Aus vielem Holz geschnitzt von Chaosbande (Aus dem Leben des Zauberstabmachers) ================================================================================ Kapitel 1: Flackernde Erinnerung -------------------------------- Unbarmherzig wütete der kalte Januarwind über die Weiten Irlands. Ein Wind, der das lockige Fell der vielen Schafe glatt werden ließ und sich nur jemand der nicht anders konnte oder nichts zu verlieren hatte diesem hingab. Mensch wie Tier. Muggel wie Zauberer. Ein Wind, der direkt vom Meer kam und dicken Nebel über das saftige Gras trieb. Er brachte gleichzeitig gute Nährstoffe und Chaos. Doch all das nahm ein alter Mann nur am Rande war. Hörte das Klappern der hölzernen Fensterläden, während der Wind an ihnen riss. Hörte das leise Poltern eines davon fliegenden Blecheimers. Es waren Geräusche die ihm keine Angst machten, sondern für eine innere Ruhe sorgten. Es waren Geräusche die er gewohnt war und die Normalität versprachen. Dass er diese Worte noch einmal in den Mund nehmen würde, das war nicht immer klar gewesen. Spätestens bei seiner Gefangennahme durch Voldemorts Speichellecker, hatte er mit seinem Leben abgeschlossen. Doch es war anders gekommen. All die Qualen und Folter hatten ihn nicht verrückt gemacht oder umgebracht. Wobei dies beides wohl nur noch eine Frage von Tagen gewesen war, wenn nicht Harry Potter und die kleine Miss Granger aufgetaucht wären. Wenn durch diese nicht dieser Hauself namens Dobby aufgetaucht wäre und sie alle herausgebracht hätte … ja, dann wäre seine Zeit wohl in dem dunklen Kellerraum von Malfoy Manor abgelaufen. Seine und ebenso die des Kobolds und der freundlichen, kleinen Miss Lovegood. “Lang lang ist es her …”, flüsterte er, während er das Feuer beobachtete, dass im eindringenden Wind tanzte. Ein Husten überfiel den alten Mann, sodass er sich schließlich keuchend in seinen geliebten Ohrensessel vor dem Kamin sinken ließ. Ohne das er etwas sagte erschien die Hauselfe namens Knubbli und brachte ihm ein Glas Wasser, sowie einige Tabletten. Mit zusammen gezogenen Augenbrauen nahm er schließlich die Tabletten mit dem Wasser ein, während ihn die Elfe genau im Auge behielt. So langsam ging es Ollivander auf die Nerven. Was dachte sich sein Sohn eigentlich, diese Hauselfe - wie einen Babysitter - für seine Überwachung abzustellen? Es brachte doch eh nichts. Er hatte akzeptiert, dass nun eintrat, was wohl schon damals in Malfoy Manor für ihn vorgesehen gewesen war. Es gab Dinge, dagegen waren selbst mit Magie gesegnete Menschen machtlos. Doch das sah sein Sohn anscheinend ganz anders. Nun, was sollte man von so einem so jungen Burschen - mit seinen gerade Mal hundertsechzig Jahren - auch anderes erwarten? Genauso wenig verstand der Enkel, Ollivanders Meinung. Aber der hatte auch mal gerade hundertvierzig Jahre auf dem Buckel. Wenn sie erstmal, so wie er, die zweihundert Marke überschritten hatten, würden sie auch anfangen Dinge im anderen Licht zu sehen! Warum sollte er sich weiter quälen und weiter gegen das Unvermeidliche angehen, wo er doch so viel in seinem Leben erlebt, gelernt und verloren hatte. Sohn und Enkel führten das Familiengeschäft schon seit Ende des Krieges und mit dem Tod seiner geliebten Frau, hatte er ein Teil seiner Seele verloren. Warum sollte er Angst vor dem rasch näherkommenden Tod haben, wenn er doch dann endlich wieder bei ihr sein konnte? Warum verstand die Familie es nicht und ließen ihn überwachen wie einen Schwerverbrecher? Alles nur, weil sie sein Bestes wollten. Mit einem tiefen Seufzen beschwor er sich eine Flasche Whisky, sowie ein Glas herbei. Den tadelnden Blick der Hauselfe mit einem “Pssssst!” und einem verschwörerischen Zwinkern konternt. “Man kann das Heute nicht erkennen, wenn man das Gestern nicht sehen will.” Das Sprichwort der Muggeliren kam ihm in den Kopf, während er den mehrere Jahre alten edlen Tropfen in das Glas kippte. “Mögest du immer einen Blick haben für die Sonne, die durch dein Fenster fällt; und nicht für den Staub, der auf ihnen liegt.” Lächelnd schwenkte er das Glas im Schein des Kaminfeuers, ehe er daran nippte. Muggel waren erstaunlich gut darin, Sprichwörter zu kreieren. Ja, sein “Gestern” war Ereignis- und Lehrreich. Welch Wissen er doch angesammelt hatte. Was für interessante Menschen er in all den Jahrhunderten er doch kennengelernt hatte. Schmunzelnd leerte Garrick Ollivander sein Whiskey Glas, füllte es nach und gab sich im Schein des flackernden Feuers ganz seinen Erinnerungen hin. “Das ist verrückt … verrückt und nicht durchführbar!” “Nein und doch!” “Garrick mein Sohn, werde doch vernünftig!”, bat ihn Ollivander Senior eindringlich und legte die große Hand auf der Schulter des Jüngeren ab. Doch Ollivander Junior entwand sich kopfschüttelnd dem Griff. “Versteh doch Vater! Es ist nicht verrückt, sondern logisch. Es funktioniert! Sieh doch nur die Unterschiede bei mir!” Zur Untermalung seiner Worte hielt er seine beiden Zauberstäbe empor und murmelte “Orchideus”. Aus beiden Zauberstäben wuchsen bunte Blumen, doch das war auch schon die einzige Gemeinsamkeit. Während bei dem einen Zauberstab - in seiner linken Hand - ein Strauß mit fünf Blumen erschien, wovon einige den Kopf hängen ließen, war in seiner rechten Hand ein prächtiger Blumenstrauß zu sehen. Ollivander Junior schätzte die Anzahl der Blumen auf fünfzehn Stück und es waren alle Farben des Regenbogens zu sehen. Mit glänzenden Augen strahlte er seinen Vater an. “Siehst du Dad? Diese Unterschiede. Es funktioniert! Glaub mir!”, rief er begeistert aus, und seine Aufregung wurde größer, als er sah, wie ein kleines bisschen Skepsis aus den Augen des Familienoberhaupt verschwand. “Es klappt bei dir, aber auch bei anderen, Sohn? Aus welchen Materialien ist dein neuer Stab?”, erkundigte sich der Ältere skeptisch und trat näher. Ollivander Junior konnte die Skepsis ja verstehen. Schließlich brach er mit dieser Idee alle Familientraditionen. Traditionen die die Familie Ollivander als hochangesehen Zauberstabmacher hochgehalten und bewahrt hatte. Doch nach der Meinung des intelligenten Jüngeren, war es Zeit für eine Veränderung. Egal welche Wellen das schlagen würde, denn der Erfolg sollte ihm garantiert Recht geben! “Weißbuche und Drachenherzfaser als Kern. Zwölfdreiviertel Zoll mit der Biegsamkeitsstufe leicht”, sagte er mit unverkennbarem Stolz, ließ die Blumen verschwinden und drückte seinem Vater die Selbstkreation in die Hand. “Interessant …”, murmelte der Ältere und begutachtete den Stab eindringlich. Am liebsten würde der Junge nun springen und tanzen, denn dies war für den wortkargen Vater beinahe wie ein Zustimmung! Er hatte die Diskussion schon so gut wie gewonnen. Ein erneuter Hustenanfall holte ihn aus seiner Erinnerung und ließ ihn keuchend zurück. Ja, damals hatte er es geschafft. Sein erster Sieg über Tradition und Starrsinn. Er hatte seinen Vater von seiner revolutionären Idee überzeugt, dass Zauberstäbe die sich ihren Träger selber aussuchten, eine deutlich bessere Kompatibilität aufwiesen, als rein nach den Wünschen der Zauberer hergestellte. Damals hatte es noch Zauberstäbe gegeben, die - entgegen jeder Logik - rein auf Wunsch der Träger erstellt wurden. Egal ob der Zauberstabmacher dafür oder dagegen war. Doch dann hatte Garrick immer mehr den Vater vertreten in den Ferien. Nach dem er schließlich Hogwarts, sowie das Studium der Zauberstabkunde, abgeschlossen hatte konnte er den Laden komplett alleine führen. Damit war seine Art der ‘Zauberstabvermittlung’ eingeschlagen wie eine Bombe und hatte für ordentlich Wirbel gesorgt. Doch als die Zaubergemeinschaft gemerkt hatte, dass er Recht hatte, hatte sich alles innerhalb weniger Jahre beruhigt. Was hatte er doch dadurch alles für Menschen kennengelernt. All die Stärken und Schwächen. Rückblickend gesehen, gab wohl schon die Zauberstabwahl Hinweise auf mögliche Gefahren. Naja, er hatte sich nichts vorzuwerfen, denn er war nur ein Zauberstabmacher und kein Hellseher oder Auror. Oder? Kapitel 2: Dumbledore - Feuersalamander oder Kappa? --------------------------------------------------- Es war inzwischen über sechzig Jahre her, das Garrick das Familiengeschäft in der Winkelgasse übernommen hatte und in dieser Zeit galt seine Methode mittlerweile als bewiesen und erfolgreich. Der inzwischen einundachtzig jährige blickte schmunzelnd auf einen braunhaarigen Jungen, der in Begleitung einer jungen Frau, sowie eines kleineren Kindes eintrat. Mit großen Augen und offenen Mündern standen die Jungs im Laden, während die Mutter mahnte artig zu sein und nichts ungefragt anzufassen. Kinder. Aber naja, sein eigener Sohn war auch nicht besser gewesen in dem Alter, obwohl er damit aufgewachsen war. Als wäre die Ermahnung der Mutter das Startsignal gewesen, nickten die Teenager sich zu und schneller als der Ladenbesitzer gucken konnte, waren sie zwischen den Regalen verschwunden. Wie gut, dass diese einen Kindersicherungszauber besaßen. “Wie kann ich Ihnen helfen, Miss?” Gutmütig lächelnd trat er an die Frau heran, welche besorgt hinter ihren Kindern hergesehen hatte. “Entschuldigen Sie, Mr. Ollivander. Die beiden haben heute einfach viel zu viel Energie”, gestand die Frau verzagt lächelnd und zuckte mit den Schultern. “Keine Sorge, Miss Dumbledore, hier kann den Kindern nichts geschehen”, beruhigte er die junge Mutter. “Sie sind wegen dem Zauberstab ihres Sohnes hier, der bestimmt im September nach Hogwarts geht, habe ich Recht?” Ein kleines Lachen entwich der alleinerziehenden Mutter. “Welch Bekanntheitsgrad man doch plötzlich bekommt, wenn der eigene Mann nach Askaban verfrachtet wird.” Mit einem Mal schien jegliche Freundlichkeit aus der Stimme und dem Gesicht der Mutter gewichen, sodass sich Ollivander schon fragte, ob er sich dies nur eingebildet hatte. “Albus, Aberforth, kommt her. Wir haben keine Zeit für Spiele”, rief sie durch den Laden und nur wenige Augenblicke später standen die Gerufenen neben ihrer Mutter. “Fangen spielen macht hier sehr viel Spaß, Mutter”, plapperte der Grund des Besuches in diesem Laden fröhlich, doch die Mutter schüttelte nur leicht mit dem Kopf. “Wir sind für deinen Zauberstab hier, Albus. Denkt dran, wir haben noch mehr zu tun und müssen eilig wieder nach Hause!” Der entschlossene Blick, den die Frau den Kindern zu warf, schien mehr zu bedeuten, denn der Zauberstabmacher sah, wie nach einigen Augenblicken Verstehen und damit mürrische Akzeptanz auf den Gesichtern beider Kindern erschien. Der ältere, drahtige Junge mit den blauen Augen und haselnussbraunen Haaren trat auf ihn zu. “Ich hätte gerne einen Zauberstab, Mr. Ollivander.” Eine gute halbe Stunde waren der Ladenbesitzer und der junge Albus Percival Wulfric Brian schon dabei, den richtigen Zauberstab für den baldigen Hogwartsschüler zu finden. Entweder war Ollivander nicht zufrieden mit dem Kompatibilitätsgrad oder der Stab funktionierte gar nicht. Das Kendra Dumbledore immer wieder um Beeilung bat und der jüngste Dumbledore Spross quengelte er habe Hunger, machte die Suche nicht einfacher oder entspannter. Albus hingegen wirkte auf Ollivander immer verbissener. Immer wieder hatte Garrick bemerkt, wie Wut an die Oberfläche gedrungen war, wenn wieder mal ein Stab nicht zu dem Jüngeren passte. Gerade hielt der Blauäugige einen Stab mit Walnussholz und Feuersalamanderschuppen, bei einer Länge von fünfzehn Zoll, in der Hand und ließ die üblichen Blumen erscheinen. Mit einem Kontrollzauber sah er dass die Prozente des Kerns bei 50% und dass des Holzes bei 80% lag. Er war nah dran! “Ein letzter Versuch