Finding Love von writer (Sasusaku Highschool Lovestory) ================================================================================ Kapitel 38: Gefühle ------------------- Die Abenddämmerung setzte bereits ein wenig ein, als ich mit Hinata unter den Bäumen zu der Treppe hindurch ging. Der Blick auf den See war wie immer fantastisch und am Horizont zeichneten sich pinke und orangene Streifen von der untergehenden Sonne ab. Der Strand war total voll, wie ich feststellte, als ich die Stufen hinunter stieg. Fast alle unserer Mitschüler waren hier und beinahe eben so viele Leute, die ich nicht kannte und die wahrscheinlich, wie Hinata gesagt hatte, die Schüler von dem Nachbargrundstück waren. Wir gingen durch die Menge und hielten Ausschau nach unseren Freunden. In meinem Fall hielt ich allerdings in erster Linie Ausschau nach Sasuke, in der Hoffnung, dass Ino und Karin sich bloß hatten wichtig machen wollen und das Ganze dabei etwas übertrieben dargestellt hatten. Ich merkte deutlich, wie ich schon wieder mehr Aufmerksamkeit auf mich zog, als mir lieb war. Ein paar der fremden Schüler warfen mir interessierte Blicke zu. Das war ich in den letzten Tagen gar nicht mehr gewohnt gewesen. Sasukes Verhalten sorgte zweifellos dafür, dass ich für alle, die wussten, dass ich mit ihm zusammen war, nicht mehr von Interesse zu sein schien. Außer Neji schien niemand seinen Unmut auf sich ziehen zu wollen. Gestern hatte ich sogar einmal den Eindruck gehabt, dass Choji mir rasch aus dem Weg gegangen war, als ich beim Frühstück einen Toast hatte nehmen wollen und er gerade davor stand. Und zwar, wie mir schien, nicht aus Höflichkeit sondern aus Vorsicht. Es war verrückt, dass Sasukes Getue offenbar tatsächlich so viel Eindruck machte. Und ich würde es wahrscheinlich niemals zugeben, weil ich dieses Machtgehabe von ihm albern fand aber ich war irgendwie dankbar für die Ruhe, die mir das brachte. "Da sind sie!", sagte Hinata und deutete auf den hinteren Teil der Menge. Auf dem Weg zur Treppe, hatte Hinata mich gefragt, ob ich mir Sorgen machte, dass Sasuke untreu sein könnte und ich hatte mit 'nein' geantwortet. Das war einfach mein erster Impuls gewesen. Nun fragte ich mich allerdings, warum ich mir da eigentlich so sicher zu sein glaubte. Bestimmt nicht, wie Ino sagte, weil ich so selbstsicher war. So fühlte ich mich überhaupt nicht. Ich war irgendwie entschlossen Sasuke vertrauen zu wollen. Vielleicht war das nur ein dummes, naives Bedürfnis nach Sicherheit und ich wollte einen anderen Gedanken einfach nicht zulassen. Wenn man bedachte, wie wundervoll er meistens zu mir war und wie heftig er reagierte, wenn mir jemand zu nahe kam, konnte man fast den Eindruck gewinnen, dass ich ihm nicht nur wichtig war, sondern dass er beinahe schon leicht besessen von mir war. Andererseits konnte es auch einfach sein, dass es schlicht seinem Charakter entsprach, alles zu verteidigen, wovon er glaubte, dass es ihm gehörte. Dieses Verhalten konnte genauso gut rein gar nichts mit mir zu tun haben und einfach nur so ein Ego Ding von ihm sein. Einfach, weil er jedem zeigen wollte, dass er der Tollste war oder etwas in der Art. Möglicherweise war es auch beides zusammen. Jedoch war ich fürs erste nicht allzu beunruhigt und wollte mir lieber selbst ein Bild von der Lage machen, als auf etwas zu hören, was Ino oder Karin mir erzählten. Naruto und Kiba spielten mit ein paar anderen Leuten Volleyball und Shikamaru saß auf einer der Liegen und schien zu dösen oder einfach nur mit geschlossenen Augen Musik zu hören. Sasuke war nicht zu sehen aber neben Shikamaru war eine leere Liege und ein paar von Sasukes Sachen lagen darauf. Ich ging mit Hinata auf Shikamaru zu und er öffnete die Augen, als wir bei ihm ankamen. Er hatte also nur Musik gehört und nicht geschlafen. Er zog die