Love until the death von Schwabbelpuk (Liebe bis zum Tod) ================================================================================ Kapitel 8: incident (Zwischenfall) ---------------------------------- Auf dem Rückweg sprach keiner von Beiden ein Wort. Seiji trug sie den ganzen Weg über auf den Armen. Sie spürte seine Anspannung, seine Muskeln waren zum Zerreißen gespannt. Er musste jede Mühe haben, die Beherrschung nicht zu verlieren und sie auf offener Straße anzuschreien. Sie gelangten über die Stadtgalerie zurück zur Menschenwelt. Es war tiefste Nacht, die wenigen Laternen spendeten ein wenig Licht. Die ganze Zeit hatte Natsuko sich gewünscht nach Hause zurückzukehren und nun fürchtete sie sich davor. Sie wusste, dass das Schweigen gebrochen werden würde, sobald sie dort angekommen waren. Sie sah ein, dass sie sich in eine äußerst gefährliche Lage gebracht hatte, als sie mit Ichiro alleine war. Und doch hatte sie so viel erfahren, so viel über Seiji, seine Vergangenheit, seine Herkunft. In ihrem Inneren flüsterte auch eine leise Stimme, dass sie sogar etwas über sich selbst erfahren hatte, aber sie ignorierte sie. Was Ichiro ihr da gesagt hatte, was er mit ihr getan hatte und vor allem, was er in ihr ausgelöst hatte, all das wollte und konnte sie zu dem jetzigen Zeitpunkt noch nicht realisieren, geschweige denn verkraften. Müde schloss sie die Augen und dachte nach. Hätte sie je so viel erfahren, wenn Ichiro nicht gewesen wäre? Sie bezweifelte es stark. Sie gingen die letzte Straße zu ihrem Haus entlang und Natsuko überlegte fieberhaft, was sie Seiji erzählen sollte, wenn sie dort angekommen waren. Plötzlich schoss ihr aber ein anderer Gedanke durch den Kopf. Der Schlüssel! Sie hatte noch Kazuyas Schlüssel! Hastig wand sich Natsuko auf Seijis Arm, bis dieser sie verwirrt runterließ. Irritiert fixierte er sie, die Unterbrechung schien ihm gar nicht zu gefallen. "Ich muss nochmal zu Kazuya...", nuschelte sie unverständlich, den Blick gen Boden und lief dann einfach los. Innerlich verfluchte sie sich, dass sie so vor Seiji floh. Denn etwas anderes, als eine Flucht, war diese Aktion nicht. Sie wusste genau, dass es Kazuya herzlich egal war, wann er seinen Schlüssel zurückbekam und doch nutzte sie diesen banalen Grund, um nicht mit Seiji sprechen zu müssen. Dieser blieb völlig verwirrt inmitten der Straße stehen, bis er sich aufgebracht durch die Haare fuhr und etwas Unverständliches fluchte. Natsuko blieb indessen vor Kazuyas Hütte stehen. Sie war völlig außer Atem, so schnell war sie hierher gerannt. Unsicher drehte sie sich in die Richtung um, aus der sie gekommen war, aber Seiji hatte sie nicht verfolgt. Tief in ihr drinnen hatte sie wohl darauf gehofft, dass er sie davon abhält zu fliehen. Etwas enttäuscht seufzte sie auf und betrat schließlich das Haus. Dort angekommen schlug ihr direkt wieder dieser abgestandene Geruch entgegen und sie verzog angewidert das Gesicht. Daran konnte sie sich definitiv nicht gewöhnen. Als sie grade zur Treppe ins Obergeschoss gehen wollte, hörte sie von oben ein lautes Poltern. Erschrocken zuckte sie zusammen, ehe sie irritiert in das Obergeschoss spähte, allerdings nichts erkennen konnte. Hastig lief sie nach oben, direkt zu der Tür, wo sie Kazuya hoffte zu finden. Dieser stand zusammengekrümmt in einer Ecke und gab ein bedrohliches Knurren von sich. Verwirrt und verängstigt blieb Natsuko am Türrahmen stehen und musterte ihn besorgt. "Kazuya?", ihre