Schwarzrot - Dunkelheit kann man nicht färben von ginakai ================================================================================ Kapitel 7: Wahrheit oder Lüge? ------------------------------ Akais Körper zuckte und verkrampfte sich, kämpfte gegen die Fesseln an und konnte sich doch nicht befreien. Er schrie und doch kam kaum ein Stöhnen über seine geknebelten Lippen. Seine Finger krallten sich in die Stuhllehnen, an die sie gefesselt waren. Tränen traten ihm in die Augen und liefen dem Schwarzhaarigen die Wangen herab, als es genauso plötzlich aufhörte, wie es begann. Mit bebender Brust versuchte sein Körper wieder Sauerstoff in die Lungenflügel zu pumpen, doch sein ganzer Körper zitterte und erholte sich nur langsam von dem Schock. Arrak beobachtete die Vorgänge zufrieden. Mit dem Schalter in seiner Hand konnte er die Elektroschocks jederzeit und so lange er wollte auslösen. Dies beeinträchtigte aber das empfindliche Gerät, welches die Hirnströme las, weshalb er den Schalter nur betätigte, wenn dieser empfindliche Teil ausgeschaltet war. Bei der Kombination der Geräte, die er sich ausgedacht hatte, schalteten sich die Geräte selbstständig ein und aus, wenn ein Stromschlag erfolgte und nahmen dadurch keinen Schaden. Sobald sich die Atmung des Agenten etwas beruhigt hatte, riss Arrak dessen Kopf hoch und entfernte das Klebeband mit einem Ruck. Böse blitzte ihn das grüne Auge an, während das andere wie entrückt wirkte, mit dem vielen, von kleinen, roten Äderchen durchzogenem, Weiß. Er konnte fühlen, wie sich jedes Mal, wenn er in dieses Auge sah, etwas zwischen seinen Beinen regte. Er leckte sich erneut kurz über die Lippen. Nur zu gerne würde er wissen, wie es sich anfühlen würde, dieses Auge zu berühren... "Später," schwor er sich. "Dafür ist später noch Zeit." Er drehte sich von dem Agenten weg und zog einen Stuhl für sich selbst heran, den er gegenüber von dem Schwarzhaarigen aufstellte. "Du weißt, wie es abläuft, also lass uns loslegen," sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen, von welchem er wusste, dass es seinen Gefangenen einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Er aktivierte die Geräte und ließ sich dem totgeglaubten Agenten gegenüber, auf den soeben aufgestellten Stuhl sinken. Da Akai nun wieder die Gelegenheit zum Reden hatte, wären ihm schon beinahe ein paar falsche Worte, oder gar Kraftausdrücke, über die Lippen gewichen. Doch er konnte sich noch zurückhalten und schweigen. Denn er wusste, eine falsche Bewegung, ein Satz und auch schon ein falscher Gedanke würde direkt im nächsten Moment mit einer Bestrafung erfolgen. Er wollte so einen Stromschlag wie eben so schnell nicht noch einmal spüren, aber sein Gefühl verriet ihm irgendwie genau das Gegenteil. "Kein. Falscher. Gedanke.", befahl der Agent sich kurz und versuchte seinen Kopf von allmöglichen, überflüssigen Gedanken zu befreien, um klar denken zu können. Kaum war ihm das so einigermaßen gelungen, begann sein Gegenüber auch schon wieder zu sprechen: "Ich würde dir raten einfach ehrlich zu sein, dann hast du vielleicht auch ein bisschen Spaß." Diese Worte waren fast provozierend genug, um wieder zu einem falschen Kommentar anzusetzen. Doch Akai konnte sich beherrschen. Er tat einfach so, als hätte er den Typen nicht gehört und ignorierte alles weitere. Arrak verschränkte inzwischen die Beine und nahm eine gemütlichere Sitzhaltung auf dem Stuhl ein, bevor er seine erste Frage stellte: "Fangen wir doch einfach an - und ich wiederhole dabei einfach meine Frage, die ich dir schon gestellt habe, bevor du hier aufgewacht bist: Wie lange arbeitest du schon mit Gin zusammen?" Akai antwortete kaum eine Sekunde später. "Ich war sein Gefangener.", meinte er. Dieselbe Frage, gleiche Antwort. Noch nicht schwer einen dieser unerträglichen Schläge zu vermeiden. Sein Peiniger hingegen lachte leicht. "Hältst dich wohl für ganz schlau, was?", dass der Agent bewusst versuchte, es sich leichter zu machen, bemerkte er sofort. Doch da hatte dieser die Rechnung ohne ihn gemacht. "Ich wusste ja gar nicht, dass sich ein Gefangener ein Bett mit seinem Entführer teilt, wie erklärst du mir das?" Und schon hatte er direkt ins Schwarze getroffen. Akais Augen weiteten sich. "Hat er etwa-" Der Gedanke wurde durch einen Stromschlag unterbrochen. Zwar nicht ganz so heftig wie der Erste, doch auch der sorgte dafür, dass ihm ein qualvoller Schrei entwich und seine Muskeln sich verkrampften. Es dauerte nur einen kurzen Moment an, doch es reichte, um ihn anschließend nach Luft schnappen zu lassen. Er sah in das amüsierte Gesicht seines Gegenübers. "Und da haben wir schon die erste Lüge, warum hörst du nicht einfach auf mich?", sprach Arrak belustigt, ohne eine Antwort zu erwarten, denn er stellte sogleich die nächste Frage: "Wie intensiv war eure Beziehung zueinander also? Hast du ihm geholfen? Ich habe zwar schon gehört, dass Gin ganz vernarrt in dich war, allerdings auf eine andere Art und Weise.", "Er wollte meine Hilfe nicht.", lautete die Antwort seines Opfers. Dass das mehr oder weniger wirklich die Wahrheit war, wusste Arrak natürlich nicht. Er zog eine Augenbraue nach oben und war überrascht, dass keine Reaktion vom Gerät erfolgte. "Und wie war es dir dann möglich, doch in seiner Nähe zu sein?", stellte er einfach seine nächste Frage. "Ich lass mich eben nicht abweisen." Wieder erfolgte die Antwort schnell. "Zu schnell. Aber warum ist er so siegessicher?", dachte Arrak unzufrieden, dass der Lügendetektor wieder nicht reagierte. Aber er hatte nicht vor aufzugeben, da ihm bereits klar war, dass Gin die Schwachstelle des Agenten war und man nur den richtigen Punkt treffen musste. "Ich bekomme die Wahrheit schon noch raus," schwor sich Arrak im Stillen. "Es ist nur eine Frage der Zeit." "Gin war noch nie der Typ, der Aufdringlichkeit zu schätzen wusste. Wie hast du ihn überzeugt?", stellte er daher die nächste Frage. Doch Akai sah den Braunhaarigen einfach nur an und schwieg. "Wie du willst, dann stelle ich eben mal ein paar Theorien auf...", meinte Arrak und tat unbeeindruckt, behielt den Agenten jedoch genauestens im Auge. Selbst wenn die Technik versagen sollte - wovon er noch nicht überzeugt war - würden ihm kleinste Reaktionen verraten, wenn er richtig lag. "Es könnte sein, dass du mitbekommen hast, dass Gin beseitigt werden soll und daher beschlossen hast, deine Tarnung aufzugeben, vielleicht in der Hoffnung, Gin würde dich nicht mehr verfolgen..." Keine Reaktion. Weder von dem Gerät, noch von Akai. "...Aber das ergibt recht wenig Sinn, so unvorsichtig wärst du nicht... aber vielleicht bist du ihm ja zufällig begegnet. Rum wird...." Ein Zucken von Akais Lippen, gefolgt von einem Schrei, befriedigte den Foltermeister. "Na also, geht doch." Lächelnd verlangte er: "Woran hast du gerade gedacht?" "Geht dich ein-" Der restliche