Ohrstöpsel heraus und setzte sich auf. "Heeey, da seid ihr ja wieder!", sagte er erfreut und wedelte lässig mit der Hand zu der freien Liege. "Setzt euch! Sasuke ist schwimmen." Also setzten wir uns und Shikamaru wandte sich uns zu. Er war zwar faul aber auch ein Gentleman. "Wie war euer Tag?", fragte er freundlich. Also erzählten ihm ein wenig davon und er berichtete uns, dass sie alle eigentlich nur die ganze Zeit am Strand rumgehangen und es genossen hätten. Während wir ein wenig mit ihm plauderten und Hinata und er anfingen, sich über ein Buch zu unterhalten, dass sie beide angefangen hatten zu lesen, sahen wir Naruto und Kiba ein wenig beim Volleyball spielen zu. Sie schienen Spaß zu haben. Wahrscheinlich, weil sie am gewinnen waren. "Da kommt Sasuke", sagte Shikamaru nach ein paar Minuten beiläufig und deutete zum Wasser. "Och nö, diese Temari klebt ja schon wieder an ihm! Seit gestern Abend weicht sie ihm nicht mehr von der Seite!", sagte er genervt. Ich folgte Shikamarus Blick und sah wie Sasuke tatsächlich gerade über den Stand auf uns zu kam. Neben ihm ging eine hübsche, selbstsicher wirkende blonde Frau, die gerade seinen Oberarm umfasste, ihm mit einem frechen Lächeln etwas ins Ohr flüsterte und ihm mit dem Zeigefinger über die Brust strich. Ich merkte, dass mich diese vertraute Berührung extrem störte. Andererseits konnte ich irgendwie verstehen, dass sie ihn anfassen wollte. Nur mit einer schwarzen fast knielangen Badehose bekleidet, sah er einfach unglaublich heiß aus. Sasuke reagierte entspannt, zog eine Augenbraue hoch und sagte mit einem amüsierten, höhnischen Blick etwas zu ihr. Und diese fast schon flirtend-vertraute Reaktion störte mich noch viel mehr, als die Berührung. Aber eine Sekunde später war ich erleichtert zu sehen, dass er ihr seinen Arm entzog und sie ein kleines Stück von sich weg schob. Dann fiel sein Blick auf mich und er grinste und beschleunigte seine Schritte. "Hey!", sagte er laut, als er fast da war und ich lächelte ihn an und erwiderte seine Begrüßung, während ich noch versuchte zu verstehen, was ich da eben beobachtet hatte. Die blonde junge Frau, offenbar Temari, war auch fast bei uns angekommen und sah nun zwischen Sasuke und mir hin und her. Aber wie ich mit Genugtuung und Erleichterung feststellte, beachtete Sasuke sie nicht weiter und setzte sich neben mich, als Hinata, freundlich wie sie war, ein Stück von mir abrückte, um ihm Platz zu machen. Sasuke legte seinen Arm um meine Schultern und drückte mich zur Begrüßung kurz an sich und ich zuckte leicht zurück, weil er kalt und nass war. Er lachte leise und hielt mich eine Sekunde länger fest, als nötig gewesen wäre und ich fing an mich zu sträuben, weil Wasser von seinen Haaren kalt auf meine Schultern tropfte. Es schien ihm einfach Spaß zu machen, mich immer ein bisschen zu ärgern. "Hast du etwa eine Freundin, Sasuke?", fragte das Mädchen namens Temari ungläubig, stemmte selbstbewusst einen Arm in ihre Seite und sah ihn vorwurfsvoll an. "Ja", sagte Sasuke nüchtern und blickte sie an. "Und keiner hat es für nötig gehalten, mir das mitzuteilen?", fragte sie und ihr Blick huschte kurz zu Shikamaru bevor sie wieder Sasuke fixierte. "Haltet mich da gefälligst raus", sagte Shikamaru und gähnte mal wieder gelangweilt. "Du hast nicht gefragt", sagte Sasuke schulterzuckend. "Hi!", sagte ich und lächelte sie an. Dass Sasuke neben mir saß und den Arm um mich liegen hatte, gab mir ein ziemlich sicheres Gefühl. "Ich bin Sakura." "Temari", erwiderte sie etwas säuerlich und blickte mich an. Dann sah sie gleich wieder Sasuke an. "Das überrascht mich ein bisschen!" Sie setzte ein verführerisches Lächeln auf und fügte hinzu: "Bist du denn auch sicher, dass du es schaffst, dich wirklich nur auf eine Frau festzulegen, mein Hübscher?" Sie warf ihm ein strahlendes Lächeln