Ja vielleicht", sagte er leise. "Okay."
 

Der Mann lehnte in der dunklen Gasse an der Wand. Sein Atem bildete in der Kälte kleine Dunstwolken. In der Nähe konnte man Musik aus dem Club hören, in dem wir ein paarmal gewesen waren. Aber niemand war zu sehen. Wahrscheinlich waren alle um die Ecke des Häuserblocks vor dem Eingang des Clubs. In dieser Seitenstraße oder der kleinen Gasse gab es nichts von Interesse. Zumindest für niemanden außer uns.
 

Der Mann stieß sich von der Wand ab, als er uns kommen sah. Sein Blick fiel zuerst auf Sasuke und dann direkt auf mich. Dort verweilte sein Blick interessiert. Und es kam mir so vor, als wäre das mehr als das übliche Interesse, mit dem ich für gewöhnlich betrachtet wurde.
 

"Du kommst nicht alleine?", fragte der Mann überrascht an Sasuke gewandt, aber ohne seinen Blick von mir abzuwenden. Ich wünschte mir, mein Kleid wäre etwas länger und ich hätte meine Jacke dabei.
 

"Das tut nichts zur Sache", sagte Sasuke kühl und stellte sich so vor mich, dass er ein wenig die Sicht auf mich versperrte. "Also?"
 

"Wie gesagt, ich habe Neuigkeiten für dich. Aber dafür will ich Geld."
 

Sasuke verengte die Augen. "Dann lass mich deine Neuigkeiten hören. Danach entscheide ich, ob das eine extra Bezahlung wert ist."
 

Der Mann lachte freudlos. "Nein. Du willst etwas von mir. Also machen wir das anders herum! Dieses Mal bin ich derjenige, der entscheidet, wie es läuft, sonst bekommst du gar nichts."
 

Sasuke musterte ihn kalt. Dann schien er zu dem Schluss zu kommen, dass er genug Geld hatte, um sich das leisten zu können. Er holte seine Geldbeutel hervor, zog mehrere Scheine heraus und hielt sie dem Mann schweigend hin.
 

Der streckte die Hand aus und nahm das Geld.
 

"Das reicht mir nicht", sagte er mit einem fiesen Lächeln. "Ich will mehr. Deutlich mehr. Wenn nicht, gehe ich einfach."
 

Sasuke starrte ihn wütend an ohne zu überlegen.
 

"Na schön, ich gehe!", sagte der Mann und machte einen Schritt zum Ausgang der Gasse.
 

Doch Sasukes Geduld schien nun aufgebraucht zu sein. Er trat blitzschnell einen Schritt nach vorne und drückte mit seinem Unterarm gegen die Kehle des Mannes, der mit dem Rücken unsanft gegen die Hauswand prallte.
 

Ich hielt vor Anspannung den Atem an. Genau vor so etwas hatte ich Angst gehabt. Sasuke sehnte sich so sehr danach etwas über seinen Bruder zu erfahren, dass ich befürchtete, dass er bereit war, grausam zu sein, um zu bekommen was er wollte. Und dieser Idiot wollte unbedingt dieses blöde Spiel spielen, um möglichst viel Geld dabei herauszuholen. Dabei war ich mir sicher, dass Sasuke ihm freiwillig mehr Geld gegeben hätte, wenn er wirklich eine sinnvolle Information für ihn gehabt hätte.
 

"Sag jetzt, was du zu sagen hast", zischte Sasuke. "Sonst lasse ich es dich bereuen! Und zwar so richtig!"
 

Der Mann schnappte nach Luft und zerrte grob an Sasukes Arm. Sasuke ließ ihn los und trat wieder einen Schritt zurück.
 

"Du Arschloch!", sagte der Mann mit krächtzender Stimme und rieb sich seine Kehle. Er starrte Saskue hasserfüllt an. "Willst du mir den Hals zerquetschen? Du bist so ein widerlicher, verwöhnter kleiner Mistkerl! Ich hab überhaupt keine Lust mehr, dir irgendwas zu sagen. Das scheint dir ja ziemlich wichtig zu sein. Vielleicht lasse ich dich einfach für immer im Unklaren, verdient hättest du es, du-"
 

Ich machte beinahe automatisch einen Schritt nach vorne und griff nach Sasukes Arm. Er hatte sich angespannt und seine Augen hatten einen Ausdruck bekommen, der mir überhaupt nicht gefiel. Einen Ausdruck, der mir Angst machte.
 

"Nicht", flüsterte ich.
 

Sasuke funkelte den Mann an, aber meine Berührung hatte ihn scheinbar daran gehindert, die Bewegung auszuführen, zu der er sich gerade entschieden hatte. Und was immer es auch gewesen war, was er hatte tun wollen, ich war froh, dass er es nicht getan hatte. Ich wollte nicht wissen, was er vorgehabt hatte. Ich wusste nur, dass es etwas gewesen wäre, das mir überhaupt nicht gefallen hätte.
 

Ich trat rasch neben Sasuke und sah den Mann an.
 

"Bitte sagen Sie uns, was Sie wissen", sagte ich höflich. "Ich bin sicher, wir können dann zu einem Ergebnis kommen, mit dem alle zufrieden sind! So wie es jetzt steht, bekommt keiner, was er will."
 

"Ich kriege garantiert, was ich will", sagte Sasuke kalt. "Ich werde-"
 

"Hör auf!", fuhr ich ihn an. "Was bringt es, wenn du ihm weh tust? Vielleicht lügt er dich dann einfach nur an!"
 

"Nicht, wenn ich ihm genug wehtue", sagte Sasuke ohne den Mann aus den Augen zu lassen und mit so eisiger, erbarmungsloser Stimme, dass Madara Uchiha es nicht hätte besser machen können.
 

Bei diesem Tonfall, stellten sich alle Härchen auf meinem Arm auf. Ich wollte nicht, dass Sasuke so war, ich fand es schrecklich. Aber ich hatte immer gewusst, dass er jemand war, der bereit war Grenzen zu überschreiten, wenn er es für notwendig hielt. Ich glaubte, dass Sasuke bereit war zu tun, was immer nötig war, um etwas zu erreichen, was ihm so wichtig war wie das hier. Und genau deshalb hatte ich unbedingt mitkommen wollen. Weil ich das verhindern musste.
 

"Das geht auch anders!", sagte ich entschieden und ich musste viel Mut aufbringen, um so selbstsicher zu klingen. "Es muss so nicht laufen!"
 

Ich blickte zu dem Mann. "Sie hätten Sasuke keine Nachricht geschickt, wenn Sie nicht Ihre Information hätten teilen wollen. Sie möchten Geld und Sie haben eben viel Geld bekommen."
 

Ich sah zu Sasuke. "Bist du bereit, ihm nicht mehr zu geben, falls er dir sagt, was er zu sagen hat?"
 

"Ja", sagte Sasuke nach kurzem Schweigen. "Aber ich bin gerade in Vorleistung gegangen, ohne überhaupt zu wissen, ob ich dafür etwas bekomme. Ob es mehr gibt, will ich entscheiden, sobald ich gehört habe, was für mich dabei herausspringt. Ich habe drei Jahre nichts bekommen für mein Geld."
 

Ich sah wieder zu dem Mann. "Sie verstehen doch sicher, dass es für uns so rüber kommt, als wollten Sie einfach an Geld kommen? Bitte versetzen Sie sich auch in uns hinein. Bitte nehmen Sie den Vorschuss, den Sasuke Ihnen eben gegeben hat und vertrauen Sie darauf, dass Sie mehr bekommen, wenn Sie uns nun auch etwas geben. Dann können wir gleich alle gehen, ohne das jemand zu Schaden kommt."
 

Der Mann musterte mich skeptisch, aber ich sah, dass meine Worte zu ihm durchgedrungen waren. Sasuke war nach wie vor angespannt, doch er schien abwarten zu wollen. Ich atmete kaum merklich aus, weil ich die Luft zu lange angehalten hatte.
 

"Okay", sagte der Mann und blickte Sasuke an. "Ich brauche Geld. Aber ich glaube, was ich zu sagen habe, wird dich freuen. Und daher verlasse ich mich darauf, dass du Wort hälst und mir noch etwas geben wirst!"
 

Sasuke nickte knapp.
 

"Ich habe deinen Bruder gesehen", sagte der Mann.
 

Es herrschte einen Moment Stille.
 

"Wie bitte?", fragte Saske tonlos.
 

"Heute Mittag", sagte der Mann. "Ich stand an der U-Bahn Haltestelle am Hauptbahnhof. Ich habe ihn nur ein paar Sekunden gesehen, dann ist die Bahn abgefahren und ich konnte nicht mehr einsteigen, um ihm zu folgen. Ich weiß nicht, wo er hin gefahren ist."
 

Ich starrte ihn an. Dann warf ich Sasuke einen Blick zu. Er sah den Mann völlig ausdruckslos an, doch ich war mir sicher, dass er unglaublich aufgewühlt sein musste. Wie schaffte er es, so ruhig zu bleiben?
 

"Das klingt nicht besonders glaubwürdig", sagte Sasuke. "Drei Jahre keinen Spur von ihm und nun behauptest du, du hättest ihn gesehen? Einfach so? Aber außer dieser Behauptung hast du nichts für mich? Ich habe die ganze Stadt abgesucht. Wieso sollte er plötzlich hier auftauchen?"
 

"Was weiß ich!", fauchte der Mann verärgert. "Ich sage dir, was ich gesehen habe, mach damit was du willst! Mehr habe ich nicht. Ich halte weiter die Augen auf, vielleicht fährt er ja nochmal mit dieser Bahn. Aber ich bin mir sicher, dass er es war. Er sah aus wie früher, nur ein wenig älter. Aber eure pechschwarzen Haare und Augen und diese weiße Haut erkenne ich sofort. Und dann seht ihr auch noch so unverschämt gut aus, dass ihr einfach auffallt." Er musterte Sasuke verächtlich. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass er es war. Ich finde es ja selbst komisch. Ich dachte kurz, du wärst es gewesen. Aber er hat längere Haare als du und er wirkt nicht so überheblich. Er trug diese Kette, die er damals schon immer hatte."
 

Sasuke musterte den Mann nachdenklich.
 

"Welche U-Bahn war das genau? In welche Richtung?", fragte er kalt.
 

Der Mann sagte es ihm und nachdem er einen kurzen Moment geschwiegen hatte, holte Sasuke seinen Geldbeutel aus seiner Hosentasche und gab dem Mann alle Scheine, die noch darin waren.
 

"Dafür erwarte ich, dass du weiter nach ihm Ausschau hälst."
 

Der Mann nahm das Geld und nickte. Er schien mit der Menge mehr als zufrieden zu sein.
 

"Verarsch mich besser nicht", sagte Sasuke kalt. Der Mann hatte sich schon zum Gehen gewandt und blieb nochmal stehen.
 

"Tue ich nicht ", sagte er unfreundlich. "Ich brauche Geld. Aber nicht so sehr, dass ich dafür Ärger mit dir oder deiner beschissenen Familie riskieren würde."
 

Sasuke nickte.
 

Der Mann warf mir einen Blick zu. "Wie heißt du?", fragte er.
 

Ich sah ihn verwirrt an. Was tat das zur Sache?
 

"Das braucht dich nicht zu interessieren", sagte Sasuke hart und trat einen Schritt vor. "Geh."
 

Und mit einem letzten neugierigen Blick auf mich ging er schließlich.
 

Ich schlang die Arme um mich. Es war wirklich eisig kalt. Ich warf Sasuke einen vorsichtigen Blick zu.
 

"Gehen wir ins Auto", sagte er sanft und legte mir den Arm um die Schultern. "Da ist es wärmer. Tut mir leid, ich hatte eben keinen Nerv um nach den Jacken zu suchen."
 

Im Auto war es viel wärmer als draußen. Vor allem, weil der Wind verschwand, sobald ich die Tür zugezogen hatte. Die Restwärme der Heizung war noch nicht ganz verschwunden. Sasuke schien nicht losfahren zu wollen, aber er startete den Motor, damit die Heizung wieder ansprang.
 

"Wie geht es dir?", fragte ich vorsichtig.
 

Er zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht, was ich denken soll. Ob ich das wirklich glauben kann. Ich wünsche mir so sehr, dass das die Wahrheit war. Aber ich kann mir das nicht wirklich vorstellen."
 

Wir schwiegen beide.
 

"Trotzdem", sagte Sasuke schließlich, "bin ich erleichtert. Es hätte auch eine ganz andere Nachricht sein können. Vielleicht werde ich mit Madara darüber reden. Ich muss darüber nachdenken. Vielleicht kann er irgendwie an Videos von Überwachungskameras kommen. Wahrscheinlich. Er kriegt immer alles hin. Beim Hauptbahnhof gibt es viele. Vielleicht haben wir Glück und falls Itachi wirklich in der Stadt ist, ist er zufällig auf einer zu sehen."
 

Ich streckte die Hand nach ihm aus und griff nach seiner. Er wirkte traurig und hoffnungslos. Vermutlich wollte er sich dieser schwachen Hoffnung nach all dieser Zeit gar nicht erst hingeben, um nicht enttäuscht zu werden.
 

Er hob den Kopf und sah mich an.
 

"Danke für deine Hilfe", sagte er. "Es ist gut, dass du mitgekommen bist."
 

Ich lächelte ganz leicht. "Reden löst in den meisten Fällen Probleme Sasuke. Ich weiß, das hast du nie gelernt. Du hast immer für alles kämpfen müssen. Aber du kannst es vielleicht ab und zu auch mal anders probieren."
 

"Es gibt Fälle, da funktioniert Reden nicht", sagte er leise. "Man ist damit immer davon abhängig, dass der andere einem entgegen kommt. Das gibt einem nicht besonders viel Kontrolle."
 

"Ja", erwiderte ich. "Das mag sein. Aber man sollte es trotzdem immer zuerst mit Verständnis und Empathie versuchen."
 

"Das ist nicht meine Art", sagte er. "Nicht jeder kann das so gut wie du."
 

"Ich glaube du könntest es, wenn du es versuchen würdest." Ich sah ihn ernst an. "Bitte denk darüber nach. Es muss nicht immer alles durch Macht, Angst, Druck und Grausamkeit geregelt werden. Ich weiß, du bist ständig in Situationen, in denen du stark wirken musst und wo du dir Respekt von Leuten verschaffen musst. Und das kannst du auch sehr gut. Aber bitte übertritt nicht solche Grenzen. Das erzeugt bloß Hass und Angst und da kommt nie etwas Gutes bei heraus."
 

Er musterte mich nachdenklich. Dann seufzte er.
 

"Vielleicht", sagte er schließlich. "Mal sehen."
 

Uns war beiden nicht mehr nach Party zumute. Wir fuhren zurück, verabschiedeten uns von den anderen, holten unsere Jacken und fuhren dann zu Sasuke, um dort zu übernachten.
 

Wir sprachen noch ein wenig über den Mann und seine Behauptung, dass er Itachi gesehen haben wollte. Mir ging es wie Sasuke. Das kam mir alles nicht plausibel und zu einfach vor. Allerdings sagte ich Sasuke auch, dass es mir nicht so schien, dass der Mann gelogen hätte. Auf mich hatte er ehrlich gewirkt. Natürlich konnte er sich auch einfach geirrt haben.
 

Sasuke entschloss sich schließlich doch seinen Eltern und Madara davon zu erzählen und Madara versprach ihm, dass er sich darum kümmern würde und er seine Nachforschungen auf diesen Hinweis konzentrieren würde. Doch schienen weder er noch Fugaku besonders an die Möglichkeit zu glauben, dass Itachi gesehen worden war und sie waren ziemlich verärgert, dass Sasuke riskierte, dass dieser Mann etwas ausplaudern könnte, was dann an die Medien gelangen könnte. Madara wollte von Sasuke wissen, wie der Mann hieße, damit er ihn sich selbst vornehmen könnte.
 

Nach Sasukes Versicherungen, dass er den Typen im Griff hätte und er Druckmittel gegen ihn habe, die ihm weit mehr Probleme bereiten würden, als ein Imageschaden, waren sie ein wenig besänftigt und ließen die Sache schließlich auf sich beruhen.
 

"Na schön", sagte Fugaku. "Sieht aus, als hättest du es wirklich im Griff. Ich weiß allerdings nicht, ob es mir gefällt, dass du dir mal wieder Madaras Methoden abschaust."
 

"Meine Methoden haben dir schon einiges an Ärger vom Hals geschafft", gab Madara säuerlich zurück und warf seinem Bruder einen ärgerlichen Blick zu, den Fugaku einfach überging.
 

"Jedenfalls werde ich dem Hinweis nachgehen", fügte Madara an Sasuke gewandt hinzu.
 

Mikoto hatte ebenfalls im Wohnzimmer gesessen und alles mit angehört, aber sie schien dazu lieber nichts sagen zu wollen. Und ich sagte auch nichts. Es verwunderte mich ein wenig, dass sie alle zu akzeptieren schienen, dass ich wie selbstverständlich alles mitbekam. Offenbar hatte ich tatsächlich, zumindest fürs erste, ihr Vertrauen gewonnen und wurde nun akzeptiert.
 

Sasuke und ich verbrachten ein angenehmes Wochenende bei ihm zuhause und am Sonntag Abend trafen wir uns alle gemeinsam bei Naruto. Wir hatten einen guten Abend aber keiner schien so recht Lust auf die nächste Woche zu haben.
 

Doch sie fing ganz okay an. Zwar gab es viel zu tun wegen der anstehenden Halbjahresprüfungen und Orochimaru machte nach wie vor keinen Hel daraus, dass er es uns richtig schwer machen würde, aber sonst passierte vorerst nichts, was meine Laune hätte trüben können.
 

Sasuke erzählte, dass Madara zwar an Aufzeichnungen gekommen sei und Sasuke hatte sogar den Dealer darauf erkennen können, aber von Itachi war nichts zu sehen. Entweder der Mann hatte doch gelogen oder aber Sasukes Bruder, war einfach nie am Hauptbahnhof gewesen. Die U-Bahn Linie, die er benutzt hatte, fuhr bloß durch und niemand wusste, wo Itachi aus- oder eingestiegen war, falls er sich tatsächlich in der U-Bahn befunden haben sollte. Trotzdem ließ Madara die Linie nun von ein paar seiner Leute überwachen.
 

Sasuke sprach die Nachrichten von meinem Exfreund nicht nochmal an und ich fragte mich, ob er es vergessen hatte oder ob er entschieden hatte, sich nicht weiter einzumischen und das mir zu überlassen. Ich hoffte auf Letzteres. Schließlich gab es da eigentlich ohnehin nichts zu tun. Durch meinen Umzug hatte er schließlich keine Möglichkeit Kontakt zu mir aufzunehmen.
 

Auch im Café lief es gut. Bis zum Freitag passierte nichts Negatives. Dann allerdings kamen dann direkt drei Dinge auf einmal, die mich ein wenig beunruhigen.
 

Das erste war mir eigentlich schon die ganze Woche aufgefallen, aber bei meiner Schicht am Freitag fing ich an, stutzig zu werden.
 

Und zwar als meine Kollegin im Café mir erzählte, dass der Typ mit der schiefen Nase, der das Café zu seinem neuen Lieblingsort erkoren zu haben schien, fast immer das Café verließ, wenn meine Schicht zu Ende war.
 

Mir war bereits aufgefallen, dass er ständig anwesend zu sein schien, doch das hatte mich nicht weiter beschäftigt. Ich hatte nach wie vor nicht den Eindruck, dass er sich besonders für mich interessierte. Meistens las er oder er war an seinem Smartphone. Er beobachtete mich weder, noch sprach er mit mir. Das einzig Merkwürdige war, dass er immer dann zu verschwinden schien, wenn Sasuke auftauchte. Sobald klar war, dass Sasuke bleiben würde oder mich nach Arbeitsschluss mitnehmen würde, zahlte der Mann und ging.
 

Sasuke, Hinata, Naruto und die anderen hatten das Café offenbar ebenfalls alle lieb gewonnen und sie hatten es sich in dieser Woche bereits zur Gewohnheit gemacht, hier abzuhängen oder zu lernen. Ich war glücklich darüber, da ich so viel von ihnen mitbekam und ich nichts verpasste, weil sie sich ohne mich trafen. Und es gab immer mal wieder Zeit, dass ich mich kurz ein paar Minuten zum Plaudern zu ihnen stellen konnte oder ich setzte mich nach meiner Arbeitszeit zu ihnen und wir lernten gemeinsam. Ich liebte es und meine Chefin war zufrieden, das sie meinte, sie würden den Umsatz steigern.
 

Trotzdem, der Mann mit der schiefen Nase blieb mir suspekt und ich beobachtete ihn ein wenig, doch abgesehen von seiner Anwesenheit verhielt er sich völlig unverdächtig.
 

Das zweite, was mir nicht ganz gefiel, war, dass an diesem Freitagnachmittag Hinatas Mutter mit einer Freundin in das Café kam. Den ganzen Tüten, nach zu schließen, die sie bei sich hatten, waren sie shoppen gewesen und sie wollten nun ein Stück Kuchen essen und einen Kaffee trinken.
 

Hinatas Mutter war zutiefst überrascht davon zu sehen, dass ich hier arbeitete.
 

Als ich ihr höflich antwortete, dass ich gerne hier arbeitete und ich mir etwas dazuverdienen wollte, war sie irritiert und fragte, ob Sasuke das denn gut finden würde und dass die Uchihas doch genug Geld hätten und wie sie denn dazu stehen würden.
 

Das ärgerte mich ein wenig, weil es mich störte, dass ständig alle zu finden schienen, dass ich mich nach Sasuke oder seiner Familie richten müsste. Und vor allem war ich ein wenig besorgt, dass sie es bei nächster Gelegenheit direkt Mikoto Uchiha auf die Nase binden würde. Ich hatte eigentlich gehofft, dass ich den Job einfach etwas würde für mich behalten können, weil ich befürchtete, dass Sasukes Familie das vielleicht nicht angemessen fand und sie sich einmischen würden. Und darauf hatte ich echt keine Lust. Ich war so froh, dass sich alles so gut entwickelt hatte und wollte keine neuen Probleme.
 

Das dritte, was mir nicht gefiel, war ein weiterer blöder Zufall und langsam kam es mir so vor, als wäre heute einfach ein Pechtag. Und zwar kam eine Stunde nachdem Hinatas Mutter mit ihrer Freundin da gewesen war, doch tatsächlich dieser Dealer im Café vorbei.
 

Es musste wirklich ein Zufall sein, denn er wirkte so, als wäre er in Eile und als wollte er sich bloß einen Kaffee zum Mitnehmen holen.
 

Ich duckte mich rasch hinter den Tresen und räumte ein paar Tüten mit Kaffeebohnen aus einem Karten heraus, die ich in eine Regal stellen wollte, denn ich war nicht allzu erpicht darauf, dass der Mann wusste, dass ich hier arbeitete. Und fast hätte das Verstecken auch geklappt.
 

Doch leider sprach mich meine Kollegin genau in diesem Moment an.
 

"Sakura, du kannst bitte gleich mal ein paar neue Bohnen in die Maschine füllen!"
 

Also musste ich wohl oder übel wieder aufstehen.
 

"Oh", sagte der Typ überrascht, als er mich sah. Er stand vor der Kasse, wartete auf seinen Kaffee und musterte mich verdutzt aber ziemlich zufrieden. Ich konnte diesen Gesichtsausdruck nicht wirklich einordnen.
 

"Dann erfahre ich jetzt also doch noch deinen Namen", sagte er mit einem leicht schiefen Lächeln.
 

Ich nickte ihm bloß kurz zu und kümmerte mich um die Kaffeebohnen. Ich wollte keinen Kontakt zu ihm haben. Meine Kollegin sah kurz neugierig zwischen uns hin und her, aber sie entschied sich zum Glück nichts zu sagen und kümmerte sich um seinen Kaffee.
 

"Also, man sieht sich Sakura!", sagte er, als er seinen Becher entgegen nahm und einen Deckel oben drauf gedrückt hatte.
 

"Tschüss", erwiderte ich bloß knapp.
 

Als er ging, sah ich ihm nachdenklich nach. Diese Begegnung passte mir irgendwie gar nicht. Mein Blick streifte beiläufig durch den Raum und bliebt an dem Tisch neben der Tür hängen.
 

Der Mann mit der schiefen Nase hatte sich halb erhoben. Nun ließ er sich jedoch wieder in seinen Stuhl sinken. Er sah dem Dealer aufmerksam nach, der gerade mit seinem Kaffeebecher draußen an der Scheibe vorbei ging und in der Menschenmenge in der Fußgängerzone verschwand.
 

Einen Moment später ging die Tür wieder auf und bescherte mir noch einen Grund zur Verwunderung, denn Sasuke kam herein. Das an sich war natürlich nicht verwunderlich. Verwunderlich war, dass er zusammen mit Neji kam.

Überraschende Entwicklungen

"Hi!", sagte ich, als Sasuke und Neji auf mich zukamen.
 

Sobald er bei mir war, hob ich leicht meine Hand und strich kurz mit meinen Fingern über Sasukes Handrücken.
 

Ich war froh, dass er es unterließ, mich wie sonst zur Begrüßung zu küssen. Er tat das immer so besitzergreifend. Und da das hier mein Arbeitsplatz war und ich mich professionell verhalten wollte, war mir das nicht recht. Das hatte ich ihm vor ein paar Tagen gesagt und ich war froh, dass er darauf scheinbar nun Rücksicht nahm.
 

Ich blickte Sasuke fragend an und sah ein wenig unsicher zu Neji hinüber.
 

"Ist alles in Ordnung?"
 

"Ja", antwortete Sasuke entspannt.
 

"Hallo", sagte Neji zu mir.
 

"Wir kommen gerade vom Training", sagte Sasuke. "Du arbeitest noch ne Stunde, richtig?"
 

Ich bejahte.
 

"Gut. Ich muss mich sowieso durch was durcharbeiten, was mein Vater mir aufgetragen hat, dann kann ich das hier machen. Ich warte auf dich und bringe dich nachher nach Hause. Und dann nehme ich dich mit zu mir."
 

"Du sollst fragen und das nicht einfach entscheiden!", sagte ich belustigt. Doch eigentlich freute ich mich über sein nach wie vor vorhandenes Interesse, möglichst viel Zeit mit mir zu verbringen.
 

"Doch", sagte Sasuke grinsend. "In diesem Fall entscheide ich es einfach."
 

Ich schnaubte. "Idiot!"
 

Aber ich beließ es dabei. Wahrscheinlich wollte er sich bloß etwas vor Neji aufspielen.
 

"Und wieso seid ihr zusammen hier?", fragte ich neugierig und blickte wieder zu Neji, der geduldig neben Sasuke stand und uns zuhörte. Auch er wirkte ziemlich entspannt.
 

Ich sah aus dem Augenwinkel, wie meine Kollegin die beiden bewundernd musterte. Und da war sie nicht die Einzige. Zusammen wirkten Sasuke und Neji noch beeindruckender. Sie sahen einfach unglaublich gut aus und sie strahlten so viel Präsenz aus, dass es mir vorkam, als würde das den ganzen Raum ausfüllen. Man konnte sie einfach nicht übersehen.
 

"Mein Vater hat mir ebenfalls einiges aufgeladen", sagte Neji. "Und Sasuke hat mir angeboten mitzukommen und es auch hier zu erledigen."
 

Ich sah Sasuke überrascht an und er zuckte mit den Schultern.
 

"Hat sich so ergeben."
 

"Oh, okay!", sagte ich etwas verdutzt aber erfreut. "Moment, ich räume euch den Tisch dort drüben ab, dort habt ihr am meisten Platz und Ruhe!"
 

Während ich weiter meinen Aufgaben nach kam, wollte ich gerade interessiert beobachten, wie sie miteinander umgingen, doch ich wurde abgelenkt.
 

Stattdessen beobachtete ich nun mit leicht gerunzelter Stirn, wie der Mann mit der schiefen Nase nach vorne kam, um bei meiner Chefin zu bezahlen. Sobald Sasuke und Neji sich gesetzt und bei meiner Kollegin etwas bestellt hatten, hatte er seine Sachen zusammengepackt und war aufgestanden. Nun ging er.
 

Ich sah ihm irritiert nach. Konnte das ein Zufall sein? Langsam kam mir das etwas merkwürdig vor. Oder litt ich nun unter Verfolgungswahn? Aber ich konnte mir auch absolut keinen Grund vorstellen, warum mich der Mann beobachten sollte. Und warum er ging, wenn Sasuke auftauchte. Interesse schien er ja keines an mir zu haben. Mir kam ein merkwürdiger Gedanke, doch der gefiel mir nicht und ich schob ihn beiseite.
 

Ich schloss den Deckel des Zuckerglases, dass ich gerade neu befüllt hatte und blickte wieder zu Sasuke und Neji.
 

Sie saßen einander gegenüber, jeder vor seinem Laptop. Neji blickte konzentriert auf seinen Bildschirm. Sasuke sah dem Mann nach, der gerade gegangen war. Dann blickte er zu mir. Er hob fragend eine Augenbraue. Vermutlich weil er gesehen hatte, dass ich dem Mann nachdenklich hinterher geschaut hatte.
 

Ich ging zu ihnen hinüber, weil ich ohnehin ein Glas mit frisch aufgefülltem Zucker auf ihrem Tisch abstellen musste.
 

"Gibt es ein Problem mit dem Typen?", fragte Sasuke, kaum dass ich angekommen war.
 

Neji sah auf und blickte erst kurz zu Sasuke und dann zu mir.
 

Ich schüttelte den Kopf.
 

"Ich glaube nicht, wahrscheinlich ist es Zufall. Mir ist nur aufgefallen, dass er oft hier ist und dass er merkwürdigerweise immer geht, wenn du kommst."
 

Ich musterte Sasuke bei diesen Worten aufmerksam.
 

Er verengte die Augen.
 

"Es ist bestimmt Zufall!", wiederholte ich rasch. Sasuke sah gar nicht zufrieden aus.
 

Neji lachte leise.
 

"Mir dir zusammen zu sein, ist ganz schön Arbeit, was?", sagte er grinsend zu mir und sah dann zu Sasuke. "Bestimmt musst du die ganze Zeit Verehrer abwehren."
 

Sasukes Blick verfinsterte sich weiter und er musterte Neji kalt.
 

"Nicht nur Verehrer", sagte er eisig.
 

"Sorry", sagte Neji rasch. "Gerade ich sollte bei dem Thema den Mund halten, schon klar."
 

"Allerdings", sagte Sasuke kühl.
 

Ich legte rasch meine Hand auf Sasukes Schulter, in der Hoffnung ihn zu besänftigen. Ich hatte mich gerade darüber gefreut, dass sie sich ein wenig zu verstehen schienen.
 

Sie sahen sich einen Moment kühl an und ich wartete etwas nervös.
 

"Ja, es ist in der Tat viel Arbeit", sagte Sasuke schließlich und antwortete damit auf Nejis ursprüngliche Aussage ohne noch weiter auf das einzugehen, was er Neji wohl nach wie vor nicht so ganz verzeihen konnte. "Sie ist wie ein Magnet."
 

Ich schnaubte.
 

Er sah zu mir. "Soll ich etwas unternehmen?"
 

Ich schüttelte den Kopf. "Nein, bestimmt ist es Zufall. Ich sage dir Bescheid, wenn ich Hilfe brauche, ja?"
 

Er nickte.
 

Ich nahm eines der Zuckergläser von dem Tablett, das ich trug und stellte es auf den Tisch.
 

Den Rest meiner Arbeitszeit passierte nichts Spannendes mehr. Was gut war. Sasuke und Neji saßen ruhig beieinander und jeder konzentrierte sich auf seine Aufgaben.
 

Sie sprachen nicht wirklich miteinander, aber allein, dass sie hier gemeinsam saßen und friedlich waren, freute mich extrem. Und dann hatten sie das auch noch völlig freiwillig so entschieden. Ich hoffte wirklich, dass sie sich ein wenig anfreunden würden und gerade sah alles danach aus, dass das tatsächlich möglich sein könnte.
 

Und, seid ihr vorangekommen?", fragte ich und ließ mich auf einen Stuhl neben Sasuke fallen.
 

Ich war gerade mit meinen Stunden für diese Woche fertig geworden.
 

Sie sahen beide auf. Sasuke hob seine Hand und strich mir eine Haarsträhne nach hinten. Sein Blick war so liebevoll, dass ich lächeln musste.
 

"Ja", sagte Neji und klappte seinen Laptop zu. Sasuke tat es ihm gleich.
 

Neji warf einen Blick zu den Toiletten hinüber und dann zu seinen Sachen.
 

Sasuke grinste. "Du kannst gehen ohne dein ganzes Zeug einzupacken. Ich verspreche dir, ich werde die Gelegenheit nicht nutzen, um eure ganzen Firmengeheimnisse auszuspähen!"
 

Neji schnaubte belustigt. "Tu nicht so großspurig, du hättest genauso gezögert!"
 

Sasuke grinste. "Klar. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob man dir vertrauen kann und wenn mein Vater oder Madara das sehen würden, würden sie mich umbringen."
 

"Dito", gab Neji zurück. "Aber ich riskiere es jetzt einfach mal und vertraue dir."
 

Er erhob sich und ging.
 

"Das machst du doch nur, weil Sakura auch da ist!", rief Sasuke ihm grinsend nach.
 

Er wandte sich mir zu und legte seinen Arm um mich. "Deine Schicht ist beendet, also darf ich dich jetzt küssen, richtig?"
 

Ich lachte und küsste stattdessen ihn. Er wollte mich festhalten, um mehr zu bekommen, aber ich zog mich los.
 

"Ihr versteht euch immer besser, was?", fragte ich neugierig. "Es hat mich ein bisschen überrascht, dass du jetzt sogar anfängst freiwillig Zeit mit ihm zu verbringen. Wie genau hat sich das denn 'ergeben'?"
 

Er zuckte wieder mit den Schultern und schien zu überlegen, was er antworten sollte.
 

"Hmm", sagte er schließlich. "Wir haben nach dem Training ein wenig geredet und festgestellt, dass wir beide total vollgeplant sind. Ich hab das Zeug für die Schule zu erledigen und dann noch das, was mein Vater mir gibt, damit ich gut auf die Firma vorbereitet bin. Ich will das und ich schaffe das auch. Aber dabei habe ich mehr zu tun als Naruto oder die anderen. Dich vielleicht ausgenommen, weil du dich alleine um Essen und Haushalt kümmern musst. Jedenfalls komme ich mir manchmal etwas abgesondert vor. Ich muss gut planen und extrem fleißig sein, damit ich noch Zeit finde, was mit dir und den anderen zu machen. Und Neji geht es scheinbar genauso. Ich hatte einfach vorhin das Gefühl, dass er mich versteht, ohne, dass ich überhaupt darüber reden musste. Und da dachte ich, wir könnten uns ab und zu zusammen hinsetzen und den Kram erledigen. Aus Motivationsgründen. Natürlich dürfen wir uns nichts von dem zeigen, was wir da machen. Erwähne das nicht vor meiner Familie. Madara würde mir den Kopf abreißen.
 

"Ist er wirklich so schlimm wie alle sagen?" Neji war zurückgekommen und setzte sich wieder. Scheinbar hatte er den letzten Satz mitbekommen.
 

"Was sagen denn alle?", fragte Sasuke belustigt.
 

"Dass Madara Uchiha noch nie einen Prozess verloren hat und dass man gegen ihn nicht gewinnen kann. Und dass er eiskalt wäre und absolut keinen Skrupel hätte."
 

"Kann sein", sagte Sasuke beiläufig und fing an seine Sachen zusammen zu packen. "Ist auf jeden Fall besser, wenn Madara auf der selben Seite ist."
 

Sasuke fuhr mich nach Hause und half mir dann tatsächlich beim Einkaufen und Wäsche waschen. Natürlich nicht ohne Eigennutz. Er wollte, dass ich schnell fertig wurde und er mich übers Wochenende mit zu sich nehmen konnte. Und da ich ja ohnehin nicht gern alleine in dieser winzigen Wohung war, freute ich mich darüber. Zwar hatte ich nach wie vor einiges für die Schule und die Bewerbung zu erledigen, aber Sasuke würde auch zu tun haben und wir konnten genauso gut bei ihm sitzen und lernen.
 

Beinahe das ganze Wochenende hatten Sasuke und ich eine ziemlich traumhafte Zeit alleine bei ihm zuhause. Abgesehen von den Leuten, die dort arbeiteten. Denn ich traf weder auf seine Eltern noch auf Madara. Ich genoss die Zeit mit ihm, die ganzen Annehmlichkeiten und ich genoss es in Ruhe zu Lernen. Wenn man vor dem Kamin saß, während draußen der Schnee fiel, war das gar keine so schlechte Beschäftigung.
 

Bis zum Sonntagmorgen im Bett verdrängte ich die zwei Dinge, die ich ansprechen musste. Doch nun hatte ich das Gefühl, dass es wirklich Zeit wurde.
 

Zum einen musste ich, wie ich es mir vorgenommen hatte, ehrlich zu Sasuke sein. Zum anderen musste ich Sasuke eine etwas unangenehme Frage stellen. Und zwar möglichst unauffällig. Ich wusste nur nicht recht, womit ich anfagen sollte.
 

Ich entschied mich mit dem anzufangen, wo ich wenigstens wusste, was ich sagen wollte oder musste.
 

Ich rollte mich in Sasukes Arm auf die Seite, damit ich ihm ins Gesicht sehen konnte. Wir waren schon eine Weile wach, aber wir hatten noch nicht aufstehen wollen. Unter der Bettdecke war es herrlich warm und kuschelig.
 

Sasuke zog fragend eine Augenbraue hoch. Bis eben hatten wir etwas herumgealbert und wahrscheinlich fragte er sich, warum ich nun ernst aussah.
 

"Ich muss dir noch was sagen", fing ich an. "Und wahrscheinlich wird es dir nicht gefallen."
 

Er ließ mich los, stützte sich seitlich auf einen Arm und blickte mich aufmerksam an.
 

"Dann bring es besser schnell hinter dich", sagte er ein wenig misstrauisch. "Ich nehme an, es ist etwas, was du mir eigentlich seit Freitag sagen willst."
 

"Woher weißt du das?", fragte ich verdutzt.
 

"Du warst seltsam grüblerisch", antwortete er nüchtern. "Also? Ich warte."
 

"Okay", setzte ich an, "ich möchte allerdings anmerken, dass ich dir nur davon erzähle, weil wir beschlossen haben möglichst ehrlich miteinander zu sein und du es wissen wollen würdest. Ich erzähle es dir nicht, damit du was unternimmst oder weil ich mich unwohl fühle, ja?"
 

"Sakura...", sagte er drohend, weil ich ihn auf die Folter spannte.
 

"Dieser Dealer, der die Augen nach deinem Bruder aufhält, er kam am Freitag im Café vorbei."
 

Sasuke setzte sich ruckartig auf.
 

"Was?", fragte er scharf.
 

Ich richtete mich ebenfalls auf.
 

"Ja. Aber er hat sich nur einen Kaffee geholt. Er schien genauso überrascht darüber mich zu sehen, wie ich darüber war, ihn zu sehen. Er ist einfach wieder gegangen. Es ist nichts passiert. Ich sage es dir nur, damit du nicht das Gefühl hast, dass ich dir etwas verheimliche, wenn du es mitbekommst."
 

Das gefällt mir in der Tat nicht", sagte Sasuke säuerlich.
 

Er beugte sich zu seinem Nachttisch hinüber und griff nach seinem Smartphone.
 

"Rufst du ihn jetzt an?", fragte ich alarmiert.
 

"Allerdings", sagte Sasuke kühl und tippte die Nummer ein, die er scheinbar auswendig konnte und nicht eingespeichert hatte.
 

"Und sag mir jetzt nicht, dass ich mich nicht einmischen soll! Das tue ich nicht. Das würde ich, wenn ich dir sagen würde, dass du dir woanders nen Job suchen sollst. Das verkneife ich mir. Aber ich hab absolut keinen Bock, dass unberechenbare, drogenabhängige Leute irgendwo in deiner Nähe sind!"
 

Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Sasukes Smartphone hörte auf zu tuten, weil der Angerufene abgenommen hatte. Sasuke stellte es auf laut und hielt es zwischen uns.
 

"Hallo?", fragte der Mann verschlafen und ein wenig gereizt. Vielleicht hatte der Anruf ihn geweckt.
 

"Ich bin's", sagte Sasuke kühl.
 

"Was gibt's?" Jetzt klang er wacher und ein wenig alarmiert.
 

"Ich wollte dich bloß darüber informieren, dass du dir deinen Kaffee in Zukunft woanders holen wirst", sagte Sasuke kühl.
 

"Ahh, sie hat es dir also doch erzählt. Die ist dir wohl wichtig, was?"
 

Ich hatte das Gefühl, dass er irgendwie ein wenig betreten klang. Aber wieso? Bildete ich mir das ein?
 

"Haben wir uns verstanden?", fragte Sasuke kalt.
 

Es herrschte eine Weile Schweigen.
 

"Schon gut", sagte der Mann schließlich. "Wenn's dir so wichtig ist, komme ich ihr nicht mehr zu nahe. Ich will keinen Stress. Ich wusste nicht, dass die da arbeitet, okay? Und ich hoffe sie hat dir keinen Scheiß erzählt, ich hab nämlich nur Kaffee gekauft. Ich hab gar nichts gemacht!"
 

"Gut. Das war alles", sagte Sasuke. "Wenn ich nichts Gegenteiliges höre, zeige ich mich dafür vielleicht bei Gelegenheit erkenntlich."
 

"Oh!", sagte er Mann erfreut. "Einverstanden! Du kannst dich drauf verlassen!"
 

Sasuke legte auf und warf sein Smartphone neben sich aufs Bett.
 

Er sah mich an. "Bist du jetzt sauer?"
 

"Nein", sagte ich lächelnd. "Bin ich nicht."
 

"Gut", sagte er zufrieden.
 

"Und wenn ich es gewesen wäre?", fragte ich belustigt.
 

Er grinste. "Dann hätte wohl etwas Wiedergutmachung leisten müssen. Irgendwas wäre mir schon eingefallen. Aber da habe ich wohl Glück gehabt!"
 

Ich musste lachen. "Naja, so richtig scharf darauf war ich jetzt auch nicht, dass der mir ständig über den Weg läuft!"
 

Sasukes Grinsen verwandelte sich zu einem gefährlich aber ziemlich heiß aussehenden Lächeln.
 

"Ahhh, also bist du mir eigentlich dankbar!"
 

"So weit würde ich auch nicht gehen!", sagte ich mit underdrücktem Lachen und kroch ein Stück auf dem Bett zurück, weil er sich mir näherte. Und zwar so langsam und kontrolliert, dass es irgendwie ziemlich bedrohlich wirkte, obwohl ich ja wusste, dass er mir nichts tun würde.
 

"Hmm", machte er genüsslich und kroch über mich. "Ich glaube doch. Deine hübschen Augen haben dieses bewundernde Glitzern."
 

"Sicher nicht! Du hast doch Wahnvorstellungen!", sagte ich lachend und fing an mit ihm zu kämpfen, weil er mir zu Nahe kam.
 

Ich war gerade entschieden zu gemütlich für Sex und außerdem wollte ich noch etwas fragen. Aber dabei musste ich behutsam und konzentriert vorgehen. Das konnte ich nicht, wenn ich mich nach ihm sehnte.
 

Sasuke legte sich mit seinem ganzen Gewicht auf mich, um mich zu fixieren und hielt mit einer Hand meine beiden Handgelenke fest. Sein Gesicht war ganz nah vor meinem. Weiter tat er nichts. Er betrachtete mich nur zufrieden und strich mit dem Zeigefinger seiner freien Hand zärtlich über meine Wange.
 

"Sasuke?", flüsterte ich.
 

"Hm?"
 

Ich entschied es durchzuziehen.
 

"Das ist nur so eine allgemeine Frage", fing ich an und wurde dann unterbrochen, weil er mich kurz küsste. Er schien nicht so richtig zuzuhören und vielleicht war das ganz gut so.
 

"Würdest du jemanden anheuern, um mich bewachen zu lassen?", fragte ich gerade heraus. Ich dachte an den Mann mit der schiefen Nase.
 

"Wieso fragst du?", wollte er wissen, aber er war damit beschäftigt über meine Seite zu streichen und an meinen Haaren zu riechen.
 

"Nur so", sagte ich beiläufig.
 

Ich litt wohl wirklich unter Verfolgungswahn. Er schob seinen freien Arm unter meinen Rücken, umfasste meine Taille und gab mir noch einen kurzen Kuss.
 

"Klar würde ich", sagte er beiläufig und seine Lippen kitzelten an meinem Hals. "Wenn ich das Gefühl hätte, dass das aus irgendeinem Grund nötig wäre, würde ich das tun."
 

"Ernsthaft?", entfuhr es mir empört.
 

Er brummte und hob wieder seinen Kopf, um mir ins Gesicht zu sehen.
 

