Finding Love von writer (Sasusaku Highschool Lovestory) ================================================================================ Kapitel 48: Trauma ------------------ Es tat nicht weh. Noch nicht. Der Ärmel war weit geschnitten und die Flammen waren noch nicht bei mir angekommen. Ich hatte das Gefühl, dass die Zeit beinahe stehen geblieben war. Ich fühlte Angst, aber es war ein dumpfes, abgeschwächtes Gefühl. Ich wusste, dass ich eigentlich etwas unternehmen musste. Aber ich stand einfach nur da und starrte auf die Flammen. Ich konnte mich nicht rühren. Ich hörte, wie Temari entsetzt keuchte. Ihre Freundin schrie. Ich nahm dunkel wahr, wie Leute auf mich zugerannt kamen. Jemand schrie nach Wasser. Aber ich wusste, dass es keinen Zweck hatte. Ich war blitzschnell alle Optionen durchgegangen und binnen einer Sekunde zu dem Schluss gekommen, dass ich verloren war. Ich konnte das Kleid nicht ausziehen, dazu war es zu komplex geknotet und zu eng. Ich würde es nicht rechtzeitig schaffen. Und so wie es an der Taille geschnitten war, würde ich es ich über den Kopf ziehen müssen. Dann würden meine Haare sowieso sofort brennen. Ich konnte den Ärmel nicht abreißen, der war zu gut vernäht und ich würde dazu in die Flammen fassen müssen. Das schaffte ich einfach nicht. Ich war zu weit vom Seeufer entfernt. Und um mich herum gab es kein Wasser. Außerdem blieben mir sowieso nur wenige Sekunden. Ich hob den Kopf und sah, dass Leute um mich herum standen oder herbei rannten und mich vollkommen entsetzt anstarrten. Jemand schrie wieder und irgendjemand rief, dass jemand etwas tun musste. Nun setzte der Schmerz ein. Gleich würde ich anfangen zu schreien. Es war so ironisch, dass meine Albträume nun tatsächlich Wirklichkeit werden würden. Wenn alles nicht so schrecklich gewesen wäre, hätte ich fast darüber lachen müssen. Und dann war Sasuke da. Bei allem, was gerade mit mir passierte, war mein einziger Gedanke doch nur, dass ich nicht wollte, dass er das mit ansehen musste. Dass ich ihn nicht alleine lassen wollte. Ich glaubte die Hoffnungslosigkeit und das Entsetzten in seinem Gesicht nicht ertragen zu können, wenn ich ihn nun ansehen würde und doch musste ich es tun. Der Gedanke daran, sein Gesicht zu sehen, kam mir wie das einzig Tröstliche auf dieser Welt vor. Also drehte ich den Kopf in seine Richtung und sah ihn an. Aber in seinem Gesicht waren weder Hoffnungslosigkeit noch Entsetzen zu sehen. Vielmehr wirkte er gefasst und hoch konzentriert. Obwohl er ja bereits losgelaufen war, noch bevor Temari mir das Bein gestellte hatte, musste er unglaublich schnell gerannt sein, wenn er jetzt schon bei mir war. Sasuke überwand die letzten zwei Meter ohne langsamer zu werden. Er sah mir nicht ins Gesicht, sondern schaute nur auf meinen brennenden Ärmel. Er packte mich noch im Rennen grob an der Schulter und riss mich mit sich zu Boden. Und dann tat er das einzig Logische und ich fragte mich, warum niemand sonst darauf gekommen war. Warum ich nicht selbst darauf gekommen war. Er packte mich am Oberarm, drückte so meinen brennenden Unterarm auf den Boden und schob sofort mit seiner freien Hand eine große Menge Sand darüber. Ich schrie, weil meine Haut für einen Sekundenbruchteil auf den brennenden Ärmel gedrückt wurde aber kurz darauf hatte der Sand die Flammen schon erstickt. Was blieb, war ein brennender Schmerz, aber er war nicht mehr allzu schlimm, sobald die Hitze verschunden war. Ich keuchte erleichtert. Sasuke atmete schwer, weil er so gerannt war. Er sah mich immer noch nicht an. Er riss mich an den Schulter grob wieder in eine sitzende Position und zog, nach wie vor mit konzentriertem Blick, meinen Arm wieder aus dem Sand. Er packte mein Kleid mit der einen Hand am Kragen, mit der andern am Ärmel und riss mit einem kräftigen Ruck an dem Stoff. Es ertönte ein reißendes Geräusch an