Zum Inhalt der Seite

Im Wechsel der Jahreszeiten

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Collage / Gipfelstürmer (eine Brockenbesteigung) - Teil 1

Am Dienstag nach Ostern fuhren sie von Salzgitter in Richtung Harz.

Marti steuerte das Auto.

Nach langen und heißen Verhandlungen, in denen eine gegen Martis ausdrücklichen Wunsch gerauchte Zigarette als „Druckmittel“ eine Rolle gespielt hatte, hatte Jako seinen Führerschein rausgerückt. Marti genoss es, hinterm Steuer zu sitzen, und ja, er hielt sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen und legte eine recht rücksichtsvolle Fahrweise an den Tag.

Jako beobachtete das amüsiert, aber auch zufrieden.
 

Gegen Mittag kamen sie in Wernigerode an.

Schon von weitem sahen und bewunderten sie das Schloss, das über der Stadt thronte.

Ihr Navi, das mit weiblicher Stimme sprach, und das sie „Sieglinde“ getauft hatten, führte sie treu und brav zu ihrer kleinen Ferienwohnung, die sie vorab gebucht hatten. Sie befand sich nicht weit entfernt von der Altstadt, unterhalb des Burgberges.

Sie erwies sich als eine kleine, gemütliche Ferienhütte im Garten eines Zweifamilienhauses. Mit eigenem Zugang; und saugemütlich eingerichtet.

Die Vermieterin, eine alte Dame, begrüßte sie herzlich, gab ihnen die Schlüssel und noch ein paar Tipps, was man hier so unternehmen konnte.

Sie staunte ziemlich, als sie mitbekam, dass sie es nicht mit zwei Brüdern, sondern einem verheirateten Paar zu tun hatte, und zeigte sich recht neugierig. Aber auf eine nette Weise. Und in sofern war das ganz in Ordnung.
 

Als die Dame schließlich wieder in ihren eigene vier Wänden verschwunden war, bezogen sie erst einmal die Hütte.

Es gab ein winziges Schlafzimmer mit einem Doppelbett; ein kleines Wohnzimmer, eine winzige Küche, die aber erstaunlich gut ausgestattet war und ein Bad mit einer Dusche.

Sie würden sich hier wohlfühlen.

„Komm, lass uns auspacken, und dann mal in Richtung der Innenstadt laufen. Ich habe mächtig Hunger, vielleicht können wir irgendwo was futtern.“
 

Eine halbe Stunde später waren sie also unterwegs und schlenderten gemütlich dahin. Jako hatte die auf seinem Handy die Karte der Stadt aufgerufen, so dass sie sich recht gut zurecht fanden und kurze Zeit später auf dem Marktplatz standen.

Wernigerode war schon verdammt schön. Das ganze Fachwerk, das alte Rathaus... Es gab ne Menge zu bestaunen.

„Ich mag es hier“, sagte Marti. „Und besonders schön ist es, mit dir hier zu sein.“

Jako lächelte ihn an.

„Geht mir genauso“, sagte er und küsste seinen Schatz sanft auf die Nase.

Sie schlenderten ein Stückchen durch die Fußgängerzone und fanden einen kleinen Laden, der damit warb, köstliche Burger, auch vegetarisch, zu verkaufen.

Na, das klang doch gut.

Also bestellte Marti sich einen Linsenburger mit Rosmarin-Wedges und Jako den Maisburger mit Süsskartoffelpommes. Und was soll man sagen, es schmeckte tatsächlich richtig gut.
 

Mit Cola stießen sie an.

„Auf einen schönen Urlaub“, sagte Marti.

„Auf uns“, sagte Jako.

Sie ließen es sich schmecken, und als die Teller leer waren, waren die Bäuche voll und sie beide sehr zufrieden.

Sie blieben noch ein bisschen sitzen, weil es gerade schön war, einfach noch ein bisschen zu faulenzen.

„Was haben wir eigentlich für Pläne?“, fragte Marti. „Wie ich dich kenne, hast du doch schon wieder einiges geplant, oder?“

„Ach, diesmal gar nicht so sehr viel“, sagte Jako.

„Das einzige, was ich unbedingt machen will, ist, den Brocken zu besteigen.“

Marti nickte.

