Stark von SilverSerenity ================================================================================ Kapitel 5: Vermissen -------------------- Kapitel - Vermissen Unruhig saß Usagi auf ihrem Bett. Seit dem unbeschwerten Abendessen waren zwei Wochen vergangen. An jenem Abend hatte sich die Mondprinzessin geborgen und geliebt gefühlt. Nun schnürte sie wieder der trübe Alltag ein und die Zeit mit Setsuna schien zu verblassen. Auf eine unerklärliche Weise schmerzte Usagis Herz mehr denn je, aber es war nicht der Gedanke an Mamoru und seine neue Freundin. Es schmerzte Usagi, dass sie Setsuna so lange nicht mehr gesehen hatte. Unentschlossen stand sie vor ihrem Telefon und tippte die Nummer ein. Nicht zum ersten Mal in dieser Woche wählte sie die vertraute Nummer, aber dann verlor sie immer ihren Mut. Usagi hatte Angst, dass sie Setsuna zu sehr beanspruchte. Aber jetzt, wo der Schmerz unerträglich wurde, drückte sie endlich die grüne Taste und vernahm das vertraute Wählen. Es war zu spät aufzulegen und Usagi lächelte erleichtert. Nach kurzem Klingeln hörte Usagi die melancholische Stimme. Sie spürte eine tiefe Erleichterung. "Meioh?" "Setsuna, ich bin es Usagi!" "Usagi, schön deine Stimme zu hören, ich wollte dich auch schon anrufen und fragen, ob du viel fährst." Usagi war von sich selbst erschrocken, als ihr Herz schmerzhaft schnell schlug und sie sich zitternd gegen die Wand lehnte. Unbemerkt suchten sich Tränen der Erleichterung ihren Weg. Was war nur los mit ihr? "Oh ja, ich fahre sehr viel, es macht mir besonders Spaß an der Küste entlangzufahren. Es fühlt sich nach Freiheit an.... Setsuna?" "Ja, was ist?" "Ich... wollte dich fragen, ob du dich mit mir verabreden magst, ich... vermisse unsere Gemeinsame Zeit... Aber nur, wenn ich dir nicht zur Last falle!" Ein kurzes Schweigen setzte auf der anderen Seite ein und Usagis Herz klopfte immer schneller. Setsunas helle Stimme verriet ihr, dass diese lächelte. "Sehr gerne, Usagi. Ich vermisse dich auch. Hast du Zeit? Ich wollte grade eben in die Stadt gehen und etwas Stoff kaufen. I ch möchte mir ein Kleid schneidern. Möchtest du mitkommen, wir können anschließend noch einen Kaffee bei mir trinken." Setsuna zuckte auf der anderen Seite zusammen, als Usagi jubelnd durch die Wohnung hüpfte. Für einen Augenblick war die Ältere verwirrt, warum Usagi eine kleine Shoppingtour so glücklich machte, als habe sie sie nach Hawaii eingeladen. Anscheinend fehlte Usagi immer noch genügend Ablenkung. "Also gut, das werte ich als Ja. Wir treffen uns in einer Stunde am Stoffmarkt, weißt du wo..." "Ja, dass weiß ich. Ich freue mich! Bis gleich, Suna!!", jubelte Usagi und legte auf... Verwundert schaute Setsuna den Hörer an. Suna?? Grade rechtzeitig kam Usagi am Stoffmarkt an. Viel zu lange hatte sie ihre Zeit im Bad verbracht, um sich zurecht zu machen. Nun winkte ihr Setsuna aus der Ferne zu und Usagi spürte deutlich, wie sich ihr Körper entspannte. Jetzt wo sie die dunklen Augen erblickte, schien die Welt wieder im Gleichgewicht zu sein. Lächelnd kam sie auf Setsuna zugelaufen und blieb vor ihr stehen. "Hallo, Usagi.", begrüßte Setsuna Usagi und lächelte sie auf ihre eigene melancholische Weise an. Für einen Wimpernschlag zögerte Usagi und dann umarmte sie die überraschte Setsuna. "Hallo, schön dich zu sehen!", murmelte Usagi und schmiegte sich an ihre Freundin. Setsuna, die vergessen hatte, wie nah sie Usagi in der letzten Zeit gewesen war, verkrampfte kurz, doch dann überwand sie ihre alte Scheu und legte ihre Arme um Usagi. "Du bist so fröhlich!" "Stimmt, weil ich bei dir bin!", antwortete Usagi ehrlich. Nun waren es Setsunas Wangen, die sich zart Rosa verfärbten. Noch nie hatte ihr jemand gesagt, dass man ihre Gesellschaft genoss. Setsuna beschloss das ehrliche Kompliment von Usagi anzunehmen und lächelte ein hauch fröhlicher. "Das höre ich gerne.... wollen wir reingehen??" Usagi nickte zustimmend und folgte der großen Frau mit dem langen mystisch grünen Haar in den Laden. Schon am Telefon war Usagi darüber erstaunt gewesen, als Setsuna erwähnte, dass sie sich ein Kleid nähen wollte. Nun fragte sie stauend: "Du kannst aus einem Stück Stoff wirklich ein Kleid machen??" Verwundert blickte Setsuna ihre Prinzessin an und lächelte matt. "Ja, als ich hier auf der Erde wiedergeboren wurde, fühlte ich mich zunächst sehr verloren. Zwar folgte ich dir und den anderen in den Kampf aber...", erschrocken unterbrach Setsuna ihre Erläuterung und schaute Usagi entschuldigend an. "Tut mir leid, ich will dich damit nicht bela..." Energisch schüttelte Usagi den Kopf und sprach: "Du belastest mich nicht. Es... interessiert mich, wie es dir hier erging... sehr sogar, bitte erzähl weiter!" Die letzten Worte hauchte sie verlegen, während ihre Wangen erröteten. Verwundert registrierte Setsuna die Veränderung und das fordernde Gefühl, Usagi ihre Gefühle mitzuteilen. Das Bedürfnis Usagi ihre Gedanken mitzuteilen, verwirrte Setsuna. Bisher sprach sie nicht einmal mit Haruka und Michiru über ihre Gefühle. Setsuna schwieg, während Usagi sie erwartungsvoll anschaute. Dann wandte sich die Kriegerin der Zeit ab, vergrub unbewusst ihre Finger in den Stoffballen und sprach fast flüstern, aber grade noch so laut, dass Usagi sie hören konnte: "Ich folgte euch zwar in den Kampf, aber du musst wissen, meine eigentliche Pflicht, das Tor zu Raum und Zeit zu bewachen, bedeutete für mich jeden Tag, jede Stunde, Sekunde und Minute meines Lebens meine Pflicht auszuführen. Ich empfand keine menschlichen Bedürfnisse wie Hunger, Durst oder den Wunsch nach Nähe." Während Setsuna ihre Erinnerungen offenbarte, weiteten sich Usagis Augen. Eine schmerzliche Erkenntnis schlich sich in Usagis Herz. Bis eben hatte sich die naive Frau niemals Gedanken darübergemacht, welche Entbehrungen Plutos Posten mit sich brachte. Mit jedem Wort, das Setsuna leise aber ehrlich sprach, zog sich Usagis Herz zusammen. "Ich habe nie mehr Gefühlt als Pflichtbewusstsein... und dann als ich hier wiedergeboren wurde, als Neon Königin... als du mich hier her schicktest in diese Welt voller Leben, Geräusche und Emotionen, fühlte ich mich wie ein Kind, dass nicht schwimmen kann und in den großen weiten Ozean geworfen wird…" Zum ersten Mal während ihrer Erläuterungen schaute Setsuna zu Usagi und lächelte melancholisch. "Das Nähen ähnelte auf eine entfernte Weise meiner Pflicht am Tor. Ich arbeite meist für mich alleine, still und konzertiert...", als Usagi plötzlich auf sie