Finding Love von writer (Sasusaku Highschool Lovestory) ================================================================================ Kapitel 62: Ein glücklicher Zufall ---------------------------------- Nach dem Chaos der letzten Tage hatte ich mir gewünscht, dass Sasuke und mir eine etwas ruhigere Zeit vergönnt sein würde und so wie es aussah, hatte ich damit sogar tatsächlich Glück, denn alles schien in bester Ordnung zu sein und es gab keine Überraschungen. Ich bekam von Orochimaru meine Arbeit mit der Bestnote zurück, zusammen mit dem Empfehlungsschreiben. Also hatte ich endlich alles zusammen, um die Bewerbung abzugeben. Fugaku und Madara hielten ihr Wort. Obwohl das Unternehmen von Danzo Shimua tatsächlich nun pleite zu sein schien, gab es keine Schlagzeilen über die Hyugas. Neji und Hinata waren glücklich, dass dieser Konflikt beendet war und in der Schule waren Neji, Shino, Kankuro und Gaara plötzlich auch immer öfter bei uns, bis es mir fast schon normal vorkam. Kiba und Shino, die sich eigentlich nie hatten ausstehen können, fingen sogar an sich richtig gut zu verstehen, woran sich alle erstmal gewöhnen mussten. Mit Sasukes Familie fühlte ich mich mittlerweile richtig wohl. Fugaku und Madara waren zwar nach wie vor so, wie sie nunmal waren, aber je mehr Zeit ich in ihrer Nähe verbrachte, desto mehr fiel mir auf, dass sie auch auf ihre Weise nett sein konnten. Ich hatte den Eindruck, dass Sasukes Vater und Mutter in letzter Zeit ein wenig mehr miteinander redeten als zuvor und alle waren entspannter, weil alle Gefahr vom Unternehmen abgewendet worden war und alles gut zu laufen schien. Und vielleicht fanden Fugaku und Madara es auch gar nicht so schlecht, dass sie nicht mehr ständig diesen Machtkampf mit den Hyugas austrugen. Sie schienen sogar zu akzeptieren, dass Sasuke und Neji nun Freunde waren und ich hörte wie Fugaku zu Madara sagte, dass er Neji für charakterstark hielt, weil er diese Entscheidung getroffen hatte und zu ihren gekommen war, ohne zu wissen, wie sie darauf reagieren würden. Das schienen sie als Beweis zu sehen, dass Neji bereit war, für seine und Sasukes Freundschaft etwas zu riskieren und deshalb schienen sie zu glauben, dass er vertrauenswürdig sei. Im Freundeskreis war alles in Ordnung, die Klausuren waren fürs erste geschrieben und Weihnachten stand vor der Tür. Und ich hatte die wundervolle Aussicht darauf, dass ich nicht einsam sein würde, weil Mikoto mich bereits eingeladen hatte über die Feiertage einfach bei ihnen zu wohnen. Sasuke schien das super zu finden. Ich hatte den Eindruck, dass es ihm nach wie vor am allerliebsten war, wenn ich in seiner Nähe war und er sicher sein konnte, dass es alles in Ordnung war und mir nichts merkwürdiges passierte, um das er sich Sorgen machen würde. Doch ich hatte auch das Gefühl, dass er sich langsam ein wenig entspannte. Er schien nicht mehr zu glauben, dass er mich vor seiner Familie beschützen musste und er hatte durch die Sache mit Sai verstanden, dass auch unsere Freunde für mich da waren, wenn er es gerade nicht sein konnte. Und genauso schien es ihm damit zu gehen, dass auch seine Eltern und Madara sich ein wenig um mich kümmerten, denn Mikoto war nach wie vor sehr nett zu mir und wollte mich am liebsten ständig da haben und Fugaku äußerte beiläufig, dass er es sehr schätzte, dass ich wusste, was ich wollte und einen Plan für meine Zukunft hatte. Madara fragte sogar nach, ob ich noch etwas vom Jugendamt gehört hätte. Aber die verhielten sich zum Glück still. Vielleicht waren sie zu dem Schluss gekommen, dass ich ohnehin bald volljährig werden würde und sie mich bis dahin einfach in Ruhe lassen konnten. Das war mir ziemlich recht so. Und so war ich eine Woche später nach der Schule im Schnee unterwegs zu dem Amt, bei dem ich meine Bewerbung für das Stipendium einreichen musste. In meiner Tasche hatte ich einen ordentlich beschrifteten Umschlag, in dem alle nötigen Unterlagen verstaut waren und ich hatte ein Hochgefühl, weil ich es tatsächlich geschafft hatte, diesen Punkt zu erreichen. Soweit ich informiert war, war es fast sicher, dass ich das Stipendium bekommen würde. Und die einzige Hürde, die noch zu überwinden war, war diesen Umschlag rechtzeitig abzugeben. Durch das ganze Chaos bei dem Versuch alle nötigen Dokumente zusammenzubekommen, gab ich nun zwei Wochen später ab, als ich es eigentlich gewollt hätte. Heute Abend, wenn das Amt schloss, war die Abgabefrist um. Aber ich wusste nicht, was jetzt noch schiefgehen sollte. Zur Sicherheit wollte ich allerdings persönlich hingehen und den Umschlag abgeben. Nicht dass er am Ende noch in der Post verloren gehen würde oder etwas Derartiges. Nur ein kleiner negativer Gedanke war die ganze Zeit in meinem Hinterkopf. Doch den schob ich, wie Hinata auch, ständig beiseite. Es ging um das Thema, über das wir seit einigen Wochen immer öfter sprachen. Es ging um unsere Pläne für die Zukunft und darum, dass wir befürchteten, dass sowohl Naruto, als auch Sasuke darüber eventuell alles andere als glücklich sein würden. Doch da das erst nach dem Ende des Schuljahres im Sommer konkret werden würde, ließ sich das noch verdrängen und wir genossen unser momentanes Glück. Manchmal fragten wir uns, ob wir egoistisch waren und unsere Beziehungen aufs Spiel setzen. Aber dann waren wir auch wieder der Meinung, dass wir unsere Leben nicht danach ausrichten konnten, was unsere Freunde von uns wollen oder nicht wollen würden. Schließlich waren wir zwei junge Frauen mit eigenen Träumen und Vorstellungen. Und das aller wunderbarste an der Sache war, dass wir vor ein paar Wochen herausgefunden hatten, dass wir beide einen Plan für unsere Zukunft hatten, der uns ein großes und wunderbares Stück des Weges würde gemeinsam gehen lassen. Als ich das festgestellt hatte, war ich unglaublich glücklich gewesen, denn die Vorstellung, dass Hinata und ich beide an unterschiedliche Unis gehen und uns auseinander leben würden, bis wir schließlich im Alltag des anderen gar nicht mehr vorkommen würden, hatte mir nie gefallen. Wie ich Sasuke ja