"Also muss ich jetzt die ganze Zeit damit rechnen, dass du mich überwachen könntest?", fragte ich ziemlich unzufrieden. "Das geht nicht Sasuke, ich-"
 

Er küsste mich wieder und ich konnte nicht weiter sprechen. Er war überhaupt nicht an dem Gespräch interessiert.
 

"Jetzt reg dich nicht auf Prinzessin", raunte er, nachdem er mich wieder freigegeben hatte. "Ich würde das doch nicht heimlich machen. Ich würde dir das natürlich vorher mitteilen."
 

"Wie gnädig!", schnaubte ich.
 

Aber ich war erleichtert. Ich glaubte ihm. Es hatte ehrlich geklungen. Und er würde mich nicht anlügen, nachdem ich eben ehrlich zu ihm gewesen war. Dieser Mann im Café war einfach nur zufällig da.
 

"Sind damit jetzt alle Fragen beantwortet und du kannst dich auf mich konzentrieren?", fragte Sasuke mit einem hungrigen Lächeln. "Ich will Aufmerksamkeit!"
 

"Ich glaube nicht, dass du noch mehr Aufmerksamkeit brauchst Sasuke Uchiha!", sagte ich und unterdrückte ein Lachen.
 

Er lächelte schief.
 

"Doch. Das wurde mir auch gerade erst klar, bis eben war ich völlig friedlich. Aber ich kann nichts dafür, dass du so unglaublich heiß bist! Das weckt in mir gewisse Bedürfnisse!"
 

Ich sträubte mich noch ein wenig aus Spaß aber dann hatte ich auch ziemlich Lust und war total bei der Sache.
 

Als wir schließlich schwer atmend nebeneinander lagen, fiel mir ein, dass ich noch etwas erwähnen musste.
 

"Es könnte übrigens sein, dass Hinatas Mutter deiner Mutter erzählen wird, dass ich in diesem Café arbeite. Meinst du, deine Familie wird etwas dagegen haben?"
 

Er drehte den Kopf zu mir und grinste. "Vermutlich. Aber darum darfst du dich schön alleine kümmern Prinzessin."
 

Ich verzog verärgert das Gesicht.
 

Er lachte. "Guck nicht so. Damit kriegst du mich nicht weich. Es gefällt mir nicht, dass du da arbeitest. Ich sehe ein, dass mich das nichts angeht und ich halte mich raus. Aber du kannst nicht von mir erwarten, dass ich dir helfe den Job zu behalten, wenn ich eigentlich gar nicht will, dass du ihn behälst."
 

"Tss", machte ich und fühlte mich dabei wie Sasuke. "Ich werde ihn aber behalten."
 

"Versuch es", sagte er belustigt. "Ich werde mir das genüsslich anschauen."
 

Ich packte ein Kissen und schmiss es in sein Gesicht. "Idiot!"
 

Sollte er machen was er wollte. Ich würde mir nicht vorschreiben lassen, was ich zu tun hatte!
 

Trotz dieses festen Entschlusses war ich ein wenig nervös, als am Abend erst Sasukes Mutter und zwei Minuten später auch Fagaku und Madara nach Hause kamen.
 

Ich saß gerade mit Sasuke im Wohnzimmer auf einem der Sofas und wir waren am Lernen für die Biologie Klausur bei Orochimaru am Montag.
 

Es stellte sich heraus, dass Madara und Fugaku das ganze Wochenende in der Firma gewesen waren, weil es scheinbar irgendein Problem zu lösen gab und Mikoto hatte wohl das Wochenende erst bei Freundinnen verbracht und dann heute ihren Wellness Tag gehabt.
 

Weil es schonmal so gewesen war, befürchtete ich, dass sie dort auch Hinatas Mutter getroffen haben könnte. Und die bestimmte Art, mit der Mikoto mich aufforderte zu bleiben und mit ihnen zu essen, ließ mich vermuten, dass sich diese Befürchtung leider bewahrheiten würde.
 

Und so war es schließlich auch.
 

Doch zunächst bekam sie keine Gelegenheit die Sache anzusprechen, weil Fugaku und Madara etwas zu sagen hatten. Fugaku teilte ihr mit, dass Danzo Shimura und seine Frau nach dem Essen noch vorbeikommen würden.
 

Ich erinnerte mich an den Namen. Das waren die Eltern von Temari. Und diese Familie war ja scheinbar mit den Uchihas befreundet. Allerdings wunderte ich mich darüber, dass niemand wirklich begeistert wirkte. Nur Mikoto reagierte mit Freude auf diese Mitteilung. Allerdings so gekünstelt, dass ihr das niemand abnahm.
 

"Temari kommt aber nicht mit, oder?", fragte Sasuke genervt.
 

"Das nehme ich nicht an, nein", antwortete sein Vater ihm sachlich. "Und du brauchst auch nicht dabei zu sitzen, du kannst gerne deinen Abend mit Sakura verbringen."
 

"Wie kommt's?", fragte Sasuke ein wenig unnötig provokativ, wie ich fand. "Sonst wollt ihr mich doch immer vorführen, damit alle sehen, wie perfekt ich bin."
 

"Sei nicht so kindisch, das steht dir nicht", sagte Madara steng zu ihm.
 

"Wir haben etwas zu besprechen, was ein wenig Feingefühl erfordert", fügte Fugaku hinzu.
 

Nun sah Sasuke neugierig auf. "Gibt es ein Problem mit ihnen?"
 

"Eventuell", sagte Madara.
 

Mikoto sah nun auch beunruhigt zu ihrem Mann.
 

"Wir kümmern uns darum", sagte Fugaku nur. Er blickte seine Frau und seinen Sohn an. "Sagt einfach nichts, was uns schaden könnte. Auch nicht zu Temari."
 

"Ich rede sowieso nicht mit der", sagte Sasuke ziemlich unfreundlich.
 

"Umso besser", erwiderte Fugaku und überging Sasukes Tonfall.
 

Sasuke versuchte nochmal zu erfahren, was es für ein Problem gab, aber weder sein Vater noch sein Onkel schienen besonders auskunftsfreudig zu sein und Fugaku wies ihn darauf hin, dass er sich auf seine Noten und seine Aufgaben konzentrieren solle.
 

Sasuke schien das gar nicht zu gefallen und ich musste mir ein Schmunzeln verkneifen, da ich es einfach nicht gewohnt war, dass er nicht bekam, was er wollte. Wenn das der Fall war, wurde er entweder wütend oder er schmollte ein wenig. Zumindest wenn es ihm wichtig war. Das war wirklich etwas kindisch. Aber ich fand es amüsant. Das machte ihn menschlicher und weniger perfekt. Gegen Madara oder seinen Vater kam er einfach nicht an, wenn er keine Druckmittel hatte. Noch nicht. Ich befürchtete ja ein bisschen, dass er mal ganz genauso werden würde wie die beiden. Aber immerhin hörte Sasuke ein wenig auf mich.
 

Doch die Belustigung verging mir ziemlich schnell, als Mikoto nun doch Gelegenheit fand, die Sache mit dem Job im Café zu erwähnen. Natürlich hatte sie Hinatas Mutter bei ihrem Wellness Tag getroffen und natürlich hatte diese sie sofort darauf angesprochen. Und natürlich fand Mikoto das überhaupt nicht angemessen.
 

Ich warf Sasukes Vater einen Blick zu, aber der saß neben Madara, blickte streng drein und ließ sich ansonsten wie immer nicht anmerken, was er dachte. Sasuke hielt sich wie angekündigt raus.
 

Also versuchte ich Mikoto zu erklären, dass ich den Job gerne machen wollte, weil es mir Spaß machte, weil ich das Geld brauchte und weil es mich an meine Mutter erinnerte. Das einzige, was sie verstand, war das letzte Argument. Aber das schien ihr als Begründung nicht auszureichen.
 

"Sasuke kann dir Geld geben, wenn du welches brauchst! Vor allem, wenn es nur um diese Klassenfahrt geht!", sagte sie verständislos. "Dafür brauchst du doch keine Zeit verschwenden, die du auch zum Lernen nutzen könntest!"
 

Ich hätte ihr gerne gesagt, dass ich keine Lust hatte, derart von Sasuke abhängig zu sein und in seiner Schuld zu stehen, nur konnte ich das nicht ohne sie zu beleidigen. Sie schien nämlich total von ihrem Mann abhängig zu sein.
 

Daher konnte ich also mein Hauptargument nicht verwenden und musste aushalten, dass sie etwas verärgert schien, dass ich dennoch darauf beharrte, dass ich den Job weiter machen würde.
 

"Das passt nicht zu dieser Familie!", sagte sie. "Und das sehe nicht nur ich so! Meine Freundinnen und Bekannten waren genauso entsetzt. Sie denken nun, dass wir dich nicht akzeptieren, weil wir dich nicht unterstützen! Willst du lieber starrköpfig sein und hinnehmen, dass man dich für eine billige Affäre von Sasuke hält?"
 

Ehrlich gesagt war es mir ziemlich egal, wofür mich ihre Freundinnen hielten. Nur konnte ich das auch nicht sagen ohne extrem unhöflich zu sein.
 

Mikoto wandte sich an ihren Sohn. "Was hälst du denn davon Sasuke? Rede ihr das doch bitte aus!"
 

"Hab ich versucht, hat nicht funktioniert", sagte er schulterzuckend. "Mir gefällt das auch nicht aber ich halte mich da raus."
 

Mikoto sah zu Fugaku und Madara. "Verbietet es ihr!"
 

Sasuke und ich wandten uns ihnen ebenfalls zu. Nun würde ich mich mit den beiden auseinandersetzten müssen und davor graute es mir wirklich.
 

Madara und Fugaku musterten mich beide ausdruckslos. Ich fühlte mich mal wieder schrecklich. Ich warf Sasuke einen kurzen ärgerlichen Blick zu, weil er grinste.
 

"Was gibt es da zu lachen?", fragte Madara kalt an Sasuke gewandt. "Willst du, dass wir es ihr verbieten? Du solltest dich lieber um dich kümmern. Ich habe gehört, du verbringst neuerdings unnötig viel Zeit mit Neji Hyuga."
 

Diese Aussage sorgte dafür, dass alle Aufmerksamkeit von mir sofort zu Sasuke wechselte. Der verzog verärgert das Gesicht.
 

"Woher hast du das denn?", wollte er wissen.
 

"Das tut nichts zur Sache", sagte Madara kühl. "Ich möchte dir allerdings dringend davon abraten. Gerade in der jetzigen Lage, sollte keine ungünstige Information an Neji Hyuga gelangen."
 

"Welche Lage?", wollte Sasuke wieder wissen, aber sein Vater schnitt ihm das Wort ab.
 

"Halte dich einfach fern von ihm!", sagte er in einem so strengen Tonfall, dass das Thema beendet war.
 

Dann wandte er sich mir zu.
 

"Und nun zu dir", sagte er und mich überlief bei dem Tonfall ein Schauer. "Warum willst du diesen Job machen? Sag es mir. Offen und ehrlich."
 

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und sah ihm fest in die Augen. Das kostete mich mal wieder all meine Kraft.
 

"Ich möchte eigenständig und unabhängig sein. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich weiß Ihre Großzügigkeit und Ihre Hilfsangebote wirklich zu schätzen. Ich bin dankbar dafür. Aber es fühlt sich falsch an das anzunehmen. Ich möchte meinen Weg aus eigener Kraft gehen. Ich möchte mir selbst verdienen, was ich habe. Ich möchte das tun, damit ich stolz auf mich sein kann, damit ich lernen und mich entwickeln kann und damit ich mich Sasuke nicht unterlegen fühle. Ich möchte nicht von ihm abhängig sein. Und ich werde diesen Job machen, auch wenn Sie alle dagegen sind! Das können Sie mir nicht verbieten. Sie können mich nicht zwingen damit aufzuhören, das ist nicht Ihre Entscheidung sondern allein meine!"
 

Madara sah ein wenig belustigt aus.
 

"Wir können dich zwingen. Wir können dafür zahlen, dass du entlassen wirst, wir können das Café kaufen, wir können das Gebäude kaufen und das Café schließen. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten."
 

"Ja", sagte Fugaku ruhig. "Aber das werden wir nicht."
 

"Nein", sagte auch Madara ruhig. "Das ist nicht nötig. Wir sind zu reich und zu mächtig, als dass es uns zu interessieren braucht, was irgendjemand über Sasukes Partnerin denkt. "
 

"Genau", sagte Fugaku. "Solange es dich nicht interessiert, dass geredet werden wird, soll es mir auch egal sein. Außerdem hast du mich überzeugt."
 

Ich starrte ihn irritiert an.
 

"Deine Antwort hat mir gefallen", fuhr er fort. "Es ist nichts Falsches an ehrlicher Arbeit. Dabei lernt man den Wert der Dinge zu schätzen und das formt den Charakter. Mach den Job, wenn du es so sehr willst."
 

"Oh", sagte ich verdutzt. "Gut, danke!"
 

Damit hatte ich jetzt gar nicht gerechnet.
 

"Nun gut!", sagte Mikoto seufzend. "Wenn ihr das so seht, ist es wohl in Ordnung. Dann muss ich meinen Freundinnen sagen, dass sie sich um ihre eignen Angelegenheiten kümmern sollen."
 

"Gut gemacht", sagte Sasuke belustigt, als wir die Treppe zum oberen Stockwerk hinauf gingen, um zurück in sein Zimmer zu gehen. Wir hatten entschieden, dass ich noch eine Nacht hierbleiben würde und wir morgen zusammen zur Schule fahren würden.
 

Nach Fugaku Uchihas überraschend positiver Reaktion hatten sie uns hinaus geschickt, weil sie ihr Vorgehen für das Treffen mit den Shimuras besprechen wollten.
 

"Ich glaube mein Vater fängt gerade an, dich zu respektieren", sagte Sasuke und hielt mir die Tür auf. "Zumindest über die Stufe, dass du bloß geduldet wirst, scheinst du hinaus zu sein."
 

"Findest das jetzt gut oder schlecht?", fragte ich ebenfalls belustigt, als er die Tür hinter uns schloss.
 

Er grinste. "Also ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn er es dir verboten hätte. Aber andererseits bin ich ziemlich stolz darauf, wie gut du dich behaupten kannst."
 

Ich lachte.
 

"Meinst du Madara hätte wirklich ein Haus gekauft, nur damit ich den Job loswerde?", fragte ich skeptisch.
 

"Klar", sagte Sasuke. "Wenn es ihn wirklich gestört hätte definitiv. Aber du hast ihn ja gehört. Im Grunde interessiert es ihn nicht. Und weil mein Vater es akzeptiert hat, wird er nichts unternehmen. Er hört auf ihn."
 

"Ihr seid alle gruselig!", sagte ich mal wieder und Sasuke lachte.
 

Doch beim Einschlafen interessierte mich das alles nicht mehr. Ich kuschelte mich an Sasuke und das beruhigte mich ein wenig, aber ich dachte nur noch an die Bioklausur am nächsten Tag.
 

Normalerweise war ich vor Klausuren nicht nervös. Ich war klug und hatte gut gelernt. Aber ich musste von Orochimaru eine Empfehlung bekommen, weil Biologie nunmal mein Hauptfach im Studium sein würde. Und wenn ich keine Empfehlung bekam, brauchte ich die Bewerbung für das Stipendium gar nicht erst abgeben.
 

Nur mochte Orochimaru mich nicht. Er mochte niemanden. Aber mich besonders wenig. Und darum musste diese Klausur einfach perfekt werden.

Vergangenheit

Die Klausur an sich lief gut. Die Probleme fingen erst danach an.
 

Ich war am morgen immer noch etwas nervös gewesen. Sasuke fand das 'süß' und fing an sich darüber lustig zu machen. Ich sagte ihm wütend, dass das eben sehr wichtig sei für meine Pläne und er fing an zu lachen, weil er das natürlich wusste und er meinte, er hätte mich bloß ablenken wollen. Immerhin sei ich jetzt wütend statt nervös und das sei doch ein Fortschritt. Das brachte er mit so einer Überzeugung vor, dass ich schließlich auch anfing zu lachen.
 

Danach waren meine Gedanken tatsächlich nicht mehr ganz so auf die Sache fixiert und ich fühlte mich wieder etwas lockerer.
 

Als wir in die Küche kamen, um etwas zu frühstücken, trafen wir auf Madara und Obito, die die Köpfe zusammengesteckt hatten und über irgendwelchen Dokumenten brüteten. Sie sahen auf, als wir hereinkamen und Obito begrüßte uns. Seit Madara ihn zurechtgewiesen hatte, war er tatsächlich ein wenig freundlicher und respektvoller Sasuke und mir gegenüber.
 

"Wie lief es gestern mit den Shimuras?", wollte Sasuke wissen.
 

"Wie erwartet", gab Madara zurück, ohne mehr darauf einzugehen.
 

"Und das heißt was genau?", fragte Sasuke genervt.
 

"Das es ein Problem gibt, aber du dich nicht damit zu beschäftigen brauchst", sagte Madara. "Dein Vater findet, dass du dich noch früh genug um solche Sachen kümmern wirst und du hast noch eine Menge zu lernen, bevor du in der Lage bist, Situationen richtig beurteilen zu können. Mach dir keine Sorgen. Es gibt keine Probleme, die dein Vater und ich nicht lösen können. Aber tu was ich dir sage und halte dich von Neji Hyuga fern."
 

Sasuke verzog verärgert das Gesicht. "Jaaa ihr könnt alles lösen, außer bei Itachi, da könnt ihr nicht-", setzte er an aber Madara schnitt ihm rasch das Wort ab. Obito hatte neugierig aufgeschaut, er war wahrscheinlich nur so halb im Bilde über Itachi.
 

"Spar dir das", sagte Madara streng. "Das ist nicht zielführend und hilft niemandem."
 

Danach war Sasuke derjenige von uns beiden, der schlecht gelaunt gewesen war und ich verbrachte die Autofahrt zur Schule damit, ihn etwas aufzumuntern. Es klappte. Als er bei der Schule parkte, war er wieder besser drauf. Und ich hatte dadurch auch keine Zeit gehabt, an den Druck wegen der Klausur zu denken, den ich mir selbst machte.
 

"Wieso denkst du, dass du dich von Neji fernhalten sollst?", fragte ich Sasuke leise, als wir später in der Mittagspause in der Bibliothek saßen und die anderen uns gerade keine Beachtung schenkten. Alle schauten sich nochmal ihre Aufzeichnungen für Bio an, um in letzter Sekunde noch ein wenig den Stoff aufzufrischen.
 

Er schien zu überlegen.
 

"Ich weiß nicht genau. Wahrscheinlich vermuten Madara und mein Vater, dass es irgendein Problem mit den Hyugas und deren Firma gibt. Vielleicht planen die irgendwas gegen uns, eventuell sogar mit den Shimuras zusammen. Vielleicht wollen sie uns schaden, um unsere Position auf dem Markt zu schwächen. Wahrscheinlich denken mein Vater und Madara, dass Neji davon weiß und dass er Zeit mir mir verbringt, weil er irgendetwas vor hat."
 

Ich sah ihn entsetzt an. "Aber ich dachte eure Familie ist mit den Shimuras befreundet?"
 

Sasuke zuckte mit den Schultern. "Solche Freundschaften halten oft genau so lange, wie man sich gegenseitig nutzt. Ich hatte nie das Gefühl, dass das eine Freundschaft ist, die auf echter Zuneigung beruht."
 

"Aber das ist schrecklich!", sagte ich. "Wir können doch jetzt nicht Neji meiden, nur weil dein Vater ihn verdächtigt irgendwas zu planen! Neji versucht doch gerade sich zu ändern und sich mit dir zu verstehen. Das ist wahrscheinlich schwer genug für ihn, wir können ihn jetzt nicht total vor den Kopf stoßen! Am Ende geht es ihm dann noch schlechter und er wird wieder total fies!"
 

"Ich weiß nach wie vor nicht richtig, was ich von Neji halten soll", sagte Sasuke. "Aber mich interessiert eher, woher Madara wusste, dass ich mehr Zeit mit ihm verbracht habe als normalerweise."
 

"Vielleicht hat Neji es zuhause erzählt?", fragte ich. "Und Hinatas Mutter hat es deiner Mutter erzählt?"
 

"Hm, vielleicht." So richtig überzeugt sah er nicht aus.
 

Dann läutete es zum Pausenende und meine Gedanken waren wieder bei der Bioklausur.
 

"Das klappt schon!", sagte Sasuke vollkommen zuversichtlich und gab mir einen aufmunternden Klaps auf den Rücken, als wir den Klassenraum betraten und wir uns trennen mussten, um jeder zu unserem Platz zu gehen. "Du kannst das. Besser als nötig!"
 

Als ich das Blatt umdrehte, verbat ich mir, die Aufgaben zu überfliegen. Ich bearbeitete eine nach der anderen. Mit jeder Aufgabe fühlte ich mich besser. Ich wusste alles, was abgefragt wurde. Und am Ende hatte ich tatsächlich das Gefühl, jede Frage gut beantwortet zu haben. Mein Vater wäre stolz auf mich gewesen. Trotzdem ging nochmal alles durch, um ganz sicher zu gehen, dass ich nichts vergessen oder übersehen hatte.
 

Als ich schließlich nach vorne ging, um abzugeben, hatte ich ein positives Gefühl. Ich würde eine gute Note bekommen und dann musste Orochimaru mir einfach ein Empfehlungsschreiben ausstellen, ob er mich nun mochte oder nicht.
 

Einen Moment später war ich mir da doch nicht mehr zu einhundert Prozent sicher. Denn als ich gerade meine Arbeit auf dem Pult ablegen wollte, machte Orochimaru eine beiläufige Bewegung und meine Zettel glitten von seinem Scheibtisch auf den Boden.
 

"Passen Sie doch auf!", sagte er, als ob das meine Schuld gewesen wäre. Er war so ein Mistkerl!
 

Aber ich wollte nicht mit ihm streiten, also entschuldigte ich mich einfach, bückte mich und ob die Zettel wieder auf. Ich legte sie erneut ab und wandte mich um, um zurück zu meinem Platz zu gehen.
 

Mein Blick streifte Sasuke und ich schüttelte rasch kaum merklich den Kopf, damit er sich raus hielt. Er schien den Vorfall beobachtet zu haben und sah schon wieder ziemlich streitlustig aus.
 

Bloß konnte ich das gerade nicht gebrauchten. Auch wenn ich es schön fand, dass er mich immer verteidigen wollte. Doch er würde es wieder übertreiben und das war einfach nicht förderlich, wenn ich Orochimaru bitten wollte, dass er mir die Empfehlung ausstellte.
 

Das und das Empfehlungsschreiben vom Jugendamt waren die einzigen beiden Dokumente, die ich für die Stipendiumsbewerbung noch brauchte, ansonsten war alles fertig zur Abgabe.
 

Mit dem Jugendamt würde es kein Problem geben. Ich hatte mich nach der Klassenfahrt wieder mit meiner Betreuerin getroffen und sie war ziemlich zufrieden mit mir gewesen. Alles lief gut. Zumindest dachte ich das zu diesem Zeitpunkt noch. Unsicher wurde ich, was das anging, erst, als im Laufe der Woche zwei Dinge passierten, die ich nicht vorhergesehen hatte.
 

Bis zum Freitag verbrachte ich eine arbeitsame aber normale, glückliche Woche und es gab nichts, was besonders schlecht lief.
 

Zwar war der Mann mit der schiefen Nase nach wie vor im Café, aber nach wie vor war ich mir nicht sicher, ob ich einfach unter Verfolgungswahn litt und weil er nichts tat, außer zu existieren, machte ich mir darüber auch nicht allzu viele Gedanken.
 

Sasuke behandelte Neji nach wie vor freundlicher als früher. Er schien erstmal abwarten zu wollen, bevor er sich ein Urteil bildete. Und da Neji auch freundlich zu ihm war, schienen die beiden sich auch nach wie vor gar nicht so schlecht zu verstehen. Eigentlich hatte ich das Gefühl, dass sie immer mehr Gemeinsamkeiten entdeckten und sich sogar immer besser verstanden.
 

Im Freundeskreis schien alles in Ordnung zu sein, abgesehen davon, dass Kiba, Ino und Karin etwas gereizt waren und sich ziemlich Druck wegen der Klausuren machten. Das taten die anderen auch, aber anders als die drei ließen sie ihre schlechte Laune deswegen nicht so sehr heraus.
 

Hinata schien es ihren Eltern fürs erste ausgeredet zu haben, Naruto wegen seiner Zukuftspläne auf den Zahn fühlen zu wollen und sie schien ziemlich erleichtet, dass das geklappt hatte.
 

Und auch dieser Dealer schien sich an Sasukes Anweisung zu halten, denn er tauchte nicht nochmal im Café auf und ich sah ihn nicht wieder. Leider gab es aber auch keine Neuigkeiten von Itachi und Sasuke glaubte immer mehr daran, dass der Mann ihn gar nicht wirklich gesehen hatte.
 

Das erste, was mich schließlich doch befürchten ließ, dass nicht alles vollkommen glatt laufen würde, war, dass meine Betreuerin mir für Donnerstag nach der Schule einen außerplanmäßigen Termin reindrückte. Soweit war das kein Problem, da ich es rechtzeitig zu meiner Schicht im Café schaffen würde, doch fragte ich mich, was sie wollen könnte.
 

Als sie schließlich bei mir eintraf, war sie in Begleitung einer weiteren Frau. Sie schien ein paar Jahre älter zu sein und sah mit ihren schmalen Lippen und ihren zurückgebundenen Haaren unglaublich streng aus. Sofort war ich froh, dass nicht sie für mich zuständig war.
 

Jedoch hielt diese Freude nicht lange an, denn wie sich herausstellte, würde meine Betreuerin aus familiären Gründen aufhören. Und die streng aussehende Frau würde hier ihre Stelle übernehmen und somit eben nun doch für mich zuständig sein.
 

Ich versuchte rasch meine Betreuerin zu bitten, sich vorher noch um das Empfehlungsschreiben zu kümmern, aber sie meinte dafür sei sie schon nicht mehr zuständig. Überhaupt tue es ihr leid, dass ich erst so kurzfristig davon erführe, aber leider habe sich alles sehr spontan so entwickelt.
 

"Darum werde ich mich kümmern, nachdem wir ein bis zwei Gesprächstermine gehabt haben. Ich muss dich schließlich erstmal etwas kennenlernen, um etwas Passendes zu formulieren", sagte die streng aussehende Frau und damit war das Thema leider erledigt.
 

Das zweite, was nicht gut war, passierte kurz vor Ende meiner Schicht im Café. Eigentlich war das nicht nur nicht gut, es war sogar richtig schlecht. Im Nachhinein fragte ich mich, wieso ich nicht damit gerechnet hatte. Eigentlich hätte ich fast erwarten können, dass er mich finden würde. Doch in diesem Fall war ich vielleicht wirklich ein wenig nativ gewesen und hatte mich Wunschdenken hingegeben.
 

Und so erwischte mich sein Auftauchen völlig unvorbereitet. Bis eben waren Hinata, Kiba und Shikamaru noch da gewesen und hatten Kaffee getrunken und ein wenig zusammen gelernt. Gerade waren sie gegangen und ich räumte die letzten Sachen zusammen, um Feierabend zu machen.
 

"Hallo Kirschblüte."
 

Bei dem Klang seiner Stimme ließ ich beinahe das Glas mit den Cookies fallen. Doch ich konnte mich gerade noch zusammenreißen und stellte es sorgfältig hinten in der Ecke des Cafés in dem Regal mit den zum Verkauf stehenden Süßigkeiten ab.
 

Erst dann drehte ich mich um.
 

Im ersten Moment wusste ich gar nicht so richtig, was ich fühlen sollte. Auf jeden Fall fühlte ich Verwirrung. Was tat er hier? Woher wusste er, dass ich hier war? Er hatte gar nicht überrascht geklungen. Auf die Verwirrung folgte sofort ein Gefühl von Sorge und Unwohlsein. Er würde Probleme machen.
 

"Hallo Sai", sagte ich und ich war erleichtert zu hören, dass ich es schaffte meine Stimme möglichst unbeeindruckt klingen zu lassen. Vor ihm wollte ich auf gar keinen Fall schwach wirken. Nicht noch einmal.
 

"Das ist aber keine sehr enthusiastische Begrüßung meine Liebe!", sagte mein Ex-Freund mit seinem gewohnt süffisanten Lächeln, das ich einmal, warum auch immer, anziehend gefunden hatte.
 

"Hast du ernsthaft eine andere Begrüßung erwartet, nachdem ich all deine Nachrichten ignoriert habe?", fragte ich ihn kühl.
 

"Nein."
 

Er lächelte immer noch auf diese hinterhältige, überhebliche Art und das machte mich beinahe wahnsinnig.
 

Ich musste mich extrem bemühen ruhig und entspannt zu wirken, denn innerlich war ich mehr als nur aufgewühlt. Weil er hier aufgetaucht war. Weil ich aus dem Augenwinkel wahrnahm, dass der Mann mit der schiefen Nase uns beobachtete und mir das nun doch langsam extrem suspekt vorkam. Weil ich befürchtete, dass Sai nicht einfach so wieder verschwinden würde, wenn ich ihn freundlich darum bat. Und weil Sasuke gleich kommen und mich abholen würde. Und die beiden wollte ich wirklich ungern zusammen in einem Raum haben. Bloß fiel mir partout nicht ein, was ich nun dagegen unternehmen sollte.
 

"Ist diese Begegnung ein Zufall?", fragte ich kühl an Sai gerichtet.
 

Er lächelte nur überheblich und musterte mich viel zu intensiv. Dabei war mir unwohl.
 

"Hast du nach mir gesucht?", fragte ich weiter und klang langsam doch ein klein wenig gereizt. "Wusstest du, dass du mich hier finden würdest?"
 

Sais Lächeln wurde breiter.
 

"Ja. Hast du wirklich geglaubt, dass du einfach so Schluss machen und verschwinden könntest, Sakura? Hast du ernsthaft geglaubt, dass ich dich nicht finden würde?"
 

Ich warf ihm einen ärgerlichen Blick zu.
 

"Woher wusstest du, dass ich hier bin?"
 

Eine Sekunde später hatte ich das Gefühl, dass ich gar nicht hätte fragen brauchen. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
 

"Daraus, dass sich deine hübschen Äuglein gerade vor Schreck geweitet haben, schließe ich, dass du soeben von selbst dahinter gekommen bist, nicht wahr?", fragte Sai und er klang auf eine fiese Art belustigt. "Ich habe meinem Dealer gesagt, dass er doch bitte die Augen nach einer außergewöhnlich hübschen jungen Frau mit deiner ziemlich auffälligen Haarfarbe aufhalten soll. Ich dachte, irgendwann brauchst du Gras und kaufst bei irgendjemandem was und er würde davon hören. Aber damit hatte ich wohl kein Glück. Bis er dich dann offenbar rein zufällig hier in diesem Café beim Arbeiten getroffen hat. Und weil ich ihm Geld versprochen habe, wenn er mir hilft dich zu finden, hat er es auch direkt ausgeplaudert. Gut gelaufen für mich und schlecht für dich."
 

"Na schön", sagte ich ziemlich herzlos. Das war wirklich richtig blöd gelaufen. "Dann hast du mich jetzt also gefunden und bist hier. Und was willst du jetzt von mir?"
 

Seine Augen wanderten über mich und sein Lächeln bekam etwas Schmutziges.
 

"Immer langsam meine Liebe", sagte er in einem Tonfall, der mich immer wütendender werden ließ. "Seit wann bist du eigentlich so selbstsicher und kratzbürstig? Ich erinnere mich ja eher daran, wie du völlig verloren bei mir Schutz gesucht hast. Nicht dass mich diese neue Seite nicht auch reizen würde."
 

"Was willst du?", fauchte ich. "Spuck es aus oder verschwinde!"
 

Er lächelte immer noch siegesgewiss. "Du schuldest mir Geld. Viel Geld. Für das ganze Gras und für die Miete. Du hast schließlich fast ein halbes Jahr völlig umsonst bei mir gewohnt, oder? Du hast meinen Strom, mein Wasser und mein Essen bekommen.
 

Ich starrte ihn entsetzt an.
 

"Das ist nicht dein ernst!", sagte ich wütend. "Erstens hast du ja wohl genug Geld und zweitens war nie die Rede davon, dass ich dir irgendwas davon mal zurückzahlen müsste!"
 

"Ahhh, das habe ich nie erwähnt?". Er gab sich gespielt nachdenklich. "Das muss mir wohl irgendwie entfallen sein! Aber jetzt erwähne ich es. Ich will 5000 Euro von dir meine Liebe."
 

"So viel habe ich nicht!", sagte ich entsetzt. "Das ist lächerlich! Du kannst doch nicht einfach plötzlich mit so einer Forderung hier auftauchen!"
 

Sai grinste immer noch.
 

"Wir können uns ja vielleicht auch irgendwie anders einigen, nicht wahr?"
 

Er hob seine Hand und wollte mich an der Schulter berühren, aber ich wich die letzten paar Zentimeter zum Regal hinter mir zurück.
 

Aus dem Augenwinkel sah ich, dass der Mann mit der schiefen Nase uns nun noch konzentrierter über sein Buch hinweg beobachtete.
 

Aber Sai zog seine Hand wieder zurück.
 

"Sicher nicht!", zischte ich. "Nenn mir bitte einen Grund, warum ich mich wieder auf dich einlassen sollte!"
 

"Na vielleicht", sagte Sai und tat so, als würde er nachdenken, "vielleicht, weil du es einfach absolut nicht ertragen kannst, jemandem etwas zu schulden. Das hasst du. Du würdest so einiges tun, um nicht das Gefühl haben zu müssen, in jemandes Schuld zu stehen. Und nun tu nicht so, als wäre es so schrecklich mit mir gewesen. Wir hatten auch schöne Zeiten Kirschblüte."
 

"Hör auf mich so zu nennen, das konnte ich noch nie leiden!", sagte ich kalt und versuchte den Gedanken zu verdrängen, dass er leider recht hatte und ich es tatsächlich unerträglich fand, jemandem etwas zu schulden. Damals hatte er nie erwähnt, dass ich ihm etwas zurückgeben müsste. Er hatte mich bei sich wohnen lassen, als ich aus dem Heim abgehauen war und mir immer so viel Gras gekauft, wie ich hatte haben wollen. Und das war nicht wenig gewesen. Aber offenbar waren durch unsere Trennung daraus plötzlich Schulden geworden.
 

Er war so ein erpresserischer Mistkerl. Wieso hatte ich mich nur jemals auf ihn eingelassen? Aber ich wusste ganz genau wieso. Es war die gleiche Antwort wie auch auf die Frage, warum ich seine Großzügigkeit damals bereitwillig angenommen hatte.
 

Ich war total am Ende gewesen. Mir war es damals schrecklich gegangen. Ich war nach wie vor nicht mit dem Verlust meiner Eltern zurechtgekommen, ich hatte ständig schlimme Panikattacken und Flashbacks gehabt. Ich war abhängig von Gras und Alkohol gewesen. Ich hatte mir selbst unglaubliche Vorwürfe gemacht, dass ich mein Leben verpfuschte und ich gar nichts mehr auf die Reihe bekam. Ich war einfach überhaupt nicht klar gekommen. Und Sai war immer schon manipulativ und berechnend gewesen. Und ich hatte ihm gefallen. Hübsch und schwach, wie ich gewesen war. Er hatte sich wie mein Retter aufgespielt und dann hatte er mich langsam aber sicher von sich abhängig gemacht, bis ich völlig auf ihn gehört hatte.
 

Heute schämte ich mich vor mir selbst, wenn ich an diese Zeit dachte. Ich wollte überhaupt nichts mehr damit zu tun haben, wie ich damals gewesen war. Ich wollte mit ihm nichts mehr zu tun haben. Und doch. Er hatte recht. Der Gedanke ihm was zu schulden, so abwegig es auch irgendwie war, dieser Gedanke machte mich fertig. Er sorgte dafür, dass ich mich unfrei fühlte. Als ob ich ihn nicht richtig loswerden, ihn nicht endgültig aus meinem Leben werfen könnte. In meinem Magen breitete sich ein flaues Gefühl aus.
 

"Wenn ich dir Geld gebe, verschwindest du dann?", fragte ich möglichst nüchtern. Ich hoffte so sehr, dass er mir meine ganzen Gefühle nicht ansah. Aber leider kannte er mich gut. Und sein Gesichtsausdruck ließ mich glauben, dass er ungefähr wusste, was in mir vor ging.
 

"Du hast doch eben gesagt, so viel hast du nicht", erwiderte er mit einem fiesen Lächeln. "Und eigentlich will ich auch nicht unbedingt das Geld. Ich will dich. Komm zurück zu mir. Dann vergesse ich das mit den Schulden wieder."
 

Ich starrte ihn an. "Ganz sicher nicht! Das kannst du vergessen Sai!"
 

Das erste mal, seit er hier war, wich seine Überheblichkeit kurz Zorn. Aber nur für einen kleinen Moment.
 

"Ahh, hast du etwa schon wieder einen neuen Freund Kirschblüte? Du bleibst echt nie lange alleine! Aber eigentlich wundert mich das nicht. Das kannst du gar nicht. Du versteckst dich ja gerne bei Männern."
 

"Nein, das ist vorbei!", sagte ich entschieden. "Aber ja, ich habe wieder jemanden kennengelernt."
 

Offenbar hatte der Dealer Sai zwar erzählt, dass ich hier zu finden war, aber Sasuke schien er nicht erwähnt zu haben. Etwa weil er keine Ärger mit Sasuke wollte? Er schien ihn ja in der Hand zu haben. Und dass Sasuke wegen der Suche nach Itachi Kontakt zu dem Mann hatte, sollte ja eigentlich auch geheim bleiben. Aber mit diesen Gedanken konnte ich mich später beschäftigen.
 

"Auch wenn ich nicht wieder in einer Beziehung wäre, zu dir würde ich nicht zurückkommen!", sagte ich deutlich. "Niemals! Wenn du findest, dass ich dir Geld schulde, dann bekommst du Welches. Aber nicht 5000 Euro. Das ist echt übertrieben. Hast du da jedes Glas Wasser einberechnet, das ich jemals von dir angenommen habe?"
 

Sai verzog verärgert den Mund und wollte etwas sagen, aber ich war noch nicht fertig.
 

"Von mir aus bekommst du Geld", sagte ich. "Aber dafür will ich, dass du mir schriftlich gibst, dass du mich dann für immer in Ruhe lassen wirst!"
 

Sai verzog nun eindeutig wütend das Gesicht. Er trat einen Schritt an mich heran, sodass er mir nun zu nah war. Hinter mir war kein Platz, wegen dieses blöden Regals mit diesen blöden Süßigkeiten.
 

"Wer ist der Typ?", fragte er und sein Tonfall machte mir Angst.
 

Er war immer krankhaft eifersüchtig gewesen. Er war berechnend und egoistisch und nicht daran interessiert, dass es mir gut ging, solange er Macht über mich hatte. Das war mir damals klar geworden und diese Erkenntnis hatte mir schließlich die Kraft gegeben, von ihm loszukommen und zurück ins Heim zu gehen. Das hatte mich schließlich mit den Drogen aufhören, es mich nochmal mit einer Therapie versuchen lassen, damit ich endlich den Tod meiner Eltern aufarbeiten hatte können. Zumindest soweit sowas möglich war.
 

"Wer ist er?", fragte Sai nochmal mit befehlender Stimme. "Sag es mir!"
 

Er packte mein Handgelenk, als ich den Arm ausstreckte, um ihn auf Abstand zu halten. Sein Griff schmerzte.
 

"Lass sie los. Sofort."
 

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Ich hatte nicht gewollt, dass sie sich begegnen würden. Und doch war ein kleiner Teil von mir froh, Sasukes Stimme zu hören. Auch wenn sie so bedrohlich und kalt klang. Auch wenn ich Sai eigentlich alleine loswerden wollte.
 

Sai ließ tatsächlich los. Er drehte sich um.
 

Sasuke stand hinter ihm. Und zur Abwechslung war sein Gesicht nicht perfekt kontrolliert.
 

Er war wütend. Richtig wütend.

Ratlosigkeit

Einen Moment herrschte Stille.
 

Normalerweise hätte Sai irgendetwas Fieses gesagt.
 

Normalerweise hätte Sasuke sofort die Führung des Gesprächs an sich gerissen.
 

Aber beide schienen einen Moment zu brauchen, um sich gegenseitig abschätzig zu mustern.
 

Und ich fühlte mich mal wieder wie gelähmt, zumindest für ein paar Sekunden. Eigentlich sollte ich rasch etwas sagen, um die Situation ein wenig zu entschärfen. Nur wusste ich so spontan mal wieder nicht genau, was ich sagen sollte.
 

Sowohl Sasuke als auch Sai hatten für einen kurzen Moment überrascht ausgesehen. Vielleicht, weil ihnen beiden aufgefallen war, dass sie einander ein wenig ähnelten.
 

Abgesehen von der unübersehbar kalten und unfreundlichen Aura, die Sasuke bei unseren ersten Begegnungen ausgestrahlt hatte, war auch diese Ähnlichkeit zu meinem Ex ein Grund gewesen, warum ich mir damals eigentlich vorgenommen hatte, dass ich mich von Sasuke fernhalten wollte. Obwohl er so unglaublich gut aussah, hatte sein Aussehen negative Emotionen in mir geweckt, die ich lieber weiter hatte verdrängen wollen. Selbst in ihrem ständigen Wunsch Kontrolle und Macht auszuüben, waren sie sich irgendwie ähnlich.
 

Natürlich waren sie zwei vollkommen verschiedene Menschen und diese Gemeinsamkeiten waren unbedeutend, das war mir schnell klar geworden. Es gab unendlich viele Unterschiede zwischen ihnen.
 

Der für mich wohl bedeutendste Unterschied war, dass Sasuke, anders als Sai, bereit war, für mein Wohl seine Bedürfnisse auch mal zurückzustellen. Sasuke lag etwas an mir. Daran, dass ich glücklich war. Sai war sich immer nur selbst am Wichtigsten. Und Sasuke lag auch etwas an Naruto und den anderen.
 

Ein weiterer bedeutender Unterschied war, dass Sasuke meistens gerade heraus sagte, was er wollte. Zwar hatte auch er schonmal gelogen, aber das nur, weil er etwas hatte verheimlichen wollen, was ihn belastete, nämlich bei der Sache mit Itachi und diesem Dealer. Abgesehen von dieser einen Situation hatte ich ihn immer als ehrlich erlebt. Zwar zweifelte ich nicht daran, dass er kein Problem damit haben würde, jemanden anzulügen, wenn er sich davon ein bestimmtes Ergebnis versprach und es ihm wirklich wichtig war, aber zu Leuten, die ihm etwas bedeuteten, war Sasuke in der Regel ehrlich. Er sagte klar und deutlich seine Meinung und auch wenn die einem nicht immer gefiel, so wusste man doch meistens woran man war und was man von ihm zu erwarten hatte. Er spielte keine Spielchen. Er log nicht, um einen zu manipulieren, wie Sai es tat.
 

Sai konnte man praktisch gar nichts glauben. Bei ihm wusste man eigentlich nie, woran man war. Er erzählte einem manchmal sonst was, nur um bestimmte Ziele zu erreichen. Er spielte gerne mit den Emotionen von anderen Leuten. Manchmal auch nur aus Spaß.
 

Doch das alles wusste nur ich.
 

Sasuke sah fürs erste nur einen Typen, der genauso dunkle Haare und Augen hatte wie er und eine genauso helle Haut. Sie hatten sogar eine ähnliche Ausstrahlung. Sasuke sah zwar ein wenig besser aus, aber auch Sai war attraktiv. Auf den ersten Blick ähnelten sie sich zweifellos.
 

Und da Sasuke ziemlich intelligent war, hatte er wahrscheinlich kombiniert, dass es sich um meinen Ex handelte, um den Typen, über dessen Nachrichten er sich erst vor kurzem geärgert hatte. Und es musste ziemlich komisch für ihn sein, dass er meinem Ex so ähnlich sah. Jedenfalls schloss ich das daraus, dass er kurz überrascht ausgesehen hatte.
 

Bei Sai war diese Ähnlichkeit mit Sicherheit der Grund für seine Überraschung gewesen. Und vermutlich die Tatsache, dass er ebenfalls nicht blöd war und er bemerkt haben musste, dass er mit Sasuke definitiv niemanden vor sich hatte, der sich von ihm würde herumschubsen lassen. Sai war jemand, der sich selbst gerne erhöhte, indem er andere erniedrigte. Nur strahlte Sasuke sicher nichts aus, was ihn vermuten lassen könnte, dass das bei ihm funktionieren würde.
 

Sai fand als Erster von uns seine Sprache wieder.
 

"Ahh", sagte er gedehnt und ein wenig höhnisch. "Dann bist du also ihr Neuer."
 

Er wandte sich von Sasuke ab und mir zu. "Hast du mich etwa doch ein wenig vermisst Kirschblüte? So wie der aussieht könnte man fast meinen, du hättest einen Ersatz für mich gesucht."
 