bitte”, bat er die ungeduldige Familie, als er dem Dumbledore Erben den Stab entwand und zurück in die Schachtel legte. Noch einmal nahm er seinen Kunden genau ins Visier. Fokussierte sich auf die Aura dessen Magie und trat schließlich zurück zwischen seine Meterhohen Regale. Nun blieb ihm nur noch etwas, was er aus Pietätsgründen eigentlich vermeiden wollte. Nach wenigen Minuten des Suchens, hatte er gefunden was er brauchte und kam zurück in den Verkaufsraum. “Mutter ich will aber den RICHTIGEN Stab”, hörte er Albus fauchen, was die Mutter nur leise und mit gesenktem Kopf, seufzen ließ. “Hier mein Junge … probiere diesen aus. Ich … verspreche … dass er der Richtige für dich ist.” Damit öffnete der Zauberstabmacher die dunkle Box und trat einen kleinen Schritt zurück. Skeptisch trat der Schüler wieder näher und ergriff, nach einem stechenden Blick in Richtung Ollivanders, den Zauberstab. Der Blick kam dem Älteren beinahe wie eine Warnung vor. Das helle Licht, welches entstand kaum hatte der Junge den Stab in der Hand, verhinderte jedoch dass er weiter darüber nachdachte, sondern nur erleichtert die Luft ausstieß. Warum wunderte es ihn irgendwie nicht, dass es DIESER Stab war? “Fünfzehn Zoll, Kappaschuppenkern und Walnussholz mit der Biegsamkeitsstufe: schwer, also mit anderen Worten, nur gering biegsam”, zählte er monoton auf, während der freudig quietschende Albus seiner staundenden Familie den herbeigezauberten Blumenstrauß präsentierte. Ein kleiner Zauber bestätigte den Ältestens im Laden währenddessen in seinem Verdacht. Übereinstimmung Holz bei 100% und der Kern lag bei 90%. War es damals Zufall gewesen, dass der Sohn eines kurz vorher verurteilten Zauberers DIESE Kombination bekommen hatte? Der Vater hatte im letzten Jahr drei Muggelkinder angegriffen - und das mit folternden Zaubern - und war zu lebenslanger Askabanhaft verurteilt worden. Dank der reißerischen Berichterstattung des Tagespropheten, war diese Geschichte jedem Leser bekannt. Der Prozess war eine reine Show gewesen. Jeder kannte nun die Familie Dumbledore durch die Zeitungsbilder. Es tat ihm schon damals ein wenig Leid für die Dumbledores, aber ändern konnte er es auch nicht. Aber egal, denn damals wie heute fragte sich Garrick Ollivander, ob die damalige Zauberstabwahl ihn hätte misstrauisch werden lassen müssen. Es war ein offenes Geheimnis der Familie, dass Ollivander dem ehemaligen Schulleiter Hogwarts schon in Teenageralter misstraut hatte. Er hatte die dunklen Flecken in der Magieaura genau gesehen. Dass der Junge einmal solch eine Macht besitzen würde und so viel Einfluss ... Zudem hatte er dem jungen Dumbledore einen wichtigen Fakt verschwiegen. Es war nicht nur einfaches Walnussholz gewesen, sondern dass der schwarzen Walnuss. Ein Holz das giftig war im unbehandelt Zustand und mit bösen Vorzeichen und schlechten Charaktereigenschaften in Verbindung stand, laut den Überlieferungen. In Kombination mit den Kappaschuppen - Wesen die anpassungsfähige und schmeichlerische Schauspieler waren, nur um dann ihre Opfer in die Tiefen eines Gewässers zu ziehen und dort blutleer zu saugen - ergab das einen Zauberstab, der das Potenzial für Böses auf wies. Gut für Verwandlungen, Anpassung der Situation ansich, um selber starr den eigenen Weg verfolgen zu können. Selbstbewusst und hart gegen Gegner vorzugehen. Ja, stellte Ollivander bitter fest, er hätte damals einfach bei dem Wallnuss - Feuersalamanderstab bleiben sollen … dann wäre einiges vielleicht anders gekommen. Obwohl … hätte Dumbledore dann Grindelwald besiegen können? Wäre dann nicht noch alles schlimmer gekommen, als ein paar Machtspielchen des blauäugigen Albus? Ansonsten war der ja ein netter Mann. Was machten da ein paar Schandtaten aus? Vor allem war durch den Kampf gegen Grindelwald ja ein wesentlich stärkerer Zauberstab in den Besitz des Familienoberhauptes gefallen. Ein Stab, umrankt von Mythen und Legenden. Leid, Verlust und Tod. Der Elderstab. Kapitel 3: Was in Salem passierte ... ------------------------------------- “Elderstab”, flüsterte Garrick Ollivander leise und allein das Wort ließ eine Gänsehaut über seinen Rücken wandern. Für Menschen, die von diesem Stab wussten, war er schon faszinierend. Doch für ihn als Zauberstabmacher war er noch mal eine ganz andere Geschichte! Wie viele Stunden seiner Zauberstabkunde hatte er diesem Sagen und Mythen umwogenem Stück Holz vor allem in seiner Jugend gewidmet? Es kam ihm wie gestern vor, dass er in der grossen Bibliothek Salems gesessen und alte Pergamentrollen geradezu verschlungen hatte. Pergamentrollen die von vielen vergessen und trotz Restaurationstauber schon fast verblasst waren. Pergamentrollen, welche die blutige Geschichte des Elderstabes erzählten. Während die Wanduhr sieben Mal schlug, tauchte Garrick Ollivander wieder in seine Erinnerungen ab. “Bist du schon wieder hier, Garrick?” Ohne aufzuschauen, gab Gefragter nur ein Schnauben von sich. “Sag nicht, du bist wieder in diese irrsinnige Idee verstrickt?” Anstatt zu antworten, zog Ollivander eine weitere Pergamentrolle zu sich heran und entrollte sie. “Hey, ignorier mich gefälligst nicht, Ollivander!” “Verschwinde. Du nervst, Gregorowitsch!” Kurz hob er den Kopf, um den Störenfried, der sich ungefragt auf einem Stuhl ihm gegenüber niedergelassen hatte, anzublitzen. Garrick konnte und wollte jetzt keinen weiteren Menschen ertragen, der ihn wegen seiner ‘Elderstab Obsession’ aufzog. Es reichte schon, dass sein eigener Vater es belächelte. Es als ‘jugendliche Fantasterei’ betitelte und nicht verstand, warum Garrick die Sommerferien vor seinem sechsten Schuljahr lieber in Salem, anstatt zu Hause zu verbringen. Die Korrespondenz mit einem uralten Zauberstabmacher in Amerika hatte er seiner Familie gleich ganz verschwiegen. Aber er wäre nicht Garrick Ollivander, der angehende neue Star am englischen Himmel, wenn er sich nicht über Hogwarts hinaus bilden würde. Sei es nun wegen dem Elderstab oder allgemein in der Zauberstabkunde. “Also, hast du inzwischen Fortschritte gemacht?”, erkundigte sich Gregor Gregorowitsch und zog sich dreist einen seiner Notizzettel heran. “Finger weg!”, fauchte Ollivander und holte sich die Notizen wieder. “Ruhig Blut, Garrick! Ich will dir nichts Böses! Ich finde es … faszinierend. Sollte es diesen Elderstab wirklich geben … oh, was für Möglichkeiten hätte man damit. Stell dir vor, wie es die Zauberstabmacherei revolutionieren würde. Man hätte die besten Zauberstäbe…” Interessiert beobachtete der Ollivander den ausländischen angehenden Zauberstabmacher. Konnte es tatsächlich sein … konnte es sein, das der Andere ihn nicht aufzog? Ja, dieses Blitzen und Strahlen in den Augen des Gleichaltrigen kannte er nur zu gut. Nämlich von sich selbst. Doch er kannte den Anderen erst seit letztem Jahr, seit er einen Bibliotheksausweis für Salem hatte und in den Ferien als Gasthörer in einigen interessanten Vorlesungen saß. In der über Zauberstabhölzer und deren Bearbeitung, hatte er Gregor Gregorowitsch kennengelernt. Dieser war ebenfalls Gaststudent Salems und genau so eingebildet und nervig, wie hübsch. Mit seinen straßenköterblonden, schulterlangen Haaren mit den dunklen Strähnchen. Die kleinen Lachfalten um die Augen, die so herrlich braun waren. Ein dunkles Braun, wie Mahagoniholz. Hektisch schüttelte der englische Zauberer seinen Kopf. Er war hier um zu lernen und nicht um diesem eingebildeten, versnobten Fatzke hinterher zu hecheln. Mal ganz davon abgesehen, dass dieser Fatzke ein Weiberheld war und er zudem nicht wenig Ärger in England bekam, sollte rauskommen dass er sich für einen anderen Mann interessierte. “...lo, Garrick! Erde an Ollivander!” Blitzend kam Gerufener aus seiner Schwärmerei zurück und wischte die schnipsende Hand Gregorowitsch unwirsch zur Seite. “Aaaah, da bist du ja wieder. Mein Freund, du sahst kurz aus als hättest du kräftig am Versiegelungsöl geschnuppert.” Das Lachen des anderen Studenten vibrierte in seinen Ohren nach und ein warmer Schauer ließ ihn zusammenzucken. Bloß nichts anmerken lassen! “Also, willst du jetzt was über den Elderstab wissen, oder nicht?” Schweigen war zwischen den beiden Zauberkundestudenten eingetreten, während Gregor Gregorowitsch die gerade erhaltenen Informationen zu überdenken schien. Wenigstens war er nicht lachend verschwunden, also wertete der Engländer dies schon mal als positives Zeichen. “Und du bist darauf gekommen, weil dich die Frage nicht losgelassen hat, warum man kein Holunderholz als Zauberstabholz verwenden soll? Warum es allgemein eher gemieden wird und Unglück bringt?” Stummes Nicken war die Antwort. “Die angebliche Aussage von irgendeinem Emmerich, dass er einen unbesiegbaren Stab hatte, sowie immer wieder in der Geschichte auftauchende Zauberstabnamen, sind ein Beweis für dich?” Genervtes Seufzen und ein Streichen durch die Haare. “Gregorowitsch, das haben wir jetzt alles schon mehrfach durchgekaut. Aber ich fasse es gerne NOCH MAL, für blonde Schönlinge zusammen!” Genannter Schönling wollte sofort protestieren, doch Ollivander brachte ihn mit einem finsteren Blick zum Schweigen und winkte ihn stattdessen neben sich. “Schau hier. Es tauchen immer wieder Namen wie ‘Elderstab’, Eldrunstab’, ‘Todesstab’, ‘Stab des Schicksals’ und viele mehr auf. Genau so wie Prahlereien auf der ganzen Welt, über einen Stab, der unbesiegbar sei. Der einen jedes Duell gewinnen lasse. Der gegen jeden Zauber ankommt und den Tod bringt. Der allein durch den erstmaligen Gebrauch dafür sorgen kann, dass der Nutzer sich anfängt zu verändern und der Stab mit jedem Nutzer Energie aufnimmt. Energie die sich beim Tod freisetzt, denn der Stab wechselt nur durch den Tod den Besitzer. Durch den Kern, der aus dem Schwanzhaar eines Thestrals besteht, ist der Stab in der Lage selbst dunkelste Magie zu verwenden und speichern. Ob auch schädliche Magie, da bin ich unsicher …”, gedankenverloren biss Garrick sich auf der Unterlippe herum, während er seinen Blick über die Unterlagen fliegen ließ. “Schau”, eine grobe Zeitleiste hervor ziehend, erklärte er dem Osteuropäer nochmals was er hier sah. “Also die ersten Erwähnungen sind wie gesagt gegen 600, im frühen Mittelalter. Da gab Emmerich der Böse an und wurde von Egbert dem Ungeheuerlichen um die Ecke gebracht. Ungefähr ein Jahrhundert später, befindet sich ein mächtiger Stab in Besitz von Godelot - ja, bevor du es fragst, das ist der Autor von ‘Gar böse Zauberey’- und dieser entwickelt damit eine Menge schwarzmagische Sprüche. Nicht nur die helfende Sorte, das verrat ich dir! Doch das eigentlich interessante daran ist, dass er die Jahre vorher nicht so begabt war. Der eigene Sohn hat ihn angeblich aus Angst im Keller eingesperrt und schließlich getötet. Erst 1705 findet sich wieder eine Spur, die sich recht sicher dem Elderstab zuzuordnen lässt.. Barnabar Deverill bezeichnet seinen Stab als ‘Eldrunstab’ und wird nach nicht mal fünf Jahren von …” “Von einem Loxias getötet, der laut deinen Notizen jeden ums Eck gebracht hat, der auch nur schief geguckt hat. Dann kamen die Brüder Arcus und Livius, die 1720 Loxias avadert haben und seit dem ist der Stab verschwunden”, beendete Gregors Garricks Erzählung und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. “Ja!”, rief Ollivander laut aus und sprang auf. Unruhig tigerte er hin und her und bemerkte gar nicht, wie Gregorowitsch einen Muffliator und einen Illusionszauber über ihren Bereich legte. “Es ist zum verrückt werden! Ich habe das Gefühl, ich bin ihm ganz nah! Ich will ihn doch nur analysieren! Den Kern, das