Satz ging in einem weiteren Schrei unter. Keuchend schnappte Akai nach Luft. "So kommen wir nicht weiter, du musst schon die Wahrheit erzählen," hörte er Arrak sagen. "Woran?", fragte sich der Schwarzhaarige währenddessen. "Woran erkennt dieses Gerät, wann es reagieren muss?" Tränen ließen seine Sicht verschwimmen und er biss die Zähne fest zusammen, um weiterhin zu schweigen. "Sturköpfig, was? Aber das wirst du nicht lange durchhalten. Wie viele Stromschläge kannst du wohl noch schweigen? Einen? Drei? Wenn du die nächste Frage nicht beantwortest, entscheide ich mich vielleicht dazu, die Dauer der einzelnen Sequenzen zu erhöhen," drohte Arrak. "Wie bist du Gin begegnet?" Widerstrebend fügte Akai sich. Er musste zugeben, dass eine Erhöhung der Dauer der Stromschläge, ihn viel zu schnell an seine Grenze bringen würde. Dann könnte er nicht garantieren, die wichtigen Informationen zurückhalten zu können. "Zufällig... in einer... Seitenstraße...", beantwortete der Agent die Frage, während er noch versuchte, seine Atmung wieder zu beruhigen. "Genauer!", verlangte Arrak. Kurz schloss Akai sein Auge, bevor er sich die Worte zurechtlegte und... der Stromschlag traf ihn unerwartet und diesmal dauerte es länger, bis sich Akai genug davon erholt hatte, um weiterreden zu können. "Du lernst es nicht, was?", wurde ihm vorgeworfen, doch gleichzeitig bemerkte der Agent die Zufriedenheit in der Stimme seines Peinigers. "Er liebt es, andere Leiden zu sehen," wurde dem Schwarzhaarigen bewusst und fragte sich erneut, was die Stromschläge auslöste. Arrak wurde die Pause offensichtlich zu lang und er verlangte erneut: "Rede!" "G-Gin ist... vor mir... bewusstlos geworden ...", diesmal verbot sich Akai, sich direkt an das Ereignis zu erinnern und konzentrierte sich allein auf die Worte, die er sagte. "Verstehe! Und du hast ihn dann einfach aufgelesen und mitgenommen?", wollte Arrak ungläubig wissen. "Ja." Darüber musste Akai nicht nachdenken. "Also schön..." Arrak runzelte die Stirn. "Lassen wir die Frage, wie du Gin überzeugen konntest mal außen vor... Ich gehe mal davon aus, dass ihr gemeinsam in dem alten Keller wart, den Rum benutzt hat...", nach einer bedeutungsvollen Pause, in der Arrak vermutlich irgendeine Reaktion erwartete, die nie erfolgte, fuhr er scheinbar unbekümmert fort: "...Warst du es, der Rum getötet hat?" "Nein." "Ja." Stille. Erstaunt stellte Akai fest, dass kein Stromschlag folgte. "Wieso? Was ist anders als…", "Hat Rum dir dein Auge beschert?", wurde Akais Gedankengang von Arraks nächster Frage unterbrochen. "Ja," antwortete Akai diesmal mit der Wahrheit. "Hm... War noch jemand bei dir und Gin?" Durch diese Frage blitzte kurz ein Bild von Merlot durch den Kopf des Agenten und gerade, als er verneinen wollte, kam der nächste Stromschlag. "Ich werte das mal als ein JA und gehe davon aus, dass du jemanden decken willst...", sprach Arrak nachdenklich weiter, sobald sich Akais Atmung soweit beruhigt hatte, dass er ihn wieder verstehen konnte. "Wer war dabei? Kollegen vom FBI oder vielleicht... Merlot?" "FBI," presste Akai zwischen seinen Lippen hervor, während ihn sein Peiniger verwundert musterte. Es gab keinen Stromschlag. "Wer hat Wodka getötet?", stellte Arrak eine Frage, auf die er zwar schon die Antwort wusste, doch er hatte ein komisches Gefühl. "...Rum," war die zögerliche Antwort. "Bilde ich mir das nur ein? Ich hätte vorhin schon fast geglaubt