Ich starrte ihn entsetzt an. Andererseits fragte ich mich selbst, warum eigentlich. Genau so eine bescheuerte Aussage war von ihm zu erwarten gewesen.
 

Ich antworte nicht und sah rasch zu Sasuke. Der ignorierte Sai und blickte ebenfalls mich an.
 

"Dein Ex?", fragte er kühl. "Der dir die Nachrichten geschrieben hat? Der angeblich nicht weiß, wo du bist?"
 

"Ja", antwortete ich leise.
 

Ich wollte gehen. Ich hatte keine Lust, das hier zu besprechen. Zwar standen wir in einer Ecke, aber meine Kollegin schaute neugierig zu uns hinüber und der Mann mit der schiefen Nase auch.
 

Sasuke folgte kurz meinem Blick und streckte mir dann seinen Arm entgegen.
 

"Komm. Oder gibt es zwischen euch etwas zu besprechen?"
 

Ich zögerte.
 

Das gab es eigentlich nicht. Abgesehen natürlich von dieser total lächerlichen Forderung nach dieser extrem großen Summe Geld. Und abgesehen von Sais Vorschlag, dass er das vergessen würde, wenn ich zu ihm zurück käme. Was ich natürlich absolut niemals tun würde.
 

Sasuke verengte die Augen.
 

"Nein, es gibt nichts zu besprechen!", sagte ich rasch und schob mich an Sai vorbei, um zu Sasuke zu gehen.
 

Sobald Sasuke mich erreichen konnte, griff er nach meinem Handgelenk und zog mich zu sich, als müsste er sicherstellen, dass ich auch wirklich kam. Ich fand, er hätte auch einfach meine Hand nehmen können.
 

"Bist du fertig mit der Arbeit?", fragte er. "Dann lass uns gehen."
 

Er klang immer noch etwas unterkühlt. Offenbar hatte er vor, Sai einfach zu ignorieren. Nur war Sai es partout nicht gewohnt ignoriert zu werden.
 

"Okay!", sagte ich.
 

Ich zog Sasuke mein Handgelenk weg und ging zwei Schritte weiter zu der Gaderobe in einer Ecke hinter dem Tresen, wo mein Mantel und meine Tasche hingen.
 

Auf dem Rückweg sah ich, dass der Mann mit der schiefen Nase aufstand und im Begriff war zu gehen. Klar, das Café würde bald schließen. Trotzdem komisch.
 

Ich zog mir den Mantel über, immer noch etwas überfordert mit der Situation und Sais Erscheinen. Sasuke hatte ebenfalls zu dem Mann hingesehen. Als ich wieder bei ihm ankam, legte Sasuke mir sofort den Arm um die Schultern und wandte sich zur Tür.
 

Ich warf einen Blick zu Sai. Er stand da, die Hände lässig in seinen Jackentaschen und betrachtete Sasuke nachdenklich.
 

"Tschüss", sagte ich nur zu ihm. "Und komm bitte nicht wieder her. Wir haben nichts mehr miteinander zu tun!"
 

Sein Mund verzog sich zu seinem fiesen Lächeln.
 

"Glaubst du ernsthaft, dass ich es einfach dabei belasse?"
 

Sasuke verstärkte seinen Griff um meine Schulter und machte einen Schritt in Richtung Tür, sodass mir nichts anderes übrig blieb, als mitzugehen.
 

"Komm", sagte er ruhig aber kühl.
 

"Warum hast du es so eilig?", fragte Sai höhnisch an Sasuke gewandt. "Hast du Angst, dass sie dir wieder weg läuft?" Er lächelte gehässig. "Die Angst ist begründet. Du kennst sie nicht so gut wie ich es tue."
 

Sasuke blieb stehen. Er ließ mich los und drehte sich langsam zu Sai um. Er musterte ihn kalt bevor er sprach.
 

"Ich habe dir nichts zu sagen. Und in deinem Interesse rate ich dir zu hoffen, dass das auch so bleibt."
 

Sai sah ihn mit leicht schief gelegtem Kopf an.
 

"Na du bist ja ein ganz netter Kerl, was? Interessiert es dich überhaupt nicht, warum ich hier bin und was ich von Sakura möchte?"
 

"Hör auf Sai!", sagte ich leise und eindringlich.
 

Er war sauer, dass ich einen neuen Freund hatte und dann auch noch jemanden, der sich nicht einschüchtern lassen würde. Und daher wollte er ihn nun provozieren, um seinen Frust loszuwerden.
 

"Wenn ich Fragen habe, dann frage ich Sakura und nicht dich", antwortete Sasuke kalt. "Ich sage es dir nochmal. Du interessierst mich nicht. Lass Sakura in Ruhe, dann bleibt das auch so. Das wäre das Beste für alle."
 

Er wandte sich ab und hielt mir die Tür auf.
 

"Das wäre es wirklich!", sagte ich zu Sai und wandte mich zum Gehen.
 

"Sagtest du nicht eben, die hättest dich geändert?", rief mir Sai mir einem ziemlich fiesen Unterton nach. "Ich dachte du versteckt dich nicht mehr bei Männern?"
 

Ich war schon durch die Tür in den Schnee hinaus getreten, doch dieser Satz provozierte mich derart dolle, dass ich mich wütend wieder umdrehte.
 

Das hatte ich nicht gesagt, weil ich mich hinter Sasuke verstecken wollte, sondern weil Sai keine Ahnung hatte, mit wem er sich da anlegte. Und weil ich mir nicht so ganz sicher war, wie gut es mir gelingen würde Sasuke in diesem Fall zu beruhigen, wenn er zu dem Schluss käme, dass er etwas unternehmen wollte.
 

"Tue ich auch nicht", sagte ich unfreundlich. "Ich-"
 

Aber Sasuke hatte die Tür des Cafés einfach losgelassen und sie fiel zu. Vielleicht war das auch besser so. Sich mit Sai zu streiten brachte gar nichts.
 

Sasuke legte mir wieder seinen Arm um die Schultern und fing an die Straße entlang zu gehen, sodass ich mehr oder weniger gezwungen war mitzukommen.
 

Ich erkannte, dass sein Auto ein paar Meter weiter am Straßenrand geparkt war. Das erklärte auch, wohin er wollte. Er konnte es offenbar kaum erwarten, mich hier wegzuschaffen. So richtig was dagegen hatte ich nicht.
 

"Du kannst mich loslassen Sasuke. Ich komme freiwillig mit", sagte ich in dem Versuch einen scherzhaften Ton anzuschlagen. Er blickte nämlich ziemlich ernst und unzufrieden drein.
 

"Das will ich dir auch geraten haben", knurrte er.
 

Und weil ich ihn mittlerweile gut kannte, glaubte ich zu erkennen, dass er es auch scherzhaft meinte. Allerdings nahm er seinen Arm erst weg, als wir beim Auto angekommen waren und er mir die Tür auf hielt, damit ich einsteigen konnte.
 

Er fuhr sofort los, sobald er sich gesetzt und angeschnallt hatte.
 

"Zu mir?", fragte er.
 

"Hmm, ich wollte eigentlich zu mir und noch einkaufen", sagte ich zögerlich und ich fragte mich, ob er vor hatte, das Thema Ex-Freund nun totschweigen. Das passte gar nicht zu ihm.
 

"Gut, ich komme mit", informierte er mich.
 

"Irgendwelche Einwände?", fügte er noch hinzu, als ihm scheinbar einfiel, dass er ja nicht einfach für mich entscheiden sollte.
 

"Nein", antwortete ich grinsend. "Keine Einwände. Ich wittere die Chance nicht alle Einkäufe alleine tragen zu müssen!"
 

"Falsch", erwiderte Sasuke trocken. "Du wirst gar keine tragen, weil ich alle nehmen werde!"
 

Ich schnaubte belustigt.
 

Bis wir eingekauft und etwas gekocht hatten, taten wir beide so, als wäre nichts gewesen. Auch während wir aßen unterhielten wir uns ohne Sai zu erwähnen, aber ich fing an mich zu fragen, ob wir nicht über ihn sprechen sollten. Sasuke wollte doch sonst immer alles so genau wissen, wenn es um mich ging.
 

Und was war mit mir? Wollte ich mit ihm darüber reden? So richtig sicher war ich mir nicht.
 

Ich glaubte nicht, dass Sai es dabei belassen würde. Vielleicht würde er einsehen, dass ich nicht zurückkommen würde. Aber dann würde er zumindest das Geld haben wollen. Ich wollte und konnte ihm aber keine 5000 Euro geben. Ich wollte ihm nicht das Gefühl geben, dass er einfach kommen und Forderungen stellen konnte, die dann erfüllt würden.
 

Sasuke bot an abzuwaschen, also trocknete ich das Geschirr ab und überlegte noch immer, ob ich nun darüber reden wollte oder nicht.
 

Dann wurde mir die Entscheidung abgenommen.
 

Sasuke hängte das Geschirrhandtuch auf, mit dem er sich die Hände abgetrocknet hatte, ging zu meinem Sofa und ließ sich darauf fallen. Er verschränkte die Hände hinter seinem Kopf und musterte mich nachdenklich.
 

Ich ging zu ihm hinüber und setzte mich im Schneidersitz ihm zugewandt neben ihn.
 

Er drehte leicht den Kopf, um mich weiter ansehen zu können.
 

"Also?", fragte er fordernd. "Was wollte er? Was ist er für ein Typ? Erzähl mir von ihm."
 

Ich lächelte. "Ich hab mich schon gefragt, ob das noch kommt."
 

"Klar. Ich dachte nur, wir fahren erst irgendwo hin, wo wir in Ruhe reden können. Und dann dachte ich, das Einkaufen und Kochen erledigen wir auch erst. Wenn ich satt bin rege ich mich nicht so schnell auf. Ich bin nicht erfreut wegen dieses Themas, das kann ich dir sagen."
 

Ich warf ihm einen vorsichtigen Blick zu. "Also war deine Ruhe nur Show?"
 

Er schnaubte verächtlich.
 

"Ich würde diesen Typen gerne verprügeln. Erstens weil er mit dir geschlafen hat", er hob die Hand um mich zum Schweigen zu bringen, weil ich den Mund geöffnet hatte, "jaja, schon klar, das war bevor wir uns kennengelernt haben. Trotzdem gibt es Tolleres, als dem Typen zu begegnen, der dich vor mir anfassen durfte. Und zweitens, hätte ich ihm gerne eine reingehauen, weil er ein totaler Arsch zu sein scheint. Ganz zu schweigen davon, dass er dich eben angefasst hat, was du offensichtlich nicht wolltest. Ich habe mich beherrscht. Dir zuliebe. Dafür will ich jetzt ganz genau wissen, was er wollte. Vielleicht überlege ich mir das mit der Beherrschung nämlich nochmal."
 

Ich überhörte diese Drohung, weil er seinen Gefühlen wahrscheinlich irgendwie Luft machen musste. Ich musterte ihn nachdenklich, unschlüssig, was ich erzählen wollte. Nach wie vor war mir das Ganze extrem unangenehm. Ich schämte mich für meine frühere Schwäche.
 

Sasuke wartete einen kurzen Moment, dann verzog er verärgert das Gesicht.
 

"Sakura...", sagte er drohend. "Du kannst jetzt mit mir sprechen und mit mir zusammen überlegen, was wir machen oder ich kümmere mich alleine darum. Ich will und werde ihn nicht in deiner Nähe akzeptieren. Wenn du nicht mit mir redest und mir alles genau erzählst, dann werde ich ihn los. Und zwar ohne darauf Rücksicht zu nehmen, was du für richtig hälst."
 

"Droh mir nicht!", sagte ich ärgerlich. Ich wollte lieber nicht wissen, was genau er sich darunter vorstellte.
 

"Tue ich nicht", sagte er sachlich. "Ich sage dir lediglich, was du für Optionen hast. Deine Entscheidung."
 

Ich warf wütend ein Kissen nach ihm, er fing es auf.
 

"Ich will ja mit dir reden! Das Getue kannst du dir sparen Sasuke!"
 

"Gut."
 

Er setzte sich auch im Schneidersitz zurecht und wandte sich mir zu. Er sah mich aufmerksam an und wartete.
 

"Ich nehme an dieser Idiot von einem Dealer hat deinem Ex gesagt, dass er dich im Café getroffen hat?", kam er mir schließlich zur Hilfe.
 

Ich sah ihn überrascht an.
 

Sasuke lächelte bitter. "War nicht schwer zu erraten, oder? Wegen der Nachrichten, die dir dein Ex geschrieben hat, war klar, dass er nach dir sucht. Und dieser Dealer klang letztens bei meinem Anruf danach, als hätte er wegen irgendwas ein schlechtes Gewissen. Jetzt weiß ich auch warum. Er hat gecheckt, dass du mir wirklich wichtig bist und er hat sich gefragt, ob es klug von ihm war, dass er deinem Ex erzählt hat, dass er dich getroffen hat. Ich werde ihm noch klar machen, dass es das nicht war. Jedenfalls hatte ich schon befürchtet, dass dein Ex auftauchen könnte."
 

"Echt?", fragte ich leise. "Ich hab überhaupt nicht drüber nachgedacht."
 

"Er will dich zurück. Das kann ich gut verstehen. Aber er hatte seine Chance mit dir und hat es offenbar verbockt. Jetzt gehören wir zusammen und ich will, dass er wieder verschwindet."
 

"Bist du eifersüchtig?", fragte ich ein wenig belustigt, weil ich es mir nicht verkneifen konnte. Aber wahrscheinlich würde es es mal wieder abstreiten.
 

Doch das tat er nicht. Er verzog bloß verstimmt den Mund.
 

"Ich mache mir Sorgen", sagte er ausweichend. "Weil ich ihn nicht einschätzen kann. Würde er dir etwas tun?"
 

Diese Frage ließ meine Belustigung verschwinden. Würde Sai mir etwas tun? Einerseits konnte er es absolut nicht ertragen, wenn jemand, besonders ich, nicht tat, was er wollte. Dann konnte er schon ziemlich eklig werden, wie ich leider bereits hatte feststellen müssen. Andererseits tat er nie etwas, was ihm selbst schadete oder ernsthafte Probleme bereiten würde. Auch nicht aus Rache oder so etwas. Dazu war er schlicht zu egoistisch. Es würde wahrscheinlich auf die Situation ankommen. Solange ich nicht mit ihm alleine war, würde er sich benehmen.
 

"Ich glaube nicht", antwortete ich auf die Frage.
 

"Das klingt ja überzeugend", sagte Sasuke sarkastisch und etwas gereizt.
 

Ich merkte selbst, dass ich überhaupt nicht so selbstsicher klang, ich es gerne gewesen wäre. Es war wirklich besser gewesen, als Sai noch nicht gewusst hatte, wo er mich finden konnte.
 

Kurz kam mir der Gedanke, dass er mich nach wie vor nicht finden könnte, wenn ich einfach nicht mehr zum Café gehen würde. Und der unheimliche Mann mit der schiefen Nase wäre dann auch kein Problem mehr. Ich müsste nur Sasuke eventuell mal um ein wenig Geld bitten, falls ein kleiner Notfall eintreten sollte, da mein Sparpuffer ja für die Klassenfahrt draufgegangen war und ich diesen Job machte, um ihn wieder aufzufüllen. Aber das wäre Sasuke sicher recht. Kurz gab ich mich der Vorstellung hin. Es wäre so einfach.
 

Aber das konnte ich nicht tun. Ich wollte nicht weglaufen. Und genau das würde ich dann tun. Weglaufen und mich verstecken.
 

"Hör mal", setzte ich an, "es tut mir Leid, dass ich so ein Chaos verursache, ich ziehe immer Idioten an und ich weiß, dir wäre es jetzt sicher am liebsten, ich würde einfach aufhören im Café zu arbeiten und-"
 

"Nein", unterbrach Sasuke mich entschieden. "Du verursacht kein Chaos. Du kannst nichts dafür. Und es ist logisch und nachvollziehbar, dass du solche Männertypen anziehst. Du ziehst mit deinem Aussehen fast alle an und natürlich gerätst du dann immer an die, die damit auch umgehen können. Ich bin auch einer dieser 'Idioten'. Du kannst nur mit so jemandem zusammen sein. Weil es nicht jeder ertragen könnte, dass man dich ständig verteidigen muss. Es ist unmöglich mit dir zusammen zu sein, wenn man es nicht schafft, dass alle um einen herum ganz automatisch akzeptieren, dass du für sie tabu bist. Wenn ich mich nicht so verhalten würde, wie ich es tue, würden viel mehr Männer ständig versuchen, dir trotz unserer Beziehung näher zu kommen. Einfach um mal zu probieren, ob trotzdem was geht oder die Beziehung vielleicht eh gerade am kaputt gehen ist. Das passiert nur nicht, weil die Meisten akzeptieren, dass sie es mit mir nicht aufnehmen können und ich mich so verhalte, dass ganz klar ist, dass ich es nicht tolerieren werde, dass dich jemand belästigt. Mich wundert es daher gar nicht, dass dein Ex auch so zu sein scheint wie ich. Aber falls er uns wirklich in die Quere kommen will hat er sich mit mir den falschen Gegner ausgesucht. Und mit dir auch. Ich weiß nicht, wie du warst, als du mit ihm zusammen warst. Du meintest ja, dir ging es damals nicht gut. Aber ich kenne dich stark und mutig."
 

Ich hatte es eigentlich nicht vor gehabt, aber bei seinen letzten Worten brachen so viele Gefühle in mir auf, Verletzungen aus der Vergangenheit und Glück darüber, dass er mich als stark und mutig bezeichnete, dass ich kurz leise aufschluchzte. Und ich fühlte mich unendlich erleichtert, dass er nicht genervt war, dass es nun schon wieder meinetwegen ein Problem gab.
 

Irgendwo tief in mir hatte ich Angst gehabt, dass er mir vorwerfen würde, dass wir nicht einfach ganz in Ruhe glücklich sein konnten. Dass er mir vorwerfen würde, dass ich mich jemals auf jemanden wie Sai eingelassen und damit dieses Drama geschaffen hatte. Dass er mir vorwerfen würde, dass ich ständig Probleme anzog.
 

"Wieso weinst du denn jetzt?", fragte Sasuke irritiert und sah mich entsetzt an.
 

Ich wischte mir rasch über die Augen.
 

"Tue ich gar nicht!", sagte ich schnell. Es ging schon wieder.
 

Und dann erzählte ich ihm alles, was Sai im Café gesagt hatte und dass es mir peinlich war, dass Sasuke nun mit bekam, wie bescheuert ich gewesen war, dass ich mich überhaupt jemals auf ihn eingelassen hatte.
 

"Du warst nicht bescheuert. Du warst einsam und verzweifelt. Dann tut man Dinge, die man unter anderen Umständen lieber gelassen hätte. Das weiß ich schließlich selbst nur zu gut", sagte er entschieden, als ich geendet hatte. "Wir werden ihn wieder los. Soll ich ihm die 5000 Euro geben? Glaubst du, dann verschwindet er wieder? Oder verlangt er das ohnehin nur, damit er dich unter Druck setzen kann?"
 

"Wahrscheinlich Letzteres", sagte ich leise und verkniff es mir, ihm mitzuteilen, dass ich es nicht annehmen wollen würde, dass er das für mich tat. Das war zu viel. Dann hätte ich zwar nicht mehr das Gefühl Sai das Geld zu schulden. Dafür hätte ich das Gefühl ich würde es Sasuke schulden. Ich hätte das Gefühl, dass er mich irgendwie freikaufen würde. Das machte es für mich nur unwesentlich besser. Mir fiel es ja sogar manchmal noch schwer, dieses extrem teure Smartphone zu akzeptieren, das er mir geschenkt hatte.
 

Ich holte seufzend Luft. "Ich will nicht, dass er denkt, er könnte Forderungen stellen und sie erfüllt bekommen. Und ich will auch nicht das Gefühl haben, ich würde mich vor ihm verstecken oder weglaufen. Und ich will auch nicht, dass du etwas unternimmst und am Ende noch irgendwas mit Gewalt löst!", sagte ich ein wenig verzweifelt.
 

Sasuke schnaubte. "Was dann? Reden?"
 

Ich schüttelte etwas niedergeschlagen den Kopf.
 

"Normalerweise ist das meine Lösung. Aber in diesem Fall würde es nicht funktionieren. Ich habe schon so viel mit ihm geredet. Ich komme nicht zu ihm durch."
 

"Also bleibt mir nur ihm zu drohen. Du hast gesagt er sei sich immer selbst am Wichtigsten. Wenn ich ihm klar mache, dass er ernsthafte Probleme zu erwarten hat, wenn er nicht wieder verschwindet, dann wird er es gut sein lassen, richtig?"
 

"Wahrscheinlich", murmelte ich. Aber das wollte ich nicht. Ich hob den Kopf und sah ihn an. "Ich will nicht, dass du meinetwegen zu solchen Mittel greifst Sasuke!"
 

"Wenn es dir dann besser geht, tue ich es eben meinetwegen", sagte er grinsend. "Ich will ihn wie gesagt nicht in deiner Nähe haben. Er stört mich."
 

Ich lächelte matt. Er war eben doch eifersüchtig. "Gib mir ein paar Tage Zeit zum Nachdenken, okay? Ich muss das erstmal verdauen und drüber schlafen. In Ordnung?"
 

Er sah unzufrieden aus.
 

"Bitte", säuselte ich und setzte ein verführerisches Lächeln auf. Eigentlich nur zum Scherz und weil es mir Spaß machte ihn ein wenig zu reizen.
 

Ich kroch ein wenig auf ihn zu.
 

Sein Mundwinkel zuckte belustigt, aber er hob seine Hände und hielt mich an den Schultern fest, bevor ich nahe genug war, um ihm einen Kuss geben zu können.
 

Ich legte fragend den Kopf schief. Normalerweise würde er eher das Gegenteil tun anstatt mich aufzuhalten.
 

"Da ist noch was anderes", sagte er sachlich, aber er nahm eine Hand von meiner Schulter und strich mir sehnsüchtig mit seinem Daumen über die Unterlippe.
 

"Ich mache mir Sorgen wegen dieses Kerls, der immer im Café ist und bei dem dir aufgefallen ist, dass er jedes Mal geht, wenn ich komme. Ich will was ausprobieren. Kannst du vielleicht morgen arbeiten?"
 

Ich sah ihn verwirrt an.
 

"Klar, ich könnte. Ich muss sowieso noch ein paar Kartons ausräumen und ein paar Packungen Bohnen zum Verkauf abpacken. Es ist egal, ob ich das morgen oder nächste Woche mache. Aber wieso willst du-"
 

"Gut", unterbrach er mich zufrieden. "Dann mach das. Sag mir bescheid wann du fertig bist, ich hole dich dann ab."
 

"Sag mir, was du vorhast!"
 

"Ich bin noch nicht ganz sicher."
 

Ich sah ihn skeptisch an.
 

"Vertrau mir", verlangte er entschieden aber sanft. "Und jetzt schreib deinem Ex, dass du dich Sonntag Abend mit ihm treffen willst. Sonst hockt der wahrscheinlich im Café rum, bis du dort wieder auftauchst."
 

"Was?" Ich sah ihn irritiert an. "Ich will mich aber nicht mit ihm treffen!"
 

"Wir treffen uns beide mit ihm", verbesserte er mich. "Ich komme selbstverständlich mit. Nur musst du ihm das ja nicht auf die Nase binden. Wir versuchen mit ihm zu reden. Wenn das nicht klappt, gebe ich ihm das Geld, das er will."
 

"Nein!", sagte ich entsetzt.
 

"Doch", sagte Sasuke. "Dann hat er kein Druckmittel mehr. Er verlangt das doch nur, weil er weiß, dass du so viel Geld nicht hast. Aber ich habe das Geld. Das ist kein Problem. Und wenn du damit nicht leben kannst, dann zahl es mir halt irgendwann zurück. Aber ich schwöre dir, dass niemals eine Situation eintreten wird, in der ich das verlangen werde, ganz egal was passiert. Wenn du ohnehin das Gefühl hast Geld schuldig zu sein, ist es doch besser Schulden bei jemandem zu haben, der dir nicht schaden will, richtig?"
 

Ich verzog unzufrieden den Mund. Aber mir fiel nicht wirklich ein, wie ich ihm das ausreden könnte. Was er sagte klang logisch.
 

"Das oder ich verprügel ihn", sagte Sasuke vollkommen nüchtern. "Da hätte ich wie gesagt große Lust zu. Nur wäre mein Vater wahrscheinlich langsam wirklich mit seiner Geduld am Ende. Und ich bin nicht scharf drauf, dass er oder Madara denken, du wärst nicht gut für mich."
 

"Sai wäre wahrscheinlich bösartig genug um da irgendwelche Schlagzeilen draus zu machen", sagte ich sofort voller Sorge. "Und dann wird deine Familie wirklich wütend werden! Bitte Sasuke! Du darfst auf keinen Fall die Beherrschung verlieren! Bitte versprich mir das!"
 

"Sorry Prinzessin, ich mache keine Versprechen, die ich vielleicht nicht halten werde", sagte Sasuke mit einer Sachlichkeit, die mir eine leichte Übelkeit bereitete.
 

Er nahm mein Smartphone vom Tisch und hielt es mir hin.
 

"Schreib ihm, dass du dich Sonntag Abend mit ihm im Park treffen willst. Schreib, dass du in Ruhe mit ihm sprechen möchtest."
 

Ich nahm zögernd das Smartphone.
 

Während ich die Nachricht tippte, machte ich so langsam wie möglich, in der Hoffnung mir würde irgendwas anderes einfallen, wie ich das Problem lösen könnte. Aber mir fiel nichts ein.
 

"Schick es ab", verlangte Sasuke ungeduldig.
 

Und mit dem Gedanken, dass ich mir ja bis Sonntag Abend noch etwas überlegen könnte, tat ich es schließlich. So richtig wohl dabei war mir nicht.
 

"Gut." Sasuke klang zufrieden. "Und jetzt guck nicht so. Das wird schon!"
 

Er griff in meinen Nacken und zog mich sanft aber bestimmt zu sich.
 

"Wir sind ein Team", raunte er gegen meine Lippen. "Deine Probleme sind nun auch meine Probleme. Lass es zu, dass ich dir helfe! Du hast gesagt, ich muss nicht mehr alles alleine machen. Das gilt genauso für dich!"
 

Und ich wusste, dass er mich danach hauptsächlich küsste, um mich abzulenken. Ich sträubte mich kurz, weil ich mich nun besorgt fühlte und nicht mehr in Stimmung war. Aber Sasuke ließ mich nicht davon kommen. Ich wollte es vor mir selbst nicht richtig eingestehen, aber ich fühle mich gerade schrecklich verunsichert und seine Bestimmtheit gab mir Sicherheit. Kurz, für einen kleinen Moment, würde ich mich fallen lassen und mich bei ihm verstecken. Und dann würde ich wieder stark sein.
 

Danach war ich entspannter und mir gelang es, alle sorgenvollen Gedanken zu verdrängen.
 

Ich wollte einen schönen Abend mit Sasuke haben und endlich nicht mehr über Probleme nachdenken. Also beließ ich es vorerst dabei.
 

Und was den Typen mit der schiefen Nase anging: Ich konnte morgen nachfragen, was Sasuke diesbezüglich vorhatte, sobald er mich abholen kam. Schließlich würde ich dabei sein und konnte ihn zurückhalten, falls er etwas Dummes tun würde. Und bei Sai würde das auch irgendwie klappen. Ich konnte Sasuke beruhigen. Sasuke würde aufhören, wenn ich ihn darum bat.
 

Und alles in allem war ich doch glücklich. Es war Freitag Abend. Ich war mit Sasuke zusammen. Ich hatte die Woche gut rumgebracht. Orochimaru hatte angekündigt, dass wir am Montag die Bioklausur zurück bekommen würden und ich war nach wie vor optimistisch, dass ich alles gut beantwortet hatte. Die Woche war mit der Schule, dem Lernen, dem Haushalt und der Arbeit im Café ziemlich voll gewesen, aber bisher sah es so aus, als würde ich tatsächlich alles unter einen Hut bekommen und ich fühlte mich wie erhofft etwas weniger davon abhängig, ob Sasuke Zeit für mich haben würde, weil ich nun ebenfalls sehr beschäftigt war. Und trotzdem schafften wir es immer problemlos Zeit zu zweit zu finden. Hauptsächlich weil unsere Hauptaufgabe nach wie vor die Schule war und wir in sofern größtenteils relativ zeitgleich ausgelastet waren und frei hatten.
 

Jedenfalls dachte ich fürs erste nicht weiter an Sai. Die nächste halbe Stunde dachte ich überhaupt nur an Sasuke, weil die Art, mit der er sich mit mir beschäftigte, gar keinen Raum für andere Gedanken ließ.
 

Danach vertrödelten wir eine Menge Zeit und heißes Wasser in der Dusche. Irgendwie war es so gemütlich da drinnen, wenn man daran dachte, dass draußen Schnee fiel und eine leichte Puderzuckerschicht auf die Straßen und Gehwege zauberte und das restliche Herbstlaub verdeckte, das schon vor einer ganzen Weile herunter gefallen war.
 

Auch der restliche Abend wurde toll, denn als wir schließlich doch wieder aus dem Bad gekommen waren, hatten wir Nachrichten in unserer Gruppe gehabt und Sasuke hatte zwei verpasste Anrufe von Naruto. Als er zurück rief, stellte sich heraus, dass Naruto, Hinata, Kiba und Shikamaru genug vom Lernen hatten und motiviert waren, ein wenig zusammen rumzuhängen. Und weil bei Sasuke mal wieder alle vereist waren, wollte Naruto, dass wir zu Sasuke gehen würden.
 

Sasuke verdrehte genervt die Augen, aber natürlich ließ er sich von Naruto überreden und ich hatte ein wenig den Eindruck, dass keiner von beiden eine Sekunde glaubte, dass Sasuke wirklich genervt war.
 

Ich glaubte sogar, dass er sich eigentlich freute. Er war bloß ein Idiot und konnte es einfach nicht zugeben. Und ich vermutete, das Naruto das auch ganz genau wusste. Jedenfalls schien er immer zu wissen, wie es Sasuke ging und wie er mit ihm umgehen musste. War Sasuke eigentlich genauso viel für Naruto da? Wenn ich darüber nachdachte, wusste ich eigentlich ziemlich wenig über ihre Freundschaft. Und auch alles nur aus Sasukes Perspektive.
 

Am Ende wurde fast eine kleine Party aus der Zusammenkunft bei Sasuke. Als sie mit bekam, was Shikamaru vor hatte, ließ Ino es sich natürlich nicht nehmen, ihn zu begleiten. Also kamen Tenten und Karin auch.
 

"Du verstehst dich langsam echt ziemlich gut mit Neji, was?", hörte ich Naruto fragen, als ich eigentlich gerade mit Hinata vom Sofa, auf dem Sasuke und Naruto saßen, verschwinden wollte, weil wir ein wenig Zweisamkeit vermissten. "Wenn du dich jetzt sogar manchmal mit ihm zum Arbeiten verabredest."
 

Ich ließ mir Zeit beim Aufstehen und Hinata schien auch ein wenig neugierig auf das Gespräch, sie beeilte sich ebenfalls nicht. Vielleicht hatte sie auch gerade gedacht, dass Naruto ein kleines bisschen zu betont beiläufig geklungen hatte.
 

Sasuke zuckte bloß mit den Schultern.
 

"Ja. Zumindest haben wir ein paar gemeinsame Themen. Man kann ganz gut mit ihm reden, wenn man mit ihm alleine ist."
 

Naruto gab irgendwas Lässiges von sich, was wohl so klingen sollte, als ob er sich darüber freuen würde. Aber an Hinatas Blick sah ich, dass sie ebenfalls einen Unterton wahrgenommen hatte.
 

Sasuke schien davon nichts zu bemerken oder zumindest gab es dafür keine Anzeichen.
 

"Ist Naruto verärgert wegen etwas?", fragte ich Hinata vorsichtig, als wir uns ein wenig entfernt hatten.
 

Wir hatten beide entschieden, dass wir auf Toilette mussten und nun standen wir im dunklen Gang und verpürten beide wenig Lust wieder zurück ins trubelige Wohnzimmer zu kommen. In letzter Zeit hatten wir wenig Momente nur zu zwei gehabt. Nichtmal zum Telefonieren waren wir viel gekommen. Entweder waren wir mit den anderen zusammen gewesen oder ich war mit Sasuke oder aber Hinata war mit Naruto zusammen gewesen. Wahrscheinlich hatten auch Sasuke und Naruto in letzter Zeit kaum Zeit zu zweit gehabt. Früher hatten sie sich ja scheinbar regelmäßig auch mal alleine getroffen.
 

"Verärgert nicht glaube ich", sagte Hinata. "Aber ich fand auch, dass er gerade komisch klang. Fast als würde es ihn stören, dass Sasuke und Neji sich besser verstehen."
 

"Hmm", machte ich zustimmend. "Aber das passt gar nicht zu Naruto, oder?"
 

"Eigentlich nicht", gab Hinata zu. "Aber bei deren Freundschaft steige ich eh nicht so vollkommen durch. Naruto spricht nicht viel darüber."
 

"Ja, stimmt. Naja, sie werden es schon geklärt bekommen, falls es ein Problem gibt."
 

Hinata fand das auch und einen Moment standen wir wieder schweigend im Halbdunkeln, nur leicht umrissen von dem Lichtschein, der aus dem Türbogen zum Wohnzimmer fiel.
 

"Sollen wir...ich weiß nicht...kurz in Sasukes Zimmer gehen? Oder vielleicht in die Bibliothek?", fragte ich ein wenig vorsichtig, weil ich mir gar nicht so sicher war, dass ich das einfach anbieten durfte. Ich war hier schließlich nicht zu Hause. Aber ich hatte das dringende Bedürfnis Hinata von Sai zu erzählen und sie vor allem mal wieder in Ruhe zu fragen, wie es ihr momentan so ging.
 

Hinata wäre nicht Hinata gewesen, wenn sie bei der Vorstellung in die Bibliothek zu gehen nicht vollauf begeistert gewesen wäre. Ich mochte Bücher ja auch sehr, aber sie liebte Bücher geradezu abgöttisch.
 

Also beschloss ich einfach so dreist zu sein und ihr die Bibliothek zu zeigen. Sasuke würde sicher nichts dagegen haben und seine Eltern und Madara waren ja schließlich nicht da.
 

Trotzdem fühlte ich mich ein bisschen, als würde ich etwas Verbotenes tun. Und als ob es das irgendwie besser machen würde, schaltete ich nur zwei der alten rot beschirmten Leselampen an, die gerade genug Licht in den hohen, dunklen Raum brachten, um lange, schwarze Schatten entstehen zu lassen. Das war zwar ein kleines bisschen unheimlich, aber auch ziemlich behaglich und man konnte genug sehen.
 

Hinata lief einen Moment bewundernd hin und her, um sich umzusehen und ich konnte mich noch sehr gut erinnern, wie fasziniert ich gewesen war, als Sasuke mich vor einigen Monaten das erste Mal mit hier her genommen hatte.
 

"Doch, mir geht's wirklich gut!", lächelte Hinata, nachdem ich ein paar Minuten später danach gefragt hatte und sie klang dabei tatsächlich glücklich. "Abgesehen davon, dass ich mir Druck wegen der Noten mache. Und naja, wegen dem Thema Zukunftspläne. Aber das verdränge ich aktuell. Wie klappt das bei dir? Machst du dir immer noch Sorgen, wie Sasuke auf dein Vorhaben reagieren wird?"
 

"Schon", sagte ich ein wenig betreten. "Aber ich verdränge es auch die meiste Zeit. Außerdem, vielleicht klappt es ja eh nicht."
 

"Jaaa", seufzte Hinata. "Wir werden sehen."
 

"Da ist aber noch etwas anderes", sagte ich schließlich, nachdem ich einen Moment unangenehmen Gedanken nachgehangen hatte. Tatsächlich kam mir das Problem mit Sai dagegen lösbarer vor. Auch wenn ich wegen dem Treffen immer noch kein gutes Gefühl hatte.
 

Hinata saß eine Weile schweigend vor mir auf dem Boden vor einem der hohen Fenster. Wir hatten uns diesen Platz ausgesucht, weil es etwas so Beruhigendes hatte, dem fallenden Schnee draußen zuzusehen. Das rötliche Licht der Lampen beleuchtete nur die Flocken in der Nähe der Scheiben. Dahinter verschwand alles in der tiefen Schwärze der Nacht. Ich hatte alles von meiner Vergangenheit und von Sai erzählt und sie schien zu überlegen, was sie sagen sollte.
 

"Ich weiß auch nicht, wie du damit am besten umgehst", sagte sie schließlich. "Ich verstehe, dass du dich nicht hinter Sasuke verstecken willst. Und ich will ehrlich gesagt auch nicht erleben, wie er reagiert, wenn er sich in irgendeine Eifersucht oder sowas reinsteigert. Gleichzeitig solltest du nichts riskieren. Sei nicht leichtsinnig. Es ist besser, ihr trefft euch zusammen mit ihm. Er scheint echt kein besonderes netter Typ zu sein. Aber egal, wie sich alles entwickelt", sie wandte sich mir zu und lächelte mich an, "vergiss nicht, dass ich immer hinter dir stehe. Und die anderen sind auch alle da. Du bist ja nicht alleine mit diesem Sai."
 

Ich musste ebenfalls lächeln. Sie war wirklich wundervoll.
 

Zwei Minuten später fanden uns Sasuke und Naruto.
 

"War klar, dass ihr hier seid!", sagte Sasuke und kam mit Naruto von der Tür der Bibliothek herüber zum Fenster.
 

Naruto ließ seinen Blick über die vielen Bücher streifen. "Stimmt!"
 

"Also, warum seid ihr verschwunden?", wollte Sasuke misstrauisch wissen und hockte sich mit Naruto neben uns.
 

"Nur so", sagte ich lächelnd, was ihn unzufrieden das Gesicht verziehen ließ.
 

"Nicht alles ist für eure Ohren bestimmt!", sagte Hinata kichernd.
 

"Genau!", pflichtete ich lachend bei.
 

"Tss!"
 

"Bleib cool Mann!", sagte Naruto lachend und gab Sasuke einen Schlag auf die Schulter. Sasuke verlor in der hockenden Haltung beinahe sein Gleichgewicht und warf Naruto einen bösen Blick zu, den das allerdings wie immer völlig kalt ließ.
 

"Ihr wahrscheinlich über deinen Ex gesprochen, oder?", fragte Naruto etwas ernster.
 

Ich warf Sasuke einen kurzen Blick zu. Er hatte es ihm also erzählt. Aber ich konnte ihm nicht vorwerfen, dass es ihn beschäftigte und dass er es mit seinem besten Freund teilte. Eigentlich war das sogar gut.
 

Also nickte ich und Naruto sagte: "Tja, nervige Sache, aber wir sind ja auch alle noch da. Der verschwindet schon wieder."
 

"Wäre besser für ihn", sagte Sasuke säuerlich. "Hat er eigentlich geantwortet?"
 

Ich hatte mein Smartphone auf lautlos gestellt. Ich hatte es gar nicht wissen wollen. Ich zog es langsamer als nötig hervor und entsperrte den Bildschirm.
 

Sai hatte tatsächlich geantwortet.
 

"Abgemacht. Und du kommst besser alleine. Verstanden Kirschblüte?"
 

Sasuke nahm mir das Smartphone aus der Hand und las die Nachricht. Naruto und Hinata sahen ihm über die Schulter.
 

"Gut." Sasuke klang zufrieden und gab es mir zurück.
 

Naruto warf ihm einen kurzen skeptischen Blick von der Seite zu, den niemand sonst bemerkte.
 

"Antworte einfach nicht drauf. Dann musst du auch nicht lügen, weil du ja nicht alleine kommen wirst", sagte Hinata, die meinen unzufrieden Blick gleich verstanden hatte.
 

"Jep", sagte Naruto. "Lass es einfach so stehen."
 

"Der wird auftauchen, auch wenn du nicht antwortest", sagte Sasuke selbstsicher.

Fragen und Sorgen

Es war wie erwartet kein Problem gewesen am Samstag Nachmittag zum Arbeiten ins Café zu kommen, wie Sasuke es gewollt hatte.
 

Ich hatte meiner Chefin kurz eine Nachricht geschrieben, ein 'super, passt!' zurück bekommen und damit war das geregelt gewesen.
 

So richtig Lust hatte ich nicht gehabt, aber ich war noch glücklich von meinem schönen Abend gestern und hörte nur mit halbem Ohr meiner Kollegin zu, die neugierig nachfragte, was es denn für ein Problem mit Sasuke und Sai gegeben habe.
 

Ich antworte ihr nur in einem knappen aber freundlichen Satz und musste ein Lachen unterdrücken, weil sie mich in ihrer Neugierde an Ino und Karin erinnerte.
 

Die anderen hatten uns gestern, nachdem nicht nur Hinata und ich sondern dann auch Sasuke und Naruto verschwunden waren, gesucht und in der Bibliothek gefunden. Das war vermutlich nicht schwer gewesen, weil alles dunkel gewesen war und nur aus diesem Raum Licht auf den Gang gefallen war.
 

Jedenfalls waren sie auch alle in die Bibliothek gekommen und wahrscheinlich nicht zuletzt, weil alle etwas getrunken hatten und ein wenig angeheitert waren, hatte Sasuke alle promt wieder raus gescheucht.
 

"Hör auf uns zu drohen Mann, wir sind deine Freunde!", hatte Kiba beleidigt protestiert, weil er hatte bleiben wollen und nicht sofort bei der ersten Aufforderung aufgestanden war.
 

"Das war keine Drohung", hatte Sasuke belustigt zurückgegeben. "Aber wenn hier irgendwas kaputt geht, was seit Jahrhunderten in Familienbesitz ist, bringen die mich um! Ich habe keine Lust euretwegen draufzugehen!"
 

"Du Egoist!", gab Kiba zurück aber Sasuke blieb hart und alle bewegten sich wieder ins Wohnzimmer.
 

Allerdings wollten sie wissen, warum wir verschwunden waren und was es für Geheimnisse gäbe. Und weil Naruto offenbar nicht fand, dass stalkende Ex-Freunde ein großes Geheimnis waren, plauderte er es einfach aus.
 

Kurz hatte ich mich irritiert gefühlt, aber dann war es eigentlich aufbauend gewesen, dass sie alle sofort auf meiner Seite gewesen waren und anfingen über Sai zu schimpfen, obwohl sie ihn ja nicht mal kannten.
 

"Steiger dich bloß nicht rein Sasuke!", hatte Shikamaru sofort warnend zu ihm gesagt. "Immer schön ruhig bleiben!"
 

Sasuke hatte nur verstimmt geknurrt, dass er das selber wüsste und dass sie ihm nicht auf die Nerven gehen sollten.
 

Ich war nach wie vor nervös, weil ich mir nicht so sicher war, ob Sasuke ruhig bleiben würde. Und selbst wenn er das würde, hielt ich es nicht für vollkommen ausgeschlossen, dass er ganz ruhig und gefasst trotzdem zu dem Schluss kommen würde, dass Sai ein Arsch war und er ihm einfach eine verpassen würde, weil er es für gerechtfertigt hielt. Das würde davon abhängen, wie gut ich Sai davon abhalten konnte, so eklig zu mir zu sein, wie er es für gewöhnlich immer gewesen war.
 

Während ich Geschirr zusammen räumte und ein paar Tische abwischte, fragte ich mich allerdings gerade viel mehr, warum genau Sasuke eigentlich gewollt hatte, dass ich heute arbeitete.
 

Nach dem Aufwachen hatte ich ihn danach gefragt. Aber weil wir mit den anderen viel zu lange wach gewesen waren, hatten wir auch viel zu lange geschlafen. Und dann hatte sein Vater angerufen, um ihn zu informieren, dass sie Dienstag zurück kommen würden aber Sasuke am Montag bis Dienstag Abend mit Shisui auf Geschäftsreise gehen sollte, wegen irgendeines Projekts, dass er sich schon eine Weile ansah und das er weiter begleiten sollte und scheinbar auch wollte, um zu lernen.
 

Danach hatte ich mich beeilen müssen, um rechtzeitig zur Arbeit zu kommen. Ich fand, wenn ich schon in der privilegierten Situation war, mir meine Arbeit frei einteilen zu können, sollte ich zu der angegebenen Zeit zumindest pünktlich auftauchen.
 

Daher hatte ich wieder keine richtige Gelegenheit bekommen herauszufinden, was Sasuke wegen des Mannes im Café denn nun tun wollte. Er war nämlich nicht besonders auskunftsfreudig gewesen und ich hatte fast das Gefühl gehabt, dass er mich absichtlich ablenkte, wenn ich versuchte darüber zu sprechen. Ich musste mich also leider überraschen lassen.
 

So ganz unglücklich war ich nicht, dass deswegen nun irgendetwas passieren würde, denn so langsam gruselte ich mich ziemlich vor dem Mann. Und das kam mir irgendwie fies vor, denn nach wie vor schenkte er mir überhaupt keine Beachtung und tat auch sonst nichts, was ich ihm hätte vorwerfen können. Außer, dass er eben ständig anwesend war. Und dass er ein wenig unheimlich aussah.
 