bereits vor langer Zeit erzählt hatte, hatte ich vor Biologie zu studieren. Was ich ihm nicht genau erzählt hatte, war, warum mir das so wichtig war. Ich hatte ihm gesagt, dass mir dieser Bereich lag und ich glaubte darin gut zu sein und in der Forschung etwas Sinnvolles für die Menschheit beitragen zu können. Das stimme auch. Aber es gab noch einen anderen Grund, warum mir diese Vorstellung so gut gefiel. Einen Grund, der dem ähnelte, warum ich so gerne in dem kleinen Café arbeitete. Dort fühlte ich mich meiner Mutter nahe. Mit dem Vorhaben Biologie zu studieren, fühlte ich mich meinem Vater nahe. Denn denn auch er hatte das studiert und in der Forschung gearbeitet. Ich hatte meine Eltern geliebt. Und wenn ich etwas tat, was sie getan und geliebt hatten, dann fühlte ich mich ihnen nahe. Dadurch hatte ich das Gefühl die Erinnerung an sie lebendig zu halten und dadurch, dass ich diese Dinge auch von mir aus tun wollte, hatte ich das Gefühl ganz wahrhaftig ihre Tochter zu sein. Dieses Gefühl der Verbundenheit mit ihnen war so unendlich wertvoll für mich und hatte mir damals so sehr geholfen von Sai, den Drogen und dem Alkohol wegzukommen. Es hatte mir gezeigt, dass sie zwar nicht mehr da waren, aber dass ich immer noch ein Teil von ihnen war. Und dass ich der Beweis war, dass es sie einmal gegeben hatte. Während dem Entzug und der Therapie hatte ich viel recherchiert rund Pläne für meine Zukunft gemacht um Motivation zu finden und ein Ziel vor Augen zu haben, das mir einen Sinn gab. Damals hatte ich herausgefunden, dass die Forschungsarbeit an einem neuen Medikament, an dem auch mein Vater gearbeitet hatte, noch nicht abgeschlossen war. Und damals war der Gedanke in mir gereift, dass ich diese Arbeit fortsetzen könnte. Er hatte immer mit so viel Begeisterung davon erzählt, dass es so faszinierend war an etwas zu arbeiten, das irgendwann vielleicht Krankheiten würde heilen können, die momentan nicht heilbar waren, dass ich mir irgendwie in den Kopf gesetzt hatte auch daran zu forschen. Als ich Hinata irgendwann davon erzählt hatte, war sie überrascht gewesen und hatte mir verkündet, dass sie sich das Projekt auch schon mit Interesse angesehen hätte. Zwar wollte sie Medizin und nicht Biologie studieren, aber dieses Forschungsprojekt war natürlich interdisziplinär, weil normalerweise Experten aus unterschiedlichen Fachgebieten an so etwas arbeiteten. Da wir hier in einer riesigen Großstadt lebten, gab es hier viele Universitäten und es gab eine gute Chance, dass nicht allzu viele unserer Freunde für ihr Studium wegziehen würden. Es war bereits klar, dass Shikamaru in der Stadt bleiben und Jura studieren würde, Sasuke und Naruto hatten ebenfalls vor hier zu studieren, genauso Neji. Und Hinata und ich konnten ebenfalls hier auf eine Uni gehen, sogar auf die gleiche, weil die Studiengänge Medizin und Biologie sogar an der gleichen Uni angeboten werden würden. Wie ich schon vor Monaten bei meiner Recherche herausgefunden hatte, gab es die Möglichkeit als Student bereits parallel in eine Forschungsgruppe zu kommen. Natürlich würde man dort fürs erste hauptsächlich zuarbeiten und die fertig ausgebildeten Experten unterstützen, aber es gab die Möglichkeit, dass ich mit dem Stipendium auch direkt eine Bewerbung für die Forschungsgruppe abgeben konnte, die an dem Medikament arbeitete, an dem auch mein Vater gearbeitet hatte. Und das hatte ich vor. Die Unterlagen dafür waren in dem Umschlag in meiner Hand. Hinata hatte sich ebenfalls bereits für diese Forschungsgruppe beworben uns sie war schon angenommen worden. Und als ich angefragt hatte, ob noch ein Platz frei wäre, hatte man mir bereits zugesagt unter der Voraussetzung, dass ich das Stipendium auch wirklich bekommen würde. Hinata und ich waren überglücklich darüber. Leider hab es nur einen Haken an der Sache. Denn aufgrund von Finanzierungsgründen wurde es immer wahrscheinlicher, dass die Forschungsgruppe an eine Partneruniversität im Ausland verlegt werden würde. Das war soweit kein Problem, Hinata und ich hatten uns bereits informiert und wir würden genauso dort studieren können, für das Stipendium machte das keinen Unterschied und die Formalitäten waren nicht kompliziert, weil die Verfahren der beiden Universitäten in allem angeglichen worden waren. Es würde nichtmal eine Sprachbarriere geben. Das Problem an der Sache war, dass Hinata und ich unbedingt mit Naruto und Sasuke zusammenbleiben wollten. Und nun hatten wir das Gefühl, dass wir uns, wenn es schlecht lief, zwischen unseren Träumen und unseren Beziehungen entscheiden müssten. Ich wusste nicht, wie Sasuke auf so etwas reagieren würde. Würde er sich verlassen und verraten fühlen? Würde er das Gefühl haben, dass er mir nicht wichtig genug war und ich mich gegen ihn entschied? Würde er, wie ich es mir wünschte, eine Fernbeziehung akzeptieren? War das etwas, das er durchziehen konnte? Er war zwar total auf mich fixiert, aber ich hatte auch nicht vergessen wie anziehend er auf Frauen wirkte und wenn ich nicht da war, würden ständig hübsche Frauen um ihn herumschleichen, weil er so gut aussah und dazu noch unglaublich reich war. Würde er solchen Versuchungen widerstehen können und wollen, wenn ich weit weg und nicht ständig für ihn erreichbar war? Sowas war ohne Frage ein Risiko. Die meisten Fernbeziehungen liefen nicht allzu gut. Hinata empfand ähnlich. Doch wir hatten viel darüber gesprochen und uns entschieden, dass wir uns für unsere Träume entscheiden würden. Und wir hofften, dass Naruto und Sasuke uns genug liebten, um das zu unterstützen und den Zustand einer Fernbeziehung für zwei Jahre zu akzeptieren, bis wir zurückkommen und hier fertig studieren konnten. Aufgrund alldessen, fühlte es sich merkwürdig schicksalsträchtig an, diese Bewerbung abzugeben und als ich die Treppen zu dem Gebäude höchstieg, in dem das Förderungsamt war, hatte ich ein leicht tragisches Gefühl, obwohl ich meine Entscheidung getroffen hatte. Ich dachte an Hinatas Nachricht, die ich eben im Bus bekommen hatte, in der sie mir geschrieben hatte, dass ich ja abgeben und