Schwarzrot - Dunkelheit kann man nicht färben von ginakai ================================================================================ Kapitel 6: Déjà-vu ------------------ Akai verspürte ein kurzes Gefühl von Déjà-vu, als er langsam wieder zu Bewusstsein kam. Obwohl sein Körper noch betäubt war und er dank den Nachwirkungen des Betäubungsmittels keinen Muskel rühren konnte, spürte er, dass er an einen Stuhl gefesselt war. Er konnte hören, wie jemand Anweisungen gab und seine Position verändert wurde, doch er konnte nichts dagegen tun. Es gelang ihm nicht mal, sein Auge zu öffnen. Doch die Stimmen lösten die anfängliche Illusion auf, dass er noch bei Gin war. Dass er die letzten Wochen nur geträumt hatte und in Wirklichkeit noch immer an den Stuhl gefesselt darauf wartete, wie sich der Mörder entschied. Nach und nach konnte sich der Agent besser auf seine Umgebung konzentrieren. Sein Körper gehorchte ihm noch immer nicht, aber er konnte die Stimmen jetzt verstehen, die ihn umgaben. Besonders eine befehlende, männliche Stimme drängte sich in den Vordergrund. "Nein! ... macht... sein!", obwohl er nur Bruchteile der Unterhaltung verstand, konnte er erkennen, dass diese Person unzufrieden und wütend schien. "Geht einfach! Ihr seid mir hier sowieso nur im Weg!" Daraufhin hörte Akai wie eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde, woraufhin Stille herrschte. Einen Moment lang glaubte er allein zu sein, doch dann hörte er ein leichtes Kichern, gefolgt von den Worten: "Mal sehen wie gut du dich als Gejagter anstellst, Gin." Dem Agenten lief ein kalter Schauer über den Rücken. Ihm war längst klar, in welcher Situation er sich befand, und konnte erahnen, dass ihm eine weit aus schlimmere - und vermutlich auch längere - Folter als bei Gin bevorstand, - immerhin hatte der Silberhaarige nie sein ganzes Können angewendet - doch trotz seiner eigenen Lage konnte Akai nicht anders, als an Gin zu denken. "Pass auf dich auf, Geliebter." "Oh! Ist das Schneewittchen endlich auch aufgewacht!", sprach der Mann, welchen Akai längst als denjenigen erkannt hatte, der den Überfall der Wohnung geleitet hatte. "Hör schon auf einen auf bewusstlos zu spielen, ich weiß, dass du wach bist!" Akais Kopf wurde an den Nackenhaaren ergriffen und gewaltsam zurückgerissen. Der Agent unterdrückte jede Reaktion auf den Schmerz und öffnete blinzelnd seine Augen. Nur langsam gewöhnte sich seine Pupille an das grelle Licht in dem weiß gefliesten Raum und so dauerte es einen Moment, bis er das auf ihn herabblickende Gesicht des Mannes erkennen konnte. "Na also, geht doch!", meinte dieser daraufhin, ließ aber Akais Haare nicht los. Beinah wie besessen betrachtete er das Gesicht des Agenten, wobei sein Blick immer wieder zu dem verletzten Auge wanderte. "Weißt du... ich fand deine Augen hatten schon immer etwas besonderes aber das hat einen ganz neuen Reiz." Akai sah, wie die Zunge des ihm unbekannten Mannes über dessen Lippen fuhr. Wehren konnte er sich aufgrund der Fesseln nicht und eine Antwort wurde von dem Klebeband über seinem Mund verhindert. Der Agent konnte nur in das Gesicht über ihm sehen und sich die Details einprägen. Er vergaß die Gesichter seiner Feinde nie, doch diesem Typen war er noch nie begegnet. Breite Augenbrauen spannten sich über tief gelegene, ockerfarbene Augen und die kurzen braunen Haare umrahmten ein kantiges, fast quadratisches Gesicht. Endlich ließ der Unbekannte ihn los und Akai erlangte so zumindest die Bewegungsfreiheit seines Kopf wieder. Der Mann ging zu einem Tisch in der Nähe, auf dem mehrere Kabel und Elektroden lagen und beschäftigte sich mit ihnen, während er einfach weiter redete. "Du kannst dir bestimmt denken, wo du hier bist und warum du hier bist. Es gibt ein paar Dinge, die ich von dir wissen will. Aber bevor ich dich von dem Klebeband befreie, müssen wir dich noch ein klein wenig... sagen wir vorbereiten." Mit einem breiten Grinsen im Gesicht drehte er sich zu dem Schwarzhaarigen um. Er hielt etwas in den Händen, doch erkennen konnte Akai es nicht, da sich der Typ schneller auf ihn zubewegte und seine Hände außerhalb von Akais Sichtfeld brachte, als er ihm mit seinem Auge folgen konnte. Erst direkt vor dem Agenten blieb der Braunhaarige stehen. Er lehnte sich vor, legte etwas auf dem Schoß des Agenten ab und näherte sich ihm noch weiter. Am Liebsten wäre Akai zurückgewichen, doch dies würde in den Augen