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Im Wechsel der Jahreszeiten

von

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Frühling, Sommer, Ja Teil 4 - Trolle und Drachen

„Marti, du... das heißt ja... du gehst zurück nach Köln?!“
 

Die letzten Worte hatte Jako beinahe geschrien.

„Jako, das ist...“, begann Marti, aber Jako unterbrach ihn. Und nun schrie er wirklich.

„Du gehst wieder fort, und das sagst du mir einfach so? Zwischen Tür und Angel? So als ob das nichts weiter wäre?!“

„Jako, nein, das...“

„Marti!“ Jako war nun wirklich laut geworden.

„Marti, ja, solche Entscheidungen sollst und musst du selber treffen, das ist okay, aber warum hast du mir nichts davon gesagt? Warum hast du mich nicht mit eingebunden? Es geht mich doch auch an!“

„Jako, jetzt lass...“

„Marti, ich bin so sauer, das kannst du dir nicht vorstellen!“

Ja, in der Tat, Jako kochte vor Zorn.

„Du gehst jetzt sofort ins Schlafzimmer, und du kommst nicht wieder raus, bevor ich es dir erlaube!“

„Jako, verdammt, jetzt hör mir doch mal zu...“

„ICH WILL KEIN WORT MEHR HÖREN! AB INS SCHLAFZIMMER!“, brüllte Jako Marti an.

„Jako, bitte...“

„SOFORT!“
 

Marti hielt sich mit den Händen am Küchentisch fest, so fest, dass seine Handknöchel ganz weiß waren.

Er schluckte.

Dann schlug er wütend mit der Faust auf den Tisch und rannte Richtung Schafzimmer. Er knallte die Tür zu, riss sie jedoch gleich darauf wieder auf, nur um den Schlüssel raus zuziehen, sie wieder zuzuknallen und den Schlüssel von innen herumzudrehen.

Er warf sich aufs Bett, völlig durcheinander, wütend, aber vor allem traurig.

Er verstand nicht, was hier gerade abging.

Jako hatte ihn nicht zu Wort kommen lassen.

Jako hatte im einfach nicht zugehört.
 

Jako stand in der Küche und lehnte sich gegen den Schrank.

Was war nur in ihn gefahren?

Der Zorn, der rot und brüllend in seinem Kopf getobt hatte, hatte den Notausschalter seines Gehirns betätigt. Jetzt jedoch verrauchte der Zorn, das haben die so an sich, jeder Zorn verraucht auf dem Höhepunkt seines Seins. Und nun fuhr das Gehirn langsam alle Aggregate wieder hoch.

Und außerdem kam das Herz aus der Deckung und piepste leise aber eindringlich:

Was war hier gerade los? Bist du eigentlich bescheuert, Joiko?!
 

Ja, richtig, war er eigentlich bescheuert?

Ja, es tat weh, dass er sich schon bald wieder von Marti würde trennen müssen. Aber Marti hatte so glücklich ausgesehen, und er liebte Marti doch, er wollte doch, dass er glücklich war. Martis Karriere war doch auch ihm wichtig.

Scheiße. Was hatte er da getan.

Er hatte sich wie ein Arschloch verhalten.

Ein riesiges Arschloch.
 

Er ging vorsichtig zur Schlafzimmertür und versuchte, sie zu öffnen. Nein, sie war immer noch abgeschlossen.

Er klopfte.

„Marti?“

„Lass mich in Ruhe.“

„Marti, bitte, es tut mir so leid.“

„LASS MICH IN RUHE!“

„Marti ich...“

Ein lauter Knall erschreckte ihn, Marti hatte irgendeinen Gegenstand von innen gegen die Schlafzimmertür geworfen.
 

Jako zog sich zurück.

Er setzte sich aufs Sofa, stützte das Gesicht in die Hände und dann begannen Tränen über seine Wangen zu laufen. Er hatte Marti doch so lieb. Wie konnte er ihn nur so anschreien? Wie konnte er nur?

„Jakob Joiko, du bist so ein Vollidiot“, flüsterte er und schluchzte.
 

Er wollte mit jemandem reden. Felix war nicht da. Frodo und Vanessa auch nicht. Wer also dann?

Flo. Ja, das war eine gute Idee.

Er wählte Flos Nummer.

„Mundt hier?“

„Flo, hier ist Jako. Hast du einen Moment Zeit zu reden? Ich habe Riesen Mist gebaut.“

„Ick weess.“

„Woher...?“

„Ick hatte bis vor einer Minute Marti in der Leitung. Junge, Junge, Jako, Mist ist gar kein Ausdruck.“

Jako schluckte.