zukam, schaute Setsuna ihre Freundin fragend an. Die Augen der blonden Frau schauten sie traurig an. "Es tut mir leid, Setsuna! Mir war nie... ich habe nie darüber nachgedacht, was es für dich bedeuten musste, deiner Aufgabe nachzugehen. Ich bin froh, dass du jetzt bei uns bist..." Unbewusst hatte Usagi sich Setsuna mit jedem Wort genährt und ihre Hand nach ihr ausgestreckt. Setsuna stand ebenfalls wie gefesselt da. Sie war es gewohnt, dass ihre Prinzessin diese magische Ausstrahlung auf sie hatte, das warme Herzklopfen in ihrer Brust überging sie jedoch. Es war die Stimme der Verkäuferin, die Beide aus ihrer Zweisamkeit riss. "Möchten sie den Stoff haben?", fragte die freundliche aber durchdringende Stimme einer groß gewachsenen Frau im mittleren alter. Zeitgleich wurden Usagi und Setsuna um ihre plötzliche Nähe bewusst. Verlegen wandte sich Usagi ab und Setsuna wandte sich ungewohnt unsicher an die Verkäuferin. "Ja ich hätte gerne... ähm vier Meter und etwas passendes Garn." Während Setsuna sich etwas von dem bordeauxroten Stoff abschneiden ließ, drehte Usagi gedankenverloren einige Stoffballen zu Seite. Eigentlich wollte sie sich nur von den verwirrenden Gedanken und dem starken Herzklopfen, das nicht nachlassen wollte, ablenken, aber plötzlich viel ihr ein rosa Stoff mit Schnörkeln in die Hände. Unbewusst seufzte sie auf und schwärmte: "Schau mal, Setsuna, der ist schön?!" Verwundert schaute Setsuna von der Verkäuferin zu Usagi, die sich den Stoff anhielt. Sie musste zugeben, dass der Stoff zu Usagi ausgesprochen gut passte. Plötzlich huschte ein trauriges Lächeln über die pfirsichrosa Lippen und Setsuna fragte besorgt: "Was hast du? Warum schaust du so traurig?" Setsunas Frage riss Usagi aus ihren Gedanken und sie schaute verlegen in die dunkelroten Augen ihrer Freundin. "Oh, es ist nichts. Ich dachte nur daran, dass wenn ich so talentiert wie du wäre, dann würde ich mir aus dem Stoff ein Kleid nähen, mehr nicht." Während sie sprach, legte Usagi den Stoff zurück und drehte sich verlegen zur Seite. Schweigend betrachtete Setsuna ihre Prinzessin. In den letzten Stunden hatte sie immerzu gestrahlt, doch jetzt sah Setsuna wieder das Mädchen in Usagi, dass an allem zweifelte, was sie tat. Ohne zu Zögern wandte sich Setsuna an die Verkäuferin und sprach: "Bitte schneiden sie mir von dem rosa Stoff auch noch vier Meter ab." Usagi, die die Bitte ihrer Freundin gehört hatte, drehte sich unverwandt um und schaute Setsuna überrascht an. Diese lächelte matt und sprach zu Usagi: "Ich wollte dir schon lange ein Kleid nähen, warum nicht jetzt?" Usagi blinzelte kurz, dann sprang sie nach vorne und umarmte Setsuna stürmisch. Diese war nach der ersten Umarmung nicht mehr ganz so überrascht und ließ es zu, dass sich Usagi zärtlich an sie schmiegte. Auf eine unbekannte Weise genoss Setsuna die Umarmung und drückte Usagi unbewusst an sich. Es war die Verkäuferin, die die beiden Frauen erneut unterbrach. Innerlich verfluchte Usagi, die freundliche Frau, die übereifrig ihrer Arbeit nachging. Für ihren Geschmack, war die Umarmung viel zu kurz gewesen. Nachdem Setsuna beide Stoffe eingekauft hatte, verließ sie das Geschäft mit einer schweren großen Tasche und einer strahlenden Usagi, die