Finding Love von writer (Sasusaku Highschool Lovestory) ================================================================================ Kapitel 28: Verdächtigungen --------------------------- Einen Moment saß ich wie gelähmt da. Dann wurde mir klar, dass ich handeln musste. Ich stand von Sasukes Stuhl auf und ging hinüber zu meinen Sachen. Ich nahm mein Smartphone und wollte versuchen, meine Betreuerin zu erreichen. Doch daraus wurde nichts, mein Smartphone hatte wieder den Geist aufgegeben. Ich holte rasch, das Ladekabel aus meiner Tasche und hockte mich damit vor die nächste Steckdose. Doch selbst nach kurzem Warten ließ es sich nicht wieder einschalten. Ich stöhnte und versuchte vergeblich es wieder in Gang zu bringen. Wieso bitte hatte es ausgerechnet jetzt kaputt gehen müssen? Wie konnte ich nur so ein Pech haben? Ich blickte mich um, hier gab es kein Telefon. Unten am Empfang würde ich vielleicht telefonieren können aber was brachte mir das? Die Handynummer meiner Betreuerin hatte ich natürlich nur im Smartphone eingespeichert und das lies sich nicht anschalten. Ich wollte gar nicht daran denken, was sie sich ausmalen würde, wenn sie mich weder antraf noch erreichen konnte. Ich warf einen Blick zu der Uhr an der Wand. 17 Uhr. Wenn ich mich beeilte, würde ich es noch vor 18 Uhr zu dem für mich zuständigen Jugendamt schaffen. Ich musste mich unbedingt melden und ihnen klar machen, dass ich den Termin einfach nur kurz vergessen hatte. Mit ein bisschen Glück würde ich meine Betreuerin dort sogar antreffen. Dort anzurufen würde in diesem Fall nichts bringen, damit hatte ich schon Erfahrung und es war auch sowieso besser, wenn ich persönlich auftauchte und so zeigte, dass es mir wirklich leid tat und ich bemüht war, es wieder gut zu machen. Dass ich zuverlässig meine Termine wahrnahm, war eine Bedingung dafür gewesen, dass ich die Wohnung bekommen hatte. Wenn ich das nicht wieder hin bekam, riskierte ich, dass ich sie verlor. Rasch packte ich alle meine Sachen in die Tasche und ging eilig auf die Tür zu. Dann fiel mir Sasuke ein. Ich eilte zum Schreibtisch, kramte schnell meinen Collegeblock und einen Stift aus meiner Tasche und schrieb: Sasuke, ich muss für 2 Stunden weg. Ich komme danach wieder hier her. Wenn ich dich hier nicht mehr antreffe, komme ich zu dir nach Hause. Mein Smartphone ist kaputt, daher wirst du mich nicht erreichen können. - Sakura Ich legte den Zettel sorgfältig mitten auf den Schreibtisch, sodass er gut zu sehen war und eilte dann aus dem Büro. Im Gang kam ich an dem jungen Mann vorbei, der so skeptisch gewesen war, als er mich bei meinem ersten Besuch hier alleine in Sasukes Büro vorgefunden hatte. "Hallo!", sagte er und ich lächelte ihn vorsichtig an aber eilte rasch weiter ohne anzuhalten. Ich musste es unbedingt rechtzeitig schaffen, bevor ich beim meinen Jugendamt niemanden mehr erreichen konnte. Der Aufzug kam mir unglaublich langsam vor und ich fühlte mich nach wie vor fehl am Platz und als ob mich alle beobachten würden. Draußen vor dem Gebäude steuerte ich die Bushaltestelle an und ärgerte mich wieder über mein blödes Smartphone, weil ich gerne in der App nach der richtigen Verbindung geschaut hätte. Aber ich schaffte es auch mit den Karten, die an der Wand des Haltestellenhäuschens befestigt waren. Ich musste von dem Bus in die U-Bahn umsteigen aber das klappte und nun stand ich mit klopfendem Herzen in der Menge, hielt mich an einem der Haltegriffe an der Decke fest und ärgerte mich fürchterlich über mich. Wie hatte ich nur so blöd sein können? Ich sollte mich wirklich gedanklich weniger mit Sasuke und mehr mit mir beschäftigen! Aber am Ende war es doch nur ein vergessener