Finding Love von writer (Sasusaku Highschool Lovestory) ================================================================================ Kapitel 29: Überraschungen -------------------------- Als ich aufwachte, fühlte ich mich zuerst sehr wohl unter der warmen, kuscheligen Decke. Ich schmiegte mich in das große, weiche Kissen und dann gähnte ich und streckte mich ausgiebig. Dann fiel mir leider wieder ein, dass ich ja aufgeregt war wegen des Termins heute und ich setzte mich schlagartig auf. "Morgen!", sagte Sasuke. Er saß an seinem Schreibtisch und blickte zu mir herüber. Er war bereits angezogen. Es war schon leicht hell im Zimmer, weil die Lampe an seine Schreibtischlampe an war und an einem der Fenster waren die schweren Vorhänge bereits zurückgezogen. Trotzdem kam von dort kaum Licht. Draußen war es noch halb dunkel. "Guten Morgen!", sagte ich und stand langsam auf. Ich ging zu Sasuke hinüber und genoss dabei den weichen Teppichboden unter meinen nackten Füßen. Ich stellte mich hinter ihn, legte die Arme um ihn und schaute über seine Schulter, um zu sehen, was er tat. "Hausaufgaben", beantwortete er meine unausgesprochene Frage. Stimmt. Dafür hatte er noch gar keine Zeit gehabt. Ich massierte ihm kurz die Schultern und er schloss für einen Moment die Augen. Sasukes Pensum verlangte ihm wirklich einiges an Disziplin ab. Da heute Dienstag war, würde er später auch noch Training haben und danach hatte sein Vater bestimmt wieder Aufgaben für ihn. "Wie lange sitzt du hier schon?", fragte ich. "Seit halb 6, ich bin aber gleich fertig." Ich ließ ihn los und wollte zum Fenster gehen, um hinauszusehen. Es war wieder ein trüber, nebliger Tag. Bald würde es Winter werden. Als ich mich gerade abwenden wollte, fiel sein Blick auf meinen Arm. Er griff nach meinem T-Shirt Ärmel und schob ihn hoch. "Ist das von gestern?", sagte er entsetzt. Ich schob seine Hand weg und zog mein T-Shirt wieder zurecht. Ich hatte gestern Abend schon bemerkt, dass ich dort wahrscheinlich einen leichten blauen Fleck bekommen würde. Der Mann hatte eben einen ganz schön festen Griff gehabt. "Ist doch nicht schlimm!", sagte ich und musste beinahe lachen, weil er so schockiert aussah. "Ich bekomme einfach schnell blaue Flecken! Bitte lass es dabei bewenden und mach kein Drama daraus, ja?" "Das ist meine Schuld!", sagte er. "Nein!", sagte ich. "Deine Schuld ist es, dass ich am Bein einen blauen Fleck habe, der hat sogar die Form deiner Hand." Nun sah er noch unzufriedener aus und ich musste doch lachen. Als ich angezogen und geschminkt aus dem Bad kam, schien er fertig zu sein, denn er packte gerade seine Sachen zusammen. "Ich habe die Kopien aus deiner Tasche genommen", sagte er zu mir. "Oh gut!", antwortete ich und war erleichtert sie los zu sein. "Wie verfährst du damit jetzt weiter? Sagst du es seinem Vater?" "Noch nicht. Erstmal muss ich Zeit finden, mir das Thema besser drauf zu schaffen, damit ich sicher sein kann, was ich tue. Und wenn ich dann einen Fehler finde, sage ich es ihm." Ich stellte meine fertig gepackte Tasche mit den Übernachtungssachen neben seiner Tür ab. Unsere gemeinsamen Tage waren nun fürs erste wieder vorbei, jetzt wo seine Eltern wieder zurückkommen würden. "Soll ich schon runter gehen und Kaffee und Müsli machen?", fragte ich ihn. "Ja, danke! Ich packe noch meine Tasche fürs Training und rufe kurz in der Firma an, um was zu klären." Also ging ich nach unten, holte fast schon routiniert zwei Kaffeetassen aus dem Schrank und stellte sie auf die Maschine. Als ich sie schließlich zu der Milch und den zwei Müslischälchen mit geschnittenem Obst auf die Fläche der Kücheninsel stellte, hörte ich, wie die Haustür aufgeschlossen wurde. Kurz darauf betrat jemand den Flur. Ich hielt nervös inne und lauschte. Es hörte sich an, als