Finding Love von writer (Sasusaku Highschool Lovestory) ================================================================================ Kapitel 15: Erklärungen ----------------------- Die deutlichsten Gefühle, die ich empfand waren Überforderung, Verwirrung und Ärger. Irgendwo tief in mir, war noch viel mehr. Aber dafür war gerade kein Platz. Mir war kalt, mein Kopf fühlte sich immer noch leicht benebelt an vom Alkohol und plötzlich fühlte ich mich auch unendlich erschöpft. Weil ich das Gefühl hatte, dass meine Beine mein Gewicht gerade einfach nicht mehr tragen konnten, ließ ich mich an der Hauswand runterrutschen. In der Hocke und mit dem Rücken an die Wand gelehnt, fühlte ich mich etwas weniger wackelig. Trotzdem legte ich auch noch meine Stirn auf meine Knie und schlang die Arme um mich. Das war mir gerade alles zu viel. Ich wusste nicht, was ich fühlen oder denken sollte und schon gar nicht, was ich sagen sollte. Ich hörte, wie Sasuke wieder einen Schritt auf mich zukam und dem Rascheln seiner Kleidung nach zu urteilen, hockte er sich vor mich hin. "Hey", sagte er sanft und ich spürte, wie er mit den Fingern vorsichtig mein Haar berührte. Aber das war mir gerade auch zu viel. Ich schlug seine Hand weg und hob den Kopf. Er sah mich ein wenig verunsichert an und das verschaffte mir Befriedigung. "Ich weiß gerade einfach nicht, was ich jetzt sagen soll!", sagte ich und registrierte, wie überfordert meine Stimme klang. "Dann sagst du eben nichts", sagte er ruhig aber ich spürte, dass er sich bemühen musste, um diese Ruhe auszustrahlen. "Ich bin nicht naiv!", sagte ich wütend. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen aber ich fand, er hatte fürs erste genug geredet und ich sprach einfach weiter. Meine Stimme bebte nun vor unterdrückter Wut. "Bist du vielleicht schonmal auf den Gedanken gekommen, dass das einfach Selbstschutz ist? Glaubst du wirklich, ich merke nicht, wie ich ständig angesehen werde? Ich WILL manchmal ein bisschen naiv sein, damit ich mich nicht ständig und überall unwohl fühlen muss! Das heißt aber nicht, dass ich mir nicht meine Gedanken mache!" "Sakura, ich...", setze er an aber ich wollte nichts hören. "Und dass du dir ständig Sorgen um mich machst ist DEIN Problem und nicht meins!" Ich war nun so wütend, dass ich mich wieder energiegeladener fühlte und ich stand mit einer schnellen Bewegung auf. Er richtete sich ebenfalls langsam auf. Seine Miene spiegelte Verwirrung und Ärger. "Ich brauche keinen Aufpasser!", sagte ich laut und zornig. "Und welche Motive du dabei hast, ist mir egal!" "Hey", sagte er wieder, wie um mich zu beruhigen und streckte erneut seine Hand aus, um meine Wange zu berühren. "Nein! Lass es!", sagte ich laut und schlug wieder nach seiner Hand. "Was ist denn hier los?", ertönte eine entsetzte Stimme neben uns. Ich zuckte zusammen. Ich hatte in diesem Moment völlig vergessen, dass er und ich nicht alleine waren. Sasuke und ich wandten uns zur Seite und sahen, dass Naruto und Hinata beide auf der Treppe standen, die das Haus mit dem Garten dahinter verband. Hinata sah besorgt aus, als sie uns musterte. Naruto hingegen wirkte entsetzt. "Was ist hier los?", wiederholte er seine Frage mit mehr Nachdruck. Das war nun endgültig zu viel. Ich wandte meinen Blick Richtung Boden, um niemanden mehr ansehen zu müssen, huschte flink an Sasuke vorbei auf die Treppe zu und wich Naruto aus, der den Arm nach mir ausstreckte. "Sakura, was...?", setze er an aber ich ging eilig die Treppe hinauf. Hinter mir hörte ich, wie Naruto Sasuke anfuhr: "Was hast du gemacht?" "Nichts!", sagte Sasuke. "Naruto, lass mich durch!" Ich war oben bei der Tür angekommen und nahm wahr, dass Hinata mir folgte. Sie nahm meine Hand und vor ihrer Berührung schreckte ich nicht zurück. "Komm, wir gehen rein", sagte sie sanft. Ich nickte, immernoch ohne jemanden anzusehen. Hinter mir hörte ich, wie Naruto wütend sagte: "Es sieht aus, als hättest du für heute