Im Wechsel der Jahreszeiten von DieLadi ================================================================================ Kapitel 92: Frühlingsblüten, Sommerastern, Herbstzeitlosen, Winterschnee Teil 37 - Erdbeben und Kaminholz --------------------------------------------------------------------------------------------------------- Am nächsten Morgen saßen sie alle gemeinsam am Frühstückstisch. Die Stimmung war angespannt. Lion starrte verbissen in seine Kaffeetasse. Marti hielt sich ganz nah an Jako. Der versuchte, Ruhe und Zuversicht auszustrahlen, um Marti Sicherheit zu geben. Er merkte aber selber, dass das heute ziemlich gewollt wirkte. Denn die Tatsache, dass sein Schatz Streit mit seinem Bruder hatte und dass er darunter litt, nahm ihn ganz schön mit. Zumal ja auch er irgendwie mit Ursache des Streites war. Martis Eltern waren insgesamt etwas distanzierter als die Joikos, wo es immer fröhlich, laut und lustig zuging. Aber nichtsdestotrotz hatte Frau Fischer eine feine Antenne für Stimmungen. Das hatte Marti eindeutig von ihr geerbt, denn der Vater hatte sich hinter der Zeitung verkrochen und bekam gar nicht recht mit, dass am Frühstückstisch vor sich hin gegrummelt wurde. Mutter Fischer sah sich das ein Weilchen an, blickte von Marti zu Lion und wieder zurück und sagte dann laut und eindringlich: „Also, Jungs, was ist hier los?“ Jetzt schaute auch Papa Fischer erstaunt hinter seiner Zeitung hervor. „Na ja“, sagte Marti, „Lion und ich haben uns gestritten, könnte man sagen.“ Lion brummte irgendetwas. „Und worum geht’s dabei?“, fragte Frau Fischer. Marti schwieg. Lion auch. Mutter Fischer sah Jako an. Der nickte und sagte: „Nun, ich glaube, Lion hat ein Problem damit, wie Marti und ich unsere Beziehung führen.“ Wieder Schweigen. Papa Fischer sah die Augen seiner Frau funkeln. Für ihn, der solche gefühlsgeladenen Problemdiskussionen mied, wenn er die Möglichkeit hatte, ein Zeichen, sich zu verdrücken. Er stand auf und sagte: „Ich...ähm... gehe mal Holz hacken. Für den Kamin.“ Und er verließ die Küche. Es waren draußen 25 Grad und die österliche Sonne knallte vom Himmel. Holz hacken. Kamin. Ja klar. Marti musste grinsen. Sein Papa war schon echt ne Marke. Mutter Fischer hatte jedenfalls genug. Sie schlug mit der Hand auf den Tisch, dass es nur so knallte. "Verdammt noch mal, Jungs, ich will jetzt wissen, worum es geht und was wir tun können, um das wieder ins Lot zu bringen. Und speist mich nicht mit Floskeln ab, ihr wisst, dass ich dann ernsthaft sauer werde.“ „Und wenn Mama wütend wird“, sagte Marti, „dann bebt die Erde in 20 Kilometern Umkreis, und Vögel fallen tot von den Bäumen.“ Von Lion kam ein Schnauben, ein Kichern, dass er sich nicht verkneifen konnte. Marti schaute ihn an. Lion schaute zurück. Marti kicherte ebenfalls und im nächsten Augenblick konnten sich beide nicht mehr halten und lachten lauthals los. Lachten laut, befreiend und bis ihnen die Tränen kamen. Dieses Lachen war ne feine Sache. Es löste zwar die Probleme nicht, aber es schuf doch erst mal ne ganz andere Basis. Sie fühlten sich wieder zusammengehörig, und das, was zwischen ihnen stand, war nicht mehr Abweisung, sondern nur ein Problem, das sie gemeinsam versuchen würden, auf die Reihe zu kriegen. Es fühlte sich so jedenfalls viel besser an. Frau Fischer