Hello!Project Online von JAKOzZ ================================================================================ Kapitel 7: Das Wohnzimmer ------------------------- Eilige Schritte hallten durch den Korridor. Kamiko erahnte, dass es sich um mehrere Personen handeln musste. Aufgeregte Stimmen drangen an ihre Ohren. „Weiter! Weiter! Schnell!“ Die katzenartigen Augen der kleinen Dunkelhaarigen spähten zum Ende des Ganges. Fünf Präsenzen waren in höchster Alarmbereitschaft und hetzten direkt auf sie zu. „Bringt sie zum Observer-Raum! Los! Wir dürfen keine Zeit verlieren!“ Aus den schemenhaften Gestalten formten sich klare Umrisse. Zwei Männer, eindeutig Gefäße, hielten eine Krankentrage waagerecht zwischen sich. Darauf lag ein lebloses Etwas. Ihnen voraus eilte Goto Maki. Ihre Kommandos klangen laut und eindringlich. Sie wirkte aufs Äußerste nervös. Hinten dran liefen zwei Mädchen. Sie waren Kenshuusei. Ihre entsetzten Gesichter verfolgten die Szenerie. Kamikos Augen verengten sich mit einem Mal zu Schlitzen. Sie kannte die beiden. Das waren die Neulinge, die sie bei der ‚Einweihungsfeier‘ gemeinsam mit Murotan und Rikako aufgemischt hatte. Sofort richtete sich ihre Aufmerksamkeit auf die Trage. Im exakten Moment, als die Kolonne an dem ANGERME-Mitglied vorbeisauste, ohne sie auch nur im Entferntesten zu beachten, erhaschte sie einen kurzen Blick auf das zierliche Wesen. Es war die junge Kenshuusei, die Murotan die Stirn geboten hatte. Yokoyama hieß sie, überlegte Kamiko. Ihre Haut war komplett bleich. Sie gab kein Lebenszeichen von sich. Was war geschehen? War sie tot? Die Gruppe entfernte sich zügig von Kamiko. Schon während sie um eine Ecke des Ganges schritten, konnte man noch lange den Befehlston von Goto Maki und das angespornte Stapfen ihrer Begleiter hören. Dann wurde es ruhig. Das dunkelhaarige Mädchen stand eine Zeit lang an Ort und Stelle. Ihre Augen waren in die Ferne gerichtet. Für einen kurzen Moment musste sie ihre Gedanken sammeln. Erst als sie vollständig realisiert hatte, was da gerade abgelaufen war, bewegten sich ihre Füße langsam in Richtung ANGERME-Hauptquartier. Sekunde um Sekunde wurde ihr Schritt immer schneller. Bis sie schließlich zu einem Sprint ansetzte, auf den ihre Kameraden stolz gewesen wären. Sie jagte durch die Korridore, bog scharf um jede Ecke und riss Tür um Tür auf. Schließlich befand sie sich auf der Südseite des Schlosses. Kurzerhand nahm sie auf der bevorstehenden Wendeltreppe vier Stufen auf einmal. Sprung folgte auf Sprung. Und endlich erreichte sie ihren Zielort. Der Wohnraum, der ANGERME zur Verfügung stand, war mehr als nur einen kurzen Blick wert. Das Wohnzimmer, wie die Mitglieder es liebevoll nannten, war die erste Räumlichkeit, welche man beim Eintreten zu Gesicht bekam. Am  Ehesten würde Kamiko die Einrichtung mit einer Penthouse Suite in einem Nobelhotel in Las Vegas vergleichen. Auch die Größe des Raumes entsprach dieser Vorstellung. Hier konnte man es definitiv eine gute Zeit des Tages aushalten. Das Mädchen bemerkte die zwei Personen, die an der Bar in der Mitte des Wohnzimmers auf verchromten Hockern saßen und angeregt miteinander diskutierten. Kamiko erkannte die beiden als Takeuchi Akari, kurz Take, und Nakanishi Kana, genannt Kananan. Die junge Frau mit dem runden Gesicht, den fülligen Lippen und dem feuerroten Haar unterbrach das Gespräch und drehte sich zum Ankömmling. Ihre Begrüßung fiel sehr laut aus. „Kamikooo! Was reißt du denn die Tür so stürmisch auf? Wir haben noch Zeit bis wir aufbrechen.