genug angerichtet, Mann. Überlass es Hinata!" Sasuke entgegnete irgendwas aber das konnte ich nicht mehr verstehen. Hinata hielt immer noch meine Hand und zog mich durch die Menge. Dabei spähte sie seitlich in ein paar Türen, vermutlich, um zu sehen, ob es ein leeres Zimmer gab. Ich war froh, dass sie das tat, weil ich mich gerade zu gar nichts in der Lage fühlte. Gerade sah ich Neji am anderen Ende des Flurs, er hatte uns ebenfalls bemerkt. Doch Hinata hatte ein leeres Zimmer gefunden und schob mich hinein. Ich hörte wie sie hinter mir die Tür abschloss. Es war ein Schlafzimmer, beleuchtet nur vom Mondlicht und dem Lichtschein, der unter der Tür durchdrang. "Danke", murmelte ich erschöpft und ging ein paar Schritte bis zu dem Bett, um mich darauf zu setzen, denn meine Beine fühlten sich schon wieder kraftlos an. Hinata setzte sich neben mich. Eine Weile schwieg sie und ich war froh darüber. Es gelang mir zwar nicht, meine Gedanken zu sortieren aber immerhin fühlte ich mich langsam etwas ruhiger. Um irgendwas zu tun, strich ich mit den Fingern eine Weile über den weichen Stoff der Bettdecke. "Was ist passiert?", fragte Hinata schließlich. In ihrer Stimme lang kein Drängen sondern nur ehrliches Interesse. "Ich weiß nicht", stöhnte ich und stützte den Kopf in meine Hände. Nachdem ich ein paar Sekunden geschwiegen hatte, erzählte ich ihr doch alles. Ich war froh, dass sie da war. "Was für ein Idiot", sagte sie schließlich. "Aber wenigstens wissen wir nun endlich, was er eigentlich von dir will." Ich stöhnte überfordert, immer noch ohne den Kopf aus den Händen zu nehmen. "Ich habe es statt, dass er ständig so tut, als könnte ich nicht alleine auf mich aufpassen!", sagte ich. "Je mehr er das macht, desto unsicherer fühle ich mich." "Ja, das ist bescheuert", sagte sie. "Ich hab gehört, was du zuletzt zu ihm gesagt hast und das war richtig so!" "Warum kann ich nicht einfach ein total durchschnittliches Leben haben, in dem einfach ein normaler Typ auf mich steht?", fragte ich frustriert. Sie lachte. "Diese ständige Aufmerksamkeit ist mir manchmal echt zu viel!", sagte ich, nahm den Kopf aus den Händen und starrte an die Decke. "Ich weiß", sagte sie leise. Wir schwiegen wieder kurz. Schließlich sagte sie scherzend: "Aber hey, ein Gutes hat das Ganze! Ich bin dir unendlich dankbar, daß mein Leben nun deshalb um einiges interessanter geworden ist!" Ich schnaubte aber musste auch lächeln. "Wie viel Uhr ist es eigentlich?", fragte ich. Langsam fühlte ich mich wieder normaler. Sie schaute auf ihrem Smartphone nach. "Halb 4." Es klopfte an der Tür. "Sakura, Hinata? Alles okay?" Es war Neji. Hinata sah mich an und legte den Finger auf die Lippen, um mir zu bedeuten, dass wir nichts sagen würden. Ich musste wieder Lächeln. Es klopfte nochmal. "Komm wir verschwinden und gehen zu mir!", sagte Hinata leise. "Aber möglichst ohne, dass Neji mitkommt!" "Jaa, klingt gut!", sagte ich erleichtert. Ich sah zu dem Fenster hinüber. "Meinst du, wir können einfach da rausklettern?" Sie kicherte und wir schlichen beide hinüber, um zu sehen, wie hoch es war. "Das schaffen wir locker!", sagte Hinata und öffnete so leise wie möglich das Fenster. Nun musste ich auch kichern. Das war alles so verrückt! Als wir schon halb rausgeklettert waren, hielt ich plötzlich inne. "Unsere Jacken!", sagte ich. Sie hielt auch inne und schien zu überlegen. "Egal. Das kurze Stück schaffen wir auch ohne, so kalt ist es ja noch nicht. Wir schreiben einfach den anderen, dass sie sie mitnehmen sollen." Also ließen wir uns auf den Rasen fallen. Es war kaum Platz zu laufen, direkt neben uns war eine hohe, dunkle Hecke aber man konnte gerade so zwischen Haus und Hecke hindurchgehen. An der Vorderseite des Hauses angekommen beeilten wir uns von den Leuten wegzukommen, die vor dem Haus standen aber niemand bemerkte uns oder interessierte sich groß für uns und bald waren wir ein ganzes Stück die Straße entlanggelaufen und niemand