Into the Ashes von Mondsicheldrache ================================================================================ Kapitel 1: Into the Ashes ------------------------- *** Das erste, was er spürte, war die gottlose Kälte gepaart mit dem schneidenden Wind. Eine völlig unbekannte Empfindung. Mit teuflischen Klauen zerrten die Naturgewalten an seinem schutzlosen Körper, rissen die Federn aus seinen Flügeln heraus, bis er den Schmerz kaum mehr ertrug. Die Luft heulte boshaft. Grollte wie ein gefräßiger Dämon, der ihn zu verschlingen suchte. Jeder Funke des himmlischen Feuers, welcher seinen zerschundenen Händen entsprang, verlosch augenblicklich. Die Düsternis dieses seltsamen, ungeheuer fremden Ortes, sowie die umhertreibenden Wolken, versperrten den tröstlichen Blick hinauf. Wie sehr er sich nach dort oben sehnte! Warum?! Warum bin ich hier?! Was habe ich getan, außer meine höhere Meinung kundzutun? Zitternd presste er die zerfetzten Schwingen an sich, legte sie um sich herum in dem verzweifelten Versuch wenigstens etwas Schutz zu finden. Die weißen Federn strichen viel zu deutlich über seine Haut. Er fühlte jede einzelne der sachten Berührungen. Unruhig wiegte er die Flügel hin und her, hoffte daraus Wärme zu schaffen, vergeblich. Seine Federn waren wohl zu ausgedünnt und bereits zu zerrupft, um noch zu helfen. Asche rieselte zwischen ihnen hervor, wurde sogleich vom Sturm erfasst. Einige Körnchen prasselten unangenehm auf seine Brust. Noch. Bald würde jedes Glied taub vor Frost sein. Bebend umschlang er seinen Leib, in der Hoffnung, dessen Schwäche durch ein wenig Wärme austreiben zu können. Doch nichts geschah. Seine Zähne stießen immer noch klappernd aufeinander, gleichgültig wie fest er die Kiefer zusammen presste. Ein leises Stöhnen verließ seine Kehle. Am liebsten hätte er um Hilfe geschrien, den Kopf in den Nacken geworfen, die Augen zum düsteren Himmel empor gerichtet. Natürlich würde es ihm nichts nützen. Jede seiner Handlungen war so verflucht nutzlos! Verzweifelt presste er das Gesicht in die weichen Schwingen. Dieser Körper ängstigte ihn mit seiner Wehrlosigkeit. Nie zuvor hatte er sich derart schutzlos gefühlt. Zugleich heizte seine Hilflosigkeit vernichtenden Zorn an. Dieses Unrecht, welches ihm geschehen war, würde er rächen! Irgendjemand würde für sein Leiden büßen! Damals, als er sich noch voller Stolz zu den himmlischen Geschöpfen zählen durfte, war er stark gewesen. Niemals hätte er unter ein wenig Sturm gefröstelt, niemals derartige Schmerzen verspürt. Engel unterwarfen sich nicht lächerlichen Naturgewalten, sondern befehligten sie mit unerschöpflicher Macht. Nun jedoch war er vom Himmel herab gefallen, gestoßen von seinesgleichen, verbannt in die Tiefen der Hölle. Gebrandmarkt mit einem neuen Namen: Ash wie die Asche, in welche sie ihn hineingedrängt hatten. Solch eine Schande. Seine weißen Federn hatten sich grau gefärbt, und auch wenn der gröbste Staub sich mittlerweile gelöst hatte und sie wieder ihre wahre, wundervoll saubere Erscheinung besaßen, bekam er nicht alle der kleinen Partikel aus seinen großen Flügeln geschüttelt. Noch immer fühlte er die Panik, welche ihn damals überfallen hatte. Denn das war seine größte Angst: Schmutzig und unrein zu werden. Wie schon etliche Verräter vor ihm. Wie die Menschen. Wäre er nur in der Hölle geblieben! Seine Gefährten im Himmel pflegten stets Schauergeschichten von dort zu erzählen. Einer der Gründe, weshalb sich jeder Engel vor der Unterwelt fürchtete und deren Bewohner bis aufs Blut hasste. Schreckliche Berichte von Dämonen, die einen Engel als gefundenes Fressen oder amüsantes Spielzeug betrachteten, bis sie ihm überdrüssig wurden und es genussvoll zerstörten. Endlose Folter, bis zum letzten Tag. Wann oder ob sich dieser jemals ereignen mochte. Tatsächlich war die Hölle ein Ort voller Gefahren. Ash hatte bereits einige grausame Bekanntschaften geschlossen. Dämonen hatten ihn gehetzt, ihm beinahe die Flügel ausgerissen, sie gerupft, bis der Boden von blutigen Federn übersäht gewesen war. Deshalb war der Engel geflohen, ehe ihm Schlimmeres zustoßen