zu und wandte sich dann einfach ab und ging. Nicht ohne dabei möglichst sexy ihre Hüfte zu bewegen. Ich sah ihr ein wenig perplex nach. "Kennt ihr euch?", fragte ich Sasuke irritiert. "Hmm", machte er bloß und versuchte mich zu küssen aber ich wich ihm aus. Er griff nach meinem Kinn, um meinen Kopf zurück zu drehen und ich ließ kurz zu, dass er mich küsste. Nicht zuletzt, weil es meinem Ego gerade gut tat, sein Verlangen nach mir zu spüren. Und das schien definitiv nach wie vor vorhanden. Trotzdem weigerte ich mich, den Mund zu öffnen, als er mich dazu bringen wollte und ich zog ihm wieder meinen Kopf weg. Er knurrte unzufrieden. "Und woher kennst du Temari?", fragte ich nach. "Ist doch egal", murmelte er und küsste meinen Hals. Ich schob seinen Kopf weg und musste lachen, weil seine nassen Haare unglaublich kitzelten. "Mir nicht!", sagte ich. Er hörte auf, wich ein Stück zurück und sah mich grinsend an. "Eifersüchtig?", fragte er amüsiert. "Ich weiß nicht", antwortete ich und zog die Augenbrauen hoch. "Sag du mir, ob es dafür einen Grund gibt!" "Nein", sagte er schlicht. "Ihre Familie ist mit meiner befreundet. Daher kennen wir uns." "Verstehe!", sagte ich und merkte gleich, dass ich doch etwas eifersüchtig war, als mir der Gedanke kam, dass Fugaku Uchiha sie dann wahrscheinlich für eine geeignetere Partnerin für Sasuke hielt. Wenn ihre Familie mit den Uchihas befreundet war, war sie wahrscheinlich auch reich und von gutem gesellschaftlichen Stand. Doch vorerst blieb mir keine Zeit, um darüber nachzudenken, denn Naruto und Kiba hatten ihr Spiel beendet und offenbar gewonnen und kamen nun zu uns, begrüßten Hinata und mich und verbreiteten Trubel. Meine leichte Verunsicherung war jedenfalls bald wieder abgeflaut. Sasuke schien sich zu freuen, dass ich wieder da war. Er wich mir nicht von der Seite, brachte mir überhaupt seine ganze Aufmerksamkeit entgegen und gab Naruto einen Korb, als der ihn überreden wollte, mit Volleyball zu spielen. Zumindest bis Naruto mich und Hinata überredet hatte. Dann war er plötzlich doch bereit mitzuspielen und wenn er dann schon dabei war, schien er auch unbedingt gewinnen zu wollen, sodass Naruto und er am Ende den Hauptteil der Arbeit erledigten und Hinata und ich irgendwann eher lachend daneben standen, weil es kam noch was zu tun gab. Aber das war nicht weiter schlimm, wir waren beide glücklich darüber, die beiden so gut gelaunt zu sehen. Schließlich war es zu dunkel, um noch weiter zu spielen und wir entschieden aufzuhören. Irgendjemand hatte zwar ein paar Fackeln angezündet aber außerhalb des Lichtscheins waren alle fast nur noch als dunkle Silhouetten zu erkennen. Trotzdem war es noch angenehm warm. Ich ging gerade in Richtung des Wassers, um den Ball zu holen, den Kiba zuletzt versehentlich dort hin befördert hatte, während die anderen zurück zu den Liegestühlen bei Shikamaru gingen. Ich war fast bei dem Ball angekommen, als ich Neji erkannte, der ihn mit einem schiefen Lächeln auf hob. Er hatte ebenfalls nur seine Badehose an und war wohl gerade aus dem Wasser gekommen. "Willst du den?", fragte er mit einem höhnischen Lächeln und ließ den Ball in seiner Hand kreisen. "Ja", sagte ich betont ruhig. "Gibst du ihn mir bitte?" "Hm, ich weiß nicht", sagte er und warf ihn zweimal leicht hoch und fing ihn mit einer Hand wieder auf. Seinen Blick ließ er dabei auf mich geheftet. "Was bekomme ich denn dafür?" "Nichts!", sagte ich entschieden aber mit einem Lächeln. "Dieser Ball ist mir keine Gegenleistung an dich wert, Neji!" Ich war nach wie vor entschlossen, mich nicht von ihm einschüchtern zu lassen. Er machte einen Schritt auf mich zu und ich machte unwillkürlich einen zurück. Ich wollte ihm irgendwie nicht zu nahe sein. Seine Präsenz wirkte bedrohlich auf mich. Nejis Lächeln wurde breiter. "Oh, du hast also