der Naht über meiner Schulter. Es ging scheinbar wirklich nicht leicht. Sasuke musste es noch dreimal wiederholen, bis der Ärmel ganz ab war. Er zog den verbrannten Stoff vorsichtig von meinem Arm und sah sich meine Haut an. Ich atmete ein, hielt die Luft an und drehte ebenfalls den Kopf, um den Schaden zu betrachten. Meine Haut am Unterarm war extrem gerötet und ich fühlte einen schrecklich brennenden Schmerz, aber das war alles. Es war nicht wirklich schlimm. Es war nichts, was nicht wieder heilen würde. Es würde nichtmal Narben geben. Trotzdem tat es höllisch weh. Mir war unglaublich schlecht und ich kämpfte mit dem Drang, mich zu übergeben. Ich hörte, wie Leute um uns herum erleichtert aufatmeten. Jemand schluchzte hysterisch auf vor Erleichterung. Doch sie verstanden nicht, dass es noch nicht vorbei war. Sasuke hatte mir geholfen, doch jetzt musste ich ihm helfen. Ein Blick in sein Gesicht verriet mir, dass ich damit recht hatte. Er hatte seine Emotionen unterdrückt und hatte getan, was nötig gewesen war, um mich außer Gefahr zu bringen. Doch nun wich seine gefasste Konzentration der Wut. Ich wusste, dass ich dringend etwas tun musste, um ihn aufzuhalten. Ich musste ihn unbedingt beruhigen. Sofort. Doch so sehr ich mich auch dafür hasste, ich war immer noch vollkommen gelähmt. Ich schrie mich innerlich selbst an, um mich dazu zu bringen, mich zu bewegen und etwas zu ihm zu sagen aber ich konnte mich einfach nicht rühren. Sasuke sah mir immer noch nicht ins Gesicht. Er ließ meinen Arm los und legte meine Hand vorsichtig neben mir auf den Sand. Dann erhob er sich langsam und drehte sich in Temaris Richtung. Sie stand ein paar Meter entfernt und schaute verstört zu uns herüber. In meinem halb betäubten Zustand nahm ich wahr, wie Hinata, Naruto und die anderen auf uns zu gerannt kamen. Aber sie würden nicht rechtzeitig hier sein. Sie waren noch zu weit entfernt. Ich begegnete kurz Narutos Blick und wusste, dass er genauso beunruhigt war wie ich. Er rannte so schnell er konnte und obwohl er ein gutes Stück vor den anderen war, würde er es nicht rechtzeitig schaffen. Ich musste es einfach hinbekommen, aus meiner Lähmung aufzutauchen. Ich musste. Aber ich schaffte es nicht. Ich konnte nur zusehen, wie Sasuke zügig und mit gesenktem Kopf auf Temari zu ging. Sie wich vor ihm zurück und starrte ihn entgeistert an. Er würde sie schlagen. Er wollte sie bezahlen lassen für das, was sie getan hatte. Selbst wenn es ein Unfall gewesen war. Und Naruto war zu weit weg. Und ich konnte mich immer noch nicht rühren. Und dann kam doch Hilfe. Kurz bevor Sasuke bei Temari angekommen war, stand Neji plötzlich vor ihr und versperrte Sasuke den Weg. Neji atmete ebenfalls schwer, weil er gerannt war. "Geh zur Seite", sagte Sasuke. Und die eiskalte Ruhe in seiner Stimme war viel schlimmer, als wenn er Neji angebrüllt hätte. Neji holte Luft und sagte entschlossen: "Nein. Du willst sie verletzen, weil sie dich verletzt hat. Das verstehe ich. Aber ich werde nicht zulassen, dass du den gleichen Fehler machst wie ich. Hass erschafft bloß noch mehr Leid, das weiß ich jetzt. Lass es an mir aus. Ich kann mich wehren. Das endet sonst vielleicht böse." Sasuke versuchte, um Neji herum zu gehen aber Neji trat ihm erneut in den Weg. Sasuke spannte sich an und Neji nahm eine abwehrende Haltung ein. Dann war Naruto da. Er sprang zwischen die beiden und stellte sich vor Neji, Sasuke zugewandt. Er griff mit einer Hand in Sasukes Nacken und versuchte ihm ins Gesicht zu sehen. "Hör mir zu Sasuke!", sagte Naruto klar und konzentriert. Sasuke riss sich los. "Hör mir zu!", sagte Naruto erneut und versuchte den Blickkontakt aufrecht zu erhalten. "Du musst dich zusammen reißen. Du musst! Es ist gut gegangen. Du wirst sie nicht verlieren. Hörst du? Du wirst nicht nochmal den Menschen verlieren, der dir am meisten bedeutet! Sie