The Elder Scrolls V Skyrim: Thirdborn von Voliiznir ================================================================================ Kapitel 3: Das Lager der Widder ------------------------------- Kapitel 3 3. Morgenstern 4Ä 201 6:00-18:00 Uhr Er hatte Recht gehabt. Nach wenigen Metern blendete sie bereits das Tageslicht. Mit blinzelnden Augen kletterten sie aus der Dunkelheit heraus ins Freie. Leichte Windstöße mit Schnee schlugen Hal ins Gesicht, als er auf festen Boden stand. Sie befanden sich in den Überresten einer alten Holzhütte, von der nur noch die Grundmauern und einige verbrannte resistente Holzwände übrig waren. Neben einem noch halbwegs stehenden Kamin gab es noch einen verschneiten Tisch und einige Überreste von Stühlen. „Sieht aus als ob hier mal jemand gewohnt hat.“ stellte Tjerolv nüchtern fest. „Banditen möglicherweise.“ grunzte Agdash und hob seine Axt. „Wer sonst würde hier am Arsch der Welt dieses Fickhäusschen hochziehen?“ Die Männer lachten. Anais rollte nur genervt mit den Augen, als sie aus dem Türbogen hinausschritt. „Kommt mal alle her.“ sagte die Bretonin gebieterisch. Hal fand sie im Schnee einer verschneiten Lichtung inmitten von Nordtannen in der Mitte niederknien. Vor ihr ruhte die Leiche eines behelmten Kriegers in Pelzrüstung. Zwei weitere Kadaver lagen einige Meter weiter. Allesamt Nords. Die Widder umringten sie schweigend. Hal bückte sich zu einem hin, aus dessen Brust ein großer schwarzer Pfeil ragte. „Elfenpfeile.“ murmelte er und blickte sich auf der Waldlichtung um. „Sie sind vorgestern gestorben.“ erwiderte Anais und blickte ihn mit ihren grauen Augen an. „Gegen die Pfeile hatten sie keine Chance.“ „Thalmor…“ knurrte Hal wütend. und blickte sich argwöhnisch um. Er vermutete das sie westlich von Einsamkeit herausgekommen waren. Eigentlich sollten sie in den großen Wäldern Haafingars vor feindlichen Augen sicher sein. Zweifel waren jetzt angebracht. „Haltet eure Waffen bereit.“ flüsterte er. „Wenn sie noch hier sind, wartet entweder das Lager aus uns oder Sovngarde.“ Ohne viel Lärm zu machen suchten sie einige Schritte auf der Lichtung nach verdächtigen Bewegungen im Unterholz. Der Ork hatte seine Axt in beide Hände genommen, während er leise grunzend mit seinen Augen hin und her blickte. Anais wirkte noch keinen Zauber aber auch sie lauschte besonders aufmerksam. Die Hände Hals, Usnars und Tjerolvs ruhten am Knauf ihrer Schwerter. Und auch Joric warf stets einen Blick auf sein Arbeitsmesser. „Sie sind nicht mehr hier.“ unterbrach plötzlich eine fremde Stimme die Stille des Waldes. „Ihr verschwendet also eure Zeit.“ „Wer hat da gesprochen?“ Der Ork blickte eisig zu allen Seiten. Versuchend den Ursprung der Stimme zu erfassen. Die fremde Besitzerin der rauen Frauenstimme, kam aus dem Waldstück neben einem hohen Felsen unweit der Hütte hervor. Eine Dunmerin. Die Augen blutrot wie leuchtende Rubine. Und einem schwarzen Ebenerzbogen, der lässig um ihre Schulter hing. Sie trug die Rüstung der Widder. Auffällig war jedoch ihre Tätowierung. Grüne große Streifen unter ihren Augenlidern gingen bis zu ihren spitzen Ohren und unterstrichen ihre gefährliche kriegerische Schönheit. Ein schwarzer langer Zopf nach hinten hielt ihre Haare zusammen. „Hallo, Nephvali.