Finding Love von writer (Sasusaku Highschool Lovestory) ================================================================================ Kapitel 34: Neji ---------------- Dabei war es ja eigentlich klar gewesen, dass sie zusammen zum Flughafen fahren würden. Schließlich wohnten Hinata und Neji im selben Haus und mussten zur selben Zeit im selben Flugzeug sitzen. Aber wahrscheinlich war ich nicht die Einzige, der das entfallen war, Hinata oder Sasuke hatten schließlich auch nichts dazu gesagt. Und natürlich wäre es auch völlig übertrieben gewesen nur wegen Neji nicht mit Hinata zu fahren. Hinata saß vorne bei ihrer Mutter und öffnete ein Stück die Tür, als ich ihnen entgegen kam. "Guten Morgen!", rief sie fröhlich. Neji stieg aus, warf mir einen überheblichen Blick zu und nahm mir wortlos den Koffer aus der Hand, um ihn im Kofferraum zu verstauen. "Danke!", sagte ich freundlich zu ihm. "Gerne", erwiderte er mit einem blöden anzüglichen Unterton. Ich ignorierte es. Erstens konnte ich vor Hinata und ihrer Mutter nicht unfreundlich zu ihm sein und zweitens hatte ich gerade spontan entschieden, dass meine Strategie für diese Woche sein würde, einfach richtig nett zu Neji zu sein, um ihm keinen Grund zu geben, mich und vor allem Sasuke, provozieren zu wollen. Hoffentlich sah Sasuke uns nicht zusammen ankommen. Ich stieg ins Auto, tauschte ein paar höfliche Sätze mit Hinatas Mutter aus und nachdem Neji wieder hinten neben mir Platz genommen hatte, fuhren wir los. "Na, freust du dich auf die Woche?", fragte Neji mich und musterte mich genüsslich. Ich wünschte, er würde vorne sitzen. "Lass sie in Ruhe Neji!", sagte Hinata verärgert und warf einen Blick in den Rückspiegel. "Also wirklich Hinata!", sagte ihr Mutter vorwurfsvoll. "Nun vertragt euch doch mal!" "An mir soll's nicht liegen!", sagte Neji, als wäre er völlig unschuldig. Hinatas Mutter lächelte ihn im Rückspiegel an. Sie schien ihm seine Freundlichkeit total abzukaufen. Hinata drehte sich zu mir um und verdrehte die Augen. "Ich habe gestern bei der Maniküre Mikoto Uchiha getroffen!", sagte Hinatas Mutter. "Sie scheint ja ganz begeistert von dir zu sein, Sakura. Ich habe gehört, du warst sogar mit bei der Firmenfeier am Freitag. Dann ist das jetzt wohl was richtig Festes mit dir und Sasuke, nicht wahr? Sonst hätten sie dich sicher nicht mitgenommen. Es spricht sich in unseren Kreisen schon rum, dass er nun vergeben ist." "Oh, ähm, ja!", sagte ich etwas verlegen. "Es läuft gut mit uns." Mir war wirklich nicht ganz klar gewesen, worauf ich mich einließ, als ich mit Sasuke zusammengekommen war. Ich wünschte, sie würden nicht alle so tun, als würden Sasuke und ich gleich heiraten. Wir waren doch nur zwei Schüler, die eine Beziehung führten. "Wie schön!", sagte Hinatas Mutter. "Ich fand ihn ja immer recht kalt, wenn ich ihn mal getroffen habe, es tut ihm sicher gut eine Frau an seiner Seite zu haben!" Hinatas Mutter warf Neji einen Blick im Rückspiegel zu. "Und das würde auch für dich gelten! Du bist immer so angespannt!" "Warum wohl?", murmelte Neji sarkastisch und ich glaubte die gleiche Bitterkeit zu hören, die ich manchmal auch schon bei Sasuke wahrgenommen hatte. Ich blickte kurz zu ihm hinüber. Ob er wohl genauso unter Druck stand? Das würde sein blödes Verhalten zumindest irgendwie erklären. Hinatas Mutter parkte am Flughafen und blieb bei uns, während wir die Koffer durch die Hallen schoben und uns umsahen, um festzustellen, wo wir hin