Termin, oder? Sonst hatte ich doch alles gut im Griff! Das konnte ich ihnen bestimmt klar machen. "Na, warum so besorgt?", sprach mich ein Mann mittleren Alters an, der dicht neben mir stand. Nicht auch noch das. Dafür war ich jetzt echt nicht in Stimmung. Dadurch, dass Sasuke mich ständig herumkutschierte, hatte ich diese unangenehmen Kontaktaufnahmen in Bus und U-Bahn total verdrängt. Ich warf dem Mann einen schnellen Blick zu und sah wieder weg, weil ich an seinem Blick zu erkennen glaubte, dass er mich optisch interessant fand und nicht bloß nett sein wollte. Ich fühlte mich wegen des verpassten Termins gerade ängstlich und unsicher und konnte damit aktuell nicht gut umgehen. "Du bist ganz schön eingebildet, was?", fragte er und klang etwas ärgerlich, weil ich ihn einfach ignoriert hatte. Konnte man mich nicht einfach mal in Ruhe lassen? Jetzt war ich wieder die Blöde, obwohl ich hier nur ganz friedlich für mich stand und versuchte mein Leben auf die Reihe zu bekommen. Ich sah ihn doch an und sagte höflich: "Es tut mir leid, ich möchte mich gerade nicht unterhalten." Daraufhin sagte er nichts mehr aber ich musste es ertragen, dass er mich bis ich ausstieg viel zu intensiv musterte. Ich fühlte mich schrecklich unwohl, sah in eine andere Richtung und ertappte mich bei dem Gedanken, dass ich mir wünschte Sasuke wäre da. Aber das ärgerte mich auch. Ich wollte mich nicht von ihm abhängig fühlen. Als ich endlich aussteigen konnte, war ich erleichtert. Eine Uhr über dem Eingang zeigte 17.40 an, als ich bei dem Gebäude ankam, in dem das Jugendamt untergebracht war. Ich war schon ein paarmal hier gewesen, sodass ich mich einigermaßen auskannte und gleich den richtigen Weg zu Anmeldung fand. Ich musste eine Nummer ziehen und dann eine ganze Weile mit ein Paar anderen Leuten im Wartebereich sitzen. Das Warten ließ mich immer nervöser werden und ich konzentrierte mich auf meinen Atem, bis ich schließlich aufgerufen wurde. Ich wollte nicht, dass sich mein Leben wieder änderte. Gerade gefiel es mit seit langem mal wieder ganz gut. Die Mitarbeiterin, an deren Tisch ich kam, als meine Nummer aufgerufen wurde, kannte ich nicht. Ich stellte mich höflich vor und schilderte ihr mein Problem mit dem kaputten Smartphone und dem verpassen Termin. Sie musterte mich streng aber versuchte dann für mich telefonisch meine Betreuerin zu erreichen. Leider war es nun schon nach 18 Uhr und sie ging nicht mehr an ihr Diensthandy. Wahrscheinlich hatte sie bereits Feierabend gemacht. In diesem Job war es vermutlich wichtig, sich abzugrenzen und seinen Beruf und sein Privatleben klar zu trennen. Im Notfall hätte ich zwar jemand anderen erreichen können aber für meine Beurteilung war nunmal sie zuständig, also brachte mir das nichts. "Können Sie mir denn vielleicht einen neuen Termin geben?", fragte ich die Frau. "Könnte sie nicht vielleicht stattdessen morgen vorbeikommen?" Sie schaute mich streng über ihre Brille an und sagte: "Eigentlich geben wir ja die Termine vor. Aber ich schaue mal nach wie ihre Termine morgen sind." Sie klickte auf ihrem PC herum und ich saß nervös auf der Stuhlkante und wartete. "Ich kann ihr morgen um 15.30 Uhr einen Termin eintragen. Ich notiere hier, dass dein Smartphone kaputt ist, sie wird dann in deiner Wohnung vorbeikommen." "Okay!", sagte ich erleichtert. "Vielen Dank!" "Schon in Ordnung", sagte sie. "Das wird schon, Mädchen!" Ich verabschiedete mich höflich und als ich das Gebäude verließ, fühlte ich mich etwas besser. Allerdings nicht viel. Meine Betreuerin war sehr streng und nach meinen Erfahrungen mit dem ganzen Alkohol und der Kifferei in den vergangenen Jahren, konnte ich es sogar irgendwie