“ Für einen kurzen Moment war die Angesprochene verwirrt. Zeit? Aufbrechen? Dann fiel es ihr wieder ein. ANGERME hatte einen Auftrag erhalten. Es ging in die Außenwelt. Sofort schüttelte sie heftig den Kopf. „Was? Nein. Nein! Das ist es nicht. Ich muss mit Murotan sprechen. Weißt du wo sie ist, Take?“ Take kratzte sich bei der Frage am Kopf. Dann sprang sie vom Hocker auf. Ihr rotes Haar wirbelte dabei regelrecht durch die Luft. Ohne zu zögern formte sie mit ihren Händen eine Trichterform vor dem Mund und schrie in Richtung Flur: „MUUUUUUROOOOOOTAAAAAAAAN! KAMIKO WILL ‘WAS VON DIR!!!“ Das kleinere Mädchen erschrak komplett. Selbst nach einem halben Jahr hatte sie sich nicht an die Lautstärke gewöhnt, die dem Hause ANGERME innewohnte. Die Schwarzhaarige mit dem gewellten, schulterlangen Haar namens Kananan lachte herzhaft. „Take, ich glaube, du hast unsere Kleinste total verschreckt. Außerdem brüllst du wie ein Gorilla.“ Die Rothaarige wirbelte sofort um die eigene Achse und starrte Kana geschockt an. „Wiiiie? Ich bin doch kein Gorilla?“ Doch Kana hatte sich inzwischen ebenfalls aufgerichtet. Zumindest, wenn man das, was sie tat, als ‚aufrichten‘ hätte bezeichnen können. Sie hatte den rechten Arm so merkwürdig gedreht, dass ihre Hand die rechte Achsel berührte. Die andere Hand führte sie zu ihrem Mund, den sie wiederum zu einem übertriebenen Kussmund formte. Mit Zeige- und Mittelfinger begann sie, über die Lippen zu schnipsen und ein seltsames, kindliches Blubbern von sich zu geben. Dabei beugte sie sich weit nach vorn und rief mit bemüht tiefer Stimme: „Mu-uh-uh-uh-uh-uh-urotan! Kamiko-uh-uh-uh-uh will ‘was von dir! Uh! Uh! Uh!“ Die affenähnlichen Geräusche und die dazugehörigen Bewegungen konnte Kananan hervorragend nachmachen. Und auch wenn Take kein bisschen danach klang, war es immer wieder einen Lacher wert. Kamiko vergaß für einen kurzen Moment sogar, warum sie bis eben noch so aufgeregt war. Stattdessen brach sie in schallendes Gelächter aus. Take blickte gespielt verzweifelt von einer zur anderen. Bis sie schließlich selbst ins Lachen mit einstimmte. „Hey! Was feiert ihr hier für eine Party? Ich will mich auch freuen. Erzählt den Witz nochmal.“ Murotan war in das Wohnzimmer getreten und starrte sie mit großen, begeisterten Augen an. Die Mädchen drehten sich zu der Chaoskönigin um, inklusive Kananan mit ihrer Affen-Choreographie. Bei dem Anblick presste sich die Braunhaarige die Hand auf den Bauch und zeigte mit Tränen in den Augen auf die ‚Schauspielerin‘. „Ha ha ha! Die perfekte Take-Imitation! Genial, Kana! Nicht einmal Take selbst könnte sich so gut spielen, wie du es tust.“ Erneut kratzte sich Take am Kopf, um das Gesagte zu realisieren, während die anderen bereits auf dem Boden lagen und mit den Fäusten auf die Holzdielen schlugen. Dann riss sie die Augen auf. „HÄÄÄÄÄÄÄÄÄH? Wartet mal… !“ Es benötigte einige Minuten, bis sich allesamt wieder beruhigt hatten. Erst als die letzten Tränen aus dem Gesicht gewischt wurden, setzten sie sich gemeinsam an die Bar. Take verteilte vier Gläser und goss frischen Orangensaft in ein jedes ein. Murotan bedankte sich und tätigte einen kräftigen Zug. Dann blickte sie in die Runde. „So, nun sagt schon. Warum habt ihr mich gerufen? Gibt es etwas Wichtiges?“ Anstatt zu antworten, richteten Take und Kananan ihre Blicke vorsichtig auf Kamiko. Diese erinnerte sich schlagartig wieder an das vorhin Gesehene. Sie schluckte schwer, bevor sie mit der Sprache rausrückte. „Die kleine Kenshuusei von gestern. Die, die du dir ausgesucht hast…“ Murotan lächelte breit. „Oh ja, die war witzig. Wir sollten sie heute noch einmal beim Training unangemeldet besuchen. Icchan würde uns wohl umbringen, aber egal, lustig wäre es allemal und…“ Doch noch während sie so vor sich hin plauderte, merkte sie, dass etwas nicht stimmte. Kamikos Augen wirkten feucht und ihre Miene hatte angstvolle Züge angenommen. Murotans Freude ebbte langsam ab. „Was ist los? Was machst du für ein langes Gesicht?