ob Sasukes Eltern wieder da wären. Ich hatte gar nicht gewusst, dass sie schon so früh kommen würden. Ich trat unschlüssig von einem Bein aufs andere. Sollte ich hingehen und sie begrüßen? Sie wären bestimmt überrascht und würden mich wochentags um 7 Uhr morgens nicht in ihrem Haus erwarten. Oder sollte ich hier warten, bis sie mich sahen? Aber dann wären sie auch überrascht. Auf jeden Fall fühlte ich mich gerade wie ein Eindringling, bestimmt war es merkwürdig für sie, mich hier alleine vorzufinden, während ich ihre Küche benutzte, als wäre es meine eigene. Allerdings hatte ich nun so lange gezögert, dass Mikoto Uchiha in dem hohen Türbogen erschien und überrascht stehen blieb, als sie mich erblickte. Mir war das schrecklich unangenehm. "Guten Tag!", beeilte ich mich zu sagen und versuchte möglichst höflich und respektvoll zu klingen. "Hallo, Sakura!", sagte sie, nachdem sie sich von ihrer Überraschung erholt zu haben schien. "Sasuke kommt gleich!", sagte ich, weil ich irgendwie das Gefühl hatte, mich für meine Anwesenheit hier rechtfertigen zu müssen. Fugaku Uchiha tauchte ebenfalls hinter seiner Frau auf und seine Miene verfinsterte sich, als er den Blick über mich und das Frühstück schweifen ließ. Sasukes Mutter lächelte mich vornehm an und sagte: "Dem Frühstück dort nach zu schließen, hast du hier übernachtet, nicht wahr?" "Ähm, ja", sagte ich verlegen und warf Sasukes Vater einen Blick zu. Er stand mit ausdrucksloser Miene da und blickte mich an. "Ich hoffe, das war in Ordnung", sagte ich vorsichtig. "Natürlich!", sagte Mikoto lächelnd und ging zu einem Krug, um sich ein Glas Wasser einzuschenken. Ich warf wieder einen Blick zu Sasukes Vater hinüber aber er wandte sich einfach wortlos ab und ging in Richtung seines Arbeitszimmers. "Ich glaube, ich trinke auch einen Kaffee!", sagte Mikoto und ich wandte mich ihr wieder zu. Sie nahm sich eine Tasse aus dem Schrank, stellte sie unter die Maschine. Ich setzte mich ein wenig zögernd auf einen der Hocker und zog ein bisschen schüchtern eine der Kaffeetassen zu mir her, um meine kalten Hände daran zu wärmen und weil ich das Gefühl hatte, dass ich etwas zum festhalten brauchte. Die Situation verunsicherte mich. Eigentlich hätte ich mich ihnen gegenüber normal souverän und höflich verhalten wollen aber die offensichtliche Missbilligung von Sasukes Vater machte das schwierig. Er sprach ja nichtmal mit mir. Und zu Sasukes Mutter konnte ich auch nicht einfach völlig bedingungslos freundlich sein, wie ich es normalerweise gewesen wäre, da Sasuke so ein Problem mit seinen Eltern zu haben schien und ich das Gefühl hatte, dann irgendwie zwischen ihnen zu stehen. Sasukes Mutter ging in den Flur und kam ohne ihren Mantel wieder zurück. Sie griff sich ihre Tasse von der Kaffeemaschine und nahm mir gegenüber auf einem Hocker platz. Ich fühlte mich unwohl und nahm aus Verlegenheit einen Schluck aus meiner Tasse. Mikoto Uchiha betrachte mich wohlwollend und fragte dann: "Hattet ihr zwei denn ein paar schöne Tage?" "Ja!", sagte ich, erleichtert, dass sie die Stille gebrochen hatte. Ich hatte schon überlegt, was ich sagen sollte aber hatte das Gefühl gehabt, vorlaut zu sein, wenn ich in diesem Fall das Gespräch begann. "Und wie geht es meinem Sohn so?", fragte sie weiter. "Gut...glaube ich", sagte ich zögerlich. "Er spricht nicht so viel darüber, wie er sich fühlt." Sie lächelte. "Ja, das hat er noch nie getan. Aber du verstehst dich trotzdem gut mit ihm?" "Ja!", sagte ich und lächelte vorsichtig. "Meistens schon." Ich sah auf, weil ich Sasuke die Treppe herunterkommen hörte und einen Moment später erschien er in der Küche. "Hallo!", sagte er in neutralem Ton, als er seine Mutter erblickte. Er stellte seine Sporttasche, meine Tasche mit den Übernachtungssachen und die Schultaschen