nachvollziehen. Damals hatte ich echt viel Mist gebaut, immerzu gelogen und war schwer zu beaufsichtigen gewesen. Aber ich hatte das in den Griff bekommen. Das Problem war nur, dass ich das nun ständig beweisen musste und immerzu genau beobachtet wurde. Und außerdem war mir während meiner Wartezeit klargeworden, dass sie wahrscheinlich ihren Schlüssel benutzt und meine Wohnung betreten hatte. Und mir war bewusst, dass dort alles durcheinander war. Das Sofa war total verwühlt und die Kissen lagen überall herum, weil ich am Samstag dort mit Sasuke geschlafen hatte, nachdem wir unsere kleine Auseinandersetzung wegen seiner Familie gehabt hatten. Und dabei waren wir nicht gerade behutsam gewesen. Danach waren wir so eilig aufgebrochen, dass ich keine Ordnung hatte machen können, weil wir ohnehin schon zu spät dran gewesen waren und sonst Hinata, Naruto Shikamaru und Kiba bei Sasuke vor verschlossenen Türen gestanden hätten. Hatten wir die Kondomverpackung eigentlich weggeschmissen? Wahrscheinlich lag sie immer noch auf dem Boden. Ich vergrub kurz das Gesicht in den Händen. Ich hatte meine Betreuerin beim letzten Termin auch noch angelogen und behauptet Sasuke sei nur ein Freund. Als ich wieder bei dem Gebäude der Uchiha Corporation ankam, war es schon fast 19 Uhr. Hoffentlich war Sasuke noch da. Und hoffentlich hatte er sowieso noch zu tun gehabt und nicht bloß auf mich gewartet. Die Eingangshalle war nun viel leerer aber ein paar Leute liefen immer noch geschäftig herum und das Security Personal stand nach wie vor steif da und bewachte die Aufzüge. Hinter dem Empfangsschalter saß nun nur noch ein Mitarbeiter. Vielleicht hatte er die Nachtschicht. Hoffentlich ließ er mich nach oben! Ich ging auf den Empfangstresen zu. "Guten Abend!", sagte ich vorsichtig. "Wie kann ich Ihnen helfen, junge Dame?", fragte der Mann. Er war um die Fünfzig und wirkte etwas pedantisch. "Ähm, ich müsste nach oben." "Und sie haben keinen Ausweis?", fragte er. "Nein, ich arbeite nicht hier, ich bin zu Besuch." "Haben Sie einen Termin?" "Nein, das nicht aber...", setzte ich an. "Dann können Sie auch nicht nach oben!", sagte der Mann stur. "Können Sie mir sagen, ob Sasuke Uchiha noch da ist?", fragte ich. "Und warum wollen Sie das wissen?", fragte er misstrauisch. "Ich muss ihn sprechen, er wird mich sicher sehen wollen, ich bin seine Freundin. Können Sie ihn vielleicht anrufen?" "Wenn Sie ihn wirklich kennen würden, dann könnten Sie ihn ja selbst kontaktieren, nicht wahr?", sagte der Mann und bedachte mich mit einem triumphierenden Lächeln. "Junge Dame, ich glaube Sie haben hier nichts zu suchen und gehen besser wieder. Mr. Uchiha schätzt es nicht, belästigt zu werden!" Heute war echt nicht mein Tag! "Mein Smartphone ist kaputt, daher kann ich ihn nicht erreichen!", sagte ich und wühlte danach in meiner Tasche, um es ihm zu zeigen. "Sehen Sie?" Ich hielt es ihm hin. "Er wird mich wirklich sehen wollen. Bitte versuchen Sie doch, ihn zu erreichen!" Der Mann musterte mich nun etwas unschlüssig. Doch im diesem Moment rief eine herrische Stimme seinen Namen und er blickte an mir vorbei. Ich wandte mich um und sah einen großen Mann in schwarzem Anzug zügig durch die Halle auf uns zukommen. "Haben Sie die Anweisungen nicht gelesen?", fuhr der Neuankömmling den Mann am Schalter an. "Warum haben sie mich nicht sofort gerufen?" "Meine Schicht hat erst vor einer Minute begonnen Sir, ich wollte es gerade tun!", beeilte der sich zu versichern. Aber der Mann in dem schwarzen Anzug beachtete ihn gar nicht mehr. "Fräulein Haruno, nehme ich an?", fragte er an mich gewandt. Seine Stimme klang hart und emotionslos. "Äh, ja", sagte ich überrascht und verwirrt. "Kommen