war mehr zu sehen. Es war kühl aber erträglich, jetzt wo ich mich bewegte. Hinata zog beim Gehen ihr Smartphone aus der Tasche. Sie öffnete den Gruppenchat und tippte. Ich holte ebenfalls mein Smartphone heraus, um zu sehen, was sie schreiben würde. In dem Moment begann es zu klingeln und vor Schreck hätte ich es beinahe fallen lassen. Das Display zeigte "Sasuke Uchiha" an. Hinata hatte ihre Nachricht abgeschickt und sah zu mir herüber. Im nächsten Moment klingelte ihr Smartphone, weil Naruto sie anrief. Wir sahen uns an. "Wir gehen nicht ran!", sagte Hinata. "Das war genug für einen Abend!" "Ja!", sagte ich und wartete, bis es aufhörte zu klingeln. Dann tippte ich auf unseren Gruppenchat, um ihre Nachricht zu lesen. Hinata: "Hey ihr, Sakura und ich sind auf dem Weg nach Hause, uns reicht es für heute. Wir haben unsere Jacken vergessen, kann die bitte jemand von euch mitnehmen?" "Super, danke!", sagte ich zu ihr und sie lächelte. Ich sah wieder auf den Chatverlauf, weil das Nachrichtensignal erneut ertönte. Hinata blickte ebenfalls auf mein Display. Kiba: "Klar, machen wir!" Shikamaru: "Alter, wieso antwortest du jetzt darauf sofort?! Ich hab dich zweimal angerufen, wo steckst du denn?" Kiba: "Lass mal unten im Wohnzimmer treffen." Shikamaru: "Okay, bis gleich!" Hinata kicherte. Naruto oder Sasuke schrieben nichts und riefen auch nicht mehr an und ich war froh darüber. Ich hatte echt keine Lust mehr auf das Thema. Wir plauderten auf dem Weg über irgendetwas Unwichtiges und gaben uns alle Mühe im Haus zu schleichen und unbemerkt in Hinatas Zimmer zu gelangen. Zu unserer Freude klappte es. Als wir uns schließlich bettfertig gemacht hatten und schon im Dunkeln nebeneinander in Hinatas Bett lagen, fiel mir jedoch etwas wieder ein und ich fragte neugierig: "Hinata, was wollte Naruto dich vorhin eigentlich fragen?" Sie kicherte. "Ach das! Also das war nur...weißt du, unsere Eltern sind wohl morgen Abend irgendwo zum Essen verabredet, ich hatte dir ja erzählt, dass sie miteinander befreundet sind." "Ja, und?", fragte ich neugierig. "Naja, Naruto wollte wissen, ob ich auch mitgehe, früher sind wir das nämlich immer." Ich rollte mich interessiert auf die Seite und sah zu ihr hinüber. Im Dunkeln konnte ich gerade so ihr Gesicht erkennen. "Was hast du gesagt?" "Das es mir zu langweilig ist, außer, wenn er auch mitkommt! Und er meinte, das wir das mal wieder machen sollten. Also sind wir jetzt irgendwie verabredet. Zwar mit unseren Eltern, was auch komisch ist, aber trotzdem!" Ich hörte, wie glücklich sie war. "Wow, toll!", sagte ich ehrlich und rollte mich wieder auf den Rücken. "Jaa!", sagte sie. Obwohl ich so müde war, lag ich noch lange wach. Meine Gedanken schweiften ständig wieder zu Sasuke hin und wenn ich daran dachte, was er alles gesagt hatte, hatte ich wieder ein komisches Gefühl in der Magengegend. "Ich mag dich, Sakura." Ob er das ernst gemeint hatte? Und ich? Mochte ich ihn? Als er mir so nah gewesen war, hatte ich mich trotz meiner Wut zu ihm hingezogen gefühlt. Warum? Einfach nur, weil er immer so unglaublich gut aussah? Weil einem kleinen Teil von mir sein Alphatier Gehabe ein winziges bisschen gefiel? Der Gedanke machte mich schon wieder wütend, dieses Mal auf mich selbst. Ich wollte nicht, dass mir sowas Bescheuertes gefiel! Ich seufzte und rollte mich auf die andere Seite, sodass ich das Mondlicht durch die Vorhänge sehen konnte. Hinter mir hörte ich Hinata gleichmäßig atmen. Ein Licht blinkte auf und als ich über den Bettrand spähte, sah ich, dass mein Smartphone in meiner Tasche leuchtete, weil ich eine Nachricht bekommen hatte. Ich strecke die Hand danach aus und wischte die Tastensperre weg aber lies das Smartphone in der Tasche, damit es nicht zu viel Licht verbreitete und Hinata weckte. Die Uhr auf dem Display zeigte 10 nach 5 an. Darunter stand: "Neue Nachricht von: Sasuke Uchiha. Vorsichtig zog ich das Fenster größer, ohne auf die Nachricht