keinen Rückzieher machen sollte, weil sie das mit mir zusammen machen wollte. Und ich hatte zurück geschrieben, dass ich auf dem Weg war und auf jeden Fall abgeben würde. Und das hatte ich auch vor. Ich folgte den Schildern, die mich zum richtigen Büro führen würden und ging gerade den letzten Gang vor meinem Ziel entlang, als etwas Unglaubliches passierte. Etwas, dass mich für einen Moment fast vergessen lies, dass ich unbedingt abgeben musste und das mir für den Moment all diese Gedanken, die mir eben noch so wichtig vorgekommen waren, nichtig erscheinen ließ. Denn in diesem Gang, in diesem Amt zur Begabtenförderung, kam mir vollkommen unerwartet und einfach so Itachi Uchiha entgegen. Ich erkannte ihn sofort. Er war etwas älter, aber er sah unverkennbar so aus, wie auf den Fotos, die ich im Haus der Uchihas und im Internet gesehen hatte. Die Ähnlichkeit zu Sasuke war unverkennbar. Wie ich schonmal den Eindruck gehabt hatte, strahle er nicht so viel männliche Dominanz aus wie Sasuke, Itachi wirkte ein wenig femininer. Aber er hatte die gleiche Würde wie alle Uchihas, er hatte die gleiche helle Haut, die gleichen schwarzen Augen und Haare und dieses unverschämt gute Aussehen. Ich konnte nicht anders, als ihn anzustarren. Er sah gesund aus und überhaupt nicht erschöpft, gar nicht so, als hätte er ein Drogenproblem. Er sah sogar zufrieden aus, nicht so, als müsste man sich Sorgen um ihn machen. Der Dealer schien vielleicht doch recht gehabt zu haben, als er behauptet hatte, er hätte Itachi in der U-Bahn gesehen. Aber was tat er hier? Wenn er in der Stadt war und es ihm gut ging, wieso meldete er sich dann nicht bei seiner Familie oder zumindest bei Sasuke? Ich hatte, während ich ihm entgegen ging und versuchte diese Begegnung irgendwie einzuordnen, meine Schritte verlangsamt. Itachi war nun fast bei mir angekommen und gleich würde er einfach an mir vorbeigehen. Und dann wäre er einfach weg und ich würde Sasuke nicht sagen können, wohin er verschwunden war. Das durfte auf gar keinen Fall passieren! Aber ich musste auch diesen Umschlag dringend abgeben, ich konnte ihm jetzt nicht einfach folgen. Itachi hatte bemerkt, dass ich ihn anstarrte. Weil er so hübsch war, war er das vermutlich genauso gewohnt wie ich, denn er blickte auf die gleiche Art zur Seite, mit der ich auch immer vorgab, dass mir das gar nicht auffiel. Aber als er bemerkte, dass ich ihn völlig unverfroren anstarrte, warf er mir einen unzufriedenen und skeptischen Blick zu. Seine Augenbrauen waren genauso wie die von Sasuke, dachte ich. Aber ich musste mich konzentrieren! Ich musste diesen Umschlag abgeben und auch unbedingt erreichen, dass Sasukes Bruder nicht verschwand. "Äh, hallo!", sagte ich also einfach, ohne zu wissen worauf das hinauslaufen sollte. Wenn er sich bei seiner Familie hätte melden wollen, dann hätte er es tun können. Er hatte ja sicher nicht vergessen, wo die Uchihas wohnten. Das hieß, das er offenbar keinen Kontakt wollte. Wenn ich seine Familie also nun erwähnte, würde er wahrscheinlich einfach gehen. Also tat ich da einzige, was mir spontan einfiel, als er stehen blieb und mich fragend ansah. "Ähm, tut mir leid, aber kannst du mir vielleicht helfen und mir zeigen, in welchem Büro ich eine Bewerbung für ein Stipendium abgeben muss?", fragte ich. Er zog kaum merklich die Augenbrauen zusammen. "Das steht unten auf dem Schild am Eingang", sagte er kühl. Typisch Uchiha. "Ja, sorry, ich hab mir nur den Gang merken können und die Büro Nummer vergessen", log ich. "Wenn du es weißt, kannst du es mir kurz zeigen?" Er musterte mich mit einem Blick, der mir deutlich zeigte, dass er das für eine bescheuerte Ausrede hielt. Und damit hatte er ja auch recht. Aber er schien ein wenig netter als Sasuke zu sein. "Na gut, komm mit", sagte er ein wenig genervt, drehte um und ging den Weg zurück, den er gekommen war. Selbst seine Stimme erinnerte mich an Sasuke. Das war irgendwie seltsam. Sasuke war mir immer so einzigartig vorgekommen. "Hast du da etwa auch gerade was abgegeben?", fragte ich neugierig. "Ja", sagte er. "Habe ich." "Oh toll!", sagte ich ein wenig gespielt fröhlich. Ich war total verwirrt. "Ich drücke dir die Daumen, dass du das Stipendium bekommst!" "Danke", sagte er und blieb vor einer Tür stehen. "Hier musst du die Bewerbung abgeben. Also dann, dir auch viel Glück!" Damit wandte er sich um und ging und ich klopfte sofort an die Tür. Jetzt musste ich mich echt beeilen, er durfte mir nicht entwischen! Ich hatte Glück, ich wurde direkt hereingerufen. Ich sagte, weswegen ich hier war, eine Frau nahm meinen Umschlag entgegen und ich bekam einen Zettel als Beleg, dass ich die Bewerbung abgegeben hatte. Während die Frau den Stempel des Amtes darunter setzte, trat ich von einem Bein nervös auf das andere. Sobald sie mir den Zettle hin hielt, nahm ich ihn, bedankte und verabschiedete mich, als ich schon halb durch die Tür war und dann rannte ich den Gang entlang zurück, den ich gekommen war und die Treppen hinunter. Draußen sah ich mich nervös um, aber ich hatte Glück. Ich war schnell gewesen und Itachi ging gerade erst die Stufen am Eingang hinunter. Ich bremste rasch, damit er sich nicht umdrehen und nachsehen würde, wer da so rannte. Denn er sollte mich nicht sehen. Ich hatte vor, ihm zu folgen und herauszufinden, wo er hin ging. Mit ein bisschen Glück, würde er dort hingehen, wo er wohnte. Und dann konnte ich Sasuke davon berichten. Das musste ich unbedingt schaffen! Also zog ich mir meine Mütze tiefer ins Gesicht, stopfte meine unpraktisch auffälligen rosanen Haare unter meinen Schaal und folgte Sasukes Bruder, so unauffällig wie ich konnte. In der U-Bahn verlor ich ihn fast. Und einmal entdeckte er mich beinahe, weil ich mal wieder von einem Mann angesprochen wurde, der sich für mich interessierte und den ich so vehement abwimmeln musste, dass schon ein paar Leute zu uns hinsahen. Doch in dem Moment gingen die Türen auf und Itachi schien aussteigen zu wollen, sodass er wieder weg sah. Ich duckte mich rasch zur Seite weg, ließ den aufdringlichen Mann einfach stehen