Sie mit!", sagte er und packte mich fest am Oberarm. "Aufmachen!", sagte er zu dem Mann am Empfangstresen und der öffnete rasch und mit verdutztem Blick eine der Schranken zu den Aufzügen. "Hey!", sagte ich empört und nach wie vor verwirrt. Was war denn jetzt los? Aber mir blieb nichts anderes übrig, als mich von dem Mann mitziehen zu lassen, sein Griff war so fest, dass es fast weh tat und er war viel größer und stärker als ich. Eigentlich war das ja gut, schließlich wollte ich nach oben. Aber doch nicht so! Irgendwie fühlte sich das so an, als wäre ich nun verhaftet und würde abgeführt. "Was haben Sie vor?", fragte ich wütend. Er antwortete nicht und zog mich in einen Aufzug. Ein anderer Mann, der ebenfalls mit hoch fuhr, blickte uns verstolen und ziemlich neugierig an. Irgendwie machte mir die Situation Angst und ich fühlte mich hilflos. Was war das heute nur für ein bescheuerter Tag! "Lassen Sie mich bitte los!", sagte ich aber der Mann blickte stur gerade aus und reagierte nicht. "Habe ich etwas falsch gemacht?", versuchte ich es weiter. "Das wissen Sie wahrscheinlich besser als ich", antwortete er endlich. Nur war ich dadurch auch nicht schlauer. "Wo bringen Sie mich hin?", fragte ich wütend und versuchte nicht ängstlich zu klingen. Er antwortete wieder nicht aber ich sah, das der Fahrstuhl in dem Stockwerk hielt, in dem Sasukes Büro war. Das war schonmal gut. Und als wir dann auch darauf zu gingen, war ich ein klein wenig erleichtert. Bestimmt war Sasuke da und würde ihm sagen, dass er mich loslassen sollte. Sein Griff tat wirklich weh. Wir blieben tatsächlich vor der Tür zu Sasukes Büro stehen und er klopfte. Ich hörte Sasuke "herein" sagen und der Mann öffnete die Tür, trat ein und zog mich mit. Sasuke saß in seinem Stuhl und noch zwei Männer, die in die gleichen schwarzen Anzüge gekleidet waren, standen vor seinem Schreibtisch. Alle blickten uns an und Sasuke sah plötzlich erleichtert aus, als er mich sah. "Ich habe sie, Mr. Uchiha!", sagte er Mann, der mich festhielt, ging ein paar Schritte weiter in den Raum hinein und zog mich mit. Was verdammt nochmal war hier los? Ich spürte Wut in mir aufsteigen. "Sie tun mir weh!", sagte ich zornig und zog an meinem Arm. "Lassen Sie sie los", sagte Sasuke scharf und ich wurde augenblicklich losgelassen. Der Mann trat einen Schritt zurück und Sasuke kam um den Schreibtisch herum auf mich zu. "Wo warst du?", fragte er und er klang ziemlich wütend. "Was?", fragte ich verwirrt. Ich hatte ihm doch einen Zettel hingelegt. Ich blickte zum Schreibtisch aber von dem Zettel war nichts zu sehen. Sasuke war bei mir angekommen und ich wich instinktiv einen Schritt zurück. Er hatte etwas Bedrohliches, wenn er zornig war und so auf einen zukam. "Sasuke...", sagte ich verwirrt und streckte meine linke Hand nach ihm aus, vielleicht weil ich ihn auf Distanz halten wollte aber er packte bloß mein Handgelenk, blieb vor mir stehen und wiederholte: "Wo warst du?" Aber nun reichte es mir. Ich war doch nicht sein Eigentum. Und vor diesen Männern war mir das extrem unangenehm. Ich wusste ja nichtmal was los war. "Hör auf, dich so aufzuführen!", fuhr ich ihn an und zog an meinem Arm aber er verengte bloß die Augen und ließ nicht los. "Ich bin nicht derjenige, der sich hier komisch aufführt!", sagte er wütend und verstärkte seinen Griff. Es schmerzte. "Lass los!", fauchte ich. "Wo warst du?", zischte er und zog mich mit einem Ruck an meinem Arm näher an sich heran. Aber nun reichte es mir endgültig. Wenn er mir weh tat, dann tat ich ihm eben auch weh. Bevor ich recht wusste, was ich tat, hatte ich mit meiner freien rechten Hand ausgeholt und ihm auf die Wange geschlagen. Es herrschte einen Moment Stille. Sasuke hatte seinen Kopf blitzschnell zur Seite gedreht und war der Ohrfeige so größtenteils ausgewichen aber trotzdem färbte sich seine helle Haut leicht rosa, wo meine Handfläche sie getroffen hatte. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie die drei Männer einen Moment ihre professionelle Maske fallen ließen und erstaunte Blicke austauschten. Sasuke drehte ganz langsam den Kopf wieder zu mir. "Raus!", sagte er leise und seine Stimme hatte etwas Gefährliches. Die drei Männer gingen sofort kommentarlos auf die Tür zu und verließen den Raum. "Sasuke...", sagte ich leise und vorsichtig, während der Letzte die Tür zu zog. Ich war mir gerade unsicher, ob ich gerne mit ihm alleine sein wollte. "Bitte lass mich los, du tust mir weh!", sagte ich sanft. Er ließ mich sofort los. "Tut mir leid!", sagte er. "Mir auch!", sagte ich, obwohl ich fand, dass er die Ohrfeige eigentlich verdient hatte. Er schlang plötzlich die Arme um mich, drückte mich an sich und strich über mein Haar. "Ich habe mir Sorgen gemacht. Wo warst du denn?" Ich befreite mich und schob ihn ein Stück weg, damit ich ihn ansehen konnte. "Aber ich habe dir doch einen Zettel auf den Schreibtisch gelegt!", sagte ich verwirrt. "Was?", sagte er und klang auch verwirrt. "Da war kein Zettel! Ich habe überall nachgesehen, als ich dich nicht finden konnte. Und als ich versucht habe, dich anzurufen, ist der Anruf nichtmal durchgekommen. Ich dachte, dir wäre was passiert! Wo warst du?" "Beim Jugendamt", sagte ich nach wie vor irritiert. "Ich hatte leider meinen Termin heute vergessen und musste schnell hin, um das zu klären. Und mein Smartphone scheint blöderweise ausgerechnet heute kaputtgegangen zu sein! Aber das habe ich dir alles auf einen Zettel geschrieben und ihn mitten auf den Schreibtisch gelegt!" "Oh", sagte er. "Hast du dort was erreicht?" "So halb", sagte ich. "Ich konnte für morgen einen neuen Termin ausmachen. Mal sehen. Tut mir leid, dass ich so ein Chaos ausgelöst habe." "Nein!", sagte Sasuke entschieden. "Wenn ich dich nicht so vereinnahmt hätte, wärst du bei dir zu Hause gewesen und hättest dran gedacht. Aber das wird sich schon regeln lassen. Sag mir bescheid, wenn du Hilfe brauchst." "Ich weiß nicht, ob du mir da helfen kannst", sagte ich. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und gab mir einen Kuss. "Ich würde mir schon irgendwas einfallen lassen." "Aber ich verstehe nicht, wo der Zettel ist!", sagte ich, zog mich los und ging hinüber zum Schreibtisch, um zu suchen. Er war weg und war auch nicht runtergefallen. Sasuke stand da und sah mir zu. "Hauptsache du bist wieder da und dir geht es gut." "Mir ist es nicht egal!", sagte ich. "Das eben war mega unangenehm und ist eigentlich nur passiert, weil du den Zettel nicht bekommen hast! Der kann doch nicht einfach so verschwinden. Ich habe ihn ganz ordentlich hingelegt! Hat ihn vielleicht jemand weggenommen?" "Wieso sollte das jemand tun?", fragte Sasuke und beobachtete, wie ich mich weiter suchend umsah. "Ich weiß nicht...", sagte ich nachdenklich. "Bist du mit diesen Tabellen eigentlich noch weiter gekommen?" Er sah mich verständnislos an. "Selbstverständlich nicht, ich war damit beschäftigt, dich zu su...." Er brach ab. "Wieso willst du das wissen?", fragte er misstrauisch. "Würdest du damit morgen noch weiter machen, wenn dein Vater wieder da wäre?", fragte ich weiter. "Nein, dann hätte ich was anderes zu tun und würde ihm auch nicht auf die Nase binden, dass ich deinentwegen damit nicht fertig geworden bin." "Aber das ist nichts, was noch bearbeitet wird, richtig? Du gehst es nur im Nachhinein durch, oder?" "Worauf willst du hinaus, Sakura?" "Heißt