Im Wechsel der Jahreszeiten von DieLadi ================================================================================ Kapitel 3: Frühling, Sommer, Ja Teil 3 - auspacken und einräumen ---------------------------------------------------------------- Die Spaghetti waren köstlich gewesen. Vegetarische Bolognese. Erstaunlich, wie gut das schmeckte. Aber Felix hatte es eben drauf, zu kochen. Er hatte mit Beginn des neuen Jahres angefangen, vegetarisch zu essen, und da er oft für andere mitkochte, stellten auch seine Mitbewohner und Jako schnell fest, das man da echt gute Sachen zaubern konnte. Marti war nun skeptisch gewesen, aber, verdammt, es war einfach lecker. Nachdem sie noch geholfen hatten, die Küche aufzuräumen, sprangen sie wieder nach unten. Hier gab es immerhin auch zu tun, schließlich standen Martis Koffer immer noch unausgepackt herum. Als sie die Wohnung betraten, sagte Marti ohne darüber nachzudenken: „Jako, mach bitte die Schweinerei in der Küche weg. Ich fange an mit dem Auspacken, und wenn du fertig bist, hilfst du mir.“ Jako nickte und machte sich an die Arbeit. Als er gerade mit einem feuchten Lappen den Küchenboden wischte, ging ihm auf, dass das schon von Anfang an so gewesen war, also seit sie die gemeinsame Wohnung gehabt hatten: Marti hatte ihm klipp und klar gesagt, was im Haushalt zu tun war und wer was tun sollte, und er hatte das einfach so hingenommen. Und Martis „Befehle“ ausgeführt. Er musste schmunzeln. Wieso war ihm das eigentlich noch nie aufgefallen? Es war doch auch vollkommen in Ordnung so, es hatte sogar immer hervorragend funktioniert. Wie hervorragend, hatte sich spätestens rausgestellt, als Marti fort war. Jako hatte sich alle Mühe gegeben, die Wohnung in Schuss zu halten. Aber ihm hatte der Überblick gefehlt, er hatte irgendwie immer am falschen Ende angefangen... er konnte sich das selber nicht erklären. Na ja, nun war Marti wieder da, und ja, er würde sich von seinem Schatz, was das betraf, gerne herum scheuchen lassen. Sein Schmunzeln ging in ein breites Grinsen über. Er ging ins Schlafzimmer und sah zu, wie Marti Pullis und Hosen in den Schrank räumte. „Kann ich helfen?“ „Ja.“ Marti zeigte auf eine Tasche. „Da sind meine Schuhe drin, die kannst du aufs Schuhregal räumen. Und hier...“, er gab ihm einen Beutel, „das bitte in den Wäschekeller.“ Marti blickte auf, als Jako ihm den Beutel mit der Wäsche abnahm und sah das Grinsen in dessen Gesicht. „Hab ich was verpasst?“ Das Grinsen ging in ein Kichern über. „Marti, weißt du eigentlich, dass du einen ganz schönen Kommandoton drauf hast?“ „Bitte was?“ Marti sah ihn entgeistert an. „Na ja“, sagte Jako. „Du weißt, was zu tun ist und gibst mir Anweisungen, die ich brav ausführe, und schon fluppt das.“ Nun musste Marti auch lächeln. „Stört es dich? Ich meine... immerhin bist du...“ „Nein, im Gegenteil. Es läuft doch. Never touch a running System.“ Er ließ den Beutel einfach fallen und zog Marti an sich. „Mein Schatz, es ist perfekt so. Du bist genau richtig, wie du bist. Du vertraust mir und gehorchst mir, und das ist so schön, dass es mich manchmal schwindlig macht vor Glück. Und da ist doch nur recht und billig, dass du da, wo ich so gar keinen Plan hab und du dafür um so mehr, das Heft in der Hand hältst.“ Er küsste Marti sanft, und der erwiderte den Kuss. „Na wenn das so ist, Jako, dann ab mit dir, die Wäsche kommt nicht von alleine in den Keller.“ Beide schauten sich an und lachten. Mal wieder. Ach, es war einfach so schön, wieder zusammen zu sein und gemeinsam zu lachen. Also Jako aus dem Wäschekeller zurück war, stand er nachdenklich in der Schlafzimmertür, schaute Marti an und fragte: „Wie kommt das eigentlich?“ „Was meinst du?“ „Na ja, dass du den Haushalt so im Überblick hast. Als du noch bei Rick und Dom in der WG gewohnt hast, hat Rick sich immer über deine Schlampigkeit aufgeregt.“ Marti nickte schmunzelnd. „Jo, der arme Kerl musste ganz schön hinter mir her räumen. Als ich damals aus Salzgitter nach Berlin gezogen bin, hatte meine Mama prophezeit, dass ich im Dreck ersticken würde. Ganz so schlimm wars dann nicht, mein Zimmer bestand ja eigentlich nur aus meinem Bett und meinen Instrumenten. Und mein Musikequipment hab ich schon immer in Ordnung gehalten, das war mir heilig.