“ begrüßte Hal sie sichtlich erleichtert und legte eine Hand auf seine Brust mit einer leichten angedeuteten Verbeugung. „Kannst du dich nicht eher zu erkennen geben? Die Dunmerin hob eine Augenbraue. „Ich musste auch sichergehen, dass ihr das seid. Jeder Dummkopf kann aus einem Loch gekrochen kommen.“ Sie warf einen Blick auf den Ork, der sie knurrend anfunkelte. Hal wollte eine neue Streiterei verhindern, weshalb er Agdash das Wort abschnitt. „Dann waren das also die Thalmor?“ Er warf einen Blick auf die toten Nords. Nephvali zuckte mit den Schultern, während ihre blutroten Augen sich zusammenzogen. „Sie waren schon weg als ich hier ankam. Diese armen Bastarde lagen schon da. Nur die Hütte brannte noch. Offenbar haben sie sich nicht die Mühe gemacht nach dem Geheimgang zu suchen. Euer Glück!“ Anais spuckte nur verächtlich aus. „Also wussten sie vom Geheimgang?“ „Sicher.“ Die Dunmerin blickte wenig beeindruckt zu den Überresten der Hütte rüber. Dann beugte sie sich zu dem toten Nord herunter, und zog den Pfeil aus dessen Kehle. „Man nennt den Ort hier Eisenkammnest. Berüchtigt in der lokalen Banditenszene für den Schmuggel von Skooma in und aus der Stadt.“ „Unter der Nase von Kaiserreich und Aldmeri-Bund?“ Tjerolv kratzte sich ungläubig über die roten Barthaare. „Bis Ulfric Sturmmantel aus der Stadt floh, hat Geld für ein gewisses Desinteresse bei der Stadtwache gesorgt. Aber der Druck von oben ist zu groß geworden.“ Nephvali blickte ohne Regung auf die Leichen. „Das wurde ihr Verhängnis.“ Der Anführer der Widder nickte nur knapp. Dann wandte er sich zu dem neuen Mitglied der Widder zu. „Joric? Das ist deine künftige Ausbilderin, Nephvali Moryon. Du wirst jeden ihrer Befehle gehorchen! Verstanden?“ Der Junge nickte. „Es ist mir eine Ehre.“ erwiderte er und neigte den Kopf. „Fein.“ entgegnete Nephvali barsch und trat auf ihn zu, während sie den Bogen von ihren Schultern nahm. „Dann wirst du bis zum Lager meinen Bogen tragen. Zwei Waffen sind für einen Marsch auf Dauer zu schwer.“ „Verstanden.…“ knurrte der Junge knapp. Und hing sich vom rüden Ton etwas entrüstet den Bogen um. „Gibt es etwas neues aus dem Lager?“ fragte Tjerolv anschließend. „Nicht wirklich.“ Die Dunmerin schüttelte den Kopf. „Der Schnee nimmt zu. Wir müssen hoffen, dass es aufhört zu schneien. Und wir brauchen dringend Alkohol. Sonst könnte die Moral der Männer langfristig Schaden nehmen.“ „Dann lasst uns keine Zeit verlieren!“ Hal gab das Zeichen zum Aufbruch. Und die Gruppe durch Nephvali um eine Gefährtin reicher, nahm die Reise wieder auf. Es gab zwar im Monat Morgenstern Schneefall, doch war er mit langsam fallenden Flocken noch erträglich. Haafingars Wälder bestanden vor allem aus großen Tannen und Fichten, welche den Wanderer vor feindlichen Blicken gut verbargen. Ab und an sahen sie einen nordischen Rothirsch zwischen den Bäumen hervorlugen. Usnar und Agdash warfen begehrliche Blicke auf ihre Schusswaffen. Doch ein sehr energisch formuliertes „Nein!“ von Anais und Nephvali genügte, um sie von einem Jagdausflug abzuhalten. Währenddessen wurde der Schneefall immer dichter. Die Dunkelelfe führte sie querfeldein. Fernab von den Straßen, wo die Gefahr den Patrouillen der Kaiserlichen oder Thalmor zu begegnen groß war. Sie schien genau zu wissen wo sie hinwollte. Bald wussten die übrigen Widder auch warum. Auf einer Anhöhe inmitten vereister Föhren blickten sie allesamt in den Abgrund. Eine große Feste aus grauen und abweisenden Stein erhob sich weit unter ihnen. Gleich darunter vernahm man das ferne Rauschen der Wellen des Geistermeeres. „Festung Hraggstad.