von uns beiden neben der Tür ab. "Guten Morgen, Sasuke!", sagte Mikoto freundlich aber ein wenig vorsichtig. Sie schien sich zu freuen ihn zu sehen. Aber er beachtete sie kaum. Sasuke setzte sich neben mich, beugte sich zu mir hinüber und gab mir einen Kuss. "Danke fürs Frühstück machen!", sagte er und zog seinen Kaffee und sein Schälchen zu sich herüber. Er schüttete Milch in sein Müsli und fing an zu essen. Dieser mangelnde Austausch zwischen Sasuke und seiner Mutter machte mich irgendwie richtig fertig und ich hatte das Gefühl nun nichts mehr hinunter zu bekommen. Daher war ich fast schon erleichtert, als Mikoto aufstand, ihren Kaffee nahm und freundlich erklärte, sie wolle uns nicht weiter stören. "Du solltest was essen!", sagte Sasuke zu mir, ohne mit mehr als einem kurzen Blick auf seine Mutter zu reagieren. Ich warf einen Blick auf mein Schälchen und schob mir widerwillig einen Löffel in den Mund. Er hatte recht, ich würde heute meine Energie brauchen und ich würde alles besser bewältigen können, wenn ich nicht ausgehungert wäre. Sasukes Mutter wollte gerade gehen, als Fugaku Uchiha wieder in die Küche kam. "Ich möchte einen Kaffee", sagte er zu seiner Frau und sie stellte ihren rasch beiseite und machte sich daran, ihm einen zu machen. "Guten Morgen!", sagte Fugaku zu seinem Sohn, lehnte sich an die Anrichte und betrachtete Sasuke. Sasuke aß einfach weiter. "Gab es irgendwelche Probleme?", fragte Fugaku, den es nicht weiter zustören schien. "Nein", antwortete Sasuke. Fugaku nahm seiner Frau die Tasse ab. "Ich werde Sakura am Freitag mitbringen", sagte Sasuke, hob den Kopf und sah seinen Vater kühl an. Der blickte genauso zurück aber auf seiner Stirn bildete sich eine kleine Falte. Ich fühlte mich, als wäre ich Luft. Wovon sprach Sasuke überhaupt? "Zu der Firmenfeier?", fragte Sasukes Mutter geziert fröhlich in die Stille. Weder Sasuke noch sein Vater antworten ihr. "Ähm, was?", fragte ich verwirrt. Irgendwie hatte ich das Gefühl gehabt, etwas sagen zu müssen, damit sie nicht alle vergaßen, dass ich auch noch da war. Außerdem konnte Sasuke das doch nicht einfach entscheiden. Sasuke sah mich an und sagte: "Ich will, dass du mich dort hin begleitest. Ist das ein Problem?" "Ähm...", sagte ich ein wenig verärgert, weil er nicht mal gefragt hatte. "Ich weiß nicht, ob ich da nicht fehl am Platz bin. Ich glaube ich hätte nichtmal was Passendes zum anziehen." "Das ist absolut kein Problem!", sagte Mikoto sofort und lächelte mich an. "Ich habe ein ganzes Zimmer voll mit passenden Kleidern, Accessoires und Schuhen, die sollten alle ganz großartig an dir aussehen! Warum kommst du nicht Freitag einfach ein wenig früher vorbei und wir suchen dir etwas Hübsches raus?" Ich sah sie überfordert an. "Oh! Danke! Also ich..." Aber Sasuke sagte bloß: "Gut, dann wäre das entschieden!" Er stand auf und sagte zu mir: "Komm, wir müssen langsam los." Völlig überfordert stellte ich meine Tasse weg und erhob mich, um meine Taschen zu nehmen aber Sasuke war schneller und nahm sie alle in die Hand. Er sah mich an und nickte mit dem Kopf zum Türbogen, weil ich in den Flur gehen sollte. Ich warf seinen Eltern einen Blick zu. "Auf Wiedersehen!", sagte ich höflich. "Bis bald, Sakura!", sagte Mikoto freundlich. Sasukes Vater musterte mich bloß missbilligend. Während wir die Jacken und Schuhe anzogen und zum Auto gingen, schwieg ich. Sasuke reichte mir meine Tasche mit den Schulsachen und verstaute die andere zusammen mit seiner Sporttasche im Kofferraum. Dann stieg er zu mir ins Auto, schnallte sich an und parkte schweigend aus. Ich saß da und wollte ihm eigentlich klar machen, dass er nicht einfach so über mich zu verfügen hatte aber irgendwie war mir nicht nach streiten zu Mute. Die Begegnung mit seinen Eltern und diese Stimmung