Mein Smartphone gab einen Laut von sich und ich zog es aus der Tasche, um einen kurzen Blick darauf zu werfen. Es war eine Nachricht von Sasuke.
 

"Sorry, ich kann dich nicht abholen. Ich erkläre es dir später."
 

Ich blickte irritiert auf die Nachricht. Er hatte mich noch nie versetzt. Ich war immer wichtiger für ihn gewesen als alles andere. Ich hatte immer Vorrang gehabt.
 

Natürlich war es ganz schön überheblich zu erwarten, dass das für immer so bleiben würde. Am Anfang einer Beziehung war alles noch neu und spannend und man bemühte sich besonders. Aber er hatte doch extra gewollt, dass ich heute arbeiten würde, weil er irgendetwas hatte 'ausprobieren' wollen. Das nervte mich jetzt ein wenig.
 

Ich hob den Kopf und sah zu einem Tisch in einer Ecke, an dem der Mann mit der schiefen Nase mal wieder saß. Er war kurz nach mir gekommen und hatte mich wie immer nicht weiter beachtet. Er hatte sich wie immer einen Kaffee bestellt und nun las er.
 

"Ist alles in Ordnung?", tippte ich, da ich mir ein wenig Sorgen machte. Hatte Sasuke vielleicht irgendetwas über seinen Bruder gehört? Das wäre ihm wahrscheinlich wichtiger. Und das würde ich total verstehen können.
 

Seine Antwort kam promt, aber sie ließ mich die Stirn runzeln.
 

"Alles ist gut, mach dir keine Sorgen. Ich komme später bei dir vorbei, dann wirst du es verstehen, okay?"
 

Das war irgendwie seltsam. Sonst hatte er doch so vehement etwas dagegen, dass ich alleine im Dunkeln unterwegs war und ich musste regelrecht darauf bestehen, dass er sich nicht derart einmischen konnte. Es wäre zwar nicht schlecht, wenn er das nun endlich verstanden hätte, aber das passte nicht zu ihm. Wenn ich darauf bestand auch mal alleine unterwegs zu sein, ließ es für gewöhnlich nur gut sein, weil er nicht wollte, dass wir streiten würden. Er war in diesem Punkt einfach der Meinung, dass es unnötig riskant wäre und das hatte sich bisher auch nicht geändert.
 

Und obwohl ich versuchte, es nicht zu sein, nahm ich wahr, dass ich mich ein wenig, zumindest ein ganz kleines bisschen, beleidigt fühlte, dass er mich einfach hängen ließ und es nichtmal kurz begründen konnte. Was war los? Was tat er?
 

Ich öffnete den Chat mit Sai. Ich hatte, wie Hinata es mir geraten hatte, nicht mehr auf seine Aufforderung alleine zu kommen geantwortet und Sai hatte auch nichts mehr geschrieben.
 

Ich fragte mich, was er erwartete. Sicher nicht wirklich, dass ich zurück kommen würde. Nicht nachdem er gesehen hatte, dass ich eine neue Beziehung hatte. Vielleicht dachte er, dass ich versuchen würde, mit ihm zu verhandeln oder sowas.
 

Als ich noch mit ihm zusammen gewesen war, hatte ich meistens einfach getan, was Sai gewollte hatte. Immer wenn ich anders gehandelt hatte, war er unerträglich gewesen und ich hatte es ausbaden müssen. Rückblickend konnte ich gar nicht mehr so richtig verstehen, wieso ich es zugelassen hatte, dass er mich derart schlecht behandelt hatte. Doch ich war so verloren und vollkommen alleine und emotional instabil gewesen, dass ich manchmal fast froh gewesen war, mich nach ihm und dem, was er wollte, richten zu können, nur, damit ich nicht selbst nachdenken musste, was ich eigentlich wollte. Damals war da nur Schmerz und Überforderung gewesen und ich hatte so ziemlich alles ertragen, um nicht auch noch Einsamkeit zu fühlen.
 

So war ich schon lange nicht mehr. Ich hatte mich in dem Moment geändert, in dem ich die Entscheidung getroffen hatte, ihn zu verlassen. Ich war zurück ins Heim gegangen, hatte mich in Therapie begeben und war vom Alkohol und Gras weggekommen. Und ich hatte mich entschieden die Schule gut zu beenden und mir Pläne für die Zukunft zu machen. Ich hatte mich dafür entschieden, etwas Sinnvolles mit meinem Leben anzufangen. Es war hart gewesen. Aber ich hatte mich dagegen entschieden nur zu jammern und zu leiden und mich dafür entschieden zu kämpfen.
 

All das war passiert, nachdem ich Sai verlassen hatte. Er hatte nicht mitbekommen, wie sehr ich mich verändert hatte. Er wusste nicht, dass ich mittlerweile meine eigenen Entscheidungen traf. Naja, zumindest meistens. Manchmal überfuhr Sasuke einen ziemlich. Aber wenn ich etwas wollte oder nicht wollte, sagte ich das mittlerweile und trat dafür ein.
 

Doch in Anbetracht der Tatsache, wie ich früher gewesen war, war es möglich, dass Sai tatsächlich geglaubt hatte, er würde mich irgendwie dazu bringen können, zu ihm zurück zu kommen.
 

Bei unserer Begegnung im Café hatte er schon bemerkt, dass ich nun den Mut hatte, ihm klare Widerworte zu geben. Das hatte ihm nicht gefallen. Vielleicht glaubte er, das läge daran, dass ich mich durch Sasuke sicher fühlte. Das stimmte, ich fühlte mich tatsächlich sicher in Sasukes Nähe. Aber Sasuke war nicht der Grund, warum Sai es nie wieder schaffen würde, dass ich folgsam tat, was er von mir wollte.
 

"Oh super!"
 

Ich schreckte aus meinen Gedanken auf. Meine Chefin stand neben mir und blickte zufrieden auf die hübsch verpackten Päckchen mit Kaffeebohnen, die nun bereit zum Verkauf waren.
 

"Dann bist du fertig! Wenn du magst, kannst du ruhig schon gehen und den Rest des Wochenendes genießen!", sagte sie lächelnd. "Die letzten fünfzehn Minuten brauchst du nicht mehr zu bleiben."
 

Das nahm ich dankend an. Eigentlich war ich ja gerne im Café, aber ich wollte rasch nach Hause und auf Sasuke warten, damit er mir sagen konnte, was ihm denn so Wichtiges dazwischen gekommen war. Wenn ich früher ging, konnte ich ihm etwas Schönes kochen. Vielleicht hatte er einen blöden Tag gehabt und würde sich darüber freuen.
 

Also verabschiedete ich mich, zog meinen Mantel an, nahm meine Tasche vom Haken und hängte sie mir über die Schulter. Kurz kämpfte ich mit meinen langen Haaren und dem Schal und dann war ich gewappnet für die Kälte draußen.
 

Als ich vor die Tür trat, sehnte ich mich nach dem Sommer. Drinnen war es bei dem Wetter zwar herrlich behaglich, aber draußen war es heute klirrend kalt. Es wehte ein leichter, eisiger Wind aber es schneite nicht. Der klare Himmel war von leuchtend rosa Streifen durchzogen und es fing bereits an zu dämmern.
 

Im Sommer war ich viel motivierter joggen zu gehen als bei dieser Kälte und als ich bei der Haltestelle, die am nächsten an meiner Wohnung war, ausstieg, dachte ich, dass es gut war, dass ich immer noch ein Stückchen zu Fuß durch den Park gehen musste, weil ich dadurch ein wenig zusätzliche Bewegung bekam.
 

Es war sogar ganz schön. Die dünne Schneeschicht erzeugte eine ebene, perfekte Fläche auf den Glasflächen des Parks und die hängenden Zweige der Weidenbäume waren von Eiskristallen und Reif bedeckt und wehten ganz leicht in der Winterluft. Der Himmel war während der kurzen Busfahrt schon ein wenig dunkler geworden und die blassrosa Streifen hatten sich in ein dunkleres Rot verfärbt. Der Park war leer. Wahrscheinlich war es nicht nur mir zu kalt hier draußen.
 

Die Stille und die aufkommende Dunkelheit hatten etwas Schönes und Unheimliches zugleich an sich. Ich genoss den Spaziergang, die Ruhe und die Freude darüber, dass Wochenende war und ich morgen nicht mehr allzu viel würde Lernen müssen. Und da ich deshalb gut gelaunt war, ignorierte ich ziemlich lange, dass mich ein merkwürdiges Gefühl beschlichen hatte. Doch nach einer Weile konnte ich es nicht mehr ignorieren.
 

Ich war mir fast sicher, dass jemand die ganze Zeit hinter mir her ging.
 

Ich drehte mich unvermittelt um. Es war niemand zu sehen.
 

Ich wandte mich nach kurzem Zögern wieder nach vorne und ging weiter. Es war nur ganz leise, aber ich war mir sicher, dass ich Schritte hörte. Und ich verspürte dieses unbestimmte Gefühl, das man hatte, wenn man sich beobachtet glaubte.
 

Plötzlich kamen mir die Stille und die Ruhe gar nicht mehr friedvoll und schön, sondern bedrohlich vor.
 

Wieder blieb ich kurz stehen und spähte in die Dunkelheit hinter mir. Es war nach wie vor niemand zu sehen. Der mit kleinen Steinen gepflasterte Weg war breit und die Lichtkreise der alten, verschnörkelten Laternen waren wegen der dunstigen, leicht nebeligen Luft nicht besonders hilfreich, denn der Lichtschein reichte nicht besonders weit. Man sah fast gar nichts.
 

Ich drehte mich entschlossen wieder nach vorne und beschleunigte meine Schritte. In der Regel konnte ich das Gefühl, mich alleine im Dunkeln unwohl zu fühlen, gut kontrollieren. Ich war oft alleine nachts unterwegs gewesen und hatte Übung darin. Und meistens war es schließlich nicht mehr als ein unangenehmes Gefühl. Doch ich hatte auch ein gutes Bauchgefühl und dieses Mal war ich mir sicher, dass es eine der Situationen war, wo mir tatsächlich jemand folgte.
 

Ich fasste den Entschluss schnell. Ich konnte es nicht mehr aushalten. Das sichere Gefühl verfolgt zu werden und nichts zu tun, war für mich gerade einfach unerträglich geworden. Also drehte ich mich entschlossen auf dem Absatz um und sagte laut in die Dunkelheit hinter mir:
 

"Wer ist da?"
 

Einen Moment hörte ich nur Stille und den leisen, kalten Wind. War das Sai? Konnte das sein? War er vielleicht doch zum Café gekommen und mir gefolgt, weil ich nicht geantwortet und geschrieben hatte, dass ich mich morgen auch wirklich alleine mit ihm treffen würde?
 

"Ich weiß, dass Sie da sind und Sie machen mir Angst!", sagte ich nochmal mit lauter, fester Stimme und ich war froh zu hören, dass ich nicht ängstlich klang. "Bitte zeigen Sie sich!"
 

Jetzt war ich mir absolut sicher, dass ich Schritte hörte und einen Moment später trat ein Mann aus der Dunkelheit und in den Rand des dunstigen Lichtkreises einer der Laternen.
 

Ich bekam ein noch flaueres Gefühl im Magen. Es war nicht Sai. Es war der Mann aus dem Café.
 

Der Mann, wegen dem Sasuke eigentlich heute etwas hatte unternehmen wollen. Ich spürte ein flaues Gefühl in meiner Magengegend. Sai wäre mir fast lieber gewesen. Den konnte ich immerhin einschätzen.
 

"Verfolgen Sie mich?", fragte ich nach wie vor laut und mit fester Stimme.
 

Der Mann sah belustigt aus.
 

"Es hat wohl keinen Sinn das jetzt abzustreiten."
 

"Warum?", fragte ich tapfer und zum Glück immer noch ohne ängstlich zu klingen.
 

Der Mann lachte leise.
 

"Du bist ganz schön mutig Mädchen!", sagte er mit einem Grinsen.
 

"Warum folgen sie mir? Was wollen Sie von mir?"
 

Innerlich fühlte ich mich überhaupt kein bisschen ruhig. Ich tastete in meiner Manteltasche nach meinem Smartphone. Da war es. Jetzt wäre Sasukes ständiges Aufpassen zur Abwechslung echt mal nützlich gewesen. Aber er war nicht da, ich musste das alleine regeln.
 

Der Mann machte zwei Schritte auf mich zu. Vielleicht nur, um den Abstand zu verkleinern, damit er nicht so laut reden musste, aber ich trat instinktiv einen Schritt zurück.
 

"Du brauchst keine Angst zu haben", sagte er ruhig.
 

Bloß beruhigte mich das leider nicht wirklich.
 

"Stimmt. Du brauchst keine Angst zu haben."
 

Der Mann drehte sich so schnell um, dass ich zusammenzuckte. Seine Hand schnellte in seine Manteltasche, als wäre er ein Gangster aus einem Film, der eine Pistole ziehen wollte. Doch er zog nichts heraus sondern starrte nur mit der Hand in der Tasche und in angespannter Haltung hinter sich in die Dunkelheit. Auch ich hatte meinen Blick mit klopfendem Herzen auf die Schwärze gerichtet. Aber ich musste ihn natürlich nicht sehen, schließlich war mir seine Stimme nur allzu vertraut. Was verdammt nochmal war hier los?
 

Sasuke trat zwei Schritte nach vorne und wurde nun vom Lichtschein der Laterne erfasst. Ich starrte ihn entsetzt an und er warf mir einen kurzen beruhigenden Blick zu. Dann fixierte er konzentriert den Mann.
 

Der hatte sich wieder ein wenig entspannt, als er Sasuke erkannt hatte.
 

"Du bist scheinbar auch mutig", sagte der Mann und klang schon wieder ein wenig belustigt. "Mutig aber dumm!"
 

Ich verstand überhaupt nicht, was hier vorging.
 

"Ach ja?", gab Sasuke kühl zurück. "Ich komme mir eigentlich nicht dumm vor."
 

Der Mann schüttelte ernst den Kopf. "Es ist dumm jemanden so offen zu konfrontieren, der gefährlich sein könnte. Du weißt doch gar nicht, ob ich bewaffnet bin Sasuke Uchiha."
 

Ich bemerkte nicht mehr den Wind oder die Kälte und ich bemerkte auch nicht, dass ich den Atem angehielt. Ich starrte nur wie gebannt auf die beiden und versuchte zu begreifen, was hier eigentlich gerade passierte. Das war verrückt. Total verrückt. Was wollte der Mann? Wieso wusste er Sasukes Namen? Aus dem Café? War er wirklich gefährlich und bewaffnet? War Sasuke in Gefahr? Was konnte ich tun? Sollte ich etwas sagen und ihn ablenken?
 

Der Mann zog langsam seine Hand aus der Manteltasche. Er hatte tatsächlich eine Pistole. Mir wurde schlecht.
 

"Siehst du?", fragte der Mann mit einem schiefen Lächeln. "Da hilft dir dein Kampfsport nur bedingt weiter, nicht wahr?"
 

Sasuke wirkte nach wie vor ruhig und konzentriert. Er sah nicht zu mir und hatte immer noch den Mann fixiert.
 

"Woher wissen Sie, dass ich Kampfsport mache?"
 

"Darüber willst du dich jetzt unterhalten? Hast du keine Angst?"
 

Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass Sasuke gar nicht vor hatte, irgendetwas anderes zu erreichen, außer dafür zu sorgen, dass der Mann vollkommen abgelenkt war und seine Aufmerksamkeit vollkommen auf ihn gerichtet war.
 

Und wie zur Bestätigung nahm ich plötzlich neben mir eine leichte Bewegung war. Ich drehte leicht den Kopf.
 

Was tat Neji hier? Waren sie zusammen hergekommen?
 

Neji sah mich ernst an und legte einen Finger an seine Lippen, um mir zu bedeuten, dass ich mich still verhalten sollte.
 

"Sollte ich denn Angst haben?", fragte Sasuke ruhig. "Erzählen Sie mir doch erstmal, woher Sie wissen, dass ich Kampfsport mache. Sie scheinen ja ganz gut über mich informiert zu sein."
 

Der Mann lachte und bemerkte nicht, dass Neji zügig und leise hinter ihm auf ihn zu ging. Er kam nicht mehr dazu zu antworten. Neji war nun hinter ihm und mit einer schnellen Bewegung führte er einen gekonnten Griff um den Hals des Mannes aus, der ihm sofort die Luft abzuschneiden schien. Jedenfalls schien Neji ihn so fest in einer Art Würgegriff zu haben und nach hinten zu ziehen, dass der Mann den Bruchteil einer Sekunde völlig hilflos wirkte.
 

Einen Moment später schien er sich daran zu erinnern, dass er eine Waffe hatte und er wollte seinen Arm heben, aber diese kurze Zeitspanne hatte für Sasuke ausgereicht, um die zwei Meter Abstand zu überwinden und er trat dem Mann die Waffe aus der Hand, sodass sie durch die Luft flog und ein paar Meter weiter auf dem Pflaster landete.
 

"Durchsuch ihn!", sagte Neji, während er immer noch seinen Griff hielt.
 

Offenbar wollte er sich vergewissern, dass der Mann keine weiteren Waffen hatte, bevor er ihn los ließ. Aber Sasuke war längst dabei und klopfte die Manteltaschen ab. Tatsächlich fand er eine weitere Pistole und auch ein Messer. Er nahm beides und steckte es in seine eigenen Manteltaschen.
 

Der Mann konnte offenbar nichts tun, außer ein wenig panisch gegen Nejis Arm zu klopfen, um zu signalisieren, dass ihm Sauerstoff fehlte.
 

"Lass ihn los, er wird ohnmächtig", sagte Sasuke und trat einen Schritt zurück, weil er mit dem Durchsuchen fertig war. Neji ließ los, stieß den Mann von sich weg und trat ebenfalls einen Schritt zurück.
 

Der Mann schnappte keuchend nach Luft und taumelte gebeugt einen Schritt nach vorne, in dem Versuch nicht auf die Knie zu sinken.
 

"So", sagte Sasuke kalt, während Neji sich neben ihn stellte und sie den Mann beide unfreundlich musterten, der nach Luft schnappte und sich besorgt seine Hand ansah, gegen die Sasuke getreten hatte. "Jetzt können wir uns in Ruhe unterhalten."
 

Der Mann richtete sich schnaufend auf und blickte ihn zornig an. "Zwei gegen einen, ganz tolle Aktion!"
 

"Glaubst du er ist so blöd und legt sich alleine mit jemandem an, der bewaffnet sein könnte?", fragte Neji spöttisch. "Mit unserem Training hätten wir bessere Chancen als untrainierte Leute, aber nur Idioten bilden sich ein damit einfach so gegen Messer oder Schusswaffen ankommen zu können ohne dabei Verletzungen zu riskieren."
 

Der Mann schnaubte, rieb sich seinen Hals und blickte Neji kurz verächtlich an. "Du bist doch ein Hyuga, oder? Seid wann seid ihr eigentlich so gut befreundet?"
 

"Alles okay bei dir?", fragte Sasuke an mich gewandt und seine Stimme hatte bei diesen Worten einen ganz anderen Tonfall. Die Sanftheit, die in diesen Worten lag, wirkte merkwürdig fehl am Platz in dieser Situation. "Es tut mir leid, dass ich so getan habe, als würde ich nicht kommen. Ich wollte den Beweis, dass er dir folgt, wenn ich dich nicht abhole."
 

Er blickte wieder zu dem Mann. "Denn rausreden kannst du dich jetzt nicht mehr."
 

"Du hättest mich einweihen können", sagte ich schwach. Ich war total verwirrt und versuchte immer noch zu begreifen, was hier gerade passierte.
 

"Ja. Aber dann hättest du die ganze Zeit Angst gehabt anstatt nur ein paar Sekunden", antwortete Sasuke ohne wieder zu mir zu sehen. "Ich verstehe, dass du dich ärgerst, aber lass uns das später diskutieren."
 

"Also?", fragte er kalt an denn Mann gewandt. "Wieso verfolgst du meine Freundin? Du warst vor ein paar Tagen auch bei der Schule, als ich sie morgens nicht mitgenommen habe. Ich habe dich gesehen."
 

"Das hatte ich befürchtet", schnaufte der Mann ein wenig resigniert und richtete sich wieder gerade auf. "Ich kann dir darauf nicht antworten. Aber ich versichere dir, ich wollte ihr nichts tun."
 

"Ohhh, na wenn du das sagst ist für mich alles in Ordnung", sagte Sasuke in einem unüberhörbar sarkastischen Tonfall.
 

Der Mann schnaubte abfällig.
 

"Ich will jetzt Antworten!", fuhr Sasuke ihn an. "Ich sehe mir das schon lange genug an!"
 

Ich ging vorsichtig und fast schon automatisch ein paar Schritte zu Sasuke hinüber. Er beachtete mich nicht groß, er starrte hasserfüllt den Mann an und als ich bei ihm ankam, schob er mich nur beiläufig mit einem Arm ein Stück hinter sich, wie um sicherzustellen, dass ich dem Typen nicht zu nahe kam.
 

"Wenn ich dir Antworten gebe, bekomme ich wahrscheinlich Probleme, also kriegst du keine Antworten", gab der entschlossen von sich.
 

"Selbstverständlich bekomme ich welche", sagte Sasuke ruhig und seine Stimme klang hart und erbarmungslos.
 

Er wandte sich an Neji. "Danke für deine Hilfe. Damit hast du es wieder gut gemacht und für mich ist damit wie versprochen vergessen, was in der Vergangenheit passiert ist.
 

Neji nickte. "Gut."
 

"Vielleicht solltest du jetzt besser gehen," fuhr Sasuke fort. "Ich will dir keine Probleme bereiten. Aber bitte bring Sakura nach Hause."
 

Er wandte sich mir zu. "Geh mit Neji, ich komme gleich zu dir."
 

Neji grinste zufrieden. "Das heißt also, du hast dich entschieden mir nun wirklich zu vertrauen. Aber hast du dir Sakura mal angesehen? Sie wirkt nicht so, als würde sie freiwillig gehen wollen. Ich werde nichts tun, was sie nicht möchte, nur um dir einen Gefallen zu tun."
 

Ich riss mich zusammen. "Ich werde nicht gehen Sasuke!", sagte ich rasch.
 

Meine Stimme klang nun doch leicht zittrig. "Du willst ihm wehtun, damit du Antworten bekommst, nicht wahr? Das kannst du nicht machen!"
 

Neji lachte leise. "Siehst du?"
 

Sasuke verzog verärgert das Gesicht. "Eben hattest du noch Angst vor ihm und jetzt tut er dir schon leid?"
 

"Es gibt bestimmt eine andere Lösung!", sagte ich eindringlich und legte meine Hand auf Sasukes Arm.
 

Ich blickte vorsichtig zu dem Mann, der entschlossen drein sah und zwar nicht erfreut wirkte, aber auch nicht so, als hätte er vor alles auszuplaudern.
 

"Nett von dir Mädchen, aber ziemlich naiv. Ich werde nichts sagen. Das könnte mir mehr Probleme bereiten, als er es würde." Er nickte mit dem Kopf zu Sasuke.
 

"Das glaube ich nicht", sagte Sasuke kalt. "Wenn es um sie geht ist es mit meinem Mitgefühl vorbei. Du unterschätzt, was sie mir bedeutet."
 

Der Mann sah ihn ein wenig unsicher an. Ich durfte hier nicht weiter stehen und zusehen, ich musste dafür sorgen, dass das hier irgendwie gewaltfrei ausging.
 

"Sie haben gesagt, Sie wollten uns nichts tun", sagte ich vorsichtig. "Stimmt das?"
 

"Ja", antwortete der Mann ruhig und sah mich an. Auf mich wirkte er nicht so, als würde er lügen. Aber ich wollte natürlich auch wissen, was eigentlich los war.
 

"Verstehen Sie, dass wir Antworten brauchen?", fragte ich vorsichtig weiter. Ich wusste nicht, wie wir dieses Problem lösen sollten, aber ich dachte es könnte nicht schaden einfach erstmal mit einem Versuch zu einem Gespräch zu beginnen, vielleicht ergab sich ja irgendwas aus der Situation heraus.
 

Der Mann runzelte nachdenklich die Stirn. Nach einem kurzen Moment nickte er.
 

Das gab mir den Mut, um weiter zu sprechen. "Haben Sie dann vielleicht eine Idee, wie wir jetzt mit dieser Situation umgehen können, ohne, dass jemand zu Schaden kommt? Sie müssen verstehen, dass wir nicht einfach gehen und das hinnehmen können. Aber wenn Sie sagen, dass Sie nichts Schlechtes im Sinn hatten und das die Wahrheit ist, dann sind wir ja vielleicht nicht unbedingt in einer Situation, wo wir uns nicht einigen könnten, oder?"
 

Der Mann musterte mich immer noch mit gerunzelter Stirn und ich blickte tapfer zurück. Er sollte nicht denken, dass ich bloß dumm und naiv war. Er sollte mich ernst nehmen und daran glauben, dass wir eine Lösung finden würden.
 

Neji zog die Augenbrauen hoch und sah zu Sasuke hinüber. Der hatte den Kopf schief gelegt und musterte den Mann. Immerhin schien er nachdenklich geworden zu sein und nicht mehr unmittelbar davor das mit Gewalt lösen zu wollen.
 

Der Mann räusperte sich. "Ich bin nicht euer Feind. Zumindest nicht, soweit ich weiß. Aber es bleibt dabei, dass ich nicht befugt bin, euch irgendwelche Informationen zu geben."
 

"In Ordnung", sagte Sasuke plötzlich. "Versuchen wir es erst mit Reden, Sie sind ja scheinbar zumindest auf gewisse Weise kooperativ. Ich respektiere, dass Sie scheinbar Gründe haben, warum Sie uns nichts erzählen können oder wollen. Vielleicht müssen Sie das auch gar nicht. Ich weiß schon ein bisschen was. Schauen wir mal..." Sasuke schwieg einen Moment und schien konzentriert nachzudenken. Dann sprach er weiter.
 

"Sie beobachten Sakura. Hauptsächlich im Café, aber scheinbar auch zumindest in der Schule. Immer wenn ich bei ihr bin verschwinden Sie. Sie behaupten, Sie wollen ihr nichts tun und haben sie bisher auch nicht belästigt. Kann ich daraus schließen das Sie auf Sakura oder das was sie tut aufpassen?"
 

Der Mann blickte Sasuke ernst an, aber reagierte ansonsten nicht. Das schien für Sasuke in Ordnung zu sein, denn er sprach weiter.
 

"Außerdem scheinen Sie das beruflich zu machen, also hat Sie jemand dafür bezahlt. Und mir ist aufgefallen, dass meine Familie letztens seltsam genau darüber bescheid wusste, dass Neji und ich uns besser verstehen. Das war unmittelbar nachdem Sie uns zusammen gesehen haben. Außerdem scheinen Sie Informationen sowohl über mich als auch über Neji zu haben. Zumindest wissen Sie scheinbar, dass er ein Hyuga ist und unsere Familien sich nicht gut verstehen."
 

Der Mann reagierte immer noch nicht.
 

"Also", fuhr Sasuke ganz langsam fort, als würde er diesen Gedanken selbst noch etwas merkwürdig finden, "wenn ich jetzt meinen Onkel oder meinen Vater anrufen würde und ihnen sagen würde, dass mir aufgefallen ist, dass jemand meine Freundin beobachtet, wäre es dann möglich, dass ich von einem der beiden eine Auskunft über diese Sache bekommen könnte?"
 

Sie sahen einander einen Moment schweigend an und ich hielt den Atem an. Überwachte Sasukes Familie mich? Aber wieso? Das ergab doch keinen Sinn.
 

"Ich sage nicht, dass es so ist, aber rein theoretisch wäre sowas möglich", sagte der Mann schließlich leise.
 

Sasuke verengte die Augen.
 

"Aha", sagte er tonlos und zog sein Smartphone aus der Tasche.
 

"Haben Sie vielleicht eine Empfehlung, wen von beiden ich damit behelligen sollte?"
 

Der Mann schwieg mit einem unsicheren Gesichtsausdruck.
 

"Da Sie scheinbar ziemliche Angst vor Konsequenzen haben, nehme ich an, ich sollte Madara anrufen", stellte Sasuke kühl fest.
 

Der Mann bejahte das nicht, aber er stritt es auch nicht ab und das schien Sasuke zu genügen. Er tippte kurz auf seinen Display und hielt sich sein Smartphone ans Ohr, mit einem Gesicht, als wüsste er nicht genau, ob er gleich losbrüllen würde, oder ob es ihm vorerst wichtiger war ruhig zu bleiben und an Informationen zu kommen.
 

Wir beobachten ihn alle gespannt. Ich fühlte mich immer verwirrter. Wieso sollte Madara Uchiha mich überwachen lassen? Glaubte er etwa immer noch, dass ich irgendwelchen Schaden anrichten könnte? Das wäre doch total übertrieben. Aber was sollte es sonst sein?
 

Es dauerte ein paar Sekunden, bis Madara ran ging. Sasuke hielt sich gar nicht erst mit einer Begrüßung auf.
 

"Lässt du Sakura überwachen?", fragte er scharf, ziemlich unfreundlich und ohne Umschweife.
 

Ich tausche einen Blick mit Neji. Wir konnten nicht hören, was Madara antwortete, weil Sasuke nicht auf laut gestellt hatte.
 

Sasuke sah weder Neji noch mich an, er fixierte beim Sprechen weiter den Mann, der genauso konzentriert zurück blickte. Er wirkte nun nervös.
 

"Nein, ich erkläre dir nicht, wie ich darauf komme", zischte Sasuke wütend. "Aber falls du dafür verantwortlich bist, sag es mir besser jetzt, sonst unternehme ich nämlich was und das wird dir dann noch weniger gefallen, als wenn ich mich aufrege, das kann ich dir versprechen!"
 

Er hörte eine Sekunde zu und zischte dann: "Wie bitte? Bist du total durchgedreht-"
 

Madara schien ihn abgewürgt zu haben. Und Sasuke hörte mit wütendem Gesicht kurz zu.
 

"Ich will es aber jetzt wissen und nicht am Dienstag!", fauchte er.
 

Doch seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, wollte Madara wohl nichts erklären.
 

"Das hoffe ich für dich!", sagte Sasuke immer noch wütend und er legte auf.
 

Er atmete einmal tief ein und aus, um sich zu beruhigen. Er wirkte enttäuscht und verärgert. Und besorgt.
 

"Danke", sagte der Mann leise. "Danke, dass du nicht erwähnt hast, dass ich aufgeflogen bin."
 

"Kein Problem", sagte Sasuke ziemlich knapp und kühl. Er ging zu der Pistole, die er dem Mann aus der Hand getreten hatte und hob sie auf. Dann zog er die andere Pistole und das Messer aus seinem Mantel und reichte dem Mann anschließend alles.
 

"Das hier ist nie passiert", sagte er kühl. "Verhalten Sie sich wie immer und machen Sie ihren Job weiter, ich kläre das von hier an mit Madara und lasse Sie da raus."
 

"Danke", sagte der Mann nochmal knapp und steckte alles wieder ein. "Ich nehme an, du bleibst jetzt bei ihr? Dann gehe ich."
 

Sasuke nickte und der Mann wandte sich ab und verschwand nach ein paar Schritten in der eisigen Finsternis.
 

Ein paar Sekunden herrschte Stille, während wir in die Dunkelheit starrten, in der nun niemand mehr zu sehen war. Stille, abgesehen von dem kalten Wind.
 

"Sasuke?", fragte ich ganz vorsichtig.
 

Sasuke sah mich an, aber er schien immer noch wütend und enttäuscht und nicht besonders motiviert etwas sagen zu wollen.
 

"Tja, gut, dass du ihm nichts getan hast", sagte Neji. "Also lässt deine Familie deine Freundin bespitzeln? Die sind ja genauso wunderbar wie meine Leute! Was haben wir doch für ein Glück!" Seine Stimme triefte vor Sarkasmus.
 

"Scheint so", sagte Sasuke säuerlich, der das überhaupt nicht witzig zu finden schien. Und das fand ich auch nicht.
 

"Was hat dein Onkel denn dazu gesagt?", fragte ich hilflos, weil ich es irgendwie in meinem Kopf nicht richtig greifen konnte.
 

"Dass es zu deinem Besten ist und wir Dienstag Abend, wenn er zurück ist, mit ihm darüber reden können. Er meinte, er würde es dann erklären." Er zuckte verärgert mit den Schultern. "Tut mir leid, mehr hab ich aus ihm nicht rausbekommen, du weißt ja wie er ist."
 

"Aber warum...", setzte ich verwirrt an.
 

"Ich weiß es nicht Sakura", sagte Sasuke gereizt.
 

"Tut mir leid", fügte er sofort hinzu, als er mir einen Blick zu geworfen hatte und kam zu mir hinüber. "Du machst dir bestimmt Sorgen aber ich kläre das!"
 

Er war bei mir angekommen und zog mich in eine kurze aber feste Umarmung. Für eine Sekunde genoss ich seine Wärme und drückte mein Gesicht an seinen Hals. Seine Familie war echt nicht einfach. Ich hatte gedacht, dass sie mich mittlerweile akzeptiert hätten und nun das! Ich hätte so gerne gleich jetzt eine Erklärung dafür gehabt.
 

Sasuke ließ mich schnell wieder los und ich hatte ohnehin gerade zurückweichen wollen, um es Neji zu ersparen, dass er blöd daneben stand.
 

"Wenigstens weißt du jetzt, dass du dir fürs erste keine akuten Sorgen um Sakura machen musst", sagte Neji zu Sasuke und es klang fast so, als versuchte er, ihn ein wenig aufzumuntern.
 

Sasuke nickte knapp. "Ja. Danke für deine Hilfe. Ich bin froh, dass wir mit dieser bescheuerten Feindschaft aufgehört haben. Als Freund bist du mir lieber."
 

Neji lächelte leicht. "Geht mir auch so. Also, ich hau ab. Ich hoffe es klärt sich alles auf und es gibt kein Problem!"
 

Er warf mir einen kurzen Blick zu. "Wir sehen uns in der Schule!", sagte er freundlich.
 

"Ja, bis dann!", antwortete ich rasch und versuchte mich an einem Lächeln. Es fühlte sich ein wenig gezwungen an.
 

Sasuke und Neji tauschten kurz einen Handschlag aus und dann ging Neji davon.
 

Sasuke wandte sich mir wieder zu und legte leicht den Kopf schief.
 

"Bist du wütend auf mich?"
 

Ich schüttelte nur den Kopf und schlang die Arme um mich. Es war so kalt. Und ich war total erschöpft. Und ich fühlte mich etwas verloren.
 

"Denkst du Madara vertraut mir nicht?"
 

Sasuke musterte mich und sah etwas besorgt aus.
 

"Nein, wahrscheinlich nicht. Aber er vertraut aus Prinzip nicht gern, das ist nicht das Problem. Wenn er das Gefühl hätte, dass du ein ernsthaftes Problem für seine Pläne, die Firma oder die Familie darstellen würdest, würde er sich irgendwie direkt darum kümmern und dich nicht beobachten lassen. Das kann nicht der Grund sein."
 

"Aber was glaubst du, was der Grund sein könnte, mir fällt nicht ein was-"
 

"Sakura, ich weiß es wirklich nicht und er hat unmissverständlich klar gemacht, dass er persönlich mit uns reden will, wenn er zurück ist."
 

"Ich weiß, dass du es nicht weißt!", sagte ich verzweifelt. "Aber du siehst besorgt aus, du musst doch irgendeine Vermutung-"
 

"Deine Lippen sind schon ganz dunkel, du erfrierst noch!", unterbrach er mich. "Gehen wir zu dir, wir sind ohnehin fast da."
 

Und weil mir wirklich furchtbar kalt war und ich endlich irgendwo hin wollte, wo es warm war und ich mich sicher fühlte, nickte ich.
 

Sasuke schien bleiben zu wollen, denn er kam mit nach oben und wir tranken erstmal einen heißen Tee. Dabei schwiegen wir und ich konnte nicht verhindern, dass ich ständig wieder in Gedanken durchging, was passiert war. Sasuke schien ebenfalls seinen Gedanken nachzuhängen, aber vielleicht wollte er mir auch bloß etwas Raum geben, um das zu verdauen.
 

"Danke, dass du mich vorhin aufgehalten hast", sagte er schließlich in die Stille. "Du hattest recht, es war nicht nötig, das jemand verletzt wird. Aber ich hoffe du verstehst auch, dass es ziemlich schwer ist ruhig zu bleiben, wenn ich das Gefühl habe, dass dir was passieren könnte."
 

Ich hob den Kopf und sah ihn an. "Ja ich verstehe es."
 

Als ich kurz Angst gehabt hatte, dass der Mann auf Sasuke schießen könnte, hatte ich nur noch daran gedacht, was ich tun könnte, um das zu verhindern und alles andere war mir egal gewesen.
 

Sasuke lächelte leicht. Er stand von seinem Kissen auf, kam um den kleinen Tisch herum und setzte sich neben mich auf den Boden, mit dem Rücken an die Sitzfläche des Sofas gelehnt. Ich legte den Kopf an seine Schulter und er drückte sanft mein Kinn nach oben und gab mir einen Kuss, dann strich er mit seinen Fingern liebevoll durch meine Haare.
 

"Morgen werden wir erstmal deinen Ex los. Und dann muss ich leider mit Shisui auf Geschäftsreise. Aber am Dienstag Abend komme ich zurück und dann reden wir mit Madara. Und wenn du in der Zwischenzeit diesen Mann siehst, dann sieh es einfach so, dass er bloß auf dich aufpasst. Madara klang, als würde es eine plausible Erklärung dafür geben. Und als würde er uns die Wahrheit sagen wollen. Das wird sich schon aufklären."
 

"Ja", sagte ich, drehte mich zu ihm und schlang die Arme um ihn.
 

"Solange wir zusammen sein können, ist mir das alles nicht so wichtig", murmelte ich gegen seinen Hals.
 

Er strich wieder mit seinen Fingern durch meine Haare. "Ich würde gerne heute Nacht hier bleiben", murmelte er. "Wäre das in Ordnung für dich?"
 

Ich nickte. Mir war definitiv nicht nach alleine sein. Und es war schön, dass er richtig gefragt hatte.
 

Einen Moment schwiegen wir, dann kam mir ein Gedanke. Sasuke kümmerte sich ständig so übertrieben um mich, dass ich manchmal fast vergaß, dass ich mich auch um ihn kümmern musste.
 

"Wie geht es dir gerade?"
 

Er hob überrascht den Kopf, wahrscheinlich weil ich so ernst geklungen hatte.
 

"Gut, wieso?", fragte er.
 

Ich fand die Antwort kam ein bisschen zu schnell.
 

Ich zog mit einem leichten Lächeln die Augenbrauen hoch. "Das ist ziemlich unpräzise mein Lieber!"
 

Er zuckte mit den Schultern und drehte den Kopf weg, damit ich ihm nicht ins Gesicht sehen konnte. Stattdessen blickte er mal wieder auf seine Hände. Eigentlich wie immer, wenn ihn etwas belastete, aber er nicht darüber reden wollte.
 

Ich kroch um ihn herum und kniete mich genau vor ihn. Dann beugte ich mich vor und legte sanft die Arme um ihn.
 

"Ich glaube, dass es dir gerade nicht so richtig gut geht", sagte ich leise und sanft. "Und du musst lernen darüber zu reden, wie du dich fühlst."
 

Ich musste mal wieder lange warten, aber dann entschloss er sich doch dazu mit mir zu sprechen.
 

"Ich mache mir Sorgen, dass es ein ernstes Problem gibt, weil Madara sich sonst nicht mit dir beschäftigen würde."
 

"Und was noch?", fragte ich, weil ich ziemlich sicher war, dass es da noch mehr gab.
 

Vielleicht musste ich einfach noch regelmäßiger nachfragen, damit er lernte, dass es normal war, dass man darüber sprach, wie es einem ging. Ich hatte das in den letzten Jahren auch falsch gemacht und ich war nur dadurch von dem Alkohol und Gras weggekommen, weil ich gelernt hatte hinzufühlen und ehrlich mit mir und meinen Gefühlen zu sein. Auch wenn ich es anderen nicht immer erzählte, ich schaffte es immerhin mich mit mir selbst auseinander zu setzen. Und ich glaubte, dass Sasuke nach wie vor glaubte, sowas sei Schwäche und dass er seine Gefühle immer weg schob. Er hatte einfach nie gelernt, dass Gefühle etwas Positives sein konnten, denn scheinbar hatte er niemanden zuhause gehabt, der ihm das hatte zeigen können. Eher im Gegenteil, wenn man bedachte was mit Itachi passiert war.
 

Sasuke zuckte mit den Schultern und legte seine Arme um mich, aber ich wollte auf keinen Fall, dass er sich nun wieder um mich kümmerte, um sich bloß nicht mit sich selbst auseinander setzen zu müssen. Also schob ich seine Arme entschieden wieder weg.
 

"Du fühlst dich noch aus einem anderen Grund gerade nicht so gut, nicht wahr?", fragte ich behutsam und kraulte die Haare in seinem Nacken.
 

"Vielleicht", gab er schließlich leise zu.
 

"Und warum?"
 

"Keine Ahnung."
 

"Denk nach, bestimmt weißt du es eigentlich. Bitte versuch darüber zu sprechen."
 

Es schwieg ein paar Sekunden. Und dann kam mehr als ich erwartet hatte.
 

"Also wie gesagt, ich bin wegen Madara besorgt. Und dieser Sai nervt mich, ich will dass er sich verpisst und dich in Ruhe lässt. Es macht mich wahnsinnig, dass ich ihn nicht einfach verprügeln kann. Und ich bin nervös wegen der Geschäftsreise mit Shisui, weil ich dann die ganze Zeit so tun muss, als hätte ich alles im Griff und ich mir nicht anmerken lassen darf, dass ich eigentlich gar nicht weiß, was ich tue. Und ich muss das dann die ganze Zeit aufrecht erhalten und kann mich nicht zurückziehen, um ein bisschen runter zu kommen, wie ich es zuhause in meinem Zimmer kann. Und ich mache mir Sorgen um die Firma, ich glaube wir haben ein ernstes Problem mit den Shimuras und Hyugas und mein Vater und Madara halten mich davon fern, weil sie selbst nicht wissen, ob sie es in den Griff kriegen. Die tun bloß so. Das weiß ich, weil ich auch immer bloß so tue. Und ich hoffe bitterlich, dass Neji da nicht eingeweiht ist und dass er wirklich mit mir befreundet sein will. Ich mache mir Sorgen, dass er mich offensichtlich zum Narren hält und ich der einzige bin, der das nicht checkt, nur weil ich mir wünsche, dass er es ernst meint. Ich riskiere ganz schön viel, weil ich ihm vertraue. Was wenn das für meinen Vater und Madara alles noch schlimmer macht? Und ich glaube Naruto ist unzufrieden damit, dass ich mich besser mit Neji verstehe und ich weiß nicht, wie ich ihm sagen soll, dass er immer mein bester Freund sein wird, egal wie viele Gemeinsamkeiten ich mit Neji habe. Ich kann sowieso nicht richtig glauben, dass jemand mit mir befreundet sein will, weil ich kaum Zeit habe und meistens bloß fiese Kommentare mache, weil ich mich oft ausgegrenzt und überfordert fühle im Umgang mit den anderen, weil mein Leben etwas anders ist als das von anderen in meinem Alter."
 

Seine Stimme war immer leiser geworden und ich musste mich anstrengen, um den letzten Satz zu verstehen.
 

"Und Madara hat mir gestern gesagt, dass er die verschärfte Suche nach Itachi wieder eingestellt hat. Er hat sich nun doch diesen Dealer vorgeknöpft und glaubt zwar nicht, dass er lügt, aber er hält es für wahrscheinlich, dass er sich geirrt hat. Und ich habe mir die ganze Zeit eingeredet, dass ich schon akzeptiert habe, dass Itachi nicht wieder auftaucht, aber jetzt merke ich, dass ich mir ziemlich viele kindische Hoffnungen gemacht habe, weil der Idiot behauptet hat, er hätte ihn gesehen."
 

Er seufzte und ich ließ ihn los und versuchte in sein Gesicht zu sehen. Diese Auflistung hatte mich nicht direkt überrascht, aber es hatte mir deutlich gemacht, dass ich es nicht akzeptieren durfte, wenn er auf die Frage, wie es ihm ginge, mit 'gut' antwortete.
 

Er wich meinem Blick aus indem er den Kopf zurück legte und an die Decke sah. "Ach ja", sagte er mit einem unglücklichen Lächeln, "und jetzt fühle ich mich mies, weil ich eigentlich nicht will, dass du das alles weißt. Rumjammern hilft nicht und jetzt komme ich mir albern vor."
 