lebt, sie ist hier bei dir und es geht ihr einigermaßen gut. Ich kann mir vorstellen, was du eben für eine Angst hattest. Aber du musst an Sakura denken. Wenn du jetzt Mist baust, dann leidet sie darunter! Verstehst du das Sasuke?" Und es funktionierte. Sasuke und Neji entspannten sich gleichzeitig. Sasuke ließ sich auf die Knie sinken und Naruto hocke sich sofort vor ihn hin, griff wieder in seinen Nacken und fing an, leise auf Sasuke einzureden, aber so, dass Niemand hören konnte, was er sagte. Ich spürte dumpf, wie Erleichterung mich durchströmte. Dann nahm der Schmerz mit einem mal heftig zu und mir liefen stumm Tränen über die Wangen. In diesem Moment kamen Hinata und die anderen bei mir an. Doch jetzt wo ich mir keine Sorgen mehr wegen Sasuke und dem was er tun könnte machte, war da nur noch dieser Schmerz und dieser dumpfe, betäubte Zustand. Ich bekam dunkel mit, dass Hinata sich besorgt meinen Arm ansah und dann erleichtert aufatmete. Ich nahm beiläufig wahr, dass Shikamaru laut fluchte, dass Ino und Kiba Temari anschrien, dass die Lehrer herbeigerannt kamen, dass immer mehr Leute sich um uns versammelten, aber mir war alles egal. Alles außer Sasuke. Aber um den kümmerte sich Naruto. Alles war gut gegangen. Aber ich wusste nicht, wie ich wieder aus diesem Zustand herauskommen sollte. Ich nahm Dinge war, die in der Vergangenheit lagen. Dinge, die nicht zu der jetzigen Situation gehörten. Ich wusste das. Aber es fühlte sich alles wieder real an. Wie in den Träumen, aus denen ich oft nicht aufwachen konnte. Wie lange würde ich dieses Mal brauchen, um wieder aufzuwachen? Hinata und Kakashi sprachen mich laut an, aber ich verstand sie nicht. In meinen Ohren rauschte es zu sehr. Mir kam der Gedanke, dass sie alle denken würden, dass ich komplett gestört wäre. Ich musste mich irgendwie normal verhalten. Ich war so glücklich mit ihnen allen. Ich wollte nicht in Zukunft die Verrückte mit dem Trauma sein, die alle super vorsichtig behandeln würden. Doch ich konnte immer noch keinen von ihnen richtig ansehen, geschweige denn verstehen, was sie zu mir sagten. Plötzlich hörte ich, wie jemand Sasukes Namen sagte. Und das ließ doch wieder ein paar Worte zu mir durchdringen. Es war Hinata. "Los!", sagte sie drängend zu Kiba. "Hol ihn! Er muss sich jetzt zusammen reißen! Geh hin und sag ihm, dass er kommen muss!" Ich sah Kiba in die Richtung weggehen, in der Naruto und Sasuke sein mussten aber durch die ganzen Leute, die um uns herum waren, konnte ich sie nicht sehen. Kurenai kniete neben mir und nahm mein Gesicht in ihre Hände. Sie redete sanft auf mich ein, aber ich konnte mich nicht auf sie konzentrieren. Dann schubste jemand hinter Kurenai ein paar Leute zur Seite und Naruto und Kiba tauchten auf. Sasuke war direkt hinter ihnen. "Macht doch mal Platz!", fauchte Kiba ein paar von den Leuten an, die blöd im Weg rumstanden. "Lasst Sasuke mal da hin!", sagte Shikamaru zu Kurenai und Kakashi. Kuranai ließ mein Gesicht los und sah ihn wütend an. "Halt du den Mund, und mach dich lieber nützlich. Ruf einen Arzt!" Shiamaru zog sein Smartphone aus der Hosentasche und tippte darauf herum. Dann hielt er es sich ans Ohr. "Sie sollten wirklich Sasuke mit ihr reden lassen!", sagte Hinata zu ihr. "Ich muss da hin", sagte Sasuke kalt zu Kurenai, weil sie ihm den Weg zu mir versperrte, indem sie genau vor mir saß. Sie blickte Kakashi an. Der nickte. Sie seufzte und erhob sich, um ein Stück zur Seite zu gehen. Sasuke ging vor mir in die Hocke. Er wirkte wieder vollkommen gefasst. Und plötzlich wusste ich, dass ich mich wieder zusammenreißen konnte. Er hatte es geschafft, das für mich zu tun. Also würde ich es nun auch schaffen, das für ihn zu tun. "Hey", sagte er sanft. "Sieh mich an Sakura." Ich blickte in sein Gesicht und schaffte es, mich darauf zu konzentrieren, was er sagte. "Gut!", sagte