und huschte ebenfalls nach draußen. Dort drehte ich mich rasch zur Seite, weil Itachi genau an mir vorbei auf den Ausgang der U-Bahn Haltestelle zu ging. Ich schaffte es ihm noch ein paar Minuten zu Fuß zu folgen und dann hatte ich tatsächlich Glück, denn er holte einen Schlüssel heraus und ging auf eine Haustür in einem etwas heruntergekommen, aber einigermaßen ordentlich aussehenden Haus zu, das wahrscheinlich ähnliche Wohnungen hatte wie das, in dem ich wohnte. Er schloss die Tür auf und verschwand nach drinnen. Ich warte ein paar Sekunden und ging dann auf die Tür zu um die Klingelschilder anzusehen. Und da stand es. Im dritten Stock. Itachi Uchiha. Mein Herz machte einen kleinen freudigen Hüpfer. Ich hatte es geschafft. Ich holte mein Smartphone aus der Tasche, um auf die Uhr zu sehen. Es war halb 4. Also war Sasuke nun mit seinem Training fertig und danach hatte er in die Firma fahren wollen. Also würde ich ihn vermutlich nun dort finden. Der Weg dahin war nicht allzu weit und ich benötigte nur eine halb Stunde. Doch mit diesen Neuigkeiten kam mir jede Sekunde unendlich lang vor. Hoffentlich würde man mich dieses Mal gleich zu ihm hoch lassen. Und hoffentlich hatte er Zeit und war nicht mit seinem Vater in einem Termin oder so. Ich hatte das Gefühl ihm diese Neuigkeit sofort mitteilen zu müssen, sonst würde ich platzen! Doch meine Sorge war unbegründet, denn ich kam nichtmal dazu, unten an der Rezeption mein Anliegen vorzutragen. Bevor ich den Mund hatte öffnen können, sagte der Mann dort sehr höflich: "Guten Tag Fräulein Haruno! Möchten Sie zu Mr. Sasuke Uchiha?" "Guten Tag! Ja genau!", sagte ich erfreut. "Darf ich bitte nach oben!" "Selbstverständlich!", sagte der Mann höflich. "Sie können sich hier frei bewegen!" Das hatte sich also auch verändert, dachte ich glücklich und bedankte mich freundlich, als der Mann mir eine der Schranken zu den Aufzügen öffnete. Ich wollte es zuerst in Sasukes Büro versuchen. Und ich hatte Glück, denn als ich klopfte, hörte ich ihn 'herein', sagen. Ich öffnete die Tür. Er war alleine, perfekt! "Sasuke, ich muss dir was-", setzte ich sofort an, aber dann hielt ich inne und schloss die Tür hinter mir. "Was ist los?", fragte ich unsicher. Er hatte nicht 'hallo' gesagt. Er hatte auch nicht erfreut ausgesehen, wie sonst immer, wenn er mich erblickte und nun hatte er sich bloß in seinem großen teuren Stuhl zurückgeleht und musterte mich kühl. "Das würde ich gerne von dir wissen", antwortete er mir auf meine Frage. Er klang ganz eindeutig so, als ob er wütend auf mich wäre. Ich zog die Mütze und den Schal ab und knüpfte den Mantel auf, während ich das Büro auf dem Weg zu ihm durchquerte. "Bist du sauer auf mich?", fragte ich verwundert. Was hatte ich getan? "Ja, ich bin sauer auf dich", sagte er kühl. "Und zwar nicht nur ein bisschen!" "Warum?", fragte ich verwirrt. Er stand auf, kam mir die letzten zwei Schritte entgegen und baute sich vor mir auf. "Was bedeutet dir unsere Beziehung?" "Was?", fragte ich verwirrt. Was sollte das denn jetzt? "Hast du vor mich zu verlassen?" Ich konnte ihn nur noch verdutzt ansehen. Wie kam er denn jetzt auf sowas? "Nein!", sagte ich empört. "Auf gar keinen Fall! Ich weiß gar nicht wie du darauf-" Er sah ein wenig erleichtert aus. "Gut", sagte er, griff in meinen Nacken und küsste mich. Allerdings so, dass ich deutlich merkte, dass er immer noch sauer auf mich war. Also drückte ich meine Hände gegen seine Brust und schob, damit der mich losließ. Was er natürlich noch eine Sekunde hinauszögerte. Dieses Gehabe war so albern! Aber ich musste auch ein Lachen unterdrücken. Manchmal waren seine Aktionen so vorhersehbar! Bloß sollte ich vielleicht lieber nicht lachen, solange er sich offensichtlich über mich ärgerte. "Kannst du mir bitte erklären, warum du sauer auf mich bist?", fragte ich, als er so gnädig war mich loszulassen. Er verzog verärgert das Gesicht. "Ich bin sauer, weil du offenbar vorhast für zwei Jahre im Ausland zu studieren. Und das, obwohl du das auch hier tun könntest. Ich würde bei dir sein wollen. Wieso willst du das nicht?" "Oh", sagte ich und das Gefühl lachen zu wollen verschwand sofort. "Woher weißt du das?" "Hat Neji mir eben beim Training erzählt. Und der hat es von seiner Mutter, die es von Hinatas Mutter hat und der hat Hinata erzählt, dass ihr beide zwei Jahre zusammen im Ausland sein werdet. Weiß Naruto davon? Wieso erzählst du mir das nicht? Willst du dann Schluss machen oder haben wir dann eine Fernbeziehung?" "Oh nein!", sagte ich deprimiert. "Es tut mir leid Sasuke! In einer Woche weiß ich, ob ich das Stipendium bekomme und dann wollte ich mit dir darüber sprechen! Ich wollte es dir nicht verheimlichen! Ich wollte einfach nur nicht über etwas reden, was noch nicht vollkommen sicher ist!" "Es ist aber so gut wie sicher, dass du dieses Stipendium bekommst", gab er kalt zurück. Ich streckte vorsichtig meine Hand nach seiner aus und er ließ zu, dass ich sie nahm. Wenn er Angst hatte verletzt zu werden, schob er mich immer von sich weg und wurde kalt und abweisend. Aber das würde ich nicht zulassen. "Ja, aber ich wollte dennoch erst den Bescheid bekommen!", sagte ich. "Und ich denke seit Wochen ständig darüber nach, wie ich dir das sagen soll! Ich weiß, dass das eine Belastungsprobe für unsere Beziehung ist und ich wünsche mir so, dass wir zusammen bleiben, ich will auf gar keinen Fall-", Weiter kam ich nicht, denn er hatte mit beiden Händen nach meinem Gesicht gegriffen und an der Art wie er mich jetzt küsste, spürte ich all seine Erleichterung. Und das erleichtete auch mich. Denn das hieß, dass er ebenfalls auf gar keinen Fall Schluss machen wollte. Ich küsste ihn mit der gleichen Leidenschaft zurück, voller Glück darüber. Und dann drohte das ganze etwas außer Kontrolle zu geraten und weil die Tür nicht abgeschlossen war, ich mit Sasuke darüber sprechen wollte und ich immer noch Neuigkeiten zu verkünden hatte, entzog ich mich ihm. Er knurrte wie erwartet unzufrieden. Aber ich bat ihn darum mir zuzuhören und ich erzählte ihm von meinem Vater und erklärte