konnte. Die Teufel hatten ihn wie üblich gejagt, doch er war schneller gewesen, obwohl er abermals etliche Federn in ihren Fängen zurückgelassen hatte. Allerdings waren ebenso viele der scharfen Kiele in tödlichen Regionen stecken geblieben. Bemittleidenswerte Dämonen. Es existierten zwar ebenso Märchen über gefallene Engel, die sich zu fürchterlichen Höllenfürsten aufschwangen, doch die Wahrscheinlichkeit, dafür lange genug zu überleben, war unvergleichlich gering. Die Gegenwart eines Engels zog Dämonen unweigerlich an wie verrottendes Aas die Krähen. Diese schmutzigen Bestien lechzten nach Reinheit, verschlangen sie mit unersättlicher Gier. Das Glück musste einem hold sein, um dieser Verfolgung zu entgehen oder sie gar zu überstehen. Gegen die ersten, schwächlichen Teufel konnte man sich wehren, ihre verdorbenen Seelen vernichten, doch nach und nach würde die Übermacht der abscheulichen Wesen jegliche Abwehr durchbrechen. Ein unwürdiges Ende für ein göttliches Geschöpf, so sehr es sich auch versündigt haben mochte. Allerdings eine übliche Strafe für einen Engel, der dem Wahnsinn anheimfiel, wie sie es nannten. Ashs Hochmut hatte Gott erzürnt. Der hohe Herr hielt nicht viel von der Idee, die verdorbenen Menschen von ihren Sünden reinzuwaschen. Die dazu notwendigen Methoden schätzte er noch weniger. Wer es sich anmaßte, seine Schöpfung zu kritisieren oder gar zu verachten, konnte keine Gnade erwarten. Diesen Frevlern blieben lediglich Verderbnis und Dämonen. Kurzum: Ein langsamer, qualvoller Tod. Doch die Erkenntnis, welche den gefallenen Engel nun mit erschreckender Endgültigkeit überfiel, ließ seinen Wunsch nach diesem brennenden Ort heftig aufkeimen. Die Hölle erschien ihm mit einem Mal verlockend. Denn dort, wo er sich nun befand, war es unvergleichlich schlimmer. Nie hätte Ash sich vorzustellen vermocht, was es bedeutete, die irdische Welt zu betreten, ohne Aussicht auf Heimkehr. Die Erde unter seinen bloßen Füßen war staubig und doch moosbewachsen. Tod und Leben kämpften um die Oberhand, gebaren den Verfall. Schmutzig, widerwärtig. Unrein! Ein beängstigender Gegensatz. Selbst vor seinem heiligen Leib machte er keinen Halt, kannte keine Gnade. Hier existierte keine Ewigkeit. Er starb. Sein göttlicher Körper zerfiel jeden Augenblick ein winziges Stückchen mehr, seine Stärke verlor sich mit jedem Atemzug. Hier, eingekesselt zwischen Himmel und Hölle schmolz seine einst angesehene Kraft dahin wie eine winzige Schneeflocke. Welch elendes Wesen er geworden war. Klein und unbedeutend, unrein! Ein völlig neues Gefühl, vor dem er sich seine Leben lang gefürchtet hatte. Es rief jedoch ebenso unbekannte Ängste in ihm wach. Ein Engel konnte nicht einfach so sterben! Aber genau das würde ihm widerfahren, in einer erschreckend kurzen Zeit. Einige hundert Jahre, die ihm höchstens noch vergönnt sein mochten, so schwächlich er sich fühlte, wurden in überirdischen Gefilden milde belächelt. Ebenso wie die noch viel kümmerlichere Dauer eines menschlichen Lebens. Jetzt ähnelte er diesen verkommenen Kreaturen auf abscheuliche Weise. Das durfte nicht sein! Ihre Existenz dauerte kaum einen Wimpernschlag an, sie waren verdorben, wandten sich viel zu leicht der finsteren Seite zu. Nutzlose Würmer, einzig dazu geschaffen in den Tiefen der Hölle zu schmoren oder im himmlischen Feuer gereinigt zu werden. Maden, welche die göttliche Gewalt in Frage stellten! Wie sehr er die Menschen verabscheute! Es gab keinen einzigen unter ihnen, dessen Seele nicht von Boshaftigkeit und Sünde befleckt war! Die Unreinen. Die Entweihten. Die Befleckten. Ihr Makel soll vernichtet werden! Sie müssen reingewaschen werden! Blut ist das einzig mögliche Opfer, um die Sünde zu büßen! Und diese abscheulichen Eigenschaften sollte er ab diesem verfluchten Tage mit ihnen teilen? Verzweiflung packte ihn. Niemals! Er wollte nicht unbedeutend sein! Nicht nutzlos! Schon gar nicht unrein! Doch eben das war er nun: Gefangen in einem menschlichen Körper, zerrissen in zwei machtlose Gestalten. Dem unaufhaltsamen Verfall ausgesetzt. Falls er nicht ohnehin in dieser