Stimme war ungewollt zittrig. Sofort drehte Kazuya sich zu ihr um und starrte sie mit blutroten Augen an. Noch nie hatte Natsuko ihn mit solchen Augen gesehen und sofort wich sie ein paar Schritte zurück. "Natsuko", seine Stimme war nur ein tiefes Grollen, bösartig und bedrohlich. "Was ist los?", Natsuko versuchte ihre Fassung zu behalten und ballte ihre Hände zu Fäusten, ehe sie wieder ein Schritt näher auf Kazuya zuging. "Komm nicht näher!", donnerte es prompt von ihm und er wand sich mit schmerzverzerrten Gesicht ab. Natsuko blieb in ihrer Bewegung angewurzelt stehen und sah ihn entgeistert an. Was war hier los? Sie verstand nicht. Kazuya war mittlerweile so etwas wie ein Freund für sie geworden, ein Vertrauter. Was auch immer mit ihm nicht stimmte, sie musste ihm helfen, irgendwie. Schließlich war es nicht zu übersehen, dass er Schmerzen hatte. Entschlossen ging sie auf ihn zu und kniete sich zu ihm runter. Vorsichtig legte sie eine Hand auf sein Gesicht und drehte seinen Kopf zu sich, sodass sie ihm in seine Augen sehen konnte. Sie funkelten sie immer noch in einem blutrot an und Natsuko erschauderte leicht. Sie fühlte sich direkt wieder an Ichiros Augen erinnert, aber diese hier waren anders. Gierige, fast schon blutrünstige Augen sahen sie an, schienen sie geradezu durchbohren zu wollen. "Kazuya...ganz ruhig, beruhige dich. Was ist denn nur los?", sie strich ihm beruhigend über das Haar, wie bei einem kleinen Kind und sprach leise auf ihn ein. "Natsuko...", sein Gesicht verzog sich zu einer schmerzerfüllten Fratze, untypisch für ihn, so viele Emotionen zu zeigen. "Verzeih mir", grob packte er sie an den Schultern, zog seine Maske runter und vergrub seine Zähne ohne Vorwarnung in ihren Hals. Schockiert riss Natsuko die Augen auf und sah ihn aus den Augenwinkeln ungläubig an. "K..Kazuya...?", sie zerrte an seinem Oberteil, versuchte ihn loszuwerden, aber er war viel zu kräftig. "Kazuya!", etwas energischer strampelte sie nun heftig, schlug und trat um sich. Kazuya hingegen nahm sie fast zärtlich in den Arm, strich ihr über die Haare, lockerte seinen Griff aber keinen Millimeter. "Kazuya...bitte...", nun sammelten sich Tränen in ihren Augen. Wer auch immer das vor ihr war, es war nicht der Mann, der ihr schon so oft beigestanden hatte, ihr so oft geholfen hatte. Er war definitiv nicht bei Sinnen. Als ihr Gegenwehr langsam erstarb, spürte sie plötzlich einen Ruck und wurde losgelassen. Erschrocken sah sie auf und auch Kazuya drehte sich nach der Person um, die ihn weggezogen hatte. Vor Entsetzen weiteten sich seine Augen, als er sah, wer dort stand. Er wich kriechend mehrere Meter zurück, bis er an die Wand schlug, dann hob er schützend die Hände vor sich. "Ichiro...", Natsuko fand ihre Worte als erste wieder und sah ihn verwirrt, aber auch dankbar an. Dieser musterte Kazuya nur mit rot glühenden Augen und schien mit sich zu hadern, was er mit ihm anstellen sollte. Dann wand er seinen Blick von ihm ab und sah stattdessen Natsuko an. Scheinbar blieb Kazuya fürs Erste verschont. "So sieht man sich wieder, Kleines", ein überhebliches Lächeln legte sich auf seine Lippen und er schlenderte lässig zu ihr rüber, ehe er sich zu ihr runterkniete. Sofort vernahm sie seinen Geruch und konnte ihren Blick nicht von seinen glühenden Augen abwenden. Warum war sie so fasziniert von ihnen? Vorsichtig strich er mit seinen Fingern über die frische Wunde, ehe er sich vorbeugte und sanft über diese