“ flüsterte Usnar der sich von den Kopfschmerzen nach dem Kampf mit der Spinne allmählich erholt hatte. „Ja.“ erwiderte Nephvali rau. „Sie ist gerade von Banditen besetzt. Ich wollte vermeiden ihnen in die Hände zu laufen.“ Der Anführer der Widder stierte mit funkelnden Blick herunter. „Sie wird ihnen nicht mehr lange gehören. Wir haben in der Stadt erfahren, dass das Kaiserreich an Hraggstad ziemlich interessiert ist.“ „Das heißt sie werden bald angreifen?“ fragte Nephvali und runzelte die Stirn. „Wer weiss…“ antwortete Hal. „Noch planen sie. Legat Rikke ist für die Logistik der Legionen zuständig. Hraggstad schien es ihr aber besonders angetan zu haben. Wahrscheinlich als Rückzugsort im Notfall, sollten die Sturmmäntel Einsamkeit einnehmen.“ Seine Lippen waren rau geworden, sodass er mit der Zunge begann über sie zu streichen. Bald würden sie anfangen zu bluten. „Warum erobert ihr sie nicht?“ fragte Joric in die Runde. Nephvali warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Wir kämpfen für die Befreiung von Reach, Rekrut.“ sagte sie eisern. „Wenn du dich in die Angelegenheiten anderer Jarltümer einmischen willst, musst du zu den Sturmmänteln gehen!“ Jorics Gesicht wurde rot wie die Haut einer Tomate, als er seinen Blick zornig von der Elfe abwandte. „Lass den Jungen, Nephvali.“ mahnte Hal sie. „Er hat die Ausbildung zwar noch nicht begonnen. Aber er ist jetzt einer von uns.“ Die Dunmerin neigte mechanisch den Kopf. „Wie du meinst, Anführer!“ Sie liessen die Küste hinter sich und stoßen immer tiefer ins Landesinnere von Haafingar vor. Zunehmend wurde der Wald lichter. Und gegen Abend als die Wintersonne dabei war unterzugehen, tat sich vor dem Jungen eine atemberaubende Sicht auf. Es war ein großes Tal mit einer beeindruckenden Ebene das sich vor ihm ausbreitete. Inmitten dieser Ebene standen hunderte von dunkelgrünen Zelten, an deren Eingänge leuchtende Laternen die lange Nacht erwarteten. Joric sah hunderte von Krieger in den Rüstungen der Widder verschiedenen Arbeiten nachgehen. Er konnte nicht ermessen wie viele es waren. Doch es war nicht nur das Lager der Widder, welches ihn beeindruckte. Es war das Tal insgesamt. Auf der rechten zu Haafingar gehörigen Seite erhob sich ein hoher von Tannenwald umgebener Hügel mit verwitterten Nordsäulen. Sie schienen den Saum des Himmels zu berühren. Die große Nordruine zog sich bis nach unten in die Anfänge der Ebene in eine Art Kluft. Joric erblickte grauen Stein der zu Türmen und Brücken verarbeitet worden war, welche uralten Wächtern gleich über das Tal wachten. Wiederum auf der anderen Seite der Ebene begannen neue Hügel. Doch diese wirkten anders als der langweilige Haafingarer Wald. Zackiger, schluchtiger und wilder. „Reach…“ flüsterte der Junge sehnsüchtig, und sein Blick flog im Geist weit über die Hügel seiner Heimat hinweg. „Ja.“ knurrte Hal rau und legte ihm seine Hand auf die Schulter. „So nah und doch so fern.