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Aus vielem Holz geschnitzt

Aus dem Leben des Zauberstabmachers
von

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Alt werden ist nicht leicht

Das eigene, trockene, Husten riss Ollivander am nächsten Morgen aus dem Schlaf. Verschlafen angelte er sich das Glas Wasser, welches ihm seine Enkelin gestern Abend ans Bett gestellt hatte. Es schmeckte ein wenig abgestanden, aber es beruhigte die trockene Kehle und darauf kam es an.

Das leere Glas wieder auf dem Nachttisch abstellend, warf er einen Blick auf die kleine magische Uhr. Eine Sonnenblume, welche über den Tag erblühte und sobald es dunkel wurde, ihre Blütenblätter schloss. Die Uhrzeit wurde dabei immer in der Mitte angezeigt. Eine niedliche kleine Spielerei, welche ihm von Mary aus dem magischen Deutschland mitgebracht wurde.

Jetzt gerade war die Blume dabei sich träge zu regen und zeigte sechs Uhr dreißig an. Eindeutig zu früh. Vor allem wenn man dazu rechnete, dass er die ganze Nacht von der Zeit mit Gregorowitsch geträumt hatte.
 

“Ach Gregor …” Seufzend rieb sich der Weißhaarige übers Gesicht. Blinzelte in Richtung Fenster, doch mehr als die halbdurchsichtigen Vorhänge sah er nicht.

So rief er nach der treuen Hauselfe, welche auch umgehend im Zimmer erschien.

“Was kann Knubbli für Master tun?”, erkundigte sich die Elfe höflich und trat näher ans Bett heran.

“Guten Morgen, Knubbli. Würdest du bitte die Vorhänge …” Weiter kam er jedoch nicht, ergriff ihn doch wieder mal ein böser Hustenanfall.

Lunge und Brustkorb brannten. Der Kopf dröhnte und ihm war ein wenig schwindelig. ‘Alt werden’ ging nun mal nicht ohne Nebenwirkungen vonstatten.

“Master … Wasser … Medizin”, plapperte Knubbli hilfsbereit.

Schwer atmend schüttelte Gerrit den Kopf. “Vorhänge … auf … bitte”, erbat er und griff erst dann nach dem Glas Wasser, welches Knubbli ihm hinhielt. Der bittere Geschmack von Tränken traf mit der Kühle des frischen Quellwassers zusammen auf seine Zunge. Egal wie alt er wurde und egal wie sehr er wusste, dass die Tränke ihm halfen - helfen sollten, er mochte sie einfach nicht.

Während der Elf die Vorhänge zur Seite schob und der Ollivander endlich den schon so oft und doch niemals überdrüssigen Ausblick genoss, taten die bitteren Tränke ihre Arbeit.

Das Brennen seines Körpers ließ nach und er konnte wieder besser atmen. Der einsetzende Kopfschmerz verblasste und auch das - leider inzwischen gewohnte - Zwicken und Zwacken über all in seinen Knochen, rückte in den Hintergrund. War es besser, gleich, oder schlechter von der Wirkung her, im Vergleich zur letzten Einnahme? Ollivander wusste es nicht, drängte die aufsteigende Sorge darüber jedoch in den Hintergrund. Heute war der Tag, auf den er sich schon eine ganze Zeit freute. Noch einmal würde er alte und neue Freunde in seinem Haus willkommen heißen. Wenn ihn das Leben eins gelehrt hatte, dann jeden Moment, in dem man wichtige Personen um sich haben konnte, voll auszunutzen. Man wusste nie, wann es vorüber war. Wann die letzte Chance ungenutzt verstrich.

So wies er Knubbli an ein Bad vorzubereiten, sowie in der Küche bescheid zu geben dass das Frühstück zubereitet werden konnte. Diensteifrig nickte das Wesen und tat wie befohlen. Nur um wenige Augenblicke später zurück zu kehren und ihm ins Bad zu helfen. Wirklich, alt werden war kein Spaß und so rührend die Hilfe und auch die musternden Blicke der Hauselfe auch waren, so deutlich machten sie ihm doch, was ihn bereits an seine Grenzen stoßen ließ.
 

Nach dem Frühstück hatte er sich in das kleine, urig eingerichtete, Büro zurückgezogen. Auch wenn der Zauberstabladen nicht mehr von ihm geleitet wurde, so ließ er es sich doch nicht nehmen die Buchhaltung zu kontrollieren. Es war ja nicht so, dass er seiner Familie nicht vertraute aber doch … doch war der Laden halt sein ’Baby’. Der weitere Pluspunkt für ihn war, dass er dadurch auch sah, wer welchen Zauberstab bekam. Welche Familiennamen tauchten auf? Welche Ähnlichkeiten der Zauberstäbe zog sich durch die Generationen? Konnte man, allein vom Zauberstab her, Großes von irgendjemanden in der Zukunft erwarten? Es war Garricks Art und Weise ‘auf dem Laufenden zu bleiben’.

