Im Wechsel der Jahreszeiten von DieLadi ================================================================================ Kapitel 39: Frühling, Sommer, Ja Teil 28 / Ja ich will Teil 1 - Nervosität und Bumskopp --------------------------------------------------------------------------------------- Marti erwachte vom Vogelzwitschern. Im ersten Moment fehlte ihm die Orientierung, er wusste nicht, wo er war. Dann fiel es ihm siedend heiß ein: er war in Ricks WG und heute war der Tag, an dem er heiraten würde. Ruckartig setzte er sich auf- und knallte mit dem Kopf unter Ricks Bücherregal. Verdammt. Richtig, Rick hatte gestern Abend entschieden, dass Marti in seinem Bett schlafen dürfe, und er selber das Besucher-Sofa nehmen würde. Einfach, weil das Sofa nicht sonderlich bequem war und er fand, dass Marti in der Nacht vor seiner Hochzeit ordentlich schlafen sollte. Hatte auch soweit geklappt, denn Marti war mit der Fähigkeit gesegnet, auch unter schwierigen Umständen und großer Aufregung schlafen zu können, wie ein Stein. Sich nach dem Aufwachen erst mal eine Gehirnerschütterung zuzuziehen, war allerdings nicht der Plan gewesen. Na ja, ganz so schlimm war es dann doch nicht, aber sein Schädel brummte schon etwas, als er wenige Minuten später in die Küche lief. Es war unglaublich früh, gerade mal kurz vor sieben. Trotzdem traf er Rick schon in der Küche an. „Morgen, Rick!“ „Morgen, Marti. Alles okay?“ „Ja, habe mir den Kopf gestoßen, ist aber nicht schlimm.“ „Bist halt 'n Bumskopp. Kaffee?“ „Jaaaa!“ Rick legte zwei Kapseln in die Maschine. Dann kam er auf Marti zu und zog ihn in eine freundschaftliche Umarmung. „Aufgeregt?“, fragte er. „Oh Mann, und wie!“, stöhnte Marti. „Ich habe Angst, das heute komplett zu versemmeln und alles falsch zu machen.“ Rick grinste. „Und das sagt der Mann, der sonst nie an sich zweifelt und immer zu seinen Handlungen steht, selbst, wenn er die größte Scheiße gebaut hat?!“ Marti grinste zurück. „Hab halt wenig Erfahrung im Heiraten.“ „Mann“, stöhnte Rick. „Das einzige, was du falsch machen kannst, ist nein zu sagen. Und ein Ja auszusprechen, wirst du doch wenigstens hinkriegen, oder?“ Marti löste sich aus Ricks Umarmung und boxte ihn auf den Oberarm. „Idiot!“ Sie lachten. Der Kaffee war eine Wohltat. Als sie ihre Tassen ausgetrunken hatten, lief Rick los, um Brötchen zu besorgen und Marti ging schon mal duschen. Anschließend kuschelte er sich erst mal in ein bequemes Shirt und eine Jogginghose. Zum Frühstück gesellten sich dann auch Dominik und Steve dazu. Sie ließen es sich schmecken. Marti hatte eigentlich keinen Hunger, trotzdem frühstückte er, denn Jako, der seinen Schatz kannte und so etwas schon geahnt hatte, hatte ihm dazu eine klare Anweisung gegeben. Mindestens ein Brötchen, damit er den Tag über gut durchhielt. Marti schmunzelte zufrieden. Dieses Gefühl der Geborgenheit wollte er ein Leben lang fühlen. Es war schön, daran zu denken, und er freute sich unglaublich auf den Augenblick, an dem Jako ihm das Ja-Wort geben würde. Nachdem sie gefrühstückt und aufgeräumt hatten, war es immerhin halb neun. „Leute“, sagte Rick, „um zehn fahren wir los, dann sind wir halb elf beim Standesamt. Seht zu, dass ihr bis dahin alle fertig seid, okay?