sich erneut an ihrem freien Arm einharkte. Es schien so, als hätte sich Setsuna mit der häufigen Nähe ihrer Freundin abgefunden. Liebevoll schaute sie auf den Blondschopf hinab, der sich glücklich an sie schmiegte. Es war das sanfte glückliche Lächeln auf den schmalen Lippen, welches Setsuna ein warmes Herzklopfen bereitete. "Ich schlage vor, wir gehen wie geplant zu mir, trinken einen Kaffee und suchen dabei ein Schnittmuster heraus. Ich muss dann auch noch deine Maße nehmen, damit ich dein Kleid nähen kann. Schweigend schaute Usagi auf und nickte zustimmen. Die sonst so geschwätzige Frau war viel zu überwältigt und dankbar, um zu sprechen. Seit langer Zeit verspürte Usagi wieder dieses wohlig warme Glück und eine beruhigende Zufriedenheit. Diese innere Erfüllung wollte sie einfach genießen und folgte Setsuna durch die warmen Straßen Tokios. Während eines warmen Kaffees suchten die beiden Frauen ein passendes Schnittmuster heraus. Die Wahl viel auf ein Sommerkleid, welches oben eng geschnitten war und unten weit bis übers Knie fiel. Nun war es an der Zeit, dass Setsuna die Maße ihrer Prinzessin nahm. Ungewohnt nervös stand Usagi in der Mitte der Küche und beobachte Setsuna, die um sie herumging. Mit einem Maßband in der Hand trat sie nah an Usagi heran, so nah, wie es die sonst zurückhaltende Frau nie von sich aus tat. In dem Augenblick als Setsuna ihre Arme um Usagis Teile schlang und das Maßband nach vorne zog, setzte wieder das so ungewohnte aber wohltuende Herzklopfen ein. Setsuna selber war in ihrem Tun so vertieft, dass sie weder Usagis Zittern wahrnahm, noch die innere Wärme, die sie durchströmte und erfüllte. Für Usagis Geschmack verging der Augenblick der wohltuenden Nähe abermals viel zu schnell. Setsuna hatte die letzten Maße aufgeschrieben und ließ das Maßband, welches auf Usagis Brust ruhte, nach unten gleiten. Wie durch einen Nebel vernahm sie Setsunas erschrockene Stimme. Erst als sich Usagi zur Konzentration ermahnte, drehte sie sich um und fragte gurgelnd: "Was!" "Usagi es tut mir leid, ich habe mit dir ganz die Zeit vergessen. Dabei bin ich mit einer Arbeitskollegin verabredet. Sie möchte mit mir eine interne Schulung planen... ich würde lieber, aber...!", brach Setsuna ihren Satz ab, als Usagi sie traurig ansah. Wieder schwiegen die beiden Frauen einander an. Es war Usagi die lächelte und dann den Kopf schüttelte. "Schon gut, auch ich vergesse immer mit dir die Zeit. Ich würde gerne bei dir bleiben, aber... wir sehen uns bald wieder?“ Setsuna erwiderte das Lächeln auf eine warme Weise, die ganz anders war als das gewohnte melancholische Lächeln. Es war erfüllender und ehrlicher, sodass sich erneut die porzellanfarbenden Wangen der jungen Frau rosa verfärbten. "Natürlich, Usagi! Ich vermisse es, wenn du nicht um mich bist!“ Setsunas ehrlichen Worte sorgten dafür, dass Usagi abermals in ihre Arme sprang. Doch diesmal fing sie Setsuna auf, zog sie fest an sich und vergrub ihr Gesicht in das blonde nach Vanille duftende Haar. Sie bemerkte nicht, dass eine kleine Ewigkeit verging, bevor sie sich schweren Herzens voneinander lösten. Ihre betäubte Seele nahm auch nicht das Bedürfnis war Usagi zu küssen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)