“ Auch Take und Kananan, die bisher schwiegen, richteten ihre volle Aufmerksamkeit auf Kamiko. Diese krallte sich mit ihren Fingern am Tisch fest und brach entsetzt hervor: „Ich habe sie gesehen. Diese Yokoyama! Ich glaube, sie hatte einen Anfall!“ Murotans Grinsen war nun vollständig gefroren. Unheimliche Stille machte sich breit. Die drei Mädchen, die Kamiko gegenübersaßen, hatten ihre Augen weit aufgerissen. Solch eine Neuigkeit war für alle ein Schock. Murotan versuchte ihre Gedanken zu ordnen. „Wie? Wann? Was ist passiert? Jemand mit ihrem Potential kann doch nicht einfach…“ Kamiko schüttelte verzweifelt den Kopf. „Ich weiß es nicht. Auf dem Weg hierher sind sie an mir vorbei. Da lag sie regungslos auf einer Trage. Du hättest die Gesichter der anderen Kenshuusei sehen sollen. Kreidebleich! Es muss etwas Unvorhergesehenes passiert sein.“ Die Angesprochene stand langsam auf. Diese Informationen mussten sowohl ihr Gehirn als auch ihr Bauch erst einmal verarbeiten. Mit bedächtigen Schritten wandelte sie gedankenversunken durch den Raum. Die Blicke der anderen begleiteten sie wie in Trance. Dann, obwohl sie noch immer von der Gruppe abgewandt war, fragte sie: „Geht es den anderen Neulingen gut?“ Kamiko runzelte die Stirn und dachte nach. Schließlich kam sie zu der Feststellung, dass sie keine Ahnung hatte, wie es den anderen Kenshuusei ging. „Das weiß ich nicht. Die beiden Begleiterinnen sahen unversehrt aus.“ Plötzlich öffnete sich die Tür des ANGERME-Hauptquartiers. Sofort drehten sich alle dorthin um. Goto Maki betrat raschen Fußes das Wohnzimmer. Ihr analysierender Blick galt zuerst Kamiko, dann den anderen drei Gruppierungs-Mitgliedern. Die gedrückte Stimmung im Raum ließ sie bereits erahnen, was das Thema war. Sofort verlor sie ihre strenge Miene und warme Worte richteten sich an Kamiko. „Es tut mir leid, dass wir vorhin so respektlos an dir vorbeigelaufen sind, Kamikokuryo. Wir waren sehr in Eile. Und wie ich sehe, konntest du, gewitzt wie du bist, Eins und Eins zusammenzählen.“ Ehe das junge Mädchen antworten konnte, fiel Murotan ihr ins Wort. „Frau Goto, was ist passiert? Wie geht es ihr? Wo ist sie?“ Die Lehrerin hob beschwichtigend die Arme und wies dann auf einen Barhocker. „Ganz ruhig. Am besten setzt du dich. Wir müssen sowieso miteinander reden. Deshalb bin ich auch hier.“ Etwas widerspenstig kehrte Murotan an ihren Platz zurück. Währenddessen richtete Kana das Wort an Goto Maki. „Gab es das jemals schon mal, dass ein Neuling direkt am ersten Tag seiner Therapie kollabiert ist? Der Observer hätte sie doch sonst nie dafür ausgewählt, wenn sie solch einen schwachen Körper besäße, oder?“ Take hatte der älteren Frau inzwischen ihren Platz neben Murotan angeboten. Diese nahm dankend an und antwortete gleichzeitig nachdenklich: „Da hast du Recht, Nakanishi. Es ist ausgeschlossen, dass der Observer solch einen Fehler macht. Ich weiß von keinem Fall, in dem eine Kenshuusei gleich am ersten Tag ausschied. Das ist tatsächlich ein Novum.“ Murotan tippelte nervös mit ihren Fingern auf der Tischplatte. „Nun sagen Sie doch endlich, wie der Stand der Dinge ist. Spannen Sie uns nicht so auf die Folter.“ Doch anstatt zu antworten, blickte Goto Maki plötzlich interessiert zu der Kleinsten am Tisch. „Was ist dein Eindruck, Kamikokuryo? Denkst du, sie hat eine Chance?