doch ein bisschen Angst vor mir, nicht wahr?" "Nein", sagte ich möglichst ruhig aber ich war mir nicht sicher, wie überzeugend das klang. "Oh doch", sagte er leise und lachte, als würde ihn das freuen. "Aber du hast mal wieder Glück, meine Hübsche, du wirst gerettet!" Er holte blitzschnell aus und warf den Ball an mir vorbei. Ich zuckte vor Schreck zusammen und drehte mich um. Sasuke stand ein paar Meter hinter mir. Er hatte den Ball aufgefangen und musterte Neji kühl. "Guter Fang!", sagte Neji anerkennend aber kalt. "Da bist du ja mal wieder rechtzeitig aufgetaucht, was Sasuke?" Dann wandte er sich ab und ging einfach davon. Ich sah ihm kurz nach und wandte mich dann Sasuke zu. Er sah Neji ebenfalls hinterher und wirkte schon wieder, als wäre er bereit jederzeit zuzuschlagen. Ich machte einen Schritt auf Sasuke zu. "Reden wir jetzt darüber?", fragte ich behutsam. Er musterte mich einen Moment und wog nachdenklich den Ball in seiner Hand. "Ich will nicht darüber reden", sagte er. "Du hast es versprochen", erinnerte ich ihn. "Lass uns doch ein bisschen am Wasser entlang gehen", schlug ich vor. Er atmete ergeben aus. Dann drehte er sich zu den anderen um, rief laut "Ey, Naruto!" und warf den Ball mit viel Kraft zu ihnen hinüber. Ich war beeindruckt. Es war ziemlich weit. Naruto fing ihn gerade so auf und brüllte eine Beleidigung, weil Sasuke offenbar fast Hinata getroffen hatte. Viele drehten sich zu uns um und ich war total froh, dass es so dunkel war. Ich mochte es nicht, im Mittelpunkt zu stehen und durch Sasuke passierte das irgendwie andauernd. Er war einfach kein Mensch, der leise und friedlich vor sich hin lebte. Was das an ging, würde diese Temari wahrscheinlich viel besser zu Sasuke passen. Sie war mir so selbstsicher und stark vorgekommen und schien sich wohl zu fühlen, wenn alle sie ansahen. Ich schob den Gedanken beiseite. Es war angenehm, dass es trotz der Dunkelheit immer noch so warm war und es war auch herrlich das Wasser und die vielen kleinen runden Steine an meinen Füßen zu spüren. Ich ging sehr langsam, setzte sanft einen Fuß vor den anderen und genoss das Gefühl. Sasuke ging schweigend neben mir her, immer noch nur in seiner Badehose aber es war so warm, dass das wahrscheinlich angenehm war. Er hatte gesagte, dass er nicht reden wollte, also würde er schweigen, bis ich damit anfing. "Du machst dir ernsthaft Sorgen wegen Neji, nicht wahr?", fragte ich schließlich. "Ja", sagte er bloß. Er schien nicht besonders auskunftsfreudig. Ich würde also um jedes bisschen Information kämpfen müssen. Solange er nicht log, war mir das egal. Aber wie ich wusste, hatte er kein Problem damit zu lügen, wenn er etwas von mir fernhalten wollte. "Und warum machst du dir solche Sorgen?", fragte ich. Er schwieg und schien zu überlegen, was er sagen sollte. "Ich habe Angst, dass er dir etwas antut, um mich zu verletzen. Und er ist nicht dumm. Er weiß, wie sehr er mich damit verletzen könnte." Ich warf ihm einen Blick zu. Er sah beim Gehen vor sich auf den Boden und sein Gesicht war nachdenklich. "Warum glaubst du, will er dich denn verletzen?" Sasuke sah mich an, lachte freudlos und blieb stehen. "Jeder normale Mensch hätte jetzt gefragt, was ich glaube, was er dir antun würde! Wieso fragst du das nicht?" Ich sah ihn nachdenklich an. "Weil es für mich keine Rolle spielt", sagte ich schließlich und ging einfach weiter. Er folgte mir. "Beantworte bitte meine Frage, ja?" Er seufzte. "Ich glaube, dass er mich verletzen will, weil ich dieses Bedürfnis von ihm nachvollziehen kann. Mir würde es an seiner Stelle wahrscheinlich ähnlich gehen." "Was meinst du damit?" Er schwieg lange aber schließlich antwortete er doch. "Ich glaube, ich verstehe Neji ganz gut. Vielleicht besser als alle anderen. Und er mich auch. Wir kennen uns schon ewig. Wir sehen uns ständig