die zwischen ihnen dreien herrschte, machte mich fertig. Wie konnte Sasuke das nur die ganze Zeit ertragen? Er schien ebenfalls nicht reden zu wollen, also schwiegen wir die ganze Fahrt über. "Du bist verärgert, nicht wahr?", fragte er, nachdem er in der Schule geparkt hatte. "Etwas", sagte ich. "Und du weißt auch warum, nicht wahr?" "Ja", antwortete er. "Verstehst du, weswegen ich das möchte?" "Ich bin nicht sicher." "Wenn ich dort mit dir auftauche, ist das eine Art offizieller Auftritt. Das zeigt der kompletten Belegschaft und allen Anwesenden, dass ich dich als Teil meiner Familie betrachte. Um sein Gesicht und den Schein zu wahren, dass alles genau so läuft, wie er es möchte, wird mein Vater dich dadurch in Zukunft zumindest in der Öffentlichkeit und vor anderen mit einem gewissen Maß an Respekt behandeln müssen. Zumindest kann er dich dann nicht mehr einfach ignorieren." "Ich verstehe", sagte ich, ein wenig beschwichtigt. "Danke!", sagte er. Er blickte auf die Uhr am Armaturenbrett und nahm seine Tasche. Ich tat es ihm gleich, wir stiegen aus und er schloss sein Auto ab. Ich wollte in Richtung Eingang loslaufen aber er stellte sich direkt vor mich und versperrte mir den Weg. "Hey", sagte er liebevoll und zog mich an der Hüfte zu sich. "Ich mag es nicht, wenn du wütend auf mich bist!" Er legte die Hand in meinen Nacken und gab mir einen Kuss. Ich zog ihm den Kopf weg. "Du findest es aber auch nicht so schlimm, dass du deshalb aufhören würdest, einfach zu tun, was du willst, nicht wahr?", sagte ich ein wenig unzufrieden. "Korrekt, Prinzessin", sagte er mit einem verführerischen Lächeln und küsste mich nochmal. Ich wand mich aber sein Griff um meine Taille und in meinem Nacken machte es mir unmöglich ihm auszuweichen. Ich stemmte die Arme gegen seine Schultern und versuchte halbherzig ihn wegzudrücken aber er ignorierte es mal wieder. "Hör auf dich zu sträuben, du kommst erst weg, wenn ich dich loslasse", murmelte er gegen meine Lippen und küsste dann meinen Hals, als es mir gelungen war meinen Kopf wegzudrehen. "Hey!" Sasuke ließ mich widerwillig los und wandte sich um. Naruto kam über den Parkplatz auf uns zu, vielleicht hatte sein Vater ihn hergefahren. "Hör mal auf, deine Freundin so zu belästigen, Mann!", sagte Naruto, halb ärgerlich, halb amüsiert und hielt Sasuke die Hand hin. Sasuke gab ein "tss" von sich und schlug ein. Naruto umarmte mich, hielt mich dann an den Schultern fest und sah mir prüfend ins Gesicht. "Alles okay? Kommst du klar mit ihm?" "Einigermaßen", sagte ich immer noch ein bisschen ärgerlich. "Mal besser, mal schlechter." Sasuke grinste. "Komm schon, du wusstest vorher, worauf du dich eingelassen hast!" Er packte Naruto an der Schulter und zog ihn von mir weg. Naruto schlug ärgerlich gegen seinen Arm und dann grinsten beide. "Kümmer dich lieber um deine eigene Frau!", sagte Sasuke zu Naruto. "Seid ihr jetzt eigentlich fest zusammen?" Naruto zuckte mit den Schultern. "Ich muss sie noch drauf ansprechen aber ich schätze schon." "Klär das besser!", sagte Sasuke. "Hab ich vor!", erwiderte Naruto und wir setzten uns in Bewegung und gingen auf den Eingang zu. "Aber gib du mir keine Beziehungstipps! Deine funktioniert mit Sicherheit nur, weil Sakura es bewundernswerterweise schafft, mit dir umzugehen!" Sasuke gab Naruto einen Stoß gegen die Schulter, Naruto zahlte es ihm umgehend heim und ich ging ein Stück zur Seite, um nichts abzubekommen. Ich musste lächeln. Ich ließ es zu, dass Sasuke mir den Arm um die Schultern legte, als wir durch die Gänge gingen. Während der ersten Stunden dachte ich die ganze Zeit an den Termin heute Nachmittag und hatte das Gefühl, die Zeit ginge nicht vorbei. Dann passierte zweierlei, was mich ablenkte. Zum einen klopfte es während einer Unterrichtsstunde an