der Mann, der dir letztens die Unterlagen gebracht hat zufällig Hibuno?", fragte ich weiter. "Ja...", sagte er und runzelte die Stirn. "Er sah mich vorhin aus deinem Büro kommen und ich hatte es ziemlich eilig. Vielleicht ist er danach bei dir ins Büro gegangen? Und heute auf der Toilette habe ich gehört, wie eine Frau zu ihrer Kollegin gesagt hat, Hibuno wäre nicht glücklich damit, dass du diese Unterlagen nachprüfst. Was wenn er den Zettel hat verschwinden lassen, damit du zu abgelenkt bist, um dich darauf zu konzentrieren? Immerhin stand drauf, dass mein Smartphone kaputt ist und ich nicht erreichbar sein würde. Ich weiß, das ist etwas aus der Luft gegriffen aber..." "Nein!", sagte Sasuke plötzlich und verengte die Augen. "Ich kam vorhin an einer Stelle nicht weiter und bekam ständig andere Zahlen raus. Ich dachte, ich hätte etwas übersehen aber vielleicht ist da tatsächlich ein Fehler. Wenn dem so wäre, wüsste er es." Ich sah ihn verblüfft an, ein bisschen verwundert, dass meine komische Theorie tatsächlich nun gar nicht so verrückt klang, wie ich selbst erst gedacht hatte. "Und nun?", fragte ich verunsichert. Sasuke ging zu seinem Schreibtisch hinüber und öffnete mit seinem Daumenabdruck das Fach, in dem er am Nachmittag die Unterlagen eingeschlossen hatte. Er nahm sie heraus. "Ich werde das gründlich prüfen. Aber inoffiziell. Ich gehe das kopieren und nehme es mit nach Hause. Ich bin gleich zurück. Du bleibst hier und verlässt den Raum nicht." "Okay", sagte ich etwas verunsichert. Als er wieder kam, hielt er mir einem Stapel Zettel hin. "Tu mir den Gefallen und steck die ein, ich habe meine Schultasche im Auto gelassen." Ich tat es und fühlte mich dabei so, als würde ich hoch sensible Daten klauen. "Und jetzt setz dich bitte aufs Sofa und spiel mit." "Was hast du vor?", fragte ich aber in diesem Moment klopfte es an der Tür. "Ja?", sagte Sasuke kalt und ich staunte wieder, wie schnell er seine Ausstrahlung ändern konnte. Die Tür öffnete sich und herein kam der Mann, der mich heute im Flur gegrüßt hatte. "Sie haben mich rufen lassen, Mr. Uchiha?" "Ja", sagte Sasuke. "Es tut mir leid, dass ich Ihren Feierabend weiter verzögere aber bitte bringen Sie diese Unterlagen zurück ins Archiv." "Selbstverständlich! Sind Sie damit fertig?" "Beinahe, aber das muss reichen. Meine Freundin hielt es leider heute für nötig Chaos zu veranstalten und mir meine Zeit zu stehlen." Sasuke warf mir einen so überzeugend kühlen Blick zu, dass ich mich daran erinnern musste, dass er nur so tat, als wäre er verärgert. "Tut mir leid", sagte ich leise. "Schon gut", sagte er und es klang überzeugend genervt. Er wandte sich wieder an Shibuno. "Binden Sie nicht direkt meinem Vater auf die Nase, dass sie mich abgelenkt hat!" "Selbstverständlich nicht, Mr. Uchiha!" Er griff sich die Unterlagen. "Das wäre alles!", sagte Sasuke und der Mann neigte höflich den Kopf und verließ mit den Unterlagen den Raum. Als die Tür wieder zu war, sah Sasuke zufrieden aus. "Gut gemacht, Prinzessin!" Ich lächelte. "Glaubst du, wir steigern uns da in was rein?" "Keine Ahnung", sagte er. "Bald weiß ich mehr. Du darfst davon zu niemandem etwas sagen." "Schon klar!" Er stand auf und hielt mir die Hand hin. "Gehen wir nach Hause!" Ich nahm sie und er zog mich hoch. Wir fuhren mit einem Aufzug nach unten und ich umklammerte fest den Gurt meiner Tasche, damit den Kopien auch ja nichts passierte. Als wir durch die Eingangshalle gingen und an dem Empfangsschalter vorbeikamen, legte Sasuke mir gerade seinen Arm um die Taille und ich sah kurz zu dem Mann hinüber, der mich eben nicht hatte nach oben lassen wollen. Er starrte mich entsetzt an und wirkte fast, als hätte er