Hello!Project Online von JAKOzZ ================================================================================ Kapitel 24: Immer weiter! ------------------------- Die meisten Teilnehmer der dritten Audition-Runde waren bereits ausgeschieden. Bisher hatte es nur Kaede ins Finale geschafft. Shimakura Rika hatte die Menge wohl ordentlich mitreißen können, musste aber letztendlich das Handtuch werfen. Dennoch schien sie ein vielversprechender Neuling zu sein. Ihr nie bröckelndes Lächeln, egal wie schwer die Aufgabe war, egal welch schlimme Nachricht ihr mitgeteilt wurde, war nicht eine Sekunde gewichen. Reina mochte diese Ausstrahlung. Das jüngere Mädchen besaß für sie etwas Besonderes. Der Gedanke, immer optimistisch zu bleiben, wirkte so fernab der Tatsache, dass sie jeden Tag um ihr Überleben kämpften. Doch dieser naive Neuling namens Rika war vollkommen immun gegen Trauer und Verzweiflung. „Wir haben noch einen allerletzten Teilnehmer für euch! Runde Drei geht in die entscheidende Phase!“ Keitas spannungsgeladene Stimme drang in den Vorraum. Das Peitschen und Toben der Menge war unüberhörbar. Reina blickte sich um. Niemand befand sich mehr hier. Sie war tatsächlich die Letzte. Obwohl sie erwartete, von Nervosität übermannt zu werden, geschah nichts. Ihr Körper war die Ruhe selbst. Kein Zittern. Kein Bangen. Sie strotzte vor Selbstbewusstsein. Das Mädchen konnte nicht anders, als überrascht von sich selbst zu sein. Langsam schritt sie zur Tür, die in die Trainingshalle führte. Jeden Moment würde ihr Name aufgerufen werden. Sie war bereit für die Prüfung. Vor einigen Monaten noch hatte sie keine Ahnung von dieser Welt gehabt. Hello!Project Online war ein Mysterium für sie gewesen. Jede neue Entdeckung glich der Erforschung eines Traumlandes. Die Faszination des Unglaublichen. Das Treffen neuer Bekanntschaften und Freunde. Die Angst zu versagen. Der Zusammenbruch und das Durchleiden der Hölle. Schließlich das erfüllte Leben in einer Realität, an der man Tag für Tag wuchs. Reina betrachtete ihre geballte Faust. Es war ein harter Monat gewesen. Zwei Wochen lang trainierte sie, ununterbrochen jeden einzelnen Tag, mit Kaedi. Sie hatten sich gegenseitig aufs Härteste gefordert. Auf die Praxisstunden von Frau Mitsubachi folgten eigene Übungseinheiten, die sich die beiden Kenshuusei selbst erdacht hatten. Meistens vollführten sie ihre schweißtreibenden Praktiken bis in die tiefe Nacht hinein. Das Aufstehen am nächsten Morgen war jedes Mal ein absoluter Horror gewesen und nicht selten geschah es, dass Ayano Reina ins Ohr brüllen musste, damit diese endlich wach wurde. Ein Lächeln schlich sich auf das Gesicht der Fünfzehnjährigen bei diesen Erinnerungen. Dann wurde ihr wieder nach und nach bewusst, was es bedeutete, wenn sie diese Audition gewann. Eine unangenehme Nässe bildete sich in ihren Augen. Sofort ermahnte sich Reina, nicht anzufangen mit Weinen. Diesen Konflikt hatte sie in den letzten zwei Wochen öfters zu bestreiten gehabt. Der Gedanke, bald nicht mehr mit ihren Generations-Mitgliedern herumzualbern, stimmte sie traurig. Doch sie wusste auch, dass es nicht ewig so bleiben konnte, wie es jetzt war. Ein jeder von ihnen stand in der Verantwortung, voranzukommen. Sie mussten allesamt nach vorne