For the first time von April_Jones ================================================================================ Kapitel 9: Vereint ------------------ Unbedeckte Haut. Beschleunigter Atem. Ungeahnte Nähe. Castiel hasste das erste Mal als er in Dean war. . Castiels Gnade wurde von Tag zu Tag schwächer. Er wusste, er würde sterben, wenn sich nicht bald etwas an seinem Zustand änderte. Selbst vor den Winchesters konnte er es nicht mehr verbergen. „Es reicht, Castiel“, nur selten gebrauchte Dean seinen vollen Namen, „Du musst deine Batterie wieder aufladen. Ich… ich will, dass du meine Seele berührst.“ Zuvor hatte der Jäger das Thema bereits mit seinem Bruder besprochen und natürlich hatte dieser sich selbst zur Verfügung stellen wollen, aber Dean wollte ihm die Konsequenzen ersparen und außerdem war das eine Sache zwischen ihm und Cas. Überraschend schnell hatte Sam seine Entscheidung akzeptiert.   „Nein. Du weißt nicht, was du da verlangst“, entgegnete Castiel.   „Ich bin mir darüber im Klaren, was auf mich zukommt. Es ist okay.“   „Wie kannst du das sagen?! Du hast selbst gesehen, was es mit Menschen macht.“   „Das ist mir egal!“, dann wurde die Stimme des Jägers ruhiger, leiser, „Aber du… du bist mir nicht egal.“   „Es könnte dich töten!“   „Ich vertraue dir.“   Doch der Engel ließ sich nicht umstimmen. Selbst wenn es Dean nicht umbringen würde, die Qualen, die er dabei durchleiden würde, wären... Castiel hatte keine Worte dafür. Das würde er keinem Menschen je wieder antun und erst recht nicht diesem. Erst Sam brachte ihn dazu soetwas zu tun: „Cas, was glaubst du könnte Dean eher ertragen, die Schmerzen oder deinen Tod? Wenn du stirbst, das… das… würde er nicht überleben.“ Das hatte gesessen. . Die Vorbereitungen waren getroffen. „Sam, geh jetzt bitte“, schickte Dean seinen Bruder fort. Er sollte ihn nicht so sehen. Der jüngere Winchester warf Castiel noch einen letzten Blick zu, bevor er die Tür hinter sich schloss. „Bist du dir sicher? Du musst das nicht tun.“, Castiel suchte in dem Grün seiner Augen nach einem Anzeichen von Zweifel, doch alles was er fand war Entschlossenheit und Vertrauen, so viel unerträgliches Vertrauen. Anstatt einer Antwort knöpfte der Jäger sein Hemd auf. Castiel wich zurück als Dean seinen Arm ausstreckte. Dieser nahm jedoch zögernd die rechte Hand des Engels und führte sie zu der Stelle kurz unter seinen Rippen: „Tu es jetzt, ich bin soweit.“ Durch seine Haut spürte Castiel den beschleunigten Puls und die angespannten Muskeln. Sanft legte er seine andere Hand um Deans Taille an dessen Rücken, um ihn zu stützen, nicht um ihn festzuhalten, das musste er nicht. Denn er wusste, Dean würde sich nicht wehren ganz gleich wie stark die Schmerzen auch wären. „Mach dich bereit. Es wird weh tun.“ Dean schloss die Augen und atmete zittrig aus. Ein letztes Mal strich Castiel mit der einen Hand beruhigend seine Wirbelsäule entlang, bevor er seine andere unerbittlich in Dean eindringen ließ. Dieser krümmte sich, die Augen ungläubig aufgerissen und der Mund zu einem stummen Schrei geöffnet. Er spürte Castiel in sich. Seine Hände packten die Schultern des Engels und hielten sich daran fest. Doch anstatt ihn von sich zu drängen oder vor dem Schmerz zurückzuweichen, drückte er Castiels Arm noch weiter, sodass er sich tiefer in ihn versenkte. Ein gequälter Laut verließ Deans Kehle und seine Finger krallten sich in den Trenchcoat. Seine Knie gaben nach, Castiel fing ihn auf. Behutsam verhinderte der Engel, dass er auf den harten Untergrund aufschlug. Dean versuchte ihn anzusehen, doch die Augenlider vor seinen geweiteten Pupillen flatterten. „Es tut mir leid… Dean, es tut mir leid.