Holz … ist es bearbeitet oder natürlich? War es ein starker Holunderbusch, oder ein in einer Nährstoffarmen Zeit gewachsener? Wie reagierte der Stab auf unterschiedliche Magien? Suchte er sich seinen Träger aus? Was war dran, an der Legende, dass der Stab nur sein volles Potenzial entwickelte, wenn man mit dem Tod rechnete und abgeschlossen hatte?" Sein Kopf fühlte sich an, als wenn er gleich explodieren wollte. Es war alles irgendwie so unglaublich frustrierend und verwirrend. Starke Hände ergriffen ihn an der Schulter und zwangen ihn schließlich dazu stehen zu bleiben. Schwer atmend fixierte er den dunklen Bibliotheksfußboden. Erst in diesem Moment wurde ihm bewusst, wie sehr er sich hatte gehen lassen. Meine Güte, war das peinlich! “Gehts wieder?” Mit hängenden Schultern nickte der Ollivander bloß, während er schon beinahe krampfhaft die Bodenmusterung betrachtete. “Hey …” Plötzlich und damit vollkommen unvorbereitet wurde er nach vorne gezogen, sodass seine Stirn an der Schulter Greogorowitsch zum Liegen kam. “Was …?”, brachte er quietschig über seine Lippen und wollte sich befreien, doch Arme die sich um ihn schlangen, hinderten ihn erfolgreich daran. “Wie … warum …?” “Beruhig dich erstmal. Das ist ja nicht mit anzusehen”, hörte er Gregors dunkle Stimme. Einerseits schrie alles in ihm sich frei zu machen, den Osteuropäer anzuschnauzen für seine Unverschämtheiten und sich weiter seinen Studien zu widmen. Doch auf der anderen Seite … jetzt wo er hier stand, so nah am lebendigen Grund für seine feuchten Träume und dessen Körperwärme spürte. Die drahtigen und doch kräftigen Arme und dieser Geruch … nach Hölzern und Ölen mit dieser typischen urigen Gregorowitsch Mischung aus Duftwassern. Seufzend schloss er die Augen und so siegte sein Herz über den Verstand. Tief den Duft des Anderen einatmend, ließ er sich in die Umarmung sinken und erwiderte diese. “Na siehst du, geht doch”, hörte er schmunzelnd. “Jetzt lass uns erstmal Essen holen und dann gehen wir zusammen noch mal alles durch. Was hälst du davon?” Mit großen Augen drückte sich Garrick nun doch etwas von Gregorowitsch ab, um diesen ins Gesicht zu sehen. “Wirklich?” Es war mehr ein Flüstern als alles andere, doch die Hoffnung die darin mitschwang, war deutlich hörbar. “Wirklich!”, gab Gregor sanft lächelnd zurück und hauchte ihm nach einem kurzen Moment des Zögerns, einen Kuss auf die Lippen. “Grandpa, ist alles gut bei dir?” Die sanfte Stimme einer seiner Ur-ur-enkelinnen, holte ihn aus den Gedanken. Nur mühsam konnte er die Gedanken wieder im Hier und Jetzt verankern, doch das Lächeln auf seinen Lippen, wollte einfach nicht verschwinden. “Alles gut, Kleines”, antwortete der alte Mann gutmütig, während er wieder und wieder mit dem Finger über die Lippen strich. Es war beinahe so, als wenn er den Kuss erneut spüren konnte. Ihr erster, aber nicht letzter. “Grandpa?” Eine kleine Gestalt stand vor ihm, entnahm ihm das leeres Whiskyglas und strich sanft über sein faltiges Gesicht. Diese Berührung war es, die ihn letztendlich komplett wieder in der Realität ankommen ließ. “Ich war nur ein wenig in Gedanken, meine Süße”, beruhigte er das blondhaarige Mädchen. Er wollte nicht mehr diesen besorgten und zugleich skeptischen Blick bei seiner Lieblingsenkelin sehen. Die Kleine war mal gerade zwanzig Jahre alt und Garrick fand, die Kleine hatte durchaus etwas elfengleiches. Mochte sie auch nicht mit einem hohen Magielevel gesegnet sein, so machte sie dies allemal wett mit ihrem guten Herzen. Ihrem reinen Herzen und der unverfälschten Art. “Großvater, meinst du nicht, du solltest langsam ins Bett gehen? Oder wollen wir noch eine Runde Schach spielen?” Sanft lächelte der Ältere. Deswegen war ihm dieses Mädchen das Liebste seiner Familie. Sie versuchte ihm das Gefühl zu geben, ihn nicht zu kommandieren. Sie versuchte, ihm die Wahl zu lassen. Sie versuchte ihre Sorge zu verstecken. Ollivander wusste, seine Enkelin wohnte hier nur um ein Auge auf ihn zu haben, doch es war anders, als bei einem Großteil seiner Familie. Sie tat es aus Überzeugung und Liebe. Seine kleine Mary, die er seit dem Moment liebte, seit er sie das erste Mal im Arm gehalten hatte. Seine kleine Mary, dessen Hochzeit er hoffentlich noch erleben durfte. Wer auch immer dieses Geschöpf zur Frau nahm, hatte in Ollivanders Augen das große Los gezogen. “... dir gut?” Verwirrt schüttelte der Weißhaarige seinen Kopf um die trüben Gedanken zu vertreiben. Entschuldigend blickte er das Mädchen an. “Es tut mir leid, Kleines. Verzeih einem alten Mann, wenn er in Gedanken versinkt.” Noch einmal warf er ihr ein liebevolles Lächeln zu, ehe er ihr die Hand hinstreckte. “Komm, hilf einem alten Mann aufzustehen. Lass uns noch eine Runde Schach spielen und ja, ich nehme auch noch einen Snack, sowie meine Medizin zu mir. Ah! Sag nichts, ich habe diese Aussage in deinen Augen gesehen.” “Ach Großvater …” Gespielt verdrehte das Mädchen ihre Augen und leistete den Anweisungen ihres älteren Verwandten Folge. Einige Stunden später lag der alte Zauberstabmacher im Bett und versuchte einzuschlafen. Doch vor seinem inneren Auge tauchte immer wieder das Gesicht Gregorowitsch auf. Die blitzenden Augen und das sanfte Lächeln. Das Gefühl die Hände des Anderen auf seinem Körper … er mochte über zweihundert Jahre alt sein, aber er war immer noch ein Mann. Gregorowitsch … bereute er es? Bereute er ihn gehen gelassen zu haben? Bereute er die Entscheidung für seine Frau und damit die Familie? Wieder und wieder spielte er alle möglichen Szenarien durch, bis er schließlich mit einem entschiedenen 'Jain' ins Reich der Träume abdriftete. Was in Salem passierte, war schön und eine tolle Erfahrung, doch das war es auch schon. Es blieb dort ... und in seinen Träumen. Kapitel 4: Alt werden ist nicht leicht -------------------------------------- Das eigene, trockene, Husten riss Ollivander am nächsten Morgen aus dem Schlaf. Verschlafen angelte er sich das Glas Wasser, welches ihm seine Enkelin gestern Abend ans Bett gestellt hatte. Es schmeckte ein wenig abgestanden, aber es beruhigte die trockene Kehle und darauf kam es an. Das leere Glas wieder auf dem Nachttisch abstellend, warf er einen Blick auf die kleine magische Uhr. Eine Sonnenblume, welche über den Tag erblühte und sobald es dunkel wurde, ihre Blütenblätter schloss. Die Uhrzeit wurde dabei immer in der Mitte angezeigt. Eine niedliche kleine Spielerei, welche ihm von Mary aus dem magischen Deutschland mitgebracht wurde. Jetzt gerade war die Blume dabei sich träge zu regen und zeigte sechs Uhr dreißig an. Eindeutig zu früh. Vor allem wenn man dazu rechnete, dass er die ganze Nacht von der Zeit mit Gregorowitsch geträumt hatte. “Ach Gregor …” Seufzend rieb sich der Weißhaarige übers Gesicht. Blinzelte in Richtung Fenster, doch mehr als die halbdurchsichtigen Vorhänge sah er nicht. So rief er nach der treuen Hauselfe, welche auch umgehend im Zimmer erschien. “Was kann Knubbli für Master tun?”, erkundigte sich die Elfe höflich und trat näher ans Bett heran. “Guten Morgen, Knubbli. Würdest du bitte die Vorhänge …” Weiter kam er jedoch nicht, ergriff ihn doch wieder mal ein böser Hustenanfall. Lunge und Brustkorb brannten. Der Kopf dröhnte und ihm war ein wenig schwindelig. ‘Alt werden’ ging nun mal nicht ohne Nebenwirkungen vonstatten. “Master … Wasser … Medizin”, plapperte Knubbli hilfsbereit. Schwer atmend schüttelte Gerrit den Kopf. “Vorhänge … auf … bitte”, erbat er und griff erst dann nach dem Glas Wasser, welches Knubbli ihm hinhielt. Der bittere Geschmack von Tränken traf mit der Kühle des frischen Quellwassers zusammen auf seine Zunge. Egal wie alt er wurde und egal wie sehr er wusste, dass die Tränke ihm halfen - helfen sollten, er mochte sie einfach nicht. Während der Elf die Vorhänge zur Seite schob und der Ollivander endlich den schon so oft und doch niemals überdrüssigen Ausblick genoss, taten die bitteren Tränke ihre Arbeit. Das Brennen seines Körpers ließ nach und er konnte wieder besser atmen. Der einsetzende Kopfschmerz verblasste und auch das - leider inzwischen gewohnte - Zwicken und Zwacken über all in seinen Knochen, rückte in den Hintergrund. War es besser, gleich, oder schlechter von der Wirkung her, im Vergleich zur letzten Einnahme? Ollivander wusste es nicht, drängte die aufsteigende Sorge darüber jedoch in den Hintergrund. Heute war der Tag, auf den er sich schon eine ganze Zeit freute. Noch einmal würde er alte und neue Freunde in seinem Haus willkommen heißen. Wenn ihn das Leben eins gelehrt hatte, dann jeden Moment, in dem man wichtige Personen um sich haben konnte, voll auszunutzen. Man wusste nie, wann es vorüber war. Wann die letzte Chance ungenutzt verstrich. So wies er Knubbli an ein Bad vorzubereiten, sowie in der Küche bescheid zu geben dass das Frühstück zubereitet werden konnte. Diensteifrig nickte das Wesen und tat wie befohlen. Nur um wenige Augenblicke später zurück zu kehren und ihm ins Bad zu helfen. Wirklich, alt werden war kein Spaß und so rührend die Hilfe und auch die musternden Blicke der Hauselfe auch waren, so deutlich machten sie ihm doch, was ihn bereits an seine Grenzen stoßen ließ. Nach dem Frühstück hatte er sich in das kleine, urig eingerichtete, Büro zurückgezogen. Auch wenn der Zauberstabladen nicht mehr von ihm geleitet wurde, so ließ er es sich doch nicht nehmen die Buchhaltung zu kontrollieren. Es war ja nicht so, dass er seiner Familie nicht vertraute aber doch … doch war der Laden halt sein ’Baby’. Der weitere Pluspunkt für ihn war, dass er dadurch auch sah, wer welchen Zauberstab bekam. Welche Familiennamen tauchten auf? Welche Ähnlichkeiten der Zauberstäbe zog sich durch die Generationen? Konnte man, allein vom Zauberstab her, Großes von irgendjemanden in der Zukunft erwarten? Es war Garricks Art und Weise ‘auf dem Laufenden zu bleiben’. Einen besonderen Blick hatte er dabei auf eine gewisse Familie. Mahagoniholz, der Kern Pulver einer Phönixkralle und das bei einer Länge von 12 Zoll. Ja, dieser Junge war wirklich der Sohn seiner Eltern. Da musste er doch nachher erst mal nachfragen, wie dieser nun mit dem neuen Zauberstab klar kam. Von dem Jungen konnte man bestimmt Großes erwarten! Aber wen wunderte dies schon, wenn man die Zeichen lesen konnte? “Großvater, ich bin wieder da”, erklang plötzlich Marys Stimme von der Tür aus. Nach einem kurzen Zusammenzucken blickte der Ältere auf und lächelte dem Mädchen zu. “Ist gut. Hast du alles für heute Abend bekommen was du haben wolltest?”, erkundigte er sich freundlich und bei dem begeisterten Strahlen und Nicken der Enkelin, ging sein Herz auf. “Jaaaaa, lass dich überraschen! Das wird der Knaller! Honey und ich haben so leckere Sachen gefunden und in der Küche überschlagen sich die Elfen beinahe. Naja … mach nicht mehr so lange, Großvater. Ich geh dann mal dekorieren!”, riefs und verschwand winkend wieder aus dem Türrahmen. Schmunzelnd den Kopf schüttelnd, widmete sich der alte Mann wieder den Unterlagen. Verglich Einnahmen und Ausgaben. Ein leises und ein wenig wehmütiges Seufzen verließ seine Lippen. Ach ja ... die Jugend und ihre übersprudelnde Energie. Nachdem er genug Zahlen verglichen und einige Anmerkungen an die Buchhaltungsunterlagen geschrieben hatte, war er in seine Hauseigene Bücherei gegangen. Etwas anderes war ihm auch beinahe nicht übrig geblieben. Draußen zeigte das Wetter wieder einmal, zu welchen Kapriolen und schnellen Wechseln es in dieser Gegend in der Lage war und in den großen Speisesaal kam er nicht. Mary hatte ihn nämlich verboten einzutreten. Er