schreiten. Das war das oberste Ziel. Aus diesem Grund hatte Reina Shimizu Saki um eine zweiwöchige Freistellung vom Kenshuusei-Unterricht gebeten. Diese hatte sie mit etwaiger Verwunderung angestarrt, doch das junge Mädchen wollte ein Gefühl dafür entwickeln, wie es war, auf sich allein gestellt zu sein. Diesen Gedankengang empfand der Captain als bewundernswert und setzte daher alle Hebel in Bewegung, um Reinas Bitte zu erfüllen. Auch wenn weder Frau Goto noch Frau Mitsubachi damit zufrieden waren, gaben sie schlussendlich nach. Und Reina hatte die freie Zeit bis aufs Äußerste genutzt. Nach einem kleinen Abstecher in der Stadt nahe dem Schloss hatte sie sich aufgemacht in Richtung eines Dorfes namens Taw. Dieses war dafür bekannt, in Bescheidenheit und Demut zu leben, um allem Weltlichen zu entsagen. Reina hatte solch eine Lebensart fasziniert, weshalb sie die Dorfbewohner darum gebeten hatte, sie für zehn Tage bei sich aufzunehmen. Es war der perfekte Ort gewesen, um sich der Einsamkeit, die sich schleichend in ihr ausgebreitet hatte, aufgrund der möglichen Trennung mit ihren Freunden, bewusst zu werden und zu lernen, mit dieser umzugehen. Entschlossen schluckte sie den Kloß im Hals herunter. Nun gab es kein Zögern mehr. Neue Herausforderungen warteten auf sie. Die Schwäche, als sie sich Murotan stellte… die Schwäche, als sie bei Goto Maki zusammenbrach… Die Schwäche, als sie voll und ganz gegen den Späher versagte… Das alles lag nun hinter ihr. Sie wollte all diese Erinnerungen in eine neue, persönliche Stärke verwandeln. Eine Stärke, die sie der ganzen Welt mit Stolz präsentieren konnte. Reina atmete tief ein und aus. Dann hörte sie es. Ihren Namen. „Yokoyama Reina! Es ist deine Zeit zu glänzen!“ Ohne einen Moment zu zögern, öffnete sie die Tür des Vorraumes und trat mutigen Schrittes in den Gang zur Trainingshalle. Sofort drang grelles Licht in ihre Augen, und instinktiv kniff sie diese zusammen. Der Jubel der Menge befand sich schlagartig auf einem ohrenbetäubenden Lärmpegel. Diese Masse an Gefäßen diente eindeutig dazu, die Stimmung auf den Siedepunkt zu bringen. Doch währen Reina in den Saal trat und sich dabei freudig umblickte, erkannte sie auch viele bekannte Gesichter. Ihre Kenshuusei-Kameraden, Kamiko und die Mitglieder von ANGERME, die Lehrer und Tsunku. Plötzlich riss sie die Augen auf. Ganz oben, auf der zweiten Ebene, wo einst Murotan sie beobachtet hatte, bevor sie entschied, die Neulinge anzugreifen, standen aufmunternd lächelnd die Mitglieder von Morning Musume. Das rasche Pochen ihres Herzens signalisierte Reina, dass sie das vermeintliche Gefühl der Aufregung wohl doch nicht zur Gänze abschütteln konnte. Als sie schließlich im Zentrum des Sportfeldes angekommen war, betrachtete sie ihre Umgebung genauer. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sich keine Objekte in ihrer Nähe befanden. Das Feld wirkte wie leergefegt. Tsunku erhob sich. Sofort wurde es stiller in der Halle. Dann sprach der Direktor mit ernster Miene: „Hallo, Reina! Du hast es bis hierhin geschafft. Das ist bereits eine großartige Leistung. Du kannst stolz auf dich sein. Doch nun wirst du ein weiteres Mal gefordert.