war im ersten Moment ein bisschen beleidigt, aber dann fand sie, dass das dumm war und lachte einfach mit. Und Jako, na der konnte sich ohnehin nie zurückhalten, wenn sein Schatz so sehr in Gelächter ausbrach. „Also Jungs, jetzt bitte Butter bei die Fischers“, sagte Mutter Fischer, als sie alle sich wieder etwas beruhigt hatten. Sie verwendete dieses Sprichwort grundsätzlich nur in dieser abgewandelten Form. Sie sah erwartungsvoll von einem zum anderen. „Nun“, sagte Marti, „Mama, du hast sicher schon mitbekommen, dass ich mir von Jako ziemlich viel sagen lasse und auf ihn höre." Sie nickte. „Ja, Junge. Und ich halte das für eine ziemlich gute Idee, mein verrückter Bengel.“ So wie sie das sagte, klang das ausgesprochen liebevoll und ja, genau so war es auch gemeint. Denn auch wenn sie in mancher Hinsicht eher distanziert wirkte - die Fischers waren nie eine Familie gewesen, in der viel gekuschelt oder von „ich hab dich lieb“ geredet wurde - liebte sie ihre Jungs doch von Herzen. Und inzwischen schloss das auch ihren Schwiegersohn mit ein, auf den sie große Stücke hielt. „Na ja, Mama, weißt du, das ganze geht noch viel tiefer. Es ist so, dass in unserer Beziehung Jako die Hosen anhat, dass heißt, er ist derjenige, der alles entscheidet, und ich ordne mich ihm unter und gehorche ihm. Was letztendlich auch heißt, dass ich ihn um Erlaubnis frage, bevor ich etwas tue und dass er mir auch mal Dinge verbietet, und mich zur Ordnung ruft, wenn ich ihm mal nicht gehorche... na ja.“ Er war ein wenig rot geworden. Jako nahm seine Hand und hielt sie fest. Mutter Fischer schluckte. Das musste sie erst mal verdauen. Aber, wenn sie recht darüber nachdachte... die beiden wirkten über alle Maßen glücklich, man sah es ihnen an, dass sie füreinander geschaffen waren. Und da ihr Marti nunmal ein verrückter Kerl war, den seine durchgeknallten Ideen immer mal wieder in Schwierigkeiten gebracht hatten, Jako dagegen ruhig und vernünftig zu sein schien, war das vielleicht gar kleine so schlechte Sache. Und wenn die beiden es doch so wollten... Das war der entscheidende Punkt. Sie wandte sich an ihren Schwiegersohn. „Hör mal Jakob. Ich sage so etwas nicht oft. Aber es ist so, dass ich dich inzwischen tief in mein Herz geschlossen habe und dich lieb habe.“ Jako errötete vor Freude. „Dennoch bitte ich dich, uns jetzt einmal allein zu lassen und dem Papa...“, sie grinste, „... beim Holzhacken zu helfen. Ich möchte gerne mit meinen beiden Bengels unter sechs Augen reden. Ich hoffe du nimmst mir das nicht übel.“ Jako nickte. „Ist schon okay, Mama. Marti?“ Er sah seinen Mann fragend an. Marti nickte. „Passt schon, Mama wird mich sicher nicht roh fressen.“ Jako küsste ihn noch mal auf die Nase und verließ dann die Küche. „So, Marti“, sagte sie, als Jako die Küche verlassen hatte. „Du weißt, dass meine Söhne mir unendlich wichtig sind. Ich bin deine Mama, und wenn du irgendwie in Schwierigkeiten steckst, dann helfe ich dir, egal, was es ist. Also raus mit der Sprache. Das, was du mir da eben erzählt hast. Ist es wirklich das, was du willst? Kannst du mir in die Augen sehen und sagen, dass dein Mann dich nicht dazu zwingt oder irgendwie unter Druck setzt?“ Marti holte tief Luft, und begann seiner Mutter zu antworten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)