Im Wechsel der Jahreszeiten von DieLadi ================================================================================ Kapitel 26: Frühling, Sommer, Ja Teil 19 / Sturmzyklus Teil 3 - falsch und richtig ---------------------------------------------------------------------------------- Jako wusste, dass er sich falsch verhielt. Marti und Bianca verstanden sich super. Sie lachten viel, erzählten alte Geschichten, erzählten sich von ihrem Leben. Es war halt eine alte Verbundenheit da, und Marti genoss durchaus den vertrauten Umgang mit einer alten Freundin. Aber mehr war da nicht. Er liebte Jako ohne wenn und aber. Die Spannung, die zwischen ihnen entstanden war, nervte ihn. Er verstand das alles nicht. Jako wusste, dass er Marti Unrecht tat. Jedesmal, wenn er wieder eine bissige Bemerkung machte, hätte er sich am liebsten selbst auf die Zunge gebissen. Er wusste es. Und dennoch gelang es ihm einfach nicht, sich zusammen zu reißen. Bianca spürte die Spannung zwischen den beiden. Sie war sich im klaren, dass sie der Auslöser war, wenngleich die Ursachen sicher tiefer lagen... Sie schämte sich, dass sie auf dem Wege nach Berlin tatsächlich entsprechende Gedanken gehabt hatte... Seit sie Felix gesehen hatte, war davon nichts übrig, aber ganz unabhängig davon: ihr war klar, dass sie auch, wenn sie gewollt hätte, keine Chance gehabt hätte. Marti liebte seinen zukünftigen Ehemann. Er tat das mit einer Hingabe, die er ihr gegenüber nie an den Tag gelegt hatte. Er liebte ihn auf eine Art und Weise, die als Definition für das Wort "Hingabe" hätte dienen können. Umso weniger verstand sie, warum dieser Jako so abweisend war. Ihr gegenüber - okay, immerhin war sie Martis Ex. Aber Marti gegenüber? Als Jako mal kurz ins Bad verschwand, sprach sie Marti an. "Marti, sag mal... du liebst ihn sehr, oder?" "Ja", sagte Marti schlicht. Es genügte. Diesem einen Wort war alles zu entnehmen. "Marti, ich spüre, dass es nicht gut ist, dass ich hier bin." Marti schaute betreten drein. "Ich weiß nicht, was mit Jako los ist. Es tut mir leid, Bianca." "Hör mal, Marti, du liebst ihn und er liebt dich, das sieht ein Blinder mit nem Krückstock. Aber ich glaube, ihr habt da im Moment ein paar Sachen, die ihr klären müsst. Ich werde gehen und schauen, dass ich ein Hotelzimmer..." "Nein!" Marti unterbrach sie. Er rief Felix an. "Felix? Du sag mal, in eurem Musikzimmer steht doch noch Jakos altes Bett? Kann Bianca dort schlafen?... Ja danke... Nein ich erkläre dir das morgen... Danke." So kam es, dass Bianca mit ihrem Gepäck in die WG umzog. Sie war nicht traurig darüber. Sie saß oben noch bis in die frühen Morgenstunden mit Felix im Wohnzimmer, sie redeten und lachten. Sie verstanden sich super. Marti war unglücklich und sauer. Ihm lag an Bianca als alter Freundin, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Jako hatte sie vertrieben. Mit seinem... ja was war das eigentlich... Misstrauen? Am Ende lief es darauf hinaus, dass Marti wütend die Tür zum Schlafzimmer zuknallte und von innen versperrte. Jako schlief auf dem Sofa. Am nächsten Morgen saßen beide, Marti und Jako, schweigend beim Frühstück. Das Schweigen tat weh. Wie hatte es nur so weit kommen können? Dass sie nicht miteinander redeten? Marti wollte das nicht. Und so war, wie so oft, er es, der zu sprechen begann. "Jako, was passiert hier mit uns?" Jako antwortete nicht. "Jako, Bianca ist gestern gegangen. Ich habe vorhin oben angerufen. Ich hatte aber nur Frodo dran, und der erzählte, dass sie