“ Die Angesprochene wich mit ihrem Gesicht vollkommen perplex zurück. Kamiko hatte nicht im Entferntesten damit gerechnet, dass ausgerechnet SIE eine Diagnose stellen sollte. „Ähm… ähm… ich… äh…“ Take boxte sie überraschend am Arm. „Sei nicht so nervös! Wir alle wissen, was du auf dem Kasten hast.“ Das schwarzhaarige Mädchen schwieg für einen Moment und schaute panisch von einer Person zur nächsten. Sie alle lächelten sie aufmunternd an. Das machte sie nur noch angespannter. Etwas verkrampft kniff sie die Augen zusammen und holte sich das Bild vom leblosen Körper Yokoyamas zurück in ihr Gedächtnis. Es war dieser eine Moment. Die Sekunde, in der sie vollkommene Einsicht erhielt. Sie spürte die schwache Lebensenergie, die die junge Kenshuusei umgab. Der Fluss der Klarheit lenkte Kamikos Bewusstsein ins Innere des Mädchens. Herzschlag. Normal. Gehirnströme. Normal. Zellulare Entwicklung. Normal. Balance zwischen Körper und Geist. Normal. Schlagartig öffnete sie die Augen. Ein wundersames, berauschendes Gefühl begleitete sie. „Es geht ihr gut. Sie wird vollständig genesen… denke ich.“ Goto Maki grinste breit und warf Kamiko einen anerkennenden Blick zu. „Du brauchst nicht zweifeln. Ich bin mir sicher, du hast absolut Recht.“ Kananan und Take klatschten sich in die Hände vor Freude und führten sofort einen Jubeltanz aus. Murotan stieß einen tiefen Seufzer aus und fasste sich ans Herz. „Oha! Das war der größte Schock diesen Monat. Noch so eine Nachricht und ich kriege selbst einen Anfall.“ Die Lehrerin wandte ihre Aufmerksamkeit amüsiert der Chaoskönigin zu. „Ihr scheint ja ziemlich viel Fokus auf diesen Neuling zu legen. Die 26. Generation ist doch erst gestern angekommen.“ Nun, da die Situation nicht mehr ganz so angespannt war, lehnte sich Murotan etwas zurück und antwortete in gediegener Manier: „Das mag sein. Aber da waren einige hochinteressante Charaktere dabei.“ Goto Maki machte nun eine nachdenkliche Pose, indem sie Zeigefinger und Daumen an ihr Kinn führte. „Wo wir gerade beim Thema sind“, ihr scharfer Blick durchdrang die überraschte Murotan ohne Vorwarnung, „warum hast du die Neulinge mit solcher Wucht angegriffen? Das ist doch normalerweise nicht dein Stil. Ich habe sogar gehört, dass Kaga dich stoppen musste, sonst hätte die kleine Yokoyama schon gestern nicht mehr unter uns geweilt.“ Verlegen kratzte sich die Ertappte am Hinterkopf und grinste unsicher. „Nun ja, ich weiß auch nicht so ganz, was mich da geritten hatte. Ich wollte die Neulinge bloß erschrecken, doch dann spürte ich in ihrer Mitte so eine faszinierende Präsenz. Die Gelegenheit konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen.“ Jetzt war es Goto Maki, die sich süffisant zurücklehnte. „Und du bist der Meinung, dass diese ‚faszinierende Präsenz‘ Yokoyama war?“ Murotan lachte. „Wer weiß. Da waren einige coole Typen dabei. Auf diese Yamazaki Yuhane sollte man auch ein Auge haben. Die ist nicht von schlechten Eltern, he?“ Ihr zwinkernder Blick suchte Bestätigung bei Kamiko, die wiederum zustimmend nickte. Kurzerhand stand Goto Maki auf und richtete weitere Worte an Murotan. „Ich habe das Gefühl, du verheimlichst mir etwas“, doch obwohl dies eine vorwurfsvolle Anmerkung war, lächelte die Lehrerin, „Ich denke aber, dass ich dir in der Sache voll und ganz vertrauen kann.“ Das angesprochene Mädchen salutierte und erwiderte grinsend: „Das können Sie, Frau Goto!“ Ebenfalls lachend schritt die Ältere zur Tür und drehte sich ein letztes Mal um. Sie blickte entschlossen in die Runde. Schließlich blieben ihre Augen an Kamiko hängen, woraufhin sie sagte: „Zweifle nicht so stark an dir. Du bist etwas Besonderes. Für ANGERME. Für unsere gesamte Akademie. Vergiss das nicht!“ Das junge Mädchen stotterte ein ‚Dankeschön‘ und ehe die Gruppe sich versah, war Goto Maki auch schon verschwunden. Sofort schlug Take mit ihrer Handfläche hart auf Kamikos Rücken, wodurch diese mit überraschtem Gesichtsausdruck ein Stück nach vorne geworfen wurde. „Mensch, Kamikokuryo Moe! Du scheinst dich zu den Lieblingen der Lehrer zu entwickeln. Das wird langsam!“ Mit zuckendem Auge blickte die Gepeinigte zu der Rothaarigen. „Wohl eher nicht. Yoshiko bringt mich jedes Mal um, sobald ich eine ihrer Choreographien vergesse.“ Kana lächelte mütterlich. „Sei nicht so hart zu dir selbst. Immerhin hast du Goto Maki beeindruckt. Das heißt doch was.“ Bevor die Jüngere etwas sagen konnte, richtete sich alle Aufmerksamkeit plötzlich zum Flur. Dort stand jemand. Die Gestalt presste die Arme dicht an ihren Körper und hatte die Hände in einander gefaltet. Unsicher tapste sie sanft von einem Bein aufs andere. Ihr Gesicht wirkte so blutjung und unschuldig. Das lange, braune Haar war zu einem Zopf gebunden und fiel dem Mädchen über die linke Schulterseite. „Momonaaaaa!“ Takes Gebrüll durchbrach den Moment. Die Frohnatur mit den feuerroten Haaren trat mit großen Schritten zu dem Neuankömmling. „Das ist echt super, dass du dein Zimmer mal verlässt. Du willst doch nicht, dass wir den ganzen Spaß für uns alleine haben, oder?“ Die Angesprochene war sichtlich nervös und wusste nicht, wie sie zu reagieren hatte. Hilfesuchend richtete sie ihren Blick auf Kamiko. Diese mied den Augenkontakt vehement und betrachtete stattdessen einen purpurnen Sitzsack in der Ecke des Raumes. Kana bemerkte das, lächelte kopfschüttelnd und ging nun ebenfalls auf das neue Mädchen zu. „Kassa, hast du Lust, vor unserem Aufbruch, mit Take und mir in den Schlosspark zu gehen?“ Das Mädchen namens Kassa war sofort Feuer und Flamme. „Oh ja! Gerne!“ Take grinste breit. „Na dann, los geht’s!“ Ohne weitere Worte zu wechseln, presste Take ihre Hand auf Kassas Rücken und drängte sie Richtung Ausgang. Kana folgte ihr. Beim Hinauslaufen zwinkerte sie Kamiko verschmitzt zu. Die Schwarzhaarige atmete tief durch und legte dann frustriert ihre Stirn auf die Tischplatte. Murotan lachte und schnipste mit ihrem Finger gegen Kamikos Schulter. „Oh man, das kann ja noch etwas werden mit euch beiden. Du hast echt Schwierigkeiten damit, Verantwortung für sie zu übernehmen, obwohl du ihre direkte Ansprechperson bist.“ Kamiko schloss enttäuscht die Augen. „Ich habe einfach keine Ahnung, wie man sich als Senpai verhält. Sobald Kasahara auftaucht, habe ich nur noch das Gefühl, schnell abhauen zu wollen. Noch dazu werde ich das Gefühl nicht los, dass sie wegen mir hier ist.“ Murotan hob die Augenbrauen in die Höhe. „Wie meinst du das?“ Kamiko seufzte. „Die Lehrer kritisieren mich so oft. Meine ersten Missionen habe ich total vergeigt und euch damit beinahe auch noch in Gefahr gebracht. Der Observer sucht wohl schon nach einem Ersatz für mich. Und scheinbar hat er ihn gefunden.“ Murotan klatschte sich vor die Stirn, dann legte sie ihren Arm grinsend um Kamikos Schulter. „Du bist echt eine Nudel, weißt du das?“ Überrascht richtete sich die Angesprochene auf und blickte verwundert zur Chaoskönigin. Diese schnipste erneut mit dem Finger und zwinkerte, wie schon Kana zuvor. „Du bist ein Teil von ANGERME! Hier gibt es für niemanden Ersatz!“ Ohne genau zu wissen warum, schien es so, als munterten Kamiko diese entscheidenden Worte auf. Und so langsam trat auch das Lächeln zurück in ihr Gesicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)