trostlosen Landschaft erfrieren würde. Plötzlich ließ ein kaum vernehmbarer Laut Ash aufhorchen. Im tosenden Wind verwehte ein gepeinigtes Winseln. Eine riesige, feuchte Schnauze schob sich durch die zitternde Barriere aus Federn. Blutrote Augen blickten ihn unergründlich an. Eine warme Zunge leckte über seine Wange. Ach ja, er war nicht alleine. Das jämmerliche Wesen, welches er befreit und zu seiner Flucht genutzt hatte, wollte nicht mehr von seiner Seite weichen. Verständlich, wenn auch in gewisser Weise lästig. Doch als er um sein Leben gebangt hatte, war ihm ein Verbündeter grade recht gekommen. Selbst ein Höllenhund konnte eine große Hilfe sein. Eine nützliche Kreatur, mit engelhafter Macht leicht zu beeinflussen und zu zähmen. Vor allem ein herausragender Schutz gegen angreifende Dämonen, die er wohlmöglich immer noch fürchten musste. „Guter Hund, Pluto“, krächzte er und tätschelte das weiße Fell. Seltsam, die meisten Höllenhunde waren schwarz oder grau. Er hatte es also mit einem Sonderling zu tun. Vielleicht hatte sich dieses Exemplar deshalb so leicht kontrollieren lassen. Der Blick des Engels fiel auf die halb unter dem Fell versteckte Kette. Sie wirkte schwer, schlang sich viel zu fest um den Hals des Tieres. Dieses arme Wesen, wie hatte es nur all die Zeit ausgestanden? Angekettet und gefangen, ohne Raum sich zu bewegen? Allerdings schien es ihm nichts auszumachen. Nein, Ashs neuer Gefährte fiepte freudig, sobald er dessen gewaltigen Kopf kraulte, als spürte er den Würgegriff des Eisens längst nicht mehr. Der Hund verströmte eine brennende Wärme, welche dieser Menschenkörper ebenso nötig haben zu schien, wie die Luft zum Atmen. „Komm her!“, befahl der Engel. Gehorsam schmiegte sich die mächtige Kreatur an ihn. Mühsam legte Ash eine bebende Hand auf ein Kettenglied. Es kostete ihn kaum Anstrengung die höllische Bindung aufzuschmelzen. Rasselnd fielen die Trümmerstücke zu Boden. Pluto wuffte überrascht, dann presste er den Schädel heftig gegen Ashs Brust. Er schien erfreut über die erweiterte Bewegungsfreiheit. Niemals würde er vergessen, wer sie ihm geschenkt hatte. Heißer Geifer tropfte aus seinem Maul, doch den Engel kümmerte das nicht. Nein, er spürte lediglich die wohltuende Wärme auf seiner bloßen Haut. Dennoch würde er bald erfrieren, wenn er nicht bald etwas Kleidung auftreiben könnte. Diese erbärmlichen Menschen! Sie waren nichts als nutzlose, unreine Parasiten! Besaßen nicht einmal genug Macht, um sich in ein wenig Kälte am Leben zu erhalten. Sie mussten gereinigt werden von all ihren Schwächen und Verfehlungen! Wie gerne hätte Ash sich aufgerichtet, mit dieser Welt vertraut gemacht und endlich den beißenden Frost aus seinem Leib vertrieben. Doch die beschwerliche Flucht hatte ihn geschwächt. Seine einst so mächtigen Schwingen bebten gerupft unter dem tosenden Wind. Sein weißes Haar umsäumte zerzaust sein Gesicht. Der einst göttliche, vollkommene Körper hatte sich in eine sterbliche, leichenblasse Hülle verwandelt. Voller Wunden und Kratzer, die ihm ungeahnte Qualen bereiteten. Und noch etwas stimmte nicht: Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass sich sein Äußeres mehr verändert hatte, als angenommen. Die meisten Engel waren geschlechtslose Geschöpfe, weder Mann noch Frau, von einer makellosen Reinheit. Doch hier herrschten lediglich Schwarz und Weiß. Kein Wunder, dass er sich zersplittert, unvollständig fühlte. Das einzige, was auf Erden an sein früheres Leben erinnerte, war die Tatsache, dass sein kläglicher Körper nicht auf eine einzige Gestalt festgelegt war. Bemerkenswert. Wie befremdlich. Sein einstiges Wesen hatte sich in einen männlichen und einen weiblichen Teil gespalten, über welche er frei verfügen konnte, wie er verwundert feststellte. Er musste nicht einmal viel dafür tun. Ein Gedanke genügte, schon verzog sich seine Haut und er bemerkte, dass sich nicht nur sein Äußeres, sondern auch sein Inneres wandelte. Im einen Moment fühlte er sich weich, fast zerbrechlich und sanftmütig, im anderen kräftiger und ruhig. Seine Empfindungen verschoben sich, waren mal kühler und