er und lächelte. "Da hast du ja ganz schön Glück gehabt, nicht wahr Prinzessin?" Ich musste auch leicht lächeln. Dieser komische Kosename für mich war gerade so fehl am Platz. Ich räusperte mich leicht, um meine Stimme wieder zu finden. "Das war kein Glück", sagte ich schwach. "Du hast mich gerettet." "Klar!", sagte er selbstsicher und immer noch mit einem leichten Lächeln. "Dafür bin ich doch da, oder?" Ich wusste, dass es nur Show war. Ich wusste, dass ihm nicht nach Lächeln zu Mute war. Er war immer noch aufgewühlt. Aber es funktionierte. Es beruhigte mich und zeigte mir, dass ich mich auch zusammen reißen konnte. "Danke Sasuke", sagte ich. "Reiner Eigennutz!", antwortete er im Spaß, wie er es so oft tat. Ich schnaubte ein klein wenig belustigt, obwohl ich mich dazu ganz schön überwinden musste. Ich fühlte mich immer noch schrecklich. Psychisch und körperlich. Die Assoziationen zu früher waren immer noch da. Aber sie waren ein wenig in den Hintergrund getreten. Immerhin war ich wieder in der Lage, zu agieren. "In zehn Minuten ist ein Arzt da!", sagte Shikamaru laut. "Er wird oben am Eingang parken. Bringen wir sie hoch, dann geht es schneller!" Sasuke machte sofort Anstalten, mich hochheben zu wollen aber ich schüttelte leicht den Kopf. "Es geht schon", sagte ich etwas matt und er half mir beim Aufstehen, indem er mich an meinem gesunden Arm hoch zog. Ich wollte gerne selbst gehen und das Gefühl haben, dass ich wieder etwas Kontrolle über meine Situation bekam. Die nächsten Stunden vergingen für mich, ohne, dass ich ein richtiges Zeitgefühl hatte. Der Arzt war nicht besonders beunruhigt wegen meines Arms und sagte mir mehrfach, dass ich unglaubliches Glück gehabt hätte und es nur eine leichte Verbrennung war. Er schmierte meinen Unterarm dick mit einer angenehm kühlenden Salbe ein und verband ihn. Dann gab er mir noch mehr Salbe und Schmerzmittel. Er meinte die Verbrennung sei zwar nicht schlimm aber weil es so großflächig wäre, würde es trotzdem ein paar Tage weh tun und ich sollte einfach Tabletten nehmen, bis es besser wurde. Ich tat nach wie vor mein Bestes, mich möglichst normal zu Verhalten. Alle schienen auf mich einzureden und mir Fragen zu stellen und ich biss die Zähne zusammen und nickte und schüttelte den Kopf, um irgendwie darauf zu reagieren. Als die Lehrer mich endlich in Ruhe ließen, weil ich sie überzeugt hatte, dass es mir gut ging und ich einfach nur schnell für morgen fertig packen und dann schlafen wollte, waren aber immer noch viele Leute bei mir. Ino scheuchte sie schließlich alle weg, sodass ich mit den Jungs, Hinata, Ino, Tenten und Karin allein war, als ich bei meinem Bungalow ankam. Das war mir eigentlich immer noch zu viel. Ich war total dankbar, dass sie alles taten, um zu helfen, aber eigentlich wollte ich bloß endlich alleine sein. Ich sagte auch zu den Jungs, dass ich nur noch packen und ins Bett wollte. Sasuke musterte mich besorgt und skeptisch. Er wollte bei mir bleiben aber ich wusste, dass ich dann gar nicht würde alleine sein können. Und das musste ich. "Bist du denn okay?", fragte ich ihn. "Klar", sagte er nüchtern. "Ich bin nicht derjenige mit einem angesengten Arm." "Mach dir keine Sorgen um ihn, er ist ja nicht alleine!", sagte Naruto und lächelte mich beruhigend an. "Ich pass schon auf ihn auf!" Und das beruhigte mich tatsächlich. Er war schön für mich zu sehen, dass Naruto so eine enge Bindung zu Sasuke zu haben schien. Sie überredeten Sasuke, mich in Ruhe zu lassen und obwohl er gar nicht glücklich wirkte, akzeptierte er es schließlich. Hinata und die anderen halfen mir beim Packen und Umziehen. "Können wir sonst noch was tun?", fragte Ino, als wir schließlich alle fertig zur Abreise am nächsten Morgen und bettfertig waren. "Sollen wir noch deine Eltern benachrichtigen oder sowas? Wir könnten ihnen sagen, was los ist, aber