“ Sein Blick richtete sich nach oben. Die Augen des jungen Mädchens folgten ihm. Dann öffnete sie leicht verblüfft den Mund. Am Rand der Decke klebten unzählige Holzpfähle, die systematisch über dem gesamten Feld schwebten. Tsunku ergriff erklärend das Wort: „Beim Start dieser Prüfung werden die Pfähle beginnen, einer nach dem anderen nach unten zu fallen. Deine Aufgabe besteht darin, sie zu berühren, bevor sie auf den Boden treffen. Du musst fünfzig Mal solch eine Berührung erfolgreich durchführen. Sobald der Zähler diese Zahl erreicht, hast du bestanden.“ Er wies auf eine digitale Anzeige rechts neben sich. Dort war derzeit eine Doppel-Null zu erkennen. Dann hob er noch einmal warnend den Finger: „Du solltest aufpassen. Mit jedem Pfahl, den du oder der Boden berührst, steigert sich auch die Geschwindigkeit, mit der diese von der Decke fallen. Zehnmal darfst du dir einen Patzer erlauben. Beim elften Bodentreffer scheidest du aus der Audition aus. Alles verstanden, Reina?“ Die Angesprochene nickte lächelnd und sagte entschlossen: „Ja!“ Schließlich zwinkerte er ihr zu und erwiderte mit einem Schmunzeln: „WIE du die Pfähle berührst, ist ganz allein dir überlassen. Bedenke, dass man nicht immer alles nur allein mit Körperkraft meistern kann. Halte dein Inneres sowie Äußeres im Gleichgewicht.“ Dann klatschte Tsunku in die Hände und Suzuki Keita rief freudig erregt: „So lasset die Prüfung beginnen!" Sofort nahm Reina eine alarmierte Position ein. Die Zuschauer wünschten ihr vereinzelt Glück. Einen langen Moment geschah nichts. Dann löste sich der erste Pfahl von der Decke und fiel in Richtung Boden. Er war nicht weit entfernt von dem jungen Mädchen. Sie trat ein paar Schritte zur Seite und führte einen gezielten Handkantenschlag aus. Der Pfahl wurde direkt in seiner Mitte geteilt und verschwand augenblicklich. Die Menge jubelte fröhlich. Es gab noch keinen Grund, so außer sich zu sein, dachte sich Reina. Doch höchstwahrscheinlich feierten die Zuschauer jeden einzelnen Treffer. Die Dunkelhaarige fand dies gut, denn es motivierte sie. Sogleich machte sich der nächste Holzblock auf den Weg Richtung Erde. Dieses Mal musste Reina einen kleinen Sprint zur Hallenecke machen, um ihr Ziel zu erreichen. Gleichzeitig löste sich ein weiterer Pfahl. Die Kenshuusei vollführte eine starke Kehrtwende und sprang in hohem Bogen auf die andere Seite der Fläche. Ein beeindruckendes ‚Oh‘ schallte durch die Menge. Doch es gab keine Pause für Reina. Nun legte die Prüfung richtig los. Zwei Pfähle hatten sich fast im selben Augenblick auf den Weg nach unten gemacht. Glücklicherweise befanden sie sich nah beieinander, wodurch die Fünfzehnjährige in der Lage war, sowohl mit Hand als auch mit Fuß einen zeitgleichen Treffer zu landen. Die Zuschauerreihen schrien auf. In rhythmischer Methodik wurden mehre Pfähle von der Decke abgefeuert. Nun wurde es spannend. Zahlte sich Reinas wochenlanges Training endgültig aus? Schnellstmöglich raste sie an eine der unteren Feldkanten, wirbelte präventiv um die eigene Achse, erwischte dabei den ersten Pfahl und konnte dadurch blitzschnell in die Mitte des Raumes rennen, um dort im Vorbeilaufen einen weiteren Block zu zerteilen. Durch die aufgenommene Geschwindigkeit gelang es ihr, auch den nächsten Pfahl, auf der gegenüberliegenden Seite, mit Leichtigkeit zu erwischen. Doch Panik machte