sollte sich ausruhen und sie machen lassen. Sonst wäre es ja schließlich keine Überraschung mehr. Und der Ältere hatte sich gefügt. Wozu sollte er sich mit Mary und all den fleißigen Hauselfen anlegen? Bei Marys Art war es keine Frage, dass die kleinen Wesen sofort Feuer und Flamme waren bei den Vorbereitungen zu helfen. Vor allem seine Oberelfe Knubbli und Marys eigene Elfe Honey, wachten wie die Schießhunde darüber, dass er dem Saal nicht zu nahe kam. Auch wenn sich das ganze mehr und mehr Party-Charakter bekam, machte er sich doch keine Sorge darüber, dass der Abend ein voller Erfolg werden würde. Es lag dem Mädchen einfach im Blut, so etwas zu organisieren und zu managen. Ein einfaches Abendessen, zu einem Erlebnis werden zu lassen. Kulinarisch, wie unterhaltungsmäßig. Kein Wunder, dass sie sich mit einem Partyservice selbstständig gemacht hatte und in der magischen, sowie der Muggelwelt großen Erfolg damit feierte. Wieder einmal überkam ihn unglaublichen Stolz bei den Gedanken an diese starke, dickköpfige und liebenswerte junge Frau. Doch jetzt war keine Zeit mehr in Gedanken zu versinken. Vor einer Stunde hatte ihm Knubbli Bescheid gegeben, dass bald die Gäste kommen würden. Mary war es schließlich gewesen, die ihn in sein Zimmer hinauf begleitet und gemeint hatte, er solle sich herrichten. Sie würde ihn dann gleich wieder abholen. So betrachtete er sich noch einmal im lebensgroßen Spiegel, strich über den feinen Umhang den er trug und prüfte den Sitz seiner Haare sowie seines Zauberstabes. Der Zauberstab gehörte einfach zu ihm und als Zauberstabmacher immer und überall. Seiner Meinung nach, war dies wichtiger als jegliche Ausweispapiere. Der Pflegezustand des Zauberstabes verriet Ollivanders Meinung nach eine Menge über den Zauberer. “Großvater, bist du fertig? Die Gäste kommen gleich. Du möchtest sie doch bestimmt direkt empfangen, so wie ich dich kenne.” “Ich bin so weit, Kleines. Lass uns einen schönen Abend haben.” Damit ergriff er den Gehstock und ließ sich von Mary hinab begleiten. Froh noch schnell einen Schmerz-, Hustenstiller und Magenberuhigungstrank eingenommen zu haben. So sollte der Abend, ohne große Probleme für ihn, zu überstehen sein. Kapitel 5: Ein Fest und eine Überraschung ----------------------------------------- Immer wieder klingelte es an der Tür. Immer wieder rauschte es im Kamin. Es waren eigentlich gar nicht so viele Leute eingeladen, aber doch kamen die einzelnen Familienmitglieder teilweise über verschiedene Wege. So auch die letzten drei Gäste. Während zwei Familienmitglieder über den Kamin angekommen waren, waren die anderen drei appariert. Auch wenn der Vater, trotz all der Erfahrung im Apparieren, leicht grünlich und gequält wirkte. Aber das war nichts, was ein guter Magenbitter nicht wieder hinbekam. Schmunzelnd ließ er die Drei ins Manor, der junge Mann stellte seine Tochter auf den Boden und die Hauselfen nahmen den Gästen ihre Mäntel ab. “Mr. Potter und Anhang. Na dann ist die Familie ja nun komplett. Schön Sie wieder einmal hier begrüßen zu dürfen.” Und Ollivander meinte die Freude ernst. Auch wenn der Schwarzhaarige vor ihm, nicht ihn und die gesamte Welt gerettet hätte, war er doch ein höflicher Mann mit guten Manieren, einem wachen Geist und einem erfrischenden Humor. “Ollivander, ich freue mich auch Sie wieder zu sehen. Aber Sie sollen mich doch - Lily, nicht die Hauselfe ärgern -, entschuldigen Sie bitte kurz.” Damit lächelte der Held das typische schiefe Lächeln, wand sich leise an seinen mittleren Sohn und dieser schnappte sich das kleine Mädchen und verschwand, nach einer Begrüßung des Hausherren, in Richtung Saal. “Entschuldigen Sie, die Kleine ist im Moment reichlich …” “Neugierig?”, half der Ältere mit einem Zwinkern aus und der Jüngere nickte dankbar. “Lassen Sie uns doch zu den Anderen gehen. Ich bin sicher, ihre Familie wartet schon auf Sie. Ach und Mr. Potter, nennen Sie mich doch bitte Garrick. Dafür kennen wir uns einfach schon viel zu lange, finden Sie nicht auch?” Ein leises Lachen erklang, während sie sich gemächlich auf den Weg in Richtung Saal aufmachten. “Genau dasselbe, wollte ich auch gerade sagen”, meinte der Jüngere und blieb stehen. “Garrick.” “Harry.” Damit schüttelten sich beide Parteien die Hände und gingen schließlich zu den anderen Gästen. “Meine lieben Gäste.” Durch einen Sonorus für alle hörbar, stand der alte Garrick kurze Zeit später vor dieser Traube Menschen. Also, so viele, hatte er eigentlich nicht eingeladen! Garantiert hatte Mary da an der Gästeliste herumgespielt, ohne es mit ihm abzusprechen. Nun ja, jetzt waren diese Menschen - die er teilweise kaum oder gar nicht, kannte - alle hier und wollten bedient werden. Ob ihm diese Überraschung nun recht war oder nicht, er war ganz Gastgeber alter Schule und ließ sich nichts anmerken. Vor allem, weil die von ihm eingeladenen Gäste vollzählig waren. Luna und Neville Longbottom. Die Familie Weasley - in all ihrer Vielzahl und unverkennbar durch die roten Haare. Das Ehepaar Malfoy - Zabini, denn der junge Malfoy Erbe hatte, so gut es ging, Essen und Trinken an sie weitergeleitet damals. “Ich freue mich, Euch alle hier begrüßen zu dürfen. Bitte, nehmt Platz und genießt Speis und Trank. Bei Beschwerden richtet euch doch bitte an meine reizende Enkelin Mary. Mir war es leider vergönnt den Saal bis zu diesem Moment zu betreten.” Leises Lachen erklang von allen Seiten und spätestens als die kleineren Kinder zu ihrer eigenen Tafel rannten, war das Eis gebrochen und alle begaben sich zu den ihnen ausgewiesenen Plätzen. “Großvater, ich würde sagen, die Party ist ein voller Erfolg gewesen.” Freudestrahlend trat Mary an ihm heran. “Ja, mir ist auch nur Positives zugetragen worden. Das hast du sehr gut gemacht, meine Kleine”, gab der Ältere mit einem Lächeln zurück und küsste das Mädchen auf die Stirn. “Lass uns zu unseren Gästen gehen”, meinte er und ließ sich von der jungen Frau vom Balkon in den kleineren - privaten - Salon führen. Inzwischen war der Großteil der Gäste nach Hause gereist und nur zwei Familien waren noch hier. Luna Longbottom mit einem ihrer Kinder, sowie die Familie Potter - Snape. So lange er den ganzen Abend auch dagegen angekämpft hatte, merkte er jetzt doch, dass die Medizin mehr und mehr ihre Wirkung verlor. Selbst die neue Ladung, die er sich von Knubbli heimlich hatte bringen lassen. Das war gar nicht gut! Nicht, wenn er den Abend doch einfach nur noch gemütlich mit netten Menschen ausklingen lassen wollte. Ein trockner Hustenanfall überfiel ihn und brachte ihm ungewollt die gesamte Aufmerksamkeit ein. Sofort verstummten alle Gespräche. “Bitte, redet doch weiter. Lasst euch von einem alten Mann nicht stören”, kommentierte der alte Mann und ließ sich langsam in seinem Lieblingssessel nieder. “Großvater … geht es dir gut?” “Aber ja, meine Kleine. Der Abend war nur anstrengender als gedacht. Bring mir doch bitte ein Glas Whiskey”, antwortete er seiner besorgten Enkelin. Spürte nur zu gut, wie sie ihn skeptisch und ein wenig missbilligend fixierte. Beruhigend drückte er ihre Hand und blickte sie liebevoll an. “Bitte, tu mir doch diesen Gefallen, Kleines.” Nur widerstrebend entfernte sich das Mädchen. “Garrick, du siehst wirklich nicht gut aus.” Es war Luna, welche sich auf einem Sessel neben ihm niederließ. “Nun, alt werden ist nun mal mit einigen Schwierigkeiten behaftet, meine Liebe”, gab der Ollivander sanft zurück, ehe er sich der blonden Frau zuwandte. “Wie ist es dir in letzter Zeit ergangen, Luna? Machen die Jungs Schwierigkeiten? Was macht die Forschung?” Im Gegensatz zu Harry, war er mit Luna sehr schnell zum ‘Du’ übergegangen. Aufmerksam lauschte er der aufgeweckten Frau, welche aus ihrem Leben berichtete. Wieder einmal feststellend, dass das Äußere oftmals täuschen konnte. Diese Frau besaß mehr Rückgrat, Treue, Frohsinn und Stärke, als man auf dem ersten Blick denken mochte. Eine Frau, die nichts auf all das Gerede gab und ihrem Weg folgte. Nicht sehr viel später, waren es nur noch die Potter-Snapes, sowie Garrick und Mary. Wobei das jüngste Mitglied der Gastfamilie, ruhig und bewacht von einer Hauselfe, in einem der Zimmer schlief. Albus Severus hatte sich mit einer Menge Bücher aus Ollivanders Privatbesitz eingedeckt und nur das Kratzen von Feder auf Pergament, sowie das Umblättern der Buchseiten, war aus seiner Richtung zu vernehmen. Der erstgeborene Harrys - der noch aus der unglücklichen Verbindung mit Ginny Weasley stammte - lümmelte mit seiner Enkelin auf der Couch und die beiden schienen in einem anregenden Gespräch zu stecken. Schmunzelnd nahm er dies zur Kenntnis, denn er kannte Marys Schwärmerei für den Pottersproß. Er konnte es sich jetzt schon ausmalen, wie sie morgen allerlei Dinge verherrlichen und ‘in allen Farben des Regenbogens’ beschreiben würde. Eigentlich hatte ja ein Anderer um ihre Hand angehalten, doch Mary zierte sich. Wollte sich Zeit lassen und nicht im kommenden Sommer heiraten. Oder vielleicht nur einen gewissen Anderen? “Garrick?” Es war Harry, der ihn aus den Gedanken holte. “Hmmm?” Der raue Hals hielt ihn von mehr ab und so nahm einen kräftigen Schluck vom Whiskey. “Entschuldige, wenn ich dass jetzt so sage … aber, du wirkst gerade nicht sehr gesund.” Beruhigend lächelte Ollivander dem Jüngeren zu. “Das Alter, Harry. Nur das Alter. Komm du mal in mein Alter, Junge. Dann weißt du wovon ich rede.” Kurz zwinkerte er dem Anderen zu, ehe er wieder ernst wurde und von seinen ‘Problemchen’ ablenkte. “Was kann ich für dich tun, Harry?” “Nun … ich habe dir etwas mitgebracht. Du erinnerst dich, dass wir vor einiger Zeit über den Elderstab sprachen?” Kaum fiel dieses Wort, tauchten wieder die Bilder aus der Vergangenheit vor seinem inneren Auge auf. Stumm und gespannt nickte er bloß. “Nun … wie du weißt, war er in meinem Besitz, nach Voldemorts Tod und ich habe ihn versteckt. Habe mir einen komplett neuen Zauberstab besorgt.” “Natürlich, ich habe ihn dir angefertigt.” “Stimmt”, ein beschämtes Lachen erklang kurz vom Jüngeren. “Naja, jeden Falls habe ich dir etwas mitgebracht. Severus?” Damit trat Harrys Mann an sie heran und zog eine der typischen Zauberstabschachteln aus dem Umhang. Ohne etwas dagegen zu tun, riss Ollivander die Augen auf und sein Atem ging schneller. War dies etwa … “Du sagtest, du würdest ihn gerne einmal im Leben unter die Lupe nehmen … nun … hier.” Damit öffnete der Schwarzhaarige die Schachtel und hielt sie dem Zauberstabmacher entgegen. “Was … wie …” Ein Husten erschütterte den alten Magier erneut, doch nicht eine Sekunde nahm er den Blick von dem eleganten Stück Holz. “Es tut mir leid, dass ich ihn dir jetzt erst gebe. Aber … naja … also …” Abwesend hielt der Weißhaarige die Hand hoch und wisperte ehrfurchtsvoll “Darf ich?” Und schon wanderte der Stab, welcher ihn immer fasziniert hatte, in seine Hände. “Ich danke dir, Harry. Du glaubst mir gar nicht, wie sehr.” “Kein Problem, Garrick. Allerdings … ähm …” “Was mein Mann gerade versucht zu sagen”, fiel der Tränkemeister in das Gespräch ein und ließ sich auf der Lehne von Harrys Sessel nieder. “Ist, dass auf dem Stab gewisse Banne liegen. Bitte lösen Sie diese nicht. Der Stab war nicht umsonst versteckt und hört vor allem rein auf Harry. Bitte, passen Sie auf.” “Selbst mit diesen durchaus mächtigen Bannen, spüre ich die Kraft und auch die Verlockung, welche von dem Elderstab ausgeht.” Und dadurch konnte er endlich auch einen Teil seines Grams gegenüber Gregorowitsch ad acta legen. Allgemein konnte er jeden verstehen, der jemals im Besitz dieses Stabes war - oder war der Stab im Besitz des Menschen? - und ihn nicht hergeben wollte. Dieses Gefühl, allein durch das Halten dieses Stück Holzes, war unglaublich! Unbeschreiblich! Unvergleichlich! Leises, aber eindringliches Flüstern holte den Ollivander aus den Gedanken. “Ja, ich weiß es doch … und doch …” “Harry …” “Nein, Severus, lass es.” Garrick wusste nicht, worum es ging, aber er sah wie der Jüngere sanft den Kopf schüttelte und sich schließlich erhob. “Ich danke dir für den schönen Abend, Garrick, aber ich … ich werde nun besser gehen. Lily sollte auch in ihr eigenes Bett. Pass auf ihn auf!” Noch ehe der Ollivander irgendwas erwidern konnte, war der junge Mann geradezu geflohen. Den über den Büchern eingeschlafenen Albus Severus über der Schulter, entschwand er durch die Tür und alles was noch zu hören war, war der Ruf nach den Hauselfen. Schweigen trat zwischen den verbliebenen Männern ein. Erst jetzt merkte der Hausherr, dass sich Mary mit ihrem Gast auch aus dem Staub gemacht hatte. Nun die Gespräche alter Menschen war wirklich nichts für solche Jungspunde und beiden traute er genug Verantwortungsbewusstsein zu, keinen ‘Mist’ zu bauen. Schwer seufzend ließ sich der ehemalige Hogwartslehrer in dem frei gewordenen Sessel nieder. Ganz guter Gastgeber erschien auch vor diesem ein Glas guten Whiskeys. “Haben Sie dank, Mr. Ollivander.” Gedankenverloren nippte der Schwarzhaarige Mann an dem Getränk. “Severus, habe ich etwas verkehrt gemacht? Ich gebe gerne zu, dass mich diese … Flucht, verwirrt. Können Sie mir dies zufällig erklären? Der Junge sah doch recht gequält aus. Sollten Sie nicht vielleicht auch nach Hause reisen? Kurz erschien ein leicht bitterer Zug um die blassen Lippen, doch nach einem weiteren großzügigen Schluck der bernsteinfarbenen Flüssigkeit, erhob der Snape erneut die Stimme. “Garrick, ich kann Sie beruhigen. Sie haben nichts verkehrt gemacht.” Kurz schien der Gast nach den richtigen Worten zu suchen. “Was ich Ihnen nun erzähle, muss auf jeden Fall unter uns bleiben. Ich habe die Hoffnung, dass Sie vielleicht eine Antwort für mich haben.” Neugierig geworden nickte der alte Zauberstabmacher, zog seinen Stab und legte einen Abhörschutzzauber über den Raum. Weder die Elfen, noch die hier irgendwo herumstromernden Kinder konnten so etwas mitbekommen. “Vielen Dank.” Eines der seltenen öffentlichen Lächeln erschien auf den Snapschen Lippen. Was der Situation eine ganz neue Art von Ernsthaftigkeit gab. Und so erfuhr Ollivander die besondere Geschichte zwischen Harry James Potter und dem sagenumwobenem Elderstab. Es war eine wirklich merkwürdige Verbindung zwischen diesen Beiden! Nie zuvor hatte er von solch einem starken Band zwischen Stab und Besitzer gehört. Eine ganz Zeit lang später lag erschöpft im Bett und ließ sich einige der Worte Severus nochmals durch den Kopf gehen. Es war, wie die Öffentlichkeit glaubte, so gewesen, dass Harry den Stab in mehrere Teile zerbrochen hatte und noch auf der Hogwartsbrücke begonnen hatte diese von sich zu werfen. Doch dabei hatte der Junge es nicht gelassen, nein. Über die Jahre hatte er immer mehr Teile auf der ganzen Welt verteilt. Selbst zum Mariengraben war der Junge gereist, so tief getaucht wie möglich und eines der Stückchen darin versinken lassen. Immer der festen Überzeugung, dass es so besser war. Doch dann geschah, was bisher niemand wusste: Die Einzelteile des Stabes kehrten auf unerklärliche Weise zu dem Jungen zurück. Es wurde quasi zu einem Spiel zwischen Potter und Stab: Zerbrechen und verstecken nur um dann wieder zurückzukehren und sich alleine zusammen zu setzten. Ein Spiel, welches der Jüngere wohl eine ganze Zeit lang vor Severus verheimlicht hatte und in einem riesigen Streit ende. Der Potter wollte einfach nicht einsehen, dass er eine Verbindung mit dem Elderstab hatte. Dass er in Severus Augen von diesem ausgesucht worden war als einziger Herr und Gebieter. Ollivander selbst würde es sogar eher als ‘Freund’ bezeichnen. Wirklich, wann lief auch nur irgendwas normal bei dem Jungen-der-lebt? Doch Ollivander hatte dem Snape nicht nur Verschwiegenheit, sondern auch eine Erforschung hinsichtlich der Verbindung, versprochen. Deutlich die Warnung des schwarzhaarigen Mannes in den Ohren, dass der Elderstab in den Händen Anderer nicht umsonst Stab des Todes heißen und ein Eigenleben entwickeln konnte. Nur mit Harry zusammen zeigten Stab und der Junge ihr Potential und dies nicht nur in Angriffszaubern. Etwas was auch die Reaktion des Jüngeren vorhin erklärte. Es musste sein, als wenn er ein Teil sich selbst abgegeben hatte. Faszinieren, wirklich faszinierend! Kapitel 6: Forschung über Grenzen hinweg ---------------------------------------- Vom ersten Hahnenschrei, bis zum letzten Blöken der einsamen Graphorns, arbeite Garrick an der Erforschung des Elderstabes. Es war eine Aufgabe welche seine ganze Konzentration und Aufmerksamkeit erforderte, denn nur ein Fehler … und wer wusste schon, was dann passieren konnte? Ollivander hatte auf jeden Fall nicht vor es auszuprobieren! Mr. Snape hatte recht, es lagen mächtige Schutzzauber auf dem Stab, welche ihn ein wenig behinderten, aber auch da war er als Zauberstabmacher und Mensch zu erfahren, um diese zu löschen. Allerdings war ein weiterer Grund auch, dass er einige Zauber davon nicht kannte. Was kein Wunder war, denn der Potter hatte sich als Hobby vor einigen Jahren den Studien der Zauberkunde verschrieben. Garantiert waren diese also Banne a la Harry Potter und damit auch für Garrick als deutlich älteren eine ganz andere Hausnummer. Was er recht schnell bemerkt hatte, waren zusammengefasst folgende Dinge: Der Stab ließ ihn gewähren, solange er ihn nur ‘ansah’. Sprich, er durfte mit bestimmten durchsichtig machenden Sprüchen Schicht für Schicht den Stab scannen. Er durfte ihn wiegen und von a nach b tragen. Das alles auch ohne Handschuhe. Auch durfte er sich den Kern ansehen. Doch damit kam er auch schon zum zweiten Punkt. Er durfte den Stab nicht nutzen. Versuchte er auch nur irgendwie den Stab zu schwingen in der Absicht, einen Zauber oder eine Reaktion zu provozieren, fing dieses kleine Stück Holz an zu bocken wie ein alter Esel. Der Elderstab vibrierte, wurde heiß und spukte mal Lichtkugeln, Flammenkugeln oder Konfetti aus. Nein, kein alter Esel, eher ein bockiges Kleinkind! Aber die Einschränkungen konnten den Ollivander nicht davon abhalten mit vollem Herzblut an dem Projekt zu arbeiten. Er tat es ja auch nicht nur für sich, sondern vor allem für Harry. Der Junge tat ihm irgendwie leid, so wie er unter der Trennung des Stabes litt. Seltsamerweise kam es ihm vor, als wenn es dem Stab ähnlich ging. Hatte dieser bei der Übergabe geglänzt und geradezu gestrahlt, so wirkte das kleine mächtige Stück Holz doch nun irgendwie matt. Und egal welche Politur-Tinktur er mit größter Vorsicht auftrug, es änderte sich nichts. Deswegen hatte er heute, nach über zwei Wochen, die Eheleute Potter-Snape zu sich eingeladen. Nur so konnte er seine Vermutungen bestätigen. Gedankenverloren saß er in seinem Lieblingssessel vor dem Kamin in der kleinen Bibliothek und blickte aus dem Fenster. Von hier aus hatte er einen wunderbaren Blick in den Garten, wo er das Lichterspiel der Januarsonne und die umherfliegenden toten Blätter beobachten konnte. Zwei kleine Knarle suchten unter den Blättern nach Früchten und Insekten, während geschäftige Billywigs laut surrend vor dem Fenster hin und her zischten. Eigentlich sah man immer nur blaue Schimmer hin und her schwirren, so schnell waren die kleinen Biester. Und selbst das nur, wenn man wusste worauf man achten musste. Am Horizont meinte Ollivander kurz den goldenen Schimmer eines Re’em gesehen zu haben, doch es konnte nur eine Halluzination sein. Ein Hirngespinst, welches ihm sein müder Geist und die schwachen Augen suggerierten, denn trotz Zuchtprogrammen im Kaukasus, gab es diesen goldenen Wildochsen kaum noch, und in Irland ganz gewiss NICHT. Wenn ihre Anzahl in der Wildbahn eine Hand füllte, war dies schon Glück. Es bewies wieder einmal dass er nicht das Wunderwerk Fernseher vor dem zu Bett gehen aufsuchen sollte und ebenso, dass nun eine weitere Phasen seiner Krankheit eingetreten war: Die Halluzinationsphase. Jeder Heiler hatte ihn darauf hingewiesen, dass diese Phase kommen würde. Sei es nun durch die verschiedensten Tränke, welche, so gut sie ihm auch halfen, immer noch Chemie waren und damit auch ihre Nebenwirkungen hatten. Und Ollivander wusste um diese, hatte eine einfache Kosten-Nutzen Abwägung getätigt und schließlich jegliche Medizin geschluckt. Was ihm jedoch auch all die Heiler gesagt hatten, war: Dieser Moment in dem die Halluzinationen anfingen, sollte deutlich später eintreten. Schwer seufzend rieb er sich mit der Hand über sein Falten gezeichnetes Gesicht. Er war so … müde und zudem tat ihm gefühlt jeder Knochen im Leib weh. Schon diese einfache Geste fühlte sich wie eine Grenzleistung an. Vielleicht war heute nicht der geeignete Tag um die Potter-Snapes einzuladen, doch dafür war es nun zu spät. Ihm lief die Zeit davon, dies spürte er und er wollte doch so gern noch mehr über den Elderstab herausfinden. Für sich und Harry. Und zudem, wenn er diesen Termin verschob, käme es ihm vor, als wenn die Krankheit gewinnen würde und von so einer Kleinigkeit würde er, Garrick Ollivander, sich doch nicht das Leben bestimmen lassen! “Ooooh nein!”, rief er aus und schlug entschlossen mit der Faust auf die Armlehne des Sessels und bereute es zugleich. Nicht nur die Hand tat nun weh, dazu wurde er wieder einmal von einem schmerzhaften Hustenanfall geplagt. Nur schwer kam er wieder zu Atem, auch weil jeder Atemzug von einem ungesunden Rasseln begleitet wurde. Ein Glück waren alle Familienmitglieder - allen voran Mary - heute ausgeflogen! Diesen Anblick wollte er ihr wirklich ersparen. So rief er schwach nach seiner Hauselfe, welche wie immer grimmig dreinblickend aufploppte und sich nach Wünschen erkundigte. Ein Glück dass er den Heiler angewiesen hatte, dem Wesen einige Medi Anwendungen anzulernen, denn so konnte Knubbli nicht nur Schmerz- und andere Meditränke sowie eine Decke herbeizaubern, sondern auch die Flüssigkeit welche sich um seinen Lungenflügel gesammelt hatte davon zaubern. Ein wahrlich erleichterndes Gefühl. Dies konnte Ollivander nur feststellen, während er nun wieder gierig die frische Luft einzog. “Danke, alter Freund.” “Dürfen Knubbli frei sprechen, Master?” “Aber sicher.” “Master sollten den Besuch heute absagen und sich zu Bett begeben. Master sehen blass um die Nase herum aus. Knubbli kann den Heiler rufen und …” “Nein danke, mein Freund”, unterbrach Garrick das Wesen sanft, welches ihm wieder den missbilligsten Blick zuwarf, welchen es hinbekam. “Ich weiß deine Fürsorge wirklich zu schätzen und ich freue mich, dass ich dir anscheinend genug am Herzen liege, dass du dich so sorgst”, beruhigte der alte Mann seine Hauselfe. “Aber wir wissen beide, wie wichtig diese Forschung ist. Sie kann dem Jungen, der uns alle gerettet hat, vielleicht das weitere Leben erleichtern. Findest du nicht, dies ist die Mühen wert?” Er ließ dem Elfen Zeit zu bedenken, während er an seinem kühlen Tee nippte. Als schließlich ein schwaches und widerstrebendes Nicken zu erkennen war, sprach er weiter. “Weißt du, du hilfst mir am meisten wenn du dafür sorgst dass genug Medizin vorhanden ist und ich nicht irgendwann im Schlaf ertrinke.” Sanft wuschelte er dem Kleineren durch die wenigen Flusen auf dem Kopf. “Meister ist ein guter Meister. Knubbli ist gern Hauselfe von Meister”, war