Käfig von Fux1 (Tage in der Dunkelheit) ================================================================================ Kapitel 4: Tag Drei ------------------- Ihre Hoffnungen hatten sich trotz etlicher Stoßgebete nicht erfüllt. Sie lag immer noch in derselben stinkigen Kiste wie zuvor, auf demselben stinkigen Platz, in derselben klebrigen Blutlache am Boden. Zumindest einen kleinen Triumph hatte sie aber erzielen können. Das Seil, dass ihre Hände gefesselt hielt, war durchs ständige hin und her rucken und ihre stetige Versuche sie ein wenig zu bewegen, schließlich lockerer geworden und sie hatte es abstreifen können. Dennoch, so langsam hatte sie die Hoffnung schon aufgegeben, ihren Plan ausführen zu können. Es wollte einfach niemand vorbeikommen. Vielleicht wollten die Leute sie auch einfach hier aushungern? Sie so lange stehen lassen, bis man sie vergessen hatte und irgendwann in ein paar Jahren würde man ihre Skelete hier drin finden, wenn ein neugieriger Forscher auf Schatzsuche die Ruinen des Lagerhauses durchforstete. Wie unsinnig, Kazuha schallte sich in Gedanken eine Idiotin, kurz nachdem sie sich dieses Szenario im Kopf ausgemalt hatte. Außerdem..., hatten diese Typen nicht etwas von einem Schiff gesagt? Kazuah biss sich auf die Lippe und versuchte sich zu erinnern. Ja, sie war sich sicher, dass dieses Wort gefallen war, als sich ihre zwei Entführer unterhalten hatten. "Immer noch aufs Schiff?", seine Worte hallten in ihrem Kopf wieder und eine neue Angst manifestierte sich langsam in ihr. Hatten sie wirklich vor, ihre Kiste auf See zu schicken? Das durften sie nicht! Wenn sie das taten, gab es keine Hoffnung für Heiji und sie mehr! Wie sollten Mori und Ran sie dann finden?!! Verzweifelt begann Kazuha mit ihren Fingernägeln das Holz vor ihr zu bearbeiten. Diese doofe Kiste musste doch irgendwie aufbekommen zu sein! Immer stärker grub sie ihre Nägel in die braunen Bretter, doch sie waren hart und unbarmherzig, sodass alles was Kazuha zu verbringen vermochte, ein paar Schrammen waren, die sie im fahlen Licht kaum erkennen konnte. Mit Tränen in den Augen zog sie ihre Hände schließlich wieder zurück und presste sie an ihre Brust. Ihre Kuppen waren rot und es brannte an den Stellen, wo sie sich die Haut aufgeschrammt hatte, doch dieser Schmerz war nichts gegen die Qual immer noch eingeschlossen zu sein. Da ihr also nichts anderes übrigblieb, als weiter zu warten und zu hoffen, fing sie wieder an in den mittlerweile gewohnten Halbschlaf zu versinken. Auch wenn es seltsam klang, er war beinahe wie eine Droge. Er ließ sie kurz vergessen wo sie war und sie sank darin ein, wie in ein weiches Kissen; bereit sie aufzufangen und alles um sie herum verschwinden zu lassen. Die Sorgen, den Schmerz, die Pein und vor allem die Angst, die sie im wachen Zustand stets begleitete. Ein Krachen. Kazuha erschrak und fuhr aus dem Dämmerschlaf auf, wobei sie sich den Kopf an der Decke anstieß und laut fluchte. Direkt danach hielt sie sich geschockt den Mund und blinzelte mehrmals irritiert. Was war das Geräusch, dass sie aufgeweckt hatte? Das musste eine Tür gewesen sein! Jemand war hier gewesen. Aber war er gerade rausgegangen, oder reingekommen? Hatte sie ihre einzige Chance etwa verschlafen?!! Kazuhas Herz pochte so schnell wie seit dem ersten Tag nicht mehr und sie lauschte angespannt. Nichts... Keine Schritte, kein Ton. Augenblicklich breitete sich eine Wut auf sich selbst in Kazuha aus, wie sie sie noch nie zuvor irgendwem hatte zukommen lassen. Warum hatte sie sich bloß diesen Schlaf hingegeben?! "VERDAMMT.“, sie schlug mit voller Wucht gegen die Wand ihres Gefängnisses und zuckte nicht einmal zurück, als der Schmerz ihre Fäuste durchflutete. "Ist da wer?!!" Kazuha erstarrte. "Wer ist da!" Eine ihr unbekannte Männerstimme schallte drohend durch den Raum. Jetzt oder nie. Kazuha zögerte nicht lange und trommelte wie wild gegen die Kiste. "HILFE! HILFE!!! WIR SIND HIER EINGESCHLOSSEN!" Sie legte keine Atempause ein und schrie sich die Seele aus dem Hals, auch wenn dieser noch vor Trockenheit schmerzte. "SCHNAUZE!" Kazuha fuhr leicht zusammen und verstummte wirklich kurz, machte dann aber weiter. Es war also einer der Entführer. Sie hatte einfach keine Glück. Trotzdem ... sie war entschlossen nicht mit dem Geschreie aufzuhören, bis jemand diese Kiste öffnen würde. Wer das sein würde, war ihr derzeitig vollkommen allerlei. "Beschissene kleine Drecksbälger!