"Du bist ein Idiot Sasuke", sagte ich liebevoll und mit einem Lächeln. "Das ist kein Jammern, du hast mir einfach nur mitgeteilt, was in dir vorgeht. Und das ist gut. Ich empfinde es als Privileg das Wissen zu dürfen. Und ist es so schlimm, wenn du zu gibst, dass du Angst vor der Geschäftsreise hast oder nicht weißt, wie du mit Naruto über Neji reden sollst? Aber ich bin mir sicher, daß kriegst du irgendwie hin. Und ich bin mir sicher, dass du keinen Fehler machst, wenn du Neji vertraust. Ich weiß nicht warum, aber es fühlt sich richtig an. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er dir etwas vor macht. Und natürlich hast du dir Hoffnungen wegen deines Bruders gemacht. Das ist sowieso jedem klar. Ob du es nun vor dir selbst verleugnest oder nicht."
 

"Wahrscheinlich", sagte er mit einem leichten Lächeln und endlich sah er mich an. Allerdings etwas vorsichtig, als wüsste er nicht, was er nun zu erwarten hatte, jetzt wo er sich verletzlich gezeigt hatte.
 

"Und jetzt?", fragte er mit einem schiefen Lächeln.
 

Ich stand beschwingt auf. "Jetzt nimmst du eine heiße Dusche und währenddessen koche ich uns was Schönes. Und danach massiere ich dir den Rücken, bis du dich ein bisschen entspannt hast. Und dann kuscheln wir uns unter die Decke und ich lese dir etwas vor, bis wir müde werden."
 

Sasukes Mundwinkel zuckte. "Ich bin doch kein Kind!"
 

"Manchmal ist jeder Mensch ein bisschen ein Kind und braucht etwas Zuwendung!", sagte ich lächelnd und zog ihn hoch. Er stand auf.
 

"Also, ab in die Dusche! Gleich gibt es Essen!"
 

Er schlang den Arm um mich und zog mich an der Taille an sich.
 

"Willst du nicht lieber mit unter die Dusche kommen?", raunte er.
 

Das war natürlich verlockend, aber ich wand mich mit einem Lachen aus seinem Griff. "Oh nein Sasuke! Du wirst heute Abend einfach mal akzeptieren, dass du dich unsicher fühlst und das nicht wieder mit Sex beiseite schieben!"
 

Er öffnete empört den Mund.
 

"Doch, manchmal tust du das!", beharrte ich, bevor er etwas sagen konnte. "Sex und Kampfsport sind das, was du benutzt, wenn du dich besser fühlen willst. Das ist auch nicht schlecht. Bloß wird es dir nicht schaden einfach mal keines von beiden zu tun und es auszuhalten, wie du dich fühlst. Du wirst merken, dass man das durchaus übersteht und die Welt nicht davon unter geht. Und danach hat man dann ein bisschen weniger Angst vor diesen Gefühlen, weil man lernt, dass sie zum Leben gehören und gar nicht so schlimm sind."
 

Er sah mich einen Moment ein wenig perplex an. Wahrscheinlich, weil ich ihm vorschrieb, was er tun sollte. Dann grinste er.
 

"Okay", sagte er. "Ich kann es ja mal versuchen. Manchmal bist du einfach klüger als ich."
 

"Das hat mit klüger nichts zu tun", erwiderte ich belustigt. "Mit deiner Familie hattest du keine Chance das zu lernen."
 

Und es klappte. Am Sonnag Morgen war er tatsächlich deutlich entspannter. Und ich hatte dadurch auch ein bisschen mehr Hoffnung, dass er Sai bei unserem Treffen nachher vielleicht doch keine reinhauen würde.
 

Allerdings kam alles etwas anders als geplant.

Dankbarkeit (Teil 1)

"Bist du sicher, dass du schon los musst?", fragte ich in einem verführerischen Tonfall. Ich wollte ihn noch nicht hergeben und war bereit zu unfairen Mitteln zu greifen, um ihn noch ein wenig behalten zu können. Ich unterdrückte ein Lachen.
 

Wir hatten gut geschlafen, was mich aufgrund der beengten Verhältnisse in meiner kleinen Wohnung immer wieder verwunderte. Aber Sasukes Anwesenheit wirkte scheinbar unterbewusst derart beruhigend auf mich, dass das kein Problem zu sein schien und ich auch weiter schlief, wenn er sich bewegte. Und glücklicherweise war es bei ihm wohl genauso. Noch lag Sasuke auf der Schlafcouch und ich lag auf ihm. Ich hatte absolut keine Lust von ihm runter zu gehen.
 

Sasuke grinste. "Ja, wenn ich es rechtzeitig in die Firma schaffen will, muss ich jetzt aufstehen und Duschen. Ich muss nämlich noch ein Stück laufen, mein Auto steht in der Nähe der Bushaltestelle, also muss ich erst dahin und es holen, weil Neji und ich dich und deinen Aufpasser gestern zu Fuß beschatten mussten."
 

Ich verzog das Gesicht. Das hatte ich gerade verdrängt gehabt. Passte der Mann auch auf mich auf, wenn ich hier zuhause war? Würde er unten vor dem Haus sein, wenn Sasuke gleich ging? Da hatte ich ihn noch nie gesehen. Ich schob diese Gedanken wieder beiseite, gerade war mir zu wohlig zumute.
 

"Und willst du denn rechtzeitig in der Firma sein?", fragte ich lächelnd und strich mit meinem Zeigefinger langsam über Sasukes Brust.
 

Er grinste wieder und griff nach meinem Handgelenk, um mich daran zu hindern weiter nach unten zu wandern.
 

"Ja."
 

"Wieso eigentlich rechtzeitig? Es ist doch außerdem Sonntag!"
 

Sasuke lachte leise. "Unter der Woche habe ich wegen der Schule nicht so viel Zeit. Und ich bin mit jemandem verabredet, der mir noch ein paar Erläuterungen zu dem Projekt gibt, wegen dem ich mit Shisui verreise. Mein Vater zahlt zwar fantastische Gehälter, aber unsere Mitarbeiter können sich wahrscheinlich trotzdem tolleres vorstellen als Sonntag Vormittag in die Firma zu kommen und dem Sohn vom Chef irgendwelche Dinge zu erläutern. Also sollte ich wenigstens so respektvoll sein und pünktlich auftauchen, wenn ich schon eine Sonderbehandlung bekomme."
 

Ich seufzte theatralisch. "Klingt so, als müsste ich das akzeptieren."
 

"Wieso, was hattest du denn vor?"
 

"Ich wollte, dass du mich mit unter die Dusche nimmst", sagte ich mit einem charmanten Lächeln.
 

"Um was zu tun?", fragte Sasuke grinsend. Anscheinend wollte er sich jetzt ein bisschen bitten lassen, weil ich ihn gestern nicht gelassen hatte. Ich unterdrückte wieder ein Lachen.
 

"Naja", sagte ich und legte leicht den Kopf schief, "es wäre ein netter Anblick dich ohne Klamotten zu sehen. Und das warme Wasser ist einfach so angenehm, besonders wenn man sich dazu auch noch unterhalten kann."
 

"Du willst mit mir duschen, weil du dich mit mir unterhalten willst?", fragte Sasuke belustigt und zog beide Augenbrauen hoch.
 

"Klar, weswegen sonst?", erwiderte ich vollkommen ernst, was mich einiges an Konzentration kostete.
 

Sasuke setzte sich mit einem Ruck auf und schwang die Beine vom Sofa. Ich fiel aufgrund der unerwartet schnellen Bewegung beinahe runter, aber er schlang einen Arm um mich und hielt mich fest. Leider quietschte ich etwas, was ihn zum Lachen brachte. Während ich von ihm runter kletterte, nahm er sein Smartphone vom Sofatisch und sah auf die Uhr.
 

"In ner halben Stunde muss ich zur Tür raus. Ich hole mir später irgendwo was zum Frühstücken, dann kannst du mit unter die Dusche und mit mir reden, wenn du das so gerne möchtest." Ich hörte an seiner Stimme, dass er auch ein Lachen unterdrückte.
 

Also kam ich mit, zufrieden mit dem Beginn dieses Sonntags und nicht ahnend, dass mir gleich Stress bevorstehen würde.
 

"Ich dachte, du wolltest dich unterhalten", sagte Sasuke zwei Minuten später mit einem fiesen Lächeln und schob meine Hände von sich weg.
 

"Da habe ich eventuell gelogen", flüsterte ich und hauchte ihm einen Kuss auf den Hals.
 

"Ach ja? Du sollst mich doch nicht anlügen Prinzessin!" Er schlang seinen Arm um meine Taille und zog mich mit einem Ruck an sich.
 

"Tut mir leid!", sagte ich unbekümmert.
 

Er zog wieder die Augenbrauen hoch und blickte mit einem überheblichen Blick auf mich hinab. Dabei sah er ziemlich heiß aus.
 

"Das klingt aber nicht so, als ob es dir leid täte. Ich glaube die Entschuldigung reicht mir nicht!"
 

"Pech gehabt, ne bessere bekommst du nicht", sagte ich gespielt hochnäsig, drückte ihm die Handflächen gegen die Brust, um mich von ihm wegzuschieben und musste schon wieder ein Lachen unterdrücken, weil ich mich bei diesem Tonfall ein bisschen an Ino erinnert hatte.
 

"Hier geblieben", knurrte Sasuke und zog mich zurück. Er gab der Duschbrause einen kleinen Schubs, sodass das heiße Wasser nun an den Fliesen der Wand herunter lief.
 

Ich unterdrückte ein Grinsen und lehnte mich mit dem Rücken gegen die Fliesen. Sasuke stützte beide Arme neben mir ab und kam mir mit seinem Gesicht ganz nahe. Das Wasser lief durch seine schwarzen Haarsträhnen und ließ seine Haare glatter als sonst erscheinen. Das stand ihm auch. Er konnte einfach gar nicht schlecht aussehen. Ich öffnete leicht die Lippen, als ich seinen Atem auf meinen spürte. Leider hielt er ein winziges Stück vor mir inne anstatt mich zu küssen.
 

Also überwand ich diesen kleinen Abstand und küsste ihn. Er reagierte nur mit einem leichten Grinsen. Ich wich wieder zurück und sah ihn vorwurfsvoll an, weil er nicht darauf ein ging.
 

"Küss mich!", verlangte ich.
 

"Wenn du was von mir willst, solltest du vielleicht nicht so frech sein", raunte er genüsslich in einem Tonfall, der dafür sorgte, dass mich ein Schauer überlief.
 

"Bitte?", versuchte ich es verführerisch.
 

Er grinste und kam dem nach. Allerdings so zärtlich und langsam, dass ich dafür gerade zu ungeduldig war. Er war so fies! Nun wollte ich ihn umso mehr und leider schien er das auch ganz genau zu wissen.
 

"Bitte Sasuke", flüsterte ich und im Moment war mir mein Stolz ziemlich egal. "Küss mich richtig."
 

Er grinste. Dann hob er mich plötzlich hoch und drückte mich fester gegen die Wand. Ich schlang rasch die Beine um ihn, um etwas mehr Halt zu haben.
 

Er griff nach meinem Kinn.
 

"Besser?", raunte er gegen meine Lippen.
 

"Ja", flüsterte ich ungeduldig und schmiegte mich an ihn. Das ließ ihn nicht so kalt wie er vorgab. Aber ich musste mal wieder zugeben, dass er sich gut kontrollieren konnte. "Ich dachte du hast es eilig!"
 

"Ich weiß ganz genau, wie viel Zeit ich noch habe", raunte er und grinste. "Und je ungeduldiger du wirst, desto glücklicher wirst du gleich sein, das kennst du doch schon, nicht wahr?"
 

Ich unterdrückte ein Keuchen, als er sich gegen mich drückte. Ich wollte ihn endlich richtig spüren. Ich wollte seine Kraft und seine Ungeduld und sein Verlangen fühlen, ich wollte sein Gesicht sehen, während er versuchte nicht zu stöhnen und die Kontrolle zu behalten. Ich wollte das Funkeln in seinen Augen sehen, dass so voller Wildheit und Kraft und Verletzlichkeit zugleich war.
 

"Sasuke", flüsterte ich gequält, weil ich leider an dem Punkt war, dass ich es nicht mehr abwarten wollte. Und weil ich wusste, dass er es liebte, wenn ich ein bisschen bettelte. Es liebte es, wenn ich ihn so sehr wollte, dass ich sogar meinen Stolz für eine Weile vergaß. Und ich liebte es, wenn ich ihn glücklich machte.
 

Und endlich erlöste er mich. Und sich wahrscheinlich auch. Daran, dass er nicht gerade sanft war, spürte ich seine eigene Ungeduld. Er drückte seine Lippen auf meine um mein Aufkeuchen abzufangen, das eine Mischung aus Schmerz und Lust war. Und dann war da nur noch Lust.
 

"Denk hier dran, wenn du nachher deinem Ex begegnest", presste er hervor.
 

"So eifersüchtig?", gab ich ein wenig atemlos und mit einem triumphierenden Lächeln zurück.
 

Er knurrte, biss mir leicht in den Hals und intensivierte seine Bewegungen, sodass ich nicht mehr in der Lage war, noch vernünftig sprechen zu können. Oder zu wollen. Für den Moment war alles egal und ich fühlte nur Glück.
 

"Sasuke?"
 

"Hm?"
 

Wir hatten es tatsächlich rechtzeitig aus der Dusche geschafft und Sasuke stand in seinem Mantel vor der Tür und war im Begriff zu gehen.
 

"Die Zeit mit Sai war für mich nicht besonders toll. Ich werde nachher sicher nicht in glücklichen Erinnerungen schwelgen, wenn wir ihn treffen. Es gibt keinen Grund, dass du sowas sagst wie vorhin, okay?"
 

Sasuke hatte schon die Hand auf der Türklinke liegen, doch bei diesen Worten hielt er inne und sah mich an.
 

"Okay", sagte er schließlich. "Hat er dich schlecht behandelt?"
 

"Ja", sagte ich. "Aber ich habe es auch mit mir machen lassen."
 

Sasuke ließ die Tür los, griff mach meinem Gesicht und gab mir einen Kuss. "Ich weiß, ich bin manchmal ein Idiot, aber ich will wirklich, dass du glücklich bist."
 

Ich lächelte. "Ich weiß. Und jetzt geh und bereite dich auf die Geschäftsreise vor. Du packst das schon, du wirst mit der Zeit in alles reinwachsen, wie du ja selbst immer sagst. Und wenn es dir zu viel wird, kannst du dich bei mir ausruhen."
 

Er lächelte ebenfalls. Ich liebte dieses Lächeln. Es war so ehrlich und frei von seinem Getue und seiner Angeberei. Und in letzter Zeit bekam ich es immer öfter zu sehen.
 

Ich hörte zu, wie er die Stufen hinunter lief und schloss die Wohnungstür, als ich unten die Haustür zufallen hörte.
 

Ich ging zurück ins Bad, zog mir eine frische Jeans und einen Pullover an, föhnte meine Haare, wobei ich mit Hinata ein paar Nachrichten austauschte, die nachfragte, ob Sai nochmal geantwortet hätte und ob ich aufgeregt wäre. Ein bisschen aufgeregt war ich tatsächlich.
 

Aber ich war ausgeschlafen und Sasuke und ich hatten einen schönen Abend und Morgen gehabt und ich war einigermaßen optimistisch. Was sollte schon schiefgehen? Sasuke würde aufpassen, dass Sai nicht eklig zu mir wurde und ich würde aufpassen, dass Sasuke nicht total überreagierte. Wir waren ein gutes Team. Auch beim Frühstücken und Schminken war ich ganz guter Dinge.
 

Ich hob irritiert den Kopf, als es an der Tür klingelte. Sasuke war erst seit einer Stunde weg. Er konnte nicht schon wieder da sein, oder? Außerdem hatten wir auch gar nicht konkret abgesprochen, dass er gleich nach seinem Termin wieder herkommen würde.
 

Mit einem Stirnrunzeln ging ich zur Lautsprecheranlage hinüber und drückte auf den Knopf.
 

"Hallo?", fragte ich.
 

"Guten Morgen Kirschblüte. Mach auf."
 

Ich zuckte zusammen. Woher verdammt nochmal wusste Sai, wo ich wohnte?
 

Ich brauchte eine Sekunde, um mich von meinem Schock zu erholen bevor ich antworten konnte.
 

"Nein, ich mache nicht auf. Wir sind später im Park verabredet."
 

Ich nahm den Finger rasch vom Lautsprecherknopf und lehnte mich mit kopfendem Herzen mit dem Rücken gegen die Tür.
 

Mein Smartphone summte und ich hob es mir so rasch vors Gesicht, dass ich es beinahe fallen ließ. Aber es war nur Hinata, die auf meine Nachricht von eben geantwortet hatte.
 

"Verdammt, Sai ist hier, ich weiß nicht woher er weiß wo ich wohne, aber er steht unten vor der Tür und ich weiß nicht was ich machen soll", tippte ich.
 

Sie schrieb sofort zurück. "Mist! Sasuke wird nicht glücklich sein, wenn du alleine mit ihm redest."
 

"Er hat einen Termin, ich kann ihn nicht zurück holen. Ich will auch nicht, dass er das Problem für mich löst! Er würde sich furchtbar aufregen, dass mein Ex hier einfach auftaucht! Aber ich glaube ich will nicht mit Sai alleine sein."
 

"Ich hab ne Idee!", schrieb Hinata sofort zurück. "Naruto und mir ist zu dem Thema gestern was eingefallen, als wir darüber gesprochen haben. Wir helfen dir. Halt es ein Weilchen aus, ja? Bis gleich!"
 

Damit sprang ihre Anzeige auf 'offline' und ich blickte verwirrt auf die Nachricht.
 

Dann zuckte ich wieder zusammen, weil es direkt an meiner Wohnungstür klopfte.
 

"Mach auf Sakura", hörte ich Sai genervt sagen. Wie war er hoch gekommen?
 

Ich schwieg kurz und überlegte fieberhaft. Es wäre völlig normal und erwachsen jetzt einfach aufzumachen und ein vernünftiges Gespräch zu führen. Bloß konnte man mit Sai einfach keine vernünftigen Gespräche führen. Zumindest konnte ich das nicht. Hatte Hinata das eben so gemeint, dass sie gleich mit Naruto herkommen würde?
 

Doch mir blieb keine Zeit weiter darüber nachzudenken. Es gab ein Klicken und ich wich erschrocken von der Tür zurück. Sai schob sie auf und betrat meine Wohnung.
 

"Du hättest abschließen sollen", sagte er mit einem fiesen Lächeln. "Sonst ist das bloß wie eine zugefallene Wohnungstür. Und Türen wie diese kann man einfach mit einem Stück Plastik öffnen. Und unten hab ich einfach Glück gehabt, dass gerade jemand raus kam."
 

Er nahm seinen Geldbeutel aus der Jackentasche, und steckte seine Krankenkassenkarte wieder ein, die er offenbar verwendet hatte, um meine Wohnungtür zu öffnen.
 

Schön. Dann war mir die Entscheidung jetzt also abgenommen worden und ich musste damit klarkommen.
 

"Wir waren heute Nachmittag verabredet!", sagte ich kühl. "Wieso bist du hier? Und woher weißt du meine Adresse?"
 

Sai schien es zu genießen, dass ich überrumpelt war und natürlich hatte er überhaupt kein schlechtes Gewissen, weil er sich so vollkommen unverschämt verhielt. Er hatte sich nie die Mühe gemacht, auf meine Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Und das tat er auch jetzt nicht. Er ging entspannt zum Sofa hinüber und setzte sich.
 

"Komm her."
 

"Sicher nicht", fauchte ich, verschränkte die Arme und lehnte mich soweit wie möglich von ihm entfernt gegen die Wand. "Woher weißt du wo ich wohne und was willst du hier?"
 

"Mach dich nicht lächerlich", sagte er grob. "Glaubst du ich bin blöd? Mir ist vollkommen klar, dass du nachher deinen Freund mitgebracht hättest. Und ich sehe nicht ein, warum ich mich mit dem auseinandersetzen sollte."
 

"Woher weißt du wo ich wohne?"
 

"Ich bin im Café ins Büro, als keiner darauf geachtet hat und habe deine Adresse aus dem Ordner der hübsch ordentlich mit 'Personal' beschriftet war. War nicht besonders schwierig. Und jetzt mach nicht so ein Drama draus, du bist ja total zickig geworden. Allerdings bist du in den letzten paar Monaten auch noch hübscher geworden."
 

Den letzten Kommentar ignorierte ich geflissentlich, weil ich mich nicht auf diese Gesprächsebene einlassen wollte und ich mich unwohl fühlte. Wie hatte ich nur ertragen können, dass er mich jemals angefasst hatte?
 

"Ich bin nicht zickig. Ich schlucke bloß nicht mehr alles schweigend herunter! Du benimmst dich unmöglich! Du kannst nicht einfach hier reinkommen, dazu hast du kein Recht, wir sind nicht mehr zusammen!"
 

Er verzog verärgert das Gesicht. "Ach ja? Ich kann mich nicht erinnern, dass ich einer Trennung je zugestimmt hätte. Soweit ich mich erinnere bist du einfach verschwunden und hast mir bloß eine Nachricht dagelassen, um dich zu erklären!"
 

"Und du erinnerst dich nicht mehr daran, dass ich mehrfach versucht habe, dir klar zu machen, dass ich es beenden will und du immer grob geworden bist und das irgendwie abgewürgt hast?", sagte ich wütend. "Du hast mich in einer sehr schlechten Phase meines Lebens gekannt und das ist jetzt vorbei. Ich werde nicht mehr tun, was du willst. Ich werde nicht zurück kommen. Ich gebe dir Geld, damit ich nicht das Gefühl habe, dir etwas zu schulden. Das Gefühl ist nämlich mies. Aber ich bezahle sicher keine 5000 Euro. Du kannst was für das Gras, Essen, Strom und Wasser haben. Aber die Miete hättest du ohnehin bezahlt, die ist nicht teurer geworden, nur weil ich bei dir gewohnt habe!"
 

"Du bist ja richtig mutig geworden", sagte Sai mit einem gehässigen Lächeln, stand mit einem Ruck auf und ich zuckte zusammen. Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen.
 

"Aber egal wie selbstsicher du klingst, dein Körper scheint immer noch ein bisschen Respekt vor mir zu haben, was? Oder habe ich mir das Zucken gerade eingebildet?"
 

"Komm nicht näher. Das möchte ich nicht!"
 

Ich sagte es mit all der Autorität die ich aufbieten konnte und er blieb tatsächlich stehen. Ich spürte wie mein Herz unruhig in meiner Brust klopfte. Ich wollte nie mehr in seiner Nähe sein.
 

"Sais Grinsen wurde breiter. "Und was wenn nicht Sakura?"
 

"Dann werde ich ganz laut schreien, bis ein Nachbar kommt. Ich lasse mich von dir nicht mehr tyrannisieren!"
 

Sai legte mit unzufriedenen Blick den Kopf schief. "Du scheinst dich wirklich verändert zu haben, früher hättest dich lieber gefügt, weil dir das zu unangenehm gewesen wäre. Woher kommt dieses neue Selbstbewusstsein?"
 

Ich sagte dazu nichts und ging entschlossen zu meiner Komode hinüber und zog die unterste Schublade auf. Ich nahm einen zusammengefalteten Pullover heraus, schlug ihn auf und nahm den Umschlag heraus, der darin versteckt gewesen war. Ich öffnete ihn und holte die 1400 Euro heraus, die ich noch hatte. Das war alles, was mir wegen der teuren Klassenfahrt noch an Ersparnissen für Notfälle geblieben war, schon zusammen mit dem, was ich bisher für meinen Job im Café bekommen hatte.
 

Ich wandte mich damit zu Sai um und hielt es ihm hin.
 

"Hier. Mehr habe ich nicht, damit bin ich vollkommen pleite. Mehr bekommst du nicht. Damit sind wird quitt. Und nun geh bitte und lass mich in Ruhe."
 

Mir war klar, dass er nicht einfach gehen würde. Es ärgerte ihn, dass er keine Macht mehr über mich hatte. Er ignorierte die Scheine, die ich ihm hin hielt und musterte mich abfällig.
 

"Wie ist er so?"
 

Ich faltet die Scheine einmal in der Mitte zusammen ging zu ihm und steckte sie ihm in die Brusttasche seiner Jacke. Dann machte ich rasch wieder einen Schritt zurück um Abstand zu halten.
 

"Sasuke hat nichts damit zu tun, dass ich dich nicht mehr in meinem Leben möchte. Du musst jetzt gehen. Ich will dich nicht hier haben. Und es kann sein, dass er zurück kommt. Es wäre besser für uns alle, wenn er dich nicht hier findet."
 

Sai lachte leise. "Drohst du mir mit ihm? Ich dachte du wolltest dich nicht hinter ihm verstecken. Oder hast du Angst vor ihm?"
 

"Du verstehst das nicht", sagte ich langsam völlig entnervt. "Darum geht es nicht. Er überreagiert manchmal, wenn er denkt, dass ich in Gefahr sei und du würdest dabei den Kürzeren ziehen."
 

Sai verzog wütend das Gesicht. Wahrscheinlich hatte das seinen Stolz verletzt.
 

Aber er durfte sich nicht mit Sasuke anlegen, er hatte keine Vorstellung davon, wie gut Sasuke in Taekwondo war, davon wir viel Geld ihm zur Verfügung stand, um Probleme aus der Welt zu schaffen oder davon, wie unglaublich wichtig ich für ihn war und wie groß seine Angst davor war mich zu verlieren. Nicht nachdem er das mit seinem Bruder und seiner Familie hatte durchmachen müssen. Sasuke hatte furchtbare Angst wieder diese Leere und Einsamkeit und Sinnlosigkeit fühlen zu müssen und ich war der Hauptgrund dafür, dass er das nicht mehr musste.
 

Mein Smartphone gab einen Ton von sich, der anzeigte, dass ich eine Nachricht bekommen hatte. Ich hatte es seit der letzten Nachricht von Hinata die ganze Zeit fest in meiner linken Hand umklammert, weil es mir ein Gefühl von Sicherheit gab. Zu mindestens theoretisch. Eigentlich wusste ich, dass es mir nicht viel nützen würde. Und so war es auch. Denn bevor ich es richtig anheben und darauf schauen konnte, hatte Sai einen schnellen Schritt auf mich zu gemacht, mein Handgelenk gepackt und es mir grob entwunden.
 

"Hast du vergessen, dass ich dir gesagt habe, dass du nicht auf dein Smartphone schauen sollst, wenn ich mit dir rede?", zischte er.
 

Ich riss an meinem Arm, um von ihm loszukommen. Er hielt mich weiter fest und kam mir ein Stück näher.
 

"Ich mache nicht mehr, was du mir sagst!", zischte ich zurück. "Was willst du eigentlich? Du hast gesehen, dass ich mich verändert habe und du mich nicht zurück bekommst! Willst du jetzt den Frust darüber an mir auslassen oder was ist dein Plan?"
 

Er kam mir noch etwas näher. "Jaaa", sagte er gedehnt und in einem ekligen Tonfall. "Irgendwie schon."
 

Aber ich hatte mir ganz fest vorgenommen mir nichts mehr von ihm gefallen zu lassen. Gar nichts mehr. Ganz egal, was dann passieren würde. Also riss ich mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte an meinem Arm. Und weil er mit so viel Gegenwehr wahrscheinlich nicht gerechnet hatte, kam ich sogar los, weil er stolperte.
 

"Gib mir mein Smartphone, ich will die Nachricht lesen!", sagte ich kalt.
 

"Spinnst du?", zischte Sai wütend darüber, dass er gestolpert war und steckte mein Smartphone einfach in seine Jackentasche.
 

Ich überlegte kurz, was ich tun sollte. Jedenfalls nicht mehr mit ihm hier bleiben, nun war er wütend und ich hatte keine Lust darauf, dass er es mal wieder an mir auslassen würde. Er war grausam, wenn er wütend war. Und nun hatte er nichts mehr zu verlieren, weil ich sowieso nicht mehr machte was er wollte. Also brauchte er auch nicht mehr halbwegs nett zu sein.
 

Das Nachrichtensignal hatte vielleicht bedeutet, dass Hinata und Naruto fast hier waren. Zumindest hoffte ich das. Wenn sie bei Hinata gewesen und dort in der Nähe sofort ein Taxi bekommen hatten, konnten sie schon hier sein. An mein Smartphone würde ich nicht herankommen, ohne mich Sai zu nähern und das wollte ich nicht. Also würde ich einfach nach unten laufen und dort warten. Zumindest waren dort oder im Treppenhaus vielleicht irgendwelche Nachbarn, die mir helfen konnten.
 

Ich machte auf dem Absatz kehrt, kletterte kurzerhand und so schnell ich konnte über das Sofa und lief auf die Tür zu.
 

"Hey!", rief Sai wütend, aber ich war an der Tür bevor er richtig hatte reagieren können. Ich riss sie auf.
 

Und prallte fast mit Hinata zusammen.
 

Sie sah mich erschrocken an, mit erhobener Hand, als ob sie gerade hätte klingeln wollen.
 

"Hi!", sagte sie, sobald sie sich gefasst hatte.
 

"Hi", erwiderte ich ein wenig atemlos. Sie war ein Engel. Sie war so ein Engel!
 

Hinata spähte an mir vorbei zu Sai, der hinter mir stand und sie skeptisch musterte.
 

"Hallo!", sagte Hinata zu ihm. "Du bist also Sakuras Ex-Freund. Ich glaube, du bist hier nicht erwünscht."
 

Sie warf mir einen fragenden Blick zu.
 

"Das habe ich ihm bereits mehrfach gesagt! Er hat sich selbst Zutritt verschafft und weigert sich zu gehen!"
 

"Tja, das wirst du nun wohl müssen, sonst wirst du rausgeschmissen", sagte Hinata unfreundlich zu Sai.
 

Ich warf ihr einen unsicheren Blick zu. Woher nahm sie diese Selbstsicherheit? Sai schien sich das gleiche zu fragen.
 

"Rausgeschmissen? Von dir?" Er klang ziemlich höhnisch.
 

"Nein", sagte Hinata entspannt und mit einem Lächeln. "Von meinem Freund und meinem Cousin."
 

Sie sah mich belustigt an. "Unten an der Tür haben wir diese alte Frau aus deinem Stockwerk getroffen. Sie hat uns reingelassen, aber sie hat Naruto und Neji zum Einkäufe tragen eingespannt und sie sind-"
 

"-schon da!", beendete Naruto den Satz und trat gefolgt von Neji aus der Wohnung der alten Frau, der auch Sasuke schonmal die Einkäufe hochgetragen hatte. Offenbar war sie ganz gut darin, sich Hilfe zu organisieren.
 

"Hallo", sagte ich zu den beiden, als sie über den Flur auf meine Tür zugingen und die Erleichterung in meiner Stimme war hörbar. Ich war so froh die drei zu sehen.
 

"Gehen wir kurz rein!", sagte Hinata entschieden und trat an mir vorbei in meine kleine Wohnung. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass Sai ein wenig irritiert zu sein schien.
 

"Naruto und ich sind gerade bei uns raus auf den Hof und wollten ein Taxi rufen, als wir Neji über den Weg gelaufen sind. Er meinte, er würde uns fahren, darum sind wir zu dritt hier. Eigentlich zu viert, Shino ist auch dabei, er ist unten."
 

"Winzig!", kommentierte Neji die Wohnung und sah sich ein wenig verblüfft um, als hätte er sowas noch nie gesehen.
 

"Du bist also Sakuras Ex", stellte Naruto nüchtern fest und musterte Sai unfreundlich. Ich hatte noch nie gehört, dass er derart unterkühlt geklungen hatte.
 

"Der sieht Sasuke wirklich ein bisschen ähnlich", stellte Neji fest, der das ganze einigermaßen lustig zu finden schien.
 

"Und ihr seid?", fragte Sai unfreundlich.
 

"Wir sind Freunde von Sakura", sagte Hinata. "Und soweit ich sie verstanden habe, bist du nicht willkommen. Du solltest jetzt gehen!"
 

"Allerdings", stimmte Naruto zu.
 

"Wäre besser für dich", sagte Neji grinsend. Er fand das ganz offensichtlich wirklich lustig. "Naruto hat nämlich im Auto Sasuke angerufen. Er war nicht erfreut."
 

"Oh nein", murmelte ich.
 

"Keine Sorge, wir sind ja auch noch da", sagte Naruto zu mir.
 

"Also dann...", sagte Neji höflich und mit einer leichten Verbeugung zur Tür. "Abmarsch!"
 

"Sai warf mir einen überheblichen und ziemlich hasserfüllten Blick zu. "Du hast also Freunde gefunden. Das ist auch neu. Du warst doch immer eine Einzelgängerin... Na schön...."
 

Er wandte sich zur Tür und trat endlich aus meiner Wohnung hinaus.
 

"Wir bringen dich runter. Nur so zur Sicherheit", sagte Neji immer noch offensichtlich belustigt.
 

"Ja. Zu deiner Sicherheit", fügte Naruto grinsend hinzu. "Wenn du unten Sasuke über den Weg läufst wird es unschön. Also kommst du besser auch mit runter Sakura."
 

"Ja!", sagte ich rasch, schlüpfte in meine Schuhe und griff nach dem Schlüssel.
 

Sai lief schon gefolgt von Neji die Treppe runter und Naruto hielt Hinata und mir die Tür auf.
 

"Wir haben eine kleine Überraschung", sagte Hinata kichernd, als wir unten im Treppenhaus ankamen. "Es kann sein, dass nicht nur Shino hier ist."
 

Ich warf ihr einen verwirrten Blick zu. Als ich vor die Tür trat, öffnete ich völlig verblüfft den Mund. Sai sah genauso perplex aus. Wie hatten sie alle so schnell herkommen können?
 

"Wir haben eventuell nicht nur Sasuke angerufen", sagte Naruto grinsend.
 

"Hallo", sagte ich mit vor Rührung leicht brüchiger Stimme.
 

"Hi Sakura", sagte Kiba grinsend.
 

"Ah gut, Neji und Naruto sind schon da", sagte Shikamaru und gähnte vollkommen entspannt. "Dann können die ja das Verprügeln übernehmen falls notwendig."
 

"Ui, der ähnelt Sasuke tatsächlich!", kicherte Ino.
 

"Naja, geht so", sagte Karin und musterte Sai skeptisch. "Sasuke sieht viel besser aus!"
 

Tenten neben ihr lachte. "Stimmt!"
 

"Was-?", setzt Sai an und sah sich irritiert um.
 

"Das kann ich dir erklären!", sagte Hinata kühl, ging um ihn herum, stellte sich genau vor ihn und verschränkte die Arme.
 

"Das soll dir zeigen, dass Sakura nicht mehr alleine ist. Sie ist nicht mehr so einsam und verloren wie damals. Sie muss sich nicht mehr zwischen dir und Einsamkeit entscheiden. Und darum kannst du sie auch nie wieder herumschubsen. Weil sie es nicht zulassen wird. Und weil wir nicht zulassen werden, dass du sie schlecht behandelst!"
 

"Genau", stimmte Naruto zu. "Wir sind alle hier, um dir zu sagen, dass du dich verpissen sollst."
 

"Ich nicht", warf Shino gleichgültig ein, "ich bin nur zufällig hier."
 

Neji unterdrückte bei Shinos Einwurf ein Grinsen.
 

Gleich darauf lachte er leise. "Du bist zu lange geblieben", sagte er belustigt an Sai gewandt. "Sasuke ist da."
 

Bei diesen Worten drehten sich alle zu Sasukes schwarzem Auto um, dass gerade am Straßenrand hielt.
 

Sasuke stellte den Motor ab, stieg aus und kam mit großen Schritten auf uns zu. Sein Mantel wehte hinter ihm her und wie erwartet schien er ziemlich wütend zu sein.
 

Neji lachte leise. Wahrscheinlich hatte er wie ich gerade ein Deja-Vu und erinnerte sich an die Szene auf der Klassenfahrt.
 

"Aahhh", hörte ich Shino hinter mir gedehnt zu Neji sagen, "ich stelle gerade fest, dass es amüsanter ist, wenn Sasuke wütend auf einen zukommt, wenn man sicher sein kann, dass man nichts von seiner Wut abbekommt und ich mir keine Sorgen machen muss, dass du gleich entweder tot oder ein Mörder bist."
 

"Ja", erwiderte Neji belustigt. "Absolut."
 

"Hallo Sasuke!", rief Naruto ihm entgegen.
 

Mittlerweile waren aus Sasukes Auto noch zwei Leute ausgestiegen. Scheinbar waren Obito und Shisui mitgekommen, die nun ebenfalls auf uns zu kamen.
 

"Sasuke, da kannst du nicht stehen bleiben, das ist absolutes Halteverbot!", rief ihm Shisui nach.
 

"Ich glaube das ist ihm gerade egal", sagte Obito stirnrunzelnd.
 

"Sasuke, mach keinen Scheiß!", rief er. "Am Ende bin ich dran schuld, weil ich dabei war und nichts unternommen habe, um dich von Dummheiten abzuhalten! Ich echt keinen Bock drauf das dann deinem Vater zu erklären!"
 

Sasuke ignorierte das alles. Es schien ihn ich nicht zu interessieren, dass Naruto ihn angesprochen hatte, dass seine Cousins ihm Dinge zuriefen und dass alle hier waren.
 

Er blieb direkt vor Sai stehen und strahlte so viel Aggressivität aus, dass Sai zu ersten Mal, seit ich ihn kannte, wirklich unsicher wirkte.
 

"Was tust du hier?", fragte Sasuke mit gezwungener Ruhe. "Woher weißt du, wo sie wohnt?"
 

"Er hat es aus den Mitarbeiterunterlagen im Café", sagte ich.
 

"Er war in ihrer Wohnung", fügte Naruto hinzu. "Er hat sich scheinbar selbst Zutritt verschafft und er hat sich geweigert zu gehen, obwohl Sakura ihn offenbar dazu mehrmals aufgefordert hat. Hinata, Neji und ich mussten ihn raus begleiten."
 

"Und was bitte wolltest du da?", fragte Sasuke und in seiner Stimme schwang all seine unterdrückte Wut mit.
 

"Ich hab ihm das Geld gegeben, das ich ihm geschuldet habe", sagte ich rasch. "Und ich glaube er hat jetzt verstanden, dass er gehen und sich nicht wieder blicken lassen sollte."
 

"Bist du okay?", fragte Sasuke an mich gewandt und ich bejahte das rasch und trat vorsichtig näher zu ihm.
 

Obito und Shisui waren angekommen und musterten Sai kritisch.
 

"Sehen eigentlich alle Uchihas so gut aus?", hörte ich Karin Tenten zuflüstern, die wieder kicherte.
 

"Jetzt hör mir mal gut zu", sagte Sasuke kalt zu Sai. "Sakura bedeutet mir mehr als alles andere. Und wenn du ihr nochmal zu nahe kommst, wenn du sie ansprichst oder anfasst oder ihr noch mal wehtust, dann bringe ich dich um."
 

Mir wurde ein wenig schlecht und ich hoffte bitterlich, dass Sasuke Sai bloß ordentlich Angst einjagen wollte.
 

Das schien jedenfalls funktioniert zu haben, denn Sai starrte ihn vollkommen entsetzt an. Die anderen auch. Naruto runzelte die Stirn. Shino sah jetzt zwar ernster aus als eben, aber er schien es immer noch ein wenig zu genießen, dass Sasukes Wut zur Abwechslung mal nicht gegen Neji gerichtet war.
 

"Sasuke!", sagte Shisui warnend.
 

"Ja, mach dich nicht lächerlich", sagte Obito. "Wir sind so reich, dass wir Leute haben, die wir für sowas bezahlen können, wir machen uns wegen solchen Kleinigkeiten nicht selbst die Hände schmutzig!"
 

"Obito, du bist Anwalt!", zischte Shisui vorwurfsvoll. "Pass auf, was du sagst!"
 

"Ja", erwiderte Obito unbekümmert. "Aber ich hab den ganzen Tag Madara vor der Nase."
 

"Ihr seid verrückt", sagte Sai tonlos.
 

"Jetzt mal im ernst", sagte Obito plötzlich in geschäftsmäßigen Tonfall und plötzlich merkte man ganz gut, dass er ständig Madara vor der Nase hatte. "Sasuke, hör auf damit! Wenn er Sakura belästigt und du das möchtest, werden wir ihn für dich los. Denk daran, dass dein Vater dir gesagt hat, dass du mit solchen Dingen nicht alleine fertig werden musst!"
 

Er legte Sasuke die Hand auf die Schulter und Sasuke ließ es zu, dass er ihn einen Schritt zurück zog.
 

"Nun zu dir", sagte Obito zu Sai. "Du bist mir vollkommen egal. Sakura ist mir auch relativ egal. Aber Sasuke erbt ein milliardenschweres Unternehmen und ist der Erbe eines jahrhundertealten Familiennamens. Er hat eine Verantwortung und Aufgaben zu erfüllen. Und keinem in unserer Familie ist es egal, wenn er das nicht auf die Reihe bekommt. Also will niemand von uns, dass er abgelenkt ist, weil er sich Sorgen um seine Freundin macht. Sei froh, dass du hier nur uns und nicht seinen Vater und Onkel antriffst. Die sind nämlich wirklich beängstigend, dagegen sind wir gar nichts. Sie haben versucht Sakura loszuwerden und Sasuke hat es nicht zugelassen. Das haben sie mittlerweile akzeptiert. Aber wenn du Sasuke und damit unserer Familie in die Quere kommst, dann werden wir dich ohne mit der Wimper zu zucken aus dem Weg räumen. Sasuke wird nicht mal einen Finger krümmen müssen und du wirst dir wünschen nie geboren worden zu sein."
 

Sai starrte Obito an, der keine Miene verzog.
 

Er blickte von Shisui, der offenbar dieses Mal keine Lust hatte einzuschreiten und ernst zurück blickte, zu Sasuke, der Sai abfällig musterte.
 

Sais Blick fiel auf mich und ich war froh zu sehen, dass er offenbar aufgegeben hatte.
 

"Gib mir mein Smartphone und dann komm nicht wieder", sagte ich.
 

"Sasuke wandte sich langsam und bedrohlich Sai zu. "Du hast ihr Smartphone?", fragte er leise. "Erklär mir mal, wie es dazu kam. Hast du sie angefasst?"
 

"Sasuke!", sagte ich laut. "Bitte hör auf!"
 

"Lass es Mann!", sagte Naruto. "Du hast es fast überstanden, jetzt dreh nicht noch durch, Sakura geht es gut!"
 

Sasuke riss Sai das Smartphone weg, dass er aus seiner Tasche zog und gab ihm einen so heftigen Stoß gegen die Brust, dass Sai ein paar Schritte zurück taumelte.
 

Naruto packte Sasuke an der Schulter.
 

Neji trat Sasuke in den Weg und sah zu Sai hinüber.
 

"Du verschwindest jetzt besser sofort. Wenn du dich jemals wieder in Sakuras Nähe blicken lässt, dann verspreche ich dir, dass wir einfach in die andere Richtung sehen werden. Dann halten wir ihn nicht auf, nicht wahr Naruto?"
 

"Jaaa, ich denke falls du nochmal auftauchst, ist mir vielleicht nicht mehr danach Sasuke aufzuhalten", sagte Naruto mit einem ernsteren Gesicht als gewöhnlich.
 

"Also mir wäre es auf jeden Fall zu mühsam ihn aufzuhalten", sagte Shikamaru gelangweilt. "Aber bist du nicht in eine Wohnung und in ein Büro eingedrungen und hättest legal zu beidem keinen Zutritt gehabt? Sowas kann man anzeigen."
 

"Ja", sagte Hinata. "Und Belästigung auch. Wenn du wieder auftauchst, gehe ich sofort zur Polizei!"
 

"Wenn du wieder auftauchst, haue ich dir eine rein", sagte Kiba.
 

"Ich nicht", sagte Ino. "Es gibt weitaus gewieftere Methoden, um jemandem das Leben zu versauen. Karin, Tenten und mir würde da sicher was hübsches einfallen!"
 

"Ihr seid alle total verrückt", sagte Sai leise und tonlos.
 

Er ging ein paar Schritte rückwärts und warf mir einen Blick zu, der mir sicher sagte, dass ich ihn nicht wieder sehen würde. In meinem Magen löse sich ein schwerer Knoten auf.
 

Es war überstanden. Und niemand war zu Schaden gekommen.
 

Ich war nicht mehr alleine. Und auch Sasuke war nicht mehr alleine. Er musste nicht mehr alleine Lösungen für solche Probleme finden und dafür bis zum Äußersten gehen. Wir beide hatten aus unserer Einsamkeit herausgefunden und an dem Blick, den Sasuke mir in diesem Moment zuwarf, spürte ich deutlich, dass ihm das auch gerade ganz deutlich bewusst geworden war.
 

Und ich spürte, dass er darüber das gleiche emfand wie ich.
 

Dankbarkeit.

Dankbarkeit (Teil 2)

"Na, nervös?", fragte Hinata gut gelaunt und hielt mir einen der beiden Kaffeebecher hin, die sie eben aus der Cafeteria geholt hatte.
 