ihm so gut ich konnte, warum mir das so wichtig war. Und ich glaubte ihm anzusehen, dass er es verstand. Und das war eine ungeheure Erleichterung. "Okay", sagte er schließlich. "Ich bin alles andere als begeistert, ich hasse es, wenn du nicht in meiner Nähe bist, aber ich kann es verstehen und akzeptieren. Aber ich werde ständig zu dir fliegen, stell dich darauf ein! Ich kann auch bei dir arbeiten und lernen, ich muss nicht jede Sekunde hier sein. Ich will, dass wir trotzdem versuchen regelmäßig Zeit miteinander zu verbringen!" "Ja!", sagte ich glücklich. "Ich werde mir einen Job suchen und dann werde ich auch so oft ich kann zu dir fliegen und-" "Nein!", sagte er entschieden. "Ich bezahle deine Flugtickets! Das ist meine Bedingung. Wir werden beide viel zu tun haben. Und ich will, dass wir unsere freie Zeit zusammen verbringen. Freunde haben wir schließlich auch noch, für die müssen wir auch Zeit finden. Ich will, dass du deinen Stolz dieses Mal runter schluckst und das annimmst!" "Okay!", sagte ich sofort, weil ich so erleichtert war, dass er es relativ gut aufnahm. Er grinste zufrieden und ein wenig überheblich. Offenbar war wieder alles in Ordnung. "Sieht aus, als hättest du ganz schön Angst vor meiner Reaktion gehabt Prinzessin!" Ich schnaubte. Dieser bescheuerte Kosename! "Quatsch!" "Ich glaube schon", grinste er. "Und das gefällt mir! Ich hatte schon befürchtet, das mit uns könnte mir wichtiger sein als es dir ist." "Nein", sagte ich leise. "Du bist das Wichtigste für mich. Ich hatte einfach nur gehofft, dass du auf mich warten würdest und ich beides haben kann." Sasuke hob seine Hand und strich mir liebevoll über die Wange. "Das kannst du", sagte er ebenfalls leise. "Ich will, dass du glücklich bist. Solange du bei mir bleibst, werde ich dir alles geben, was du haben willst!" Ich lächelte und schob ihn wieder ein Stück weg, weil er mich erneut küssen wollte. Er verrengte verärgert die Augen, weil ich ihn auf Abstand hielt und er mich anfassen wollte. "Sasuke, dafür haben wir jetzt keine Zeit!", sagte ich rasch. "Ich muss dir nämlich unbedingt was erzählen! "Hmm", machte er und seine Hand glitt über meinen Hals, er hörte eindeutig nicht richtig zu. Wahrscheinlich fand er, dass er für sein Verständnis jetzt Sex verdient hatte. Ich unterdrückte wieder ein Lachen. Aber ich musste es ihm jetzt endlich sagen. "Sasuke!", sagte ich deutlich. "Ich habe deinen Bruder getroffen!" Sasuke erstarrte schlagartig in seiner Bewegung. Er nahm seine Hand von meinen Hals und trat einen Schritt zurück. "Was?", fragte er mit so einer kontrollierten Stimme, dass ich mir sicher war, dass er glaubte sich verhört zu haben. "Ich habe deinen Bruder getroffen!", sagte ich nochmal. "Ich bin ihm gefolgt. Ich weiß wo er wohnt und wir können jetzt sofort hingehen. Ich bin ganz sicher! Sein Name stand auf dem Klingelschild! Und ich glaube, dass es ihm gut geht, er sah gesund aus!" Sasuke starrte mich für ein paar lange Sekunden nur an, während er offenbar versuchte zu verarbeiten, was er gerade gehört hatte. Ich musste es zweimal wiederholen, bis er mir glaubte, dass das kein komischer Scherz war und dann brachen wir endlich auf. Im Auto erzählte ich ihm alles ganz genau und Sasuke fuhr zwar ordentlich, aber ich merkte ihm deutlich an, wie durcheinander er war. Es schien mir, als wollte er Itachi unbedingt sehen. Aber es schien mir auch so, als ob er Angst vor dieser Begegnung hätte. Und er verdrängte diese Gefühle indem er mich über jedes Detail ausfragte, bis ich ihm keine Antworten mehr geben konnte. Wir fanden einen Parkplatz direkt vor dem Haus und Sasuke stand eine ganze Weile schweigend vor dem Klingelschild, ohne zu klingeln oder sich zu rühren. Ich schwieg und hielt mich raus. Vielleicht versuchte er den Mut zu finden. Aber dazu kam es nicht, denn bevor er es tun konnte, kam unten jemand raus und ich griff rasch nach der Tür, bevor sie wieder zufallen konnte. "Sollen wir vielleicht einfach hoch gehen?", fragte ich vorsichtig. "Vielleicht ist es leichter, direkt miteinander zu sprechen als durch die Sprechanlage." Sasuke schien das für eine gute Idee zu halten, denn er ging an mir vorbei durch die Tür. Ich überlegte gerade, ob ich warten oder mitkommen sollte, als er stehen blieb und mich wartend ansah, also folgte ich ihm. Es war nicht schwer die richtige Wohnung zu finden, denn Itachi hatte ordentlich ein Namensschild neben seiner Tür befestigt. Sasuke blieb vor der Tür stehen. Und offenbar schien er sich nun entschieden zu haben, denn er griff nach meiner Hand, zog mich neben sich und hob dann seine andere Hand um zweimal entschieden gegen die Tür zu klopfen. Als Itachi öffnete, fiel ein Lichtschein aus der Wohnung auf den dunklen Flur, der zuerst mich traf. Itachi Uchiha trug ein schwarzes T-shirt und eine bequem aussehende Jogginghose. Er trug eine Kette, vielleicht die, die der Dealer erwähnt hatte und seine Haare waren wie bei unserer Begegnung vorhin hinten zusammengebunden. Als er mich sah wirkte er nicht gerade erfreut. Das konnte ich verstehen. Wahrscheinlich dachte er für einen Moment, dass ich mich in ihn verliebt hätte und ihn nun stalkte oder sowas. Dann fiel sein Blick auf Sasuke und seine Augen weiteten sich. Sasuke sah ihn kühl an. Ihm war sonst keine Emotion anzusehen. Und ich war mir ziemlich sicher, dass er sich hinter dieser Fassade versteckte, die ihm Fugaku und Madara so perfekt antrainiert hatten, weil er mit seinen Emotionen gerade vollkommen überfordert war. "Hallo Bruder", sagte Sasuke kühl und es klang wie ich fand unnötig unfreundlich. "Sasuke", sagte Itachi knapp. Er sah zu mir und einen Moment blieb sein Blick an unseren verschränkten Händen hängen. Ich glaubte so etwas wie Verständnis in seinen Augen aufblitzen zu sehen, als ihm klar wurde, warum ich mich bei unserer Begegnung vorhin so merkwürdig verhalten hatte. "Na schön", sagte Itachi ein wenig resigniert. Er trat einen Schritt zurück und hielt uns die Tür auf. "Kommt rein, deswegen seid ihr ja vermutlich hier." Sasuke folgte der Aufforderung schweigend und er hielt meine