sich in der Masse breit. Zwei andere Pfähle befanden sich in direktem Sturzflug in Richtung Boden. Und Reina war nicht mal annährend in Berührungsnähe. Doch schlagartig zog ein regelrechter Windstoß auf. Das Mädchen hatte sich mit aller Kraft von der Fläche unter ihr abgestoßen und sauste nun waghalsig sowie in spektakulärem Tempo quer durch die Halle. Das Krachen des ersten Pfahles war laut und deutlich zu vernehmen. Aber weitaus beeindruckender war die Leistung, welche danach folgte. Noch während sie ihr brachiales Tempo versuchte abzustoppen, richtete sie ihre Handfläche auf den zweiten Pfahl. Eine gewaltige Menge an unsichtbarer, geistiger Energie wurde ausgesandt. Und schon verpuffte der Block, kurz bevor er den Boden erreichte. „DAS IST JA UNFASSBAR! UNGLAUBLICH! MEGAMÄßIG! WAS TUT DIE KLEINE DENN DA FÜR GRANDIOSE SACHEN? WAHNSINN!!“ Keita geriet außer Rand und Band. Die Zuschauer unterstützen ihn bei seinen Lobeshymnen. Sie alle hatten mit solch einer Kontrolle zwischen Geist und Körper nicht gerechnet. Allerdings war es für Reina noch lange nicht vorbei. Sie bewegte sich bereits auf die nächsten fallenden Objekte zu. Dieses Mal schossen sie in nie zuvor da gewesener Geschwindigkeit auf die Erde zu. In einem großen Zickzack-Muster sprintete und sprang die Kenshuusei wie wild über das Feld. Schnelle Drehung, rechts. Schlagartige Wendung, links. Salto rückwärts. Jede Bewegung wurde mit Bedacht ausgeführt. Bei wie vielen Pfählen war sie bisher? Fünfzehn? Zwanzig? Reina hatte leider keine Zeit, genauer darüber nachzudenken. Sofort forderte sie die Prüfung wieder. Das Tempo der Objekte nahm abrupt zu. Dazu kam, dass auch die Menge der herunterfallenden Pfähle nicht abnahm. Schon bald musste es danach aussehen, als würde Holz von der Decke in Strömen regnen. Doch die junge Kenshuusei schlug sich hervorragend. Ihre Manöver sahen wahnwitzig aus, doch waren sie von Erfolg gekrönt. Wie in Ekstase brüllte die Menge. Und auch Keita konnte sich nicht zusammenreißen: „Wir sehen hier grandioses, meine Damen und Herren! Werden Sie Zeuge davon, wie ein Kenshuusei-Neuling zum heimlichen Star dieser Audition avanciert. Bisher gab es keinen einzigen Fehlschlag!“ Reina nahm die Zuschauer nur als ein Wirbel aus verschiedensten Farben wahr. Das rasante Tempo, welches sie an den Tag legte, forderte jegliche Konzentration von ihr ab. Ein Pfahl vor ihr wurde zerschmettert, als sie sich in der Luft drehte. Ein Bruch hinter ihr ertönte, nachdem sie sich in südliche Richtung wandte. Schon während sie die reine Gegenwart eines der unzähligen Objekte aufspürte und schließlich einen körperlichen oder geistigen Schlag darauf anwendete, war sie gedanklich bereits zwei bis drei Schritte voraus und nahm die nächsten Ziele ins Auge. Im Kopf zählte sie angestrengt mit. Bei wie vielen Treffern befand sie sich? Fünfundzwanzig? Dreißig? Sie konnte es nur schwer einschätzen. Reina riss überrascht die Augen auf. Ein Bombardement aus Pfählen wurde in brutaler Geschwindigkeit gen Hallenboden entsendet. Doch das schlimmste daran waren die vier Hölzer, die sich an allen vier Ecken der Fläche gleichzeitig losgelöst hatten. „Leute, es kommt zur entscheidenden Phase! Noch ist alles drin für die kleine Yokoyama! Sie kann glorreich scheitern… oder die erste und einzige sein, die die Prüfung ohne einen Fehlerpunkt besteht! 