nun Angst um seinen Job. Aber ich lächelte ihn freundlich an, um ihm zu zeigen, dass ich es ihm nicht übel nahm. Es war ja eigentlich verständlich, dass er nicht einfach jede dahergelaufene Person nach oben lassen konnte. Sasuke folgte meinem Blick, um zu sehen, wen ich anlächelte und blieb stehen. Er sah kurz von mir zu dem Mann. "Gab es hier ein Problem?", fragte er. "Nein!", sagte ich rasch. "Du sollst mich nicht anlügen!" Das fand ich ein ziemlich starkes Stück von ihm, wenn man bedachte, wie dreist er mich am Wochenende erst angelogen hatte. Ich legte beschwichtigend die Hand an seine Wange und gab ihm einen Kuss. "Bitte lass es gut sein, Sasuke." "Ich überlege es mir, wenn ich noch einen bekomme!", sagte er grinsend. Ich schnaubte amüsiert und küsste ihn nochmal. Er verstärkte seinen Griff um meine Taille und griff mit seiner freien Hand in meinen Nacken, während er meinen Kuss verlangend erwiderte. Aber nun wurde mir das zu viel, immerhin standen wir mitten in der Eingangshalle, auch wenn sie nun fast leer war. Ich zog mich los und er knurrte unzufrieden. "Bitte!", sagte ich und schenkte ihm mein schönstes Lächeln. "Na schön, ich lasse es gut sein", sagte er grinsend und griff nach meiner Hand. "Wie gnädig von dir!", sagte ich sarkastisch aber lächelte dabei. Wir verließen das Gebäude und in seinem Auto dachte ich wieder an morgen. Hoffentlich würde der Termin gut laufen. Ich zweifelte irgendwie daran. Im Haus der Uchihas angekommen, bestellten wir Sushi, weil Sasuke meinte, er habe keine Lust zu kochen und nachdem wir zusammen gegessen hatten, lag ich eine Weile frisch geduscht in seinem Bett und telefonierte mit Sasukes Smartphone mit Hinata, während ich es irgendwie genoss, Sasuke im Bad zu hören. Es bereitete mir ein wohliges Gefühl. In seinem Zimmer fühlte ich mich tatsächlich mittlerweile irgendwie zuhause, zumindest, wenn er auch da war. Hinata redete mir gut zu und meinte, dass sich das bestimmt morgen alles gut klären lassen würde, wenn ich es ruhig und vernünftig erläuterte. Und ihre Zuversicht sorgte dafür, dass ich mich etwas besser fühlte. Als Sasuke aus dem Bad kam, legte ich gerade auf und sagte: "Danke!" Er nahm mir das Smartphone ab, legte es auf seinen Nachtisch und kam zu mir ins Bett. "Sasuke?" "Hm?" "Glaubst du nicht, dass du es mit deiner Sorge um mich manchmal übertreibst?" "Nein", sagte er schlicht. "Das diskutiere ich nicht." "Aber...", setzte ich an. "Hör auf!", sagte er und zog mich zu sich. "Du hast da deine Meinung zu und ich meine. Du kannst machen, was du willst und ich mache, was ich will. Es wird nichts ändern, wenn wir deswegen jetzt streiten." "Hm", sagte ich etwas unzufrieden. "Ich finde, du übertreibst!" "Und ich sorge mich lieber ein paar mal zu viel als einmal zu wenig. Versuch nicht, mich zu ändern!", sagte er und umarmte mich. "Das funktioniert nicht." "Dann werden wir aber deswegen immer wieder mal so aneinander geraten, wie vorhin!" "Wäre das so schlimm?", fragte er und strich mir über den Rücken. "Kann schon passieren, dass du dir dann ab und zu eine Ohrfeige einfängst!", sagte ich skeptisch. Er lachte leise. "Schon okay, Prinzessin. Die hatte ich wohl verdient. Außerdem bist du so schwach, dass das nichtmal richtig weh getan hat!" "Hey!", sagte ich empört. Er war wirklich unglaublich. Er brummte schläfrig und ich kraulte seinen Nacken bis er eingeschlafen war. Ich lag noch lange wach, in Gedanken bei dem Termin morgen. Kurz bevor ich einschlief, glaubte ich plötzlich, mich beinahe daran erinnert zu haben, woher ich den Mann kannte, dem Sasuke in der Gasse das Geld gegeben hatte. Dann versank ich in Träumen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)