“ Marti zog sich in sein altes Zimmer zurück. „Wenn du was brauchst, sag Bescheid“, rief Rick ihm hinterher. Marti ließ sich Zeit. Es ging auch alles gut, solange, bis er versuchte, sich die Krawatte zu binden... Normalerweise kein Problem. Aber heute wollte es vor lauter Nervosität nicht klappen. Seine Finger ließen sich nicht dazu überreden, einigermaßen koordinierte Bewegungen auszuführen. „Verfickte Scheiße“, fluchte er und musste über sich selber schmunzeln. Also gut, er brauchte Hilfe. Er wollte gerade zu Rick, als es an der Zimmertür klopfte. „Marti?“ Es war Rick. „Marti, kannst du mir bei der Krawatte helfen?“ Jetzt konnte Marti nicht anders, er fing schallend an zu lachen. Als er sich beruhigt hatte und Rick nun seinerseits seine Schwierigkeiten geschildert hatte, versuchten beide ihr Glück bei Dominik – der hatte selber allerdings keine Krawatte vorgesehen und auch keine Ahnung, wie man so einen Knoten bindet – und bei Steve, doch dem ging es ebenso. Tja, was nun? „Wenn ich zu Hause wäre, würde ich einfach bei Frau Lindner klingeln. Das ist ne ganz liebe alte Nachbarin, die mich und Jako ganz süß bemuttert,oder besser be-omi-t. Die wüsste Rat.“ „Na dann los“, sagte Rick, „dann lass uns schnell ins Auto springen und rüberfahren.“ Gesagt, getan. Wenige Minuten danach saßen sie in Martis Auto. Rick fuhr. Er hatte mit den Worten „Lass mich mal ans Steuer, ist besser so“ den Fahrersitz mit Beschlag belegt. Kurze Zeit später klingelten sie bei Frau Lindner. Die alte Dame freute sich total, Marti an diesem Morgen noch mal zu sehen und helfen zu können. Martis Krawatte saß, Ricks auch, da klingelte es an der Wohnungstür. Frau Lindner öffnete. Marti hörte Jakos Stimme. „Frau Lindner, ich wollte Ihnen den Schlüssel bringen, damit sie Midnight versorgen können. Und außerdem...“ Er klang verlegen. „...können Sie bitte mir und Felix die Krawatte binden? Wir sind zu nervös und kriegen es nicht hin!“ Marti sah Rick an und kicherte. Frau Lindner fertigte Jako und Felix im Flur der Wohnung ab. „So, Jakob, nun mach dir mal keine Sorgen, ich kümmere mich um euer Kätzchen.“ Sie kam zurück ins Wohnzimmer. „Keine Sorge, Martin, dein Jakob hat dich nicht gesehen." Sie konnte sich nicht abgewöhnen, ihn Martin zu nennen. Er nahm es ihr nicht übel, immerhin war sie über achtzig und ansonsten total nett. Sie rückte die Krawatten der beiden Jungs gerade, richtete ihre Hemdkragen, fegte ein Stäubchen von Martis Schultern, und als sie zufrieden war, sagte sie: „Jetzt solltet ihr Jungs aber schauen, dass ihr loskommt.“ Sie zog Marti an sich und drückte ihn. „Ich wünsche dir und Jakob unendlich viel Glück. Ihr passt toll zusammen und geht immer so liebevoll miteinander um. Bewahrt euch das.“ Sie blieben noch einen Augenblick, bis Frau Lindner, die aus dem Fenster schaute, Bescheid gab, dass Jako mit Felix und Bianca ins Auto gestiegen und abgefahren war. Inzwischen war es schon viertel nach zehn. Rick und Marti sausten zu Martis Auto und machten sich auf den Weg. Gott sei Dank lief der Verkehr flüssig und zwanzig vor elf kamen sie an. Marti stieg aus dem Auto. Er war unglaublich aufgeregt und voller Vorfreude. Und dann sah er Jako. Dort stand er und sah seinen Marti mir großen, staunenden Augen an. Jako trug einen dunklen Anzug, blaues Hemd, graue Krawatte... Scheiße, sah er gut aus... „Marti, du bist...du siehst...wow“, stotterte er und schluckte trocken. Sie sahen sich tief in die Augen, und dann gingen sie, Hand in Hand, begleitet von ihren Freunden, ins Standesamt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)