das Letzte was der Elf sagte, ehe er einen leeren Kräckerteller an sich nahm und verschwinden wollte. “Ach Stopp! Die Halluzinationen haben angefangen, bitte berücksichtige dies”, mahnte der Mensch den Elfen, welcher auch darin angewiesen wurde wie er mit diesen Auswirkungen umzugehen hatte. Erneut nickte der Elf grimmig und verschwand. Noch einmal seufzte Ollivander und ließ sich tiefer in die Polsterung sinken. Verdammt, wenn selbst dieses Wesen Sorge zeigte, stand es wirklich schlecht um ihn. “Die Herren Potter-Snape sind angekommen, Master.” Die ölige Stimme des Hauselfen riss Garrick aus dem Dämmerschlaf. Einen kurzen Moment brauchte er um die Müdigkeit genug abzuschütteln, dann bat er darum dass die Gäste ins kleine Esszimmer geleitet wurden und bekamen wonach ihnen gelüstete. Dies verschaffte Ollivander Zeit sich wieder etwas herzurichten, denn er fühlte sich nicht vorzeigbar. So begab er sich auf den Gehstab gestützt in sein Zimmer, während die Gäste von den eifrigen Hauselfen versorgt wurden. “Es ist mir doch immer wieder eine besondere Freude, Sie beide hier in meinem Haus begrüßen zu dürfen, meine Herren.” Ehrlich lächelnd trat der alte Zauberstabmacher ungefähr eine Viertelstunde später in das gemütliche Zimmer. Kaum hatte er geendet, erhoben sich die anderen beiden Männer auch schon um die Begrüßung zu erwidern und dem Hausherren für die Einladung zu danken. Diese, und weitere eigentlich längst veraltete und steifen Floskeln wurden ausgetauscht. Doch dann erhob der Älteste der Runde das Wort, ehe es Seitens des Ehepaares nicht nur bei musternden Blicken blieb. “Wie ich Euch schrieb, geht es darum, dass ich einige Vermutungen bezüglich der Verbindung zwischen Harry und dem Elderstab habe. Wie Sie mir vorab mitteilten, Mr. Snape, ist der gute Stab relativ unkooperativ mir seine Geheimnisse zu offenbaren. Deine Banne halten übrigens tadellos, Harry”, meinte er mit einem Zwinkern in Richtung des Jüngsten. “Vielen Dank, schätze ich?” Lächelnd zwinkerte der Potter zurück. “So sehr es mich auch freut, dass die nervenzehrenden Bemühungen meines Gattens anscheinend nicht umsonst waren ...” Scharfe Blicke, welche von vergangenen Streitigkeiten zeugten, wurden ausgetauscht. “so würde mich doch wirklich interessieren, welche Fortschritte Sie inzwischen gemacht haben, Mr. Ollivander.” Aus Severus Snape sprach ganz der Forscher und so nahm er es dem Jüngeren auch nicht übel, dass dieser so harsch war. “Aber sicher. Smal Ttalk können wir später auch noch betreiben. Folgt mir.” Damit schritt Garrick in Richtung Keller wo sich seine bestens gesicherten Versuchsräume befanden. Das gespannte Schweigen wurde einzig von leisen Schritten und dem dazu beinahe ohrenbetäubenden Klacken des Gehstabs unterbrochen. “Ach du … was hast du mit ihm gemacht?” Es war Harrys hohe, alarmierte Stimme welche durch den Kellerraum schall, kaum dass sie diesen betreten hatten. Schneller als irgendeiner der Älteren reagieren konnte, hatte sich Harry aus der Starre gelöst, war nach vorne gehechtet und hielt nur Sekunden nach dem Ausruf seinen Elderstab in den Händen. Ollivander konnte den Blick überhaupt nicht von dem Bild abwenden, welches diese beiden Partner abgaben. Es sah so … vertraut und liebevoll aus. HA! Wenn ihm jetzt noch einmal irgendjemand erzählte, dass Mensch und Zauberstab keine emotionale Verbundenheit entwickeln konnten, demjenigen musste er nur die Erinnerung an diesen besonderen Moment zeigen. Kaum das der Potter den Stab in den Händen hielt, fing dieser an zu vibrieren. Ach was, dies war ein zu schwaches Wort dafür. Der Stab sang gerade zu ein ganz eigenes Lied, welches wohl niemand außer Harry verstand. Dieser murmelte dem magischen Holzstück nämlich leise Dinge zu, wovon der Ollivander nur Bruchstücke verstehen konnte. “Ich hab dich wieder.” “Endlich zusammen ...” “... auch gefehlt.” “... nicht gut aus.” Es klang in Garricks Ohren eher wie ein Gespräch einer Mutter, die ihr verlorenes Kind wieder in die Arme schließen konnte. Faszinierend! Wirklich faszinierend. “Garrick, hatten Sie schon einmal in ihrem Leben das Problem, dass Sie auf einen Zauberstab eifersüchtig waren?” Es war der bittere Unterton in der Stimme von Severus Snape, welcher ihn von dem Wiedersehen abwenden ließ. Mit zusammengezogenen Augen betrachtete er das verkrampft wirkende Gesicht des neben ihm stehenden Mannes. “Nein, dieses … Problem, wenn Sie es so nennen wollen, ist mir fremd.” “Nun, mir in keinster Weise. Was Sie dort sehen, ist noch harmlos. Dieser Stab hat schon für mehr Streit in unserer Ehe geführt, als Sie glauben. Daher lege ich große Hoffnung in Ihre Untersuchungen, Garrick. Es kann doch nicht normal sein, oder?” Mit hochgezogener Augenbraue blickte der Snape ihn an. Und so sehr dieser auch schimpfte, sowie auf beleidigten Greif machte und um sich biss, Garrick hörte deutlich die große Portion Sorge und Angst um Harry. Sanft legte er dem Schwarzhaarigen eine Hand auf die Schulter. “Keine Sorge, Severus. Auch wenn es nicht normal ist, ist es nicht gleich schlecht. Das müssten Sie doch genau wissen, oder? Los, lassen Sie uns mit den Tests anfangen. Sonst stehen wir hier im Hochsommer noch.” So löste er sich von dem ehemaligen Hogwartsprofessor und schritt auf den Potter zu. “Harry?” Zaghaft sprach er den jüngsten der Runde an. Snape hatte recht, dies hier war nicht normal und so konnte er auch nicht einschätzen, wie Stab und Besitzer reagierten sobald diese sich auch nur ansatzweise bedroht fühlten. “Hast du zufällig etwas Politur Tinktur? Egal wie viele Reinigungszauber ich auf den Elderstab lege, er fühlt sich doch seltsam an.” Nickend deutete der Zauberstabmacher auf ein Regal. Sollte Harry sich aus all den Produkten selber eines aussuchen. Dies gab noch mehr verwertbare Informationen für seine Forschung. Neugierig beobachtete er den Jüngeren, wie dieser an den entsprechenden Schrank trat und aufmerksam den Blick schweifen ließ. Schließlich ergriff Harry entschlossen eine kleine braune Flasche. Diese Tat brachte Ollivander dazu, kritisch die Augenbrauen hochzuziehen, obwohl … so richtig wunderte es ihn nicht. Gedanklich machte er sich Notizen, während der Jungspund behutsam die Politur auftrug. Nun ja … eigentlich konnte von behutsam keine Rede sein, denn der Schwarzhaarige ließ die Flüssigkeit einfach über den Stab laufen, während er diesen drehte. Diese Tinktur bestand aus vergleichsweise wenig Rohstoffen und war doch umso schwerer herzustellen. War es doch eine amerikanische Mischung. Sie wurde einzig in einem kleinen Ort, mitten in der Wildnis, hergestellt. Zudem hüteten die Einwohner das Gebiet großräumig wie einen Schatz. Einzig dort fand man die magische Bienenart sowie heiligen Peyote und gesegneten Rittersporn. Nur selten gaben die Indianer etwas davon ab. Wahrscheinlich war dieses Reservat besser geschützt als Stonehenge, denn durch die seltenen besonderen Wildpferde, halfen auch die Muggel begeistert mit es zu schützen. Es war ein Paradebeispiel an Zusammenarbeit von Magiern und Nicht-Magiern. Die Muggel mussten ja nicht wissen, dass sie eigentlich geflohene, flügellose oder warum auch immer frei gelassene Aethons und Abraxaner Pferde schützten. Aber er schweifte erneut gedanklich ab. Kopfschüttelnd konzentrierte er sich wieder auf das hier und jetzt. “Harry, vielleicht bist du nicht ganz so dreist?”, erklang Severus dunkle Stimme. “Keine Sorge, ich ersetze es dir natürlich, Ollivander”, murmelte Gefragter, ohne weiter auf die Frage seines Mannes einzugehen. Der Zauberstabmacher winkte nur ab und beobachtete wie Harry unter anhaltendem Drehen die aufgetragene Menge Politur verteilt hatte und nun leise murmelnd die freie Hand über den Elderstab wandern ließ. Garrick musste gestehen, dass dieser beinahe fanatische Blick Harrys etwas skurril wirkte. “Sehen Sie nun was ich meine? Ich habe auf zig Arten versucht, diesen Stab von Harry zu trennen. Verschiedenste kraftvolle Zauber. Tränke, Säuren, Laugen. Ich bin der Meinung, dass dieser verfluchte Stab nicht gut für meinen Mann ist. Immerhin konnten wir dann eine Einigung finden, dass es zu gefährlich wurde diesen Stab im Haus zu haben, als Nachwuchs anstand. Damals fand ich ein Versteck und brachte den Elderstab dort unter. Auf Harrys Wunsch hin ohne dass dieser wusste wo oder was dieses Versteck ist. Wissen Sie was, Garrick? Daraufhin machte Harry alle Phasen eines kalten Entzuges durch. So schlimm, dass es eine Gefahr für eine reibungslose Schwangerschaft wurde, also holte ich dieses Ding zurück ins Haus. Glauben Sie mir … rückblickend weiß ich nicht, wie ich die Zeit überstanden habe.” “Mr. Snape, ich habe eine Vermutung, warum die Bindung zwischen diesen beiden so ganz anders ist, als das Bekannte. Aber das würde ich gerne mit Ihnen beiden besprechen. Ich wiederhole mich dabei so ungern.” Ein Husten schüttelte den alten Mann durch und ließ ihn röchelnd zurück. Er spürte wie sich eine Hand auf seinen Oberarm legte, und er zu einem der Ohrensessel geführt wurde. Ein Glas Wasser tauchte in seinem Blickfeld aus. Mühsam ergriff er dieses und während er es zum Mund führte, zitterten seine Hände so sehr, dass er beinahe ein Malheur angerichtet hätte. Kleinere deutlich faltenfreiere Hände ergriffen seine und halfen, damit das Wasser nicht auf Kleidung oder Boden landete. “Gehts?”, erkundigte sich Harry unsicher, als er das Glas absetzte. “Es wird schon gehen, mein Junge.” Der Blick, welcher zwischen dem Ehepaar gewechselt wurde, zeigte nur zu deutlich, dass die beiden ihm nicht ein klitzekleines bisschen glaubten. Doch zu Ollivanders Erleichterung nahmen sie es trotzdem so hin. Räuspernd setzte sich der älteste der Runde richtig hin und bat darum, dass sich auch die beiden Schwarzhaarigen hinsetzten. “Nun, ich sagte schon zu Severus, dass ich eine Vermutung habe, was die Verbindung zwischen dir und dem Elderstab betrifft. Habt ihr schon einmal von ‘Sintehla Wicasa' gehört?” “Ähm…” “Nein”, kam es zeitgleich aus den Mündern der Gäste. Schmunzelnd lehnte sich Ollivander zurück, schluckte einen von den Stärkungstränken welche er bei sich trug und erhob schließlich wieder die Stimme. Insgeheim erinnerte ihn dieser Augenblick an die vielen Abende, an denen er einem der jüngeren Familienmitglieder Geschichten, Märchen und Erfahrungen erzählt hatte. So lange, waren diese Abende her … “Der Begriff ‘Sintehla Wicasa’ stammt aus dem indianischen, um genau zu sein von den Lakota Indianern, und heißt so viel wie Klapperschlangenmann”, riss Garrick sich selbst brachial aus den sehnsüchtigen Gedanken. “Wie wir aus der Muggel Geschichte wissen, gab es bei den Ureinwohner Amerikas den sogenannten Medizinmann oder auch Schamane. Diesem wurden Hellseherei, heilerische Fähigkeiten und vieles mehr zugesprochen. Nun, was die Muggel nicht wussten und wissen, ist, dass diese Person niemand anderes war, als der fähigsten Magier des Stammes. Die Magie damals war noch viel ursprünglicher und wilder als heute und sie war noch nicht so in den Menschen verankert. Der Medizinmann musste sich oftmals aus der Natur bedienen und die Natur ist nunmal ein wenig … ja, nennen wir es ein wenig eigen. Also brauchte der Mensch Hilfsmittel wie den Medizinstab. Was letztendlich nichts anderes war, als ein Zauberstab in Übergröße.” “Davon habe ich Bilder gesehen. Die Medizinmänner trugen immer Felle und waren genau wie ihre Stäbe reichhaltig beschmückt. Sie hatten, wenn ich mich recht erinnere, ein recht zwiespältiges Ansehen. Die einen haben sie verehrt wegen ihren Fähigkeiten und die anderen nicht.” Es war