mussten. Also war Neji die ganze Zeit ziemlich freundlich und half Hinata und mir sogar mit dem Gepäck. Die beiden waren betont nett zueinander bis wir schließlich eine Ansammlung von unseren Klassenkameraden entdeckten und Hinatas Mutter sich verabschiedete. "Du bist echt unglaublich!", sagte Hinata wütend zu Neji. "Reg dich nicht auf, das steht dir nicht!", gab der unbeeindruckt zurück. "Bis später, Sakura!", fügte er mit einem charmanten und etwas unheimlichen Lächeln an mich gewandt hinzu und ging dann ohne uns weiter zu beachten zu seinen Freunden hinüber. Shino und die beiden anderen, Kankuro und Gaara, begrüßen ihn lässig. "Ah, sehr gut!", sagte Kakashi Hatake, als er Hinata und mich erblickte. Er hakte etwas auf seiner Liste ab und wandte sich dann Kurenai Yuuhi, der Klassenlehrerin aus der Parallelklasse zu, die etwas zu ihm sagte. Hinata und ich plauderten ein wenig oberflächlich mit Ino und Karin bis Kiba und Shikamaru eintrudelten, uns überschwänglich und ziemlich gut gelaunt begrüßten und damit die ganze Aufmerksamkeit auf sich zogen. "Sasuke und Naruto kommen wohl zusammen!", sagte Kiba mit einem Blick auf unseren Gruppenchat, weil wir gerade darüber gesprochen hatten, dass sie spät dran waren. "Eigentlich gar nicht schlecht, mal nicht der Letzte zu sein!", sagte Shikamaru grinsend. "Das hast du nur mir zu verdanken, du Volltrottel!", sagte Kiba amüsiert und verärgert. "Wenn ich keinen Stress gemacht hätte, hättest du mit Sicherheit das Flugzeug verpasst!" Shikamaru gähnte unbeeindruckt und ich sah wie Ino schmunzelte. "Hoffentlich schaffen sie es!", sagte Hinata ein wenig beunruhigt. "Okay, Uchiha und Uzumaki fehlen noch aber der Rest kann sich bei mir schon die Flugtickets abholen und dann an Bord gehen!", rief Mr. Hatake. Als ich durch die Absperrung ging, warf ich einen Blick zurück. Es war nichts von Sasuke und Naruto zu sehen. Hinata und ich hatten zwei Plätze nebeneinander bekommen können und Hinata meinte, ich müsste unbedingt am Fenster sitzen und rausschauen können, wenn ich noch nie geflogen wäre. Wir verstauten unsere Sachen und machten es uns gemütlich aber wir waren beide ein wenig hibbelig und sahen ständig zum Eingang, wenn Leute herein kamen. Das Flugzeug war nicht allzu groß, es gab jeweils zwei Plätze in zwei Reihen. Kiba und Shikamaru saßen uns gegenüber auf der anderen Seite des Ganges und hinter uns waren zwei Mädchen aus der Parallelklasse. Vor uns war ein altes Ehepaar. Ich blickte auf die Uhr, wir würden bald starten. "Da sind sie!", sagte Hinata plötzlich erleichtert und ich sah sofort auf. Naruto kam den Gang entlang und grinste breit, als Kiba begeistert "Heeyyy!" rief und ihm die Hand zum einklatschen hin hielt. "Ihr brauchtet natürlich wieder einen großen Auftritt, was?" "Klar!", antwortete Naruto grinsend. "Ich mache es immer ein bisschen spannend!" Sasuke lief hinter Naruto her und ließ konzentriert seinen Blick über die Sitzreihen streifen, bis er mich erblickte. "Hey Prinzessin!", sagte er mit einem etwas anzüglichen Lächeln, als Naruto und er an uns vorbeikamen. Naruto grinste Hinata und mich an und dann waren sie vorbei, weil sie wegen der Leute hinter ihnen nicht stehen bleiben konnten. "Ohh, ich bin erleichtert!", sagte Hinata. "Oh Mann, die zwei machen auch immer auf obercool!", hörte ich das Mädchen aus der Parallelklasse hinter uns leise sagen. Ihre Freundin kicherte. "Ja, aber sie sind es irgendwie auch, oder?" Hinata und ich sahen