zorniger, mal feinfühliger und hinterhältiger. Erstaunlich, aber abstoßend. Unterschieden sich Männer und Frauen tatsächlich so sehr von einander? Kein Wunder, dass diese niederen Geschöpfe derart oft aneinandergerieten. Ein Engel sollte so etwas nicht nötig haben. Dennoch faszinierte ihn die neue Entdeckung. Falls er diesen grauen Tag überleben sollte, ließe sich mit dieser Fähigkeit allerhand nützliches anstellen. Möglicherweise war seine neue Existenz doch nicht so überflüssig, wie angenommen. Ein hohes Lachen zwängte sich aus seiner wunden Kehle. Ein Laut, wie ihn kaum ein Engel je ausstoßen würde. Voller Wahnsinn. Jaulend leckte der Hund über seine Seite. Er schien seinen Aufruhr zu spüren. „Schon gut, Pluto, du bist ein braver Junge“, beruhigte ihn Ash, staunte dabei über seine zarte Stimme. Sie war klar und weich, wunderschön. Sicherlich konnte man mit ihre eine Menge erreichen. Der Höllenhund schien ebenfalls dieser Meinung zu sein, denn er schmiegte sich noch dichter an seine neue Herrin und hechelte vertrauensvoll. Offenbar gehorchte er lieber Engeln als Dämonen. Ihr sollte es recht sein, so bewahrte Pluto sie wenigstens für ein paar Herzschläge vor dem Kältetod. Das erste Mal löste sie die Schwingen und faltete sie auf ihrem Rücken zusammen. Sie wollte sich noch einmal umsehen. Aber nichts als Kälte belohnte sie für diesen Entschluss. Der Wind schien einen regelrechten Hass auf gefallene Engel zu hegen, so wie er an ihren Federn zerrte. Nicht besser als die Dämonen, die nach einem unbefleckten Körper und seiner unschuldigen Seele gierten. Ash schauderte unter der Erinnerung, ehe sie ihre Augen über die dämmrige Landschaft schweifen ließ. Sie befanden sich auf einem Hügel, lediglich bewachsen von etwas Moos und kargen Gräsern, darunter toter Stein und Staub. Düsternis beherrschte diesen gottlosen Ort. Wo auch immer dieser sich befand. Hätte sie die Höllenpforte nur wenige Stunden zuvor nicht unter höchsten Entbehrungen passiert, hätte sie keines Falls geahnt, dass dies hier die Welt der Menschen darstellen sollte. Verblüffend, wie sehr man sich täuschen konnte. Auch hier schien nichts anderes zu existieren als Dreck. Wolken verdeckten grausam den Himmel und der pfeifende Sturm schien die wenigen verzweifelten Pflanzen niederzwingen zu wollen. Abscheulich. Welch unreine Welt! Angewidert schlug der Engel mit den Flügeln. Am liebsten hätte sie das alles weit hinter sich gelassen, sich in die Luft erhoben und nach einem heileren Ort Ausschau gehalten. Doch die Schwäche umfasste sie immer noch mit ihren tückischen Klauen. Würde sie sich in diesem Unwetter zum Himmel hinauf schwingen, würde sie am Boden zerschellen. Und in dieser Gestalt würde sie das niemals überleben. Blieb nur ihr unfreiwilliger Gefährte. Frierend entwand sie sich dessen Schutz. Zitternd hüllte sie sich in ihre ausgedünnten Federn und kletterte beschämend ungeschickt auf den Rücken des Höllenhundes. „Pluto, steh auf!“, bat sie leise. Sofort sprang das Ungetüm auf die Pfoten und stieß ein wildes Heulen aus. Sein Geifer tropfte dampfend auf den Stein und hinterließ tiefe Verätzungen. Wie überschwänglich er auf geheuchelte Freundlichkeit reagierte… „Ruhig, mein Junge. Du bist ein guter Hund. Und jetzt lauf!“ Es mochte verantwortungslos sein, das erschöpfte Tier zu neuerlichen Anstrengungen zu drängen, doch der Überlebenswille des Engels wog weitaus stärker, als jegliches Mitgefühl. Pluto war letzten Endes lediglich eine verachtenswerte Höllenkreatur, ein williges Werkzeug. So lange es seinen Dienst tat, sollte man es verwenden. Der Engel wusste nicht, wie lange er bereits auf dem Rücken seines Gefährten kauerte, fröstelnd in den dichten Pelz gedrückt. Der Höllenhund preschte durch die Nacht. Mittlerweile hatte er einen winzigen Trampelpfad aufgespürt. Vor einigen Augenblicken, Stunden oder Tagen? Ash konnte es nicht sagen, wünschte sich die Wärme des Himmels und das Wohlwollen Seinesgleichens zurück. Der menschliche Körper war sentimental. Trauerte Geschehenem Ewigkeiten hinterher und konnte nicht mit der Vergangenheit abschließen. Wahrscheinlich