Harry, der dies mit grüblerischer Miene von sich gab. “Aber warum dieser Name?” “Nun warte ab, junger Potter. Es stimmt, dass die Leute innerhalb eines Stammes zwiegespalten bezüglich des Medizinmannes waren. So lange jedoch der Häuptling oder der stärkste, beste, Krieger auf Seiten des Medizinmannes stand, wurde die Kritik nicht offen vorgetragen. Die Ängste, dass der mächtige Mann nicht nur gutes tat, still im eigenen Zelt besprochen. Es waren die gleichen Ängste, die wir auch heutzutage kennen. Nämlich dass eine mächtige, starke, Person ihre Kräfte dafür nutzt um dem Stamm, der Familie, dem Land, insgeheim zu schaden. Erinnere dich Harry, was wurde kurz nach dem Krieg am meisten wegen dir befürchtet?” “Dass ich der nächste Voldemort werde”, grollte Harry. Immer noch schienen diese Aussagen an dem Jungen zu fressen, so wie dieser das Gesicht verzog und Severus beruhigend eine Hand auf die seines Mannes legte. “Genau das, und warum?” “Weil ich Voldemort besiegt habe, weil ich Schwarze Magie nicht verabscheue und sie sogar anwende. Zudem die Fähigkeit mit dem Parsel, welche ich ja seltsamerweise immer noch beherrsche. Ach, und als dann die Sache mit den Horcruxen heraus kam, war es komplett vorbei. Ab dem Zeitpunkt musste ich tierisch aufpassen, dass ich nicht alleine unterwegs war oder welche Briefe ich öffnete …” Wut klang in der Stimme mit, ehe sich Harry abrupt erhob und mit dem vibrierenden Stab in der Hand ans andere Ende des Zimmers verschwand. “Es ist die anfängliche Verwunderung und schließlich die Enttäuschung über all die, welche ihm misstrauten. Diese haben sich mit all dem anderen zu Wut verbunden und diese sitzt tief in ihm verankert. Er will und wollte nie Lob, Danksagungen, Medaillen oder andere Preise für den Sieg. Alles was Harry wollte, und ich mir mehr als alles andere für ihn wünsche, ist dass er ganz normal leben kann. Dass Voldemortsschatten endlich aus seinem Leben verschwinden. Doch das tun sie nicht, denn er ist wer er ist und die Menschen sind weiterhin dumme Angsthasen.” Nun schwang auch in der anfänglich neutralen Snapschen Stimme Verbitterung mit. “Nun, dann bin ich wohl geradewegs in Flubberwurmsekret getreten”, unterbrach Ollivander schließlich das eingetretene Schweigen. Immer wieder hatte er einen Blick auf den jüngeren Schwarzhaarigen geworfen. Dieser stand so weit es ging von ihnen entfernt, hatte sich Trainingspuppen gezaubert und traktierte diese mit der Hilfe des Elderstabes. “Es ist … faszinierend”, kommentierte Ollivander dieses Schauspiel. “Man spürt die Kraft bis hierhin. Genauso diese … Kälte. Das Zusammenspiel der beiden ist hervorragend. Merkwürdig, wirklich merkwürdig.” “Ich kenne den Unterschied, wenn er, nicht wie jetzt, die Schutzzauber abnimmt. Diese verhindern, dass zuviel Kraft in die Umgebung abgegeben wird. Was ein wirklich zweischneidiges Schwert ist, denn irgendwo muss die Kraft ja hin …” “Also werden die ausgeführten Zauber dadurch letztendlich nur NOCH stärker?” Eine Frage, welche von dem schwarzhaarigen Gast nickend bestätigt wurde. Mit großen Augen nahm der alte Zauberstabmacher diese Information auf, während sofort sein Forscherinstinkt reagierte. Wenn man diesen Spruch auch auf andere Stäbe anwenden konnte … vielleicht zeitlich begrenzt? “Entschuldigt bitte …”, kam es schüchtern von dem zurückgekehrten Harry. Ohne sich groß um Ollivander zu stören, setzte er sich auf Severus Schoß. Diese beiden waren der Beweis dafür, dass das Schicksal vielleicht manchmal etwas langsam war, aber doch durchaus gut sein konnte. Wie jede Ehe, mochten auch diese beiden gute und schlechte Zeiten haben, doch wenn es drauf ankam, zeigten sie aller Welt wer an erster Stelle stand. Zeigten einander dass sie da waren und die Sorgen teilten oder minderten. Leise wechselte das Ehepaar einige Worte miteinander und Ollivander ließ sie. Wehmütig glitten die eigenen Gedanken an seine viel zu früh verstorbene Frau und ja, auch hin zu einem gewissen Mann Namens Gregorowitsch. Diese beiden Menschen waren so verschieden gewesen und doch … doch waren sie die Personen, welche Garrick in seinem Leben geliebt hatte. Er bereute das Leben und die Ehe mit seiner Frau keineswegs! Sie waren aus Liebe zusammengekommen, geblieben und aus Liebe war Nachwuchs entstanden. Seine gute Frau, die all seine Allüren hingenommen und so manche Schnapsidee verhindert hatte. Die sein Anker und wachsames Auge gewesen war. Oh, wie schmerzte ihr Verlust doch immer noch. Gregor hingegen war wild und ungezähmt - ein Tausendsassa. Zusammen hatten sie so einigen Unsinn angestellt und anstatt sich gegenseitig zu bremsen, noch ermutigt. Bald würde er die beiden wieder sehen, das bezweifelte er gar nicht. Ein Ploppen riss die drei Männer aus den Gesprächen und Gedanken. “Es ist Zeit. Master wollen nun Nachmittagssnack?”, erkundigte sich eine diensteifrige Hauselfe. “Oh, schon so spät? Aber ja, bitte bringe uns alles dafür.” Ein Nicken und schon war das Wesen wieder verschwunden. Natürlich sollten die Gäste nicht hungern, das gehörte sich als guter Gastgeber nicht. Jedoch war die Frage der Hauselfe nichts anderes gewesen, als Ollivander an die Einnahme seiner Medizin zu erinnern. So saßen die drei Erwachsenen schließlich einige Zeit später bei Tee und Sandwich zusammen und besprachen alles. “Also fassen wir zusammen, nur damit ich auch wirklich alles richtig verstanden habe natürlich.” Harry, welcher inzwischen wieder alleine saß, hob einen Finger in empor. “In Amerika gab es magisch begabte Indianer. Die Besten wurden Medizinmann. Sie wurden Klapperschlangenmann genannt, weil sie Parsel konnten. Dies geschah durch die Nutzung der Ur-Natur-Magie. Es schaffte eine Verbindung zu der Natur, da man sich ihr öffnete und so ein Teil dieser Magie in der Seele des Menschen Platz fand. Woraus sich wohl gemerkt, im Lauf der Jahrhunderte, der Magiekern gebildet hat bei den Amerikaner. Der Medizinmann war gefürchtet und geehrt zugleich wegen der Kräfte. Ach und sie benutzten große, bis zum Boden reichende, Zauberstäbe. Diese hießen Medizinstäbe und damit konnten sie die wilde Magie kontrollieren und lenken. Insgeheim war es nicht der Häuptling, welcher für den Schutz des Stammes sorgte, sondern der Medizinmann. Mit diesem Geschichtsteil hast du gemeint, wäre jetzt alles klar und erklärt wegen mir. Dass ich quasi ein moderner Medizinmann/Schamane wäre und der Elderstab mein ‘Medizinstab’. Nur frag ich mich nun … warum noch mal? Ich meine, weder geht der Stab bis zum Boden, noch habe ich ihn mit was auch immer verschmückt und in die Zukunft sehen, kann ich schon dreimal nicht.” Ratlos zuckte der Potter mit den Schultern. “Ich glaube, worauf Ollivander raus will, ist die Ur-Magie Amerikas, habe ich das richtig verstanden?” Milde lächelnd bejahte der Älteste diese Frage. “Ja, denn meine Vermutung ist, dass Harry sich der Magie der Natur bedient. Große grüne und schwarze Augen blickten ihn an. “Harry, spürst du einen Unterschied dabei, wenn du deine Stäbe benutzt?” Stirnrunzelnd blickte Gefragter seinen Mann an, welcher nur meinte er könne dies ja wohl schlecht beantworten. “Nun … also … jetzt wo du es sagst… Also wenn ich den Stab von dir benutze, bin ich irgendwie ruhiger und die Magie fließt konstanter. Beim Elderstab jedoch … ich weiß auch nicht, es ist einfach anders. Ich brauche mehr Konzentration, zu gleich ist es irgendwie intuitiver und … oh Severus, erinnerst du dich an den Tag, als ich unser Haus vergrößerte?” Wieder ein Nicken und Ollivander wurde hellhörig. “Ich habe dafür Bäume mit meinem normalen Zauberstab gefällt, doch irgendwie sagte mir etwas, dass dies mit dem Elderstab besser ging. Ende vom Lied war, dass die Bäume schnell und ordentlich in die passende Größe gebracht wurden, jedoch wächst an der Stelle einfach kein Gras mehr.” “Interessant … und ein weiterer Beweis meiner Theorie. Denn ich bin der Meinung, dass du mit dem Elderstab unbewusst die Ur-Magie der Natur nutzt. Dadurch sind diese Zauber wilder, auf ihre Art stärker und unkontrollierbarer. Dass der Stab darauf zu greift, ist für mich auch ungewöhnlich denn laut meinen Recherchen hat der Stab nichts mit Amerika zu tun. Vielleicht war er mit einem seiner vorherigen Besitzer einmal dort, doch die ersten Legenden stammen aus England. Dass gerade du diese Art der Magie nutzen kannst, wundert mich jedoch keineswegs, denn dafür braucht es eine intuitive Verbundenheit zur Natur, eine reine Seele und dazu einen von sich aus starken Willen für ein Gleichgewicht von gut und schlecht. Leben und Tod. Erschaffen und Vernichten. Herzlichen Glückwunsch Harry!” “Wow …”, hauchte das Ehepaar und blickte sich ungläubig an, doch dann geschah etwas, dass Ollivander insgeheim schon befürchtet hatte. Vor allem nach dem letzten Ausraster des Jungen. “Also schützen meine Banne nicht nur alle davor, dass sie zu viel ‘bestrahlt’ werden, sondern auch dass ihnen und der Natur zu viel Magie entzogen wird?” Das Gesicht verfinsterte sich und ein zynisches, Grimassen gleiches Lächeln zierte dieses. “Yeah … einmal Freak, immer Freak.” Nachdenklich lief der Junge auf und ab. Eigentlich hätte die Entschlüsselung des Mysteriums ‘Harry-Elderstab’, ein Grund zum Freuen sein sollen. Jedoch kam diese Freude nicht wirklich auf. Dafür steckten sie alle viel zu sehr in den Gedanken. Ollivander in einer Mischung aus Mitleid und wissenschaftlicher Neugierde, sowie Freude. Die Kombination Ur-Magie und Elderstab, in Verbindung mit dem eh schon starken Harry Potter, war einfach … einfach faszinierend! Severus verspürte vor allem Sorge und Bewunderung. Harry hasste es, ‘besonders’ zu sein. Eins war klar, diese mehr als schlüssige Erklärung des Zauberstabmachers musste unbedingt unter Verschluss bleiben. Harry hingegen lief unruhig auf und ab, das Gesicht immer wieder grüblerisch verziehend. Doch dann unterbrach ein tiefes Seufzen die drückende Stille. “Ollivander, hast du vielleicht ein Buch über Natur-, Ur-Magie oder wie auch immer sie heißt? Ich weiß einfach so gar nichts darüber und das muss ich, wenn ich eine Veränderung will. Und die will ich wirklich. Ich bin im Kopf all unsere Bücher durchgegangen, aber mir fällt keines ein, wo wirklich Informationen darüber drin stehen. Dir vielleicht, Severus?” “Nicht bewusst”, gab dieser grüblerisch zurück. “Vielleicht in den Verliesen oder bei den Malfoys.” Schulterzuckend schien der Mann in Gedanken die Wahrscheinlichkeit durchzugehen. Also wenn Ollivander da an seinen eigenen Bücherbestand dachte, eingerechnet jener die im Verlies waren, … er würde heute nicht mehr mit zählen fertig werden. Wenigstens konnte Garrick dem Ehepaar in diesem Punkt etwas Gutes tun. “Keine Sorge, bis ihr andere Bücher dazu gefunden habt, habe ich eines mit guten Informationen. Es ist ziemlich alt und direkt aus Amerika. Ach und sogar von einem Indianer geschrieben.” Für weitere Gespräche und der Übergabe des Buches war die kleine Gruppe schließlich hinauf in Ollivanders Privatbibliothek gegangen. Dort war es durch das Dekor, die Möbel und die Bücher um sie herum, deutlich gemütlicher. Hiier flackerte in einem großen Kamin ein Feuer vor sich hin und brachte dicke Stämme zum zerbersten, während es sich dadurch fraß. Große weiche Teppiche waren auf dem Boden verteilt und an den Wänden hingen Bilder die Geschehnisse der Vergangenheit zeigten. Die Hauselfen brachten neuen Tee und Scones. Während die Gruppe in Büchern schmökerte und sich austauschte, wurde es vor dem Fenster dunkler und bald erhüllten nur noch einzelne, vorbeifliegende Glühwürmchen kurz den Regenwolken