der Tür und als der Lehrer "Herein" sagte, betrat ein Mann den Raum und sagte: "Ich habe eine Lieferung für Uchiha, Sasuke. Bin ich hier richtig?" Alle, der Lehrer eingeschlossen, blickten zu Sasuke. Der stand auf, ging kommentarlos zur Tür, unterschrieb etwas und nahm eine Tüte aus dunklem dicken Papier entgegen. Der Mann ging und Sasuke setzte sich einfach wieder hin, als wäre sowas völlig normal. "Nun", sagte der Lehrer verärgert aber etwas resigniert. "Ich hoffe das war wichtig und die Störung wert, Mr. Uchiha! Wie wäre es, wenn Sie jetzt nach vorne kommen und die nächste Aufgabe für uns lösen?" Nach der Stunde stand eine fünf Minuten Pause an und Hinata beugte sich gerade zu mir rüber, vielleicht um mich zu fragen, ob ich wusste, was Sasuke gebracht bekommen hatte, als Sasuke mit der Tüte in der Hand zu uns herüber kam. Er zog einen leeren Stuhl zu sich heran, von dem ein Mitschüler gerade aufgestanden war, drehte ihn zu meinem Tisch um und setze sich. "Gib mir dein Smartphone!", sagte er. "Was?", fragte ich irritiert. Er steckte die Hand in meine Tasche, zog es heraus und öffnete es, um die Simkarte herauszunehmen. "Was hast du ... ", setzte ich an. Sasuke nahm eine Schachtel aus der Tüte und nun wurde mir klar, was er vor hatte. Ich starrte ihn entsetzt an und nahm kaum wahr, dass fast die ganze Klasse uns zusah. Er öffnete das neue Smartphone, setzte meine Simkarte ein, und schaltete es an, um zu sehen, ob es funktionierte. Dann holte er sein Eigenes heraus und rief an, um zu sehen, ob er mich erreichen konnte. Als es klingelte, legte er auf, sah zufrieden aus und steckte sein Smartphone wieder weg. Er legte mir das neue zusammen mit dem Ladekabel auf den Tisch. Dann sah er mich an. Bisher hatte ich ihn nur entsetzt anstarren können aber nun wurde ich wütend. "Das ist nicht dein Ernst!", sagte ich. "Ich habe gesagt, du sollst mir keins kaufen!" Er sah nicht beeindruckt aus sondern stand auf und blickte auf mich hinab. "Mir ist klar, dass du das nicht wolltest aber so ne Aktion wie gestern brauchte ich nicht nochmal!", sagte er entschieden. "Ich hasse es, wenn ich dich nicht erreichen kann." Er nahm die Tüte und den Verpackungsmüll, ging zum Mülleimer neben der Tür, schmiss alles hinein und setzte sich wieder auf seinen Platz ohne mich weiter zu beachten. Ich starrte ihn fassungslos an. Übergriffiger ging es ja wohl nicht mehr. Immer noch beobachtete uns fast du die ganze Klasse. "Ich hätte mir selbst ein Neues kaufen können!", sagte ich zornig durch den ganzen Raum. Er sah mich an, hob eine Augenbraue und sagte laut durch den Raum zurück: "Mach was du möchtest, es hält dich niemand davon ab dir ein Zweites zu kaufen. Aber bis dahin kann ich dich erreichen." "Da bin ich mir nicht so sicher!", fauchte ich. "Könnte sein, dass mir einfach nicht danach ist, ranzugehen, solltest du mich anrufen!" Ich nahm das Smartphone und das Ladekabel und stopfte es wütend in meine Tasche. Ich wollte es nicht sehen. Bestimmt war es unglaublich teuer gewesen. So sah es zumindest aus. Und ich hatte ihm doch klar gesagt, dass er mir keines kaufen sollte. Aber er hatte sich einfach darüber hinweggesetzt und das wahrscheinlich mit voller Absicht auf eine Weise, die es mir unmöglich gemacht hatte, ihn aufzuhalten. "Unglaublich!", sagte Hinata leise zu mir und warf Sasuke einen ärgerlichen Blick zu. "Was geht denn bei euch ab?", fragte Kiba entgeistert uns sah zwischen uns hin und her. "Was heißt 'ne Aktion wie gestern'?", fragte Shikamaru an Sasuke gewandt und sah dann mich fragend an, als Sasuke ihn ignorierte. "Das würde mich auch interessieren!", sagte Naruto stirnrunzelnd zu Sasuke. Das war mir so peinlich. Wieso musste das jetzt auch noch vor Publikum stattfinden? In diesem Moment kam unser Klassenlehrer Kakashi Hatake herein