dass es dir gut geht und du schlafen willst!" "Nein, danke, lieb von dir!", sagte ich. "Bist du sicher?", fragte Ino zweifelnd. "Hör auf Ino", sagte Hinata. "Also meine Eltern würden das wissen wollen!", beharrte Ino. "Sie wären total sauer, wenn sie erst davon erfahren würden, wenn ich morgen aus dem Flugzeug-" Hinata konnte es scheinbar nicht mehr ertragen, denn sie unterbrach sie. "Ino, Sakuras Eltern sind tot. Sie hatten vor ein paar Jahren einen Autounfall." Ino starrte erst Hinata und dann mich an. Karin schaute genauso entsetzt drein und Tenten schlug sich die Hände vor den Mund und sah bestürzt aus. "Das wusste ich nicht!", sagte Ino schließlich. "Warum hast du nie... Ich meine...Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich manche Sachen nie gesagt!" "Tut mir leid, ich muss jetzt wirklich schlafen gehen!", sagte ich rasch und wandte mich ab. In mir schrie alles. Ich wollte unbedingt alleine sein. Ich platzte fast. Ich kroch schnell auf mein Bett und zog mir die Decke über meinen Kopf. "Gehen wir schlafen", sagte Hinata schließlich etwas hilflos und ich hörte, wie sie das Licht löschten und in ihre Betten krochen. Ich lag lange wach und konzentrierte mich auf meine Atmung, bis ich mir irgendwann ganz sicher war, dass sie alle schliefen. Dann schlich ich mich raus. Ich hatte eigentlich gar nicht vor gehabt, an diesen Ort zu kommen. Aber der Wald war der einzige Ort, wo ich das Gefühl hatte, alleine sein zu können. Und vielleicht war ich ganz automatisch wieder hier her gekommen, weil der Ort mir bekannt vorkam. Vielleicht hatte ich mich an das Moos und die hübschen weißen Blumen erinnert, die mir so tröstlich vorgekommen waren. Ich verband keine positiven Erinnerungen mit diesem Ort aber schließlich hatte ich auch nicht vor, mich positiven Gefühlen hinzugeben. Barfuß und in dem Top und der Jogginghose, mit der ich schlief, rollte ich mich auf dem Moos zusammen. Und endlich war ich alleine und konnte weinen. Ich weinte lange und gab mir keine Mühe, leise zu sein oder mich zurückzuhalten. Alle Erinnerungen waren wieder so präsent und auch all die schweren Jahre, die ich nach dem Tod meiner Eltern durchgemacht hatte. Ich musste irgendwo hin mit diesen ganzen Emotionen. Und das Weinen verschaffte mir endlich etwas Erleichterung. Ich weinte, bis ich völlig erschöpft war und keine Tränen mehr da zu sein schienen. Und schließlich schlief ich einfach ein. Ich hatte es eigentlich nicht vor gehabt. Aber ich war so müde und fühlte mich so schwer und ausgelaugt. "Ich kann echt nicht fassen, dass du wirklich wieder hier her gekommen bist!", hört ich Nejis Stimme neben mir. Ich schreckte hoch und setzte mich auf. Es wurde gerade hell. Neji lehnte zwei Meter weiter mit verschränkten Armen an einem Baum und musterte mich. Meine Augen fühlten sich vom Weinen etwas verquollen an und ich musste erstmal blinzeln, um richtig sehen zu können. "Verdammt!", sagte ich leise und stand auf so schnell ich konnte. Ich taumelte kurz, weil ich noch nicht richtig wach war. "Wie spät ist es?" "Fünf Uhr morgens. Keine Sorge, wir Fliegen erst in ein paar Stunden. Aber Hinata ist aufgewacht und du warst weg. Sie hat sich raus geschlichen und Sasuke angerufen. Die beiden suchen dich. Naruto auch. Ich schlafe schon seit Jahren schlecht. Daher war ich wach und saß draußen. Sie haben mir erzählt, dass du verschwunden bist. Ich habe zwar nicht wirklich glauben können, dass du hier her kommen würdest...", er lächelte ein wenig traurig, "...aber ich habe mich daran erinnert, dass dir das Moos und die Blumen gefallen haben. Damals, als ich... naja. Jedenfalls dachte ich, ich schaue einfach mal nach." "Ich...tut mir leid...danke", murmelte ich. Ich staunte ein wenig darüber, dass ihm das damals aufgefallen war. Er war sensibler, als ich gedacht hatte. "Oh nein, Sasuke und Hinata machen sich bestimmt furchtbare Sorgen!", sagte ich niedergeschlagen. "Sie sind unterwegs hier her. Ich habe Hinata gerade angerufen und sie meinte, sie würde Sasuke und Naruto bescheid geben. Ich habe ihre Nummern nicht." "Oh, okay, danke Neji", sagte ich leise. Dann konnte ich auch einfach hier bleiben und warten. Wir sahen uns einen Moment schweigend an, während wir warteten. Die Vögel zwitscherten und begrüßten den neuen Morgen. "Danke, dass du Sasuke gestern aufgehalten hast", sagte ich schließlich leise. Neji nickte leicht. Dann blickten wir beide nach links, weil wir Geräusche hörten und einen Moment später kamen Sasuke und dicht hinter ihm Naruto und Hinata durchs Unterholz. Ich stellte erleichtert fest, dass keiner von ihnen so aussah, als ob sie besonders wütend auf mich wären, weil ich verschwunden war. Sie bleiben alle bei Neji und mir stehen aber weder Sasuke noch Hinata oder Naruto kamen mir zu nahe und berührten mich. Sasuke schaute zu Neji. "Danke." Neji nickte wieder leicht. "Leute...", sagte ich und ich stellte erleichtert fest, dass meine Stimme wieder fest und selbstsicher klang. Das Weinen hatte geholfen. Und das Schlafen wahrscheinlich auch, "es tut mir wirklich leid, dass ich verschwunden bin und ihr euch Sorgen gemacht habt. Aber ich musste unbedingt alleine sein. Und dann bin ich versehentlich eingeschlafen." "Ja", sagte Sasuke ein wenig säuerlich, "nachdem du ganz alleine nachts im Wald geweint hast, bis du vollkommen erschöpft warst." "Sasuke...", sagte ich sanft, "das ist mein Schmerz und ich musste da alleine durch." Er verzog leicht verärgert das Gesicht. "Oder du erzählst mir endlich, was damals genau mit deinen Eltern passiert ist. Dann musst du da in Zukunft vielleicht nicht mehr alleine durch." "Sakura", sagte Hinata behutsam, "kann es sein, dass du mit im Auto warst, als deine Eltern den Unfall hatten?" Ich zögerte einen Moment. Und dann entschied ich mich doch es ihnen einfach zu sagen. Eigentlich sprach ja überhaupt nichts dagegen. Sie waren immer für mich da. Sie waren einfach toll. Ich atmete einmal tief ein und aus um mich zu sammeln. "Ja", sagte ich. "Wir waren zu dritt im Auto. Wir waren auf der Autobahn. Der Unfallverursacher war betrunken und viel zu schnell. Er ist in uns reingefahren. Mein Vater verlor die Kontrolle über den Wagen und wir sind in eine Lärmschutzwand gekracht. Meine Eltern waren sofort tot. Aber ich war wie durch ein Wunder kaum verletzt und bei Bewusstsein. Ich war eingeklemmt und konnte mich nicht rühren." Ich atmete wieder tief ein und aus, bevor ich weiter sprach. Auch nach all den Jahren war es schwer darüber zu reden. Aber ich hatte auch keine Übung darin. Ich sprach nie darüber. Nur meiner Therapeutin hatte ich es erzählt. Und einmal meinem letzten Ex Freund aber da war ich sehr betunken gewesen. Und das nur, weil beide die ganze Zeit darauf gedrängt hatten. Ich hatte es noch nie wirklich freiwillig erzählt. "Es fing an zu brennen und ich konnte nicht raus, weil ich nicht frei kam. Ich wusste, dass meine Eltern tot waren. Aber es war trotzdem unglaublich schlimm, als das Feuer sie erreichte. Es roch furchtbar und überall war Rauch. Ich bekam keine Luft und dachte ich würde auch sterben. Am Ende war ich wahrscheinlich höchstens zwei Minuten da drinnen. Dann kamen schon Leute und zogen mich raus. Aber mir kam es wie eine Ewigkeit vor. Ich habe immer noch Albträume deswegen." Ich lächelte vorsichtig. "Aber seit ich euch habe", ich schaute zu Sasuke, "seit ich dich habe, ist alles so unendlich viel besser geworden." Hinata hatte Tränen in den Augen und eine Hand auf ihren Mund gepresst. Naruto hatte die Hände zu Fäusten geballt und sah mich an. Doch als er bemerkte, wie es Hinata mit nahm, griff er sofort nach ihrer Hand und sie nahm seine und lächelte ihn dankbar an. Neji lehnte immer noch mit verschränkten Armen an dem Baum. Er