“ Er folgte Jorics Blick als dieser schaudernd zu der alten Nordruine blickte. „Volskygge…“ hauchte Tjerolv der sich zu ihnen gesellte. „Von allen verfluchten Löchern in Himmelsrand mussten wir ausgerechnet hier landen…“ „Was ist das für ein Ort?.“ wollte Joric wissen dem die Ruinen ebenfalls nicht behagten. „Einer der großen Tempel den die alten Nord zur Verehrung der Drachen errichteten.“ antwortete Tjerolv bitter. „Sie herrschten mit ihren Drachenpriestern wie Götter über die Menschen als ihre Sklaven. Hunderte gaben ihr Leben um diese Säulen aufzustellen. Und hunderte gaben ihren Tod, anstatt ihren rechtmäßigen Platz in Sovngarde einzunehmen…“ „Draugr…“ Der Junge bekam eine Gänsehaut. „Genau.“ Hals Blick war undurchsichtig. „Den Männern behagt der Schatten des Berges nicht. Sie fürchten das was er verbirgt. Aber was wir fürchten, fürchten auch unsere Feinde. Einen sichereren Ort an der Grenze gibt es nicht.“ Er ging mit Tjerolv weiter, während der Junge schaudernd auf die hohen Adlerförmigen Säulen schaute, als fürchtete er sie könnten jederzeit zum Leben erwachen und mit ihren Schnäbeln nach ihm hacken. Doch er nahm sich zusammen, und verbannte die Gedanken an die Toten, während er mit dem alten Usnar den anderen Gefährten folgte. „Es ist gut Angst zu haben, Junge.“ flüsterte der Alte leise und legte die Hand auf Jorics Schulter. „Dann lebst du auch länger.“ Joric nickte und versuchte jeden Gedanken an die Nord-Ruine über ihn zu vergessen. Sie wurden von den Widdern gebührend empfangen. Hal und seine Gefährten mussten mehrere Hände schütteln, während der Junge eher teilnahmslos durch die Menge in die Mitte des Lagers geschoben wurde. Es mussten hunderte Widder sein, die hier versammelt waren. Joric hörte bald auf zu zählen, als sie sich der Lagermitte näherten. Die meißten waren Nords die allesamt die Hornhelme trugen. Aber auch andere Völker erspähte man hier in den grünen Rüstungen. Joric sah neben Nords am meißten Bretonen und Orks das Lager bevölkern. Ein großes Zelt mit vielen goldgelben Widderhörnen auf grünem Grund, stellte das Herz des Lagers da. Fast schon automatisch folgte der Junge Hal, Tjerolv, Anais, Usnar und Agdash in das Zelt, das dem Anführer der Widder und seinem Kriegsrat vorbehalten war. Mit einem Schlag hielt ihn eine kräftige Hand am Nacken fest. Nephvalis erbarmungsloser Blick durchbohrte ihn regelrecht. „Darf ich fragen wo du hinwillst?“ fragte sie barsch. „Zu Hal.“ erwiderte der Junge kleinlaut. „Das ist nicht dein Platz.“ sagte die Ausbilderin streng und warf mit ihren blutroten Augen einen Blick auf ein größeres Zelt abseits der Mitte. „Da drüben ist der Schlafplatz für Rekruten.“ Ohne ihr eine Antwort geben zu wollen, trat der Junge wütend wie ihm geheißen zu einem der zahllosen Zelte, wo er vor dem Zelteingang zwei Männer in seinem Alter an einem lustigen Feuer sitzen sah. Ein blonder bartloser Reikmanne und ein junger rothaariger Nord. Letzterer warf Joric einen aufmunternden Blick zu. „Bist du auch neu?“ fragte er und lenkte die Aufmerksamkeit auf den ehemaligen Minengehilfen. Joric nickte. „Ja. Bin in Einsamkeit auf Hal und die anderen gestoßen.“ „Na toll.“ der Reikmanne war der einzige der ihm keine Beachtung schenkte. „Ein neues Opfer für die Front…“ „Hör auf zu reden und mach etwas Platz, Cosnach!“ Das Rothaar lud Joric ein sich neben den aufrückenden Cosnach hinzusetzen. „Ich bin Erik der Töter. Und du?