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Im Wechsel der Jahreszeiten

von

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Frühling, Sommer, Ja Teil 24 / Sturmzyklus Teil 8 - Bodetal und Bedürfnisse

Sie waren noch am selben Abend zur WG gefahren, um Martis Sachen zu holen. Die Jungs hatten zufrieden grinsend daneben gestanden.

Trotzdem hatte Rick sich nicht verkneifen können, zu sagen:

"Jako, wenn du ihn noch mal so fertig machst, kriegst du es mit mir zu tun."

Anschließend hatte er Jako in eine freundschaftliche Umarmung gezogen.

Rick war schon Klasse.
 

Es war schön, wieder zuhause zu sein. Marti genoss jede Sekunde, alles hier war ihm so vertraut. Aber das schönste, und das, was diese Wohnung erst zu dem zu Hause für ihn machte, war, bei Jako zu sein.
 

Sie behandelten einander wie ein rohes Ei. Lasen sich jeden Wunsch von den Augen ab. Jako trug Marti auf Händen.

Das war schön. Aber...

Es würde auf Dauer nicht für den Beziehungsalltag taugen.

Die notwendige Aussprache hatte es noch nicht gegeben.
 

Aber sie war nötig, und am Mittwoch beschloss Jako, einen besonderen Rahmen dafür zu schaffen.

Er setzte sich ans Laptop und buchte ihnen für das kommende Wochenende zwei Übernachtungen.
 

Inzwischen war Freitag. Gegen vier waren sie von Berlin weggekommen, und jetzt, kurz nach acht, lenkte Jako den Wagen auf den Parkplatz der Pension in Thale am Harz.

Marti, der auf dem Beifahrersitz eingeschlafen war, erwachte, als Jako ihn sanft auf die Wange küsste.

"Sind wir schon da?"

"Ja, Kleiner."

Marti streckte sich.

Sie holten ihre Taschen aus dem Kofferraum und betraten das Gebäude.
 

Eine halbe Stunde später hatten sie ihr Zimmer bezogen. Das ganze hier war mit sehr viel Holz eingerichtet und wirkte sehr gewollt auf übertrieben gemütlich gemacht.

Na ja, egal, es war ganz hübsch, und den beiden war es wichtig, einfach Zeit nur für sich zu haben.
 

Marti lag auf dem Bett und sah seinem Freund zu, der verträumt aus dem Fenster sah und den herrlichen Blick in die Berge genoss.

Reden.

Über alles reden.

Das war der Grund, weshalb sie hier waren. Und es war wichtig, dass sie das auch taten.

Er wollte gerade zum sprechen ansetzen, als Jako ihm zuvor kam.

"Marti, ich weiß, dass ich eine Menge falsch gemacht habe. Und ich möchte, dass wir das klären."

"Ja."

"Das ich Mist gebaut habe, ist keine Frage. Aber ich glaube, das falscheste war, nicht mit dir zu reden. Den Mund nicht aufzukriegen. Dadurch ist alles überhaupt erst so schlimm geworden."

Marti nickte.

Jako fuhr fort.

"Ich will hier keine Versprechungen machen. Aber ich habe daraus gelernt. Also wenn irgendwelche Probleme auftreten, ist es halt besser, zu reden, notfalls offenen Streit zu riskieren, und hinnehmen, dass du sauer bist, als es wieder in mich hineinzufressen und es damit wieder so eskalieren zu lassen."

"Du hast recht, mein Schatz. Es ist ja nun auch nicht das erste mal, dass wir Probleme haben, weil du den Mund nicht aufkriegst."

"Ich weiß, Marti. Aber das kriege ich hin. Ich hätte dich fast verloren. Das passiert mir nicht noch mal."

Er lehnte sich rüber zu Marti und küsste ihn.
 

"Na ja", sagte Marti, "ich gebe ja zu, ich habe auch Fehler gemacht. Ich rede, wie mir der Schnabel gewachsen ist. So bin ich und ich will mich auch gar nicht ändern. Aber... vielleicht mal ein paar Sekunden überlegen, bevor ich meine Klappe aufreiße, na ja, das könnte ich mir schon vornehmen."

Sie kuschelten sich aneinander.
 

"Jako?"

"Ja?"

"Ich... wir sollten auch noch klären, wie unsere Beziehung weiter laufen soll. Ich meine, ich weiß, was ich möchte... aber ich weiß nicht, wie du..."

"Marti, ich weiß auch genau, was ich möchte, habe aber keine Ahnung, ob du das so noch möchtest..."
 

Marti setzte sich auf.

"So", sagte er. "Bevor wir jetzt wieder rumeiern, wie die Pfarrerstochter auf die Frage, ob sie noch Jungfrau ist, lass uns Tacheles reden."

"Gut." Jako nickte.

"Also wenn es nach mir geht..."

Er überlegte einen Augenblick.

"Marti, du wirst jetzt erst mal nach unten laufen und herausfinden, ob wir in dem Restaurant hier noch etwas zu essen bekommen. Dann sag mir Bescheid. Und wenn wir vom Essen zurück sind, wirst du unsere Sachen in das kleine Schränkchen räumen, okay? Und...", flüsterte er in Martis Ohr, nachdem er ihn sanft geküsst hatte,

"...wage es nicht, ungehorsam zu sein, mein Kleiner..."

Jako sah seinen Schatz gespannt an.

Wie würde Marti reagieren?

Der lächelte.

Er sah zufrieden aus. Glücklich.

Küsste seinen Jako und flüsterte ihm ebenfalls ins Ohr:

"Ich liebe dich. Du bist großartig. Danke."

Und er sprang aus dem Zimmer.
 

Wieder eine halbe Stunde später saßen sie beim essen. Wirklich vegetarisch gings hier nicht zu, aber das hatten sie auch nicht erwartet. Ofenkartoffeln und Pilzpfanne waren schon ganz okay.

"Was machen wir morgen?", fragte Marti.

"Wir gehen wandern. Ich habe mich vorhin erkundigt. Wir fahren mit dem Bus nach Treseburg, und dann wandern wir hierher zurück, durchs Bodetal. Das muß wunderschön sein. Wildromantisch, hat der Typ an der Rezeption gesagt."

"Ach, und ich werde nicht gefragt?", sagte Marti grinsend.

"Nein, du wirst nicht gefragt", antwortete Jako. "Ich habe entschieden und du gehorchst."

"Gut", sagte Marti.

Mehr sagte er nicht. Aber er schaffte es wieder, in dieses eine Wort alles zu legen, was gesagt werden mußte.
 

Sie hatten wieder zusammen gefunden. Sie hatten ihre Bedürfnisse klar gemacht.

Die Rollen wieder festgelegt.

Es war ihnen wichtig, denn sie waren nun mal beide nicht geschaffen für eine... nennen wir es mal... Blümchenbeziehung.

Jako liebte und brauchte Martis Hingabe, Martis Gehorsam.

Marti dagegen liebte und brauchte Jakos liebevolle und doch konsequente Führung.

Sie waren eben zwei Menschen, die zu dem, was sie waren, standen und sich nicht den üblichen Konventionen unterwarfen, sondern ihren Weg gingen.
 

Der Sturm war endgültig Vergangenheit, und in Zukunft würden sie die ersten Anzeichen eines Unwetters eher wahrnehmen und vor allem eher darauf reagieren.

Sie schauten voller Zuversicht nach vorne.

In sechs Wochen wäre es soweit.

In sechs Wochen würden sie sich das Ja-Wort geben.



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