Stark von SilverSerenity ================================================================================ Kapitel 8: Gefühlschaos ----------------------- Gefühlschaos "Erzählst du mir jetzt, was passiert ist?", hakte Haruka ungeduldig nach. Setsuna stand seit Minuten schweigend vor ihrer Tür und schaute immer noch traurig in die Richtung, in der Usagi verschwunden war. "Usagi hat mir ein Liebesgeständnis gemacht!", eröffnete Setsuna plötzlich. "Sie hat was??", platzte Haruka überrascht heraus. Setsuna atmete hörbar ein und schloss ihre Augen. "Sie hat mir gesagt, dass sie sich in mich verliebt habe. Aber ich glaube, sie verwechselt nur meine Fürsorglichkeit und die erneute Nähe zu einem Menschen mit Liebe. Ich habe wohl zu-viel Zeit mit ihr verbracht." Haruka klappte entsetzt der Mund auf. "Bitte sag mir nicht, dass du ihr das gesagt hast!" Verschämt schaute Setsuna auf und murmelte: "Nicht ganz so, aber ähnlich." "Oh Setsuna, wie kannst du das tun? Ich hätte nicht gedacht, dass du so ungeschickt bist!", sagte Haruka entrüstet und wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte, dass ihre ältere Freundin von zwischenmenschlichen Gefühlen nichts verstand. "Warum, ich habe gesagt, was ich gedacht habe...", wollte sich Setsuna erklären. Harukas Worte trafen sie hart. Aber ihre Freundin gönnte ihr keine Pause. Stattdessen unterbrach sie Setsuna und sprach aufgebracht weiter. "Genau das ist das Problem! Du hast mit deinem Verstand geantwortet, auf etwas das aus Usagis tiefsten Herzen kam!" Traurig presste Setsuna ihre Lippen aufeinander und fragte nach kurzem Zögern: "Du meinst ich habe sie verletzt?" "Kann man so sagen. Setsuna, wie würdest du dich fühlen, wenn du jemanden deine Liebe gestehst - weißt du überhaupt, was das für ein Schritt ist, zu offenbaren, was man fühlt? - Und dann reagiert der andere, den du Liebst mit Zweifeln an deinen tiefen Gefühlen?" In Harukas Stimmer schwang Mitleid mit. In Setsunas Gesicht konnte Haruka erkennen, dass ihre Worte ihre Wirkung nicht verfehlten. Mitgefühl regte sich in Haruka, als Setsunas traurig zu Boden schaute. Mit sanfter Stimme fragte Haruka: "Ich weiß, was dein Verstand über die Sache denkt, aber was denkt dein Herz?" Setsuna seufzte leise und schaute zum azurblauen Himmel. "Haruka, woher soll ich wissen, was mein Herz fühlt. Ich weiß nicht wie sich das anfühlen muss. Mein Leben lang war ich alleine und hatte niemanden um mich. Usagi hat mich in den letzten Tagen zum Lachen gebracht und wir waren uns so nah. Natürlich ist mir bewusst, dass ich bisher keinem Menschen so nah war. Aber ist das Liebe? Haruka, ich habe kein Gespür dafür, wie es sich anfühlen muss, wenn..." Setsuna unterbrach sich, als ihr Herz plötzlich schmerzhaft pochte. Skeptisch beobachtete Haruka die Gesichtszüge ihre besten Freundin und lächelte dann. "Du solltest keine Zeit verlieren und zu ihr gehen und dich entschuldigen.", forderte Haruka behutsam. "Was soll ich ihr denn sagen?", fragte Setsuna unbeholfen. Haruka lachte und antwortete: "Das Gleiche, was du mir gesagt hast, dass du ein absoluter Gefühlstrottel bist und selbst keine Ahnung hast, was Liebe ist!" "Haruka!", platzte es aus Setsuna entsetzt heraus. Die Rennfahrerin ließ sich davon nicht beirren und lächelte sanft. "Nun geh schon oder willst du eine wertvolle Freundin verlieren?" Setsuna nickte, ohne ein weiteres Wort huschte sie zurück ins Haus. Entschlossen nahm Setsuna ihre Schlüssel. Dabei viel ihr Blick auf das genähte Kleid. Durch das plötzliche Chaos hatte Setsuna den eigentlichen Grund für Usagis Besuch fast vergessen und Usagi selbst hatte das Kleid vergessen. Brennender Schmerz breitete sich in Setsunas Herzen aus. Wie konnte sie nur so unfair sein? Traurig nahm Setsuna das Kleid und legte es vorsichtig über ihren Arm. Draußen drehte sich Setsuna zu Haruka und lächelte matt. "Danke!" "Schon gut, fahr!", lachte Haruka. Nachdenklich schaute Haruka dem dunkelroten Wagen nach. Die Sportlerin hoffte inständig, dass sie die richtigen Worte gewählt hatte, denn eigentlich war sie nicht weniger ein Gefühlstrottel wie Setsuna. Entgegen ihrer normalen Fahrweise fuhr Setsuna weit über dem Tempolimit. Je mehr ihr Harukas mahnende Worte durch den Kopf