“ Marti kratzte sich verlegen am Kopf. „Na ja, aber der Rest der Bude...Ich hab Rick ganz schön geschafft.“ Er grinste wieder. „Und dann bin ich in die WG zu dir, Felix und Frodo gezogen. Und da war es irgendwie anders... Ich meine hier hatten wir Felix. Und Felix hat immer irgendwie ne Menge selber gemacht, aber auch ne Menge an Arbeit verteilt.“ Jako nickte. „So auf seine Felix'sche Art eben“, sagte Marti. „ 'Marti, kannst du eben den Müll runter bringen?', 'Jako, würdest du bitte das Bad wischen?', 'Frodo, die Fenster müssen geputzt werden, lass uns das mal machen, ja?' Und wer kann zu Felix, ich meine Felix!, schon nein sagen. Felix, der immer für alle da ist. Wenn der einen um etwas bittet, sagt niemand nein.“ Marti legte den Stapel Boxershorts, den er in der Hand hielt, in den Schrank. Überlegte einen Augenblick. „Na ja, und als wir dann unsere eigene Wohnung hatten, hatte ich von Anfang an keinen Bock auf Chaos. Und habe es dann wohl unbewusst einfach so gemacht, wie ich es bei Felix gelernt hab. Und es hat irgendwie funktioniert, ich hab festgestellt, das ich ohne groß nachzudenken aus dem Bauch heraus weiß, was wann zu tun ist.“ „Womit wieder einmal bewiesen wäre, dass wir ohne Felix alle miteinander elendig zugrunde gehen würden.“ „Word“, sagte Marti. „ Und genau aus dem Grund würde ich vorschlagen, dass wir den hier...“, er angelte aus einer der Taschen eine Flasche richtig guten, teuren Whisky, „nachher gemeinsam mit Felix köpfen und auf den besten Freund ever anstoßen.“ Normalerweise hatten sie starken Alkohol gar nicht im Hause, weder die beiden, noch die Leute oben in der WG. Sowas blieb im allgemeinen Kneipenabenden vorbehalten. Aber da Marti diese Flasche nun mal geschenkt bekommen hatte, war es das beste, was man tun konnte, ihn gemeinsam mit guten Freunden zu trinken. Zu guter Letzt holte Marti noch etwas aus einer Reisetasche. „Schau mal, Jako. Die hab ich auch noch.“ Ein verlegenes Lächeln. Jako konnte das etwas mitgenommene Etwas, was sein Schatz da in den Händen hielt, erst gar nicht zuordnen. Dann erkannte er es. Es war die Nikolausrute. „Die hab ich in meinem Zimmer stehen gehabt, und sie hat mir tatsächlich geholfen, zu gehorchen. Hat mich einfach daran erinnert, dass ich mich an deine Regeln zu halten habe. Na ja, meistens.“ Jako küsste ihn. „Weißt du eigentlich, dass du manchmal einfach nur total niedlich bist?“ Sie drückten sich fest aneinander. Die Arbeit war getan, die Sachen alle verstaut, die Koffer und Taschen in den Keller geschafft. Felix hatte heute Abend schon etwas vor, und so hatten sie sich für den nächsten Abend verabredet. Man beschloss, auch die Frösche, Dominik, Flo und Ina und wer noch so Zeit und Lust hatte dazu zu holen und eine Art „Welcome Back“-Party für Marti aus der Sache zu machen. Er freute sich darauf, die ganze verrückte, liebenswerte Bande wieder um sich zu haben. Also saßen sie nun gemeinsam am Küchentisch, tranken eine Tasse Tee zusammen und sprachen über die Pläne für die kommenden Tage. „Ich hab die nächsten Tage frei und muss nicht zur Uni. Da können wir zusammen zum Standesamt gehen, okay?“ sagte Jako. Dann fiel ihm ein, dass er gar nicht wusste, wie es mit Marti weitergehen würde. Sie hatten darüber noch gar nicht gesprochen. „Na ja“, sagte Marti. „Die nächste Woche hab ich auch frei. Aber den Montag drauf geht es direkt weiter.“ „Du hast bereits den nächsten Job an Land gezogen?“ Jako war begeistert. „Das ist ja prima! Mensch, Marti, erzähl mal, was ist das für einer? Was wirst du machen?“ Marti strahlte. „Ja“, sage er, „und ich bin auch ganz schön stolz darauf. Die Kindersendung hat so eingeschlagen, dass man weitermachen will. Ab kommenden Montag geht die Kozeptionierung der zweiten Staffel los. Und ich bin von Anfang an wieder mit dabei!“ Seine Augen leuchteten, seine Stimme strahlte Zufriedenheit aus. Jakos Herz jedoch zerbarst in tausend Teile. „Marti, du... das heißt ja... du gehst zurück nach Köln?!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)