draufzutippen, damit er nicht sehen konnte, dass ich sie gelesen hatte. Sasuke: "Bist du okay? Tut mir leid, ich hab es etwas übertrieben." Ich schaltete das Display wieder aus, ich war zu müde und verwirrt um darauf reagieren zu wollen. Aber ich war froh über seine Nachricht und die Entschuldigung. Das machte es wieder besser. Zumindest etwas. Es dauerte noch eine ganze Weile aber schließlich schlief ich doch ein. Als ich aufwachte, wurde Hinata ebenfalls gerade wach. Die Uhr an Hinatas Wand zeigte 13 Uhr an und wir fühlten uns einigermaßen ausgeschlafen. Wir lagen noch eine Weile in die Kissen gekuschelt da und unterhielten uns über den Abend, wobei wir das Thema Sasuke einfach ausklammerten. Irgendwann klopfte Hinatas Mutter an die Tür und sagte, sie hätte uns ein spätes Frühstück in der Küche bereitstellen lassen. Also beeilten wir uns, uns fertig zu machen. Ich zog meine Sachen von gestern wieder an, ließ aber das Make-Up weg und band meine Haare zu einem Knoten zusammen, um etwas ordentlicher auszusehen. "Dir steht echt alles!", sagte Hinata mit einem neidischen Blick auf mich. "Ohne Make-Up bist du fast noch hübscher, wie eine Elfe. Ich beneide dich." Ich merkte, wie ich etwas rosa anlief. "Tja, dann sind wir quitt, ich beneide dich auch um einiges!", konterte ich und sie lachte fröhlich. Wenn Hinata sowas sagte, schaffte sie es gleichzeitig neidisch zu sein und es dem anderem trotzdem aus vollem Herzen zu gönnen. Wir wollten gerade losgehen, um etwas zu essen und Hinata schnappte sich nur noch schnell ihr Smartphone und warf einen kurzen Blick darauf doch dann erstarrte sie. "Was?", fragte ich alarmiert. Sie sah mich unsicher an. Weil sie nicht gleich etwas sagte, eilte ich zu meiner Tasche und zog auch mein Smartphone hervor. Ich hatte seit dem Aufwachen noch gar nicht drauf geschaut. Sasuke hatte nichts mehr geschrieben, es wurde immer noch die Nachricht von gestern angezeigt. Aber offenbar gab es neue Nachrichten in der Gruppe. Ich drückte rasch darauf, um den Chatverlauf zu öffnen. Kiba: "Also Leute, ich hab jetzt hier richtig viele Jacken. Eine von Hinata und eine von Sakura und deine Naruto. Zumindest hoffe ich das. Ansonsten hätte ich welche geklaut. Aber kann mir bitte jemand mal erklären, was da gestern noch abging? Nicht, dass ich dich dafür kritisieren wollen würde Sasuke, aber warum hast du Neji verhauen?" Shikamaru: "Naja, verhauen würde ich das nicht nennen. Das sah eher aus wie ein epischer Endboss Kampf in nem Kung Fu Film oder sowas. War leider zu kurz und ich hätte auch gerne eine Slow Motion Version davon aber man kann nicht alles haben. Wenigstens hast du gewonnen, Sasuke, es war extrem befriedigend zu sehen, wie du Neji eine reingehauen hast! Ich wüsste allerdings auch gerne, wie das so eskalieren konnte!" Naruto: "Lasst mal gut sein Leute, das war überhaupt nicht witzig. Danke dass du meine Jacke mitgenommen hast, Kiba. Ich hol sie nachher ab. Deine nehme ich auch mit, Hinata." Kiba: "Kann mir bitte trotzdem jemand erklären, was los ist?" Naruto: "Später." Shikamaru: "Bist du in Ordnung, Sasuke?" Naruto: "Ja ist er." Shikamaru: "Gut, dann reden wir später." Ich blickte auf und Hinata sah genauso entsetzt aus, wie ich mich fühlte. "Ich rufe Naruto an", sagte sie sofort, weil sie offenbar genauso gerne wissen wollte, was passiert war, aber er nahm nicht ab. "Gehen wir erstmal was essen und probieren es dann nochmal?", schlug sie vor, nachdem wir einen Moment ratlos dagestanden und uns angeblickt hatten. Ich nickte matt. In der Küche gab es einen toll gedeckten Tisch mit allerlei leckeren Dingen, fast wie ein Mini-Frühstücksbuffet in einem Hotel aber ich nahm mir nur etwas Orangensaft und ein kleines Schälchen Müsli und selbst das würde ich mir reinzwingen müssen. Der Appetit war mir vergangen. Hinatas Mutter kam herein und fragte, ob wir einen schönen Abend gehabt hätten. Sie stellte uns Kaffee hin und war sehr freundlich zu mir. Ich merkte, wie