uns an und unterdrückten unser Lachen. Mittlerweile hatte ich richtig Lust auf die Klassenfahrt. In der Vergangenheit hatte mir Klassenreisen immer eher Sorgen bereitet, weil ich das Gefühl gehabt hatte, keine Rückzugsmöglichkeit zu haben und die ganze Zeit meine Panikattacken verstecken zu müssen. Aber das hatte ich mittlerweile im Griff und ich hatte Freunde, mit denen ich mich wohl fühlte. Hinata warf einen Blick aus dem Fenster. "Es sieht aber leider ganz schön stürmisch aus. Hoffentlich gibt es nicht zu viele Turbulenzen!" "Bräuchte ich jetzt auch nicht!", sagte ich und streckte mich. Ich hatte keine Ahnung von Turbulenzen aber ich war auch so schon etwas nervös. Ich richtete mich kurz auf und spähte hinter mich. Naruto und Sasuke richten sich gerade bei einem Platz ein paar Reihen weiter hinten ein. Mr. Hatake lief den Gang entlang, um durchzuzählen und setzte sich dann zu Mrs. Yuuhi. Kurz darauf starteten wir und ich stellte fest, dass es einiges gab, was mir besser gefiel als Fliegen. "Das ist nur, weil das Wetter ziemlich schlecht ist!", sagte Hinata aufmunternd. Aber sie sah selbst nicht gerade begeistert aus. "Du bist doch selber nervös!", sagte ich und lachte unsicher. "Ja, aber ich weiß, das es eigentlich unbegründet ist!", sagte sie und knete ihre Hände im Schoß. Wir hielten es ungefähr fünf Minuten tapfer aus und versuchten ein paar Scherze darüber zu machen aber langsam wurde mir ziemlich übel. Shikamaru und Kiba neben uns schauten einen Film und schienen das Wetter nicht zu beachten. "Hey!" Wir sahen auf. Naruto und Sasuke standen im Gang. "Kommst du ein bisschen mit zu mir nach hinten Hinata?", fragte Naruto gut gelaunt und hielt ihr die Hand hin. "Oh ja!", sagte sie erfreut und ein wenig erleichtert und stand auf. "Ist doch okay, oder?", fragte sie mit einem Blick zu mir. Ich nickte bloß, weil mir schlecht war. Eigentlich wollte ich vor Sasuke nicht so schwach sein aber andererseits machte mich Hinatas Nervosität noch nervöser. Naruto nahm ihre Hand, zog sie hoch und sagte "Bis später!" zu Sasuke und mir und sie verschwanden nach hinten. Sasuke ließ sich neben mir in den Sitz sinken. "Na Sasuke, hast du Angst bekommen und suchst Schutz bei deiner Freundin?", fragte Kiba grinsend über den Gang hinweg. Sasuke grinste ebenfalls. "Und du? Kompensierst du deine Angst mit blöden Sprüchen?" "Nö, die mache ich völlig unabhängig von meinen emotionalen Zuständen!", gab Kiba lachend zurück, steckte seinen Ohrstöpsel wieder rein und sah dann weiter auf sein Tablet. Shikamaru gähnte schon wieder. Sasuke musterte mich leicht amüsiert. "Die Wahrscheinlichkeit, dass etwas passiert, ist so gering, dass es sich nicht lohnt, sich deswegen zu sorgen", sagte er nüchtern und setzte sich entspannt zurecht. Er strahlte auf jeden Fall mehr Ruhe aus als Hinata. "Ja", sagte ich. "Mir ist trotzdem etwas schlecht." "Ich sehe es dir an", sagte er lächelnd. "Du bist ganz blass. Ist aber irgendwie süß!" Ich schaubte und musste ebenfalls lächeln. Ich war froh, dass er es nicht allzu ernst nahm. Ich mochte es überhaupt nicht, wenn ich mir wie ein Problemfall vorkam. "Ist Neji eigentlich mit euch hingefahren?", fragte Sasuke betont beiläufig und strich sanft über meinen Oberschenkel. Ich sah ihn prüfend an. "Ja, wieso?" Er hatte also doch daran gedacht. "Wie hat er sich benommen?" "Ziemlich nett, Hinatas Mutter war ja dabei", sagte ich möglichst unbekümmert. Ich wollte gar nicht erst anfangen, dem Thema Raum zu geben. "Hm", sagte er nachdenklich. "Lass uns versuchen gut mit Neji auszukommen, ja?", sagte ich und griff nach seiner Hand. "Bitte lass dich nicht von ihm provozieren!" "Mal sehen", sagte er in neutralem Tonfall. "Ich kann es versuchen." "Bitte, Sasuke!", sagte ich und sah ihn ernst an. Er strich mir mit seiner freien Hand liebevoll über die Wange. "Ich werde mir Mühe geben. Du darfst nicht denken, dass ich unbedingt darauf aus bin, Streit mit ihm anzufangen. Wenn wir kämpfen würden, wäre das für uns beide nicht ganz ungefährlich. Also werde ich natürlich versuchen zu vermeiden, dass wir aneinander geraten." "Danke!" Ich lächelte ihn an. Aber so richtig beruhigt hatte mich seine Aussage jetzt eigentlich nicht. Das Flugzeug machte einen Ruck und ich unterdrückte ein Stöhnen und lehnte meine Stirn gegen Sasukes Schulter. Er hielt weiter meine Hand fest und legte die andere beruhigend an meinen Hinterkopf. Ich war dankbar, dass er nichts sagte und einfach da war. Eine Weile verharrten wir so und dann wurde das Wetter tatsächlich deutlich besser. Jetzt fand ich es sogar faszinierend aus dem Fenster zu schauen. Schließlich tauchte Hinata wieder auf, weil sie zurück zu mir und ihren Sachen wollte und Sasuke ging wieder zu Naruto. Hinata hatte einiges an Snacks eingepackt und wir hatten den Rest des Fluges eine gute Zeit, während der wir Kekse aßen und lasen und plauderten. Allerdings ging der Großteil der Snacks an Kiba und Shikamaru drauf. Als wir schließlich gelandet waren, dauerte es eine ganze Weile, bis alle endlich ihre Koffer gefunden hatten aber schließlich standen wir auf einem Parkplatz außerhalb des Flughafens und sahen zu, wie zwei kleine Busse ankamen, die uns zur Unterkunft bringen sollten. Die Nachmittagssonne war ziemlich heiß aber ich hatte daran gedacht, direkt ein Top unter meinen Pullover zu ziehen, sodass ich den nun einfach ausziehen und die Sonne auf meiner Haut genießen konnte. Es war herrlich. Ein paar Leute um mich herum murrten, dass es ihnen zu warm sei, aber ich fand es einfach nur traumhaft. "Hört mal alle zu!", sagte Mr. Hatake gerade, als Naruto und Kiba auch endlich mit ihrem Gepäck zu uns stießen. "Ich schlage vor, für diese Woche nennen wir uns einfach alle beim Vornamen, um das Ganze etwas entspannter anzugehen." "Genau. Also wir sind fürs erste Kakashi und Kurenai!", fügte Mrs. Yuuhi hinzu. "Trotzdem", fuhr Kakashi streng fort, "erwarte ich, dass sich hier jeder dem anderen gegenüber respektvoll verhält!" Und Kurenai ergänzte: "Außerdem herrscht ein striktes Verbot von Sex und Alkohol! Wir haben hier die Verantwortung und eure Eltern erwarten von uns, dass wir das durchsetzen!" Ein paar meiner Mitschüler kicherten und andere fingen an sich zu beschweren. Kakashi fuhr mit lauterer Stimme fort: "Da sich an die Sache mit dem Alkohol sowieso niemand halten wird, erwarte ich zumindest Zurückhaltung und genug Umsicht, dass ich mich nicht gezwungen sehe einzuschreiten!" Ein paar lachten und Kiba sagte grinsend zu Naruto: "Guter Mann!" "Jep! Er ist der Beste!", stimmte Naruto zu. "Ich lass mir doch nicht sagen, wann ich Sex haben darf und wann nicht!", sagte Sasuke, als wäre er verdutzt darüber, dass es jemand versuchte. Ich schnaubte amüsiert. "Klar tust du das!" Da ich am Sonntag morgen leider meine Periode bekommen hatte, würde er zumindest mit mir sowieso noch zwei oder drei Tage keinen Sex haben. Und das wusste er auch. Er grinste. Danach gab