verhangenen Nachthimmel. Irgendwann, Ollivander wusste nicht genau wie viel Uhr es inzwischen war, saß er auf seiner Bettkante. Gedankenverloren strich er sich immer wieder über das eigentlich faltenlose Nachtgewand. Dieser Tag heute, hatte es wirklich in sich gehabt. Jedoch hatte sich alle Mühe mehr als nur gelohnt. Es war wie eine Erfüllung und Garrick war sich sicher, dass die Ur-Magie nicht nur eine reine Theorie war, sondern Fakt. Dass Harry, so er diese zu händeln wusste, deutlich besser mit dem Stab und ebenso mit sich selbst im Reinen. Ja … es war ein wirklich guter Tag gewesen! Mit einem Plopp erschien der ewig missbilligend dreinblickende Hauself, welcher ihm dabei half die schweren Beine ins Bett zu bekommen. “Master haben sich überanstrengt. Master seien nicht vernünftig. Master müssen Medizin nehmen!” Und schon schwebte ein Tablett, voll mit Tränken und Salbenkruken, auf ihn zu. Kapitel 7: Alles anders. Alles neu und doch bekannt --------------------------------------------------- 3 Jahre später Wieder einmal war das Manor der Ollivanders mit zahlreichen bunten Menschen gefüllt. Das Wetter präsentierte sich von solch guter Seite wie schon lange nicht mehr. Hexen und Zauberer waren in Grüppchen in Haus und Garten verteilt. Unterhielten sich mal lauter und mal leiser, während Kinder das weitläufige Gelände für Verstecken, Fangen oder Schatzsuche spielen nutzten. Eigentlich eine ganz harmonische Gesellschaft, wie Ollivander anerkennend bemerkte. Aber wie sollte es auch anders sein, schließlich hatte Mary alles geplant. Und was er da gerade sah, ließ ihn schmunzeln, denn seine kleine, geliebte Enkelin ließ sich gerade in die Arme von James Potter ziehen. Der frühere Verehrer war Geschichte. Garrick war der Letzte, der etwas gegen die Verbindung der Familien Ollivander-Potter hatte. In seinen Augen hätte es sein kleiner Wirbelwind gar nicht besser treffen können. Zufrieden wand er den Blick von dem noch recht frisch verlobten Paar ab. Sein Blick glitt weiter zu den Eltern, beziehungsweise vor allem zu Harry Potter. Es war jetzt knapp ein Monat vergangen, seitdem er den schwarzhaarigen Naturmagier gesehen oder gesprochen hatte. Wenn man wusste worauf man achten musste, sah man den versteckten Stab im rechten Ärmel des Umhangs. Auch bemerkte der erfahrene Zauberstabmacher das leichte Flirren rund um den Jungen. Der begabte Schwarzhaarige hatte sich vollkommen seiner Rolle als modernen Medizinmann gefügt, und soweit Garrick sich erinnerte, hatte Harry noch eine Heilerausbildung absolviert. Nun, das besaß schon irgendwie eine ganz eigene Art von Ironie. Lily Potter trabte an ihm vorbei und blieb mit einem etwas älteren, blonden Jungen in seiner Nähe stehen. Unverkennbar Scorpius Malfoy. “Meine Eltern meinten, dass wir in den Sommerferien in die USA reisen.” “Echt? New York? Las Vegas? Oder wohin? Ich war schon öfter da. Nicht nur die magischen Städte haben Stil, nein auch die Muggelstädte. Da kannst du shoppen bis zum Umfallen, Lily!” Begeistert blitzten die Augen des Malfoy Erben, während er gestenreich von allen möglichen Orten und Läden erzählte. Schmunzelnd beschloss Garrick noch weiter heimlicher Zuhörer zu spielen. Die Jugend war so erfrischend. “Scorp, jetzt beruhig dich doch mal”, unterbrach die junge Potter schließlich giggelnd den Blonden, harkte sich bei diesem ein und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Oh, eine Verbindung Potter-Snape-Malfoy? Nun, das kam unerwartet. “Hey!” Albus Potter-Snape trabte zu den beiden anderen, welche ruckartig ihren Kopf zu dem Neuankömmling drehten. “Ich such euch schon ne Ewigkeit. Dad sucht uns.” Schnaubend verschränkte Albus die Arme. “Was wird das hier eigentlich, wenn es fertig ist? Lily? Scorpius?” Ganz der Vater wanderte eine Augenbraue empor. “Ich habe Scorp nur von unserem Urlaub erzählt. USA. Der erste Familienurlaub außerhalb England.” Strahlend, als hätte sie gerade das Versteck von Merlins sterblichen Überresten verraten, grinste das kleine Mädchen die Jungs an. Während Scorpius Blick ganz dem Motto ‘Verwöhntes Einzelkind’ zu fragen schien, ob das ihr Ernst war, verpasste der mittlere Potter seiner kleinen Schwester einen Schlag auf den Hinterkopf. “Er ist mein Freund, Finger weg!” Sprachs, schnappte sich den gleichaltrigen Malfoy Spross und zog diesen an der Hand hinter sich her. Wie war das mit unerwartet? Nun, da hatte er wohl das falsche Potterkind mit dem Malfoy verkuppelt. Nun wenn die beiden Jungs so weiter machten, wurden sie heute das Gesprächsthema des Tages. Ach was, der nächsten Jahre. Lachend wand er sich von der zeternden Lily ab und trat ins Haus ein. Hier sah er Leute Schach spielen, Schnittchen essen oder die Bilder betrachten. Es wirkte alles so herrlich entspannt. Eine Party, wie er sie wirklich zu schätzen wusste. “Bitte kommen Sie alle in den Garten”, dröhnte plötzlich Marys magisch verstärkte Stimme durch das Haus. Nun, jetzt war es wohl soweit. Das ‘Highlight’ dieser Veranstaltung stand an. Seufzend strich er über seinen eigentlich faltenfreien Umhang und mischte sich unbemerkt unter die Gäste. Neugierig, was Mary nun sagte, und auch unbändig stolz auf die kleine Powerhexe, blickte er die bunthaarige Frau an. James stand ganz in ihrer Nähe, bereit einzuspringen sobald Mary die Kraft verlassen oder sonst etwas geschehen sollte. Ja, so sehr der älteste Potterspross auch immer auf abgeklärt, tough oder rebellisch tat, bei Mary wurde er zum hilfsbereiten, fürsorglichen Partner. Ganz die Väter. “Liebe Gäste, wie einige wissen, hat James vor Kurzem um meine Hand angehalten. Was soll ich sagen? Ich hatte meinen sozialen Tag und habe ja gesagt.” Leises Gelächter war zu hören. Als Mary ihren Verlobungsring für alle emporhielt, konnte Garrick das Kopfschütteln nicht unterdrücken. Da hatten sie Jahre lang für eine friedliche Welt - auch mit den Muggeln - gekämpft und dann meinten doch tatsächlich einige dass dieser Ring sich nicht gehöre, weil es viel zu ‘Muggelmäßig’ wäre. Aber er riss sich zusammen, denn er wollte jetzt keinen Aufstand anzetteln. Dies stand ihm nicht zu. Leider! “Doch dies ist nicht alles. Vor einer Woche hat mein Heiler herausgefunden, dass ich in anderen Umständen bin. Wir sehen uns also in neun Monaten wieder mit einem erfreulicheren Grund, um zu feiern.” Ein dunkler Schatten zog über das hübsche Gesicht und selbst aus der Entfernung sah Ollivander, wie Mary um Fassung rang. Wie gerne würde er sie jetzt in den Arm nehmen oder wenigstens Trost spendend die Hand auf Rücken oder Schulter legen. Doch es ging nicht … es ging nicht, und ein Glück war da James, der dies für ihn übernahm. Die Gäste hatten den kleinen Moment entweder nicht bemerkt oder gekonnt übergangen, in dem sie zu der Schwangerschaft gratulierten. Wieder wurde der alte Zauberer wütend, als einige Hexen zu tratschen und rechnen begannen, wie Schwangerschaft und Verlobung zusammenhingen. Wirklich, die alten Klatschbasen waren unbelehrbar! Mit mulmigem Gefühl beobachtete er Mary, wie sie verstohlen Tränen von ihren Wangen wischte, ehe sie sich wieder aufrichtete. Mit kratzig-belegter Stimme begann sie erneut zu reden. “Der wahre Grund, warum wir alle hier zusammengekommen sind, ist von deutlich traurigerer Natur. Ein Anlass, so weltbewegend, so bedeutend und für mich immer noch so unwirklich … ich danke euch, dass ihr alle gekommen seid. Ich bin mir sehr sicher, dass er sich gefreut hat und … und zusieht …” Erst als Mary einer Hauselfe zunickte, löste sich eine Illusion hinter dem kleinen Podium auf. Das scharfe Luft holen, die leisen Schluchzer … all das Gemurmel, waren nur Hintergrundgeräusche. Wie gebannt blickte der alte Zauberstabmacher auf die Szenerie vor ihm. Da stand ein Bild auf einer Staffel. Mit schwarzem Rahmen und in der Ecke eine schwarze samtene Schleife. Um dieses Bild standen flackernde Kerzen und verschiedenste Blumensträuße. Es war wunderschön anzuziehen und der beruhigende Duft der Blumen wehte bis zu ihm herüber. Dies war ein Anblick, welcher ihn lächelnd die Augen schließen ließ, denn bestimmt hatte ein Großteil der Familie gegen dieses Muggelritual protestiert. Tja, gegen Mary kamen sie trotzdem nicht an. Dafür hatte dieser kleine Wirbelwind einfach zu viel Selbstbewusstsein, und ihren Dickkopf hatte sie bestimmt von ihm vererbt bekommen. Oh ja, das würde gerade für James noch eine Herausforderung werden, vor allem in Kombination mit den Schwangerschaftshormonen. Leise Musik erklang, als seine Enkelin die Gesellschaft bat ihr zu folgen. Mit schwermütigen Herz atmete Ollivander tief durch, strich im Vorbeigehen über die hübschen Blumen und blieb schließlich neben der baldigen Potter-Snape-Ollivander stehen. Der Moment … der letzte Moment kam unaufhaltsam näher und Ollivander fühlte sich hin und her gerissen. Einerseits wollte er einfach hier bleiben. Hier konnte er ein direktes Auge auf seine Liebsten haben, doch andererseits … andererseits war da dieses Ziehen. Diese Sehnsucht. Die freudige Erwartung, welche sich mit einem Hauch Angst, darüber was ihn nun erwartete, vermischte. War es wohl alles wie er es sich erhoffte? “Garrick Ollivander war der beste Großvater, den ich mir überhaupt vorstellen kann. Egal wie viele Generationen zwischen und wirklich liegen, er war der Grandpa und ich die kleine Enkelin. Ich habe so viel von ihm gelernt. Vor allem dass es Mut erfordert über die Regeln der Tradition und Erwartungen hinweg zu steigen; sich an Neuem auszuprobieren. Er …” Tränen erstickten ihre Stimme, während sie von James in eine tröstende Umarmung gezogen wurde. Langsam trat er näher; strich ihr sanft übers Haar. “Es ist Zeit, meine Kleine”, wisperte er ihr zu. Ob sie ihn hörte, wusste er nicht. Als er ihr jedoch einen Kuss auf den Kopf drückt, sowie dem jungen Paar jeweils eine Hand auf die Schulter legte, erzitterten beide. Der Wind, einfach der Augenblick stand still während Herzen vor Kummer rasten und tobten. “Ich werde dich niemals vergessen, Großvater”, flüsterte Mary so leise, dass es wohl nur die drei Menschen mitbekommen haben. “Ich dich auch nicht, mein kleiner Wirbelwind. Nun … bring es zu Ende, deine Grandma wartet. Schniefend wischte sich Mary die Tränen vom Gesicht, schnäuzte noch einmal kurz in ein Taschentuch von James, ehe sie zu dem wohl schwersten Teil des Tages überging. Langsam löste sich seine Enkelin von ihrem Verlobten. Mit deutlich schweren und widerwilligen Schritten schritt sie zu dem großen Holzhaufen herüber. Dort oben lag sein Körper, besser gesagt die sterblichen Überreste. Die Hülle, welche er erst vor wenigen Tagen verließ um die nächste Reise - ins Unendliche - anzutreten. Nach dem Tod war es nicht vorbei, daran glaubte Garrick ganz fest. Es war sein Trost. “Wir alle verdanken dir eine Menge, mehr als uns wohl allen bewusst ist und wir werden dich niemals vergessen.” Die Tränen flossen erneut, als Mary eine heraufbeschworene Fackel langsam herabsenkte und an das Holz hielt. Augenblicklich fraßen sich die Flammen ins Holz. sich empor. Als das magische Feuer seinen Körper erreichte, fühlte der Geist Garricks keine Schmerzen sondern nur angenehme Wärme. Die Angst, welche noch in ihm war, schmolz geradezu dahin. Ein tiefes Seufzen entwich ihm und vermischte sich mit dem Knacken des lodernd brennendem Holzes “Pass auf dich auf, Mary. Und du auf sie, James”, bat er das Paar. Der Wind frischte auf und unter dem melancholischen Klang eines Augurey, trug der Wind Asche und Seele von Garrick Ollivander fort in eine neue, unbekannte Welt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)