“ „Noch kein Töter fürchte ich.“ Joric setzte sich und nahm eine Flasche billigen Nordmet entgegen die Erik ihm reichte. „War Arbeiter in der Kolskeggr Mine bis die Abgeschworenen sie plattgemacht haben. Bin Joric.“ „Freut mich.“ Erik schlug gut gelaunt in seine Hand ein. „Der Stinkstiefel neben dir ist Cosnach. Einer der guten Abgeschworenen. Falls es so etwas gibt.“ Während Joric und er grinsten, trank Cosnach nur mürrisch an seinem Met. „Halts Maul Erik. Wenn ich mich recht erinnere, hab ich sogar ich mehr Grund hier zu sein als du. Woher kommst du nochmal? Rorikstatt? Vielleicht solltest du dich lieber den Kleppern von Weißlauf anschließen.“ „Sind das nicht die Gefährten?“ warf Joric vom Alkohol redseliger geworden ein. „Stimmt.“ bestätigte Erik der sich von Cosnach nicht ärgern liess. „Aber die hauen grundlos auf alles ein. Wir Widder haben immerhin ein Ziel! Außerdem hab ich auch Familie in Reach.“ „Pfff.“ Cosnach schnaubte verächtlich. „Mir sind die Ziele der Widder scheiss egal. Was mich interessiert ist kein Fanatiker zu werden wie einige meiner Sippschaft. Oder von den Sturmmänteln umgebracht zu werden.“ „Wo du es gerade erwähnst…“ Eriks Blick bohrte sich in Cosnachs Gesicht ein. „Bist du nicht der Packesel bei Arnleif und Söhne in Markarth?“ „War.“ erwiderte der Reikmanne gereizt. Offenbar hatte Erik ein heikles Thema angesprochen. „Und die korrekte Berufsbezeichnung ist Lastträger. Aber wegen den verdammten Sturmmänteln ist der Handel in der Stadt komplett im Arsch. Kein Handel, keine zu tragende Lasten, keine Arbeit, kein Geld und dementsprechend kein Alkohol! Und bevor ich diesem Loch einer Wohnkaserne verrecke, tu ich das lieber hier im Matsch mit Met in der Kehle.“ „Wie du siehst Joric hat jeder hier seinen Grund mitzumachen.“ lachte Erik leutselig. „Wir sind Brüder.“ „Bevor ich dein Bruder werde, springe ich lieber freiwillig von der Klippe.“ Cosnach ertrank seinen Unmut weiter in Met. Joric dem die Stimmung zu klamm geworden war, versuchte das Thema zu ändern. „Wie viel Mann sind wir eigentlich.“ fragte er in die Runde. „Angeblich bis an die 500.“ Erik schaute sich verstohlen um. „Hal hat die Widder vor drei Jahren ins Leben gerufen. Zuerst besaßen sie nichts. Also begannen sie ein Banditenloch nach dem anderen leerzuräumen. Dann ging es Kaiserlichen Patrouillen und den Abgeschworenen an den Kragen. Die Gerüchte von den Freiheitskämpfern die für Reachs Autonomie streiten verbreiteten sich. Und mit der allgemeinen Unzufriedenheit kamen immer Leute dazu. Toryggs Ermordung war sicher einer der Hauptgründe warum die Zahlen steigen. Mittlerweile wissen alle das etwas passieren muss.“ Joric nickte. Für einen Moment blickte er trübsinnig in die Flammen und dachte über die aktuelle politische Lage seiner Heimat nach. „Durch Igmunds Inkompetenz ist es nur eine Frage der Zeit bis entweder die Silberblut oder Madanach auf dem Thron der Trauer sitzen.“ verkündete er düster. „Ich habe keine Sekunde gezögert als Hal mich einlud beizutreten.“ „Ich auch nicht.“ Erik trank einen weiteren Schluck. In diesem Moment stand Cosnach auf, und stapfte ins Zelt davon. „Wohin, Cosnach?“ fragte er den Reikmannen erstaunt. „Der Met ist alle.