33 Pfähle machen sich nun beinahe gleichzeitig auf den Weg. Sie trennen nur wenige Sekunden voneinander. Oh! Mit Ausnahme von diesen vier niedlichen Kumpels da oben. Die haben sich wohl ganz unangenehm abgesprochen!“ Natürlich musste Keita in eben jenem Moment auf die Eckenpfähle verweisen, denn diese machten Reinas sekundenschnelle Planung zur Hölle. Doch es brachte nichts, wenn sie einfach nur stehen blieb. Deshalb ging sie kurz in die Hocke, um Schwung zu nehmen, und stieß sich stark vom Boden ab. Sofort hatte sie ihre Top-Geschwindigkeit des vorigen Durchlaufs weit übertroffen. Ihre gesamten Nervenbahnen und Muskelpartien waren bis zum Zerbersten angespannt. Ihr Körper brannte vor Anstrengung. All ihr Training floss in diese Minuten der Entscheidung. Eins. Zwei. Drei. Vier. Fünf. Sechs. Reina schlug einen Haken nach dem anderen und zertrümmerte dabei sekündlich Pfahl um Pfahl. Unter überraschten Schreien der Zuschauer sprang sie in eine absurde Höhe, um den ersten der bedrohlichen Objekte schon auf mittlerer Strecke abzufangen. Sofort wirbelte sie bereits in der Luft um ihre eigene Achse und fokussierte den Blick auf die nächsten Ziele. Es offenbarte sich ihr eine perfekte, geradlinige Strecke bis zur nächsten Hallenecke. Sofort als sie auf dem Boden aufkam, wollte sie in höchstem Tempo erneut zu einem Mega-Sprint ansetzen. Doch… „AUTSCH! UM HIMMELS WILLEN!! WAS IST DENN DA PASSIERT?“ Ein schreckliches Knacken hatte durch den kompletten Saal gehallt. Die Zuschauer hielt es nicht mehr auf den Sitzen vor Angst. Sie alle blickten schockiert auf Reina, die krampfhaft bemüht war, aufzustehen. Blinde Schmerzen jagten von ihrem Fuß aus durch den gesamten Körper. Sie hatte die Kontrolle über ihre Bewegungen verloren und war gestürzt, noch während sie sich in der Luft gedreht hatte. Wie in Zeitlupe sah sie eine Handvoll Pfähle auf den Boden zurasen. Angestrengt biss sie sich auf die Unterlippe. Das durfte es noch nicht gewesen sein. Dieses Missgeschick bedeutete nichts. Sie wollte nie mehr scheitern. Der plötzliche Aufschrei des jungen Mädchens und die ruckartig entfesselte Kraft, die sie leuchtend umgab, erschütterte die Zuschauer vollkommen. Gebannt starrten sie auf das Schauspiel, das sich ihnen bot. Die kleine Kenshuusei war in solch einer beeindruckenden Geschwindigkeit unterwegs, dass sie nochmals alles vorher da Gewesene in der Prüfung vollständig ausradierte. Reina befand sich im mentalen Tunnel. Sie entsandte ihren Geist und vernichtete drei Pfähle zur selben Zeit. Das Mädchen sprang erneut in die Luft, beseitigte ein Objekt in der nordwestlichen Ecke, bildete eine eigenständige Energie-Fläche, die sich seitwärts von ihr bildete, und stieß sich gekonnt von dieser ab, um schnellstmöglich einen weiteren Eckpfeiler zu erwischen. Das Zusammenspiel aus geistiger und körperlicher Stärke ging weit über das Wissen eines Kenshuusei hinaus. Und obwohl ihre Hülle von brutaler Erschöpfung geplagt war, gab Reina nicht auf. Sie wollte weitergehen. Immer weiter! Schließlich verblieben nur noch drei einzelne Pfähle. Das Mädchen hatte die Prüfung erfüllt, doch es gab noch mehr zu erreichen. Das war ihr in exakt dieser Sekunde bewusst, als