"Wieso, weil wir gleich Bio zurück bekommen?", fragte Kiba beiläufig und sah von seinem Smartphone auf. "Da muss sie doch nicht nervös sein, sie hat eh wieder ne eins! Macht euch mal lieber Sorgen um mich!"
 

Es war Montag und wir verbrachten alle die Mittagspause in den Sesseln in der Bibliothek. Gleich stand die Doppelstunde Biologie bei Orochimaru an und wir würden unsere Klausur zurück bekommen. Aber deswegen war ich nicht nervös.
 

"Naja, eher weil Sakura ihn nach der Stunde um das Empfehlungsschrieben für die Bewerbung für das Stipendium bitten muss. Und das gibt er ihr bestimmt nicht gern, aber wenn die Arbeit so perfekt ist, wie wir alle denken, wird er es wohl tun müssen."
 

"Ahh stimmt!", sagte Naruto und streckte sich in seinem Sessel. "Er hasst Sakura!"
 

"Na danke!", sagte ich frustriert. "Das macht Mut!"
 

Naruto, Kiba und Shikamaru lachten.
 

"Jetzt nehmt das doch mal ernst!", schimpfte Hinata.
 

"Ärgert ihr meine Cousine?"
 

"Hi Neji!", sagte Naruto zu ihm. Neji, Shino, Kankuro und Gaara waren gerade aufgetaucht.
 

"Können wir uns zu euch setzen?", wollte Neji wissen.
 

Karin und Tenten rückten auf ihrem Sofa ein wenig zur Seite um ihnen Platz zu machen.
 

"Da sitzten eigentlich Ino und Shikamaru, aber ich glaube die wollen gerade zu zweit sein und tauchen wahrscheinlich bis zum Pausenende nicht mehr auf", sagte Naruto nickte neben sich.
 

Neji setzte sich zu ihm. "Worum gehts?", fragte er beiläufig.
 

"Um Orochimaru", sagte Kiba mit einem Gesicht, als würde der Name ihm Schmerzen bereiten.
 

"Komm schon, so schlimm ist der auch nicht", sagte Neji.
 

"Zur dir nicht!", sagte ich und tat mir ein wenig selbst leid.
 

"Ja!", stimmte Tenten zu. "Zu dir Neji, zu Sasuke, Hinata und ein paar anderen ist er total in Ordnung, weil eure Familien so reich sind. Alle Schüler, wo keine Gefahr besteht, dass bei schlechter Behandlung gleich ein Anwalt auf der Matte steht, macht er fertig."
 

"Stimmt", sagte Karin. "Und Sakura ist sein Lieblingsopfer, weil sie nicht nur keine reiche Familie sondern gar keinen Familie hat. Der ist einfach ein Idiot und will seinen Frust über sein verkorkstes Leben an Leuten auslassen oder so!"
 

"Vielleicht sollten wir ihm stecken, dass Sakura mit Sasuke zusammen ist", sagte Tenten kichernd.
 

"Bitte nicht!", sagte ich. "Das ist albern! Und außerdem glaube ich nicht, dass es Sasukes Familie interessieren würde, dass ein Lehrer ein bisschen fies zu mir ist. Und das würde Orochimaru sicher auch nicht glauben. Ich werde es schon überleben!"
 

"Du verstehst dich auch immer besser mit Neji, nicht wahr?", fragte ich leise an Naruto gewandt, als es geläutet hatte und wir alle zu der nächsten Stunde aufbrachen. Naruto warf einen Blick auf Hinata und Neji, die vor uns hergingen und sich unterhielten.
 

Naruto grinste. "Ja, er ist eigentlich ganz nett. Erst war ich skeptisch. Und dann, naja, ein bisschen eifersüchtig, weil er sich plötzlich so gut mit Sasuke verstanden hat. Seit wir auf diese Schule gekommen sind, fand ich Sasuke toll. Er hatte immer gute Noten, alle Mädchen waren in ihn verliebt und er war immer so unglaublich cool und in allem gut. Ich war damals neidisch auf ihn und habe ihn bewundert und ich wollte mich immer mit ihm anfreunden und habe Jahre gebraucht, bis ich es irgendwann geschafft habe. Und da es nicht so leicht ist, einen Zugang zu ihm zu finden, habe ich diese Freundschaft immer als was besonderes betrachtet. Und dann war plötzlich Neji da und sie haben so viele Gemeinsamkeiten und sind sich so ähnlich. Und Sasuke braucht mich nicht mehr so sehr, weil er jetzt dich hat. Und weil er nicht viel redet, war ich mir nicht sicher, wie wichtig ihm unsere Freundschaft ist. Aber gestern war es eigentlich ganz lustig dir zusammen mit Neji zu helfen. Ich werde mich einfach auch mit ihm anfreunden. Außerdem", Naruto lächelte, "ist Sasuke auf dem Weg zum Flughafen noch kurz bei mir vorbeigekommen."
 

"Echt?", fragte ich überrascht. "Habt ihr darüber geredet?"
 

"Ja, haben wir." Naruto wirkte ziemlich zufrieden. "Er ist gekommen, um mir zu sagen, dass ich der beste Freund bin, den er sich wünschen könnte und dass er manchmal denkt, dass er das gar nicht verdient hat und dass er mir unendlich dankbar für alles ist, was ich für ihn getan habe. Und dass ich immer zu ihm kommen kann, wenn ich auch mal Hilfe brauche."
 

"Oh, toll!", sagte ich erfreut. Das war gut!
 

"Ja, nicht schlecht, oder? Wenn man bedenkt, wie er vor einem halben Jahr noch drauf war, ist das ne enorme Leistung. Er hat sich wirklich verändert. Früher hätte er es niemals auf die Reihe bekommen so etwas auszusprechen."
 

Das kurze Gespräch mit Naruto hatte mich ziemlich glücklich gestimmt und als Orochimaru die Arbeiten verteilte, war ich immer noch gut gelaunt. Ich nahm die zusammengehefteten Blätter von ihm entgegen und schlug optimistisch die Seiten um, um auf der letzten Seite die Note zu sehen. Und dann fühlte sich mein Magen plötzlich ziemlich flau an. Eine Zwei.
 

An sich war das natürlich keine schlechte Note. Aber ich war mir absolut sicher gewesen, dass ich alles richtig beantwortet hatte. Genau genommen war ich mir eigentlich sicher gewesen, alles sogar besser als überhaupt nötig beantwortet zu haben.
 

Sobald ich mich von dieser negativen Überraschung soweit erholt hatte, dass ich leise Hinata ansprechen konnte, gab sie mir ihre Arbeit. Sie hatte eine eins. Den Rest der Stunde verbrachte ich damit, möglichst unauffällig ihre Antworten mit den meinen zu vergleichen. Und dabei konnte ich einfach nicht erkennen, wo ich etwas schlechter als sie gemacht haben sollte. Ich fand sogar, dass ich überall präziser und ausführlicher geantwortet hatte.
 

Also nahm ich meinen Mut zusammen und ging nach der Stunde ein wenig nervös mit meiner Arbeit nach vorne.
 

"Mr Orochimaru?", fragte ich vorsichtig. Er war gerade damit beschäftigt seine Sachen in seine Tasche zu packen und sah mit einem Lächeln auf, das mich gleich vermuten ließ, dass ich keinen Erfolg haben würde. Aber es ging um meine Zukunft. Ich musste es versuchen.
 

"Könnten Sie sich meine Arbeit eventuell nochmal ansehen? Ich glaube ich müsste alles richtig beantwortet haben und ich glaube ich müsste eine bessere Note haben als eine Zwei."
 

"Ist das so?", fragte Orochimaru mit einem unheimlichen Lächeln.
 

"Ich brauche diese Note und ich wollte Sie eigentlich auch um ein Empfehlungsschreiben bitten. Ich bewerbe mich für ein Stipendium um eine Biologiestudium und wenn ich das nicht bekomme, kann ich nicht studieren.
 

"Willst du behaupten, ich könnte keine Klausuren korrekt bewerten?"
 

"Ich...nein!", sagte ich rasch. "Aber-"
 

"Also willst du mir unterstellen, dass ich dir mit Absicht eine schlechte Note gegeben hätte?"
 

"Ich-", setzte ich an. Was sollte ich dazu sagen? Das waren alles bescheuerte Fangfragen. "Können Sie sich die Arbeit bitte einfach nochmal ansehen?"
 

Orochimaru klappte seine Tasche zu und hängte sie sich um.
 

"Nein. Das kann ich nicht. Ich weiß die Schüler an dieser Schule denken immer, dass sie eine Extrabehandlung bekommen können, aber da täuschen sie sich. Sie haben die Note, die ich ihnen gegeben habe, zurecht bekommen und ich ändere meine Meinung nicht, nur weil Ihnen das offenbar nicht passt! Und ich wüsste auch nicht, warum ich Ihnen ein Empfehlungschreiben ausstellen sollte. Sie erbringen keine besonders bemerkenswerten Leistungen."
 

Mit einem verschlagen Lächeln ging er einfach um mich herum und in Richtung Tür.
 

Ich brauchte eine Sekunde und meine Selbstzweifel zu überwinden und mir selbst zu sagen, dass ich durchaus einen bessere Note verdient hatte und dass ich sehr wohl deutlich überdurchschnittliche Leistungen erbrachte, ganz besonders in diesem Fach.
 

"So ein fieser, ekelhafter, gemeiner Mistkerl!", schimpfte Hinata, sobald die Tür zugefallen war.
 

Wir sahen einander etwas ratlos an. Was sollte ich jetzt tun?
 

"Vielleicht kannst du morgen versuchen, ihn nochmal im Lehrerzimmer vor anderen darauf anzusprechen?", schlug Hinata schließlich vorsichtig vor. "Vielleicht ist er kooperativer, wenn andere zuschauen."
 

"Ja, vielleicht", sagte ich zweifelnd. Auf jeden Fall musste ich einfach alles versuchen. Daran durfte nicht alles scheitern.
 

Eine Weile blieb ich noch mit Naruto, Kiba, Shikamaru und Hinata in der Bibliothek und alle bedachten Orochimaru mit ziemlich unfreundlichen Bezeichnungen. Aber von ihnen wusste auch niemand so recht, was wir nun am besten unternehmen sollten.
 

"Kann man Arbeiten nicht irgendwo einreichen und von einer unabhängigen Stelle prüfen lassen?", fragte Shikamaru schließlich ein wenig mutlos.
 

"Kann man", sagte Hinata. "Aber ich weiß ehrlich gesagt nicht wie und Sakura muss außerdem die Bewerbung innerhalb der nächsten Woche abgeben, sonst verpasst sie die Frist. Ich glaube nicht, dass man da vorher ein Ergebnis bekommt. Und wenn sie ihn so bloßstellt, bekommt sie auf keinen Fall das Empfehlungssschreiben.
 

Also entschieden wir alle zum Lehrerzimmer zu gehen und zu versuchen, ihn nochmal darauf anzusprechen. Doch das klappte nicht. Der Nachmittagsunterricht war vorbei und niemand war mehr da.
 

"Dann versuchen wir es morgen früh", sagte Kiba und er klang so mutlos, wie ich mich gerade fühlte.
 

Auf dem Weg nach Hause fühlte ich mich nervös und erschöpft. Im Bus dachte ich an Sasuke und fragte mich, wie seine Geschäftsreise wohl lief. Er hatte sich noch nicht gemeldet, also war er wohl beschäftigt. Ich hoffte für ihn, dass er alles gut schaffen konnte. Ich wollte ihm von dieser Sache erst erzählen, wenn er zurück war, damit er sich nicht noch mit meinen Problemen beschäftigen musste. Er hatte zugegeben, dass ihn diese Reise unter Druck setzte und er sollte sich auf sich konzentrieren können. Außerdem konnte er mir gerade sowieso nicht helfen.
 

Weil es Winter war und schon später Nachmittag, dämmerte es bereits wieder, als ich durch den Park in Richtung meiner Wohnung ging.
 

In der Mitte des Weges schreckte ich aus meinen Gedanken auf, weil ich einen Anruf bekam. Das Jugendamt.
 

Ich ging mitbeinem flauen Gefühl im Bauch ran. Hoffentlich nicht noch mehr Probleme.
 

"Guten Tag Sakura", hörte ich die strenge und kühle Stimme meiner neuen Betreuerin.
 

"Hallo", sagte ich vorsichtig. Was war los?
 

"Na, du klingst ja schon, als wäre dir bewusst, dass du dir ein ziemliches Problem eingehandelt hast junge Dame!"
 

"Was?", fragte ich verwirrt. "Nein, ich weiß nicht-"
 

"Ich glaube du weißt ganz genau, was los ist", unterbrach sie mich unbeeindruckt. Diese Frau war einfach schrecklich! Ich hatte absolut keine Ahnung, was los war.
 

"Die Bedingung für die eigene Wohnung war ganz klar, dass du dich komplett von Drogen und Alkohol fern hältst! Und leider hatten wir heute Besuch von einem jungen Mann, der uns mitgeteilt hat, dass er sich ziemliche Sorgen um dich macht, weil du wieder angefangen hast was zu nehmen. Er meinte, es falle ihm unglaublich schwer sich damit an uns zu wenden, weil er wisse, dass er dir damit Probleme bereite, aber er könne einfach nicht zusehen, wie du dein Leben zerstörst. Das hat den armen Jungen richtig mitgenommen!"
 

"Was?", fragte ich bloß schwach. Das konnte einfach nicht wahr sein. Es war so klar, dass Sai das einfach nur getan hatte, um sich für gestern an mir zu rächen und mir zum Abschied ein paar Probleme zu bereiten. Er wusste ganz genau, wie streng das Jugendamt bei sowas reagierte.
 

"Das stimmt nicht!", versuchte ich es. Aber natürlich wollte sie nichts davon hören. Meine alte Betreuerin hätte mir vielleicht zugehört. Aber ihr war ich egal, sie wollte scheinbar einfach nur ihre Vorschriften abarbeiten.
 

"Das würde ich an deiner Stelle auch behaupten, das glaube ich dir nicht einfach so. Kannst du beweisen, dass du nichts genommen hast?"
 

"Wie soll ich denn beweisen, dass ich etwas nicht tue?", fragte ich verzweifelt. Das konnte doch nicht ihr ernst sein!
 

"Komm morgen um 17 Uhr vorbei. Dann reden wir darüber, wie es für dich weiter geht. Es scheint so, als würde dir das alleine wohnen vielleicht doch nicht so gut bekommen."
 

"Okay", sagte ich matt. Ich fühlte mich überfordert und hilflos und hatte keine Ahnung, was ich tun sollte.
 

Sie legte auf und ich starrte einige Sekunden auf das Display meines Smartphones. Ich öffnete den Chat mit Sai und war kurz davor, ihm eine wütende Nachricht zu schreiben. Aber das würde nur noch mehr Hass produzieren. Und außerdem war es sowieso besser, wenn er nie erfuhr, dass er es geschafft hatte, mir Probleme zu machen. Ich zögerte noch einen Moment, dann löschte ich den Chat und Sais Nummer. Das Thema war für mich abgeschlossen. Er war mir egal.
 

Ich ließ meinen Arm sinken und spürte, wie Tränen in meinen Augen aufsteigen. Das war mir zu viel. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Gerade wünschte ich mir so unendlich dolle, dass ich Eltern hätte, die mir mit solchen Problemen helfen könnten. Sicher würde ich von dieser Frau auch kein Empfehlungsschreiben bekommen. Mein Stipendium konnte ich vergessen.
 

Ich vergrub kurz mein Gesicht in meinen Händen und konnte nicht verhindern, dass ich ein paarmal aufschluchzen musste. Weinen half nicht, ich musste mich zusammenreißen! Aber das war so unfair! Ich hatte so sehr gekämpft, um meine Probleme loszuwerden und es in Zukunft besser zu haben. Und wegen eines blöden Lehrers und eines eifersüchtigen Exfreundes würde das jetzt alles nicht klappen?
 

Ich nahm die Hände von meinem Gesicht und wischte die Tränen beiseite. Wenn ich weiter heulend hier in der Kälte herum stand, würde ich mich am Ende nur noch erkälten.
 

Ich straffte meine Schultern und trat den Rest des Nachhauseweges an.
 

Zuhause versuchte ich mich zu beruhigen. Ich kochte mir Kamillentee und versuchte mir selbst einzureden, dass ich das schon irgendwie wieder in den Griff bekommen würde. Allerdings glaubte ich es mir selbst nicht so richtig.
 

Ich hatte das dringende Bedürfnis Sasuke anzurufen, aber ich wollte ihn nach wie vor nicht damit belasten bevor er zurück war, da es kaum einen Unterschied machen würde, ob ich ihm das jetzt oder morgen erzählen würde. Wahrscheinlich war er ohnehin beschäftigt und hatte gar keine Zeit zum telefonieren.
 

Also versuchte ich zu akzeptieren, dass ich nun eben fürs erste traurig, mutlos und niedergeschlagen war.
 

Eine Weile ganze saß ich einfach nur da und starrte in meine leere Teetasse. Dann schreckte ich hoch, weil es an der Tür klingelte.
 

Hinata war es sicher nicht, von der wusste ich, dass sie mit ihrer Mutter ihre Tante besuchen musste. Und Sasuke würde erst morgen Abend zurückkommen. Und Sai würde doch nicht wieder hier auftauchen, oder? Da war ich mir eigentlich sicher gewesen.
 

Ich ging etwas langsamer zu Tür, als ich es normalerweise getan hätte und drückte auf den Knopf.
 

"Hallo?"
 

"Hallo, ich bin es, Mikoto Uchiha. Dürfte ich einen kleinen Moment hochkommen?"
 

"Oh! Ja!", sagte ich rasch und drückte auf den Knopf zum Öffnen der Tür unten.
 

Warum war sie hier? Sie hatte nicht besonders ernst geklungen, also gab es hoffentlich kein Problem. Aber sie hatte auch immer ihre fröhliche Fassade, also konnte ich das nicht genau wissen. Ich wusste nur, dass ich heute keine negative Überraschung mehr gebrauchen konnte.
 

"Hallo Sakura", begrüßte Mikoto mich lächelnd, sobald sie vor meiner Tür angekommen war, ohne ihren Besuch zu erklären.
 

Also bat ich sie ein wenig überfordert herein und bot ihr einen Tee an. Sie schien nicht gleich wieder gehen zu wollen, sondern setzte sich auf mein Sofa und nahm das Angebot an.
 

"Gibt es einen bestimmten Grund für Ihren Besuch?", traute ich mich endlich zu fragen, sobald wir beide mit Tee auf dem Sofa saßen.
 

"Ich dachte einfach, da unsere Männer alle verreist sind, schaue ich mal nach wie es dir geht."
 

Sie musterte mich prüfend und ich fragte mich sofort, ob man mir ansah, dass ich geweint hatte.
 

"Oh richtig!", sagte ich. "Ihr Mann und Madara kommen auch erst morgen Abend wieder, nicht wahr?"
 

Morgen Abend, wenn Madara endlich erklären wollte, warum ich beschattet wurde, dachte ich im Stillen.
 

"Morgen Mittag, ja. Sasuke kommt am frühen Abend." Sie musterte mich immer noch prüfend.
 

"Ist bei dir etwas nicht in Ordnung Sakura?", fragte sie schließlich gerade heraus.
 

"Ich-", setzte ich verwirrt an. "Also, es war nicht mein bester Tag. Aber ich werde das schon irgendwie-"
 

"Nagut, ich will ehrlich sein", unterbrach Mikoto mich. "Wie du und Sasuke ja herausgefunden haben, wird momentan ein bisschen auf dich aufgepasst. Madara wird deswegen ja morgen Abend mit dir und Sasuke sprechen. Madara kann das besser erklären als ich. Aber aufgrund dieser Tatsache wurde meinem Mann mitgeteilt, dass du eben im Park geweint hast. Fugaku hat mir das eben gesagt und darum bin ich hergefahren, um nach dir zu sehen."
 

"Oh", sagte ich tonlos.
 

Das war irgendwie gruselig und etwas übergriffig. Und ich wusste nicht, wie ich nun damit umgehen sollte. Für den Moment hatte ich so viele andere Sorgen gehabt, dass ich daran gar nicht mehr gedacht hatte. Und wenn ich daran gedacht hätte, hätte ich sicher nicht geglaubt, dass es jemanden von ihnen groß interessieren würde, wie es mir ging. Aber dann kam mir ein Gedanke, der das zu erklären schien.
 

"Ich werde Sasuke damit nicht belasten bis er zurück ist", sagte ich leise. "Ich weiß er muss sich auf seine Aufgaben konzentrieren."
 

"Denkst du, dass ich deshalb hier bin?", fragte Mikoto. Ich reagierte nicht. War sie nicht?
 

Mikoto lächelte ein wenig traurig. "Nun, dieser Gedanke ist wohl nicht ganz abwegig. Ich verstehe wieso du das denkst. Aber ich bin einfach nur hier, um zu sehen, ob du vielleicht Hilfe brauchst. Ich möchte mich natürlich nicht aufdrängen und einmischen. Aber wenn du mir etwas erzählen möchtest, dann kannst du das tun."
 

Ich wusste nicht recht, was ich nun empfinden sollte. Ich war gerührt. Und leider mal wieder abgrundtief überfordert. Und daher hatte ich keine Ahnung, was ich nun sagen sollte. Wollte ich ihr von meinen Problemen erzählen? Irgendwie schon. Aber irgendwie kam mir das auch so seltsam fremd und merkwürdig und falsch vor.
 

Mikoto lächelte wieder, nachdem wir beide einen Moment geschwiegen hatten. "Nun gut", sagte sie und erhob sich würdevoll. "Ich möchte dich nicht bedrängen. Dennoch, solltest du Hilfe brauchen, dann kannst du zu mir kommen."
 

Ich stand auch auf, immer noch überfordert.
 

Mikoto wartete einen Moment darauf, dass ich etwas sagen würde. Dann wandte sie sich zu Tür. "Dann sehen wir uns wohl morgen Abend Sakura. Es war schön dich kurz zu sehen!"
 

Sie öffnete die Tür und ich wusste, dass ich nun etwas sagen musste. Es wäre absolut unhöflich sie nun nicht freundlich zu verabschieden.
 

Stattdessen sagte ich: "Ich-"
 

Mikoto wandte sich wieder um.
 

"Ich weiß nicht wie das geht!", bekam ich schließlich mit viel Mühe heraus. Eigentlich hatte ich das gar nicht sagen wollen.
 

Sie sah mich fragend an und ich fügte rasch hinzu. "Es tut mir leid, ich meine, ich bin es einfach nicht gewohnt, mit meinen Problemen zu jemandem zu kommen. Nicht zu-"
 

Ich brach wieder ab und Mikoto schloss die Tür wieder. "Du meinst du bist es nicht gewohnt, Erwachsene um Hilfe bitten zu können?"
 

Das traf es vermutlich ganz gut. Die Leute vom Jugendamt machten mir in der Regel eher Probleme, als dass sie mir wirklich halfen. Ich hatte in den letzten Monaten gelernt, dass ich meinen Freunden vertrauen konnte und dass ich sie und Sasuke um Hilfe bitten konnte. Aber ich hatte nie jemand Erwachsenen gehabt, zu dem ich hätte gehen können oder wollen, wenn ich ein Problem gehabt hatte."
 

"Nun Sakura, nachdem was du mitbekommen hast, wirst du dir denken können, dass meine Söhne nie mit ihren Problemen zu mir gekommen sind. Leider. Und daran bin ich wahrscheinlich selbst schuld. Ich habe also auch keine Übung darin, mir Probleme von jungen Menschen anzuhören. Aber vielleicht kann ich etwas dazulernen. Und du kannst es vielleicht einfach mal ausprobieren. Du hast nichts zu verlieren, oder?"
 

Sie kam wieder zum Sofa und setzte sich. Und ich ließ mich zögerlich auch wieder drauf sinken. Sollte ich es darauf ankommen lassen und ihr einfach vertrauen? Vielleicht konnte sie mir wirklich helfen.
 

"Ist dir heute etwas Schlechtes passiert?", half Mikoto freundlich nach.
 

Und ich schaffte es zu Nicken. "Ja. Genau genommen zwei Sachen. Und ich weiß nicht, was ich deswegen nun tun soll."
 

Und dann erzählte ich ihr doch, wie unfair Orochimaru mich behandelte und was Sai dem Jugendamt erzählt hatte und dass sie mir nun die Wohnung wegnehmen würden und ich das Stipendium nie bekommen würde. Und während ich all das aussprach, merkte ich wie gut es tat, es jemandem zu erzählen. Jemandem, der darauf ruhig und gefasst reagierte.
 

Denn als ich geendet hatte, sagte Mikoto bloß: "Das klingt für mich nicht nach Problemen, die sich nicht lösen lassen. Ich weiß nicht, was man da am besten tun kann, aber sobald mein Mann und Madara morgen zurück kommen, werde ich mit ihnen darüber sprechen. Sie werden sicher wie ich der Meinung sein, dass das nichts ist, was ein siebzehnjähries Mädchen ganz alleine bewältigen sollte."
 

Damit erhob sie sich schließlich wieder. "So. Und nun habe ich mich wohl genug aufgedrängt, ich werde jetzt gehen. Mach dir nicht zu viele Sorgen."
 

Und als ich später mit Sasuke telefonierte, fiel es mir deutlich leichter ihm nicht von diesen Problemen zu erzählen, als es mir ohne Mikotos Besuch gefallen wäre.

Immerhin schien Sasuke einen erfolgreichen Tag gehabt zu haben, zumindest meinte er, er hätte sich wohl bisher ganz gut geschlagen.
 

Am nächsten Tag in der Schule blieb mir allerdings nur zu hoffen, dass Sasukes Eltern vielleicht wirklich etwas würden tun können, denn der Versuch nochmal mit Orochimaru zu sprechen scheitete auf ähnliche Weise wie am Vortag. Er ließ mich auflaufen und schien es zu genießen, dass ich verzweifelt war.
 

"So ein verdammter Mistkerl!", schimpfte Hinata später wütend, als wir in seiner Stunde saßen. Anstatt dem Unterricht zu folgen, folgte sie jeder von Orochimarus Bewegungen mit einem zornigen Blick und wenn ich nicht so besorgt gewesen wäre, die Abgabefrist für die Bewerbung nicht halten zu können, hätte ich wohl darüber lachen müssen. Hinata hatte normalerweise einen freundlichen Gesichtsausdruck und der Anblick war ungewohnt und auch ein wenig beängstigend.
 

Aber ich machte mir nunmal Sorgen und grübelte die ganze Zeit darüber nach, was ich unternehmen könnte. Gleich würde die Stunde herum sein und es wäre Mittagspause. Aber ein drittes Mal mit Orochimaru zu sprechen würde wahrscheinlich genauso wenig etwas bringen wie die beiden Male davor.
 

Es klopfte entschieden an der Tür und bevor alle die Gelegenheit gehabt hatten den Kopf zu heben und interessiert hinzusehen oder Orochimaru 'herein' gesagt hatte, wurde sie geöffnet.
 

Als ich sah wer es war, wunderte ich mich nicht besonders, dass er einfach unaufgefordert herein kam. Allerdings wunderte ich mich darüber, dass er da war.
 

Fugaku Uchiha sah sich mit seinem üblichen kalten, respektheischenden Blick im Raum um und seine Augen blieben kurz an mir hängen.
 

"Mr. Uchiha!", sagte Orochimaru überrascht und ein wenig kriecherisch. "Ihr Sohn ist doch heute freigestellt!"
 

Fugaku trat ein paar Schritte in den Raum hinein. "Ich bin heute auch nicht wegen Sasuke hier", sagte er gewohnt kalt. Er wandte sich mir zu. "Gib mir deine Klausur."
 

Ich sah ihn eine Sekunde verwirrt an. Dann nahm ich die Klausur von meinem Tisch, wo ich sie liegen gehabt hatte und sie die ganze Zeit beim Grübeln angestarrt hatte und ging damit rasch die paar Schritte zu ihm hinüber. Erstens war es immer noch nicht eine meiner Lieblingsbeschäftigungen Sasukes Vater zu widersprechen und zweitens schien er vielleicht tatsächlich hier zu sein, um mir zu helfen.
 

"Danke", sagte Fugaku und nahm die Zettel entgegen. Er schritt damit nach vorne zu Orochimarus Pult und hielt sie ihm vor die Nase.
 

"Soll ich diese Arbeit vom Schulamt prüfen lassen oder halten Sie es für möglich, dass Ihnen beim Bewerten ein paar Flüchtigkeitsfehler unterlaufen sein könnten? In diesem Falle würde ich Ihnen die Gelegenheit geben, das zu korrigieren."
 

Ich war nicht die einzige, die Fugaku perplex anstarrte. Bloß taten die meisten anderen das vermutlich, weil sie noch nie gehört hatten, dass jemand so mit dem Lehrer sprach, vor dem fast alle Angst hatten. Ich tat es, weil ich verdutzt war, dass er meinem Wort offenbar so viel Vertrauen schenkte, dass er einfach voraussetzte, dass ich die Wahrheit sagte, wenn ich behauptete zu schlecht benotet worden zu sein.
 

Orochimaru blickte Fugaku einen Moment wie erstarrt an und sah dann irritiert zwischen ihm und mir hin und her, weil er wahrscheinlich versuchte zu begreifen, warum Sasukes Vater mir half.
 

Schließlich räusperte er sich und brach damit das unangenehme Schweigen, dass sich ausgebreitet hatte.
 

"Nun", sagte Orochimaru in dem Versuch das Gesicht zu wahren, "natürlich kann einem einmal ein Fehler unterlaufen, wenn man viele Arbeiten auf einmal zu korrigieren hat. Ich sollte das dann vielleicht noch einmal überprüfen."
 

"Sehr schön", sagte Fugaku und legte die Arbeit auf dem Pult ab. "Dann kann ich mich darauf verlassen, dass Sakura sie morgen zurückbekommt und zwar mit einer Note, die der Leistung auch entspricht?"
 

"Selbstverständlich!", beeilte sich Orochimaru zu sagen.
 

Aber Fugaku war noch nicht fertig. "Und sollten Sie feststellen, dass diese Arbeit außergewöhnlich gut ist, kann ich dann auch davon ausgehen, dass Sakura morgen ein Empfehlungsschreiben für ein Stipendium erhalten wird?"
 

Mein Herz machte einen großen, freudigen Hüpfer. Zumindest eines meiner Probleme schien sich gerade in Luft aufzulösen, denn Orochimaru bejahte auch das. Und ich glaubte nicht, dass er es wagen würde, dem nicht nachzukommen.
 

"Wunderbar", sagte Fugaku kalt. "Dann wäre das erledigt."
 

Er drehte sich um und wandte sich zum Gehen. An der Tür blieb er nochmal stehen und sah mich an.
 

"Wann ist dein Unterricht heute zuende?"
 

"Um 14 Uhr", antwortete ich rasch. Wieso fragte er das?
 

"Dann warte anschließend auf dem Parkplatz. Du wirst abgeholt."
 

Ich sah ihn wieder verwirrt an. Aber er sagte bloß "Wir sehen uns heute Abend" und dann war er verschwunden.
 

Einen Moment herrschte Stille. Dann brach ein Getuschel los und Orochimaru hatte mehr Mühe als sonst, sich wieder Respekt zu verschaffen. Er fuhr mit dem Unterricht fort, als wäre nichts gewesen und behandelte mich wie Luft. Aber auf gewisse Weise war das ein Fortschritt, denn seine ständigen blöden Kommentare und Seitenhiebe waren auch nicht gerade angenehm gewesen.
 

Nachdem Hinata und Kiba sich noch ein bisschen über den Vorfall amüsiert hatten und wir alle festgestellt hatten, dass wir uns darin einig waren, dass Orochimaru das mal so richtig verdient gehabt hatte, verabschiedete ich mich auf dem Parkplatz von den anderen.
 

Ich schob die Frage beiseite, warum und von wem ich abgeholt werden würde, weil ich bemerkte, wie sehr ich hoffte, dass mir Sasukes Eltern vielleicht auch mit dem Jugendamt helfen würden. Und weil ich solche Hoffnungen nicht gewohnt war und mich umso mehr nach so etwas sehnte, glaubte ich es nicht ertragen zu können, falls ich feststellen müsste, dass es darum gar nicht ging.
 

Ich war sowieso noch nicht ganz sicher, ob sie es wirklich gut mit mir meinten. Immerhin ließen sie mich überwachen und ich wusste immer noch nicht wieso eigentlich. Ich fragte mich ständig, ob sie kontrollieren wollten, dass ich nichts Falsches tat, was irgendwie schlecht für ihre Familie wäre oder sowas.
 

Ich schlug meinen Mantelkragen gegen den eisigen Wind hoch und steckte meine kalten Hände in die Taschen. Es war ein grauer Tag, heute würde es vermutlich noch früher dunkel werden als sonst schon zur Winterzeit.
 

Der Parkplatz war nun fast leer, nur noch ein paar Autos standen da, vermutlich von Schülern, die noch in der Bibliothek waren oder Sport hatten.
 

Als ein teurer aussehender schwarzer Wagen auf den Parkplatz fuhr, sah ich gespannt auf.
 

Die Uchihas hatten natürlich nur teure Autos und bisher waren alle, die ich gesehen hatte, schwarz gewesen. Passend zu ihren schwarzen Haaren, ihren schwarzen Augen und dunklen Mänteln. Es blieb dabei, sie waren einfach alle unheimlich. Unter ihnen fühlte ich mich wie ein quietschbuntes Bonbon oder sowas.
 

Das Auto hielt tatsächlich vor mir und ich ging zögerlich die letzten zwei Schritte auf die Beifahrertür zu und beugte mich leicht hinab, um hinein schauen zu können. Es war Madara.
 

Er tippte kurz auf seinem Smartphone herum, dann steckte er es weg und sah mich auffordernd an, sodass ich rasch die Hand ausstreckte und die Tür öffnete.
 

"Hallo", sagte Madara gleichgültig. "Steig ein."
 

Unnötig zu sagen, das ich das sofort tat. Nach wie vor hatte ich einfach den instinktiven Impuls, am besten genau das zu tun, was er wollte.
 

Er startete den Motor, sobald ich die Tür geschlossen und mich angeschnallt hatte. Während ich noch versuchte zu entscheiden, was ich nun sagen sollte und ob ich überhaupt etwas sagen sollte, fuhr er los.
 

Madara streckte die Hand aus und drehte etwas die Heizung hoch. Entweder war ihm kalt, oder er war gerade nett gewesen.
 

Ich knete nervös meine Hände im Schoß. Er warf mir einen kurzen Blick zu, bevor er wieder auf die Straße sah.
 

"Wir fahren zum Jugendamt", beantwortete er meine unausgesprochene Frage.
 

"Also hat Mrs Uchiha Ihnen von meinem Problem erzählt?", fragte ich vorsichtig. Woher wusste er eigentlich wo er hinfahren musste?
 

"Ja", antwortete Madara.
 

"Ich habe dort heute um 17 Uhr einen Termin", sagte ich vorsichtig. Es war erst viertel nach zwei.
 

"Wie fahren jetzt hin", sagte Madara bloß ruhig.
 

Also saß ich nun still neben ihm und fragte mich, ob das gut gehen würde. Und sollte ich ihm nicht vielleicht lieber nochmal die Situation erklären, damit er auch richtig im Bilde war? Andererseits hatte ich Mikoto alles erzählt und wenn er etwas wissen wollen würde, würde er mich sicher einfach fragen. Also schwieg ich und wünschte mir ein bisschen, dass Sasuke hier wäre, damit ich nicht alleine mit ihm wäre. Madara machte mir nach wie vor ein wenig Angst.
 

Tatsächlich schien Madara zu wissen, wo wir hin mussten, denn er hielt 15 Minuten später auf dem Parkplatz des Jugendamts, das für meinen Fall zuständig war.
 

Er stellte den Motor ab, stieg aus, schloss sein Auto ab, nachdem ich mich beeilt hatte auch auszusteigen und ging ohne zu zögern auf den Eingang zu.
 

Der Wartebreich war ziemlich voll. Mindestens zwanzig Leute saßen da, die kleinen Zettel mit den Nummern, die sie gezogen hatten, in der Hand.
 

"Ich ziehe eine Nummer, oder?", fragte ich vorsichtig.
 

Das musste ich ganz offensichtlich tun, sonst kam man nicht dran. Aber irgendwie wirkte Madara hier noch mehr fehl am Platz als Sasuke es damals schon getan hatte. Und irgendwie konnte ich mir schlecht vorstellen, dass er sich nun geduldig mit mir hier hinsetzen und zwei Stunden warten würde, bis er dran war.
 

"Nein", sagte Madara. "Ich halte mich nicht an solche Regeln, das ist Zeitverschwendung."
 

Er wandte sich entschlossen um und ging auf einen der Schalter zu, der gerade frei geworden war.
 

"Sie müssen eine Nummer ziehen", wies der Mann dort ihn natürlich sofort streng zurecht. Allerdings glaubte ich einen kleinen zweifelnden Unterton zu hören, als er aufblickte und Madara sah. Das konnte ich absolut verstehen.
 

Madara machte sich nichtmal die Mühe diesen Hinweis auch nur zu kommentieren. Er überging es ganz einfach.
 

"Ich möchte die für Sakura Haruno zuständige Mitarbeiterin sprechen."
 

Ich verlagerte hinter ihm nervös mein Gewicht auf mein anderes Bein. Hoffentlich übertrieb er es nicht und verärgerte alle total. Das war unverschämt. Aber was sollte ich machen? Ich fühlte mich nicht in einer Position ihm vorzuschreiben, wie er sich zu verhalten hatte.
 

"Das geht nicht, Sie können hier nicht einfach herkommen und-", setzte der Mann am Schalter an.
 

"Das genügt", sagte Madara kalt. "Ich habe grundsätzlich keine Lust mir anzuhören, warum etwas nicht geht. Also verschwenden Sie nicht meine Zeit und nennen Sie mit das richtige Büro."
 

Der Mann starrte Madara einen Moment mit leicht geöffnetem Mund an. Vielleicht konnte er nicht fassen, was hier passierte. Ich nahm unangenehm berührt wahr, dass alle Wartenden und die Mitarbeiter an den anderen Schaltern ebenfalls zu uns hersahen.
 

Madara schien das nicht zu interessieren. Er blickte bloß kalt und emotionslos den Mann an und schienen sich absolut sicher zu sein, dass er bekommen würde, was er wollte.
 

Der Mann warf kurz einen Blick zu dem Knopf auf seinem Schreibtisch, der die Beschriftung 'Sicherheitsdienst' hatte. Aber dann schien er zu entscheiden, dass ihm das den Ärger nicht wert war und er sagte kurz angebunden: "Büro Nummer 7".
 

Madara nickte ihm höflich zu, drehte sich um und ging an den Schaltern vorbei auf den Gang mit den Büros zu.
 

Ich warf dem Mann einen entschuldigenden Blick zu und folgte Madara dann rasch.
 

Ich war hin und hergerissen zwischen Dankbarkeit dafür, dass er sich um mein Problem kümmerte und Verwirrung darüber, dass er so eine vollkommen andere Art hatte mit Dingen umzugehen als ich. Und anders als bei Sasuke konnte ich auch überhaupt keinen Einfluss auf ihn nehmen. Aber vielleicht war das auch einfach so, wenn Erwachsene sich um Dinge kümmerten. Dann hielt man sich vielleicht in meinem Alter zurück und verließ sich darauf, dass sie wussten, was sie taten. Weil ich immer alles hatte alleine regeln müssen, verwirrte mich das zutiefst.
 

Madara blieb vor dem Büro stehen, klopfte, öffnete die Tür und hielt sie mir auf. Also blieb mir nichts anderes übrig als einzutreten.
 

"Sakura!", sagte meine Betreuerin mit einem Stirnrunzeln. "Dein Termin ist erst um 17 Uhr-"
 

Ihr Blick fiel auf Madara und ihre Augen weiteten sie überrascht. "Und Sie sind?"
 

"Setz dich", wies Madara mich an und er nahm selbst auf einem der beiden Stühle vor dem Schreibtisch Platz. Dann sah er meine Betreuerin an.
 

"Ich bin der Onkel ihres Freundes und als Sakuras Anwalt hier. Offenbar gibt es ein kleines Missverständnis und das möchte ich rasch aus dem Weg räumen."
 

Meine Betreuerin öffnete empört den Mund, vielleicht um ums darauf hinzuweisen, dass wir uns gefälligst an Termine zu halten hatten, aber Madara ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen.
 

"Wie ich höre, haben Sie einen Hinweis erhalten, dass Sakura Drogen nehme würde?"
 

"Ich-", sagte die Frau verwirrt. "Nun, ja. Und das erschien mir sehr glaubwürdig und-"
 

Madara unterbrach sie. "Aber es ist nicht ihr Job darüber zu urteilen, ob sie etwas für glaubwürdig halten, nicht wahr? Ihr Job wäre es gewesen festzustellen, dass Sie diesen Hinweis von einem jungen Mann bekommen haben, der mal mit Sakura zusammen war und der es offenbar nicht verkraftet, dass sie ihn verlassen hat. Er hat sie gestern belästigt und wollte sich dafür rächen, dass er sie nicht zurück bekommt."
 

Meine Betreuerin starrte ihn an.
 

"Ich versichere Ihnen, dass Sakura ihr Leben gut im Griff hat. Sie konzentriert sich auf die Schule und bereitet sich gewissenhaft auf ihr Studium vor. Unsere Familie hat ein Auge auf sie und wir werden uns kümmern, sollte sie Probleme haben."
 

"Nun, das scheint mir so zu sein", sagte meine Betreuerin etwas schwach. Sie schien nicht recht zu wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollte.
 

Madara zog eine schwarze Mappe aus seiner Aktentasche, öffnete Sie und legte ihr einen Bogen Papier vor die Nase.
 

"Das ist ein Empfehlungsschreiben für ein Stipendium. Sie werden das nun unterzeichnen und mit ihrem Stempel versehen, damit Sakura die Bewerbung rechtzeitig einreichen kann."
 

Meine Betreuerin beugte sich vor und las mit einem vollkommen überforderten Ausdruck das Dokument durch.
 

Madara legte ihr einen Stift hin.
 

"Okay, also ja, das scheint in Ordnung zu sein", sagte sie verunsichert und unterschrieb dann tatsächlich und setzte den Stempel des Amtes darunter.
 

Madara stand auf, nahm das Papier an sich, legte es wieder in die Mappe und reichte sie mir.
 

"Wir gehen", informierte er mich und ich erhob mich ebenfalls rasch.
 

"Warten Sie!", rief meine Betreuerin und Madara hielt mit der Hand an der Türklinke inne.
 

"Ich muss das eigentlich alles überprüfen! Sie können doch nicht einfach hier auftauchen, ich weiß gar nicht genau, ob sie wirklich der Onkel ihres Freundes sind! Und außerdem-"
 

"Sie hätten auch überprüfen müssen, was sie an Information von eifersüchtigen Ex-Partnern bekommen", schnitt Madara ihr kalt das Wort ab. "Aber das haben Sie nicht. Überprüfen Sie, was Sie wollen, das interessiert mich nicht. Aber ich rate Ihnen dabei keinen Fehler zu machen." Sein Mund verzog sich zu einem leichten, ziemlich hübschen und unheimlichen Lächeln. "Denn sonst komme ich zu dem Schluss, dass Sie ihren Job nicht gut machen und Ihre Position neu besetzt werden sollte."
 

Meine Betruerin schnappte vor Wut und Entsetzen hörbar nach Luft.
 

Madara wandte sich gleichgültig ab, legte mir die Finger an den Rücken und schob mich mit leichtem Druck nach draußen.
 

"Vielen Dank", sagte ich, als ich mich im Auto soweit erholt hatte, dass ich mich traute zu sprechen. Ich hatte die Mappe mit dem Empfehlungsschreiben fest umklammert und konnte mein Glück kaum fassen.
 

"Gern geschehen", sagte Madara gleichgültig. "Wenn du wieder Probleme mit dem Jugendamt hast, komm direkt zu mir. Ich werde mich dann darum kümmern."
 

"Danke", flüsterte ich wieder.
 

"Ich weiß es zu schätzen, dass du Sasuke damit vorerst nicht belastet hast."
 

"Ich weiß, dass er sich konzentrieren soll", sagte ich leise.
 

Madara lachte ein leises aber nicht unfreundliches Lachen, dass ich bei ihm noch nie gehört hatte.
 

"Darum ging es mir nicht. Anders als Sasuke offenbar zu glauben scheint, geht es mir und seinem Vater nicht immer nur um seine Leistungen. Uns ist bewusst, dass wir ihm viel zumuten und mir ist vollkommen klar, dass er wegen dieser Reise nervös war. Das waren wir in seinem Alter auch. Aber später wird er uns dankbar sein, dass wir ihn so gut vorbereitet haben. Ich weiß es nur zu schätzen, dass er dir offenbar so viel bedeutet, dass es dir wichtiger zu sein scheint, wie es ihm geht, als wie es dir geht."
 