es ein Gedränge, weil alle sich um die Busfahrer versammelten, um ihr Gepäck in den Bussen verstauen zu lassen. Als mir der Busfahrer den Koffer aus der Hand genommen hatte, winkte mich Kurenai zu sich damit ich einstieg und so ging ich hinter einem Mädchen aus der Parallelklasse zu ihr hinüber. "Ihr passt noch mit hier rein, komm Sakura!", sagte sie. "Und noch einer! Du!" Während ich die Stufen hoch in den Bus stieg, drehte ich mich um und sah, wie sie auf Kiba deutete, der neben mir gestanden hatte. Kiba sah von seinem Smartphone auf, auf das er gerade geschaut hatte. Neji neben ihm blickte kurz zu mir hinüber, warf dann einen Blick zu Sasuke, der mit Gepäck beschäftigt war, zu Kurenai, die in die andere Richtung sah und dann gab er Kiba einen Stoß gegen die Schulter, sodass sein Smartphone runter fiel. Kiba hob es auf und überprüfte fluchend, ob es noch funktionierte aber Neji achtete gar nicht auf ihn und ging zügig auf mich und Kurenai zu. Die drehte sich wieder zu mir um und sagte ungeduldig: "Los, jetzt geh durch Sakura! Und du auch!", fügte sie an Neji gewandt hinzu, der den Mund zu einem triumphierenden Lächeln verzog, mit den beiden Händen den Türrahmen packe und sich hinein schwang, wobei er mich automatisch weiter hinein drängte. Um den Körperkontakt zu ihm wieder zu unterbinden, blieb mir nur übrig, weiter die Stufen hoch in den Gang des Busses zurückzuweichen. Neji, lass mich wieder rau-", setzte ich an. Aber Kurenai war vorne eingestiegen und rief "Kann los gehen!" und der Busfahrer startete nun den Motor und schloss die Türen. Ich sah mich drinnen rasch nach einem Sitzplatz um und stellte fest, dass es wirklich nur noch einen leeren Zweiersitz in der vorletzten Reihe gab. Und zu allem Unglück saßen in der Reihe dahinter Gaara, Shino und Kankuro. Als sie mich sahen fingen sie an zu grinsen. Schicksalsergeben ging ich auf den Platz zu und setzte mich. Der Bus war hauptsächlich voll von Leuten aus der Parallelklasse. Wie zu erwarten gewesen war, ließ Neji sich neben mich sinken. Ich wünschte, ich würde wenigstens nicht am Fenster sitzen müssen. Ich kam mir schrecklich eingesperrt vor zwischen ihm und der Scheibe. "Sieh mal!", sagte Neji in einem sanften und unangenehmen Tonfall zu mir und deutete aus dem Fenster. Ich folgte seinem Blick. Sasuke hatte gerade mit Shikamaru und dem anderen Busfahrer den letzten Koffer verstaut und wandte sich nun Kiba zu, der eilig auf sie zu ging, mit dem Kopf zu unserem Bus nickte und etwas sagte. Alle drei wandten sich zu uns um. Kibas Miene war skeptisch, Shikamarus argwöhnisch und Sasukes Gesicht spiegelte eine Mischung aus Besorgnis und Wut. Neji lachte leise. Mir blieb nur eine Sekunde, um das zu sehen, dann bog unser Bus ab, um auf den Ausgang des Parkplatztes zuzusteuern und sie verschwanden aus meinem Blickfeld. "Schön, dich mal ein bisschen für mich zu haben!", sagte Neji grinsend und setzte sich gemütlich zurecht. Er musterte mich zufrieden. "Aber du wirkst nicht ganz so glücklich darüber! Kommst du dir ein bisschen eingesperrt vor, meine Hübsche?" Ich warf ich warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. Mein Smartphone klingelte und ich zog es hervor. Es war Sasuke. Ich wollte gerade rangehen aber Neji nahm es mir mit einer schnellen Bewegung aus der Hand. Er hielt es so, dass ich nicht dran kam, drückte den Anruf weg und stellte es auf lautlos. "Der hat jetzt mal Sendepause!", sagte er und steckte mein Smartphone in