„Er hat dir erzählt, was passiert ist?“

„Ja, das hat er. Er hat mir ooch erzählt, warum du so ausgetickt bist. Jakob Joiko, du bist ein Vollidiot, und zwar ein noch viel größerer, als du gerade ahnst.“

Jako schwieg. Er wusste nichts zu erwidern.
 

„Jako, du musst mit Marti reden. Der heult sich die Augen aus. Und weesst du warum? Weil er dich liebt. Und nich versteht, warum du ihm nich zuhörst.“

„Ich weiß, verdammt. Ich möchte mit ihm reden, ihn um Verzeihung bitten, aber er lässt mich nicht zu sich ins Schlafzimmer. Er hat sich eingeschlossen.“

„Kannst du es ihm verdenken?“

„Nein...“, flüsterte Jako und schämte sich entsetzlich.

„Pass auf, ich ruf ihn an und bitte ihn, dass er raus kommt. Aber ich kann nichts versprechen, okay?“

„Danke, Flo.“
 

Ein paar Minuten später klingelte Jakos Handy.

„Flo hier. Keine Chance. Ick fürchte, Jako, du musst dir ein paar Decken schnappen und auf dem Sofa pennen. Marti will ein bisschen Zeit für sich. Ich kanns verstehen.“

Jako seufzte.

„Ja, ich versteh ihn auch. Und... Danke, Flo.“

Er hängte ein und richtet sich auf eine Nacht auf dem Sofa ein.
 

Jako schlief miserabel. Er wälzte sich hin und her und kriegte kein Auge zu. Und das lag nicht am Sofa, das Ding war eigentlich ziemlich bequem...
 

Martis Herz war in einen Dornbusch gefallen.

Er schlief, aber er hatte Alpträume. Alle endeten damit, das Jako ihn verließ.... das er wieder nach Köln ging und Jako verließ... das Jako schrie – Köln oder ich - und ihn dann verließ...

Er schreckte immer wieder schweißüberstömt auf.

Schließlich stand er auf und überlegte, was zu tun war. Eine Dusche würde gut tun. Nein, das ging nicht – ein Blick aufs Handy belehrte ihn, dass es drei Uhr nachts war.

Aber... na ja... er sehnte sich nach Jako... vielleicht könnte er … nur eben einen Blick auf seinen schlafenden Schatz werfen...

Leise stand er auf und ging in Richtung Wohnzimmer. Machte vorsichtig, ganz leise, die Tür auf, und erwartete, Jako auf dem Sofa schlafend vorzufinden.
 

Jako schlief nicht.

Er saß da und hatte vor sich auf dem Tisch das Laptop.

Und auf dem Bildschirm lief das Video, das Marti ihm gebastelt hatte. Bevor er nach Köln gegangen war. Es endete gerade, und Jakos Finger griffen nach der Maus, starteten es erneut. Es wirkte, als würde er sich das Video gerade in Endlosschleife anschauen, wieder und wieder und wieder...

Die Dornen in Martis Herz begannen sich aufzulösen. Verschwanden ins Nichts.

Marti hörte ein Geräusch.

Was war das?

Jako...Jako schluchzte. Jako schluchzte!!!
 

„Ja...Jako?“

Martis Schatz drehte sich erschrocken um.

„Marti...?“

Er sprang auf, öffnete seine Arme und Marti rannte auf ihn zu, in seine Arme hinein, wurde umschlossen, gehalten, gedrückt, gestreichelt...

Das fühlte sich gut an.

Streit war doof.

Sie liebten sich doch.
 

„Marti, mein Marti... es tut mir so leid. Dass ich dich angeschrien habe, dass ich ich dir nicht zugehört habe... Marti, ich habe dich so lieb. Ich bin so ein Volltrottel.“

„Ja, verdammt, und zwar ein noch größerer, als du denkst!“

Jako stutzte.

„Das hat Flo auch schon gesagt... was hat er damit gemeint?“
 

„Mein lieber Idiot, mein heißgeliebter Spast, wenn du mir gestern Abend zugehört hättest, wüsstest du, dass ich nicht wieder nach Köln gehe. Der Kinderkanal hat aus einer ganzen Reihe von Gründen schon vor geraumer Zeit beschlossen, ein Zweitstudio in Berlin zu eröffnen. Und die Kindersendung wird hier gedreht.

Das heißt also, ich bleibe hier. Zu Hause bei dir. Und habe hier in Berlin diesen Job.“

Und er küsste den verblüfften Jako liebevoll auf den Mund.
 

Der Blick aus Jakos Augen, Scham, Freude, Glück, Liebe und noch mehr Scham, war einen ganzen Topf voller Gold wert.

Selbst wenn man dafür bis zum Ende des Regenbogens hätte laufen müssen und dreißig paar Schuhe abgelaufen hätte und Trolle und Drachen hätte besiegen müssen...

der Blick war es wert.

Er war es auf jeden Fall für Marti.



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