und das bewirkte immerhin, dass ich nicht mehr von allen angestarrt wurde. Allerdings hatte er direkt die zweite Sache zu verkünden, die dafür sorgte, dass ich vorerst nicht an meinen Termin dachte. Und zwar eröffnete er uns, dass wir nächste Woche für fünf Tage auf Klassenfahrt gehen würden. Promt brach Lärm los. Einige meiner Mitschüler schienen begeistert und andere beschwerten sich, dass das zu kurzfristig sei. Kakashi ließ sich nicht davon beeindrucken und meinte, danach ständen bis Weihnachten ständig Klausuren an, sodass jetzt eben der einzig passende Moment sei. Außerdem sei niemand verpflichtet mitzufahren, wenn er einen plausibeln Grund vorbringen könnte, dass ihm das aus terminlichen Gründen nicht möglich sei. Er verteilte Zettel, mit Zeitplänen und Kosten für unsere Eltern und als ich den Preis sah, war mir sofort klar, dass das Jugendamt dafür nicht im vollen Umfang aufkommen würde. Es war weit mehr, als es an staatlichen Schulen üblich war. Ich sah mich um aber das schien sonst niemanden zu beschäftigen. Alle diskutieren viel mehr den Ort und andere Dinge. "Was meinst du?", fragte Hinata mich. "Könnte nett werden, oder?" "Jaa", sagte ich zögerlich. "Wir waren da in der 7. und 9. Klasse schonmal", erzählte sie mir. "Es ist toll dort! Das wird wie Urlaub werden. Das Grundstück gehört dieser Schule, obwohl es im Ausland liegt. Wir müssen hinfliegen. Aber da wird jetzt Sommer sein!" Jetzt verstand ich auch den hohen Preis. Das lag an den Flugtickets. "Klingt schon toll!", sagte ich. Ich brauchte einen Job und zwar sofort. Die Hälfte würde das Jugendamt vermutlich zahlen aber für den Rest würde ich sicher selbst aufkommen müssen. Wo sollte ich so schnell Geld herbekommen? Hier stand, die Schule kümmerte sich nach Unterschrift der Erziehungsberechtigen um alles aber man müsste den Betrag bis spätestens zwei Wochen nach der Fahrt erstattet haben. Ich könnte mein Erspartes dafür nehmen. Das würde auf jeden Fall reichen. Aber dann hätte ich kaum noch Geld und es blieb dabei, dass ich einen Job brauchte. Eigentlich hatte ich Sasuke das Geld für das blöde Smartphone zurückgeben wollen aber daraus wurde wohl vorerst nichts. "Hinata?", sprach ich sie an. Sie hatte ebenfalls aufmerksam das Blatt studiert und sah auf. "Ich gehe gleich in der Mittagspause in die Bibliothek. Ich brauche mal einen Moment Ruhe von Sasuke und seiner Bevormundung. Du kannst aber gerne mit den andern in die Cafeteria gehen! Ich will wirklich nicht, dass du dich verpflichtet fühlst mitzukommen!" "Oh doch! Das werde ich!", sagte sie entschieden. "Sonst stresst du dich nur wegen deinem Termin nachher. Ich gehe uns Kaffee und Sandwichs holen und komme dann in die Bibliothek. Du kannst gerne schon vorgehen!" "Du bist echt die Beste!", sagte ich gerührt und sie lächelte und sagte: "Ich weiß!" Als es klingelte, schnappte ich mir direkt meine Tasche und ging zur Tür. "Ey, Sakura!", rief Kiba mir nach aber ich war schon weg. Ich hatte einfach das Gefühl kurz alleine sein zu müssen. Mir war gerade alles zu viel. Die Situation mit Sasukes Familie, Sasukes Übergriffigkeit, Sasukes Geheimnisse, das Jugendamt, die Klassenfahrt, das Problem mit dem Geld. Ich wollte einfach ein paar Minuten für mich. Ich ging durch den Säulengang und stellte erfreut fest, dass die Bibliothek beinahe leer war. Offenbar waren die meisten Schüler in der Cafeteria. Leider saßen Neji und ein paar seiner Freunde in ein paar Sesseln und ich duckte mich schnell hinter ein Regal und ging in eine Ecke, wo sie mich nicht sehen konnten. Ich hockte mich ganz hinten in der Bibliothek auf eine Sesselkante, zog das neue Smartphone heraus und betrachtete es. Es war hübsch und passte optisch perfekt zu mir. Ich entsperrte es und recherchierte, was es kostete. Mir wurde schlecht. Es