er... aber nein, das kann nicht sein," überlegte Arrak. Doch ganz konnte er seinen Verdacht nicht abschütteln. "Wie?", hakte der Braunhaarige nach. "Er... wollte auf mich schießen, wurde aber... abgelenkt..." Akai sprach langsam. Versuchte sich gleichzeitig auf die Antwort zu konzentrieren und dabei darüber nachzudenken, was der Grund war, dass er bereits zwei Mal lügen konnte. "Wodurch wurde Rum abgelenkt?" "Von Gin…" "Wurde dein Auge auch dabei verletzt?" "...Ja." "Wie?" Die Fragen folgten schnell aufeinander. Akai war klar, dass dadurch verhindert werden sollte, dass er sich Lügen ausdachte. Doch dies waren Dinge, die er nicht aussprechen wollte. Selbst seinen Kollegen hatte er nichts davon erzählt. Nur Gin. Der Agent kämpfte gegen die Erinnerungen an. Er wollte das nicht sagen. "Wie wurde dein Auge verletzt?", wiederholte sein Peiniger die Frage. Akai presste die Lippen aufeinander. "Komm schon, du kannst mir doch dieses interessante Detail nicht verschweigen," meinte Arrak in einem Tonfall, der Akai einen Schauer über den Rücken jagte. Es war nicht beängstigend, sondern... "...ekelerregend, als würde er sich einen runterholen...", dachte Akai. Als er seinen Peiniger ansah, war er fast erstaunt, diesen noch mit geschlossener Hose zu sehen. "Wie ist es Rum gelungen, dir dieses wunderschöne Auge zu verpassen, Schneewittchen?", grinste der Braunhaarige seinen Gefangenen an. "Ich darf nicht darauf eingehen...", erinnerte sich der Agent selbst, obwohl er den Typen für diesen Spitznamen fertig machen wollte. Doch es war ihm klar, sollte er darauf reagieren, würde Arrak ihn dauerhaft verwenden. "Ist doch egal wie," versuchte der Agent auszuweichen. "Oh, für andere vielleicht, nicht aber für mich," meinte Arrak. "Immerhin ist es echt selten, so ein Auge zu sehen. Es ist wirklich eine Kunst, das so hinzubekommen. Und ich verstehe mein Handwerk, wenn du verstehst was ich meine." Arrak plauderte, als würden sie gerade in einem Café sitzen. "Wie hat er es angestellt? War es überhaupt Rum oder war es eine Unvorsichtigkeit? Ein Unfall?" Obwohl Akai dagegen ankämpfte, tauchten die Bilder jenes Abends im Keller vor seinem geistigen Auge auf. Gerade als er zu einer weiteren ausweichenden, leicht bissigen Antwort ansetzte, durchfuhr ihn der Stromschlag. Akai schrie, krallte seine Hände in die Stuhllehnen und wartete auf das Ende, doch der Strom fuhr weiter durch seinen Körper. Als es endlich aufhörte, konnte er Arrak leicht lachen hören. "Ich habe dich gewarnt. Nach einer bestimmten Anzahl erhöht sich die Dauer der Stromschläge." Akais Körper zitterte und er schnappte schwer keuchend nach Luft. Ihm wurde etwas schwindelig und sein Sichtfeld war wieder verschwommen. Erst nach mehreren Minuten gelang es ihm halbwegs, seinen Körper etwas zu beruhigen. Er bemerkte, dass Arrak aufstand und etwas aus seiner Hosentasche zog. Dann verschwand er kurz aus dem Sichtfeld des Agenten und im nächsten Moment wurde ihm eine Wasserflasche mit langem Strohhalm zwischen die Beine geschoben. "Ich muss kurz was erledigen. Du solltest in der Zwischenzeit etwas trinken, deine Stimme klingt ein wenig rau. Nicht, dass es mich stören würde, ich mag sowas eigentlich, aber wir wollen ja nicht, dass du mir nicht mehr antworten kannst, weil dein Hals zu trocken ist, was?" Dann verschwand er und Akai hörte, wie sich eine Tür öffnete und schloss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)