seine Hosentasche. Einer von Nejis Freunden lachte hinter uns. Wahrscheinlich Shino. Ich hätte ihm gerne gesagt, dass er es mir gefälligst zurückgeben sollte aber ich hielt es für ziemlich aussichtslos, dass er das tun würde, also schwieg ich. "Hübsche Oberweite, dafür, dass du so schlank bist!", sagte Neji und musterte mich immer noch. Ich legte fast schon reflexartig meine rechte Hand an mein linkes Schlüsselbein und massierte kurz meinen Nackenmuskel, um mich durch meinen Arm etwas bedeckter zu fühlen. Ich verfluchte mich dafür, dass ich meinen Pullover in den Koffer gestopft und nicht bei mir behalten hatte. Aber er hatte diesen Kommentar mit Sicherheit in erster Linie gemacht, damit ich mich unwohl fühlte. Also sollte ich dieses Gefühl nicht zulassen. "Hör auf damit Neji", sagte ich möglichst ruhig und ausgeglichen und nahm den Arm wieder weg. "Du könntest nach Kurenai rufen!", schlug er lächelnd vor. Das hatte ich mir auch schon überlegt. Aber die Situation war mir furchtbar unangenehm und ich wollte nicht wie eine Idiotin wirken, das würde dann nämlich jeder mitbekommen. Und dann würde noch eine größere Sache daraus werden, als nötig. Ich musste es irgendwie alleine regeln. Wenn ich die Lehrer da mit rein zog, würde Sasuke denken, ich hätte ernsthaft Angst vor Neji und dann würde es eskalieren. Dann würden wahrscheinlich auch Sasukes und Nejis Eltern etwas davon mitbekommen. Ich konnte es absolut nicht gebrauchen, dass Fugaku Uchiha wieder der Meinung sein würde, ich wäre schlecht für seinen Sohn, jetzt wo er mich gerade einigermaßen akzeptiert hatte. "Ich werde schon alleine mit dir fertig, Neji!", sagte ich und schenkte ihm ein charmantes Lächeln, damit er nicht glaubte, dass er es schaffte, mich zu beunruhigen. "Du wirst also auch nicht zu deinem Wachhund laufen und dich beschweren, egal, was ich tue?", fragte er amüsiert und mit einem skeptischen Blick. "Nein", sagte ich. Er grinste. "Du bist entweder extrem naiv oder ziemlich mutig, was?" Er strich mir leicht über den Oberarm. Ich schlug nach seiner Hand aber er zog sie blitzschnell zurück und ich traf ihn nicht. Er grinste immer noch, als würde ihm das alles furchtbar Spaß machen. "Du brauchst das gar nicht zu versuchen, meine Hübsche! Ich sagte dir schon, meine Reflexe sind besser trainiert als deine. Oder klappt das etwa bei Sasuke? Falls dem so ist, wäre das nur, weil er es zulässt, da kannst du dir sicher sein!" "Was willst du eigentlich von mir, Neji!", sagte ich mit unterdrückter Wut, wandte mich ihm zu und bemühte mich, ihm fest in die Augen zu sehen. "Hmm", machte er und legte nachdenklich den Kopf schief. "Also zunächst mal bist du einfach ein überaus erfreulicher Anblick und es gefällt mir, wenn du mich so wütend ansiehst. Das ist irgendwie aufregend. Aber das hat Sasuke dir sicher auch schon gesagt, was?" Ich verzog keine Miene und schaffte es seinem Blick unbeeindruckt standzuhalten. Er lächelte und sprach dann weiter. "Aber vor allem gefällt mir die Vorstellung, dass Sasuke nun da drüben im anderen Bus sitzt und es ihn wahnsinnig macht, dass er weiß, das wir zusammen hier sind und er dich nicht erreichen kann." Ich starrte ihn an. Hasste er Sasuke so sehr? "Und noch dazu", fuhr Neji fort und berührte leicht eine meiner Haarsträhnen, "noch dazu bin ich ein bisschen neugierig. Du scheinst ihn ja richtig glücklich zu machen. Und das kann schließlich nicht nur am Sex liegen. Er ist wie ausgewechselt. Irgendetwas