ich mich danach sehnte, auch wieder eine Familie zu haben. Allerdings hielt die Idylle nur etwa drei Minuten, denn dann sagte Hinatas Mutter fröhlich: "Ah, Guten Morgen, Neji! Setzt dich!" Und als wir aufsahen, stand er tatsächlich in der Tür. An Hinata und mich gerichtet, sagte sie: "Ich habe seiner Mutter gesagt, dass er hier frühstücken soll, drüben ist schon alles abgeräumt." Er kam zum Tisch und bewegte sich dabei so vorsichtig, als hätte er ziemliche Schmerzen. Er ließ sich auf einen Stuhl uns gegenüber fallen und verzog das Gesicht. Hinata und ich starrten ihn an. Hinatas Mutter kam besorgt und verärgert zugleich auf ihn zu geeilt. "Was ist mit dir passiert, Neji?" "Nichts!", sagte er und schenkte sich Kaffee ein. "Nichts?", fragte Hinatas Mutter entsetzt. "Hast du dich geprügelt?" "Ja, vielleicht", sagte Neji ausweichend und sah sie nicht an. Hinatas Mutter stöhnte gequält. "Warum das denn? Mit wem?" "Es war nicht meine Schuld, okay?", sagte Neji verärgert. "Sasuke Uchiha ist einfach ein Arsch." "Oh nein! Könnt ihr euch denn nicht einfach mal vertragen?", sagte Hinatas Mutter verzweifelt. Sie rauschte hinaus. Möglicherweise um mit Nejis Mutter darüber zu sprechen. Er sah ihr verärgert nach. "Was ist passiert?", fragte Hinata beinahe flüsternd. Neji sah uns beide an und sagte schließlich an mich gewandt: "Es ging um dich. Ich hab was gesagt was ihm nicht gepasst hat und er ist offenbar der Meinung, dass du ihm gehörst oder sowas, jedenfalls hat er damit angefangen. Ich hab dir ja gesagt, du solltest aufpassen bei ihm." "Was?", fragte ich schockiert. "Naja, das ist deine Version der Geschichte", sagte Hinata kühl. "Wir hören uns besser erst nochmal an, was Sasuke dazu zu sagen hat." Ich verspürte Dankbarkeit für ihre Worte und merkte, wie ich mich an die Hoffnung klammerte, dass alles anders gewesen war. Aber mir fiel einfach kein Szenario ein, bei dem Sasuke wirklich gut wegkommen würde. Hinata und ich hatten den Tisch schnell verlassen und zurück in Hinatas Zimmer versuchten wir erneut Naruto anzurufen. Dieses Mal nahm er ab. "Hi Naruto!", sagte Hinata ohne Umschweife. "Kannst du mir bitte sagen, was zwischen Sasuke und Neji passiert ist? Neji erzählt nur Mist." "Hallo Hinata!", sagte Naruto freundlich aber er klang müde. "Ist Sakura noch bei dir?" Sie warf mir eine kurzen Blick zu und bejahte das dann. "Dann nur so viel, Neji hat Sasuke enorm provoziert und ich kann total verstehen, dass er ihm eine reinhauen wollte. Natürlich hätte er es trotzdem nicht tun sollen. Aber Sakura sollte vielleicht lieber selbst mit ihm sprechen, sobald sie sich danach fühlt." "Okay, dann, ähm, danke!", sagte Hinata. "Ich hol gleich bei Kiba deine Jacke und bring sie dir heute Abend mit, okay? Sasuke fährt wohl gerade zu ihm und holt die von Sakura ab, um sie ihr zu bringen." "Danke dir, Naruto!", sagte Hinata. "Dann bis heute Abend, ja?" "Super, ich freue mich schon!", sagte Naruto nun etwas besser gelaunt. Sie legte auf und sah mich an. "Tja, viel mehr wissen wir jetzt auch nicht. Aber immerhin war es wohl nicht so, wie Neji es darstellt." Ich stöhnte und vergrub kurz das Gesicht in den Händen. Dann rafft ich mich auf und stand auf, um meine Sachen zusammen zu suchen. "Danke, für alles Hinata!", sagte ich. "Ich glaube ich mache mich jetzt mal auf den Weg zum Bus und fahre nach Hause." Sie redete mir gut zu und sagte, es würde sich schon alles aufklären und ich hoffte, dass sie recht hatte. Mit Sasuke wurde es jedenfalls nicht langweilig, so viel war sicher. Im Bus starrte ich eine Weile auf seine Nachricht und überlegte, ob ich antworten sollte. Ich war wütend und verwirrt aber ich wollte auch unbedingt wissen, was passiert war. Doch wollte ich es so sehr wissen, dass ich bereit war, mit ihm zu sprechen? Genau in diesem Moment kam eine weitere Nachricht von ihm. Sasuke: "Können wir reden?" Ich wusste immer noch nicht, was ich wollte. Aber er nahm mir die Entscheidung