spielte dies für ihn in Zukunft keine Rolle mehr. Bald würde sein Leben enden. Wie vorhergesehen verließ das Gefühl schleichend seine Glieder. Seine Zähne stießen kaum mehr aufeinander, hatten aufgegeben das unnütze Bisschen Wärme zu erzeugen. Plötzlich stemmte Pluto die Pranken in den Boden, der unerwartete Ruck schleuderte seinen Reiter nach vorne. Steif rutschte der Engel von seinem Rücken hinab, mit schändlicher Ungeschicklichkeit. Kraftlos schlug er am Boden auf, begrub die empfindlichen Flügel unter seinem Gewicht. Es schmerzte, doch er regte sich nicht. Federn schwebten in der Nacht. Sein Körper wollte ihm kaum mehr gehorchen, auch nicht als der Höllenhund aufgeregt winselnd vor ihm auf und ab sprang. „Was hast du?“, murmelte er schwach. Dieses Monster ist so beklagenswert geistlos! Die Kälte fraß sich in seine Knochen und zwang seine Augenlider unerbittlich hinunter. Eine weitere erbärmliche Eigenart der Menschen, gegen die er sich nicht länger wehren konnte. Bevor sie erfroren, schliefen sie ein. Dabei hatten Engel so etwas Sinnloses wie Schlaf nicht nötig. Ein harscher Stoß gegen die Schulter ließ ihn jedoch wieder aufschrecken. Der Hund wollte ihn wohl nicht sterben lassen. Und da erblickte er sie: Ferne Lichter. Sie schwankten und flackerten in der Dunkelheit, schienen jedoch unaufhaltsam heran zu nahen. Sie wirkten so warm und einladend. Ob das Menschen waren? Pluto stieß ein freudiges Winseln aus und wedelte mit dem Schwanz. Die spitzen Ohren aufgeregt in Richtung des Leuchtens gewandt. Dieser dumme Höllenhund. Ein Engel konnte sich problemlos vor Menschen verbergen, doch eine niedere Höllenkreatur? Nein, das würde nicht gut gehen. Vermutlich konnte selbst Pluto eine menschenähnliche Gestalt annehmen, doch Intelligenz oder wenigstens menschlicher Verstand ließ sich von einem Hund kaum vortäuschen. Sein Gefährte musste fort. „Verschwinde!“, knurrte Ash. Beinahe erschrak er selbst vor der tiefen Stimme, die mit einem Mal in seiner Kehle vibrierte. Dieses Gestaltwandeln ist höchst gewöhnungsbedürftig! Pluto starrte ihn entgeistert an. Er schien empört über diese Forderung. Wieder fiepte er und kauerte sich vor dem zitternden Engel zusammen. Unterwürfig blickte er zu ihm auf. Rote Dämonenaugen sorgten nicht unbedingt für Mitleid. Wieso gehorcht er nicht? Dieser elende Hund! Er bringt mich noch um vor lauter Dummheit! Am liebsten hätte er dieses Tier bestraft. Es getreten oder geschlagen, aber vielleicht könnte Pluto ihm in Zukunft noch nützlich sein und in seiner schlechten Verfassung wollte er sich nicht mit einer riesigen Bestie anlegen. „Du sollst verschwinden!“ Endlich gehorchte der Höllenhund. Mit eingeklemmter Rute und unterwürfig angelegten Ohren schlich er in die undurchdringliche Nacht davon. Kein Grund zur Sorge, als Hund würde er seinem neuen Herrn überallhin folgen, wenn nötig sogar ohne sich zu zeigen. Solch ein praktisches Wesen. Ein Lächeln stahl sich auf das ebene Engelsgesicht, ohne bemerkt zu werden. Sie würden sich bald wieder sehen. Schaukelnd näherten sich die Lichter. Ein klapperndes Gefährt bahnte sich mühsam seinen Weg über den schmalen Pfad. Es musste sich um eine Kutsche handeln, nach dem Hufgetrappel zu schließen von zwei Pferden gezogen. Auch Menschen verstanden es, sich andere Wesen untertan zu machen. Der Engel kauerte unterdessen mit vor der Brust verschränkten Armen am Wegesrand. Die Flügel lagen vor unwissenden Augen verborgen dicht an seinem Rücken. Seine Haut war wieder rein und weich geworden, sein Körper kurviger, seine Stimme lieblich. Eine innere Eingebung hatte ihr verraten, dass ihr in der Hülle einer hübschen Frau wohl eher Vertrauen geschenkt werden würde, als einem unbekleideten Wegelagerer. Die Kälte hatte sich mittlerweile bis in ihr Innerstes hineingefressen, die Hilfsbereitschaft der Kutscheninsassen würde die einzige Überlebensmöglichkeit für sie darstellen. Bald erkannte der Engel, dass die Kutsche einen durchaus gehobenen Eindruck machte. Eine überraschende Vorfreude ergriff ihr frierendes Herz. Ihre unbeweglichen Glieder wollten ihr kaum das