an dir muss er total faszinierend finden. Da ist es doch kein Wunder, dass ich auch ein bisschen Zeit mit dir verbringen will, nicht wahr?" Ich wandte mich ab und starrte stur auf den Sitz vor mir. Neji war doch total verrückt! Ich musste unbedingt irgendwie einen Zugang zu ihm finden. Ich musste es schaffen, vernünftig mit ihm zu sprechen und das zu Problem zu lösen. Aber das würde wenn überhaupt nur funktionieren, wenn wir alleine wären. Hier vor seinen Freunden würde er garantiert bloß auf cool machen und es würde kein ehrliches Gespräch zustande kommen. "Pass auf, Neji!", sagte Shino warnend. Wir blickten beide auf und sahen, dass Kurenai durch den Gang nach hinten lief. Neji ließ meine Haarsträhne los, mit der er gespielt hatte. "Ist hier hinten alles in Ordnung?", fragte sie routinemäßig. "Entschuldigung, wie lange fahren wir eigentlich bis zu der Unterkunft?", fragte ich sie höflich. "Nicht lange, nur ca. fünfzehn Minuten noch." Sie wandte sich wieder ab und ging nach vorne. Das war okay. Fünfzehn Minuten konnte ich schaffen. Ich stand auf, legte die Arme auf der Lehne des Sitzes vor mir ab und tippte einem der beiden Mädchen aus der Parallelklasse, die vor mir saßen, auf die Schulter. Sie nahmen beide ihre Kopfhörer heraus, weil sie Musik gehört hatten und wandten sich um. "Hey!", sagte ich und strahlte die beiden an. "Freut ihr euch auch so, mal eine Woche Pause von der Kälte zu haben?" Sie blickten mich beide verwirrt an. Wir hatten ab und zu Unterricht zusammen aber eigentlich hatten wir noch nie wirklich miteinander gesprochen. "Ähm, ja klar!", antwortete mir eine von ihnen irritiert. "Ihr wart schon öfter mit der Schule dort, nicht wahr? Wie ist die Unterkunft so?", fragte ich sie gut gelaunt. Sie waren immer noch etwas irritiert aber sie schienen mich auch ein wenig interessant zu finden und mir gelang es, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Ich konzentrierte mich vollkommen auf die beiden und achtete darauf Neji keinen Blick zuzuwerfen, um ihm keine Gelegenheit zu geben, sich einzumischen. Ich schnitt ganz bewusst typische oberflächliche Frauenthemen an und sprach über Bademode und sie stiegen darauf ein, indem sie über wasserfeste Wimperntusche sprachen. Ich lachte gut gelaunt, als eine von ihnen einen Scherz machte und schließlich hatte ich sogar Glück und die beiden, die auf der anderen Seite des Ganges saßen, beteiligten sich auch gut gelaunt an dem Gespräch und erzählten mir von dem See und der Unterkunft und dass sie noch gar nicht befreundet gewesen wären, als sie vor ein paar Jahren zuletzt hier gewesen waren. Und so ging mein Plan tatsächlich auf und ich schaffte es die Zeit bis zur Ankunft herumzubekommen, ohne mich weiter mit Neji auseinandersetzen zu müssen. "So, alle bereit machen zum Aussteigen!", rief Kurenai schließlich und die beiden Mädchen fingen an aufzustehen und ihre Sachen zusammen zu suchen. Um sie nicht zu stören oder zumindest nicht total creepy zu wirken, war ich also gezwungen mich wieder neben Neji zu setzen. Er betrachtete mich nachdenklich. "Nicht schlecht!", sagte er schließlich. Es klang fast ein bisschen anerkennend. "Fürs erste bist du davongekommen." "Danke!", sagte ich und lächelte ihn an. Ich hoffte damit das Ganze auf eine humoristischere Ebene bringen zu können. Aber ich war besorgt. Sasuke hatte jetzt gut zwanzig Minuten Zeit gehabt, sich in etwas hineinzusteigern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)