ab. Sasuke: "Ich fahre jetzt zu dir." "Okay", schrieb ich schließlich nur. Als ich vor meiner Wohnung ankam, sah ich, dass sein Auto schon da war. Er stieg aus, als er mich kommen sah. Ich musterte Sasuke genau, während wir aufeinander zugingen aber er schien vollkommen unverletzt zu sein. Er bleib vor mir stehen und hielt mir wortlos meine Jacke hin. "Danke", sagte ich tonlos und nahm sie. "Können wir hochgehen?", fragte er. "Ja", sagte ich und ging voraus. Wir sprachen nicht, während wir die Treppen hochstiegen und oben sagte ich bloß "setz dich" und fing dann an, meine Jacke aufzuhängen, meine Tasche ordentlich wegzustellen und den Beutel mit den Übernachtungssachen auszuräumen. Sasuke hatte seine Lederjacke ausgezogen, sie auf mein Sofa geworfen und sich daneben gesetzt. Nach vorne gebeugt und mit den Unterarmen auf die Oberschenkel gestützt, beobachtete er geduldig wie ich herumlief und sorgfältig meine Sachen verstaute. Jetzt war ich leider fertig und mir viel nichts mehr ein, was ich tun konnte, um ein Gespräch weiter hinauszuzögern. Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Ich fühlte mich schon wieder überfordert. "Komm her", sagte er sanft aber in befehlendem Ton und nickte neben sich aufs Sofa. Und weil ich froh war, dass er die Initiative ergriff, tat ich es einfach, obwohl ich mich dabei total bescheuert fand. Ich setzte mich auf die Sofalehne, die am weitesten von ihm weg war, ihm zugewandt, mit den Füßen auf dem Polster und mit angezogen Knien. Ich schlang die Arme darum und sah ihn abwartend an. Er setzte sich im Schneidersitz zurecht, damit er sich mir ebenfalls vollständig zuwenden konnte. "Wie geht es dir?", fragte er mich ruhig. "Weiß nicht", sagte ich. "Bist du wütend auf mich?", fragte er weiter. Wie konnte er nur so ruhig sein? In mir bebte alles und ich fühlte mich verwirrt und nervös. "Nein", sagte ich leise. "Vielleicht." "Warum genau?", fragte er. Aber ich hatte genug davon, dass er die Fragen stellte. "Hast du dich wirklich meinentwegen mit Neji geprügelt?", fuhr ich ihn an. "Neji sagt das. Und auch, dass du angefangen hast." Er stöhnte frustriert. "War ja klar, dass er es schafft, dir das reinzudrücken, bevor ich mit dir reden konnte." "Also?", fragte ich und hörte, dass meine Stimme zornig klang. "Ja, es ging dabei um dich. Und ich habe angefangen. Aber er hat es darauf angelegt, er wollte, dass ich die Beherrschung verliere." "Ich will nicht, dass du dich meinentwegen prügelst, ganz egal, was er gesagt hat!", sagte ich deutlich. "Verlierst du dann auch die Beherrschung, wenn mir mein Nachbar wieder zu lange nachschaut?" Sein Kiefermuskel zuckte, weil er nun wütend war aber als er sprach war seine Stimme trotzdem nach wie vor ruhig. "Natürlich nicht. Da habe ich einfach nur nachgefragt, weil ich die Situation einschätzen können wollte. Und ja, ich mache mir Sorgen, wenn du alleine im Dunkeln durch die Gegend läufst. Vielleicht übertreibe ich da, vielleicht nicht. Aber ehrlich gesagt, würde ich das lieber nie herausfinden wollen, okay? Es tut mir leid, dass ich dich naiv genannt habe. Natürlich verstehe ich, dass das Selbstschutz ist, damit du dich nicht dauernd unwohl fühlst. Aber bei Neji geht es um was anderes." "Warum?", fragte ich. Seine Worte hatte meine Wut etwas gedämpft. "Weil Neji nicht hinter dir her ist, weil er Interesse an dir hat. Also auf körperlicher Ebene bestimmt aber in erste Linie geht es ihm darum, mich zu ärgern." "Was?", fragte ich irritiert. "Du musst verstehen, dass wir zwei uns noch nie leiden konnten. Im Dojo waren wir immer Konkurrenten und sonst auch. Jedenfalls kann er mich nicht ausstehen. Und er ist nicht blöd, er weiß, dass ich an dir interessiert bin. Also sucht er Kontakt zu dir, um mich zu provozieren. Ich bin mir nicht sicher, wie weit er dafür gehen würde, darum versuche ich, dich von ihm fernzuhalten." "Das ist total verrückt", sagte ich tonlos. "Mag sein", sagte Sasuke ruhig. "Gestern, nachdem