Aufstehen erlauben, dennoch gelang es ihr, sich zu erheben. Im Schein der nahenden Laternen erkannte Ash einen untersetzten Mann auf dem Kutschbock. Sie benötigte nur einen einzigen Blick, um in die Seele des Menschen zu schauen. Widerwärtig, versündigt. Doch hier werde ich keine anderen Menschen finden. Falls seine Unreinheit auf mich überzuspringen droht, werde ich ihn im himmlischen Feuer verbrennen. Unter letztem Aufgebot ihrer schwindenden Kräfte torkelte sie auf die Straße. Ihre fahrigen Bewegungen hatten nichts engelhaftes mehr an sich und dennoch… scheinbar besaß sie genügend Macht, um den zu Tode erschrockenen Kutscher zum Anhalten zu bewegen. Hektisch riss er an den Zügeln, sodass die Pferde sich wiehernd aufbäumten. Schlitternd kam die Kutsche zum Stehen. Keinen Augenblick zu früh. „In Gottes Namen, was tun sie da?! Sind sie Lebensmüde?“, brüllte der Kerl. Das flackernde Licht warf dämonische Schatten auf sein zorngerötetes Gesicht. Der Engel zwang sich ein entschuldigendes Lächeln auf. Menschen signalisierten damit Freundlichkeit. Immerhin wollte sie Hilfe erhalten. Dafür musste sie sich wohl ein wenig anstrengen, was auch immer ihre auserkorenen Retter dazu bewegen mochte, einer dahergelaufenen, windzerzausten Frau Kleidung zu geben. Eben in diesem Moment schien auch dem Kutscher aufzugehen, dass dort eine völlig entblößte Dame vor ihm stand. „Was zum Teufel…?“, brachte er hervor, ehe er vom Kutschbock sprang und an die Tür der Kutsche pochte. Obwohl er fürchterlich leise sprach, konnte der Engel jedes seiner Worte verstehen. Wieder drängte dieses seltsame Lachen aus ihr heraus, doch sie hielt es mühelos in Schach. Diese jämmerlichen Geschöpfe. Mit ihnen würde sie wohl noch eine Menge Spaß haben. „Mein Herr! Es gibt ‘ne Störung! Da steht ‘n splitterfasernacktes Weib auf der Straße! Ja, wir hättn sie um ‘n Haar überfahrn! Was soll ich tun? Weiterfahren? Sieht aus wie ‘ne Zigeunerin.“ So ein schmutziger Wurm… er ist es nicht einmal wert, von seiner Verdorbenheit erlöst zu werden. Polternd schwang die Tür auf und hätte den Kutscher beinahe an der Schläfe erwischt. Ein großgewachsener Mann spähte zu dem Engel hinüber. Er schien verhältnismäßig jung zu sein, vielleicht an die dreißig Jahre. Es war schwer, das Alter solch kurzlebiger Wesen zu schätzen. Trotzdem trug sein Gesicht bereits einen mürrischen, strengen Zug, noch verstärkt durch das dunkle Haar und die verkniffenen Mundwinkel. Sein brauner Anzug wirkte neu und sauber, wenn auch nicht sonderlich gut gearbeitet. In ein, zwei Jahren würden die Nähte versagen. Wie bemitleidenswert. Nach der gegenseitigen Musterung starrte er sie unverhohlen an. Wohlmöglich hatte er den Worten seines Kutschers nicht getraut. Andererseits war er ein Mensch. Ein abscheuliches Wesen, von Sünden behaftet. Wann begegnete dieser dreckige Abschaum auf einer Reise schon einer derart herrlichen Frau, zu allem Überfluss unbekleidet und noch nicht zu Eis erstarrt? Kein Wunder, dass die beiden Kerle gafften. Wobei, der Kutscher hielt sich fein heraus, ließ seinen Herrn die Situation erfassen. Prüfend wanderten dunkle Augen über ihre langen Beine, die blasse Haut und die entblößten Brüste. Erstaunt registrierten sie weißes Haar, blickten in ihre vor Kälte getrübten Iriden, deren Farbe der von Flieder glich und für ein irdisches Lebewesen unwirklich erscheinen mochte. Er schaut so gierig, wie die Ausgeburten der Hölle, erkannte sie belustigt. Doch sie verspürte keinerlei Unbehagen unter den ungläubigen Blicken, obwohl er jeden Fleck ihrer zarten Haut eingehend betrachtete. Stattdessen fühlte sie ihre göttliche Macht in sich ruhen. Wärme stieg in ihr auf, verbannte für einen Moment sogar das Frösteln. Diese Männer würden Ash alles geben, was sie verlangte, zumindest in den nächsten Tagen, solange sie noch von ihrer überirdischen Erscheinung geblendet wären. Wie bedauernswert, dachte sie in einem Anflug von Abscheu. Lösch‘ aus die Überflüssigen, lösch‘ aus die Unreinen, lösch‘ aus die Unerwünschten. Lösch‘ sie aus! Beende es! Nein, jetzt war die Zeit dafür noch nicht reif. Raschelndes Gras und schwere Schritte ließen sie aufschauen. Der Reisende stieg aus seinem Gefährt und näherte sich ihr. Mit Freuden registrierte der Engel die leichte Unsicherheit in seinem Blick. Dieser Kerl traute seinen Augen wohl nicht. Sie musste ihm wie ein Geschenk Gottes erscheinen. In gewisser Weise stimmte es ja sogar. „Wie kommt es, dass ihr Euch bei diesem Sturm alleine, ohne einen treuen Hund an Eurer Seite, in dieser verlassenen Gegend aufhaltet, werte Dame?