waren beinahe 1600 Euro. Ich hätte mir maximal eines für 500 Euro geholt. Das würde ich Sasuke niemals zurückzahlen können. Natürlich würde er das sowieso nicht wollen. Aber ich wollte mich einfach nicht so abhängig von ihm fühlen. Da tat ich teilweise sowieso schon. Ich merkte, wie ich mich daran gewöhnte, dass er mich ständig herum fuhr, dass er immerzu so sehr auf mich aufpasste, dass ich es kaum noch selbst tun musste. Und das war auch angenehm. Aber es sorgte dafür, dass ich mich weniger selbstsicher und selbständig fühlte. "Versteckst du dich vor mir?" Ich sah erschrocken auf und erblickte Neji. Ich hatte ihn gar nicht kommen hören. Er lächelte auf eine unheimliche Art. "Du bist so schön, dich kann man gar nicht übersehen! Selbst wenn du versuchst dich unsichtbar zu machen!" Er kam auf mich zu und ging direkt vor mir in die Hocke. Er war mir viel zu nah. Er streckte die Hand aus und nahm mir das Smartphone aus den Fingern. "Oh, das ist ganz neu, da hast du dir ja was Hübsches gegönnt! Meine Tante meinte, du hättest keine Eltern mehr. Hast du soviel Geld?" "Das habe ich mir nicht gekauft!" Ich riss es ihm weg und sein Lächeln wurde breiter. "Ahhh", sagte er. "Es ist von Sasuke, nicht wahr? Der Sex mit dir scheint ihm ja einiges wert zu sein, bei so teuren Geschenken." Ich starrte ihn an. "Aber ich kann ihn verstehen. Mir wäre Sex mit dir auch einiges wert." Er strich ganz sachte mit seinem Zeigefinger über mein Bein. Ich schlug nach seiner Hand aber er zog seine sehr schnell weg und ich traf nicht. Er stand auf und sah auf mich herab. "Du kannst mich nicht treffen oder mich verletzen, meine Hübsche!" Er grinste. "Dazu sind meine Reflexe zu gut trainiert. Aber vielleicht solltest du ein bisschen netter zu mir sein. Dann wäre ich auch weiterhin nett zu dir. Oder soll ich mir das nochmal überlegen?" Er streckte die Hand aus, um mein Haar zu berühren. "Neji! Was machst du da?" Hinata war mit Kaffee und Sandwichs zwischen den Regalen aufgetaucht und starrte ihn völlig entgeistert an. "Hallo Cousine!", sagte Neji entspannt. "Freust du dich auch so, dass wir die ganze nächste Woche gemeinsam verbringen werden?" "Was?", sagte Hinata genauso entsetzt, wie ich mich gerade fühlte. Offenbar hatte auch sie nicht gewusst, dass wir mit der Parallelklasse fahren würden. Nejis Grinsen wurde breiter. "Also, dann lasse ich euch zwei jetzt mal wieder alleine!" Er wandte sich wieder an mich. "Wir finden sicher nächste Woche Gelegenheit unsere Unterhaltung fortzusetzen, nicht wahr, Sakura?" Damit drehte er sich um und ging. Hinata kam zu mir herüber und reichte mir einen Kaffee und ein Sandwich. "Was wollte er?", fragte sie misstrauisch. "Das Übliche!", antwortete ich möglichst unbekümmert. In Wahrheit machte ich mir Sorgen. Waren das alles nur blöde Sprüche oder war Neji gefährlich? "Danke!", sagte ich und hob den Kaffee leicht an. "Ich revanchiere mich morgen!" Sie winkte ab. "Sasuke lässt dir übrigens ausrichten, dass du ruhig solange wütend sein kannst, wie du möchtest und er werde einfach warten, bis du dich abgeregt hast." "Wie gnädig von ihm!", sagte ich sarkastisch und Hinata lachte. "Sowas macht er öfter, oder?" "Ja. Ich hab ihn echt gern aber ich brauche kurz eine Pause von ihm. Wenn ich ihn um mich habe, bin ich kaum noch fähig selbst zu handeln, weil ich nur noch damit beschäftigt bin auf seine Aktionen zu reagieren. Können wir einfach über was anderes reden fürs Erste? Über dich und Naruto?" Und das taten wir auch und am Ende der Pause war ich wieder besser gelaunt. Als wir vor dem Klassenraum wieder auf die anderen trafen, verhielten sich alle völlig normal und scherzten wie üblich herum. Nur, dass Sasuke mich tatsächlich in Ruhe ließ und sich nicht weiter mit mir beschäftigte. Die letzten beiden Stunden gingen