Lügner von Kerstin-san ================================================================================ Kapitel 1: Lügner ----------------- It was the heat of the moment Telling me what your heart meant The heat of the moment shone in your eyes   „Dean?!“ Eben noch halb vor sich hindösend, schreckt Sam bei dem Klang des vertrauten Liedes mit einem Mal panisch hoch. Plötzlich spürt er nicht mehr den vertrauten Sitz des Impalas unter sich, sondern hat das Gefühl, zurück in dem heruntergekommenen Motel in Broward County zu sein. Das Adrenalin peitscht durch seinen Körper und irgendetwas schnürt ihm den Brustkorb zu. Es dauerte einen Augenblick, bis er bemerkt, dass es sich dabei nur um den Sicherheitsgurt des Imapalas handelt, der auf Grund seiner hastigen Vorwärtsbewegung blockiert hat. Aus der Richtung des Fahrersitzes nimmt er eine laute Stimme wahr, aber das plötzliche Rauschen in seinen Ohren, macht es ihm unmöglich, sich darauf zu konzentrieren. Instinktiv schließt Sam die Augen und vergräbt sein Gesicht in seinen Händen, ehe er versucht, den Kloß in seiner Kehle herunterzuschlucken. Alles ist gut. Es ist nur ein Lied im Radio. Er ist nicht in dem Motel in Broward County, er ist sich ziemlich sicher, dass heute nicht Dienstag ist und vor allem ist Dean gerade nicht gestorben. Das Zittern in seinen Händen lässt trotzdem nur langsam nach und Sam registriert auch nur am Rande, dass der Wagen plötzlich mit quietschenden Reifen zum Stehen kommt. „Verdammt, Sam!“ Auf einmal prasseln die Geräusche wieder in ihrer vollen Lautstärke auf ihn ein und die plötzliche Intensität ist so heftig, dass er erschrocken nach Luft schnappt. Sams Hände fallen langsam in seinen Schoß und er blinzelt mehrmals gegen die überraschende Helligkeit an, bevor er Deans besorgtes Gesicht und dessen schraubstockartigen Griff um seine Schultern wirklich wahrnimmt. „Sammy! Was ist los? Rede gefälligst mit mir!“ Der drängende Unterton ist nicht zu überhören und Sam leckt sich nervös über seine trockenen Lippen, während sich sein donnernder Herzschlag nur langsam normalisiert. „Ich… Nichts, sorry.“ Er schluckt erneut, in der Hoffnung, dass seine Stimme dann nicht mehr so schrecklich belegt klingt. „Hab nur geträumt“, murmelt er erstickt. „Bloß ein blöder Traum.“ Es wundert ihn nicht, dass seine kleine Lüge nicht ausreicht, um die Sorgenfalten aus Deans Gesicht zu vertreiben. Aus dem Radio schallt ihm noch immer Asia entgegen und Sams Hand wandert, ohne wirklich darüber nachzudenken, zum Powerknopf, um das schreckliche Lied endlich auszuschalten, ehe er wieder zu seinem älteren Bruder blickt. „Alles in Ordnung, wirklich.“ Dean schnaubt auf, aber gleichzeitig hat sich ein Funken Verständnis in seine besorgte Miene geschlichen. Etwas zögerlich nimmt er seine Hände von den Schultern seines jüngeren Bruders. „Von wegen! Du siehst aus, als wäre dir Freddy Krueger in Person begegnet.“ Vage deutet er mit einer Hand in Richtung des nun verstummten Radios. „Es ist wegen dem Lied, oder? Wegen…“ Unsicher bricht er ab und zuckt etwas hilflos mit den Achseln, aber es muss den Satz auch gar nicht zu Ende bringen. „Wegen Broward County, ja“, bestätigt Sam knapp und fährt sich nervös durch sein Gesicht. Er will dieses Gespräch nicht führen. Will er wirklich nicht. „Können wir bitte nicht darüber reden?“, murmelt er daher, während er Deans prüfendem Blick ausweicht.   Sein Bruder räuspert sich, bevor er kurz nickt und dann unentschlossen mit seiner rechten Hand über den Stoff seiner Jenas fährt. „Du weißt schon-“, setzt er schließlich zögernd an und Sam stöhnt innerlich auf. Wunderbar, so viel zu wir reden nicht darüber. „Ja“, schneidet er ihm entschieden das Wort ab. „Ja, ich weiß, dass das total bescheuert ist. Ich weiß, dass es nur ein blödes Lied ist, aber-“ Wütend bricht er ab und schüttelt frustriert den Kopf. „Ich weiß es, okay? Können wir jetzt weiterfahren?“ Dean runzelt die Stirn, nickt aber letztendlich. „Okay. Gut.“ Er sieht aus, als wolle er noch etwas sagen, aber Sam verschränkt entschieden seine Arme, starrt stur geradeaus und presst seine Lippen fest zusammen. Er spürt förmlich, wie Dean ihn mit seinem Blick durchbohrt und kann nicht verhindern, dass er sich wieder wie ein bockiger, fünfzehnjähriger Teenager fühlt. Sein Bruder grummelt etwas unverständliches vor sich hin, aber Sam ist sich ziemlich sicher, dass er mindestens einen unterdrückten Fluch heraushören kann. „Sam.“ Wider Willen blickt er zu Dean hinüber, der seinen Blick ruhig erwidert, aber gleichzeitig nervös mit den Fingern seiner linken Hand auf dem Lenkrad herumtrommelt. Als hätte er Sams Blick auf seinen Fingern gespürt, stoppt er seine ruhelosen Bewegungen und lässt seine Hand stattdessen locker herunterhängen. „Nur für’s Protokoll: Ich habe nicht vor in nächster Zeit an irgendeinem beschissenen Dienstag zu sterben, okay? Ich gehe nirgendwo hin, klar?“ Dean sieht so überzeugt aus, dass Sam einen Augenblick lang fast den Dämonenpakt seines großen Bruders vergisst. Aber nur fast. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)