“ war die einzige Antwort. Erik zuckte mit den Achseln. Und sprach mit seinem neuen Freund Joric weiter, der seinen Ärger über Nephvali wieder runtergeschluckt hatte. Währenddessen hielt die Nacht weiter Einzug und hunderte Soldaten der Widder um sie herum machten sich entweder für den Schlaf oder ihre Wachschicht bereit. ----------- Im großen Zelt war indes die Führung der Widder um eine große Karte des Jarltums Reach versammelt. Hal stützte eine seiner Hände auf der großen Karte ab, während er Einzeichnungen mit dem Auge genau verfolgte. Nachdenklich kratzte er sich mit seiner anderen Hand am Bart. Agdash kippelte indes auf einem Stuhl und polierte seine Axt mit einem abgewetzten Stück Leder. Anais las in einem Buch, und liess Nephvali, Tjerolv, Usnar und schließlich Hal mit ihrer Unterhaltung allein. „Mit den von Halmar in Weißlauf erst kürzlich angeworbenen 36 Söldnern haben wir die Grenze von 490 Mann übersprungen. Gut möglich das wir mit dem heute beigetretenen Minenjungen längst drüber liegen.“ sprach Tjerolv und blickte Hal über den Tisch hinweg an. Die Augen des Anführers der Widder huschten über die eingezeichneten Markierungen, bis sie schließlich an dem eingetragenen grünen Fähnchen bei Volskygge hängen blieben. „500. So viele wie Ysgramor zur Befreiung von Himmelsrand aus Atomar mitführte.“ „Auf den Zahlen dürfen wir uns keinesfalls ausruhen, Anführer.“ Nephvali stand kerzengerade mit den Armen hinter ihrem Rücken verschränkt. „Bis die Schneeschmelze eintritt kann ich unseren neuen Rekruten das nötigste beibringen, um nicht in den nächsten fünf Minuten in der Schlacht zu sterben. Aber es wird nicht reichen.“ „Natürlich wird es nicht reichen.“ Hals Blick und der ihre trafen sich. „Aber wir können nicht länger warten. Nicht länger als bis zur Schmelze.“ „Reichen die Vorräte überhaupt so lange?“ Anais blickte von ihrem Buch nicht auf, als sie die Frage stellte. „Mit derzeitigen Rationierung schon.“ erwiderte Usnar und blickte sie aufmerksam an. „Problematisch ist der Alkohol. Die meißten unserer Jungs sind Nords. Aber auch die halten sich auf Dauer ungern im Schnee auf. Nur der Alkoholkonsum hält sie bei Laune. Und der Met geht mehr oder weniger zu Neige.“ „Wie ich bereits vorhin anmerkte…“ fügte Nephvali nüchtern an. „Was können wir tun?“ Hal blickte zu allen Seiten um nach einer Antwort zu suchen. „Wir können kaum nach Einsamkeit zurückkehren um das Warenlager der Ost-Kaiserlichen Handelsgesellschaft auszuräumen.“ Tjerolv schüttelte den Kopf. „Eben. Wir werden in der Stadt für Gesprächsstoff gesorgt haben. Ein zweiten Besuch können wir getrost vergessen.“ „Warum räumen wir nicht die Taverne in Drachenbrügge?“ grunzte der Ork. „Hast du eben zugehört, Agdash?“ fuhr Nephvali ihn an. „Zu viel Aufmerksamkeit!“ „Und zu aufwendig.“ Hal blickte verdrossen zur Seite. „Es wäre den Aufwand nicht wert…“ „Was ist mit den Khajit-Karawanen?“ Usnar kahler Kopf suchte in der Runde nach Zustimmung. „Sie würden sicher hierherkommen.“ „Und noch mehr unnötige Aufmerksamkeit auf uns erzielen.“ entgegnete Hal mürrisch. „Bei Ysmir, Hal!“ Tjerolv haute mit der flachen Hand auf den Tisch. „Alle Alternativen sind schlecht. Aber Usnars Vorschlag ist bisweilen der beste! Die Khajit sind bekannt dafür gegen ein gewisses Entgelt den Mund zu halten.