Hand so fest, dass ich mir die Frage, ob er mich dabeihaben wollte, gar nicht stellte. Die Wohnung war tatsächlich nicht viel anders als meine. Es war recht gemütlich eingerichtet, aber ähnlich beengt. Itachi schloss die Tür, steckte die Hände lässig in die Taschen seiner Jogginghose und musterte uns ausdruckslos. Er forderte uns nicht auf uns zu setzen oder bot uns an die Mäntel auszuziehen. Sasuke schaute genauso zurück und ich fand es mal wieder unerträglich. "Du bist also nicht tot", sagte Sasuke schließlich kühl. "Du siehst gut aus." "Du auch", sagte Itachi. "Du bist erwachsen geworden." Er warf einen kurzen Blick zu mir hinüber. "Und du hast scheinbar sogar eine Freundin." "Hallo nochmal!", sagte ich rasch. "Ich bin Sakura." Er nickte kurz und höflich. "Freut mich." So richtig klang es nicht danach. Ich warf Sasuke einen nervösen Blick zu, weil er seinen Griff um meine Hand noch weiter verstärkte. "Ich hab mir ziemliche Sorgen um dich gemacht, weißt du?", sagte Sasuke und seine Stimme bebte leicht. Er war kurz davor Itachi anzubrüllen und beherrschte sich offenbar nur gerade so. "Das tut mir leid", sagte Itachi leise. "Ich wollte nicht-" "Wo warst du?", zischte Sasuke. "Seit wann bist du wieder in der Stadt? Hattest du vor, dich bei mir zu melden, oder wären wir uns nie wieder begegnet, wenn Sakura dich nicht zufällig getroffen hätte?" Jetzt hörte man Sasukes Wut ganz deutlich heraus. Itachi sah aus, als würde er sich ziemlich unwohl fühlen. "Antworte!", verlangte Sasuke kalt. Ich drückte seine Hand, um ihm zu signalisieren, dass er ruhig bleiben musste, aber er schien es nicht zu bemerken. Itachis Blick war hart geworden. "Du klingst wie unser Vater", sagte er kühl. "Aber du warst ja schon immer der perfekte Sohn, also sollte mich das wohl nicht wundern." Ich sah besorgt zwischen den beiden hin und her. Das lief nicht besonders gut. Und ich hatte das merkwürdige Gefühl, dass keiner der beiden sagte, was er eigentlich sagen wollte. Sasuke musterte Itachi kalt. "Ich sollte wohl gehen. Es ist offensichtlich, dass du dich nicht darüber freust mich zu sehen!" Er wandte sich um und wollte zur Tür gehen. Itachi machte "tss" und sah zur anderen Seite. "Mach doch was du willst." Und in diesem Moment entscheid ich mich, mich vollkommen übergriffig zu verhalten und mich einzumischen. Aber ich durfte einfach nicht zulassen, dass das hier nun so enden würde. Also zog ich Sasuke meine Hand weg und stellte mich vor die Tür, um ihm den Weg zu versperren. "Nein!", sagte ich entschieden. "Bitte redet erst miteinander!" Itachi sah zu mir hinüber. "Das habe ich gerade versucht!", zischte Sasuke. "Wir gehen!" Er streckte seine Hand nach meinem Oberarm aus, um mich zur Seite zu ziehen und mit mir hinaus zu gehen, aber ich schlug seine Hand weg. "Du hast es nicht richtig versucht!", sagte ich. "Sag ihm wie du dich fühlst! Sag es ihm! Und wenn er dann immer noch nicht mit dir reden will, dann gehen wir!" Sasuke starrte mich einen Moment wütend an. "Bitte Sasuke!", flüsterte ich. "Bitte! Vertrau mir! Du kannst das!" Und bei diesem Tonfall wurden eine Gesichtszüge sanfter. Er sah mich einen Moment an, als müsste er das tun, um Mut zu sammeln und dann drehte er sich um und blickte seinem Bruder fest in die Augen. Itachi sah verwirrt aus. "Ich vermisse dich", sagte Sasuke. "Seit du weg bist ist kein Tag vergangen, an dem ich dich nicht vermisst habe. Ich dachte du bist tot und ich habe trotzdem alles versucht, um dich zu finden. Ich wünsche mir so sehr, dass wir uns wieder verstehen, dass du wieder mein Bruder sein willst. Und ich glaube, dass du mich hasst. Ich verstehe nicht, wieso du hier bist du nie Kontakt zu mir aufgenommen hast. Ich hatte panische Angst hier herzukommen und es tut schrecklich weh, dass du mich offenbar wirklich nicht sehen willst!" Damit drehte er sich sofort wieder zu mir um, als könnte er nicht ertragen die Reaktion auf diese Worte sehen zu müssen. "So, können wir jetzt gehen?", fragte er an mich gewandt. Er klang, als würde das hier ihm körperliche Schmerzen bereiten. "Ich hasse dich nicht", sagte Itachi plötzlich leise. "Eigentlich dachte ich, dass du mich hasst. Weil ich einfach verschwunden bin und dich zurückgelassen habe. Weil ich so eine Belastung für dich war." Ein Ausdruck von Verwirrung und unendlicher Erleichterung huschte über Sasukes Gesicht und er drehte sich langsam wieder zu seinem Bruder um. "Tue ich nicht", sagte Sasuke leise. "Ich will einfach nur, dass wir uns wieder verstehen!" Itachi nahm die Hände aus seinen Hosentaschen. "Ich würde mich freuen, wenn du nicht gehst", sagte er. "Wenn du es hören willst, erkläre ich dir, wo ich die letzten drei Jahre war und warum ich mich nicht bei dir gemeldet habe." "Okay", sagte Sasuke. Sie wirkten beide ein wenig verunsichert. "Tee?", fragte Itachi. "Ja, gerne", sagte Sasuke. "Ist es in Ordnung für dich, wenn Sakura bleibt? Ich habe ihr sowieso alles erzählt." Er warf mir einen vorsichtigen Blick zu und sah wieder zu Itachi. "Sie ist wundervoll. Ihr würdet euch sicher gut verstehen!" Itachi musterte mich neugierig, als könnte er nicht recht glauben, dass Sasuke sowas sagte. "Okay", sagte er zu mir. "Wenn du möchtest dann bleib. Es kommt mir zwar ein wenig seltsam vor, weil wir uns nicht kennen, aber wenn Sasuke dir vertraut, dann kann ich das auch." "Danke", sagte ich mit einem vorsichtigen Lächeln. "Itachi, es tut mir Leid, dass ich dir vorhin nichts gesagt habe und dass ich dir gefolgt bin. Aber ich hatte Angst, dass du einfach verschwindest, wenn ich deine Familie erwähne und ich fand, dass ihr unbedingt miteinander reden müsst!" Itachi nickte knapp. "Ich wäre auch einfach verschwunden. Ich kann also verstehen, dass du dich so verhalten hast." Die Stimmung war seltsam angespannt, während Itachi Tee kochte und wir nun doch unsere Mäntel auszogen und uns an den kleinen Tisch setzten. Doch obwohl die Stimmung so merkwürdig war, wirkte niemand von uns wirklich unglücklich. "Geht es dir gut?", fragte Itachi Sasuke ein wenig vorsichtig, sobald wir alle eine Tasse mit heißem Tee