"Oh", sagte ich ein wenig überrascht. Vielleicht hatte ich Madara ein wenig falsch eingeschätzt.
 

"Ich nehme dich mit zu uns, Sasuke kommt bald zurück", informierte er mich. Den Dreh mit dem 'Fragen' statt 'Befehlen' hatten sie scheinbar alle nicht so raus. Aber ich hatte nichts dagegen.
 

Und Sasuke hatte scheinbar auch nichts dagegen, als ich ihm gleich um den Hals fiel, als er zur Tür herein kam.
 

An seinem selbstzufriedenen und verlangenden Kuss merkte ich, dass es offenbar gut gelaufen war.
 

"Ich kann nicht verhehlen, dass ich dich um diese Begrüßung ein wenig beneide", sagte Obito belustigt, der hinter Sasuke das Haus betreten hatte, während er uns zusah.
 

"Halt den Mund", sagte Sasuke, aber es klang nicht unfreundlich und Obito grinste. Offenbar hatte die gemeinsame Zeit ihrem Verhältnis nicht geschadet.
 

Und es freute mich auch zu sehen, dass Sasuke es zuließ, dass Mikoto, die mir aus dem Wohnzimmer zur Tür gefolgt war, ihn verhältnismäßig herzlich begrüßte. Er nahm sogar das Angebot an, mit ins Wohnzimmer zu kommen und Tee zu trinken.
 

Und während ich neben Sasuke auf dem Sofa saß, der auf die Fragen seiner Mutter in ganzen Sätzen und nicht so einsilbig wie früher antwortete und gar nicht mal so unglücklich über ihr Interesse zu sein schien, war ich unglaublich glücklich darüber, wie viel sich doch zum Guten verändert hatte.
 

Kurz war er entsetzt, als wir ihm erzählten, was ich erlebt hatte und wütend, dass ich ihm das gestern Abend am Telefon nicht erzählt hatte. Aber er beruhigte sich, als ihm klar wurde, dass Fugaku und Madara sich bereits um alles gekümmert hatten.
 

In diesem Moment betrat Madara das Wohnzimmer.
 

"Hallo", sagte er mit einem Blick auf Sasuke. "Dein Vater verabschiedet gerade Obito, danach können wir über eure Fragen reden."
 

Er setzte sich und Fugaku kam herein und nahm ebenfalls in einem Sessel Platz.
 

"Obito scheint beeindruckt darüber, wie gut du dich geschlagen hast", sagte er an Sasuke gewandt. "Und er scheint nun deutlich mehr Respekt vor dir zu haben. Ich bin sehr stolz auf dich."
 

Sasuke wirkte dankbar für dieses Lob.
 

"Ich würde jetzt gerne wissen, warum ihr Sakura beschatten lasst", sagte er und verstärkte den Griff seiner Hand, die er ein wenig besitzergreifend auf meinem Oberschenkel liegen hatte.
 

Madara seufzte.
 

"Eigentlich solltet ihr das gar nicht mitbekommen", sagte er und er wirkte ein wenig müde. "Aber ich musste mich noch um viele andere Dinge kümmern und hatte ein wenig Personalmangel. Mit sowas betraue ich nur Leute, bei denen ich sicher weiß, dass ich ihnen vertrauen kann. Ich nehme an, euch ist der Mann im Café aufgefallen?"
 

"Heißt das es gibt mehrere Leute?", fragte Sasuke ruhig, aber mit einem bedrohlichen Unterton.
 

"Ja", sagte Madara unbeeindruckt. "Und das Hauptziel war auch nicht Heimlichkeit, daher ist es nicht schlimm, dass ihr es herausgefunden habt."
 

"War?", fragte Sasuke.
 

"Ja", sagte Madara. "Das bedeutet die Überwachung ist seit ein paar Stunden aufgehoben."
 

"Und kann ich jetzt bitte den Grund erfahren?", fragte Sasuke schon wieder mit ein wenig unterdrückter Wut in der Stimme. "Meine Geduld ist langsam zuende."
 

"Sei nicht so unfreundlich", wies ihn sein Vater zurecht. "Madara hat dich vor großen Problemen bewahrt."
 

Sasuke tauschte einen irritierten Blick mit mir und dann sahen wir beide zu Madara.
 

"Ich wollte es euch nicht sagen, damit ihr euch keine Sorgen macht", fing er an zu erklären. "Ich habe euch beide zu eurem Schutz bewachen lassen, weil ihr in Gefahr wart. Ja Sasuke, auch dich. Aber hauptsächlich Sakura. An dem Tag, als wir uns in der Firma der Betrüger entledigt haben, kam es nämlich zu einem Problem."
 

"Aber da ist doch alles super gelaufen!", warf Sasuke irritiert ein.
 

"Ja. Was unseren Part anging ist es das. Die Polizei hat sich allerdings später am Abend einen groben Fehler erlaubt und sie haben Hibuno entkommen lassen. Und nach dem, was ich aus seinen Komplitzen herausbekommen habe, war er fest davon überzeugt, dass du Sasuke sein Leben ruiniert hast. Und er hat offenbar davon gesprochen, dass er Sakura umbringen würde, um es dir heimzuzahlen, dass er deinetwegen alles verloren hat."
 

Sasuke starrte ihn an und sagte schwach: "Was?"
 

Ich wusste nicht recht, was ich fühlen sollte. Ich hatte Angst. Und obwohl ich es gerade gehört hatte, konnte ich es nicht richtig glauben. Und gleichzeitig war ich erleichtert. Erleichtert darüber, dass Sasukes Familie offenbar gar nichts mehr gegen mich hatte. Dass sie mir gar nicht misstrauten. Dass sie mich offenbar nur hatten beschützen wollen.
 

"Wir hielten es für besser euch das nicht zu sagen, bevor wir uns darum gekümmert hatten", warf Fugaku ein. "Und das haben wir. Seit ein paar Stunden ist das Problem aus der Welt."
 

"Also ist er wieder im Gefängnis?", fragte ich leise.
 

Fugaku und Madara tauschten einen Blick.
 

"Ich will eine Antwort!", verlangte Sasuke.
 

"Sakura ist nicht mehr in Gefahr", sagte sein Vater bloß. "Belass es dabei und vertrau uns."
 

"Nein!", sagte Sasuke. "Wenn es um Sakura geht, will ich es wissen! Ich will wissen, welches Risiko noch besteht, dass-"
 

"Er ist tot", sagte Madara ruhig.
 

Sasuke und ich starrten ihn an. Wie konnte er das einfach so ruhig sagen?
 

"Hast du ihn umgebracht?", fragte Sasuke nüchtern. Mir war plötzlich ein wenig schwindelig.
 

Madara warf seinem Bruder einen kurzen Blick zu und musterte Sasuke und mich einen Moment nachdenklich.
 

"Ja, gewissermaßen", sagte Fugaku schließlich, weil Madara offenbar unschlüssig war, ob er antworten wollte.
 

Mikoto hatte bisher geschwiegen, aber nun hob sie schockiert die Hand vor ihren Mund.
 

"Und damit kannst du ruhig schlafen?", fragte Sasuke Madara skeptisch.
 

"Ja", sagte Madara. "Das kann ich. Es gibt Dinge, die mir viel bedeuten. Es gibt sogar etwas, das mir wichtiger ist als die Firma. Und das ist diese Familie. Und wenn jemand meine Familie bedroht, dann beschütze ich sie. Außerdem habe ich ihm die Entscheidung gelassen. Er hat sich selbst gegen das Gefängnis entschieden. Es war seine Wahl und er hat sie getroffen. Das ist zu respektieren. Zudem habe ich herausgefunden, dass dieser Mann in der Vergangenheit in allerlei andere Machenschaften verwickelt war. Ich kann euch versichern, dass es um ihn nicht besonders schade ist. Es gibt nichtmal jemanden, der ihn vermissen wird."
 

"Es ist nun wie es ist", sagte Fugaku. "Euer Personenschutz ist jedenfalls wieder aufgehoben und ihr seid außer Gefahr."
 

"Das ist gut", sagte Mikoto leise und ein wenig schwach. "Offenbar war das ein Verrückter! Er bestiehlt uns, verwickelt sich in illegale Geschäfte und schiebt dann die Schuld dafür, dass er auffliegt, zwei Jugendlichen zu! Das ist doch nicht normal!"
 

Sasuke atme aus. "Okay. Ist mir auch egal. Hauptsache Sakura passiert nichts."
 

Madara nickte. "Ich dachte mir, dass du das so siehst."
 

In diesem Moment klingelte es an der Tür und alle sahen auf.
 

Sasuke stand auf. "Ich mache auf, das ist für mich", sagte er. "Aber euch geht es auch an."
 

Damit ging er hinaus. Ein paar Sekunden später kam er zurück. Zusammen mit Neji.
 

Und so sah ich Fugaku und Madara das erste Mal verdutzt, weil sie es nicht schafften ihre Mienen rechtzeitig zu kontrollieren. Allerdings nur für einen ganz kleinen Moment.
 

"Ich nehme an, für diesen Besuch bekommen wir nun eine Erklärung von dir?", sagte Fugaku kühl zu seinem Sohn.
 

"Ja", sagte Sasuke ruhig. "Und ich nehme an, dass wir genug Höflichkeit besitzen, dass Neji sich zu uns setzen darf, während ich das erkläre?"
 

Fugaku nickte und deutete mit einer einladenden Handbewegung zu den Sofas.
 

"Hallo", sagte ich leise zu Neji.
 

"Hallo Sakura", sagte er ruhig und kam mit Sasuke herüber, um sich zu mir zu setzen. Er hatte eine Mappe in der Hand. Und er riss sich zusammen, aber er schien sehr angespannt zu sein.
 

Sasuke setzte sich zwischen Neji und mich und sah seinen Vater und Madara ernst an.
 

"Neji und ich wollen uns mit euch einigen."
 

"Neji und ich?", wiederholte Madara seine Worte und seine Tonlage zeigte deutlich, dass ihm diese Formulierung sehr missfiel.
 

"Worüber?", fragte Fugaku sachlich.
 

"Wir wissen, dass unsere Familie gerade gegen die Hyugas und Shimuras einen Krieg um Geld und Macht führt", sagte Sasuke. "Und wir haben eine Lösung für euch."
 

"Diesen Kampf haben wir nicht angefangen. Und eure Lösung benötigen wir nicht", sagte Madara kalt. "Die Shimuras werden morgen feststellen, dass ihre Firma pleite ist." Er warf Neji einen Blick zu. "Und ich muss dir leider mitteilen, dass es für euch auch nicht besonders gut aussieht, wie ihr morgen feststellen werdet."
 

Madara blickte Sasuke an. "Ich habe dir gesagt, dass du dich nicht mit Neji Hyuga anfreunden sollst. Warum hast du es dennoch getan?"
 

Fugaku hob die Hand und Madara verstummte. "Lass uns hören, was sie zu sagen haben", sagte er sachlich. "Also?"
 

Neji stand auf, schlug die Mappe auf, ging die zwei Schritte auf Fugaku zu und hielt sie ihm hin. Fugaku nahm sie entgegen und betrachtete sie stirnrunzelnd, während Neji sich wieder neben Sasuke setzte.
 

"Warum gibst du mir das?", fragte Fugaku und reichte die Dokumente an Madara weiter, der sie ebenfalls überflog.
 

"Weil ich diesen lächerlichen, uralten Streit unserer Familien beenden möchte", sagte Neji.
 

"Das möchten wir beide", sagte Sasuke. "Wir wollen in Zukunft miteinander und nicht gegeneinander arbeiten."
 

Madara sah von den Dokumenten auf. "Warum? Ich dachte ihr könnt euch nicht leiden."
 

"Da haben wir uns geirrt", sagte Sasuke schlicht.
 

"Durch Sakura ist uns klar geworden, dass wir uns eigentlich ziemlich gut leiden können", sagte Neji mit einem Seitenblick zu mir. Ich lächelte ihn an.
 

Madara und Fugaku tauschten wieder einen irritierten Blick und Sasuke unterdrückte ein Grinsen. Offenbar fand er es unterhaltsam sie so zu sehen.
 

"Und deshalb gibst du uns diese Information und verrätst deine Familie?", fragte Madara, als ob er das für einen ziemlich schlechten Scherz halten würde.
 

Neji warf Sasuke einen Blick zu und Sasuke beeilte sich zu sagen:
 

"Nein. Er gibt euch das, damit ihr damit das Problem heimlich und ohne Aufsehen erledigen könnt. Damit habt ihr alles, was ihr braucht, um den Hyugas einfach zuvorzukommen, sodass sie ihren Plan ganz einfach nicht mehr umsetzen können. Dann müssen die Hyugas ihre Firma nicht verlieren und wir produzieren nicht noch mehr Hass und den Wunsch nach Rache. Diese Fede unserer Familien muss aufhören. Neji und ich sind Freunde geworden. Wir wollen nicht gegeneinander arbeiten und das werden wir auch nicht. Neji hat euch das gegeben, weil ich ihm versprochen habe, dass ihr euch richtig entscheiden würdet."
 

Madara lachte trocken. "Ja und weil seine Familie sonst so gut wie ruiniert wäre."
 

"Das wusste er bis eben nicht", sagte Sasuke.
 

Fugaku seufzte. "Na schön. Ich denke ihr habt recht. Das ist nicht euer Streit. Genau genommen war es auch nie unserer."
 

Er warf Madara einen Blick zu. "Nutzen wir diese Information und erledigen das Ganze still und ohne Aufsehen und Verluste."
 

Madara sah unzufrieden aus. "Wofür habe ich eigentlich die letzten Nächte durchgearbeitet?"
 

Fugaku lächlte müde. "Nicht nur du", sagte er. "Aber sie haben recht. Das muss aufhören. Ich bin es sowieso leid."
 

Er blickte zu seiner Frau. "Außerdem wäre Mikoto gerne richtig mit Mrs Hyuga befreundet und das geht wegen dieser Sache seit Jahren nicht. Zudem könnten wir tatsächlich von einer Zusammenarbeit mit den Hyugas profitieren."
 

Mikoto lächelte. "Ich würde mich sehr freuen, wenn das aufhören würde."
 

"Ich bin mit Hinata befreundet", sagte ich rasch. "Sie ist wundervoll, sie hat es nicht verdient, dass sie da mit hinein gezogen wird!"
 

"Nein, hat sie nicht!", sagte Neji. "Bitte nehmt diese Informationen und bitte sagt meiner Familie nie, dass ich sie hintergangen habe. Wenn ihr das tut, verspreche ich euch, dass ich in unser aller Interesse handeln werde, sobald ich in ein paar Jahren Befugnisse bekomme und mit entscheiden kann. Und ich werde meinen Onkel und Vater beeinflussen, mit diesem Kampf aufzuhören, so gut ich kann. Hinata weiß dass ich hier bin, sie wird auch versuchen, einen positiven Einfluss auszuüben."
 

"Von mir aus", sagte Madara, nachdem alle einen Moment geschwiegen hatten. "Machen wir es so. Von mir wird niemand je erfahren, dass du hier warst."
 

"Nun gut", sagte Fugaku. "Von mir auch nicht."
 

Mikoto nickte bekräftigend.
 

"Die Shimuras will ich trotzdem ruinieren", sagte Madara kühl zu Fugaku und der nickte. "Ja. Das machen wir morgen auch. Danzo ist mir seit Jahren ein Dorn im Auge. Und ich habe auch keine Lust mehr dabei zuzusehen, wie schlecht er seine Mitarbeiter behandelt."
 

Neji und Sasuke sahen so erleichtert aus, wie ich mich fühlte.
 

"Mich würde nur wirklich interessieren, wie Sakura es geschafft hat, dass ihr euch schließlich angefreundet habt!", sagte Mikoto schließlich in die Stille.
 

Sasuke und Neji tauschten einen Blick.
 

"Sie hat mit solcher Konsequenz daran geglaubt, dass ich kein schlechter Mensch bin, dass ich schließlich selbst angefangen habe es zu glauben", sagte Neji schließlich mit einem leichten Lächeln.
 

Sasuke grinste. "Eure Methode Probleme zu lösen ist zwar nützlich und hochgradig effektiv und das werde ich auch weiter beibehalten", sagte er, "aber durch Sakura lerne ich gerade, dass es auch noch andere Wege als Machtausübung, Druck und Gewalt gibt, um das zu bekommen was man will."
 

"Nämlich?", fragte Madara skeptisch.
 

"Manchmal", sagte Sasuke belustigt, "scheint es auch ziemlich effektiv zu sein einfach mal ehrlich miteinander zu reden."

Ein glücklicher Zufall

Nach dem Chaos der letzten Tage hatte ich mir gewünscht, dass Sasuke und mir eine etwas ruhigere Zeit vergönnt sein würde und so wie es aussah, hatte ich damit sogar tatsächlich Glück, denn alles schien in bester Ordnung zu sein und es gab keine Überraschungen.
 

Ich bekam von Orochimaru meine Arbeit mit der Bestnote zurück, zusammen mit dem Empfehlungsschreiben. Also hatte ich endlich alles zusammen, um die Bewerbung abzugeben.
 

Fugaku und Madara hielten ihr Wort. Obwohl das Unternehmen von Danzo Shimua tatsächlich nun pleite zu sein schien, gab es keine Schlagzeilen über die Hyugas.
 

Neji und Hinata waren glücklich, dass dieser Konflikt beendet war und in der Schule waren Neji, Shino, Kankuro und Gaara plötzlich auch immer öfter bei uns, bis es mir fast schon normal vorkam.
 

Kiba und Shino, die sich eigentlich nie hatten ausstehen können, fingen sogar an sich richtig gut zu verstehen, woran sich alle erstmal gewöhnen mussten.
 

Mit Sasukes Familie fühlte ich mich mittlerweile richtig wohl. Fugaku und Madara waren zwar nach wie vor so, wie sie nunmal waren, aber je mehr Zeit ich in ihrer Nähe verbrachte, desto mehr fiel mir auf, dass sie auch auf ihre Weise nett sein konnten.
 

Ich hatte den Eindruck, dass Sasukes Vater und Mutter in letzter Zeit ein wenig mehr miteinander redeten als zuvor und alle waren entspannter, weil alle Gefahr vom Unternehmen abgewendet worden war und alles gut zu laufen schien.
 

Und vielleicht fanden Fugaku und Madara es auch gar nicht so schlecht, dass sie nicht mehr ständig diesen Machtkampf mit den Hyugas austrugen. Sie schienen sogar zu akzeptieren, dass Sasuke und Neji nun Freunde waren und ich hörte wie Fugaku zu Madara sagte, dass er Neji für charakterstark hielt, weil er diese Entscheidung getroffen hatte und zu ihren gekommen war, ohne zu wissen, wie sie darauf reagieren würden. Das schienen sie als Beweis zu sehen, dass Neji bereit war, für seine und Sasukes Freundschaft etwas zu riskieren und deshalb schienen sie zu glauben, dass er vertrauenswürdig sei.
 

Im Freundeskreis war alles in Ordnung, die Klausuren waren fürs erste geschrieben und Weihnachten stand vor der Tür. Und ich hatte die wundervolle Aussicht darauf, dass ich nicht einsam sein würde, weil Mikoto mich bereits eingeladen hatte über die Feiertage einfach bei ihnen zu wohnen.
 

Sasuke schien das super zu finden. Ich hatte den Eindruck, dass es ihm nach wie vor am allerliebsten war, wenn ich in seiner Nähe war und er sicher sein konnte, dass es alles in Ordnung war und mir nichts merkwürdiges passierte, um das er sich Sorgen machen würde. Doch ich hatte auch das Gefühl, dass er sich langsam ein wenig entspannte.
 

Er schien nicht mehr zu glauben, dass er mich vor seiner Familie beschützen musste und er hatte durch die Sache mit Sai verstanden, dass auch unsere Freunde für mich da waren, wenn er es gerade nicht sein konnte. Und genauso schien es ihm damit zu gehen, dass auch seine Eltern und Madara sich ein wenig um mich kümmerten, denn Mikoto war nach wie vor sehr nett zu mir und wollte mich am liebsten ständig da haben und Fugaku äußerte beiläufig, dass er es sehr schätzte, dass ich wusste, was ich wollte und einen Plan für meine Zukunft hatte. Madara fragte sogar nach, ob ich noch etwas vom Jugendamt gehört hätte. Aber die verhielten sich zum Glück still. Vielleicht waren sie zu dem Schluss gekommen, dass ich ohnehin bald volljährig werden würde und sie mich bis dahin einfach in Ruhe lassen konnten. Das war mir ziemlich recht so.
 

Und so war ich eine Woche später nach der Schule im Schnee unterwegs zu dem Amt, bei dem ich meine Bewerbung für das Stipendium einreichen musste.
 

In meiner Tasche hatte ich einen ordentlich beschrifteten Umschlag, in dem alle nötigen Unterlagen verstaut waren und ich hatte ein Hochgefühl, weil ich es tatsächlich geschafft hatte, diesen Punkt zu erreichen. Soweit ich informiert war, war es fast sicher, dass ich das Stipendium bekommen würde. Und die einzige Hürde, die noch zu überwinden war, war diesen Umschlag rechtzeitig abzugeben.
 

Durch das ganze Chaos bei dem Versuch alle nötigen Dokumente zusammenzubekommen, gab ich nun zwei Wochen später ab, als ich es eigentlich gewollt hätte. Heute Abend, wenn das Amt schloss, war die Abgabefrist um. Aber ich wusste nicht, was jetzt noch schiefgehen sollte. Zur Sicherheit wollte ich allerdings persönlich hingehen und den Umschlag abgeben. Nicht dass er am Ende noch in der Post verloren gehen würde oder etwas Derartiges.
 

Nur ein kleiner negativer Gedanke war die ganze Zeit in meinem Hinterkopf. Doch den schob ich, wie Hinata auch, ständig beiseite.
 

Es ging um das Thema, über das wir seit einigen Wochen immer öfter sprachen. Es ging um unsere Pläne für die Zukunft und darum, dass wir befürchteten, dass sowohl Naruto, als auch Sasuke darüber eventuell alles andere als glücklich sein würden. Doch da das erst nach dem Ende des Schuljahres im Sommer konkret werden würde, ließ sich das noch verdrängen und wir genossen unser momentanes Glück.
 

Manchmal fragten wir uns, ob wir egoistisch waren und unsere Beziehungen aufs Spiel setzen. Aber dann waren wir auch wieder der Meinung, dass wir unsere Leben nicht danach ausrichten konnten, was unsere Freunde von uns wollen oder nicht wollen würden. Schließlich waren wir zwei junge Frauen mit eigenen Träumen und Vorstellungen. Und das aller wunderbarste an der Sache war, dass wir vor ein paar Wochen herausgefunden hatten, dass wir beide einen Plan für unsere Zukunft hatten, der uns ein großes und wunderbares Stück des Weges würde gemeinsam gehen lassen.
 

Als ich das festgestellt hatte, war ich unglaublich glücklich gewesen, denn die Vorstellung, dass Hinata und ich beide an unterschiedliche Unis gehen und uns auseinander leben würden, bis wir schließlich im Alltag des anderen gar nicht mehr vorkommen würden, hatte mir nie gefallen.
 

Wie ich Sasuke ja bereits vor langer Zeit erzählt hatte, hatte ich vor Biologie zu studieren. Was ich ihm nicht genau erzählt hatte, war, warum mir das so wichtig war.
 

Ich hatte ihm gesagt, dass mir dieser Bereich lag und ich glaubte darin gut zu sein und in der Forschung etwas Sinnvolles für die Menschheit beitragen zu können. Das stimme auch. Aber es gab noch einen anderen Grund, warum mir diese Vorstellung so gut gefiel. Einen Grund, der dem ähnelte, warum ich so gerne in dem kleinen Café arbeitete. Dort fühlte ich mich meiner Mutter nahe. Mit dem Vorhaben Biologie zu studieren, fühlte ich mich meinem Vater nahe. Denn denn auch er hatte das studiert und in der Forschung gearbeitet.
 

Ich hatte meine Eltern geliebt. Und wenn ich etwas tat, was sie getan und geliebt hatten, dann fühlte ich mich ihnen nahe. Dadurch hatte ich das Gefühl die Erinnerung an sie lebendig zu halten und dadurch, dass ich diese Dinge auch von mir aus tun wollte, hatte ich das Gefühl ganz wahrhaftig ihre Tochter zu sein.
 

Dieses Gefühl der Verbundenheit mit ihnen war so unendlich wertvoll für mich und hatte mir damals so sehr geholfen von Sai, den Drogen und dem Alkohol wegzukommen. Es hatte mir gezeigt, dass sie zwar nicht mehr da waren, aber dass ich immer noch ein Teil von ihnen war. Und dass ich der Beweis war, dass es sie einmal gegeben hatte.
 

Während dem Entzug und der Therapie hatte ich viel recherchiert rund Pläne für meine Zukunft gemacht um Motivation zu finden und ein Ziel vor Augen zu haben, das mir einen Sinn gab.
 

Damals hatte ich herausgefunden, dass die Forschungsarbeit an einem neuen Medikament, an dem auch mein Vater gearbeitet hatte, noch nicht abgeschlossen war. Und damals war der Gedanke in mir gereift, dass ich diese Arbeit fortsetzen könnte. Er hatte immer mit so viel Begeisterung davon erzählt, dass es so faszinierend war an etwas zu arbeiten, das irgendwann vielleicht Krankheiten würde heilen können, die momentan nicht heilbar waren, dass ich mir irgendwie in den Kopf gesetzt hatte auch daran zu forschen.
 

Als ich Hinata irgendwann davon erzählt hatte, war sie überrascht gewesen und hatte mir verkündet, dass sie sich das Projekt auch schon mit Interesse angesehen hätte. Zwar wollte sie Medizin und nicht Biologie studieren, aber dieses Forschungsprojekt war natürlich interdisziplinär, weil normalerweise Experten aus unterschiedlichen Fachgebieten an so etwas arbeiteten.
 

Da wir hier in einer riesigen Großstadt lebten, gab es hier viele Universitäten und es gab eine gute Chance, dass nicht allzu viele unserer Freunde für ihr Studium wegziehen würden. Es war bereits klar, dass Shikamaru in der Stadt bleiben und Jura studieren würde, Sasuke und Naruto hatten ebenfalls vor hier zu studieren, genauso Neji. Und Hinata und ich konnten ebenfalls hier auf eine Uni gehen, sogar auf die gleiche, weil die Studiengänge Medizin und Biologie sogar an der gleichen Uni angeboten werden würden.
 

Wie ich schon vor Monaten bei meiner Recherche herausgefunden hatte, gab es die Möglichkeit als Student bereits parallel in eine Forschungsgruppe zu kommen. Natürlich würde man dort fürs erste hauptsächlich zuarbeiten und die fertig ausgebildeten Experten unterstützen, aber es gab die Möglichkeit, dass ich mit dem Stipendium auch direkt eine Bewerbung für die Forschungsgruppe abgeben konnte, die an dem Medikament arbeitete, an dem auch mein Vater gearbeitet hatte. Und das hatte ich vor. Die Unterlagen dafür waren in dem Umschlag in meiner Hand.
 

Hinata hatte sich ebenfalls bereits für diese Forschungsgruppe beworben uns sie war schon angenommen worden. Und als ich angefragt hatte, ob noch ein Platz frei wäre, hatte man mir bereits zugesagt unter der Voraussetzung, dass ich das Stipendium auch wirklich bekommen würde.
 

Hinata und ich waren überglücklich darüber. Leider hab es nur einen Haken an der Sache.
 

Denn aufgrund von Finanzierungsgründen wurde es immer wahrscheinlicher, dass die Forschungsgruppe an eine Partneruniversität im Ausland verlegt werden würde. Das war soweit kein Problem, Hinata und ich hatten uns bereits informiert und wir würden genauso dort studieren können, für das Stipendium machte das keinen Unterschied und die Formalitäten waren nicht kompliziert, weil die Verfahren der beiden Universitäten in allem angeglichen worden waren. Es würde nichtmal eine Sprachbarriere geben.
 

Das Problem an der Sache war, dass Hinata und ich unbedingt mit Naruto und Sasuke zusammenbleiben wollten. Und nun hatten wir das Gefühl, dass wir uns, wenn es schlecht lief, zwischen unseren Träumen und unseren Beziehungen entscheiden müssten.
 

Ich wusste nicht, wie Sasuke auf so etwas reagieren würde. Würde er sich verlassen und verraten fühlen? Würde er das Gefühl haben, dass er mir nicht wichtig genug war und ich mich gegen ihn entschied? Würde er, wie ich es mir wünschte, eine Fernbeziehung akzeptieren? War das etwas, das er durchziehen konnte? Er war zwar total auf mich fixiert, aber ich hatte auch nicht vergessen wie anziehend er auf Frauen wirkte und wenn ich nicht da war, würden ständig hübsche Frauen um ihn herumschleichen, weil er so gut aussah und dazu noch unglaublich reich war. Würde er solchen Versuchungen widerstehen können und wollen, wenn ich weit weg und nicht ständig für ihn erreichbar war?
 

Sowas war ohne Frage ein Risiko. Die meisten Fernbeziehungen liefen nicht allzu gut. Hinata empfand ähnlich. Doch wir hatten viel darüber gesprochen und uns entschieden, dass wir uns für unsere Träume entscheiden würden. Und wir hofften, dass Naruto und Sasuke uns genug liebten, um das zu unterstützen und den Zustand einer Fernbeziehung für zwei Jahre zu akzeptieren, bis wir zurückkommen und hier fertig studieren konnten.
 

Aufgrund alldessen, fühlte es sich merkwürdig schicksalsträchtig an, diese Bewerbung abzugeben und als ich die Treppen zu dem Gebäude höchstieg, in dem das Förderungsamt war, hatte ich ein leicht tragisches Gefühl, obwohl ich meine Entscheidung getroffen hatte.
 

Ich dachte an Hinatas Nachricht, die ich eben im Bus bekommen hatte, in der sie mir geschrieben hatte, dass ich ja abgeben und keinen Rückzieher machen sollte, weil sie das mit mir zusammen machen wollte. Und ich hatte zurück geschrieben, dass ich auf dem Weg war und auf jeden Fall abgeben würde.
 

Und das hatte ich auch vor. Ich folgte den Schildern, die mich zum richtigen Büro führen würden und ging gerade den letzten Gang vor meinem Ziel entlang, als etwas Unglaubliches passierte. Etwas, dass mich für einen Moment fast vergessen lies, dass ich unbedingt abgeben musste und das mir für den Moment all diese Gedanken, die mir eben noch so wichtig vorgekommen waren, nichtig erscheinen ließ.
 

Denn in diesem Gang, in diesem Amt zur Begabtenförderung, kam mir vollkommen unerwartet und einfach so Itachi Uchiha entgegen.
 

Ich erkannte ihn sofort. Er war etwas älter, aber er sah unverkennbar so aus, wie auf den Fotos, die ich im Haus der Uchihas und im Internet gesehen hatte. Die Ähnlichkeit zu Sasuke war unverkennbar. Wie ich schonmal den Eindruck gehabt hatte, strahle er nicht so viel männliche Dominanz aus wie Sasuke, Itachi wirkte ein wenig femininer. Aber er hatte die gleiche Würde wie alle Uchihas, er hatte die gleiche helle Haut, die gleichen schwarzen Augen und Haare und dieses unverschämt gute Aussehen. Ich konnte nicht anders, als ihn anzustarren.
 

Er sah gesund aus und überhaupt nicht erschöpft, gar nicht so, als hätte er ein Drogenproblem. Er sah sogar zufrieden aus, nicht so, als müsste man sich Sorgen um ihn machen. Der Dealer schien vielleicht doch recht gehabt zu haben, als er behauptet hatte, er hätte Itachi in der U-Bahn gesehen.
 

Aber was tat er hier? Wenn er in der Stadt war und es ihm gut ging, wieso meldete er sich dann nicht bei seiner Familie oder zumindest bei Sasuke?
 

Ich hatte, während ich ihm entgegen ging und versuchte diese Begegnung irgendwie einzuordnen, meine Schritte verlangsamt.
 

Itachi war nun fast bei mir angekommen und gleich würde er einfach an mir vorbeigehen. Und dann wäre er einfach weg und ich würde Sasuke nicht sagen können, wohin er verschwunden war. Das durfte auf gar keinen Fall passieren! Aber ich musste auch diesen Umschlag dringend abgeben, ich konnte ihm jetzt nicht einfach folgen.
 

Itachi hatte bemerkt, dass ich ihn anstarrte. Weil er so hübsch war, war er das vermutlich genauso gewohnt wie ich, denn er blickte auf die gleiche Art zur Seite, mit der ich auch immer vorgab, dass mir das gar nicht auffiel. Aber als er bemerkte, dass ich ihn völlig unverfroren anstarrte, warf er mir einen unzufriedenen und skeptischen Blick zu. Seine Augenbrauen waren genauso wie die von Sasuke, dachte ich.
 

Aber ich musste mich konzentrieren! Ich musste diesen Umschlag abgeben und auch unbedingt erreichen, dass Sasukes Bruder nicht verschwand.
 

"Äh, hallo!", sagte ich also einfach, ohne zu wissen worauf das hinauslaufen sollte.
 

Wenn er sich bei seiner Familie hätte melden wollen, dann hätte er es tun können. Er hatte ja sicher nicht vergessen, wo die Uchihas wohnten. Das hieß, das er offenbar keinen Kontakt wollte. Wenn ich seine Familie also nun erwähnte, würde er wahrscheinlich einfach gehen. Also tat ich da einzige, was mir spontan einfiel, als er stehen blieb und mich fragend ansah.
 

"Ähm, tut mir leid, aber kannst du mir vielleicht helfen und mir zeigen, in welchem Büro ich eine Bewerbung für ein Stipendium abgeben muss?", fragte ich.
 

Er zog kaum merklich die Augenbrauen zusammen.
 

"Das steht unten auf dem Schild am Eingang", sagte er kühl. Typisch Uchiha.
 

"Ja, sorry, ich hab mir nur den Gang merken können und die Büro Nummer vergessen", log ich. "Wenn du es weißt, kannst du es mir kurz zeigen?"
 

Er musterte mich mit einem Blick, der mir deutlich zeigte, dass er das für eine bescheuerte Ausrede hielt. Und damit hatte er ja auch recht. Aber er schien ein wenig netter als Sasuke zu sein.
 

"Na gut, komm mit", sagte er ein wenig genervt, drehte um und ging den Weg zurück, den er gekommen war.
 

Selbst seine Stimme erinnerte mich an Sasuke. Das war irgendwie seltsam. Sasuke war mir immer so einzigartig vorgekommen.
 

"Hast du da etwa auch gerade was abgegeben?", fragte ich neugierig.
 

"Ja", sagte er. "Habe ich."
 

"Oh toll!", sagte ich ein wenig gespielt fröhlich. Ich war total verwirrt. "Ich drücke dir die Daumen, dass du das Stipendium bekommst!"
 

"Danke", sagte er und blieb vor einer Tür stehen. "Hier musst du die Bewerbung abgeben. Also dann, dir auch viel Glück!"
 

Damit wandte er sich um und ging und ich klopfte sofort an die Tür. Jetzt musste ich mich echt beeilen, er durfte mir nicht entwischen!
 

Ich hatte Glück, ich wurde direkt hereingerufen. Ich sagte, weswegen ich hier war, eine Frau nahm meinen Umschlag entgegen und ich bekam einen Zettel als Beleg, dass ich die Bewerbung abgegeben hatte. Während die Frau den Stempel des Amtes darunter setzte, trat ich von einem Bein nervös auf das andere.
 

Sobald sie mir den Zettle hin hielt, nahm ich ihn, bedankte und verabschiedete mich, als ich schon halb durch die Tür war und dann rannte ich den Gang entlang zurück, den ich gekommen war und die Treppen hinunter.
 

Draußen sah ich mich nervös um, aber ich hatte Glück. Ich war schnell gewesen und Itachi ging gerade erst die Stufen am Eingang hinunter. Ich bremste rasch, damit er sich nicht umdrehen und nachsehen würde, wer da so rannte. Denn er sollte mich nicht sehen. Ich hatte vor, ihm zu folgen und herauszufinden, wo er hin ging.
 

Mit ein bisschen Glück, würde er dort hingehen, wo er wohnte. Und dann konnte ich Sasuke davon berichten. Das musste ich unbedingt schaffen!
 

Also zog ich mir meine Mütze tiefer ins Gesicht, stopfte meine unpraktisch auffälligen rosanen Haare unter meinen Schaal und folgte Sasukes Bruder, so unauffällig wie ich konnte.
 

In der U-Bahn verlor ich ihn fast. Und einmal entdeckte er mich beinahe, weil ich mal wieder von einem Mann angesprochen wurde, der sich für mich interessierte und den ich so vehement abwimmeln musste, dass schon ein paar Leute zu uns hinsahen.
 

Doch in dem Moment gingen die Türen auf und Itachi schien aussteigen zu wollen, sodass er wieder weg sah. Ich duckte mich rasch zur Seite weg, ließ den aufdringlichen Mann einfach stehen und huschte ebenfalls nach draußen. Dort drehte ich mich rasch zur Seite, weil Itachi genau an mir vorbei auf den Ausgang der U-Bahn Haltestelle zu ging.
 

Ich schaffte es ihm noch ein paar Minuten zu Fuß zu folgen und dann hatte ich tatsächlich Glück, denn er holte einen Schlüssel heraus und ging auf eine Haustür in einem etwas heruntergekommen, aber einigermaßen ordentlich aussehenden Haus zu, das wahrscheinlich ähnliche Wohnungen hatte wie das, in dem ich wohnte. Er schloss die Tür auf und verschwand nach drinnen. Ich warte ein paar Sekunden und ging dann auf die Tür zu um die Klingelschilder anzusehen. Und da stand es. Im dritten Stock.
 

Itachi Uchiha.
 

Mein Herz machte einen kleinen freudigen Hüpfer. Ich hatte es geschafft.
 

Ich holte mein Smartphone aus der Tasche, um auf die Uhr zu sehen. Es war halb 4. Also war Sasuke nun mit seinem Training fertig und danach hatte er in die Firma fahren wollen. Also würde ich ihn vermutlich nun dort finden.
 

Der Weg dahin war nicht allzu weit und ich benötigte nur eine halb Stunde. Doch mit diesen Neuigkeiten kam mir jede Sekunde unendlich lang vor.
 

Hoffentlich würde man mich dieses Mal gleich zu ihm hoch lassen. Und hoffentlich hatte er Zeit und war nicht mit seinem Vater in einem Termin oder so. Ich hatte das Gefühl ihm diese Neuigkeit sofort mitteilen zu müssen, sonst würde ich platzen!
 

Doch meine Sorge war unbegründet, denn ich kam nichtmal dazu, unten an der Rezeption mein Anliegen vorzutragen.
 

Bevor ich den Mund hatte öffnen können, sagte der Mann dort sehr höflich: "Guten Tag Fräulein Haruno! Möchten Sie zu Mr. Sasuke Uchiha?"
 

"Guten Tag! Ja genau!", sagte ich erfreut. "Darf ich bitte nach oben!"
 

"Selbstverständlich!", sagte der Mann höflich. "Sie können sich hier frei bewegen!"
 

Das hatte sich also auch verändert, dachte ich glücklich und bedankte mich freundlich, als der Mann mir eine der Schranken zu den Aufzügen öffnete.
 

Ich wollte es zuerst in Sasukes Büro versuchen. Und ich hatte Glück, denn als ich klopfte, hörte ich ihn 'herein', sagen.
 

Ich öffnete die Tür. Er war alleine, perfekt!
 

"Sasuke, ich muss dir was-", setzte ich sofort an, aber dann hielt ich inne und schloss die Tür hinter mir.
 

"Was ist los?", fragte ich unsicher.
 

Er hatte nicht 'hallo' gesagt. Er hatte auch nicht erfreut ausgesehen, wie sonst immer, wenn er mich erblickte und nun hatte er sich bloß in seinem großen teuren Stuhl zurückgeleht und musterte mich kühl.
 

"Das würde ich gerne von dir wissen", antwortete er mir auf meine Frage. Er klang ganz eindeutig so, als ob er wütend auf mich wäre.
 

Ich zog die Mütze und den Schal ab und knüpfte den Mantel auf, während ich das Büro auf dem Weg zu ihm durchquerte.
 

"Bist du sauer auf mich?", fragte ich verwundert. Was hatte ich getan?
 

"Ja, ich bin sauer auf dich", sagte er kühl. "Und zwar nicht nur ein bisschen!"
 

"Warum?", fragte ich verwirrt. Er stand auf, kam mir die letzten zwei Schritte entgegen und baute sich vor mir auf.
 

"Was bedeutet dir unsere Beziehung?"
 

"Was?", fragte ich verwirrt. Was sollte das denn jetzt?
 

"Hast du vor mich zu verlassen?"
 

Ich konnte ihn nur noch verdutzt ansehen. Wie kam er denn jetzt auf sowas?
 

"Nein!", sagte ich empört. "Auf gar keinen Fall! Ich weiß gar nicht wie du darauf-"
 

Er sah ein wenig erleichtert aus.
 

"Gut", sagte er, griff in meinen Nacken und küsste mich. Allerdings so, dass ich deutlich merkte, dass er immer noch sauer auf mich war. Also drückte ich meine Hände gegen seine Brust und schob, damit der mich losließ. Was er natürlich noch eine Sekunde hinauszögerte. Dieses Gehabe war so albern! Aber ich musste auch ein Lachen unterdrücken. Manchmal waren seine Aktionen so vorhersehbar! Bloß sollte ich vielleicht lieber nicht lachen, solange er sich offensichtlich über mich ärgerte.
 

"Kannst du mir bitte erklären, warum du sauer auf mich bist?", fragte ich, als er so gnädig war mich loszulassen.
 

Er verzog verärgert das Gesicht.
 

"Ich bin sauer, weil du offenbar vorhast für zwei Jahre im Ausland zu studieren. Und das, obwohl du das auch hier tun könntest. Ich würde bei dir sein wollen. Wieso willst du das nicht?"
 

"Oh", sagte ich und das Gefühl lachen zu wollen verschwand sofort. "Woher weißt du das?"
 

"Hat Neji mir eben beim Training erzählt. Und der hat es von seiner Mutter, die es von Hinatas Mutter hat und der hat Hinata erzählt, dass ihr beide zwei Jahre zusammen im Ausland sein werdet. Weiß Naruto davon? Wieso erzählst du mir das nicht? Willst du dann Schluss machen oder haben wir dann eine Fernbeziehung?"
 

"Oh nein!", sagte ich deprimiert. "Es tut mir leid Sasuke! In einer Woche weiß ich, ob ich das Stipendium bekomme und dann wollte ich mit dir darüber sprechen! Ich wollte es dir nicht verheimlichen! Ich wollte einfach nur nicht über etwas reden, was noch nicht vollkommen sicher ist!"
 

"Es ist aber so gut wie sicher, dass du dieses Stipendium bekommst", gab er kalt zurück.
 

Ich streckte vorsichtig meine Hand nach seiner aus und er ließ zu, dass ich sie nahm. Wenn er Angst hatte verletzt zu werden, schob er mich immer von sich weg und wurde kalt und abweisend. Aber das würde ich nicht zulassen.
 

"Ja, aber ich wollte dennoch erst den Bescheid bekommen!", sagte ich. "Und ich denke seit Wochen ständig darüber nach, wie ich dir das sagen soll! Ich weiß, dass das eine Belastungsprobe für unsere Beziehung ist und ich wünsche mir so, dass wir zusammen bleiben, ich will auf gar keinen Fall-",
 

Weiter kam ich nicht, denn er hatte mit beiden Händen nach meinem Gesicht gegriffen und an der Art wie er mich jetzt küsste, spürte ich all seine Erleichterung. Und das erleichtete auch mich. Denn das hieß, dass er ebenfalls auf gar keinen Fall Schluss machen wollte.
 

Ich küsste ihn mit der gleichen Leidenschaft zurück, voller Glück darüber. Und dann drohte das ganze etwas außer Kontrolle zu geraten und weil die Tür nicht abgeschlossen war, ich mit Sasuke darüber sprechen wollte und ich immer noch Neuigkeiten zu verkünden hatte, entzog ich mich ihm. Er knurrte wie erwartet unzufrieden.
 

Aber ich bat ihn darum mir zuzuhören und ich erzählte ihm von meinem Vater und erklärte ihm so gut ich konnte, warum mir das so wichtig war. Und ich glaubte ihm anzusehen, dass er es verstand. Und das war eine ungeheure Erleichterung.
 

"Okay", sagte er schließlich. "Ich bin alles andere als begeistert, ich hasse es, wenn du nicht in meiner Nähe bist, aber ich kann es verstehen und akzeptieren. Aber ich werde ständig zu dir fliegen, stell dich darauf ein! Ich kann auch bei dir arbeiten und lernen, ich muss nicht jede Sekunde hier sein. Ich will, dass wir trotzdem versuchen regelmäßig Zeit miteinander zu verbringen!"
 