in der Schule aber vor allem zweimal die Woche beim Training. Wir beobachten einander seit Jahren genau, wir haben die Reaktionen des anderen schon in allen möglichen Situationen gesehen, wir erkennen wann der andere lügt, wann er Show macht und auch, wann es einem von uns gut oder schlecht geht. Neji geht es momentan schlechter denn je. Und das liegt zum Teil daran, dass es mir in letzter Zeit besser geht. Deinentwegen." Jetzt blieb ich doch wieder stehen und wandte mich ihm zu. "Wie meinst du das?", fragte ich vorsichtig nach. Ich war froh, dass er endlich angefangen hatte zu reden. Und ich wollte, dass er weiter sprach. Und das tat er auch. Mit dem Blick gen Boden gerichtet, wie um mich nicht ansehen zu müssen. "Soweit ich das mitbekomme, wird Neji von seiner Familie ähnlich unter Druck gesetzt wie ich. Auf ihm Lasten die gleichen Erwartungen. Auch er kann es sich nicht leisten zu scheitern, weil zu viel daran hängt. Zwischen uns gibt es nur den kleinen Unterschied, dass ich immer in allem ein bisschen besser bin. Meine Familie ist ein bisschen reicher, ein bisschen einflussreicher, in der Schule und im Training bin ich immer ein ganz kleines bisschen besser als er. Ich sehe ein ganz kleines bisschen besser aus. Und ich glaube ich halte auch den Erwartungsdruck, der auf uns beiden lastet, ein ganz kleines bisschen besser aus. Noch dazu werde ich mein Erbe ganz ordnungsgemäß antreten, während er nur eine Lücke füllt, weil Hinata das nicht möchte oder dafür nicht geeignet ist. Das sorgt sicher für zusätzliche Spannungen in der Familie besonders zwischen seinem Vater und Hinatas Vater. Und dann kommt noch dazu, dass unsere Väter uns immer miteinander verglichen haben. Bei mir hieß es immer 'du musst besser als Neji Hyuga sein' und ich bin sicher, dass er das auch ständig über mich gehört hat. Aber ich hatte es leichter, denn ich war eben immer ein ganz kleines bisschen besser. Dafür wurde ich dann gelobt und auf gewisse Weise war das befriedigend. Für ihn ist diese Befriedigung aber meistens ausgeblieben, obwohl er sich so anstrengt. Obwohl er in allem so tolle Ergebnisse vorweisen kann. Das Einzige, was es für ihn erträglich gemacht haben muss, muss gewesen sein, dass es mir, genau wie ihm auch, nicht gut ging. Ich bin jeden Tag aufgestanden. Ich habe gelernt, Erwartungen erfüllt, trainiert, mich von meinem Vater auf die Firma vorbereiten lassen, ich habe genug geschlafen, gesund gegessen und in allem gute Ergebnisse erzielt. Ich konnte immer alles haben, was ich wollte. Aber all das macht einen nicht glücklich. All dieses Geld und diese Macht und diese Erfolge bedeuten nichts. Man gewöhnt sich einfach daran und fühlt bloß Leere. Und diese Leere ist unangenehm, man fühlt sich einsam. Schrecklich einsam. Und ich konnte es die ganze Zeit nur ertragen, weil ich wusste, dass er sich genauso fühlte. Weil ich den Ehrgeiz hatte, nicht zuerst von uns beiden zusammenbrechen zu wollen. Ich war fest entschlossen durchzuhalten, solange er es tat. Und ich glaube, für ihn war es genauso. Und dann kamst plötzlich du. Und auf einmal habe ich mich nicht mehr leer gefühlt. Auf einmal gab es jemanden, für den ich das alles tun wollte. Auf einmal hatte ich jemanden, den es interessierte, wie es mir ging. Jemanden, der sich nicht von mir herumschubsen ließ. Du konntest es immer mit mir aufnehmen. Du hast mir Grenzen gesetzt, an die ich mich plötzlich halten musste und durch dich war alles auf einmal nicht mehr so langweilig und monoton. Und du hast einfach entschieden, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Du hast mich gern, obwohl ich einen Machtkomplex habe. Du magst mich nicht, weil sondern obwohl ich reich bin. Du magst mich nicht, weil ich immer gewinne, sondern obwohl ich ständig Kämpfe austrage, nur um mir selbst immerzu zu beweisen, dass