mit Felix in die Stadt gegangen ist. Felix hat sie anscheinend zum Frühstück in sein Lieblingscafé eingeladen." Jako schwieg noch immer. "Jako, wir haben uns ihr gegenüber sehr unhöflich verhalten, aber das ist nun nicht zu ändern. Insofern bin ich dankbar, dass Felix sich um sie kümmert." "Ach ja?", knurrte Jako. "Wäre es dir nicht lieber, wenn du weiter mit ihr flirten könntest?" Nach all dem, was Jako in den letzten Tagen von sich gegeben hatte, reichte es Marti jetzt. Er sprang auf, schlug mit der Hand auf den Tisch und schrie Jako an: "Ja, verdammt! Am liebsten würde ich sofort mit ihr ins Bett steigen! Das willst du doch hören, oder? Was anderes glaubst du mir ja doch nicht, oder?" "Marti! Wie redest du mit mir!" "Ich habe einfach genug, Jako! Ich liebe dich, ich bin dir treu, ich will nichts anderes, als dein Schatz zu sein und dein Mann zu werden. Und du behandelst mich, als würde ich mit jedem oder jeder fremdpoppen, der oder die sich mir in den Weg wirft." "Marti! Es reicht!" Aber Marti wollte nicht einfach so klein bei geben. "Jako, lass uns klären, was hier los ist!" Jako schwieg, er suchte nach Worten. Marti ließ ihm Zeit. Schließlich redete er. "Marti, ich... habe eben Angst, dich zu verlieren." "Jako. Ich habe es dir schon mal gesagt. Du wirst mich nicht an einen anderen Menschen verlieren. Ich liebe dich und niemand anders auf der Welt hat Bedeutung für mich. Warum verstehst du das nicht?" Jako nahm Marti vorsichtig in den Arm "Es tut mir leid, Frechdachs. Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Ich liebe dich so sehr, dass mich der Gedanke umbringt, dich zu verlieren." Marti schmiegte sich an ihn. "Jako bitte behandele mich achtsamer. Ich habe dein Misstrauen nicht verdient." "Marti, ich weiß. Es tut mir leid. Lass uns von vorne anfangen." Sie küssten sich fast schüchtern. Midnight strich ihnen um die Beine. Sie hatte sich wegen der Spannungen im Hause seit gestern Abend kaum noch aus der Transportbox gewagt. Die war für sie immer ihr Rückzugspunkt, wenn sie Angst hatte oder sich unwohl fühlte. Felix und Bianca tauchten erst am Nachmittag wieder auf. Jeder sah, dass sich da was entwickelte. Jeder, außer Jako. Marti kämpfte mit sich. Er wusste nicht, was er tun sollte. Eigentlich wollte er, dass sie beide sich bei Bianca entschuldigten. Bianca, aber auch er selber, hatten nichts getan, was Jakos Verhalten rechtfertigte. Wenn er jetzt klein bei gab, sah das dann nicht so aus, als gäbe es doch etwas? Andererseits, wenn er stur blieb und darauf bestand, würde er Jako damit provozieren? Scheiße, nein, wieso? Es gab doch nichts! Keinen Grund, dass Jako ihm Dinge unterstellte... Marti beschloss, das einzig vernünftige zu tun und einfach er selbst zu bleiben. "Jako", sagte er, als sie beide gemeinsam auf ihrem Balkon saßen und eine Tasse Kaffee tranken. "Ich möchte, dass wir beide uns bei Bianca entschuldigen." Jako stellte klirrend die Tasse auf die Untertasse. "Kann diese Frau nicht einfach verschwinden?" "Jako, sie ist eine alte Freundin und wir haben sie schäbig behandelt!" "Ach ja? Die hat sich doch an dich ran geschmissen!" "Hat sie nicht!", schrie Marti, inzwischen stinkwütend. "Und selbst wenn - ich will nur freundlich sein, ich will sie nicht ficken!" Und dann... Scheiße, wie konnte das passieren... Jako platzte der Kragen. Er holte aus und ehe er selber wusste, was geschah, hatte er Marti eine schallende Ohrfeige verpasst. Der Sturm war da. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)