ihr weg wart, haben Naruto und ich nach dir und Hinata gesucht und draußen vor dem Haus Neji getroffen. Er hat vor allen Leuten blöde Kommentare gemacht, dass du total aufgelöst gewesen wärst und ob ich über dich hergefallen wäre. Das hab ich ignoriert. Aber als jemand meinte, dass er euch gerade hat weggehen sehen, meinte er, er wolle dann auch mal nach Hause und sehen, ob er dich nicht ein bisschen aufmuntern könne. Das klingt jetzt nicht so schlimm aber du hast nicht gehört, wie er es gesagt hat. Dann hat er das mit Details ausgeschmückt und ich habe nach ihm geschlagen." "Und dann?", fragte ich leise. "Er hat den Schlag locker abgewehrt. Ich hatte auch nicht damit gerechnet, dass ich ihn treffen würde, wir trainieren seit über zehn Jahren zusammen, ich weiß, was er kann. Aber er hat es drauf angelegt und zurückgeschlagen und es ist ein Schlagabtausch draus geworden. Wir haben beide alles abgeblockt. Dann hab ich ihn irgendwann voll an der Seite erwischt und das wars für ihn. Mittlerweile standen ziemlich viele Leute rum und Naruto und ich hielten es für das beste, uns aus dem Staub zu machen." "Das ist verrückt", wiederholte ich noch einmal leise. Aber das klang tatsächlich etwas besser, als das, was Neji gesagt hatte. "Verstehst du, dass es dabei eigentlich nicht wirklich um dich ging?", fragte er nach einer kleinen Pause. "Ja", sagte ich leise. "Ich bin niemand, der einfach zuschlägt, nur weil ihm was nicht passt. Aber Neji kann sich wehren und er wollte diesen Kampf", sagte er. "Okay, verstehe", sagte ich. "Danke für die Erklärung. Toll finde ich es nicht aber ich schätze, damit kann ich irgendwie leben." Bei meinen Worten entspannte er sich ein wenig und ich nahm erst dadurch war, wie angespannt er vorher gewesen war. "Da hab ich nochmal Glück gehabt." Er grinste leicht. "Grade so", sagte ich aber mit einem Lächeln. Wir schwiegen beide einen Moment, dann fiel mir noch etwas anderes ein. "Was hat Naruto zu der Sache gesagt?", fragte ich. Er schwieg kurz. Dann sagte er: "Er war ziemlich wütend und enttäuscht, dass ich ihm sage, er soll dich nicht bedrängen und es dann selbst tue. Wir haben gestritten, dann geredet und jetzt geht es so einigermaßen." Mir fiel plötzlich auf, wie müde Sasuke aussah und ich erinnerte mich, dass Naruto am Telefon ebenfalls total müde geklungen hatte. Ich fragte mich, ob sie überhaupt geschlafen hatten. "Tut mir leid", sagte ich, weil ich mich ein klein wenig dafür verantwortlich fühlte. "Irgendwie sorge ich immer für Chaos." "Mach das nicht!", sagte er. "Was?", fragte ich. "Dir die Schuld geben", sagte er. "Du kannst nichts dafür. Das habe ich mir alles selbst zuzuschreiben und ich komme damit klar." Ich sah ihn an und fühlte Dankbarkeit. Natürlich war mir klar, dass ich nicht wirklich etwas falsch gemacht hatte. Aber es tat gut, das von ihm zu hören. Er stand plötzlich auf, machte einen Schritt auf mich zu, um den Abstand zwischen uns zu verkleinern und ließ sich direkt vor mir wieder aufs Sofa sinken. Erschrocken sah ich ihn an, weil er mir nun so nah war. Er sagte: "Was mich aber am meisten interessiert ist, ob du dich nun unwohl in meiner Gegenwart fühlst, jetzt wo ich dir gesagt habe, was ich gerne von dir hätte." Ich stand von der Sofalehne auf, um wieder Abstand zwischen uns zu bringen und lehnte mich einen halben Meter weiter gegen die Wand. "Nein, nicht wirklich", sagte ich. "Du bist gerade vor mir abgehauen", stellte er sachlich fest. Ich sah auf meine Füße, weil ich ihn nicht ansehen wollte. Ich war tatsächlich abgehauen, aber nur weil ich in seiner Nähe nervös wurde. Allerdings nicht auf eine besonders unangenehme Art. Er stand auf und stellte sich so dicht vor mich, dass ich seine Körperwärme spüren konnte. Er roch gut. "Fühlst du dich jetzt unwohl?", fragte er. Ich drehte den Kopf zur Seite, weil ich ihn immer noch nicht ansehen wollte. "Nein", sagte ich leise. Er hob langsam die Hand und strich ganz vorsichtig mit