"Ja!", sagte ich glücklich. "Ich werde mir einen Job suchen und dann werde ich auch so oft ich kann zu dir fliegen und-"
 

"Nein!", sagte er entschieden. "Ich bezahle deine Flugtickets! Das ist meine Bedingung. Wir werden beide viel zu tun haben. Und ich will, dass wir unsere freie Zeit zusammen verbringen. Freunde haben wir schließlich auch noch, für die müssen wir auch Zeit finden. Ich will, dass du deinen Stolz dieses Mal runter schluckst und das annimmst!"
 

"Okay!", sagte ich sofort, weil ich so erleichtert war, dass er es relativ gut aufnahm.
 

Er grinste zufrieden und ein wenig überheblich. Offenbar war wieder alles in Ordnung. "Sieht aus, als hättest du ganz schön Angst vor meiner Reaktion gehabt Prinzessin!"
 

Ich schnaubte. Dieser bescheuerte Kosename!
 

"Quatsch!"
 

"Ich glaube schon", grinste er. "Und das gefällt mir! Ich hatte schon befürchtet, das mit uns könnte mir wichtiger sein als es dir ist."
 

"Nein", sagte ich leise. "Du bist das Wichtigste für mich. Ich hatte einfach nur gehofft, dass du auf mich warten würdest und ich beides haben kann."
 

Sasuke hob seine Hand und strich mir liebevoll über die Wange.
 

"Das kannst du", sagte er ebenfalls leise. "Ich will, dass du glücklich bist. Solange du bei mir bleibst, werde ich dir alles geben, was du haben willst!"
 

Ich lächelte und schob ihn wieder ein Stück weg, weil er mich erneut küssen wollte. Er verrengte verärgert die Augen, weil ich ihn auf Abstand hielt und er mich anfassen wollte.
 

"Sasuke, dafür haben wir jetzt keine Zeit!", sagte ich rasch. "Ich muss dir nämlich unbedingt was erzählen!
 

"Hmm", machte er und seine Hand glitt über meinen Hals, er hörte eindeutig nicht richtig zu. Wahrscheinlich fand er, dass er für sein Verständnis jetzt Sex verdient hatte. Ich unterdrückte wieder ein Lachen. Aber ich musste es ihm jetzt endlich sagen.
 

"Sasuke!", sagte ich deutlich. "Ich habe deinen Bruder getroffen!"
 

Sasuke erstarrte schlagartig in seiner Bewegung. Er nahm seine Hand von meinen Hals und trat einen Schritt zurück.
 

"Was?", fragte er mit so einer kontrollierten Stimme, dass ich mir sicher war, dass er glaubte sich verhört zu haben.
 

"Ich habe deinen Bruder getroffen!", sagte ich nochmal. "Ich bin ihm gefolgt. Ich weiß wo er wohnt und wir können jetzt sofort hingehen. Ich bin ganz sicher! Sein Name stand auf dem Klingelschild! Und ich glaube, dass es ihm gut geht, er sah gesund aus!"
 

Sasuke starrte mich für ein paar lange Sekunden nur an, während er offenbar versuchte zu verarbeiten, was er gerade gehört hatte.
 

Ich musste es zweimal wiederholen, bis er mir glaubte, dass das kein komischer Scherz war und dann brachen wir endlich auf. Im Auto erzählte ich ihm alles ganz genau und Sasuke fuhr zwar ordentlich, aber ich merkte ihm deutlich an, wie durcheinander er war.
 

Es schien mir, als wollte er Itachi unbedingt sehen. Aber es schien mir auch so, als ob er Angst vor dieser Begegnung hätte. Und er verdrängte diese Gefühle indem er mich über jedes Detail ausfragte, bis ich ihm keine Antworten mehr geben konnte.
 

Wir fanden einen Parkplatz direkt vor dem Haus und Sasuke stand eine ganze Weile schweigend vor dem Klingelschild, ohne zu klingeln oder sich zu rühren. Ich schwieg und hielt mich raus. Vielleicht versuchte er den Mut zu finden.
 

Aber dazu kam es nicht, denn bevor er es tun konnte, kam unten jemand raus und ich griff rasch nach der Tür, bevor sie wieder zufallen konnte.
 

"Sollen wir vielleicht einfach hoch gehen?", fragte ich vorsichtig. "Vielleicht ist es leichter, direkt miteinander zu sprechen als durch die Sprechanlage."
 

Sasuke schien das für eine gute Idee zu halten, denn er ging an mir vorbei durch die Tür.
 

Ich überlegte gerade, ob ich warten oder mitkommen sollte, als er stehen blieb und mich wartend ansah, also folgte ich ihm.
 

Es war nicht schwer die richtige Wohnung zu finden, denn Itachi hatte ordentlich ein Namensschild neben seiner Tür befestigt.
 

Sasuke blieb vor der Tür stehen. Und offenbar schien er sich nun entschieden zu haben, denn er griff nach meiner Hand, zog mich neben sich und hob dann seine andere Hand um zweimal entschieden gegen die Tür zu klopfen.
 

Als Itachi öffnete, fiel ein Lichtschein aus der Wohnung auf den dunklen Flur, der zuerst mich traf.
 

Itachi Uchiha trug ein schwarzes T-shirt und eine bequem aussehende Jogginghose. Er trug eine Kette, vielleicht die, die der Dealer erwähnt hatte und seine Haare waren wie bei unserer Begegnung vorhin hinten zusammengebunden. Als er mich sah wirkte er nicht gerade erfreut. Das konnte ich verstehen. Wahrscheinlich dachte er für einen Moment, dass ich mich in ihn verliebt hätte und ihn nun stalkte oder sowas.
 

Dann fiel sein Blick auf Sasuke und seine Augen weiteten sich.
 

Sasuke sah ihn kühl an. Ihm war sonst keine Emotion anzusehen. Und ich war mir ziemlich sicher, dass er sich hinter dieser Fassade versteckte, die ihm Fugaku und Madara so perfekt antrainiert hatten, weil er mit seinen Emotionen gerade vollkommen überfordert war.
 

"Hallo Bruder", sagte Sasuke kühl und es klang wie ich fand unnötig unfreundlich.
 

"Sasuke", sagte Itachi knapp.
 

Er sah zu mir und einen Moment blieb sein Blick an unseren verschränkten Händen hängen. Ich glaubte so etwas wie Verständnis in seinen Augen aufblitzen zu sehen, als ihm klar wurde, warum ich mich bei unserer Begegnung vorhin so merkwürdig verhalten hatte.
 

"Na schön", sagte Itachi ein wenig resigniert. Er trat einen Schritt zurück und hielt uns die Tür auf. "Kommt rein, deswegen seid ihr ja vermutlich hier."
 

Sasuke folgte der Aufforderung schweigend und er hielt meine Hand so fest, dass ich mir die Frage, ob er mich dabeihaben wollte, gar nicht stellte.
 

Die Wohnung war tatsächlich nicht viel anders als meine. Es war recht gemütlich eingerichtet, aber ähnlich beengt.
 

Itachi schloss die Tür, steckte die Hände lässig in die Taschen seiner Jogginghose und musterte uns ausdruckslos. Er forderte uns nicht auf uns zu setzen oder bot uns an die Mäntel auszuziehen. Sasuke schaute genauso zurück und ich fand es mal wieder unerträglich.
 

"Du bist also nicht tot", sagte Sasuke schließlich kühl. "Du siehst gut aus."
 

"Du auch", sagte Itachi. "Du bist erwachsen geworden."
 

Er warf einen kurzen Blick zu mir hinüber. "Und du hast scheinbar sogar eine Freundin."
 

"Hallo nochmal!", sagte ich rasch. "Ich bin Sakura."
 

Er nickte kurz und höflich. "Freut mich." So richtig klang es nicht danach.
 

Ich warf Sasuke einen nervösen Blick zu, weil er seinen Griff um meine Hand noch weiter verstärkte.
 

"Ich hab mir ziemliche Sorgen um dich gemacht, weißt du?", sagte Sasuke und seine Stimme bebte leicht. Er war kurz davor Itachi anzubrüllen und beherrschte sich offenbar nur gerade so.
 

"Das tut mir leid", sagte Itachi leise. "Ich wollte nicht-"
 

"Wo warst du?", zischte Sasuke. "Seit wann bist du wieder in der Stadt? Hattest du vor, dich bei mir zu melden, oder wären wir uns nie wieder begegnet, wenn Sakura dich nicht zufällig getroffen hätte?"
 

Jetzt hörte man Sasukes Wut ganz deutlich heraus. Itachi sah aus, als würde er sich ziemlich unwohl fühlen.
 

"Antworte!", verlangte Sasuke kalt.
 

Ich drückte seine Hand, um ihm zu signalisieren, dass er ruhig bleiben musste, aber er schien es nicht zu bemerken.
 

Itachis Blick war hart geworden.
 

"Du klingst wie unser Vater", sagte er kühl. "Aber du warst ja schon immer der perfekte Sohn, also sollte mich das wohl nicht wundern."
 

Ich sah besorgt zwischen den beiden hin und her. Das lief nicht besonders gut. Und ich hatte das merkwürdige Gefühl, dass keiner der beiden sagte, was er eigentlich sagen wollte.
 

Sasuke musterte Itachi kalt. "Ich sollte wohl gehen. Es ist offensichtlich, dass du dich nicht darüber freust mich zu sehen!" Er wandte sich um und wollte zur Tür gehen.
 

Itachi machte "tss" und sah zur anderen Seite. "Mach doch was du willst."
 

Und in diesem Moment entscheid ich mich, mich vollkommen übergriffig zu verhalten und mich einzumischen. Aber ich durfte einfach nicht zulassen, dass das hier nun so enden würde.
 

Also zog ich Sasuke meine Hand weg und stellte mich vor die Tür, um ihm den Weg zu versperren.
 

"Nein!", sagte ich entschieden. "Bitte redet erst miteinander!"
 

Itachi sah zu mir hinüber.
 

"Das habe ich gerade versucht!", zischte Sasuke. "Wir gehen!"
 

Er streckte seine Hand nach meinem Oberarm aus, um mich zur Seite zu ziehen und mit mir hinaus zu gehen, aber ich schlug seine Hand weg.
 

"Du hast es nicht richtig versucht!", sagte ich. "Sag ihm wie du dich fühlst! Sag es ihm! Und wenn er dann immer noch nicht mit dir reden will, dann gehen wir!"
 

Sasuke starrte mich einen Moment wütend an.
 

"Bitte Sasuke!", flüsterte ich. "Bitte! Vertrau mir! Du kannst das!"
 

Und bei diesem Tonfall wurden eine Gesichtszüge sanfter. Er sah mich einen Moment an, als müsste er das tun, um Mut zu sammeln und dann drehte er sich um und blickte seinem Bruder fest in die Augen.
 

Itachi sah verwirrt aus.
 

"Ich vermisse dich", sagte Sasuke. "Seit du weg bist ist kein Tag vergangen, an dem ich dich nicht vermisst habe. Ich dachte du bist tot und ich habe trotzdem alles versucht, um dich zu finden. Ich wünsche mir so sehr, dass wir uns wieder verstehen, dass du wieder mein Bruder sein willst. Und ich glaube, dass du mich hasst. Ich verstehe nicht, wieso du hier bist du nie Kontakt zu mir aufgenommen hast. Ich hatte panische Angst hier herzukommen und es tut schrecklich weh, dass du mich offenbar wirklich nicht sehen willst!"
 

Damit drehte er sich sofort wieder zu mir um, als könnte er nicht ertragen die Reaktion auf diese Worte sehen zu müssen.
 

"So, können wir jetzt gehen?", fragte er an mich gewandt. Er klang, als würde das hier ihm körperliche Schmerzen bereiten.
 

"Ich hasse dich nicht", sagte Itachi plötzlich leise. "Eigentlich dachte ich, dass du mich hasst. Weil ich einfach verschwunden bin und dich zurückgelassen habe. Weil ich so eine Belastung für dich war."
 

Ein Ausdruck von Verwirrung und unendlicher Erleichterung huschte über Sasukes Gesicht und er drehte sich langsam wieder zu seinem Bruder um.
 

"Tue ich nicht", sagte Sasuke leise. "Ich will einfach nur, dass wir uns wieder verstehen!"
 

Itachi nahm die Hände aus seinen Hosentaschen.
 

"Ich würde mich freuen, wenn du nicht gehst", sagte er. "Wenn du es hören willst, erkläre ich dir, wo ich die letzten drei Jahre war und warum ich mich nicht bei dir gemeldet habe."
 

"Okay", sagte Sasuke. Sie wirkten beide ein wenig verunsichert.
 

"Tee?", fragte Itachi.
 

"Ja, gerne", sagte Sasuke. "Ist es in Ordnung für dich, wenn Sakura bleibt? Ich habe ihr sowieso alles erzählt."
 

Er warf mir einen vorsichtigen Blick zu und sah wieder zu Itachi. "Sie ist wundervoll. Ihr würdet euch sicher gut verstehen!"
 

Itachi musterte mich neugierig, als könnte er nicht recht glauben, dass Sasuke sowas sagte.
 

"Okay", sagte er zu mir. "Wenn du möchtest dann bleib. Es kommt mir zwar ein wenig seltsam vor, weil wir uns nicht kennen, aber wenn Sasuke dir vertraut, dann kann ich das auch."
 

"Danke", sagte ich mit einem vorsichtigen Lächeln. "Itachi, es tut mir Leid, dass ich dir vorhin nichts gesagt habe und dass ich dir gefolgt bin. Aber ich hatte Angst, dass du einfach verschwindest, wenn ich deine Familie erwähne und ich fand, dass ihr unbedingt miteinander reden müsst!"
 

Itachi nickte knapp. "Ich wäre auch einfach verschwunden. Ich kann also verstehen, dass du dich so verhalten hast."
 

Die Stimmung war seltsam angespannt, während Itachi Tee kochte und wir nun doch unsere Mäntel auszogen und uns an den kleinen Tisch setzten. Doch obwohl die Stimmung so merkwürdig war, wirkte niemand von uns wirklich unglücklich.
 

"Geht es dir gut?", fragte Itachi Sasuke ein wenig vorsichtig, sobald wir alle eine Tasse mit heißem Tee vor uns stehen hatten und er sich gesetzt hatte.
 

"Ja, mittlerweile geht es mir gut", sagte Sasuke. "Es war schwer ohne dich mit der Familie. Aber ich habe jetzt Sakura und ich habe Freunde gefunden. Sie sind alle toll zu mir, obwohl ich mich meistens wie der letzte Arsch verhalten habe. Und zuhause ist es in den letzten Wochen viel besser geworden."
 

"Und unsere Eltern? Geht es ihnen gut? Madara? Und was ist mit Obito und Shisui?"
 

"Alle sind gesund und es geht ihnen gut glaube ich", sagte Sasuke. "Sie suchen nach dir. Madara und Vater meine ich. Sie versuchen dich zu finden. Sie glauben auch, dass du vielleicht tot bist."
 

Itachi nickte. Er sah traurig aus.
 

"Wo warst du?", fragte Sasuke. "Und warum hast du dich nicht gemeldet?"
 

Itachi seufzte. "Okay, dann versuche ich es jetzt zu erklären", sagte er. "Das fällt mir nicht leicht, weil ich Angst habe, dass du mich vielleicht nicht verstehen kannst. Größtenteils deshalb habe ich mich noch nicht bei dir gemeldet. Ich habe es rausgezögert."
 

"Bist du in dieser Nacht abgehauen, weil ich unseren Eltern von den Drogen erzählt habe und es diesen Streit hab?", fragte Sasuke. "Weil ich dich verraten habe, obwohl du gesagt hast, dass ich es nicht tun soll?"
 

Itachi schüttelte traurig den Kopf. "Nein. Es war richtig, dass du es ihnen gesagt hast. Sie haben total bescheuert darauf reagiert, aber wahrscheinlich haben sie es einfach in diesem Moment nicht besser auf die Reihe bekommen. Du konntest mir nicht helfen. Und irgendwas musste passieren, sonst wäre es immer schlimmer geworden. Ich war damals abhängig und depressiv. Ich bin abgehauen, weil mir an diesem Abend endlich klar wurde, wie verzweifelt du meinetwegen warst. Ich dachte, ich könnte dir das einfach nicht mehr zumuten. Ich war sowieso für alle nur eine Zumutung. Und du warst schrecklich hin und hergerissen zwischen dem Wunsch die Leistung zu erbringen, die von uns verlangt wurde und dafür Anerkennung zu bekommen und dem Wunsch mir zu helfen und ich habe gesehen, wie fertig dich das gemacht hat. Es war unerträglich für mich, dass ich so eine Belastung für meinen kleinen Bruder war. Ich wollte doch eigentlich auf dich aufpassen, aber ich habe es nichtmal mehr geschafft auf mich selbst aufzupassen. Ich bin einfach nicht wie Vater oder Madara. Du kannst das. Du bist genauso stark und zäh und durchsetzungsfähig. Ich war immer schon viel sensibler. Und ich konnte es nicht mehr ertragen, dass ich alle enttäusche und dass du zusehen musst, wie ich daran kaputt gehe. Ich habe unsere Eltern und Madara irgendwann nur noch gehasst. Doch am meisten habe ich mich selbst gehasst. Und ich wusste plötzlich, wenn ich nicht sterben will und wenn ich von den Drogen wegkommen will, dann muss ich da weg. Und zwar mit aller Konsequenz. So, dass keiner mehr Kontakt zu mir hat. Und ich dachte für dich wäre es auch besser so. Ich dachte, dann kannst du endlich aufhören dich um mich kümmern zu müssen und auch noch meine Aufgaben zu erledigen, um zu vertuschen wie fertig ich wirklich war. Also habe ich all mein Geld genommen und bin verschwunden. Ich wusste, dass sie mich suchen würden, darum bin ich so schnell ich konnte ins Ausland verschwunden und habe genau darauf geachtet, dass ich möglichst keine Spuren hinterlasse. Im Ausland habe ich mich sofort in eine Klinik eingewiesen, um einen Entzug zu machen. Dafür ging fast mein komplettes Geld drauf, denn ich war beinahe drei Jahre dort. Ich habe zwar nicht so lange für den Entzug gebraucht, aber ich war echt am Ende und ich musste diese Depression loswerden. Und es war auch nicht so leicht herauszufinden, wer ich eigentlich bin und sein will, weil ich das gar nicht wusste. Ich wusste bloß, wer ich sein sollte. Weil es mir zuhause nie gut ging, habe ich niemanden vermisst. Niemanden außer dir. Du hast mir schrecklich gefehlt. Aber ich konnte es damals nicht ertragen zu einem von euch Kontakt zu haben, weil ich psychisch extrem instabil war. Und ich glaubte wirklich, dass du ohne mich besser dran wärst. Seit ein paar Monaten bin ich entlassen, es geht mir gut und ich habe nun schon seit langer Zeit nicht mehr den Drang verspürt etwas nehmen zu müssen. Das ist vorbei. Und ich bin wieder her gekommen, weil das hier mein Zuhause ist. Und weil ich zwar nicht wusste wie, aber weil ich unbedingt mit dir reden wollte. Und manchmal habe ich mich in letzter Zeit auch gefragt, wie es unseren Eltern und den anderen geht. Ich würde sie gerne wieder sehen. Ich weiß nun wer ich bin und würde nicht mehr zulassen, dass man mich so unter Druck setzt. Aber ich glaube ich habe Angst, dass ihr im Grunde alle froh seid, dass ich weg bin. Ich habe Angst, dass ihr mich gar nicht sehen wollt. Und daher habe ich bisher nichts getan. Ich habe mich heute um ein Stipendium beworben, ich möchte Psychologie studieren. Und ich dachte, wenn ich damit angefangen habe, fühle ich mich vielleicht ein wenig sicherer, wenn ich wieder auftauche. Dann könnte ich stolz auf mich sein und niemand würde denken, dass bloß wieder auftauche, weil ich Geld brauche."
 

Itachi verstummte und sah Sasuke abwartend an.
 

Sasuke nickte. "Klingt für mich nachvollziehbar. Ich verstehe warum du diese Entscheidungen getroffen hast."
 

Itachi atmete erleichtert auf.
 

"Komm nach Hause", sagte Sasuke, nachdem alle kurz geschwiegen hatten. "Ich glaube unsere Eltern leiden darunter, dass du weg bist und sie nicht mal wissen, wie es dir geht. Ich glaube sogar Madara macht sich Vorwürfe. Ich habe es auch erst nicht geglaubt, aber er versucht wirklich dich zu finden."
 

Itachi lachte bitter. "Ja, weil er rechtzeitig Schadensbegrenzung betreiben will."
 

Sasuke schüttelte den Kopf. "Das dachte ich auch erst. Aber ich glaube er und Vater bereuen, das sie sich so verhalten haben, wie sie es getan haben. Ich habe es auch erst vor ein paar Wochen überhaupt geschafft mit ihnen darüber zu reden. Es war schrecklich zuhause, seit du weg bist. Wir haben alle kaum miteinander gesprochen. Wir haben uns alle die Schuld daran gegeben."
 

"Du warst nicht schuld!", sagte Itachi sofort entsetzt.
 

Sasuke zuckte mit den Schultern. "Bis vor ein paar Wochen war ich überzeugt davon."
 

Er warf mir einen Blick zu und nahm meine Hand.
 

"Durch Sakura hat sich viel verändert", fügte er hinzu und lächelte mich an. Dann sah er wieder zu Itachi. "Du würdest dich wundern! Ich glaube es wäre jetzt anders. Ich glaube du könntest zurückkommen und sie würden sich freuen und dich deine eigenen Entscheidungen treffen lassen."
 

Itachi sah nicht überzeugt aus. "Das klingt ein bisschen zu gut um wahr zu sein. Bist du sicher, dass das kein Wunschdenken von dir ist?"
 

Sasuke zuckte wieder mit den Schultern. "Sicher genug, als dass ich dir trotz allem, was passiert ist, raten würde es auszuprobieren. Ich bin jetzt sogar mir Neji Hyuga befreundet und sie haben es akzeptiert."
 

"Wie bitte?", fragte Itachi und lachte, als würde er denken, dass Sasuke einen Scherz gemacht hätte. Als ihm klar wurde, dass er es ernst meinte, wirkte er ein wenig verwirrt. "Das kann ich kaum glauben."
 

"Wenn du willst, dann erzähle ich ihnen nicht, dass ich dich getroffen habe", sagte Sasuke. "Wenn du das willst, dann halte ich den Mund, bis du von dir aus bei ihnen auftauchst. Aber mein Auto steht unten und wir könnten sofort hinfahren. Ich glaube wirklich, dass sie sich freuen würden. Ich glaube du machst dir diese Sorgen umsonst. Vor ein paar Wochen hätte ich das noch nicht gesagt, aber mir ist mittlerweile klar geworden, dass sie deutlich mehr denken und fühlen, als sie sagen. Sie sind bloß auch oft überfordert und haben selber nie gelernt ihre Gefühle auszudrücken. Sakura hat mir gezeigt, dass es trotzdem funktioniert Dinge anzusprechen. Du hast es doch eben gesehen. Ohne sie wäre ich vielleicht gegangen und wir hätten erst Tage oder Wochen später miteinander geredet."
 

Itachi warf mir wieder einen neugierigen Blick zu. "Deine Familie ist bestimmt sehr anders als unsere, oder?", fragte er interessiert.
 

Ich lächelte. "Ja, meine Eltern war ganz anders als eure. Aber meine Eltern sind schon vor vielen Jahren bei einem Autounfall gestorben. Und sonst habe ich keine Familie. Erst hatte ich ein bisschen Angst vor euch allen, aber mittlerweile ist das anders. Ich glaube auch, dass sie sich freuen würden, wenn du zurück kommen würdest. Auch wenn mich das natürlich nichts angeht!"
 

Itachi straffte die Schultern.
 

"Okay", sagte er. "Ich wusste ohnehin, dass ich mich dem irgendwann stellen müsste. Und ich war die letzten Jahre ein grauenhafter großer Bruder. Ich werde dir jetzt nicht schon wieder eine Last aufbürden, indem ich von dir verlange, dass du ihnen nichts von mir erzählst. Wenn du glaubst, dass heute der richtige Abend dafür ist, dann lass uns hinfahren!"
 

Er erhob sich entschlossen. "Ich ziehe mir nur kurz was anderes an!"
 

Als wir ein paar Minuten später zu dritt in Sasukes Auto saßen, hatte ich das Gefühl ihn noch nie so glücklich gesehen zu haben. Es war, als ob eine riesige Last von ihm abgefallen wäre. Ich hatte darauf bestanden, mich nach hinten zu setzen, weil es mich auch glücklich machte die beiden zusammen zu sehen und so konnte ich sie gut beobachten.
 

Obwohl Itachi ein wenig nervös schien, fingen sie auf der Hälfte der Fahrt bereits an ein paar vorsichtige Scherze miteinander zu machen. Als Sasuke parkte, konnte man kaum noch glauben, dass sie sich drei Jahre lang nicht gesehen hatten.
 

Im Flur schwiegen wir, als wir die Schuhe auszogen und die Mäntel aufhängten. Itachi wirkte nun eindeutig nervös, aber er schien auch fest entschlossen zu sein es durchzuziehen.
 

Sasuke und ich spähten durch den Türbogen ins Wohnzimmer. Mikoto saß in einem Sessel vor dem Feuer und las in einem Buch. Doch sie hatte den Kopf gehoben, weil sie gehört hatte, dass wir herein gekommen waren.
 

"Hallo Sasuke und Sakura!", sagte sie freundlich. "Möchtet ihr gleich mit uns zu Abend ess-"
 

Sie brach ab, als sie ihren ältesten Sohn erblickte. Einen Moment starrte sie ihn nur an, als würde sie glauben, dass sie sich das nur einbildete.
 

"Wir haben dir jemanden mitgebracht", sagte Sasuke grinsend.
 

Mikoto starrte uns drei immer noch an, als würde sie uns für eine Halluzination halten. Sie stand ganz langsam auf, als wäre ihr schwindelig und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
 

Sie machte ein paar schnelle Schritte auf Itachi zu, dann, kurz vor ihm, blieb sie stehen und flüsterte: "Du lebst... Du lebst und du siehst gesund aus..."
 

Sie drückte sich die Hand auf den Mund und kämpfte mit sich um nicht loszuweinen.
 

"Es tut mir so leid Itachi", flüsterte sie. "Du musst mir nicht verzeihen, aber es tut mir so unendlich leid, dass ich so eine schlechte Mutter war!"
 

"Du hast es nicht besser hinbekommen", sagte Itachi und es klang nicht so, als ob er noch wütend auf sie wäre.
 

Mikoto schluchzte auf und schaffte es dann sich wieder zusammen zu nehmen.
 

"Darf ich deinen Vater holen? Er macht sich furchtbare Sorgen um dich! Es würde ihm so viel bedeuten zu sehen, dass es dir gut geht!"
 

Itachi nickte und Mikoto eilte davon, mit einem Blick zurück auf ihn, als könnte sie es immer noch nicht glauben.
 

"Siehst du?", fragte Sasuke zufrieden.
 

Itachi lächelte leicht nervös.
 

"Gehen wir rein!", entschied Sasuke und nickte mit dem Kopf in Richtung Wohnzimmer, aber wir kamen nicht mal dazu uns zu setzen, bevor wir schon eilige Schritte die Treppe hinunter kommen hörten.
 

Eine Sekunde später betrat Fugaku den Raum. Madara und Mikoto waren direkt hinter ihm.
 

"Hallo", sagte Itachi mit fester Stimme.
 

Fugaku sagte nichts. Er ging bloß mit großen Schritten zu uns hinüber und bevor irgendeiner etwas hatte tun oder sagen können, hatte er Itachi in seine Arme gezogen.
 

"Es tut mir leid!", sagte er und seine Stimme klang brüchig.
 

Itachi schien vollkommen überrumpelt von dieser Umarmung. Ich tauschte einen Blick mit Sasuke, der leise, sodass nur ich ihn hören konnte, murmelte: "Also mich hat er noch nie umarmt!"
 

Aber es klang scherzhaft. Sasuke sah eindeutig glücklich aus.
 

"Vielleicht musst du dafür erst ein paar Jahre verschwinden", flüsterte ich grinsend zurück und er lachte leise und legte seinen Arm um mich.

Positive Aussichten

// Sechs Monate später //
 

Madara sah auf, als Fugaku sein Arbeitszimmer betrat und klappte entschlossen die Mappe mit dem Vertrag zu, den er gerade durchgesehen hatte. Für heute reichte es, es war schließlich Sonntag.
 

"Und?", fragte er, während sein Bruder einen der bequemen Sessel am Fenster ansteuerte und sich scheinbar gut gelaunt darauf nieder ließ.
 

Madara hatte sein ganzes Leben mit seinem Bruder verbracht. Für ihn war Fugaku nicht so emotionslos, wie für die meisten anderen Menschen. Sie waren zusammen aufgewachsen und waren auf die gleiche strenge Art erzogen worden. Und weil er damit eine Menge Erfahrung hatte, konnte Madara jede noch so kleine und unauffällige Regung im Gesicht seines Bruders deuten.
 

Momentan war Fugaku glücklich. Überhaupt war er in letzter Zeit oft glücklich. Und das machte auch Madara glücklich. Meistens empfanden sie das gleiche.
 

Madara stand auf, durchquerte den Raum und setzte sich neben Fugaku, der zufrieden Sasuke und Sakura beobachtete, die weiter hinten im Garten am Teich saßen und den schönen Sommernachmittag genossen. Sie lachten über irgendetwas.
 

"Es stimmt scheinbar", antwortete Fugaku schließlich auf Madaras Frage. "Itachi hat wohl wirklich vor, sich im Studium auf Wirtschaftspsychologie zu spezialisieren und mit in die Firma einzusteigen."
 

"Was sagt Sasuke dazu? Hat er jetzt nicht das Gefühl, dass ihm seine Alleinherrschaft streitig gemacht wird?"
 

"Er scheint sich darüber zu freuen", sagte Fugaku. "Außerdem haben sie wohl vereinbart, dass Sasuke trotzdem den Vorsitz in Firma und Familie übernehmen soll, Itachi meint, Sasuke läge das viel besser als ihm und ich denke da hat er recht. Es geht ihm wohl mehr darum Sasuke unterstützend zur Seite zu stehen. Und er scheint sich auch wirklich dafür zu interessieren."
 

"Scheint so", sagte Madara. "Offenbar schließt er ja sogar das Studium schneller ab als geplant. Er ist wohl ziemlich gut darin."
 

Fugaku nickte zufrieden und sie schwiegen einen Moment.
 

"Ich habe ihm gesagt, dass wir uns über die Entscheidung freuen und ihn unterstützen, aber dass es ihm frei steht, es sich jederzeit anders zu überlegen und dass wir dann nicht enttäuscht sein werden."
 

"Werden wir aber", sagte Madara grinsend und Fugaku lachte.
 

"Wahrscheinlich ein bisschen. Aber das werden wir ihn dann nicht spüren lassen. Außerdem haben wir ja noch Sasuke."
 

Madara nickte. "Er übertrifft alle Erwartungen. Er wird das vielleicht irgendwann mal besser machen als wir. Und er hat scheinbar Spaß am Chef sein."
 

Fugaku warf seinem Bruder einen kurzen Blick zu. "Manchmal klingst du so stolz wie ein Vater, wenn du über die beiden sprichst."
 

Madara zuckte mit den Schultern. "Es sind deine Söhne. Aber ich habe keine eigenen Kinder und ich habe sie genauso aufwachsen sehen wie du. Und als Itachi vor ein paar Wochen wieder bei uns eingezogen ist, war ich genauso glücklich darüber!"
 

"Ja", sagte Fugaku entspannt. "Ich weiß."
 

"Wie läuft es eigentlich mit Mikoto?", fragte Madara, nachdem sie wieder eine Weile geschwiegen und Sasuke und Sakura beobachtet hatten.
 

"Ziemlich gut!", sagte Fugaku und es klang, als würde er sich darüber freuen. "Ich habe sie damals nur geheiratet, weil unsere Familie das von mir verlangt hat. Aber in letzter Zeit reden wir mehr miteinander. Ich sehe in ihr mehr eine Partnerin als früher und ich glaube es geht ihr ähnlich. Sie scheint glücklicher zu sein und ich merke, dass mich das wirklich freut. Es kommt sehr spät, aber ich denke wir entwickeln tatsächlich noch Gefühle füreinander."
 

"Hmm", machte Madara zufrieden und grinste. Er nickte mit dem Kopf nach draußen. "Damit haben die beiden jedenfalls kein Problem. Nun sind sie schon eine ganze Weile zusammen und sie wirken verliebter denn je. Ich glaube Sasuke würde sie am liebsten sofort heiraten."
 

Fugaku lächelte. "Ja, das denke ich auch. Aber er wird sie erst fragen, wenn sie fertig studiert hat und ein paar Jahre gearbeitet hat. Er will sie nicht unter Druck setzen."
 

"Sie wird 'ja' sagen", sagte Madara. "Man sieht deutlich, wie sehr sie ihn liebt, wenn sie ihn ansieht."
 

"Du scheinst nichts dagegen zu haben", sagte Fugaku schmunzelnd.
 

"Du doch auch nicht", gab Madara belustigt zurück. "Sie ist aufgeweckt, einfühlsam, sehr intelligent und sie ist gut für Sasuke. Sie ist für uns alle gut. Es war ein glücklicher Tag für die Uchihas, als Sasuke sich in sie verliebt hat."
 

Fugaku nickte.
 

"Wissen Sie es eigentlich schon?", unterbrach er schließlich noch einmal das friedvolle Schweigen im Raum.
 

"Sie hat heute morgen den Brief bekommen und sich unglaublich gefreut. Ich glaube deswegen sind die beiden heute so besonders glücklich."
 

"Dann ist unser Plan wohl aufgegangen", sagte Fugaku. "Trotzdem wäre es besser, wenn sie nie davon erfahren, dass wir dafür verantwortlich sind, dass das Forschungsprojekt hier an die Universität verlegt wurde. Ich möchte nicht, dass Sakura ein Gefühl der Verpflichtung bekommt."
 

"Die Überweisung war anonym", sagte Madara. "Wir finanzieren die Forschung der Universität für die nächsten fünf Jahre und dafür verlegen sie das Projekt nicht an die Partnerhochschule im Ausland. Das war der Deal. Ich habe deutlich gemacht, dass unsere Namen nirgendwo auftauchen dürfen. Es weiß nur der Direktor davon und der war dankbar. Zur Sicherheit habe ich ihn noch ein bisschen eingeschüchtert. Der plaudert nichts aus."
 

"Gut", sagte Fugaku. "Außerdem hat Sakura es ja selbst in das Projekt geschafft, das haben wir schließlich nicht beeinflusst. Wir haben nur den Ort geändert, damit sie und Sasuke nicht zwei Jahre eine Fernbeziehung führen müssen."
 

Madara grinste. "Und weil du die beiden gerne um dich hast und du genau weißt, dass Sasuke sonst jede freie Minute bei ihr wäre."
 

"Du hast die beiden genauso gerne um dich."
 

Madara lachte und Fugaku sagte wieder ernst: "Sasuke und Sakura haben beide für ihr Alter schon genug gelitten. Und Itachi ebenfalls. Sie haben etwas Glück verdient. Lass uns dafür sorgen, dass sie das nun endlich bekommen."
 

"Ja", sagte Madara ruhig. "Das werden wir."
 

// Ende //


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben!

An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an alle, die diese Geschichte bis hier hin verfolgt haben und ganz besonders an alle, die sich die Mühe gemacht haben, mir Kommentare dazulassen, ich freue mich total über jeden einzelnen davon!

Ich könnte die Story jetzt mit den nächsten 2-3 Kapiteln beenden, da ich beinahe alles erzählt habe, was ich wollte. Es gäbe aber auch die Möglichkeit, das noch etwas auszudehnen. Mir fällt bestimmt noch das ein der andere ein, worüber ich schreiben könnte. Hat da jemand Interesse dran oder wird es langsam langweilig?

Viele Grüße! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben!

Danke an alle, die diese Geschichte bis zum Ende verfolgt haben und meinen besonderen Dank an alle, die mit ihren Kommentaren dafür gesorgt haben, dass ich eine so lange Geschichte schreiben und schließlich auch beenden konnte.

Es hat mir viel Spaß gemacht das mit euch zu teilen!

Alles Gute und vielleicht bis irgendwann! Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (248)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  frieda254
2022-07-14T18:24:24+00:00 14.07.2022 20:24
Danke danke dankeeee für deine Mühen! Es hat mir unglaublich spass gemacht deine FF zu lesen!
Antwort von:  writer
15.07.2022 00:03
Vielen Dank!! 🥰
Von:  Studio
2022-04-28T20:43:35+00:00 28.04.2022 22:43
WOW, nachdem ich deine letzte FF gelesen und nun die neue FF mit Spannung verfolge, dachte ich, dass ich mir nun deine erste FF vornehmen sollte... Ich hab sie innerhalb von 5 Tagen durchgelesen (der Schlaf ist dadurch etwas zu kurz gekommen xD)... und mir fehlen die Worte... einfach nur... wow... ich glaube ich muss dass ganze erstmal sacken lassen und verarbeiten... Ich finde es beeindruckend was du hier kreiert hast... so viel Tiefe... so bedeutungsvoll... einfach beeindruckend... Ich weis nicht ob sich das jetzt zu kitschig anhört, aber deine FF hat und wird mich nachhaltig beeinflussen; im guten Sinne natürlich! Danke dass du diese Story geschrieben und veröffentlicht hast! Danke!
Antwort von:  writer
28.04.2022 22:51
Ohhh vielen vielen Dank!!!! Das ist so schön zu hören! 🥰
Antwort von:  Sakura2100
22.06.2022 05:37
Ich kann mich bei dem Kommentar nur genauso einbauen, mir ging es absolut gleich xD also DANKE für die tolle FF!:)
Antwort von:  writer
22.06.2022 08:00
Oh danke!!! 🥰
Von:  twunicorn
2021-12-20T22:36:47+00:00 20.12.2021 23:36
Wow. Das war eine der besten FFs die ich in der letzten Zeit lesen durfte!
Ich hoffe in Zukunft mehr von dir zu lesen :)
Die ganzen Charaktere und die Wandlungen und Entwicklungen die du eingebracht hast haben einen so mitfühlen und mitfiebern lassen. Und deine Fanfic gehört auch zu der Art von Geschichten aus denen man etwas fürs eigene Leben mitnehmen kann.
LG und schöne Feiertage ❤️

Antwort von:  writer
21.12.2021 10:17
Danke, dass du mir noch einen Kommentar zum Abschluss dagelassen hast und danke für die lieben Worte! Das motiviert mich, mich vielleicht doch nochmal an einer weiteren Geschichte zu versuchen! :)

Dir auch schöne Feiertage und alles Gute!
Von:  twunicorn
2021-12-17T21:02:48+00:00 17.12.2021 22:02
Wenn man selbst genauso auf dem Sofa lümmelt wie Sakura zu Beginn der Geschichte muss man einfach weiter lesen 😂 der Anfang der Geschichte macht schon Lust auf mehr ☺️
LG
Antwort von:  writer
18.12.2021 11:38
Oh toll! Ein neuer Leser! Ich hoffe der Rest gefällt dir auch noch! Danke für deinen Kommentar, ich habe mich sehr darüber gefreut!!
Von:  LikeParadise
2021-10-18T17:06:46+00:00 18.10.2021 19:06
Omg omg omg..
Kaum war ich einige Wochen nicht da, komme wieder online und sehe, dass du die FF beendet hast.
Ich habe natürlich nicht aufgehört zu lesen. Auf keinen Fall.
Woowwww, die FF ist wirklich unglaublich gut und der Verlauf hat mir echt sehr gefallen. Vor allem, dass Sakura und Hinata bleiben können und keine von beiden zwei Jahre lang eine Fernbeziehung führen muss. :)))
Die liebe zwischen Sasuke und Sakura war wirklich spürbar und auch wie sie sich von Kapitel zu Kapitel gesteigert hat und wie die Charaktere alle gereift sind. Super umgesetzt.
Itachi ist wieder da. Und ihm geht es gut. Schön, dass er in deiner Geschichte noch lebt und auch wieder zu seiner Familie zurück gekehrt ist.
Aber eine Entwicklung ist wirklich der Wahnsinn.
Und zwar die von Sasukes Familie, insbesondere von Fugaku und auch Madara. Erst hatte ich das Gefühl, als wäre Madara nicht vertrauenswürdig... Wahrscheinlich, weil er es in den meisten FFs tatsächlich nie ist.;) Aber die Uchihas sind wirklich sehr loyal der Familie gegenüber, sogar Obito und Shisui, die anfangs ja nicht so freundlich waren. Das Ende, also das letzte Kapitel war aufschlussreich und gut zu lesen.
Fugaku und Madara haben sich tatsächlich für Sasuke und Sakura eingesetzt, sodass sie zusammen bleiben können. :) Es war sehr schön, dass nochmal aus ihrer Sicht zu lesen.
Und dass Sasuke und Sakura heiraten werden...<333
Das bekommen wir zwar nicht mehr zu lesen, aber es wurde am Ende angedeutet und es war sehr schön es zu wissen, wie es in der Zukunft für die beiden weiter geht. :)))
Wundervolle Geschichte und ich freue mich schon auf weitere von dir und werde dich auf Animexx im Auge behalten, ob etwas neues kommt. :))

Vielen Dank für diese tolle Fanfiction

Schöne Grüße
:)
Antwort von:  writer
19.10.2021 20:14
Aww danke für deine lieben Worte und dass du so ausführlich beschreiben hast, was du an der Geschichte mochtest! Das war toll zu lesen!!!
Antwort von:  writer
03.03.2022 23:13
Hallo! Weil du meintest, dass du vielleicht wieder eine Geschichte von mir lesen wollen würdest, wollte ich nur bescheid sagen, dass ich eine neue angefangen habe.
Von:  Calista259
2021-10-15T12:03:42+00:00 15.10.2021 14:03
Vielen Dank für eine so wundervolle Geschichte
Ich hab mich jedes Mal so gefreut wenn ein neues Kapitel online war
Für mich könnte diese Geschichte noch lange weiter gehen weil sie einfach so so toll ist
Bin etwas traurig das sie jetzt zu Ende ist aber wie heißt es so schön wenn es am schönsten ist sollte man aufhören
Ich würde mich mega freuen bald wieder etwas von dir zu lesen
Alles gute und auf ein baldiges Wiedersehen 🥰
Lg calista
Antwort von:  writer
16.10.2021 13:19
Vielen Dank, dass du mir das geschrieben hast!!! :)
Antwort von:  writer
03.03.2022 23:13
Hallo! Weil du meintest, dass du vielleicht wieder eine Geschichte von mir lesen wollen würdest, wollte ich nur bescheid sagen, dass ich eine neue angefangen habe.
Von:  Schneekaetzlein
2021-10-14T19:53:27+00:00 14.10.2021 21:53
Hallo liebe/r Schreiber/in,
Menno!
Von mir aus hättest du weiterschreiben können, bis ans Ende ihrer Tage. Hehe
Danke für die wunderschöne Geschichte. :)))

Antwort von:  writer
15.10.2021 08:26
Hallo!

Aww, vielen Dank, dass du mir das geschrieben hast, ich habe mich sehr darüber gefreut!!!
Antwort von:  writer
03.03.2022 23:14
Hallo! Danke nochmal, dass du meine Geschichte gelesen hast. Nur für den Fall, dass du vielleicht daran interessiert bist, ich habe eine neue angefangen. :)
Von:  Nadi21
2021-10-13T09:59:08+00:00 13.10.2021 11:59
Danke danke danke für diese wirklich tolle geschichte😊
Und ich werde sie mit sicherheit noch ganz viele male lesen 😁👍
Bin froh von anfang an dabei gewesen zu sein vielen dank für dieses meisterwerk 😊
Lg Nadi
Antwort von:  writer
13.10.2021 12:14
Dankee!!! :) Das freut mich sehr!
Antwort von:  writer
03.03.2022 23:15
Hallo! Danke nochmal, dass du meine Geschichte gelesen hast. Nur für den Fall, dass du vielleicht daran interessiert bist, ich habe eine neue angefangen. :)
Von:  Sherry-chan
2021-10-12T23:47:29+00:00 13.10.2021 01:47
Was für ein süßes Ende! Wie sie die Uni erstmal bestochen haben hahaha, so typisch! Danke für die tolle Geschichte! Ich hoffe, ich werde bald wieder die Möglichkeit haben, etwas von dir zu lesen. Alles Gute und liebe Grüße!
Antwort von:  writer
13.10.2021 08:27
Vielen Dank!!!
Antwort von:  writer
03.03.2022 23:15
Hallo! Weil du meintest, dass du vielleicht wieder eine Geschichte von mir lesen wollen würdest, wollte ich nur bescheid sagen, dass ich eine neue angefangen habe.
Von:  Sherry-chan
2021-10-12T23:38:58+00:00 13.10.2021 01:38
Oh, wie schön! Ich freu mich total über diese Wendung! LG
Antwort von:  writer
13.10.2021 08:27
🥰


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