viel zu schnell vorbei und ich sah alle paar Minuten auf die Uhr. Als wir schließlich alle auf dem Parkplatz standen, um uns zu verabschieden, war ich wieder nervös wegen des Termins. "Ich brauche noch meine Tasche aus dem Auto", sagte ich zu Sasuke. Er sah mich an und die anderen ebenfalls. "Lass mich dich fahren!", sagte er sanft. "Ich fahre Bus!" "Du musst ein ganzes Stück laufen und die Tasche ist schwer!" Das war mir bewusst. Und ich hatte auch vor, die Wohnung noch ordentlich sauber zu machen. Also war es eigentlich besser wenn er mich fuhr. "Komm schon!", sagte er. "Es ist doch egal, ob du im Bus oder im Auto sauer auf mich bist!" Kiba lachte unbekümmert. "Sieht aus, als hättest du es echt übertrieben, Mann!" "Okay", sagte ich schließlich. Er wirkte ein kleines bisschen erleichtert. Shikamaru entging das nicht und er grinste. "Da hast du aber Glück gehabt, was Sasuke?" Sasuke warf ihm einen bösen Blick zu. Naruto klopfte mir auf die Schulter. "Keine Sorge Sakura, wir kennen es alle, dass man manchmal ein paar Minuten Ruhe vor ihm braucht." Das brachte mich zum Lächeln und Sasuke schnaubte. "Wir sollten ihn nicht zu sehr verärgern!", gab Kiba grinsend zu bedenken. "Wir brauchen ihn! Ich bin mir sicher Neji würde mich umbringen, wenn Sasuke nicht wäre." "Bilde dir nicht ein, dass ich mich groß bemühen würde, das zu verhindern!", sagte Sasuke und ging auf sein Auto zu. "Ich hab dich auch lieb, du Arsch!", rief Kiba ihm nach. "Schon besser!", sagte Shikamaru, als er mein Lächeln sah und umarmte mich zum Abschied. Ich verabschiedete mich auch von den anderen und lief Sasuke nach. Er saß schon im Auto und ich stieg ebenfalls ein. "Ich werde mich nicht entschuldigen!", sagte er, als ich die Tür geschlossen und mich angeschnallt hatte. "Aber ich verstehe, warum du dich ärgerst." "Okay", sagte ich. "Wirst du mir bald wieder verzeihen?" "Ja." "Gut." Er parkte aus und fuhr los. Wir schwiegen ein paar Minuten. Er sah kurz zu mir hinüber. "Es war kein Geschenk im eigentlichen Sinne. Ich habe nur in meinen Seelenfrieden investiert, können wir uns darauf einigen?" "Okay", sagte ich und lächelte leicht. Das fühlte sich tatsächlich etwas besser an. Als wir da waren, stieg er aus und holte meine Tasche aus dem Kofferraum. "Ich trage sie dir hoch." "Nein, das mache ich selbst." Ich streckte die Hand danach aus und er gab sie mir. "Viel Erfolg beim Training." "Viel Erfolg bei deinem Termin!" Einen Moment standen wir etwas unschlüssig voreinander. Dann machte er einen Schritt auf mich zu, sodass er nun ganz dicht vor mir stand und ich seine Körperwärme fühlen konnte. Ich sah auf seine Brust, weil ich seinem Blick ausweichen wollte. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich schon so besänftigt war, dass ich wollte, dass er mich berührte. Er hob schließlich langsam seine Hand, legte vorsichtig den Arm um mich und drückte mich an sich. So hielt er mich einen Moment. "Ich liebe dich, Sakura!", sagte er leise und mein Herz machte einen kleinen freudigen Hüpfer. Dann ließ er mich los, drehte sich um und ging zu seinem Auto, ohne sich nochmal umzusehen. Er stieg ein, und fuhr weg. Und ich stand einen Moment da und sah ihm nach. Dann hob ich mir die Tasche auf die Schulter und kämpfte mich damit nach oben. Ich räumte auf und putzte gründlich die Wohnung. Ich warf die Kondompackung weg, die leider wirklich mitten auf dem Boden gelegen hatte und brachte den Müll runter. Um zwanzig nach drei war ich fertig und fühlte mich einigermaßen bereit. Und das war offenbar keine Minute zu früh, denn es klopfte an der Tür. Ich wappnete mich einen Moment und ging dann entschlossen hin, um zu öffnen. Doch es war nicht meine Betreuerin, die vor der Tür stand. Es war Sasukes Vater. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)