seinen Fingern seitlich über meinen Hals. Ich fühlte, wie mir heiß wurde. Ich rührte mich nicht. Seine Hand wanderte langsam in meinen Nacken und dort angekommen verstärkte er seinen Griff. Mit der anderen Hand griff er nach meinem Kinn und mit sanfter Gewalt drehte er meinen Kopf nach oben, sodass ich ihm ins Gesicht sehen musste. Ich wünschte, ich hätte es nicht getan, denn sein Blick war schrecklich intensiv und ich hatte das Gefühl es nicht ertragen zu können. Als er sprach, war seine Stimme leise und rau und auch sie kam mir zu intensiv vor. "Wenn du nicht möchtest, dass ich dich küsse, ist jetzt deine Chance, mir das zu sagen." Seine Worte lösten ein Kribbeln in meinem Bauch aus. Hätte er direkt gefragt, ob er mich küssen dürfte, hätte ich wahrscheinlich aus Überforderung "nein" gesagt. Aber so wie er es formuliert hatte, war mir irgendwie nicht danach ihn aufzuhalten. Also sagte ich nichts. Er wartete einen langen Moment. In seinen Augen, sah ich einen Hunger aufflackern, von dem mir schwindelig wurde. Dann spürte ich, wie er den Griff in meinem Nacken weiter verstärkte und im nächsten Moment drückte er seine Lippen auf meine. Das Hitzegefühl und das Kribbeln in meinem Körper intensivierten sich bei der Berührung um ein Vielfaches. Ich hatte das Gefühl nicht mehr klar denken zu können. Sein Kuss war zuerst sanft und gefühlvoll und dann grober, als würde er so viel mehr wollen als das und als würde er sich nur mit Mühe zurückhalten können. Sein Verlangen riss mich schließlich mit und ich erwiederte den Kuss. Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war aber als ich merkte, dass ich dringend Luft holen musste, riss ich mich los und er ließ es zu. Ich atmete vorsichtig ein, den Blick auf seinen Hals geheftet, weil ich mich nicht traute ihn anzusehen. Da ich mit dem Thema Atmen viel Erfahrung hatte, nahm ich wahr, dass er sich bemühte, kontrolliert ein- und auszuatmen, um sich zu beruhigen. Er griff wieder nach meinem Kinn, damit ich ihn ansehen musste. Sein Blick war jetzt wieder neutral, er war wirklich gut darin, sich zu kontrollieren. "Alles okay?", fragte er leise. "Ja", sagte ich. Er hielt weiter mein Kinn fest und strich mit seinem Daumen über meine Lippen. "Du bist wirklich wunderschön", sagte er, immer noch mit dieser leisen, rauen Stimme. Seine Augen wanderten über mein Gesicht und mit der anderen Hand strich er wieder ganz sanft über meinen Hals. Dann lies er mich plötzlich los und trat einen Schritt zurück. "Ich bin müde, ich hatte noch keine Gelegenheit zu schlafen", sagte er. "Also werde ich jetzt nach Hause fahren und mich hinlegen. Vor allem dir zu Liebe, in meinem momentanen Zustand ist meine Selbstbeherrschung nicht besonders gut." Ich räusperte mich leicht, um meine Stimme wieder zu finden und nickte. "Hab ich mir schon gedacht, du siehst müde aus." Er grinste. "Gut beobachtet." Er ging zum Sofa, nahm seine Jacke und zog sie an. Ich folgte ihm zur Tür. Er öffnete sie und drehte sich nochmal um. "Dann bis Morgen in der Schule, Prinzessin! Ich weiß, du wirst mich sehnsüchtig vermissen aber bestimmt schaffst du es bis dahin!" Er grinste. "Idiot!", sagte ich aber musste ebenfalls grinsen. "Ich werde diesen Moment der Ruhe in vollen Zügen genießen, bei dir bin ich mir nie sicher, wie lange das so anhält!" "Das sagt ja die Richtige!", sagte er gespielt empört. "Du stolperst doch von einem Problem ins Nächste!" "Du hast gesagt, das ich daran nicht schuld bin", sagte ich mit einem triumphierenden Lächeln. Er lachte. "Der Punkt geht an dich!" Er sah mich noch einen Moment an, dann wandte sich ab und ging zügig die Teppen hinunter, ohne sich umzusehen. Ich stand noch einen Moment in der Tür und lauschte seinen Schritten, während ich versuchte zu realisieren, was eben passiert war und was ich da gerade zugelassen hatte. War das klug gewesen? Wieso fing ich erst jetzt an, mich das zu fragen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)