seines Foltermeisters einer Schwäche gleich kommen, die er ausnutzen würde, also zwang er sich dazu, den Kopf weiterhin gerade zu halten und nicht zurückzuschrecken, als ihm ins Ohr geflüstert wurde: "Ich mag dein neues Auge wirklich. Du musst mir nachher unbedingt erzählen, wie du dazu gekommen bist." Plötzlich spürte Akai eine Hand an seinem Hals, die sanft, schon fast zärtlich, genau über die empfindlichen Stellen strich und tiefer wanderte. Knopf für Knopf wurde sein Hemd geöffnet. Als alle offen waren, legte sich eine warme, mit Schwielen besetzte Hand auf seine Brust, genau über dem Herzen. Der Schwarzhaarige kämpfte darum die Ruhe zu bewahren. "Alles was dieser Mistkerl tut, zielt nur darauf ab, mich zu schwächen. Mich für die folgende Befragung labil zu machen. Ich darf mich davon nicht beeinflussen lassen..." Doch obwohl er sich das selbst wieder und wieder vorsagte, starrte er den Braunhaarigen wütend an, als sich dieser weit genug entfernte, um ihm ins Gesicht sehen zu können. "Aber, aber mein Schöner," meinte dieser in einem beinah beschwichtigenden Tonfall. "Was bist du denn so aufgeregt, dass dir dein Herz gleich aus der Brust zu springen scheint? Wir haben doch noch nicht einmal angefangen." Leise lachend entfernte sich Akais Peiniger wieder und nahm eine Tube vom Tisch. Während er sie öffnete und den durchsichtigen Inhalt auf ein paar seiner Finger verteilte, erklärte er seinem Gefangenen: "Das altbekannte Frage-Antwort-Spiel ist etwas in die Jahre gekommen und auch wenn der Lügendetektortest ein wenig Pepp in die ganze Sache gebracht hat, wurde es doch recht schnell ausgedroschen, findest du nicht?" Er näherte sich wieder dem Agenten und verteilte die gelartige Substanz langsam auf Akais Brust, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. "Dennoch hasse ich es bei Befragungen angelogen zu werden, daher nutze ich Lügendetektoren echt gern," beteuerte der Mann. "Darum habe ich mir die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft zu Nutze gemacht und etwas ganz neues erfunden: Den Gedanken-Bestrafungs-Detektor!" Er hob beide Hände in die Luft, als wäre er der Erstplatzierte in irgendeinem Rennen. Akai interessierte dessen Selbstgespräch hingegen kaum. Er fragte sich viel mehr, was da gerade auf seiner Brust verteilt worden war. Dem Braunhaarigen entging Akais fehlende Begeisterung natürlich nicht, tat es aber einfach mit einem Schulterzucken ab. "Okay, das ist etwas übertrieben. Genaugenommen habe ich nur einen Elektroschocker mit einem der modernsten Lügendetektoren kombiniert." Ein Elektron, wie es auch bei EKGs verwendet wird, wurde vor Akais Auge gehalten. "Ein paar von den Dingern an den richtigen Stellen..." Akai spürte, wie ihm an verschiedenen Stellen auf der Brust etwas angeklebt wurde, "...und schon können wir eine Menge Spaß miteinander haben," meinte der Typ fröhlich. "Wobei es natürlich von deiner Kooperation abhängt, wie viel Spaß genau." Akais Peiniger verteilte noch mehr dieses Gels, das vermutlich die Übertragung verstärken sollte, auf seinen Fingern und verließ dann Akais Sichtfeld. Kurz darauf spürte er etwas an seinen Haaren, doch als er den Kopf automatisch davon wegziehen wollte, krallte sich eine Hand fest in seinen Hals. "Schön still halten...", wurde ihm ins Ohr geflüstert. Mit ruhigen, kreisenden Bewegungen, wurde auch an bestimmten Stellen von Akais Kopf Gel verteilt und kurz darauf Elektroden angeklebt. Dabei erklärte ihm der Typ ausführlich wie schwierig es war, die richtige Position am Kopf zu bestimmen und was alles schiefgehen konnte. Die Hand um seinen Hals löste sich kein einziges Mal. Als Akais Peiniger endlich zufrieden schien, wurde Akais Hals aus der Umklammerung entlassen. Mit geübten Fingern befestigte der Braunhaarige die Kabel an den Elektroden. "Nur damit wir uns sicher sein können, dass auch wirklich alles funktioniert, machen wir einen kleinen Probedurchlauf, ja? Ich muss ja immerhin wissen, ob die Stromstärke richtig eingestellt ist. Ich drücke nur kurz auf den Knopf hier und dann bekommst du einen kleinen Vorgeschmack auf das, was dich erwartet, solltest du mich bei unserem folgenden Gespräch belügen. Ach und wie unaufmerksam von mir! Ich habe mich ja noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Arrak," beendete der Braunhaarige lächelnd und drückte auf den Schalter in seiner Hand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)