vor uns stehen hatten und er sich gesetzt hatte. "Ja, mittlerweile geht es mir gut", sagte Sasuke. "Es war schwer ohne dich mit der Familie. Aber ich habe jetzt Sakura und ich habe Freunde gefunden. Sie sind alle toll zu mir, obwohl ich mich meistens wie der letzte Arsch verhalten habe. Und zuhause ist es in den letzten Wochen viel besser geworden." "Und unsere Eltern? Geht es ihnen gut? Madara? Und was ist mit Obito und Shisui?" "Alle sind gesund und es geht ihnen gut glaube ich", sagte Sasuke. "Sie suchen nach dir. Madara und Vater meine ich. Sie versuchen dich zu finden. Sie glauben auch, dass du vielleicht tot bist." Itachi nickte. Er sah traurig aus. "Wo warst du?", fragte Sasuke. "Und warum hast du dich nicht gemeldet?" Itachi seufzte. "Okay, dann versuche ich es jetzt zu erklären", sagte er. "Das fällt mir nicht leicht, weil ich Angst habe, dass du mich vielleicht nicht verstehen kannst. Größtenteils deshalb habe ich mich noch nicht bei dir gemeldet. Ich habe es rausgezögert." "Bist du in dieser Nacht abgehauen, weil ich unseren Eltern von den Drogen erzählt habe und es diesen Streit hab?", fragte Sasuke. "Weil ich dich verraten habe, obwohl du gesagt hast, dass ich es nicht tun soll?" Itachi schüttelte traurig den Kopf. "Nein. Es war richtig, dass du es ihnen gesagt hast. Sie haben total bescheuert darauf reagiert, aber wahrscheinlich haben sie es einfach in diesem Moment nicht besser auf die Reihe bekommen. Du konntest mir nicht helfen. Und irgendwas musste passieren, sonst wäre es immer schlimmer geworden. Ich war damals abhängig und depressiv. Ich bin abgehauen, weil mir an diesem Abend endlich klar wurde, wie verzweifelt du meinetwegen warst. Ich dachte, ich könnte dir das einfach nicht mehr zumuten. Ich war sowieso für alle nur eine Zumutung. Und du warst schrecklich hin und hergerissen zwischen dem Wunsch die Leistung zu erbringen, die von uns verlangt wurde und dafür Anerkennung zu bekommen und dem Wunsch mir zu helfen und ich habe gesehen, wie fertig dich das gemacht hat. Es war unerträglich für mich, dass ich so eine Belastung für meinen kleinen Bruder war. Ich wollte doch eigentlich auf dich aufpassen, aber ich habe es nichtmal mehr geschafft auf mich selbst aufzupassen. Ich bin einfach nicht wie Vater oder Madara. Du kannst das. Du bist genauso stark und zäh und durchsetzungsfähig. Ich war immer schon viel sensibler. Und ich konnte es nicht mehr ertragen, dass ich alle enttäusche und dass du zusehen musst, wie ich daran kaputt gehe. Ich habe unsere Eltern und Madara irgendwann nur noch gehasst. Doch am meisten habe ich mich selbst gehasst. Und ich wusste plötzlich, wenn ich nicht sterben will und wenn ich von den Drogen wegkommen will, dann muss ich da weg. Und zwar mit aller Konsequenz. So, dass keiner mehr Kontakt zu mir hat. Und ich dachte für dich wäre es auch besser so. Ich dachte, dann kannst du endlich aufhören dich um mich kümmern zu müssen und auch noch meine Aufgaben zu erledigen, um zu vertuschen wie fertig ich wirklich war. Also habe ich all mein Geld genommen und bin verschwunden. Ich wusste, dass sie mich suchen würden, darum bin ich so schnell ich konnte ins Ausland verschwunden und habe genau darauf geachtet, dass ich möglichst keine Spuren hinterlasse. Im Ausland habe ich mich sofort in eine Klinik eingewiesen, um einen Entzug zu machen. Dafür ging fast mein komplettes Geld drauf, denn ich war beinahe drei Jahre dort. Ich habe zwar nicht so lange für den Entzug gebraucht, aber ich war echt am Ende und ich musste diese Depression loswerden. Und es war auch nicht so leicht herauszufinden, wer ich eigentlich bin und sein will, weil ich das gar nicht wusste. Ich wusste bloß, wer ich sein sollte. Weil es mir zuhause nie gut ging, habe ich niemanden vermisst. Niemanden außer dir. Du hast mir schrecklich gefehlt. Aber ich konnte es damals nicht ertragen zu einem von euch Kontakt zu haben, weil ich psychisch extrem instabil war. Und ich glaubte wirklich, dass du ohne mich besser dran wärst. Seit ein paar Monaten bin ich entlassen, es geht mir gut und ich habe nun schon seit langer Zeit nicht mehr den Drang verspürt etwas nehmen zu müssen. Das ist vorbei. Und ich bin wieder her gekommen, weil das hier mein Zuhause ist. Und weil ich zwar nicht wusste wie, aber weil ich unbedingt mit dir reden wollte. Und manchmal habe ich mich in letzter Zeit auch gefragt, wie es unseren Eltern und den anderen geht. Ich würde sie gerne wieder sehen. Ich weiß nun wer ich bin und würde nicht mehr zulassen, dass man mich so unter Druck setzt. Aber ich glaube ich habe Angst, dass ihr im Grunde alle froh seid, dass ich weg bin. Ich habe Angst, dass ihr mich gar nicht sehen wollt. Und daher habe ich bisher nichts getan. Ich habe mich heute um ein Stipendium beworben, ich möchte Psychologie studieren. Und ich dachte, wenn ich damit angefangen habe, fühle ich mich vielleicht ein wenig sicherer, wenn ich wieder auftauche. Dann könnte ich stolz auf mich sein und niemand würde denken, dass bloß wieder auftauche, weil ich Geld brauche." Itachi verstummte und sah Sasuke abwartend an. Sasuke nickte. "Klingt für mich nachvollziehbar. Ich verstehe warum du diese Entscheidungen getroffen hast." Itachi atmete erleichtert auf. "Komm nach Hause", sagte Sasuke, nachdem alle kurz geschwiegen hatten. "Ich glaube unsere Eltern leiden darunter, dass du weg bist und sie nicht mal wissen, wie es dir geht. Ich glaube sogar Madara macht sich Vorwürfe. Ich habe es auch erst nicht geglaubt, aber er versucht wirklich dich zu finden." Itachi lachte bitter. "Ja, weil er rechtzeitig Schadensbegrenzung betreiben will." Sasuke schüttelte den Kopf. "Das dachte ich auch erst. Aber ich glaube er und Vater bereuen, das sie sich so verhalten haben, wie sie es getan haben. Ich habe es auch erst vor ein paar Wochen überhaupt geschafft mit ihnen darüber zu reden. Es war schrecklich zuhause, seit du weg bist. Wir haben alle kaum miteinander gesprochen. Wir haben uns alle die Schuld daran gegeben." "Du warst nicht schuld!", sagte Itachi sofort entsetzt. Sasuke zuckte mit den