“ Der Anführer der Widder schwieg einen Moment. Der Vorwurf seiner rechten Hand traf ihn, doch er schluckte den Ärger herunter. „Bist du dir darüber sicher?“ Seine Augen lagen auf seinem alten Weggefährten. Usnar nickte. „Halmar meinte sie lagern gerade bei Drachenbrügge.“ „Es gäbe noch eine zweite Alternative.“ Die Blicke im Raum wandten sich auf die Bretonin zu, die in ihr Buch vertieft schien. „Steht das in deinem schlauen Buch drin?“ wollte der Ork verächtlich wissen. „Nein tut es nicht, Ork.“ Anais Augen ruhten kühl auf den Orsimer. „Aber du solltest es mal versuchen. Lesen bildet!“ „Anais.“ unterbrach Hal müde. „Spuck deinen Vorschlag aus.“ „In den aktuellen Berichten der Wache war die Rede von einem Schiffswrack, dass offenbar an der Küste Haafingars gesichtet wurde. Scheinbar haben sich Banditen da häuslich eingerichtet.“ Die Dunmerin nickte. „In den Aufzeichnungen eines der Banditen beim Eisenkammnest wo ihr heute morgen rausgebrochen kamt, war die Rede von einem solchen Wrack.“ Sie verengte die blutroten Pupillen. „Ich glaube der Name war ´Waisenträne´. „Und keinem ist bisher eingefallen dort etwas aufzuräumen? Warum wohl?“ aus Tjerolvs Stimme klang bitterer Sarkasmus. Anais legte das Buch zur Seite. „Ich weiss das es eine Tötungsmission wäre. Aber nicht notwendigerweise für uns.“ „Das Risiko dafür ist groß, Anais.“ Der alte Usnar schüttelte den Kopf. „Wir wissen nicht mal wie viele Banditen es sind.“ „Dennoch können wir davon ausgehen, dass diese Halunken nicht ohne Vorräte sich freiwillig den eisigen Winden des Geistermeeres aussetzen.“ In Hals Kopf keimte eine Ahnung. „Und mit Vorräten meine ich Met!“ Er blickte seine Gefährten unschlüssig an. „Wenn wir auf einen großen Trupp verzichten, und es langsam angehen könnten wir da rauskommen. „Das Wrack liegt nicht weit von Hraggstad entfernt.“ Usnar legte seinen Kopf schief. „Sicher können sie ihre Freunde in der Feste warnen. Und wenn das der Fall ist, wird es für uns ungemütlich.“ „Dann müssen wir es klug angehen.“ Anais trat an den Tisch heran. „Ihr wolltet eine billige Alternative wissen. Eine Alternative die uns den Einkauf bei den Khajits erspart. Hier ist sie!“ Schweigen erfüllte die Führung der Widder. Hal wusste, dass die Meinung über Anais Vorschlag gespalten war. Aber zumindest gab es eine. „Ich bin auch nicht sonderlich begeistert.“ entschied er schließlich. „Aber unsere Geldmittel sind nicht unbegrenzt. Das Heer zu unterhalten kostet schon genug. Wir müssen an den Met günstiger herankommen.“ Er richtete sich auf und blickte alle Anwesenden an. „Wie wäre es damit?“ Usnar und Tjerolv werden sich inkognito nach Drachenbrügge begeben, und die Khajit in unser Lager einladen. Wir anderen werden in der Zwischenzeit die ´Waisenträne´aufsuchen und schauen ob wir sie leerräumen können. Wenn wir scheitern erleichtern wir im Notfall unseren Geldbeutel bei der Karawane.“ „Erwarte keinen Kinderspiel, Anführer.“ Nephvalis Augen verengten sich zu Schlitzen. „Ein Schiffswrack wird so gut bewacht wie die Augäpfel des Kaisers!“ „Das weiss ich, Nephvali.“ Hals Augen drangen an ihr vorbei in die eisige Winterkälte nach draussen. „Aber ich werde notfalls jeden einzelnen Banditen töten, als das ich meine Männer ohne Met im Winter versauern lasse!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)