“, sprach er. Immerhin seine Stimme klang fest und erschreckend höflich. Nein, nicht nur, in ihr schwang auch eine verborgene Grausamkeit mit, die jedem normalen Menschen eine Warnung gewesen wäre. Nicht jedoch einem Engel. Mochte sie auch die meisten ihrer Fähigkeiten beim Höllensturz eingebüßt haben, um sich jämmerlichen Menschen zu erwehren reichten sie jedoch alle Male aus. Allerdings war sie momentan auf sein Wohlwollen angewiesen. Noch mehr Federn bei einem Mord zu verlieren, konnte sie nicht riskieren. Folglich würde sie wohl besser damit beginnen, ihn für sich einzunehmen. „Oh, es ist nichts weiter Tragisches geschehen. Ich bin lediglich aus der Stadt, in welcher ich als Dienstmädchen arbeitete, fortgelaufen“, erwiderte sie und schenkte dem dreckigen Mann ein scheues Lächeln. Lügen galt als Todsünde, doch es fiel ihr leichter als das Atmen. Oh, das Leben auf der Erde würde ihr noch Freude bereiten. Sie wusste, wie sehr dem Fremden ihre Unterwürfigkeit gefiel. Dann würde sie sich wohl eine Weile in diese Rolle fügen müssen. Eine schüchterne, freundliche, überaus gehorsame, junge Frau, mit überirdischer Schönheit gesegnet, damit sollte sie die meisten Menschen an sich binden können. Und wenn nicht… ihr blieb schließlich noch eine andere Gestalt, ebenso makellos und anziehend. Vielleicht stand ihr eine erfüllende Zeit bevor. Die Verdorbenheit des Mannes hatte ein Engel nicht zu fürchten. Sie hatte ihn bereits fest in der Hand, auch wenn er dies zweifelsohne noch nicht wusste. Bald würde er zu ihr gekrochen kommen und ihr wertlose Liebesgeständnisse vorjaulen, so armselig wie es nicht einmal getretene Hunde fertigbrachten. Und irgendwann würde ihm wohl die Ehre zu Teil werden, durch sie von seinen Sünden reingewaschen zu werden. Falls sie seine wertlose Existenz nicht einfach auslöschte. Denn eine Sache missfiel Ash: Ihr Gegenüber hörte gar nicht auf ihre Worte. Dieses Ungeziefer konnte den Blick nicht von ihrer göttlichen Reinheit abwenden. Dabei hätte es doch andächtig der himmlischen Botschaft lauschen sollen! Wenig später saß der Engel recht zufrieden in der warmen Kutsche. Das Gefährt ruckelte unsanft über den unebenen Weg. Die Bänke trugen ein dunkelgrünes Stoffpolster, welches bereits bessere Tage gesehen hatte und das Holz verströmte einen eigenartigen Geruch. Ebenso wie die nach Hund stinkende Decke, welche man ihr zugedacht hatte. Welch Ironie des Schicksals, dass auch dieser merkwürdige Mann eine Leidenschaft für Köter hegte. Sie selbst hatte auch nichts gegen die Tiere einzuwenden, solange sie taten, was sie von ihnen verlangte. Pluto zum Beispiel konnte durchaus ein liebenswertes Exemplar sein. Ob sich das Gleiche von ihrem Retter sagen ließ, wagte sie jedoch zu bezweifeln. Der Mann hatte sie für keinen noch so winzigen Moment aus den Augen gelassen, blieb aber seitdem die Kutsche wieder angefahren war stumm. Anscheinend verunsicherte sie ihn stärker, als gedacht. Aber das würde schnell verfliegen, sie spürte Machthunger und Boshaftigkeit unter der harmlosen Fassade lauern. Oder waren es lediglich Wollust und Gier, die ihn derart befangen machten? In mancher Hinsicht ließen sich die Menschen nur schwer lesen, zumindest wenn man sich als ihresgleichen ausgab. Schließlich rang der Kerl sich dazu durch, ein Gespräch zu beginnen. Immerhin geboten die Regeln der menschlichen Höflichkeit, sich vorzustellen. „Ich bin Henry Barrymore. Bürgermeister des Dorfes Houndsworth. Wie lautet Euer Name?