Schultern. "Bis vor ein paar Wochen war ich überzeugt davon." Er warf mir einen Blick zu und nahm meine Hand. "Durch Sakura hat sich viel verändert", fügte er hinzu und lächelte mich an. Dann sah er wieder zu Itachi. "Du würdest dich wundern! Ich glaube es wäre jetzt anders. Ich glaube du könntest zurückkommen und sie würden sich freuen und dich deine eigenen Entscheidungen treffen lassen." Itachi sah nicht überzeugt aus. "Das klingt ein bisschen zu gut um wahr zu sein. Bist du sicher, dass das kein Wunschdenken von dir ist?" Sasuke zuckte wieder mit den Schultern. "Sicher genug, als dass ich dir trotz allem, was passiert ist, raten würde es auszuprobieren. Ich bin jetzt sogar mir Neji Hyuga befreundet und sie haben es akzeptiert." "Wie bitte?", fragte Itachi und lachte, als würde er denken, dass Sasuke einen Scherz gemacht hätte. Als ihm klar wurde, dass er es ernst meinte, wirkte er ein wenig verwirrt. "Das kann ich kaum glauben." "Wenn du willst, dann erzähle ich ihnen nicht, dass ich dich getroffen habe", sagte Sasuke. "Wenn du das willst, dann halte ich den Mund, bis du von dir aus bei ihnen auftauchst. Aber mein Auto steht unten und wir könnten sofort hinfahren. Ich glaube wirklich, dass sie sich freuen würden. Ich glaube du machst dir diese Sorgen umsonst. Vor ein paar Wochen hätte ich das noch nicht gesagt, aber mir ist mittlerweile klar geworden, dass sie deutlich mehr denken und fühlen, als sie sagen. Sie sind bloß auch oft überfordert und haben selber nie gelernt ihre Gefühle auszudrücken. Sakura hat mir gezeigt, dass es trotzdem funktioniert Dinge anzusprechen. Du hast es doch eben gesehen. Ohne sie wäre ich vielleicht gegangen und wir hätten erst Tage oder Wochen später miteinander geredet." Itachi warf mir wieder einen neugierigen Blick zu. "Deine Familie ist bestimmt sehr anders als unsere, oder?", fragte er interessiert. Ich lächelte. "Ja, meine Eltern war ganz anders als eure. Aber meine Eltern sind schon vor vielen Jahren bei einem Autounfall gestorben. Und sonst habe ich keine Familie. Erst hatte ich ein bisschen Angst vor euch allen, aber mittlerweile ist das anders. Ich glaube auch, dass sie sich freuen würden, wenn du zurück kommen würdest. Auch wenn mich das natürlich nichts angeht!" Itachi straffte die Schultern. "Okay", sagte er. "Ich wusste ohnehin, dass ich mich dem irgendwann stellen müsste. Und ich war die letzten Jahre ein grauenhafter großer Bruder. Ich werde dir jetzt nicht schon wieder eine Last aufbürden, indem ich von dir verlange, dass du ihnen nichts von mir erzählst. Wenn du glaubst, dass heute der richtige Abend dafür ist, dann lass uns hinfahren!" Er erhob sich entschlossen. "Ich ziehe mir nur kurz was anderes an!" Als wir ein paar Minuten später zu dritt in Sasukes Auto saßen, hatte ich das Gefühl ihn noch nie so glücklich gesehen zu haben. Es war, als ob eine riesige Last von ihm abgefallen wäre. Ich hatte darauf bestanden, mich nach hinten zu setzen, weil es mich auch glücklich machte die beiden zusammen zu sehen und so konnte ich sie gut beobachten. Obwohl Itachi ein wenig nervös schien, fingen sie auf der Hälfte der Fahrt bereits an ein paar vorsichtige Scherze miteinander zu machen. Als Sasuke parkte, konnte man kaum noch glauben, dass sie sich drei Jahre lang nicht gesehen hatten. Im Flur schwiegen wir, als wir die Schuhe auszogen und die Mäntel aufhängten. Itachi wirkte nun eindeutig nervös, aber er schien auch fest entschlossen zu sein es durchzuziehen. Sasuke und ich spähten durch den Türbogen ins Wohnzimmer. Mikoto saß in einem Sessel vor dem Feuer und las in einem Buch. Doch sie hatte den Kopf gehoben, weil sie gehört hatte, dass wir herein gekommen waren. "Hallo Sasuke und Sakura!", sagte sie freundlich. "Möchtet ihr gleich mit uns zu Abend ess-" Sie brach ab, als sie ihren ältesten Sohn erblickte. Einen Moment starrte sie ihn nur an, als würde sie glauben, dass sie sich das nur einbildete. "Wir haben dir jemanden mitgebracht", sagte Sasuke grinsend. Mikoto starrte uns drei immer noch an, als würde sie uns für eine Halluzination halten. Sie stand ganz langsam auf, als wäre ihr schwindelig und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie machte ein paar schnelle Schritte auf Itachi zu, dann, kurz vor ihm, blieb sie stehen und flüsterte: "Du lebst... Du lebst und du siehst gesund aus..." Sie drückte sich die Hand auf den Mund und kämpfte mit sich um nicht loszuweinen. "Es tut mir so leid Itachi", flüsterte sie. "Du musst mir nicht verzeihen, aber es tut mir so unendlich leid, dass ich so eine schlechte Mutter war!" "Du hast es nicht besser hinbekommen", sagte Itachi und es klang nicht so, als ob er noch wütend auf sie wäre. Mikoto schluchzte auf und schaffte es dann sich wieder zusammen zu nehmen. "Darf ich deinen Vater holen? Er macht sich furchtbare Sorgen um dich! Es würde ihm so viel bedeuten zu sehen, dass es dir gut geht!" Itachi nickte und Mikoto eilte davon, mit einem Blick zurück auf ihn, als könnte sie es immer noch nicht glauben. "Siehst du?", fragte Sasuke zufrieden. Itachi lächelte leicht nervös. "Gehen wir rein!", entschied Sasuke und nickte mit dem Kopf in Richtung Wohnzimmer, aber wir kamen nicht mal dazu uns zu setzen, bevor wir schon eilige Schritte die Treppe hinunter kommen hörten. Eine Sekunde später betrat Fugaku den Raum. Madara und Mikoto waren direkt hinter ihm. "Hallo", sagte Itachi mit fester Stimme. Fugaku sagte nichts. Er ging bloß mit großen Schritten zu uns hinüber und bevor irgendeiner etwas hatte tun oder sagen können, hatte er Itachi in seine Arme gezogen. "Es tut mir leid!", sagte er und seine Stimme klang brüchig. Itachi schien vollkommen überrumpelt von dieser Umarmung. Ich tauschte einen Blick mit Sasuke, der leise, sodass nur ich ihn hören konnte, murmelte: "Also mich hat er noch nie umarmt!" Aber es klang scherzhaft. Sasuke sah eindeutig glücklich aus. "Vielleicht musst du dafür erst ein paar Jahre verschwinden", flüsterte ich grinsend zurück und er lachte leise und legte seinen Arm um mich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)