hatte den Kopf gesenkt und seine Haare fielen ihm vor sein Gesicht, sodass ich seine Reaktion nicht sehen konnte. Ich blickte Sasuke an. Er wirkte einigermaßen gefasst. "Danke, dass du es uns erzählt hast", sagte er ruhig. "Ich bewundere deine Stärke." Ich war ihnen so unlaublich dankbar, dass sie nicht übertrieben dramatisch drauf reagierten. Dankbar, dass sie ruhig blieben, einfach zugehört hatten und es dabei beließen. Dankbar, dass sie mich nun nicht bemitleideten und versuchten mich irgendwie aufzubauen. Das half nämlich nicht. Der Schmerz war nunmal da und gehörte zu mir. Nette Worte würden daran nichts ändern. Trotzdem fühlte ich mich nun extrem erleichtert. Es fühlte sich unglaublich gut an, das mit ihnen geteilt zu haben. Und all das sagte ich ihnen auch. Hinata lächelte. "Tja", sagte sie, "dann haben wir fünf hier wohl alle einen Grund einander dankbar zu sein! Ich bin dir dankbar Sakura, dass du meine Freundin geworden bist. Durch dich haben Naruto und ich uns gefunden", sie sah vorsichtig zu Neji, "und vielleicht können Neji und ich uns durch dich in Zukunft besser verstehen." Neji hob den Kopf und blickte sie an. "Ja", sagte er. "Das werden wir. Und dafür bin ich dir auch sehr dankbar Sakura. Und dir Hinata, dass du mir so entgegen kommst, obwohl ich es dir all die Jahre so schwer gemacht habe." Er sah zu Sasuke. "Und dir danke ich, dass du Nachsicht und Verständnis für mich hast. Ich weiß, dass es dich viel Überwindung kostet." Er sah leicht belustigt zu Naruto. "Und dir bin ich dankbar, dass du Sasuke gestern beruhigt hast. Mein Gesicht ist schon demoliert genug. Ich hätte nicht noch nen Schlag gebraucht." Naruto grinste. "Ich bin euch auch dankbar, Sakura und Neji. Es ist gut zu wissen, dass es nun noch zwei Leute gibt, die Sasuke in Schach halten können! Das ist ganz schön viel Verantwortung für einen alleine!" Sasuke schnaubte verächtlich. Naruto lachte. "Du bist manchmal echt anstrengend Mann!" "Und natürlich bin ich dankbar für dich!", fügte er hinzu, während er Hinata anlächelte. Er legte ihr den Arm um die Schultern und drückte sie kurz an sich. Sie strahlte ihn an und man konnte in diesem Moment so deutlich sehen, wie sehr sie sich liebten, dass es mich ganz glücklich machte. Alle sahen zu Sasuke, der etwas das Gesicht verzog. Dann sagte er: "Ja okay, ich bin euch auch allen dankbar! Aber erwartet jetzt nicht von mir, dass ich das näher ausführe, ihr seid mir gerade alle ne Nummer zu sentimental!" "Du bist ein Arsch!", sagte Naruto grinsend. "Jep!", sagte Hinata und ich musste lachen. "Komm schon Sasuke!", sagte Neji grinsend. "Wenn sogar ich das geschafft habe, kannst du das auch!" "Ich bin gerade dabei mir zu überlegen, ob ich dich nicht vielleicht doch leiden kann", sagte Sasuke säuerlich zu Neji. "Setz es nicht gleich wieder aufs Spiel!" Neji lachte leise. Dann sah er Sasuke nachdenklich an. "Was hat Naruto gestern eigentlich gemeint mit 'du wirst nicht nochmal den Menschen verlieren, der dir am meisten bedeutet'?" "Das geht dich nichts an", sagte Sasuke hart. Er war also immer noch nicht bereit, darüber zu sprechen. "Du hast damit Itachi gemeint, nicht wahr Naruto?", fragte ich vorsichtig. Ich hatte ohnehin vor gehabt, ihn danach zu fragen. Wusste Naruto, was mit Itachi passiert war? "Ja", sagte Naruto mit einem vorsichtigen Blick zu Sasuke. "Aber er spricht nicht darüber. Ich weiß nur, dass Sasuke Itachi vermisst." "Hört auf!", sagte Sasuke kalt. "Alle! Ich will nicht über meinen Bruder sprechen und das werdet ihr akzeptieren!" "Er ist einfach noch nicht so weit!", sagte Naruto schulterzuckend und ein wenig scherzhaft, um die angespannte Stimmung wieder etwas aufzulockern. Sasuke sah zu Neji und Hinata. "Wofür ich euch beiden wirklich dankbar wäre, wäre wenn ihr nicht gleich zu eurer Familie rennt und allen Hyugas erzählt, dass ich die Fassung