“, stieß er hervor. Sie schenkte ihm ein weiteres, dieses Mal verführerisches Lächeln, welches seine Wirkung nicht verfehlte. Schlagartig wirkte er zufriedener, weniger angespannt. Sie ahnte, dass sie seine Begierde geschürt hatte. Bereits auf den ersten Blick. Vielleicht würde sie bei nächster Gelegenheit sogar darauf eingehen. Dann würde er bekommen, was er wollte und ihr anschließend regelrecht aus der Hand fressen. Eine gute Gelegenheit das Wesen der Menschen aus nächster Nähe zu erforschen. Recht vergnüglich obendrein, wenn er erkennen würde, dass stolze Engel keineswegs daran dachten sich tatsächlich zu unterwerfen. Aber erst einmal würde sie ihm ein wenig Honig ums Maul schmieren. „Welch ein Glück, dass ich auf einen derart rechtschaffenen Mann gestoßen bin. Ihr müsst wahrhaft reinen Herzens sein. Nennt mich Angela Blanc.“ Er würde ihr bald zu Füßen liegen, gewiss. „Welch ein schöner Name, Angela, er passt bestens zu Euch. Wisst Ihr, Ihr erinnert mich an einen preisgekrönten Pudel“, befand er und betrachtete ihr schlankes Bein, welches nicht ganz so unabsichtlich unter der Decke hervorlugte, wie der Schein es vortäuschte. Wie erwärmend. Er findet mich und meinen „Namen“ schön, vergleicht mich schon mit seinen Lieblingstieren, dachte sie spöttisch. Lachhaft. Es war der erste weibliche Name, der ihr in den Sinn gekommen war. Natürlich blieb ihm auch keine Wahl, als ihre Erscheinung für atemberaubend zu halten. Dieser bedauernswerte, kleine Welpe. Er vertraute ihr bereits, sah in ihr höchstens eine unterwürfige Spielgefährtin. Sie würde ihm diesen Glauben lassen. Irgendwann einmal würde er vielleicht einen Teil ihrer wahren Natur zu Gesicht bekommen. „Vielen Dank, mein Herr. Ich bin Euch wirklich sehr dankbar für Eure großherzige Hilfe. Wisst Ihr, ich bin auf meiner Flucht einer Diebesbande in die Hände gefallen, die mir die Kleider vom Leib heruntergestohlen haben und wäret Ihr nicht gewesen, wäre ich mittlerweile wohlmöglich nicht mehr am Leben“, antwortete sie und warf ihm einen tugendhaften Blick zu. Nun, wahrscheinlich verfehlte dieser seine Wirkung, nachdem sie ihm vorhin völlig schamlos entgegengetreten war, aber das kümmerte sie nicht. Auch ihre Worte hätten jedes Wesen, welches genügend Verstand besaß, zu betroffener Nachfrage angeregt, doch Barrymore nickte lediglich gebannt. Sie hätte ihm genauso gut ein Gedicht aufsagen oder ihre wahren Absichten enthüllen können, ohne ihn in bodenloses Entsetzen zu stoßen. Ihr engelhafter Glanz tat seine Wirkung ohne jegliche Schauspielkünste. Sie musste noch viel lernen, sich täuschend echtes menschliches Verhalten aneignen, dann könnte sie eines Tages darauf verzichten, immerhin verfügte sie über vielfältige Reize. Ah, wie gottserbärmlich ein unreines Herz ist! Verdorben, unbewegt, finster. Aber so leicht zu verführen. Vorerst jedoch erwartete sie voller Neugierde, was das Leben auf der Erde einem gefallenen Engel zu bieten vermochte. Vielleicht würde sie erst einmal bei Barrymore bleiben. Es mochte sicherlich Menschen geben, die eine Reinigung eher wert waren und sie nötiger hatten als er, schließlich verspürte sie noch nicht den überwältigenden Drang seine Verdorbenheit auszulöschen. Doch für den Anfang reichte er ihr als Anschauungsobjekt aus. Grausam genug wirkte er im Innersten jedenfalls. Mit der Zeit würde sie sicherlich viel über diese seltsamen Kreaturen lernen und ihrem Ziel einer reinen, göttlichen Welt fernab von allem Dreck und Verfall näher und näher kommen. Ihre Existenz besaß endlich wieder einen Sinn. Niemand konnte ihr mehr widersprechen. Aus dem himmlischen Geschöpf war Ash geworden, ein gefallener Engel, frei von Moral und Anstand. Doch sobald er sich von der Flucht erholt hätte, würde er sich die Asche aus den Federn schütteln und den anderen Engeln, ja auch Gott und den grausamen Dämonen beweisen, dass nichts und niemand sein glorreiches Ansinnen aufhalten konnte. Den Zorn eines Gefallenen würden sie alle fürchten. Und irgendwann, ja irgendwann, wäre die ganze Schöpfung endlich rein und makellos, mit Hilfe seiner göttlichen Kräfte konnte er alles Leben reinwaschen, selbst wenn er sich dafür durch die schmutzigste Asche kämpfen musste. *** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)