“ Den Jäger so zu sehen ließ alles in Castiel zusammenziehen. Er konnte fühlen, dass Deans Geist es nicht mehr ertrug und zu flehen schien es möge aufhören.   Doch dann drang er zu seiner Seele durch. Und da spürte er wie die menschliche Seele sich ihm öffnete, sich ihm entgegenstreckte. Das war mehr als ungewöhnlich, normalerweise versuchten sich Seelen abzuschirmen, sich zu schützen, dagegen anzukämpfen, zwecklos zwar, aber sie versuchten es. Diese Seele jedoch ließ sämtliche Abwehr fallen, ließ seine Gnade ungehindert ein, hieß ihn willkommen. Castiel keuchte auf, seine Hand an dem Körper vor ihm presste Dean näher an sich. Er hatte nicht gewusst, was ihm gefehlt hatte, bis er es fand. Aber er durfte nicht über die Berührung hinausgehen. Sie waren sich so nah und doch war es nicht genug, wie ein Tropfen Wasser für einen Verdurstenden. Es kostete ihn immense Kraft die Beherrschung aufzuwenden nicht der Sehnsucht nachzugeben, nicht dem Verlangen zu erliegen. Mit dem letzten Rest seiner verbliebenen Willensstärke verhinderte er, dass sich seine Gnade mit der menschlichen Seele verband. »Ich habe so lange auf dich gewartet. Geh nicht wieder fort.« Seelen waren wundersame Schöpfungen. Nicht imstande etwas zu verbergen, logen sie niemals, sagten immer die Wahrheit, immer. Und doch waren sie nicht direkt mit der Wahrnehmung ihrer menschlichen Besitzer verknüpft. Bevor Deans Körper dem alles durchdringenden Schmerz nicht länger standhielt, der Realität entsagen und in die erlösende Bewusstlosigkeit gleiten konnte, zwang sich Castiel die Verbindung wieder zu lösen. Obwohl er noch nie etwas so sehr gewollt hatte, musste er ihn loslassen, ihn gehen lassen. Ein erstickter Schrei entfuhr dem Engel, als er sich Dean entzog, so vorsichtig wie es in seinem jetzigen Zustand möglich war.   . Sie fanden sich beide kniend auf dem Boden wieder, Castiels Arme noch immer um den menschlichen Körper geschlungen. Deans Kopf lag erschöpft auf seiner Schulter, schwer atmend die Nasenwurzel an die weiche Haut seiner Halsbeuge gepresst. Deans erster Impuls hätte sein müssen sich aus der Umarmung des Engels zu befreien und zurück zu weichen, aber er tat nichts dergleichen. Fehlte ihm die Kraft oder der Wille? Sie wussten nicht, wie lange sie schon so auf dem Boden gesessen und sich aneinander festgehalten hatten. Vielleicht Stunden. Castiel half ihm aufzustehen. Unter seinen Schuhen knirschten die Scherben der zerborstenen Lampen. Noch etwas schwankend sahen sie sich an. Blau wie der Horizont am Abend in Grasgrün, der Himmel traf auf die Erde. Sie fragten sich, ob sie etwas in den Augen des anderen suchten oder ob sie es schon längst gefunden hatten. Dean war der erste, der seine Stimme erhob: „Cas, was…? Ist es normal, dass… dass es so ist?“ Er hatte es also auch gespürt. Seine Hand presste er an die Brust, als wäre dort eine Leere, die er vorher nicht hatte fühlen können. Doch es war nicht etwa Seelenenergie, die ihm fehlte, sondern die Gnade des Engels vor ihm. „Nein… Unsere Verbindung ist tiefer als ich es für möglich gehalten habe…“ Als Dean ihm den Rücken zuwandte, sah Castiel, dass seine Finger deutlich sichtbare Spuren auf der Haut des anderen hinterlassen hatten. Er hätte nicht die Kontrolle verlieren dürfen, Menschen waren so fragil. „Lass mich das heilen, Dean.“ Vorsichtig streckte der Engel seine Hand aus und berührte die einsetzenden Hämatome und Kratzer. Doch der Mensch umfasste sein Handgelenk, zog ihn von sich und drehte sich wieder zu ihm, den Blick auf den Boden geheftet. „Nein… Nein.“, entgegnete Dean, und der Anflug eines Lächelns zierte seine Lippen. Ich will dich auf meiner Haut tragen.   "When a claim is made on a living soul, it leaves a mark, a brand." Castiel zu Dean Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)