Einen besonderen Blick hatte er dabei auf eine gewisse Familie.

Mahagoniholz, der Kern Pulver einer Phönixkralle und das bei einer Länge von 12 Zoll. Ja, dieser Junge war wirklich der Sohn seiner Eltern. Da musste er doch nachher erst mal nachfragen, wie dieser nun mit dem neuen Zauberstab klar kam. Von dem Jungen konnte man bestimmt Großes erwarten! Aber wen wunderte dies schon, wenn man die Zeichen lesen konnte?
 

“Großvater, ich bin wieder da”, erklang plötzlich Marys Stimme von der Tür aus.

Nach einem kurzen Zusammenzucken blickte der Ältere auf und lächelte dem Mädchen zu. “Ist gut. Hast du alles für heute Abend bekommen was du haben wolltest?”, erkundigte er sich freundlich und bei dem begeisterten Strahlen und Nicken der Enkelin, ging sein Herz auf.

“Jaaaaa, lass dich überraschen! Das wird der Knaller! Honey und ich haben so leckere Sachen gefunden und in der Küche überschlagen sich die Elfen beinahe. Naja … mach nicht mehr so lange, Großvater. Ich geh dann mal dekorieren!”, riefs und verschwand winkend wieder aus dem Türrahmen. Schmunzelnd den Kopf schüttelnd, widmete sich der alte Mann wieder den Unterlagen. Verglich Einnahmen und Ausgaben.

Ein leises und ein wenig wehmütiges Seufzen verließ seine Lippen. Ach ja ... die Jugend und ihre übersprudelnde Energie.
 

Nachdem er genug Zahlen verglichen und einige Anmerkungen an die Buchhaltungsunterlagen geschrieben hatte, war er in seine Hauseigene Bücherei gegangen.

Etwas anderes war ihm auch beinahe nicht übrig geblieben.

Draußen zeigte das Wetter wieder einmal, zu welchen Kapriolen und schnellen Wechseln es in dieser Gegend in der Lage war und in den großen Speisesaal kam er nicht.

Mary hatte ihn nämlich verboten einzutreten. Er sollte sich ausruhen und sie machen lassen. Sonst wäre es ja schließlich keine Überraschung mehr.

Und der Ältere hatte sich gefügt. Wozu sollte er sich mit Mary und all den fleißigen Hauselfen anlegen? Bei Marys Art war es keine Frage, dass die kleinen Wesen sofort Feuer und Flamme waren bei den Vorbereitungen zu helfen. Vor allem seine Oberelfe Knubbli und Marys eigene Elfe Honey, wachten wie die Schießhunde darüber, dass er dem Saal nicht zu nahe kam.

Auch wenn sich das ganze mehr und mehr Party-Charakter bekam, machte er sich doch keine Sorge darüber, dass der Abend ein voller Erfolg werden würde.

Es lag dem Mädchen einfach im Blut, so etwas zu organisieren und zu managen. Ein einfaches Abendessen, zu einem Erlebnis werden zu lassen. Kulinarisch, wie unterhaltungsmäßig. Kein Wunder, dass sie sich mit einem Partyservice selbstständig gemacht hatte und in der magischen, sowie der Muggelwelt großen Erfolg damit feierte.

Wieder einmal überkam ihn unglaublichen Stolz bei den Gedanken an diese starke, dickköpfige und liebenswerte junge Frau.
 

Doch jetzt war keine Zeit mehr in Gedanken zu versinken. Vor einer Stunde hatte ihm Knubbli Bescheid gegeben, dass bald die Gäste kommen würden. Mary war es schließlich gewesen, die ihn in sein Zimmer hinauf begleitet und gemeint hatte, er solle sich herrichten. Sie würde ihn dann gleich wieder abholen.

So betrachtete er sich noch einmal im lebensgroßen Spiegel, strich über den feinen Umhang den er trug und prüfte den Sitz seiner Haare sowie seines Zauberstabes. Der Zauberstab gehörte einfach zu ihm und als Zauberstabmacher immer und überall. Seiner Meinung nach, war dies wichtiger als jegliche Ausweispapiere. Der Pflegezustand des Zauberstabes verriet Ollivanders Meinung nach eine Menge über den Zauberer.
 

“Großvater, bist du fertig? Die Gäste kommen gleich. Du möchtest sie doch bestimmt direkt empfangen, so wie ich dich kenne.”

“Ich bin so weit, Kleines. Lass uns einen schönen Abend haben.” Damit ergriff er den Gehstock und ließ sich von Mary hinab begleiten. Froh noch schnell einen Schmerz-, Hustenstiller und Magenberuhigungstrank eingenommen zu haben. So sollte der Abend, ohne große Probleme für ihn, zu überstehen sein.



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