leckte. Natsuko spürte sein feines Haar an ihrem Gesicht und wurde augenblicklich rot. Erschrocken drückte sie ihn leicht von sich, woraufhin Ichiro seinen Kopf wieder hob und nun nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt war. Seine Augen musterten sie eindringlich, an seinen Lippen klebte ein wenig frisches Blut. Er sprach kein Wort, sah ihr einfach nur schweigend in die Augen und für einen lächerlichen Augenblick hatte Natsuko Angst, dass er mehr im Sinne hatte. Doch dann verzogen sich seine Lippen zu einem hämischen Grinsen und hauchte leise: "Köstlich..." Das brachte Natsuko sofort wieder zurück in die Realität und sie wand knallrot den Kopf zur Seite. Ihre Wunde hörte augenblicklich auf zu bluten, was wohl eine der besonderen Fähigkeiten Ichiros sein musste. Sofort schoß ihr durch den Kopf, dass dies auch der einzige Grund sein musste, warum Ichiro ihr so nahe gekommen war. Ihre Reaktion schien Ichiro zu belustigen, denn er kicherte leicht. Dann stand er wieder auf und ging zu Kazuya. "Lange nicht gesehen, Kazuya", meinte er knapp zu diesem und musterte ihn verächtlich. "Fürst Ichiro...", Kazuya ging nahezu ehrfürchtig auf die Knie und legte seinen Kopf auf den Boden. "Ich hoffe, dir ist klar, wen du da angefallen hast", Ichiro hob eine Augenbraue und musterte Kazuya weiter. "Es tut mir Leid, Fürst Ichiro...ich war nicht Herr meiner Sinne...", Kazuyas Stimme schien jeden Moment zu brechen. Natsuko starrte ihn verblüfft an, sie erkannte ihn nicht wieder. Jede Erinnerung an Kazuya schien mit dieser einen Szene geradzu ausgelöscht zu werden. In ein unterwürfiges, flehendes Stück Elend. "Nicht Herr deiner Sinne?", Ichiros Stimme zeigte seine Zweifel nur zu deutlich und er verschränkte die Arme vor der Brust. Er schien über etwas nachzudenken, dann kniete er sich zu Kazuya runter und legte ihm eine Hand auf die Schulter: "Alles gut. Ich weiß, dass es nicht deine Schuld war." Dann stand er wieder auf und ging zu Natsuko rüber. Sie meinte fast, dass sie Kazuya leise schluchzten hören konnte, konnte sich aber auch irren. Ichiro streckte ihr eine Hand entgegen und half ihr auf die Füße. "Wieso...?", das war der erste und einzige Gedanke gewesen, den sie fassen konnte. Etwas überrascht zog Ichiro die Augenbrauen nach oben und sah sie unverwandt an, dann fand er sein gewohntes Lächeln wieder. "Solange dein Leben an das meines Bruders gebunden ist, werde ich alles daran setzen, dass dieses nicht zu schnell beendet wird", er strich ihr fast schon liebevoll eine wirre Haarsträhne aus dem Gesicht und sah ihr tief in die Augen, "was danach mit dir geschieht, ist mir herzlich egal." Natsuko sackte innerlich zusammen. Natürlich ging es ihm nur um seinen Bruder. Mittlerweile hätte sie doch wissen müssen, was für ein herzloser Mistkerl Ichiro war. Noch mehr als die Erkenntnis überraschte sie aber ihre Reaktion darauf. Warum trafen sie seine Worte so sehr? Warum war es ihr nicht egal? Sie wusste nicht, was es war, aber irgendwas ließ sie bezüglich dieses Mannes nicht mehr los. Plötzlich hörten sie ein lautes Poltern, dass die Treppe nach oben kam und Sekunden später stand Seiji im Türrahmen. Die Position, in der Natsuko und Ichiro dastanden, ließen Seiji vor Wut fast aus der Haut fahren. Seine Hand an ihrem Gesicht und eng beieinander. "Ichiro...", ein tiefes Knurren entwich seiner Kehle und er stürmte wutentbrannt auf seinen Bruder zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)