sie ins Zentrum des Geschehens rannte und ihr verletztes Bein hob. Kurz bevor die drei Objekte auch nur minimal den Boden berühren konnten, vollführte Reina einen blitzschnellen Fegekick in einem perfekten 360 Grad Zirkel, welcher über die Reichweite des Beines hinwegströmte und einen regelrechten Kugelblitz entzündete. Es folgte bahnbrechende Stille. Die Pfähle waren verpufft. Kein Objekt war mehr an der Decke zu sehen. Die Zuschauer schienen sprachlos. Auch Keita konnte nicht anders, als um Atem zu rangen. Verdutzt richtete sich Reina auf und verlagerte ihr Gewicht auf den gesunden Fuß. Sie blickte sich in der Halle mit leichtem Stirnrunzeln um. Dann legte sie eine Hand auf den Kopf und grinste bis über beide Ohren, während sie fröhlich sagte: „Kein einziger hat den Boden berührt!“ Schlagartig, als hätte jemand die Boxen einer Stereoanlage auf volle Lautstärke aufgedreht, rasteten die Zuschauer aus. Jubel kam von allen Seiten. Lobpreisungen prasselten auf das kleine Mädchen in der Mitte der Halle nieder. Sie erkannt Kamiko und Murotan, die gemeinsam mit ihren Kameraden aus ANGERME begeistert auf und ab sprangen. Etwas weiter daneben blickte Reina sogar auf das Mädchen, welches sie im Korridor angetroffen hatte. Ein beeindrucktes Schimmern zeichnete sich auf dessen Gesicht ab. Auch sah sie das exzentrische Klatschen der Morning Musume-Mitglieder, welche der jungen Gruppierungs-Anwärterin bewundernd zuwinkten. Keita schrie aus voller Kehle: „DER WAHNSINN! SUPER! GENIAL! WAS FÜR EINE SHOW! WENN DIESE KÜNSTLERIN NICHT IN EINE GRUPPIERUNG KOMMT, DANN WILL ICH EINEN HUT FRESSEN! OH JA!“ Reinas Wangen färbten sich knallrot, doch sie musste lachen. Pure Glücksgefühle erstreckten sich vom Kopf bis in ihre Zehenspitzen. Sie wusste nicht, was ihre Augen zuerst einfangen sollten. Da waren so viele Menschen, die ihr das Beste wünschten. Es war ein unfassbares Erlebnis. Noch während sie von der Menge beklatscht und gefeiert wurde, entdeckte sie am Haupteingang der Halle ihre Kenshuusei-Kameraden. Sie alle winkten ihr freudig zu. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, rannte sie, leicht humpelnd, ihren Freunden entgegen. Sofort nahm Ayano sie in ihre Arme und wirbelte mit ihr im Kreis. „Du bist klasse, Reina! Du bist echt die Coolste!“ Doch sogleich bildete sich eine riesige Traube um die beiden. Unzählige Hände griffen nach der Fünfzehnjährigen. Ein Schulterklopfer nach dem nächsten folgte. Shiori, die einfach zu klein war, um bis zu ihr vorzudringen, schrie ihr fröhlich entgegen: „Glückwunsch, Reina! Das Finale gehört dir!“ Rin, Marie und Yuhane umarmten sie mit solcher Herzlichkeit. Das junge Mädchen spürte, wie all ihre Generations-Mitglieder mitgefiebert hatten. Auch Icchan, Kurumi, Momohime, Ruru, Kokoro und all die anderen wollten ihre Freude über Reinas Erfolg mitteilen. In dem ganzen Wirrwarr erkannte die kleine Heldin eine Person, die etwas abseits stand und zu ihr schaute. Es war Kaedi. Ihre Blicke trafen sich für einen kurzen Moment und die Zeit hielt an. Reina winkte lachend. Ihre Augen funkelten. Die Kurzhaarige mit dem sonst so ernsten Gesicht grinste ebenfalls. Sie hielt einen Daumen nach oben. Beide verstanden sich endgültig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)