“, sie hörte schwere Schritte, die immer näherkamen und zunehmend donnernder klangen. "Ich sagte halt deine Schnauze!" Kazuha dachte gar nicht erst daran. "HILFE! HELFEN SIE UNS!" Ein Zucken ging durch den Hölzernen Käfig. Ein Tritt gegen die Wand und anschließendes Gefluche. Kazuha holte Luft und schrie weiter. "Ich komm gleich zu dir rein und knips die das Licht aus!" , der Typ schien äußerst schlecht gelaunt, aber Kazuhas Laune war garantiert arger mitgenommen als die seine. "HILFE, IRGENDWER!" "Das wars! Mach dich auf was gefas-", weiter kam er nicht mit seiner Drohung, denn Kazuha war gerade in dem Moment, indem er den Deckel anhob, nach oben geschnellt und drückte nun mit vollem Körper Einsatz gegen den Holzverschluss. Man hörte ein ekliges Knacken, dann schrie der Mann auf und wich einen Schritt von der Kiste zurück. Blut rann durch seine Finger, die er sich verzweifelt auf die Nase presste. "Du verdammte Mist Göre!" Kazuha zögerte nicht einen Augenblick und machte einen Satz aus ihrem Käfig. So sehr es ihr auch wiederstrebte Heiji hinter sich zu lassen, sie würde ihm nur helfen können, wenn sie es hier herausschaffte. Hektisch glitt ihr Blick links und rechts über die Regalreihen, die sich meterweit um sie herum erstreckten. Sie hatte nur wenige Sekunden um den Richtigen zu orten. Würde sie zu lange darüber nachdenken, säße sie blitzschnell wieder in der Falle. Aus der Not heraus schlug sie also einfach den Weg ein, der ihr am nächsten war und am weitesten von ihrem Verfolger weg. Dieser hatte sich derzeit nämlich auch schon wieder berappelt und realisierte ihr Vorhaben. Kazuha rannte wie sie noch nie in ihrem Leben zuvor gerannt war. Sie hechtete den Weg entlang, bog an einem Regal mit Ambossen rechts ab und überschlug sich fast, als ihr Fuß an einem Nagel, der aus der Wand ragte, hängen blieb. Zum Glück hatte sie sich noch rechtzeitig bremsen können, aber jetzt hatte sich ihre Hose an dem rostigen Teil verfangen. Laut fluchend zerrte sie an ihrem Bein und brachte den Jeansstoff so zum reißen -sie war wieder frei-. Ein Blick über ihre Schulter trieb sie erneut zu Höchstleistungen an, denn der Mann hatte beinahe zu ihr aufgeschlossen. Sie schaffte es gerade noch hinter dem nächsten Stapel Kisten zu verschwinden, als er die Stelle erreichte, an der sie bis eben noch gestanden hatte. Mit rasenden Herzen trieb sie die Angst immer weiter und sie riss ihm laufen ein paar aufeinander gestapelten Dosen um, die ihrem Verfolger in den Weg fielen und ihr so etwas mehr Zeit verschafften. Da vorne konnte sie sie auch schon sehen. Die Tür zu ihrer Freiheit, oder zumindest zum Fahrstuhl. Den musste sie ja auch noch überwinden, fiel ihr ein. Nein... Nich' daran denken... Sie biss die Zähne zusammen und legte noch einen Zahn auf den letzen Metern zu. Gleich war sie da. Dort war die Türklinken. Nur noch ein paar Zentimeter. Jeztz! Jetzt hatte sie sie in der Hand! Nur noch herunter drücken. Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. Nein... das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein! Ein Frustschrei verließ ihre Kehle und wäre er von jemanden anderem als ihrem Verfolger gehört worden, er wäre ihm bis ins Mark gedrungen. Verzweifelt und es nicht wahrhaben wollenden rüttelte sie an der verschlossenen Tür. Sie hatte es doch endlich geschafft. Sie hatte sich freigekämpft, war geflohen. Tränen bildeten sich in ihren Augenwinkeln und sie begann vor Wut und Enttäuschung mit den Fäusten auf die Tür einzuschlagen. Wenige Sekunden später, spürte sie auch schon wie sich raue Hände von hinten um sie legten und sie schrie bei der Berührung nicht einmal auf. Es war als würden sie alle Kraft aus hier herausssaugen und sie merkte wie ihre Knie langsam unter ihr nachgaben. Der Typ riss ihr die Arme auf den Rücken und drückte sie zu Boden. Sie wehrte sich nicht. Etwas was dem Mann scheinbar Selstbsicherheit verlieh, sodass er sich zu ihrem Ohr herunter beugte und ihr etwas zuflüsterte: "Gleich ist es vorbei." Sein heißer Atem ließ sie innerlich frösteln und das nächste was sie wahrnahm war, wie sich kaltes Eisen an ihren Hinterkopf schmiegte. Stumm rann ihre eine letzte Tränen die Wange hinunter. Sie wusste, dass er Recht hatte. Heiji es tut mir leid. Ich konnte dich nich' retten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)