verliere, wenn es um Sakura oder meinen Bruder geht. Ich versuche diese Schwäche von mir eigentlich so gut es geht zu verstecken und wenn mein Vater oder mein Onkel mitbekommen, dass ihr sowas von mir wisst, machen die mir richtig Stress!" Hinata lächelte. "Du solltest doch bereits wissen, dass ich mich aus diesem lächerlichen Konkurrenzkampf zwischen unseren Familien raushalte." "Und was ist mir dir?", fragte Sasuke kühl an Neji gewandt. Neji musterte ihn kurz nachdenklich. Dann stieß er sich von dem Baum ab und kam auf Sasuke zu. Er bleib vor ihm stehen. "Ich habe in den letzten Tagen viel nachgedacht", sagte er. "Und ich fange langsam an mich zu fragen, ob unsere Familien nicht viel besser dran wären, wenn sie zusammenarbeiten würden, anstatt immerzu zu versuchen die andere auszustechen. Unsere Unternehmen konkurrieren ja nicht mal um die gleichen Aufträge. Genau genommen könnten wir uns sogar zuarbeiten. Wie wäre es, wenn wir diesen uralten Konflikt begraben würden? Wir beide wären in der Lage, in Zukunft alles anders zu machen." Er grinste ein wenig fies. "Zusammen wären wir unschlagbar, oder?" Sasuke musterte ihn misstrauisch. "Meine Familie würde mir sagen, du willst mich bloß reinlegen. Warum tust du das plötzlich?" Das Grinsen verschwand von Nejis Gesicht. Als er sprach, war seine Stimme leise und von seiner Großspurigkeit war nichts mehr zu bemerken. "Ich schulde euch was. Sakura hat dir erzählt, was ich beinahe getan hätte. Ich war komplett neben der Spur. Und ich bin so unendlich dankbar, dass sie an mich geglaubt hat. Es hat noch nie jemand daran gelaubt, dass ich ein netter Mensch sein kann. Und sie hat alles riskiert und es vollkommen bedingungslos getan. Und dann verzeiht ihr mir alle das auch noch. Mehr oder weniger zumindest. Ich schäme mich. Besonders, nachdem ich eben gehört habe, was sie durchstehen musste. Ich will beweisen, dass sie recht hatte. Ich kann ein guter Mensch sein." Neji hob die Hand und hielt sie Sasuke hin. "Lass uns nicht nur Frieden schließen. Lass uns in Zukunft alles besser machen. Ich will, dass wir Freunde werden Sasuke Uchiha." Sasuke sah ihn lange an und schien zu überlegen. Hinata, Naruto und ich waren ganz still und beobachteten die beiden gespannt. "Na schön!", sagte Sasuke schließlich. "Ich habe auch keine Lust mehr, mir ständig einreden zu lassen, dass du mein Gegner bist. Beenden wir das!" Er griff nach Nejis Hand. Neji sah erleichtert aus. Hinata und ich tauschten einen Blick. Sie schien darüber genauso glücklich zu sein wie ich. "Das heißt jetzt aber nicht, dass wir ständig mit Neji rumhängen, oder?", fragte Naruto grinsend. "So gut kann ich ihn jetzt auch wieder nicht leiden!" Sasuke ließ Nejis Hand los und verzog amüsiert den Mund zu einem schiefen Lächeln. "Mal sehen." Neji grinste. "Halt den Mund Uzumaki!" "Von dir lasse ich mir gar nichts verbieten Hyuga!", antwortete Naruto ebenfalls grinsend. Hinata kicherte und ich musste lächeln. Sie schienen sich eigentlich jetzt schon ganz gut zu verstehen. Auf ihre merkwürdige Art. "Wir sollten zurück gehen!", sagte Hinata schließlich in die angenehme Stille. "Bald wachen alle auf und wenn wir dann weg sind, drehen Kakashi und Kurenai komplett durch! Die können es ohnehin kaum noch ertragen, dass die ganze Zeit Dramen passieren und sie überhaupt nicht mehr durchsteigen!" Darauf hin mussten alle grinsen oder Lachen und wir machten uns auf den Rückweg. Ich fühlte mich total erleichtert. Und den anderen musste es auch so gehen. Sasuke legte mir beim Gehen den Arm um die Schultern und ich warf ihm von der Seite einen Blick zu. Ich würde so gerne wissen, warum er nicht über seinen Bruder sprechen wollte. Ich konnte ihm nicht helfen, wenn er es nicht tat. In diesem Moment ahnte ich noch nicht, dass er es schon so bald doch tun würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)