Ja; das war eines der Dinge, die auf ihrer Collage verzeichnet waren und die sie noch gemeinsam erleben wollten.

„Und ansonsten mal schauen. Wir gehen nachher mal zur Tourist Info, das Büro ist vorn beim Rathaus, und schauen einfach mal, okay?“

„Okay.“

„Morgen, denke ich, möchte ich erst mal zum Schloss hoch, einverstanden?“

Marti zögerte einen Augenblick. Ja, klar, man konnte nicht in Wernigerode gewesen sein, ohne das Schloss besichtigt zu haben, da hatte Jako schon recht.

„Ich glaube“, sagte er dann vorsichtig, „in einem Punkt könnte dieser Urlaub sich für mich als Herausforderung erweisen. Ich hab so eine Scheiß Höhenangst...“

„Ich weiß“, sagte Jako, „aber ich passe auf dich auf und halte dich fest, okay? Und du darfst dich, wann immer du möchtest, an mir festklammern.“

„Danke“, sagte Marti und wurde etwas rot.
 

Festklammern. Das tat Marti tatsächlich, als sie am nächsten Tag bei wiederum strahlend schönem Wetter zum Schloss hinauf gelaufen waren und dann vom Schlossgarten aus den Blick über die Stadt genossen... na ja, richtig genießen tat ihn nur Jako, Marti hatte schon ganz schön Bammel.

Es nervte ihn selber, aber da konnte man nicht wirklich was gegen tun.

Er ließ sich nicht entmutigen und genoss einfach alles andere.

Das Schlossmuseum selber war ziemlich spannend; das kleine Café im Innenhof des Schlosses, wo sie beide einen Eisbecher verspeisten, war gemütlich.

Schließlich fuhren sie mit einer Kutsche wieder nach unten in die Stadt und liefen zurück zur Ferienwohnung.
 

Nach einer gemütlichen Ruhestunde, die sie kuschelnd auf dem Bett zubrachten, setzten sie sich ins Auto und fuhren mit Sieglindes Hilfe zu einem Supermarkt vor den Toren der Stadt.

Sie wollten erst einmal ein paar Sachen besorgen. Jako wollte später noch etwas leckeres kochen, und Frühstück brauchten sie auch. Heute morgen hatten sie in einem Café gefrühstückt, aber das wollten sie in den nächsten Tagen lieber in der Hütte tun. Und außerdem brauchten sie Proviant für unterwegs, denn morgen stand auf dem Tagesplan die Brockenwanderung.
 

Sie würden mit der Harzquerbahn bis Schierke fahren und von dort aus laufen. Das waren ein paar Kilometer, aber sie waren beide sportlich und fit, das würde anstrengend werden, aber sicher auch Spaß machen.

Und dann nach einer Ruhezeit oben auf dem Berggipfel würden sie mit der Brockenbahn bis Wernigerode zurück fahren.

Na ja, und für die Wanderung wollten sie sich Vesperpakete packen, denn so eine anstrengende Wanderung macht hungrig und außerdem gab es nichts schöneres als an frischer Luft was zu futtern, die Natur zu genießen und vielleicht mit anderen Wanderern ins Gespräch zu kommen.
 

Und, da war Marti ganz ehrlich, sich bei alle dem auch wieder auf die Großstadt zu freuen.

Er war zwar in Salzgitter aufgewachsen, und zwar am ländlich angehauchten Stadtrand; aber seit er in Berlin lebte, war er zur Großstadtpflanze mutiert und liebte diese Stadt.

Insofern war Urlaub im ländlichen Harz wunderschön, aber eben auch deswegen, weil es Urlaub war und irgendwann vorüberging.
 

Jedenfalls freuten sie sich beide auf den nächsten Tag.
 

Als sie später am Abend gemeinsam auf dem Bett lagen und kuschelten, sagte Marti:

"Jako, wenn du jemals im Leben an einem Punkt kommst, wo DU mal Angst hast und nicht weiterweißt, dann darfst du dich auch immer an mir festhalten, und dann stütze ich dich dich, okay?"

"Ich weiß", sagte Jako, und dann küsste er seinen Marti verliebt und glücklich.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück