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Hello!Project Online

von

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Die drei Grundpfeiler des Havens

Nachdem das Frühstück beendet war, machten sich alle Kenshuusei auf den Weg in ihre Schlafsäle. Bevor sie sich trennten, wies Icchan warnend auf eine Holzuhr an der Wand des Kenshuusei-Hauptquartiers, welches sich treppabwärts unter den Gemächern befand. Das Ziffernblatt zeigte Fünfzehn vor Neun an.
 

„Beeilt euch, euer Basis-Unterricht beginnt in einer viertel Stunde. Unsere Lehrer mögen es überhaupt nicht, wenn man zu spät kommt.“
 

Sofort richteten sich alle Blicke der 26. Generation einheitlich auf Yokoyama Reina. Diese wollte stotternd etwas erwidern, doch Icchan ließ sie nicht zu Wort kommen.
 

„Geht hoch in eure Schlafsäle. Dort findet ihr, am Ende eures Bettes, jeweils eine Metalltruhe für jeden von euch. Darin sind Klamotten für unterschiedlichste Anlässe in eurer Größe enthalten. Nehmt euch eure Trainingskleidung und verwahrt sie in den Taschen, die unter euren Betten gelagert sind. Dann kommt ihr wieder herunter. Ich führe euch in den Klassenraum.“
 

Ohne Weiteres von sich zu geben, machten die Neulinge sich sofort in Richtung Schlafsäle auf. Oben angekommen, schritt ein jeder von ihnen auf die genannte Truhe zu und öffnete sie. Reina erkannte viele verschiedene Grau-, Grün- und Schwarztöne. Sie hätte etwas mehr Farbenfroheit in ihrer Kleidungsauswahl erwartet.

Als sie jedoch durch die einzelnen Stücke streifte, auf der Suche nach den Trainingsklamotten, bemerkte sie den hochwertigen Stoff. In der realen Welt wäre dies niemals möglich gewesen. Teure Kleidung. Ein monströses Märchenschloss. Hochwertiges Essen in beinahe unendlichen Mengen.

All dies wurde durch den virtuellen Raum, in dem sie sich befanden, möglich gemacht.

Während sie die Kiste durchwühlte, gingen ihr diese Gedanken durch den Kopf. Schließlich fand sie das gesuchte Trainingsset. Es bestand aus einer langen, grauen Jogginghose, zwei weißen Socken mit Kompressionseffekt und einem kurzärmligen, schwarzen T-Shirt mit der Aufschrift ‚Hello!Project Online‘. 

Das Outfit war sehr schlicht gehalten, dachte sich Reina. Höchstwahrscheinlich sollte es bloß dem Zweck dienen, bequeme Bewegungen auszuführen, und keine Ablenkung schüren.
 

„Reina, los!“
 

Die anderen warteten bereits am Ausgang. Sofort packte Reina alle benötigten Utensilien in die Tasche, die sich unter ihrem Bett befand. Sie besaß einen dunklen Grauton mit hellblauen Streifen an den Seiten. Das Design verriet eindeutig, dass diese Tasche normalerweise von Sportlern genutzt wurde.

Nachdem alles eingepackt war, machte die 26. Generation sich auf den Weg zu Icchan. Diese winkte und gab ihnen das Zeichen, ihr zu folgen.

Reina hatte äußerste Mühe, sich die Abzweigungen und Gänge zu merken, doch die Anführerin der Kenshuusei beruhigte sie, indem sie sagte, dass man bereits nach ein paar Tagen alle nötigen Wege auswendig wusste.

Es dauerte tatsächlich nicht lange und sie standen vor den Türen ihres Klassenzimmers. Icchan drehte sich zu den Neulingen um und lächelte.
 

„So, da wären wir. Ich wünsche euch ganz viel Glück und Spaß bei eurer ersten Unterrichtsstunde. Der Lehrer wird euch alles weitere erklären. Wir sehen uns nachher in der gemeinsamen Trainingseinheit. Bis dahin.“
 

Die sechs Mädchen verabschiedeten sich dankend und Icchan schenkte ihnen eine leichte Verbeugung, die sie alle erwiderten. Nachdem sie um eine Ecke verschwunden war, blickte sich die 26. Generation noch einmal entschlossen an und betrat dann gemeinsam das Klassenzimmer.

Als sie das Innere des Raumes betrachtete, waberte eine seltsame Vertrautheit in Reinas Geist. Ihren Kameradinnen schien es ähnlich zu gehen. Sie waren bereits einmal hier gewesen. Das ist die Räumlichkeit ihres ersten Zusammentreffens.

Vielleicht sahen alle Klassenzimmer gleich aus, fragte sich Reina.
 

„Ihr seht richtig. Das ist der Raum, in dem ich euch Hello!Project Online vorgestellt habe. Noch einmal ein herzliches Willkommen!“
 

Die Augen der Neulinge wanderten instinktiv in Richtung des Podiums, das sich auf der anderen Seite des Zimmers befand. Dort stand, mit freudiger Miene, Goto Maki.

Erleichterung machte sich in Reina breit. Sie hatte gehofft, dass ihr erster Unterricht von einer vertrauten Person geleitet würde. Auch wenn Reina sehr gern neue Leute kennen lernte, fühlte sie sich in der Gegenwart ihrer ersten Bekanntschaft im Haven doch recht wohl.

Goto Maki wies die Sechsertruppe an, auf den vorderen Sitzen Platz zu nehmen. Nach einem kleinen Durcheinander und viel Raschelei saß Reina neben Ayano an einem Tisch. Yuhane hatte sich neben Shiori gesetzt. Und Marie gesellte sich an Rins Seite.

Die Lehrerin faltete die Hände ineinander und betrachtete ihre neuen Schüler mit prüfendem Blick. Ein sanftes Lächeln zierte ihr Gesicht.
 

„Wie ich hörte, hattet ihr gestern bereits das Vergnügen, auf eine Gruppierung zu treffen. Zumindest auf einen kleinen Teil davon.“
 

Bei dem Gedanken an den gestrigen Tag und die Begegnung mit ANGERME wurde Reina etwas mulmig zumute. Noch konnte sie sich nicht vorstellen, wie sie zu solchen Leistungen fähig sein sollte.

Sie spürte die durchbohrende Aura von Goto Maki, wie sie Reina fixierte. Die Fünfzehnjährige wurde das Gefühl nicht los, als konnte die Ältere ihre Gedanken lesen. Allen voran die Zweifel.
 

„Lasst euch nicht dadurch entmutigen. Sonst habt ihr schon verloren. Murota Mizuki, also die Person, die euch angriff, ist kein böser Mensch. Ganz im Gegenteil! Sie hilft, wo sie nur kann und sucht immer den Kontakt zu ihren Kameraden. Manchmal“, Goto Makis Gesicht nahm amüsierte Züge an, „schießt sie etwas über das Ziel hinaus. Doch das ist in Ordnung, solange niemand verletzt wird.“
 

Das scharfe Kratzen eines Stuhls auf dem Boden schallte durch den Raum. Reina blickte nach links. Yuhane hatte sich aufgerichtet, mit beiden Armen ausgestreckt über den Tisch gebeugt und Goto Maki erregt anstarrend.
 

„Solange niemand verletzt wird?“
 

Mit einer ruckartigen Handbewegung wies sie mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die geschockte Reina.
 

„Wäre sie nicht so schnell ausgewichen, hätte sie der Schlag von dieser Murota zermalmt. Die Mauer, in die diese Irre geknallt ist, bröckelte sogar. Reina wäre um ein Haar zu Brei verarbeitet worden.“
 

Goto Maki nahm die wütenden Worte von Yuhane eindeutig wahr. Doch anstatt zu antworten, richtete sie ihre gesamte Aufmerksamkeit auf Reina. Mit langsamem Schritt ging sie auf die junge Kenshuusei zu. Ihre Miene war unlesbar geworden. Die Augen analysierten jede einzelne Facette des Mädchens. Diese fühlte sich mit einem Mal gar nicht wohl in ihrer Haut. Wie war sie nur so plötzlich in solch eine Situation geraten.

Goto Maki beugte sich über den Tisch von Ayano und Reina und kam nun mit ihrem Gesicht ganz nah an das von Reina. Ihr Blick schien die tiefsten Abgründe der Seele zu durchdringen, als ob sie nach etwas ganz Bestimmtem suchte. Dann sprach sie mit nachdenklicher Stimme:
 

„Ist das so? Murota hat dich mit voller Kraft angegriffen? Und du bist ihr ausgewichen? Das ist äußerst interessant…“
 

Rin meldete sich von der Seite zu Wort und fragte ängstlich:
 

„W-Was ist interessant, Frau Goto?“
 

Die Angesprochene verblieb noch für einen kurzen Moment bei Reina. Dann neigte sie den Kopf zu der Jüngsten und lächelte wieder.
 

„Es ist alles gut“, während sie das sagte, machte sie auf dem Absatz kehrt und trat zurück zum Pult, „Ein Gefühl sagt mir, dass eure Generation Großes vollbringen wird.“
 

Inzwischen hatte sie von ihrem alleinigen Fokus auf Reina abgelassen und strahlte nun endlich wieder alle Neulinge gleichermaßen an. Das veranlasste Yuhane sich ebenfalls wieder zu setzen. Goto Maki sprach fröhlich:
 

„Doch bevor ihr Großes vollbringen könnt, müsst ihr erst einmal lernen, mit dem Kleinen umzugehen. Ich werde euch in den kommenden Wochen die Theorie unserer Grundpfeiler näherbringen.“ 
 

Sie zeichnete Symbole in die Luft und schon erstrahlte die Leinwand, wie schon am gestrigen Tage, und zeigte mit einem Mal ein Bild wie aus dem Nichts.

Reina erkannte eine Art Dreieck. An den jeweiligen Ecken waren Buchstaben zu sehen. Ein K. Ein E. Ein G. Was das wohl zu bedeuten hatte?

Die Lehrerin schien die Gedanken ihrer Schüler im Nu durchschaut zu haben:
 

„Wenn ihr euch daran erinnert, was ich euch gestern erzählt habe, dann könnt ihr mir sicherlich schon sagen, was sich hier abbildet.“
 

Mit wichtiger Miene schaute Goto Maki in die Runde. Sie alle wirkten wie versteinert. Nur Yuhane antworte nach kurzer Stille:
 

„Klarheit. Energie. Geist. Die Grundpfeiler des Havens. Nicht wahr?“
 

Goto Maki klatschte einmal laut in die Hände und grinste.
 

„Sehr gut! Das ist genau richtig.“
 

Mit einem Schnipsen wandelte sich das Dreieck  in eine gerade Linie, indem sich alle drei Seiten verbanden. Das E und das bildeten die jeweiligen Enden der Linie, während das K sich direkt über die Mitte der Linie platzierte.

Die Augen der Lehrerin wanderten von einem Schüler zum nächsten. Dann erklärte sie:
 

„Im Haven leben wir nach diesen drei Tugenden. Die Kenntnis des Geistes, wie ich bereits einmal erwähnt habe, ist dies mein Spezialgebiet, lehrt euch, mit eurem Inneren, eurer Seele, nicht in Konflikt zu geraten und eure Kräfte daraus zu schöpfen. Alle mentalen Fähigkeiten, die euch diese Welt ermöglicht, lassen sich über euren Geist steuern, manipulieren und sogar erweitern. Steht ihr in gänzlicher Harmonie mit euch selbst, wird es kein Problem für euch sein, spirituelle Wunder zu wirken und somit eurer Gruppe, und letztendlich auch euch selbst, die Unterstützung zu liefern, die benötigt wird. Selbstlosigkeit, Fürsorge und Empathie spielen eine große Rolle, um mit seinem Geist ins Reine zu kommen.“
 

Während sie sprach, schimmerte das G heller als die anderen beiden Buchstaben. Mit einem Wisch ihrer Hand, beendete Goto Maki das grelle Leuchten. Stattdessen begann nun das E ein starkes Licht auszustrahlen.
 

„Als nächstes sprechen wir über die Kenntnis der Energie. Dieser Grundpfeiler ist weitaus greifbarer als der Geist oder die Klarheit. Vielleicht fragt ihr euch genau in diesem Moment, wieso das so ist?“
 

Verschmitzt betrachtete sie die 26. Generation. Diese tauschten verwirrte Blicke aus. Goto Makis Augen richteten sich jetzt auf Yuhane.
 

„Nun, du sprachst vorhin von einer bröckelnden Mauer…“
 

Ein lautes Krachen erschrak alle Schüler zutiefst. Ayano kippte beinahe vom Stuhl, so geschockt war sie von der plötzlichen Aktion.

Goto Maki hatte ohne Vorwarnung ihre Faust geballt und gegen die Wand prallen lassen. Als sie diese zurückzog, war ein brutaler Abdruck zu erkennen. Splitternde Tapetenfaser fielen in Scharen zu Boden.
 

„Den Körper über seine menschlichen Grenzen hinaus zu strapazieren und damit das Unmögliche möglich zu machen, genau das ist die Kenntnis der Energie. Dabei lernt ihr, wie ihr die Kräfte eurer äußeren Schale in exakt die Bahnen lenkt, die euch euer Bewusstsein auch vorschreibt. Es geht letzten Endes um die vollkommene und fließende Kontrolle eures Seins. Sei es, um rohe Gewalt zu erzeugen, Filigrane Bewegungen zu meistern oder um entlegene Orte schnell und sicher ohne viel Aufwand zu erreichen, beispielsweise durch hohe Sprünge oder unsagbare Geschwindigkeit.“
 

Shiori meldete sich. Als Goto Maki ihr zunickte, begann sie unsicher zu sprechen:
 

„W-Wird unser Körper in der Außenwelt das überhaupt aushalten? Ich meine… es ist doch möglich, dass unser Kopf gar nicht dazu in der Lage ist, diese Art von Informationen zu verarbeiten, oder?“
 

Die Lehrerin nickte bedächtig.
 

„Du hast Recht, Shiori. Ein zu schnelles Vorantreiben der eigenen körperlichen Verfassung könnte ein böses Ende für euch nehmen. Deshalb lernt ihr vorerst auch nur die Grundlagen, damit wir einschätzen können, wie fortgeschritten ihr im Umgang mit den euch gegebenen Mitteln seid. Nach jedem Rehab Grad werdet ihr in immer komplexere Lernstrukturen eingebunden. Somit soll garantiert sein, dass euer Körper in der realen Welt auch genügend Gewöhnungszeit besitzt. Da dies für jeden Menschen unterschiedlich lange dauert, besitzt auch das vorankommen in den Rehab Graden für jeden einzelnen von euch eine unterschiedliche Dauer.“
 

Marie hob zögerlich die Hand.
 

„I-i-ist es möglich, dass der Körper sich niemals an diese Welt gewöhnt?“
 

Goto Maki zögerte kurz. Reina merkte sofort, was die schreckliche Antwort war. Deshalb wusste sie auch, dass Goto Maki am liebsten gar nicht auf die Frage eingegangen wäre. Doch als Lehrerin musste sie sich dem Unangenehmen stellen:
 

„Ja. Das ist tatsächlich möglich. Sollte dies der Fall sein und der Supercomputer bemerkt keinen Fortschritt, wird er euch ausmustern, was für euch den Abbruch und das Scheitern der Therapie bedeuten würde.“
 

Diese Antwort mussten sie alle erst einmal verdauen. Doch Goto Maki hob beschwichtigend die Hände.
 

„Macht euch darum keine Gedanken. Es vergehen viele Jahre, bevor der Supercomputer solch eine schwerwiegende Entscheidung trifft. Ihr habt alle Zeit der Welt, um zu beweisen, was in euch steckt. Das solltet ihr nie vergessen.“
 

Das aufmunternde Lächeln erwärmte Reinas Herz. Doch das schien nicht jeder von ihnen zu teilen. Marie starrte mit kreidebleichem Gesicht auf ihre Tischbank. Die Fünfzehnjährige machte sich große Sorgen um ihre Kameradin.

Goto Maki hingegen setzte ihren Vortrag fort. Das E erlosch und stattdessen schlug nun die Stunde des K’s. Es leuchtete heller und kräftiger als die beiden anderen zuvor.
 

„Kommen wir nun zur wichtigsten Kenntnis. Die Kenntnis der Klarheit.“
 

Einen langen Moment herrschte Stille im Klassenzimmer. Keiner sagte ein Wort. Die Wolken am Himmel warfen gewaltige Schatten durch den Raum. Die neuen Kenshuusei spürten das elektrisierende Knistern, das in der Luft lag.

Goto Makis Körper vibrierte leicht. Eine unfassbare Macht wohnte in ihr inne. Reina fühlte, wie jede einzelne Membran von der Frau reinste Energie formte. Zum zweiten Mal an diesem Tage begannen die Beine des jungen Mädchens stark zu zittern. Warum reagierte sie so sensibel?

Blitzschnell blickte sie sich im Raum um. Inzwischen konnte man sogar ein leichtes Beben wahrnehmen. Die Stühle und Tische wackelten unablässig. Reinas Kameradinnen waren total gebannt von der Szenerie. Schock, Angst, Verwunderung und Neugier konnte man auf ihren Gesichtern erkennen. Doch niemand schien das Empfinden zu teilen, welches Reina durchfuhr. Was war bloß mit ihr los? Konnte sie in diesem Zustand überhaupt die Therapie absolvieren? War es bereits zu Ende bevor es überhaupt angefangen hatte? Das wollte Reina nicht wahrhaben. Das durfte einfach nicht sein.

Kurz bevor es unerträglich für die Fünfzehnjährige wurde, ließ Goto Maki alle Energie ins Nichts verschwinden. Das Beben. Die wackelnden Stühle und Tische. Das grelle Licht, welches von der Lehrerin ausging. Alles war schlagartig weg.

Reina atmete hastig. Ihre Hände krallten sich in die Tischkanten. Schweiß tropfte auf die hölzerne Platte. Ihr Gesicht schien einem Wasserfall zu gleichen.

Die anderen, nicht minder erschrocken, bemerkten nicht, wie sehr die Vorführung ihrer Mitschülerin zu schaffen gemacht hatte. Sie alle fixierten mit starrem Blick die Person vor ihnen. Goto Maki öffnete langsam die Augen und lächelte.
 

„Was ich euch gerade gezeigt habe, war das naturelle Zusammenspiel zwischen Geist und Energie. Um solch eine Kombination herzustellen, benötigt es eine starke, stabile Verbindung zwischen den beiden Gewalten. Seid ihr in der Lage, dass eure Seele und eure Hülle sich verstehen, verständigen und miteinander in Harmonie kommunizieren können, dann besitzt ihr die größte Macht, die ihr in Hello!Project Online erlangen könnt. Die Kenntnis der Klarheit.“
 

Während sie in die Runde schaute, blieben ihre Augen erneut für ein paar Sekunden an Reina hängen. Scheinbar hatte sie bemerkt, dass das Mädchen Schwierigkeiten hatte, das Gezeigte zu verarbeiten. Trotzdem führte sie ihren Vortrag unbeirrt fort:
 

„In eurer Kenshuusei-Grundausbildung lernt ihr vorrangig den Umgang mit eurem Geist und eurer Energie. In den meisten Fällen kristallisiert sich dabei schon heraus, was für ein Typ ihr seid.

99,99 % aller Patienten hier können keine absolute Harmonie zwischen den beiden Kenntnissen herstellen. Stattdessen sorgen sie dafür, dass sie eine Partei grundlegend beherrschen, und fokussieren all ihr Training auf die andere Partei, um diese nach bestem Willen und Gewissen zu meistern. 

Es ist menschlich, nicht in allem gleichgut zu sein. Deshalb grämt euch nicht, wenn ihr eine Kenntnis nicht im gleichen Maße umsetzen könnt, wie die andere.“
 

Ayano, die kurzzeitig einen besorgten Blick Richtung Reina geworfen hatte, die immer schwerer zu atmen schien, meldete sich.
 

„Warum konzentrieren wir uns hauptsächlich auf Energie und Geist? Ist es für uns nicht möglich, die Kenntnis über die Klarheit zu erlangen?“
 

Goto Maki grinste süffisant.
 

„Oh doch! Möglich ist alles! Allerdings ist die Klarheit selbst die Balance zwischen Geist und Energie. Wenn ihr euch diesen beiden Kenntnissen widmet, seid ihr auch auf dem besten Wege, ein grundlegendes Verständnis über die Klarheit zu bekommen.“
 

Die Lehrerin hob achtungsvoll den Finger.
 

„Jedoch möchte ich euch eins nicht verschweigen. Es ist selten der Fall, dass es Patienten gibt, die eine solch mächtige Klarheit besitzen, dass sie das volle Potential aus Geist und Energie herauskitzeln können. Kaum eine Generation besitzt solch ein einzigartiges Talent in ihren Reihen. Selbst unter den Gruppierungen ist ein Meister der Klarheit ein unglaubliches und unvorstellbares Phänomen. Diese besonderen Personen bezeichnen wir als Ace.“
 

Der Raum war von aufgeregtem Gemurmel erfüllt. Yuhanes Augen waren aufs Äußerste geweitet. Man hörte sie immer das gleiche Wort zu sich selbst flüstern:
 

„Ace… Ace… Ace… “
 

Rin und Marie tuschelten aufgeregt. Shiori klebte förmlich an den Lippen von Goto Maki.

Reina hingegen hatte den Fokus der Unterhaltung komplett verloren. Ihre Lunge brannte. Die Muskeln waren bis zum Zerbersten angespannt. Sie fühlte sich gar nicht wohl. Ganz im Gegenteil! Es war, als presste man einen tonnenschweren Laster auf ihre Körpermitte.

Für einen Sekundenbruchteil blieb die Welt für sie stehen. Dann flimmerten ihre Augen. Alles um sie herum wurde schwarz. Sie hörte in der Ferne einen entsetzten Schrei. Es war Ayano. Ein dumpfer Aufprall in die Leere folgte. Stille. Stille. Stille.



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