rauschten, desto mehr bereute Setsuna, was sie zu Usagi gesagt hatte. Endlich erblickte die das kleine Haus in der Ferne. Als Setsuna aus ihrem Wagen stieg, bemerkte sie, wie schräg sie in der Parklücke stand. Aber dies erschien ihr in diesem Augenblick mehr als nebensächlich. Mit großen Schritten lief sie zum Haus hinauf. Zum zweiten Mal schon drückte Setsuna die Klingel. Verzweifelt biss sie sich auf ihre Unterlippe und klopfte erneut. "Usagi ich bin es, bitte mach die Tür auf!", rief sie gegen das kalte Holz. Im Haus war es totenstill. Die Stille wurde erneut von Klingeln und Klopfen durchbrochen, als sich plötzlich die Tür ein Spaltbreit öffnete. Setsuna zuckte zusammen. Unsicher schob sie die Tür auf rief: "Usagi?" Als Setsuna die Tür ganz geöffnete hatte, konnte sie noch grade das blonde Haar im Wohnzimmer verschwinden sehen. Setsuna seufzte unhörbar und trat in den Flur. Leise verschloss sie die Tür und folgte Usagi. Sie fand ihre Freundin auf der Couch. Sie weinte nicht, aber sie lächelte auch nicht. Teilnahmslos schaute Usagi zum Fenster hinaus. Diesmal war es Setsuna, die sich unsicher und unbeholfen fühlte. "Usagi, es tut mir leid...", begann sie mit schwankender Stimme, wurde aber von Usagi unterbrochen. "Nein, mir tut es leid. Ich hätte es dir nicht sagen sollen. Ich wollte es auch gar nicht. Ich... Setsuna, bitte ich will dich nicht als Freundin verlieren!", sprudelte es plötzlich aus Usagi heraus und nun suchten sich auch die unterdrückten Tränen ihren Weg. Entsetzt ließ Setsuna das Kleid und ihre Autoschlüssel fallen. Ohne zu zögern, ging sie zu der kleinen Couch und setzte sich neben Usagi. Vorsichtig hob Setsuna eine Hand und strich Usagi einen Strähne weg, die ihr Gesicht verdeckte. "Ich bin froh, dass du es mir gesagt hast und ich fühle mich sehr geschmeichelt! Ich hätte besser reagieren sollen, aber Usagi, ich verstehe von diesen Dingen nichts.", begann Setsuna. Usagi schaute verwirrt auf und schaute in ein melancholisches Lächeln. „Wie meinst du das, du verstehst davon nichts?“ Ein leichtes Rot schlich sich über die braunen Wangen. "Haruka sagt, ich sei ein Gefühlstrottel. Ich glaube sie hat Recht. Ich war zu lange am Tor zu Raum und Zeit! Ich weiß nichts von der Liebe oder von der Nähe zu anderen Menschen. Usagi, auf dich mag ich stark wirken. Aber wenn ich ehrlich bin, dann weiß ich viel über Taktik, über die Zeit und das Silver Millennium. Aber wie sich Liebe anfühlt, weiß ich nicht.", gestand Setsuna und stupste Usagi an. Usagi blinzelte und lachte dann gurgelnd. "Heißt das, wir können Freunde bleiben?", fragte sie hoffnungsvoll, während sich ein zaghaftes Lächeln auf ihre Lippen schlich. Setsuna nickte und sprach: "Natürlich! Auch ich will dich nicht als Freundin verlieren. Ich habe die letzten Wochen mit dir sehr genossen." Weiter kam Setsuna nicht. Usagi umarmte Setsuna stürmisch und schmiegte sich dankbar an. "Ich verspreche dir, dass ich meine Gefühle kontrollieren kann. Das Wichtigste ist, dass wir unsere Zeit genau wie vorher verbringen. Das hat mir so gutgetan. Ich verdanke es dir, dass der Schmerz einer angenehmen Wärme gewichen ist. Bitte, behandele mich jetzt nicht anders! Ich möchte die Wärme genießen und verspreche dir, ich werde nicht traurig sein!", forderte Usagi ruhig. Setsuna legte ihre Arme um ihre zierliche Freundin und vergrub ihr Gesicht in das blonde Haar. Ein sanfter Duft von Vanille umhüllte Setsuna und erfühlte sie mit Wärme, als sie flüsterte: "Ich verspreche dir, dass sich nichts geändert hat. Dich glücklich zu sehen, ist alles, was ich jemals wollte." Keine der beiden Frauen hinterfragte die tiefe Bedeutung der Worte. Dann löste Setsuna die Umarmung ein Stück und lächelte Usagi aufmunternd an. Diese erwiderte das Lächeln. "Und als Beweis lade ich dich heute Abend zum Essen ein. Das letzte Mal hast du für mich gekocht, diesmal möchte ich für dich kochen, einverstanden?", fragte Setsuna. Usagi nickte lachend und drückte Setsuna noch einmal, bevor sie sich von ihrer Freundin löste. Auch wenn ihr Herz etwas Anderes wollte, so hatte sich Usagi fest vorgenommen, auf die Stimme der Vernunft zu hören. "Danke, Setsuna.", flüsterte Usagi. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)