ich sie gewinnen kann. Du magst mich sogar, weil ich manchmal schwach bin, obwohl ich mich selbst immer dafür hasse. Ich weiß nicht, ob dir klar ist, wie unglaublich das für mich ist. So jemanden hatte ich mein ganzes Leben noch nicht. Und Neji weiß das. Er sieht das alles. Er sieht, was ich für ein Glück mit dir habe. Wie glücklich du mich machst. Und er wünscht sich das auch für sich. Und gleichzeitig, obwohl wir nie Freunde und immer bloß Feinde waren, hat er wahrscheinlich das Gefühl, dass ich ihn in dieser Leere alleine gelassen habe. Es muss ihm vorkommen, als hätte ich ihn verraten. Und da ich mir vorstellen kann, wie sehr ich ihn dafür hassen würde, wenn es anders herum wäre, habe ich Angst. Angst davor, dass er dir etwas tut, um mich zu zerstören. Denn das würde er. Ich könnte es nicht ertragen. Und er weiß es. Er weiß es und er erinnert mich bei jeder Begegnung daran. Daran, dass er mein Glück jederzeit ruinieren könnte. Selbst wenn er sich und sein Leben damit ebenfalls zerstört. Ich glaube, er ist emotional langsam an einem Punkt angekommen, wo es ihm so schlecht geht, dass ihm alles egal ist. Vollkommen egal." Ich hatte Sasuke die ganze Zeit entsetzt angesehen und merkte nun, wie lange ich den Atem angehalten hatte, weil mir schwindelig wurde. Rasch fing ich wieder an zu atmen. Aber mein Herz schmerzte. Es schmerzte mich, dass er solche Sorgen hatte und die ganze Zeit hatte alleine damit fertig werden müssen. Er lachte leise und bitter und sah in den Himmel empor. Es schien, als versuchte er krampfhaft, nicht zu mir zu sehen. "Ich frage mich alle fünf Minuten, ob ich sicherheitshalber mit dir abreisen soll, um dich von ihm fernzuhalten. Aber du siehst so glücklich aus, seit du hier bist. Und er darf nicht das Gefühl bekommen, dass wir vor ihm weglaufen." Seine Stimme klang nicht so fest und selbstsicher wie normalerweise und ich glaubte zu hören, dass sie sogar leicht zitterte. Das ließ mein Herz noch mehr schmerzen. Ohne zu überlegen, trat ich zwei Schritte auf ihn zu und schlang meine Arme um seinen Hals. Er umarmte mich ebenfalls und wir standen lange einfach so da. Sein Griff war so fest, als hätte er furchtbare Angst, dass etwas ganz Schlimmes passieren würde, wenn er mich wieder los ließ. Doch irgendwann ließ ich ihn los, er lockerte seinen Griff und ich wich ein kleines Stück zurück, um ihm ins Gesicht sehen zu können. "Danke, dass du mir das erzählt hast, Sasuke", sagte ich sanft und strich ihm durch die Haare. Sie waren nun fast wieder trocken und hatten ihre normale, widerspenstige Position eingenommen. Ich ließ ich ihn ganz los, trat einen Schritt zurück und hielt ihm lächelnd die Hand hin. "Gehen wir zurück?" Er sah mich irritiert an. "Was?" Ich legte fragend den Kopf schief. "Hast du jetzt nicht furchtbare Angst?", fragte er verwirrt. "Ein bisschen", gab ich zu. "Aber das ist es mir wert. Du bist es mir wert. Du darfst nicht vergessen, dass es auch mir besser geht, seitdem ich dich habe. Auch ich bin durch dich glücklicher und der Einsamkeit entkommen. Meine Angst vor Neji bedeutet dagegen nichts." Er rührte sich lange nicht und mein Arm wurde langsam schwer. Aber ich war entschlossen auszuhalten. Und schließlich trat er einen Schritt auf mich zu und griff selbstsicher nach meiner ausgestreckten Hand. "Ja, gehen wir zurück", sagte er. Seine Stimme klang wieder fest und ich konnte im Dunkeln erkennen, dass er lächelte. Und obwohl ich wusste, dass es mir nun noch ein wenig schwerer fallen würde, mich von Neji nicht einschüchtern zu lassen, war ich glücklich, weil ich mich Sasuke nun viel näher fühlte. Ich hatte das Gefühl seine harten Reaktionen in Bezug auf manche Themen besser einschätzen zu können und besser zu verstehen, wie groß seine Sorge war, mich zu verlieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)